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~ Love at third sight ~

Mit dem Herz gegen alle Regeln
von

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An unexpected arrangement

„Ihr wart toll! Habt ihr das extra vorher einstudiert?“, empfing Kazuya die Freundinnen und machte ihnen Platz, damit sie sich setzen konnten.

Diesmal saß Momoko in der Mitte zwischen Hinagiku und Yuri, während Kazuya außen Platz nahm. Yuri blickte geehrt drein, noch immer sprachen sie Ex-Kommilitonen von der Seite an um sie drei zu loben.

„Ach was, dazu hatten wir gar keine Zeit. Wir konnten das noch von früher.“, erklärte sie.

„Genau, wir sehen Momoko ja kaum noch. Wann sollten wir denn da proben?“, ergänzte Hinagiku und sah ihre rosahaarige Freundin dabei aufziehend an.

Yosuke horchte auf.

„Ach was, ihr hängt nicht mehr unzertrennlich mit Pfirsichtörtchen herum?“

„Pfirsichtörtchen?!“, kommentierte Hiromi erbost und ließ damit keinen Raum für weitere Erklärungen.

Auch Momokos Gesichtsausdruck, der perplex und peinlich berührt zur selben Zeit war, war einmalig. Yuri und Hinagiku brachen in schallendes Gelächter aus und sogar Kazuya musste etwas schmunzeln. Yosuke bereute bereits jetzt, dass ihm dieser alte Spitzname für seine erklärte Hassliebe herausgerutscht war.

„Das ist gar nicht lustig.“, schmollte Hiromi. „Yoyo-Maus, wieso hast du für mich keinen Spitznamen, aber für die schon?“

„Äh, äh… ich, ähm… Aber ich nenne dich doch Mimi..?“, versuchte er sich zu erklären.

„Ach lass doch Hiromi, ich mache mir nichts aus diesem Spitznamen.“, versuchte Momoko sie zu beschwichtigen.

Vergebens.

„Nein! Den ganzen Abend schon, seit du aufgetaucht bist, geht ihr so komisch miteinander um! Das gefällt mir nicht! Yosuke, wieso bin ich nicht dein Veilchenbonbon oder deine Mimi-Maus???“

Sein ohnehin etwas dunklerer Teint färbte sich hochrot.

„Das, das ist doch albern…“, entgegnete er kleinlaut und starrte dabei auf seinen Schoß.

Konnte sich nicht einfach der Boden unter ihm auftun?

„Hiromi, findest du deine Eifersucht nicht etwas übertrieben? Die Zwei kennen sich halt schon ewig – da streiten sie sich endlich ein Mal nicht, sondern sitzen für zwei Minuten einträchtig an einem Tisch und dann musst du schon wieder so dazwischen gehen? Dauernd hast du etwas zu meckern!“

Yuri war sichtlich erregt, selbst Kazuyas beruhigende Hand auf ihrer Schulter konnte sie nicht ausbremsen. Das war schon das zweite Mal an diesem Abend, dass sie sich echauffierte.

„Das stimmt, du gehst uns allen damit ganz schön auf den Zeiger!“, unterstützte Hinagiku sie.

„Leute, lasst uns bitte nicht streiten, es war doch bis eben noch so lustig…“, mischte Momoko erneut mit.

„Das Mondgesicht hat ausnahmsweise mal Recht. Mimi, es ist mir so aus alter Gewohnheit herausgerutscht. Wenn dich das so ärgert sage ich es nicht wieder, ok?“

Yosuke ließ seinen ganzen Charme bei seiner wütenden Freundin spielen, sah sie mit einem intensiven, treuen Blick und einem liebevollen Lächeln an, legte ihre linke Hand in seine und hauchte ihr einen Kuss auf, was selbst Eis zum Schmelzen bringen würde. Zumindest wenn man Hiromi Kawanami hieß.

Erstaunt blinzelten die Anwesenden und sahen verlegen zu, wie der Ärger aus Hiromis Gesicht verschwand und einem hörigen Honigkuchenpferdgrinsen wich.

„Einverstanden Yoyo-Maus. Singst du jetzt etwas mit mir?“, säuselte sie mit ihrer piepsigen Quietschstimme und warf mit imaginären Herzchen um sich.

Momoko glaubte einen entnervten Ausdruck über Yosukes eben noch perfekt verliebt aussehende Miene huschen zu sehen, doch schon im nächsten Augenblick strahlte er sie fast genauso dämlich an und bejahte ihre Frage.

„Jippieh!!! Lass uns die Bühne mit einem Liebeslied rocken!“

Völlig überdreht zog sie ihren armen Freund von seinem Platz Richtung Bühne. Für einen kurzen Augenblick drehte er sich zu seinen zurückbleibenden Freunden um und streifte mal wieder Momokos Blick, der diesmal nicht viel mehr als Verwunderung und vielleicht ein kleines bisschen Mitleid ausdrückte.

„Oh man, der arme Kerl. Schon ein hartes Los, wenn man ausgerechnet Hiromi zur Freundin hat.“

Hinagiku streckte sich und legte ihre verschränkten Arme hinter ihren Kopf, während sie dem ungleichen Paar mit ihren braunen Augen bis auf die Bühne folgte. Momoko sah sie verständnislos an.

„Da sagst du was Wahres… was findet Yosuke nur an ihr?“

Momokos Kopf fuhr zu Yuri herum, die ihr Haupt auf ihre Hände abstützte. Ihre Ellenbogen stützten sich auf die Tischplatte.

„Naja, irgendwas muss er ja an ihr finden, sonst wären sie sicher nicht zusammen. Sie sind halt eben beide gleich doof.“, antwortete Momoko altklug klingend und gab sich schon wieder betont lässig.

„Glaubst du das wirklich, Momoko?“, hakte Kazuya nach, der ihr an Yuri vorbei ihre Kamera wieder überreichte.

Sogleich prüfte sie routiniert sämtliche Einstellungen und visierte die Bühne und ihr Geschehen darauf an.

„Was soll ich glauben? Dass sie beide doof genug sind um es miteinander auszuhalten? Ich meine, jeder Topf braucht schließlich einen Deckel.“

„Momoko! Jetzt sei doch nicht so gemein! Du weißt genau, dass Yosuke alles andere als doof oder gemein ist.“, verteidigte Yuri ihn.

Ihr blonder Freund nickte zustimmend.

„Das stimmt. Mal abgesehen von euren Streitigkeiten gab es doch auch gute Momente zwischen euch. Er hat dich schließlich immer ins Krankenzimmer getragen, wenn du mal wieder einen Ball abbekommen hattest. Und auch so hatte ich eigentlich den Eindruck, dass ihr euch eigentlich ganz gut leiden könnt.“

Aufgeregt und knallrot schüttelte Momoko ihren Kopf.

„Das ist doch gar nicht wahr! Er hat mich doch immerzu nur geärgert!“, wehrte sie ab.

„Ich dachte immer, dass diese Neckereien auf Gegenseitigkeit beruhen.“

»Neckereien? Neckereien?!«, dachte sie schockiert bei sich und schnappte aufgeregt nach Luft.

„Nie und nimmer, er ist und bleibt ein Ekel, ein Fiesling, ein Angeber!“

Sie konnte so viel Motzen wie sie wollte, ihre Freunde grinsten sie wissend an; geradezu verschwörerisch. Momoko konnte einfach nicht verhindern, dass ihr das Blut immer mehr ins Gesicht schoss. Neckereien… das sie nicht lachte! Das würde ja freundschaftliche Gefühle voraussetzen, aber die gab es nie. Oder?

Sie hob den Sucher an ihr Auge und begann wahllos Fotos zu knipsen um beschäftigt zu wirken. Hiromi trällerte in allerhöchsten, schrillen Tönen eine Liebesarie, wohingegen Yosuke eher unscheinbar und kleinlaut neben ihr stand und seinen Text monoton ins Mikrofon flüsterte. Obwohl ihr Auftritt ziemlich schräg und erbärmlich war, ernteten sie dennoch Jubel. Der galt aber wohl ausschließlich Hiromis aufreizender Performance und kam auch ausschließlich von der Männerfraktion im Raum. Alle anwesenden Frauen hingegen beobachteten sie argwöhnisch und neidisch, was Yosuke betraf.

Momoko grübelte über ihren eigenen Auftritt nach und über den Blick, den sie am Ende mit Yosuke ausgetauscht hatte. Sie war sich sicher gewesen, dass er ihr anerkennend zugelächelt hatte und es war ihr aufrichtig vorgekommen. Das war der bislang einzige Moment an diesem Abend, an dem sie geglaubt hatte, dass sie sich vielleicht doch für die nächsten Stunden versöhnlich gegenüber sitzen könnten. Konnte sie das? Sich mit ihm vertragen oder sogar freundschaftlich umgehen? Wollte sie das? Wollte er das?

Vorhin noch hatte er sogar mit ihr gemeinsam versucht seine herrische Begleitung zu beschwichtigen, vielleicht war das alles ein Zeichen von Entgegenkommen?

Yosuke schaute just in diesem Moment zu ihrem Tisch herüber, der Blick grimmig und genervt. Er war bestimmt froh, wenn das vorbei war. Kazuya und die beiden Mädchen riefen ihm aufmunternd zu. Momoko ließ die Kamera sinken und stierte ebenfalls hinüber. Mal sehen, ob er auch zu ihr schauen würde; sie wollte noch ein Mal überprüfen, ob er ihr vielleicht wirklich auch wohl gesonnen begegnen konnte.

Und da passierte es wieder, dass sie sich direkt in die Augen sahen. Darauf bedacht den Text nicht zu versäumen, schaute er zwar mit seinen braunen Augen immer mal wieder für einen flüchtigen Moment auf den Monitor vor ihm, aber danach wieder in Momokos Richtung. Ihr Puls ging schneller unter seinem prüfenden Blick, doch sie ließ sich nicht entmutigen, lockerte ihren Gesichtsausdruck und versuchte es mit einem ehrlichen, Mut machenden Lächeln. Sie beobachtete wie sich seine Augenbrauen hoben und wollte schon wieder wegsehen, als er ihren Blick doch noch – wenngleich zögerlich – freundlich lächelnd erwiderte.

Die junge Frau errötete ein wenig und bekam Herzklopfen, als sie sich dabei ertappte, wie sie sich über diese einfache Geste freute.

„Hey Momoko, du wirst ja ganz rot.“, flüsterte Yuri ihr ins Ohr.

„Stimmt ja gar nicht!“, zischte sie ertappt zurück.

Ihre größere Freundin kicherte gewinnend.

„Du musst schon zugeben, dass aus Yosuke ein gutaussehender junger Mann geworden ist.“

Momoko schüttelte abwehrend ihren Kopf, aber natürlich war ihr das schon längst aufgefallen. Aber warum sollte sie das interessieren? Schließlich war er offensichtlich vergeben und sie…

Das Lied war gerade verklungen, als einsamer Applaus erklang und sie alle aufhorchen ließ. Fast alle sahen zur Tür, wo ein junger Mann mit einem schwarzen Pferdeschwanz in einem weißen Anzug stand. Zu chic für diese Veranstaltung, aber zu jung um sich im Raum geirrt zu haben.

„Großartig.“, kommentierte er die Show von Mimi-Superstar und ihrem gepeinigten Partner und lenkte absolut jede Aufmerksamkeit auf sich.

Momokos Lächeln erstarrte.

„Das ist ja Takuro!“, rief Hinagiku überrascht aus, die vor lauter Neugierde aufgestanden war um besser sehen zu können.

Ihre Sitznachbarin schloss die Augen, als ihr Herz einen Moment lang aussetzte.

»Oh nein! Warum ist er denn jetzt schon gekommen?!«

Sie ließ ihre Kamera mutlos sinken und wollte am liebsten verschwinden. Ihr fiel nicht auf, dass Yosuke der Einzige war, der seinen Blick von dem unerwarteten Neuzugang abgewendet hatte und ihre Reaktion bemerkte.
 

Hinagiku drängelte sich an Momoko, Yuri und Kazuya vorbei um ihren alten Sandkastenfreund zu begrüßen. Lachend fiel sie ihm um den Hals.

„Takuro! Wir haben uns ja schon ewig nicht mehr gesehen! Wo hast du all die Zeit gesteckt? Und warum siehst du so pikfein herausgeputzt aus?“

„Hinalein, gut siehst du aus.“

Das Interesse der Menge an dem altbekannten Streber verebbte so langsam und jeder wand sich wieder seinen eigenen Angelegenheiten zu. Hiromi und Yosuke stießen dafür zu den zwei Freunden. Takuro musterte das quirlige Mädchen mit den Schleifen im Haar und ihren Begleiter eingehend. Seine rotbraunen Augen schienen besonders Yosuke durchleuchten zu wollen.

„Hey, starr nicht so, sondern antworte!“, befahl Hinagiku vorwurfsvoll.

Der Schwarzhaarige löste ihre Arme um seinen Hals und schob sich seine Brille wieder auf die Nase.

„Ich habe ein Jahr im Ausland auf einer Schule verbracht und bin nun wieder hier um meinen Abschluss zu machen.“, antwortete er ganz sachlich, so als wäre das nichts Besonderes ein Austauschjahr absolviert zu haben.

„Wow Takuro, du siehst ja supi mega toll aus!“, schwärmte Hiromi übertrieben.

Mit stolz geschwellter Brust und einem zufriedenem Grinsen auf den Lippen nickte er nur kühl.

„Ich möchte ja auch jemand besonderen abholen.“

Enttäuscht sah ihn seine Sandkastenfreundin an.

„Ach, du bist gar nicht wegen dem Klassentreffen gekommen?“, maulte sie.

„Tse… ich bitte dich, hier hat mich doch bestimmt niemand vermisst. Ich war doch nicht mehr als der Streber und Schwächling, über den sich alle lustig gemacht haben.“

Es war kein Zufall, dass er bei diesem Satz ausgerechnet Yosuke scharf anblitzte, der mit zusammengezogenen Augenbrauen und einem undefinierbarem Blick antwortete.

„Und wie kommst du dann darauf, dass hier jemand darauf wartet von dir abgeholt zu werden?“, fragte er mit provozierendem Unterton um zu kontern.

Takuro lächelte süffisant und machte eine lässige Handbewegung in den Raum hinein.

„Da sitzt sie doch auch schon.“, entgegnete er und zeigte auf ein Mädchen mit blauen Augen und rosa Haaren.

Yosuke versteifte sich augenblicklich.

„Du willst zu Momoko?“, fragte Hiromi unsicher, aber freudig erregt.

„Selbstverständlich.“

Der Torwart musste schon sehr an sich halten um Takuro für seine selbstgefällige Art nicht an die Gurgel zu gehen.

»So ein Lackaffe! Was denkt er, wer er ist? Was soll dieses Theater?«

Sein Blick forderte Momoko auf ihn anzusehen und ihm irgendwie mitzuteilen, was hier vor sich ging, doch anscheinend galt ihre Aufmerksamkeit einzig und allein Takuro. Dieser blieb nicht länger stehen und ging mit selbstbewussten Schritten zu der jungen Frau hinüber, die hektisch ihre Kamera in ihrer Tasche verschwinden ließ. Hinagiku und Yosuke blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen; Hiromi freute sich derweil heimlich ins Fäustchen.

An ihrem Tisch angekommen hingen auch Kazuyas und Yuris Augen fragend an dem edel eingekleideten Japaner.

„Hallo Takuro, das ist ja eine Überraschung.“

Der Ex-Mannschaftskapitän war aufgestanden und reichte ihm höflich seine Hand, die der Dunkelhaarige auch respektvoll entgegen nahm.

„Ich bleibe nicht lange, ich bin nur da um Momoko abzuholen.“

Die Angesprochene sah nicht auf, zu unangenehm war ihr diese Situation; sie konnte die fragenden Blicke der anderen auf ihrer Haut förmlich kribbeln spüren. Erst als die Pause zu lang und langsam unangenehm wurde, raffte sie sich auf Takuro anzusehen. In ihren Augen lag ein Ausdruck großer Unsicherheit.

„Takuro, ich habe nicht damit gerechnet, dass du mich so früh abholst.“

Häää? Also stimmt es? Takuro ist wegen dir hier??? Er ist derjenige, den du unterwegs getroffen hast?“, stellte Hinagiku entsetzt fest.

Ihr lautstarker Auftritt machte es Momoko nicht wirklich leichter gelassen zu wirken.

„Kann vielleicht mal einer von euch beiden aufklären was hier ab geht?“, forderte Yosuke barsch.

»Was geht mich das an? Wieso frage ich überhaupt?«

Das dachten sich auch die anderen rund um den Tisch, die ihn deswegen perplex ansahen. Unwirsch fuhr er sich durch seine dunkelbraunen Haare und tat so, als würde ihn das nicht mehr interessieren als sie auch.

„Hier geht gar nichts ab! Komm Takuro, lass uns gehen.“

Auf einmal hatte es Momoko ungewöhnlich eilig, drängelnd schob sie sich an Yuri und Kazuya vorbei und stolperte dabei beinahe über ihre eigenen Füße.

„Immer langsam, Momoko.“, rüffelte Takuro sie beinahe zärtlich.

Sein seidenweicher, schmalziger Tonfall verursachte bei allen Anwesenden einen unwillkürlichen, unangenehmen Schauer.

„Ist schon gut, ich wollte sowieso nach Hause.“

Hastig und ohne aufzusehen wollte sie an ihm vorbei, doch er hielt sie mit einem Arm auf.

„Willst du dich nicht von deinen Freunden verabschieden?“, drängte er sie.

Selbst jeder Blinde bemerkte, dass Takuro mit Absicht so eine Show abzog, doch keiner im unfreiwilligen Publikum begriff, was hier vor sich ging. Seit wann war er überhaupt so selbstbewusst?

Momoko war gezwungen ihren Freunden ins Gesicht zu sehen, sie straffte sich und versuchte ganz locker zu wirken, obwohl sie innerlich so angespannt war wie noch nie.

„Tut mir leid Mädels, Kazuya und Yosuke. Ich gehe jetzt besser. Es war schön euch mal wiedergesehen zu haben.“

Unsicher blinzelnd sah sie jedem ihrer Freunde nacheinander kurz ins Gesicht, bei Yosuke angekommen schlich sich Schamesröte auf ihre Wangen. Sein Blick war nicht wie der der anderen fragend und überrumpelt, sondern durchdringend und forschend.

»Was ist los mit ihr? Sie war doch sonst nie so kleinlaut und brav.«, dachte er bei sich und hätte sie gerne an ihren schmalen Schultern gepackt und sie ein Mal ordentlich wach gerüttelt.

Die Momoko die er kannte war zwar stets nett zu dem Streber gewesen, so wie sie es eigentlich immer zu jedem war, wenn er ehrlich zu sich selbst war, aber sie hatte auch nie einen Hehl daraus gemacht, dass ihr Takuros Avancen damals mehr als zuwider waren. Warum dann tauchte ausgerechnet er hier auf und durfte sie abholen? Warum kuschte sie vor ihm?

Es war so, als konnte dieser die unausgesprochenen Fragen hören. Er nahm Momokos rechte Hand in seine und hob sie gut sichtbar an.

„Entschuldigt die Störung, ich verschwinde jetzt nur schnell mit meiner Verlobten und dann könnt ihr weiter feiern.“

Fünf Gesichter entglitten schlagartig und fünf Paar Augen starrten brennend auf den in Gold eingefassten Rubin an Momokos Ringfinger. Entsetzt blickte sie zu Takuro auf, der sie triumphierend anlächelte. Für Widerstand und Ausreden war es zu spät, die Katze war aus dem Sack.

In Yosukes Kopf schwirrte es. Pfirsichtörtchen und der Streber, den sie zu Schulzeiten immer hartnäckig abgewehrt hatte? Verlobt? Der käsig blasse, schmächtige, unsportliche Takuro und dieses… nun ja… alles andere als unansehnliche Mädchen? Yosuke wollte es mit seinen geistigen Vergleichen nicht übertreiben, aber er fühlte sich wie in einer schlechten Nacherzählung von der Schönen und das Biest.

„Das ist ja wundervoll! Momoko, davon hast du uns ja gar nichts erzählt!“, durchbrach Hiromi überschwänglich quietschend die angespannte Stille und tänzelte um den Ring herum, als wäre er das Schönste, was sie je gesehen hatte.

Natürlich freute sie sich diebisch über diese Neuigkeit, somit war ihr größter Dorn im Auge aus dem Weg geräumt.

Nur Momokos engste Freundinnen fanden keine Worte und sahen den Edelstein und sie selbst im Wechsel einfach nur ungläubig und fassungslos an.

„Momoko… warum hast du uns davon nichts erzählt?“, begann Yuri leise und zwang sich zu einem künstlichen Lächeln.

„Ich… ich fand es noch nicht für an der Zeit…“, versuchte sie sich zu rechtfertigen, genierte sich aber sichtlich dabei.

„Für nicht an der Zeit? Ich dachte wir sind Freundinnen!“, begann Hinagiku weniger freundlich. „Du bist seit Monaten kaum noch zu erreichen, wir sehen und hören uns fast nie und selbst so was Wichtiges hältst du für nicht erwähnenswert?“

Erbost sah Hinagiku nun ihren alten Freund an.

„Für dich gilt das Gleiche, Takuro!“, feindete sie ihn an.

Der Angesprochene ließ sich gar nicht aus der Ruhe bringen und belächelte sie nur von oben herab.

„Ach komm schon, Hinalein. Freu dich doch für uns. Momoko ist eben einfach ein bisschen schüchtern.“

Er drückte sie an sich und tätschelte ihre Schulter, an der er sie umfasst hielt. Sie schaute unglücklich zu Boden.

„Aber wenn ihr beide wirklich ihre Freundinnen wärt, dann wüsstet ihr bestimmt genauer über das Leben von ihr bescheid.“, setzte Takuro ungerührt hinzu.

Er erntete entrüstete Blicke.

„Ta-kun, es reicht! Komm, lass und bitte gehen!“

Momoko riss sich abrupt von ihm los, wand ihren Freunden den Rücken zu und stampfte aus dem Raum. Keinem anderen aus ihrem ehemaligen Jahrgang war das Ganze aufgefallen, niemand hatte etwas mitbekommen; zu laut war die Musik, zu ausgelassen die Stimmung. Nur an dem Tisch, der einst so eingefleischten Clique, schien sie eine Blase zu umgeben, die sie von der Außenwelt abschirmte. In ihr gab es keine Ausgelassenheit mehr, nur noch Missstimmung, Verwirrung, Entsetzen und viele offene Fragen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Stephie1986
2015-01-17T18:24:39+00:00 17.01.2015 19:24
So nun habe ich gelesen und was soll ich sagen "mach weiter" :) gerade wo so spannend wird:/ die hiromi konnte ich Arg... Habe ich schon gefressen naja aber mir tut auch momoko und hinagiku leid T. T


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