Unerwartet von Fabien (snarry) ================================================================================ Kapitel 4: Bitter ----------------- Hallo ihr Lieben! Ich möchte mich gerne nochmal für eure Kommentare bedanken. Ich freue mich jedes mal darüber und sie geben mir oft zusätzliche Motivation. Dieses Kapitel ist ein wenig düsterer, aber jede Geschichte braucht Tiefs, damit es Hochs geben kann ; ) Viel Spaß! ----- Harry schlich sich leise in das Bad der Gryffindors. Er war alleine. Die Tatsache, dass es 2 Uhr morgens war, machte diesen Umstand plausibel. Und es war gewollt. Das Bad der Gryffindors war rund und hatte 2 sich gegenüberliegende Spiegel die vom Boden bis zur Decke reichten. Harry war nicht eitel, aber er danke dem Architekten für diesen Einfall. So konnte er sich bestens um seinen Rücken kümmern. Die Verbände hatten zu jucken angefangen und das war das untrügliche Zeichen dafür, dass es Zeit wurde sie zu wechseln. Langsam und ziemlich umständlich fing er an sich zu entkleiden. Der Gryffindor kam sich dabei vor wie ein alter Opa, weil ihm dieser Prozess schmerzlich zusetzte und seine Bewegungsfreiheit einschränkte. Als das endlich geschafft war, wickelte er den Verband ab. Das tat er mit geschlossenen Augen. Die letzten Male hatte sich der Zustand seines Rückens nicht verändert gehabt und er mochte das selbe Ergebnis nicht schon wieder sehen. Harry war sich bewusst, dass er nicht ewig so stehen bleiben konnte. Und keine Veränderung hieß gleichzeitig, dass es zwar nicht besser, aber auch nicht schlechter geworden ist. Das gab ihm den Mut, der Tatsache ins Auge zu blicken. Und diese Einstellung scheint sich gelohnt zu haben. Harry konnte es kaum glauben. Seine Wunden bluteten nicht mehr. Ein leichtes Lächeln umspielten seine Züge. Sie sahen immer noch frisch aus und ein unbedachter Schlag konnte alles wieder sofort aufreißen lassen, aber Merlin, er machte endlich Fortschritte! Vielleicht hatte es doch an ihm gelegen? Er wusch sich vorsichtig und beschmierte die neuen Verbände, die er sich mitgebracht hatte, zügig mit einer entzündungshemmenden Creme ehe er sich damit einwickelte. Harry war nun ein wenig zufriedener als er sich wieder ins Bett legte. Wenigstens ein Problem, dass sich löste. Langsam, aber immerhin. Er musste nur vorsichtig sein. Sein letzter Gedanke, bevor er wieder einschlief, galt Snape. Er hatte an das letzte Gespräch über Dumbledore zurückgedacht. Im Nachhinein erst wurde ihm so richtig klar, dass Snape ziemlich locker mit der Tatsache umging, dass Harrys Loyalität gegenüber dem Direktor keinesfalls bombenfest war. Er schien offener oder vorurteilsfreier dem Thema gegenüberzustehen als die meisten anderen. Er hatte zwar deutlich gemacht, dass er Dumbledore vertraute, dass dieses Privileg aber durchaus kippen konnte. Und nicht zum ersten Mal fragte Harry sich, was der Professor eigentlich für ein Mensch war. Welche Rolle spielte er und wie ist er so geworden, wie er ist? Das Trio rannte. Die beiden Jungs hatten so fest geschlafen, dass Hermine sie erst in letzter Minute mit einem Lärmzauber geweckt hatte. Nicht nur sie, sondern auch alle anderen die im Gryffindorturm noch geschlafen hatten. Sie konnte ja nicht einfach in die Schlafsäle der Jungen hinein spazieren. Folge daraus ist, dass sie nun ziemlich spät dran waren. Diese Tatsache rückte aber schnell wieder in den Hintergrund als ihnen der Direktor begegnete. Alle Beteiligten blieben abrupt stehen. Wie schon bei der letzten Begegnung zwischen Harry und Dumbledore, herrschte kurze Stille in der jeder zu überlegen schien, wie er reagieren sollte. Albus musterte die drei als er ein großväterliches Lächeln aufsetzte. „Guten Morgen, Mr. Weasley, Mrs. Granger. Sie sind spät dran. Ich will sie nicht aufhalten.“ sagte er und ging seines Weges. Harry hatte er nicht eines Blickes gewürdigt. Das Trio wusste nicht so recht was es davon halten sollte. „Nun, das war wirklich eine reichlich ungewöhnliche Vorstellung.“ Ron sprang mit einem Satz zur Seite als er Snape hinter sich bemerkte. „Verdammt! Wieso tauchen Sie so plötzlich auf!“ entfuhr es ihm und etwas leiser zu Harry: „Ehrlich! Nie hört man ihn!“ Snape quittierte diesen Ausbruch mit einer zuckenden Augenbraue. „Wie käme ich sonst dazu Strafarbeiten zu verteilen, Mr. Weasley? Ganz zu schweigen, den gryffindorischen Punktestand zu korrigieren. Sehe ich das richtig, dass Sie alle gerade zu spät zu Ihren Unterricht kommen?“ Die Frage klang beinahe beiläufig. Ron und Hermine wurden weiss im Gesicht und spurteten ohne einen weiteren Ton davon. Harry blieb stehen. Snape kommentierte das nur mit einen verächtlichen Schnauben. Der Gryffindor schien abzuwägen ob er eine Bemerkung unbeschadet überstehen würde. „Ein ganz schöner Zufall, dass Sie hier sind.“ sagte er schließlich nach einer Weile. „Ich bin schon in kurioseren Situationen aufgetaucht.“ entgegnete der Lehrer. „Vorwiegend sind sie eigentlich eher unpassend.“ „War die Situation unpassend?“ „Sagen Sie es mir.“ forderte Harry den Tränkemeister heraus. Dieser schien den Wink zu verstehen. Severus war in der Tat misstrauisch geworden. Dass der Direktor den Gryffindor nicht beachtet hatte, stimmte so nicht. Ihm war durchaus dessen Ausdruck in den Augen aufgefallen und Severus kannte diesen Blick. Er hatte es häufig genug beim dunklen Lord erlebt. Der Blick, der sagte, dass er in Jemanden eine Bedrohung wiedererkannte. Doch er wollte aus der eben beobachteten Situation noch keinen Elefanten machen. Nicht vor dem Gryffindor. Zumal er selbst sich keinen Reim auf die Einstellung von Albus machen konnte. Sicher, er hatte den Jungen oft genug im Dunkeln gelassen, aber seiner Unterstützung konnte sich Potter immer sicher sein. Woher also kam diese Wandlung? Oder interpretierte er etwas falsch? Severus war klar, dass Harry voreilig handeln würde, wenn er nun seine Ängste bestätigen würde. Vor ein paar Tagen hätte ihn das nicht gejuckt, aber in der Zwischenzeit hatte er einen kleinen Einblick auf einen anderen Harry gehabt. Dessen Intelligenz und wachen Augen sich erst auf den Zweiten Blick offenbarten. Der Gryffindor verstand und durchschaute vieles besser als er vermutet hatte, aber er war sich sicher, dass sein Temperament ihm nach wie vor im Wege stand. Deshalb spielte er die Situation runter, bis er selbst hinter Dumbledores Gründe gestiegen war. „Er hat Sie nicht gegrüßt, na und? Das tun Sie bei mir auch nie.“ „Und Sie wissen warum.“ „Weil Sie keine Manieren besitzen.“ „Nein, weil ich Sie nicht leiden kann.“ klatschte ihm Harry entgegen. Severus ließ das an sich abprallen. „...und weil Sie keine Manieren besitzen. Mr. Potter, ist Ihnen schon mal der Gedanke gekommen, dass Sie das Ganze falsch interpretieren könnten? Oft steckt etwas anderes dahinter, als es den Anschein hat. Die meisten Menschen werden falsch eingeschätzt.“ Harry hatte das Gefühl, dass Snape gerade nicht nur über den Direktor sprach und ihm einen Wink gegeben hatte, den er noch nicht zu interpretieren wusste. „Haben Sie ein anderes Indiz, dass Ihren Verdacht begründet, der Direktor hasse Sie plötzlich?“ setzte Snape neu an. Natürlich hatte Harry den. Aber die Ferien würde er seinem Lehrer bestimmt nicht auf die Nase binden. Auch wenn das Verhältnis zwischen ihnen entspannter geworden war, es änderte nichts an der Tatsache, dass sich die beiden nicht leiden konnten. Harry stutzte. Auch wenn er dem Tränkemeister gegenüber etwas anderes gesagt hatte. Das stimmte so nicht. Nicht bei ihm. Der Grund, warum er nichts sagte ist, weil er sich sicher war, dass Snape ihn nicht leiden konnte. Da Harry weiterhin schwieg, beschloss Severus das Thema fallen zu lassen. „Gehen Sie Mr. Potter, sonst ziehe ich Ihnen tatsächlich noch Punkte ab. Und ich bezweifle, dass Ihre Kameraden darüber hinwegsehen werden. Die meisten hassen Sie zur Zeit.“ „Und woher wissen ausgerechnet Sie das?“ Dem Professor huschte der Schalk übers Gesicht. „Sie haben Sie nicht gegrüßt.“ Harry überstand den Tag unbeschadet. Die meisten ignorierten ihn. Nur hier und dort gab es Bemerkungen, dass er sich aufspielen würde und die Lüge über die Rückkehr von Du-Weißt-schon-wem deswegen rumerzählt, weil er nach Aufmerksamkeit geierte. Und um diesen Plan zu vereiteln, und weil sie dachten, dass es ihm am meisten wehtat, beachteten sie ihn nicht. Harry tangierte das mittlerweile überhaupt nicht mehr. Ihm war es sogar ganz recht. Ignoriert zu werden. Das kannte er. Vielmehr fragte er sich, was ihn immer noch dazu antrieb, sich Voldemort eines Tages zu stellen. Er erfuhr kaum Unterstützung. Er wusste nicht, wie er sich auf die Gefahr vorbereiten sollte. Und er fragte sich verbittert, ob er für diese Leute wirklich in den Kampf ziehen wollte. Einzig Ron und Hermine gaben ihm den Antrieb. Für sie wollte er das tun. Die Uhr im Gemeinschaftsraum erinnerte Harry daran, dass er sich auf den Weg zum Nachsitzen bei Umbridge machen musste. Er verabschiedete sich bei Ron und Hermine, die ihn beim Rausgehen mit einem mitleidigen Blick bedachten. „Herein“ drang es aus dem Büro nachdem Harry an die Tür geklopft hatte. Er atmete noch einmal tief ein und aus. Es war lästig, aber er würde es überstehen, redete er sich ein. Dann betrat er den Raum. „Ah, Mr. Potter! Fein, fein, dass Sie hier sind, ich habe schon auf Sie gewartet. Bitte setzten Sie sich.“ Harry folgte der Anweisung und setzte sich an den Tisch auf den sie mit ihrer Schreibfeder gedeutet hatte. Er kam sich vor wie Ken in Barbies Traumhaus. Alles Pink. Und Katzenbilder auf Teller, die an der Wand hingen. Innerlich erschauderte er. Umbridge hatte sich derweil zu ihn gesellt und bedachte ihn mit ihrem scheinheiligen Lächeln, das ihm immer das Gefühl gab, er wäre in eine Falle getappt. Er versuchte das Unbehagen abzuschütteln und betrachtete seinen Tisch genauer. Ein Blatt Papier und eine Feder lagen akkurat nebeneinander gelegt darauf. „Sie werden schreiben.“ Bestätigte sie Harrys Vermutung. Das überraschte den Gryffindor aufrichtig. Mehr nicht? Ok, damit konnte er leben. „Was soll ich schreiben?“ fragte er. Das 'Professor' ließ er bewusst aus. Doch das tangierte die Inquisitorin offenbar nicht. Ihr Lächeln blieb unverändert. „Wir werden versuchen Ihnen ein wenig Manieren beizubringen. Sie werden „Ich darf nicht Lügen“ aufschreiben.“ 'Das ist doch albern' dachte sich Harry. Andererseits hätte es schlimmer kommen können. Er wunderte sich, dass Umbridge keine Mengenangabe gemacht hatte also fragte er nach. „Oh, ich werde schon wissen wann Sie genug haben.“ war ihre Antwort darauf. Das ungute Gefühl im Nacken wurde fast greifbar. Und es wurde sofort bestätigt als Harry den Satz zum ersten mal schrieb. Er konnte gerade noch ein überraschtes schmerzvolles Zischen unterdrücken, doch Umbrigdes falsches Lächeln war längst einem diabolischen Grinsen gewichen. Auf Harrys Hand zeichneten sich jene Worte ab, die er eben geschrieben hatte. Sie wurden ihm in die Haut eingeritzt. Mit jedem neuen Satz tiefer. Das Papier hingegen blieb weiss. Seine Zähne pressten sich so fest aufeinander, dass sie knirschten und sein ganzer Körper war aufs äußerste angespannt. Er wollte es ihr nicht gönnen. Nicht einen Ton. Der pinke Alptraum schien sich trotzdem an diesen Anblick zu weiden. Sie sah die ganze Zeit zu. Nach einer Stunde, beendete sie diese Tortur. Harry atmete tief aus. „Bleiben Sie sitzen, Mr. Potter, ich will wissen, ob Sie es auch richtig gemacht haben.“ lautete ihre Anweisung als er sich erheben wollte. Er schenkte ihr einen vernichtenden Blick. Aber mit der Aussicht, dass er so schneller wegkommen würde, gehorchte er ihr. Dolores schlich sich hinter Harry und begutachtete das Ergebnis. „Ja, sehr schön. Das gefällt mir.“ sagte sie. Doch in ihrer Stimme mischte sich nun ein Unterton falschen Bedauerns hinein. „Doch ich habe den Eindruck, dass Sie es immer noch nicht richtig verstanden haben.“ Und plötzlich, ohne Vorwarnung, legte sie ihre Hand auf sein Schulterblatt und drückte zu. Harry wurde beinahe schwarz vor Augen und konnte einen Schmerzlaut diesmal nicht unterdrücken. „Sie tun weh, nicht war? Die Wunden.“ Harry erstarrte zur Salzsäule. Nicht fähig irgendetwas zu sagen, wummerte nur eine Frage in seinem Kopf. Woher wusste sie davon? „Ich habe mich schon gefragt, wo der Gürtel zum Einsatz gekommen ist.“ Ging sie mehr ins Detail. Sie hielt ihn immer noch fest. Ihr Griff war erstaunlich stark. „Sie? Aber wie? Das Haus. Es hat den Blutschutz.“ brachte Harry unter Anstrengung hervor. „Albus.“ Kurz war die Antwort. Und vernichtend. „Es hat Überredungskunst gebraucht und Dank einem...Hilfsmittel, konnte ich ihn dazu bringen, das Ding ihn den Haushalt ihrer Verwandten unterzuschieben. Ihnen ist sicher aufgefallen, dass der Direktor Sie mit anderen Augen sieht. Zugegeben, er ist nicht ganz er selbst. Falsch sind seine Gefühle aber auch nicht.“ „Wieso?“ keuchte der Schüler. Er atmete flach und konnte sich kaum noch konzentrieren. „Weil sie ein Dorn im Auge sind. Halten Sie sich zurück.“ Damit lies sie los und Harry brach zur Seite weg. Er bemühte sich, nicht in die Schwärze abzudriften und spürte, wie ein Teil der Wunden wieder aufgebrochen war. „Sie wissen, dass ihre Wunden nur langsam verheilen. Dieser unscheinbare Gürtel ist ein schwarzmagischer Gegenstand, wie Sie sicher schon vermutet haben. Es wird ein Jahr dauern bis sie komplett verheilt sind. Das wird wohl zu Beginn der Sommerferien sein. Wenn ich richtig informiert bin, sind Sie jeden Sommer bei ihren Verwandten?“ Dem jungen Gryffindor kam das kalte Entsetzen. Umbridge genoss den Anblick. „Ich rate Ihnen dieses kleine Geheimnis für sich zu behalten, wenn Ihnen das Wohl ihrer wenigen Freunde lieb ist, Mr. Potter. Sie können gehen.“ sagte sie schließlich. Harry schleifte sich mehr als dass er ging in den Gemeinschaftsraum. Er war leer. Erschöpft lies er sich auf einen der Stühle fallen, zog seine Knie an und legte seinen Kopf darauf. Er steckte in der Klemme. Wie sollte er mit all dem fertig werden? Immerhin wusste er nun, dass der Direktor unter einem Zauber stand. Durch ein Hilfsmittel, hatte Umbridge gesagt. Etwas, das er bei sich trug? Sollte er dort ansetzten? Er stöhnte, als eine neue Schmerzwelle über seinen Rücken glitt. Im Moment fühlte er sich zu nichts in der Lage. Das einzige was er wusste, war, dass er zutiefst verzweifelt ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)