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~ Love at third sight ~

Mit dem Herz gegen alle Regeln
von

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Ambitions

Drei Tage später hatte sich die Lage nicht geändert.

Hiromi begleitete Yosuke jeden Morgen in die Schule, wo sie sich den Blicken, Fragen und Sprüchen ihrer Mitschüler tapfer stellten. Takuro hielt ebenfalls sein bedenkliches Versprechen Momoko gegenüber. Er holte sie von der Schule ab, fuhr sie zur Arbeit, holte sie von dort wieder ab und überwachte auch sonst fast alles, was sie tat.

Sie ging nicht mehr aus dem Haus, um sich vielleicht mit Yuri oder Hinagiku zu treffen, denn für all das verlangte ihr kontrollsüchtiger Verlobter eine Anmeldung und Rechtfertigung. Darauf hatte die junge Frau aber keine Lust, also genoss sie ihre unfreiwillige Einsamkeit, in der sie wenigstens unbeobachtet war. Die gewonnene Zeit investierte sie darin für die Schule zu lernen, unzählige Fotos zu sortieren und in Alben zu verschieben oder sich – wann immer es sich einrichten lies – mit Yosuke zu schreiben. Ein Glück gab es Datenflatrates und andere Kurzmitteilungsprogramme außer SMS…

Die Rosahaarige strich nach einem absolvierten Arbeitstag ihre Maiduniform glatt und verstaute sie in ihrer Tasche, in der auch schon ihre Schuluniform lag. Takuro machte sich nicht den Umweg sie nach der Schule erst noch mal zum Umziehen nach Hause zu fahren, sondern brachte sie jetzt immer direkt zu dem Maid-Café, in dem sie arbeitete. Das dadurch entstehende Zeitfenster, bis zum Beginn ihrer Schicht, wollte er nun immer dazu nutzen, um mit ihr noch einen Kaffee zu trinken und etwas zu plaudern. Eigentlich eine sehr süße Idee, wenn sie seine dauernde Anwesenheit nur nicht so einengen würde…

Momoko seufzte nachdenklich und zog den Reißverschluss ihrer Tasche zu. Zivile Wechselkleidung hatte sie also seit dem vergangenen Mittwoch immer mit dabei, weshalb sie jetzt ein lockeres, weißes T-Shirt und eine schlichte, blaue Jeans trug.

„Hanasaki-chan, dein Freund wartet schon wieder auf dich.“, hörte sie die Stimme ihrer Chefin hinter sich sagen.

Sie rollte kurz mit den Augen, ehe sie sich zu der schwarzhaarigen, schönen Frau umdrehte, die ihr langes Haar heute zu einem strengen Dutt hochgesteckt trug.

„Ich bin ja schon fertig.“, antwortete sie und lächelte trotzdem dabei.

Ihre Vorgesetzte musterte sie schmunzelnd.

„Das zwischen Euch ist ja ganz schön eng geworden. Er holt dich immer ab, verbringt mit dir hier noch Zeit vor deiner Schicht… das ist wirklich süß.“

Die Schülerin strich sich verlegen eine Haarsträhne hinter ihr rechtes Ohr.

„Tatsächlich?“, entgegnete sie unsicher.

Ihr Gegenüber stutzte.

„Na… findest du das denn nicht?“, hakte sie nach.

„Doch! Natürlich, unbedingt sogar! Er ist sehr zuvorkommend.“

Ihre Chefin lachte ungläubig.

Zuvorkommend?! Wäre das mein Verlobter, würde ich wohl eine andere Wortwahl treffen.“, frotzelte sie amüsiert.

„Entschuldigung… es ist mir etwas unangenehm…“, versuchte sich die Blauäugige herauszureden und wurde tatsächlich etwas rot um die Nasenspitze herum.

»So was Blödes! Warum bin ich so verkrampft? Reiß dich mal zusammen!«, schimpfte sie sich innerlich.

Zum Glück winkte die hochgewachsene Frau beruhigend ab.

„Kein Problem! Ich hätte dich nur gar nicht so schüchtern eingeschätzt. Aber ist doch schön, wenn deine Beziehung gut läuft. Mir war ja schon am Montag aufgefallen, dass sich deine Laune und auch deine ganze Ausstrahlung verbessert haben. Ich freue mich für dich und es tut mir leid, dass ich letztens so indiskret war. Das stand mir als deine Vorgesetzte nicht zu.“

Diesmal schüttelte Momoko beschwichtigend den Kopf.

„Nein, schon gut. Sie und die Mädchen – wir alle hier sind wie eine kleine Familie. Ich finde es schön, dass Sie sich um uns alle kümmern. Ich bin Ihnen nicht böse.“

Ihre Chefin atmete erleichtert aus.

„Da bin ich aber froh. Nun lauf aber schnell, sonst wird dein Schatz noch ungeduldig. Ach und viel Spaß mit deinem Vater morgen.“, sagte sie augenzwinkernd.

Ihre Angestellte verzog den Mund bei dem Wort Schatz für einen Moment, lächelte dann aber schnell wieder ungerührt; sie freute sich zu sehr darauf ihren Vater wiederzusehen. Takuro hatte sich heimlich um einen zweiten Besuchstermin in der Spezialklinik bemüht und sie damit überrascht.

„Danke, dann bis Montag! Wiedersehen!“

„Bis dann, Hanasaki-chan.“

Momoko schulterte ihre volle Tasche beim Verlassen des Ladens und straffte sich noch mal für die erneute Begegnung mit ihrem Verlobten an diesem Tag. Die Abendluft war durch den Regen der letzten Tage frischer als sonst.

Sie lenkte ihren Blick geradewegs zu dem dunklen Automobil, das wie selbstverständlich auf sie wartete. Als Takuro ausstieg war sie jedoch überrascht.

„Guten Abend, liebste Momoko.“, empfing er sie liebevoll.

Mit großen Augen musterte sie seine Aufmachung.

„Takuro! Das ist aber ein ungewohnter Aufzug!“, entgegnete sie, statt ihn ebenfalls anständig zu begrüßen.

Kein Jacket, keine Anzughose, kein steif gebügeltes Hemd; nicht mal eine Krawatte trug der, sonst so bemüht seriös wirkende, junge Mann an diesem Abend. Er hatte seinen steifen Dresscode gegen eine lockere, weinrote Cordhose und ein olivgrünes Poloshirt mit Dreiviertelarm getauscht, das außer dem weißen Brustprint “smart“ schmucklos war.

Der Schwarzhaarige schob seine Brille das Nasenbein hinauf und grinste selbstzufrieden.

„Gefällt es dir?“, fragte er erwartungsvoll.

Seine Verlobte starrte noch einen Moment verblüfft, ehe sie sich genau überlegt hatte, was sie sagen sollte.

„Ja, schon… es ist nur so… ungewohnt. Sind deine Anzüge alle in der Reinigung, oder warum trägst du heute mal leger?“

Er lächelte breit und hielt ihr dann die Autotür auf.

„Es ist frisch heute, lass uns doch während der Fahrt weiterreden.“

Sie nickte und ließ sich nicht lange bitten. Im Auto war es nicht nur wärmer, sondern auf den feinen Ledersitzen auch noch bequemer als draußen. Solche Wagen und ihre Vorzüge waren tatsächlich das Einzige, an das sich Momoko schnell in ihrem neuen Leben gewöhnen könnte.

„Also?“, fragte sie erneut, als sie sich in den Straßenverkehr einfädelten.

Betont lässig drehte Takuro sich zu ihr um.

„Ich dachte einfach, ich versuche mal etwas Neues. Etwas, das nicht so förmlich und einschüchternd auf dich wirkt.“

»Oh… es sind nicht die Anzüge, die mich einschüchtern…«, schoss es ihr durch den Kopf, doch sie biss sich auf die Unterlippe, um ihren Gedanken nicht laut auszusprechen.

„Es steht dir.“, kommentierte sie nur.

Sein Lächeln wurde breiter.

„Das hatte ich gehofft! Ich habe nämlich nachgedacht…“, setzte er an.

Nun war sie aber gespannt. Unbewusst und mit konzentriertem Gesichtsausdruck, beugte sie sich zu ihm vor, damit sie seiner Ausführung besser lauschen konnte.

„Unsere letzte Auseinandersetzung hängt mir noch etwas nach. Ich weiß, dass du unglücklich damit bist, dass ich so viele Forderungen und Bedingungen an dich und dein Verhalten gestellt habe. Doch es macht mich glücklich zu sehen, dass du meinen Wünschen trotzdem bisher ohne Widerworte nachgekommen bist. Ich weiß… ich sollte dir mehr vertrauen und dir mehr Freiraum lassen, aber ich will dir unbedingt beweisen, dass ich eine genauso gute Gesellschaft sein kann, wie deine Freundinnen oder dieser Fuma.“

Momokos Augenbrauen hoben sich überrascht, nicht zuletzt wegen Yosukes namentlicher Erwähnung.

„Deswegen versuche ich seit dieser Woche noch mehr Zeit mit dir zu verbringen, das ist dir bestimmt schon selbst aufgefallen. Ich will dich nicht kontrollieren, ich möchte nur bei dir sein.“

»Du willst mich nicht ausschließlich kontrollieren, wohl eher…«, dachte sie zynisch.

„Ich kann auch locker und spontan sein, mit dir Spaß haben und all diese Dinge… deswegen auch diese Kleidung. Als sichtbares Zeichen dafür, dass ich nicht nur ein Streber bin oder ein blasierter Anzugträger.“

Ein bisschen – und dagegen konnte sich Momoko nicht erwehren – schmeichelten ihr seine Bemühungen tatsächlich, denn er brachte sie mit einem solchen Enthusiasmus rüber, dass sie es einfach glauben musste. Takuro Amano hatte also tatsächlich angefangen darüber nachzudenken, was ihrer Beziehung gut tun würde und was ihr vielleicht gefiel.

Sie musterte seine Erscheinung noch mal eingehend von unten bis oben und kam zu dem Schluss, dass ihm dieser Style ein wenig schlechter zu Gesicht stand, als Hemden und Krawatten, weil er einfach etwas zu schmächtig für den sportlichen Look war, aber andererseits wirkte er damit wirklich etwas lockerer und weniger streng.

„Es gefällt mir wirklich.“, bestätigte sie ihre Aussage von zuvor noch mal glaubwürdig, woraufhin er glücklich und etwas verlegen lächelte, was sie angesteckt davon erwiderte.

Momoko verschnaufte kurz und sah aus dem Fenster auf die Straße.

„Oh, wir fahren falsch!“, bemerkte sie erschrocken und fuhr zu ihrem Verlobten herum, der sich augenscheinlich nicht davon aus der Ruhe bringen ließ.

„Nein, nein. Alles gut. Ich habe unseren Fahrer darum gebeten diese Route zu nehmen.“, antwortete er gelassen.

„Aber warum? Wo fahren wir denn hin?“, wollte die junge Frau wissen und schaute dabei immer wieder nervös nach draußen und zu ihm.

„Zu mir.“, informierte er sie mit einem verheißungsvollen Grinsen.

Ihr Herzschlag beschleunigte sich automatisch und auf sehr unangenehme Weise. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken.

„Wieso?“, krächzte sie nervös mit aufgeregt flackernden Augen.

Takuro nahm ihre rechte Hand in seine und streichelte die Haut ihres Handrückens mit seinem Daumen.

„Das war eine spontane Idee von mir. Es ist Freitag und wir wollten doch morgen früh sowieso deinen Vater besuchen, also dachte ich mir, dass du dann doch auch direkt bei mir übernachten könntest.“

Der Rosahaarigen verschlug es die Sprache. Tonlos klappte ihr der Mund auf, während sich in ihrer Körpermitte ein schmerzhaft unangenehmer Knoten aus ihren Organen bildete.

Plötzlich lachte Takuro leise auf.

„Nun schau doch nicht so! Denkst du, ich habe aus meinen Fehlern nicht gelernt? Ich rede nur von übernachten und von nichts anderem. Du hast sogar ein eigenes Zimmer, in dem du schlafen kannst.“

Die Momoko konnte nur raten, wie sie gerade dreingeschaut hatte, aber es musste eindeutig gewesen sein. Sie versuchte sich wieder zu fangen.

„Entschuldige, ich war so perplex…“, stammelte sie.

Ihr Herz pochte immer noch warnend gegen ihre Brust und ihre zitternden Finger waren kalt vor Anspannung geworden.

„Keine Sorge. Ich habe verstanden, dass du nicht so Eine bist… du willst erobert werden. Ich werde dein Herz schon noch gewinnen, dafür würde ich fast alles für dich tun.“

Sein Tonfall und der Ausdruck in seinen Augen wurde ernster; reifer. Nur ein Wimpernschlag und statt dem schüchternen Streber saß ihr ein erwachsener Mann gegenüber. Sogar seine Körperhaltung hatte sich verändert und wirkte nun ein wenig einschüchternd.

Das Blut schoss ihr in die Wangen. Verlegen erwiderte sie seinen durchdringenden Blick. Zu schnell neigte sie dazu zu vergessen, dass Takuro nicht weniger ein Mann war als Yosuke. Er warb ernsthaft um sie, auch wenn seine Mittel und Wege oft die falschen zu ihrem Herzen waren.

„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll…“

„Du musst nichts sagen, außer ja. Bleib über Nacht bei mir und lass uns morgen gemeinsam aufstehen und frühstücken.“

Sie konnte sein Angebot unmöglich ausschlagen, schließlich hatte er in diesem Gespräch deutlich gemacht, dass er sich ernsthaft bemühen wollte. Vielleicht kam er ihr noch ein, zwei Schritte entgegen, wenn sie auf sein Werben einging. Letztendlich war das ja auch das Ziel; womöglich war sie beeindruckt genug von ihm, dass sie ihm irgendwann ihr Herz öffnen können würde, wenn er seinen Kurs beibehielt.

„Ja.“, flüsterte sie mit glühendem Gesicht durch das Wispern der Motorengeräusche hindurch.

Ein warmes Leuchten glimmte in seinen rotbraunen Augen auf. Glücklich drückte er ihre Hand und beugte sich zu ihr rüber, wo er ihr Kinn mit der anderen anhob, um ihr anschließend einen flüchtigen Kuss auf die Lippen zu hauchen.
 

Den Anblick des imposanten Herrenhauses würde Momoko wohl niemals als selbstverständlich hinnehmen. Gerade im Dunkeln, wo einige Bereiche der Außenfassade und des Gartens beleuchtet wurden, wirkte es noch beeindruckender.

Takuro hatte natürlich ein Abendessen für sie beide liefern lassen, denn selbst zu kochen war selbstredend unter seiner Würde und lag wahrscheinlich auch außerhalb seines umfangreichen Könnens. Jedoch überraschte er mit schlichten, chinesischen Hauptgerichten eines einfachen Schnellrestaurants. Ob das auch zu seiner neuen Coolness gehörte? Wollte er sie wirklich auf diese Weise bezirzen? Doch die junge Frau musste zugeben, dass ihr das durchaus gefiel. Das war viel mehr ihre Welt, als all diese Förmlichkeit und der ganze Prunk um sie herum. Aus welchem Grund auch immer, schien das ihr Verlobter inzwischen begriffen zu haben.

„Du überraschst mich immer mehr. Kommt da heute noch mehr, von diesem neuen Ich von dir?“, zog Momoko ihn auf, als sie sich satt und zufrieden an ihren Stuhlrücken lehnte.

Der blasse Dunkelhaarige tupfte sich die Mundwinkel mit einer Papierserviette sauber und lachte belustigt.

„Das ist kein neues Ich, sondern nur eine andere Seite von mir.“

„So? Sie ist mir jedenfalls sympathisch.“, witzelte sie.

„Ich sagte doch schon, dass ich dir beweisen will, dass ich der Richtige für dich bin.“, entgegnete er selbstzufrieden.

Erneut errötete sie und wurde zappelig. Takuro machte sie ja oft nervös, aber selten auf diese Weise.

„So… ich bin eigentlich ziemlich geschafft vom heutigen Tag. Zeigst du mir mein Zimmer? Ich möchte mich so richtig ausschlafen, damit ich morgen fit für meinen Vater bin.“, wechselte sie geschickt das Thema.

„Selbstverständlich. Komm, es wird dir gefallen.“

Natürlich, wie konnte es das auch nicht? Alles an diesem Abend schien ja schließlich darauf abzuzielen, dass es ihr gefiel.

Schweigend folgte Momoko ihrem Freund von dem Esszimmer in die große Eingangshalle, in der auf der linken Seite eine Treppe, in einer Kurve, hinauf zu einer Galerie führte. Dort war, so wusste sie noch von der letzten Rundführung, noch ein Flur, einige kleinere Zimmer, sowie ein ausladendes Badezimmer. Eben jene Treppenstufen galt es zu erklimmen, bevor ihr Begleiter eine Zimmertür, in der hinteren Ecke des Flures, für sie öffnete.

„Das hier ist eines der schönsten Gästezimmer. Es hat Aussicht zu zwei Seiten.“, versprach er und stieß die Tür vollends auf.

Die Rosahaarige schluckte schwer, als ihr der schwere Duft von Rosen und die Wärme unzähliger, brennender Kerzen entgegen schlugen. Sie legte ehrfürchtig ihre Hände auf ihre Brust, während sie ins Zimmer trat.

Es war ein kleiner Raum mit flauschig weichem Hochfloorteppich, einem riesigen Kingsize Bett in der Mitte und kleinen, hellen Kommoden an den Wänden. Das Bett war gedeckt mit einer dicken, gesteppten Tagesdecke und unzähligen Kissen in verschiedenen Formen und Größen. Hinter dem Bett und auf der rechten Zimmerseite waren riesige Fenster, die vom Boden bis zur hohen Decke reichten; genauso wie die traumhaften, transparenten Vorhänge davor. Teppich, Bettwäsche, Tapeten und Gardinen harmonierten farblich in femininen Pastelltönen wie Flieder und Zartrosa.

Die junge Frau war aber nicht wegen des Zimmers an sich verstummt, sondern wegen der zahlreichen Vasen mit Rosen darin, den zu einem Herzen geformten Blütenblättern auf ihrem Bett und den vielen Teelichtern, die auf den Nachttischen und Kommoden überall standen, wo keine Blumen waren.

Vollkommen geflasht drehte Momoko sich zu Takuro um, der begeistert in ihre tellergroßen Augen schaute.

„Das ist meine letzte Überraschung heute für dich.“

Sprachlos sah sie sich wieder in dem Zimmer um und strich abwesend mit ihren Fingerspitzen über die samtigen Blütenblätter einer blutroten Rose. Neben der Tür stand sogar schon ihre Tasche mit all ihren Sachen.

Der erste, klare Gedanke, den die Schülerin fassen konnte, war der, dass Takuro hoch gepokert hatte. Dieses Szenario konnte er unmöglich in einem der kurzen Momente auf die Beine gestellt haben, in der er sich für einen Toilettengang entschuldigt hatte. Er musste riskiert haben, dass all der Aufwand und die Blumen vielleicht umsonst waren, denn sie hätte seine Einladung, über Nacht zu bleiben, auch ablehnen können.

„Oh. Mein. Gott. Das ist unbeschreiblich.“, sagte sie schließlich atemlos und staunte weiter.

Und das war es wirklich! Unbeschreiblich romantisch, unbeschreiblich kitschig, unbeschreiblich schön, unbeschreiblich klischeehaft, unbeschreiblich süß… unbeschreiblich eben.

„So wie du für mich.“, erwiderte ihr Verlobter geschwollen.

Sie hätte aus dem Häuschen sein müssen und sollte sich freuen wie eine Schneekönigin; so etwas Romantisches kannte man nur aus Liebesfilmen oder Romanen; das gab es nicht im echten Leben. Wie einst versprochen, wollte Takuro ihr offensichtlich wirklich die Welt zu Füßen legen. Wenn, ja wenn… es nicht immer auch ein Aber gäbe.

Ihr Herz, das angesichts dieser Überraschung wie wild schlug, konnte sich trotzdem nicht dafür erwärmen. Ihre Augen und ihr Kopf sagten “wow“, aber in ihr drin blieb alles stumm. Nichts regte sich, dabei würde jede andere Frau ausflippen und ihm in die Arme springen. Als ihr dieser Gedanke durch den Kopf ging, wurde ihr bewusst, dass er wahrscheinlich auch genau das, in diesem Moment, von ihr erwartete.

Wie ferngesteuert wirbelte sie herum und warf sich Takuro überschwänglich an den Hals, bevor der magische Moment vorüber war.

„Es ist wunderschön!“, säuselte sie so überzeugend, wie sie nur konnte.

Der Schwarzhaarige stolperte einen Schritt zurück, als ihr Gewicht ihn traf, aber legte dann auch seine Arme um sie und tätschelte ihr Haar.

„Ich bin so glücklich, dass es dir gefällt. Das war mein Wunsch.“

Momoko biss sich auf die Unterlippe. Sie hasste sich dafür, dass sie ihm etwas vormachen musste, damit er nicht enttäuscht war. Es war genau wie mit dem Date; es war perfekt gewesen, aber nicht für sie… und warum das so war wusste sie selber nicht. War es zu viel des Guten? Mit Sicherheit, aber das war nicht der Grund.

»Ich liebe ihn nicht! Noch nicht…«

Sie konnte nicht erzwingen etwas wegen dieser Überraschung für ihn zu empfinden, wenn die Voraussetzung dafür fehlte. Zu ihrem Glück hatte Takuro keine Kontrolle über ihren Kopf. Dass ihre Gedanken zu ihren Handlungen, ihm gegenüber, in einem einzigen Widerspruch zueinander standen, würde ihn zutiefst verletzen.

„Na dann...“, setzte er an und löste ihre Umarmung, „Mach dich mal bettfertig. Wo das Bad ist weißt du ja schon vom letzten Mal.“

Erleichtert, dass der zärtlich anmutende Augenblick vorbei war, atmete sie aus und nickte bestätigend.

„Vielen Dank. Ich bin immer noch ganz überwältigt.“

„Das ist alles, was zählt.“, sagte er und zwinkerte ihr vielsagend zu.

„Dann gute Nacht?“

„Gute Nacht, Liebste.“

Er setzte an sie zum Abschied zu küssen, als kurz bevor sich ihre Lippen trafen Momokos Handy laut piepte.

»Shit!«, schrie ihre innere Stimme.

Sie beide schauten gleichzeitig auf die am Boden liegende Tasche, aus der das unüberhörbare Geräusch gekommen war.

„Was war denn das?“, fragte Takuro irritiert.

„Ach, das ist nur mein nerviger Klingelton für Kurznachrichten. Den sollte ich dringend ändern.“, versuchte sie ganz lapidar klingend zu erklären.

Tatsächlich aber schoss ihre Herzfrequenz sprungartig in die Höhe.

„Wer schreibt dir denn um diese Uhrzeit noch eine Nachricht?“, hinterfragte der Schwarzhaarige.

„Bestimmt nur eine Freundin. Das wird nichts Wichtiges sein.“, versuchte sie lächelnd abzulenken.

Ihr Gegenüber sah sie prüfend an.

„Wenn dir jemand jetzt noch schreibt, dann ist es ganz sicher wichtig. Sieh lieber mal nach.“, ermutigte er sie milde lächelnd.

Momoko erwog ihrem Verlobten zu widersprechen, befürchtete aber damit seinen Unmut auf sich zu ziehen.

„Ok, wenn du meinst.“, gab sie nach.

Mit schwitzigen Fingern fummelte sie an einer kleinen Seitentasche herum und zog ihr Smartphone heraus, das aufgeregt blinkte. Als sie sich wieder aufrichtete und nachsehen wollte, wer geschrieben hatte, glaubte sie ihr Magen würde sich umdrehen. Nur eine ganz bestimmte Person schrieb um diese Uhrzeit noch Nachrichten an sie.

„Was ist denn?“

Takuro holte sie aus ihrer Starre zurück, in der sie, ohne das Handy zu bedienen, einfach nur das noch immer dunkle Display anstarrte.

„Gar nichts, ich hab nur kurz geträumt.“, erklärte sie hektisch.

Momoko kam nicht drum herum die Nachricht abzurufen, also entsperrte sie ihren Bildschirm mit einem Fingerwisch und las mit angespanntem Blick die Nachricht.

Zu lange, für den Geschmack ihres Freundes.

„Und? Wer ist es denn nun?“, wollte er ungeduldig wissen.

Seine Verlobte schaute ihn nichtssagend an. Er konnte nicht ahnen, wie ohnmächtig sie in diesen Sekunden vor Angst war.

„Äh…“

Sie kam nicht mehr dazu etwas zu erwidern, denn der Dunkelhaarige nahm ihr mit ungerührt fröhlicher Miene das Handy aus der Hand. Trotz das er lächelte, wirkte der Ausdruck in seinen Augen kalt. Der Blick, mit dem er ihr begegnete, sagte alles. Sie hatte keine Geheimnisse vor ihm zu haben; gar keine!

Er runzelte die Stirn beim Lesen der Nachricht; Momokos Nerven waren zum Zerreißen gespannt.

„Was ist das denn?“, begann er und las dann vor. „Hi M! Ich habe heute noch gar nichts von Dir gehört, alles ok? Wie war Dein Tag? LG Y.“

Wieder sah er die Eigentümerin des Telefons skeptisch an.

„Wer bitteschön ist “Y.“, Momoko?“


Nachwort zu diesem Kapitel:
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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yumi-san_89
2015-10-25T21:05:53+00:00 25.10.2015 22:05
Schön, dass es endlich weitergeht :) Cliffhanger, mal wieder ^^' Ich bin gespannt, wie Momoko sich da rausredet.
Von:  Engelslady
2015-10-25T19:57:34+00:00 25.10.2015 20:57
Schönes Kapitel. Hoffentlich fällt Momoko eine gute erklärung ein für wenn das Y steht. Ich bin gespannt wiees weiter geht und hoffe das es bald wieder ein Kapitel nur mit Yosuke und Momoko gibt.
Lg Engelslady
Von:  Anne208
2015-10-25T19:25:39+00:00 25.10.2015 20:25
Ach gott es wird immer spannender... ich bin so aufgeregt wie es weitergeht... ich schätze mal momoko und yosuke kommen aus ihren zwickmühlen nicht mehr raus... takuro und hiromie werden sich schätzungsweise dem anderen entziehen... (so ist im Moment meine sicht)

Ich bleibe gespannt

Nea-chan < sehr schön geschrieben... 😊>
<bin immer wieder begeistert >
Von: abgemeldet
2015-10-25T09:03:15+00:00 25.10.2015 10:03
Dieser kunde regt mich langsam auf, momoko wach auf frag yosuke um Hilfe, dein Papa kommt auch ohne diese Klinik klar, es gibt auch andere Mittel und Wege: D

Ach Mensch jetzt will i wissen wie es weiter geht!
Lg carly


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