Live our lives von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 9: panic ---------------- Drei Wochen… drei Wochen, in denen Kari ihm gegenüber immer noch so verdammt schüchtern reagierte. Takeru seufzte leise auf. Tai hatte ihm ja gesagt gehabt, dass sie sehr zurückhaltend war, was andere Menschen anging, aber mit den meisten Anderen kam sie doch auch gut zurecht. Mit Ayumi und einigen von den anderen Mädchen redete sie ja auch. Mit diesen verbrachte sie fast immer ihre Pausen. Sie war auch immer noch vielen Anderen gegenüber sehr zurückhaltend. Und auch bei Davis schreckte sie meistens zurück, was Takeru aber auch mehr auf dessen Art schob. Davis überfiel sie immer, quatsche sie in Grund und Boden und drängte sich ihr fast auf. Aber sie schien schon verstanden zu haben, dass er sie nicht bösartig bedrängen wollte, sondern dass das sein Naturell war. Aber ihm gegenüber… ihm gegenüber benahm sie sich so… wie als ob er etwas angestellt hätte. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen und zuckte immer zusammen wenn er sie ansprach. Dabei wollte er sie doch gerne besser kennenlernen. Er hatte Tai doch versprochen, ein Auge auf sie zu haben. Doch wie sollte er das Alles, wenn sie Angst vor ihm hatte? Das schien es ja zu sein. Vielleicht erinnerte er sie ja an einen ihrer Peiniger von der Grundschule. Er sollte dringend nochmal mit Tai sprechen. Er wollte Hikari einfach verstehen. “Takeru?” Erst als Davis vor ihnen sich umdrehte und ihn anzischte, schreckte der Blonde auf und bemerkte, dass mit ihm gesprochen wurde. “Was?” Seine Lehrerin stand vorne am Pult und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. “Takaishi! Nicht schlafen sondern aufpassen! Falls ich dich nochmal erwische gibt es einen Eintrag.” Nun schreckte der Junge endgültig auf. “Entschuldigen sie bitte Frau Hino!” “Pass jetzt bitte auf. Und du holst mit Hikari nachher bitte die Bücher, die wir ab der nächsten Schulstunde lesen werden. Dann kannst du ihr das auch gleich zeigen.” gab die Lehrerin von sich und drehte sich wieder herum, als Takeru genickt hatte. Als er sicher war, dass die Lehrerin nicht mehr zu ihm sah, drehte er seinen Kopf zu der Braunhaarigen neben sich. Die sah herum und als sie seinen Blick bemerkte, bekam sie rote Wangen und drehte sich sofort wieder nach Vorne. Genau das hatte er gemeint… --- In der Pause zwischen dieser und der nächsten Schulstunde machten Takeru und Kari sich auf den Weg um die Bücher zu besorgen. Es waren einige Schüler in den Fluren unterwegs. Kari folgte dem Blonden der vor ihr lief. Sie starrte auf seinen Rücken und biss auf ihrer Unterlippe herum. Warum machte er sie immer so nervös? Sie verstand es einfach nicht. Er machte ihr ja nichts. Wieder kam ihr der Gedanke, den sie bereits an ihrem ersten Tag gehabt hatte. Dass sie sich in ihn verliebt hätte. Entschieden schüttelte sie ihren Kopf. Nein, das hatte sie sicherlich nicht! Sie kannte ihn nicht, wusste nichts von ihm. Und trotzdem war da so ein Kribbeln in ihrem Bauch... “So, hier wären wir. Alles in Ordnung Hikari?” fragte er und sah das Mädchen an, das gerade ihren Kopf geschüttelt hatte. Sie sah ihn mit roten Wangen einen Moment an, ehe sie ihren Blick wieder abwand. “Ja…” murmelte sie. Takeru sah sie immer noch an. Irgendetwas war doch gewesen, warum sagte sie es ihm nicht? Er unterdrückte ein Seufzen. “Komm mit.” richtete er an sie und öffnete die Türe mit dem Schlüssel, den er von ihrer Lehrerin bekommen hatte. Er betätigte den Schalter, der außen war und innen ging das Licht an. Kari stockte, als sie an der Türschwelle stand und hinein sah. Es war ein kleiner Raum. an jeder Wand standen Regale, in denen sich alle möglichen Unterlagen und Gegenstände stapelten. Der Raum hatte kein Fenster. Ihr Herz begann zu rasen. Ängstlich machte sie einen Schritt nach hinten. Das weckte Erinnerungen in ihr. Schlechte Erinnerungen. Erinnerungen, die ihr Angst machten. “Da sind sie.” sagte Takeru in dem Moment und ging auf die Bücher zu, die direkt im Regal geradeaus lagen. “Hikari?” richtete er an das Mädchen, das wie festgefroren vor der Türschwelle stand. Mit großen Augen sah sie ihn an und wieder einmal kam ihm der Gedanke, wie schön er diese fand. “Kannst du mir helfen? Ich kann dich Bücher nicht alle selbst tragen, auch wenn ich es machen würde wenn ich könnte.” Kari sah ihn immer noch mit großen Augen an und er erkannte, dass sie aus einem ihm unbekannten Grund mit sich selbst kämpfte. Karis Herz schlug zum zerspringen. Sie gab sich einen Ruck. Es war alles in Ordnung. Rein in den Raum und wieder raus. Sie wollte sich keine Blöße geben, nicht vor ihm! Sie ging ihm entgegen und hielt ihm ihre Hände entgegen, um die Bücher entgegen zu nehmen. “Hier.” Takeru wollte ihr gerade einen Bücherstapel in die Hände drücken, als die Türe hinter Kari plötzlich zuschlug. Diese zuckte zusammen und drehte sich ruckartig um. “Diese Kinder!” murmelte Takeru und legte die Bücher zurück ins Regal. “Das machen die öfter. Die haben wohl einen Spaß daran, Leute hier einzusperren und zu erschrecken. Zum Glück habe ich den Schlüssel…” Er griff an seine Hosentasche und hielt inne, als er keine Beule darin spürte. “Der steckte noch.” brachte Kari tonlos hervor. Takeru sah sie an und wollte gerade etwas sagen, als er erkannte, wie blass sie aufeinmal war und wie riesig ihre Augen in ihrem Gesicht wirkten. Sie schien Angst zu haben. Vielleicht hatte sie Platzangst… dann war es das Schlechteste, hier in diesem kleinen Raum zu sein. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und sah ihr in die Augen. “Kein Problem, gleich sind wir wieder raus.” sagte er, bevor er zur Türe ging. In dem Moment hörte er, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte. “Bitte nicht…” flüsterte Kari hinter ihm. “Alles in Ordnung Hikari.” Takeru sah sie einen Moment besorgt an, bevor er sein Gesicht wieder der Türe zudrehte und klopfte. “Macht wieder auf. Das ist wirklich nicht lustig!” Er klopfte nocheinmal und wand sich dann wieder Kari zu, die noch blasser geworden war. Er erkannte die Panik, die sich in ihren Blick schlich. “Solange sie nicht das Licht ausmachen.” versuchte er zu scherzen und im nächsten Moment wurde es bereits dunkel, so dunkel, dass man überhaupt nichts mehr sah. Das war jetzt wirklich ein schlechter Scherz! Wie als ob er es hervorgerufen hätte… das nächste Mal sollte er einfach seinen Mund zu halten. Nochmals klopfte er und versuchte die Türe zu öffnen. Er rüttelte an der Türklinke. “Jetzt macht schon auf!” rief er und hielt inne, um zu lauschen, ob sich draußen etwas tat. Stattdessen vernahm er ein anderes Geräusch. Ein Wimmern, hinter ihm, das langsam stärker wurde. “Hikari?” fragte er und bemerkte, wie abgehackt sie zu atmen begann. Immer lauter wurde ihr Wimmern, richtig panisch. “Alles gut Hikari, ich bin da.” gab er von sich und versuchte, ihren Standort auszumachen. “Nein, nein, nein!” kam es panisch von dem Mädchen und zu dem Wimmern kam noch ein ersticktes Schluchzen. Auch ihr Atem wurde immer abgehackter und Takeru wurde klar, dass sie eine Panikattacke bekam. “Nein. Nein! Lasst mich raus!” schrie sie plötzlich auf. “Nein, nein!” “Hikari. Alles okay, ich bin hier.” erklärte Takeru, als er bemerkte, wie es sein Herz zusammenzog. Er fühlte sich plötzlich auch alles andere als gut und er bekam auch Angst. Nicht, weil er Angst hatte, nein. Weil sie ihm Angst machte, weil er Angst um sie hatte! Er tastete sich voran, hielt seine Hände vor sich und fuhr durch die Luft. Er wollte sie berühren, ihr zeigen, dass er da war. Leise und beruhigend redete er vor sich hin, sie schien ihn allerdings nicht wahrzunehmen, ihrem Wimmern und panischen Schluchzern zu urteilen. Er fand sie nicht, stattdessen berührte er mit seinen Händen das Regal gegenüber der Türe. Wo war sie nur? Hier war sie doch vorher gestanden. “Hikari? Wo bist du? Sag mir, wo du bist.” gab er ruhig von sich. Immer noch reagierte sie nicht auf ihn. Wo kam das Wimmern her? Rechts von ihm. Langsam ging er in diese Richtung, dem Geräusch nach. Wieder hielt er seine Hände vor sich und tastete sich vorsichtig voran. Plötzlich stieß er mit seinem Fuß gegen etwas und ein panischer Aufschrei erklang. Takeru ließ sich vorsichtig auf den Boden nieder. Er streckte seine Hände aus und berührte das Mädchen. Diese stieß sofort wieder ein lautes panisches Wimmern auf und fing an, ihn mit ihren Händen wegzuschlagen. Sie versuchte nach hinten zu rutschen, aber sie schien schon in der Ecke zu sitzen, denn sie kam nicht weg. “Nein, nein!” schrie sie panisch. “Ganz ruhig Hikari! Ich bin es, Takeru.” gab der Blonde mit fester Stimme von sich. Das Mädchen begann noch wilder um sich zu schlagen. “Hikari, hör auf.” brach es aus Takeru hervor, als er wieder erwischt wurde. “Kari…” Er beugte sich nach vorne und im nächsten Moment erwischte ihn ihre Faust direkt auf dem Auge. Ein heftiger Schlag, von dem Takeru nach hinten geschleudert wurde. “Verdammt!” rief er auf und hielt schnell seine Hand auf sein linkes Augen, das furchtbar schmerzte. Sie hatte ihn ziemlich erwischt. Er spürte, wie das Auge zu schwoll. Gleichzeitig hörte er, wie das Mädchen immer panischer wurde. Er schob den Schmerz nach hinten. Sie war jetzt wichtiger. “Hikari, du bist nicht alleine!” Er griff nach ihr und hielt sie fest, als er ihre Hände erwischte. Sie wehrte sich, er lockerte seinen Griff jedoch nicht und zog an ihr. Sie wehrte sich weiter vehement und schrie immer wieder auf. Takeru ließ jedoch nicht locker, bis sie auf seinem Schoss saß und er seine Arme um ihren Oberkörper schlingen konnte. “Du bist nicht alleine Kari. Ich bin da, ich bin bei dir.” murmelte er wie ein Mantra vor sich her, während er seinen und ihren Oberkörper sanft hin und her wiegte. Kari wurde einen Moment ruhiger, bis sie mit einemmal wieder panisch wurde. “Ich bin bei dir Kari! Spürst du mich? Du bist hier nicht alleine. Ich lasse dich nicht im Stich. Ich bin bei dir.” Er griff nach ihrer Hand und legte sie mit der Handfläche gegen seine Brust, sodass sie seinen Herzschlag spüren konnte. “Spürst du es? Mein Herz? Du bist nicht alleine. Ich bin hier bei dir und ich gehe nicht weg. Versprochen.” Wieder begann er seinen Oberkörper hin und her zu wiegen. Und dieses Mal schien es zu helfen. Kari wurde ruhiger. Ihr Kopf ruhte nun an seiner Schulter, ihre Hand hatte sich in seinem Hemdstoff festgekrallt und nur ab und zu entkam ihr noch ein leises Wimmern. “Alles gut Kari.” gab er wieder von sich. Er vergrub seine Nase in ihrem Haar und zog tief den Geruch ein. Sie saßen noch ein paar Minuten so da, bis sich der Schlüssel im Schloss der Türe drehte und diese aufging. Gleich darauf ging auch das Licht an und ein jüngerer Schüler sah herein. “Alles okay bei euch?” fragte er. Als das Licht anging, versteifte Kari sich. Takeru drückte sie etwas enger an sich, wurde jedoch sofort weggeschoben und das Mädchen sprang auf und hetzte aus dem Raum hinaus. Takeru sprang ebenfalls auf und wollte ihr hinterher, da war sie aber schon auf und davon. Stattdessen griff er nach dem Kragen des Schülers, der die Türe geöffnet hatte. “Habt ihr sie noch alle?” brüllte er und hob einen Arm mit geballter Faust um zuzuschlagen. Der Junge zuckte zusammen. “Die … die haben ge-gesagt, d-dass ich hier au-aufmachen soll.” stotterte er. “Du… du warst das nicht?” fragte Takeru und ließ seinen Arm wieder sinken und löste auch den Griff an dem Hemdkragen seines Gegenübers. Der nickte mit aufgerissenen Augen. “Ich will die Namen wissen!” knurrte er. Ein paar Sekunden später hatte er sie und sah dem flüchtenden Jungen nach, der in der ersten Klasse der Mittelstufe war. Als der Gong zum Ende der Pause ertönte, fuhr sich Takeru über sein Gesicht und erst in dem Moment spürte er sein schmerzendes Auge und bemerkte auch, dass es so zugeschwollen war, dass er kaum etwas sah. Vor lauter Adrenalin hatte er das gar nicht gemerkt. Er schüttelte seinen Kopf, ging nochmal in das Zimmer und lud sich die Bücher auf. Das musste so jetzt einfach klappen. Kari würde mit ihm nicht nocheinmal herkommen. Was war das nur gewesen? Warum hatte sie so panisch reagiert? Er biss seine Zähne zusammen. Er würde Tai fragen. Er musste wissen, was das gewesen war. Was mit Kari war, dass sie so reagiert hatte. Im Klassenzimmer fiel sein Blick zuerst auf seinen Platz, genauer gesagt auf den daneben. Und da saß sie, ihren Kopf gesenkt. Takeru legte die Bücher auf dem Lehrerpult ab, froh, dass der Stapel unterwegs nicht umgekippt war. Er ging auf seinen Platz zu und kam dabei an Davis vorbei, der scharf die Luft einzog, als sein Blick auf das zugeschwollene Auge des Blonden fiel. “Alter, was ist mit dir passiert?” fragte er. “Später.” erwiderte Takeru, da in dem Moment der Lehrer hereinkam. Er setzte sich auf seinen Platz und sah zu Kari, die in dem Moment aufsah. Ihre Augen weiteten sich, als auch sie das Auge sah. Takeru sah auch sie genau an. Sie war immer noch blass und ihre Augen wirkten sehr dunkel, immer noch konnte man leichte Panik darin erkennen. Und man sah an ihren geröteten und auch leicht geschwollenen Augen, dass sie geweint hatte. “Alles gut.” flüsterte er und beobachtete, wie sich ihre Augen noch weiter weiteten. Dann drehte er jedoch schon seinen Kopf nach vorne zur Tafel. “Takaishi? Was ist mit ihrem Auge passiert?” fragte in dem Moment der Lehrer vorne. “Ich habe Ausversehen eine Spindtüre abbekommen.” log der Gefragte ohne rot zu werden. Aus dem Augenwinkel seines gesunden Auges sah er, wie Kari zusammenzuckte. “Sicher? Das sieht mir mehr danach aus, als hätte jemand zugeschlagen.” erwiderte der Lehrer. “Es war wirklich nur eine Spindtüre.” erwiderte Takeru und sah den Lehrer mit dem gesunden Auge fest an. Der nickte schließlich. “In Ordnung, wenn du meinst. Wenn es dir nicht gut gehen sollte, Kopfschmerzen oder irgendetwas anderes, dann melde dich bitte rechtzeitig, damit du zur Krankenstation gehen kannst. Das letzte was ich will ist, dass du hier umkippst. Und falls die Spindtüre doch ein lebendes Wesen gewesen ist, dann gib Bescheid.” “Ja.” Takeru nickte und der Lehrer begann mit seinem Unterricht. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie Kari ihn ansah. Er drehte seinen Kopf und erwiderte den Blick. Er erkannte, wie sie sein Auge genau musterte. “Alles gut.” murmelte er nochmal und sofort riss sie ihren Kopf wieder nach vorne. Aber jetzt war sie nicht mehr so blass sondern eine leichte Röte hatte sich auf ihre Wangen gelegt. Einen Moment betrachtete Takeru sie noch, dann sah auch er nach vorne. Er wollte sie nicht bedrängen. Er wusste nicht, was damals geschehen war, aber er wusste, dass es einen Auslöser dafür geben musste. Und den würde Tai ihm verraten, dafür würde er schon sorgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)