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~ Love at third sight ~

Mit dem Herz gegen alle Regeln
von

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Reunion

Das Abschlussjahr der Sei Hanazono Gakuen Jr. High lag ziemlich genau 2 Jahre zurück und das 3. und letzte Jahr der Highschool stand unmittelbar bevor.

War das nicht etwas verfrüht für ein Klassentreffen?

So oder so ähnlich waren die Gedanken der jungen Leute, die sich an diesem Abend vor einer Karaokebar einfanden, weil ein paar überambitionierte, nostalgische Ex-Kommilitonen es für längst überfällig empfanden, herauszufinden, was aus den ehemaligen Mitschülern geworden war.

Es war Ende März; in etwa einer Woche begann das neue Schuljahr, noch hatten sie Ferien. Das Frühjahr begann kalt, von wärmenden Sonnenstrahlen oder Winden war noch nicht viel zu spüren und auch die Obstbäume ließen sich mit ihrer Blüte noch Zeit. Der Winter hatte die Tage noch eindeutig in seiner Gewalt und so waren sie allesamt in dicke Jacken und Mäntel gehüllt und ihr Atem gefror in der kalten Luft zu weißen Schwaden.

Natürlich waren nicht alle Schüler des ehemaligen Jahrgangs an diesem Sonntag gekommen, ein Großteil hatte Besseres zu tun oder war im Urlaub mit der Familie. Auch Yosuke Fuma konnte sich eigentlich Angenehmeres vorstellen als das hier, zumal er sowieso nicht auf Karaoke stand. Lieber stünde er jetzt auf dem Fußballplatz und würde ein paar brenzliche Schüsse von seinem Tor abhalten.

Stattdessen stand er hier und wartete, bis sich die Organisatoren einfanden. Seine deutlich kleinere Freundin klammerte sich an seinen Arm. Auch sie war mit ihm in die Jr. High gegangen, auch wenn sie erst im letzen Jahr in einer der Parallelklassen dazu gestoßen war.

„Yoyo-Maus! Mir ist sooo kalt!“, quengelte sie mit ihrer hohen Stimme und drückte sich dabei noch näher an ihn heran.

„Es geht bestimmt gleich los, hab noch etwas Geduld Hiromi.“, versuchte er sie zu trösten.

Er tätschelte ihre Hände, die sich in den Stoff seines beigen Mantels gruben und hoffte, dass sie seinen rechten Arm heil lassen würde.

Sie waren erst kurz nach dem Abschluss ein Paar geworden und das war nicht zuletzt Hiromis Hartnäckigkeit zu verdanken. Schon während der Schulzeit hatte sie ihm unverhohlen schöne Augen gemacht und ihm bei jeder Gelegenheit – nicht zuletzt beim öffentlichen Fußballtraining der Schulmannschaft – nachgestellt. Hiromi Kawanami war ein sehr hübsches Mädchen mit ihren violetten Curly-Locken, die sie rechts und links mit grünen Schleifchen hoch band und ihren großen, roten Augen mit dem naiven Ausdruck, der auf die Männerwelt einen sehr anziehenden Effekt zu haben schien. Ebenso ihre ganze unschuldige Art; sie verstand sich darauf immer etwas hilfloser zu wirken, als sie es in Wahrheit war. Sie hatte ihn letztendlich zu mehreren Dates überreden können und irgendwann war er ihrer witzigen, hartnäckigen, wenn auch manchmal etwas anstrengenden Art schließlich verfallen. Bis heute wurde er oft um seine niedliche Freundin beneidet, was Yosuke natürlich schmeichelte und so lächelte er sie zufrieden an.

Endlich tat sich vorne in der Menge etwas, zwei junge Frauen tauchten aus dem Getümmel auf und stellten sich über die Köpfe der anderen auf die Treppe vor der Karaokebar.

„Entschuldigt die Verspätung, Leute!“, rief das kleinere Mädchen mit dem grünen Bob-Haarschnitt und den kühnen, braunen Augen.

Sie winkte aufgeregt allen zu und erregte mit ihrer lauten, burschikosen Stimme definitiv Aufmerksamkeit. Das andere Mädchen mit den braunen Haaren, welche ihr wellig weit über die Hüfte fielen und den grünen Augen, verbeugte sich hingegen entschuldigend. Yosuke erkannte beide Mädchen direkt; sie hatten für die Schülerzeitung gearbeitet und ihn und seine Fußballfreunde des öfteren aufgehalten um Interviews zu führen. Er kniff nachdenklich die Augen zusammen, während sie beide eine kleine Ansprache hielten und den Ablauf des Abends erklärten.

»Fehlt da nicht noch...«

„Yosuke!“, riss ihn eine vertraute Stimme aus seinen Gedanken.

Er drehte sich mit der immer noch klammernden Hiromi um und begann zu strahlen.

„Kazuya! Ich fasse es nicht, du hier?“

Der Kapitän seiner alten Mannschaft schloss ihn freundschaftlich in die Arme und erwiderte die offenkundige Freude.

„Natürlich Yosuke, ich kann mir doch nicht die Gelegenheit entgehen lassen meine Freunde aus der Fußballmannschaft wiederzusehen!“, antwortete er.

Kazuya und Yosuke waren nach der Jr. High in anderen Fußballvereinen untergekommen, da Yosuke für die Profiliga lieber noch etwas Trainingszeit in der High School Mannschaft verbringen wollte, bevor er sich endgültig entschied, was nach der Schule aus ihm werden sollte.

„Und außerdem hat meine Freundin dieses Treffen mit ins Leben gerufen.“, fügte er hinzu und deutete auf die Brünette.

Yosuke machte große Augen.

„Nicht dein Ernst, mit ihr? Einer von der Schülerzeitung? Wie hieß sie noch gleich... Yuri?“

„Yuri Tanima.“, bestätigte der hochgewachsene Blonde lächelnd.

Immer noch staunend blickte der leidenschaftliche Torwart zwischen seinem Freund und Yuri hin und her, kam aber schnell zu dem Schluss, dass die zurückhaltende und gut erzogene junge Dame auf den ersten Blick gut zu Kazuya passte.

„Man bekommt wirklich gar nichts mehr mit, wenn man getrennte Wege geht...“, schlussfolgerte er.

„Oh, wir waren schon seit kurz vor dem Abschluss ein Paar, aber Yuri wollte keine große Sache daraus machen, weil sie der Meinung war, dass ich zu viele weibliche Fans habe denen das missfallen hätte.“

Kazuya lachte über diesen Gedanken als wäre es eine Albernheit, dabei entsprach sie zu 100% den Tatsachen. Aber er war schon immer zu gutmütig, naiv und viel zu bescheiden um sich seiner Wirkung auf die Frauenwelt bewusst zu sein, dachte Yosuke. Dabei lag ihm damals fast der ganze weibliche Schüleranteil zu Füßen.

„Aber wie ich sehe ist nicht nur dir entgangen, was sich bei deinen ehemaligen Kameraden so abspielt.“, führte er fort und blickte dabei auf Yosukes Klammeraffen.

Zusammenzuckend lächelte dieser seine still vor sich hin grummelnde Freundin entschuldigend an, die er doch tatsächlich für einige Momente ausgeblendet hatte. Verlegen griff er sich in den Nacken, als sie ihn mit wütenden Blicken durchbohrte.

„Entschuldige, das ist Hiromi – vielleicht erinnerst du dich noch an sie?“

„Freunde nennen mich Mimi!“, quietschte sie vergnügt, als wäre gar nichts gewesen.

„Wie könnte ich dich je vergessen, Mimi?“, lachte Kazuya. „Du warst doch für kurze Zeit sogar unsere Managerin!“, schloss er.

„So etwa, ja!“, kicherte sie zurück und führte ihren üblichen Freudentanz auf.

Yosuke belächelte das etwas peinlich berührt, aber der Blonde blieb ganz souverän und lachte sie freundlich wie eh und je mit seinen blassgrünen Augen und dem Model-Lächeln an.
 

Sie hatten gar nicht bemerkt wie sich die Menge allmählich Richtung Eingang bewegt hatte, als die junge, aufgeweckte Organisatorin mit dem grünen Kurzhaarschnitt Yosuke mit einem freundschaftlichen, aber kräftigen Hieb auf den Rücken schlug.

„Yosuke altes Haus! Das ist ja ewig her!“, lachte sie laut.

Völlig überrumpelt und zugegeben auch etwas lädiert, wand er sich zu dem starken Mädchen um, welches ihn spitzbübig mit einem schiefen Grinsen begegnete; die Arme in die Hüfte gestemmt.

„Äh... Hina... Hinagiku?“

Er war entsetzt wie fremd sie ihm vorkam, obwohl sie in der Schulzeit sooft miteinander zu tun gehabt- und sogar einen fast freundschaftlichen Umgang gepflegt hatten.

„Ist ’ne Weile her, dass wir uns gesehen haben. Dank Yuri hier sehe ich ja sogar Kazuya öfter als dich und der wohnt inzwischen in ner ganz anderen Stadt!“

Unwillkürlich musste er lächeln.

„Du sprichst immer noch mit diesem lustigen Akzent und bist laut wie ein echter Kerl.“

Sofort wurde sie puterrot und schaute böse, Yuri neben ihr kicherte hinter vorgehaltener Hand.

„Was geht dich das an, hä?! Kotzbrocken wie eh und je!“, motzte Hinagiku schnaubend, um ihre Verlegenheit zu überspielen.

Alle außer Hiromi lachten.

„Hey du, rede so gefälligst nicht mit meinem Yosuke!“, bellte sie ihr größeres Gegenüber an.

Entsetzt fielen Yuris und Hinagikus Blicke erst jetzt auf des Torwarts zierliches Anhängsel.

„Is’ nich’ wahr – Hiromi?!“, stellte die Braunäugige mit Schrecken fest, obwohl Yuri nicht weniger blass um die Nase herum war.

Im Gegensatz zu den Jungs war das lockige Mädchen bei ihnen und all ihren anderen Mitschülerinnen nämlich nicht besonders beliebt gewesen. Als manipulatives, immer im Mittelpunkt stehen wollendes, verzogenes Biest und Nervensäge hatte sie sich im Abschlussjahr an der Jr. High keine Freundinnen gemacht. Sie war der Grund wieso viele jung verliebte Mädchen Körbe von ihren Schwärmen bekamen oder die Fußballmannschaft so manches Mal abgeschotteter von ihren Fans war, als es nötig gewesen wäre. Und jetzt hing ausgerechnet DIE Hiromi an Yosuke Fumas Arm, als wäre sie dort angewachsen.

„Donnerwetter, ihr seid doch nicht etwa... zusammen?“

Yuri hatte sich alle Mühe gegeben höflich zu sein, trotzdem klang es wie ein Schimpfwort.

Yosuke sah sich genötigt die Situation zu entschärfen bevor sie eskalierte. So entzog er Hiromi seinen Arm, nur um ihn anschließend liebevoll um sie zu legen und an sich zu ziehen, weswegen den beiden Freundinnen direkt die Gesichtszüge entglitten. Der hochgewachsene junge Mann sah sie beide ernst an, während er seine Freundin beschützend festhielt. Hiromi selbst fühlte sich wie im siebten Himmel und grinste wie ein Honigkuchenpferd.

„Doch sind wir, schon seit fast zwei Jahren.“

Hinagiku verschlug es immer mehr die Sprache, ein Zucken ihrer Augenbraue verriet wie ungeheuerlich absurd und unglaublich sie das fand. Yuri verhielt sich lieber still, tauschte vielsagende Blicke mit Kazuya und beließ es dabei.

„Na kommt schon Leute, drinnen im Warmen und bei etwas zu Essen lässt es sich doch bestimmt viel angenehmer Geschichten austauschen, oder?“, versuchte ihr diplomatischer Freund mit Engelszungen zu schlichten und hatte – wie sooft – damit Erfolg.

Vorerst.



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