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~ Love at third sight ~

Mit dem Herz gegen alle Regeln
von

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The morning after

Die nächtliche Stille in dem Raum wurde von ihren erschöpften Atemzügen gestört.

Ausgelaugt, mit schweißnasser Haut und noch immer heftig schlagenden Herzen, verharrten sie Kraft sammelnd in ihrer Umarmung. Momoko streichelte mit ihren Fingerkuppen gedankenversunken über Yosukes Rücken, wo sich eine Gänsehaut aufstellte. Würde er jetzt nicht auf ihr liegen und sie nicht immer noch die Röte auf ihren Wangen- und den süßen Nachhall ihres Liebesspiels durch ihren Körper strömen spüren, würde sie es nicht glauben. Es war so unwirklich; sie beide hatten es getan! Einfach so, keiner von ihnen hatte am Morgen dieses Tages geahnt, dass er so enden würde… Es war nicht geplant-, aber viel besser als alles gewesen, was sie sich je vorgestellt hatte. Seufzend schloss die Blauäugige ihre Augen, allein bei der Erinnerung daran fühlte sie alle seine Berührungen und Küsse erneut auf ihrer Haut prickeln.

Als Yosuke er ihre Regungen bemerkte, hob er seinen Kopf und sah ihr tief in die Augen. Er zog sich aus ihr zurück und richtete sich auf; sein Gesichtsausdruck war schwer einzuschätzen. Er griff neben sich und zog die zweite Decke, nie noch ordentlich neben ihnen auf der anderen Seite des Bettes lag, zu ihnen herüber und legte sie sorgsam über sich und Momokos nackten Körper. Der leichte Stoff verhüllte alles unterhalb ihrer Achseln. Der Dunkelhaarige stützte sich links neben ihr wieder auf und sah sie erneut an, seine Augen schienen in ihrem Gesicht nach etwas zu suchen.

„Alles in Ordnung?“, fragte er schließlich und streichelte mit seiner linken Hand zärtlich über ihre gerötete, rechte Wange.

Die Rosahaarige lächelte ihn ehrlich an und legte ihre Hand auf seine.

„Ja.“, flüsterte sie.

Sein Haar war ganz zerzaust und seine Lippen noch etwas geschwollen; ob sie selbst auch so fertig und trotzdem sexy aussah so wie er? Seine feuchte Haut glänzte im Mondschein… sie seufzte anerkennend.

Yosuke betrachtete sie genauso verträumt, er konnte noch gar nicht fassen, dass sie sich ihm tatsächlich hingegeben hatte und das verzehrende Feuer in seinen Adern endlich gelöscht war. Doch sie so neben sich liegen zu sehen, so schön und verwegen von ihrem Treiben, wäre es ein Leichtes gewesen die beruhigte Glut wieder anzufachen.

»Was soll nun werden?«, fragte er sich und die bislang verdrängten Schatten ihres Alltags drängten sich wieder in seine Gedanken.

Was sie getan hatten war falsch, denn sie hatten gleich zwei ihnen nahe stehenden Menschen betrogen.

Die junge Frau betrachtete seine in Falten gelegte Stirn mit Sorge.

„Stimmt etwas nicht?“

Er blinzelte und sah sie nun wieder klar vor sich. Momoko anlächelnd schüttelte er langsam seinen Kopf und nahm seine Hand von ihrem Gesicht.

„Ich muss nur dringend noch mal duschen.“, erklärte er schmunzelnd, schlug die Decke zurück und stiegt über ihren zugedeckten Körper hinweg vom Bett.

Sie sah ihm nach als er das Schlafzimmer verließ und hatte dabei freie Sicht auf seine Kehrseite, was ihr das Blut wieder in die Wangen trieb. Er hatte ein stattliches Kreuz und einen beachtlich knackigen Hintern, der in seine strammen Fußballer-Beine mündete.

„Wow…“, raunte sie und biss sich auf die Unterlippe.

Als sie sich auf die Seite in Richtung Fenster drehte, zog sie die Decke bis direkt unter ihr Kinn. Sie fühlte wie aufgeregt ihr Herz wieder klopfte, was sollte sie nur tun? Yosuke und sie würden reden müssen, denn der Sex musste Konsequenzen haben. Zwischen ihren Beinen brannte es leicht, sie war wund und fühlte sich klebrig zwischen ihren Schenkeln.

»Mein erstes Mal...«

Sie war nun keine Jungfrau mehr, Takuro würde nun in keiner Weise mehr ihr erster Mann sein. Moment – stand das überhaupt noch zur Debatte? Durfte sie sich nach dieser Nacht überhaupt noch seine Verlobte nennen? Es gab so viel über das sie dringend nachdenken musste, denn plötzlich hatte sich zwar für sie alles geändert, aber nichts für die unwissenden Außenstehenden. Wie es weiter ging hing einzig und allein davon ab, was sie und der Torwart daraus machen würden…
 

Yosuke hatte sich unter der Dusche das Hirn darüber zermartert, wie das Gespräch zwischen ihm und Momoko ablaufen würde, wenn er zu ihr ins Schlafzimmer zurück kehrte. Welche Auswirkungen würde ihr Fehltritt haben? Als erstes musste er ihr von seinem Entschluss erzählen Hiromi zu verlassen, damit sie sich wenigstens seinetwegen keine Vorwürfe machte. Es gab für ihn nichts zu bereuen.

Nachdem er sich abgetrocknet hatte, fiel ihm ein, dass er seine Hose im Schlafzimmer irgendwo auf dem Fußboden zu liegen hatte. Er musste wohl nackt zurück und sie sich dort anziehen, doch als er um die Ecke in das Zimmer bog, war es verdächtig still in dem Raum.

Man hörte ein leises, gleichmäßiges Atmen. Auf leisen Sohlen schlich er sich an Momoko heran, die mit freiem Rücken zu ihm gedreht auf seinem Bett lag und sich nicht rührte. Sie hatte sich rund gemacht, ihre Beine angezogen und schlief selig wie ein kleines, völlig erschöpftes Kind. Yosuke lächelte bei ihrem Anblick. Es war ihr nicht zu überübeln, dass sie es nach diesem Tag, dieser Nacht und zu dieser unchristlichen Zeit nicht geschafft hatte auf ihn zu warten, obwohl er nicht mal zehn Minuten im Badezimmer gewesen war.

Er war versucht über ihren schönen, schmalen Rücken zu streicheln und ihrer Schulter einen Kuss aufzudrücken, hielt sich dann aber doch zurück. Er durfte und würde sie nicht wieder berühren, bevor sie nicht geklärt hatten, wie es zwischen ihnen nun weiter gehen sollte.

Bedauernd seufzend klaubte er seine Pyjamahose vom Boden auf und schnappte sich auch das zuvor herunter gerissene Bettzeug. Langsam bettete er sich auf die andere Bettseite und drehte sich zu ihr um, eine quälende Armlänge von ihr entfernt. Was bedeutete sie ihm? War es wirklich nur der Sex, der ihn interessiert hatte? So viele Fragen und Gedanken, doch seine Lider fielen ihm bleiern über seine Augen und er fiel sofort in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
 

Die Sonne kitzelte sein Gesicht, als er langsam aufwachte. Yosuke fühlte die Muskeln in seinen Oberarmen, die sich um sein Kopfkissen geschlungen hatten, unangenehm ziehen. Er hatte einen leichten Muskelkater. Kein Wunder, schließlich hatte er doch die tollpatschige Momoko nachts durch die Straßen auf seinem Rücken zu sich nach Hause getragen… und sie später dann auf Händen in sein Schlafzimmer geführt.

Die Erinnerung daran ließ ihn augenblicklich munter werden. Sein erster Blick führte zu dem Funkwecker auf dem Nachttisch, der es bereits nach zehn Uhr morgens anzeigte.

»Scheiße!«, dachte er fluchend und drehte sich um.

Doch anders als erwartet, war das Bett neben ihm leer. Es gab niemanden, den er hätte wecken können. Das Kissen und die Bettdecke lagen ordentlich zusammengefaltet da, so als wären sie nie benutzt worden. Hatte er sich etwa alles nur eingebildet?

Yosuke schlug seine Decke um und sprang aus dem Bett, mit schweren Gliedern strauchelte er aus dem Zimmer in den Flur. Auch dort keine Spur von seinem Gast, ihr Beutel und alles andere war verschwunden. Im Bad sah es nicht anders aus; der verschmutzte Yukata aus der Badewanne war weg und ebenso die Pfirsichblüte, die auf dem Waschbeckenrand gelegen hatte.

„Was hat das zu bedeuten?“, fragte er sich verwirrt und lief nun weiter ins Wohnzimmer.

Aber auch hier war sie nicht, Momoko war gegangen. Still und leise; ganz klammheimlich, ohne sich zu verabschieden.

Angespannt lief er zu dem Esstisch, auf dem nur noch die erkaltete Thermoskanne stand.

»Sie hat sogar die Tassen abgewaschen!«, dachte er und schnaubte höhnisch.

Wie sollte er sich jetzt fühlen? Benutzt oder erleichtert darüber, dass sie ihm eine komplizierte Aussprache erspart hatte? Noch bevor er Zorn gegen die Situation entwickeln konnte, fiel sein Blick auf den Kleidungsstapel, den er ihr zur Verfügung gestellt hatte. Dort lag tatsächlich ein zusammengefaltetes Blatt Papier auf einem zusammengelegten, weißen Männerhemd. Dem Hemd.

Er nahm den Brief und das benutzte Kleidungsstück in die Hand, dem zwei Knöpfe fehlten, weswegen er sich ein schiefes Grinsen nicht verkneifen konnte. Er konnte noch ihren Geruch an dem Stoff riechen, als er ihn an seine Nase führte. Neugierig widmete er sich dann dem gefalteten Papier, das er aufklappte und aus dem ihm direkt ein Foto entgegen fiel. Yosuke schnappte es sich noch aus der Luft. Es war sein Abzug von dem Bild, dass sie auf dem Kirschblütenfest hatten machen lassen. Ohne es näher zu betrachten widmete er sich den Zeilen des Briefes, die Momoko ihm hinterlassen hatte.
 

Yosuke, wie beginnt man einen Brief richtig, nachdem so viel geschehen ist?

Da ich nicht mal genau weiß was ich schreiben soll, wie hätte ich da erst Angesicht zu Angesicht die passenden Worte finden können?

Wie Du siehst bin ich nicht mehr da. Ich bin gegangen als ich das erste Mal im Morgengrauen aufgewacht bin. Ich möchte das zwischen uns nicht komplizierter machen als es ist, denn wir beide wissen mit Sicherheit zu gut, dass wir etwas Falsches getan haben…

Wir haben beide jemanden betrogen, der uns liebt und der uns nahe steht.

Ich kann nicht sagen, dass ich es bereue und werde Dir auch keine Schuld daran geben, dass es so gekommen ist, aber ich möchte mich entschuldigen, dass ich Dir und Hiromi das angetan habe!

Ich denke für uns beide ist es das Beste, wenn wir so tun als wäre das gestern nie passiert, denn nur so tun wir niemanden weh und gefährden auch unser beider Zukunft nicht.

Bitte lass mich ein bisschen darüber nachdenken, wie das mit unserer Freundschaft weitergehen soll und kann, denn im Moment bin ich zu verwirrt um einen klaren Gedanken zu fassen.

Ich muss jetzt erstmal ein paar Dinge regeln, würde mich aber Sonntagabend bei Dir melden, wenn Du das überhaupt möchtest… sag mir doch per SMS bescheid?

Und noch etwas: Weil ich es niemals sagen könnte ohne im Erdboden zu versinken – Danke, dass Du so zärtlich zu mir warst. Danke für diese wundervolle erste Erfahrung.
 

LG Momoko
 

P.S.: Ich war so frei und habe mir aus Deinem Schank ein Shirt und eine Hose geborgt, außerdem ein Paar abgetragen aussehende Schuhe von Hiromi. Du bekommst alles bei Gelegenheit zurück.
 

Er las den Brief noch ein zweites Mal um sich sicher zu sein, dass er seinen Inhalt richtig erfasst hatte und verstand.

Danach zerriss er ihn in kleine Schnipsel und trug sie zusammen mit dem Hemd zum Mülleimer, in dem er beides versenkte. Es wurmte ihn furchtbar, dass sie ihm nicht die Gelegenheit gegeben hatte ihr von seinen Trennungsplänen zu erzählen, aber sie hatte Recht, was zumindest ihre Seite betraf. Sie würde es Takuro nicht sagen und ihn nicht verlassen, denn es hing zu viel davon ab, dass es zwischen ihnen klappte. Die Verlobung und Ehe mit ihm war der Schlüssel zu der Genesung ihres Vaters und zur Beseitigung all ihrer anderen Probleme.

Es würde nie mehr als diese eine Nacht geben.

Yosuke war das im Prinzip bereits klar gewesen, als sie ihn gebeten hatte mit ihr zu schlafen, aber es sich jetzt noch mal so richtig bewusst zu machen, tat irgendwie weh. Sie hatte lediglich nicht gewollt, dass Takuro ihr Erster sein würde. Sein Verlangen nach ihr und die körperliche Anziehung, die zwischen ihnen herrschte, waren nichts weiter als ein Mittel zum Zweck gewesen, von dem sie letztendlich beide etwas hatten.

Mit dem Haken, dass sie dazu alle Regeln gebrochen hatten und nun alles noch komplizierter war als zuvor, als sie einfach nur Freunde gewesen waren.

Er schnappte sich sein Handy, er musste Momoko doch irgendetwas auf den Brief antworten, aber was? Schließlich tippte er los.

>>>Ich werde mich von Hiromi trennen. Takuro wird von mir kein Sterbenswort erfahren, viel Glück mit ihm am Sonntag. Melde Dich danach ruhig, wenn du willst.<<<

Musste er mehr als das schreiben, oder war es vielleicht schon zu viel Information auf ein Mal? Dass er sich trennte ging sie doch im Prinzip gar nichts an, es hatte eh keinen Einfluss auf sie. Trotzdem schickte er sie Kurznachricht unverändert ab.
 

Momokos Handy in ihrer kleinen Umhängetasche vibrierte laut surrend. Sich darüber ärgernd, dass sie es nicht ausgeschaltet hatte, zog sie es heraus und sah die eingegangene Nachricht. Als sie feststellte, dass sie von Yosuke stammte, rutschte ihr das Herz in die Hose. Noch viel mehr aber erschrak sie über den ersten Satz seiner SMS. Nervös schaute sie durch das Wartezimmer der Praxis, in der sie wartete.

Längst war sie nämlich zuhause gewesen, hatte geduscht und sich umgezogen. Sie trug eine blaue Röhrenjeans und ein weites, gelbes Longshirt mit einer dünnen, grauen Strickjacke darüber. Ihr Haar trug sie typisch für sie offen und mit ihren gelben Haarschleifen darin. Jetzt saß sie in einer Praxis einer Gynäkologin und wartete.

Als sie sich sicher war, dass sie niemand argwöhnisch wegen dem verbotenen Handy beobachtete, schrieb sie schnell eine Antwort.

>>>Du willst dich trennen?! Oh nein, doch nicht etwa wegen mir? Bitte tu das nicht!<<<

Schon wieder wummerte ihr Herz heftig wegen diesem Jungen. Er durfte seine Beziehung nicht wegen einer dummen Nacht wegwerfen! Das hatte selbst Hiromi nicht verdient.

Ihr Handy summte erneut.

>>>Ich tue das nicht wegen dir, sondern weil ich schon lange nicht mehr glücklich bin. Gestern ist mir das nur erst so richtig bewusst geworden. Warum sollte ich meine Freundin sonst betrügen, wenn ich sie doch liebe? Es liegt nicht an dir.<<<

Die Rosahaarige lief rot an. Wieder prüfte sie, ob sie beobachtet wurde.

>>>Bitte schreib nichts mehr von betrügen! Ich fühle mich furchtbar deswegen… Gestern Abend ist einfach nichts passiert, ok? Das muss ein Geheimnis zwischen uns bleiben. Bitte.<<<

Seine Antwort kam umgehend.

>>>Ich weiß, tut mir leid. Ich werde schweigen wie ein Grab.<<<

Momoko seufzte erleichtert und begann damit sämtliche gespeicherten Nachrichten von ihm zu löschen. Es war besser keine Spuren zu hinterlassen.

Yosuke war also einverstanden mit dem, was sie ihm in ihrem Abschiedsbrief geschrieben hatte. Und er würde sich von Hiromi trennen, was angeblich nichts mit ihr zu tun hatte… Nun gut, das war einzig und allein seine Sache und ging sie nichts an. Wenigstens er musste danach kein schlechtes Gewissen mehr haben…

„Fräulein Hanasaki? Sie sind jetzt dran!“, wurde sie plötzlich von einer Arzthelferin aufgerufen.

Hektisch steckte sie ihr Telefon zurück in die Tasche und eilte in das Untersuchungszimmer, in dem eine ältere Ärztin mit Duttfrisur und Brille in steril weißer Kleidung auf sie wartete. Sie blickte ihr freundlich entgegen.

„Bitte setzen Sie sich doch. Sie sind das erste Mal hier, ist das richtig?“

Die junge Frau setzte sich ihr gegenüber auf einen Stuhl und erwiderte ihr Lächeln nervös und zögernd über den Schreibtisch zwischen ihnen hinweg.

„Ja.“

„Nun… in ihrem Patientenblatt steht, Sie sind 18 Jahre jung und noch Schülerin. Was kann ich denn für Sie tun?“

Die Blauäugige schluckte schwer.

„Ich… ich hatte ungeschützten Geschlechtsverkehr und möchte mir die Pille danach verschreiben lassen.“

Der Satz war raus. Beschämt starrte sie auf ihre geballten Hände, die in ihrem Schoß lagen. Die Ärztin musterte sie kurz verwundert und schob sich dann die Brille höher auf das Nasenbein.

„Soso… wie lange ist der Verkehr denn her?“, hinterfragte sie fachmännisch.

Momokos Kopf rauchte, sie hatte nicht auf die Uhr geschaut bevor sie in Yosukes Bett eingeschlafen war.

„Zirka zehn bis zwölf Stunden.“, schätzte sie.

„Dann würde ich Sie bitten sich unten rum frei zu machen, denn bevor ich Ihnen ein Rezept ausstelle muss ich Sie untersuchen. Einen Schwangerschaftstest müsste ich auch noch machen.“

„Das ist nicht nötig!“, versicherte die Blauäugige entsetzt. „Ich habe noch nie vorher…“

„Ich verstehe schon.“, unterbrach sie die Gynäkologin einfühlsam und tätschelte beruhigend ihre Schulter. „Dann also nur die Untersuchung.“

Erleichtert, anscheinend eine verständnisvolle Ärztin erwischt zu haben, entledigte sie sich ihren Kleidungsstücken unterhalb der Gürtellinie und kletterte dann auf den beunruhigenden Untersuchungsstuhl. Die Medizinerin legte Momoko ein Tuch über ihren Schoß und verlor nicht viele Worte, während sie das junge Mädchen sorgfältig abtastete und einen prüfenden Ultraschall machte.

Am Ende der Untersuchung zog sie sich ihre Gummihandschuhe von den Fingern und nickte ihr zufrieden zu.

„Sieht alles sehr gut aus. Ich empfehle Ihnen aber ihren Intimbereich in den nächsten Tagen nur mit klarem Wasser zu pflegen und ihm etwas Ruhe zu gönnen, damit es nicht so brennt.“

Ihre schüchterne Patientin lief sofort wieder rot an; sie hatte nichts davon gesagt, dass irgendetwas brannte und sie sich wund fühlte, aber natürlich hatte die Ärztin bei ihrer Untersuchung nichts übersehen. Die professionelle Frau schrieb an ihrem Schreibtisch das Rezept aus, während sie sich wieder anziehen konnte.

„So, das ist Ihr Rezept und außerdem eine Krankschreibung für heute, die Sie der Schule geben müssen. Nehmen Sie die Tablette so schnell wie möglich ein, am besten direkt wenn Sie sie erhalten haben. Je eher man sie nimmt, umso wahrscheinlicher ist ihre Wirkung. Es kann Ihnen ihr etwas übel werden und Sie könnten Kopfschmerzen bekommen oder sich gar erbrechen, dann müssten Sie aber noch mal für ein zweites Rezept herkommen.“

Dankbar nahm Momoko den Zettel an sich und steckte ihn sicher ein.

„Ich habe da noch etwas.“, bemerkte die Gynäkologin und öffnete eine Schublade ihres Schreibtisches.

Sie kramte kurz darin und schien etwas abzuzählen, was sie der jungen Frau anschließend verschwörerisch grinsend über den Schreibtisch schob. Es waren fünf kleine, quadratische Päckchen in schwarzer Metallicfolie.

„Die sind für Sie, damit es mit der Verhütung beim nächsten Mal besser klappt.“, erklärte sie grinsend und zwinkerte der Rosahaarigen vielsagend zu.

Japsend erkannte diese die ominös flachen Päckchen als gut getarnte Kondompackungen, die sie sofort fahrig, völlig überfordert und verlegen in die tiefsten Tiefen ihrer Handtasche stopfte.

„D- Danke!“, quietschte sie mit hoher Stimme, verbeugte sich zum Abschied höflich und verließ dann das Behandlungszimmer mit auffällig schnellen Schritten.

Das war die Krönung der Peinlichkeit gewesen! Schlimmer hätte es nicht mehr kommen können, aber es lag ja noch der Weg zur Apotheke vor ihr…
 

Momoko hatte nicht mehr geschrieben.

Sein Handy lag unbewegt neben ihm auf der Tischplatte und er hätte es sicherlich noch eine Zeit lang anstarren können, aber davon würde er auch keine SMS von ihr erhalten.

»Wer weiß, was sie zu erledigen hat.«, dachte er bei sich und beschloss nicht länger zu Grübeln, sondern seinen Tag in Angriff zu nehmen.

Schule fiel heute für ihn flach, deswegen konnte er auch beim Fußballtraining danach nicht einfach auftauchen, als wäre nichts geschehen. Ob sie auch blau machte?

Seufzend rappelte er sich auf und fing damit an alles, was an seinen nächtlichen Besuch erinnerte, verschwinden zu lassen. Dazu gehörte auch das Bett im Schlafzimmer neu zu beziehen. Die junge Frau würde sich schon noch bei ihm melden.
 

Elektrisierende Bilder schlichen sich vor sein inneres Auge, als er die Bezüge und das Laken wechselte, aber die Ungewissheit darüber, was ihre begangene Sünde aus Momoko und ihm machen würde, überschattete die süße Erinnerung.

Yosuke machte sich Gedanken über das Date am Sonntag; würde sie es meistern, nachdem oder gerade wegen dem, was zwischen ihnen passiert war? Würde Takuro tatsächlich ernst machen? Und selbst wenn oder wenn nicht, was dann? Er hoffte so sehr, dass sie sich wiedersehen würden und alles so sein könnte wie vorher, denn so sehr er diese Nacht mit ihr auch genossen hatte, sie hatte alles verändert und es zermürbte ihn nicht zu wissen, welche Richtung ihre komplizierte Beziehung nun einschlagen würde.

Es hing nun einzig und allein an Momoko und möglicher Weise auch an ihrem Treffen mit ihrem Verlobten.

Auch für ihn selbst war der nahende Sonntag ein Wendepunkt, denn Hiromi kam an diesem Tag zurück und er würde nicht lange zögern, ihr zu sagen, dass er ihre erkaltete Beziehung beenden wollte.
 

Erleichtert, es endlich hinter sich zu haben, trat die unfreiwillig schwänzende Schülerin aus der Apotheke heraus und begab sich auf den Heimweg.

Sie fühlte sich verfolgt und beobachtet, so als würde ihr jeder dem sie begegnete ansehen, was sie getan hatte und nun ausbügeln musste. Momoko hielt unterwegs nur ein Mal kurz an, um sich aus einem Getränkeautomaten eine Dose mit Limonade zu ziehen, damit sie die im wahrsten Sinne des Wortes bittere Pille schlucken konnte. So schnell wie möglich hatte ihre Ärztin gesagt und sie nahm das sehr ernst! Ein begangener Fehler reichte, es musste nicht noch eine ungewollte Schwangerschaft mit auf die Liste.

»Wie soll ich das vor Takuro verheimlichen?«, dachte sie und spürte dabei ihr schlechtes Gewissen auf ihren Schultern lasten.

Der Gedanke an das bevorstehende Date in zwei Tagen behagte ihr nicht. Zwar waren nun all ihre Ängste wegen eventuellen Annäherungen seinerseits wie weg gewischt, aber machten sie ihre gewonnenen Erfahrungen deswegen empfänglicher für ihn? Takuro hatte sich nicht verändert, aber sie hatte es.

Yosuke hatte es Betrug genannt und auch wenn sie den Gedanken kaum ertrug, er hatte Recht. Sie hatte Takuro - ihren Verlobten - betrogen und das ausgerechnet mit seinem erklärten Feind. Was er tun konnte und würde, wenn er das jemals heraus fände, wollte sich die junge Frau gar nicht vorstellen, denn die Konsequenzen waren ihre größte Angst! Sie musste schweigen und ihr Geheimnis tief in sich einschließen, es war passiert und nicht mehr zu ändern, aber wenn Takuro und sie erst verheiratet wären, was dann? Würde er es bemerken?

Und würde es genauso sein wie mit Yosuke? Momoko spürte seine Wärme am ganzen Körper, wenn sie an ihn dachte und trotzdem… so was durfte zwischen ihnen nie wieder vorfallen! Es wäre das Beste gewesen ihn zu vergessen, seine Nummer zu löschen und ihn nie wieder zu treffen, aber nach wie vor wehrte sich alles in ihr dagegen. Als Freund wollte sie den jungen Fußballspieler, der es wie kein anderer verstand sie zum Lachen zu bringen, auf keinen Fall verlieren. Wider aller Vernunft wollte sie den Kontakt aufrecht erhalten und sie hoffte, dass Yosuke das genauso sah.



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