Der König von Kalaß von Elnaro ================================================================================ Kapitel 7: Die Höhle der Löwin I -------------------------------- Das Hauptquartier der Königin ist die Festung namens Tarbas im Zentrum der Stadt Kalaß. Sie empfindet diese Residenz als geradeso angemessen für sich, denn sie ist das Prunkschloss von Nalita gewohnt. Die stark befestigte Burg steht erhaben mitten in Kalaß auf einem Hügel und ist von allen Seiten zu sehen. Sie hat dicke steinerne Mauern, die dafür sorgen, dass es hinter ihnen im Winter angenehm warm und im Sommer angenehm kühl bleibt. Königin Estell ließ die Festung in den letzten Monaten in Stand setzen, restaurieren und vorrichten. Die alten Gemäuer wurden zwar von der Stadtverwaltung erhalten, aber da sie nicht mehr bewohnt waren, verwahrlosten sie stark. Zweihundert Jahre lang hatte hier kein Herrscher mehr gelebt, doch Estell verleiht ihr neuen Glanz. Das ist jedenfalls ihre Ansicht. Noch immer arbeiteten die Soldaten täglich am Wiederaufbau der Burg. Königin Estell ist eine schöne Frau Ende dreißig, doch man sagt sie sehe eher aus wie Ende zwanzig. Sie hat langes schwarzes Haar, das sie sehr oft nach oben steckt. Ihre dunklen, fast schwarzen Augen erzeugen ein Gefühl von Tiefe, als könnten sie jeden verschlingen, der zu tief in sie hineinschaut. Sie investiert viel Zeit in ihr Äußeres. Sie macht sich jeden Tag selbst zurecht. Keine einzige Dienerin hat sie sich aus dem Schloss von Roshea mitgebracht, denn sie lehnt das unehrliche, kriecherische Verhalten, das eine Dienerschaft mit sich bringt, ab. Lieber wollte sie sich nur mit Soldaten umgeben, die zwar ebenfalls gehorsam, aber weniger heuchlerisch sind. Oft trägt sie knappe Kleider, die mit Gold, Silber und Edelsteinen verziert sind. Ihr Kleidungsstil ist eine Mischung aus den Stil des orientalischen Aranor und dem königlichen Nalita. Sie betont ihre Augen mit Tusche und bemalt sich ihre Lippen rot, was in Adelskreisen eher ungewöhnlich ist. Sie hat einen atemberaubenden Körper, den sie in Szene zu setzen weiß. Als Generalin der Armee hat sie die alleinige Befehlsgewalt über ihre eigenen, hier stationierten Truppen und Ihr unorthodoxer Führungsstil wird von den Soldaten akzeptiert, zum Teil sogar verehrt. Sie nennt sich selbst Imperatorin, ihre Soldaten spricht sie mit Vornamen an und mit den meisten ihrer Offiziere pflegt sie amouröse Beziehungen. Imperatorin Estell empfängt ihre Gäste normalerweise im ehemaligen Thronsaal der Festung. Das ist eine große Empfangshalle mit hellgelbem Marmorfußboden und breiten Marmorsäulen. Überall hat sie royalblaue rosheanische Flaggen aufhängen lassen, die den silbernen Hirsch als Wappentier tragen. Wie eine wahre Herrscherin setzt sie sich gern auf den ein paar Stufen erhaben stehenden Thron von wo aus sie ihre Soldaten befehligt. Am liebsten würde sie den Thron neu ausstatten, ihn vergolden und mit Edelsteinen besetzten lassen. Da sie die Zivilbevölkerung bisher in Ruhe gelassen und sie somit keinen Zugriff auf das Kunsthandwerk in Kalaß hat, muss sie sich mit diesem Vorhaben noch etwas gedulden. Sie selbst ist der absoluten Überzeugung, eine gute Herrscherin zu sein und sie glaubt, dass die Bürger von Kalaß von ihren Soldaten zwar überwacht, aber nicht terrorisiert werden und dass man sie im Volk deshalb liebt und akzeptiert. Ist sie denn nicht auch viel besser für den Stadtstaat als dieser nutzlose Ältestenrat? Bisher hat sie selbst jedoch noch mit keinen Bürger von Kalaß gesprochen, geschweige denn hätte je einer die Festung von Kalaß Burg betreten, seit es besetzt wird. Doch das wird sich heute ändern. Der riesenhafte Gardor trägt die junge Frau bis an das Tor der Festung, wo sie von einer Menge Soldaten beäugt wird, die noch nie gesehen haben wie ein Zivilist in den Stützpunkt gezwungen wurde und entsprechend verwundert miteinander tuscheln. Loran beschließt seine Gefangene nach wie vor nicht zu knebeln, da ohnehin keine Fluchtgefahr besteht und bringt sie persönlich zu Königin Estell. Diese sitzt anmutig in einem kurzen blauen Dress auf ihren Thron und beobachtet interessiert wen ihr Oberleutnant da mitbringt. Er schubst Kara vor sich her. Ihr Haar hängt ihr, völlig durcheinandergekommen, halb vor dem Gesicht. „Knie nieder vor deiner Imperatorin!“ befiehlt er. Doch Kara weigert sich und bleibt stehen. Der Oberleutnant will gerade handgreiflich werden, als sich die Königin vergnügt zu Wort meldet. „Marco, mein Lieber, wie ich sehe hast du endlich einen Erfolg zu vermelden. Das hat aber gedauert.“ Er steht still und antwortet gehorsam: „Entschuldigt bitte die Verzögerung, Imperatorin Estell. Dafür gibt es keine Ausflüchte.“ Estell steht von ihrem Thron auf. Sie ändert ihre Stimmung sprunghaft und wirkt plötzlich aufgekratzt. „Und was ist mit Nico? Hast du mit ihm immer noch keine Ergebnisse vorzuweisen?“ Sonst ist Loran immer gefasst und überheblich, doch gegenüber der Königin muss er spuren, was er aber sehr gern tut. „Wir konnten ihn leider noch nicht ausfindig machen, aber da wir jetzt seine Geliebte haben, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis er hier auftaucht.“ Estell verzieht das Gesicht. „Seine Geliebte sagst du? Es gefällt mir nicht, wenn du sie so nennst. Lass es in Zukunft.“ Da Loran wohl in ein Fettnäpfchen getreten ist, reagiert er demütig mit einem lauten: „Sehr wohl, Imperatorin.“ Sie läuft um ihre viele Jahre jüngere Gefangene herum, die sie als Konkurrentin betrachtet. „Jetzt lass sie mich in Ruhe ansehen.“ Von der Situation angewidert, sucht Kara nach einem Fluchtweg oder irgendetwas, das sie für sich nutzen kann. Sie sieht sich um und findet einiges ziemlich merkwürdig. Zum Beispiel fällt ihr in einer dunklen Raumecke ein kleiner Mann auf, der als einziger keine Uniform trägt, wohl aber angestrengt zuhört. Zudem hat Kara vorher noch nie eine echte Königin gesehen, aber so stellt sich keine vor. Sie denkt darüber nach, warum sich diese ganzen Männer von einer halbnackten Frau herum kommandieren lassen. Zugegeben hat Kara, trotz den nahenden Winters auch nicht viel mehr Kleidung an. Sie trägt ein langärmliges, aber kurzes, schlichtes Kleid, Stiefel und darunter Strümpfe, die bis über das Knie reichen, doch sie ist auch nicht die Anführerin einer ganzen Armee. Nachdem die Königin ihre Gefangene lange genug gemustert hat, verkündet sie amüsiert: „Auf so was wie dich steht er also? Du bist ja fast noch ein Kind, hast kaum was auf den Rippen und auch keinen ordentlichen Vorbau… Dafür hast du wirklich hübsches Haar, das muss ich neidlos anerkennen. Wie würde mein lieber Nico wohl reagieren, wenn ich es dir abschneiden würde? Was wäre dann noch von dir schäbigem kleinen Ding übrig, hm? …Hach oje, wahrscheinlich wäre er dann wirklich böse auf mich. Das ist nicht gut. “ Nach ihrem kurzen Moment des Zweifels, lacht sie vergnügt. Kara hat jedoch viel weniger Angst vor den Drohungen der Königin, als vor den lüsternen Blicken Lorans, die sie auf sich spürt. Die junge Frau will gar nicht daran denken was passiert, wenn sie in seine Obhut übergegeben wird. Sie hat sich nicht so lange bewahrt, damit sich dann ein so widerlicher Mann an ihr vergreifen kann. In diesem Moment glaubt sie selbst der Tod wäre besser als Loran ausgeliefert zu sein. Als ein weiterer Soldat den Raum betritt reißt es sie aus den schwermütigen Gedanken und die Königin sowie Loran wenden ihre Blicke von ihr ab. Er meldet aufgeregt: „Imperatorin Estell, Hauptmann Dugar, oder… der ehemalige Hauptmann Dugar...?“ In Kara keimt Hoffnung auf, dass er gekommen ist, um sie hier raus zu holen. Estell wird hellhörig und unterbricht den meldenden Soldaten. „Komm zum Punkt, Junge!“ Er fährt fort: „Er steht vor den Toren der Burg und verlangt einen Austausch.“ Sie wundert sich warum das so schnell ging, wendet sich dem Soldaten jetzt ganz zu und keift gereizt: „Meine Güte, nehmt ihn doch einfach gefangen und bringt ihn zu mir! Wieso sollte ich mich auf einen Austausch einlassen? Was sollte er schon gegen mich in der Hand haben?“ Der Soldat stottert eingeschüchtert: „Mit Verlaub, er hat gedroht sich selbst etwas anzutun wenn wir ihn ohne erfolgten Austausch gefangen nehmen oder ihn anderweitig überlisten wollen.“ Kara und Estell sind gleichermaßen geschockt, wohingegen Loran verständnislos den Kopf schüttelt. Die junge Gefangene, die bisher noch kein Wort gesagt hat, schreit laut: „Nico, nein!“ und will sich in Bewegung setzen, doch Estell packt sie an den Haaren und zieht aggressiv daran. „Halt den Rand, Kleine! Dass er soweit für dich gehen würde, hätte ich nicht gedacht.“ Sie lässt Karas Haare los, schubst sie so kraftvoll von sich weg, dass sie hinfällt und sagt resigniert mit einem gereizten leichten Lächeln im Gesicht: „Aber es ist akzeptabel.“ Sie wendet sich an Loran. „Marco, bereite den Austausch vor! Wenn dieser Göre oder Nico irgendetwas passiert, wirst du persönlich zur Rechenschaft gezogen.“ Er bestätigt mit einem: „Jawohl, Imperatorin!“ Auch wenn ihm die Situation überhaupt nicht gefällt. Für ihn wäre es super gewesen, würde Dugar sich selbst den Gnadenstoß gewähren. Es würde ihm perfekt in die Karten spielen, doch Estell hat es nun zu seinem Problem gemacht ihn genau davon abzuhalten. Widerwillig packt er Karas Arm, die angeekelt zusammenzuckt. Geringschätzig richtet die Königin noch ein paar letzte Worte an die junge Frau: „Es ist schade, dass es jetzt so schnell ging. Ich hätte dir mit Vergnügen deine ach so tollen roten Haare abgeschnitten. Doch ich glaube es ist besser, wenn du unversehrt bist. Du kannst dich glücklich schätzen, kleine Offiziershure.“ Sie lacht und setzt sich wieder auf ihren Thron. Beim hinaus gehen bekommt der Oberleutnant mitgeteilt, dass sein Hauptmann die Bedingung gestellt hat, dass Hauptgefreiter Tomsen den Austausch vornimmt. Loran war heute schon einmal mit Tomsen aneinander geraten und könnte Nico dafür gleich nochmal töten. Widerwillig lässt er den Hauptgefreiten aus der Krankenstation holen, denn Tom musste einige Blessuren behandeln lassen, die er vom Aufeinandertreffen mit Hendryk davongetragen hat. Zudem muss er nun erst einmal über die Situation aufgeklärt werden, was einen Moment dauert. In dieser Zeit stehen Loran und Kara allein zusammen im Eingang der Empfangshalle. Während er ihren Hintern befummelt, flüstert er ihr lüstern in Ohr: „Ich krieg dich noch, mein hübsches Kind.“ Mit aller Kraft drückt sie sich von ihm weg, holt aus und gibt ihm eine Ohrfeige, die er nicht kommen sah. Zwei Wachsoldaten, die es mitbekommen, haben Mühe ein Lachen zu unterdrücken. Sie freuen sich, dass Oberleutnant Loran sein Fett wegkriegt und Hauptmann Dugar wieder zu ihnen zurück kehrt und sind deshalb bester Stimmung. Der Offizier findet es gar nicht komisch von einem Mädchen vorgeführt zu werden und holt selbst zum Schlag aus, vor dem sie sich bereits wegduckt, als endlich der Hauptgefreite Tom Tomsen dazu stößt und extra laut unterbricht: „Hauptgefreiter Tomsen meldet sich zum Dienst, Herr Oberleutnant!“ Loran lässt von ihr ab und nimmt Abstand von Kara, ohne ein weiteres Wort zu sagen, doch sein angespannter Gesichtsausdruck spricht Bände. Oberleutnant Marco Loran, Hauptgefreiter Tom Tomsen und Kara gehen gemeinsam bis zum Eingangsportal der Festung, von wo aus die Brücke und das Tor zu sehen sind, die in die dicken Mauern hinein führen. Von weitem können sie den ehemaligen Hauptmann schon am Tor stehen sehen. Es bietet sich ihnen ein skurriles Bild. Die Torwachen stehen still vor dem in Zivil gekleideten Nico, der angespannt Richtung Kara starrt. Oberleutnant Loran bleibt stehen und lässt den Hauptgefreiten Tomsen mit Kara allein weitergehen. Er schüttelt Zähne knirschend den Kopf und zweifelt an seinen Soldaten, über die er jetzt das Kommando haben sollte und nicht Nico Dugar. Je näher Kara Nico kommt, desto schneller läuft sie. Bei ihm angekommen fallen sich die beiden in die Arme und Freude, Trauer und Angst vermischen sich in ihr. Tom salutiert vor Nico, doch der hat im Moment nur Augen für Kara. Die Liebenden küssen sich von Gefühlen überwältigt. Die junge Frau fühlt sich in seinen Armen viel schwächer als in der Stunde davor, in der sie um ihr Leben fürchtete. Sie hat das Gefühl ohnmächtig zu werden, doch gerade noch rechtzeitig fängt sie sich wieder. Als der sanfte Kus endet, haucht Nico seiner Geliebten ein sanftes: „Zum Glück ist dir nichts passiert“ zu und sie entgegnet mit weicher Stimme flüsternd: „Es tut mir so leid, Nico.“ Zart lächelnd schüttelt er den Kopf, dann wendet er seinen nun strengen Blick an Tom und befiehlt: „Bring sie unversehrt nach Hause, Tom!“ Dieser erwidert ohne den geringsten Zweifel: „Jawohl, Herr Hauptmann.“ „Du kannst Tom vertrauen.“ Gibt der junge Offizier seiner Liebsten mit, bevor er sie aus seinen Armen entlässt. Sie bekommt keinen Ton mehr heraus und wird von Tom weg geführt. Noch immer fühlt sie sich schwach und angreifbar und ihre Knie zittern. Sie fragt sich warum es so kommen musste, weiß aber nicht was sie an der Situation ändern könnte. Von weitem sieht sie, wie respektvoll die Soldaten mit ihm umgehen. Dabei wird ihr klar wie verschwendet sein Potenzial die letzten eineinhalb Monate gewesen ist und das war nur ihre Schuld. Sie war es, die ihn ausgebremst hat, ohne sich mit dem unvermeidlichen zu befassen. Nico ist zutiefst erleichtert, dass der Austausch tatsächlich geklappt hat. Der Gedanke daran Kara sei allein in der Obhut Lorans und Estells hat ihn fast um den Verstand gebracht, weshalb er mal wieder völlig kopflos vor Sorge das einzige anbot, das ihm in seiner Situation noch zu Verfügung stand: Sein Leben. Auch wenn es zum Erfolg geführt hat, so muss er sich dringend abgewöhnen die Nerven zu verlieren, wenn es um Kara geht. Einer der Wachsoldaten erweckt ihm aus seiner Trance, als er anerkennend zu Nico sagt: „Gut, dass Sie wieder da sind, Herr Hauptmann.“ Dieser antwortet gedankenverloren: „Ich glaube nicht, dass ich jetzt noch Hauptmann bin, Gefreiter Camorra.“ „Da bin ich mir nicht so sicher. Sie waren der beste Kommandant, den wir je hatten. Wir werden uns für Sie einsetzen und das ist nicht nur meine Meinung.“ stellt der Gefreite fest und sieht dabei seinen Kammeraden an, der ebenfalls davon überzeugt, nickt. Etwas ergriffen von ihrer Treue entgegnet Nico: „Ich danke euch, meine Freunde.“ Sein Blick verdunkelt sich, als er sich in Richtung der Festung umdreht, die sich bedrohlich vor ihm erhebt. „Bringt mich jetzt zur Imperatorin damit ich herausfinden kann, wo ich stehe.“ Es erschallt ein gleichzeitiges: „Jawohl, Herr Hauptmann.“ der beiden Wachsoldaten, die ihn hinein bedleiten. Marco Loran hat die Szene von weitem beobachtet. Er hat zwar akustisch nicht verstanden was sie gesagt haben, doch es reicht ihm ihre Körpersprache zu lesen, um zu verstehen was da gerade passiert ist. Verärgert geht er zurück in den Thronsaal. Auf dem Rückweg schnürt es Kara die Brust zusammen vor Schmerz und sie macht sich selbst Vorwürfe, weil sie sich schuldig fühlt. Wieder war sie zu nichts zu gebrauchen, dabei hat sie extra einen Beruf gelernt, mit dem sie glaubte Nico behilflich sein zu können. Außerdem ist sie ziemlich verwundert über alles was sie da gerade auf dem Hügel erlebt hat. Auf dem Weg durch die Stadt zurück fragt sie Tom was da eigentlich gerade passiert ist: „Wieso geht die Königin auf so einen Deal ein? Ich verstehe das nicht.“ Tom antwortet ihr unbescholten: „Du hast ja keine Ahnung was bei uns los war, seit unser Hauptmann weg ist. Die Imperatorin hatte so schlechte Laune, dass sie alles und jeden um sich herum angeschrien hat. Das habe ich bei ihr zuvor noch nie erlebt. Ich glaube sie ist wie besessen von ihm. Soweit ich weiß ist er der einzige, der sie konsequent zurückgewiesen hat und es trotzdem auf so einen hohen Posten schaffen konnte. Tja, also wenn du mich fragst, ist er so etwas wie der Mann, den sie nicht haben kann und das macht ihn umso attraktiver für sie. Sie will ihn um jeden Preis für sich gewinnen. Diesem Umstand verdankst du dein Leben. Hätte sie dir was angetan, hätte er ihr das doch nie verziehen.“ Kara ist angewidert. „Das ist ja ekelhaft!“ Tom lächelt freundlich. „Dachte ich mir, dass du sie nicht leiden kannst.“ Nach knapp einer dreiviertel Stunde sind sie an Hendryks Haus angekommen. Die junge Frau geht zuerst hinein, denn es sollte kein Soldat sein, den er zuerst zu Gesicht bekommt. Hendryk sitzt zusammengesunken am Tisch und hat den Kopf auf die Tischplatte gelegt. Er trägt kein Oberteil und um seine Brust ist ein notdürftig ein Verband angelegt wurden. Als er aufschaut und Kara erblickt, springt er unvermittelt auf, was ihm wegen seiner Verletzungen ziemliche Schmerzen bereitet, doch er ruft, ohne dass man dies in seiner Stimme bemerken würde: „KARA!“ Als er auf sie zuläuft, sieht er den Soldaten hinter ihr stehen. Er ändert sofort seine Richtung und reagiert auf die neue Situation. Unmittelbar packt er ihn, drückt Tom an den Türrahmen und brüllt hasserfüllt: „Dich kenn ich doch. Dich habe ich vorhin schon mal vermöbelt. Wo ist der Rest deiner Truppe?“ Tom winselt verängstigt: „Ich- ich bin alleine.“ Kara muss bestätigend dazwischen gehen. „Hen, warte! Es stimmt was er sagt. Lass ihn bitte wieder runter. Er ist Nicos Freund und in Ordnung. Er hat mich zwei Mal gerettet und hier her zurückgebracht.“ Hendryk lässt den Hauptgefreiten los, der erst einmal durchatmen muss. Dann sagt er herablassend zu dem jungen Hauptgefreiten: „Gut gemacht und jetzt hau ab!“ Wie soll er jemanden vertrauen, der bei der Entführung seiner geliebten Freundin beteiligt war? Tom verlässt die beiden ohne ein weiteres Wort. Kara fällt ihrem Freund Hendryk um den Hals und sagt völlig verzweifelt zu ihm: „Nico hat sich selbst ausgeliefert.“ Doch Hendryk versucht Kara ein wenig zu beruhigen. „Ich weiß, Kara. Mach dir keine Sorgen, denn jetzt hat er die Chance seinen Plan ausführen, den er vor dem Rat vorgestellt hat. Wahrscheinlich versucht er die Besatzung jetzt von innen heraus zu zerstören.“ Hendryk kommt wegen seiner Schmerzen ins Taumeln, was Kara bemerkt, Sie findet ihre Fassung wieder und lässt ihn geschockt los. „Oh, bitte entschuldige. Lass mich deine Wunden versorgen.“ Wenigstens hier kann sie helfen. Er hat einige Prellungen, doch zum Glück sind, entgegen seiner Befürchtung, keine Rippen gebrochen. Hendryk fühlt sich in Karas sorgenden Händen gut aufgehoben, denn er vertraut ihr voll und ganz. Während der Behandlung entspannt er sich und sagt grinsend: „Wenn Nico wiederkommt und er dich nicht gut behandeln sollte, dann gib mir Bescheid. Ich hau ihm dann persönlich eine rein.“ Kara lächelt traurig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)