Der König von Kalaß von Elnaro ================================================================================ Kapitel 6: Oberleutnant Lorans Chance ------------------------------------- Erst als die Sonne aufgeht, gehen Nico und Kara ins Haus, machen sich frisch und frühstücken miteinander. Die beiden haben so gut wie gar nicht geschlafen, sind aber trotzdem nicht müde. Nico fühlt sich befreit und voller Energie, seine Liebste ist, vielleicht durch die Liebe, vielleicht aber auch durch den Schlafmangel, etwas aufgedreht. Als es klopft, sprintet Kara zur Tür und öffnet sie neugierig mit Schwung. Ein etwas müde aussehender Hendryk steht davor, den sie fast überschwänglich freundlich begrüßt. Er kann sich schon denken wieso sie so fröhlich ist und das macht ihm nur noch mehr zu schafften. Er war die ganze Nacht nicht zu Hause und hat sich in der Stadt herumgetrieben, obwohl er weiß wie gefährlich das ist. Er hatte Glück auf keinen Trupp gestoßen zu sein, dabei wollte er das wahrscheinlich sogar, denn dann hätte er sich wenigstens mal wieder richtig prügeln können. Er weiß noch nicht wie er damit umgehen soll, dass er Kara und Nico in dieser eindeutigen Situation gesehen hat, aber trotzdem hat er ihr versprochen sie zu beschützen und das wird er auch halten. Die junge Stadtwache hat keine Ahnung wo Nico übernachtet hat und es ist ihm auch egal, naja nicht ganz egal. Nachdem was er gesehen hat, hofft er dass er nicht bei ihr übernachtet hat, wovon der aber nicht ausgeht, weil das eigentlich nicht Karas Art ist. Als er vor ihrer Tür steht, befindet sich Nico nicht in seinem Sichtfeld, was ihn doch ein wenig erleichtert. Kara bittet ihn zunächst herein. „Hen, da bist du ja. Wir haben nach dir gesucht. Wo warst du denn?“ Er kann der jungen Frau nicht in die türkisen kartenhaften Augen sehen, die er an ihr so mag, weil ihn das nur schmerzen würde. „Ach, ich-ich brauchte nur Zeit um über Nicos Plan nachzudenken. Ist doch auch egal... Ich bin eigentlich hier, um dich abzuholen. Ich darf dich wieder begleiten und deshalb kannst du ab heute wieder deine Besuche machen. Ich war in der Praxis und habe Bescheid gegeben. Hier ist deine heutige Liste.“ Er hält ihr ein Blatt Papier hin, auf der Namen und Adressen stehen. Kara nimmt sie an sich und antwortet erfreut: „Das ist eine tolle Nachricht. Vielen Dank, Hen.“ In diesem Moment ruft eine Männerstimme aus Richtung des Badezimmers: „Ich verstehe dich ganz schlecht. Warte kurz, ich bin gleich fertig.“ Nach einem kurzen betretenem Schweigen von Kara, tritt Nico aus dem Bad hervor, der grade dabei ist sein Shirt wieder anzuziehen. Schon bei seinem Zuruf zur Salzsäule erstarrt, sieht Hendryk seinen Freund und Konkurrenten halb nackt in Karas Haus herum spazieren. Aus ihm platzt es nun aggressiv heraus: „Ach, hier hat der Gigolo heute also geschlafen?“ Mit Hendryk hatte er jetzt nicht gerechnet, deshalb macht Nico ein überraschtes Gesicht, doch bevor er antworten kann, springt Kara stellvertretend ein: „Was meinst du mit Gigolo? Er… naja er sagte mir du hättest dein Haus als Unterkunft angeboten, doch du warst nicht da, deshalb… Wir konnten ja nicht einfach in dein Haus eindringen.“ Hendryk senkt seinen Blick. Er muss aufpassen nicht direkt auf den Schürzenjäger Nico loszugehen. Dass er überhaupt nicht auf Karas Aussage eingeht, empfindet sie als Zustimmung. Da sie noch eine Menge vorzubereiten hat, bevor sie auf Patientenbesuche gehen können, verabschiedet sie sich knapp und geht in den Nebenraum. Nico eilt zu dem völlig verstörten Hendryk und versucht ihm leise, aber sehr verständnisvoll zu befragen: „Kann es sein, dass du gestern verschwunden bist, weil du uns gesehen hast?“ Hendryk dreht sich, die Arme verschränkend, von ihm weg. Für ihn ist die Sache klar. Kaum hat Nico einen Fuß in der Tür, entreißt der der wundervollen Kara die Unschuld. „Und? Wie war sie so?“ fragt er spitz, was Nico sauer macht. „Hör auf so über sie zu sprechen!“ Der sich im Recht fühlende Hendryk antwortet abschätzig: „Das musst du gerade sagen, du Casanova. Du hättest sie ja nicht gleich flachlegen müssen, wo sie doch…, ach egal.“ Nico glaubt nicht was er da hört. „So denkst du also von mir, ja? Ich dachte das hätten wir geklärt.“ Hendryk steht seitlich zu Nico, sieht ihn an zuckt mit den Schultern. „Die Anzeichen sind doch eindeutig.“ Eins und eins zusammenzählen kann er ja wohl noch. Da war die Anbahnung, der Kuss, die gemeinsam verbrachte Nacht, der halbnackte Liebhaber... das reicht ihm als Beweis. Nico geht näher an die junge verärgerte Stadtwache heran. Trotzdem wird sein Ton ein wenig lauter, sodass er Gefahr läuft, dass sein Liebste ihn hört. „Es ist Kara, über die wir hier sprechen und nicht irgendein Mädchen. Sie ist etwas Besonderes. Das weißt ich genauso gut wie du, klar? Was wäre ich für ein Mann gleich bei der ersten Gelegenheit, die sich mir bietet mit ihr ins Bett zu steigen?!“ Hendryk spottet: „Ein ziemlicher Arsch auf jeden Fall.“ Nico verteidigt sich fast schon flehend, was sonst eher nicht seine Art ist. „Über den Kuss hinaus ist nichts passiert. Wir haben uns nur die Sterne angeschaut und mehr nicht. Frag sie doch selbst!“ Hendryk löst seine verschränkten Arme. Ihm geht ein Licht, als er einen leicht verzweifelten Unterton in Nicos Ausführung wahrzunehmen glaubt, deshalb huscht ihm ein Grinsen übers Gesicht. „Sie hat dich nicht ran gelassen, oder? Nico, ehrlich, so verzweifelt wie du gerade aussiehst, glaube ich dir, dass da nichts weiter gelaufen ist.“ Nico atmet tief durch. Natürlich hätte er so lange weiter gemacht, wie sie ihn gelassen hätte und das wäre ein Fehler gewesen. Es war wohl also ganz gut, dass sie ihn letzte Nacht zurück gewiesen hat. Jetzt ist er fast schon erleichtert darüber, denn er hat in der jungen Stadtwache einen guten Freund gefunden, den er nicht gleich wieder verlieren will. Hendryk erklärt nun wieder angespannt: „Trotzdem, das was ich mit eigenen Augen gesehen habe reicht mir erstmal. Keine Ahnung…“ Nico kann sich vorstellen was er ihm damit sagen will. Es fühlt sich wahrscheinlich nicht gut an das Mädchen vor der Nase weggeschnappt zu bekommen. Er sollte es lieber langsam angehen lassen, deshalb fragt er: „Passt auf Hen, ich halte es für keine gut Idee gleich bei Kara einzuziehen. Sag, steht dein Angebot noch, dass ich bei dir wohnen kann?“ Hendryks Gesichtsausdruck erhellt sich als er das hört. Ein Gigolo, der bei ihm wohnt, kann keinen Schaden anrichten, deshalb stimmt er nur zu gern zu: „Klar steht das noch. Jede Nacht, die du nicht mit ihr verbringst, ist mir willkommen, Kumpel.“ Die beiden grinsen sich herausfordernd an. Nico klopft Hendryk auf die Schulter. „Danke.“ Kara hat inzwischen alles gepackt und kommt in just diesem Moment zurück und sagt: „Ich finde es toll, dass ihr euch jetzt so gut versteht.“ Die Männer müssen darüber etwas lachen, denn ihre Naivität in manchen Dingen ist einfach nur niedlich. Ihr ist nach wie vor nicht aufgefallen wie groß die Rivalität zwischen den beiden in Wahrheit ist. Zwischenmenschliche Beziehungen zu deuten ist nun einmal wirklich nicht ihre Stärke. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie eher wenig Erfahrungen mit anderen Menschen gesammelt hat. Sie war immer eine Eigenbrötlerin, die fast ihre komplette Jugend damit verbracht hat Bücher zu wälzen. Niemals ist sie mit anderen jungen Leuten unterwegs gewesen. Ihr einziger richtiger Freund war all die Jahre nur Hendryk, der neben ihr noch einen „normalen“ Freundeskreis hatte. Als Ärztin kann dieser Makel recht hinderlich sein, denn sie hat Schwierigkeiten damit Lügen aufzudecken und manchmal auch damit Emotionen zu lesen. Ihr selbst ist das gar nicht so bewusst. Kara und Hendryk verabschieden sich. Nico bleibt an diesem Tag in Karas Haus zurück, denn sie wollen keine Zeit mehr verlieren. Hendryk hat noch eilig einen Zeitplan für die heutige Route aufgestellt, der recht gut funktioniert. Er hat sich in der Praxis alles mitgeben lassen, was sie brauchen, weshalb sie heute nicht vorher zum Markt müssen. Das ist sowieso eine Zone in der er besonders Acht geben muss nicht gesehen zu werden. Oberst Haven kann sich mit Sicherheit noch an sein Gesicht erinnern. Jetzt wo Ikky nicht mehr dabei ist, geht er Kara helfend zur Hand und er erinnert sie stets an den Zeitplan. Die beiden sind ein effektives Team. Auf ihrer Tour kommen sie auch bei der alten Dame Margret vorbei, die sich besonders freut Kara zu sehen und erleichtert über ihrer Begleitung ist: „Hendryk, schön dich wieder zusehen. Wie lange ist es wohl her? Ein halbes Jahr? Ich bin so froh, dass du Kara wieder begleiten darfst. Es war schlimm ohne dich. Sie kam überhaupt nicht mit ihrem Zeitplan zurecht. Nur gut, wenn du da mal wieder Ordnung rein bringst.“ Kara, die gerade eine Kräutertinktur anrührt, lacht verlegen. Hendryk, der nichts weiter zu tun hat steht an der Tür und schaut durch das Glas darin auf die Straße hinaus. Er dreht sich zu Margret und antwortet schelmisch lächelnd: „Ohne mich ist sie eben aufgeschmissen.“ Kara schaut etwas beleidigt zu ihm als sie das hört, auch wenn er vielleicht recht hat. Die alte Dame lacht und fragt Kara leise, so dass er sie nicht hört: „Bist nun endlich mit Hendryk zusammen?“ Kara schüttelt verdutzt den Kopf. Es haben scheinbar wirklich alle außer ihr selbst davon gewusst. Margret fragt weiter: „Schade, er ist wirklich ein guter Junge. Und was ist mit dem hübschen Offizier, der dir vor ein paar Monaten geholfen hat? Der stand doch eindeutig auch auf dich, oder nicht?“ Kara wundert sich wirklich, wie Margret das alles wissen kann? Sie druckst herum: „Der Offizier…naja, wir...“ Die alte Dame bohrt weiter nach: „Oh, ist da vielleicht was zwischen euch?“ „Margret, woher weißt du das nur alles? Es ist mir etwas unangenehm, aber ja da ist etwas zwischen mir und dem Offizier. Erzähl es bitte nicht weiter.“ Die alte Dame ist richtig aufgeweckt. „Ist das aufregend, eine verbotene Liebe. Hach, ich wär so gerne noch mal jung. Aber ich verstehe das natürlich und solange du es nicht möchtest, werde ich keiner Menschenseele davon erzählen.“ Kara bedankt sich. Als sie fertig sind gehen sie zum nächsten Patienten. Die junge Frau hat keinen genauen Überblick über den Tagesplan. Hendryk führt sie und gibt ihr vor wie viel Zeit sie hat. Am fortgeschrittenen Nachmittag betreten die beiden ein Haus das Kara keinem ihrer Patienten zuordnen kann und neue Fälle nimmt sie zurzeit nicht an. Hendryk schließt die Tür hinter ihr. Sie macht einen verwundeten Gesichtsausdruck: „Was machen wir hier?“ Er bleibt an der Tür mit dem Rücken zu Kara stehen. Sie schaut sich um, doch es scheint niemand im Haus zu sein. „Hen, wo sind wir denn hier?“ „Das ist das Haus meines Onkels. Er ist um diese Zeit noch bei der Arbeit.“ Er dreht sich zu ihr ins Profil, schaut sie aber immer noch nicht an. „Ich brauchte einfach mal ein Ort, an dem ich ungestört mit dir reden kann.“ Kara schaut nach wie vor etwas verwundert, nickt aber leicht. „In Ordnung, was hast du auf dem Herzen?“ Nach einer kurzen Pause, sagt er frei heraus: „Du hast dich von Nico küssen lassen… Ich habe es gesehen. Ich weiß, du bist mir keine Rechenschaft schuldig, aber...“ Hendrik dreht sich jetzt ganz zu Kara um, die ein wenig neben der Spur ist. Das ist eine sehr schwierige Situation für die beiden. Er macht einen Schritt auf sie zu, sodass er sehr nah vor ihr steht. Sie weicht nicht zurück, obwohl er ihr etwas näher gekommen ist, als sonst. „Kara, sei bitte ehrlich. Was empfindest du für mich?“ Vor so einer Frage hatte sie sich gefürchtet. Sie schweigt kurz und versucht dann sanft zu lächeln. „Hen, ohne dich wäre ich nicht die, die ich jetzt bin. Ich habe dir alles zu verdanken. Du bist für mich wie ein Teil meiner Familie, wie ein Bruder vielleicht.“ Er entgegnet gefasst: „Ich verstehe.“ Er scheint völlig unbeeindruckt von ihrer Antwort zu sein. Er tritt noch ein weiteres kleines Stück an sie heran und streichelt ihr mit seinem Handrücken über die Wange. Wieder weicht sie nicht zurück, doch ihr Herz beginnt schneller zu schlagen und ihr Mund wird plötzlich trocken. Er beugt sich ein Stück zu ihr hinunter und lehnt dann seinen Kopf seitlich an den ihren. Mit der Hand, die eben noch an ihrer Wange war, streichelt er ihr jetzt sanft am Hinterkopf durchs Haar und den anderen Arm legt er um sie. Er flüstert ihr ins Ohr: „Es sollte sich ganz natürlich für dich anfühlen, wenn dich dein Bruder umarmt, aber du kannst vor mir nicht verbergen, dass du nervös bist. Ich spüre es. Warum belügst du dich also selbst?“ Kara lässt ihren Kopf an seine Schulter sinken. Sie schämt sich. Ihr schlägt mittlerweile das Herz bis zum Hals. Sie findet es gemein was er da macht, weil er ihr und auch sich selbst damit nur weh tut. Er hebt ihr Kinn sanft an und nähert sich ihr, um sie zu küssen. Kurz bevor sich ihre Lippen berühren, flüstert sie mit geschlossenen Augen: „Hör auf damit, Hen. Das verletzt nur uns beide.“ Da ihn das nicht aufhält, muss sie ihr Gesicht ein wenig von ihm weg drehen. Von Nico hat sie sich küssen lassen, aber von ihm nicht. Damit ist es eindeutig. Hendryk richtet sich auf. Sein Blick wirkt ernst und etwas verkrampft. Kalt sagt er: „Ich musste das probieren, sonst hätte ich mir auf ewig Vorwürfe gemacht. Aber ich verstehe…“ Er geht einen kleinen Schritt zurück, berührt sie aber noch. „Da gibt es noch etwas, das mich beschäftigt...etwas das mich einfach nicht in Ruhe lässt.“ Er macht eine kurze Pause, bevor er verbissen weiter spricht. „Bitte sag mir, wenn ich es dir eher offenbart hätte, ich meine noch bevor Nico wieder aufgetaucht ist, hätte ich dann eine Chance bei dir gehabt?“ Sie fleht ihn an: „Bitte tu dir das nicht an! Denk nicht über solche Dinge nach!“ Er lässt sie los und dreht sich weg. „Warum nicht? Die Frage drängt sich mir seit Wochen immer wieder auf. Ich bekomme sie nicht aus meinem Kopf.“ Sie berührt seinen Arm. Gerade erschien er noch so gefasst, doch jetzt zittert er. Sie sucht seinen Blick doch er versucht ihr auszuweichen. Sie weiß wie sehr ihn die Frage gequält haben muss, damit er sich überwinden konnte sie auszusprechen. Zögerlich antwortet sie: „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.“ Hendryk ballt seine Hand zur Faust und flüstert verzweifelt: „Ich bin so ein Idiot.“ Er geht hinaus und die junge Frau läuft ihm nach. Den Rest des Weges schweigen sie sich an. An Karas Haus wartet Nico schon auf die beiden. Er freut sich sie wieder zu sehen. Er war einkaufen und hat das Abendbrot vorbereitet. Schon von Weitem erkennt er die miese Stimmung der beiden. Er schnappt sich etwas Brot und Wurst vom Tisch und packt es ein. Er macht sich bereit für den Aufbruch, denn wie gemeinsam Abendessen sieht ihm das nicht aus. Da scheint es dicke Luft gegeben zu haben. Hendryk läuft an ihm vorbei und sagt dabei: „Lass uns gehen!“ Dann dreht er sich um und sagt etwas unterkühlt: „Bis morgen, Kara.“ Sie bemüht sich um ein herzliches „Bis morgen“. Sie berührt die Hand ihres Liebsten, der schon langsam los läuft. Dabei lächelt er sie zärtlich an, doch sie erwidert es nicht, sondern hat einen traurigen Blick. Kara läuft noch ein paar Meter mit und streckt ihren Arm nach Nico aus, bis ihre Hände sich verlieren. Sie sieht den beiden Männern nach, die ihr mehr bedeuten als alles andere auf der Welt, dann geht sie ins Haus, wo ein bereits vorbereitetes Abendbrot auf sie wartet, das sie zu Tränen rührt. Nico holt die zwanzig Meter, die Hendryk schon in schnellem Schritt voraus gegangen ist, rasch auf. Er fragt: „Ist irgendwas schlimmes passiert?“ Doch Hen deutet ein Kopfschütteln an. „Die Route war gut. Wir haben alles gut geschafft.“ Nico lässt die junge offensichtlich noch immer oder auch wieder verstimmte Stadtwache den Rest des Weges in Ruhe. Er merkt, dass er nicht reden will. Am Haus angekommen bittet Hendryk seinen Gast herein. Es ist ein kleines Haus, aber es wird für die beiden reichen. Nico erwartet eigentlich, dass er einen kleinen Rundgang erhält, doch der verbitterte Hendryk fordert in einem unterkühlten Ton: „Schlag mich!“ was Nico verwundert. Hendryk wird gereizter: „Na los, hau mir eine rein!“ „Wieso sollte ich...?“ fragt Nico verdutzt, der immer noch nicht ganz versteht was hier los ist. Hendryk wird langsam laut, denn er schreit schon fast: „Verdammt, tu es einfach!“ Als Nico wieder nicht reagiert geht Hendryk auf ihn los. Sein Schlag ist sehr kraftvoll, doch viel zu träge um Nico zu treffen. Dieser weicht locker aus. Er packt Hens Arm, bringt ihn zu Boden, lehnt sich mit einem Knie und seinem gesamten Körpergewicht auf ihn, um ihn bewegungsunfähig zu machen und ruft angespannt: „Was soll das?“ Hendryk lacht verzweifelt und röchelt: „Genau so muss sich verlieren anfühlen.“ „Was ist dein Problem?“ will Nico wissen. Belustigt und doch verzweifelt antwortet die Stadtwache: „Den Schmerz nur in meinem Inneren zu fühlen ist echt unerträglich, aber diesen hier verstehe ich.“ Nico atmet schwer aus, denn er versteht es jetzt. Er lässt Hendryk aus der Klammer, doch dieser sagt grinsend: „Und einen Kampf bist du mir sowieso noch schuldig.“ Er dreht sich geschickt um und schlägt Nico für diesen unerwartet ins Gesicht. Der dreht sich kurz weg und holt dann zum Gegenschlag aus, der sein auch Ziel nicht verfehlt. Es entsteht eine handfeste Prügelei, in der Nico ist zwar etwas überlegen ist, doch wenn ihn einer von Hendryks Schlägen trifft, dann tuen diese richtig weh. Die Möbel werden mal wieder etwas in Mitleidenschaft gezogen, aber sie haben ohnehin schon einige Blessuren durch Hens neuerliche Wutausbrüche. In einer Kampfpause sagt er keuchend, aber immer noch grinsend: „Das reicht, das reicht. Du bist echt gut. Hören wir auf, bevor ich noch ohnmächtig werde.“ Nico taumelt zum Esstisch und setzt sich auf einen noch intakten Stuhl. „Geht es dir jetzt besser?“ fragt er sich die Haare richtend. Hendryk antwortet geschlagen und erleichtert: „Ja, mir tut alles weh. Danke, Mann.“ Nico lehnt sich nach hinten. Er kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er schüttelt den Kopf. Er fährt sich dabei gleich noch einmal durch die Haare um seine Frisur wieder zu richten, die nicht halten will und sagt trocken: „Du bist ein Chaot. Weißt du das?“ Hendryk legt sich auf den Rücken und schaut zur Decke, während er sich das Kinn haltend, entgegnet. „Yap, weiß ich.“ „Hast du Hunger?“ fragt Nico direkt und Hendryk brummt ein zustimmendes „Hmmhmm“. Der Offizier nimmt aus seiner Tasche was er von Kara mitgenommen hat und legt es auf den Tisch. Hendryk setzt sich zu Nico und die beiden Essen. „Schmeckt nach Eisen“ bemerkt Hen, was die beiden zum Lachen bringt. Am Morgen darauf haben beide einige sichtbare Blessuren. Es ist nichts ernstes, aber trotzdem schmerzhaft. Hendryk geht wie verabredet zu Kara. Sie hat sich schon ein wenig davor gefürchtet ihn heute wieder zu sehen, doch als sie seine Wunden sieht, vergisst sie ihre Angst und fragt aufgebracht und besorgt: „Oh nein, was ist passiert? Seit ihr auf Soldaten gestoßen?“ Hendryk grinst: „Ich irgendwie schon gegen einen.“ Die junge Frau versteht es nicht, deshalb versucht er es zu erklären: „Du kennst ihn. Er sieht in etwa so aus.“ Der verletzte junge Mann richtet sich auf, nimmt die Schultern nach hinten, drückt seinen Rücken durch und seine Brust hinaus. Dann fährt er sich mit seiner rechten Hand durch sein Haar, streicht sich den Pony nach hinten und setzt einen überheblichen Blick auf. Als Kara das sieht, erkennt sie Nico in ihm. Sie muss sich von ihm weg drehen um zu verbergen dass sie rot geworden ist. Hendryk wollte sich über Nicos übertrieben aufrechte Haltung und seine Frisur lustig machen, doch Kara findet es sexy. Sie bemerkt wie hübsch er eigentlich ist und das nachdem er erst gestern versucht hat sie zu küssen... Sie braucht einen Moment, bis ihr klar wird was er ihr damit sagen will. Die beiden Männer müssen aneinander geraten sein. „Nein, das glaub ich nicht. Ihr habt euch doch nicht etwa geprügelt? Ich dachte ihr vertragt euch mittlerweile gut.“ „Sagen wir mal so, wir hatten noch eine Rechnung offen, die jetzt beglichen ist.“ antwortet er sein indigoblaues Haar wieder in die Ursprungslage bringend. Kara versteht es trotzdem nicht, aber lässt die Sache aber auf sich beruhen. Sie schüttelt den Kopf und fragt sich wieso Männer ihre Probleme auf diese Art lösen müssen. Auf jeden Fall ist sie froh, dass Hendryk nicht mehr Trübsal bläst, deshalb machen die zwei ihre Runde wie gewohnt an diesem Tag. Es ist schon fast Herbst aber immer noch ziemlich warm in Kalaß. Die Tage werden wieder kürzer, was auch bedeutet dass sich Kara und Hendryk mit jedem Tag ein bisschen stärker beeilen müssen, denn die Sperrstunde beginnt mit der Dämmerung, egal um wieviel Uhr sie ist. Sie benutzen eine sich wöchentlich wiederholende Route. Damit sich Kara und Nico trotzdem sehen können, gehen die beiden danach immer erst zu Hendryks Haus, wo sie gemeinsam zu Abend essen. Danach bringt Nico Kara nach Hause. Meistens sprechen die beiden dabei über die Erlebnisse des Tages. Als sie an einem Novembertag besonders gut in der Zeit sind, bittet Kara Nico noch mit in ihr Haus hinein zu kommen. Der junge Mann hält zu ihr immer einen gewissen Abstand, besonders wenn Hendryk dabei ist. Leider hat er deshalb so gut wie nie die Möglichkeit sie zu berühren, was ihn langsam etwas frustriert. Kaum ist die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen, stellt er sich direkt vor sie, sodass sie die Haustür im Rücken hat. Er lehnt sich über sie und schaut mit einem sanften Blick auf sie herab, was sie leicht einschüchtert, ihr aber keine Angst macht, denn er würde ihr nie etwas tun das sie nicht möchte. Etwas ungeduldig werdend erklärt er: „Wir haben Krieg und sitze den ganzen Tag herum. Außerdem finde ich, wir haben zu wenig Zeit füreinander. Ich möchte etwas verändern. Ich halte noch immer an der Idee fest Yoken um Hilfe zu bitten, egal was der Rat davon hält. So kann es einfach nicht mehr weitergehen.“ Sie streichelt mit ihrer Hand über sein Gesicht, um ihn zu besänftigen. „Ich verstehe dich. Ich möchte auch mehr Zeit mit dir verbringen... Vielleicht hattest du ja recht damit gemeinsam nach Yoken zu gehen. Lass uns darüber mit Hen sprechen.“ Nico ist froh, dass Kara es jetzt versteht. Doch er hätte sich eigentlich auch gewünscht, dass sie ihn einläd diese Nacht bei ihr zu bleiben. Frei nach dem Motto: Was nicht ist, kann ja noch werden, beugt er sich zu ihr hinunter, um sie zu küssen. Sie kommt ihm sogar etwas entgegen und der Kuss ist voller Liebe und Leidenschaft. Sie ist etwas mutiger geworden, was ihn erregt. Er streicht sanft mit der Handfläche über ihren Hintern, ihre Taille und stoppt an ihren Brüsten. Mit der anderen Hand und umfasst er straff ihre Taille. Sie löst sich von seinen Lippen. Mit geschlossenen Augen lehnt sie sich leicht nach hinten. Da sie schon wieder das Gefühl bekommen hat, dass ihr die Kontrolle entgleitet, flüstert sie: „Nico… nein, es ist schon so spät.“ Er lässt von ihrer Brust ab, aber umfasst Kara weiterer an der Taille. Sie öffnet die Augen und sagt entschlossen: „Ich glaube es ist besser wenn du jetzt gehst.“ Sein Blick verfinstert sich. Er lässt sie los. Es ist nicht das erste Mal, dass sie ihn abblitzen lässt, dabei weiß er nicht genau woran es liegen könnte. „Was ist denn los?“ Sie weicht aus: „Es ist nichts. Ich hatte einfach einen harten Tag und bin müde.“ Auch wenn er weiß, dass das gelogen war, akzeptiert er es, verabschiedet sich und geht. Nico und Hendryk unterhalten sich noch an diesem Abend. Sie sitzen gemeinsam am Tisch und spielen Schach wie sie es oft tun. Der Offizier bevorzugt die schwarzen Figuren, weshalb Hendryk mit den Weißen spielt. Sie schärfen mit diesem Spiel ihr analytisches Denken, offiziell jedenfalls, inoffiziell messen sie ihr Können. Auch wenn man denken könnte, dass Nico der jungen Stadtwache als Stratege aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung als Offizier, überlegen sein müsste, so wird man im Spiel eines Besseren belehrt. Er kann Nico durchaus das Wasser reichen und das obwohl er das Spiel erst seit ein paar Wochen kennt. Seine Gewinnquoten steigen kontinuierlich, zur Zeit von dreißig auf vierzig Prozent, was schon beachtlich ist. Der Jungspund ist hoch motiviert den Meister zu überholen, denn er tönt: „Ich krieg dich noch!“ Nico grinst: „Als zusätzlichen Ansporn schlage ich heute vor, dass derjenige, der drei von fünf Spielen gewinnt dem Anderen eine Frage stellen darf, die wahrheitsgemäß beantwortet werden muss. Egal wie unangenehm sie ist.“ Hendryk ist einverstanden. Er ist absolut siegessicher. Die beiden verbringen fast die ganze Nacht damit gegeneinander zu spielen. Nico gewinnt ganz knapp drei zu zwei, worüber sich Hendryk sehr ärgert, denn er hatte eine Frage auf den Lippen, die er nur bei einer solchen Situation hätte stellen können. Nicos Frage bezieht sich auf Karas Zurückweisung, die ihn langsam an der Ehre kratzt. Er weiß nicht wen er sonst um Rat fragen könnte. Als ihr Exfreund müsste Hendryk doch schließlich wissen was mit ihr los ist. Allerdings glaubt er, dass er unter normalen Umständen eine solche Frage nicht hätte stellen dürfen. Hendryk drängt: „Na los, dann stell deine Frage, verdammt.“ Er ist nicht sauer, dass er verloren hat, sondern enttäuscht, dass er seine eigene Frage jetzt nicht mehr stellen kann. Nico will sich mit seiner Frage lieber erst einmal etwas herantasten. „Was mag Kara eigentlich?“ „Du stellst komische Fragen, aber lass mich überlegen. Sie mag Bücher, rosheanisches Essen, Katzen,…“ antwortet Hen zynisch, der schon verstanden hat was sein Gegenspieler wissen möchte. Nico schüttelt den Kopf. „Nein, ich meine was mag sie an Männern? Auf was steht sie? Ist sie romantisch?“ Hen lacht etwas, als er das hört. „DU bist doch der Gigolo und nicht ich. Mensch, Nico, warum fragst du mich das? Versagen deine Verführertricks etwa bei ihr?“ Nico antwortet etwas resigniert: „So könnte man es ausdrücken. Sie ist sehr distanziert.“ Hendryk grinst in sich hinein. Er kann sich schon vorstellen was da passiert ist. Er gibt ihm irgendwie ein gutes Gefühl, dass sogar ihr großer Held Nico an ihrer unsichtbaren Barriere scheitert. Sie ist eine schwierige Frau, keine Frage, deshalb gibt er Nico auch eine ehrliche Antwort. „So ist sie doch schon immer. Ich glaube nicht, dass du irgendwas falsch machst. Mit Kara musst du eben mehr Geduld haben, als mit all deinen anderen Weibern.“ Nico sieht streng zu Hendryk hinüber und sagt verärgert: „Du hast immer noch ein völlig falsches Bild von mir.“ Doch Hen hat Nico mit Absicht provoziert. Mal wieder hat die junge Stadtwache einen Teil der Wahrheit durchschaut, denn so etwas hätte Nico sich sonst von keiner Frau bieten lassen. Hendryk entgegnet: „Ich weiß nicht was ich sonst dazu sagen soll.“ und das weiß er wirklich nicht, denn er war schließlich auch nie mit ihr zusammen. Dass sich der eitle Offizier Beziehungstipps von seinem Kontrahenten geben lassen will, deutet in jeden Fall darauf hin, dass er ziemlich verzweifelt sein muss. Nico gibt noch eine andere Idee zum Besten: „Kara hat doch eine Freundin namens Ikky, oder? Vielleicht kann ich sie fragen.“ Hen lacht Nico für diese dumme Idee aus, noch prustend sagt er: „Lass es lieber, sie kann dich nicht ausstehen und zwar nicht so wie ich, sie hasst dich nämlich wirklich.“ Das überrascht Nico sichtlich und Hendryk erklärt. „Sie hasst alle rosheanischen Soldaten bis aufs Blut. Du bildest da keine Ausnahme, mein Lieber. Deshalb hat sie auch den Kontakt zu Kara und mir abgebrochen. Mir ist es egal. Ich vermisse das Gör jedenfalls nicht.“ Langsam verstehend, warum sich Hendryk auf die Frage hin kaum halten konnte, nickt Nico. Er lässt das Thema auf sich beruhen, auch wenn er mit der Antwort nicht wirklich etwas anfangen kann. Er weiß auch nicht was er sich davon erhofft hat. Kara ist für ihn ein großes Mysterium. Am nächsten Tag machen Hendryk und Kara wie immer ihre gewohnte Runde. Oberleutnant Marco Loran bemerkt die junge Frau auf der Straße, die für ihn im Augenwinkel wie die schöne junge Frau aussieht, für die ihn sein Hauptmann bewusstlos geschlagen hat. Sie hat ihn in seinen Gedanken in den ganzen drei Monaten nicht los gelassen. Er wünscht sich sie unbedingt wieder zu finden. Er will sie besitzen, die Frau für die sein verhasster Hauptmann Dugar seine geliebte Imperatorin verraten hat. Marco Loran war nach Nico Dugar der größte Anwärter auf den Posten der Führung der Stadtkontrolle. Trotz seiner Bereitschaft alles für seine Imperatorin zu tun, bekam der unnachgiebige Dugar den Posten, der dazu auch noch zum Hauptmann befördert wurde. In seinen Augen ist das eine Ungerechtigkeit, die seines Gleichen sucht. Seit Nico weg ist, ist er endlich zum Befehlshaber der Stadtkontrolle geworden. Befördert wurde er dazu allerdings nicht. Er führt die Kontrollen unkoordinierter, aber rigoroser durch als sein Vorgänger. Er hat noch einige Schwierigkeiten damit die Führung zu übernehmen. Nicht alle wollen seinem neuen Befehlen Folge leisten und es liegen bereits einige Beschwerden über seinen Führungsstil vor, die Imperatorin jedoch ignoriert, denn sie steht voll hinter ihrem Oberleutnant. Als Loran einen Tag später am gleichen Ort nur zu einer anderen Zeit wieder das Gefühl hat die schöne rothaarige junge Frau zu sehen, begibt er sich aktiv auf die Suche nach ihr und findet sie tatsächlich. Er beobachtet wie sie von einem kampfstark aussehenden jungen Mann, wahrscheinlich einer Stadtwache, begleitet wird, was ihn etwas ärgert. Loran ist kein Krieger. Er kann ganz passabel mit dem Schwert umgehen, was ihm gegen einen gut ausgebildeten Kämpfer jedoch nicht weiter helfen wird. Loran erkennt schnell das Muster hinter der wöchentlichen Route der jungen Frau und ihrem Begleiter. Er lässt ihnen von seinen Leuten eine Falle stellen. Sie umstellen ein Gelände, das Kara und Hendryk täglich betreten. Hendryk fällt glücklicherweise die Veränderung in der Stationierung der Truppen auf und bricht die Hausbesuche für diesen Tag ab. Er, Kara und Nico beraten sich am Nachmittag über diesen Vorfall. Nico macht es große Sorgen. Mehr noch als den anderen. Er erarbeitet einen rotierenden Routenplan für die beiden und bittet sie noch vorsichtiger zu sein. Am liebsten wäre es ihm selbst mitzugehen. Er nimmt es als Anlass noch mal über seinen Plan nach Yoken zu gehen, zu sprechen. Sie beschließen nichts zu überstürzen und ab sofort intensiv weitere Informationen über Yokens aktuelle politische Lage zusammenzutragen. Loran ärgert sich unterdessen über seinen Misserfolg, gibt jedoch nicht auf. Er beschreibt seinen Soldaten das Aussehen der beiden. Diese melden alle Sichtungen an ihn weiter. Loran erkennt erneut ein Muster, das zwar ungleich komplizierter ist, ihm aber bekannt vorkommt und er kann vorhersagen wann die beiden wo auftauchen werden. Diesmal erstattet er Bericht bei Imperatorin Estell. Sie gibt ihm die Erlaubnis seinen Plan umzusetzen und die rothaarige Frau, für die ihr Hauptmann so weit gegangen ist, unversehrt zu ihr zu bringen. Er stellt ihnen erneut eine Falle. Er hat ein Haus ausfindig gemacht, das sie zweimal pro Woche besuchen und sich für das Vorhaben besonders gut eignet, da es klein ist und keinen Hinterausgang hat. Er postiert sich sowie fünf seiner Männer im Haus. Den Patienten lässt er verlegen, weil er keine weiteren Zeugen für dieses Sache braucht. Diesmal ist er siegessicher. Als Kara und Hendryk in das präparierte Haus eintreten, scheint zunächst alles in Ordnung zu sein. Hendryk bleibt wieder an der Tür stehen und geht Kara nur auf Bitten zur Hand. Sie geht ins Wohnzimmer hinein, wo sie jedoch statt vor ihrem Patienten, vor Oberleutnant Marco Loran steht, der sie belustigt anlächelt und höflich fragt: „Hallo schönes Kind. Weißt du noch wer ich bin?“ Sie erkennt ihn sofort und schreit Hendryk zu: „Hen! Es ist eine Falle!“ Kaum hat sie es ausgesprochen, wird sie schon von Loran am Arm festgehalten. Hendryk eilt herbei und wird jäh von zwei Soldaten gestoppt, die sich gut im Raum versteckt hielten. Die Stadtwache schafft es zwar sie nacheinander zu entwaffnen und kurz zu Boden zu bringen, doch es greifen schon zwei weitere Soldaten an. Der nahkampferprobte Hendryk hat große Mühe allein gegen so viele Gegner zu bestehen. Er schafft es jedoch durch ihre Reihen hindurch bis zu Kara durchzudringen, der es gelungen ist sich aus Lorans Griff loszureißen. Die beiden rennen zur Tür, wo ein fünfter Soldat schon auf sie wartet. Er ist so groß und breit, dass er fast die komplette Tür verdeckt. Mit nur einem gezielten Schlag streckt er den angeschlagenen Hendryk nieder, der nun bewusstlos zu Boden geht. Der riesige Mann packt Kara und hält sie von hinten an ihren Oberarmen fest. Loran, ballt die Faust zum Sieg, geht in Richtung des riesigen Soldaten und lobt ihn anerkennend: „Gut gemacht, Gardor. Da hat es sich doch gelohnt die Imperatorin in Kenntnis zu setzen.“ Er steigt über die vier anderen Soldaten hinweg, die sich grade wieder aufrichten. „Und ihr seid ein nichtsnutziges Pack.“ Hauptgefreiter Tomsen, eigentlich ein immer gut gelaunter Kerl, dem solche Aufträge gar nicht liegen, richtet sich gerade wieder auf. Er entgegnet leise abschätzig: „Ziemlich überheblich für einen, der selbst nichts drauf hat.“ und Loran brüllt gereizt: „Wie war das?“ Er tritt Tomsen das Standbein weg, sodass er gleich wieder auf dem Boden landet. Der Oberleutnant geht zu der jungen Frau, wegen der er hier ist. Er mustert sie und grinst lüstern. „Wo ist denn dein Retter Nico Dugar heute?“ Sie wird von dem Soldaten Gardor so fest gehalten, dass sie sich kaum bewegen kann. Loran bohrt weiter nach: „Mach dir nichts vor, meine Hübsche. Du bist nur eine seiner vielen Liebeleien. Er hat doch auch in jeder Stadt eine andere, manchmal wohl auch gleich mehrere habe ich gehört. Aber er ist auch bekannt dafür, dass er den Frauen einiges anvertraut, deshalb glaube ich auch, dass du weißt wo er sich gerade aufhält.“ Kara schaut angestrengt weg, was Loran aufregt. Er packt ihre nach vorn gefallenen Haarsträhnen und zieht sie daran an sich heran. Als ihr Gesicht nah vor seinem ist, fragt er gereizt: „Wo ist er? Sag es!“ Sie spürt seinen Atem auf ihrer Haut, was sie widerlich findet, deshalb antwortet sie unüberlegt: „Du kannst mich!“ Was sein Gesicht erhellt, denn diese Vorstellung gefällt ihm. Lasziv entgegnet er: „Oh, wieso sollte ich so eine Einladung ausschlagen?“ Er leckt sich die Lippen. Noch immer an ihren Haaren ziehend, fährt mit seiner freien Hand über Karas Körper. Er beginnt an ihren Wangen geht über ihr Dekolleté, ihre Brüste und den Bauch zu den Oberschenkeln. Kara versucht sich vergeblich zu wehren, als er unter ihrem Rock ihre Innenschenkel streichelt. Gerade noch bevor etwas Schlimmeres passiert, ruft der Hauptgefreite Tomsen von hinten: „Herr Oberleutnant, mit Verlaub, wir sollen das Mädchen unversehrt zu unserer Imperatorin bringen.“ Lorans Blick verfinstert sich wieder und er wendet sich von Kara ab. „Tomsen, verdammt nochmal. Wer hat Ihnen erlaubt in so einem Ton mit einem Offizier zu sprechen? Das Mädchen ist doch unversehrt, auch wenn ich ein bisschen mit ihr spiele.“ Trotzdem lässt er Karas Haare los, denn seine Lust ist leicht zu zerstören. Sie atmet etwas durch, doch in der Klemme steckt sie immer noch. Tomsen entgegnet: „Entschuldigen Sie bitte, Herr Oberleutnant.“ Dass sein Gefolge nicht hinter ihm steht, macht Loran ihm ziemlich zu schaffen und lässt deshalb nun ganz von Kara ab. „Also gut, nehmt sie mit.“ befiehlt er schroff. Er ärgert sich sehr über seinen vorlauten Gefolgsmann. Er schaut neben sich, wo die verletzte und immer noch bewusstlose Stadtwache liegt, tritt ihn frustriert noch einmal und geht dann zur Tür hinaus. Alle anderen Soldaten folgen ihm. Als Tom an Kara vorbeigeht flüstert sie ihm ein verzweifeltes, aber auch erleichtertes „Danke“ zu. Die junge Frau hatte große Angst, denn wieder befand sie sich in der Opferrolle, aus der sie sich nicht selbst befreien konnte, doch für den Moment hat sie es überstanden. Sie hat keinen so schweren Zusammenbruch wie beim letzten Mal, denn sie ist daran gewachsen. Freiwillig geht macht sie keinen Schritt, sodass der Soldat Gardor sie den ganzen Weg bis zur Festung Tarbas tragen muss, wo sich die Königin niedergelassen hat. Nach kurzer Bewusstlosigkeit wacht Hendryk wieder auf. Er hat ziemliche Schmerzen und glaubt mindestens eine gebrochene Rippe zu haben. Er schleppt sich trotz seiner Verletzungen so schnell er kann nach Hause. Nico hört jemanden an der Tür und ruft: „Ihr seid aber heute früh zurück.“ Er war gerade mal wieder aus Langeweile dabei Hendryks in den letzten Jahren vernachlässigtes Haus zu putzen und aufzuräumen, denn er hat echt nichts Besseres zu tun. Er geht nach unten und sprintet zum verletzen Hendryk, der sich an den Türrahmen angelehnt hat. „Was ist passiert? Wo ist Kara?“ Hendryk antwortet keuchend: „Sie haben uns aufgelauert. Ich hatte keine Chance... Ich war bewusstlos, aber ich glaube sie haben sie in die Festung mitgenommen.“ Nico beginnt den verletzten Hendryk notdürftig zu verarzten und verkündet entschlossen: „Ich hole sie wieder zurück.“ Er will aufstehen, doch Hen hält ihn am Arm fest. „Nein, sie wollen dich. Sie ist der Köder um dich zu fangen. Ich hole sie. Es ist schließlich meine Schuld.“ Er stützt sich ab, um aufzustehen und keucht dabei ziemlich. Nico spottet: „In deinem Zustand? Du kannst kaum stehen und willst allein in das Hauptquartier der Imperatorin eindringen? Bist du lebensmüde? Außerdem ist es auch meine Schuld. Ich habe den Routenplan erstellt.“ Nico steht auf und die junge Stadtwache lässt ihn diesmal gewähren. „Ich muss gehen. Das weißt du. Ich bin der einzige, der sie dort lebend wieder raus holen kann.“ erklärt Nico noch einmal, bevor er den verwundeten Hendryk zurück lässt. Er beeilt sich, denn er weiß, dass jetzt jede Minute zählt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)