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~ Love at third sight ~

Mit dem Herz gegen alle Regeln
von

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Secret sorrow

Regungslos hatte Yosuke ihr nachgesehen, die Hand stumm nach ihr ausgestreckt und doch einfach nichts gesagt. Er konnte und durfte sie nicht zurück rufen!

Er hatte zwar keine Ahnung gehabt, doch ihm wurde schnell klar, was er für einen Fehler jene Nacht gemacht hatte. Blind und naiv war er gewesen, geblendet von seinem Verlangen für sie. Doch selbst das spielte keine Rolle mehr. Er hatte sie tief verletzt, sie vielleicht sogar völlig zerstört; weggestoßen, auf die grausamste Art und Weise. Doch nur Yosuke selbst kannte die wahren Gründe dafür.

Momoko durfte sich nicht ihr Leben ruinieren, nur weil sie in ihrem aufgewühlten Zustand vielleicht romantischen Gedanken nachhing, weil sie miteinander geschlafen hatten. Er konnte nicht die Verantwortung dafür auf seinen Schultern tragen, dass ihr Vater wieder abstürzte und sie ihr Zuhause verloren.

Und dann war da noch die neue Situation mit Hiromis Schwangerschaft... Blieben er und Momoko Freunde, würde sie ihn immer wieder in Versuchung führen, denn er war schwach und ihren Reizen nur allzu verfallen. So war es besser, auch wenn es weh tat. Ein glatter, endgültiger Bruch. Es war vorbei…
 

Leise ließ er das Türschloss hinter sich zuschnappen, als er seine Wohnung wieder betrat. Er war nach der Auseinandersetzung völlig fertig mit den Nerven; noch nie hatte er ein so schlechtes Gewissen gehabt. Nicht mal, als er Hiromi betrogen hatte oder mit ihr Schluss machen wollte. Wie ein Mistkerl hatte er sich Momoko gegenüber verhalten und ihr die gemeinsten Dinge an den Kopf geworfen, die ihm eingefallen waren, nur damit sie ihn auch wirklich für einen hielt.

„Yoyo-Maus? Du warst aber lange unten… wer war denn da?“, hörte er seine Freundin aus dem Schlafzimmer rufen.

„Eine flüchtige Bekanntschaft, niemand Wichtiges.“, antwortete er monoton.

Yosuke hatte keine Lust auf neugierige Fragen oder langwierige Erklärungen, er wollte diesen Abend am liebsten aus seinen Erinnerungen streichen. Wenn er schlafen ging und am nächsten Morgen aufwachen würde, konnte sich dann nicht einfach alles als ein schlimmer Traum herausstellen?

„Ach so? Was wollte diese Bekanntschaft dann von dir ausgerechnet zu dieser Uhrzeit?“, hakte sie neugierig nach.

Genervt streifte sich der Torwart seine Schuhe von den Füßen und schleppte sich zum Türrahmen seines Schlafzimmers, wo er erstarrte. Hiromi besaß tatsächlich die Unverfrorenheit, sich in einem ihrer aufreizenden Negligees auf dem gemeinsamen Doppelbett zu räkeln. Beinahe verstört nahm er diesen Anblick in sich auf und begann böse zu schauen.

„Was soll das werden?“, fragte er aufgebracht und deutete mit der Hand auf ihren Aufzug.

Die Lilahaarige klimperte nur unschuldig mit ihren Wimpern und grinste verschlagen.

„Ich dachte, wir könnten unser Wiedersehen noch angemessen feiern.“

„Sag mal, hast du denn gar nichts begriffen? Warum ziehst du hier so eine Show ab, nach dem, was ich dir vorhin alles gesagt habe?!“, fuhr Yosuke sie wütend an.

Hiromi setzte sich auf und machte einen verletzlichen Gesichtsausdruck. Schmollend biss sie sich auf den Daumennagel ihrer linken Hand.

„Ich dachte, ich könnte dich so vielleicht wieder etwas milder stimmen…“, entgegnete sie bedröppelt.

„Milder stimmen? Hiromi, ich wollte dich eben noch verlassen und dann hast du mir aufgetischt, dass du schwanger bist! Das ist der einzige Grund, weswegen ich es nun nicht tue.“

Verletzt begegnete sie seinem vorwurfsvollen Blick.

„Aber ich dachte, wir könnten es wieder miteinander versuchen und uns annähern.“

Yosuke winkte ab, es hatte keinen Sinn mit ihr zu reden.

„So wird das aber nichts. Du kannst nichts erzwingen, was nicht da ist.“, erklärte er ruhig und musste dabei sofort wieder an Momoko denken.

Mit abdriftendem, nachdenklichem Blick kam er zum Bett und zog der halbnackten Frau unsanft seine Bettdecke unter dem Hintern weg. Brüskiert quietschte sie auf, aber er ignorierte sie und wollte das Zimmer samt Decke bereits wieder verlassen.

„Findest du mich denn plötzlich nicht mehr attraktiv?!“, rief sie ihm im Türrahmen nach.

Er seufzte und ließ resignierend Kopf und Schultern hängen.

„Du verstehst es wirklich nicht, oder? Du wärst gar nicht hier, wenn du mir nicht diesen Mutterpass und das Ultraschallbild präsentiert hättest. Ich fühle mich überfallen und genötigt eine Situation anzunehmen, die ich so ganz sicher niemals wollte!“

Zutiefst gekränkt sah sie ihm hinterher.

„Dabei waren wir immer so ein harmonisches Paar… natürlich ist diese Situation schwierig, aber wenn wir an unserer Liebe arbeiten, dann…“

„Ich bin dir fremd gegangen, als du weg warst. Das ist keine Liebe.“, unterbrach er sie trocken.

Ihre Naivität machte ihn krank! Sie konnte es nicht dabei belassen? Dann musste sie eben fühlen.

Hiromi schlug sich beide Hände vor den Mund.

„Was sagst du da?“, hauchte sie atemlos.

Beschämt und schuldig wand der junge Mann seinen Blick ab. Er war nicht stolz darauf was er getan hatte und vielleicht wäre es besser gewesen, ihr nichts davon zu sagen, aber er hatte ihre Reden satt. Sie sollte endlich den Mund halten und begreifen, wie nah ihre zerrüttete Beziehung am Abgrund stand.

„Wir stehen bei null oder eigentlich sogar noch tiefer. Ich kann nicht da anknüpfen, wo wir vor drei Wochen aufgehört haben. Ich brauche Zeit zum Nachdenken, aber ich kann dir nichts versprechen. Dir steht es frei, ob du jetzt immer noch bleiben willst. Ich halte dich nicht auf.“

„Aber du hast doch gesagt, du hast keine andere!“, blaffte sie unter Tränen.

„Damit meinte ich, dass es keine andere Frau gibt, wegen der ich dich verlasse!“, gab er zurück, seine Finger angespannt in seine Zudecke gegraben.

„Wie konntest du mir das antun?!“, winselte sie zwischen zwei Schluchzern.

„Es tut mir leid… aber es gab emotional nichts, was mich zurück hielt. Deswegen wollte ich mit dir Schluss machen, damit ich dir nicht vormachen muss, dass ich die liebe.“

„Wer ist sie? Kenne ich sie?“

Yosuke schüttelte entschieden den Kopf und sah sie ernst an.

„Nein.“, log er aalglatt.

„Wie oft? Wieso?“, fragte sie verzweifelt weiter, so als würden all diese Details etwas ändern oder besser machen.

„Nur ein Mal, es ist einfach so passiert. Es hatte sich so ergeben, aber da wusste ich schon, dass ich eigentlich nicht mehr mit dir zusammen sein möchte… ich wollte dich nicht vorsätzlich verletzten.“

Die junge Frau schniefte herzerweichend. Mit roten Augen sah sie auf die Finger in ihrem Schoß, die an ihrem Nachthemd nestelten. Dicke Tränen tropften auf den dünnen Stoff.

„Ich bleibe…“, brachte sie noch mit erstickter Stimme hervor, bevor sich wieder ein Schwall Tränen über ihre Wangen ergoss.

An diesem Abend schien er jede Frau, mit der er zu tun hatte, zum Weinen zu bringen. Ihre Antwort überraschte Yosuke nicht, denn diese Hartnäckigkeit passte zu Hiromi. In was sie ein Mal ihre Krallen geschlagen hatte, gab sie nicht so einfach wieder her. Aufgeben war nicht ihre Art.

Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging ins Wohnzimmer, wo er sein Nachtlager auf der Couch aufschlug. Er bedauerte, dass alles so weit gekommen und ausgeufert war; er wollte niemanden verletzten oder unglücklich machen, doch nun lag alles in Scherben. Er hatte Hiromi betrogen und mit seiner ungeschönten Ehrlichkeit vor den Kopf gestoßen. Momoko, die ihm ans Herz gewachsen war und tief vergrabende Lebensgeister in ihm geweckt hatte, war nun auch fort… Und seine eigene Zukunft war nun so ungewiss wie noch nie. Wie sollte das werden; ein Kind in seinem Alter? Uni, Fußball, Karriere… war das überhaupt noch umsetzbar?

Besser als jemals zuvor verstand er nun, wie hilflos Momoko sich gefühlt hatte, als sie keine andere Möglichkeit gesehen hatte, als Takuros Heiratsantrag anzunehmen. Hätte Yosuke geahnt, dass all das passieren würde, hätte er jeden Augenblick mit ihr ganz anders verlebt. Er hätte die Zeit mit ihr viel mehr ausgekostet und sich nicht annähernd so zurück gehalten.

»Doch, hätte ich.«, widersprach eine flüsternde Stimme in seinem Unterbewusstsein.

Weil sie ihm wichtig war und er Respekt vor ihr hatte, doch nun war es zu spät für Reue.
 

Betäubt von ihrem Kummer, den Sorgen und dem Schmerz in ihrer Brust, schleppte sich Momoko in die Straße, in der sie wohnte.

Während der gesamten Busfahrt hierher hatte sie immer wieder geweint und auch jetzt noch, wo sie weder Kraft noch Willen aufbringen konnte, sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen, liefen sie ihr über die Wangen. Ihre Augen brannten unangenehm und ihre Nase lief, außerdem war ihr furchtbar kalt, obwohl der Frühlingsabend vergleichsweise mild war. Schlotternd rieb sie mit ihren Händen ihre nackten Oberarme warm.

»Was soll ich jetzt nur machen? Was wird aus Papa und mir? Ich habe alles falsch gemacht!«, ging es ihr wieder und wieder durch den Kopf.

Einzig um diese Dinge kreisten sich ihre Gedanken fortwährend. Hilflos und verzweifelt stand sie ihrer eigenen Unzulänglichkeit gegenüber. Sie war schwach, wem wollte sie jetzt noch etwas anderes vormachen? Denn wäre es anders, würde sie nun nicht in dieser misslichen Lage stecken. Der Weg nach Hause war alles, was ihr blieb. Ganz egal, was für Hiobsbotschaften sie dort ereilen würden.

Momoko richtete ihren Blick auf und wanderte mit ihren Augen die Straße ab. In weiter Ferne erkannte sie, im Licht der Laternen, schemenhafte Silhouetten. Ihre Sicht war vom Weinen getrübt, aber stand da wirklich ein schräg eingeparktes Auto vor ihrem Grundstück? Sie blieb abrupt stehen, denn ihr Puls spielte verrückt. Was, wenn das Takuros Wagen war? Aber sie hatte keine andere Wahl, als es herauszufinden… vielleicht besaß er die Gnade schnell mit ihr ins Gericht zu gehen. Es konnte schließlich nicht mehr schlimmer kommen.

Mutlos schlurfte sie weiter, ihr Haupt beschämt gesenkt. Ein paar Meter weiter sah sie wieder auf und erkannte im Halbdunkel nun insgesamt 3 Personen, die tatsächlich vor ihrem Haus rumlungerten. Kaum hatte sie sie gesehen, wurde anscheinend auch sie bemerkt, denn es kam Bewegung in die kleine Gruppe.

„Da ist sie!“, rief eine feine, hohe Frauenstimme aufgeregt.

»Yuri?«

Die Rosahaarige blieb stehen.

„Momoko!“, rief eine andere.

Es war Hinagiku, die als Erste, aus dem Schatten heraus, auf sie zu sprintete. Ihr Gesichtsausdruck war gehetzt und erleichtert zugleich. Als die sportliche, junge Frau sie erreichte, wurde sie von ihr an den Schultern gepackt und leicht gerüttelt.

„Wo warst du? Wir haben uns heftige Sorgen um dich gemacht!“, erklärte sie eindringlich.

Hinter ihr tauchte nun auch Yuri auf, die sie besorgt musterte.

„Momoko, Gott sei Dank!“

Verwirrt und immer noch verheult, blickte die Schülerin von einer Freundin zur anderen.

„Was… was macht ihr denn hier?“, fragte sie mit rauer Stimme.

Die Brünette schob Hinagiku zur Seite und nahm ihren Platz ein. Prüfend nach Anzeichen von irgendwelchen Verletzungen, schaute sie Momoko von unten bis oben an.

„Geht es dir gut? Takuro hat uns ganz aufgelöst nacheinander angerufen und um Hilfe gebeten.“, antwortete sie schließlich.

Ihre verquollenen, blauen Augen weiteten sich.

„Takuro?“, hinterfragte sie ungläubig und sah zu Hinagiku rüber.

Die junge Frau mit den kurzen Haaren verschränkte die Arme und trat zur Seite, um auch der dritten Person im Bunde Platz zu machen. Tatsächlich war es ihr gehörnter Noch-Verlobter. Momoko hielt den Atem an, als sie ihn sah. Seine rotbraunen Augen wirkten erleichtert und trotzdem distanziert.

„Er hat uns nicht gesagt was passiert ist, aber er schien sich wirklich sehr große Sorgen und Vorwürfe zu machen.“, flüsterte ihr Yuri schnell zu, bevor sie dem jungen Mann Platz machte und sich mit Hinagiku an den Rand des Geschehens zurück zog.

Etwas ängstlich und vor allem verloren, stand sie nun alleine vor ihm.

„Ich hatte schon befürchtet, dir wäre vielleicht etwas passiert.“, durchbrach er das Schweigen zwischen ihnen als Erstes.

Nach allem, was sie ihm angetan hatte, machte er sich immer noch Sorgen um sie? Und sie hatte das Schlimmste von ihm angenommen und geglaubt, er würde sie bei der nächsten Begegnung zum Teufel jagen. Ihr schlechtes Gewissen übermannte sie schlagartig. Mit beiden Händen auf den Mund gepresst, versuchte sie einen lauten Schluchzer zu unterdrücken, doch stattdessen quollen neue Tränen aus ihren zusammengekniffenen Augen.

„Es tut mir leid! Es tut mir so leid!“, krächzte sie zwischen ihren Fingern hervor.

Mit wenigen Schritten hob Takuro die Distanz zwischen ihnen auf und schloss seine Arme fest um ihren zitternden Körper.

„Bitte weine nicht! Mir tut es leid! Ich weiß zwar noch nicht genau, was ich getan habe, aber wenn ich dich mit irgendwas überfordert oder bedrängt habe, dann verzeih mir bitte!“, versuchte er sie zu beruhigen.

Momoko schob ihn mit beiden Armen von sich weg und wehrte sich schüttelnd gegen seine Worte.

„Hör auf das zu sagen! Du hast gar nichts falsch gemacht! Im Gegenteil, du warst so nett und perfekt zu mir! Ich bin es, die alles falsch gemacht hat! Ich bin so feige, dass ich einfach gekniffen- und dich stehen gelassen habe! Ich verdiene dein Mitlied nicht…“

Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und weinte hemmungslos. Wenn dieser Mann, der sie anscheinend wirklich liebte und vergötterte, wüsste, was sie ihm noch alles angetan hatte, würde er ganz sicher andere Worte wählen.

Sie fühlte sich wie Abschaum. Noch vor einer halben Stunde hatte sie vor der Tür eines anderen gestanden, um auszuloten, ob es vielleicht auch eine Zukunft an dessen Seite geben konnte. Für ihren rücksichtlosen Egoismus Takuro und auch ihrem Vater gegenüber, verachtete sie sich am meisten.

„Bitte weis mich nicht ab, lass uns darüber reden! Wieso gekniffen? Wo habe ich dir einen Anlass gegeben dich in die Ecke gedrängt zu fühlen?“

Die Blauäugige warf einen beschämten Blick zu ihren Freundinnen, die schnell verstanden, dass das wirklich nur ein Gespräch unter vier Augen sein sollte. Yuri zog Hinagiku mit sich weiter weg von dem Pärchen. Momoko rang zwischen den verebbenden Schluchzern nach Luft und versuchte Takuro in die Augen zu sehen.

„Du weißt schon… deine Einladung auf das Hotelzimmer, der Alkohol, das Doppelbett…“, flüsterte sie verlegen und hoffte, dass das Erklärung genug für den sonst so klugen Brillenträger war.

Es ratterte in seinem Kopf, das konnte sie deutlich an seinem Blick erkennen, der einen Moment lang durch sie durch zu gehen schien. Nach quälend langen Sekunden zuckte er erschrocken zusammen und wurde noch blasser, als er ohnehin schon war.

„Momoko! Du hast doch nicht etwa ernsthaft gedacht, ich wollte dich…“

Dem Erbleichen folgte Scharmesröte; unmöglich konnte er seinen Satz zu Ende führen.

„Ich würde dich doch nie zu etwas überreden oder zwingen, was du nicht willst!“

Irritiert runzelte seine Verlobte die Stirn.

„Aber du hast heute manchmal so zweideutige Dinge gesagt und auch schon in Gesprächen davor hin und wieder mal Andeutungen gemacht, dass du mich ganz für dich haben willst… Deswegen bin ich panisch geworden.“

Verlegen fuhr sich Takuro mit unruhigen Händen durch sein Haar. Seine Frisur war danach ruiniert, aber das war ihm anscheinend egal.

„Weil es mir wichtig ist, dass du begreifst, wie ernst ich es meine.“

Sein Tonfall war plötzlich ganz ruhig und sein Blick konzentriert.

„Ich wollte dich immer nur beeindrucken und für mich gewinnen, weil ich will, dass du mich auch liebst, so wie ich dich liebe!“

Errötend wich sie seinem Blick aus. Traurig bemerkte der Schwarzhaarige diese Reaktion.

„Siehst du, genau deswegen habe ich es wahrscheinlich übertrieben. Du weichst mir aus, wann immer ich dir auf einer anderen Ebene näher kommen will, dabei will ich genau das so sehr.“

Ihre Augen füllten sich schuldbewusst erneut mit Tränen.

„Tut mir leid…“

Takuro versuchte zu lächeln und schüttelte den Kopf.

„Nein. Ich weiß jetzt, dass ich dich überfordert habe… aber du musst mir glauben, dass ich nie vorhatte mit dir zu… Ich dachte wirklich nur an das gemeinsame Schlafen in einem Bett, an mehr nicht. Es kam mir romantisch und angebracht vor, falls es spät geworden wäre.“

Selbst wenn es nicht der Wahrheit entsprach, was er ihr da erzählte, wäre das im Grunde nichts Verwerfliches. Sie waren verlobt, da war es doch normal, dass man sich gegenseitig seine Liebe bekundete und sich auch körperlich zeigte. Trotzdem fühlte Momoko sich erleichtert zu wissen, dass das alles nur ein Missverständnis war. Leider machte das ihre Schuldgefühle nur noch schlimmer.

„Dann willst du dich jetzt gar nicht von mir trennen?“, vergewisserte sie sich vorsichtig.

Er lachte bitter.

„Wie könnte ich? Du hast mir heute Abend deinen ersten Kuss geschenkt; wenn ich geduldig bin, dann gewinne ich auch noch den Rest deines Herzens. Darf ich denn weiter darauf hoffen?“

Takuro machte allen Ernstes einen Kniefall vor ihr und schloss ihre beringte Hand in seine. Was er gesagt hatte waren die schönsten und romantischsten Worte, die er je formuliert hatte. Ihr wurde warm ums Herz und so lächelte und nickte sie ihm zu. Überglücklich und erleichtert stand er auf, schloss sie wieder in eine Umarmung und drückte sie fest. Momoko erwiderte diese Geste.

Dieser Junge hatte eine echte Chance verdient – mehr als jeder andere! Sie konnte nicht ungeschehen machen, was zwischen ihr und Yosuke passiert war, aber sie konnte wenigstens Buße tun. Sie sah Takuro an, legte ihre Hände um sein Gesicht und stellte sich auf Zehenspitzen. Dass sie ihn küsste war für ihn genauso überraschend, wie für die beiden jungen Frauen im Hintergrund, aber Momoko war das egal. Sie legte ihre ganze Sehnsucht nach Liebe, Glück und einer Zukunft in diesen Kuss, denn mehr konnte sie nicht aufbringen. Sie schmeckte das Salz ihrer Tränen auf seinen Lippen.

»Wenn ich mir genauso viel Mühe gebe wie Takuro, dann kann das mit uns funktionieren.«

Er konnte nun nicht mehr ihr erster Mann sein, aber dafür hatte sie nützliche Erfahrungen gesammelt und gewisse Ängste verloren. So hatte auch ihr Fehltritt etwas Gutes. Sie löste den intimen Kontakt auf und sah die Überrumpelung in den Augen ihres Partners, die aber schnell einem warmen, glücklichen Ausdruck wich.

Das bestätigte Momoko darin, dass sie ihr Bedauern, über das Scheitern ihrer Freundschaft mit Yosuke, überwinden konnte. Still und heimlich würde sie auf ihre eigene Weise Reue beweisen, indem sie ab jetzt für Takuro und das Glück ihres Vaters alles gab, was sie hatte.



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