Live our lives von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 78: rejection --------------------- Kari kam zitternd zu Hause an. Ihr war furchtbar schlecht, zudem bekam sie kaum Luft, da sie den ganzen Weg gerannt war. Sie hatte einfach Angst davor gehabt, dass Davis ihr hinterherkommen würde. Sie wollte ihn nicht sehen, sie konnte nicht. Sie konnte niemanden von ihnen mehr sehen. “Keru”, schluchzte sie auf und schlug ihre Hand vor ihren Mund. So schnell sie konnte, kickte sie ihre Schuhe von ihren Füßen und hastete in ihr Zimmer. Dort schleuderte sie ihren Rucksack in die Ecke, warf sich aufs Bett und schluchzte herzergreifend los. Warum? Warum hatte er sie so angelogen? Warum hatte er ihr die ganze Zeit etwas vorgespielt? Warum hatte er so süße Dinge gesagt und getan? Warum war er immer für sie da gewesen und hatte ihr das Gefühl gegeben, dass sie ihm wichtig war? Ihre Hand schloss sich um die Kette um ihren Hals. Sie verkrampfte ihre Hand darum und schluchzte noch mehr. Wo kamen nur alle diese Tränen her? So viel Wasser hatte sie doch gar nicht in ihrem Körper. Es dauerte eine Weile bis ihr bewusst wurde, wie sie sich an die Kette klammerte, die Takeru ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. Panisch ließ sie sie los und fummelte an dem Verschluss herum. Irgendwann bekam sie diesen auf und schleuderte die Kette mit einem Aufschrei von sich. Dann ließ sie sich wieder in ihr Kissen sinken, drückte ihr Gesicht hinein und schluchzte laut weiter. Sie zog ihre Beine an und umklammerte sie mit ihren Armen. Kari bemerkte nicht, wie sich ihre Zimmertüre öffnete. “Hikari, ist bei dir alles in Ordnung?”, wurde leise gefragt, jedoch bekam das Mädchen dies nicht mit. Erst als das Bett unter einem zusätzlichen Gewicht nachgab und sich eine Hand auf ihre Schulter legte, bemerkte sie, dass jemand ins Zimmer gekommen war. Sie zuckte erschrocken hoch und erstarrte, als ihr klar wurde, wer es war. “Kari, alles in Ordnung?”, fragte er nochmals und streichelte sanft über ihren Oberarm. Kari schlug seine Hand weg und rutschte ans andere Ende des Bettes. Nach gestern wollte sie das nicht mehr, nicht mehr diese Zutraulichkeit von ihm. “Lass mich in Ruhe!”, brachte sie mit kratziger Stimme hervor. Tai erstarrte in seiner Bewegung, seine Hand immer noch nach ihr ausgestreckt. “Küken…”, gab er von sich. “Nenne mich nicht so … nicht so, als ob … als ob ich dir wichtig wäre”, schluchzte sie und drehte ihren Kopf zur Seite, als die nächsten Tränen zu fließen begannen. “Kari, du bist mir doch wichtig!”, rief er erschrocken. Kari lachte verächtlich und versuchte verzweifelt die Tränen aus ihrem Gesicht zu wischen. “Das hast du mir ja gestern wunderbar gezeigt”, erwiderte das Mädchen. “Aber sei glücklich”, fügte sie hinzu, “du hattest recht. Du hattest mit allem recht. Also herzlichen Glückwunsch und jetzt lass mich alleine!” Tai war in seiner Bewegung erstarrt, seine Arm hielt er immer noch in der Luft, nach seiner Schwester ausgestreckt. “Was meinst du?”, fragte er. Kari biss sich auf die Unterlippe und drehte ihren Kopf zur Seite, während sie wieder mit den Tränen kämpfte. “Kari, rede mit mir”, gab Tai sanft von sich. Leise schluchzte sie auf und konnte weitere Tränen nicht zurückhalten. “Es war alles nur eine Wette …”, brachte sie tonlos hervor. “Eine Wette? Wie kommst du denn darauf?”, Tai sah sie verwirrt an. Eine Wette? Das konnte er sich nicht vorstellen. “Keru … er … er hat darum gewettet, wer mich als erster ins Bett bekommt”, konnte sie antworten, jedoch war ihre Stimme so brüchig dabei, dass sie sicher war, dass sie gleich brechen würde. Tai schüttelte entschieden seinen Kopf. “Nein Küken, da hast du sicher etwas falsch mitbekommen. T.K. würde niemals um dich wetten! Und hundertprozentig nicht um das! Das muss ein Irrtum sein. Er empf…” Noch bevor er aussprechen konnte, fiel Kari ihm ins Wort. “Ich habe es mit angehört! Ich habe es ganz genau gehört! Davis hat …”, wieder brach sie ab, da es in ihrem Herz schmerzhaft stach. “Du hast was gehört?”, fragte Tai und war plötzlich stocksteif. “Takeru und Davis haben sich über die Wette unterhalten”, murmelte Kari leise. “Davis … er … er meinte, dass sie zum Glück nicht um Geld darum gewettet haben, wer mich als erster ins Bett bekommen würde, denn dann hätte er ja haushoch verloren!”, beendete Kari zynisch ihren Satz. Allerdings konnte sie diese Stimmung nicht lange aufrecht erhalten. Sofort zog sich alles in ihr wieder zusammen und sie hörte Davis Stimme wieder, genauso wie vorher, als sie an der offenen Türe gestanden war. Sie presste ihre Fäuste auf ihre Augen und schluchzte auf. “Küken …”, Tai wusste nicht, was er tun sollte. Er wusste, dass er gestern ausgerastet war, dass er Sachen getan und gesagt hatte, die er bereute … aber jetzt gerade... seine kleine Schwester war für ihn das Wichtigste auf der Welt und sie so zu sehen, brach auch ihm das Herz. “Komm her”, murmelte er und zog sie an sich. Sie wehrte sich mit Händen und Füßen, wollte nicht zu ihm, was ihm nochmal einen gehörigen Dämpfer versetzte, aber er ließ nicht locker und hielt sie fest. Er war stärker als sie und das nutzte er in diesem Moment aus. Er zog sie eng an sich und schlang beide Arme um sie, um sie an seine Brust zu drücken. Einen Moment wehrte sie sich noch und versuchte ihn von sich zu drücken. Tai ließ nicht locker und irgendwann erlahmte Karis Widerstand. Sie ließ sich gegen ihn sinken und krallte ihre Hände in sein Shirt. Sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten und kurz darauf flossen sie nur so über ihre Wangen. Ihr Schluchzen wurde immer lauter und Tai konnte spüren, wie sehr sie in seinen Armen zitterte. Immer wieder streichelte er ihr über den Rücken und redete leise auf sie ein. “Psst …”, gab er dazu von sich und hoffte nur, dass sie sich bald beruhigen würde. “Ich kümmere mich darum …”, flüsterte er ihr ins Ohr, “ich werde diesem kleinen Idioten zeigen, dass niemand ungestraft so etwas mit meiner Schwester macht!” Kari erstarrte, dann drückte sie ihn von sich. Mit großen Augen sah sie ihn an, ehe sie ihren Kopf schüttelte. “Nein. Nein!”, presste sie hervor. “Nein? Warum nein?”, fragte Tai verwundert. Kari befreite sich aus seinen Armen und setzte sich ans andere Ende des Bettes, einen gewissen Abstand zwischen sich und ihrem Bruder schaffend. “Ich will deine Hilfe nicht! Ich will gar nichts mehr von dir! Doch, eines. Dass du dich raushältst. Ich will, dass du mich in Ruhe lässt!”, fauchte sie ihn wütend an. Tai wirkte wie erstarrte und schüttelte dann seinen Kopf. “Kari, was soll das denn?”, fragte er völlig verwirrt. “Das solltest du selber wissen”, murmelte sie und sah zur Seite. “Meinst du …”, der Ältere stockte einen Moment, “wegen gestern?”, beendete er den Satz dann zögerlich. Kari sah ihn mit Augen an, die sich wieder mit Tränen füllten. “Es ist doch meine Sache, was ich mit wem mache. Es geht dich nichts an! Und deine Reaktion war das Allerletzte! Ich will …”, sie drehte sich zur Seite, sodass sie ihn nicht mehr ansehen musste, “ich will dich zur Zeit einfach nicht mehr sehen. Ich will, dass du mich einfach in Ruhe lässt. Das was du gesagt hast, das war … das war nicht nett ...” Kari biss ihre Zähne zusammen und versuchte stark zu sein. Er hatte sie gestern so sehr verletzt. Und nett … nett war noch viel zu freundlich für das, was sie empfand. Er hatte ihr Herz gebrochen … Nein, Takeru hatte ihr Herz gebrochen, Tai hatte ihr einfach nur Schmerzen zugefügt. “Küken …”, brachte Tai verzweifelt hervor. Ihm war ja selbst klar, dass das gestern zu hart gewesen war, aber er war einfach so ausgerastet, als er Takeru in Karis Zimmer erwischt hatte, fast nackt. Takeru hatte mit seiner kleinen und unschuldigen Schwester geschlafen. Wut überkam ihn erneut. Wegen einer Wette! Wegen einer verdammten Wette! “Dieses kleine ...!”, gab er leise von sich und ballte seine Hände zu Fäusten. Sein Blick glitt zu seiner Schwester, die wie ein Häufchen Elend auf ihrem Bett saß, die Beine eng an ihren Körper gezogen. “Ich bin für dich da Küken. Das gestern, das …” “Ich will aber zur Zeit nicht, dass du für mich da bist! Ich will dass du dich nicht einmischt und dich raushältst. Ich will, dass du mich in Ruhe lässt, dass ihr alle mich in Ruhe lasst! Ihr alle habt mich furchtbar verletzt! Und daher will ich nichts mit euch zu tun haben!” “Kari, das meinst du doch nicht ernst!” Das Mädchen konnte seinen Blick nicht mehr erwidern. “Zur Zeit schon …”, murmelte sie und drehte sich herum, sodass sie sich mit angezogenen Beinen auf das Bett legen konnte. Tai sah ihren Rücken an. “Küken”, gab er leise von sich. “Verschwinde einfach”, hauchte sie kraftlos. Tai blieb noch ein paar Minuten stehen, jedoch reagierte sie nicht mehr. Er entschied sich, ihr etwas Freiraum zu geben, anscheinend brauchte sie diesen gerade. Er verließ das Zimmer und zog leise die Türe hinter sich zu. Kraftlos lehnte er sich mit dem Rücken dagegen und lehnte seinen Kopf an bevor er die Augen schloss. “Verdammt”, murmelte er und ballte seine Hände zu Fäusten, als er hinter sich hörte, wie Kari wieder zu schluchzen begann. Was hatte er getan? Warum war er gestern so ausgerastet? Dass er Takeru angebrüllt und auch geschlagen hatte tat ihm nicht leid, das hatte dieser verdient, spätestens jetzt, nachdem er die Sache mit der Wette erfahren hatte. Wütend biss er seine Zähne zusammen. Aber Kari … seine kleine süße Schwester. Warum hatte er ihr so gegenüber reagiert? Jetzt wollte sie Abstand von ihm, gerade jetzt, wo sie ihn dringender als jemals zuvor brauchte. Er dachte einen Moment nach. Er durfte nicht zu ihr und ihr helfen. Wer dann? Früher hätte er sofort Takeru angerufen, aber der war ja der Auslöser dafür, dass es Kari nun so schlecht ging. Einen Moment überlegte Tai, ob er Mimi anrufen sollte. Sie könnte doch sicher helfen. Sie war ein liebevoller Mensch und für ihre Freunde da und … verdammt, über was dachte er da nach? Das ging nicht! Mimi war sicher nicht … also sicher nicht liebevoll! Tai schüttelte seinen Kopf und entschloss dann, dass er die Sache mit Takeru regeln musste, zu regeln hatte! In ihrem Zimmer griff Kari mit zitternden Fingern nach ihrem Kissen und zog es eng an sich. Wieder liefen die Tränen ohne zu stoppen über ihre Wangen. Sie vergrub ihr Gesicht in ihrem Kissen und schluchzte leise auf. Das Bett ließ unter einem leichten Gewicht nach und sie wurde an ihrer Wange mit einem feuchten Näschen angestupst, ehe ein leises Mauzen erklang. Kari öffnete ihre Augen und erkannte die weiße Katze vor ihrem Gesicht. Gato musste sich unter ihrem Bett versteckt haben. Und jetzt wo es ihr schlecht ging, war sie wohl hervor gekommen, um sie zu trösten. Sie ließ das Kissen los und zog stattdessen ihre Katze an sich. Diese wehrte sich nicht einmal sondern schmiegte sich an das Mädchen, wie als ob sie wüsste, dass Kari diesen Trost gerade brauchte. Kari schluchzte wieder auf. Warum musste das alles passieren? Hatte sie es nicht einmal in ihrem Leben verdient, glücklich zu sein? Erst die Sache in Osaka, dann hier. Sie war hierher gekommen, voller Angst vor dem, was sie erwartete. Aber dann hatte sie neue Leute kennengelernt, Freunde. Menschen, die sie mochte. Sie hatte ihn kennengelernt. Und sie musste es zugeben, Takeru hatte ihr von Beginn an das Herz gestohlen. Sie konnte nicht sagen, woran es lag. An seinen leuchtenden blauen Augen? An seinem liebevollen Lächeln? Sie war mit ihm so glücklich gewesen, wie noch nie zuvor. Und gerade als sie es ihm endlich sagen wollte, gerade als sie ihm sagen wollte, dass sie sich in ihn verliebt hatte, da ging alles schief. Und dann die Wette. Sie schniefte auf. Vielleicht war es ja besser, dass sie es so mitbekommen hatte, dass sie es so gehört hatte. Denn wenn Takeru es ihr ins Gesicht gesagt hätte, dass sie nur eine Wette war, dass er nur mit ihr geschlafen hatte um zu gewinnen, hätte es sicher noch viel mehr geschmerzt als bisher. Wobei sie sich fast nicht vorstellen konnte, dass es mehr weh tun könnte. Warum er? Wie hatte er es geschafft, ihr das alles vorzuspielen, sie ein Jahr lang anzulügen? Warum hatte sie sich an lügen lassen? Es war ihr Fehler. Sie hatte doch gewusst, dass man anderen Menschen nicht vertrauen konnte. Und sie hatte sich trotzdem von ihm einlullen lassen. Vielleicht hatte sie es verdient, dass das passiert war. Und glücklich sein … Vermutlich hatte sie das nicht verdient. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)