Amnesia Memories von Kyo_aka_Ne-chan (Geliebter Zwiespalt) ================================================================================ Prolog: Zu spät --------------- Beißender Rauch ließ meine Augen tränen, aber trotzdem wusste ich genau, wo sich mein Ziel befand. Ich konnte ihre hektischen, fast panischen Schritte genau hören und ich ließ mir Zeit, denn ich wusste, dass sie nicht weit kommen würde. Mein Mund verzog sich zu einem breiten, bösen Lächeln und ich ließ das Messer in meinen Händen auf die Holzstangen des Treppengeländers treffen, so dass es hallte und das Knistern des Feuers unter uns übertönte. Die Flammen schlugen höher und die Hitze nahm zu, doch es machte mir nichts aus. Ich hatte schon wesentlich schlimmere Dinge erlebt, da war bei lebendigem Leibe verbrennen noch ein sanfter Tod. Ihre Schritte waren nicht mehr zu hören, dafür hörte ich, wie sie versuchte, die Tür im obersten Stockwerk zu öffnen. Ich wusste, dass sie es vergeblich machte, schließlich hatte ich die Schlüssel. Ein triumphierendes, kaltes Lachen befreite sich aus meinem Inneren, als auch ich in jenem Stockwerk ankam, wo sie in der Falle saß. Ich ließ es mir nicht nehmen, das Schlüsselbund in meiner Hand zu schwenken und klappern zu lassen. „Suchst du das hier?“, fragte ich scheinheilig und konnte ihre Angst vor mir förmlich schmecken. Sie antwortete mir nicht und wich zurück, presste sich gegen den einzigen Ausweg, der so nah war und doch so fern. Ich ließ die Klinge meines Messers aufblitzen und sah wieder die Panik in ihren Augen. „Nun... ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für dich. Die gute Nachricht ist, dass du dir aussuchen kannst, ob du durch mein Messer oder durch das Feuer unter uns sterben möchtest. Die schlechte Nachricht ist, dass es nicht angenehm wird“, sagte ich und fand die gesamte Situation äußerst amüsant. Endlich war ich am längeren Hebel! Endlich würde sie durch meine Hände sterben und ich würde frei sein! „Ukyo...!“, rief sie, doch ich ignorierte es und rannte plötzlich auf sie zu. Sie war viel zu langsam und meine linke Hand packte ihren Kragen. Ich holte aus und ließ mein Messer niedersausen, doch irgendwie schaffte sie es, mir zu entwischen. Sie entglitt meinen Fingern und landete auf dem Boden, während mein Messer genau dort in der Wand stecken blieb, wo sie eben noch gestanden hatte. „Wehr dich nicht dagegen... es ist zwecklos“, prophezeite ich ihr und zog die Klinge wieder aus der Wand. „Ukyo“, sagte sie und ich sah ihr an, dass sie endlich verstand. Sie würde sterben und das durch meine Hand. Endlich... Wieder befreite sich ein kaltes Lachen aus meiner Kehle und ich fühlte Euphorie in meinem Inneren. Ich würde frei sein, frei von ihr und frei von dieser Welt, die versucht hatte, uns beide zu töten. Heute würde es enden, denn die magische Kraft, die ich immer dann spürte, wenn der 25. August begann, war nicht zu spüren. Die Kraft war aufgebraucht und dies hier war meine letzte Chance, meine Freiheit zu bekommen. Sie musste sterben... „Versuch es gar nicht erst, mich umzustimmen. Heute beende ich diesen Kreislauf und nicht ich werde sterben. Ich hole mir mein Leben zurück!“, rief ich und rannte erneut mit gezückter Klinge auf sie zu. In diesem Moment stand sie auf, blickte mich entschlossen an und breitete die Arme aus. Das verwirrte mich, aber dann nahm ich es hin. Es gab keinen Ausweg für sie, also war es völlig richtig von ihr, einfach aufzugeben. Ich spürte, wie der andere Ukyo in mir an die Oberfläche wollte. Er wollte sie retten, dieser Idiot, aber dieses Mal würde ich es nicht zulassen. Mit einem wütenden Schrei fand meine Klinge ihr Ziel und durchdrang weiches Fleisch. Ich zog das Messer kurz darauf wieder aus ihr heraus, während rotes Blut auf meine Hände und den Boden klatschte. Sie brach zusammen und ich ging mit ihr in die Knie, wahrscheinlich, weil der andere Ukyo mich dazu zwang. Ihr Blick war unfokussiert, aber doch fixierte sie mich. Ihre ganze Kraft ging dafür drauf, dass sie etwas sagen wollte. Es hätte mir unwichtig sein sollen, aber da es das letzte Mal sein würde, dass sie etwas zu mir sagen würde, blieb ich dort bei ihr knien. Sie sammelte sich... und plötzlich lächelte sie mich traurig an. „Ich verzeihe dir, Ukyo... werde bitte glücklich...“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein leiser Hauch, dann wurde ihr Blick plötzlich leer und tot. Im Normalfall hätte ich es genossen, doch ihre Worte schmälerten mein Vergnügen. Ich hätte es lieber gehabt, hätte sie mich verflucht. In diesem Moment schrie der andere Ukyo in mir auf und ich ließ zu, dass er sein Selbst wieder übernahm. Denn jetzt war es sowieso egal, ich hatte mein Ziel erreicht... „Zu spät...“, lachte ich, dann verschwand ich in der Dunkelheit... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)