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~ Love at third sight ~

Mit dem Herz gegen alle Regeln
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
@ carly88, Anne208, Engelslady & Yumi-san_89 vielen Dank für Eure tollen Kommentare zu dem letzten Kapitel - sie waren echt toll und motivierend für mich, ich habe sie erst kürzlich entdeckt und gelesen *kiss*


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Unspoken

Ein Buchstabe mit einem Punkt dahinter machte den feinen aber klaren Unterschied, zwischen einer totalen, zwischenmenschlichen Apokalypse und einer nur mittelschweren Katastrophe, aus.

Momoko versuchte sich nach außen hin ganz ruhig zu geben, noch gab es schließlich keinen Grund für Panik.

»Es ist nur die Abkürzung eines Namens, nichts weiter!«, sagte sie sich in Gedanken.

Sie atmete entspannt ein und aus, straffte ihre Haltung und sah ihrem Verlobten direkt in die Augen. Noch immer misstrauisch, lächelte er trotzdem weiter scheinheilig.

„Das ist eine Klassenkameradin von mir. Du kennst sie nicht.“, antworte die junge Frau schließlich.

Takuros Augen zuckten ungläubig und prüften noch mal den gemailten Text.

»Unglaublich! Er traut mir nicht! Wonach sucht er?«

„Und wie heißt sie ausgeschrieben?“, hinterfragte er streng.

Die Rosahaarige zögerte nicht lange.

„Yuko.“

Ihre prompte Antwort schien den Schwarzhaarigen zu verblüffen, aber nicht vollends zufrieden zu stellen.

„Aha. Yuko also. Du hast noch nie von ihr erzählt.“

Schnaubend verschränkte Momoko ihre Arme.

„Weil es nichts zu erzählen gibt. Wir gehen einfach nur in dieselbe Klasse.“

Takuro schob die Brille hoch auf seine Nase.

„Dafür klingt ihre Nachricht aber ganz schön interessiert. So als wärt ihr enger befreundet.“, hakte er kühl nach.

Die schmalen Finger seines Gegenübers gruben sich verärgert in ihre Oberarme.

„Ich weiß. Sie bildet sich ein wir wären enger befreundet, als es eigentlich der Fall ist. Sie ist etwas vorlaut und neugierig, deswegen sucht sie ständig Anschluss. Im Grunde ist sie aber ok und wir schreiben uns deswegen manchmal. Auch wegen Hausaufgaben und so.“

Eine Lüge nach der anderen flatterte seiner Verlobten zu; fast schon natürlich gingen ihr diese Geschichten über die Lippen. Es war ein großes Glück, dass sie Yuko schon zuvor - wenn auch unfreiwillig - zu einer Mitverschwörerin von sich gemacht hatte. Sollte es also dazu kommen, dass Takuro diesen Umstand überprüfen wollte, würde ihre Klassenkameradin sie bestimmt decken.

Allmählich bröckelten die Zweifel ihres Freundes; seine Haltung entspannte sich und der warme Glanz in seinen Augen kehrte zurück.

„So warst du schon immer. Nett zu denen, die von anderen missverstanden wurden.“, entgegnete er lächelnd. „Deswegen habe ich mich schon damals in dich verliebt.“

Momoko blickte schuldbewusst weg. Sie heftete ihren Blick an das Handy, das er immer noch in seiner Hand hielt. Hätte sie damals in der Mittelschule geahnt, was es für ihre Zukunft bedeute, dass sie neben Hinagiku als einzige nett zu dem allseits gemobbten Streber Takuro Amano war, hätte sie möglicherweise in manchen Situationen anders gehandelt.

„Alles in Ordnung?“

„Oh, entschuldige. Ich war kurz in Gedanken. Kann ich mein Handy jetzt wieder zurück haben?“

Sein Ausdruck wurde etwas finster, aber er reichte ihr das Telefon kommentarlos. Er hatte auf seine romantische Phrase wahrscheinlich eine andere Reaktion erwartet.

„Ich habe dich schon wieder verärgert, oder?“

Ihre blauen Augen trafen auf seine rotbraunen. Sie schluckte und ein Moment der Stille verstrich, ehe sie zögerlich nickte.

„Es kränkt mich, dass du mir so wenig vertraust und mich wegen einer simplen Textnachricht ins Kreuzverhör nimmst.“

Er wollte etwas entgegnen, doch sie schnitt ihm das Wort ab. Wenn sie schon die Chance hatte etwas zu sagen, dann wollte sie die Situation auch voll zu ihrem Vorteil ausnutzen.

„Und das in dieser Umgebung! Du hast dir so viel Mühe gegeben, mir einen schönen Abend zu bereiten und dann ruinierst du alles auf dem Höhepunkt deiner Überraschung durch so etwas Albernes…“

Sie betonte es extra dramatisch und setzte eine enttäuschte Miene auf. Es widerstrebte ihr sehr, Takuro derartig etwas vorzumachen, aber hatte sie eine andere Wahl? Er ließ ihr keine; sie musste alle Register ziehen, wenn sie wieder mehr Freiheiten in dieser Beziehung wollte.

Ihre Masche zog und der unsichere, vorsichtige Takuro von früher stand wieder vor ihr und schaute sie trübsinnig an.

„Das… das tut mir leid. Du hast Recht, ich hätte es einfach lassen sollen. Ich hätte dich auch später noch fragen können. Bitte, Momoko… sei nicht böse deswegen. Dieser Abend soll nicht mit Groll oder Streit enden.“

Nachgiebig schüttelte sie den Kopf.

„Schon gut. Ich verstehe dich ja.“, gab sie vor.

Das war Phase zwei. Erst verursachte man Schuldgefühle und dann kam man mit Verständnis; das funktionierte fast immer.

„Morgen gebe ich mir noch mehr Mühe, in Ordnung?“

Takuro griff nach ihrer beringten Hand und streichelte über ihre Fingerknöchel. Fast so wie es Yosuke manchmal tat. Unwillkürlich errötete sie bei dem Gedanken daran. Ihr Gastgeber missinterpretierte das und lächelte glücklich.

„Na dann… schlaf gut und bis morgen.“

Er küsste sie flüchtig auf die linke Schläfe und ließ dann von ihr ab. Momoko sah ihm nach, als er winkend hinter sich die Tür zu ihrem Zimmer schloss. Ihr Blick blieb an dem Schlüssel hängen, der auf ihrer Seite des Schlosses steckte. Unbewegt harrte sie zehn Sekunden aus, die sie in Gedanken runter zählte, ehe sie fast schon sprintartig zur Tür hastete und abschloss.

Sie atmete laut aus und lehnte sich seufzend gegen das glatte Holz. Ihre Anspannung hatte sich schlagartig gelöst, als sie sich sicher war, dass ab nun niemand mehr ungebeten in ihr Zimmer kommen konnte.

»Wie ich diese Überwachung hasse!«

Doch für den restlichen Abend war sie davon befreit. Da war sie sich sicher.

Momoko hob ihr Handy hoch und betrachtete es nachdenklich. Es war an der Zeit dem Auslöser für diese Aufregung zu antworten, doch andererseits hatte sie ja eigentlich vorgehabt duschen zu gehen… Sie stellte sich vor nur mit einem Handtuch umwickelt über den langen Flur zum Bad und anschließend zurück zu schleichen. Nicht, dass sie Takuro voyeuristische Absichten unterstellte, aber angesichts der jüngsten Umstände war sie, so oder so, nicht wild darauf ihm noch mal zu begegnen. Entschlossen verwarf sie ihr Vorhaben und schüttelte den Gedanken ab, mit dem sie gleichzeitig auch einen unangenehmen Schauer los wurde.

Die Rosahaarige ließ das Telefon in ihrer Hand wieder sinken und sah sich erneut in dem Zimmer um. All die Blumen und Kerzen; der drückend, warme Duft und die Stimmung, die all das verbreitete, missfiel ihr plötzlich so sehr, dass der Drang, es zu vertreiben, in ihr übermächtig wurde. Sie wollte das alles nicht!

Schnell schritt sie auf das Bett zu, wo sie ihr Handy zunächst fahrig auf den Nachttisch knallte und dann, auf eine wüterische Weise, achtlos sämtliche Dekokissen von der Decke nahm und hinter sich in den Raum warf. Als nächstes riss sie die gesteppte Tagesdecke mit dem Rosenblätterherz herunter und lies sie ans Fußende fallen. Angestrengt atmend fuhr sie sich durch ihr Haar und begann dann sämtliche Kerzen im Raum auszublasen. Eine Wolke aus schwerem Schwefeldunst breitete sich aus und vermischte sich mit dem Rosenduft, doch Momoko bahnte sich im Dunkel der Nacht bereits stolpernd einen Weg durch die verteilt auf dem Boden liegenden Kissen Richtung Fenster, wo sie schließlich die wuchtigen Vorhänge zurück zog und zwei große Flügelfenster öffnete.

Frische, klare Nachtluft wehte herein und blies durch ihr offenes Haar. Sie schloss die Augen, als sie ihr Gesicht dem Mondlicht entgegen reckte. Vor dem Fenster war das schmiedeeiserne Geländer eines französischen Balkons, auf das sie ihre Hände legte.

»Ich will nicht hier sein…«

Eine plötzliche Melancholie ergriff Besitz von ihr.

So würde also ihr Leben aussehen? Sie schaute in die Sterne und dann über den akkurat getrimmten Rasen und die zu steifen Figuren beschnittenen Sträucher des Gartens, der an dem übertrieben hohen Sicherheitszaun des Gründstückes endete. Dahinter lag die Aussicht auf ihre kleine Stadt, in der sie aufgewachsen und zuhause war.

„Jetzt verstehe ich, warum die, die alles haben, am einsamsten sind…“, murmelte sie leise und traurig vor sich hin.

So weit weg von allem was sie kannte und ausmachte, kam sie sich unbedeutend und klein vor. So wie immer, wenn sie hier war oder Takuro sie in seine Welt entführte. Sie vermisste ihren Vater jetzt noch viel mehr, ebenso Yuri und Hinagiku… all jene, die sie liebte. Niemand bemerkte wie unglücklich sie hinter der Fassade war, die sie zum Schutz vorzeigen musste.

»Außer ihm

Als Momoko an Yosuke dachte flatterte ihr Herz aufgewühlt. Sie drehte sich zurück zum Zimmer und sah im Dunklen das Aufleuchten des Handydisplays, der das Mondlicht reflektierte.

Die junge Frau ging zurück zum Bett, nahm das Telefon in die Hand und ließ sich langsam auf das riesige Bett sinken. Mit den Knien fast schon unter dem Kinn, begann sie endlich eine Antwort auf seine letzte Nachricht zu schreiben.

>>>Hi Y.<<<

Lange blinkte der Curser hinter diesen drei Buchstaben. Sie hielt ihren Daumen lange über die Tasten erhoben, aber ihr wollte einfach nicht einfallen, wie oder womit sie anfangen sollte. In ihrem Kopf ging grad so viel vor und außerdem spielten ihre Gefühle verrückt. Es war nicht genug Raum da, um in einer Kurzmitteilung zu erklären, was passiert war. Doch telefonieren ging auch nicht.

Nach weiteren ungezählten Minuten gab sie es auf und setzte hinter ihre paar Buchstaben nur noch drei bedeutungsschwangere Punkte, die alles und doch nichts sagten.

»Vielleicht schläft er ja auch schon… was soll’s…«, dachte sie missmutig, richtete sich auf und begann sich bis auf die Unterwäsche auszuziehen.

Da piepte ihr Handy wieder lautstark, sodass sie sich erschrocken auf das kleine Gerät stürzte, als wollte sie es mit beiden Händen auf dem Bett erdrosseln. Mit heftigem Herzrasen blieb sie darauf liegen und rührte sich nicht. Sie lauschte, ob es im Flur vor ihrer Tür irgendwelche Geräusche gab, die darauf hinweisen könnten, dass Takuro sein Zimmer verlies. Doch alles blieb still.

„Gott! Ich werde schon langsam paranoid!“, knurrte sie leise und stellte als erstes ihr Handy auf lautlos.

Momoko kroch unter ihre Decke und öffnete dann die Nachricht.

>>>Was ist passiert?<<<

Drei Worte, die ihre Gefühle noch mehr durcheinander warfen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und gleichzeitig lächelte sie glücklich. Drei kleine Punkte hatten gereicht; Yosuke musste nicht fragen, ob etwas los war und er machte auch keine verwunderten Kommentare oder Sonstiges. Er wusste einfach, dass etwas passiert war und wollte für sie da sein.

Sie sah seinen ernsten, besorgten Ausdruck vor sich; wie sich seine braungrünen Augen verdunkelten und er die dichten Augenbrauen zusammen zog, während sein Blick bis hinunter in ihre seelischen Abgründe schaute.

Die Tränen kullerten stumm über ihre Wangen, obwohl sich eine angenehme Gänsehaut auf ihrem Körper ausbreitete. Verwirrt legte sie eine Hand auf ihre Brust, in der es sich schmerzhaft zusammen zog. Sie freute sich über seine Nachricht und sein Interesse, aber trotzdem war ihr elend zumute. Er war nicht hier, konnte ihr jetzt nicht helfen und ihre akute Einsamkeit beenden… sie war einfach durch, ihre Nerven waren mal wieder am Ende. Sie reagierte wegen nichts emotional. Einfach, weil sie grad in diesem Moment wieder alles satt hatte und am liebsten laut schreien wollte. Sie wollte über das Fenster hinaus klettern und davon rennen. Momoko stellte sich vor wie es wäre, bei Nacht und Nebel einfach durchzubrennen und nie mehr zurück zu kommen. Der Gedanke war beängstigend und trotzdem gleichzeitig irgendwie befreiend.

»Ob es Mama genauso gegangen ist, als sie fort ging?«

Darüber hatte sie nie nachgedacht. Überhaupt dachte sie nicht mehr oft an ihre Mutter, seit sie älter geworden war. Ihr Vater sprach auch nie von den Gründen, wegen denen sie damals weggegangen war. Alles was sie wusste war, dass er trotz allem stets gut von ihr sprach und anscheinend auch keinen Groll gegen sie hegte… das hatte sich erst mit dem Alkohol geändert.

»Aber ich bin nicht so…«

Sie würde nicht weggehen und ihm im Stich lassen, nur damit sie frei von Verantwortung war. Niemals.

Ein leiser Schluchzer drang aus ihrer Kehle, während ihr Handy aufgeregt blinkte. Yosuke hatte in der Zwischenzeit eine weitere Nachricht geschrieben.

>>>Zwing mich nicht, mich wieder davon zu stehlen und mit Steinen an dein Fenster zu werfen.<<<

Momoko konnte nicht anders als gequält aufzulachen. Sie schrieb ihm umgehend zurück.

>>>Damit wirst du dieses Mal auch keinen Erfolg haben. Ich bin nicht Zuhause.<<<

Natürlich kam die Antwort darauf umgehend.

>>>Wo bist du? Was ist passiert? Ich meine das ernst!<<<

Traurig schaute die Blauäugige auf das Chatfenster. Sie wollte ihm nicht erzählen wo sie war und warum es ihr schlecht ging. Letzteres wusste sie im Moment selber nicht mal ganz genau. Doch sie hatte angefangen ihn neugierig zu machen und es war nur fair, wenn sie ihm jetzt auch die Infos lieferte, die er haben wollte.

>>>Ich bin bei Takuro. Bzw. mit ihm in dem Haus seiner Verwandten. Alles etwas schwierig per Chat zu erklären… Ich übernachte hier. Wir fahren morgen gemeinsam meinen Vater besuchen.<<<

Sollte sie erwähnen, dass sie in getrennten Zimmern schliefen? Oder konnte er sich das denken, wenn sie ihm schließlich gerade jetzt schrieb? Sie schüttelte den Kopf; das ging ihn doch gar nichts an!

Momoko drückte auf senden.
 

Es trat das ein, was sie insgeheim befürchtet hatte; Yosuke antwortete daraufhin nicht mehr. Mutlos ließ sie irgendwann, nach vielen ungezählten Minuten, das Smartphone aus ihrer Hand auf das Laken gleiten und starrte leer nach draußen. Gespenstig wölbten sich die Gardinen in dem lauen Wind, der noch immer den schweren Duft aus dem Raum trug. Er und das Mondlicht waren irgendwie tröstlich in diesem einsamen Zimmer, das sich wie ein Gefängnis anfühlte. Plötzlich lachte sie stumm in sich hinein, denn ein bisschen kam sie sich wie Rapunzel in ihrem Turm vor – die Ironie dabei entging ihr nicht.

Die junge Frau zuckte zusammen, als ihr Handy brummend zu erzittern begann. Yosuke machte sich nicht mehr die Mühe zu schreiben, er rief an! Mit großen Augen starrte sie unschlüssig auf das Display und wusste nicht, was sie tun sollte.

Sie nahm ab und begann hinter vorgehaltener Hand zu flüstern. Misstrauisch duckte sie sich von der Zimmertür weg, obwohl sie diese abgeschlossen hatte.

„Schhhh! Du kannst mich doch nicht einfach so anrufen!“, hauchte sie klagend in das Mikro.

Momoko klang zwar ermahnend, aber innerlich freute sie sich sehr darauf seine Stimme zu hören.

„Tut mir leid, aber deine Nachrichten haben mir keine Ruhe gelassen.“, erklärte er ruhig und ebenfalls flüsternd.

Sie schloss die Augen und lächelte.

„Du bringst uns beide noch mal in Teufels Küche.“, schimpfte sie halbherzig weiter.

Man konnte ihn daraufhin am anderen Ende förmlich schmunzeln hören.

„Ich hatte einfach das Gefühl, dass du das jetzt brauchst. Sonst wärst du nicht rangegangen.“

Er verpackte es so, als wollte er sie aufziehen, doch die ernste Spur in seinen Worten war nicht zu überhören. Zu ihrem Glück sah er nicht, dass sich ihre Augen vor Ergriffenheit mit Tränen füllten. Er hatte ja so Recht… Momoko stand auf und schlich zum Fenster zurück, wo sie gedankenversunken in die Ferne blickte. Ihr Gesprächspartner war irgendwo da draußen zwischen all den Häusern.

„Sag mal wo bist du, dass du mich überhaupt anrufen kannst?“, wechselte sie das Thema, nach mehreren Augenblicken des Schweigens.

„Ich stehe unten vor meinem Wohnhaus im Freien. In Pyjamahose, wie findest du das?“, scherzte er über sich selbst.

Tatsächlich lachte sie leise.

„Lass dich so nur nicht von deinen Nachbarn sehen, sonst denken sie noch, Hiromi hätte dich nach einem Streit rausgeschmissen.“, witzelte sie.

Jetzt lachte er amüsiert.

„Das macht nichts, dann schiebe ich es auf ihre Hormonschwankungen.“

Sie kicherten leise zusammen bei dem Gedanken an so ein Szenario, wussten sie doch beide, dass sich der jeweils andere das Ganze ebenfalls bildlich vorstellte.

„Und du? Wo bist du und was machst du gerade?“

Momoko schaute reflexartig an sich herunter und errötete abrupt.

„Ich… ich stehe am Fenster eines Gästezimmers und schaue auf die Lichter der Stadt.“, stotterte sie hektisch.

„Sicher? Du klingst, als wärst du gerade halbnackt über einen öffentlichen Rasen geflitzt.“

Ihr Gesicht lief hochrot an vor Scham. Yosuke lag daneben, aber er ahnte nicht wie knapp! Immerhin seine Bemerkung über ihr Outfit stimmte schon mal.

„Bin ich aber nicht!“, protestierte sie piepsend, so gut es eben im Flüsterton ging.

Ihr Gesprächspartner lachte tief und kehlig ins Telefon hinein.

„Schon gut, es war doch nur ein Spaß, Pfirsichtörtchen.“

Aus dem Puterrot wurde ein schüchternes Rosa, das auf ihren Wangen zurück blieb. „So hast du mich lange nicht mehr genannt.“, wollte sie sagen, doch sie verkniff es sich und kaute stattdessen nervös auf ihrer Unterlippe herum.

„Ist alles in Ordnung?“

Die Blauäugige horchte kurz auf und analysierte dann ihren Gemütszustand. Der Knoten in ihrer Brust war unbemerkt einem Gefühl von Leichtigkeit gewichen. Ein warmes Lächeln umspielte ihre Lippen, als ihr klar wurde, dass ihre Traurigkeit verschwunden war.

„Ja, jetzt schon.“, antwortete sie ehrlich.

„Was war denn los?“

„Ach… Takuro hat mitten in einer fürchterlich romantischen Situation deine Kurznachricht mitbekommen. Er hat darauf bestanden zu erfahren wer mir schreibt und hat sich dann mein Handy gegriffen.“

Sie hörte wie Yosuke auf der anderen Seite scharf die Luft einzog und gespannt anhielt.

„Keine Panik. Ich habe ihn davon überzeugen können, dass “Y.“ meine Klassenkameradin Yuko ist. Ich bin also davon gekommen. Trotzdem war es ziemlich… ätzend, wie sehr er mich deswegen unter Druck gesetzt hat. Allein dass er überhaupt darauf bestand, dass ich ihm mein Handy zeige…“
 

In den nächsten Minuten hörte der Torwart ihr einfach geduldig zu und ließ sich schildern, was genau vorgefallen war. Es war ihm anzuhören das er erleichtert darüber war, dass er seinen Namen abgekürzt und nichts weiter Verdächtiges geschrieben hatte.

„Das hätte tatsächlich ins Auge gehen können.“, schloss er.

„Ja… wir müssen noch mehr aufpassen. Wenn ich deine Nummer unter deinem vollen Namen eingespeichert hätte, wäre er durchgedreht. Aber wir müssen auch darauf achten wie und was wir schreiben, bevor wir sicher sein können, dass der andere auch gerade so antworten kann, wie er möchte.“

„Du meinst unbeobachtet? Klar, ich frage ab jetzt nur noch, ob du grad Zeit und Lust zum Texten hast.“

„Das ist bestimmt das Sicherste.“

Bitterkeit hatte sich in ihren Tonfall gemischt. Momoko seufzte.

„Was ist los?“, hinterfragte Yosuke, dem das nicht entgangen war.

„Nichts… es ist nur unheimlich anstrengend, das alles… Eine Woche erst und ich bin schon von der ganzen Heimlichtuerei genervt.“

„Hm… du bist gestresst. Das bin ich auch! Hiromis Bemühungen in allen Ehren, aber dieses Geklette manchmal…“, beklagte er sich und setzte in Ihr Seufzen mit ein.

Die junge Frau nestelte verträumt am Stoff der Vorhänge herum, während sie einander vielsagend anschwiegen. Was er wohl in diesem Moment dachte? Etwas in ihr wollte „Ich vermisse dich.“ oder „Du fehlst mir.“ sagen, doch auch das verbot sie sich entschlossen.

»Am Ende denkt er noch, ich steigere mich zu sehr in diese Sache hinein!«, maßregelte Momoko sich selbst.

Doch es war wahr; seine Gegenwart und Nähe fehlte ihr. Mit ihm zu telefonieren war schön und beruhigte ihre Nerven, aber es war nicht dasselbe.

„Wenn du morgen mit Takuro deinen Vater besuchst, wie sieht es dann mit Sonntag aus? Besteht die Chance, dass dir dein Verlobter einen freien Tag einräumt?“

Ihr ruheloses Herz beschleunigte sein Tempo. Yosuke fragte sie nach einem Treffen? Konnte er ihre Gedanken lesen, oder war das nur ein Zufall?

„Ich weiß nicht… schon möglich. Vielleicht.“, antwortete sie bemüht gelassen.

Innerlich jubelte ein kleiner Teil von ihr bereits vorfreudig aus vollem Halse.

„Vielleicht reicht mir.“

Wieder sah sie sein schiefes Grinsen vor ihrem inneren Auge.

„Okay, aber ich kann noch nichts Genaues sagen…“

„Das macht nichts. Lass uns morgen schreiben oder telefonieren, wenn wir beide wieder können. So langsam wird es nämlich kalt hier draußen, so ohne T-Shirt.“

„Glaub mir, das kann ich sehr gut nachvollziehen.“, entgegnete sie und fröstelte wie auf Bestellung im frischen Wind.

„Dann bis morgen. Bye.“

„Bye.“
 

Yosuke legte auf und reckte seinen Hals zum Himmel, wo zwischen den Hochhäusern ein kleines Stück des Mondes Licht auf ihn warf. Er lächelte ihm entgegen, denn es fühlte sich an, als ob der Mann im Mond ihm seinen Segen für seine spontane Idee gegeben hätte.

Der Gedanke, Momoko nach den Geschehnissen der letzten Tage eventuell wiederzusehen, ließ ihn seine Sorgen fast vergessen. Mit Leichtigkeit im Herzen und durchströmt von dem aufregenden Kribbeln der Vorfreude, trat er zurück in sein Wohnhaus und machte sich wieder auf in seine Wohnung, in der die längst schlafende Hiromi und sein vertrautes Sofa auf ihn warteten.

Momoko am Rande der Stadt fiel mit demselben warmen Gefühl und einem Lächeln auf den Lippen, in einen ruhigen, traumlosen Schlaf.


Nachwort zu diesem Kapitel:
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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Anne208
2015-11-25T19:37:33+00:00 25.11.2015 20:37
Puhhh da ist ja alles nochmal gut gegangen....

Ich bin gespannt wie es wohl weitergeht😊

LG An Ne
Von: abgemeldet
2015-11-25T10:53:18+00:00 25.11.2015 11:53
I wollt schon sagen momoko mach dein Ton aus... Aber i freu mich auf das wieder sehen und momoko hat richtig gehandelt was takuru betrifft hätte i auch so gemacht...

Momokos Überlegung wegzu laufen is zwar schön und gut aber hilft auch nicht...

Nur warum kann da nicht jmd helfen das yosuke und momoko ein paar werden, und diese hiromi nicht schwanger ist und fremd gegangen sei im Urlaub... Ach man alles doooooooooooooooooooooooof


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