Yu-Gi-Oh! The Last Asylum von -Aska- ================================================================================ Kapitel 6: Turn 06 - Victim's Sanctuary --------------------------------------- Turn 06 – Victim's Sanctuary     „Ich schwöre euch, eines Tages wird ihr Kopf in unserem Flur an der Wand hängen!“, zischte Anya hasserfüllt und schielte mit zusammengekniffenen Augen zu Valerie herüber, die Seite an Seite mit Marc – ihrem Marc! – über das Campusgelände schritt. Dabei unterhielten sie sich derart ausgelassen, das Anya schon Pläne schmiedete, wie sie unbemerkt an die Knarre ihres Vaters herankommen könnte. Abby lugte über ihre Zeitung. „Würde ich dir nicht empfehlen. Mord wird in unserem Bundesstaat schwer bestraft. … Wie überall auf der Welt. Außerdem, erinnerst du dich noch an letztes Mal, als du dich mit Valerie angelegt hast?“ „Das ist doch Schnee von vorvorgestern!“, raunte Anya und biss so zornentbrannt in ihren Apfel, dass es aussah, als würde sie sein Fleisch wie ein Wolf herausreißen.   Die beiden Mädchen und Nick saßen auf der roten Wolldecke, die Abby mitgebracht hatte, damit sie im Schatten der großen Eiche bei den Sporthallen ihre Mittagspause verbringen konnten. Es war extrem heiß an diesem Sommertag, sodass selbst Anya ausnahmsweise ein Tanktop trug und Schultern zeigte. Natürlich war das Kleidungsstück pechschwarz, man könnte demnach behaupten, passend zu Anyas Seele. Und dass ihr Mal mittlerweile immer wieder neugierige Blicke auf sich zog, war der jungen Frau dabei völlig gleich. „Ich habe mich darum kümmert. Unser Besuch wird genehmigt“, meinte Abby schließlich. Ein gewisses Unbehagen lag dabei in ihrer Stimme. „Vielleicht sollten wir das nochmal überdenken, ha ha … ?“ „Masters, sag jetzt bloß nicht, du hast Schiss?“, murrte Anya. „Das war doch deine Idee gewesen, schon vergessen?“ Mit alberner Stimme äffte sie Abbys Worte von neulich nach. „'Vielleicht finden wir ja dort etwas über Eden heraus? Schließlich sind unsere Mitschüler erst verrückt geworden, als Levrier aufgetaucht ist.'“ „Na ja, manchmal macht man eben Fehler“, reagierte das Mädchen heiser, welches aussah, als würde sie einen Kartoffelsack tragen. Selbst an den heißesten Tagen musste es immer ein Kleid sein – in dem Fall vom langweiligsten Grau. „Schau dir Nick doch an!“ Der war gerade dabei, eine Wespe streicheln zu wollen, die sich über seinen Pudding hermachte. Wenige Sekunden später geschah das Unvermeidliche: „Au! Die hat mich gestochen! Böse Wespe!“ Anya interessierte das gar nicht. Sie starrte Abby finster an. „Wir gehen dahin und gut ist! Nachdem deine grandiose Idee mit der Bibliothek so ein Reinfall war, bist du mir das schuldig! Wenn ich noch ein Buch sehe, muss ich kotzen!“ Plötzlich hatte sie das Buch ihres Englischkurses vor den Augen, welches Nick sich grinsend aus Abbys Tasche geschnappt hatte. Als er das Buch senkte, um zu sehen, ob Anya ihre Worte wahr gemacht hatte, funkelte die finster über den Rand, riss es ihm aus den Händen und zog es ihm über den Schädel. „Au! Böse Anya!“, jammerte er liegend. „Darf ich zutreten?“, fragte die Blondine bitterböse und wollte aufstehen, doch ein mahnender Blick Abbys ließ sie verharren. „Na schön“, lenkte die schließlich ein. „Also dann heute nach der Schule vor Victim's Sanctuary. Eigentlich bin ich ja neugierig, was mit unseren Klassenkameraden ist. Immerhin sehen und hören sie immer noch Dinge. Aber …“ „Nichts aber!“, protestierte Anya. „Mir läuft die Zeit davon! In zwei Monaten bin ich entweder eine bescheuerte Stadt oder weiß-der-Geier-was-sonst-noch! In Victim's Sanctuary spukt es nicht, okay? Das erzählt man kleinen Kindern, damit sie nicht über den Stacheldrahtzaun klettern!“ Einmal hatte sie es versucht, doch leider war sie dabei unangenehm gescheitert. Seitdem hasste Anya Stacheldrahtzäune. „Und was ist mit den Experimenten?“, fragte Nick enttäuscht. „Wenn es da jemals Experimente gab, dann höchstens an dir!“, meinte Anya abweisend und verschränkte die Arme. „Wir gehen dahin und gut is'!“   ~-~-~   Als sie die örtliche Irrenanstalt am späten Nachmittag erreicht hatten, war von schönem Wetter keine Spur mehr zu sehen. Es goss wie aus Eimern und so teilten die Drei sich einen Regenschirm, welchen Anya sich von Willow Taub mit 'freundlichen Worten' 'geborgt' hatte. Und während die beiden Mädchen dadurch nicht nass wurden, musste Nick ihnen als Größter den Schirm halten – durfte aber gleichwohl nicht darunter stehen und war bereits vollkommen durchnässt. „Komisch, schon wieder so ein Wetterumschwung“, meinte Abby dazu nachdenklich. Sie hielten vor den Toren der Anstalt, die direkt am Waldrand auf einem Hügel lag. Überall um sie herum standen bereits vereinzelt Fichten und andere Gewächse, die Anya nicht zu benennen wusste. Das Gelände war umringt von einem hohen Stacheldrahtzaun, der dafür sorgen sollte, dass niemand es ohne Erlaubnis betreten oder verlassen konnte. Neben dem schwarzen Tor befand sich ein kleines Pförtnerhäuschen, zu dem sich die Drei begaben.   Nachdem man sie hereingelassen hatte, strebten sie der riesigen Villa entgegen, in der die Patienten untergebracht waren. Einst hatte sie einer reichen Schauspielerin gehört, doch nachdem die sich im Foyer erhängt hatte, wollte niemand mehr dort einziehen. So hatte die Stadtverwaltung beschlossen, das Gebäude zu renovieren und eine Irrenanstalt daraus zu machen. Düster erhob sich das mehrstöckige Anwesen vor ihnen. Während Abby sich an Anya schmiegte, die aus purer Boshaftigkeit dazu geneigt war, ihre Freundin in eine Pfütze zu schubsen, lachte Nick plötzlich los. „Was ist?“, fragte Anya genervt. „Nichts“, meinte er. „Mir geht’s gut.“ „Glaub ich eher weniger“, brummte seine Freundin und machte mit ihrem Zeigefinger eine Kreisbewegung um ihre Schläfe. Was war denn mit dem plötzlich los? Zusammen stiegen sie die kurze Treppe zum Eingang hinauf und schoben eine der Flügeltüren beiseite. Sie gelangten in die große Eingangshalle, die als Aufnahme umfunktioniert worden war. Die roten Teppiche hatte man längst entfernt und gegen Laminatboden ausgetauscht. Die Wände waren weiß gestrichen und insgesamt wirkte das Foyer, abgesehen von ein paar willkürlich verteilten Stühlen und Topfpflanzen, ziemlich leer. Zwei Treppen, die an ihrem Ende ineinander verliefen, führten in das nächstgelegene Stockwerk zu den Patientenzimmern. Abby geleitete ihre Freunde herüber zu den beiden Krankenschwestern, die zusammen an dem Tresen in der rechten Ecke des Saals arbeiten. Sie räusperte sich, ehe sie die beiden schwatzenden Damen mittleren Alters ansprach. „Ähm, Entschuldigung?“ Die korpulentere der beiden Krankenschwestern sah auf. „Kann ich euch helfen?“ „Ja. Wir suchen nach unserem Freund und Mitschüler, Ernie Winter. Ich hatte unseren Besuch angekündigt gehabt.“ Kurz sah die Frau auf ihren Computer, dann meinte sie: „Zimmer 1.13, erstes Stockwerk. Einfach die Treppe hoch, den Gang geradeaus entlang, dann findet ihr es.“ „Danke.“ Tief durchatmend drehte sich Abby zu ihrem Freunden um. Dann schritten sie zusammen durch das Foyer – Nick hinterließ einen regelrechten Fluss aus Wassertropfen – nahmen die Treppen und gelangten in einen spärlich beleuchteten Gang, von dem links ein weiterer Korridor abging. Dass es hier so dunkel war, lag vornehmlich daran, dass zwei der insgesamt sechs Lampen ihren Dienst verweigerten. „Seltsam still für eine Irrenanstalt“, meinte Anya enttäuscht, als sie nach Ernies Zimmer suchten. Sie hatte mit Verrückten gerechnet, die überall herum rannten, Blödsinn schwafelten und nach Leibeskraft schrien. Die bittere Realität sah da ganz anders aus: langweilig. „Von mir aus kann das auch so bleiben“, erwiderte Abby ängstlich. „Immerhin herrscht hier Ruhe und Frieden. Da kriegt man ja glatt Angst um sein Karma.“ „Peace!“, gluckste Nick und drängte sich mit erhobenen Mittel- und Zeigefingern zwischen die Mädchen. Letztlich waren sie vor Zimmernummer 13 angelangt. Hinter ihr war es mucksmäuschenstill. „Ähm Ern-“ Doch Anyas Faust trommelte schon gegen die Tür. „Aufmachen, Winter! Wir haben da was zu klären! Wenn du nicht gleich aufmachst, tret' ich die Tür ein!“ Abby, die es erst auf die freundlich Art hatte versuchen wollen, warf Anya einen finsteren Blick zu. „Was denn!?“ Aber es gab auf Anyas Drohungen keine Antwort. Was höchst ungewöhnlich war, konnte man Ernie schließlich als größten Feigling ihres Jahrgangs bezeichnen. Schmächtig wie er war, wurde er seither von seinen Mitschülern als Spielball für allerlei Gemeinheiten benutzen. Wenn Anya etwas von ihm verlangte, tat er das in der Regel auch ohne Widerspruch. „Vielleicht schläf- Anya!“ Jene hatte einfach die Tür geöffnet und trat in das kleine Zimmer ein. Außer einem Bett, einem Fernseher an der Wand, einem Nachttisch und einem Regal mit Büchern befand sich hier nicht viel. Die Vorhänge des Fensters waren zugezogen. Die Lampe auf dem Nachttisch brannte nicht, es war also noch dunkler als im Gang hinter ihnen. Eine kleine, gebeugte Gestalt hockte auf dem Bett und verharrte in eisiger Stille. Wie gebannt starrte Ernie regungslos in die Leere. Dass er Besuch hatte, nahm er anscheinend gar nicht wahr. „Hey Winter, aufwachen!“, raunte Anya und baute sich vor dem Jungen auf. „Ich glaube nicht, dass das so funktioniert“, beschwerte sich Abby wütend und schob ihre Freundin beiseite. Sie beugte sich zu Ernie herab und lächelte freundlich. „Hallo Ernie, erkennst du mich? Ich bin es, Abigail Masters. Du hast manchmal Mathematiknachhilfe bei mir genommen, erinnerst du dich?“ Weder eine Antwort, geschweige denn eine Regung des Jungen verriet, dass er überhaupt zuhörte. Wütend darüber, ignoriert zu werden, griff Anya den Blonden am Kragen und zog ihn zu sich hoch. „Jetzt hör' mir mal zu, du Napfsülze! Du wirst uns jetzt sagen, was du die ganze Zeit anstarrst, oder ich schmeiß' dich achtkantig aus dem Fenster und ziehe dich solange an den Beinen durch den Schlamm draußen, bis du nicht mehr weißt, ob du Männlein oder Weiblein bist!“ „Anya!“, schrie Abby regelrecht, was von jemandem wie ihr vollkommen überraschend kam. Sie zerrte ihre Freundin von dem Jungen weg, welcher wieder auf sein Bett plumpste und vor sich hin starrte, als wäre nichts geschehen. „So kannst du doch nicht mit einem Kranken umgehen!“ „Aber-!“ „Du siehst doch, dass wir für ihn gar nicht da sind! Egal wie sehr du ihn anbrüllst, er wird nicht antworten!“ „Deswegen will ich es ja mit ein wenig Gewalt probieren, vielleicht-“ „Nein!“ Abby trat zwischen Ernie und Anya. „Du wirst ihm kein Haar krümmen!“ Mit den Zähnen knirschend, machte die Blondine auf dem Absatz Kehrt und machte ein paar Schritte durch das Zimmer. „Von mir aus … Und was jetzt?“ „Vielleicht können wir jemand anderes fragen? Ich glaube, Lily McDonald ist auch hier irgendwo. Wir sollten uns mal nach ihr erkundigen.“ Abby seufzte. „Ich hatte gehofft, dass wir mehr über die Dinge erfahren können, die unsere Mitschüler sehen, seit sie hier eingeliefert worden sind. Das hat doch gewiss etwas mit Eden und Levrier zu tun.“ Anya grunzte missmutig: „Die sind einfach nur balla balla, das ist alles!“ Zusammen verließen die Drei Ernies Zimmer, aber nicht, ohne dass Anya die Tür zuknallte. Es war nicht zum Aushalten! Sie hatte mit Dummschwätzern gerechnet, aber dass die Bekloppten hier gar nichts sagten, machte das Mädchen rasend.   Als das kleine Grüppchen zurück ins Foyer gelangte, bemerkten sie am Tresen der Krankenpflegerinnen eine schwarzhaarige Gestalt, die auf etwas zu warten schien. „Ich denke, ich verschwinde“, meinte Anya verstimmt. „Bringt ja doch nichts, sich hier zu langweilen. Ihr könnt ja gerne weitermachen, wenn ihr wollt.“ „Anya?“ Die junge Frau mit den langen Haaren drehte sich um und entpuppte sich als niemand anderes, als- „Redfield?“, schoss es wie eine Kanonenkugel aus der Blondine. „Und ich dachte, der Tag kann nicht mehr beschissener werden!“ „So gut gelaunt wie eh und je, huh?“, erwiderte Valerie kühl. In der Hand hielt sie ihren Regenschirm. „Was wollt denn ausgerechnet ihr hier?“ „Dasselbe wie du, was sonst?“, zischte Anya giftig. „Caroline Mayfield besuchen? Aber ihr kennt sie doch gar nicht.“ Abby drängte sich zwischen die beiden Mädchen, um das drohende Blutbad zu verhindern. „Hi Valerie! Nein, wir sind wegen Ernie Winter hier.“ Die Schwarzhaarige nickte verständig. „Ach so.“ Dann sah sie zurück zum Tresen, nur um sich wieder der Gruppe zuzuwenden. „Sagt mal, habt ihr die Schwestern gesehen? Ich warte hier schon seit über fünf Minuten. Oder wisst ihr zufällig, wo sich Carolines Zimmer befindet?“ „Im Keller“, antwortete Anya heimtückisch. Da gab es bestimmt Ratten und sie wollte dabei sein, wenn Valerie schreiend das Gebäude verließ. „Also irgendwo auf den oberen Etagen“, schloss Valerie kühl aus Anyas Worten. „Soll das heißen, dass ich lüge!?“, fauchte Anya, sich insgeheim fragend, was sie wohl verraten hatte. Ihr Gegenüber nickte. „Dir traue ich das sogar zu! Als ob ich nicht merken würde, dass du etwas gegen mich hast!“ „Verdammt richtig, Bambi! Am liebsten würde ich-“   Urplötzlich fiel die Deckenbeleuchtung aus, sodass es ziemlich düster im Foyer wurde. Draußen donnerte es laut. „Na klasse“, raunte Anya. „Ich hab Angst im Dunkeln“, jammerte Nick und zwängte sich an Anya … und lag kurz darauf am Boden. Erschrocken half Valerie ihm wieder auf. „Was hat er dir denn auf einmal getan?“ „Er lebt?“, antwortete Anya zynisch. „Misch dich nicht in Sachen ein, die dich nichts angehen, Redfield!“ Abby, die sich wieder zwischen die beiden Streithähne drängen musste, versuchte zu schlichten. „Bitte, hört auf! Wir sollten uns hier nicht streiten! Lasst uns doch für einen Moment alle tief durchatmen, dann nehmen wir einander bei den Händen und-“ „Verdammt richtig, Masters! Ich geb' mir diesen Scheiß nicht länger!“ Aufgebracht stampfte Anya davon und steuerte auf die große Flügeltür zu. Doch als sie diese öffnen wollte, rührte die sich keinen Millimeter. Egal wie sehr Anya auch daran rüttelte und dagegen trat, die Tür blieb verschlossen. Schnaubend drehte sie sich zu den anderen um, die sie alle verwirrt anstarrten. „Sieht so aus, als sitzen wir hier fest, hmpf!“ „Natürlich … Willst du uns veräppeln?“, fragte Valerie bissig, schritt zu Anya und probierte es selbst. Erfolglos. Und musste deshalb ein triumphierendes Grinsen übelster Sorte über sich ergehen lassen.   „Toll, und was machen wir jetzt?“, fragte Anya, als die beiden Mädchen wieder beim Rest der Gruppe angelangt waren. „Wir gehen einfach jemanden suchen, der uns das Tor wieder aufschließt“, meinte Valerie unbekümmert. „Bestimmt haben sie abgeschlossen, damit die Patienten nicht in den strömenden Regen laufen.“ „Und das hast du nicht bemerkt, während du die ganze Zeit hier gewartet hast?“ Auf Anyas Frage hin schüttelte Valerie den Kopf und erwiderte pampig: „Natürlich nicht! Das Schloss kann auch automatisch aktiviert werden, falls du es nicht weißt.“ „Also ich weiß nicht“, murmelte Abby ängstlich. Sie richtete sich an Anya und Nick. „Ist euch nicht aufgefallen, dass wir mit Ausnahme der Schwestern keinem einzigen Pfleger begegnet sind? Und die beiden sind jetzt auch verschwunden. Als ob …“ „Oh, komm schon Masters! Du glaubst doch nicht im Ernst, was du gerade aussprechen willst!“, höhnte Anya und verschränkte entschieden die Arme. Dabei fiel Valeries Blick auf ihr Mal. „Was ist das da an deinem Arm?“ „Geht dich gar nichts an, Redfield!“ „Hört auf“, bat Abby eindringlich und deutete auf einen Gang links von den Treppen, welcher zu einem anderen Teil des Gebäude führte. „Wenn wir nach jemandem suchen wollen, sollten wir es mal da versuchen.“ „Aber da ist es dunkel!“, jammerte Nick. „Nein, da sind ein paar Fenster“, meinte Valerie einfühlsam und streichelte seine Schulter. Anya biss sich auf die Lippen. Diese schleimscheißerische, selbstverliebte, dummlallende Valerie! Wenn sie doch nur unbemerkt einen 'kleinen' Unfall arrangieren könnte! Dann wäre sie diese Pest von Weib endlich los! „Tch, dann gehen wir jetzt jemanden suchen“, sagte Anya und begann zu laufen. Die anderen folgten ihr und schon bald hatten sie den Gang erreicht. Früher war er eine Galerie gewesen, denn noch immer schmückten schöne, hohe Fensterbögen den sterilen, weißen Gang. Draußen konnte man den Vorhof und die Straße sehen, über die sich ein regelrechter Sturmregen ergoss. Hin und wieder blitzte und donnerte es. Immer wieder riefen Abby und Valerie nach dem Personal, ohne jedoch gehört zu werden. Anya machte dabei nicht mit, ihr war das zu blöde. Und Nick lief ganz zusammengekauert hinter ihnen, schreckte bei jedem kleinsten Geräusch zusammen. Schließlich erreichten sie eine Abzweigung nach rechts. Anya, die sowieso schon so schlecht gelaunt war, dass sie immer wieder genervt mit der Faust gegen die weiße Tapete rechts von sich schlug, erreichte die Abbiegung als Erste. Und kaum war sie dort angelangt, sah sie nur noch einen Schatten und spürte, wie sie von den Füßen gerissen wurde und stürzte. Alles wurde dunkel. „Anya!“, schrie Abby erschrocken und hielt sich die Hände vor den Mund. Da lag ihre Freundin am Boden, mit einer kleinen Platzwunde am Kopf und rührte sich nicht mehr. Um die Ecke trat plötzlich ein Mädchen mit honigblondem Haar, ein wenig jünger als Abby selbst und lächelte böse. In der Hand hielt sie ein Stuhlbein, mit dem sie Anya KO geschlagen hatte. „Caroline!?“, rief Valerie völlig verwundert und ließ vor Schreck ihren Regenschirm fallen. Doch ihre Freundin war nicht allein. Plötzlich kam eine ganze Gruppe von Patienten in grünen Nachthemden oder auch alltäglichen Kleidungsstücken um die Ecke, stellte sich hinter Caroline wie eine undurchdringliche Mauer auf. Derweil eilten Abby und Nick Anya zu Hilfe und schleppten sie zurück zu Valerie. Caroline ließ sie gewähren und sagte: „Wir haben schon auf euch gewartet.“ Valerie wirbelte um. Auch hinter ihnen stand mindestens ein Dutzend Patienten. Sie kannte fast alle von ihnen, waren es doch diejenigen, die nach dem Vorfall in der Eissporthalle hierher eingeliefert worden waren. Auch Ernie Winter war unter ihnen. Doch was im Moment viel entscheidender war: die hatten sie umzingelt! „Caroline, was ist los mit dir?“, fragte Valerie aufgebracht. „Wieso greifst du Anya an?“ „Damit sie uns nicht angreift natürlich“, antwortete ihre Freundin mit einem Hauch von Boshaftigkeit in der Stimme. „Sie ist gefährlich. Deswegen möchten wir sie gerne hier behalten. Ihr habt doch nichts dagegen, oder?“ „Ich verstehe nicht“, wandte Valerie verwirrt ein. „Warum … was ist mit euch los? Wo ist das Personal?“ „Im Keller“, erwiderte Caroline gelangweilt. „Ist das Beste für sie. Und für uns selbstverständlich auch. Also? Gibst du uns Anya? Oder müssen wir Gewalt anwenden?“ Demonstrativ schlug sie mit ihrer Waffe auf die Handfläche. „Wir müssen hier weg“, flüsterte Abby ihr ängstlich zu. „Irgendetwas stimmt mit denen nicht. Ich glaube, sie sind … besessen.“   Unter normalen Umständen würde Valerie sich Gedanken um Abigails geistigen Gesundheitszustand machen. Da sie allerdings mit unantastbarer Sicherheit wusste, dass ihre Freundin Caroline niemals jemandem absichtlich weh tun würde, musste sie ihrer Klassenkameradin zustimmen. Auch wenn Besessenheit etwas weit hergeholt anmutete. Nur war an eine Flucht nicht zu denken, denn der Gang war in beide Richtungen blockiert. Und durch ein Fenster zu flüchten war auch unmöglich, da sie dazu erst die davor angebrachten Gitter entfernen müssten – es war also ausweglos, sie saßen in der Falle.   „Und? Ich warte auf deine Antwort, Val.“ Valerie schloss die Augen. Caroline nannte sie sonst nie 'Val'. Was war nur mit den Leuten hier geschehen, dass sie sich so feindselig verhielten? Und warum wollten sie ausgerechnet Anya Bauer? „Hegt ihr etwa Rachegedanken?“, fragte Valerie scharf. „Hat Anya euch etwas so Schlimmes angetan, dass ihr sie gleich KO schlagen musstet?“ „Aber nein, Val. Sie ist einfach nur … ein Dorn im Auge. Und ich bin mir sicher, dass du bestens weißt, was ich damit meine.“ Die Schwarzhaarige blickte zu Anya herüber, die bewusstlos in Nicks Armen lag. Natürlich war Anya ein Ekelpaket, aber das hatte sie nicht verdient. Wer wusste schon, was die mit ihr anstellen würden, wenn sie sie ihnen aushändigen würde. Sie wandte sich an Caroline. „Tut mir leid, aber meine Antwort ist nein. Anya bleibt bei uns!“ „Oh? Also stellst du ihr Leben über deines? Wie nobel. Aber so warst du ja schon immer, nicht wahr, Val?“ Valerie ballte unbewusst eine Faust. Das war nicht Caroline, die da redete. Es mochten zwar ihr Körper und ihre Erinnerungen sein, doch nicht ihr Wesen. Sie war die Güte in Person und würde niemals jemandem nach dem Leben trachten! „Wer bist du wirklich?“, wollte Valerie wissen. Konnte es wirklich sein, dass Abigail recht hatte und alle hier besessen waren? Aber so etwas gab es nur in Geschichten! „Deine liebe Freundin Caroline, hast du das vergessen? Aber nein … eigentlich bin ich das nicht. Oder doch? Wenn ich es doch nur wüsste …“, murmelte das blonde Mädchen verspielt. „Ich bin ja nicht nur Caroline. Auch Ernie. Und Lily. Debbie auch. Du siehst? Ich bin überall um euch herum!“ „Was immer du bist, lass diese Leute gehen!“ „Oh? Warum denn? Ich werde sowieso verschwinden, wenn ich meine Aufgabe erfüllt habe.“ Valerie runzelte die Stirn. „Aufgabe?“ „Anya zu töten, was sonst? Ich wurde einzig zu diesem Zweck geschaffen. Und wenn mein Werk getan ist, werde ich verschwinden. So funktionieren solche wie ich.“ „Ich sagte bereits, dass du Anya nicht bekommen wirst!“ Caroline lachte schrill. „Natürlich. Das war zu erwarten. Und was hindert mich daran, euch alle zu töten? Denk doch mal nach, Anya kannst du sowieso nicht retten. Warum nicht wenigstens deines und das Leben deiner übrigen Freunde? An euch haben wir kein Interesse.“ „Weil das ungerecht wäre!“ Tatsächlich war Valerie aber dazu geneigt, über das Angebot nachzudenken. Wäre es denn gerecht, Nick und Abigail nur um Anyas Willen mit ins Verderben zu stürzen? Aber andererseits, wie konnte sie jemanden verraten, der absolut wehrlos war?   Die falsche Caroline trat einen Schritt vor. „Wenn du meinst? Dann haben wir uns wohl nichts weiter zu sagen.“ Die Reihen der Besessenen gerieten in Bewegung. Immer enger zog sich die Schlinge um den Hals der Gruppe. Nick wimmerte vor Angst, während Abby sich an Valeries Rücken drückte. Doch plötzlich stieß Caroline gegen etwas und fiel zurück. Verwirrt legte sie ihre Hände auf etwas mitten in der Luft, welches wie eine unsichtbare Barriere anmutete. „Verdammt!“ „Was?“, murmelte Valerie verwirrt. „Das … das muss Levrier sein!“, rief Abby überglücklich. „Levrier?“ „Er ist so etwas wie Anyas … Freund. Er beschützt uns! Aber man kann ihn nicht sehen, weil er keinen Körper besitzt.“ Carolines schnarrende Stimme erklang. „Und wenn schon, dieser Schutzschild ist schwach! Lange wird er nicht halten. Wir müssen nur ein wenig warten … “ Valerie starrte Nick und Abby an, die sich um Anya kümmerten. Wenn sie bei Bewusstsein wäre, hätten sie vielleicht eine Chance und könnten sich einen Weg durch die Besessenen bahnen. Aber gegen so viele war wohl selbst eine Anya Bauer machtlos. Was sollte sie nur tun?   Kämpfe, solange sein Schild euch beschützen kann!   Valerie schreckte zusammen. „Habt ihr das auch gehört?“ „Was?“, wollte Abby wissen. „Diese … Frau?“ „Nein. Oder meinst du Caroline?“ „N-nein, schon gut.“ Valerie blinzelte verdutzt. Wen oder was hatte sie da gerade gehört? Sie solle kämpfen? Gegen wen? Caroline? Die wartete samt ihrer Anhängerschaft mit einem finsteren Lächeln. Aber gesagt schien sie nichts zu haben. Und auf einmal kam Valerie eine Idee. „Hör zu! Ich mache dir einen Vorschlag! Wir duellieren uns um Anya!“ „Ach wirklich? Warum sollte ich das wollen? Ich hab sie doch schon und muss nur darauf warten, dass diese Barriere verschwindet. Was nicht lange dauern wird.“ „Bist du dir da wirklich so sicher? Wenn Anya erstmal aufgewacht ist, wird die Barriere viel stärker werden. Außerdem wird sie dann in der Lage sein, dich zu vernichten!“ Was redete sie da eigentlich, fragte sich Valerie irritiert. „Du lügst.“ Doch hundertprozentig überzeugt hörte sich Caroline dabei nicht an. „Ach ja? Die Chancen stehen 50/50. Klar, wenn Anya nicht aufwacht, sind wir alle verloren. Tut sie es aber, seid ihr die Dummen. Ich möchte mich aber nicht auf Eventualitäten verlassen! Entweder du trittst gegen mich in einem Duell an und lässt uns gehen, wenn du verlierst, oder wir warten jetzt schön ab und fordern das Schicksal heraus. Was sagst du dazu?“ Caroline legte ihre Stirn in tiefe Falten. Dann nickte sie. „Mir gefällt deine Denkweise. Nun gut, lass uns sehen, ob du deines Glückes Schmied sein kannst.“   Einer der Besessenen reichte Caroline eine Duel Disk. Valerie trug ihre bereits um den Arm, denn sie hatte ursprünglich vorgehabt, ihrer Freundin damit eine Freude zu bereiten. Sie hätte nie damit gerechnet, dass das Duell unter diesen Umständen stattfinden würde. Die Schwarzhaarige wusste, dass dieses Wesen sich nicht an die Abmachung halten würde, wenn der Schutzschild erst einmal verschwunden war. Deswegen waren es tatsächlich Anya und ihr geheimnisvoller Freund, auf den sich Valerie verließ. Vielleicht konnte sie durch dieses Duell genug Zeit erkaufen, bis Anya aufwachte. Denn das Mädchen bezweifelte nicht, dass Caroline bereits irgendwie versuchte, die Barriere zu knacken. Was ihr in einem Duell womöglich schwerer fallen würde. Einen Versuch war es zumindest wert.   Von der unsichtbaren Mauer getrennt, bezogen die beiden jungen Frauen schließlich Stellung. „Du wirst nicht gegen mich bestehen“, hauchte Caroline bittersüß. „Wenn du dich so duellierst wie die echte Caroline es tut, dann würde ich keine solche Aussagen treffen!“ „Ich kann dir versichern, dass ich nicht wie sie bin. Also, fangen wir an?“ Valerie nickte und so riefen sie: „Duell!“   [Valerie: 4000LP / Caroline: 4000LP]   Nachdem beide ihre Starthand gezogen hatten, sprach Caroline: „Da du mich herausgefordert hast, möchte ich dieses Spiel beginnen.“ Valerie musterte skeptisch ihr Blatt und nickte. Sie hatte schon bessere Hände gehabt, aber vielleicht war das gar nicht so verkehrt, denn immerhin musste sie auf Zeit spielen. Gleich in die Vollen zu gehen würde am Ende nur auf sie zurückfallen. „Ich setze eine Karte verdeckt. Damit beende ich meinen Zug“, rief Caroline. Vor ihr tauchte die gesetzte Karte auf. Wortlos zog nun Valerie auf. Nur eine verdeckte Karte? Das bedeutete nichts Gutes. Vermutlich sann dieses Wesen darauf, dass sie kopflos Monster beschwor und angriff. Das wäre, was Anya tun würde. Aber die Gelegenheit war zu günstig, um sie einfach verstreichen zu lassen. Schon jetzt einen direkten Treffer zu landen, würde ihr einen großen Vorteil verschaffen. Sollte sie es wagen? Valerie beschloss, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Früher oder später würde Caroline die Karte ohnehin aktivieren und da war ihr 'früher' lieber, wenn sie noch genug Ressourcen besaß. „Ich rufe [Gishki Noellia]!“ Vor Valerie erschien eine finstere Zauberin mit feuerrotem Haar, die einen Stab schwang. Mit diesem zeigte sie auf die blaue Duel Disk ihrer Besitzerin.   Gishki Noellia [ATK/1700 DEF/1000 (4)]   „Noellia wird nun die obersten fünf Karten meines Decks kontrollieren und alle Gishki-Monster und Ritualkarten auf den Friedhof schicken. Der Rest jener Karten wird danach unter mein Deck gelegt!“ Die Abbilder von fünf Karten erschienen vergrößert vor Valerie. Sie zeigten die Vorderseite beidseitig, damit auch Caroline alles mitverfolgen konnte. Die Karten hießen, von links nach rechts, [Poseidon Wave], [Gishki Beast], [Evigishki Soul Ogre], [Mystical Space Typhoon] und [Gishki Aquamirror]. Sehr gut, dachte Valerie zufrieden und legte die drei Gishki-Karten auf ihren Friedhof, während sie die restlichen Karten unter ihr Deck schob. „Nun aktiviere ich den Effekt des Aquaspiegels auf meinem Friedhof! Ich schicke ihn in meinen Kartenstapel zurück und darf dafür ein Gishki-Ritualmonster vom Friedhof auf die Hand nehmen! Und die einzige mögliche Wahl ist [Evigishki Soul Ogre]!“ Nun hielt Valerie sechs Karten auf der Hand und besaß ein relativ starkes Monster auf dem Spielfeld. Trotzdem mangelte es ihr an dem nötigen Ritualzauber, um ihren Oger beschwören zu können. Aber auch so würde sie es wagen und angreifen. Ohne mit der Wimper zu zucken, zeigte sie auf ihre besessene Freundin. „Noellia, direkter Angriff!“ Ihre Magierin richtete den Stab auf Caroline und ließ eine Wasserfontäne daraus hervor spritzen, die durch ihr Zielobjekt hindurch schoss.   [Valerie: 4000LP / Caroline: 4000LP → 2300LP]   Valerie war verwirrt. Sie hatte mit einem Konter gerechnet, doch dieses Wesen hatte den Angriff geschehen lassen. Sein Blatt konnte unmöglich so schlecht sein, dass es nicht einmal ein Monster zu seinem Schutz einzusetzen vermochte. Was also plante es? „Ich setzte eine Karte verdeckt“, rief Valerie. Sie würde es sowieso herausfinden. Aber sie würde darauf vorbereitet sein! „Damit beende ich diesen Zug.“ „Bevor du das tust, aktiviere ich meine Schnellzauberkarte. [Fires of Doomsday]!“ Zwei kleine Gestalten aus schwarzen Flammen entstiegen aus dem Boden. Jedes von diesen puppenhaften Wesen besaß ein Auge, welches finster Valerie anstarrte.   Doomsday-Spielmarke x2 [ATK/0 DEF/0 (1)] „Wie du siehst, hat meine Zauberkarte zwei Spielmarken erschaffen“, sagte Caroline von sich eingenommen. „Und wie ihr Name schon sagt, werden sie dein Untergang sein.“ Valerie kräuselte die Stirn. Warum hatte ihre Gegnerin diese Spielmarken nicht dazu benutzt, ihre Lebenspunkte zu schützen? Die Antwort war im Grunde simpel. Sie wollte sie für etwas Größeres opfern. Aber das Mädchen sah darin keine Bedrohung. Sollte Caroline es doch versuchen. Stattdessen warf sie einen Blick auf Anya. „Wie geht es ihr?“ „Die ist vollkommen weggetreten“, meinte Abby besorgt. „Dass ich Anya mal so sehen würde … Ich möchte nicht dabei sein, wenn sie aufwacht.“ Falls sie denn noch aufwachen würde, dachte Valerie nervös. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Spielfeld. „Ich ziehe!“, kündigte Caroline an und lächelte dabei derart boshaft, dass Valerie eine Gänsehaut bekam. „Nun denn, sicher hast du es dir schon gedacht, aber ich werde meine Monster opfern! Sieh her, wie schwarzes Licht diese Welt regieren wird! Erscheine, [The Supremacy Sun]!“ Valerie wich zurück. Die Spielmarken lösten sich auf und gleichzeitig wurde es immer dunkler. Das ging soweit, dass sie ihre eigene Hand nicht mehr Augen sehen konnte. Dann leuchtete ein Symbol in der Ferne. Eine stilisierte Sonne. Es wurde wieder heller und man konnte sehen, dass sie inmitten des Körpers eines großen Wesens steckte. Mit ausgebreiteten, klauenbesetzen Händen erschien dieses schwebende Wesen wie ein finsterer Engel, denn leuchtende Schwingen traten aus dem schwarzen Leib hervor. Tatsächlich sah es in seiner Körperhaltung einer stilisierten Sonne ebenso ähnlich, wie das Pendant in seiner Körpermitte.   The Supremacy Sun [ATK/3000 DEF/3000 (10)] „Siehe, wie die Macht der schwarzen Sonne alles verbrennt!“, rief Caroline hysterisch. „Dann löschen wir sie doch einfach!“, erwiderte Valerie entschlossen. Sie schwang den Arm aus. „Verdeckte Falle, [Torrential Tribute]! Wenn ein Monster beschworen wird, kann ich hiermit das gesamte Spielfeld von unseren Kreaturen befreien! Ich fürchte, deine Arbeit hat sich nicht ausgezahlt!“ Eine gewaltige Sturmflut schoss aus Valeries Falle und riss sowohl [Gishki Noellia], als auch [The Supremacy Sun] mit sich. Das Feld war wieder vollkommen leer. Caroline schaute erstaunt auf die Stelle, die ihr Monster soeben noch eingenommen hatte. Dann sprach sie: „Gut gemacht. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich setzte eine Karte verdeckt und lass dich gewähren!“   Valerie atmete tief durch. Das hatte doch wunderbar geklappt. Wenn das so weiter ging, konnte sie das Feld für eine Weile dominieren. Hoffentlich lange genug, damit Anya aufwachen konnte. Sie würde einen Ausweg finden, da war Valerie sich sicher. Denn ein Dickkopf wie sie würde sich bestimmt nicht von ein paar Zombies, oder was auch immer sie waren, einschüchtern lassen. Und wenn Abigail wirklich recht hatte, verfügte Anya über Kräfte, die vielleicht denen von Caroline gleich kamen. Es musste einfach so sein, denn warum sonst würde dieses Ding Anya umbringen wollen? Das Mädchen musste schmunzeln. Obwohl eigentlich sie hier kämpfte, war es nicht ihre Rolle, die große Heldin zu sein. So war es schon auf dem Eis gewesen, als man Anya ihretwegen auf die Reservebank gesetzt hatte. Das hatte Valerie nicht gewollt. Aber damit war Anya den Kämpfen entkommen, während sie selbst um ihr Leben gefürchtet hatte. Es war nicht anders als jetzt. Schade … in einem anderen Leben wären sie vermutlich die besten Freundinnen. Schließlich widmete sie sich wieder dem Duell. Caroline würde bestimmt nicht so schnell aufgeben, dachte sie bitter. Das war bisher zu leicht. „Alles klar“, rief Valerie erhaben, „ich ziehe!“ Mit Schwung nahm sie die nächste Karte auf. Doch bevor sie nur einen Blick darauf werfen konnte, wurde es wieder pechschwarz um sie herum. In der Dunkelheit war nur der Regen und Donner zu hören, doch selbst das Licht der Blitze konnte diese Finsternis nicht durchdringen. Und dann war es wieder da! Das Symbol der Sonne! Valerie schreckte auf, als das Licht zurückkehrte. Und mit ihm war die Kreatur gekommen, die sie eben erst vernichtet hatte!   The Supremacy Sun [ATK/3000 DEF/3000 (10)]   Caroline lachte hysterisch und steckte eine ihrer Handkarten in den Friedhofsschacht ihrer Duel Disk. „Es ist zwecklos, Val! Egal wie oft du [The Supremacy Sun] vernichtest, sie wird jedes Mal während der Standby Phase vom Friedhof auferstehen, solange ich nur eine Karte abwerfe. Ein endloser Kreis aus Tod und Wiedergeburt!“ Schweiß stand auf Valeries Stirn. Der Anblick dieser finsteren Kreatur ließ sie erschaudern. War dieses Ding wirklich unsterblich? Nein! Sie würde einen Weg finden, wie sie diesen Kreis durchbrechen konnte! „Du hattest die Wahl, Val. Nun sieh, wofür du dich entschieden hast!“, rief Caroline höhnisch. Valerie musste grinsen. Sie hatte sich für das Leben entschieden. Und diesen Pfad würde sie mit aller ihr zur Verfügung stehenden Kraft beschreiten, egal wer sich ihr da in den Weg stellte!     Turn 07 – The Holy Maiden Valerie wird immer mehr von ihrer besten Freundin Caroline und deren Monster [The Supremacy Sun] in die Ecke gedrängt. Alle Versuche, diese mächtige Karte zu vernichten, scheitern kläglich. Doch plötzlich spricht eine Stimme zu Valerie, die sich als niemand anderes vorstellt als Joan of Arc – die heilige Johanna von Orléans – und ihre Hilfe anbietet. Ein Fünkchen Hoffnung entflammt in Valerie, die entschlossen ist, Anya und ihre Freunde zu beschützen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)