~ Love at third sight ~ von Nea-chan (Mit dem Herz gegen alle Regeln) ================================================================================ Kapitel 1: Encounter -------------------- Es waren genug Leute gekommen um zwei voneinander getrennte Räume in dem Lokal zu füllen. Man verteilte sich wohin man wollte; eben so wie der Platz es zuließ und man sich gegenseitig noch aus der Mittelschulzeit kannte. Kazuya, Yuri, Hinagiku, Yosuke und Hiromi fanden sich in der ersten Gruppe wieder, die genau gegenüber der Zweiten lag. Es trennte sie nur ein schmaler Gang auf dem die Garderobenständer und Toiletten zu finden waren. Die Türen der Räume wurden offen gelassen, damit die jungen Leute hindernislos zwischen beiden Gruppen hin und her pendeln konnten. Mit Sicherheit wollte jeder von ihnen auch mal im Leben der anderen herumhorchen. Bevor sich die Highschool-Schüler jedoch endlich an ihren Tischen niederlassen konnten, mussten sie das Gedränge an den Kleiderhaken abwarten. Gefühlt enthüllte sich halb Japan in den schmalen Gängen. Yosuke trug unter seinem Mantel einen moosgrünen Rollkragenpullover und eine antrazithfarbende Jeanshose. Seine Freundin Hiromi bestach mit der Signalfarbe Rot, die ihr flauschiges Longshirt zierte, das ihr nur bis knapp über den Po reichte. Darunter trug sie eine blickdichte, schwarze Strumpfhose, die an ihren Knöcheln in pelzigen Stiefeln passend zum Shirt überging. Leise, anerkennende Pfiffe ertönten aus dem Hintergrund und Hiromi warf sich dazu aufreizend in Pose, brachte ihre Curlys mit einer schwungvollen Kopfbewegung wieder in Form und zwinkerte ihrem Freund vielversprechend zu. „Keine Sorge, Yoyo-Maus. Ich gehöre nur dir.“, schurrte sie ihm leise ins Ohr und hauchte ihm flüchtig einen Kuss auf die Wange. Yosuke lächelte mild und bedachte sie mit einem dunklen Blick. Natürlich gehörte sie nur ihm, mit Haut und Haaren und das schon lange. Er drückte ihre Hand, die in seiner lag bestätigend und in seinem Gesichtsausdruck erkannte Hiromi ein stilles Versprechen, das sie erröten lies. „Urks, hey ihr Turteltauben, könnt ihr euch das nicht für den Heimweg aufheben?“, lästerte Hinagiku hinter ihnen mit angeekelter Miene und schob sie weiter Richtung Tische. Sie hatte einen dünnen, pastellgelben Langarmpulli mit schrägem Ausschnitt an und darunter eine weiße Bluse, deren Kragen und Armelränder überstanden. Dazu wie fast immer eine sportliche, eng anliegende Hose und Turnschuhe. „Schaut mal da in der Ecke sind noch Plätze frei. Setzt euch doch schon mal und haltet uns etwas frei.“, wies Yuri sie an, bevor Hiromi etwas zu Hinagikus Spitze entgegnen konnte. Kazuya und seine Freundin traten tatsächlich im Partnerlook auf; beide trugen hellblaue Pullunder und darunter weiße Hemden. Allerdings war es Yuri vorbehalten ihre weiblichen Beine in einer braunen Strumpfhose zu präsentieren, die ihr wirklich gut schmeichelte. Sie hatte schon immer Modellqualitäten gehabt mit ihrer Körpergröße und ihrer fraulichen Figur. Im Gegensatz zu Hiromi war ihr Oberteil deutlich länger als bis nur knapp über den Po. Sie musste sich nichts beweisen, denn so wie Kazuya sie ansah, konnte sie sich seiner ungeteilten Liebe und Aufmerksamkeit auch ohne betont körperliche Reize sicher sein. Yosuke hing mit seinen Augen für Hiromis Geschmack etwas zu lange an dem Pärchen, das sich in einem stummen Blickaustausch - als er ihr ihren Mantel abnahm und aufhing - anscheinend viel Liebevolles zu sagen hatte. „Hey Yosuke, hörst du nicht? Komm, ich will mich hinsetzen.“, riss sie ihn aus seinen Gedanken und zog ihn mit sich mit in die hinterste Ecke des Karaokezimmers. Hinagiku lief auffällig unauffällig schneller als sie und zog an ihr vorbei um sich einen Platz in der Ecke auf der Bank zu sichern. Schnaubend hielt Hiromi inne, Hinagiku grinste sie nur zufrieden an. »Na das kann ja heiter werden.«, dachte Yosuke genervt bei sich, rollte mit den Augen und setzte sich kurzentschlossen der quirligen Sportskanone gegenüber auf einen der Stühle. Hiromi setzte sich widerwillig neben ihren Schatz, immerhin wollte sie eigentlich einen gemütlichen Platz auf der Bank haben um besser mit ihm kuscheln zu können, aber keine zehn Pferde konnten sie dazu bringen sich neben Hinagiku zu setzen! „Ich habe vielleicht einen Hunger nach der Warterei! Bestellt ihr euch auch erstmal etwas zu Essen, bevor ihr euch auf die Bühne wagt?“ Kazuya, der sich mit Yuri auf die Bank neben Hinagiku setzte, verstand es einfach ein Gespräch anzufangen und von unangenehmen Situationen abzulenken. Sofort vertieften sich die Mädchen in die ausgeteilten Speisekarten und fachsimpelten darüber, was wohl am besten schmeckte und am wenigsten auf die Hüfte ging. Yosuke ließ sich in die Lehne seines Stuhls sinken und überflog mit seinen Augen die Köpfe und Gesichter seiner ehemaligen Mitschüler, die alle in rege Unterhaltungen verwickelt waren. Irgendetwas fehlte. Eine gute Stunde ging ins Land, in der fast alle in den Gruppen ihre Mägen mit kleineren Mahlzeiten und heißen Getränken füllten und so langsam in Stimmung kamen sich Lieder auszusuchen und es auf der Bühne an der Karaokemaschine zu versuchen. Es gab keinen Alkohol um sich Mut anzutrinken, denn niemand von ihnen war älter als 19 Jahre; also musste man da so durch. Hin und wieder kamen paarweise oder in kleinen Grüppchen Mädchen an den Tisch der Fünferclique, die in Kazuya und Yosuke ihre alten Schwärme wiedererkannten und mit kurzen, inhaltlich mageren Gesprächen anscheinend ausloten wollten, ob ihr Singlestatus noch aktuell war. Insgeheim amüsierten Yosuke die enttäuschten, neidischen Blicke der jungen Frauen, wenn sie feststellten, dass dem nicht mehr so war. Irgendwie war er froh nicht mehr der Oberflächlichkeit dieser Fans ausgesetzt zu sein. Sein und Kazuyas sportlicher Erfolg sowie ihr Aussehen hatte sie interessant gemacht, was wussten diese Mädchen schon von seinem Charakter? Wieder versank er in Gedanken und beobachtete seinen Kollegen und dessen Freundin. Yuri saß schüchtern neben dem blonden Schönling und warf ihm hin und wieder einen liebevollen Blick aus ihren leuchtenden Augen zu. Mit einem warmen Lächeln erwiderte Kazuya das und legte beinahe zufällig seine Hand auf ihre, die auf dem Tisch lag. Sie ließ es sich nicht anmerken, doch ihre rosafarbenen Wangen verrieten, dass ihr das Herz bis zum Hals schlug. Yosuke fragte sich, ob es das war, was Kazuya davon überzeugte, dass es Yuri nicht auch nur um sein Äußeres oder den Erfolg ging. Schließlich war auch sie zu Schulzeiten einer seiner kreischenden Fans gewesen. Hiromi rutschte mit ihrem Stuhl näher zu ihm heran und legte ihren Kopf auf seine Schulter. „Singst du nachher ein Duett mit mir?“, fragte sie ihn und schaute bettelnd wie ein kleiner Hund dabei. „Vielleicht.“, antwortete Yosuke. Er schenkte ihr ein mildes Lächeln und widmete sich danach seiner großen Tasse warmen Tee. Wirkten er und Hiromi auf andere auch so harmonisch miteinander, wie Kazuya und Yuri? Kopfschüttelnd verwarf er diesen absurden Gedanken wieder und nahm noch einen Schluck. „Oh! Sie dimmen das Licht, die Ersten scheinen Mut gefasst zu haben und wollen sich trauen!“, stellte Yuri fest. Tatsächlich wurde es dunkler in dem Raum, eine Discokugel und ein paar Spots warfen bewegte, bunte Lichter auf die Leute und die Bühne, hinter der ein Projektor einen weißen Bildschirm an die Wand warf. Sofort wurde es ruhiger, ein paar wenige, dafür gröhlende Anfeuerungsrufe erklangen am anderen Ende der Tischreihe. Anscheinend fasste da gerade der erste junge Mann Mut um einen stimmungsvollen Partysong zum Besten zu geben. Manche lachten schon amüsiert vorher, weil der vermeintliche Sänger ängstliche Grimassen zog. „Na toll! Jetzt geht hier endlich mal was los und unsere Fotografin fehlt immer noch!“, meckerte Hinagiku und verschränkte grummelnd die Arme. Yosuke horchte auf. „Fotografin?“, hinterfragte er, obwohl ihm dämmerte, wen sie meinen könnte. Yuri sah ihn spitzbübig an. „Sag bloß, du erinnerst dich nicht mehr an sie? Sooft wie ihr euch in den Haaren hattet?“, neckte sie ihn. Ihre Anspielung löste bei ihm einen Sturm von Erinnerungen aus, die er längst verdrängt hatte. „Momoko.“, antwortete er nur trocken. Hinagiku nickte, immer noch angesäuert. „Genau die! Sie hatte versprochen zu kommen und zwar bevor das Beste gelaufen ist, schließlich wollten wir ein kleines Erinnerungsalbum für alle machen, die heute gekommen sind.“, schimpfte sie enttäuscht vor sich hin. „Momoko wer? War das auch so eine nervtötende Kreischeule von eurem Zeitungsverein?“ Hiromi betonte ihren Satz mit Absicht abschätzig, sie hatte etwas gegen alle ehemaligen Rivalinnen, selbst wenn es gar keine gab. Jedes Mädchen in der Schule damals war eine Gefahr; eine Ablenkung für Yosuke, der nur Augen für sie selbst haben durfte. „Momoko Hanasaki.“, antwortete Yosuke trotzdem ungerührt. Ihr Name erweckte Bilder von einem kleinen, tolpatschigen, mondgesichtigen Mädchen mit blauen Augen und bauschigen, rosafarbenen Haaren in seinem Kopf. Vorlaut, aufmüpfig, aufdringlich, streitsüchtig und eine kleine Heulsuse. Sie machte das Trio um Yuri und Hinagiku erst komplett und hatte sich mehr als nur ein Mal mit ihm angelegt, weil er sie vom Trainigsplatz verwiesen-, aus Versehen abgeschossen-, sie ihn fast umgerannt- oder er ihr das für Kazuya bestimmte Bento abgeknöpft hatte. Bei diesem Gedanken stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen, dass sogar seine Augen erhellte. „Das Mondgesicht, natürlich!“ Er lachte leise in sich hinein, seine Freunde waren sichtlich überrascht und irritiert über diese Reaktion. „Yoyo-Maus, du kennst sie doch nicht etwa näher?“, hinterfragte sie misstrauisch. „Aber Hiromi, sie ging mit uns in eine Klasse! Du wirst sie doch nicht etwa vergessen haben?“, rüffelte sie Hinagiku. Hiromi hatte Momoko keinesfalls vergessen, aber sie hatte ihr persönliches Schreckgespenst gedanklich in eiserne Ketten geschnürt, einen Amboss angehangen und in der tiefsten See versenkt. Zwar gab es nie auch nur ein Anzeichen einer zärtlichen Beziehung zwischen ihrem Yosuke und Momoko, aber dieses Mädchen hatte in ihrer endlosen Tolpatschigkeit immer wieder das Talent gehabt sich dessen Aufmerksamkeit trotzdem zu sichern und das war ihr ein Dorn ihm Auge gewesen. „Keine Sorge, ich kenne sie kaum. Wir haben uns eigentlich nur gestritten, wenn wir uns gesehen haben.“ „Und wie ihr euch gestritten habt! Wie Feuer und Wasser!“, bestätigte sogar Kazuya. Yosuke überlegte. So witzig die Streitereien mit ihr auch gewesen waren, wenn man es genau nahm konnte er sie nie leiden. Sie war laut, anstrengend und warf sich Kazuya genauso an den Hals wie alle anderen Mädchen auch. Mit ihren Pausbacken war sie nicht mal besonders hübsch gewesen, kein Vergleich zu Hiromi, die mit ihrer niedlichen Art jeden Mann sofort in ihren Bann schlug. Sein Lächeln verfinsterte sich, es war ganz gut, dass sie nicht aufgetaucht war. Bestimmt würden sie sich wieder nur streiten und damit den Abend ruinieren. „Also wenn ihr mich fragt ist es besser so, dass sie nicht gekommen ist.“, schlussfolgerte er. Hiromi schmiegte ihr linkes Bein unter dem Tisch an seines und warf ihm einen flüchtigen, verliebten Blick zu. Sie schien sehr zufrieden mit seiner Aussage zu sein. Die anderen nickten schwach, aber zustimmend. Hinter ihnen auf der Bühne beendete der arme Tropf, der sich zuerst getraut hatte, seine jammervolle, wenn auch belustigende Vorstellung und machte Platz für zwei Freundinnen, die sich an einem bekannten J-Pop Song versuchten. Yosuke schaute auf den Boden seiner leeren Tasse, gefolgt von einem Blick auf seine Uhr. „Ich verschwinde mal kurz.“ Seine Freundin zog einen Flunsch, ließ ihn aber unkommentiert Richtung Toiletten ziehen. Draußen im Flur bemerkte der Braunhaarige erst wie laut die Stimmen und der Gesang in dem Räumen dröhnte; im Gang erholten sich seine Ohren, aber alles klang etwas dumpfer als normal. Auf seinem Weg zum WC ließ er den bisherigen Abend kurz Revue passieren, irgendwie war alles etwas witzlos und unterkühlt. Fühlte sich das Zusammensein mit seinen Freunden damals auch schon so an? Das Klassentreffen machte ihm ein wenig bewusst, wie wenig er in den letzten zwei Jahren mit Freunden unternommen hatte. Die Beziehung und das Zusammenleben mit Hiromi hatten ihn verändert, aber er hatte angenommen, das wäre normal, wenn man erwachsen wurde und etwas Ernstes führte. Er fühlte sich wohl mit seiner Freundin. Sie war gut zu ihm, ein Hingucker und wenn sie allein waren, gab sie sich ihm immer voll und ganz hin; zögerte nicht seine Wünsch zu erfüllen, worum ihn sicher jeder andere Mann beneiden würde. Aber warum dann beobachtete er Kazuya und Yuri dann so staunend und sehnsüchtig? Als er sich die Hände gewaschen hatte warf er sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht. Es war warm und stickig in der Karaokebar. Er betrachtete sich im Spiegel, er war noch mal ein ganzes Stück seit dem Jr. High-Abschluss gewachsen, war kantiger im Gesicht geworden, aber noch genauso muskulös und athletisch von Statur. Seine eigenen, rehbraunen Augen begegneten ihm ernst im Spiegel. »Du gehst jetzt da raus und hast gefälligst ein bisschen Spaß und hörst auf sinnlos vor dich hin zu grübeln! Dein Leben ist völlig in Ordnung so wie es ist, das sind nur die ganzen nostalgischen Gefühle, die dich verunsichern!« Yosuke wiederholte dieses Mantra einige Male in seinem Kopf, bevor er sich Hände und das Gesicht abtrocknete, um zu seiner Gruppe und dem Tisch mit seinen Freunden zurück zu kehren. Der Flur war wieder leer als er heraus trat, er hörte das Trällern seiner Kommilitonen und straffte sich. Guten Mutes, aber mit etwas zu schnellem Schritt, kam er um die Ecke in den Raum hineingeeilt und lief dabei direkt in ein junges Mädchen hinein, die dramatisch ins Stolpern geriet. Reflexartig griff er nach ihrem Handgelenk um sie aufzufangen. „Entschuldigung! Ich habe dich nicht gesehen!“ Der Satz war schneller heraus als er realisierte, wen er da angerempelt hatte. Das schmale Handgelenk in seiner Hand führte zu einem schlanken, fraulichen Körper, der in ein knielanges, weißes Kleid und einen sonnengelben Spitzenbolero mit längen Ärmeln gehüllt war. Lange Beine, die in kniehohen Hackenstiefeln verschwanden und ein schön geformter Busen, der bedauerlicher Weise züchtig unter dem Bolero versteckt wurde, zogen seinen unbeholfenen Blick besonders auf sich. Auf den schmalen Schultern dieses hübschen Wesens wuchs ein langer, schlanker Hals, auf dem ein weiches Gesicht thronte mit einem überrascht geöffnetem Mund, umrahmt von rosafarbenen, lieblichen Lippen. Eine kleine, schmale Nase folgte dem Mund und einen großes Paar himmelblauer, klarer Augen, die ihn perplex anstarrten. Um dieses schöne Gesicht fiel einrhamend langes, rosafarbenes Haar über die Schultern bis hinab zu ihrer Hüfte. Jetzt waren es seine Augen, die sich auf Untertassengröße vergrößerten und sein Unterkiefer, der ihm vor Schreck gefühlt bis zu den Knien runter klappte. „Momoko...?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)