Verborgen in Stille Teil II von Strichi ================================================================================ Kapitel 1: Wochen der Veränderung --------------------------------- Guten Tag ihr Lieben, hier beginnt der zweite Teil und ich hofft, ihr erfreut euch daran. Zum besseren Verständnis geht es hier zum ersten Teil, sonst versteht man die Geschichte hier leider nicht. ^^ http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/309650/369033/ und zudem, hatte ich noch eine Kurzgeschichte veröffentlicht. http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/309650/372787/ sooo, ich hoffe ihr habt Spaß am lesen und ich würde mich über den ein oder anderen Kommi doch freuen^^ Liebe Grüße. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ich schaute hinauf in den wolkenlosen Himmel. Es war Hochsommer und bald würde der Herbst einziehen. Fünf Wochen waren vergangen seit Jack gegangen war. Fünf Wochen, die schrecklich waren. Doch auch fünf Wochen, in denen ich mich mehr gewandelt hatte, als ich mir vorstellen konnte. Fünf Wochen unruhiger Schlaf lagen hinter mir und ein Ende war nicht ersichtlich. Fünf schmerzvolle Wochen, die mich lehrten, wer an meiner Seite stand und wer nicht. Vielleicht war ich erwachsen geworden, vielleicht auch einfach nur ernüchterter. Es waren auch Wochen, in denen ich nichts mehr von meinem Vater gehört hatte. Seit Jack ihn hat gehen lassen, hatte ich keine Ahnung was er trieb, noch wie es ihm geht. Ich wollte es auch nicht wissen. Ich wollte Abstand und den hatte ich. Ich wollte verarbeiten. Auch zu meiner Mutter hatte ich noch einige Zeit keinen Kontakt gehabt. Doch langsam versuchten wir uns anzunähern. Zu viel wollte und konnte ich noch nicht zulassen. Fünf Wochen waren eben auch nicht fünf Jahre. Meine älteren Brüder wollten auch nichts mehr von mir wissen. Sie haben Kinder und ich sei schwul, sowas können und wollen sie nicht in ihrer Nähe haben. Total bescheuert! Obwohl ich meine Brüder und ihre konservative Haltung kannte, schmerzte es zu wissen, dass sie mich nicht mehr in ihrer Nähe haben wollten. Einziger Trost war, dass ich schon vorher wenig mit ihnen zu tun hatte, denn der Altersunterschied war immer zu groß gewesen. Wobei, nein, Jackson und ich hielten tatsächlich noch Kontakt zueinander. Was die Ermittlungen bezüglich meines Treppensturzes angingen, wusste ich nicht viel mehr als vorher. Sowas dauerte in Amerika einfach sehr lange. Doch da ich eigentlich Abstand wollte, war ich auch ein wenig froh, dass ich von dieser Seite vorerst in Ruhe gelassen wurde. Die Wunden brauchten Zeit zum heilen, da wäre diese zusätzliche Belastung nicht gut gewesen. Ich betrachtete mich im Spiegel meines Zimmers in der Rehaklinik. Heute war ich angekommen und sollte acht Wochen bleiben! Eine gefühlte halbe Ewigkeit. Tatsächlich zeichnete sich die jüngste Vergangenheit auf meinem Gesicht wieder. Ernster sah ich aus. Erwachsener, als ich es vorher ohnehin schon tat. Meine Haare waren um einiges kürzer geworden. Nachdem meine Schwester sich beschwert hatte ich würde schrecklich aussehen, habe ich mich widerwillig zu einem Friseur begeben. Ich hatte der Friseurin freien Lauf gelassen. Viel Ahnung von Frisuren und dem Kram hatte ich ohnehin nicht. Sie hatte mir die Haare an den Seiten auf etwa fünf cm geschnitten. Sie meinte, ich solle sie nicht zu kurz tragen, da mein Kopf sonst zu eckig aussähe. Was auch immer das heißen soll. Die Haare hatten fast überall dieselbe Länge. Nur vorne am Pony ließ sie die Haare etwas länger und gelte sie mir zumeist frech nach oben. Die Spitzen schnitt sie fransig zu, damit die Frisur jugendlich wirkte. Ich hatte einen leichten drei Tage Bart. Den trug ich mittlerweile öfter, weil ich oft keine Lust hatte mich zu rasieren. Leider wuchsen die Barthaare noch nicht ganz so wie ich es wollte. Ich hatte nichts mehr von Jack gehört. Gar nichts. Nicht, dass ich es nicht versucht hätte. Ich hatte seine Nummer so häufig gewählt, ich konnte sie schon auswendig. Doch sie war tot. Die Nummer war nicht mehr existent. Und auch die E-Mail-Adresse, die ich von ihm hatte, war nicht vergeben. Jede Nachricht kam zurück mit dem Verweis, dass sie nicht zuzustellen sei. Doch ich schrieb ihm trotzdem. Es war ein Ventil meine Probleme und Sorgen loszuwerden, auch wenn sie nicht ankamen. Ein kleiner Teil meines Inneren hoffte, dass Jack sie trotzdem irgendwie erhielt. Es war dumm das zu glauben, doch hatte ich so das Gefühl mit ihm sprechen zu können. Ich vermisste Jack. Seine Sachen, die er mir da gelassen hatte, waren wie ein Heiligtum geworden. Die Lederjacke, die er vergessen hatte, die Medaille, sowie die Bilder durfte keiner anfassen! Während ich mich auf das Bett legte, erinnerte mich an den nächsten Morgen, nachdem Jack gegangen war. Jenny war vollkommen außer sich, als ich es ihr sagte. Er sei ein Mistkerl, ein Feigling und was er sonst noch alles war, hatte ich vergessen. Ich hatte die restliche Nacht nicht mehr geschlafen. Ich sah sicher genauso aus, wie ich mich gefühlt hatte. Jenny drückte mich an sich und erst, als ich schmerzvoll aufstöhnte, waren Rippen und Schulter doch noch angeschlagen, ließ sie schnell los. Erschrocken blickte sie mich an, als würde ich gleich zusammenbrechen. Wie sollte ich meiner Schwester auch erklären, dass Jack gegangen war um mich zu schützen? Sie hätte es nicht verstanden. Wie auch? Ich hätte es ihr auch nicht erklären können, denn ich verstand es doch selbst kaum. Ich hatte mir verboten vor ihr zu weinen. Auch vor Eric hielt ich mich zurück. Ich versuchte gar nicht erst zu erklären, weswegen Jack dies getan hatte. Ich wollte versuchen nach vorne zu sehen, doch es war schwer und eigentlich viel zu früh. Allerdings wollte ich einfach nicht mehr angesehen werden, als würde ich gleich zerbrechen. Eigentlich war ich genau das, innerlich zerbrochen. Sich verlassen zu fühlen, war schmerzlicher als ich es mir je hätte vorstellen können. Ich war froh, als ich endlich alleine war und niemand mehr etwas von mir wollte an jenem Tag, an dem Jack verschwand. Ich erinnerte mich, dass Eric von seinen Eltern abgeholt wurde. Auch sie gratulierten mir zum Geburtstag und ich versuchte fröhlich auszusehen, wollte mir nichts anmerken lassen. Doch als ich endlich in meinem Übergangszimmer alleine war, betrachtete ich die Medaille. Erinnerte mich an Jacks Versprechen wieder zu kommen. Las den Brief, wobei ich diesen eigentlich schon auswendig kannte! Die Tränen kamen erneut und als ich alleine war, konnte ich die Gefühle raus lassen. Es sollte niemand mitbekommen wie verletzt ich war. Ich verstand in diesem Moment, weswegen Jack so häufig nur eine Maske zeigte. Und in den Wochen darauf verstand ich es immer besser. Auch ich begann sie zu tragen um niemanden zu zeigen, wie verletzt ich noch war. Ich weiß noch, dass ich aus Wut und vielleicht auch ein wenig aus Verzweiflung meine erste Mail an Jack tippte. Wobei es mir danach einfach nur albern vorkam, als ich ihm schrieb: „Warum hast du das getan?! Du weißt genau, dass ich dich brauche! Verdammte Scheiße Jack, es ist einfach unfair! Glaubst du wirklich, nur weil du gehst würde dieser David mich einfach in Ruhe lassen?! Er kennt doch meinen Namen, was sollte ihn dann abhalten?! Wieso sollte es ihn abhalten… wieso glaubst du nicht, dass wir das zusammen durchstehen?!“ Während ich schrieb spürte ich, wie mein Körper anfing zu beben. Die Wut und Verzweiflung flossen in meine Finger und ließen für rationales Denken keinen Platz! „Es ist feige zu verschwinden! Du hast mir nicht mal ins Gesicht gesehen! Vielleicht will ich dich auch gar nicht mehr wiedersehen, wenn du so eine Scheiße abziehst!“ Schon nachdem ich sie weggeschickt hatte, bereute ich meine harschen Worte. Doch sie wurde nicht zugestellt… Natürlich, Jack tauchte unter, da wäre es nicht schlau seine alte E-Mail Adresse zu behalten. Doch das war vor fünf Wochen und der Schmerz…Ja, der Schmerz, er war nicht weg, doch der Schock hatte sich gelegt. Das Leben ging weiter und man gewöhnte sich daran. Ich lernte mit dem Schmerz zu leben. Ich versuchte mit zu schwimmen, mich nicht abhängen zu lassen von den Anderen. So weh es einfach tat, aufgeben lag mir nicht! Sowas würde ich auch nicht machen. Doch war es mehr ein Schauspiel, was ich Tag täglich spielte. Fünf Wochen und ich konnte dieses Spiel nahezu perfekt. Erschreckend, wie schnell man sowas lernt. Kurz nach meinem Geburtstag lernte ich endlich mal den Freund meiner Schwester kennen. Er kam von einem Einsatz zurück, Afghanistan, wie er erzählte. Clay und ich verstanden uns gut. Er war ein angenehmer Mensch und ich verstand, weswegen meine Schwester sich in ihn verliebt hatte. Er sah gut aus mit seinen dunkelblonden Haaren. Leider hatte er den furchtbaren US Army Ich-kann-nur-eine-Frisur-Haarschnitt. Hinten nichts. Seiten so gut wie nichts. Oben 4mm. Der einzige Soldat, der jemals eine andere Frisur hatte, war wahrscheinlich Jack. Jedenfalls waren das auffälligste an Clay seine grünen Augen. Er wirkte ziemlich athletisch und schien auch was im Kopf zu haben. Clay scherzte viel rum und tatsächlich schaffte er es mich mit seiner lockeren Art zum Lachen zu bringen. Er hatte nichts dagegen, dass ich bei meiner Schwester wohnte, ganz im Gegenteil. Er war es, der Jenny darauf ansprach, dass die Wohnung zu klein sei. Als wir eines Tages zusammen aßen meinte er, dass sie mich nicht in der kleinen Abstellkammer parken konnte. Die sei viel zu klein. Dabei fuchtelte er mit einer Gabel Essen vor ihr herum. Ich erinnere mich, dass Jenny nur auf das Essen sah, als habe sie Sorge es fällt gleich auf den sauberen Fußboden. Ich grinste, als ich die Beiden beobachtete. Sie schienen wirklich ein eingespieltes Team zu sein, obwohl sie noch nicht so lange zusammen waren. Jenny meckerte Clay an, dass sie das wüsste und er mit dem Essen aufpassen sollte und sah trotz der gereizten Worte liebevoll zu ihm. Ich stocherte weiter in meinem Essen herum. Immer noch kochte Jenny äußerst gesund, für meinen Geschmack zu gesund. Manchmal, hatte ich die Sorge, dass ich Jenny und Clay stören könnte. Bisher hatte ich Clay weder auf seinen Job als Sniper angesprochen, noch darauf, ob er Jack kannte. Denn ich schaffte es noch nicht von Jack zu sprechen. Ich war recht still geworden. Meine frechen und vielleicht auch ab und zu unpassenden Sprüche dachte ich mir zumeist. Etwas, dass Jenny mit Besorgnis zur Kenntnis nahm, denn so kannte sie mich nicht. Doch ich wollte nicht mit ihr sprechen, weigerte mich. Wollte sie doch, dass ich über Jack sprach. Damit ich, wie sie es nannte, anfing es zu verarbeiten. Darauf hatte ich jedoch zu dieser Zeit überhaupt keinen Bock. Ich wollte auch eigentlich nicht aufgeben. Doch das, was geschehen war, hatte seine Spuren hinterlassen. Ich hatte häufiger das Gefühl, dass Jenny mich und meine Masken durchschaute. Ob Jenny dies tatsächlich schaffte, wusste ich nicht. Doch ich wusste, dass ich ihr keine Last sein wollte. Ich wollte nicht, dass sie sich wegen mir zurückhielt. Ich wollte nicht, dass sie sich in ihrem Leben einschränkte. Denn ich hatte das Gefühl, dass ich ihr genau das antat. Ich war sicher in dieser Zeit keine angenehme Gesellschaft gewesen und eigentlich tat es mir leid. Ich verließ immer schnell den Küchentisch. Ich wollte die Beiden nicht in ihrer Zweisamkeit stören. Sie hatten sich Zeit als Paar verdient. Vor allem bei dem Job, den Clay hatte. Wenn ich ehrlich zur mir selbst war, beneidete ich meine Schwester dafür. Ich war wahrlich eifersüchtig, doch würde ich das niemals jemanden sagen. Denn ich fand meine Gedanken selbst abstrus. Ich liebte Jenny und sie so glücklich zu sehen sollte mich eigentlich freuen und mich nicht neidisch werden lassen. Clay war schließlich auch nicht Jack. Als ich mich damals auf das Bett setzte, fiel mein Blick auf die Jacke von Jack, die neben mir im Bett lag. Ich war viel zu schmal geworden, als dass sie an mir gut aussah. Ich fühlte mich schlecht und der Klos in meinem Inneren war unerträglich. Ich wusste, dass ich etwas ändern musste. Ich weiß noch, später an diesem Abend mit Eric gechattet zu haben. Wollte ich doch einfach nur abgelenkt werden. Ich hatte mich darauf geeinigt, meinen High School Abschluss nachzuholen. Ich hatte so viel versäumt, die Reha stand an und ich war wieder mehrere Wochen weg. Zudem hatte ich einfach das Gefühl, dass nichts mehr in meinen Kopf passte. Er war mehr wie voll. Jenny wollte mich überreden von Zuhause aus den Abschluss zu machen, doch ich kannte mich. Zuhause war der Fernseher, die Stereoanlage, der Laptop… Natürlich, ich würde mit den besten Vorsätzen daran gehen, doch ich kannte mich. Ich würde es Zuhause nicht schaffen motiviert zu arbeiten. Für sowas war ich zu faul. In meiner alten Klasse hatte sich zudem herumgesprochen, dass ich schwul bin. Wieso sie es plötzlich wussten, wusste ich nicht. Es war mir auch egal. Hier bei Jenny lagen genug Meilen zwischen mir und meiner Klasse. Tatsächlich hatte Jack Recht gehabt, als er mir einst sagte, dass ich dann erfahren würde, wer meine wahren Freunde waren. Colin hatte mir nicht einmal mehr zum Geburtstag gratuliert. Er schrieb mir nur, dass ich für ihn gestorben sei. Was für ein Trottel! Doch Zack und vor allem Eric meldeten sich regelmäßig bei mir und auch Tobey schrieb die eine oder andere Mail. Tatsächlich hatte sich sogar meine Ex-Freundin Viola gemeldet. Sie schien es gefasst und amüsiert aufzunehmen. Sie würde nun auch verstehen, weswegen unser erstes Mal so ein Fiasko war, wobei Fiasko diese Peinlichkeit in meinen Augen noch runterspielte. Doch den intensivsten Kontakt hatte ich einfach zu Eric, der wie ein Bruder für mich war. Ich fragte Eric, was es neues gab. Mit seiner Freundin war seit einiger Zeit Schluss, doch da er sich getrennt hatte, belastete es ihn wenig. Doch wir waren stillschweigend übereingekommen, dass wir das Thema erstmal ausschwiegen. Eric hatte zudem meine Position übernommen und war neuer Kapitän des Teams geworden. Ich beneidete ihn darum. Nicht um die Position, sondern darum, dass er spielen konnte. Ich vermisste es. Sport brachte mich immer weg von den trüben Gedanken und Baseball hatte mich einfach mein Leben lang begleitet. Ich schaute mir die Spiele im Fernsehen an, wenn sie liefen, was meiner Schwester nicht wirklich passte. An dem Abend vor der Abreise in die Rehaklinik, kam Jenny in ihr altes Arbeitszimmer. Ich hatte die meisten meiner Sachen schon verstaut. Viel hatte ich aus meinem alten Zuhause gar nicht mitgenommen. Vieles war noch bei meiner Mutter. Also saß ich eigentlich nur auf dem Bett, als Jenny kam. Starte auf die goldene Medaille in meiner Hand und war wieder in Erinnerungen versunken. Ich konnte es einfach nicht abstellen, wenn ich alleine war. Wenn mich niemand abhielt daran zu denken. Sie fragte mich vorsichtig, ob ich einen kurzen Moment Zeit hätte und betrachtete dabei die Sachen, die ich zusammengesucht hatte. Ich bemerkte, dass sie äußert missmutig auf die Medaille blickte. Unschlüssig nickte ich, während ich mich aufsetzte und sie fragte, was sie mit mir bereden wollte. Sie setzte sich auf das Bett und betrachtete mich. Wieder mal war ihr Blick zu vorsichtig, doch was sie genau dachte, behielt sie für sich. Jenny sagte mir nach einem Moment der Stille, dass sie und Clay darüber gesprochen hatten, wie es in Zukunft weiter gehen sollte. Und ich hatte wieder das Gefühl, dass sie so tat, als sei ich aus Glas. Wie ich sowas hasste! Ja, ich war verlassen worden. Ja, mir ging es nicht gut, doch so brauchte man nicht mit mir umzugehen. Ich war zwar jung, aber noch lange kein Kind mehr! Gereift war ich in den letzten Wochen! Doch ich merkte, während ich mich innerlich aufregte, dass es genau dieser Grund war, warum Jenny so vorsichtig mit mir sprach. Regte ich mich den in letzter Zeit wirklich schnell auf? Vielleicht sollte ich mein Verhalten mal überdenken… Immerhin lebte ich nur wegen Jenny nicht in einer Wohngruppe oder bei meiner Mutter. Hätte sie mir kein Asyl gewährt, wäre vieles anders verlaufen. Ich forderte sie auf zum Punkt zu kommen und hörte dabei selbst, wie gereizt meine Stimme war. Ich sah, wie ihre Augen sich kurz weiteten, doch sagte sie dazu nichts. Sie erzählte mir, dass sie gerne umziehen wollten. Clay käme aus Kalifornien und wollte dort gerne wohnen. Er meinte dort wäre das Wetter schöner, die Menschen netter und dass sie eh überlegt hatten zusammenzuziehen, bevor das alles geschehen war. Sie wählte ihre Worte vorsichtig und ich wusste was sie meinte, als sie aufhörte zu sprechen. Ihre Pläne wurden durch den Zwischenfall, wie ich ihn nannte, durchkreuzt. Ich wusste, Jenny würde es nie so nennen und ich wollte ihr auch kein schlechtes Gewissen machen, also nickte ich nur und ließ sie weiter sprechen. Clay wollte gerne ein Haus mieten und da spräche ja eigentlich nichts gegen, aber sie wollte mich damit auch nicht überrumpeln. Jenny wirkte unsicher, als sie darüber sprach. Ich unterbrach ihr Gestammel und fragte sie direkt ob sie wissen wolle, ob ich mitkommen würde. Sie sah mich kurz an und nickte leicht. Ich konnte mir denken, dass sie Angst hatte mich damit zu überfordern. Ich dachte darüber nach und seufzte schwer. Texas verlassen… alles hinter mir lassen. Und in diesem Fall bedeutete alles, alles! Vertraute Umgebung, vertraute Menschen. Ich bat sie darum mir einen Tag Bedenkzeit zu geben und sie nickte sofort und meinte, dass das selbstverständlich sei und ich in Ruhe darüber nachdenken sollte. So eine Entscheidung könne man nicht sofort treffen. Sie lächelte mich sanft an und ich nickte. Während ich begann darüber nachzudenken, fragte ich sie, was mit ihrer Arbeit sei und wie groß das Haus sein soll, das Clay mieten wollte. Schließlich müsste es ein Schlafzimmer mehr haben. Und dass das Haus dann viel zu groß für die beiden wäre, wenn ich irgendwann ausziehen sollte. Jenny beugte sich auf dem Bett zurück und stopfte sich mein Kissen in den Rücken um bequem sitzen zu können. Ihr warmer liebevoller Blick musterte mich und freundlich, fast schon liebevoll meinte sie, dass ich mir darüber keine Sorgen machen bräuchte. Die Firma, für die sie arbeitete, sei sehr groß und als sie vor einiger Zeit angefragt hatte, war es für die Geschäftsleitung kein Problem sie zu versetzten. Und was die Größe von dem Haus anging… Na ja, da hatten Clay und sie auch schon drüber gesprochen. Sie war sich bisher noch nie so sicher, dass es mit jemanden halten könnte und Clay sprach davon, dass daraus ja irgendwann mal ein Kinderzimmer werden könnte. Ich sah, wie sie strahlte und konnte es ihr nicht verübeln. Wenn jemand eine gute Mutter sein würde, dann war es für mich Jenny. Ich freute mich für sie und ein ehrliches und aufrichtiges Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Wir sahen einander in die Augen und seit Tagen spürte ich wieder Wärme in meiner Brust. Nie war das Gefühl hier willkommen zu sein stärker, denn ich wurde in die Pläne eingebunden. Man drückte sie mir nicht einfach auf! Für Jenny war ich ein Teil ihres Lebens! Ich spürte, wie der tiefe Riss in meinem Inneren langsam begann zu heilen, während ich Jenny in die blauen Augen sah. Auch wenn es nur ein wenig war, war es doch ein aller erster Schritt. Doch wenn ich wollte, dass es weiter heilte, musste ich endlich mit jemanden sprechen! So weh es auch tat, so sehr ich mich davor drückte. Unsicher sah ich Jenny an, doch es gab keinen anderen Menschen, dem ich derzeit mehr vertrauen konnte. Sie würde nicht lachen und sie würde versuchen mich zu verstehen. Ich blickte wieder auf die Medaille in meiner Hand. Drückte das Metall in meine Hand... Ich fragte sie, wie es für sie war, als sie verlassen wurde. Meine Stimme war leise, sehr leise, denn eigentlich wollte ich nicht, dass jemand meine Schwäche sah. Es war so schwer, darüber zu sprechen und auch jetzt noch. Ich wollte nicht, dass irgendwer behauptete ich sei eine Schwuchtel und würde nur heulen! Mitfühlend sah Jenny mich an, doch ich wich ihrem Blick aus und starrte erneut auf die Medaille in meiner Hand. Ich spürte, wie sie neben mich rutschte und ihre zarten Arme um meinen Körper legte, als sie ehrlich meinte, dass es einfach nur wehgetan habe und Worte es nicht besser machen konnten. Ich war froh und dankbar, dass sie keine komischen Weisheiten aus dem Internet rezitierte. Ich spürte, wie die Tränen kamen und schaffte es nicht sie zu unterdrücken. Es tut so weh…. Ich vermisse ihn so sehr…es wird nicht besser... waren meine Worte, bevor ich spürte, wie die Tränen über meine Wangen liefen. Ich konnte es einfach nicht verhindern. Jenny drückte mich vorsichtig an sich. Sie sagte mir, dass ich traurig sein soll. Das ich weinen und wütend sein soll. Ich hätte jedes Recht dazu. Ich hätte auch jedes Recht dazu schlechte Laune zu haben und das Recht darauf mich zu verkriechen. Das alles zu erleben... So viel auf einmal… muss so schrecklich sein, wenn sie wüsste. Sie wünschte sich, dass sie mir etwas von der Last und dem Kummer abnehmen könnte. Und sie bat mich darum, wieder ich zu werden. Ihr kleiner Bruder, der fröhlich und offen durch das Leben gelaufen war… War ich wirklich so anders geworden? Mein Leben sei nicht vorbei, auch wenn es sich vielleicht gerade so anfühlt. Ich nickte und drückte mich tatsächlich kurz an Jenny. Ihre Worte waren Schmerz und Trost zugleich. Leise schluchzte ich und ich glaubte, es war das erste Mal, dass Jenny mich wirklich weinen sah seit ich bei ihr wohnte. Sie hielt mich einfach fest und obwohl ich größer war als sie, drückte ich meinen zitternden Körper an sie. Ehrlich und bitter waren meine Worte. Als ich sagte, dass ich ihn vermisse und mich verloren fühle. Die geschlagenen Wunden waren einfach noch zu frisch. Jenny versuchte mich zu beruhigen. Sie versicherte mir, dass Clay, sie und Eric auf meiner Seite wären und ich jetzt erst einmal wieder gesund werden sollte. Das sollte ich mir als oberstes Ziel setzen. Mit einem Ziel vor Augen fühle man sich weniger verloren. Doch eigentlich war mein Ziel ein gänzlich anderes. Und sie versicherte mir, dass es in Ordnung sei, wenn ich erstmal hier bleiben wollte. Der Umzug musste nicht sofort sein, wenn ich mich dabei nicht wohl fühlte. Ich sollte mich nicht gezwungen fühlen. Ich nickte ihr dankbar zu und schwieg, weinte leise. Jenny ging nicht, streichelte mir liebevoll über den Rücken, versuchte einfach da zu sein. Sie ging erst, nachdem ich mich beruhigt hatte. Dieser Tag war ein äußert dunkler für mich und ich war froh ihn nicht alleine durchleben zu müssen. Etwas, was ich ihr nicht vergessen werde. Ich versuchte mich seither an Jennys Rat zu halten. Versuchte die Trauer zuzulassen, doch versuchte ich mich auch selbst aus diesem Loch zu ziehen. Ein tröstender Gedanke war schließlich, dass Jack nicht gegangen war, weil er mich nicht mehr liebte. Er wollte mich schützen und er hatte eigentlich alle seine Versprechen gehalten… Ich hatte mir Bedenkzeit eingeräumt, was einen Umzug anbelangte, denn Texas verlassen bedeutete auch meine Freunde, mein Leben hinter mir zu lassen. Doch nun, fünf Wochen nach der Trennung, sah ich mich in dem Zimmer der Rehaklinik um. Es war größer und viel freundlicher eingerichtet als mein Krankenhauszimmer. Ein warmer Holzfußboden war verlegt worden, ein geräumiges Einzelbett stand an einer Ecke und ein Kleiderschrank und Schreibtisch gehörten ebenfalls zum Inventar. Die Wände waren in einem sanften Orange gestrichen worden und große Fenster ließen viel helles Tageslicht hineinfallen. Es fiel mir schwer mich auf die Reha einzulassen. Doch so wenig ich mich auch auf die Reha gefreut hatte musste ich ihr zugestehen, dass es vielleicht gut tat wieder einen geregelten Alltag zu haben. Als ich ankam reichte man mir einen Plan, wie meine Woche aus zusehen hatte. Schon nach der ersten Woche hatte ich mich daran gewöhnt. Morgens begann der Tag um halb neun. Es wurde gefrühstückt bevor jeder zu seinen „Aufgaben“ ging. Meine Aufgabe bestand darin jeden Tag zum Physiotrainer und zu Massage für meine Schulter zu gehen. Ich machten Übungen, um die Schulter wieder richtig bewegen zu können. So schnell wie ich es mir wünschte, ging es leider nicht. Ich wollte einfach mehr als mein Körper wirklich hergab. Und auch die Massagen waren alles andere als angenehm und entspannend! Ganz im Gegenteil, sie schmerzten ziemlich! Danach hatte ich erstmal Zeit für mich und ich fand schnell etwas, was mich ablenkte. In der Klinik gab es ein hauseigenes Fitnessstudio. Zwar durfte ich nichts machen, was meinen Arm oder meine Schulter belastete, doch Radfahren durfte ich und auch einige Übungen für den Bauch waren laut den Physiotherapeuten erlaubt. Die gebrochenen Rippen machten mir keine Probleme mehr und laut den Ärzten waren sie perfekt zusammengewachsen. Und auch mein Rücken tat nur noch ab und zu weh. Doch tatsächlich waren die roten noch sehr auffälligen Narben etwas, was ich mir nicht anschauen konnte. Den Wunsch von Jack, sie als positives Zeichen für etwas zu sehen, schaffte ich nicht. Jedoch wollte ich nicht zu sehr daran denken. Denn wie Jack mir auch einst sagte, Narben auf dem Rücken sah man nicht so oft… Während der freien Zeit entschied ich mich Rad zu fahren, versuchte die verlorene Kondition wieder aufzubauen. Es dauerte länger als ich dachte, erst nach über einer Woche bemerkte ich einen sichtlichen Erfolg und auch die Muskeln auf meinem Bauch waren nicht so schnell wieder da, wie ich es wollte. Zumeist ging ich nach dem Sport duschen, achtete darauf, dass keiner meinen Rücken sah. Doch der Sport sorgte dafür, dass ich mich wohler fühlte. Zur Ruhe kam. Wie manche anderen das Schreiben oder Lesen brauchten um runterzukommen war es für mich eben der Sport. Nach dem Mittagessen sollte ich alle zwei Tage im Wechsel zu einer weiteren Übungseinheit Reha Sport oder zu einer Psychologin. Ich hasste die Gespräche mit ihr. Wollte ich ihr doch nichts sagen und doch schaffte sie es mich zum Sprechen zu bewegen. Wie schaffte man das? Wie brachte man die Menschen dazu zu reden, obwohl sie es nicht wollten? Doch so sehr Mrs. Marks bohrte, ich konnte und wollte nicht alles verraten. Ich schaffte es nicht im Detail zu berichten was passiert war. Das mein Vater schuld an allem war, dass er mich so schwer verletzt hatte. Wie ich mich dabei gefühlt hatte. Das ich eigentlich immer noch nicht richtig schlafen kann, dass das Wort Schwuchtel mich immer noch verfolgte... Es ging sie auch einfach nichts an. Ich war nicht bereit darüber zu sprechen. Zudem war ich mir einfach nicht sicher, ob vergessen nicht einfacher war, auch wenn Jenny diesbezüglich eine andere Meinung vertrat! Doch hatte ich das Gefühl, dass verdrängen derzeit die beste Möglichkeit für mich war. Allerdings meldete sich meine Mutter wieder regelmäßig bei mir, seit ich in der Klinik war. Etwas, was ich eigentlich nicht wollte. Und doch wollte ich wissen, was genau sie mit Jack besprochen hatte. Hatte es Jack doch geschrieben, dass sie sich gestritten haben und ich wollte wissen, was in diesem Gespräch gesagt wurde! Sie meinte, dass ich mir wegen diesem Menschen keine Sorgen mehr machen brauchte. Was für ein dummer Satz aus ihrem Mund, denn diejenige die mich nicht geschützt hat war schließlich sie gewesen. Allerdings, wenn ich ehrlich war, tat es auch gut ihre Stimme mal wieder zu hören und ehrlicherweise sagte ich ihr das auch. Es waren schon genug schlimme Worte gefallen. Sie freute sich, als ich das sagte und ich glaubte ihr. Jedoch wollte ich sie nicht bitten mich zu besuchen. Es war kein Geheimnis wo ich war… Wenn sie mich sehen wollte, dann konnte sie kommen. Zudem hatte ich Angst enttäuscht zu werden und was sie mit Jack besprochen hatte, würde ich noch früh genug erfahren. Kapitel 2: Begegnungen ---------------------- Natürlich konnte Jenny nicht jedes Wochenende kommen, trotzdem stimmte es mich melancholisch, auch wenn ich es nicht zugab. So abgeschnitten von allem zu sein, war wirklich merkwürdig. Die Klinik, in der ich untergebracht war, lag in einer kleinen Stadt weit weg von Jennys Wohnung. Tatsächlich sogar ein recht großer Komplex. Fünf Stunden waren wir hierher unterwegs gewesen. Viele Andere bekamen Besuch oder telefonierten viel mit ihren Familien. Wieder andere verstanden sich untereinander gut und trafen sich zum gemeinsamen Fernsehabend oder für andere Aktivitäten. Viele gingen hinunter in die kleine Stadt oder machten Ausflüge in die Flora und Fauna. Ich hielt mich zurück, denn eine der ersten Fragen, die gestellt wurden war zumeist, wieso man hier war. Ich wollte Fremden keine Antwort darauf geben und viele die hier waren, waren wesentlich älter als ich. Doch fast alle waren wegen Knochenbrüchen oder Rückenbeschwerden hier. Die meisten anderen bekamen am Wochenende Besuch. Fast hätte ich gesagt ich wäre neidisch auf diese Leute gewesen. Jenny konnte nicht einfach jedes Wochenende fünf Stunden fahren oder noch länger, wenn Stau war. Das wollte ich ihr einfach nicht zumuten und meine Mutter schien sich auch nicht auf den Weg machen zu wollen. Gut, dass ich sie nicht eingeladen hatte, dann wäre ich vermutlich enttäuscht gewesen. So beobachtete ich häufiger die Anderen. Was sie taten, von wem sie besuch bekamen. Irgendwie musste ich mich schließlich ablenken. Während der Wochenenden, aber auch manchmal in der Woche, sah ich häufiger eine Familie. Sie fielen mir ins Auge, weswegen weiß ich nicht. Ein blondes Mädchen, vielleicht in meinem Alter, zusammen mit einem sehr beleibten Mann, die eine ebenfalls blonde Frau besuchten. Sie lachten viel und schienen eine sehr lustige Familie zu sein. Ich sah sie herumalbern, als genießen sie das Leben einfach. Ich wollte sie nicht stören. Ich beobachtete sie und merkte erst danach, wie sehr ich mich nach sowas sehnte. Möglicherweise waren sie mir deswegen aufgefallen. Doch ich wusste, dass meine Familie zerbrochen war, wir würden nie wieder so gemeinsam an einem Tisch sitzen. Traurig machte es mich dennoch. Es war erstaunlich, wie viel Eltern ihren Kindern zumuten konnten und trotzdem schien ein Teil im Inneren es trotzdem zu vermissen. Wie komisch die menschliche Psyche doch letztlich war. Ich vermisste es mit dem Mann an einem Tisch zu sitzen, der mich fast totgeschlagen hat. Genauso wie ich vermisste mit meiner Mutter, die mich einfach nicht beschützt hat, freundlich und harmonisch zu quatschen! Ich versuchte damit fertig zu werden, indem ich mir immer sagte, dass ich zwei Leben hatte und ich dem einen, bevor das alles geschehen war, in dem konnte ich meine Eltern vermissen, ohne mich nicht verstehen zu können. Als ich eines Abends auf der Terrasse saß und einen Kaffee trank kam die blonde Frau zu mir. Sie ging an Krücken und ihr Bein steckte in einem komisch aussehenden Stiefel. Ich kannte sie nur vom Sehen mit ihrer Familie. Vom Nahen bemerkte ich, dass sie recht attraktiv war. Sie schien etwas älter zu sein. Mitte vierzig hätte ich sie geschätzt. In ihren honigblonden Haaren waren vereinzelte, kaum auffallende graue Haare. Sie hatte ein ebenmäßiges und ansehnliches Gesicht. Sie musterte mich, ebenso wie ich sie musterte. Verwirrt runzelte ich die Stirn. „Hi, ich bin Jules… Wir haben noch nie wirklich miteinander geredet“, sagte sie freundlich und ich bemerkte, dass sie einen komischen Akzent hatte, den ich nicht zuordnen konnte. Ich war verwirrt und runzelte leicht die Stirn. „Ähm… nein…Stimmt, haben wir nicht…. Ich bin Jasper, aber die meisten sagen Jazz“, stellte ich mich höflich vor und reichte ihr meine Hand. Sie nickte und schlug ein. Sie hatte einen ziemlich festen Händedruck, trotz ihrer schmalen zierlichen Hand. „Ich hab mitbekommen, dass du meistens allein unterwegs bist. Du bekommst selten Besuch, oder? …“, meinte sie und betrachtete mich vorsichtig, als wolle sie mich nicht verletzen. Ich fühlte mich erwischt. Vermutlich hatte sie gesehen, wie ich sie und ihre Familie beobachtete. „Ähm… Nein… meine Familie wohnt weiter weg und...na ja…“, ich zuckte leicht mit meiner Schulter und bemerkte kurz einen stechenden Schmerz. „Ist ja nicht so schlimm. Ich bin ja nur hier um gesund zu werden. Da brauch ich niemand anderen“, ich hörte selbst wie falsch meine Worte klangen und es brauchte kein Jack mir gegenüber zu sitzen um herauszufinden, dass ich mir selbst nicht wirklich glaubte. „Ja, das sind wir ja auch alle, aber trotzdem. Kann deine Mutter dich nicht mal besuchen?“, fragte sie ruhig und taxierte mich mit ihren Augen. Ich wich kurz ihrem Blick aus. Doch schnell sah ich ihr wieder ins Gesicht und hatte ein aufgesetztes Lächeln im Gesicht. „Wir haben derzeit nicht das beste Verhältnis“, war die ehrlichste und zugleich diplomatischste Antwort, die ich geben konnte. Vorsichtiger wurde ihr Blick und nach einem Moment fragte sie: „Und dein Vater?“ Ich schüttelte etwas verlegen den Kopf. Es war mir unangenehm, doch was sollte ich sonst sagen? Jules betrachtete mich, runzelte kurz ihre Stirn und schien nachzudenken. „Hm…“, murmelte sie leise, doch was sie genau dachte, sagte sie nicht. „Vielleicht solltest du dich mal zu uns setzten. Meine Tochter ist in deinem Alter... vielleicht versteht ihr euch. Sie bringt Leute gut auf andere Gedanken“ Ich wusste, dass die Menschen sich häufig mit meinem Alter verschätzten und so fragte ich leicht grinsend: „Wie alt glaubst du bin ich denn?“ Stirnrunzelnd betrachtete sie mein Gesicht. Scannte mich regelrecht. „Ich würde sagen so um die zwanzig“, meinte sie nach einem Moment, „vielleicht etwas älter aber nicht älter als zweiundzwanzig.“ Ich konnte mir ein breiter werdendes Grinsen nicht verkneifen und nun war es an ihr mich fragend anzublicken. Schnell erklärte ich: „Ich bin gerade achtzehn geworden.“ Erstaunen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Doch dann grinste sie leicht. „Du siehst wesentlich erwachsener aus.“ Ich grinste leicht und nickte ihr zustimmend zu. Wie oft hatte ich das schon gehört… „Meine Tochter ist neunzehn“, meinte sie freundlich und beobachtete mich, wie ich meinen Kaffee austrank. Ich nickte und dachte kurz nach. Was hatte ich schon zu verlieren? „Hm…Wenn es okay ist, kann ich ja mal kurz dazukommen“, meinte ich leise. Vielleicht ging so auch der Tag schneller um. Es war sicher besser als sich das ganze Wochenende zu langweilen… Freundlich nickte mir Jules zu und verabschiedete sich freundlich von mir. Ich war mir uneinig ob ich mich freuen sollte oder nicht. Bedürftig wollte ich nämlich nicht aussehen! Ich schaute ihr nach und sah, wie sie nach den Krücken griff, die sie an den Tisch gelehnt hatte. Sie nickte mir noch einmal freundlich zu und ging. Ich fragte mich, was ihr zugestoßen war… Vermutlich hatte sie einen Unfall erlitten. Doch ich würde nicht nachfragen, denn ich wusste, dass man mir dann die selbe Frage stellen würde. Nach dem Abendessen verschwand ich auf mein Zimmer. Nahm meinen Laptop zur Hand und surfte ein wenig durch das Internet, wofür mir Jenny genug Geld mitgegeben hatte. Das Internet ließen sie sich gut bezahlen, was ich fast schon unverschämt fand. Am nächsten Tag, ein Sonntag, ging ich in den großen Saal, in dem sich die Familien zusammensetzten und gegessen wurde. Ich sah mich etwas unsicher um. Wollte ich wirklich die Familie stören? Mich einfach dazu setzen? Sah das nicht wirklich einfach zu bedürftig aus? Doch wirklich Zeit darüber nachzudenken bekam ich nicht, denn die blonde Frau vom Vortag entdeckte mich erstaunlich schnell und winkte mich zu sich. Ich lächelte freundlich, während ich langsam auf sie zuging. Sie saß alleine an ihrem Tisch und hatte eine dampfende Tasse Tee vor sich stehen. Sie deutete an, dass ich mich setzten sollte, was ich gleich tat. „Morgen Jasper“, sagte sie freundlich und ich war ganz erstaunt, dass sie sich tatsächlich meinen Namen gemerkt hatte. Um ehrlich zu sein, ihren hatte ich vergessen. Ich blickte sie kurz etwas unsicher an und sie verstand. „Jules“, meinte sie freundlich und wieder schwang ihr komischer Akzent in der Stimme mit. „Was ist das für ein Akzent“, fragte ich einfach und schaute mich um, wo heute der Kaffeewagen stand. Jules lachte leise und ihre Augen blitzten kurz auf, während sie erklärte: „Ein französischer.“ Ich nickte und war erstaunt. „Kommst du aus Kanada“, fragte ich und lächelte sie freundlich an. Ja, es war ein Vorurteil, aber dies könnte ihre freundliche Art erklären. Sagte man Kanadiern schließlich zu stets freundlich und höflich zu sein. Doch sie schüttelte den Kopf und grinste leicht. „Nein, meine Eltern waren Franzosen und Amerikaner. Ich lebte aber die meiste Zeit in Frankreich, bis ich eine junge Frau war“, sagte sie und zwinkerte mir keck zu. Auch ich konnte ein leichtes Lächeln nicht unterdrücken. Den Satz, dass muss ja dann schon länger her sein, verkniff ich mir. Nachher kam sie mit dem Humor nicht zurecht. Ich ging kurz und holte mir vom Buffet ein spätes Frühstück und etwas zu trinken. Als ich gerade anfing zu essen, hörte ich was Lautes auf uns zukommen. Als ich den Kopf hob, sah ich das blonde Mädchen. Sie ging, nein tanzte eher vor ihrem sehr beleibten Vater auf uns zu. Sie hatte eine wilde lange Mähne, die aber gewollt etwas unordentlich schien. In ihren Haaren waren Haarbänder eingeflochten und sie trug ein knallbuntes Oberteil. Hätte sie nicht eine dieser komischen Röhrenjeans getragen, die an vielen Mädchen unvorteilhaft saßen, hätte man sie auch als Hippie bezeichnen können. Sie lachte ausgelassen und sah zu ihrem Vater und es schien, als nähme sie die ganze Aufmerksamkeit der Menschen um sich herum ein. „Hi, Mama“, sagte sie und drückte kurz ihre Mutter, welche sie auch fröhlich umarmte. Vermutlich kannte sie ihre Tochter und war nicht verwundert. Ihre Augen flackerten zu mir und ein neugieriger Ausdruck funkelte in ihnen. Sie hatte eine schöne Augenfarbe. Blau-grüne Augen. Solche Augen hatte ich noch bei keinem Menschen je zuvor gesehen. „Oh Hi“, quietschte sie und ich zuckte fast erschrocken zusammen, denn die Freude, die in ihrer Stimme mitschwang, verwirrte mich ungemein. „Ich kenne dich vom Sehen! Du hast uns immer zugeschaut“, grinste sie und es schien sie kein bisschen zu interessieren, dass sie jemanden mit so einer Aussage in Verlegenheit bringen konnte. „Ich bin Emily“, stellte sie sich fröhlich grinsend vor und reichte mir ihre Hand, an der jeder Fingernagel in einer anderen bunten Farbe lackiert worden war. An ihrem Handgelenk waren unheimliche viele Armbänder. Ich blinzelte einige Male verwirrt. War die auf Drogen oder was?! Unsicher reichte ich ihr meine Hand, die sie gleich begeistert schüttelte. „Ja…ähm, hi. Ich heiß Jasper… oder Jazz, was dir lieber ist“, meinte ich und sah zu Jules, die uns beiden grinsend zusah. „Oh Jasper ist so ein alter Name, da nenn ich dich doch lieber Jazzy“, meinte Emily und grinste über beide Wangen. Perplex sah ich sie an. Nur meine Familie nannte mich Jazzy! Wie kam sie darauf mich so zu nennen?! Die tiefe und ruhige Stimme ihres Vaters wehte über den Tisch. „Emily, jetzt überfordere den jungen Mann nicht“, sagte er und ich konnte ihn schmunzeln sehen. Fast schon beleidigt sah Emily ihren Vater an. „Ich überfordere ihn doch nicht! Ich stelle mich nur vor“, meinte sie und klang total entsetzt, „ist ja nicht so, als labere ich ihm einen Knopf an die Backe!“ Oh mein Gott, hatte sie das etwa vor?! Wieso hatte ich mich dazu entschieden sie alle kennen zu lernen? Unsicher sah ich zu ihrem Vater, welcher mir seine Hand reichte, die ich ergriff. „Nenn mich Alex“, meinte er freundlich. Unsicher sah ich ihn an und fragte: „Nicht dein richtige Name?“ Ein breites Grinsen schlich sich auf sein Gesicht und er schüttelte den Kopf. „Eigentlich heiße ich Alexej. Ich bin gebürtiger Russe“, meinte er lachend. Er hatte ein wohlklingendes Lachen und auch seine Stimme klang angenehm in meinen Ohren. Ich konnte mir vorstellen, dass auch er so wie seine Tochter in einem Raum alle Blicke auf sich lenken konnte. Russe, schoss es mir durch den Kopf und ich musste unweigerlich an Adam denken. Doch ich hatte keine Vorurteile mehr. Als ich damals Adam kennenlernte, war es anders gewesen. Doch nie hatte ein Russe mir irgendwas getan. Wieso also von einer Regierung gleich auf die gesamte Bevölkerung schließen. „Was hat dich nach Amerika verschlagen“, fragte ich freundlich und aß endlich mein Essen weiter. Emily und ihre Mutter unterhielten sich leise und auf einer Sprache, welche ich nicht verstand. Doch ich war mir sicher, dass es französisch war. „Ich bin Opernsänger“, sagte Alex und grinste breit, „Ich sing für große Häuser und werde ab und zu mal an andere Häuser ausgeliehen. Deswegen kann ich meine Frau auch besuchen… Hab mich einfach in das Schauspielhaus vor Ort eingeladen“, lachte er fröhlich und warf seiner Frau einen warmen und herzlichen Blick zu. Beeindruckt blickte ich ihn an. Opernsänger, doch noch bevor ich etwas sagen konnte mischte sich Emily ein: „Ja, wir sind eine sehr künstlerische Familie! Meine Mutter spielt die erste Violine im Orchester! Ein Bruder will Dirigent werden und ich werde Musicaldarstellerin! Ist das nicht klasse?!“ Emily redete schnell und schrill. Aber ihre Worte klangen immer noch sehr deutlich. Sie fragte es mich mit so einer Begeisterung und ihre Augen begannen zu strahlen. Verwirrt nickte ich. Selten war ich sprachlos, doch dieses Mädchen schaffte es! Sie zwinkerte mir offen zu und strahlte, während sie begann an ihren Haaren zu spielen. Die Ausstrahlung für diesen Beruf brachte sie alle male mit. Doch noch bevor ich etwas sagen konnte, sagte sie zu ihrer Mutter: „Wir gehen spazieren!“ Erschrocken sah ich auf mein halb aufgegessenes Frühstück. Spazieren?! Wieso? Doch noch bevor ich was sagen konnte, ergriff sie meine Hand und zog mich vom Tisch weg. „Emily, Jasper ist noch nicht fertig mit dem Essen“, tadelte Jules sie und sah sie tatsächlich strenger an. Doch Emily schien es vollkommen egal zu sein. „Kann er ja später essen. Hier gibt’s doch eh den ganzen Tag was. Komm“, ohne noch ein Wort zuzulassen zog sie mich einfach mit! Was um Himmelswillen ist bei der falsch gelaufen?! Wir gingen durch den Garten und immer wieder musterte sie mich und grinste. Sie plapperte ununterbrochen. Von ihrer Ausbildung, von ihrem Auto, irgendwas mit einer Wohnung, doch ich hörte ihr gar nicht mehr zu. Über ihren Nebenjob den sie vielleicht kriegt. Es war zu viel was aus diesem Mund geschossen kam. „Hörst du mir überhaupt zu“, meckerte sie auf einmal und sah mich pikiert an. „Äh… ne, irgendwie nicht mehr“, meinte ich ehrlich und trocken zu ihr. „Bor du bist voll ein Arschloch“, beschwerte sie sich lachend und fing an, an ihren Haaren herumzuspielen. Was tat sie denn jetzt?! „Du bist irgendwie voll süß, Jazzy“, meinte sie fröhlich und war auf einmal viel ruhiger. Oh nein…, schoss es mir durch den Kopf. „Aha“, sagte ich nur und kratze mich kurz am Kopf. „Ja… total. Freut mich auch voll, dass wir uns kennenlernen“, grinste sie und kam mir tatsächlich näher. Sie zwinkerte mir leicht zu und erneut spielte sie an ihren Haaren. Sie flirtete also mit mir. „Ja ähm danke, aber ich bin schwul, du musst dir leider wen anders suchen, schätze ich“, sagte ich schnell und dachte schon, dass ich nun Ruhe hätte. Doch dass ich falsch lag, hörte ich schon im nächsten Augenblick. „Oh wie toll! Wirklich?! Klasse! Ich such nämlich schon sooooooo lange nach einem schwulen besten Freund! Aber die meisten haben schon ne Freundin… das ist total schade“, quietschte sie und sah mich begeistert an. Ich merkte, wie mir immer mehr der Mund aufging. Was hatte sie da alles von sich gegeben?! Schwulen besten was? Ich ihr schwuler bester Freund? Das kam überhaupt nicht in Frage! Ich war niemandes schwuler bester Freund, außer vielleicht von Eric! Emily schien mir viel zu sehr durch den Wind! Und das entschied man doch nicht einfach so! Sie hatte den Schuss ja nicht mehr gehört! „Wir müssen unbedingt Handynummern austauschen“, meinte sie fröhlich und brachte mich in die Realität zurück. Ich nickte, doch schon im nächsten Moment verstand ich nicht, wieso ich das überhaupt tat. Ich musste endlich lernen zuzuhören! Hatte ich ihr doch wieder nicht richtig zugehört! Aber wieso redete sie so schnell und so viel? „Wo wohnst du denn“, fragte sie mich, setzte sich auf eine Bank und klopfte neben sich. Wie mechanisch setzte ich mich. „Äh… ich komm hier aus Texas, aber vielleicht ziehe ich bald nach Kalifornien.“ Begeisterung blitzte in Emilys Augen auf. „Ich wohne da! In Santa Monica, das ist ganz in der Nähe von L.A.! Du musst unbedingt nach Kalifornien ziehen! Texas ist doch scheiße! Die sind alle so….“ Sie brach ab, vermutlich aus Sorge mich zu verletzen. Ich grinste leicht, als ich ihr lauschte. „Ja“, fragte ich sie nach einem kurzen Moment, „Wie sind wir Texaner so?“ „Total verbohrt“, meinte sie und grinste mich kurz an. Doch dann geschah etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Ich sah, wie Emily durchatmete und auf einmal wirkte sie viel ruhiger. Sowas konnte sie also? Als sie sprach klang ihre Stimme immer noch fröhlich, doch nicht mehr so überdreht. „Weißt du… Ich hab meine Mutter gebeten dich einzuladen. Du sahst immer so traurig aus. Du warst auch immer alleine und tatest mir Leid. Und sorry, dass ich so…. aufgedreht bin… Wenn ich neue Leute kennen lerne bin ich nervös, dann bin ich immer so.“ Verblüfft sah ich sie an. Schien sie doch ein viel aufmerksamerer Mensch zu sein, als ich annahm. Wir sahen einander kurz ins Gesicht und ich merkte, wie ich unweigerlich grinste. Eine so seltene Geste in den letzten Monaten. „Verstehe, aber so wirkst du angenehmer“, meinte ich ehrlich und als ich in ihr freundliches und auch so fröhliches Gesicht sah, ergänzte ich erstaunlich ehrlich: „Ich bin derzeit auch nicht mit der besten Laune gesegnet.“ Emily winkte ab. „Alles gut“, meinte sie freundlich, „wenn ich das nächste Mal da bin, können wir ja vielleicht was machen… Malen zum Beispiel.“ „Malen“, fragte ich sie verwirrt und sie nickte begeistert. Mein Kunstlehrer meinte zwar immer, dass ich gut zeichnen könnte, doch hatte ich dieses Talent nie wirklich gefördert. „Ja, damit kann man seine schlechte Gedanken auch vergessen und abbauen“, meinte sie fröhlich lächelnd. „Aha“, meinte ich trocken. Doch Emily deutete dieses „Aha“ einfach als ja und entschied, dass wir beim nächsten Mal etwas malen sollten. Sie würde dafür einfach was mitbringen. Ich schüttelte den Kopf und konnte es einfach nicht fassen was gerade passierte. Ich war mir unschlüssig, ob ich sie lustig fand oder nicht… „Hast du eigentlich einen Freund“, wollte Emily begeistert wissen. Diese Frage, eigentlich so normal und unschuldig, war wie ein Faustschlag. Ich hatte das Gefühl, dass sämtliche Luft aus meiner Lunge gepresst wurde. Mein Blick glitt weg von Emily und ich starrte auf eine leere Wand. Auf einmal spürte ich eine warme zarte Hand auf meiner. Dass sie mich tatsächlich so genau beobachtet hatte, verblüffte mich. Mitfühlend betrachtete sie mich und leise fragte sie: „War er toll, oder war er scheiße?“ Dass sie nicht gleich von etwas Schlechtem ausging löste meine Zunge, ohne dass ich es wirklich wollte. „Er war wunderbar. Er war ein klasse Mann… Hat nur nicht sein sollen“, sagte ich leise und merkte, wie brüchig meine Stimme klang. Doch mir liefen keine Tränen über meine Wange, wofür ich sehr dankbar war. Ich merkte, wie die Stimmung sich veränderte. Die Ausgelassenheit war wie weg geblasen. Etwas, was auch Emily nicht entging. Ich merkte nicht, dass sie mich beobachtete, zu sehr war ich in meinen Gedanken versunken. „Es tut mir leid“, meinte Emily und tatsächlich schwang Mitgefühl in ihrer Stimme mit. „Hey, vielleicht kann ich dich ja ablenken“, schlug sie offenherzig und freundlich vor, „vielleicht brauchst du jetzt jemand verrückten, der dich auf andere Gedanken bringt. Was meinst du? Hm?“ Unschlüssig zuckte ich mit den Schultern, doch ich wusste, dass Emily vielleicht Recht hatte. Wie sehr hasste ich Selbstmitleid und suhlte mich doch selbst in ihm. Ich gab ihr meine Nummer. Vielleicht brauchte ich gerade wirklich einen Menschen, der ganz anders war als ich. Der verrückt war und mich ablenkte. Der das Leben in vollen Zügen genoss. Irgendwie erinnerte es an Jack und mich. Doch nun war ich der gezeichnete und Emily vielleicht jemand, der mir mehr helfen könnte als sie selbst es wusste. So etwas brauchte jedoch Zeit, von einem Treffen konnte man sowas nicht sagen. Doch vielleicht sollte ich diesem bunten Vogel einfach eine ehrliche Chance geben, denn eigentlich war sie ein sehr lieber, jedoch auch lauter Mensch. Nach diesem ersten Treffen hatte ich tatsächlich sehr häufig Besuch. Da Alex hier derzeit auftrat und Emily noch auf den Anfang des Studiums, beziehungsweise ihrer Schauspielausbildung wartete, waren beide häufig da um Frau und Mutter zu besuchen. Emily lenkte mich tatsächlich ab. So verrückt und aufgedreht sie auch war, sie brachte mich zum Lachen. Doch auch sie musste mit meinem trockenen und vielleicht auch derben Humor vorlieb nehmen, den sie immer mehr zum Vorschein brachte. Wenn sie damit nicht zurechtkam, könnten wir eh nie Freunde werden. Das Emily einfach schon behauptete, ich sei ihr bester schwuler Freund, ignorierte ich weiter, doch war ich ihr einfach dankbar, da wollte ich sie nicht kränken. Ich hatte das Gefühl, dass sie mein altes Ich wieder zum Vorschein brachte. Allerdings brachte sie mich auch dazu Sachen zu tun, die ich vorher nie getan hatte. Tatsächlich „überredete“ sie mich dazu mit ihr zu malen. Wobei überreden so aussah, dass sie mich zu textete, bis ich keine Lust mehr hatte und genervt den Stift zur Hand nahm! Tatsächlich stellte ich fest, dass ich für das Zeichnen mehr Talent hatte, als ich zugeben wollte. Etwas, was Emily dazu veranlasste mich zu überreden Künstler zu werden. Das kam für mich überhaupt nicht in Frage! Als sei ich eine Schwuchtel. Ich schaffte es nicht, dieses elendige Wort aus meinem Kopf zu bekommen. Ich fand es selbst albern, doch ich konnte es einfach nicht abstellen. So häufig wie Emily mich besuchte merkte ich auch, dass hinter ihrer fröhlichen Art noch mehr steckte. Sie versuchte stets gute Laune zu versprühen, doch auch sie schien einiges zu haben, was sie belastet. So offen und fröhlich sie war merkte ich schnell, dass einige Themen sie belasteten. Sie erzählte mir häufiger von Männern, die sie kennenlernte. Schien in jedem einen Traumprinzen gefunden zu haben und schnell war mir klar, dass Emily jemanden suchte. Jemanden, mit dem sie ihre persönliche Liebesgeschichte erleben konnte. Vermutlich hatte sie sich Hals über Kopf schon in so viele Männer verliebt und wurde schwer enttäuscht. Allerdings schien sie die Hoffnung einfach nie aufzugeben und diese positive Eigenschaft fing ich schnell an ihr zu schätzen. Es gab jedoch eine Angewohnheit Emilys, welche sich nicht abstellen ließ, so gerne ich es auch wollte. Ständig fing sie an Lieder aus dem Radio nachzusingen. Nicht, dass sie es nicht konnte, sie hatte eine sehr gute Stimme, aber es nervte! Vor allem wenn sie meinte ich solle mitsingen. So weit käme es noch! Manchmal, wenn ich sie beobachtete, fragte ich mich, was Jack von ihr halten würde. Er wäre sicherlich total genervt von ihr. Möglicherweise auch verzweifelt… Eigentlich wäre es wirklich lustig sich vorzustellen, wie dieser Paradiesvogel auf Jack treffen würde. Tatsächlich war eine weitere sehr positive Eigenschaft von Emily war, dass sie merkte, wenn man nicht mehr sprechen wollte. Sie konnte es dann zwar nur schweren Herzens akzeptieren, doch sie tat es. Diese Empathie hätte ich ihr gar nicht zugetraut. Häufig schlenderten wir durch die Gegend und mit Begeisterung redete Emily über Santa Monica. Der weltweit bekannte Pier mit dem Freizeitpark war mir durchaus ein Begriff. Die ganzen Bars und Kneipen hatte ich natürlich noch nie gesehen. Sie erzählte mir von Los Angeles. Sie redete so viel davon, dass ich das Gefühl hatte selbst schon dort gewesen zu sein. Sie wollte irgendwann auf den großen Bühnen der Welt stehen und während sie so schwärmte fragte ich mich, ob ich auch immer so ausgesehen habe, wenn ich davon sprach Baseballprofi zu werden. Hatten meine Augen auch dieses Funkeln? Abends lag ich in meinem Zimmer und dachte nach. Über mein Leben und auch über meine Zukunft. Über zwei Monate war Jack weg. So viele Tage, doch noch immer war der Schmerz kaum weniger geworden. Ich dachte darüber nach, was ich wollte. Natürlich war das, was ich am meisten wollte nicht erreichbar für mich. Jack war weg. Doch was wollte ich eigentlich noch? Ich wollte nicht nur traurig sein. Ich wollte, dass die Menschen wieder wegen mir lachten. Ich wollte etwas erreichen und wenn nicht im Baseball, dann eben was anderes! Ich wollte wieder sagen können, dass ich glücklich bin und tatsächlich hatte mir dieser schräge, bunte Paradiesvogel namens Emily wieder Hoffnung gegeben. Kapitel 3: Konfrontation ------------------------ Jenny besuchte mich während meines Aufenthalts drei Mal gemeinsam mit Clay und währenddessen hatte ich stets gute Laune. Ich scherzte mit den Beiden viel rum. Ich zeigte ihnen die Stadt und lud sie in das Eiscafé ein, in das Emily mich schon einige Male mitgenommen hatte. Tatsächlich zeigte mir Emily viel von dem Örtchen, in welchem sie derzeit wegen ihrer Mutter war. Es schien als habe sie tatsächlich in mir einen guten Freund gefunden, ich war mir da noch etwas unschlüssig. Doch wenn ich ehrlich war, wäre ich ohne sie doch ziemlich einsam gewesen, denn meine Mutter schien keine Anstalten zu machen, mich besuchen zu wollen. Emily berichtete, dass ihre Mutter einen schweren Unfall hatte, als sie im Ausland war. Emily hatte damals den Anruf entgegen genommen und als sie davon berichtete wirkte sie alles andere als aufgedreht. Der Bruch in Jules Bein war so schlimm gewesen, dass sie Ärzte sich nicht sicher waren, ob sie je wieder würde lauen können. Nun, da Emily auf den Studienbeginn wartete, wollten sie und Alex in ihrer Nähe sein. Das Theater, in dem Alex auftrat, war nicht sonderlich groß und Emily meinte, dass ihr Vater schon weltweit in großen Häusern aufgetreten war. Vermutlich war es eine große Ehre, dass dieses kleinere Theater nun einen so großen Künstler zu Besuch hatte. Ich konnte mit all dem nichts anfangen, kannte mich in der Opernwelt doch kein Stückchen aus. Ich sah, wie Jennys Augen leuchteten, während ich ihr die kleine Stadt zeigte. Vermutlich hätte sie nie damit gerechnet, dass ich sie mit guter Laune empfing. Doch Jenny hatte es verdient! Sie war stets an meiner Seite. Früher war dieses Wissen so normal, heute wusste ich, was für ein hohes Gut es letztendlich doch war. Das Wissen, eine Familie zu haben. Menschen die hinter einem stehen, war nicht so normal, wie viele es glauben. Ich verbannte Jack in meinen Hinterkopf, wollte wenigstens tagsüber nicht an ihn denken, so berichtete ich Jenny von Emily. „Die ist total bekloppt, aber eigentlich ganz lustig“, meinte ich zu den Beiden, während ich einen Moccabecher aß. „Die zwingt mich zum Malen“, sagte ich kopfschüttelnd. Emily hörte aber auch einfach nicht auf zu nerven, wenn sie etwas wollte. Clay lachte und fragte gleich: „Kannst du das denn?“ Ich zuckte mit den Schultern, etwas, was Dank des Sportes und der Massagen nicht mehr sonderlich wehtat. „Es geht… kann ich dir ja später zeigen“, meinte ich grinsend. Jenny stimmte gleich zu und es schien fast so, als sei sie Emily dankbar, dass sie versuchte mich aus meinem Schneckenhaus zu ziehen. Tatsächlich war auch ich ihr dafür dankbar. Dieses bekloppte, verrückte und doch so liebenswerte Mädchen wurde langsam zu einem hellen Licht, welches mich wieder normal werden ließ. Jack war nie vergessen, doch ich verstand und realisierte, dass ich meines eigenen Glückes Schmied war. Tatsächlich musste ich dies gerade mit der Psychologin besprechen. Auch diese Treffen waren immer noch nicht schön, aber nicht mehr so schlimm wie am Anfang der Reha. Natürlich, Emily und Jenny halfen! Auch Clay, Eric und meine anderen Freunde, doch ich musste es auch wollen. Andere konnten mir ihre Hand reichen, aber ich muss endlich alleine auf die Beine kommen. Ich schaffte es nicht immer, doch ab und zu merkte ich, dass diese Last nicht mehr so stark auf meiner Schulter ruhte. Eins ließ sich allerdings nicht ändern, noch immer schlief ich schlecht. Die Albträume suchten mich weiterhin heim und auch der Verlust von Jack war nachts nicht zu vergessen. Doch während die Beiden da waren, war ich wieder ich und es schien als habe Jenny genau das mehr vermisst, als sie zugeben wollte. Über die Sache mit dem Umzug hatten wir nicht mehr gesprochen. Worüber ich tatsächlich froh war. Es war noch recht hell draußen. Es regnete nun öfter, denn der Herbst hatte Einzug gehalten. Die Tage waren zwar noch recht warm, aber nicht mehr so lang. In einer halben Stunde konnte man schon zum Abendbrot essen gehen, doch ich hatte keinen Hunger. Morgen würde ich die Reha verlassen. Ich hatte gute Fortschritte gemacht, doch immer noch würde die Schulter über ein Jahr brauchen um richtig zu heilen. Ich lag auf den Rücken und betrachtete das Foto mit mir und Jack. Die Medaille lag in meinem Koffer, sie hatte ich jedoch schon länger nicht mehr hinausgenommen. Gefühlt lagen Jahre zwischen den Aufnahmen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich jemals einen anderen Menschen so vertrauen konnte. Jack wollte, dass ich andere Männer kennenlernte, doch dafür war es viel zu früh. Ja, ich wollte endlich dazu stehen, dass ich schwul bin. Was konnte mir den schlimmeres passieren, als eh schon geschehen war? Zeugte es nicht auch von Standhaftigkeit hinter dieser Entscheidung zu stehen? Dies war ja nicht schwuchtelig… Oh dieses verhasste Wort! Diese so verhassten Gedanken… Ich dachte an mein altes Zuhause und wollte nicht nur an das schlechte denken. Ich dachte an Didi, wie er durch ein Loch immer wieder in unseren Garten geschlichen war, wie er noch zu klein war um meine Baseballs richtig in sein Maul zu bekommen. Wie groß er wohl jetzt schon war? Ich vermisste den wilden Vierbeiner, hat er mich doch immer irgendwie zum Lächeln gebracht. Vermutlich war er nun fast ausgewachsen. Ob er immer noch in seinem Bett schlief? Mein Handy holte mich in die Gegenwart zurück. Ich brauchte einem Moment bis ich begriff, dass ich es mir nicht einbildete. Ich ergriff das Handy und sah Erics Namen. Ich ging gleich dran und ein zufriedenes Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. „Hi“, begrüßte ich ihn freundlich. Er wollte wissen, was es so neues gab und ob er mich am Wochenende endlich wieder besuchen konnte. Tatsächlich hatte ich Eric in den ganzen Wochen, man konnte schon Monate sagen, in denen ich in der Reha war, nicht mehr gesehen. Er hatte Schule, das Training und die Entfernung war einfach viel zu groß! Wir redeten, natürlich hatte ich ihm längst von Emily berichtet. Wir telefonierten viel mehr als früher, was schon erstaunlich war. Normalerweise telefonierten weder ich noch er wirklich viel. Als wir kurz schwiegen fragte ich ihn: „Sag mal… was würdest du davon halten, wenn ich wegziehe… neu anfange…“ Stille war am anderen Ende der Leitung. Ich hörte Eric schwer seufzten und als er sprach hörte ich, wie schwer ihm die Worte fielen: „Ich fände es schon scheiße… Aber nachdem was passiert ist… Ich weiß nicht… Ich würde auch irgendwo anders neu anfangen wollen… Joa doch schon.“ Ich nickte mechanisch und sprach: „Ja… Daran denke ich eben, aber… Aber ich will nicht meine Freunde, die mir geblieben sind, verlieren… verstehst du?“ Als Eric antwortete hörte ich tatsächlich etwas wie einen Tadel in seiner Stimme: „Jasper, wir sind befreundet seit wir kleine Kinder waren. Wir waren immer Freunde und glaub mir, dass macht die Entfernung auch nicht anders. Wenn du woanders neu anfangen willst, dann mach es! Meine Unterstützung hast du auf jeden Fall!“ Ich schloss kurz die Augen. Nach einem kurzen Moment erklärte ich Eric im ruhigen und gefassten Ton: „Jenny war am Überlegen nach Kalifornien zu ziehen. Ihr Freund kommt daher. War wohl auch so schon angedacht, aber dann kam der Zwischenfall na ja…dazwischen eben.“ „Klingt doch eigentlich nicht schlecht. Vielleicht nach San Francisco. Da leben doch so viele Schwule. Da angelst du dir dann irgendwen!“ Ich wusste, Eric meinte es gut und deswegen lachte ich leise, doch innerlich wusste ich, dass dieses Lachen falsch war. Also sagte ich: „Ne, nicht San Francisco. Da ist es mir zu hügelig.“ Ich hörte Eric zustimmend lachen. „Aber wäre ja eigentlich cool, wenn du dahin ziehst… könnten wir endlich mal surfen lernen.“ Wieder wurde mein Lächeln hölzern. Ja… ich wollte wirklich gerne surfen lernen, aber irgendwie war mir die Lust darauf vergangen. Beim Surfen zeigte man seinen Oberkörper. Wir redeten noch kurz, doch nach einer Weile legten wir auf. Wollte ich wirklich nach Kalifornien ziehen…. Wieder tippte ich eine E-Mail an Jack und hoffte, dass sie ankam! Zwar sagte mir das Programm immer wieder, sie sei nicht zugestellt, doch handelte es sich hier um die E-Mailadresse eines Topsoldaten! „Jenny will nach Kalifornien ziehen…. Weiß nicht ob ich wirklich mit soll. Ob ich neu anfangen will. Ich bin immer noch so verdammt wütend auf dich, Jack! Wieso nur?! Ich brauche dich! Ich weiß auch, dass du diese verdammten Mails bekommst! Verdammt, antworte endlich!“ Ich schickte sie wütend ab und schon wenige Sekunden später bekam ich die E-Mail, dass die Nachricht nicht zugestellt werden konnte! Frustriert schmiss ich mein Handy neben mich. Dieses Arschloch! Er hatte es gar nicht verdient, dass ich so lange um ihn trauerte! Wobei, wer bestimmte eigentlich was lang war? War das schon lange? Es fühlte sich jedenfalls wie eine Ewigkeit an! Ich wollte nicht zu viel darüber nachdenken. Ich schloss die Augen, wollte an etwas Gutes denken, denn schlechte Gedanken sorgten dafür, dass die Alpträume schneller kamen. Allerdings war es viel zu früh um zu schlafen. Trotzdem döste ich weg, obwohl gerade erst eigentlich zu Abend gegessen wurde. Doch immer noch wandelten sich meine Träume viel zu oft. Und wieder wurde ich verfolgt oder ich sah, wie Jack sich von mir abwandte. Wirklich gut schlief ich einfach nicht mehr. Ich hoffe, dass sich das noch änderte, aber wenn nicht, musste ich leider damit leben. Erneut wurde ich in die Gegenwart geholt. Es klopfte an meinem Zimmer. Ich blinzelte und war überrascht, dass ich weggedöst war. Ein Blick auf das Handy verriet, dass es bereits halb neun war. Verwirrt stand ich auf und öffnete die Tür. Ich war überrascht, als ich Emily sah. Ihre lange blonde Mähne hatte sie zu einem Zopf geflochten, der ihr über der Schulter lag. Wieder trug sie bunte und sehr auffällige Kleidung. Sie lächelte mich fröhlich an und meinte: „Meine Mum hatte mir gesagt, dass du morgen wohl nach Hause darfst… Ich wollte dir Tschüss sagen.“ Ich betrachtete ihr fröhliches junges Gesicht. Ich hatte das Gefühl hinter ihren blaugrünen Augen etwas wie Traurigkeit ausmachen zu können. Vermutlich würde sie mich vermissen, auch wenn sie es nicht sagte. Ich hätte nie gedacht in dieser verrückten jungen Frau eine wirkliche Freundin zu finden. Ich nickte ihr schweigend zu und deutete ihr nonverbal an in mein Zimmer zu kommen. Fröhlich lächelnd betrat sie den Raum. Es tat gut eine Freundin wie sie zu haben. So anstrengend ihre nervige und quirlige Art auch war. Sie setzte sich auf mein Bett und nestelte an Bändern herum, die an ihrem Oberteil hingen. „Du Jasper, werden wir uns eigentlich wieder sehen“, fragte sie und sah mich tatsächlich unsicher an, etwas, was ich ihr nicht zugetraut hätte. „Wieso meinst du denn nicht“, fragte ich sie, setzte mich zu ihr und runzelte die Stirn, während ich sie ansah. „Na ja, kann ja sein, dass ich dir zu sehr auf die Nerven gehe. Viele meinen das nämlich.“, meinte sie grinsend und betrachtete mich eingehend. „Nur ab und zu“, sagte ich schmunzelnd, was mir einen sehr leichten Schlag gegen die gesunde Schulter einbrachte. Ich dachte an das Gespräch mit Eric und sagte: „Ich hatte doch gesagt, dass ich vielleicht mit meiner Schwester und ihrem Freund nach Kalifornien ziehe. Und… vielleicht ist es gut einfach neu anzufangen.“ Ich wusste, dass es sie freuen würde und als sie mich freudestrahlend umarmte, konnte ich nicht anders als zu lachen! Ihre fröhliche Art war ansteckend und sie fing gleich an zu reden, was sie mir alles zeigen wollte und wen ich alles kennenlernen sollte von ihren Freunden. So wie sie klang, musste ich die halbe Stadt kennen lernen! Erst spät am Abend schaffte ich es sie los zu werden. Ich versprach ihr, dass ich sie auf dem Laufenden halten würde. „Aber wirklich Jazzy“, meinte sie noch, „du wirst Kalifornien lieben! Das Wetter, die Menschen du musst halt nur in die Nähe von Santa Monica ziehen! L.A. ist auch einfach viel zu teuer!“ Sie sagte es zum wiederholten Male und lachend beförderte ich sie zur Tür. „Ich merkte es mir… wir schreiben uns, versprochen“, meinte ich leicht lächelnd. Noch einmal umarmte mich Emily und wünschte mir zum gefühlt 100.ten Mal eine gute Nacht. Kopfschüttelnd und ohne noch wirklich etwas zu essen ging ich zu Bett. Jenny war früh am nächsten Morgen da. Sie war froh, dass ich nach Hause durfte. Zwei Monate waren länger, als man im ersten Moment glaubte. Ich verabschiedete mich von Jules, welche noch etwas länger bleiben musste. Freundlich reichte sie mir die Hand und meinte: „Wenn du willst, kannst du uns gerne mal besuchen kommen. Bei uns ist es meistens schön warm.“ Ich nickte ihr dankend zu und lächelte leicht. „Ja… ich denke Emily wird auch darauf bestehen. Sie ist da wohl eh ein wenig eigen, aber du kennst ja deine Tochter“, meinte ich leicht hin und zuckte mit der Schulter, was seit einiger Zeit nicht mehr schmerzte. Jules lachte nur und blickte mir wissend in die Augen. Ja, sie kannte ihre Tochter sicher nur zu gut! Jenny hatte das Radio eingeschaltet und ich lauschte der Musik. Artig bedankte ich mich bei ihr, dass sie mich abholte, denn normal war es nicht. Doch sie lächelte mich nur freundlich an und meinte, sie würde es gerne machen. Nachdenklich sah ich aus dem Fenster. Sah die vorbeiziehenden Häuser und Landschaften. Wir waren schon einige Meilen gefahren. Ich ließ meinen Gedanken freien Lauf und ließ sie ihre eigenen Wege finden. Wir fuhren an einem großen blauen Ikea vorbei und ein Schmunzeln glitt über mein Gesicht. In dem Moment fällte ich eine Entscheidung. Warum genau in diesem Moment war mir schleierhaft und doch eigentlich egal… Ich drehte mich zu Jenny und sagte: „Wenn ihr nach Kalifornien zieht, komme ich mit!“ Ich war wirklich entschlossen und als Jenny zu mir herüber sah, wirkte sie im ersten Augenblick verwirrt. Doch als sie meinen entschlossenen Gesichtsausdruck sah, lächelte sie überrascht aber fröhlich. Vermutlich schien sie damit nicht mehr gerechnet zu haben! „Glaubst du“, begann ich zögernd, „dass deine Firma dich nach L.A. versetzten kann?“ Amüsiert lachte Jenny und meinte: „Jazzy, wo werden mehr Ernährungsberater gebraucht als in L.A? Die haben Hollywood! Dass ist das Mekka für Ernährungsberater.“ Ich grinste und nickte. Stimmte schon… „Aber L.A. ist ein wenig zu teuer zum Wohnen. Wir müssen schauen wohin wir ziehen und auch was Clay dazu sagt“, meinte sie nachdenklich, als zitierte sie Emily. Wieso auch immer sagte ich ohne darüber nachzudenken: „Ich hab gehört, Santa Monica soll sehr schön sein und man ist schnell in L.A.“ Nachdenklich betrachtete mich Jenny und nickte leicht. „Wir quatschen da besser auch mal mit Clay drüber, okay“, meinte sie nach einem Moment und lächelte mich an. Eine Weile schwiegen wir und jeder schien nachzudenken. „Schön, dass du langsam wieder du selbst wirst“, meinte sie mit einem liebevollen Lächeln, was mich nur die Augen verdrehen ließ. Ich wusste, dass ich spielte, dass ich sicher noch lange nicht der Alte war, doch im Spielen war ich immer gut. Doch vielleicht wurde aus dem Spiel ernst? Wer wusste das schon… Als wir Zuhause waren empfing Clay uns fröhlich in der Küche. Er drückte mich kurz an sich und stellte grinsend fest: „Jazz, bist du etwa noch gewachsen?!“ Verwirrt sah ich Clay an. Ich runzelte die Stirn und zuckte unschlüssig mit den Schultern. „Wächst man in meinem Alter noch“, fragte ich verwirrt und blickte die Beiden vor mir an. Jenny nickte leicht und meinte erklärend: „Man kann bis zum Alter von 19 Jahren wachsen.“ „Cool“, stellte ich belustigt fest, „dann lass ich mir noch einen Bart stehen, dann glauben echt alle ich bin über 21 Jahre alt! Dann komme ich echt in jede Bar“ Empört sah Jenny mich an und meinte gleich: „Du weißt schon, dass du das nicht darfst! Für Alkohol bist du viel zu jung!“ Ich sah hinunter zu meiner Schwester, welche gerade ihre Hände in die Hüfte stemmte. Sie funkelte mich regelrecht an. Ein belustigendes Lächeln glitt über mein Gesicht. „Glaubst du wirklich ich hab noch nie getrunken? War sogar schon in zwei drei Bars“, meinte ich grinsend und sah, wie sie kurz nach Luft schnappte. „Das darfst du nicht! Wenn ich das mitbekomme, dann“, fing sie an, doch frech unterbrach ich sie: „Dann Sorge ich dafür, dass du es nicht mitkriegst!“ Verblüfft sah sie mich an und schon im nächsten Moment fing sie an zu strahlen. Weswegen sie plötzlich dieses Glitzern in den Augen hatte, verstand ich nicht. Ich drehte mich grinsend um und verschwand in meinem Übergangszimmer. Sie sollten in Ruhe darüber sprechen, ob sie sich vorstellen könnte nach Santa Monica zu ziehen. In den nächsten Tagen schrieben mir Emily und Eric sehr viel. Wobei Emily mir viele unsinnige Bilder und Videos zukommen ließ. Ich konnte darüber nur den Kopf schütteln. Clay fand den Vorschlag nach Santa Monica zu ziehen sehr gut. Die Vorstellung, in einer Stadt zu wohnen, welche am Meer lag, gefiel ihm. Er war bester Laune und auch ich freundete mich mit der Vorstellung immer mehr an. Ich wollte neu starten. Nicht vergessen, aber ich hatte das Gefühl, dass ich hier raus musste. Raus aus Texas, raus aus diesem Land! Eines Abends, die Umzugspläne wurden immer konkreter, ging ich zu Jenny und bat sie: „Sag mal, kann ich dich morgen zur Arbeit fahren? Würde gerne einige Sachen von Mum holen…“ Unschlüssig sah Jenny mich an. Ich hatte ihr nie genau gesagt, was zwischen mir und unserer Mutter vorgefallen war, nie im Detail. Doch sie wusste, dass das, was geschehen war, mich bis ins Mark erschüttert hatte. Es schien, als ringe sie mit sich, doch dann nickte sie, verbieten konnte sie es mir schließlich nicht. „In Ordnung…. Komm aber wieder hier hin… Ich muss übermorgen ja auch arbeiten, okay?“ Ich nickte und versprach ihr, noch am gleichen Tag wiederzukommen. Ich informierte meine Mutter kurz, dass ich sie am nächsten Tag besuchen würde. Ich wollte es einfach nicht länger hinauszögern. Ich stand am Nächsten Tag rechtzeitig auf und frühstückte gut. Ich hatte den ganzen Tag schon das Gefühl ich müsste mich auf etwas Wichtiges vorbereiten, wie auf ein Baseballspiel. Es kostete mich tatsächlich Nerven meine Mutter zu besuchen. Es war kein Besuch, den ich einfach so tätigte. Ich ließ Jenny bei ihrer Arbeit raus und während der Fahrt wurde ich immer angespannter. Meine Hände krallten sich um das Lenkrad. Als ich bei der neuen Wohnung meiner Mutter ankam, musste ich schwer durchatmen, ehe ich bei ihr klingelte. Ich war froh, dass sie nicht mehr in unserem alten Haus wohnte. Dort hineinzugehen, die Türschwelle zu überschreiten… Ich war mir nicht sicher, ob ich es ausgehalten hätte. Auch Jacks altes Haus zusehen, in dem vielleicht schon neue, andere Menschen wohnten, wäre eine Qual gewesen. Ich war froh, dass meine Mutter nach Austin gezogen war. Sie sagte Jenny, dass sie so wenigstens ihre Enkelkinder würde sehen können. Ich klingelte und nach wenigen Augenblicken hörte ich das vertraute Summen einer sich öffnenden Tür. Ich ging hinauf in die erste Etage. Ich war noch nie hier gewesen. Es schien ein recht ruhiges und freundliches Haus zu sein. Meine Mutter öffnete ihre Wohnungstür und ich sah sie das erste Mal, seit ich sie aus meinem Krankenzimmer geschmissen hatte. Sie hatte ziemlich abgebaut und schien in den Monaten, in denen ich sie nicht gesehen hatte, ziemlich gealtert zu sein. Ihre Haut war blasser geworden und ihre Haare schienen spröde im Licht der Lampe auszusehen. Sie kam nicht auf mich zu und umarmte mich auch nicht, wofür ich ihr tatsächlich dankbar war. Doch sah ich auch, dass sie sich freute mich zu sehen. Mit einem freundlichen Lächeln und einem, „hi Jazzy“, ließ sie mich in ihre Wohnung eintreten. Der Flur war weiß gestrichen und überall hingen die Bilder unserer Familie. Die Bilder die Monate, nein jahrelang ein falsches Bild zeigten. Zeigten sie doch eine glückliche Familie, bei der alles stimmte. Es standen keine Kisten mehr herum und meine Mutter brachte mich in ihr Wohnzimmer. Wie in fast jedem amerikanischen Haushalt gab es eine offene Wohnküche. Tatsächlich war es eigentlich sehr liebevoll und nett hier. Alle Möbel und Böden waren sehr hell. Viel weiß und helles Holz. Mutter fragte, ob ich was trinken wolle und als ich sie fragte, ob ich einen Kaffee haben kann, sah sie mich überrascht an. „Seit wann trinkst du denn Kaffee?“, wollte sie wissen, während sie in die Küche ging. „Schön länger. Schon vor dem Krankenhaus, weiß nicht mehr wann“, meinte ich und sah mich weiter um. Im Wohnzimmer war eine Wand rot gestrichen. Meine Mutter mochte rot, doch wirklich mein Geschmack war es nicht. Doch ich wohnte hier nicht. Mir musste es nicht gefallen. Ich setzte mich an den Holztisch, den Mutter aus unserem Haus mitgenommen hatte. Sie reichte mir nach einigen Augenblicken die Tasse. Ich hatte mir angewöhnt ihn schwarz zu trinken. Seit Jack weg war und ich so schlecht schlief, half mir das bittere Getränk jeden Morgen wach zu werden. Schweigend saßen Mutter und ich am Tisch. Nach einigen Augenblicken fragte sie, wie die Reha war. Ich antwortete wahrheitsgemäß, denn eigentlich hatte sie mir besser getan, als ich zugeben wollte. Sie hörte mir zu, fragte an den ein oder anderen Stellen nach. Und als ich von Emily erzählte, fingen die Augen meiner Mutter an zu strahlen. Weswegen verstand ich nicht wirklich. Auch erzählte ich genau, was ich alles während der ganzen Physiotherapie machen sollte. Tatsächlich konnte ich schon einiges machen, doch immer noch durfte ich nichts Schweres heben, oder gar die Arme belasten. Ab und zu schmerzte es noch und je nachdem, wie ich in der Nacht lag, weckte mich meine Schulter. Allerdings verbesserte sich mein Zustand zusehends. „Jazzy“, begann meine Mutter, nachdem wir einen Augenblick geschwiegen hatten, „wann wirst du wieder zur Schule gehen. Du weißt doch, dass ein guter Abschluss wichtig ist und auch wieder ein vernünftiger Alltag…“ Ich betrachtete ihr Gesicht, was einige Falten in den letzten Monaten bekommen hatte. Ich seufzte und nickte ihr zustimmend zu. „Ja ich weiß, ich…. Jenny will mit Clay nach Kalifornien ziehen. Ich werde mit den Beiden gehen. Ich will neu starten“, sagte ich und blickte von meiner Tasse in das Gesicht meiner Mutter. Erschrocken sah sie mich an und senkte traurig den Blick. Ich wusste, dass es ihr schwer fallen würde, doch ich ließ mich auch nicht mehr von ihr um den Finger wickeln. Ja, sie war einst eine Schwachstelle, konnte mich manipulieren. Vermutlich, war sie sich dessen nicht mal wirklich bewusst gewesen. Sie hat es sicher nie mit voller Absicht gemacht, doch das was geschehen war, war eben geschehen. „Clay kommt aus Kalifornien, oder“, fragte sie und es schien, als versuche sie die Contenance zu wahren. Ich nickte und sah mich um. Ich wollte nicht, dass sie weinte. Schließlich musste ich hier noch einige Sachen aussortieren und wenn sie die ganze Zeit am rumheulen war, würde es mich nur verrückt machen. Also musste ich taktisch vorgehen. Die Frage, was sie mit Jack besprochen hatte, durfte ich noch nicht stellen! „Wo sind denn meine alten Sachen, ich will einige aussortieren und auch welche mitnehmen“, meinte ich und sah zu meiner Mutter. Sie nickte und schien ein wenig traurig. Vielleicht hatte sie wirklich gehofft, ich würde doch noch zu ihr ziehen. Als ich in ihr Gästezimmer trat wusste ich, dass ich mit meinen Vermutungen richtig lag. Es war ein geräumiger Raum. Ein Bett stand neben dem Fenster, ein Kleiderschrank in einer dunklen Ecke. Alles schien darauf zu warten, dass jemand hier einzog. Vier volle Kisten standen hier herum, beschriftet mit meinem Namen. „Brauchst du noch was? Soll ich dir vielleicht helfen“, fragte meiner Mutter und schien unschlüssig in dem Raum zu stehen. Ich schüttelte den Kopf und tatsächlich ließ sie mich alleine. Als ich den ersten Karton öffnete, traf es mich schwer. Baseballhandschuhe, Bälle und einige meiner Schläger waren dort drinnen. Ich betrachtete die Sachen und wünschte mir in diesem Moment so sehr auf dem Platz zu stehen und mit Eric gemeinsam ein paar Bälle zu schlagen. Ich wollte die Kiste schon wieder schließen. Ich konnte nicht Baseball spielen, jedenfalls nicht im Moment. Doch wollte ich wirklich alles zurücklassen? Ich holte einen Schläger heraus und wog ihn in der Hand, die Aluschläger waren so leicht… Ich tat so, als würde ich nach einem Ball schlagen und spürte schon im nächsten Moment, dass es eine dumme Idee war. Von meiner verletzten Schulter durchzog ein kurzer stechender Schmerz meinen Körper. Ich verzog das Gesicht und ließ langsam den Schläger sinken. Traurig blickte ich hinab zu dem Stück Aluminium in meiner Hand. Doch von allem wollte ich mich nicht trennen. Ich sortierte einige Bälle heraus und auch ein altes Trikot. Ich fand einen Baseball, den ich als Kind während eines Spiels bekommen hatte. Die Unterschrift, die der Spieler darauf hinterlassen hatte, war kaum zu entziffern gewesen. Damals war ich mit meinem Dad auf dem Platz gewesen. Es hatte in Strömen geregnet, doch ich wollte unbedingt von diesem einen Spieler ein Autogramm. Damals war Dad noch so toll in meinen Augen gewesen und ein guter Vater. Was die Zeit manchmal aus Menschen machte. Auch dieser Ball kam samt seiner Erinnerung mit, ebenso wie die Flagge der Texas Ranger. In dem nächsten Karton waren unzählige Klamotten. Ich wusste gar nicht, dass ich so viele hatte. T-Shirts in vielen unterschiedlichen Farben fand ich. Viele davon, da war ich sicher, blieben hier. Doch erneut fand ich was, was mich zum Stocken brachte. Ein T-Shirt im Armystiel. Ich hatte nie Tarnmuster gekauft, weil ich die Farben einfach nicht so toll fand. Ich zog es aus der Kiste und mein Herz begann zu rasen. Es war breiter als die anderen T-Shirts und ich wusste, dass es nur von Jack sein konnte. Während der Zeit, wo ich fast täglich bei ihm war, waren viele meiner Sachen zu ihm gewandert. Vermutlich hatte ich irgendwann, vielleicht beim Joggen, eines seiner Shirts an gehabt. Ich roch daran, doch sollte es mal nach ihm gerochen haben, war der Geruch schon lange verflogen. Es tat weh sowas zu finden, denn es zeigte mir unbarmherzig jedes Mal, dass er nicht mehr da war. Ich legte das T-Shirt zu den anderen Sachen, die ich mitnehmen wollte. Es dauerte einige Zeit, bis ich mich durch meine Sachen, die einst mein gesamtes Leben waren, durchgeforstet hatte. Selbst meinen alten Laptop fand ich. Ich wollte ihn mitnehmen, die Bilder und Erinnerungen, die auf der Festplatte waren, sollten nicht verloren gehen. Als ich ihn hochnahm und drehte, sah ich auf ihm tatsächlich noch einige Blutspritzer. Eiskalte Schauer liefen über meinen Rücken, als ich mein Blut an dem Gerät sah. Doch trotz der Kälte, die über meinen Rücken jagte, nahm ich ihn mit. Ich atmete durch, denn nun begann der schwierige Teil mit meiner Mutter zu sprechen, doch nein! Taktisch vorgehen! Erst die Kartons runter ins Auto, dann reden! Wer weiß, was Mum alles sagte, wenn ich dann schnell abhauen wollte ging dies nicht, wenn ich noch zwei Kartons ins Auto packen musste. Also lief ich zwei Mal zu Jenny's Wagen und verfrachtete die beiden Kartons. Nun sollte sie sich nicht mehr in Ausreden verstecken! Sie saß auf ihrer neuen Couch und schaltete den Fernseher aus, als ich zu ihr ging. „Bist du fertig, Schatz“, fragte sie und ich nickte nur. Ich setzte mich zu ihr und nach dem ich saß fragte sie mich augenblicklich: „Jazzy, willst du wirklich mit Jenny mitziehen. Ich meine, du hast dein ganzes Leben lang in Texas gewohnt. Du kennst hier alles und die Menschen in Kalifornien, na ja… Die sind so anders…“ Es schien, als wollte sie schon die ganze Zeit darüber sprechen. Vermutlich lag ich damit auch vollkommen richtig. Doch ich war mir meiner Entscheidung eigentlich recht sicher. „Ja, die Menschen sind da anders, vielleicht ja offener“, meinte ich und merkte selbst, wie gereizt ich klang. Traurig nickte sie, doch ich merkte, dass sie nicht aufgeben wollte. „Mum, was hast du Jack gesagt! Ich weiß dass ihr, bevor er gegangen ist, gestritten habt“, forderte ich sie energisch auf. Ich wollte endlich eine Antwort! Ich beobachtete sie, sie verschränkte die Arme vor der Brust und ihr Blick schien vorsichtiger zu werden. „Das ist gar nicht so wich…“, begann sie, doch harsch klangen meine Worte, als ich sie unterbrach: „Doch es ist wichtig! Es ist MIR wichtig! Mum, ich habe diesen Mann geliebt! Natürlich ist es mir wichtig!“ Ich sah, wie sie zusammen zuckte als ich lauter wurde, doch es tat mir nicht Leid. „Du bist viel zu jung, du weißt gar nicht was Liebe ist“, fuhr sie mich an und kurz war ich von ihrer Courage beeindruckt. Doch schon im nächsten Moment lachte ich spöttisch: „Wer hat mit 18 Jahren geheiratet? Das war nicht ich, Mum!“ Doch energisch schüttelte sie den Kopf. „Das waren damals ganz andere Zeiten gewesen“, meinte sie und schüttelte vehement den Kopf. Ich konnte nur verächtlich schnauben. Wie dumm ihre Aussagen klangen! „Ich glaube Mum, ich hab genug Ahnung davon, was Liebe ist und was nicht!“ „Und trotzdem Jasper ist dieser Mann weder gut für dich, noch hat er irgendwas liebenswertes! Der ist doch auch viel zu alt für dich!“ Meine Brauen zogen sich zornig zusammen und ich schnaufte wütend aus. „Was interessiert dich das“, begann ich zornfunkelnd, doch es war meine Mutter, die mich unterbrach: „Mich interessiert es, weil ich deine Mutter bin! Und ich weiß, was gut für dich ist!“ Verächtlich schüttelte ich den Kopf. Sie weiß also was gut für mich ist! Als ich wieder den Mund aufmachen wollte um etwas zu sagen, wurde ich erneut von ihr unterbrochen. Tatsächlich schien es ihr eigentlich recht gut zu tun, weg von meinem Vater zu sein. „Nur, weil du gerade glaubst schwul sein zu müssen, heißt das nicht, dass ich es gut heiße, wenn du dich mit solchen Menschen abgibst“, fuhr sie mich an. Ich konnte nicht anders und lachte sie tatsächlich aus. Spöttisch sagte ich: „'Weil ich gerade glaube schwul sein zu müssen?' Verdammt Mum, sehe es ein! Ich bin schwul! Ich steh auf Kerle! Und mit wem ich mich „abgebe“ und mit wem nicht, ist ganz allein meine Entscheidung!“ Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so mit meiner Mutter gestritten. „Aber wieso ist das denn passiert? Wir haben bei dir doch nichts anders gemacht, als bei deinen Brüdern“, meinte sie fast schon verzweifelt. Es war diese Verzweiflung in den Augen meiner Mutter, die sämtliche Luft aus meiner Lunge presste. Was würde es mir bringen mit ihr zu streiten? Eigentlich nichts… Würde ich so meine Antworten bekommen? Auch diese Frage konnte ich mit einem sicheren, nein, innerlich beantworten. Ich atmete schwer durch. Versuchte mich zu beruhigen und es war äußert schwer. Ich schloss kurz die Augen, brüllte sie innerlich an, was für eine engstirnige Person sie doch sei. Als ich die Augen aufschlug sah ich sie an und ich bemerkte, dass sie wirklich verzweifelt schien. Sie gab sich wirklich die Schuld dafür. Schuld dafür, dass ich schwul bin! Doch dafür brauchte sie sich doch keine Schuld zu geben?! Ich sah auf den Boden und strich mir fast verzweifelt durch die braunen Haare. Ich sah zu meiner Mum und mit erstaunlich ruhiger Stimme meinte ich: „Daran ist keiner Schuld, weil es doch nichts schlimmes ist. Es ist einfach so, weil es so ist. Mum, ich liebe einfach Männer. Es geht doch beim schwul oder lesbisch sein nicht nur um Sex oder so… es geht doch auch darum, zu wem ich mich emotional hingezogen fühle… Wenn es mir nur um Sex ginge, könnte ich auch einfach eine Frau haben und meine Lust woanders ausleben. Aber es geht mir nicht nur darum, Mum. Ich kann mir kein Leben an der Seite einer Frau vorstellen…“ Es war gut, dass ich nicht weiter rumbrüllte, obwohl mir danach war. Es war erstaunlich, wie viel Kraft es einen kostete. Doch ich glaubte nur so meine Mutter wirklich erreichen zu können. Sie sah mich traurig an und vorsichtig meinte sie: „Du hast es doch noch nie ausprobiert… Mit einer Frau…“ Doch ich schüttelte vehement den Kopf. „Doch Mum habe ich, glaubst du wirklich mir ist es leicht gefallen mir das einzugestehen? Überhaupt nicht… Ich bin mir sehr sicher, dass ich schwul bin. Viola und ich waren Freunde, aber eigentlich nie mehr. Ich kann mich emotional nicht auf eine Frau einlassen. Nicht so, dass ich sie lieben kann…“ Ich sah, wie meine Mum mit sich rang und es tat mir wirklich leid, doch wenn ich nicht für sie gestorben war, musste sie es akzeptieren. „Und diese Emily“, fragte Mum sehr leise und ich verstand, weswegen ihre Augen so leuchteten, als ich von ihr erzählte. „Auch Emily ist nur eine Freundin und wird nie mehr werden“, meinte ich ruhig. Sie sollte endlich von Jack sprechen! Meine Hände zitterten leicht und leise, aber ernst bat ich sie: „Mum, bitte, ich will endlich wissen, was mit Jack passiert ist… Ich will verstehen…“ Mum schwieg kurz und nach einem Moment fing sie leise an zu sprechen: „Wir haben uns gestritten. Er meinte, ich sei eine schlechte Mutter und wäre nicht für dich da gewesen. Und ja… das war ich Jasper und es tut mir so verdammt Leid. Ich will es wieder gut machen. Ich meine es ernst… Doch ich sagte ihm auch, dass du nur wegen ihm so konfus geworden bist. Erst, seit er nebenan wohnte ist es bei uns so schlimm geworden… Das habe ich ihm gesagt, dass er unser Leben auf den Kopf stellte. Und dass er sich einmische in Angelegenheiten, die ihn nichts angingen…. Und ohne ihn hättest du nicht die Probleme mit deinem Vater gehabt. Er war es, der dich… verführt hat oder so…“ Während ich ihr lauschte musste ich mir unweigerlich vorstellen, wie Jack darauf reagiert hat… Vielleicht hat er sie einfach nur ausgelacht oder sich weggedreht und sie stehen lassen. Allerdings konnte ich mir in dem Moment auch vorstellen, dass er Mum ziemlich angeschrien hat. Ich habe Jack noch nie Brüllen hören, aber ich war mir sicher, dass es beeindruckend wäre. Ich kannte ihn zu gut. Sicher nahm er sich nicht alles an, doch vermutlich einen Teil davon. Ich schüttelte den Kopf und sah Mum an. „Ich war auch bevor Jack neben uns einzog unsicher, ob ich nicht doch schwul bin…“ Überrascht sah meine Mutter mich an. Schien sie mit dieser Aussage wohl nicht gerechnet zu haben. „Mum, diesem Mann verdanke ich mein Leben… wie soll ich ihn einfach vergessen? Das geht einfach nicht“, meinte ich leise und sehr ehrlich, doch Mutter schwieg darauf. Als ich schon nicht mehr mit einem Satz von ihr rechnete, überraschte sie mich. Sie blickte mich aus ihren blauen Augen an und sagte ernst: „Es tut dir gut, dass er nicht da ist. Ich habe ihm gesagt, dass er dein Leben viel zu sehr verändert hat. Er hat dich viel zu sehr nach seinen Vorstellungen geformt! Hat dich daran gehinderte deine Jugend zu genießen! Er ist erwachsen und du nicht, da brauchst du nicht so jemanden als Beispiel! Dieser Mensch hätte dich doch nur gehindert deinen eigenen Weg zu gehen. Der sieht ja nicht mal so aus, als ob er das Leben schätzen kann…“ Ich lauschte ihren Worten und die unterdrückte Wut fing in mir an zu brodeln. Ich spürte mit jedem Satz den sie sagte, dass die Mauer der Ruhe welche ich zur Schau stellte immer mehr Risse bekam. Die Wut schien immer mehr besitzt von mir ergreifen zu wollen. Es war, als explodierte etwas in meinem Kopf, was rationelles denken kaum noch zuließ. Sie wollte noch weiter sprechen doch nun war es mit meiner Geduld am Ende. „Du hast ihm WAS gesagt“, brüllte ich sie an, „dass er mich hindert meinen Weg zu gehen?! Du hast ihm diesen beschissenen Floh ins Ohr gesetzt! Was fällt dir eigentlich ein?!“ Sie hatte ihn diesen Gedanken eingepflanzt?! Nie hatte ich meine Mutter angebrüllt und tatsächlich sprang ich fast von meinem Sitzt auf. Ich sah, wie Mum zusammenzuckte und mich erschrocken ansah. „Es ist doch so… du brauchst doch jemanden, der dir irgendwie ähnlicher ist“, meinte sie, doch mein Blick ließ sie unruhiger werden. Das ich gerade noch mehr meinen Vater ähnelte war mir vollkommen egal! Wut erfasste mich, blinde Wut und für einen kurzen Augenblick hatte ich den Drang einfach zuzuschlagen. Ich spürte, wie ich zuckte, doch ich schaffte es mich zurückzuhalten! Doch die Kraft die ich dafür brauchte, hätte ich nicht vermutet. Zuschlagen wäre wirklich viel einfacher gewesen! Schnell stand ich vom Sofa auf, wollte ich doch nichts Unüberlegtes tun! „Du hast keine Ahnung, Mum“, brachte ich vor Wut zitternder Stimme hervor, „was du mir damit angetan hast! Melde dich bloß nicht bei mir. Ich will dich nicht mehr sehen. Du hast mir den wichtigsten Menschen in meinem Leben genommen!“ Meine Stimme überschlug sich fast. Wütend drehte ich mich weg, wollte dieses Gesicht nicht mehr sehen! Ich wollte nichts tun, was ich hinterher bereute! Zornig knallte ich die Tür hinter mir zu und als ich hinterm Steuer von Jennys Auto saß, schlug ich vor Wut auf das Lenkrad ein. „Du verdammter Wichser! Wieso lässt du dir von der Schlampe sowas einreden“, brüllte ich durch das Auto und nie hatte ich meinen Vater besser verstanden als in diesem Augenblick. Tatsächlich wünschte ich mir fast, meine Wut an jemandem auszulassen! Ich brauchte etliche Minuten, bis ich das Gefühl hatte mich wieder beruhigen zu können! Kapitel 4: Ein neues Leben beginnt ---------------------------------- Wie ich nach dem Besuch bei meiner Mutter nach Hause gekommen war, wusste ich gar nicht mehr. Ich war froh, dass ich so lange nach Hause brauchte, denn die Wut war noch lange nicht vergessen. Ich weigerte mich mit Jenny darüber zu sprechen, auch wenn sie die ganze Zeit nachfragte. Verbarrikadierte mich in meinem Zimmer. Zu meiner Mutter hatte ich seit dem keinen Kontakt mehr, dass wollte ich auch gar nicht. Sie hatte der wichtigsten Person in meinem Leben eingeredet schlecht für mich zu sein. Natürlich schrieb ich es Jack, dass meine Mutter nur Schwachsinn geredet hatte. Doch natürlich bekam ich keine Antwort darauf. Da ich nichts von ihm hörte, schlich sich zu meiner Trauer auch immer mehr Wut. Tatsächlich zogen wir bald nach Kalifornien und ich war erleichtert, dass zwischen meiner Mutter und mir über 1000 Meilen lagen. Jenny und Clay waren total euphorisch. Meine anfängliche Freude war einem Gefühl der Ungewissheit gewichen. Es gab kein Zurück mehr! Ich teilte allen wichtigen Behörden, darunter auch der Polizei, mit dass ich umgezogen war. Auch meinen Anwalt. Früher oder später würde es zur Gerichtsverhandlung kommen und dafür brauchten sie eine Adresse. Es wurde eine neue Schule gefunden, auf die ich nach dem Umzug gehen würde. Eric half uns und ich war froh darüber, die ersten Tage in der Fremde meinen besten Freund an meiner Seite zu haben. Jenny und Clay hatten ein schönes ruhiges Haus gefunden. Wie sie es gefunden hatten, war mir schleierhaft. Aber dass Jack da vielleicht seine Finger mit im Spiel hatte, wollte ich mir nicht vorstellen. Es hatte zwei Stockwerke, einen netten Garten, drei Schlafzimmer und Bäder und eine offene Wohn-Essküche. Ich hatte ein geräumiges Schlafzimmer bekommen mit einem eigenen kleinen Badezimmer. Ich durfte es einrichten, wie ich es wollte und so kamen überwiegend moderne Möbel hinein und helle Farben an die Wände. Jenny und Clay fühlten sich schnell wie Zuhause, bei mir dauerte es ein wenig. Trotz des schönen und heißen Wetters war der Schritt umzuziehen schwerer gewesen als ich dachte und nun, wo ich hier war, war es komisch. Obwohl wir nun am Meer lebten, war ich noch kein einziges Mal da. Selbst Eric kriegte mich noch nicht dazu motiviert dorthin zu gehen. Immer noch traute ich mich nicht mich mit nacktem Oberkörper irgendwo blicken zu lassen. Die Narben, mein persönliches Stigma, waren noch zu auffällig. Ich hoffte, dass sich das noch ändern würde, wollte ich doch wirklich surfen lernen. Tatsächlich bekam ich sogar Neuigkeiten von Jack! Nur nie, wie ich es mir je hätte vorstellen können. Ich hatte mir angewöhnt regelmäßig mit Jenny und Clay die Nachrichten zu schauen. Eines Tages, es war kurz nach unserem Umzug und Eric war noch bei uns, sagte der Nachrichtensprecher: „Die Regierung nimmt mit Besorgnis zur Kenntnis, dass sich derzeit eine Gruppe unbekannter, bewaffneter Rebellen in die Angelegenheiten der oppositionellen Truppen im nahen Osten einmischt.“ Bilder wurden gezeigt, verwüstete Häuser, Bomben die explodierten. Eigentlich Bilder, die man tagtäglich sah, doch ich glaubte, dass Jack dort war! Rebellen, die keiner kannte! Er schien es wirklich geschafft zu haben eine eigene Truppe zu mobilisieren. Ich bekam Angst, als ich die Bilder sah, obwohl wir uns so lange nicht mehr gesehen hatten. Ich wusste gar nicht mehr, wie es ihm ging. Ob er in Gefahr war… Erneut erschien der Nachrichtensprecher: „Das Militär kann derzeit nichts zu diesen Rebellen sagen, es wird jedoch vermutet, dass sie eine neue Untergruppierungen der Terrormiliz sind. Die Männer sind erstaunlich gut gerüstet. Woher sie die Waffen haben ist nicht bekannt. Ob diese Menschen an Anschlägen in den letzten Monaten beteiligt waren, muss derzeit noch überprüft werden! Eine Sonderkommission ermittelt.“ Fassungslos sah ich auf die Mattscheibe. Anschläge? Das würde Jack doch nicht machen?! Doch dann hörte ich seine Worte in meinem Kopf widerhallen: „Glaubst du alles, was du in den Nachrichten siehst?“ Ich blickte zu Clay, auch er sah ernster auf den Bildschirm und das erste Mal seit ich ihn kannte, fragte ich ihn was zu seiner Arbeit: „Hast du davon schon gehört?“ Ich wusste, dass er seit vielen Jahren Sniper bei der Army war. Mit gerunzelter Stirn drehte er sich zu mir und ehrlicherweise nickte er. „Da müssen wir uns echt in Acht nehmen. Soweit ich weiß, sind das alles keine harmlosen Rebellen, die einfach mal Soldat spielen. Die Obersten sollen nervös sein… Auch das ein sehr guter Spion abgeworben sein soll geht rum. Keine Ahnung, was der an Wissen und Informationen mitgenommen hat. Auch nicht wieso genau die sich haben abwerben lassen…“ Nervös rutschte ich auf meinem Platz hin und her und neugierig war mein Blick. Mir war klar, dass die Obersten genau wussten, wer ihnen die guten Männer abwarb, aber ich durfte nichts sagen. Ich fragte mich auch, was bei den Soldaten für Gerüchte herumgingen. „Okay, kennst du den zufällig… der abgeworben wurde“, fragte ich und drückte gespannt die Daumen. Das Clay vielleicht an Jack rankommen könnte, daran hatte ich noch gar nicht gedacht! Doch er schüttelte den Kopf, vielleicht gelogen? „Ich kenn den nicht, Jasper, ich bin Sniper. Ich bin zwar schon lange dabei, aber ich führe die Befehle mehr aus, als das ich sie wirklich gebe.“ Ich nickte und schaute hinab auf den Fußboden. Doch Erics neugierige Stimme holte mich aus meiner Traumwelt: „Hast du einen Codenamen in der Army? Irgendwas Cooles?“ Clay grinste breit und meinte: „Die nennen mich Ace. Ich war immer ein Ass im Schießen und treffe meine Ziele. Aber eigentlich hab ich den mehr, weil ich meinen Offizier im Pokern mit vier Assen besiegt habe!“ Eric lachte amüsiert und nickte leicht. Jenny drehte sich zu uns und fragte mich: „Hatte dein Jack eigentlich einen Codenamen? Der war doch auch beim Militär, oder?“ Ich atmete durch, natürlich kannte ich seinen Codenamen noch, wie könnte ich den auch vergessen? Doch ich wusste auch noch, wie Jack einst sagte, dass Anonymität seine Lebensversicherung sei. Statt zu antworten schüttelte ich den Kopf. Neugierig sah Clay zu Jenny und fragte: „Wie sah er denn aus, Schatz? Vielleicht kenne ich den ja.“ Ich wollte nicht, dass Jenny antwortete. Doch wie hätte ich es verhindern sollen ohne unnötige Fragen aufzuwerfen? Jennys blick wanderte kurz zu mir, doch es schien, dass sie nur abschätzen wollte wie aufgewühlt ich sei. „Groß, braune Haare, trug eine Augenklappe und hatte eine recht auffällige Narbe an der Stirn. Schaut immer streng. Und er hatte immer diesen kleinen Hund dabei…Dino oder so…“ Didi, berichtigte ich sie in Gedanken und musste an den fröhlichen grauen Welpen denken, der nun sicher riesig war. Stirnrunzelnd betrachtete Clay Jenny und dann wanderte sein Blick zu mir. Er nickte leicht. Schien nachzudenken. „Hm… Ich kenn nicht viele mit einer Augenklappe… Ich weiß nur von einem...Snake…den kennt jeder bei der Army.“ Als ich Jacks Codenamen hörte, war es wie ein Stich mitten in mein Herz, doch ich durfte mir nichts anmerken lassen. Ich wollte mir nichts anmerken lassen! Wollte ich Jack doch nicht verraten. „Snake“, hörte ich Erics Stimme fragend durch den stillen Raum wehen. Kurz blickten wir einander in die Augen und ich zuckte unwissend mit den Schultern. „Ja Snake… Unter uns Soldaten sowas wie eine lebende Legende! Hat irgendwelche Verräter ausgeschaltet. So geheim, dass kaum einer was weiß… Alles nur Gerüchte.“ Als Jenny fragte, was es für Gerüchte seien, schüttelte Clay den Kopf. „Tut mir leid, darüber darf ich wirklich nicht sprechen…“ Doch ich wusste es genau. Ich wusste genau was er getan hatte. Nur wegen ihm, Jack, saßen wir hier so friedlich beieinander. Hätte er damals nicht gehandelt, wer weiß was aus der Welt geworden wäre. Ich wusste, dass ich nicht übertrieb. Ein Nuklearsprengkopf hochgegangen auf russischem Gebiet. Susanne, die Ausbilderin Jacks, die für ihn so viel mehr war, musste so tun als sei sie eine Verräterin ihres eigenen Landes. Jack, der losgeschickt wurde um den Verräter zu töten um so einen dritten Weltkrieg zu verhindern. Es war ihm gelungen, doch der persönliche Verlust war eine unerträgliche Last für ihn geworden. Die anderen Beiden nickten und sahen fast schon verwirrt aus, doch auf meinem Gesicht regte sich nichts. Hoffnungsvoll fragte ich: „Weißt du denn wo Snake ist? Hast du mit dem zu tun?“ Ernst schüttelte Clay den Kopf. „Nein, habe ich nicht. Hab gehört er hat einen wichtigen Auftrag für seinen Chef erledigt. Der arbeitet meist alleine. Das, was der tut… scheiße nein, da wäre ich lieber arbeitslos und leb auf der Straße. Da hätte ich ne höhere Überlebenschance“, er grinste und wenn man Jack nicht kannte, hätte man es vielleicht auch lustig gefunden. Doch ich tat es nicht. Ich presste kurz meine Lippen aufeinander und ich war froh, dass Jenny Clay in diesem Moment abgelenkt hatte. Hatte er tatsächlich für David gearbeitet? Ich wusste, dass er dies nur getan hatte, damit mir nichts passierte. Immer noch konnte ich nicht verstehen, in welcher Gefahr ich gewesen sein soll. Vielleicht würde ich das auch nie. Seither verfolgte ich jeden Abend die Nachrichten. Ich schrieb Jack wieder Mails, dass ich mir Sorgen machte. Das ich wusste, dass er einen Auftrag von seinem alten Boss gemacht hatte. Ich vermutete es war dieser David, obwohl, nein! Ich war mir 100%tig sicher, dass es dieser Mann war. Diesen Menschen, dem ich noch nie in meinem Leben begegnet war, hasste ich so sehr! Für mich war er an allem Schuld. Tatsächlich hörte man immer wieder was von Rebellen oder Söldnergruppen, doch es schien mehrere zu geben. Sie mischten sich in letzter Zeit häufiger, an verschiedenen Orten in das Geschehen ein. Häufig handelten sie sogar vor dem zuständigen Militär und versauten so einige Missionen. Welche Söldner oder Rebellentruppen tatsächlich von Jack waren, ließ sich nicht sagen! Dafür waren die Informationen, die man erhielt, viel zu schwammig. Die Schule begann und lenkte mich ab. Anschluss fand ich schnell, doch wahre Freunde waren nicht dabei. Tatsächlich hatte ich das Gefühl, dass ich seit längerem besser mit Menschen zurechtkam, die etwas älter waren. Sie wirkten reifer, erwachsener. Mit dem pubertären Verhalten kam ich nicht mehr wirklich zurecht. Wenn mich die Leute fragten, ob ich eine Freundin habe, antwortete ich wahrheitsgemäß. Tatsächlich schämte ich mich nicht mehr dafür, dass ich Schwul war. Mein Vater hatte es nicht geschafft, dass ich mich dauerhaft dafür schämen würde! Auch musste ich im Stillen wieder Jack Recht geben. Offen schwul zu Leben war sehr viel angenehmer, als ich es mir vorstellen konnte. In der Schule störte es eigentlich gar keinen. Es war einfach nicht wichtig, welche sexuelle Orientierung man hatte. Gehörte Kalifornien doch zu den liberalsten Staaten, die Amerika hatte. Eric und Emily verstanden sich, doch waren sie so unterschiedlich. Mir war klar, dass die Beiden nie beste Freunde werden würden. Doch Eric lebte nun in Texas. Tatsächlich begann er am College Informatik zu studieren, während ich meinen Schulabschluss nachholte. Wir chatteten und telefonierten ständig. Hielten den jeweils anderen so auf dem Laufenden. War es uns doch wichtig. Also blieb mir eigentlich nur Emily, welche es schaffte mich aus meinem Schneckenhaus zu holen. Emily war wirklich froh, dass ich nun in Santa Monica lebte, obwohl sie eigentlich so viele Freunde hatte. Es schien, als erdete ich diesen verrückten Vogel. Der neue Alltag kehrte ein. Ich ging zur Schule, traf mich häufig mit Emily und schrieb E-Mails an eine tote Adresse. Doch außer Nachrichten aus dem Fernseher hörte ich nichts. Es war Emilys zwanzigster Geburtstag, zehn Monate waren vergangen seit Jack weg war. Fast ein ganzes Jahr also. So lange die ersten Monate ohne ihn auch waren, so schnell gingen die Wochen jetzt um. Die Schlafprobleme waren noch da und langsam glaubte ich diese ohne Hilfe nicht los zu werden. Doch ich hatte keine Lust darauf. Verdrängen war derzeit angenehmer! Ob ich das dauerhaft durchhielt war mir egal. Ich trug nun einen drei Tage Bart. Endlich wuchs er wie ich ihn haben wollte. Es gefiel mir gut, endlich einen tragen zu können. Ich fühlte mich dadurch irgendwie erwachsen. Außerdem stellte ich fest, dass immer mehr Haare auf meinem Oberkörper auftauchten. Erst hoffte ich, es würde nicht zu viel werden. Doch mittlerweile gefiel es mir richtig gut. Es passte zu meinem Typ. Ich selbst stellte fest, dass ich immer erwachsener aussah. Viele von Emilys Freunden hatte ich wegen der Zeit in der Schule nicht kennen gelernt. Zudem war ich durch die Schule und sie durch ihre Schauspielausbildung auch zeitlich derzeit nicht so flexibel. Ich hatte Jenny gebeten mir was zu kaufen, ich hatte keine Ahnung, was man Emily schenken könnte. Als ich in dem Laden stand und ein Deo hochhielt schüttelte Jenny nur verständnislos mit dem Kopf und kaufte seltsame Dinge ein, welche ich noch nie wirklich gesehen hatte. Irgendwelches Schminkzeug. Als Emily sie auspackte drückte sie mich feste an sich. Ich hätte irgendwelche Farben passend zu ihren Augen rausgesucht. Als sie sagte, es sei so toll einen schwulen besten Freund zu haben für sowas, bemerkte ich eine innere Unruhe! „Das hat meine Schwester rausgesucht. Ich habe von Schminke keine Ahnung“, sagte ich schnell um deutlich zu machen, dass ich keine Schwuchtel war! Mir ging es selbst auf die Nerven, doch dieses Wort, welches mich seit dem Koma verfolgte, ließ sich nicht mehr abschütteln. Die Sorge so herüberzukommen war sicher mehr als albern und jedes Mal, wenn ich mir vornahm anders zu reagieren, schaffte ich es doch nicht. Doch Emily schien es nicht zu bemerken. Lachend schlug sie mir gegen den Arm und nannte mich nur ein kleines Arschloch und wurde dann von einer Freundin abgelenkt. Ich trug Jacks Lederjacke. Selten hatte ich seine Sachen an. An diese sollte nichts dran kommen. Doch heute wollte ich einfach etwas von ihm bei mir haben. Warum wusste ich nicht. Ich grinste und schlenderte durch die Leute, die sich in ihrem kleinen Apartment zusammendrängten. Ich quatschte mit einigen über belangloses. Viele waren wie Emily, sehr künstlerische und kreative Menschen. Ich trank gerade ein Bier, als ein junger Mann zu mir trat. Er war etwas kleiner als ich und hatte ein nettes Gesicht. Seine Haare waren kurz und in alle Richtungen standen sie ab. Er hatte hellbraune Haare und wie ich braune Augen. „Hey, hab gerade Emily gefragte wer du bist und sie meinte, dass du ihr schwuler bester Freund bist“, grinste er und zwinkerte mich kurz an. Ich grinste ihn kurz an und meine Augen wanderten durch den Raum zu Emily. Ich mochte ihre lustige und unbeschwerte Art. Nie hatten wir wirklich über Jack gesprochen. Für sie war ich einfach ein ganz normaler Single und als sich unsere Blicke trafen, strahlte sie mich an. Vermutlich dachte sie, dass sie mir damit einen Gefallen getan hatte. Ich schüttelte grinsend den Kopf und wandte meine Aufmerksamkeit dem jungen Mann zu. „Ich hatte keine andere Wahl, als ich Emily kennen lernte“, meinte ich grinsend. Ich wollte keinen neuen Freund, doch ich wollte auch nicht unhöflich aussehen. Der Fremde war hübsch und gegen einen kleinen Flirt hatte ich nichts. Also reichte ich ihm meine Hand und sagte: „Ich bin Jasper, aber die meisten sagen Jazz.“ Auch er schlug ein, lächelte leicht und ich merkte wie seine Augen an mir lang glitten. „Daniel“, stellte er sich freundlich vor und zwinkerte mir leicht zu. Ich sah, wie er mich erneut musterte und ich konnte nicht anders und betrachtete ihn ebenfalls. Er war verglichen mit Jack sehr schmal, doch war er weder dick noch eine Bohnenstange. Er war einfach ein ganz normaler Typ. Ich hatte in den letzten Monaten weiterhin Sport gemacht und viel meiner verlorenen Kondition und Muskeln wieder aufbauen können. Nur meine Schulter sollte ich immer noch nicht viel trainieren. Doch ich brauchte den Sport. Was für andere Menschen Filme, Bücher oder anderes waren, worin sie abtauchen konnte, war für mich Sport! Zudem fühlte ich mich einfach wohler, wenn ich mir selbst gefiel und ich gefiel mir wieder! Ich sah, wie er kurz schräg grinste und merkte, dass ihn mein Äußeres schon einmal zufrieden stellte. „Und, vergeben?“, fragte er wie beiläufig und nahm sich auch ein Bier vom Tisch. Ich stockte und schüttelte leicht den Kopf, was ein zufriedenes Lächeln auf Daniels Gesicht zauberte. Wollte ich sowas oder wollte ich nicht? Ich hatte seit Monaten nicht mehr darüber nachgedacht, ob ich mich auf einen anderen Typen einlassen wollte oder nicht. Daniel erzählte mir, dass er wie Emily eine Ausbildung zum Schauspieler absolvierte. Doch ihm gefiel das Schreiben von Drehbüchern besser. Er zwinkerte mir zu und ich konnte mich nicht selbst anlügen, natürlich gefiel es mir, dass er mit mir flirtete. Wem würde sowas auch nicht gefallen? Auch ich zwinkerte ihm ein wenig zu, denn ich mochte dieses Spiel. Selbst als Jack an meiner Seite war habe ich es mir nicht nehmen lassen. Emily hatte ein paar Snacks aufgetischt und während wir beide uns daran bedienten, kam Emily zu uns. „Na, alles gut bei euch“, fragte sie fröhlich und blickte uns fragend an. Ich nickte leicht und hielt ihr eine Minifrikadelle hin. „Die schmecken nur etwas komisch“, meinte ich grinsend. „Oh, magst du keinen Tofu“, meinte Emily beiläufig, klaute sie mir aus der Hand und aß sie. Überrascht sah ich die Hackbällchen an. Tofu? „Wieso denn Tofu“, fragte ich verwirrt. „Weil ich vielleicht kein Fleisch esse? Könnte daran liegen Jazzy“, grinste sie und lachte leise. Ich betrachtete das Fake-Fleisch auf dem Tisch und runzelte die Stirn. „Ich kenn dich schon so lange und du hast mir nie gesagt, dass du Vegetarierin bist… Du reibst mir doch sonst immer alles unter die Nase.“, scherzte ich rum und stichelte ein wenig. Tatsächlich war ich guter Laune und ich sah, dass Daniel anfing zu Grinsen. „Oh man Jazz“, meckerte Emily und strich sich ihre blonde Mähne aus dem Gesicht, „jetzt sei bloß kein Arsch. Nur weil du nicht darauf achtest, was ich esse und was nicht!“ „Als ob mich das auch interessiert“, meinte ich und tatsächlich stimmte es. Es war mir doch egal, ob sie ein Käsebrötchen bestellte oder Wurst, ob sie im Restaurant was mit Fleisch bestellte oder nicht, Hauptsache es schmeckte. Genervt seufzte Emily und verdrehte die Augen. Als ich das sah grinste ich und pikste sie in die Seite. „Ich hab dein Essen immer gegessen, also beschwer dich nicht“, meinte ich versöhnlich, wollte ich sie doch nicht an ihrem eigenen Geburtstag zu sehr aufziehen. Sofort schien Emily wieder gut drauf zu sein, etwas, wofür ich sie wirklich beneidete. „Siehst du, man kann auch gut ohne Fleisch!“ Unbeeindruckt sah ich sie an und meinte: „Ja jetzt, wo ich es weiß, kann ich es dir ja sagen. Das Fake-Fleisch, was du mir auftischst, schmeckt meist echt dröge.“ Genervt seufzte Emily und verdrehte wieder die Augen. Sie verwies auf ihr letztes Essen, bei dem sie Schrimps mit Nudeln gemacht hatte. Tatsächlich schmeckten mir die Schrimps wirklich gut. „Okay gut, da hast du Recht. Trotzdem… Ich könnte nicht ohne Fleisch“, meinte ich und hörte Daniel lachen. Er sei seit acht Jahren Vegetarier, meinte er lachend. Emily, wie sie darauf sagte, seit vier. Ich konnte darüber nur den Kopf schütteln. „Ich brauch Fleisch“, meinte ich ernst und dachte an die Speerrips meiner Mutter, welche ich schon immer geliebt hatte! Nein, darauf wollte ich nicht verzichten! Emily lachte und zuckte mit den Schultern, während sie fröhlich sagte: „Ich nicht! Wie die Tiere hier gehalten werden, dass ist so schrecklich! Ich glaube auch, dass ich den Geschmack von Fleisch gar nicht mehr wirklich mag…“ Ich grinste leicht als sie das sagte, denn ich glaubte ihr nicht! Sie sah mich und Daniel grinsend an, als wir kurz schwiegen. Ich ahnte, was sie vorhatte. Auch Daniel grinste kurz zu Emily und sein Blick bohrte sich regelrecht in meine Augen. Er checkte mich ab. Es war viel zu offensichtlich. Als er kurz von einem anderen Freund Emilys angerempelt wurde, hörte ich Emily flüsternd sagen: „Schnapp dir den Jazzy!“ So offenherzig und ehrlich Emily mich anlächelte merkte ich immer mehr, wie meine Zuneigung zu ihr wuchs. Ich schüttelte leicht den Kopf und als Emily von einer Freundin angesprochen wurde, verschwand sie. Sie ließ mich mit Daniel alleine, welcher mich wieder musterte. Ich konnte nicht anders und betrachtete den jungen Mann vor mir genauer. Er hatte recht schmale Hüften und seine Schultern waren schmaler wie die Meinen. Doch sein Grinsen und seine Art waren charismatisch. Ja, es machte Spaß zu flirten und ich mochte meine Ausstrahlung auf Andere. Ich machte den Mund auf um etwas zu sagen, als Daniel anfing zu sprechen. Es war nichts wichtiges, wir redeten weiter über belangloses und eigentlich war er ein ziemlich netter Kerl. Ich lehnte mich an die Wand und Daniel stand vor mir, als ich plötzlich seine Hand auf meiner Brust spürte. Ich blickte von meiner Bierflasche auf und sah Daniel ins Gesicht. Die Begierde war nicht zu übersehen. „Ist etwas ruhig hier geworden“, begann Daniel mit leiser Stimme, sodass nur ich ihn hörte, „vielleicht sollten wir bei mir…. Weiterfeiern. Da könnte mehr abgehen, wenn du verstehst.“ Ich sah in sein Gesicht. Ich war überrascht von ihm, dass er mir einfach anbot mit zu ihm nach Hause zu gehen. Ich sah weg von seinem eigentlich so ansehnlichen Gesicht. „Weißt du“, begann ich zögernd, „ich komme eigentlich aus einer Beziehung. Ich will keine.“ Überrascht sah mich Daniel an. „Ich will auch keine“, meinte er leichthin und grinste, „ich will nur ein wenig Spaß und du gefällst mir.“ Überrascht sah ich zu ihm. Sex? Er wollte einfach nur Sex. Ungezwungen einfach um etwas Spaß zu haben… Daniel sah meine Zweifel und fragte: „Wieso so unsicher? Hängst du noch so an dem Typen?“ Unsicher nickte ich leicht. Ehrlich waren meine Worte, als ich sagte: „Schon ein wenig… Ich weiß nicht, vielleicht hätte ich ein schlechtes Gewissen. Und richtig getrennt haben wir uns nicht… Er musste sozusagen gehen, weiß nicht wann er wiederkommt… Deswegen hat er Schluss gemacht.“ Daniel nickte und grinste leicht, während er meinte: „Das ehrt dich ja, aber hey. Ist doch ein wenig scheiße so… Ich meine du weißt ja nicht wann der wieder kommt. Willst du jetzt etwa 10 Jahre darauf warten im schlimmsten Fall?“ Unschlüssig zuckte ich mit den Schultern. Genau dies war etwas, was ich mich auch seit einiger Zeit fragte. Wollte ich das? Wollte ich es nicht? Ich liebte Jack, dass hatte sich nicht geändert und ich war mir sicher, dass sich das auch nicht einfach ändern würde. Natürlich würden es einige sicher sehr zu schätzen wissen, wenn ich wirklich auf Jack wartete. Doch was verpasste ich dadurch? Verpasste man überhaupt etwas? Ich dachte darüber nach, mir hatte Sex immer Spaß gemacht, allerdings hatte ich auch immer nur mit Jack geschlafen. Ich hatte keine anderen Erfahrungen gesammelt. Wollte ich das? Ich wusste, Jack wäre nicht sauer, vermutlich würde er sich sowas für mich sogar wünschen. Er hatte es schließlich auch geschrieben. Doch es war ein großer Schritt, denn es besiegelte auch, dass ich vorerst mit Jack abschließen musste. Aber hier redete ja keiner von einer Beziehung. Es ging um Spaß, einen netten Abend, mehr nicht. Ich strich über den Ärmel der schwarzen Jacke. Wie Jack sagte, ich sei so jung und soll mir Kerle suchen und was Unvernünftiges machen. Und ja, ein One-Night-Stand war sicher etwas Unvernünftiges. Ich war mit mir am hadern, doch ich wollte endlich wieder in allem Leben und ich war mir sicher, dass Jack enttäuscht wäre, wenn ich mein Leben nicht genießen würde. Ich betrachtete das nette Gesicht Daniels und hatte mich entschieden. Er war zwar nicht mein Typ, aber für eine Nacht…Ich grinste ihn kurz an und deutete an mir zu folgen. Ich hatte einfach nichts zu verlieren. Daniel grinste und gemeinsam fuhren wir zu ihm. Quatschten im Auto noch weiter über belanglose und unwichtige Themen, ehe wir an seiner Wohnung, die am Rande von L.A lag, anhielten. Ich war nervös, wusste nicht, ob ich mich freuen sollte oder nicht. Ich hatte Sex vermisst! Ich war noch jung und lernte meine Sexualität ja gerade erst richtig kennen! Doch ich würde mich nicht von ihm nehmen lassen. Das war etwas, was ich nicht einfach so machen ließ. So albern es auch war, ich fühlte mich nicht wohl bei dem Gedanken. Ich wollte nicht, dass irgendwer behauptete ich sei eine Schwuchtel oder sonst was. Ich vertraute ihm nicht so sehr, dass ich Daniel so an mich heranließ. Ich konnte mich einfach nicht so bei ihm fallen lassen. Zudem wollte ich nicht, dass er meinen Rücken sah. Er sollte mich deswegen nicht ansprechen! Das wäre mit unangenehm gewesen. Ich schaute mich kurz in der Wohnung um und sie war sehr unordentlich, aber nicht schmutzig. Wäsche lag herum. Papiere lagen im Wohnzimmer auf dem Tisch, einige waren schon heruntergefallen. Kissen vom Sofa lagen unordentlich darauf, doch weder ein Joghurtbecher noch ein Pizzakarton standen herum. Es schien einfach sein Chaos zu sein, vermutlich fand er sich darin auch blind zurecht. Daniel fragte, ob ich was trinken wollte, doch ich lehnte ab. Ich wusste nicht genau, was man in diesen Momenten tat, also fing ich an etwas zu scherzen. „Und? Soll ich dir jetzt auf den Hintern schlagen und sagen, 'hob ab ins Bett mit dir'?“ Ich grinste und strich mir durch die Haare, während ich den Mann vor mir betrachtete. Tatsächlich merkte ich, dass mich der Gedanke an Sex erregte. Ich sah seinen hungrigen Blick, der an meinem Körper lang glitt. Ich sah, wie er leicht pervers zu grinsen begann, als er meine Worte hörte. „Versuch es doch“, meinte Daniel leichthin. Ich wusste, wenn ich mich nicht von ihm nehmen lassen wollte, dann sollte, nein, musste ich beginnen! Und ich war einfach kein schüchterner Kerl! Noch einmal dachte ich kurz nach, ob ich das richtige tat. Doch wie realistisch war es, dass Jack wieder auftauchte? Mit zügigen Schritten trat ich auf Daniel zu und schlug ihm auf den Hintern. Feste, so wie ich es von Jack kannte. „Hey“, beschwerte er sich lachend, „pass auf! Ich bin doch kein Box Sack.“ Ich ließ mich nicht einschüchtern! Ich legte meine Hände an seine Hüfte und drehte ihn weg, drückte seine Rückseite an meine Mitte. Ich strich ihm über den Bauch und rieb mich an ihm, was ihn leise aufkeuchen ließ. „Wo ist dein Schlafzimmer, Kleiner“, fragte ich und knabberte an seinem Hals. Ich merkte die Gänsehaut, die sich bildete und er nickte zu einer Tür, durch die ich ihn freundlich drängte. Während ich ihn drängte, griff er in seine Hosentasche und drückte mir ein Kondom in die Hand. Ja, ich war hier der Chef und tatsächlich ließ ich das auch raushängen. Ich schubste ihn auf das Bett und als er sich hochdrücken wollte, hielt ich ihn mit meinem Gewicht unten. Ich grinste und biss spielerisch in seinen Nacken. Er keuchte auf und ich spürte, wie sein Gesäß sich an meine Mitte drückte. Provokant rieb er sich an mir und ich keuchte leise auf. Es schien, als wisse er genau, was er tut, doch ich wusste auch, was ich wollte. Schnell streifte ich mir die Hose runter. Lange aufhalten wollte ich mich nicht. Auch Daniel fummelte an seiner Hose rum und als er sie abschüttelte, griff ich mit der Hand an seinem Glied. Packte feste zu und hörte ihn keuchen. Ich spielte an seiner Erektion und wie er sich so an mich drückte, spürte ich meine eigene wachsen. Er keuchte leise auf und auch mir entlockte er ein Stöhnen, als er sich an mich drückte. Wir hatten unseren Spaß und es wäre gelogen, wenn ich behauptete, es sei scheiße gewesen. Doch es war nicht zu vergleichen wie die Male mit Jack! Hier waren absolut keine Gefühle im Spiel. Zwar war es erregend zu wissen, dass Daniel wegen mir Lust verspürte, doch eigentlich war mir meine eigene sehr viel wichtiger. Wie ich mir vorgenommen hatte, ließ ich ihn nicht an meinem Hintern! Irgendwie hatte ich das Gefühl, das dürfe nur Jack. Häufig schloss ich einfach die Augen und stellte mir vor, es wäre Jack, der vor mir kniete. Doch er war es nicht. Er roch nicht nach ihm und fühlte sich auch eigentlich überhaupt nicht nach ihm an! Erschöpft lag Daniel im Bett und sah zu mir hinauf. Er strich sich die Haare von der Stirn und grinste mich leicht an. „Hat echt Spaß gemacht“, grinste er und strich mit seinem Finger über meine Brust. Seit ich wieder mehr Sport treiben durfte, fühlte ich mich merklich wohler in meiner Haut. Mein Sixpack war wieder da und da ich keine Arme und Schultern trainieren sollte war mein Fokus mehr auf die Beine und den Bauch gerichtet. Ich joggte wieder regelmäßig und tatsächlich war ich am Überlegen, mich für einen Halbmarathon anzumelden. Ich nickte leicht, denn Spaß hatte es wirklich gemacht. Doch als Daniel mir anbot bei ihm zu bleiben, lehnte ich ab. Ich wollte nicht unhöflich sein, doch sollte er vor mir wach sein, würde er die Narben sehen. Sie störten zwar nicht im Alltag, doch sie waren immer noch da. Rot und auffällig! Daniel schien es weder zu freuen noch zu belasten dass ich ging. Er nickte mir grinsend zu und meinte nur: „Alles klar. Wenn du Lust auf eine zweite Runde hast, kannst dich ja mal bei mir melden.“ Tatsächlich tauschten wir die Nummern aus, ehe ich ging. Es war seltsam für mich direkt nach dem Sex einfach zu gehen. Die Jacke überwerfend machte ich mich schnell fertig. Ich kannte es einfach nicht so und war mir nicht sicher, ob es mir gefällt oder nicht. Ich ging nach Hause und lag unschlüssig in meinem Bett und obwohl ich es nicht wollte, kam ein schlechtes Gewissen, als ich alles noch einmal im Kopf durchging. In meinem Nachttisch lag die Medaille. Ich holte sie raus. Streichelte über den Kranz. Ich wünschte Jack wäre da… Würde mir sagen, dass es nicht schlimm sei, was ich getan hatte. Doch dieser Wunsch wurde nicht erfüllt, natürlich. Doch ich konnte mir denken, dass er genau sowas für mich gewollt hätte. Auch wenn er Daniel sicher verprügelt hätte. Vermutlich war er diesbezüglich sehr ambivalent zu sich selbst. Ich wusste, dass Jack sehr eifersüchtig werden konnte! Obwohl er sowas nicht für möglich gehalten hatte. Also legte ich die Medaille wieder zurück. Es war albern, Jack war weg und wann er wieder kam, hätte nur er selbst beantworten können. Eine Nachricht von Emily weckte mich am nächsten Tag. Sie wollte wissen, ob sie mich heute sehen würde. Ich schrieb ihr, dass ich Zuhause sei. Und als Emily zu mir kam strahlte sie mich regelrecht an. Ohne zu fragen setzte sie sich auf mein Bett. Ich wusste genau, was sie zum Grinsen brachte. „Komm bloß nicht auf die Idee mich zu verkuppeln“, meinte ich grinsend. Die Bilder von Jack, mir und Didi standen eingerahmt auf meinem Nachttisch und mein Blick huschte kurz zu ihnen. Entsetzt sah mich Emily an. „Natürlich nicht“, meinte sie und ich wusste, dass sie log. Ob sie selbst es wusste, da war ich mir nicht sicher. „Ich dachte ihr wart euch sympathisch, oder etwa doch nicht“, meinte sie unsicher und blickte mir in meine braunen Augen. Ich seufzte schwer und mein Blick flackerte zu dem Bild von Jack. Emily folgte meinem Blick und fragte: „Wieso willst du denn keinen Freund?“ Ich seufzte schwer und betrachtete die junge Frau, die eigentlich so wenig von mir wusste und doch immer wieder sagte, ich sei ihr bester Freund. Emily hatte in den letzten Monaten wirklich bewiesen, dass sie eine gute Freundin für mich war. Ich griff nach dem Bild und reichte es ihr, während ich begann ihr leise zu berichten, was es mit Jack auf sich hatte. Dass er nicht einfach nur ein Ex-Freund für mich war. Ich erzählte ihr, wie wir uns kennenlernten. Wie unsicher ich war, ob ich wirklich schwul sei. Wie er mir half, mir Ratschläge gab. Ich erzählte ohne genau, darauf einzugehen, dass auch Jack mich brauchte. Berichtete von unserer Reise nach Arlington ohne jedoch den wahren Grund zu nennen. Ich erklärte ihr nur, dass ich herausfand, dass Vater ein Doppelleben führte und ich Zuhause raus musste. Doch als es darum ging, dass ich von meinem Vater sprach und dem, was genau geschehen war nach der Reise, versagte mir fast die Stimme. Tatsächlich hatte Emily mich einfach sprechen lassen und nur wenige Fragen gestellt. Es schien fast so, als habe sie geahnt, dass ich etwas verborgen hielt. Als ich schwieg betrachtete ich meine Füße… es war komisch sowas zu berichten. Sowas schreckliches. „Was ist dann passiert, Jazzy“, fragte sie vorsichtiger und doch mit so liebevoller Stimme. Ihre blaugrünen Augen betrachteten mich vorsichtig und ihre Hand auf meinem Bein streichelte mich sanft. Ich sah hinab auf meine Beine und winkelte eins an. Ich seufzte schwer und betrachtete die Wand an der anderen Seite des Zimmers. „Mein Vater hat herausgefunden, dass ich… Also dass ich schwul bin. Es hat ihm… nicht gepasst. Er … ich… er war darüber…“, stotterte ich langsam und besann mich. Ich atmete durch und mit klarer Stimme sprach ich: „Mein Vater hasst Schwule… Er ist ein totaler Homophob, aber noch bevor er es wusste, wurde er schon immer schlimmer. Er fing an, meine Mutter und mich zu schlagen. Natürlich, habe ich mich gewehrt! Als er es dann herausgefunden hatte… Wegen ihm musste ich zur Reha… Er hat mich total verprügelt, so sehr, dass kannst du dir nicht vorstellen…Jack hat ihn davon abgehalten schlimmeres zu tun… vielleicht wäre ich dann nicht mehr hier, Emily.“ Entsetzt sah Emily mich an und schlug die Hände vor ihr Gesicht. Ungläubig war ihr Blick und als sie tatsächlich schwieg, mir nicht sagte, dass alles so schrecklich sei, gewann ich Mut. Langsam stand ich von meinem Bett auf und sie folgte gebannt meinem Blick. Ich atmete tief durch und zog langsam das Shirt über meinen Kopf. Verwirrt betrachtete mich Emily und als ich ihr langsam den Rücken zudrehte hörte ich sie entsetzt nach Luft schnappen und leise: „Oh mein Gott“, murmeln. „Jack rettete mir mein Leben. Hielt meinen Vater davor ab, mehr zu tun. Emily…Doch er musste gehen… ich will niemanden derzeit an meiner Seite. Ich lerne gerade mit mir selbst zurecht zu kommen. Ich will eigentlich nur Jack an meiner Seite. Doch er schien keine Wahl gehabt zu haben… Er hat mir so oft geholfen, war eigentlich immer für mich da… Wirklich einen festen Freund… will ich einfach nicht haben.“ Immer noch glitzerten die Tränen in Emilys Augen. „Oh Jazzy! Ich hatte ja keine Ahnung“, murmelte sie leise und fragte: „Aber warum musste er denn gehen?“ Sie betrachtete das Bild in ihren Händen und schien immer noch fassungslos zu sein von dem was geschehen war. Sah es denn wirklich so schrecklich aus? „Er… ich… Emily ich kann darüber einfach nicht sprechen. Glaub mir einfach, wenn ich sage, dass er es nicht freiwillig getan hat“, murmelte ich leise und zog mir schnell mein Oberteil wieder an. Ich setzte mich wieder zu ihr und sie betrachtete mich, als wisse sie nicht, wie sie reagieren sollte. Ich sah sie freundlich an und meinte: „Hey Emily. Behandle mich jetzt nicht wie ein rohes Ei, okay? Ich bin schließlich immer noch ich…“ Sie nickte leicht und betrachtete eingehend mein Gesicht. „Was ist mit deinem Vater passiert“, fragte sie vorsichtig. Unschlüssig zuckte ich mit den Schultern. „Er wurde angezeigt. Mein Anwalt kümmert sich darum. Aber was mein Vater macht, wo er wohnt… das will ich alles gar nicht wissen. Ich brauch den Abstand…“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hallo, danke für die vielen Favo-Einträge und die lieben Worte. ^^ Ich muss mich ja schon fast entschuldigen, dass Jack immer noch nicht da ist... Ich hoffe, ihr bleibt weriterhin treu, denn ich weiß ja nicht wie ihr es findet, aber ich finde Zeitsprünge halt immer doof, wenn sie nicht vernünftig ausgeschrieben werden. Ich bemüh mich wirklich recht zeitig weiter zu schreiben, damit Jack wieder seinen Auftritt bekommt ;) Schönes Wochenende. Kapitel 5: Geburtstagsüberraschung ---------------------------------- Als ich an einem heißen Tag joggte lief ich an der Strandpromenade lang. Ich mochte diese Strecke, vorbei am Pire mit dem Freizeitpark, doch leider mochten die ganzen Touristen diesen weg auch. An die Wärme beziehungsweise Hitze konnte man sich durchaus gewöhnen fand ich und genoss es das es nur wenig regnete. Auch, wenn Regen Kalifornien gut tun würde. Entlang des Piers waren Sportgeräte aufgestellt worden. In Kalifornien war das Schönheitsideal sehr streng. Viele Trainierten draußen, machten Klimmzüge oder posierten zum Angeben. Sicherlich war es nichts für jeden, doch ich fand es lustig. Machte mich innerlich über diese Poser lustig und schaute bei dem ein oder anderen trainierten Bauch gerne hin. Den Pier im Rücken blieb ich stehen, um etwas zu trinken und durchzuatmen. Ich sah eine Gruppe von drei Menschen, abseits der Touristen. Ein schwarzes, sehr hübsches Mädchen und zwei Männer. Einer hatte sehr schwarze, glänzende Haare, der andere hatte rotblonde locken. Sie alle hatten Surfbretter in der Hand und die beiden Männer schienen von der Sonne braun gebrannt. Ich sah, wie sie die dunkelhäutige Frau beobachteten die gerade mit dem Surfbrett in den Wellen ritt. Ich blieb stehen und atmete durch. Durch die Hitze lief mir der Schweiß die Stirn hinunter und ich wischte mir durch die braunen Haare. Surfen lernen wollte ich immer noch! Jedoch zeigte ich nicht gerne meinen Oberkörper, was surfen eindeutig erschwerte. Doch eigentlich wollte ich mich nicht mehr einschränken. Immer wenn mich wer fragte, meinte ich immer es sei ein Autounfall gewesen worüber ich nicht sprechen wollte. Jeder schwieg darauf und glaubte mir und die Sache war vom Tisch. Seit ich mit Daniel geschlafen hatte ging ich häufiger aus. Suchte in den Kneipen, am Strand nach Männern. Nach Ablenkung und fand sie darin auch. Ich zählte die Kerle nicht mit. Es war einfach und ungezwungen und auch an den richtigen Stellen in der Stadt trafen sich Homosexuelle öfter. Es war ein offenes Geheimnis welcher Pub, welcher Parkplatz es war. Wie Jack die Menschen nicht mitzählte, die er erschossen hatte, zählte ich die Männer nicht mit die ich hatte. Es war nicht nett von mir, doch es half mir meine Gefühle weiter zu verdrängen. Weit weg in mein Inneres. Ich trank noch einen Schluck Wasser und sah, wie die drei lachten und viel Spaß zu haben schienen. Ich wollte endlich surfen lernen! Und als der nächste, der dunkelhaarige sich in die Fluten stürzte beschloss ich es einfach darauf ankommen zu lassen. Ich wollte mein Leben genießen. Ich ging hinunter zu ihnen, beeilte mich bevor der Rothaarige auch weg war. Was hatte ich schon zu verlieren? Wenn sie sagen sie haben auf sowas keinen Bock, war mir das auch egal. „Hey“, rief ich dem Rothaarigen zu, welcher sich überrascht zu mir drehte. „Hi? Was gibt es“, fragte er freundlich, doch auch sichtlich verwirrt. Ich kam vor ihm zum Stehen. Er war größer wie ich, doch nicht breiter. Er hatte zwar einen athletischen Körperbau, doch schien er einfach eine schmale Person zu sein. Vom nahen sah ich, dass er einen Bart trug. Blond und vom weiten nicht zu sehen. Er hatte Sommersprossen, welche ihm einen jugendlichen Touch verliehen. „Hi, ich hab euch gerade etwas beobachtet“, grinste ich fröhlich und deutete oben auf die Promenade, „und… na ja ich wollte eigentlich immer mal surfen lernen. Habt ihr Bock mir das mal zu zeigen? Oder gerade keine Zeit für sowas?“ Überrascht sah er mich an und ich verstand ihn. Wer sprach heutzutage einfach Fremde Menschen an? Eigentlich keiner mehr wirklich. Kurz betrachtete er mich, es schien als schätze er ab ob ich scherze oder nicht. Doch noch bevor ich etwas sagen konnte wurden wir von der Stimme einer jungen Frau unterbrochen. Das schwarze junge Mädchen kam auf uns zu und betrachtete uns mit ihren dunklen Augen. Sie sah mich freundlich an und fragte: „Was möchte er Oliver?“ Grinsend, aber nicht abfällig grinsend drehte er sich zu der jungen Frau um und meinte: „Surfen lernen.“ Überrascht sah mich die Frau an und das Wasser lief noch an ihrem ziemlich schlanken Körper hinunter. Sie hielt ihr Brett neben sich und musterte mich. „Meinst du das Ernst“, fragte sie und als ich nickte lächelte sie freundlich, „okay… du wirst aber ziemlich nass werden. Hast du eine Badehose dabei?“ Ich sah hinab auf meine Jogginghose und meinte: „Wird schon passen. Ist ja warm hier. Ich bin Jasper, aber die meisten sagen Jazz.“ „Ich bin Alysha“, meinte die junge Schwarze und deutete auf den Rotblonden und meinte: „Das ist Oliver, mein Freund und der der gerade aus dem Meer kommt ist Ethan. Ein guter Freund von uns.“ Als ich Ethan erblickte grinste ich ihn kurz an und konnte nicht anders, als ihn zu betrachten. Er war ziemlich kräftig. Hatte einen toll durchtrainierten Bauch. Er hatte dunkle Brusthaare, aber nicht zu viele und auch er trug einen Bart. Er hatte erstaunlich helle Augen die im starken Kontrast zu seiner pechrabenschwarzen Mähne standen. Ich konnte es nicht anders sagen, aber dieser Mann war sehr nach meinem Geschmack. Er betrachtete mich und ich stellte sich noch einmal kurz vor. Er grinste mich leicht an, fragte was ich hier wollte. Erklärend meinte ich, dass ich hier lebe und nicht surfen kann und dies endlich ändern wollte. Er grinste mich breit an und nickte. „Klar, lass dir das von Alysha zeigen. Die hat die Nerven für sowas“, meinte Ethan und grinste frech. Fragend sah ich Alysha an und zog mein T-Shirt über den Kopf. „Ich bin Karatetrainerin“, meinte sie freundlich und reichte mit tatsächlich ihr Brett. Alysha war ein sehr geduldiger Mensch und erklärte mir genau, was ich machen sollte. Keiner der Anderen sprach mich auf meine Narben an und so waren sie erstaunlich schnell vergessen. Ständig fiel ich vom Brett, jede noch so kleine Welle riss mich runter! Die Anderen lachten und ich lachte einfach mit. Ich sah auch sicherlich bescheuert aus. Sollten sie doch lachen, mich interessierte es nicht. Wir hatten unserem Spaß und als Ethan von einer Welle runtergespült wurde lachte ich mit. Es war anstrengend und machte gleichzeitig viel Spaß. Ich schaffte es nach einiger Zeit mich auf dem Brett zu halten, doch nur wenige Augenblicke. Es sah im Fernseher immer so viel leichter aus. Im Wechsel bekam ich eins der drei Bretter. Alle waren sehr nett, standen mit beiden Beinen im Leben. Sie waren alle etwas älter wie ich. Alysha und Oliver waren beide dreiundzwanzig. Sie war Karatetrainerin, er arbeitete als Bankkaufmann und Ethan studierte an der Uni Jura. Es schien als wären wir alle überrascht. Sie waren überrascht, dass ich sie ansprach und es tatsächlich ernst meinte. Ich war überrascht, dass sie Personen waren die meinem Charakter ähnelten. Ich vergaß die Zeit und genoss den Nachmittag. Später saßen wir am Strand nachdem jeder sich ein Getränk geholt hatte. Immer noch liebte ich Cola einfach und ich betrachtete Alysha. „Ich hab früher mal Karate gemacht, dass ist aber schon ewig her“, meinte ich freundlich grinsend und trank einen Schluck. Fröhlich sah sie mich an und nickte leicht. „Welchen Gürten hast du“, wollte sie wissen. Nachdem ihr ihr sagte, dass ich den Grünen habe grinste sie und wollte wissen, ob ich weiter machen möchte. „Hm…. Ich weiß nicht. Ich… ich hatte einen ziemlich schweren Autounfall, dabei hab ich mir die Schulter gebrochen. Seitdem muss ich damit so aufpassen“, meinte ich während ich wieder einen Schluck trank. „Hm… wir können es ja versuchen… wenn du willst, wenn es nicht klappt, dann klappt es eben nicht“, meinte sie freundlich und unschlüssig nickte ich. Ich trank noch einen Schluck und sah hinaus auf das Meer. Ich merkte wie Ethan mich musterte und blickte kurz an mir runter. Ich war breit geworden sicher nicht so breit wie Jack einst, doch tatsächlich war ich kaum noch der Jugendliche von früher jetzt kurz vor meinem zwanzigsten Geburtstag. „Gefall ich dir so sehr“, fragte ich frech und zwinkerte Ethan zu. Er lachte und zuckte unschlüssig mit den Schultern. „Ja schon. Du wärst schon ziemlich mein Beuteschema…“, lachte er und ich grinste breit. Überrascht sah ich ihn an und fragte: „Ach du bist schwul?“ Ethan schmunzelte und nickte und betrachtete mich erneut wie seine nächste Beute. Unsicherheit war ein Fremdwort geworden und der nette Junge der ich vielleicht mal war, war in Texas geblieben. Doch ich schüttelte leicht den Kopf. „Ich bin keine Beute“, meinte ich und grinste und ich wusste, dass es arrogant klang, doch es war mir gleich, dazu konnte ich stehen. Ich selbst bezeichnete mich als Arschloch, denn noch immer hatte ich die gute Fähigkeit mich zu reflektieren. Frech sagend fügte ich hinzu: „ich bin ein Jäger.“ Tatsächlich lachten die Anderen über meinen Scherz und es gefiel mir, dass wir einen ähnlichen Humor hatten. Doch in Wirklichkeit war ich genau das geworden. Ich lenkte mich ab, versuchte die Gefühle zu unterdrücken. Kerle abschleppen war nicht schwer, fand ich. Emily fand mein Verhalten mehr wie grauenvoll, suchte sie doch immer nach der großen Liebe… etwas was mir einfach gestohlen bleiben konnte! Spaß war in Ordnung, aber mehr nicht. Doch seither unternahmen wir vier immer mehr zusammen und auch Emily stieß dazu. Tatsächlich wurden wir so etwas wie eine Clique. Sport vereinte uns und auch Emily mit ihrer fröhlichen offenen Art fand Anschluss. Der einzige der fehlte für mich war Eric, doch in Eric sah ich keinen besten Freund mehr! Er war mein Bruder. Ich hatte es Eric nie gesagt, es war zu schnulzig für uns. Ethan und die anderen waren gute Freunde und die Tage am Strand, in den Bars waren lustig, doch wenn ich Eric sah, war es eben irgendwie anders. Familie musste nicht im Blut verbunden sein. Es gab einiges weswegen ich mir Gedanken machen musste. Das Schuljahr neigte sich dem Ende zu und ich musste mir endlich einig werden, was ich mit meiner Zukunft anfangen wollte. Ich saß in meinem Zimmer, brütete über dem Internet und las mir unterschiedliche Berufsbezeichnungen durch. Wollte ich auf das College, oder doch lieber eine Ausbildung anfangen? Die Colleges waren teuer, ohne Stipendium würde ich mir das nicht leisten können. Zwar bekam ich Unterhalt von meiner Mutter, doch das würde nicht reichen, bei weitem nicht! Da ich meiner Schwester nicht zu sehr auf der Tasche liegen wollte hatte ich begonnen mit einem Nebenjob etwas eigenes Geld zu verdienen. So arbeitete ich drei Mal in der Woche oder am Wochenende in einer Welt weit bekannten Kaffeekette. Ich machte den Leuten ihren Kaffee, schrieb die Namen auf die Becher und scherzte mit den Kunden rum. Keine anspruchsvolle Arbeit, aber es machte Spaß und gab etwas Geld. Es war nicht ungewöhnlich, dass man während der Schule einer Tätigkeit nachging. Viele aus meiner Klasse hatten Jobs. Das Leben war eben einfach teuer hier. Doch auch mit dem Geld aus dem Nebenjob würde es nie reichen, dass ich studieren könnte ohne Unterstützung. Tatsächlich, hatte ich schon vor geraumer Zeit einfach wahllos um Stipendien beworben. Mit gerunzelter Stirn starte ich auf dem Bildschirm. Ich wollte einen coolen Job! Es war albern, aber ich wollte unbedingt einen Job mit Verantwortung, wovon man wirklich leben konnte! Der zeigte, dass ich es geschafft hatte. Nachdem was mir passiert war, dachte ich einige Zeit darüber nach Anwalt zu werden. Schließlich ein cooler Job mit Prestige. Doch nachdem ich mir einige Texte angesehen hatte und nicht wirklich verstanden hatte verwarf ich den Gedanken. Damit würde ich nicht zufrieden werden. Ich musste mich für etwas entscheiden, was ich konnte, denn meinen eigentlichen Traum konnte ich nicht mehr erfüllen. Ich warf einen Blick auf das Bild von Jack. Sein T-Shirt mit dem Tarnmuster lag auf dem Bett. Da es zu groß war, schlief ich darin eigentlich nur, oder ging damit joggen. Ich griff nach der Medaille welche neben meinem Laptop lag und drehte sie in der Hand. Natürlich schwebte mir ständig durch den Kopf, Soldat zu werden nur um wieder bei ihm zu sein. Doch wozu verpflichtete ich mich damit? Ich verpflichtete mich zu einem Leben, ohne eigene Meinung, ohne Wissen und nachdem, was mir Jack berichtete, zu einem Leben wo der Einzelne kaum zählte. Zudem müsste ich mich in der US-Army verpflichten… denn die Söldnergruppen die nun regelmäßiger in den Nachrichten waren hatte schließlich keine Postadresse. Doch ich wollte nicht Soldat werden! Ich wollte meine eigene Meinung vertreten können, ich wollte wissen wofür ich was tat. Mir lag es auch nicht, ständig auf Andere zu hören und ich wollte immer noch nicht auf Menschen schießen. Klar, ich besaß immer noch eine Waffe, schließlich war ich Texaner, doch ich wollte nicht auf Menschen schießen. Auch wenn man Pilot oder ähnliches werden wollte las ich, dass man sich zunächst einige Jahre verpflichten musste. Zudem konnte man mit fast 20 Jahren schon an die Front geschickt werden. Auch dies war etwas, was ich mir nicht vorstellen wollte. Also verwarf ich den Gedanken wieder, es würde mich vermutlich auch nicht zu Jack führen. Ich legte die Medaille wieder neben dem Computer und lenkte meinen Blick von ihr weg. Meine Augen glitte zu einem Bild auf meinem Schreibtisch. Ein Bild, welches mich in mitten meiner Freunde zeige. Spöttisch dachte ich an die Worte Emilys Künstler zu werden. Etwas was kein bisschen in Frage kam. Tatsächlich drängte Emily mich immer noch an, weiter zu zeichnen und zu malen. Da sie selten Ruhe gab, gab ich häufiger nach als mir lieb war. Ich wurde immer besser! Gab es einen Beruf der sowas voraussetzte und mich nicht gleich als schwul hinstellte? Diese verdammte Angst wie eine Schwuchtel auszusehen konnte ich einfach nicht ablegen! Ich hasste es, dass ich immer in Sorge war so zu wirken, denn das tat ich nicht! Trotzdem verfolgte mich dieses Wort, ob ich es wollte oder nicht. Wieder sah ich Emilys fröhliches Gesicht auf dem Bild an. Immer wieder kam sie auf die Idee, dass sollte ich an der Universität in L.A. ein Stipendium erhalten, wir in eine Wohnung zusammen ziehen sollten. Sie plante schon, obwohl noch nichts feststand. Immer wieder überstürzte sie Sachen und war letztendlich enttäuscht, dass es nicht klappte. So war es auch in der Liebe bei ihr. Sie suchte den Richtigen, verliebte sich immer Hals über Kopf und wurde letztlich doch enttäuscht. Es tat mir leid, doch sie wollte einfach nicht hören, also musste sie selbst darauf kommen. Ich zwang niemanden meine Meinung auf! Ich ging die Seite des Colleges von Los Angelas durch. Es war eine große Universität mit vielen Studenten und einen guten Ruf hatte sie auch. Auch hing mir Ethan immer wieder in den Ohren, dass ich auf die Uni sollte. Tatsächlich war sie meine Wunschuni. Ich durchforstete die Internetseite und las mir die Portfolios einzelner Studienfächer durch. Vieles klang interessant, doch davon würde man nicht wirklich leben können, wenn man fertig studiert hatte. An einem Absatz blieb ich hängen. Als Architekt sollte man gut und genau zeichnen können, Spaß an Materialien haben… Das klang vielversprechend, eigentlich. Interessiert las ich den Text und je mehr ich las, desto interessanter fand ich was ich dort erfuhr. Ich sah mir ein Video an, in dem der Beruf und der Studiengang erklärt wurden. Während des Studiums würden viele Projekte durchgeführt werden. Klang nicht danach, dass man nur Stumpfsinnig zuhören musste. Interessiert las und schaute ich weiter. Mathematische Fähigkeiten sollten vorhanden sein. Mathematik war weder ein herausragendes noch ein wirklich schlechtes Fach gewesen. Winkelberechnen lag mir immer mehr wie eine Kurvendiskussion oder Wahrscheinlichkeitsrechnungen. Mit einem Computer umgehen, konnte ich ebenfalls. Nur Modelle selbst hatte ich noch nie wirklich kreiert, wieso hätte ich dies auch tun sollten? Ich öffnete ein Forum in dem jemand die Frage gestellt hatte, was man für das Studium mitbringen sollte. Vieles sagte mir zu und ich beschloss mir dieses Studienfach durch den Kopf gehen zu lassen. Doch noch immer wusste ich, dass ein Studium teuer war, doch ich wollte unbedingt studieren! Ich wollte beweisen, dass ich wie meine Schwester, die bislang die Einzige aus unserer Familie mit Collegeabschluss war, etwas drauf habe! Meine Noten waren gut, doch nicht überdurchschnittlich. Nicht gut genug für ein Vollstipendium. Doch dann traf es mich wie ein Blitz. Mein Blick glomm zu meinem Nachttisch und meine Augen fixierten Jack… „Dann schauen wir doch mal, ob du wirklich einen Blick auf mich hast und was du alles schaffst…“, nuschelte ich leise. Wieso auch immer, hatte er immer geschafft, dass alles so verlief wie er es wollte. Ob er es auch schaffte, dass ich ein Vollstipendium bekommen würde? Wenn ich eins bekomme, dann war er tatsächlich immer noch irgendwie bei mir, hatte ein Auge auf mich. Konnte man es eigentlich so nennen, bei mir? Ich war mir unschlüssig ob es überhaupt funktionieren würde. Doch ich wollte es wenigstens versuchen! Ich wollte keine Ausbildung beginnen. So albern es auch klang, ich wollte noch lernen. Wollte mehr verstehen, einen anerkannten Beruf ausüben und so hoffte ich wirklich, dass ich ein Stipendium erhalten würde. Ich klappte den Laptop zu und fragte mich, ob ich in diesem Beruf wirklich zufrieden sein würde… Ich wusste es noch nicht, doch das was ich gesehen und gehört hatte fand ich im ersten Eindruck zufriedenstellend. Mein Blick glitt über meinen Schreibtisch. Etwas Unordnung herrschte auf ihm. Abschlussprüfungen standen bevor und ich lernte dafür, doch meine Augen wurden von etwas anderem angezogen. Das Andere was meine Aufmerksamkeit verlangte war, dass nun nach über eineinhalb Jahren endlich Anklage gegen meinen Vater erhoben wurde. Ein Brief aus Texas war vor wenigen Tagen eingetroffen. Mein Anwalt hatte ihn an mich weitergeleitet. Ich war nervös wenn ich daran dachte, denn es bedeutete, dass ich auf ihn treffen würde. Dieser Prozess brach alles wieder auf, was verdrängt schien. Die Albträume die weniger geworden waren, waren wieder da. Fast wie früher! Wenn ich zu häufig nachdachte stieg die Panik, denn ich hatte das Gefühl diesen Tag nicht durchstehen zu können. Ich wollte nicht in dieses vertraute und gleichzeitig so verhasste Gesicht blicken. Die Fratze die mich damals hasserfüllt angesehen hatte, während er mich fast tot prügelte. Ich hatte Angst vor diesen Menschen, doch ich verbot mir dazu zu stehen. Ich wollte stark aussehen, taff, als ob ich damit abgeschlossen hatte. Doch ich wusste in meinem Inneren, dass ich damit nie abgeschlossen hatte. Ich hatte Angst, dass wenn ich meinem Vater gegenüberstand meine so hart aufgebaute Selbstachtung, eigentlich mein Leben, wieder aus den Fugen geriet. Meine Mutter wollte mich begleiten, ich hatte es ihr gar nicht zugetraut und auch Emily wollte unbedingt dabei sein. Auch wenn sie draußen warten müsse, sagte sie. Sie wollte, dass ich weiß, dass sie an meiner Seite war. Eric wollte kommen und es war so wunderbar zu wissen, dass diese Menschen wirklich an meiner Seite waren… Familie bestand wirklich nicht nur aus Blut! Familie war da wo man geliebt wurde. Doch trotz dieser Stützten hatte ich nicht wirklich das Gefühl, dass alles überstehen zu können. Die Wochen vor dem Gericht lenkte ich mich ab, doch heute Abend schaffte ich es nicht. Ich sah auf den Kalender, morgen war es genau zwei Jahre her, dass Jack weg war. Morgen wurde ich zwanzig. Wow, dachte ich mir, die Zeit rennt… Wo war sie denn geblieben? Morgen würden alle kommen, meine Freunde hatten eine tolle Überraschung geplant und auch Eric würde kommen. Diese Tatsache ließ mich trotz der Sorgen die ich hatte lächeln. Ich freute mich ihn wieder zu sehen. Jackson konnte leider nicht kommen. Da er auf einer Range arbeitete mussten die Tiere versorgt werden und konnte nicht einfach zurückgelassen werden. Doch es störte mich nicht. Wir telefonierten zwar, doch Jackson wird nie ein Familienmensch werden. Noch einmal raufte ich mir durch die braunen Haare und mahnte mich selbst ins Bett zu gehen. Ich konnte die Zeit nicht anhalten und auch nicht schneller laufen lassen, ich musste die Wochen zum Prozess einfach abwarten… Ich schlief unruhig, denn das Monster aus dem Krankenhaus verfolge mich gelegentlich noch und durch den Prozess hatte es neue Energie gewonnen! Mein Zimmer, die Schmerzen, alles war wieder da! Mein Puls schien zu rasen und die Dunkelheit, die allumfassende, ergriff wieder Besitz von mir! Kein Entkommen. Ich hatte Angst, spürte sie im Traum und ich hatte das Gefühl, dass ich das elende Piepen der Geräte wieder hören konnte. Ich wälzte mich hin und her und schreckte am frühen Morgen schon aus dem Schlaf. Ich strich mir durch die Haare und spürte kalten Schweiß auf meiner Stirn. Schwer durchatmend verließ ich schleunigst das Bett, als ginge von diesem Gefahr aus. Immer noch hörte ich das Pochen meines Pulses in meinen Ohren. Angestaute Wut sammelte sich in mir und ich verstand nicht warum. Woher kam auf einmal diese Wut? Ich spürte plötzlich, wie sie von mir Besitzt einnahm. Wieso?! Ich erinnerte mich an die Nacht, die letzte Nacht mit Jack! Es war als wäre sie gerade her gewesen. Ich spürte seine Finger auf meinem Bauch, die mich sanft streichelten, damit ich einschlief und er gehen konnte! Die Wut die Verzweiflung alles so schön verdrängt wollte wieder an die Oberfläche! Mein Körper begann zu zittern und plötzlich schlug das schlechte Gewissen auf mich ein! Wie Jack nie die Toten gezählt hatte, hatte ich nie meine Typen gezählt doch wegen jeden einzelnen durchströmte mich ein schlechtes Gewissen! Immer wieder versuchte ich die aufkommenden Gefühle von mir wegzuschieben, denn da war auch noch die Angst. Die Angst vor meinem Vater! Fast schon hastig zog ich meine Jogginghose an und stolperte aus dem Raum. Schmiss das T-Shirt von Jack auf mein Bett als würde ich mich daran verbrennen! Ablenken, war das einzige was ich wollte. Ich steckte mir Ohrstöpsel in die Ohren und drehte die Musik so laut, dass denken nicht mehr möglich war! Ich lief, versuchte tatsächlich einfach wegzulaufen. Weg von dem was ich erlebt hatte. Weg von meinen Gefühlen. Ich wusste nicht, wie lange ich lief doch meine Lunge brannte. Erst das Vibrieren meines Handys brachte mich zurück in die Realität. Ich hielt an nun merkte erst in dem Moment, dass der Schweiß meine Haut benetze. Ich blickte auf das Handy. Jenny… Schnell nahm ich ab und freudig meinte sie: „Hey, alles Gute zum Geburtstag! Endlich eine zwei davor! Wo bist du eigentlich? Willst du nicht mit mir Frühstücken?“ Ich atmete noch schwer und keuchte leicht als ich meinte: „Sorry… ich…ich musste etwas frische Luft schnappen. Bin joggen. Klar, komme ich… Danke Jenny.“ Ich lächelte, doch ich merkte, dass dieser Tag sehr anstrengend werden würde. Mir war nicht nach feuern und ich wusste, dass heute das tragen der Maske sehr schwer sein würde… Ich hatte Eric versprochen ihn vom Flughafen abzuholen und nachdem ich nach Hause gelaufen war, hatte ich gemeinsam mit Jenny gefrühstückt. Sie strahlte und hatte gute Laune! Allerdings wollte sie einfach nicht auf mich überspringen. Warum Jenny so am Strahlen war, wusste ich nicht, denn es war doch nur mein Geburtstag? Clay war noch im Ausland. Ich fuhr zum Flughafen und nach einiger Zeit sammelte ich Eric ein. Er sah mir nur kurz in die Augen und noch bevor er etwas sagte fragte er mich: „Was ist los?“ Ich blinzelte einige Male und sah ihn überrascht an, wie gut er mich kannte verblüffte mich. „…Lass uns… lass uns heute Abend sprechen okay, wenn alle weg sind“, bat ich und ernst. Ich hatte keine Lust auf meinem Geburtstag, doch ich musste ihn heute durchhalten! Eric nickte und sah mich unsicher an, doch er kannte mich und schien lieber abzuwarten. Wir fuhren nach Hause und ich versuchte fröhlich auszusehen. Denn eigentlich freute es mich, dass mein bester Freund da war. Erst gegen Nachmittag kamen meine Freunde. Es sollte gegrillt werden. Tatsächlich, waren für Emily sogar vegetarische Würstchen dabei. Sie alle, Ethan, Oliver, Alysha, und Emily kamen wie vereinbart am Nachmittag und Emily strahlte, als sie mir meine Überraschung präsentierte. Meine neuen Freunde, samt Emily, schenkten mir zu meinem zwanzigsten Geburtstag ein Surfbrett. Ich freute mich, denn damit hatte ich nicht gerechnet. Es war zudem herrlich Eric wieder für einige Zeit bei mir zu haben! Aufgeregt hielt mich Jenny das Papier entgegen, nachdem wir alle Kuchen gegessen hatten. Verwirrt sah ich sie an und sie meinte. „Es ist von College. Aus L.A. Ich vermutete deine Antwort! Mach sie auf. Vielleicht hast du Glück, heute ist doch dein Geburtstag! Die haben ja echt schnell geantwortet!“ Unsicher drehte ich den Brief in meinen Händen. Es war das gleiche College auf welches Ethan ging und welches tatsächlich die Uni wäre auf die ich am liebsten gegangen wäre. Fahrig öffnete ich den Brief und las ihn durch und als ich es las spürte ich kurz ehrliche Freude in mir, Vollstipendium… ich würde studieren können! Grinsend reichte ich meiner Schwester den Brief. Auch sie las ihn sich schnell durch und fröhlich drückte sie mich. „Oh das ist ja klasse“, rief sie fröhlich und grinste mich breit an. Ich nickte und strahlte. Ethan kam gleich zu mir und schlug freudig ein! „Cool“, meinte er grinsend, „dass du echt ein Vollstipendium hast! Du Streber! Man hast du Glück!“ Immer wieder nahm ich den Brief zur Hand und kurz, ließ ich den Blick schweifen, ja das war wirklich eine Geburtstagüberraschung… Plötzlich war die Feiern nicht mehr so schön, wie vor wenigen Sekunden. Denn derjenige dem ich dieses Geschenk zu verdanken hatte fehlte. Ich wusste es einfach! Ich betrachtete den Brief und blickte hinauf zu den Gästen. Alle schienen gute Laune zu haben und freuten sich für mich. Doch mir war nicht mehr nach feiern. Während die anderen noch Spaß hatten schlich ich mich hinauf in mein Zimmer. Wieder kamen die Gefühle hoch, die ich seit dem Morgen verdrängte! Wieder schob ich sie weg von mir! Ich hatte seit längerer Zeit keine E-Mails mehr an Jack verfasst, doch heute musste ich es einfach tun! Ich öffnete das Programm, immer noch war seine Adresse eingespeichert. „Der Brief von der Universität kam an. Vollstipendium! Danke! Ein tolles Geburtstagsgeschenk“, Ich hielt inne beim Tippen, nun war ich mir sicher, dass die Nachrichten ankamen. Ich war mir sicher, dass er wirklich noch ein Auge auf mich hatte. Er würde kommen wenn ich ihn brauchte, hatte er gesagt. Ich dachte an die Gerichtsverhandlung. Vor der ich so große Angst hatte und ehrlich schrieb ich es ihm: „Die Gerichtsverhandlung gegen Dad findet statt. Am 18 September… ich hab wirklich Angst Jack… Ich glaube, dass ich es nicht einfach so schaffen werde… Heute ist es echt nicht schön. Hey… ich liebe dich immer noch. Grüß Didi.“ Ich schickte sie ab und wie gewohnt, kam die Nachricht an, dass sie nicht zugestellt wurde. Ich schloss den Browser wieder und sah meinen Laptop an. Als hoffte ich, dass er mich durch ihn hindurch zu Jack bringen würde. Ich hörte es an meiner Zimmertür klopfen und ich strich mir kurz durch mein Gesicht. „Ja“, sagte ich und war überrascht das es nicht Jenny war die kam. Es war Emily. Wieder einmal. Ich seufzte schon fast leise auf als ich ihre so liebgewonnen grünblauen Augen sah. „Alles okay Jazzy“, fragte sie freundlich und erstaunlich sanft klang ihre Stimme. „Es ist alles klasse“, sagte ich fröhlich grinsend und nickte leicht. Es war wieder eine Maske die ich trug. Heute spürte ich sie wieder deutlicher als zuvor. Sie lehnte sich an den Schreibtisch und betrachtete mein Gesicht. „Ist es auch. Hey komm, jetzt können wir wirklich zusammen ziehen“, meinte sie begeistert und lachte fröhlich auf. Ich nickte und konnte nicht anders und lachte leise. „Ja du Verrückte such ne Wohnung…“, meinte ich, gab mich geschlagen und klappte den Laptop zu, „lass uns runter.“ „Ja… Hey Jazzy, ich hab dich lieb, ja“, meinte sie und ich vermutete, dass merkte, dass ich spielte. Ich blieb stehen und auch Emily drehte sich zu mir. Ich sah die ehrliche Sorge in ihren Augen schimmern und heute hätte sie mich fast zum Weinen gebracht. Ich wollte doch nicht, dass sie sich um mich Sorgte. Ich drückte sie. Nahm sie einfach liebevoll in den Arm. Nie zuvor hatten wir einander so umarmt. All meine Dankbarkeit floss in diese Umarmung und sanft, fast zärtlich streichelte ich ihr über den Rücken. Ich war ihr so Dankbar, dass sie mit ihrer Art immer versuchte mir zu helfen, für mich da zu sein. Auch sie drückte mich und sanft streichelte sie meinen Rücken, tatsächlich war ich schon sehr lange nicht mehr so umarmt worden. Wir sahen einander in die Augen und tatsächlich wirkten sie etwas heller als gewöhnlich. Vermutlich verstand sie gar nicht, was genau los war… „Wenn du heulst verschmiert deine Schminke, dass sieht scheiße aus“, meinte ich leise. Frech waren meine Worte, sanft meine Stimme und Emily schlug mir spielerisch gegen die Schulter. „Du Arschloch“, meinte sie und strich sich durch ihr Gesicht. Noch einmal drückte ich sie seitlich an mich und strich ihr über die Seite. Gemeinsam gingen wir runter und alle saßen sie im Garten und waren am Lachen. Jenny strahlte und als sie mich sah, winkte sie mich fröhlich zu sich. Sie war bester Laune, schon den ganzen Tag strahlte mit der Sonne um die Wette. Lächelnd ging ich zu ihr und sah sie fragend an. „Ich hab auch noch eine Überraschung für dich. Obwohl…“, sie zog mich etwas zur Seite, „ich weiß nicht ob es eine Überraschung für dich ist… Ich kann einfach nicht mehr abwarten es dir zu sagen! Clay hat mich gefragt ob ich ihn heiraten möchte!“ Sie deutete auf einen Ring und strahlte, doch als ich den Mund aufmachen wollte, um zu gratulieren legte sie mir freundlich, aber bestimmend einen Finger auf den Mund. „Und“, ihr grinsen wurde immer breiter, „du wirst Onkel! Jazz verstehst du! Ich bin schwanger!“ Nie hatten Jennys Augen fröhlicher geleuchtet, als in diesem Moment. Sprachlos sah ich sie an und drückte sie. Ich konnte nichts sagen! Tatsächlich überwältigte mich gerade diese Neuigkeit. Ich freute mich. Für Clay der nicht nur der Freund meiner Schwester war, sondern ein guter Freund ist und für meine Schwester die eine wunderbare Mutter sein würde! „Herzlichen Glückwunsch. Ich kann es kaum erwarten“, meinte ich ehrlich. Ich war schon oft Onkel geworden, doch damals war ich viel zu jung und unreif um mich darauf wirklich zu freuen! Doch bei Jennys Kind würde alles anders sein! Ich strich ihr über den Bauch und meinte: „Deswegen bist du also dicker geworden, jetzt kann ich es endlich sagen!“ Auch sie schlug mich, doch fester als Emily und in weniger als fünf Minuten nannte man mich zum zweiten Mal ein Arschloch! Doch es war mir egal, ich drückte meine Schwester an mich ran und küsste sie liebevoll auf die Wange. Diese Nachricht ließ mich die restlichen Stunden überstehen, doch als die Anderen später gingen und ich alleine mit Eric war, seufzte ich schwer auf, als sei mit dem letzten Gast eine Last von meiner Schulter gefallen! Kapitel 6: Belastende Neuigkeiten --------------------------------- Zuerst vielen Dank an die Rückmeldungen. Es ist schön zu wissen, dass die Favomenschen wirklich mitlesen und nicht nur vergessen haben, dass es die Geschichte noch gibt :D Danke danke. Ich hoffe es gefällt eich weiterhin :) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Eric und ich gingen hinauf in mein Zimmer. Jenny war schwanger! Ich konnte es gar nicht glauben! Ich freute mich wirklich für die Beiden und ich würde mit Sicherheit ein cooler Onkel werden! Ich wusste gar nicht, was ich lieber haben wollen würde, einen Neffen oder eine Nichte… Mit einem Jungen könnte man Baseball spielen, aber Mädchen waren einfach nur süß! Die schlechten Gedanken waren vergessen, bis ich zu Eric sah. Ich spürte seinen taxierenden Blick auf mir ruhen. Das eine Inquisition folgen würde, war mir klar. Dafür kannte ich meinen besten Freund zu gut. Vermutlich hatte ich ihn heute viel zu gehetzt angesehen, als ich ihn vom Flughafen abgeholt hatte, da war es ihm ja schon aufgefallen. Zudem war ich mir sicher, dass ihm aufgefallen war, dass ich weit weniger euphorisch war, als ich die Nachricht meines Stipendiums erhalten hatte. Als Eric anfing zu sprechen, bestätigte sich meine Vermutung. „Freust du dich gar nicht, dass du ein Vollstipendium hast“, fragte Eric und setzte sich auf mein Bett. Er betrachtete neugierig mein Zimmer, war er doch nicht oft hier. Der Flug alleine hier hin, dauerte fast vier Stunden. Ich seufzte schwer und setzte mich neben ihn, ließ wie er meinen Blick durch mein Zimmer gleiten. Er kannte mich einfach zu gut, natürlich hatte er etwas bemerkt. Ich nickte zustimmend und wusste, dass ich nicht so fröhlich wirkte. Vermutlich konnten Andere sich bei so einer Nachricht kein bisschen mehr halten. „Doch“, meinte ich und hörte selbst wie falsch ich eigentlich klang, „es ist nur, dass… na ja ich glaube einfach, dass die Person, der ich das zu verdanken habe, nicht da ist.“ Verwirrt sah Eric mich an. „Wie meinst du das? Ein Vollstipendium muss man sich schon verdienen, dass weißt du, oder?“ Unschlüssig blickte er mich an und ich nickte. Genau das war der Punkt! Ich wusste, dass ich es einfach nicht wegen meiner überdurchschnittlichen Leistungen bekommen haben könnte, denn diese Leistungen waren einfach nicht vorhanden! Auch hatten meine Eltern sicherlich keinen hohen Betrag an die Universität gespendet Das Studium in den USA ist teuer. 25.000 Dollar pro Jahr am privaten College sind normal. Eine komplett Finanzierung mit einem Stipendium ist zudem äußert selten. Es gab für mich also keine andere logische Begründung. Betrübt senkte ich den Blick und sah auf den Boden. „Ich denke, dass Jack damit was zu tun hat“, meinte ich unruhig. Ich sah nicht zu den Bildern auf dem Nachttisch. Ich konnte und wollte sie gerade nicht ansehen. Immer noch war ich innerlich aufgewühlt und konnte es kaum verbergen. Ich wusste, dass es meine unterdrückten Gefühle waren. Vermutlich würde sowas häufiger auftreten, wenn ich nicht endlich meine Probleme angehen würde! Doch es war mir gleich! Ich wollte mit niemand Fremden über meine Probleme sprechen. Noch nicht. „Wieso denn Jack? Was soll der mit deinem Stipendium zu tun haben“, fragte Eric und klang äußert verwirrt. Wie sollte ich ihm das erklären, ohne wirkliche Geheimnisse Jacks zu offenbaren? Wie loyal ich ihm einfach war… Nie hätte ich so etwas von mir erwartet. „Ich bin mir da einfach sicher, ich kenne ihn… Er… er hatte viele Kontakte und wollte halt immer, dass ich es gut habe…“ Ich wusste, dass diese Erklärung mehr als fadenscheinig klang und ich war nicht überrascht, dass Eric die Stirn runzelte, während er mich anschaute. „Und du meinst er hat Kontakt zu den Leuten aus der Uni“, fragte Eric mich sehr skeptisch. Unschlüssig zuckte ich mit der Schulter. Vielleich, hatte er ihnen auch einfach einen hohen Betrag zukommen lassen. „Vielleicht hast du es dir auch einfach ehrlich verdient, Jazz“, meinte Eric ernst und betrachtete mich. Ich seufzte schwer. Nie hatte ich Eric die Wahrheit sagen können und auch jetzt nicht. Ich wollte gerne, doch vermutlich würde er es nie verstehen, oder eher glauben. Zudem wollte ich Jack einfach nicht verraten. Jetzt, da ich in den Nachrichten von vermutlich einiger seiner Machenschaften gehört hatte, verstand ich, was er meinte, als er damals von einem Erschießungskommando sprach. Natürlich hätte die Regierung ihn beseitigt, wenn sie von seinen Plänen etwas mitbekommen hätten. Damals als wir den Spion aufgesucht hatten, wirkte alles gar nicht so verboten. Allerdings jetzt, wo ich älter war, verstand ich immer mehr die Traglast. Es war verrat, wenn man so wollte, war es Hofverrat an den Vereinigten Staaten gewesen. Etwas, was ich erst im Laufe der Zeit verstanden hatte. Ich konnte und wollte das vor Eric nicht besprechen. Also winkte ich ab und sagte, dass er vermutlich Recht habe. Wir schwiegen und mit gerunzelter Stirn hing ich meinen Gedanken nach. „Geht es dir immer so beschissen“, wollte Eric wissen und betrachtete mich eingehend. Unschlüssig zuckte ich mit den Schultern. Ich senkte den Blick, wusste nichts, was ich dazu sagen wollte. Manchmal, wenn ich viel mit meinen Freunden unterwegs war, war alles schön und manchmal, ja manchmal eben nicht. Eric seufzte leicht und legte mir brüderlich die Hand auf die Schulter. „Jazz, wenn du reden willst, ne“, sagte er nur und ließ langsam die Hand sinken. Ich zögerte und meine Gedanken kreisten. Sollte ich mit ihm sprechen? Würde es helfen, oder nicht? Unsicherheit flammte in mir auf. Meinem besten Freund in die hellen Augen schauend löste sich meine Zunge. Ehrlich, aber leise und bedacht begann ich zu sprechen: „Es ist einfach… scheiße. Dieser blöde Prozess bricht alles auf. Alles von dem ich annahm, dass ich es verarbeitet habe, bricht wieder… so hervor.“ Eric nickte, als er meinen Worten lauschte und sagte vermutlich das einzig vernünftige in meiner Situation: „Schon mal daran Gedacht dir professionelle Hilfe zu holen? Ich meine…klar, wir können immer sprechen, Alter… Aber ob ich dich immer verstehe und das richtige sage… das weiß ich natürlich nicht…“ Ich grinste leicht und war nicht wirklich überrascht von seiner Antwort. Doch ich konnte einfach nicht. Ich schüttelte leicht den Kopf. Mit Fremden reden… Das war etwas, was einfach nicht in Frage kam. Vermutlich war es unvernünftig, doch wenn man nicht bereit dazu war, brachte sowas auch nichts. Wie eine Alkoholtherapie nichts brachte, wenn der Süchtige nicht selbst davon loskommen wollte. „Hm… wenn du meinst“, sagte Eric und klang äußerst skeptisch. Ich rang mit mir und nach einem kurzen Augenblick. Ehrlich zu mir selbst zu sein, war für mich meistens sehr leicht, aber ehrlich zu anderen zu sein, fand ich sehr sehr schwer und so sagte ich zögernd: „Ich hab so häufig das Gefühl, dass ich nicht mehr mit schwimmen kann. Da ist manchmal das Gefühl, dass ich nicht mehr mithalten kann… Keine Ahnung… Ich glaube, als brauche ich einfach… na ja vielleicht würde es auch helfen wieder mit Jack zu sprechen. Um endlich zu verstehen…“ Eric verdrehte nicht die Augen und seufzte auch nicht genervt auf, etwas, wofür ich ihm äußerst dankbar war. „Kann man dir irgendwie helfen von dem wegzukommen…?“ Ich nickte und meinte gleich: „Es ist nur wegen der Verhandlung so… Ich lenke mich schon ab, dass siehst du doch. Ich surfe doch sogar“, grinste ich und zwinkerte ihm frech zu, während ich sagte: „und anbrennen lasse ich auch nichts.“ Leicht grinsend meinte Eric: „Ja, das haste mal gesagt. Hab ich auch schon von Ethan gehört…“ Ich war wirklich froh, dass Eric da war. Trotz der Entfernung war unsere Freundschaft nicht anders geworden. Natürlich hatte sie sich verändert, dies blieb bei der Entfernung auch nicht aus. Erics Blick glitt durch mein Zimmer und blieb an der Flagge der Texas Ranger hängen. Ich vermutete, er wollte weg von belastenden Gesprächen. Er nickte zu ihr und ich folgte seinem Blick. „Schaut hier noch irgendwer mit dir Baseball“, fragte er und seine hellen Augen schauten direkt in meine dunklen. Ich war einfach nur froh, dass er das Thema wechselte und ich war ihm auch nicht böse. Ich nickte leicht und meinte, nachdem ich mich geräuspert hatte: „Ethan. Der schaut ab und zu mit mir Baseball und Clay auch.“ Eric nickte und runzelte kurz die Stirn. Nach einem kurzen Moment fragte er: „Ethan war der mit den schwarzen Haaren, oder? Nicht der rotblonde, oder?“ Ich nickte und freundlich sagte Eric: „Der war voll okay. Haben uns ziemlich gut unterhalten. Der wollte meine Nummer. Hab ich ihm gegeben.“ Verwirrt blickte ich ihn an und zog eine Augenbraue hoch. Er wollte Erics Nummer? Ich betrachtete Eric. Immer noch war er sehr sportlich, seit er studierte trieb er aber weniger Sport. Doch immer noch war er ein hübscher junger Mann. Ich grinste leicht. Ich kannte Ethan und sein Beuteschema. Eric passte dort rein… Amüsiert sah ich Eric an und meinte: „Du weißt schon, dass der schwul ist, oder?“ Überrascht sah er mich an. „Wie“, kam es unsicher von ihm. Doch dann klickte es. In seinem Gesicht zeigte sich ein Hauch von Entsetzten. „Der sieht ja auch gar nicht schwul aus“, meinte er nach einem kurzen Moment, „ich glaube, ich muss da morgen was richtig stellen…“ Amüsiert lachte ich und konnte nur den Kopf schütteln. Eric wollte wissen, ob ich auch bei Ethan nichts anbrennen lassen, doch ich schüttelte den Kopf. „Der gefällt mir zwar sehr gut, aber meistens gehen wir zusammen weg, wenn wir andere suchen. Ethan ist etwa wie ich. Der will sich nicht binden und seine Jugend genießen…“ Eric lachte und ich sah wie er kurz sein Handy anstarrte. Vermutlich hatte er es wirklich gar nicht gemerkt, dass Ethan ihn angemacht hatte. Ich dachte an das, was Jenny mir gesagt hatte und ich redete darüber, wie ich mir Jenny als Mutter vorstellte. Jenny schien nie glücklicher, auch wenn sie sich Sorgen um den Vater ihres Kindes machte, worüber sie nur sehr selten sprach. Immer, wenn ich mit ihr unterwegs war, steckte diese Freude mich regelrecht an und ich vergaß meine eigenen Sorgen und Probleme. Tatsächlich kaufte ich sogar einen neutralen Strampler mit lustigem Bärenmotiv. Jenny vermisste Clay, auch wenn sie es nicht häufig sagte. Derzeit war er auf einem Auslandseinsatz, doch heute sollte er wiederkommen. Jeden Abend sahen Jenny und ich gemeinsam die Nachrichten. Sie sagte es nicht, doch ich wusste, dass auch sie nervös war, wenn sie die Bilder des Krieges sah. Ich verstand sie mehr als ich ihr je hätte sagen können. Die Angst, dass Clay, ihrem Verlobten, dem Vater ihres Kindes etwas zustieß, konnte man nicht immer verdrängen. Doch sie würde Bescheid bekommen. Sollte er fallen, was ich nicht hoffte, würde sie es wissen, ich nicht. Ich konnte nur hoffen und beten, dass es Jack gut ging. Doch wie meine Schwester sagte ich keinem was dazu. Vermutlich würde es auch keiner verstehen, denn es war nicht normal, dass man nach über zwei Jahren immer noch einer Person so nachtrauerte. Ich erwartete diesbezüglich auch kein Verständnis. Wichtig war mir nur, dass ich mich verstand. Jack war ein Teil meiner Vergangenheit und er hatte versprochen wieder zu kommen, er hatte mir mein Leben gerettet. Ich konnte jedoch nicht in der Vergangenheit leben, aber auch nur für die Zukunft leben war nicht möglich. Ich lebte hier und ich hatte mich mit der Gegenwart abzufinden. Jeder kennt diesen Satz, Zeit heilt alle Wunden, natürlich stimmte er irgendwie. Aber die Zeit löscht nun mal keine schlechten Erinnerungen aus und Narben blieben. Die Gerichtsverhandlung rückte näher und ich spürte in dieser Zeit deutlich, dass ich Hilfe brauche. Doch meine Freunde waren da, unterstützten mich, gaben mir Kraft und auch meine Familie. Zumindest die, die davon noch übrig waren standen zu mir. Auch mit meinem Anwalt sprach ich häufiger. Ich mochte ihn, auch wenn er nur mein „Pflichtverteidiger“ war, konnte ich mir selbst doch keinen Leisten, war er sehr bemüht in meiner Sache. Tatsächlich beruhigte mich dieses Wissen. Jenny und Clay standen als Team hinter mir und bald, wenn Jennys Kind da war, sogar sicher noch ein kleiner Mensch. Ich hatte mit Clay und Jenny besprochen, dass ich gemeinsam mit Emily zusammen ziehen würde. Irgendwie hatte sie solange genervt, bis ich nachgab. Jenny freute es, doch irgendwie schien sie auch traurig. Doch ich musste auf eigenen Beinen stehen. Selber für mein Leben verantwortlich sein. Zudem war es mir wichtig, dass Jenny und Clay mit ihrem Kind Zeit alleine hatte. Emily durchforstete schon sämtliche Internetseiten auf der Suche nach ihrer, ach nein, unserer Wohnung. Doch die Gedanken an diese Zukunft lenkten mich auch nicht von dem Kommenden ab. Sie hielten die dunklen Träume nicht ab. Außer Eric hatte ich mich keinem anvertrauen wollen. Geräusche von unten lenkten mich ab. Ich hörte Stimmen und mir fiel ein, dass Clay heute für einige Zeit wieder nach Hause kam. Ich hörte, wie er unten ankam und Jenny ihn begrüßte. Ich wollte nicht stören und so blieb ich erst Mal in meinem Zimmer. Doch schon nach wenigen Minuten hörte ich seine schweren Schritte auf der Treppe. Wenige Momente später klopfte es an meiner Tür. Ich grinste und meinte gleich, dass er herein kommen könne. Er trug keine Uniform mehr. Jeans und T-Shirt kleideten den athletischen Mann. Gleich als ich ihn sah reichte ich ihm meine Hand und sagte: Herzlichen Glückwunsch! Zu Beidem, Verlobung und Baby, cool!“ Freundlich lächelte ich ihn an. Clay strahlte und nickte. Seine grünen Augen strahlten förmlich! „Danke“, sagte er und schien sich etwas verlegen am Kopf zu kratzen. Freundlich gratulierte er mir noch zum Geburtstag und grinste mich freundlich an. „Freust du dich mehr auf die Hochzeit, oder mehr auf das Baby“, fragte ich frech und setzte mich auf mein Bett. Clay ließ sich auf meinem Schreibtischstuhl nieder und betrachtete mich. Stirnrunzelnd meinte er: „Hm…schwere Frage… aber eigentlich mehr auf mein Kind… Die Hochzeit ist sicher einer der schönsten Tage, aber mein Baby… mein Kind…. Ich glaube kaum, dass da was drüber kommen wird…“ Nie hatte ich Clay solche Worte sprechen hören und es freute mich. Ich nickte leicht und lächelte fast schon liebevoll. Doch auf einmal wurden Clays Augen ernst. Er kam zu mir und setzte sich neben mich auf das Bett. Verwirrt war mein Blick, als sich unsere Augen trafen. „Jasper… ich habe dich gar nicht gefragt, ob ich deine Schwester heiraten darf“, meinte er und zog die Augenbrauen hoch. „Ja und?“ Clay lachte und knuffte mir in die Seite. „Na ja, euer Vater ist ja eh ein totaler Versager und da sie zu ihren anderen Brüdern eher sporadisch Kontakt hat, muss ich ja dich fragen. Kriege ich deinen Segen?“ Ich lachte leise und betrachtete diesen Mann. Spielerisch sah ich ihn skeptisch an, doch ich konnte nicht anders und lachte, während ich nickte. Wieso sollte ich auch nicht? Ich mochte Clay und er und Jenny waren ein eingespieltes Team. Ich war wirklich froh, wenn er zu unserer Familie gehören würde. Wir saßen stumm auf dem Bett und Clays Augen glitten zu den Bildern. Ich mit Didi am Spielen und Jack und ich in Jennys alter Wohnung. „Darf ich“, fragte er zögernd. Ich nickte und beobachtete, wie er das Bild mit mir und Jack betrachtete. Stirnrunzelnd sah er es sich an. Ich fragte mich, was er sich dachte, doch schon im nächsten Moment fragte er zögernd: „Hast du eigentlich Bilder, wo man das Gesicht von ihm sieht?“ Ich war unschlüssig. Vermutlich würde er Jack sofort erkennen, nein nicht vermutlich, auf jeden Fall. Er hatte selbst gesagt, dass er Snake kannte. Mein Zögern machte Clay unsicher und vorsichtig fragte er: „Ist… Jenny sagte mir mal, dass dein Ex-Freund bei der Army war… sag mal… war das… also war das Snake? Der sieht dem… ähnlich…“ Ich wusste nichts dazu zu sagen, eigentlich wollte ich nein sagen, doch die Hoffnung auf Informationen ließ mich die Wahrheit sagen. Bekam ich sie doch sonst einfach nicht… und schon im nächsten Augenblick hatte ich das Gefühl ihn zu verraten. Ich nickte leicht und Clays Augen weiteten sich. Wieder sah er auf das Bild, als könne er es nicht fassen. Unsicher ging ich zu meinem Laptop. Ich öffnete einen Ordner und zeige ihm ein Selfie, was ich vor Jahren gemacht hatte. Selten betrachtete ich die Bilder, denn es schmerzte sie zu sehen. „Jasper, ist dir bewusst, dass dieser Mann einer der meist gesuchten Menschen auf der Welt ist“, fragte Clay mich entsetzt. Verwirrt sah ich ihn an und schüttelte nur den Kopf. Immer noch sah Clay mich mit großen Augen an. „Wir haben zu hören bekommen, dass wir Snake umgehend erschießen sollen, wenn wir ihn sehen. Er hat Amerika verraten. Staatsgeheimnisse geklaut! Jasper, dieser Mann ist gefährlich! Das war er schon immer! Und du…du warst siebzehn…“ Ich nickte zögerlich, war unsicher, wie viel ich sagen sollte, doch ich sehnte mich so sehr nach Informationen. Ob diese stimmten oder nicht war mir gleichgültig… „Bitte Clay! Was… was weißt du alles über Snake“, fragte ich ihn und spürte, wie eine innere Unruhe von mir Besitzt ergriff. Stand ich doch kurz davor, endlich an Informationen zu gelangen. Clay strich sich über den rasierten Kopf und blickte immer wieder fassungslos zu dem alten Bild und zu mir. „Das sollte ich wohl eher dich fragen… Scheiße ej… ich kenn Snakes Namen…“, meinte er fassungslos und ich sah, wie die grünen Augen sich weiteten. Das Jack eigentlich John hieß verschwieg ich in diesem Moment und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. „Bitte Clay, was weißt du? Was hast du gehört“, fragte ich und ein flehender Unterton schwang in meiner Stimme mit. Ich sah, wie Clay mit sich rang, doch es war ein offenes Geheimnis in diesem Haushalt, dass ich darunter litt, dass Jack einfach weg war. Das ich kaum abschließen konnte. Es schien, als gäbe er sich einen Ruck und nach einem Moment meinte er: „Wir wissen nichts genaues, nur, dass er einige gute Soldaten abgeworben hat, Waffentechnologien geklaut hat und die Wissenschaftler gleich mit. Wo genau die sich aufhalten, dass weiß keiner…“ Unsicher nickte ich und dachte an unseren Ausflug nach Arlington, dort wo wir diesen komischen Rave gesucht und gefunden hatten. An diesen komischen Miller mit seinen Zetteln. Es wirkte alles so wenig gefährlich, doch wenn man Clays Worten lauschte, hatten wir ein Staatsverbrechen begangen. „Jasper… dieser Mann wird von der Regierung als Terrorist eingestuft“, meinte Clay und blickte mich entsetzt an, doch ich schüttelte vehement den Kopf. „Nein! Er ist alles, aber nicht sowas“, meinte ich ernst und scharf war meine Stimme. Ich wollte nicht, dass er so von Jack sprach. Doch auch Clay schüttelte vehement den Kopf. „Jazz, ich meine es ernst. Bei meinem letzten Einsatz wurde ein Versorgungskonvoi in die Luft gesprengt, samt den Menschen! Das alles konnte man zu Snake zurückverfolgen“, meinte er ernst und ich sah sein entsetztes Gesicht. Doch ich konnte es nicht glauben und ich wollte es auch nicht. „Dann steckte da eben mehr hinter“, war meine fast schon pampige Antwort. Fast schon zornig blickte ich Clay an, er sollte so etwas nicht behaupten. „Du kennst Jack nicht“, meinte ich kühl und dachte an den schweigsamen Mann, der immer so viel mehr in seiner Stille verborgen hielt, als es den Anschein hatte. „Ich glaube, dass du nur wenige Seiten von deinem Jack kennst“, meinte Clay und es schien, als versuche er dieses Gespräch zu entschärfen. „Jasper, wirklich… vielleicht ist er bei dir ja immer anders gewesen, trotzdem, für die US-Regierung ist er ein Terrorist. Außerdem“, fügte er hinzu und schwieg auf einmal. Wieder wurde ich nervös und unruhig meinte ich: „Komm schon Clay, spuck es aus!“ Clay schürzte kurz die Lippen und meinte augenverdrehend: „Wir haben bei diesem Konvoi einen fremden toten Soldaten gefunden.“ Er machte eine kurze Pause. Grummelnd sprach Clay weiter: „Der hatte kein Abzeichen. Wir haben an der Uniform einen Aufdruck unserer Flagge, der hatte das nicht. Er hatte einen Totenschädel um dessen Kopf eine Schlange rausragte. Snake hatte so viel Prestige inne, dass viele ihm vermutlich aus freien Stücken gefolgt sind, aber wenn er wirklich so viele Leute hat, wie wir vermuten- wofür soll er dann kämpfen?“ Ich verstand die Frage nicht und ich brauchte sie auch nicht stellen, denn Clay verstand meine nonverbalen Gesten. „Ich meine, wir verteidigen Amerika. Was verteidigt er? Sich selbst und seine Ideale? Das macht der IS auch und dann wären wir wieder bei einer Terrorgruppe…“ „Du kennst ihn nicht“, fuhr ich Clay erzürnt an, „vermutlich steckte hinter diesen komischen Konvoi mehr als du weißt! Du hast auch keine Ahnung, was er den Soldaten bietet! Ich schon und ich weiß sicher wesentlich mehr über ihn, als du über Gerüchte alles gehört hast!“ Beschwichtigend hob Clay seine Hände und meinte: „Jazz, ich meine es nicht böse, aber das ist das, was ich eben weiß… Was ich dir sagen kann….“ Er seufzte kurz bevor er erneut zum Sprechen ansetzte: „ Was bietet er denn den Soldaten?!“ Unsicher, fast schon taxierend betrachte ich dieses vertraute Gesicht. Ich sollte damals nichts sagen und auch jetzt hielt mich dieses Versprechen zurück. Es war erstaunlich, wie loyal ich immer noch war. Trotz allem was passiert war, quasselte ich nicht einfach drauf los. Verriet ich ihn, wenn ich redete? Vermutlich nicht, doch ich war mir nicht sicher. Sollte Jack es wirklich geschafft haben aus einer Söldnergruppe eine Art Armee zu schaffen? Ich konnte es mir kaum vorstellen… Doch ich wollte mehr wissen. Verriet ich Jack, wenn ich Clay sagte, wie seine Vorstellungen aussahen? Es gewann der Teil, der sich nach Informationen sehnte und nach einigen Augenblicken des Zögerns begann ich zu sprechen: „Er bietet den Leuten eine gewisse Freiheit und Wissen…“ Verwirrt betrachtete mich Clay. Er verstand es nicht, dass war offensichtlich also erklärte ich weiter: „Wissen… Sowas wie… Akteneinsicht. Damit du weißt, wofür du das machst.“ „Aber das weiß ich doch auch!“ „Wirklich? Jack sagte mal man hat ihn böse hinters Licht geführt, weil man ihm falsche Informationen gegeben hat. Jack hat mal gesagt Krieg ist Business und das treiben manche voran.“ Clays Augen weiteten sich und kurz sah ich etwas wie Unsicherheit in seinem Blick. Doch ich redete ihm nicht da rein. Er hatte sich dafür entschieden für Amerika zu kämpfen, wenn er dies für richtig hielt, dann war das so. Daran konnte ich nichts ändern und das wollte ich auch nicht. Ich konnte niemanden eine andere Meinung aufzwingen, auch wenn ich es gerne getan hätte. „Glaub mir, nachdem, was Jack mir erzählt hat, ist Wissen etwas….etwas wirklich wertvolles“, meinte ich und betrachtete das so geliebte Gesicht auf dem PC. Ein Gesicht so weit entfernt von dem, was wir als schön empfanden. Clay runzelte die Stirn und betrachtete mich und nach einem Moment fragte er: „Du vermisst ihn ziemlich, ne?“ Ich nickte und als ich ihn sah, sagte ich erstaunlich ehrlich: „Ja… sehr. Er hat mir das Leben gerettet. So etwas kann man nicht vergessen und nein… so jemanden kann man auch nicht ersetzten… Glaubst du, du würdest ihn…bei deinen Einsätzen treffen?“ Es war eine kleine Hoffnung, doch ich wusste auch wie gering die Chancen standen. Mit großen Augen sah Clay mich an. „Ist dir klar, dass, wenn ich dem begegne, ich vermutlich nicht nach Hause komme… Snake ist nicht für seine Barmherzigkeit bekannt, bei weitem nicht… Jedenfalls nicht bei der Arbeit…“ Ich konnte es mir kaum vorstellen, doch ich erinnerte mich daran, wie Jack immer wieder sagte, dass er auch schon gefoltert hatte. Vermutlich konnte mein Vater mir davon mehr berichten, doch das wollte ich Clay nicht sagen und ich wollte auch nicht daran denken. „Bitte Clay“, bat ich ihn nach einem Moment, „bitte, wenn du ihn siehst sag ihm, dass ich ihn vermisse. Er soll endlich sein Versprechen einhalten!“ Clay brauchte nicht zu fragen, was er mir versprochen hatte, es war offensichtlich. „Vielleicht erhöht das ja meine Überlebenschancen“, scherzte er etwas rum und knuffte mich in die Seite. Ich grinste leicht und betrachtete meinen zukünftigen Schwager. Ich hoffte wirklich, dass er Jack begegnete… Doch Abends lag ich ihm Bett und dachte darüber nach… Jack ein Terrorist… Ich konnte und wollte es nicht glauben. Doch ich kannte Clay. Er erzählte nur wenig von seiner Arbeit und dieses Mal sah er ernster aus als je zuvor. Könnte Jack sowas getan haben? Nein, war das erste was ich dachte, da steckte sicher mehr dahinter. Ich wusste, dass Krieg keine ehrenvolle Sache war. Dies hatte Jack mich gelehrt! Viele Amerikaner sahen dies anders, aber ich hatte das Gefühl, dass ich die Dinge mit klareren Augen sah. Kapitel 7: Hoffnung auf einen Neuanfang --------------------------------------- Ich wurde nervös, jeden Tag, den die Verhandlung näher rückte. Die Nächte waren sehr kurz. Ich wälzte mich hin und her und kam einfach nicht zur Ruhe. Unruhig stand ich auf und entschloss mich, noch eine Runde zu Laufen. Die Uhrzeit war mir vollkommen egal. Vielleicht half es ja, wenn ich erschöpft ins Bett fiel. Ich lief und ließ meine Gedanken kreisen. Ich hatte Angst, dass ließ sich nicht leugnen. Doch wovor eigentlich? Mein Vater konnte mir nichts mehr tun, ich wusste nicht einmal mehr wo er lebte. Was er machte. Eigentlich interessierte es mich auch nicht. Zudem war ich mir unschlüssig, ob ich mich freuen sollte, dass es zum Prozess kam oder nicht? Tatsächlich hatte ich es gerade geschafft mein Leben zu ordnen neu aufzustellen. Ich hatte die Schule beendet und hoffte am College neu starten zu können und diese Hoffnung wurde durch den Prozess erschüttert. Ich verschwieg meine Gedanken, wollte sie weder Emily, Jenny, Eric noch Ethan mitteilen. Ich gab mich taff und vor allem kampfbereit. Den hören wollten alle nur das. Tatsächlich half das nächtliche Joggen und ich kam etwas zur Ruhe. Doch war ich trotzdem gereizt und fuhr Jenny oder Emily herber an, als ich eigentlich wollte, denn den Schlafmangel konnte ich nicht immer verdrängen. Tagsüber schaffte ich es kaum an die Verhandlung zu denken, denn Emily war drauf und dran eine Wohnung zu besorgen! Es war nervig und gleichzeitig wundervoll, dass sie dies schaffte. Ja, wir passten nicht zusammen und sicher würde es auch nicht ewig gut gehen, dass wir zusammen lebten. Doch gerade hielt sie mit ihrer Art die bösen Gedanken ab. Gleichzeitig ließ sie mir meinen Freiraum, den ich brauchte. Ständig telefonierte sie, zeigte mir Grundrisse und wollte meine Meinung dazu wissen. Ich hatte mich damit abgefunden mit ihr zusammen zu ziehen, unter einer Bedingung! Sie durfte, nein sollte nicht jeden Tag anfangen zu singen! Emily hatte Dank ihres Vaters einen Nebenjob im Theater begonnen und ging darin total auf. Sie liebte es auf der Bühne zu stehen. Sich dort zu verwandeln. Ihre Augen glänzen wenn sie davon schwärmte und immer wieder fragte ich mich, ob ich auch immer so ausgesehen hatte, wenn es um Baseball ging? Nie war ich häufiger im Theater, denn sie wollte mir immer zeigen, wie toll dieses Stück doch war. Doch natürlich musste sie dafür üben, was sie gefühlt immer tat und gefühlt immer, wenn ich in der Nähe war! Emily fand eine Wohnung, etwas außerhalb von Santa Monica, jedoch mit einer guten Anbindung an die Interstate. Auch mir gefiel der Schnitt. Zwei Zimmer und eine Große Wohnküche. Zu meiner Überraschung bekam Emily die Wohnung, nur Dank ihrer Mutter, welche die hohe Kaution übernahm. Ich verstand mich mit Emilys Eltern hervorragend. Immer wieder beschwerten sie sich im Spaß darüber, dass ich schwul war. Mich als Schwiegersohn fänden sie wunderbar. Es war eine große Überraschung für mich, als Emily mit dem Mietvertrag vor meiner Nase wedelte. Sie schwärmte davon, wie sie die Räumlichkeiten gestalten wollte, doch schnell legte ich mein Veto ein! In die Villa Kunterbunt wollte ich noch nicht einziehen! Sie redete davon irgendein Kräuterbeet anzupflanzen… in der Küche?! Wie auch immer sowas gehen sollte. Doch da der September immer näher rückte, hatte ich häufig anderes im Kopf. Sprach häufiger mit Mr. Shepard, meinem Anwalt und ging mit ihm telefonisch einiges durch, was vorab besprochen werden sollte. Was auch bedeutete, dass ich gezwungen war, ihm zu berichten, was vorgefallen war. Auch berichtete er mir, dass er schon häufiger Probleme mit dem Anwalt meines Vaters hatte. Dieser wollte alles versuchen, um vor ein Geschworenen Gericht zu kommen. Warum, verstand ich nicht. Emilys Bruder, Clay, Ethan und ich kümmerten uns um das renovieren und auch das war etwas, was mich ablenkte. Eigentlich mussten nur die Wände gemacht werden, zum Glück Die Küche wurde grün, das Badezimmer ließ ich weiß, sollte Emily halt dekorieren. Im Flur setzte ich mich durch und klebte eine Tapete mit Steinmuster hin, die Emily grauenvoll hässlich fand. Mein Zimmer wurde schwarz weiß und grau. Ich mochte die modernen klaren Linien, gradlinig sollte es sein. Emilys Schlafzimmer was das komplette Gegenteil. Es war kunterbunt. Lila, gelb und eine Tapete mit Blumen sollte geklebt werden. Als sie dann noch mit Glitzer ankam, schüttelten wir Männer einstimmig den Kopf. Doch es gefiel ihr und so wollte sie unbedingt neben ihrem Bett einen Streifen Glitzer haben. Einen Seitenhieb konnte ich mir dennoch nicht verkneifen: „Wenn du in diesen Zimmer einen Typen mitbringst, vergraulst du den sofort wieder!“ Wie so oft, bekam ich nur zu hören, dass ich ein Arsch sei. Doch auch die anderen Männer waren sich einig, dass dies zu viel sei. Doch wenn sich dieser Paradiesvogel etwas in den Kopf setzte, wurde es so gemacht. Tatsächlich begann ich mich darauf zu freuen umzuziehen. Denn es war ein weiterer Schritt in Richtung Selbstständigkeit! Doch nachts, wenn ich nicht schlafen konnte, lief ich wieder durch die Stadt. Die Flüge waren gebucht, alles war vorbereitet und Zuhause sprachen sie immer wieder den Prozess an. Jenny hatte gänzlich mit unserem Vater gebrochen. Es war nur noch dieser Typ. Von Jennys Schwangerschaft sah man noch nicht so viel, war sie doch erst im vierten Monat. Doch nie habe ich sie glücklicher gesehen und während ich Jenny beobachtete merkte ich, dass es gut war auszuziehen. Sie und Clay sollten die Zeit, die sie als kleine Familie hatten, mehr wie genießen. Ich wollte ihnen nicht mehr im Weg stehen. Vermutlich hätte Jenny immer behauptet, dass ich dies gar nicht tat. Der September brach an und drei Tage vor der Abreise nach Texas kam etwas, womit keiner gerechnet hatte. Ich war gerade in unserer WG und strich mit Ethan gemeinsam Emilys komischen Glitzerscheiß auf die Wand, als Jenny mich anrief. Ich nahm schnell ab und sie meinte: „Jasper, gerade kam ein Kurier. Post vom Gericht aus Texas… darf ich die aufmachen?“ Ich legte die Rolle beiseite. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit und ich sagte zustimmend: „Klar, mach ruhig…“ Ich hörte Papier im Hintergrund rascheln und nach einigen Augenblicken hörte ich Jenny entsetzt ausatmen. Mein Herz begann zu rasen und mein Puls überschlug sich. Schweigen am anderen Ende der Leitung machte mich nervös und ich ging hinüber in mein zukünftiges Zimmer. „Jenny“, fragte ich unsicher und runzelte die Stirn. „Die… die haben das Verfahren eingestellt! Wegen… wegen mangelnder Beweise! Das….“, sagte sie entsetzt und ich konnte es nicht fassen. Ich lehnte mich an die Wand des Zimmers und hatte das Gefühl, dass ich mich nur noch gerade so auf den Beinen halten konnte. Es schien als würde die Welt gerade aufhören sich zu drehen. Hatte Vater gewonnen? War das der Plan den Dads Anwalt verfolgt hatte? Ich schluckte und nickte leicht, wie in Trance. Hatte Jack etwas damit was zu tun? Hatte mein Vater seine Kontakte spielen lassen? Tatsächlich, wusste ich, dass Jack geladen werden sollte, doch ich hatte keine Hoffnung, dass er erscheinen würde, denn weder mein Anwalt, noch das Gericht hatte ihn erreicht. War der Plan von dem Anwalt meines Vaters aufgegangen? Alle Gedanken schossen mir in den Kopf und alles klang falsch und richtig zugleich. Ich wusste noch, dass Vater gut vernetzt war. Schließlich war ihm die Nachbarschaft immer wichtiger gewesen wie vieles andere… Ich konnte mir denken, dass viele nicht glauben wollen, was geschehen war. Auch, dass Jack etwas damit zu tun hatte, glaubte ich schon im nächsten Augenblick nicht mehr. Er wollte ja, dass ich Gerechtigkeit erfuhr! Doch ich wollte nicht, dass Vater einfach so davon kam. Zum einen, weil ich wollte das er bestraft wurde und zum anderen, weil ich wusste, dass sonst schlimmeres auf ihn wartete. Jack hatte versprochen ihn nicht umzubringen, doch zu mehr ließ er sich nicht durchringen damals. So sehr ich diesen Mann auch hasste, ich wollte nicht, dass er gefoltert wurde… Das Jack dies tun würde, hatte er schon unter Beweis gestellt. War ich zu nett? Zu nachgiebig? Vielleicht, doch es gab einfach Grenzen, die ich nicht überschreiten wollte. „Jazz, du kannst… Dagegen in Widerspruch gehen… dann muss das Schreiben aber innerhalb von zwei Wochen wieder bei Gericht sein, aber dann geht das an ein höheres Gericht“, meinte Jenny leise und sehr vorsichtig. Doch mein Kampfgeist war erwacht! Woher diese Energie kam war mir gleich! Und so sagte ich: „Gut, in drei Tagen fliege ich nach Texas… dann schmeiß ich denen das Schreiben so rein… Ich werde das nicht einfach so hinnehmen. Ich rede mit meinem Anwalt wenn ich da bin“ Ich hörte Jenny erleichtert aufseufzten. Sie schien überrascht und froh, dass ich weiter kämpfte. Sie bot mir gleich an im Internet danach zu schauen, wie man diese Schreiben aufsetzte. Ich stimmte ihr ernst zu und legte auf. Als Ethan fragte was los sei, antwortete ich nicht sofort, sondern pinselte weiter genervt und wütend den verdammten Glitzerscheiß zu Ende. Es war für alle meine Freunde und mich selbst eine schlechte Überraschung gewesen, als ich ihnen mitteilte, dass das Verfahren eingestellt wurde. Wobei eigentlich nur Emily, Eric und meine Familie den wahren Grund des Verfahrens kannten. Also flog ich alleine nach Texas, denn ich wollte wenigstens Eric besuchen und mich kurz mit Mr. Shepard treffen. Eric lebte noch Zuhause während des Studiums. Seine Eltern und er waren froh mich mal wieder im Lande zu haben. Schon als Eric mich abholte fuhren wir beim Gericht vorbei und ich brachte den verdammten Brief weg, den Jenny verfasst hatte. Um mich abzulenken lud Eric Zack zu sich ein, tatsächlich spielten wir ein wenig Baseball. Ich hatte seit Ewigkeiten nicht mehr wirklich gespielt und doch tat es gut wieder zu spielen. Tatsächlich schmerzte die Schulter nicht mehr dabei und dennoch war eine Profikarriere ausgeschlossen. Auch die anderen Beiden spielten nicht mehr, nun, wo sie nicht mehr in der High School waren. Zack machte eine Ausbildung zum Elektriker und schien damit sehr zufrieden. Doch auch wenn wir alle nicht mehr so sehr in Form waren wie noch vor einigen Jahren, machte es einfach Spaß. Ich lernte Erics neue Freundin kennen, doch er meinte jetzt schon, dass es vermutlich nicht lange halten würde. Nach dem Spiel betrachtete Zack mich und fragte: „Hast du eigentlich einen Typen an der Angel, Jazz?“ Ich grinste ihn offen an und schüttelte den Kopf. Wieder eine Maske auf meinem Gesicht, doch man lernte einfach ein guter Schauspieler seiner eigenen Gefühle zu werden. Ich jedenfalls. „Ne, bloß keine Beziehung. Ich genieße mein Leben!“ Ich lachte und auch Zack stimmte in mein Lachen ein und nickte mir freundlich zu. Mit Colin, einem alten Klassenkameraden, hatten Beide keinen Kontakt mehr. Er wurde immer radikaler in seinen Ansichten. Ein wirklicher Idiot. Wir witzelten noch herum und sprachen über die Zeit auf der High School, redeten über unsere Pläne und fast schon fröhlich berichtete ich davon, wie sehr ich mich eigentlich freute auf das College zu gehen. Ich hatte mich eingeschrieben, tatsächlich für Architektur. Studieren war sicher sehr viel anders wie Schule und ich freute mich darauf! Eric und ich gingen zu ihm nach Hause. Es war seltsam durch die vertrauten Straßen zu gehen. Es weckte Gefühle, die verborgen bleiben sollten. Dennoch war es nicht das Gefühl, nach Hause zu kommen. Ich war froh, dass Eric nicht in der Nähe meines alten Hauses lebte. Immer noch wollte ich diesen Ort nicht mehr sehen. Tatsächlich hatte ich mein altes Elternhaus nach dem Krankenhausaufenthalt nie wieder betreten. Wir plauderten über das Surfen und ich war wieder überrascht, dass die Maske, die ich trug so schwer zu durchschauen war. Denn dieser vertraute Ort ließ mich innerlich unruhig und fahrig werden. Eric jedoch schien es tatsächlich dieses Mal nicht zu bemerkten. Er plapperte weiter darüber, dass ich ihm zeigen sollte, wie man surft. „Lass dir das lieber von Alysha beibringen“, meinte ich grinsend und kramte ein Foto raus, welches uns beide zeige. Eric pfiff und meinte, dass sie heiß aussieht, dass wäre ihm irgendwie entgangen bei meinem Geburtstag. Ich lachte und erinnerte ihn daran, dass er viel zu sehr mit Ethan beschäftigt war. Was ihn tatsächlich leicht rot werden ließ… Doch als es später am Abend wurde merkte ich, dass Eric doch noch etwas von mir wollte. Unsicher sah er mich an und als ich ihn auffordernd ansah, seufzte er schwer. „War schon eine scheiß Überraschung, dass mit dem Verfahren oder“, fragte er leise und blickte mich ernst an. Er strich sich über sein Kinn, er war einer der wenigen Freunde die ich hatte, die keinen Bart trugen. Irgendwie passte es auch nicht zu ihm. Ich dachte über seine Worte nach und seufzte schwer. Ehrlich nickte ich und zuckte mit den Schultern: „Ich will nicht aufgeben… Aufgeben liegt mir nicht…“ Eric nickte, noch immer schien er vorsichtig. „Hast du… hast du gehofft, dass er zum Prozess kommt“, fragte er leise und blickte mich umsichtig an. Ich brauchte nicht fragen wen er meinte. Er redete von Jack und ich wollte nicht lügen. Nicht vor ihm, ehrlich nickte ich. Ich hatte wirklich gehofft, dass er kommen würde und doch noch Aussagte. Als ich nickte betrachtete mich Eric traurig. „Kannst du den Typen nicht irgendwie mal los lassen… Ich meine… Klar der hat dir dein Leben gerettet, so was vergisst man nicht, aber das ist nun auch schon über zwei Jahre her. Ihr seid länger auseinander als zusammen…“, meinte Eric und ehrlich waren seine Worte. Ich konnte ihm nicht sauer deswegen sein. Ein Bruder, egal ob im Blut oder nicht, durfte einem die Wahrheit sagen. Zudem hatte er einfach Recht und so nickte ich. „Ich weiß nicht, es war eben…“, ich seufzte schwer während ich begann weiter zu sprechen: „Man vergisst es eben nicht. Er hat mir mein Leben gerettet Eric… Ich kann ihn nicht einfach vergessen. Manchmal ist es, als sei es erst gestern gewesen.“ Eric nickte und meinte ehrlich: „Ich kann das glaube ich nicht verstehen. Ich war ja nie in der Situation.“ Eric war erwachsen geworden, wie eigentlich alle meine Freunde, die ich noch von früher hatte und dies zeugte davon. Dennoch war der restliche Aufenthalt bei Eirc schön und tatsächlich schlief ich sogar durch, denn es lenkte ab, nicht alleine zu schlafen. Am nächsten Tag, traf ich mich mit meinem Anwalt. Mr. Shepard war noch recht jung und schien wirklich ziemlich motiviert. Allerdings war er äußert sauer darüber, dass das Verfahren eingestellt wurde. Seiner Ansicht nach, war es nur um vor eine Jury zu kommen. Denn nun, wenn ein höheres Gericht die Verhandlung führte, würde es vermutlich eine geben. Wir besprachen wie wir vorgehen wollen, doch eigentlich war es klar. Ich wollte nicht aufgeben und so würden wir wieder waren. „Dauert das wieder so lange, also bis es einen Termin gibt“, fragte ich und betrachtete sein schmales Gesicht. Er seufzte schwer und nickte leicht. „Amerika lässt sich damit halt gerne Zeit“, raunte er und klang ebenfalls sehr genervt davon. Fast schon kämpferisch nickte ich und grinste sogar leicht. „Warten sollte ich ja gelernt haben, langsam“, meinte ich und seufzte innerlich. Doch so taff ich mich gab, war ich innerlich aufgewühlt. Ich lenkte mich ab, Sport, Arbeit und vor allem mit meinem Studium. Nie hätte ich daran gedacht Architekt zu werden, doch während des ersten Semesters stellte sich heraus, dass es mir wahrlich Spaß machte! Ich lernte interessantes und auch weniger interessantes. Der Prozess ging nun an ein höheres Gericht und ich musste wieder warten! Etwas, was ich so sehr hasste, obwohl ich es immer noch gut konnte. Schlafen konnte ich immer noch nicht gut, vor allem, wenn ich alleine schlief, doch man gewöhnte sich an wenig Schlaf. An die Albträume gewöhnte man sich allerdings nicht. Es war seltsam nicht mehr bei Jenny zu wohnen, fast hätte ich gesagt, ich vermisste sie. Sie wurde immer dicker. Nun zum Ende des siebten Monats ließ sich nichts mehr verbergen. Das Zusammenleben mit Emily war schön, aber auch anstrengend. Ich lernte zu kochen, wenn man bei einer Ernährungsberaterin wohnte und dann zu einer Vegetarierin zog, blieb einem auch nichts anderes übrig! Doch natürlich hielt Emily sich nicht an unsere Abmachung mit dem Singen. Ständig sang sie die Lieder aus dem Radio mit, übte ihre Lieder vom Theater, es war nervig! Als ich Jenny besuchte berichtete ich davon, dass Emily ständig singt, ihre Sachen herumliegen lässt und einfach in mein Zimmer kommt! Jenny lachte, denn tatsächlich beschwerte ich mich ständig über Emily und jeder wusste, dass ich sie viel zu gern hatte. Wir schwiegen kurz und ich sah auf ihren Bauch. Niemandem verrieten sie das Geschlecht, etwas, was mich ärgerte. Jenny folge meinen Blick und grinste. „Ich sag es dir nicht“, meinte sie und streichelte ihren Bauch. Ich schüttelte den Kopf und schürzte die Lippen. „Wenn das Baby da ist, weiß ich es eh“, meinte ich grinsend und trank meinen Kaffee. „Genau“, grinste Jenny und lachte. Clay war nicht Zuhause, seit zwei Monaten war er wieder im Ausland stationiert. Jenny machte sich keine Sorgen, meinte sie, doch ich glaubte ihr nicht wirklich. Vermutlich war es besser sich das einzureden, vor allem in ihrer Situation. Die Beiden hatten beschlossen ihre Hochzeit nach der Geburt zu feiern, etwas unüblich in den USA. „Hast du eigentlich Angst“, fragte ich vorsichtig, während ich zu ihrem Bauch nickte und sah zu meine große Schwester. Ihre dunkelblauen Augen musterten mich kurz und sie seufzte leicht. „Ja… ein wenig. Das ist schon eine echt große Verantwortung die man da hat, ne… und auch mit Clays Job… Er hat jetzt eine Lebensversicherung, falls ihm was passiert“, erklärte Jenny und klang ziemlich ernst. Ich nickte und grinste leicht. „Lohnt die sich wenigstens? Also wenn du keinen Bock mehr auf ihn hast“, grinste ich und zog fragend die Augenbrauen hinauf. Jenny lachte und trat mich unterm Tisch. Ich grinste und meinte ehrlich: „Jenny, ihr packt das schon! Du wirst eine tolle Mutter und Clay ist ein super Typ. Wenn der nicht dein Verlobter wäre, hätte ich ihn dir längst ausgespannt…“, scherzte ich rum und Jenny lachte leise. „Hab du erst mal einen Freund und nicht nur Affären“, meinte sie spöttisch und ich lachte nur frech. Es war ein gewöhnlicher Abend. Ich war in der Bar, in welcher ich immer Kerle aufriss. Ethan begleitete mich und auch er schien wen zu suchen. Immer noch ließen wir die Finger von einander. Ein Freund war mir derzeit mehr wert, als eine Liebschaft. Ich betrachtete die Männer, tatsächlich war ich wählerisch geworden. Nicht jeder kam in Frage und ja, ich wusste, dass es arrogant klang. Hatte ich doch immer eine gewisse Arroganz an den Tag gelegt. Ich merkte den Blick eines jungen Mannes. Vermutlich jemanden in meinem Alter. Der junge Mann blickte erneut zu mir. Er wirkte sportlich, doch nicht sonderlich kräftig oder athletisch. Hatte fransig geschnittene blonde Haare und wie ich einen Dreitagebart. Er war süß, dass ließ sich nicht bestreiten und auch sein Hintern in der Jeans wirkte ansprechend. Er lehnte sich an den Tresen und trank sein Getränk und als ich zurück lächelte, verschüttete er seinen Cocktail und ein wenig landete auf seinem T-Shirt. Ich sah, wie er im schwachen Schein der Lampe rote anlief und sich zügig wegdrehte. Irgendwie süß, dachte ich schmunzelnd und tippte Ethan an. „Ich glaub ich geh mal zu dem Typen da“, meinte ich amüsiert und nickte zu dem Blonden. Ethan folgte meinem Blick und ich sah, wie er grinste. Er war genauso wie ich und ich sah, wie er den Kleinen mit demselben Blick musterte. „Viel Spaß“, meinte er süffisant und trank seinen Mojito weiter. Ich grinste, nahm mein Whiskeyglas und schlenderte entspannt zu dem Blonden. Ich lehnte mich neben ihn, er war kleiner als ich, gute zehn Zentimeter trennten uns. Ich nippte an dem Getränk, als er zu mir sah. Wie er etwas unsicher an seinem Cocktail nippte erinnerte er mich an mich selbst, früher. Zwar hatte ich mich früher nie ungeschickt angestellt, doch die leichte Unsicherheit in seinen gräulichen Augen erinnerte mich an meine eigene. Ich war mir sicher, dass er noch nie etwas mit einem Typen hatte, als er mich unsicher betrachtete. Ich lächelte freundlich, als ich ihn begrüßte. Er hieß Andrew und nachdem ich mich vorgestellt hatte, fragte ich: „Wie alt bist du, du wirkst etwas zu jung…“ Er zerzauste sich die blonden Haare und wieder dachte ich an mich selbst. „Ach… ich bin einundzwanzig, ich werde aber immer jünger geschätzt. Muss auch immer den Ausweis zeigen“, erklärte er freundlich und lächelte mich leicht an. Ich grinste breit und nickte leicht. Nachdem wir an einem Tisch saßen, ließ ich meinen Blick kurz zu Ethan schweifen. Ihn alleine sitzen lassen wollte ich nicht. Doch auch er hatte einfach wen angesprochen und es schien, als amüsierte ihn die Unterhaltung. So konnte ich ungezwungen weiter mit Andrew plaudern. Wir hatten Spaß. Andrew war ein sehr angenehmer Mensch. Viele unserer Interessen glichen sich. Er mochte Sport, zwar nicht so exzessiv wie ich, doch regelmäßig ging er in ein Fitnessstudio. Gut, das war in Kalifornien nichts Ungewöhnliches. Er erzählte mir von seinen Reisen. Ich hatte leider nicht das Geld dorthin zu verreisen, wo ich gerne hin wollte. Das Renovieren der Wohnung und das Studium kosteten eben. Auch die Reisen zu Eric wollten bezahlt werden. Doch noch immer wollte ich die Welt sehen und mein Plan ihn schnell mit nach Hause zu nehmen verflog, während wir redeten. Es war angenehm mit ihm zu sprechen. Die Unsicherheit vom Anfang verflog schnell und er taute auf. Doch nachdem er alles von seiner Reise nach Bangkok berichtete hatte, ohne zu viel oder ausgiebig zu erzählen, legte sich Schweigen über uns. Etwas unsicher fragte er: „Hab ich jetzt zu viel erzählt?“ „Nein, alles gut“, versicherte ich ihm und tatsächlich rückte ich etwas näher. Ich merkte, wie er unruhiger wurde, wie seine grauen Augen meine braunen suchten. „Machst du so was öfter“, fragte er etwas unsicher und er ließ seinen Blick über mein Gesicht wandern. Ich schmunzelte leicht und zuckte mit den Schultern, tatsächlich hätte die ehrliche Antwort ja, lauten müssen. Ich beugte mich zu ihm und meinte süffisant: „Wenn sich was ergibt ja, wenn nicht, dann eben nicht. Davon kommt man ja nicht um.“ Er lächelte schüchtern und ich schmunzelte etwas süffisant zurück. Doch nun war ich mir sicher, dass ich einem Mann gegenüber saß, der noch nie etwas mit einem anderen Kerl hatte. Doch es störte mich nicht, nein vielmehr musste ich einfach an mich denken, damals mit 17. Jack hatte auf mich achtgegeben und so fragte ich: „Bist du alleine hier, oder passt ein anderer auf dich auf, damit dir nichts passiert.“ Andrew war kein Mensch der lügen konnte und als er schnell wegschaute, lachte ich leise auf, denn ich hatte ins Schwarze getroffen. Ich merkte, wie er wieder rot wurde und warum auch immer wollte ich ihm seine Unsicherheit nehmen. „Hab ich auch beim ersten Mal gemacht. Da war… Ein sehr guter Freund hat mich begleitet. Er meinte er passt auf, dass mir niemand etwas ins Glas mischt und so.“ Ich sah, wie er mich erleichtert anblickte. „Wirklich“, fragte er und schien erfreut und ich nickte. Ich zuckte erneut mit den Schultern und meinte: „Ist doch nicht schlimm. Es gibt so viele Idioten und Arschlöcher… Man kann nicht auf alles achten.“ Er schien wieder locker zu werden und grinste. Ich bemerkte, wie sich Grübchen bildeten. Irgendwie sah er niedlich aus so, dachte ich mir und trank genüsslich den letzten Rest Whiskey. Andrew sah in mein Glas und meinte: „Das Zeug ist mir zu hart.“ Mein Schmunzeln wurde immer breiter und ich lachte leise, als ich erklärte: „Das hab ich früher auch gesagt.“ Amüsiert betrachtete er mich, doch was er dachte blieb mir komplett verborgen. Ich wollte wissen, wer von den anderen Gästen ein Auge auf uns hatte. Ich erkannte einen Mann, der vielleicht fünfundzwanzig war und regelmäßig zu uns hinüber blickte. Allerdings, war meine Aufmerksamkeit schnell wieder auf Andrew gerichtet. Freundlich lehnte ich mich zu Andrew rüber und meinte gelassen: „Ich weiß nicht, hast du vielleicht Lust auf ein kleines Abenteuer, Kleiner?“ Ich beobachtete, wie er rot wurde und tatsächlich fand ich es niedlich. Andrew ließ seinen Finger über den Rand seines Gases gleiten und ich ahnte, was in seinem Kopf vorging. Ich leckte mir leicht über die Lippen, während ich seinen inneren Kampf beobachtete. Ich konnte mir denken, dass er neugierig war. Doch vermutlich war dort auch die Angst. Die Angst davor, dass es wehtat. Die Angst, dass er doch nicht bereit war und vielleicht auch die Angst, wie er wirkte, wenn er nun einfach mitging. Wäre ich damals mitgegangen mit irgendeinem Typen aus der Bar? Nein, vermutlich nicht. Ich lächelte ihm leicht zu, als sich unsere Blicke trafen und meinte gleich: „Wenn du nicht willst, ist alles gut. Wir müssen nichts machen, was du nicht willst. Aber ich weiß nicht… irgendwie bist du süß.“ Ehrlich waren meine Worte. Ich hatte sie seit Jahren keinem Typen mehr ehrlich gesagt. „Weißt du… ich hatte noch nie was mit einem Kerl“, meinte er leise und ehrlich. Ich war nicht überrascht, doch ich rieb es ihm auch nicht unter die Nase. Ich nickte es schlichtweg ab und meinte: „Man muss nichts machen, was du nicht willst, aber wenn du neugierig bist…“ Andrew schien abzuwägen, wie weit ich meine Worte ehrlich meinte und ich war ehrlich überrascht als er plötzlich nickte. „Okay, warum nicht“, meinte er ruhig und griff nach einem Portemonnaie. Auch ich kramte meine Geldbörse raus und wir beglichen unsere Rechnungen. Tatsächlich, war ich wirklich überrascht von ihm. Andrew fragte, ob wir zu ihm sollen und ich war mir sicher, dass er sich dort wohler fühlen würde. Also nickte ich leicht und meinte nur: „Klar, von mir aus…“ Vermutlich hatte er seinen Freund der auf ihn aufpasste längst vergessen… Ich schaute mich nach Ethan und suchte seinen Blick. Es dauerte einige Augenblicke, doch dann trafen sich unsere Augen. Ich nickte ihm kurz zu und nahm meine Jacke zur Hand. Er verstand und grinste kurz und nickte mir zum Abschied leicht zu. Andrew fuhr, ich hatte noch kein eigenes Auto und bekam nicht immer das von meiner Schwester. Ich spürte, wie er nervös wurde. Vermutlich hatte er mit diesem Ausgang des Abends nicht gerechnet. Vielleicht war er auch von seiner eigenen Courage überrascht. Immer wieder huschte sein Blick zu mir und beruhigend meinte ich: „Hey, ist doch alles gut. Ich bin kein verrückter Killer oder so.“ Ich lachte und auch Andrew lachte, doch ich wusste selbst wie nervös ich damals war. Obwohl nein, mein erstes Mal kam viel zu überraschend, als das ich viel darüber nachgedacht hatte. Doch vermutlich wäre ich genauso nervös gewesen wie Andrew. Als wir in seiner Wohnung ankamen sah man überall seine Leidenschaft für das Reisen. Ein Reishut hing an der Wand, wie sie die Reisbauern in China oder sonst wo auf der Welt trugen. Ein großer dunkler Buddha Kopf thronte auf einer Vitrine. Hölzerne Elefanten standen in einer Ecke. Alles in allem war es eine sehr schöne, kleine Wohnung. Ich betrachtete ihn und fragte: „Seit wann, bist du dir eigentlich sicher, dass du was von Kerlen willst?“ Andrew zog sich die Jacke aus und hing sie an seine Garderobe. Er schien sich zu entspannen, während wir sprachen und ich vermutete, dass er dachte es würde sofort zur Sache gehen. „Eigentlich erst seit einem dreiviertel Jahr“, gestand er und hob eine Flasche Cola hoch. Ich schüttelte leicht den Kopf. Durst hatte ich nicht. „Und jetzt warst du neugierig“, fragte ich und setzte mich auf ein recht gemütliches Sofa. Er kam zu mir und ließ sich mir gegenüber nieder. „Hm… also… na ja, nein. Ich hab mich halt einfach etwas schwer getan, obwohl meine Eltern und Familie eigentlich total offen sind… Ist schon komisch, oder?“ Er grinste schräg, vermutlich aus Unsicherheit. Ich wusste aus eigener Erfahrung, dass es nicht einfach war sich selbst einzugestehen, dass man schwul ist. „Ich finde es nicht komisch“, meinte ich nach einem Moment, „ich meine, man ändert ja doch sein Leben irgendwie. Auch wenn deine Eltern nichts gegen Schwule haben, haben sie sich für dich ja doch was anderes vorgestellt. Sei es, dass sie Enkel wollten oder so.“ Erstaunt und erleichtert betrachtete mich Andrew. In seinem jugendlich wirkenden Gesicht sah ich Freude aufblitzen, als er meine Worte hörte. Er nickte leicht, doch vermutlich war es ihm zu privat, denn er schwieg. Ich wollte ihm seine Unsicherheit nehmen und rutschte etwas zu ihm, während ich fragte: „Hattest du eigentlich schon einmal was mit einem Kerl…?“ Andrew blickte hinein in mein Gesicht als ich näher rutschte und ich hörte, wie er schluckte. Er nickte leicht und meinte: „Ja… ein wenig geknutscht und gefummelt…. Hat schon Spaß gemacht.“ Ich nickte leicht und betrachtete sein junges Gesicht. Er war wirklich hübsch, nicht zu vergleichen mit Jack, doch das wollte ich auch gar nicht mehr. Andrew war gänzlich anders als Jack und obwohl ich es eigentlich nicht wollte verglich ich sie. Es war nicht gut, doch ich konnte es nicht verhindern. Vielleicht ist es auch gut, dass die Beiden sich so gänzlich unterschieden… Doch plötzlich spürte ich fremde Lippen auf den Meinen. Ich war verblüfft, denn eigentlich knutschte ich nicht rum. Doch während ich die Hände auf Andrews Schulter legte, eigentlich um ihn wegzuschieben, löste er den scheuen Kuss. Sein Blick war unsicher. Ich vermutete, dass er das Gefühl hatte etwas Falsches gemacht zu haben, schließlich hatte ich den Kuss nicht erwidert. Er wirkte so verdammt unschuldig und als ich in die grauen freundlichen Augen des Mannes blickte, gab ich mir einen Ruck. Das war schließlich sein erstes Mal! Ich zog ihn zu mir und legte meine Lippen auf die Seinen. Mein Kuss war weit aus intensiver als seiner. Nicht sanft, sondern wild. Er krallte sich in meinen Rücken und kratzte nervös darüber. Immer noch war der Rücken eine empfindliche Stelle meines Körpers und ich stöhnte in den Kuss hinein. Ich drängte mich zwischen seine Beine und er kratze mir weiterhin über den Rücken. Laut aufkeuchend blickte ich ihn mit Lust in den Augen an. Er sah mir ins Gesicht und ein kleiner frecher Ausdruck war zu erkennen. Er drückte sich an meine Mitte, was mich aufstöhnen ließ. Hastig strich er mir das Oberteil ab und erneut lagen seine Lippen drängend auf den Meinen. Während seine Hände meine Hose öffneten und seine scheue Hand fast schon vorsichtig mein halb erigiertes Glied berührten, verschwand Jack in dieser Nacht immer mehr aus meinem Kopf. Ich drängte mich seiner Hand entgegen und auch ich glitt mit der Hand in seine Hose… So viel Mut hätte ich ihm nicht zugetraut. Ich drängte Andrew zu nichts, gar nichts. Ließ ihn soweit gehen, wie er es wollte. Er traute sich mehr wie ich und als ich mich in diesen jungen Mann versenkte, blickte ich ihm in die Augen und spürte, dass es mir dieses Mal wichtig war seine Lust zu befriedigen und nicht nur die Meine. Es war sein erstes Mal mit einem Typen und es war mir wichtig, dass er es genoss. Ich passte auf, achtete darauf, dass er Spaß hatte. Ich genoss es ihn zum jammern und betteln zu treiben. Ich spielte mit seiner Lust. Er schien es zu genießen und nachdem wir beide gekommen waren, kuschelte er sich in meine Arme. Dies war auch etwas, was ich vorher noch nie getan hatte. Ich streichelte ihn und stellte fest, dass erneut die Rollen getauscht waren. Doch wenn ich ehrlich zu mir selbst war, wollte ich lieber das kleine Löffelchen sein. Es war einfach bequemer. Doch ich ließ Andrew. Ich spürte, wie sein schneller Herzschlag sich normalisierte. Ich bedeckte unsere Körper mit seiner Decke und als er sich zu mir umdrehte und mir in die Augen sah, wirkte er zufrieden. „Jazz“, meinte er nach einer Weile, „was hältst du davon, wenn wir uns ein wenig kennenlernen. Eigentlich wirkst du ziemlich sympathisch.“ Unsicher sah ich ihn an. „Weißt du… eigentlich bin ich kein wirklicher Beziehungsmensch“, meinte ich leise, wollte ich ihm nicht vor den Kopf stoßen und hätte doch erneut freudlos auflachen können. Ich benutze dieselben Worte wie Jack! Ich war überrascht von mir und Andrew runzelte die Stirn. „Hattest du denn schon einmal eine“, meinte er und stützte sich auf einem Arm ab, während er mich betrachtete. Ich zögerte und nickte nach einer Weile. „Ja, damals war ich siebzehn“, meinte ich und ich sah, wie Andrews Augenbrauen sich nach oben zogen. „Okay, aber das ist ja nun auch etwas her… Wieso meinst du denn, dass du keine Beziehungen mehr haben kannst“, fragte er verständnislos. „Na ja… es ist eben so richtig scheiße zu Ende gegangen“, versuchte ich zu erklären und kratzte mich etwas verlegen am Kopf. „Aha… aber trotzdem…. Willst du jetzt nie wieder eine Beziehung“, fragte er verwirrt. Tatsächlich versuchte er mich zu verstehen, doch das er so nachfragte, verunsicherte mich. Ich zuckte mit den Schultern und konnte nicht anders und lachte über mich selbst. „Das klingt total bescheuert, oder“, fragte ich grinsend und zustimmend nickte Andrew. „Ja… sei Mal ehrlich“, meinte er grinsend und strich sich durch die Haare, „wer bleibt schon ewig bei seinem ersten Typen?“ Ich zuckte unsicher mit den Schultern. „Da gibt es sicher einige“, meinte ich nach einem Moment und strich ihm tatsächlich über den Rücken. Andrew nickte leicht und sagte jedoch: „Bestimmt… Aber sei doch ehrlich zu dir. Du wirkst nicht so, als wärst du damit total glücklich geworden.“ Verwirrt betrachtete ich den jungen Mann. „Wieso meinst du das“, fragte ich und hörte tatsächlich auf ihn zu streicheln. „Ich weiß nicht… Ich glaube es macht dir Spaß… also das Typen aufreißen… ich meine ja nicht, dass du deswegen keine Beziehungen führen kannst, aber ich weiß nicht… Manche Menschen müssen sich ausleben was das angeht und manche eben nicht. Für mich gehörst du zu der Kategorie, die sich mal ausleben müssen. Denk einfach drüber nach…“ Er grinste und meinte es nicht böse und ich blickte verwirrt zurück. Er drehte mir wieder den Rücken zu und ich drückte ihn etwas an mich. Stillschweigend kamen wir darüber ein, dass wir erst mal schlafen sollten, ehe wir das Gespräch vertieften. Ich streichelte seine Brust, auf welcher weniger Haare wuschen als bei mir. Ich hörte seinen ruhigen und gleichmäßigen Herzschlag und dachte nach. Wäre ich wirklich unzufrieden gewesen, wenn ich niemals wirklich andere Typen gehabt hätte? Sofort meldete sich mein Geist. Natürlich wäre ich zufrieden mit Jack geworden! Doch wie damals war dort ein kleiner ehrlicher Teil in meinem Inneren, der den Kopf schüttelte. Der meinte, dass ich natürlich glücklich mit Jack gewesen wäre, doch das dort noch etwas gefehlt hätte. Es war albern sich Bestätigung von Fremden zu holen, doch irgendwie brauchte ich diese Bestätigung noch. So albern und jugendlich es noch klang. Es war mir wichtig, schon damals, als ich Jack hatte, konnte ich das flirten nicht sein lassen. Hatte Jack es schon damals gewusst? Er kannte mich damals besser, wie ich mich selbst kannte. Für ihn war ich immer ein offenes Buch gewesen. Ich betrachtete Andrew und gab mir einen Ruck. Ihm eine Chance zu geben bedeutete ja nicht gleich zu Heiraten oder zusammen zu kommen. Vielleicht passte es, vielleicht auch nicht. Ein kleiner Teil meines Inneren sehnte sich ein wenig nach dieser Zweisamkeit, nach Ruhe. Immer noch liebte ich Jack, doch auch er liebte neben mir ja auch noch jemanden. Susanne…. Ja, sie war tot, für Jack immer unerreichbar. Doch die Gefühle, die er damals hatte, konnte er genauso wenig abschütteln wie ich jetzt. Seine Worte damals, liebe sei nicht gleich, schlichen sich mir in die Erinnerung. Ich gab mir einen Ruck. Ich hatte keine Ahnung ob es mit dem blonden jungen Mann in meinen Armen klappte oder nicht, doch eine ehrliche Chance hatte er irgendwie verdient. Könnte er vielleicht eine positive Überraschung für mich werden? Kapitel 8: Ein neues Leben willkommen heißen -------------------------------------------- Tatsächlich bekam Andrew seine Chance. Dank ihm war der Frust, des ausbleibenden Verfahrens erträglich. Er lenkte mich ab. Gestaltete mit mir gemeinsam mein WG-Zimmer. Denn viel dekoriert hatte ich in der ganzen Zeit noch nicht. Andrew fand es albern, dass ich die Flagge meiner Lieblingsmannschaft aufhängen wollte und nach einer kurzen Diskussion landete die Flagge in meinem Schrank. Ich freute mich wenn ich ihn sah. Genoss die Zeit. Tatsächlich war es eine schöne und ziemlich unbeschwerte Zeit für mich. Ich hatte immer noch meinen Nebenjob in dem Kaffeeladen und ich freute mich auf Jennys Baby! Ich hatte das Gefühl, dass die Zeit rasen würde! Was sicher daran lag, dass ich einfach viel beschäftigt war. Zum Ende ihrer Schwangerschaft versuchte ich meiner Schwester so gut es ging unter die Arme zu greifen. Egal, was sie hatte ich stand ihr bedingungslos bei, allerdings konnte ich das Sticheln auch nicht lassen. Als sie nur schwerfällig von der Couch hoch kam, ärgerte ich sie. Sie sei ein Walross, aber ich hätte sie gerne. Wieder mal, war ich ein Arschloch. Clay würde leider erst kurz vor dem errechneten Termin wieder in den USA sein. Für die Army galt die Begründung einer Schwangerschaft nicht, außer vielleicht man war die Person die Schwanger ist. Andy, wie ich Andrew irgendwann einfach nannte schien sich wirklich zu freuen, dass ich ihm eine Chance gab. Er bemühte sich wirklich! Besorgte uns sogar Karten für ein Baseballspiel, welche ich nur ungerne annahm. Tatsächlich stritten wir uns kaum und wenn darüber, welcher Sport besser sei. Football oder Baseball, darin gingen unsere Meinungen einfach sehr auseinander. Zudem kam Andy aus einer recht wohlhabenden Familie. Er musste nicht neben seinem Studium arbeiten und eigentlich studierte er nur um nicht arbeitslos zu sein. Er nahm das Leben weit aus lockerer als ich es tat. Ich genoss mein Leben als Student, doch da ich gemeinsam mit Emily eine Wohnung finanzieren musste, war meine Freizeit einfach sehr begrenzt. Auch ich fand es toll, dass es an der Uni nicht bei allen Seminaren Anwesenheitspflicht gab. Es wäre gelogen zu sagen, dass ich dies nicht ausnutze, doch ich wollte wirklich schnell durchkommen. Keine Prüfung verhauen, damit ich schnell gutes Geld verdienen konnte. An Jack dachte ich in diesen Monaten eigentlich kaum noch. Doch irgendwie, so gerne ich Andy eine Chance geben wollte hatte ich das Gefühl, mich innerlich nicht auf neue Beziehungen einlasen zu können. Beziehungen, deren Gefühle tiefer gingen wie Freundschaft. Warum konnte ich nicht sagen. Manchmal hatte ich das Gefühl, solche Gefühle nicht verdient zu haben. Total albern. So etwas hatte ich mit Jack nie gefühlt?! Woher kamen diese Zweifel? Ich versuchte mich selbst zu verstehen, doch wieder war dieser kleine ehrliche Teil in meinem Inneren, der mir zuflüsterte, dass es alles von diesem einen verfluchten Tag herrührte. Ich war wütend auf mich selbst, dass ich nach all den Jahren noch so schwach war und darunter litt. Es waren nur wenige Wochen gewesen und nur ein Moment der wirklich schrecklich war. Ein Moment in dem ich Angst um mein Leben hatte. Wie konnte dieser eine Augenblick nur so viel verändern? Wieso konnten Wochen vergehen und man vergaß so vieles und dieser Augenblick blieb einfach so präsent? Ich versuchte mich selbst zu verstehen, doch tatschlich schaffte ich es nicht. Es war so unfair! Ich las mir im Internet durch, was ein Trauma wirklich war. Eine seelische Verletzung. Aber Zeit soll doch alle Wunden heilen… Wieso also, war noch nach all den Jahren dieses Ereignis so verdammt präsent. Muss es für Jack genauso gewesen sein? Wenn er an Susanne oder den Heliabsturz dachte? Ich versuchte mich in den Momenten des Zweifels ganz bewusst auf Andrew einzulassen. Einfach in der Hoffnung, er könne diese Verletzung irgendwie heilen. Natürlich konnte er sowas nicht. Doch immer noch wollte ich keine Hilfe. Ich war nicht bereit dieses Ereignis jetzt aufzuarbeiten. Vielleicht half es, wenn wenigstens gerichtlich ein Abschluss kam. Allerdings ließen sich die Gerichte in Amerika einfach gerne sehr viel Zeit… Ich versuchte meine Energie in gutes und positives zu stecken und das Ereignis auf welches ich mich so sehr freute, war Jennys Baby. Nie hatte ich mich auf die Geburt meiner Nichten und Neffen so sehr gefreut wie bei ihr. Es war wirklich wundervoll und auch Jenny bekam es mit. Sie hätte nie mit einer solchen Unterstützung durch mich gerechnet! Ich ging für sie einkaufen, half das Zimmer zu gestalten. Leider war alles neutral und ließ nicht auf das Geschlecht des Kindes deuten. Doch seit der Schwangerschaft hatte ich wieder sporadischen Kontakt zu meiner Mutter. Etwas, dass ich eigentlich nicht wollte. Allerdings weigerte ich mich, den Kontakt zu intensivieren. Ich wollte einfach nicht, dass sie wieder Einfluss in mein Leben hatte. Unsere Mutter hatte Jenny besucht und war drauf und dran nach der Geburt einige Zeit bei ihr zu bleiben. Da ich Jenny nie wirklich davon berichtet hatte, was zwischen Mum und mir vorgefallen war, war ich nicht überrascht als Jenny mir sagte, dass Mum komme wenn das Baby auf der Welt sei. Ich wollte einfach nicht, dass das Verhältnis zwischen ihnen so zerrüttet werden würde, wie das Meine. Jenny hatte damit nichts zu tun und wenn Mum ihr eine gute Mutter war, wollte ich es akzeptieren. So gut es ging versuchte ich der werdenden Mama zu helfen und so hatte Jenny mich gebeten Clay vom Flughafen abzuholen. Selber Autofahren wollte sie nicht mehr, was für mich bedeutete, dass ich regelmäßiger ein Auto hatte! Praktisch, aber natürlich, stand ich für sie auf Abruf bereit, sollte irgendwas passieren würde ich mich gleich auf den Weg machen! Jacks alte schwarze Lederjacke überstreifend machte ich mich fertig um los zu fahren. Ich fuhr zum Flughafen. Ich hasste es am Flughafen zu fahren. So viele Schilder und so viele ein und Ausgänge, dass man eigentlich immer schnell den Überblick verlor. Unterschiedliche Ebenen, für ankommende und abreisende Menschen… Es war wie ein Labyrinth, wenn man es nicht häufig fuhr. Ich fuhr extra früher los und verfuhr mich doch auf dem Gelände! Fluchend saß ich im Auto und erst beim zweiten Anlauf hielt ich am richtigen Ausgang. Clay stand schon dort, trug noch seine Uniform mit braunen Tarnmuster. Neben ihm stand ein großer Rucksack und er schien erleichtert als er das Auto sah. Vermutlich wollte er nur schnell zu Jenny. Er begrüßte mich freundlich und lud schnell die Sachen ein. „Wie geht es Jenny“, fragte er nachdem wir losfuhren. Ich blickte auf die Straße und grinste während ich sagte: „Ach die Hormone… aber nein, eigentlich ziemlich gut. Nur eben fett, ne?“ Clay grinste und meinte nur, dass dies nicht ausbleiben würde. Auch ich grinste und wir schwiegen kurz. Ich schaute kurz zu ihm rüber und er sah ernster aus als gewöhnlich. „Was ist los“, wollte ich wissen und runzelte die Stirn. Clay war eigentlich Zuhause immer gut gelaunt, versuchte seine Arbeit wohl nie mit nach Hause zu nehmen. Jedoch schien er es diesmal nicht zu schaffen. Er seufzte schwer und blickte kurz zu mir. In all den Jahren, waren wir gute Freunde geworden und während er sich über den rasierten Kopf strich meinte er: „Ach diese verdammten Söldner machen einfach ärger!“ Ich spürte wie meine Finger sich um das Lenkrad verkrampften, doch ich wollte ihn nicht unterbrechen, er sollte weiter sprechen! Auf einmal sah ich Jack vor meinem inneren Auge. Groß, dunkle Haare, die auffällige Augenklappe, die Narbe an der Stirn. Mit einem Schlag war er wieder vollkommen in meinen Gedanken! Fragend sah ich kurz zu ihm, bevor ich mich wieder auf die Straße konzentrieren musste. „Aha“, meinte ich und hoffte, betete fast, dass er weitersprach. „Na ja… die werden immer mehr! Die sprießen wie Pilze aus dem Boden. Doch zwei, drei Gruppen scheinen echt groß zu sein! Die werben gute Leute ab! Ich glaube, dein Jack oder Snake hat dafür gesorgt, dass ich ärger bekomme… Jetzt bei meinem letzten Einsatz. Weißt du, ich lag die ganze Zeit im Dreck stundenlang musste ich warten bis der Typ vorbeikam den ich erschießen sollte. Ich meine ... Du wartest Stundenlang auf einen Schießbefehl und als der dann endlich mal kam, schienen die irgendwoher Informationen bekommen zu haben. Aus dem Auto stiegen 5 Kerle die alle gleich aussahen und alle wurden gleich aus der Schusslinie befördert… Die wussten, dass ich da war! Die haben die ganze Gegend durchkämmt. Dann musste ich natürlich fliehen! Fast hätte mich eine Kugel erwischt! Sag das bloß nicht Jenny…“ „Hast du großen Ärger bekommen“, fragte ich vorsichtig und schaltete in den fünften Gang. Clay schüttelte den Kopf. „Nein, aber mein Vorgesetzter wird nervös. Irgendein großer Offizier hat sich von der Army wohl abgewandt und ein paar gute Leute mitgenommen“, meinte Clay und sah hinaus aus dem Fenster. Nie wirkte er so, wenn er von einem Einsatz kam… es wunderte mich ziemlich. Ich runzelte die Stirn. Konnte es Jack sein? Ohne, dass ich wirklich nachdachte stellte ich diese Frage: „Vermutest du nur, dass es Jack war, oder wisst ihr das?“ Doch er antwortete tatsächlich noch auf meine Frage. „Wir vermuten“, meinte er nach einem Moment der Stille, „Aber eigentlich haben wir von dem seit über einem Jahr oder zwei nichts mehr gehört. Ich weiß gar nicht, ob der noch Lebt, aber ich gehe davon aus. Wenn das alles seine Leute sind dann macht der wahrscheinlich nur noch Papierkram.“ Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht! Wieder verkrampften sich meine Hände um das Lenkrad. Lange, hatte ich daran nicht mehr gedacht, wenn Jack stirbt, würde ich dies nie mitbekommen! Wie denn auch? Doch ich durfte jetzt nicht die Fassung verlieren. Ich war Dankbar, als Clays Stimme mich aus meinen Gedanken holte. „Die Regierung scheint nun so nervös zu sein, dass sie die Wehrpflicht wieder einführen wollen. Die haben Angst, dass sie irgendwann überflüssig werden. Stell dir das mal vor. Die US Army überflüssig.… “, er betrachtete mich eingehend, „das mit der Wehrpflicht würde dann auch noch für dich gelten… Das weißt du aber noch nicht… soll wohl demnächst angesprochen werden.“ Überrascht sah ich zu ihm und es regte sich etwas in meiner Erinnerung. Mein vibrierendes Handy ignorierte ich. Das Selbe hatte mir Jack schon vor Jahren berichtet. Ich war mir uneinig, ob ich mich freuen sollte, oder nicht. War es vielleicht eine Chance wieder an Jack heranzukommen? Wehrdienst… ich wollte nicht zur Army, nicht einmal für ein paar Monate. Ernst nickte ich und blieb stumm während mir Clays Worte durch den Kopf gingen. So könnte ich vielleicht wieder an ihn rankommen… Doch wollte ich das? Es lief zurzeit eigentlich gut… Doch jetzt wo Jack wieder in meinem Kopf war, wollte ich wieder wissen, warum er einfach verschwunden war. Allerdings bekam ich nicht mehr die Zeit meine Gedanken wirklich zu vertiefen. Auch das mein Handy erneut vibrierte lenkte mich kurz ab. Gott! Warum musste ich immer an diesen verdammten Kerl denken?! Wir fuhren in die Einfahrt von Clays und Jennys Haus, was so lange auch mein Zuhause war. Ich stellte gerade den Motor ab als wir Jenny an der Tür sahen. Sie klammerte sich fast am Türrahmen fest und kauerte sich zusammen, das Handy in der Hand. Erschrocken sahen Clay und ich uns an. Ich Idiot bin nicht an Handy gegangen?! Schnell sprangen wir aus dem Auto und ich hörte Jenny schon erleichtert sagen: „Gott sei Dank! Vor drei Minuten ist die Fruchtblase geplatzt! Das Baby kommt!“ Ich merkte wie Clay bleich wurde und mich panisch ansah! Ich blinzelte und meinte gleich: „Ja dann hopp! Rein ins Auto mit dir! Clay hol die Tasche, die steht seit Wochen im Flur!“ Ich öffnete meiner Schwester die Tür und Clay stürmte fast ins Haus. Ja, im Befehlen ausführen war er erstaunlich gut. Jenny ließ sich schwerfällig auf den Beifahrersitzt fallen, auf dem vor wenigen Augenblicken noch Clay saß. Ich wendete das Auto und sah Clay mit Tasche und einem Maxi Cosi auf das Auto zustürmen. Wir waren alle angespannt und Jack war wie verschwunden in meinem Kopf! Wir fuhren schnell, doch ich versuchte ruhig zu bleiben. Jetzt einen Unfall zu bauen brachte nichts. Clay und Jenny redeten kurz darüber, dass es mehr wie ein gutes Timing von den Beiden war, ich achtete auf den Verkehr. Ich schmiss die Beiden vor dem Eingang des Krankenhauses raus und suchte mir dann in Ruhe einen Parkplatz. Endlich würde ich erfahren, was Jenny bekommen würde. Einen kleinen Jungen oder ein kleines Mädchen. Mir war beides Recht, Hauptsache es war gesund! Oder doch lieber ein kleiner Junge… dem man irgendwann Baseball beibringen könnte? Aber Mädchen war viel niedlicher als kleine Kinder… Clay durfte Jenny in den Kreissaal begleiten. Ich wollte gar nicht mit! Das war ihr Moment nicht meiner, außerdem fand ich Geburten ekelig. Ich wartete in einem Wartebereich und schrieb Andrew mit dem ich eigentlich verabredet war. Obwohl die meisten Babys nachts kamen war es noch am früher Nachmittag, als das alles begann. Sofort rief Andrew mich an und fragte, ob er vorbeikommen soll, damit ich nicht alleine warten müsse. Ich stimmte zu und tatsächlich war er eine halbe Stunde später samt einem Kartenspiel da. Wir spielten, längten uns ab, aßen gemeinsam in der Cafeteria und ab und zu fragte ich die Krankenschwester wie lange es noch dauern würde. Ab und zu kam Clay raus und schien durchzuatmen. Es vergingen Stunden. So viel zu die meisten Babys kommen Nachts. Dieses wollte wohl auch nicht bei Sonnenschein raus und wartete bis es dunkel wurde. Clay wirkte nervöser als je zuvor und als ich meine Schwester schreien hörte gefror mir das Blut in den Adern. Ich wollte nicht, dass sie schmerzen hatte, wie musste das dann erst für Clay sein? Andrew fragte Clay unsicher, ob er wenn das Baby da war überhaupt mit hineindarf. Es war sehr höflich fand ich, dass er fragte. Wir kannten uns erst seit zweieinhalb Monaten, bei weitem noch keine Ewigkeit! Clay nickte leicht und lächelte Andrew freundlich an. „Klar, kannst du machen“, meinte er und trank einen Schluck Kaffee. Ich sah, wie seine Hände zitterten. Wie nervös er war… Doch wer wäre es nicht? Er wird Vater werden und damit eine sehr große Verantwortung übernehmen. Einer von der ich mir sicher war, dass er sie meistern würde. Nachdem er seinen Becher ausgetrunken hatte machte er sich wieder auf zu Jenny. Vielleicht hatte sie ihn auch einfach rausgeschickt, weil er störte. Wir warteten lange, die Sonne war tatsächlich schon weg und als ich schon mit Andrew sprach nach Hause zu fahren erschien ein blasser, sehr blasser Clay an der Tür. Sofort ging ich zu ihm, tatsächlich war ich schon nervös, denn schließlich konnte immer viel passieren! Doch als wir einander in die Augen sahen glitt ein strahlen über sein Gesicht. Ich sah in seinen Augen die Tränen und es waren Tränen der Freude. Ich schlug ihm brüderlich auf die Schulter und grinste. Wir brauchten einander nichts zu sagen und Clay nickte mir leicht zu. Wir durften zu Jenny rein und sie strahlte. Ihre Haare waren Schweißnass und klebten an ihrem Kopf und ich glaubte sie selten erschöpfter gesehen zu haben. Sie schaute nur kurz zu uns hinauf, denn ihr Blick klebte förmlich an dem kleinen Bündel in ihren Armen. Sie strahlte, wie sie noch nie gestrahlt hatte. Vorsichtig lugte ich in das Deckenbündel und sah ein rosiges kleines Gesicht. Vermutlich war das Baby schon einige Minuten da, denn es sah gewaschen aus. Jenny blickte von dem Gesicht des schlafenden Kindes auf und lächelte. „Willst du Luna hallo sagen“, fragte sie und ich sah die Tränen in ihren Augen. Ich konnte nicht anders und strahlte. Vorsichtig, als wäre sie aus zerbrechlichen Glas nahm ich meine kleine Nichte in den Arm. Ein Mädchen! Wie wundervoll! Wer wollte schon einen Jungen?! Clay stand neben mir, machte Bilder und ich streichelte ihr rosiges Gesicht an. „Luna“, fragte ich Jenny und schaffte es auch kaum mich von dem Gesicht des Kindes zu lösen. Alles war gerade vergessen und einfach nur schön! Jenny nickte leicht und erklärte: „Kein J-Name… Keine blöde Tradition… Luna ist mal außergewöhnlicher“, meinte sie fröhlich. Es wäre nicht mein Name gewesen, doch wenn er Jenny gefiel war es der passende Name für das schlafende Mädchen in meinen Armen. Auch ich strahlte und ich spürte eine warme Hand auf meinen Rücken. Doch es war nicht Clay als ich mich umdrehte. Es war Andrew. Auch ihm schien es nicht kalt gelassen zu haben. Seine Augen strahlten wie die Meinen. Als ich ihm in die Augen sah, merkte ich ein stechen in meiner Brust doch zu viel konnte ich gerade nicht darüber nachdenken. „Jasper“, hörte ich Jennys Stimme und meine Aufmerksamkeit galt ihr, „Clay und ich wollen, dass du Patenonkel wirst…wenn uns etwas zustoßen sollte ja?“ Ich konnte es nicht fassen und ohne, dass ich es verhindern konnte stahl sich eine Träne aus meinen Augen. Ich war sprachlos während ich wieder auf das Baby sah. Verschlafen öffnete Luna die dunklen Augen. Ich griff nach ihrer Hand, vorsichtig streichelte ich ihre so kleinen Finger und nickte nur leicht, während ich kurz zu Jenny schielte. Ich drückte meine Lippen kurz auf das kleine Köpfchen und übergab die Kleine wieder in die sicheren Arme ihrer Mutter. „Danke Jenny“, meinte ich und von Rührung und Gefühlen überwältigt war meine Stimme seltsam kraftlos. Ich reichte Clay den Schlüssel von dem Auto und meinte: „Ich lasse euch alleine… Andrew wird mich schon nach Hause bringen. Ich bin so froh, dass alles gut gelaufen ist“, meinte ich und betrachtete den jungen Mann, der nur leicht nickte. Auch er gratulierte noch und gemeinsam verließen wir das Krankenhaus. Ich konnte nicht anders und strahlte. Immer noch überwältigten mich die Gefühle. Ich war Patenonkel dieses wundervollen Kindes! Es war albern, doch für mich war dieses Kind das tollste was ich bis jetzt gesehen hatte. Es gab kein besseres! Wir lauschten der Musik des Radios und schwiegen, doch es war ein sehr angenehmes schweigen, welches uns umgab. Andy hielt vor meiner Wohnung an und wir sahen einander in die Augen. Immer wieder sah ich das kleine Gesicht meiner Nichte in Gedanken, dessen Pate ich war! Offenherzig sah ich Andrew an, welcher mich ebenfalls fröhlich musterte. Er beugte sich zu mir und küsste mich sanft und gefühlvoll auf den Mund. Ich griff nach seinen Haaren und erwiderte diesen so sanften und liebevollen Kuss. Wir lösten uns voneinander und auf einmal hörte ich ihn leise murmelnd sagen: „Ich liebe dich Jasper… Komm lass es uns wirklich versuchen… Gib dir einen Ruck!“ Wir blickten einander in die Augen und ich nickte! Dank Luna war der letzte Rest, der noch an Jack dachte vergessen. Vergessen für diesen Moment. Ich drückte ihn an mich und genoss es ihn bei mir zu haben! Kapitel 9: Ein unvergesslicher Urlaub ------------------------------------- Die Zeit nach Lunas Geburt war eine der schönsten, seit Jack weg war. Eigentlich war Jack in dieser Zeit meines Lebens kein bisschen mehr präsent! Ich hatte das Baby, auf welches ich nur zu gerne aufpasste, ich hatte Emily, meine Freunde und Andrew. Es war eine unbeschwerte Zeit! Ich hatte so viel zu erledigen. Das Studium lief gut ich hatte schon an einigen Projekten teilgenommen. Ich stellte fest, dass es mir sehr viel Spaß machte. Früher, als ich nur Baseball im Kopf hatte, wäre ich niemals auf diesen Beruf gekommen. Sogar schlafen war besser geworden. Es war die Zeit in meinem Leben, an welcher ich nur noch wenig an Jack dachte. Ich schrieb ihm auch keine E-Mails mehr. Das erste Mal seit Wochen kam mir Jack wieder in den Sinn, als der Nachrichtensprecher davon berichtete, dass die Wehrpflicht wieder eingeführt werden sollte. Clay und Jack hatte also Recht behalten. Ich saß in meinem Zimmer und runzelte die Stirn. Alle 18-23 jährigen würden auf ihre Eignung begutachtet werden. Ich blickte an mir herunter. Ich wollte nicht zum Militär, doch vermutlich würde ich mich kaum davor drücken können. Da ich noch nichts schriftlich hatte hoffte ich einfach, dass ich nicht dafür eingezogen wurde. Vielleicht würden sie mich auch nicht einladen. Häufig war ich nach oder vor der Arbeit bei meiner Schwester, doch leider war kurz nach Lunas Geburt meine Mutter bei ihr und half. Ich musste also zwangsläufig mit ihr sprechen. Sie erzählte mir von ihrem Leben im Houston, dass sie wieder viel in der Kirche aktiv sei. Sie freue sich auch für mich, dass ich einen guten Job lernte. Sie konnte es gar nicht fassen, dass ich tatsächlich ein Stipendium erhalten hatte. Jedoch wollte ich ihr nicht viele Details aus meinem Leben erzählen. Ich wollte nie wieder, dass sie mir weh tut. Also versuchte ich meine kleine Nichte zu bespaßen, die ich so sehr liebte. Allerdings war Luna nur selten wirklich wach. Sie bekam alle drei Stunden was zu trinken und verschlief fast den gesamten Tag. Ich liebte dieses Kind dennoch abgöttisch und war sicher nie ein stolzerer Onkel. Auch Clay hatte sich einige Zeit frei nehmen können. Wie liebevoll er mit Luna umging war schön zu sehen. Fast war ich ein wenig neidisch auf meine Mutter, als ich sie zusammen mit Jenny sah und feststellte, dass sie immer noch eine gute Mutter sein könnte. Doch Jenny funktionierte einfach so, wie sie es wollte. Na ja, nicht ganz, dass Jenny immer noch nicht verheiratet war, störte meine Mutter. Total bescheuert, wenn man mich fragte. Leider, versuchte sie tatsächlich immer wieder mit mir zu sprechen. So kam es, dass sie zwei Wochen, nachdem Luna auf der Welt war, gemeinsam mit mir am Küchentisch saß und mich fragte, ob ich ihr denn gar nichts Neues berichten könne. Ich versuchte meine Mutter so gut es ging aus meinem Leben raus zuhalten. Ja, ab und zu meldete ich mich bei ihr, wollte ich doch nicht meine beiden Elternteile verlieren. Deswegen rief ich zu Feiertagen und zum Geburtstag immer brav an. Ich war unschlüssig, ob ich ihr von Andrew erzählen sollte, denn das mit uns beiden war mehr wie frisch. Allerdings gab es sonst kaum Neuigkeiten und so entschloss ich mich schweren Herzens mit ihr über Andrew zu sprechen. „Hab da wen kennen gelernt“, begann ich zögernd und lehnte mich im Stuhl zurück. Leicht verschränkte ich die Arme vor der Brust und betrachtet meine Mutter abschätzend. Wie nahm sie diese Nachricht auf? Tatsächlich stutze sie kurz und schien sich einen Augenblick zu sammeln. „Einen Mann“, fragte sie leise, als habe sie Sorge jemand belausche uns. Ich verdrehte offensichtlich die Augen. Immer noch kam sie mit meiner Homosexualität nicht gut zurecht. „Nein“, sagte ich spöttisch, „eigentlich ist er ein Hund.“ Fast schon genervt sah meine Mutter mich an und war nun von meiner Art genervt, in der ich es ihr sagte und einlenkend erklärte ich: „Natürlich ein Mann… Er heißt Andrew. Hab ihn vor einiger Zeit in einer Bar kennen gelernt. Seither treffen wir uns regelmäßig.“ Sie nickte leicht und tatsächlich war ich überrascht als sie nachfragte, wie alt er sei und was er beruflich machte. Abschätzend betrachtete ich sie. Interessierte es sie wirklich, oder fragte sie nur der Höflichkeit halber nach? „Er ist einundzwanzig und wie ich Student. Er studiert BWL.“ Sie schien erleichtert, vielleicht hatte sie wieder Sorge, ich wäre an „Einen“ wie Jack geraten. Zögernd sah ich sie an und fragte: „Willst du ihn… vielleicht kennen lernen?“ Erschrocken sah sie mich an. Nie hatte sie mich zusammen mit einem Mann gesehen. Vermutlich fühlte sie sich überfordert. Sie schüttelte leicht den Kopf und meinte: „Ach weißt du Jasper, ich hab die Freunde und Freundinnen deiner Geschwister auch erst kennen gelernt, wenn es ernster wurde…“ Verwirrt runzelte ich die Stirn und distanziert betrachtete ich sie. „Weißt du Mum, ein einfaches nein hätte auch gereicht“, damit stand ich auf und verließ die Küche. Wieso hatte ich ihr überhaupt den Vorschlag unterbreitet? Genervt um mich abzulenken rief ich Andrew an. Erleichtert war ich, als ich seine Stimme vernahm und ich spürte, wie sich meine angespannten Schultern entspannten. Was los sei, wollte er gleich wissen und erstaunlicher Weise fing ich an kurz über meine Mutter zu meckern. Ich fragte, ob ich ihn besuchen könne und tatsächlich war ich keine zwei Stunden später bei ihm! Ich war wirklich froh, dass er da war. Er lenkte mich ziemlich gut ab. Ich war wirklich überrascht, als ich Andys Familie kennen lernte. Vielleicht war meine Vorstellung diesbezüglich wegen meiner Familie eine gänzlich falsche. Innerlich fast schon erschrocken war ich, als sie sich mir gegenüber freundlich und offen vorstellten. Sie schienen keine Probleme damit zu haben, dass ihr eigener Sohn schwul war! Für mich mit meiner Vergangenheit wirklich sehr seltsam, allerdings freute es mich auch ungemein! Es war trotzdem seltsam den „Schwiegereltern in Spe“ vorgestellt zu werden, hatte ich dies vorher noch nicht! Ich versuchte tatsächlich mich zu benehmen und nur meine besten Seiten zu zeigen, hielt mich mit dummen Sprüchen zurück. Allerdings hielt ich mich auch mit Zuneigung gegenüber Andy zurück. Etwas, was ihm missfiel. Doch ich konnte nicht all meine Erziehung vergessen. Die Sorge, dass sie es doch nicht so toll fanden ihren Sohn mit einem anderen Mann zu sehen, konnte ich nicht einfach abstellen. Ich wollte niemanden vor den Kopf stoßen, oder besser gesagt keinen dritten dort hineinziehen. Wenn man ein Baby im Umfeld hat sieht man erst, wie schnell die Zeit verfliegt! Luna wurde schnell größer, wuchs, aß, machte in die Windel. Ich war furchtbar gerne ihr Patenonkel. Ich war wirklich froh, als meine Mutter wieder zurück nach Texas flog. Je mehr Luna konnte, desto mehr versuchte ich mit ihr zu unternehmen. Ich schenkte ihr jede Menge lautes und unnützes Spielzeug. Eigentlich alles, was kracht machte. Autos die blinkten und sangen, eine Trommel, die mir Jenny beim nächsten Mal wütend entgegenschmiss und nachdem sie sich beschwert hatte, dass Luna ein Mädchen sei, eine singende Puppe. Komischerweise war diese beim nächsten Mal verschwunden. Immer wenn Luna mich sah wedelte sie aufgeregt mit ihren kleinen Kinderärmchen in der Luft und lachte mich fröhlich an. Es war mir kein bisschen peinlich mit dem Kinderwagen durch die Stadt zu gehen. Doch stellte ich fest, dass ein „Single-Dad“ sehr viel Aufmerksamkeit von Frauen erhielt. Ich verstand einfach nicht was daran toll sein sollte. Andrew und ich spielten uns immer mehr aufeinander ein und meinen Job in dem Kaffeeladen ging ich weiterhin nach, denn trotz des Unterhaltes meiner Mutter war Geld einfach knapp. Doch wir sparten. Sparten für einen Urlaub auf Hawaii. Es war irgendwie ein angenehmes Gefühl Pläne zu schmieden. Seine Zukunft mit schönen und nicht belastenden Dingen zu gestalten. Da kam mir die Planung meiner ersten Reise gerade recht. Allerdings stritten Andrew und ich auch. Wir saßen gerade gemeinsam am Laptop, als mich eine Arbeitskollegin anrief. Ich stand auf und stellte den PC weg von Andy. Als ich in mein Zimmer kam, nachdem ich kurz mit einem Arbeitskollegen geredet hatte und Andy an meinem Laptop vorfand, spürte ich eine unkontrollierbare Wut. Was hatte er ungefragt an dem PC zu suchen?! Die fast schon ungezügelte Wut war da und fast schon hektisch riss ich ihm meinem Laptop aus den Händen. Er sollte nicht schauen, was darauf gespeichert war! Was für Bilder, Musik oder vielleicht auch E-Mails! Wenn er herumschnüffelte?! Nicht, dass ich Geheimnisse hatte, aber es durfte keiner an meinen Rechner! „Du gehst nicht ungefragt an meinen Laptop, verstanden?! Der stand nicht ohne Grund da“, fuhr ich ihn zornig an. Erschrocken sah er mich an und fragte fast schon entsetzt klingend: „Alter, was ist los mit dir?“ Ja, was war los? Ich wollte vernünftig bleiben, doch ich schafft es nicht. Niemand durfte seit dem Vorfall mit meinem Vater an meinem Computer. Nicht einmal Jenny! „Geh ich einfach an deine Sachen? Ich will nicht, dass da einfach wer dran geht“, meinte ich und klappte den Laptop zu. Es war unfair, dass wusste ich. Vermutlich surfte er nur irgendwo herum und sah sich weitere Videos an. Doch seit meinem Vater ließ ich keinen mehr da ran. Niemand kannte mein Passwort, darin war ich sehr eigen. Auch Emily war schon wütend von mir angefahren worden, als sie ungefragt an den PC ging. „Ich will einfach nicht, dass irgendwer einfach so an meinen Laptop geht “, meinte ich eisern und ich war überrascht, wie eisig meine Stimme klang, nahezu distanziert. Dass mich so eine Kleinigkeit so sehr aus dem Konzept brachte verwunderte mich. Nie hatte ich mit Andy über meine Vergangenheit gesprochen, jedenfalls nicht über die, die mich belastete. Natürlich hatte er mich in einem ruhigen Moment nach den Narben auf meinen Rücken gefragt, doch ich blieb bei meiner Autounfall Version. Dass der Täter geflüchtet war und ich deswegen noch ein ausbleibendes Verfahren am Laufen hatte. Er wollte ab und zu darüber sprechen, doch ich weigerte mich. Sagte immer, dass ich mich sowieso nicht daran erinnern könne. Ob er mir glaubte oder nicht, war mir eigentlich egal. So schön es eigentlich war jemanden an meiner Seite zu haben war es auch irgendwie anstrengend. Bei Jack hatte ich es nie so empfunden wie bei Andrew. Ich wusste, dass das nicht für immer war. Jedoch so lange es hielt wollte ich die Zeit genießen. Ich wurde allerdings nervöser, denn ich wartete immer sehnsüchtiger auf die Verhandlung. Hoffte ich doch, dass ich danach beginnen konnte damit abzuschließen. Es halfen auch keine Anrufe nach Texas um das Verfahren zu beschleunigen. Ich versuchte mich einfach abzulenken. Sport, Studium, meine Freunde und Familie halfen mir dabei. Kurz nach meinem einundzwanzigsten Geburtstag flogen Andy und ich gemeinsam in den Urlaub. Es war mein erster Urlaub ohne Familie und ich hatte lange darauf gespart, hatte sogar einige Schichten übernommen um mir diesen Traum zu erfüllen. Ich war auch noch nie sechs Stunden geflogen. Andrew, der schon viele Reisen unternommen hatte, hatte schon häufiger weit entfernte Ziele erreicht. Sein Vater hatte ein gutes Einkommen und er erzählte mir, dass er schon als Kind einmal mit seiner Familie auf Hawaii Urlaub gemacht hatte. Hawaii war traumhaft, ein wahres Paradies. Palmen, der Dschungel und kristallblaues Wasser. Wir landeten in Honolulu und fuhren etwas außerhalb der großen Stadt in ein Hotel. Es lag nicht direkt am Strand, im Gegensatz zu Andy störte es mich nicht. Doch ich erinnerte mich, wie Jack einst sagte, das Hawaii nicht der Ort sei, an dem Surfer das Surfen lernten. Nicht oft kam ich dazu mich in die Fluten zu stürzen, dies war eindeutig etwas für Profis. Zwar surfte ich nun ab und zu mit meinen Freunden, aber für mehr reichte mein Können noch nicht aus. Ansonsten war es ein toller Urlaub. Wir machten viel Sport, fuhren Rad oder entspannten uns am Strand. Besichtigten Pearl Harbor und ließen uns über die Geschichte des Ortes etwas berichten. Abends gingen wir in kleine Strandbars und aßen Tapas, liefen an der Promenade entlang. Auch wenn ich in Santa Monica lebte und einen Strand quasi vor der Haustür hatte, war es hier doch gänzlich anders. Die Palmen waren grüner, der Sand feiner. Ich hatte das Gefühl, dass ich meinem Alltag entfloh. Ich schaffte es sogar, mehrere Nächte hintereinander durchzuschlafen. Die Landschaft auf Hawaii war traumhaft schön. Mit dem Mountainbike fuhren wir durch den Dschungel und die Natur ließ mich sprachlos werden. Wir wollten keinen Mietwagen, wir wollten die Natur genießen und das konnten wir. Auf befestigten Wegen fuhren wir entlang des Dickichts. Nie hatte ich so viel Grün auf einmal gesehen. Wir betrachteten einen Wasserfall, der sich über moosbeschichtete Steine in die Tiefe ergoss. Ein wahrlich beeindruckendes und schönes Bild. Ich hörte die Vögel über mir laut kreischen, als beschwerten sie sich über unsere Anwesenheit. Doch sah ich keinen einzigen. Ja, wenn ich endlich Geld verdiente, möchte ich noch viel mehr sehen, entschied ich in Gedanken und schoss mehrere Fotos. Doch leider war es nur eine Woche, die wir so verbringen konnten. In der wir dem Alltag entfliehen konnten. Es war ein schöner und ruhiger Tag gewesen. Tatsächlich genoss ich es hier zu sein. Das Wetter, die Palmen und das blaue Wasser. Alles wie in einem Traum. Es war der letzte Abend und Andrew und ich waren noch einmal mit dem Fahrrad hinaus gefahren. Er wollte sich einen Sonnenuntergang ansehen. Am Rande einer Klippe standen wir und das rote Licht der untergehenden Sonne ließ alles in einem satten Orange leuchten. Die Schatten wurden länger und erneut war ein Tag vergangen. Ich drückte seinen Körper an mich und während ich die Stille genoss, blickte ich auf den kleineren Mann in meinen Arme. Ich spürte, wie Andrew sich entspannte. Er schien jede Minute, die er hier verbracht hatte, genauso zu genießen wie ich es eigentlich tat. Mein Blick glitt zu der untergehenden Sonne. Das Lächeln, welches seit ich auf Hawaii war ein steter Begleiter von mir war, verblasste auf einmal. Wieder war ein Tag vergangen. Wieder ließ sich die Zeit nicht anhalten. Doch wollte ich die Zeit hier anhalten? Irgendetwas in meinem Inneren sträubte sich, plötzlich und vollkommen unerwartet. Irgendetwas gefiel mir nicht! Etwas war nicht richtig an dieser Szene. Ich schloss die Augen und in meinem Kopf hielt ich nicht Andrew in den Armen. In meinen Gedanken war es Jack. Jack, der neben mir stand, weder vor mir, noch hinter mir. Neben mir! Einen Arm um mich gelegt und wir sahen diesen Sonnenuntergang an. So, wie ich es mir damals vor so langer Zeit gewünscht hatte. Ich wollte einen gleichwertigen Partner. Nicht einen, der sich in meinen Armen immer kleiner machte und schwächer aussah. Der in mir immer irgendwie einen „Beschützer“ sah. Ich erinnerte mich genau an den letzten gemeinsamen Abend, an dem ich Jack sagte, dass ich mit ihm hier sein wollte. Ich erinnerte mich, wie er mich damals so liebevoll und sanft in den Armen gehalten hatte. Ich konnte ihn vor mir sehen, seine kräftigen Arme, sein eckiges, markantes Kinn mit dem Bart. Die Augenklappe und dieses stechende helle Blau seines gesunden Auges. Dieses Auge, welches meistens so kalt wirkte und mit nur einem einzigen Satz von mir warm wirken konnte. Ich sah ihn vor mir, wie sein sonst so strenger Mund sich zu einem Lächeln verzog und ihn einen Moment lang so freundlich wirken ließ. Doch als ich meine Augen öffnete und in die grelle Sonne blickte wusste ich, dass es doch nur ein Tagtraum war. Allerdings etwas war geblieben. Die Sehnsucht…Die Sehnsucht nach eben jener Person, die eigentlich so unerreichbar war… Es war erschreckend. Wir waren nur so kurze Zeit ein Paar gewesen und dennoch hatte ich das Gefühl, dass dieser Mann mein Leben immer noch so sehr beeinflusste wie kein anderer. Ich sah hinunter auf Andrew und ich wusste in diesem Moment, dass ich niemals, wirklich niemals mit ihm glücklich werden konnte. Ich liebte ihn einfach nicht! Wenn ich je etwas wie Liebe empfunden hatte, war es in diesem Moment erloschen. Ich liebte Jack und auch wenn ich versuchte es zu verdrängen, wusste ich es doch ganz genau. Ich spürte, wie Andrew sich in meinen Armen umdrehte und er mich mit einem verliebten Blick musterte. Und wie wir uns so anblickten und ich merkte, wie er sich in meinen Augen verlor, dachte ich immer wieder daran, dass ich ihn nicht liebte. „Ich liebe dich, Jazz“, hörte ich ihn murmeln und spürte nur wenige Augenblicke später seine Lippen auf den Meinen. Doch es fühlte sich auf einmal so falsch an wie noch nie in meinen Leben. Ich erwiderte den Kuss nicht. Viel zu sehr war ich gerade in meinen Gedanken. Fast wie in Trance murmelte ich vor mich hin: „Ich dich nicht…“ Überrascht sah Andrew mich an, löste sich langsam von mir und schräg grinsend meinte er: „Klar, ach komm Jazz, lass mal deine beschissenen Scherze.“ Ich schüttelte leicht den Kopf trat einen Schritt zurück und ich hatte das Gefühl nie klarer sehen zu können. „Nein… Kein Scherz… Ich liebe dich nicht…Ich…. Andrew…. Es tut mir leid“, meinte ich. Es gab nur wenige Momente in denen mir die Worte fehlten, tatsächlich war dies einer dieser Momente. Immer noch schien Andrew nicht ernst zu nehmen, was ich sagte, doch ich wich seinem Blick nicht aus. Es tat mir leid, was ich tat und ich wusste, dass ich mich wirklich grade wie ein Arsch aufführte. Allerdings ich konnte es nicht ändern. An Andys Miene ließ sich erkennen, dass er langsam meine Worte ernst zu nehmen schien. Wie das Wissen langsam, aber stetig in seinen Geist vordrang… „Ist das ein Scherz? Was bist du denn für ein Arsch“, fuhr Andrew mich an und als ich sah, wie er ausholte, hielt ich seine Hand mit einem schnellen Handgriff auf! Überrascht und verwirrt schauten wir beide uns an. Ich ließ zögerlich seine Hand los und meinte nüchtern: „Ach ja…Ich hab es verdient…warte… ich halt dich nicht auf…“ Tatsächlich wappnete ich mich auf den Schlag, doch Andrew schnappte empört nach Luft und ließ mich mit einem wütenden „Du Wichser“, stehen. Ich sah ihm kurz nach und es tat mir leid. Hier in dieser Situation sagte man sicher alles, aber sicher nicht, dass man den Partner nicht liebte. Dies hier war ein Ort, an dem man große tiefgründige Liebeserklärung säuselte, oder gar auf die Knie fiel… Ich strich mir durch die braunen Haare und wusste nicht mehr weiter. Ich wollte hier nicht alleine stehen, hier sollte Jack sein! Ich brauchte ihn, wollte ihn hier haben. So sehr ich ihn mir herbei wünschte, so sehr hasste ich ihn gleichzeitig für diese Gedanken. Ich wollte ihn an meiner Seite haben und fand gleichzeitig, dass er mich eigentlich gar nicht verdient hatte. Andererseits war ich in diesem Moment nicht besser als er damals, als er ging. Jetzt war ich das Arschloch und ich konnte und wollte es nicht leugnen. Dafür war ich immer noch zu reflektiert mir selbst gegenüber. Trotzdem tat mir Andrew leid und ich hatte das Gefühl, ich müsste mich entschuldigen. Als wir uns in unserem Zimmer begegneten murmelte ich eine Entschuldigung. Tatsächlich, tat es mir leid. Nicht, weil es zu Ende gegangen war, sondern wie es zu Ende ging. Er winkte wütend ab. „Willst du, dass ich mir ein anderes Zimmer nehme“, fragte ich erstaunlich ruhig. Ich konnte es gar nicht fassen, wie sehr ich eigentlich innerlich schon abgeschlossen hatte. War das gut von mir? Nein! Natürlich nicht, doch ich konnte es einfach nicht mehr ändern. Ich wollte es auch gar nicht ändern. „Wenn du nicht gehst, dann gehe ich jedenfalls!“ Ich sah, wie er anfing zu heulen und mich dabei ansah. Vermutlich wollte er mir ein schlechtes Gewissen machen, oder er musste seine Gefühle einfach herauslassen. Das schlechte Gewissen, das ich hatte, war jedoch nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt hatte. Wow, ich war gerade genau das Arschloch, was Andy in mir sah... Ich konnte nichts für meine Gefühle. Ich wusste selbst nicht warum ich mir in diesem Moment so sicher war, doch das war ich. Andrew hatte es nicht verdient, dass ich ihm Gefühle vorspielte. Es war tatsächlich für mich ein tröstender Gedanke! Andrew war ein netter und sehr aufrichtiger Mensch, er hatte so eine Person auch als Partner verdient. Doch dieser Partner, der konnte ich nicht sein. Ich versuchte es ihm zu erklären, allerdings wollte er davon nichts hören. „Wusstest du das schon vor dem Urlaub“, wollte er pampig von mir wissen, nachdem er sich beruhigt hatte. Ehrlich schüttelte ich den Kopf. „Nein“, meinte ich leise und schaute in seine grauen Augen. Die Trauer und auch der Schreck, der mich aus ihnen anblickte, weckte letztlich doch ein schlechtes Gewissen in meinem Inneren. „Ich… ich kann einfach nicht meinen Ex vergessen“, sagte ich ehrlicher als ich eigentlich beabsichtigt hatte. „Wenn du immer noch nicht über diesen Typen hinwegkommst, dann such dir gefälligst Hilfe“, fuhr er mich zornig an und ich konnte es ihm nicht verübeln… Er hatte ja auch Recht. Ich konnte und wollte es nicht abstreiten, aber bestätigen kam auch nicht in Frage. Ich wusste es selber, dass ich die Probleme nicht alleine bewältigen konnte. Ich schwieg darauf und wütend funkelte mich Andrew an. „Andrew… ich meine es wirklich ernst, wenn ich sage, dass es mir leid tut“, meinte ich und eigentlich wollte ich nach seiner Hand greifen, ließ es jedoch im letzten Augenblick. Ich beobachtete, wie er sich durch das Gesicht strich und mich weiterhin zornig ansah. „Das macht es nicht besser. Du hast keine Ahnung, wie weh es mir gerade tut“, sagte er eisig und eigentlich lag mir schon ein, doch, auf den Lippen. Jedoch verließ dieses Wort nicht meine Lippen. Gerade fühlte er sich genauso wie ich damals, an dem Tag nach meinem 18. Geburtstag und da hätte ich alle solche Sprüche nicht hören wollen… Ich erinnerte mich auch wie dankbar ich war, dass Jenny mich in Ruhe ließ. Ich war froh, dass es der letzte Tag war, die letzte Nacht. Eigentlich wollte ich nicht unnötig Geld für ein anderes Zimmer ausgeben, allerdings wollte ich mich Andy nicht aufdrängen. Sagte ihm, dass ich nach einem anderen Zimmer fragen würde und er hielt mich nicht auf. Tatsächlich bekam ich eins und fast schon verwirrt betrachtete mich der Rezeptionist. Stumm packte ich meine Sachen. Andrew beobachtete mich und ich hörte ihn immer wieder leise schluchzen. Er hielt sein Handy in der Hand und ich konnte mir denken, dass er gleich einen seiner Freunde anrufen würde. Ich wusste, dass egal wen er anrief, diese Person ihn besser trösten konnte als ich. Ich war die letzte Person die er dafür brauchte. Ich saß noch lange abends an der Bar und trank zwei, drei Cocktails. Ich wollte mit keinem sprechen, aber ich wollte auch nicht auf meinem Zimmer sitzen um auf den nächsten Tag zu warten. Fast schon war ich dankbar, dass wir bereits gegen Mittag den Heimflug antraten. In dieser Nacht schlief ich wieder schlecht und alleine saß ich unten am Frühstückstisch. Andrew sah ich erst, als wir beide auscheckten. Er wollte nicht mit mir sprechen, doch ich fragte ihn: „Sollen wir uns wenigstens das Taxi zum Flughafen teilen, oder geht das auch nicht?“ Verletzt sah er mich an und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich sah, wie er kurz auf seiner Unterlippe kaute. Natürlich wog er ab, was sinnvoller für ihn war und ob er es wollte. Dann zuckte er fast schon genervt mit der Schulter. Wir warteten draußen auf das Taxi und fast schon zickig fragte er: „Und gestern allein geschlafen? Oder hast dir jemanden zum ficken gesucht?!“ Überrascht von diese fast schon untypische Art von ihm zog ich erstaunt die Augenbrauen hinauf. Ich musste schlucken, denn tatsächlich war ich gerade einfach ein Arschloch für ihn! Egal, was ich sagen würde oder nicht. Ich schüttelte nur den Kopf und zwang mich, nicht die Augen zu verdrehen. Ich hörte ihn wütend schnauben. „Du bist doch echt nicht mehr normal“, stichelte er weiter und ich spürte, wie ich immer wütender wurde. Ich schluckte die Wut hinunter. Ich wusste, dass er das sicher nicht so krass meinte wie er es sagte und wenn er es doch so meinte, ja… Dann meinte er es so. Ich wollte ihn nicht anfahren, ich musste nur noch die Taxifahrt überstehen. Eisiges Schweigen verfolgte uns auf den Weg zum Flughafen. Als das Taxi stand verschwand er ohne sich die Mühe zu machen den Fahrer zu bezahlen. Tatsächlich machte dies mich wütend, denn ich hatte schon das andere Zimmer bezahlt nun auch noch das Taxi! Arschloch. Andrew checkte ohne mich am Schalter ein, was bedeutet, dass wir nicht nebeneinander saßen. Vielleicht war es auch besser so, denn nun war er wütend auf mich und ich auf ihn. Jetzt noch sechs Stunden neben ihm, eingepfercht in einem Flugzeug, wäre weder für ihn, noch für mich angenehm gewesen. Ich ließ mir Zeit, nachdem die Maschine gelandet war, wollte Andrew die Zeit geben um vor mir das Gebäude zu verlassen. Tatsächlich ging er ohne sich zu verabschieden. Wer ihn abholte, oder ob er wie ich mit dem Zug fuhr, wusste ich nicht. Während der Fahrt nach Hause war ich in Gedanken versunken. Wieder hatte Jack Einfluss auf mein Leben genommen, ohne da zu sein. Es war der Moment, wo ich endlich bereit dazu war, dieses Kapitel in meinem Leben anzugehen. Ich würde mir nach dem Prozess endlich Hilfe suchen! So durfte es einfach nicht weiter gehen! Kapitel 10: Verloren und Gefunden --------------------------------- Es waren keine drei Wochen her seit ich mich von Andrew getrennt hatte. Immer noch stand der Plan, nach dem Prozess Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich vermisste Andrew nicht. Diese Trennung war weder sonderlich schmerzvoll noch wirklich schlimm. War ich überhaupt wirklich verliebt gewesen? Ich war fast schon erschrocken von mir selbst! Von Andrew hatte ich nichts mehr gehört. Doch meine Gedanken waren eh bei anderen, für mich gerade viel wichtigeren Problemen. Ein erneutes Schreiben aus Texas, war bei mir Zuhause eingetroffen. Meine Gedanken und Gefühle begannen erneut mit mir Achterbahn zu fahren. Mein Anwalt hatte sie mir zukommen lassen. Ich erfuhr, dass nun, wo ein höheres Gericht eingeschaltet wurde, die Verhandlung tatsächlich vor einer Jury stattfinden würde, wie der gegnerische Anwalt es sich gewünscht hatte. Ich musste schlucken, als ich das las. Es bedeutete schließlich, dass ich zwölf Menschen, die ich nicht kannte von der Schuld meines Vaters überzeugen musste. Ich war wirklich gezwungen vor einer noch größeren Runde mein Leid zu teilen. Allerdings gab es immer noch die Möglichkeit, dass das Gericht das Verfahren wieder einstellte. Ich versuchte mich abzulenken. Wieder mal mit Sport. Emily war ziemlich sauer als sie erfuhr, wie ich Andy verlassen hatte. Dass sie meinte mein Gewissen sein zu müssen nervte manchmal! Ich wusste selbst, dass es scheiße war. Als der Februar in den März überging erhielt ich endlich Post vom Gericht. Ich hoffte und betete fast, dass sie das Verfahren nicht erneut wieder einstellen würden. Doch nein! Wieder mal war es eine Einladung. Etwas, was mich wieder völlig aus der Bahn geworfen hatte. Alle anderen Gedanken waren wie weggeblasen und wenn ich dachte, ich war bei der ersten Verhandlung nervös gewesen, war es nichts im Vergleich zu jetzt. Sollte die Verhandlung auch dieses Mal eingestellt werden wusste ich nicht, ob ich noch einmal die Nerven hatte in Widerruf zu gehen. Ich wollte endlich damit abschließen, denn immer mehr hatte ich das Gefühl, dass dieses Ereignis mich völlig aus der Bahn zu werfen schien. Ich war aufgeregt und hatte Angst. Angst davor meinen Vater wieder zu treffen und auch Angst davor, dass ich keine Gerechtigkeit bekommen würde. Es war albern, denn ich wusste, dass Jack ihn bereits bestraft hatte. Konnte man es eigentlich so nennen? Bestraft? Er hatte angedeutet, nein, bestätigt, dass er ihn gefoltert hatte. Würde Dad das bei der Verhandlung sagen? Sah man ihm das an und wenn das alles geschehen war, hatte es ihn geändert? Ich wusste nicht warum, aber eigentlich wollte ich tief in meinem Inneren mit Dad sprechen. Ihn fragen nach dem warum. Eigentlich war es albern, denn ich wusste genau warum. Ich zog mich gerade um und war unschlüssig. An meinem Kleiderschrank war eine Seite der Schiebetüren aus Spiegeln. Ich drehte mich zur Seite und betrachtete seit langem wieder die Narben. Alle sah ich nicht, dafür brauchte ich einen zweiten Spiegel. Doch einige rote Striemen konnte ich sehen. Ich hätte nie gedacht, dass Narben so lange brauchten, bis sie verblassten! Sie waren nicht mehr feuerrot, aber immer noch offensichtlich. Ich ertrug den Anblick, hatte man sich doch daran gewöhnt. Trotzdem waren die Narben etwas, was ich als nichts Positives sehen konnte. Es war Ende März, kurz nachdem ich meine Einladung erhalte hatte. Ich hatte den Mittag über auf Luna aufgepasst und war danach zu meinem Nebenjob gefahren. Ich liebte dieses Kind und das sie anfing zu krabbeln war nur noch schöner! Auch Jenny war sehr stolz auf ihr kleines Mädchen! Luna hatte Spaß mit mir, immer, wenn ich mit ihr zusammen war, vergaß ich die Sorgen die ich hatte. Mit ihrer Art brauchte sie mich immer wieder zum Lachen. Ich erinnerte mich daran und ein leichtes Schmunzeln glitt über mein Gesicht. Eigentlich sollte ich eine Hausarbeit schreiben, doch ich konnte mich nicht sonderlich konzentrieren. Ich griff nach einem T-Shirt und betrachtete es. Es war das alte von Jack. Tarnmuster und immer noch etwas zu breit für mich. Ich trug seine Sachen nicht oft. Dafür waren sie mir auch irgendwie zu wichtig, aber heute wollte ich es tragen. Die Medaille lag in meinen Nachttisch, auch sie hatte ich heute das erste Mal seit langen wieder betrachtete. Heute gaben mir die Sachen das Gefühl ihm so etwas näher zu sein. Eigentlich sollte ich mich wirklich auf die Hausarbeit konzentrieren. Stattdessen öffnete ich meine E-Mails. Ewig hatte ich nicht mehr geschrieben, doch irgendwie musste es heute einfach sein. Seit ich wusste, wann der Termin der Gerichtsverhandlung war, schlief ich wieder schlechter als gewöhnlich. Ich träumte von meinem Vater, von dem Monster aus dem Koma und von Jack. Immer wieder merkte ich die verdrängten Gefühle, doch ich versuchte sie weiter von mir wegzuschieben. Allerdings brodelten sie an der Oberfläche und ich war mir unschlüssig, wie lange ich es noch unterdrücken konnte. Wenn ich ehrlich zu mir selber war, hatte ich Angst vor dem Tag, an dem ich es nicht mehr unterdrücken konnte. Wenn meine von mir aufgebaute Welt in sich zusammenbrechen würde. Dich ich wollte und musste mir Hilfe suchen. Die Hausarbeit, die ich eigentlich schreiben sollte, schob ich weg von mir. Ich konnte mich nicht für die Architekturgeschichte von irgendeiner Epoche begeistern. Nicht heute jedenfalls! Heute war Jack wieder allgegenwärtig in meinem Kopf. Ging es ihm gut? Was machte er? War er verletzt? Wieso bezeichneten ihn andere als Terroristen? War er das auch für mich geworden? Nein, war die ehrliche Antwort. Doch während ich über den E-Mails hing fragte ich mich, ob es nicht sinnvoller sei eine Runde Joggen zu gehen. Aber eigentlich hatte ich keine Lust um diese Uhrzeit noch das Haus zu verlassen. Ich seufzte, klickte den Browser weg und öffnete stattdessen lieber einen Bilderordner. Melancholisch betrachte ich ein Selfie von mir und Jack. Wie er wohl heute aussah? Hatte er noch mehr Narben dazu bekommen? Sein Beruf, wenn man es so nennen konnte, war dafür schließlich prädestiniert. Vermutlich würden mich neue Narben kein bisschen stören. Nicht wie die Meinen. Ich klickte durch die Bilder und stellte fest, dass ich diese schon Ewigkeiten nicht mehr wirklich betrachtet hatte. Langsam aber sicher glaubte ich zu verstehen, warum Jack wollte, dass ich Zeit ohne ihn hatte. So sehr ich ihn auch vermisste und auch wütend war, so wichtig war es vermutlich erwachsen zu werden. Wäre ich mit Jack erwachsen geworden? Natürlich, aber vermutlich nie so selbstständig wie ich es jetzt war. Vielleicht hätte ich auch irgendwann das Gefühl gehabt, etwas verpasst zu haben. Wenn meine Freunde davon gesprochen hätten, wie sie die ein oder andere mal abgeschleppt hätten und ich nie so etwas erleben durfte, wäre ich dann unglücklicher? Vielleicht nicht unglücklich, aber vermutlich hätte ich wirklich irgendwann gesagt, dass ich etwas verpasst hatte. Hochachtung und Respekt wuchsen in mir, während ich ehrlich darüber nachdachte. Jack war schon immer sehr empathisch gewesen und vermutlich hatte diese Selbstlosigkeit Respekt verdient. Jack wollte sicher, dass ich frei lebe und hätte er mich bei sich und seinen Freunden in Sicherheit gebracht, was wäre das für ein Leben geworden? Ich kann schießen, ja, wenn ich wollte kann ich mich prügeln, aber ich kann nicht kämpfen. Immer hätte ich Schutz benötigt, wie ein Promi. Vermutlich wollte Jack mir genau das ersparen. Jedoch war ich auch immer noch wütend, dass er einfach verschwunden war. Diese zwei so verschiedenen Gefühle in sich zu vereinen war schwer zu akzeptierten. Ich seufzte schwer, strich mir durch die braunen Haare und entschied mich doch zu schreiben, ließ meine Gedanken einfach in die Finger wandern. „Hi Jack, ich bin mir immer noch sicher, dass du diese Nachrichten erhältst, aber egal wie oft ich schreibe, es ist dir scheinbar doch letztlich egal. Du antwortest nicht. Vermutlich wirst du es auch nicht. Weißt du… ich habe in den letzten Monaten viel nachdenken können und weißt du eigentlich, dass du immer noch eine große Rolle in meinem Leben spielst? Schon irgendwie krass. Ich glaube aber, dass ich verstanden habe warum es auch wichtig war, dass ich einige Zeit mal alleine Leben sollte. Selbstständig werden, erwachsen werden, ja das habe ich geschafft, doch trotzdem glaube ich, dass ich dies auch mit dir gemeinsam geschafft hätte. Da schlagen einfach zwei Herzen in meiner Brust. Es gab viele Momente, in denen ich dich gerne an meiner Seite gehabt hätte. Meinen Schulabschluss, meinen Unibeginn. Es sind nicht die großen Sachen, in denen ich dich gerne da hätte. Neben dir einschlafen und einfach morgens gemeinsam wach werden. Mit Didi spielen, das alles würde ich gerne einfach mit dir machen. Nicht, weil ich dich brauche, sondern weil du mir immer noch wichtig bist. Ich hab gelernt zu leben, Jack, doch ich trage wie du jeden Tag Masken. Manche sind leicht und manche sind unendlich schwer zu tragen. Du warst ein wahrer Meister darin. Ich habe mich an deine Vorgaben gehalten, um die du mich in deinem Abschiedsbrief gebeten hattest. Seit ich 18 bin, bis heute. Über dreieinhalb Jahre, Jack… Ich habe Freunde gefunden, Freunde verloren, Gutes und Schlechtes erleben dürfen und trotzdem habe ich dich nie vergessen. Nie aufgehört dich zu lieben. Wow, das liest sich wirklich kitschig, aber eigentlich hast du es verdient dies alles zu wissen. Ich wette du hörst wieder kaum nette Worte. Aber vielleicht vertue ich mich auch und du hast jemanden gefunden. Leider glaube ich daran nicht. Im Moment habe ich das Gefühl, mein Leben möchte wieder Achterbahn fahren. Du weißt sicher, dass die erste Verhandlung aus „Mangel an Beweisen“ eingestellt werden musste. Ich habe so wahnsinnige Angst davor, dass das wieder passiert. Eigentlich ist das auch der einzige Grund warum ich dir Schreibe. Dieser Prozess bricht alles wieder auf und ich will einfach nicht, dass mein Leben wieder aus den Fugen gerät. Ich will den anderen nicht zeigen, wie sehr es mich belastet, deswegen diese Mail. Ich kann nicht mehr schlafen, ständig wieder komische Träume, doch ich muss funktionieren. Ich habe immer mehr das Gefühl, dass ich nicht mehr ich sein kann. Ich versuche die verdammten Gefühle zu verdrängen, aber ich denke, dass ich das auf ewig nicht schaffen werde. Die Anderen verstehen es nicht. Vielleicht stimmt dieses Gefühl nicht, doch ich habe es… Ich hoffe wirklich, dass du dein Versprechen halten wirst. Ich will dich wieder in meinem Leben haben. Vielleicht haben wir Beide uns auch so sehr verändert, dass wir nicht mehr zusammen passen. Doch trotzdem wünsche ich mir eigentlich gemeinsam mit dir Dinge genießen zu können. Vielleicht nicht als Liebende, aber als Freunde… Ich wünschte, ich könnte dir die Angst und Sorgen nehmen, die du hast. Die Angst, dass mir was passiert. Deine Angst, du würdest mich von einem unbeschwerten Leben abhalten. Ich hoffe dass es dir gut geht da, wo du bist! Im Gegensatz zu dir bekomme ich keine Nachrichten von dir. Manchmal, wenn ich Nachrichten sehe, hab ich wirklich Angst um dich, doch ich kann diese Angst niemandem mitteilen. Du verlangst damit sehr viel von mir. Ich glaube seit langem war ich nicht mehr so ehrlich, wie in dieser E-Mail. Aber ich denke, wenn mich jemand versteht, dann du. Ich werde von nun an nicht mehr schreiben, ob ich es schaffe das einzuhalten, weiß ich selbst nicht. Es tut mir weh. Du tust mir weh. Es tut mir leid. Ich versuche nun doch noch irgendwie zu schlafen. Ich liebe und vermisse dich dein Jasper. Es war seltsam diese Nachricht abzuschicken, denn viele Ängste hatte ich preisgegeben. Vieles von dem, was ich verborgen hielt. Ich war mir sicher, dass Jack die Nachrichten erhielt, doch Beweise hatte ich nicht. Glauben ist schließlich nicht Wissen. Es waren noch sieben Tage bis zum Prozess und jede Nacht dasselbe Spiel. Wenn ich endlich zum Schlafen kam, wachte ich nur wenige Stunden später panisch auf. Ich kam einfach nicht zur Ruhe! Ich versuchte mich abzulenken und versuchte Zeit mit meinen Freunden zu verbringen. Eric schrieb mir regelmäßig und ich versuchte immer noch taff zu wirken, als hätten die Jahre geholfen die Wunden zu schließen. Eric konnte dieses Mal nicht beim Prozess dabei sein. Er machte während des ganzen Semesters ein Praktikum in einer großen IT-Firma. Stolz berichtete er mir davon, dass er tatsächlich so etwas wie Gehalt bekam. Davon wollte er sich gleich ein neues Handy kaufen. Eric war seit zwei Jahren auf den Trichter gekommen, jedes Jahr ein neues Handy kaufen zu müssen. Natürlich war ich auch Up to date, doch jedes Jahr ein neues hatte auch seinen Preis. Doch ich ließ ihn reden, freute mich für ihn. Ich konnte mich wirklich für andere Menschen in meiner Umgebung freuen! Etwas, was viele verlernt hatten. Tatsächlich lag es an Luna. Dieses unschuldige kleine Würmchen liebte ich genauso wie damals Jack. Doch derzeit schaffte es auch Luna nicht mich abzulenken. Immer wieder drifteten meine Gedanken ab und ich spürte, wie mein Herz begann sich unangenehm zusammen zu ziehen. Heute Nacht war es besonders schlimm. Erneut hatte ein Albtraum mich heimgesucht. Mir tat der Kopf weh und als ich mir die Haare von der Stirn strich spürte ich, dass eiskalter Schweiß sie bedeckte. Ich schwang meine Beine aus dem Bett und zog mir eine Hose über. Ich hatte das Gefühl in meinem Zimmer zu ersticken. Die Ruhe brachte mich dazu an den Traum zu denken und an die Zeit im Krankenhaus. Das Piepen der Geräte hallte in meinem Kopf wieder. Leise betrat ich die Küche. Emilys Abendessen stand noch auf dem Tisch. Ich beachtete es nicht und öffnete den Kühlschrank. Sollte ich mich ablenken? Wollte ich wirklich wieder joggen? Bei einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass es bereits halb zwölf war. Emily war schon am Schlafen, morgen sollte sie ausgeruht sein, irgendeine wichtige Probe stand auf dem Plan, ich hatte wieder einmal nicht zugehört. Ich konnte einfach nicht schlafen. Ein Gefühl der Enge breitete sich in mir aus und ich musste die Wohnung schnell verlassen. Das Gefühl hatte ich schon häufiger und ich wusste nicht genau was ich dann machen sollte. Die Stille um mich herum war so erdrückend und schrecklich… Wie so oft versuchte ich davor wegzulaufen. Doch langsam aber sicher verstand ich, dass ich vor meinen Gefühlen nicht wirklich davon laufen konnte. Die verdrängten Ängste kamen wieder und ließen sich nicht so leicht abschütteln. Ich packte mir die Ohrstöpsel in die Ohren und zog mir meine Laufschuhe an. Ich musste einfach hier raus! Ohne darauf zu achten, zog ich mir en T-Shirt über, dass es das alte von Jack war, bekam ich nur am Rande wirklich mit. Erleichtert seufzte ich auf, als ich die frische Luft der Nacht spürte. Ich lief. Achtete nicht auf den Weg. Genoss die kühle Brise in meiner Nase. Meine Gedanken ließen sich nicht klären. Immer wieder landeten sie bei der Gerichtsverhandlung. Ich hatte einfach nur Angst. Irgendwie total dämlich, denn eigentlich passierte mir ja nichts. Mein Vater könnte mich ja schlecht vor dem Gerichtssaal erschießen oder verprügeln. Doch trotzdem war sie da und so oft ich mir auch versuchte einzureden, dass nichts geschehen würde, war die Angst dennoch da. Alleine würde ich sein, Jenny konnte nicht mit. Emily hatte im Theater nicht frei bekommen und auch Eric war wegen des Praktikums verhindert. Wenn ich ehrlich war, hatte ich Angst vor dem Hass. Der Hass, der mich aus den Augen meines Vaters anblicken würde. Ich war nicht selber Vater, ich war nur Onkel, doch ich könnte mir nie vorstellen Luna je so anzublicken. Ich lief durch die ganze Stadt und erst in der Nähe vom Pier blieb ich stehen. Es war recht kühl und viele trugen eine dünne Jacke. Mir war nicht kalt und als ich so an der Promenade entlang ging, atmete ich die frische Meeresbrise ein. Schmeckte das Salz auf der Zunge und lauschte dem Rauschen des Ozeans. Mein Blick glitt zum Himmel und ich betrachtete die Sterne. Früher, als ich bei den Pfadfinder war, kannte ich noch einzelne Sternenbilder, jetzt kein einziges mehr. Ich versuchte die anderen Geräusche auszublenden und ging einige Schritte auf das raue Wasser zu. Es war eine Vollmondnacht und das silbrige Licht spendete genug Helligkeit. Der Sand knirschte unter meinen Füßen, als mich das Vibrieren meines Handys in die Gegenwart zurückholte. Ich blinzelte einige Male und kramte es aus meiner Tasche und war überrascht, dachte ich doch Emily oder Ethan würden schreiben, doch es war eine mir unbekannte Nummer. „Hey Jazz, wie geht´s dir?“ Verwirrt sah ich auf die Nummer. Hatte irgendwer meiner Freunde mir erzählt, dass er einen neuen Handyvertrag abgeschlossen hatte? Eric hatte erwähnt, dass er am Überlegen sei. Unsicher, ob ich antworten sollte oder nicht, tippte ich ein: „Geht so… Wer bist du?“ zurück. Ich blickte mich um. Es war dunkel und ich war etwas abseits der ganzen Touristen. Ich ließ mich auf einer Liege am Strand nieder, welche gleich einige Zentimeter in den Sand einsank. Gerade, als ich das Handy wegstecken wollte, erhielt ich schon die nächste Nachricht. „Also nicht gut… was ist los?“, stand da und ich fragte mich, wer mich so gut durchschauen konnte. Eigentlich nur Eric und na ja… Emily, schließlich wohnte ich mit ihr zusammen. Diese Probleme konnte ich nur schwer vor ihr verbergen. Wer war das? Ich überlegte, ob es Ethan war. Ihm hatte ich als Jurastudent auch erzählt, dass ich bald eine Verhandlung hatte. Doch dann fiel mir ein, dass es nur Eric sein konnte, der vermutlich doch schon das neue Handy gekauft hatte. Ich schüttelte leicht den Kopf darüber. Die Handys sahen alle so gleich aus und trotzdem war das neuste Handy, immer das Beste, laut ihm. Ich speicherte die Nummer schnell im Telefonbuch unter „Eric neu“, da ich keine Lust hatte immer mit einer komischen Nummer zu schreiben. Ich tippte schnell eine Antwort, ehe ich in den Himmel blickte. „Ach, die Gerichtsverhandlung… Weißt du doch.“ Jetzt, wo ich saß und nicht mehr lief, spürte ich die Kälte. Sie kroch langsam meinen Arm hinauf und hinterließ eine Gänsehaut. Ich rieb mir über den Arm und betrachtete die silbrig glitzernde Gischt der See. Erneut holte mich mein Handy in die Gegenwart zurück. „Glaubst du, dass du das nicht schaffst? Du hast doch Leute, die hinter dir stehen.“ Komisch, dachte ich. Dass Eric sich so große Sorgen um mich machte, hätte ich gar nicht erwartet. Ich war in diesem Moment wirklich froh über einen so guten Freund. Ich fuhr mir durch die braunen Haare und strich mir kurz über den drei Tage Bart, ehe ich Eric antwortete. „Ja ich weiß, dass ihr da sein werdet. Ist trotzdem einfach mal scheiße alles.“ Ich hatte mit ihm darüber gesprochen. Immer noch war Eric die Person, mit der ich sprechen konnte. Allerdings wollte ich nicht alle meine Sorgen mit ihm teilen. Das Handy in den Schoß legend, beugte ich mich hinunter und ließ den Sand zwischen meine Finger laufen. Ja, ich liebte es am Meer zu wohnen. Man konnte Emily eigentlich nur danken, dass sie uns hier her gebracht hatte. Vielleicht sollte ich morgen eine Runde nach der Arbeit surfen, dachte ich, als ich erneut das Läuten meines Handys vernahm. „Du schaffst das schon“, las ich, „mach dich nicht selbst verrückt. Oder hast du Angst, er kriegt nicht die verdiente Strafe.“ Hm… ich wollte nicht, dass die Anderen glaubten ich hatte Angst. Ich zögerte lange, bis ich mir sicher war, was ich darauf antworten wollte. Eigentlich hatte Eric verdient, dass ich ehrlich zu ihm war, doch noch immer wollte ich lieber stark erscheinen und nicht schwach. Nach langem Zögern tippte ich schließlich: „Nein, nicht Angst… oder doch? Ich weiß nicht genau. Was machst du gerade?“ Ich wollte ehrlich zu ihm sein, doch es viel mir schwer, denn Ehrlichkeit bedeutete auch, sich angreifbar zu machen. Erneut kam recht schnell eine Antwort. „Mir Sorgen um dich. Du klangst nicht gut, als du das letzte Mal geschrieben hast.“ „Häh? Wann hab ich denn geschrieben?“, murmelte ich vor mich hin. Dann fiel mir ein: Wir hatten über den Prozess gesprochen und darüber, dass er wegen seines Praktikum nicht kommen könne. Vermutlich verstand er mich doch besser als ich dachte. Die Ehrlichkeit floss in meine Finger. „Ist gerade schwierig. Ich fühl mich… Ich weiß nicht, wie ein Ertrinkender.“ Sollte ich ihn nicht einfach anrufen? Schreiben war immer unpersönlicher als zu sprechen. „Ich weiß nicht, wie ich dir helfen kann?“ Ich war verwirrt über seine Fürsorglichkeit, doch noch immer fror ich und langsam wurde es mir zu blöd. Er könnte auch einfach anrufen… Fast schon gereizt tippte ich: „Ich glaube, dass kann auch keiner so einfach. Ich versteh mich ja selbst nicht. Aber ich versuch jetzt zu schlafen!“ Fast schon genervt legte ich das Handy wieder neben mich. Ich konnte nicht mehr hier sitzen. Erneut läutete mein Handy und fast schon wütend sah ich darauf. Ich hatte wirklich keine Lust jetzt zu schreiben. Doch schon im nächsten Augenblick wurde mir warm und kalt zugleich. „Schläfst du gerne am Strand?“ Ich spürte, wie mein Körper begann zu zittern. Ich hatte ihn kaum unter Kontrolle! Ich musste durchatmen und mich regelrecht darauf konzentrieren mein Handy nicht fallen zu lassen. Das konnte nicht sein! Wild klickte ich auf dem Handy herum und wählte nervös die Nummer. Ich spitzte die Ohren um vielleicht in der Nähe das Läuten eines Handys zu vernehmen, doch ich hörte nichts. Natürlich nicht, dachte ich mir. Ich hörte, wie abgenommen wurde und ein kaum hörbares Seufzen drang an mein Ohr, bevor ich eine von mir so geliebte, vertraute Stimme vernahm. Rauchig klangen die Worte, die meine Knie so wahnsinnig weich werden ließen, dass ich Angst hatte umzukippen, als die Person am anderen Ende nur zwei kleine Worte sagte: „Hey Jazz...“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hallo^^ ich stell die Beiden Kapitel extra zu zweit hoch, weil ich weiß, dass ihr alle Jack wieder haben wollt^^ Und ich weiß jetzt, dass ich nie wieder einen Zeitsprung schreiben werden! :D nie wieder! Schönen Freitag ^^ LG Kapitel 11: Liebe tut weh... ---------------------------- Hallo, Danke für die unglaublich tollen und lieben Kommentare :D Hab mich zwar schon bedankt, wollte es hier aber noch gerne schreiben. Ich hoffe, dass neue Kapitel gefält euch. LG^^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Sprachlos starrte ich auf den Boden! War wie erstarrt. Doch schon im nächsten Moment sah ich mich um. Er war hier! Oder? Er sah mich, beobachtete mich! Oder hatte er nur GPS Daten und wusste, dass ich am Strand war? Immer wieder liefen mir eiskalte Schauer über den Rücken. Wieso bin ich nicht früher darauf gekommen? War es nicht im Nachhinein eindeutig gewesen? Ich schluckte, musste ich doch erst meine Stimme wiederfinden. „Wo… wo bist du“, brachte ich mit bebender Stimme hervor. Ich wollte wissen, ob er mich sah. Ob er in meiner Nähe war! Ob er nun sein Versprechen hielt. Gerade jetzt, wo ich so vieles andere im Kopf hatte, hätte ich nie damit gerechnet, dass er tatsächlich wieder kommen würde! Dass er nun sein Versprechen einhalten würde und wieder kommt. „In der Nähe“, war sein simpler Kommentar. Ich hätte lachen können, wäre ich nicht so aufgewühlt gewesen. Es war wieder so typisch von ihm. Erinnerungen kamen hoch. Ja, er hatte tatsächlich nie viel gesprochen. War immer recht einsilbig gewesen. Doch ich wollte nicht, dass er so kryptisch antwortete. Er sollte sich zeigen! Sich nicht verstecken! Dieses komische Spielchen, oder was das hier war, ließ die Wut in mir sieden. „Wo… wo ist in der Nähe, Jack“, wollte ich wissen und merkte erst jetzt, wie heiser meine Stimme klang. Mein Puls begann schneller zu schlagen und ich hörte ihn in mein Ohr atmen. Ruhig und gleichmäßig, als wäre er nicht aufgeregt. Mein Atem ging nur noch stoßweise. Nervös blickte ich mich um und ich wandte mich zu der Promenade. Fast schon automatisch machte ich einige Schritte in diese Richtung, denn dort sah ich Menschen. Doch die tiefe grollende Stimme aus dem Handy raunte mir zu: „Kalt…“ Wie angewurzelt blieb ich stehen. Wo war er?! „Verdammte Scheiße Jack! Keine Spielchen“, meinte ich mit tödlicher Stimme. Meine Wut wuchs. Er machte sich hieraus einen Spaß! Ich hatte ihn jahrelang vermisst und nun spielte er Spielchen? Ich drehte mich nach Links und wieder hörte ich ihn ein „Kalt“ sagen, also ging ich wütend nach rechts. Dieser Wichser! Was zum Teufel fiel dem Typen eigentlich ein? Erst nichts von sich hören lassen und nun daraus ein verdammtes Spiel zu machen! Nach einem Moment meinte er: „Es wird wärmer…“ Ich war durch den Sand nicht so schnell wie ich eigentlich hätte laufen wollen. Nach wenigen Metern sah ich eine Person im Dunkeln. Wie ich vor einigen Augenblicken, saß die Person auf einer Liege. Schon als ich näher kam erkannte ich seine Statur. Ich hörte Jack nur noch atmen und als ich sah, dass er aufstand, nahm ich das Handy von meinem Ohr. Er war es wirklich! Als ich näher kam, gab es keinen Zweifel mehr und mein Herz begann unruhig zu schlagen, während ich ihn immer besser sehen konnte. Groß und breit war die Person, die sich erhob. Fast schon rannte ich auf ihn zu und wie ich vor ihm stand starrte ich Jack regelrecht an. Ich hatte ihn größer in Erinnerung. Es dauerte einige Sekunden bis mir einfiel, dass ich gewachsen war. Wenige Zentimeter war ich nun tatsächlich größer als er. Doch Jack erschien nach wie vor breiter und massiger wie ich. Seine Schultern wirkten massiver, wie ich sie in Erinnerung hatte. Sein Bart schien länger zu sein. Voller. Sein Oberlippenbart bedeckte jetzt die kleine unbehaarte Lücke, die damals bestand. Der Bart an seinen Wangen war ordentlich getrimmt und bedeckte etwa deren Hälfte. Seine Frisur war fast dieselbe wie damals. Seine Haare waren etwas länger und fielen somit nicht mehr so locker nach hinten. Vielleicht war sein Haaransatz ein klein wenig nach hinten gegangen. Ich glaubte sowas wie einen Hauch von Geheimratsecken auszumachen. Jacks Lippen waren schmal. Ein paar Haarspitzen seines Bartes fielen über die Lippenlinie und ließen sie so fast noch strenger wirken. Unergründlich war sein Blick, mit dem er mich musterte. Ich glaubte zu erkennen, dass er mich umarmen wollte. Doch er zuckte nur kurz und blieb ungerührt stehen. War es sogar etwas Angst, die ich in seinem Auge erkennen konnte? Wir standen uns kaum drei Sekunden schweigend gegenüber, als Jacks Mund sich öffnete. Vermutlich um mich zu begrüßen, doch es war mir gleich! Wie er da stand und sich keine Regung in seinem Gesicht spiegelte, kochte meine Wut über. Die Wut, die seit Jahren in mir geruht hatte. Die Wut darüber, dass er einfach verschwunden war, die Wut, dass er sich nicht gemeldet hatte, auch die Wut darüber, dass ich Angst um ihn gehabt hatte. Alle diese Sachen brachen aus mir heraus, als ich ihn sah. Hatte ich auf diesen einen Tag doch Jahre gewartet, immer wieder kurz gehofft, um dann doch enttäuscht zu werden! Noch mit dem Handy in der Hand holte ich aus und schlug ihm mit all meiner Kraft mitten ins Gesicht. Worte machten es nicht gut und ob es dumm war oder nicht ihn zu schlagen war mir egal! All meine Wut auf ihn, die ich die Jahre über angestaut hatte, legte ich in diesen einen Schlag. Er hatte ihn nicht kommen sehen, denn sonst hätte Jack ihn aufgehalten. Meine Knochen schmerzten, als sie sein Gesicht trafen, doch es war mir gleich. Als er nach hinten taumelte hörte ich, wie er schmerzvoll aufstöhnte. Er krümmte sich vor Schmerz und es war fast wie Balsam für meine Seele. „Arh! Was soll das?“, brachte er mit zusammen gebissenen Zähnen hinaus und spuckte auf den Boden. Als er sprach war wieder diese blinde Wut da und erneut schlug ich mit der Faust auf ihn ein! Doch mit einer schnellen Bewegung wehrte Jack sie ab. „Ich weiß, du bist sauer“, begann er mit seiner so vermissten, tiefen und rauchigen Stimme zu sprechen. Doch es war mir gleich. Ich versuchte meine Hand zu befreien, doch eisern hielt er sie fest. Also trat ich nach seinem Bein und durch die Wut, die mich lenkte, schaffte ich etwas, von dem ich nie zu träumen gewagt hatte. Ich schaffte es Jack zu Fall zu bringen! Ob er es zuließ, dass ich ihn schlug, war mir egal! Wieder holte ich mit der Faust aus und ich traf sein Gesicht, seine Schulter. Ich hockte über ihm und die blinde Wut, die mich erfasste, wollte sich nicht einfach abschütteln lassen. Einzig die Schläge, die sein Gesicht getroffen hätten, wehrte er ab, alle anderen ließ er zu. Hatte er damit gerechnet, dass es so sein würde, wenn wir uns wieder trafen? War dies die Angst gewesen, von der ich glaubte, sie in seinem Auge erkannt zu haben? Vielleicht hatte er wirklich Angst, oder Sorge die einstige Liebe könne sich langsam immer mehr in Hass gewandelt haben. Doch als sich sein blaues Auge in die meinen bohrte, ließ ich die Hand sinken und betrachtete den Mann unter mir. Ja, er hatte es zugelassen dass ich ihn schlug, da war ich mir sicher, als ich in sein versteinertes Gesicht blickte. Ich konnte nicht anders als ihn anzustarren. Es war immer noch dieselbe Augenklappe aus Leder die er trug. Mit hellen Ziernähten an der Seite. Das eigentlich so eisige Blau seines verbliebenen Auges war im Schein des Mondes einem grau gewichen. Ich konnte es nicht fassen, dass er es war. So plötzlich, so unerwartet. Dass Jack wirklich da war! Wie erstarrt hockte ich über ihm und ein dunkles Rinnsal lief aus seiner Nase. Vermutlich würde er morgen verprügelt aussehen. Automatisch hob ich die Hand und strich das Blut weg. Keiner sagte etwas, während wir den jeweils anderen betrachteten. Sanft und vorsichtig strich ich über seine Wange. War ich vor wenigen Momente noch außer mir gewesen, war ich nun sanft, fast schon liebevoll zu ihm. Vom äußeren Rande seiner rechten Augenbraue zog sich die bekannte Narbe die Stirn hinauf bis zum Haaransatz an seiner Schläfe. Genau, wie ich sie in Erinnerung hatte. Die Narbe verlief nicht gerade und wurde mit sechs groben Stichen genäht, die deutlich zu erkennen waren. Diese stammte von dem Helikopterunfall, das wusste ich noch. Doch neue Narben waren in den letzten Jahren hinzugekommen. Eine Narbe, welche sich über seine Unterlippe das Kinn hinunter zog. Nur ein schmaler Streifen, den man bei dem Licht kaum wahrnahm. Eine weitere zog sich von seinem gesunden Auge nach hinten entlang und verlief, in beinahe gerader Linie, bis über sein Ohr hinweg. Die Falten die er hatte, waren nun deutlicher zu erkennen. Er sah älter aus als damals. Ob Sorgen oder Zornesfalten ließ sich nicht sagen. Ich schluckte leicht, denn während wir einander ansahen merkte ich, wie sehr ich in ihn vermisst hatte und meine Wut schien wie verpufft. Meine Kehle war wie zugeschnürt und ich hatte das Gefühl nur schwer atmen zu können. Erst als ich seine raue Hand auf meiner Wange spürte schaffte ich es mich aus der Starre zu lösen. Auch er betrachtete mich. Sein Auge glitt immer wieder mein Gesicht hinauf und hinab. Als schien auch er sich nicht satt sehen zu können. „Schlägst du mich wieder, wenn ich aufstehe“, fragte er sanft und ich erinnerte mich daran, dass er selten so gesprochen hatte. Mir fiel erst jetzt auf, dass seine Stimme sich verändert hatte. Sie klang rauchiger. Immer noch hockte ich über ihm und gereizter als ich eigentlich wollte sagte ich: „Du kannst nicht aufstehen, du liegst unter mir!“ Als ein Grinsen über Jacks Gesicht huschte, hob ich bereits meine Hand um erneut auf ihn einzuschlagen, doch sicher war ich mir dessen nicht. Hatte ich all meine Wut schon ausgelassen? Plötzlich spürte ich einen kräftigen Ruck im Nacken und schon im nächsten Augenblick waren Jacks raue Lippen fest auf die Meinen gedrückt. Sein Geruch und sein Geschmack benebelten meine Sinne. Es war kein Vergleich zu den anderen Männern. Sein so vertrauter und so schmerzlich vermisster herber Geruch stahl sich in meine Nase. Sein Geschmack raubte mir die Sinne. Wie ein ertrinkender krallte ich mich in seine Haare! Drückte seinen Körper runter in den Sand. Ich drang mit meiner Zunge in seinen Mund ein. Biss ihm feste auf die Lippen, was ihm ein Keuchen entlockte. Meine Hände krallten sich in seine braunen Haare, vermutlich fast schon schmerzvoll für ihn. Ich hörte Jack in den Kuss keuchen und wie er den Kuss erwiderte, schien es ihm kaum anders zu ergehen wie mir. Mit einem kräftigen Ruck drehte er sich mit mir und der Sand gelangte in meine Kleidung, verfing sich in meinen Haaren, doch dies war mir vollkommen egal. Jack löste seine Lippen von den Meinen und schien eingehend mein Gesicht zu betrachten, welches nun unter ihm lag. Doch wieder spürte ich, als ich ihn so sah, diese unbändige Wut. Sie war nicht verpufft, nicht erloschen! Sie war da, ich spürte sie in jeder Faser meines Körpers! Ich spürte, wie mein Gesicht sich wütend verzerrte und auch Jack blieb es nicht verborgen. Erneut hielt er wie selbstverständlich meine Hand auf, als sie wieder mal zum Schlag ausholte. „Jazz, es reicht, oder willst du, dass ich gehe“, meinte er und tatsächlich spürte ich, wie er sich erheben wollte. Er wollte jetzt gehen oder wie?! Geistesgegenwärtig griff ich nach ihm und zog ihn wieder zu mir hinunter! „Nein! Ich bin nur…nur sauer“, meinte ich und erneut verlor ich mich in dem Blick von Jack. Ihm schien es genauso zu ergehen. Langsam, fast schon bedächtig strich er mir über die Wange und meinen Bart. Ein fast schon trauriges sanftes Lächeln umspielte seine schmalen, strengen Lippen. Er nickte leicht, als er meine Worte hörte. Vermutlich verstand er, warum ich sauer war. „Wie erwachsen du aussiehst“, murmelte er und zupfte leicht an meinem Bart. Ich schmunzelte und fand, dass dies ein Kompliment war. „Kann ja nicht immer siebzehn bleiben, ne“, sagte ich scherzhaft. Ein kurzes Grinsen schlich sich über Jacks Gesicht und erneut sah ich ihn an. Ich langte nach ihm und griff mit einer Hand in seinen Nacken. Freude und Wut waren gleichermaßen in mir. Eine seltsame Gefühlsmischung! Ich zog ihn erneut hinunter zu mir und legte meine Lippen auf seine. Dieses Mal war der Kuss fast schon andächtig und zögernd. Liebevoll drückte ich ihn zu mir und strich über seinen Rücken. Dieser Geruch… Es fühlte sich an, als befand sich mein Körper in einen Rauschzustand und Jack war die Quelle dessen. Neben der Wut und der Freude mischte sich auf einmal ein Schmerz hinzu. Ein Schmerz, den ich gar nicht zuordnen konnte und der mich mehr wie verwirrte. Konnten Gefühle nicht einfacher sein? Ich drückte Jack fester an mich und verstand mich selbst immer weniger. Ich wollte nicht weinen und zwang mich die Tränen, die mir kurz in Augen geschossen waren, zu verdrängen. Erst nach einem Moment lösten wir uns voneinander und während meine Hand sich an seine Wange legte, spürte ich eine seiner rauen Hände über die meine streicheln. Ich grinste leicht und erneut überwog die Freude ihn wieder zu sehen. Alle paar Sekunde empfand ich anders darüber ihn wieder zu sehen. Ich zog ihn hinunter zu mir und biss in seinen Hals. Ich erinnerte mich daran, wie nervös ihn dies immer machte und ich wollte ihn nervös machen! Als ich spürte, wie Jack zuckte und sich leicht über mir wandte wusste ich, dass ich Recht hatte. Er war noch immer empfindlich an dieser Stelle! Erst nach wenigen Augenblicken löste ich mich von dieser Stelle. Jack drückte sich an mich und keuchte wohlig auf. Immer mehr spürte ich, wie mich alles von Jack in diesen so geliebten und vermissten Rauschzustand versetzte. Nur mit großer Mühe schaffte ich es, meine Hände von ihm zu nehmen. Erst jetzt bemerkte ich, dass Jack zitterte. Woher kam es? Hielt er sich zurück? War ihm kalt? Waren es unterdrückte Gefühle? Ich war mir nicht sicher. „Sollen wir vielleicht… reden“, schlug Jack vor und doch beugte er sich runter und biss mir lüstern in den Hals. Ich keuchte zufrieden auf und schloss entspannt die Augen. Das es Ende März noch kalt war, war mir gerade vollkommen egal! Auch ich biss ihn wieder in den Hals und erneut drückte er sich leidenschaftlich an mich. Ich legte meine Hand auf sein Gesäß und drückte seine Hüfte in aufkommender Ekstase an mich. Reden hatten wir in diesem Moment vollkommen vergessen. Mit meiner anderen Hand griff ich unter Jacks Oberteil und kratzte ihm über seinen kräftigen, muskulösen Rücken. Er zuckte und drückte sich an mich. Ich hatte es vermisst! Doch machte man es nicht eigentlich anders rum? Reden und sich dann der Leidenschaft hingeben? Sollte so etwas nicht in dieser Reihenfolge ablaufen? Doch wen interessierten schon Ansichten oder Normen und Werte? Ich wollte und brauchte es gerade. Jack, meine persönliche Droge, von der ich gerade einfach nicht lassen konnte! Als ich spürte, wie er hart wurde, leckte ich mir begierig über die Lippen! Ja, wenn ich ehrlich war, ich wollte ihn! Wir blickten einander in die Augen und ich konnte das Begehren in ihm förmlich spüren! Es schien, als wollten wir beide eine Bestätigung, dass dies gerade in unser Beider Interesse passierte. Ich sah, wie er gierig meinen Körper musterte und mir kurz in die Augen sah. Leicht, fast minimal nickte ich. Er registrierte es und nahm es gleich als Einladung. Erneut verfingen sich unsere Lippen zu einem leidenschaftlichen Kuss. Sollte das alles nicht anders laufen? Ohne schlagen, ohne gleich übereinander herzufallen? Gab es nicht eigentlich wichtiges zu bereden? Was er zum Beispiel jahrelang getan hatte… Wieso er jetzt wieder auftauchte? Ja, eigentlich schon, doch gerade schien keiner von uns beiden aufhören zu wollen. Es dauerte lange, bis wir uns voneinander trennten. Ich keuchte leicht. Lust funkelte in Jacks Auge und ich vermutete, dass mein Blick nicht anders war. Es schien, als kostete es Jack alle seine Selbstbeherrschung die er aufbringen konnte, als er sich langsam erhob und mir die Hand reichte. Ich blickte auf seine Hand und nach einem kurzen zögern reichte ich sie ihm. „Lass uns zum Auto“, nuschelte er mit seiner rauchigen Stimme. Ich konnte nur nicken und musste mich erstmal sammeln. Mit zittrigen Händen strich ich mir durch die dunkelbraunen Haare und seufzte kurz auf. Wenn er nicht aufgehört hätte, hätte ich hier aufgehört? Schweigend folgte ich Jack und erst jetzt sah ich, dass Passanten uns beobachtet hatten. Ich sah ihre verwirrten Gesichter und konnte sie verstehen. Natürlich sah es sicher komisch aus. Erst schien es, dass wir einander verprügeln wollten um nur wenigen Momente später fast schon übereinander herzufallen. Jedoch versuchte ich die Blicke der Menschen zu ignorieren. Betrachtete lieber Jack und schmunzelte leicht. Unsere Blicke trafen sich und ich meinte einen fast schon hungrigen Blick in seinem Auge auszumachen! Erinnerungen kamen wieder. Wie nervös ich damals unter diesem Blick immer wurde und auch jetzt ging es mir kaum anders. Jack ging auf einen silbernen Geländewagen zu und als wir uns näherten leuchteten die Lichter kurz auf, als schienen sie uns begrüßen zu wollen. „Dein Auto“, fragte ich leise, unsicher was man nun sagen sollte und Jack schüttelte den Kopf. „Leihwagen“, meinte er knapp und setzte sich hinter das Steuer. Er fuhr los, ohne mich zu fragen, wo ich wohnte. Das schien er wohl zu wissen. Er fuhr, wie selbstverständlich, den direkten Weg zu meiner Wohnung. Darauf sprach ich ihn jedoch nicht an. „Wo… wo lebst du jetzt“, fragte ich fast schon heiser. Kurz blickte Jack zu mir und runzelte die Stirn, vermutlich durfte einfach keiner wissen, wo genau er wohnte. Es schien, als hadere er mit sich und nach kurzen Zögern meinte er: „Nicht in Amerika.“ Das war in etwa so genau, als wenn er gesagt hätte, irgendwo. Doch genau das war Jack! Es war genau diese Art, die ich an ihm lieben gelernt hatte! Sie war nicht einfach und sicher kam nicht jeder damit zurecht. Ich nickte leicht, akzeptierte vorerst diese Antwort. Vorerst. Erneut betrachtete ich ihn und wieder stieg die Lust nach diesem Mann, nach seinem Körper. Wir waren immer schon sehr körperlich gewesen und ich hatte das Gefühl, als sei ich jahrelang auf Entzug gewesen. Schweigend fuhren wir durch die Nacht, wie spät es war, war mir vollkommen gleich. Selten war ich wacher als in diesem Moment. Ich wollte nichts verpassen und nach wenigen Augenblicken hielten wir vor dem Mehrfamilienhaus, wo Emily und ich wohnten. „Du weißt also, wo ich wohne“, stellte ich das Offensichtliche fest. Fast schon überrumpelt blickte Jack mich an. „Ähm“, entfuhr es ihm und er kratze sich verlegen am Kopf, „Ja, tue ich. Sowas ist ja auch nicht schwer herauszufinden.“ Ich zuckte mit der Schulter, denn ich wusste es nicht. Nie hatte ich sowas je versucht. Ich stieg aus und gemeinsam mit Jack betraten wir meine Wohnung. Es war ein so seltsames und schönes Gefühl und doch wirkte es befremdlich, wie er dort in dem kleinen etwas ungeräumigen Flur stand. Neben der Garderobe, die von Emilys zumeist farbenfrohen Jacken voll hing. Er zog sich seine Jacke aus und wollte sie an die Garderobe hängen. Neben seine alte Lederjacke. Überrascht schaute Jack mich an, als er seine alte Jacke wiedererkannte. Er strich kurz über das schwarze Leder, als habe er grade einen alten Freund wiedergefunden. „Ich hab sie bei dir vergessen“, sagte er leise und drehte sich zu mir. „Ich dachte, ich hätte sie verloren“, murmelte er leise. Ich grinste leicht und schüttelte den Kopf. Jetzt im Licht sah man die neuen Narben genau, die sich in sein Gesicht geschlichen hatten. Erneut schien keiner genau zu wissen, was genau man nun sagen sollte. Jack schaute sich kurz in der kleinen Wohnung um. Er war noch nie hier gewesen und schien sich einen Eindruck über meinen Lebensstil verschaffen zu wollen. Erneut glitten unsere Blicke an dem jeweils anderen hinunter. Wir mussten einander bei Licht betrachten. Jeder studierte den anderen und das, was sich in dessen Gesicht verändert hatte. Nun könnte man entscheiden, doch reden oder sich der gerade zurückziehenden Lust hingeben. Die Luft zwischen uns schien wieder still zu stehen und auch die Zeit spielte keine Rolle mehr. Es war vollkommen egal, dass es schon spät in der Nacht war. So oft ich auch das Gefühl hatte, das die Zeit rasen würde, hatte ich nun das Gefühl sie würde stehen bleiben! Als würde die Welt für uns gerade anhalten. Wie er so da stand und ich merkte, wie er mich musterte sah ich, wie ehrliches Interesse der Lust wich. Fast wie in Zeitlupe ging ich auf ihn zu. Leckte mir unbewusst über die Lippen und zog ihn besitzergreifend zu mir. Scheiß auf reden, dass konnte man auch später! Fast schon gierig drückte ich seinen Körper an die Wand. Überfiel seinen Mund, küsste ihn und drang mit meiner Zunge gierig in seinen Mund ein. Es schien, als würde ihn meine plötzliche Leidenschaft überraschen, gleichwohl erwiderte er den Kuss, nachdem er sich gesammelt hatte. Tatsächlich merkte ich, wie Jack versuchte die Oberhand zu bekommen, was ich jedoch nicht zulassen wollte. Er griff an meine Schulter und drückte diese leicht von sich weg. Grob stieß ich seine Hand weg von mir. Er ließ es zu, ob ich gewonnen hatte, oder er es einfach zugelassen hatte, war mir egal. Meine Hände glitten unter sein Oberteil und ich genoss es die harten, sehnigen Muskeln zu spüren! Keiner der anderen Männer die ich hatte, war so trainiert gewesen wie Jack. Auch seine Hände suchten den Weg unter mein Oberteil und als ich spürte, wie er mir über den Rücken kratze, stöhnte ich in den Kuss. Es schien, als habe er nichts vergessen! Seine Hände fanden schnell ihren Weg an meinen Hintern. Er knetete mein Gesäß und ich drückte mich an ihn. Keuchte laut auf und ich spürte, wie ich langsam erregter wurde. Dieser so ersehnte Rauschzustand, in den er mich versetzte, war wundervoll! Jacks Hände wanderten von meinem Rücken zu meinen Bauch und streichelten, nein kratzten mich leicht. Verzückt sah er mich an und streifte mein Oberteil ab. Sein Auge glomm über meinen Oberkörper und anerkennend nickte er. „Nicht schlecht“, murmelte er mit lüsterne Stimme. Er fuhr mit seiner Hand über meine behaarte Brust und murmelte zu sich selbst: „Das könnte mir gefallen“. Erneut fuhr er mit der Hand über meinen Bauch und strich mit der Hand langsam immer tiefer und fuhr leicht über meinen Schritt. Immer noch grinste er leicht und wirkte zufrieden. Auch meine Hand griff unter sein Oberteil und schnell zog ich es ihm aus, wollte ich mich nicht zu lange aufhalten! Ich zog ihn in mein Zimmer und ließ Jack keine Chance sich umzusehen! Unsere Oberteile ließ ich achtlos im Flur zurück. Gerade so schaffte ich noch die Tür hinter mir ins Schloss fallen zu lassen. Ich drückte ihn gleich auf mein Bett und überfiel seinen Mund. Es schien, als ließe er es nur zu gerne geschehen und er kratze über meinen nackten Rücken, was mich zufrieden aufstöhnen ließ. Ich glitt mit meinen Lippen seinen Oberkörper runter, küsste ihn, biss und knabberte an ihm. Genoss seinen Geschmack, seinen Geruch. Ich hörte ihn keuchen und es stachelte mich nur weiter an! Ich fuhr mit der Hand über seine Hose und grinste. Ja, an ihm ging es auch nicht spurlos vorbei, dass merkte man. Ich entledigte ihn seiner Hose mitsamt der Unterwäsche und konnte mich kaum sattsehen an ihm. Ohne Scheu betrachtete ich ihn genau, wollte ich mir doch alles merken! Mein Puls begann zu rasen, während ich ihn betrachtete! Doch noch bevor ich genauer schauen konnte, spürte ich Jacks Hände, die fahrig an meiner Hose herumfummelten. Es schien, als sei er genauso nervös wie ich. Als wollte er keine unnötige Zeit verstreichen lassen! Als wollte er es genauso sehr wie ich! Ja, reden würde nicht so viel Spaß machen…Meine Hose landete neben der seinen und als ich das dreckige Grinsen auf Jacks Gesicht sah, schien alles wie früher. Er drückte mich weg von sich, wollte mich drehen doch ich grinste. „Vergiss es! Heute gehört dein Arsch mir“, raunte ich lüstern und besitzergreifend. Jack lachte und als er erneut versuchte mich herumzudrehen, versuchte ich stand zu halten. Ich wusste, ich hatte keine Chance gegen Jack, also musste ich hinterhältiger vorgehen. Taktisch denken… Ich wanderte mit meinen Lippen weiter hinunter und umschloss fast schon gierig seinen Schaft mit meinen Lippen. Ja, ich wollte ihn schmecken, hatte ich seinen Geschmack so sehr vermisst. Ich wollte ihn stöhnen hören und ich wollte wieder der Grund sein, dass er sich in seiner Lust verlor! Fast schon gierig saugte ich an seinem Schaft und ich spürte, wie er härter wurde und er in meinem Mund wuchs. Mein Tun wurde mit einem lauten Stöhnen belohnt. Immer wieder fuhr ich mit der Zunge über seinen Penis, wollte tatsächlich jeden Zentimeter genießen! Jack schloss sein Auge und drückte seinen Oberkörper erneut auf mein Bett. Ich schielte zu ihm hoch und konnte doch nichts von ihm sehen. Immer gieriger wurde ich und als er lauter Stöhnte, intensivierte ich meine Bewegungen nur. Ich drückte seine Beine weiter auseinander und tastete mit einem Finger zu seinen Hoden. Ja, ich spürte wie er sich verlor! Vermutlich hatte er sich danach genauso gesehnt wie ich! Er keuchte und zuckte bei fast jeder Bewegung! Seine Hände krallten sich in meine Haare und er drückte mich etwas tiefer auf sein Glied. Es war mir gerade alles recht, also ließ ich ihn machen. Leicht massierte ich seine Hoden und ich hörte Jack fast schon verzückt aufstöhnen. Seine Hände krallten sich fester in meine Haare und erneut fuhr ich mit meiner Zunge über sein Glied. Ich spürte, wie er zuckte, wenn ich über seine Spitze fuhr, also konzentrierte ich mich auf diesen Punkt. Der Punkt, der ihn immer wieder zum Zucken brachte. Doch langsam näherten sich meine Finger ihrem eigentlichen Ziel und mit gleich zwei Fingern drang ich in ihn ein! Jacks Hände verkrampften sich in meinen Haaren und er drückte meinen Kopf erneut näher an sich. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich mich sicher amüsiert und vielleicht auch etwas hämisch gelacht. Zu sehen und zu spüren wie dieser starke und so kräftige Mann sich verlor, war so erregend, dass ich mich selbst langsam vergaß! Ich massierte seine Enge dehnte ihn mit meinen Fingern. Er entspannte sich und ich genoss es! Ich stieß weiter zu und als ich spürte, dass ich seine Prostata traf, massierte ich diesen Punkt immer wieder. Jacks tiefes Stöhnen wurde lauter und er wandte sich unter meinen Lippen und Fingern. Enttäuscht und erleichtert wirkte er, als ich mich von ihm löste. Die Lust und das Begehren glitzerten in seinem Auge. Sie war fast spürbar! Ich löste mich von ihm und deutete ihm an, sich herumzudrehen. Ließ meinen Finger kreisen und grinste ihn süffisant an, während ich mir vor Lust über die Lippen leckte. Erinnerungen kamen hoch, Dirty Talk kam mir in den Sinn. Ob ihn das wohl immer noch scharf machte? Ich sah ihm an, dass ich ihn längst soweit hatte alles mit ihm tun zu können was ich wollte. „Sieh dir das hier an“, sagte ich während ich auf mein steifes Glied runter sah, „Willst du, dass ich dich damit ficke und dann schön tief in dir komme? Dann dreh dich um“, raunte ich ihm zu. Ich sah, dass eine Gänsehaut seinen Körper überzog, als er meinem Blick folgte und er dabei meine Worte hörte. Ein zufriedenes Grinsen erschien auf seinem sonst so strengen Gesicht. Ohne etwas zu sagen kam er meiner Aufforderung nach und drehte sich langsam. Ich grinste. Ja, er wusste genau welche Stellung ich geil fand. Ihn auf den Knien vor mir! Was für ein Anblick! Wer wollte schon reden, wenn er sowas haben könnte?! Ich drückte mich an ihn ran, drückte mein Hartes Glied an seinen Hintern! Ich kramte hektisch nach Gleitgel, wusste ich doch nicht, wann Jack das letzte Mal einen Kerl hatte. Wehtun wollte ich ihm nicht. Allerdings fand ich es nicht, also ließ ich es bleiben! Doch für besondere Vorsicht fehlte mir in diesem Moment auch der Verstand und so drang ich zügig in ihn ein. Ich hörte ihn laut stöhnen und auch mir entwich ein lautes Stöhnen, als ich seine Enge um mein Glied spürte. Ich war so erleichtert! Nie, wirklich nie hätte ich gedacht, dass ich den Sex mit Jack so sehr vermisst hatte! Jack verlor einen kurzen Moment die Spannung in seinen Armen und sackte zusammen, drückte sich aber gleich darauf an mich. Ob es ihm genauso erging? Es wirkte, als schien er erleichtert zu sein meinen Schwanz in sich zu spüren! Vielleicht war er auch nur erleichtert, dass ich es war? Doch ich wollte keine Zeit verlieren! Ich stieß hart zu, wollte keine unnötigen Gedanken verschwenden. Viel zu sehr hatte mich meine eigene Lust im Griff. Als ich ihn darauf laut stöhnen hörte, verzückte es mich. Es war so viel anders wie mit den anderen Männern. Schon nach diesen kurzen Augenblicken war es so viel besser! Ich geriet immer weiter in Ekstase, ließ meiner Lust ihren Lauf und es schien, als habe auch Jack genau das gebraucht. Der Rausch, in den ich uns beide trieb, nahm immer mehr von mir Besitz ein. Hart trieb ich mein Glied in ihn und jedes Zucken, jedes Stöhnen von ihm, trieb mich an fester und härter zu werden. Auch ich stöhnte lauter auf, dass ich Emily wecken könnte, daran verschwendete ich keinen Gedanke! Dass Sex so unterschiedlich sein konnte, überraschte mich in diesem Moment so sehr! Nie konnte ich mit Andrew so ficken, wie mit Jack gerade und es war so viel geiler! Ich bemerkte, wie seine Arme zitterten und wie er den Kopf senkte. Es schien, als genoss er jeden Augenblick. Ein Schweißfilm legte sich auf unsere beiden Körper. Er sah nicht zu mir und als ich weiter in ihn stieß, streifte ich den Punkt, welcher ihn aufschreien ließ. Es wirkte, als habe er seine Lust genauso wenig unter Kontrolle wie ich es hatte. Ich wollte ihn schreien hören, denn ich war der Grund für dieses Schreien. Immer versuchte ich genau jenen Punkt erneut zu treffen, der ihn zusammenzucken ließ. Jack wurde lauter und als ich den ersten lustvollen Schrei hörte, grinste ich zufrieden über ihn! Auch ich konnte nicht mehr an mich halten, als sich Jack feste an mich drückte. Ich keuchte und schrie unverhohlen auf. Einen Arm legte ich um Jacks Hüfte, hielt ihn genauso, wie ich ihn wollte! Verstärkte so den Druck um seinen Körper und trieb mein Glied so tief es ging in ihn hinein. Wir ließen uns nicht viel Zeit! Immer wieder spürte ich, wie er begann zu zucken! Seine Arme begannen immer mehr zu zittern. Alles an ihm erregte mich. Sein Geruch, jeder Laut, der seinen Körper verließ. Ich schaffte es kaum noch an mich zu halten, doch ich wollte einfach noch nicht kommen! Ich wollte so lange es ging hier mit ihm Ficken! Und ja, dies war nicht miteinander schlafen! Dies hier war nur Ficken! Jack fing an unkontrolliert sein Gesäß an meine Hüfte zu drücken und ich stöhnte laut und unverhohlen auf. Mit der Hand wanderte ich zu seinem Glied und nahm den steifen Phallus in meine Hand. Immer wieder zuckte Jack, vermutlich stand er kurz vor seinem Höhepunkt. „Komm in mir. Ich will es spüren“, keuchte Jack und drückte sich erneut an mich! Stöhnend biss ich ihm in die Schulter und stieß weiterhin in diesen so starken und kräftigen Mann unter mir! Ich merkte, wie er immer mehr zuckte und gleichzeitig kamen wir laut stöhnend zum Höhepunkt! Sein warmer Samen lief über meine Finger und kurz ließ ich mich auf Jack fallen. Ich atmete schwer und Jack ließ sich bäuchlings auf mein Bett sinken. Nie hätte ich erwartet, dass wir so über einander herfielen, wenn wir einander wieder trafen. Langsam glitt ich aus ihm heraus und rollte neben ihn. Immer noch atmete ich schwer und auch Jacks Atmung hatte sich noch nicht beruhigt. Er drehte sich nach einem Moment in meine Richtung, legte einen seiner kräftigen Arme um mich und zog mich auf die Seite. Ein perverses Grinsen schlich sich auf sein Gesicht und er nahm meine Hand, auf welcher sein Sperma klebte. Langsam leckte er über meine Hand, während er mir dabei lüstern in die Augen sah. Ich kannte diese so perverse Eigenart von ihm und sie störte mich nicht. Ich grinste schräg und meinte jedoch nüchtern: „Das war der Augenblick, wo es romantisch hätte werden können….“ Ich sah Jack schmunzeln und er drückte mich an sich. „Seit wann bist du, oder waren wir denn romantisch“, konterte er grinsend und drückte seine Lippen auf die Meinen! Kapitel 12: Nicht mehr ablenken Jack! ------------------------------------- Es war wundervoll, hier mit Jack in einem Bett zu liegen. Seinen Geruch in der Nase zu haben, seine Wärme zu spüren. Nie hätte ich vermutet, dass diese Nacht so eine Wendung nehmen würde. Nun, da unser beider Lust gestillt war wirkten wir beide wesentlich entspannter. Wie körperlich wir immer noch waren verblüffte mich. Auch früher konnten wir kaum die Finger voneinander lassen. Waren eher gemeinsam im Bett als wir uns über unsere Gefühle einig wurden, trotzdem hatte ich vermutetet, dass wir erst miteinander sprechen würden. Gleichwohl, war es mir nur recht, dass es so gekommen ist. Ich wusste, es gab viel zu besprechen doch gerade genoss ich noch den Moment. Wie oft, hatte ich es mir gewünscht. Ich sah wie Sand aus seinen Haaren rieselte und ich erinnerte mich daran, wie wir vor wenigen Stunden am Strand waren. Als ich los ging um zu joggen, weil ich nicht schlafen konnte hatte ich nie damit gerechnet, dass heute Nacht Jack plötzlich vor mir stand. Das ich sein altes T-Shirt angezogen hatte, damit ich das Gefühl habe ich würde ihm heute näher sein kam mir wie ein dummer Zufall aus einem billigen Schundroman vor. Ich strich über seine kräftigen Schultern und seufzte zufrieden auf. Niemand ergriff das Wort und die angenehme Stille zwischen uns wirkte eigentlich so vertraut. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, hatte ich die Hoffnung regelrecht aufgegeben, dass Jack nochmal wiederkommt. Ich streichelte seinen Rücken und bemerkte neuere Verletzungen und frische Narben auf seiner Brust und Seite. Langsam rutschte ich neben ihn und spürte gleich seinen kräftigen Arm um meinem Körper. Auf seinem Handrücken waren ebenfalls mehrere kleine Narben zu erkennen. Ich strich darüber und fragte leise: „Wie waren die letzten Jahre…?“ Der Druck um meinen Körper intensivierte sich einen kurzen Moment. Suchte er halt? „Stressig… Ein bisschen nerven aufreißend“, meinte Jack und streichelte meinen Bauch. Ich drehte mich zu ihm und unsere Augen trafen sich. Erneut fuhr ich sanft die Konturen seines Gesichtes nach. Dieses so schmerzlich vermisste Gesicht. So kitschig es klang, vermutlich hätte ich es mir die ganze Nacht anschauen können. Als ich über seine schmalen Lippen strich spürte ich, wie er fast schon sanft die Spitzen meiner Finger küsste. Sanft lächelte ich ihn an. Ich sah, wie sein Auge anfing mich eingehender zu mustern. Ein grinsen schlich über sein Gesicht. „Du siehst gut aus. So erwachsen“, flüsterte er und fuhr mit den Fingern die Konturen meiner Muskeln am Bauch nach. Das hart erarbeitete Sixpack war wirklich etwas, worauf ich stolz war, wenn es auch wesentlich definierter hätte sein können. Ich grinste leicht und nickte zufrieden. Immer noch hörte ich dies gerne und von Jack solche Worte zu hören war weit aus schöner, als von Fremden. „Klar, bin ja keine achtzehn mehr. Und was das gute Aussehen angeht, ja… ich denke, dass weiß ich“, meinte ich arrogant klingend zu ihm und zwinkerte frech. Ich spürte die Rache für meine arrogante Art sofort. Ein etwas schmerzvollerer Schlag gegen meine Seite ließ mich kurz aufstöhnen. Allerdings erkannte ich auch, dass er sich darüber zu amüsieren schien. Ich sah wie Jacks Blick durch mein Zimmer wanderte und er an meinem Nachttisch hängen blieb. Seinem Blick folgend betrachtete ich die alten Aufnahmen von Didi und Jack. Ein fast schon glücklicher, aber auch etwas überraschter Ausdruck huschte über sein Gesicht. Hatte Jack vielleicht doch Sorge, dass ich ihn einfach vergesse, oder gar aus meinem Leben verbanne? Dass die Wut auf ihn jegliche schöne Erinnerung trübte? Ja, es gab einige Zeiten in denen ich zu wütend auf Jack war und die schönen Erinnerungen von den schlechten in den Schatten gestellt wurden. Aber dies war viel zu lange her… Die Wut die ich nun auf ihn hatte, ja, wo war sie? Konnte sie sich einfach auflösen? „Lebt der Hund noch“, fragte ich leise, streichelte seinen Arm und fuhr die alte Narbe nach, die er von seinem Helikopterunfall hatte. Vielleicht war ihm was zugestoßen… Ich konnte es nicht wissen. War es nicht auch unüblich, dass er ohne seinen geliebten Vierbeiner unterwegs war? „Oh ja! Du müsstest ihn sehen, er ist riesig geworden… glaubt aber immer noch, dass er ein Schoßhund ist“, grinste Jack und streichelte mir durch die Haare. Ich grinste leicht und betrachtete ihn. Vermutlich waren er und Didi nun ein noch eingespieltes Team als sie es damals schon waren. „Schläft er immer noch in deinem Bett“, fragte ich leise und grinste ihn etwas an. Ich sah, wie Jack kurz stutzte und sich fast schon verlegen am Kopf kratze. „Ähm“, begann er mit tiefer nuschelnder Stimme sagen und ich wusste, dass ich Recht hatte, Didi schlief noch bei ihm, „also, er hat ein Körbchen in meinem Schlafzimmer stehen…“ Ich grinste leicht und ließ es vorerst unkommentiert. Irgendwie, war es mir schließlich klar gewesen… Wir schwiegen kurz und Jack streichelte mir über die Wange. So sehr ich diese Zweisamkeit auch genoss musste ich einfach beginnen die Fragen zu stellen, welche mich so lange schon quälten. Jetzt, wo die Lust verschwunden war, hatte die Neugierde ihren Platz eingenommen. Wo genau man nun ansetzte, dass wusste ich nicht und unsicher fragte ich: „Wieso…. Wieso bist du so plötzlich wieder aufgetaucht?“ Immer noch war ich von seinem plötzlichen erscheinen mehr wie überrascht. Man könnte fast überwältigt sagen. „Na ja… ich dachte, dass du mich gerade, gebrauchen kannst…“, murmelt er leise und schien etwas die Stirn zu runzeln. Immer noch spürte ich seine Finger auf meinen Rücken, die mich sanft streichelten. „Wie kommst du darauf“, fragte ich direkt und stützte mich auf den Ellbogen um ihm besser ins Gesicht blicken zu können. Es schien, als schaue er mich verständnislos an. Jedoch kannte ich ihn zu gut! Er war vermutlich ein besserer Schauspieler als viele andere die es sogar beruflich machten. Von seinem Blick wollte ich mich nicht beeinflussen lassen. „Hast du meine E-Mails bekommen“, fragte ich ihn direkt und blickte starr ohne den Blickkontakt zu lösen in sein Gesicht. Kurz wich er meinem Blick aus, doch es reichte mir als Antwort! Erneut spürte ich die Wut in mir und schlug Jack ohne Vorwarnung feste gegen die Seite. „Ich wusste, dass du die verdammten E-Mails bekommst!“ Überrascht sah Jack mich an und er wirkte selbst überrascht, dass er sich verraten hatte. Wie schwach und angeschlagen, er sich in diesem Moment bei mir fühlte, konnte ich nur erahnen. Vermutlich vergaß er hier bei mir sogar seine Ausbildung. Es schien ein wenig, als sei er mit dieser Situation überfordert. Als ich erneut ausholen wollte hielt Jack meine Hand auf und sah mich mit einer Mischung aus Belustigung und Verärgerung an. Frech drückte er einfach seine Lippe auf die meinen und stahl sich erneut einfach so einen Kuss. Arschloch… Natürlich erwiderte ich, konnte ich ihm doch gerade nicht widerstehen! Seine Zunge glitt in meinen Mund und erneut spürte ich, wie sehr mich sein Geruch, sein Geschmack berauschte. Doch ich ließ mich nicht beirren, er wollte ablenken. Erneut erinnerte ich mich daran, dass Jack selten in solchen Situationen mit einem klaren ja, oder nein, geantwortet hatte. Er hielt sich einfach oft bedeckt und seine Antworten waren äußerst kryptisch. Also löste ich gezwungen den Kuss und fragte gereizt: „Wie hast du mich eigentlich noch beobachten lassen, oder wie hast du „auf mich achtgegeben“?“ Ich erkannte etwas wie Überraschung in seinem Auge aufflackern, er drückte mich näher zu sich und knabberte an meinem Hals. „Ist doch nicht wichtig… Lass uns einfach genießen…“ Er wusste, wie man mich schwach kriegt. Er kratze mir über den Rücken und ein keuchen konnte ich nicht unterdrücken! Ein frecher und gleichzeitig zufriedener Ausdruck erschien in Jacks Gesicht und es kostete mich alle meine Selbstbeherrschung nicht schwach zu werden! Ich drückte ihn weg von mir und versuchte ihn grimmig anzufunkeln, doch sicherlich gelang es mir kein Stück. Ich wollte Antworten und so verlockend es auch war, sich der Lust erneut hinzugeben wollte ich nicht schwach werden! Aufgeben lag mir einfach nicht! Also drückte ich ihn bestimmend weg und raunte finster: „Nicht mehr ablenken Jack! Wir hatten gerade erst!“ Es schien, als grinse er doch es war ein anderes grinsen und fast schon ein wenig wehmütig stellte er fest: „Dich kann man auch nicht mehr so einfach ablenken wie früher…“ Unsicher, ob es ein Kompliment war oder nicht nickte ich leicht und sah ihn weiterhin auffordernd an. Was meinte er denn damit? Es schien, als würde Jack mit sich ringen und noch bevor er sich Ausreden, Lügen oder ähnliches zusammenreimen konnte forderte ich ihn erneut auf zu sprechen. Jack seufzte schwer und drehte sich auf den Rücken und strich sich seine dunklen Haare nach hinten. „Also zunächst, hast du es mir einfach gemacht mit den E-Mails und… na ja… Telefon anzapfen… das Mikro deines Laptops… man ist doch sowieso total gläsern. Wenn ich wollte könnte ich rauskriegen welche Milchsorte du trinkst.… Und… na ja ab und zu wollte ich dich sehen… da war ich da…“ „Wann“, wollte ich sofort wissen und sah ihn ungeduldig an. Hatte ich ihn etwa übersehen? Erneut begann mein Herz schneller zu schlagen. Er war da! Vermutlich musste ich ihn wirklich übersehen haben, aber wie? Er hatte doch ein so auffälliges Gesicht, einfach schon wegen der Augenklappe und der Narben! Ich sah, wie er erneut mit sich rang, doch erstaunlicherweise reichte immer noch ein Blick von mir aus, um ihn zum Sprechen zu bewegen. Ich konnte nur ahnen, dass ich ihn genauso schwach machte wie er mich. „Nachdem ich gegangen war, kam ich öfter, weil ich dich so vermisst hatte. Während deiner Reha, hatte ich geschaut wie es dir geht…“, nuschelte er und ich erinnerte mich daran, dass er immer recht leise gesprochen hatte, „dann als du deinen Abschluss gemacht hattest… Nachdem die Gerichtsverhandlung ausgefallen war und na ja… an deinem ersten Uni tag…Auch so zwischendurch, wenn die Sehnsucht da war…“ Ungläubig sah ich ihn an! Ich hatte ihn nie gesehen! Gar nicht! Wie konnte das passieren und ungläubig fragte ich: „Wie kann das sein? Ich meine… ich… na ja dein Gesicht… Das erkennt man doch.“ Ein leicht amüsiertes Lächeln schlich sich auf sein sonst so ernstes Gesicht. „Jazz… ich denke mit Verkleidungen Makeup und nem Glasauge kommt man ganz schön weit heutzutage… Außerdem, stand ich ja nicht direkt neben dir…“ Ich versuchte mich an die Situationen zu erinnern, doch mir fiel keiner ein, der auch nur irgendwie ein wenig nach Jack aussah! „Aber warum, hast du mich nicht… vorher angesprochen“, fragte ich und eine Mischung aus Wut und Verzweiflung schwang in meiner Stimmte mit. Ich beobachtete wie Jack seine Hand hob um sie erneut auf meinen Bauch zu legen, doch mit einer schnellen Handbewegung stoppte ich sie! Mit verärgertem Blick sah ich ihn an und schüttelte den Kopf. „Ach na gut“, raunte Jack und klang genervt, „am Anfang wollte ich! Ich habe dich wirklich vermisst… Aber ich wollte, dass du in Sicherheit bist… Das du endlich Selbstständig leben kannst und erwachsen wirst… Dann hattest du einen Freund und dir hier was Neues ausgebaut… Du sahst Zufrieden aus…“ Ungläubig starrte ich ihn an! Langsam schüttelte ich den Kopf. „Nein“, begann ich leise, aber mit Nachdruck zu erklären, „mir ging es nicht gut Jack! Ich bin… wie sagt man das… mitgeschwommen und…und wollte mich nicht abhängen lassen, aber Zufrieden… war ich selten… Ich habe dich gebraucht und das habe ich dir oft genug gesagt!“ Jack seufzte schwer und drehte sich zu mir, drückte mich etwas an sich. „Jazz… Nachdem du wieder in Sicherheit warst, wollte ich dein Leben einfach erstmal in normalen Bahnen lassen“, begann er leiser, aber mit klarer Stimme zu sprechen, „vermutlich war nicht alles toll, aber du konntest erwachsen werden… stehst auf eigenen Beinen. Du konntest deine Jugend genießen. Freiheiten erleben, die ich nie kennenlernen durfte und konnte. Ich musste dich gehen lassen und es war weitaus schwerer, als du es dir je vorstellen kannst. Ich wollte dich nicht festhalten, dich wegsperren. Mit mir…. Das Leben mit mir ist einfach anders Jazz. Nicht wirklich lustig… ernst…vielleicht auch grausam. Es tut mir leid, wenn ich dich damit verletzt habe, aber glaub mir… Diese Zeit hat dir schon gut getan…“ Unsicher nickte ich es erstmal ab. Ich erinnerte mich, was Clay berichtet hatte. Überfälle auf Konvois, vermutlich verbarg sich noch so viel mehr im Schatten. Allerdings waren das Sachen, die ich jetzt in dem Moment, wo wir einander endlich wiedergefunden hatten, nicht besprechen wollte. Vermutlich hatte Jack wieder so viel gesehen und erlebt, dass es wieder einmal für mehr als ein Leben reichte. Meine Wut verpuffte in diesem Moment und stumm sahen wir uns in die Augen. Natürlich hatte Jack nicht mit allem unrecht… und immer noch war in meinem Kopf ein kleiner ehrlicher Teil, der mir auch einredete, dass ich die Zeit ohne ihn irgendwie gebraucht hatte. Nur das die Trennung so wie sie kam einfach nur beschissen war. So weh es auch tat, sich dies einzugestehen. Man konnte von mir denken was man wollte. Vielleicht hielten viele mich für ein Arschloch, weil ich häufig Kerle mitnahm. Aber ich wollte es so… Habe es auch genossen, dass ich ein wildes Leben geführt hatte. Für viele Menschen war dies vermutlich nichts, doch eigentlich, wollte ich diese Erfahrungen auch irgendwie nicht missen. So weh es auch war, sich dies einzugestehen, dass ich die Zeit ohne ihn gebraucht hatte. Dass ich selbstständig und erwachsen werden konnte und nicht mehr abhängig von ihm war, war gut so. Den ich wusste, dass ich früher genau das irgendwie war… „Es war nur scheiße, wie du gegangen bist“, raunte ich und betrachtete ihn mit meinen braunen Augen. Jack legte meine Decke über unsere Beiden Körper und betrachtete mich mit einem seltsamen Gesichtsausdruck, den ich nicht verstand. „Wenn du mich damals aufgehalten hättest… Es hätte nur ein Wort gereicht, dann wäre ich geblieben… Aber der Preis dafür…“ Fragend sah ich ihn an und Jack schien zu realisieren, dass ich ohne eine vernünftige Erklärung nie aufhören würde zu fragen. Er seufzte leicht und betrachtete mich mit einem sanften Blick. Liebevoll strich er kurz mit zwei Fingern über meine Wange. „Wenn du bei mir geblieben wärst… dann hättest du wie ich untertauchen müssen. Neuer Name, keine Familie, keine Freunde, nichts. Das Land verlassen…Du hättest nichts gehabt“, sagte er leise und strich über meine Wange, „ich hätte dich einsperren müssen. Du hättest nie alleine rausgehen können. Nie unbeschwert etwas erleben können. Ich wollte dir das alles ersparen Jazz. Ich wollte einfach, dass du mit anderen etwas Glück findest. Mit deiner Familie, mit deinen Freunden. Ohne Krieg, ohne Waffen, ohne Tod und Terror. Und nur das hätte ich dir bieten können.“ Ich spürte, wie ich kurz begann zu zittern und einige Male blinzelte ich bevor ich wirklich beginnen konnte zu sprechen. „Ich… Was… Ich meine, wieso bist du jetzt wieder aufgetaucht?“ Ein fast schon trauriges Lächeln erschien auf seinem Gesicht und seine Hand legte sich auf meinen Rücken. „Die Sehnsucht lässt sich nicht einfach abschalten… Außerdem… wirkte es so, als ob du gerade Hilfe brauchst.“ Ich nickte leicht und ehrlich begann ich zu sprechen: „Ich habe das Gefühl, dass ich diesen Prozess nicht alleine bewältigen kann, dass ich damit überfordert bin… Und niemand kann mich wirklich verstehen.“ Jack nickte leicht und traurig drückte er sich an mich. „Du warst nie alleine Jazz und auch jetzt wirst du nicht alleine sein“, raunte er mir zu und tatsächlich drückte er liebevoll seine Lippen auf die meinen. Dass er da war und all das was er sagte ließ tatsächlich alle Mauern einreißen und zwei drei vereinzelte Tränen stahlen sich aus meinen Augen. Jack wischte sie gleich weg und betrachtete mich kurz bevor er seine Lippen auf meine Wange drückte. Ich war dankbar, dass er schwieg. Mir nicht sagte, dass dies kein Grund zum Heulen sei. Dankbarkeit und große Zuneigung erwachten wieder in mir, als mir seine Worte erneut durch den Kopf schossen. Ja, jetzt wo ich weiß, was alles damit verbunden war, damals mit Jack zu gehen, war ich ihm äußerst Dankbar, für das was er getan hatte. Das er wirklich selbstlos gehandelt hatte und ich so tatsächlich fast normal erwachsen werden konnte. Wollte ich wissen, wie es derzeit bei ihm aussah, mit der Arbeit? Nein… vielleicht waren wieder belastendes geschehen und gerade wollte ich nichts von Krieg, Terror oder ähnlichem hören. Ich erinnerte mich daran, wie eifersüchtig Jack werden konnte und so fragte ich direkt: „Hat es dich nicht gestört, dass du wusstest, dass ich was mit anderen hatte?“ Ein feindseliger Ausdruck erschien auf Jacks Gesicht und er kratzte sich kurz an der Stirn. Er sah mir kurz nicht mehr in die Augen. Ja, es störte ihn, war es nicht irgendwie fast schon ein Selbstverletzendes Verhalten, dass er es einfach zugelassen hatte? Ich war sprachlos, wie selbstlos dieser Mann doch letztlich war. „… ich hab es nie gesehen, dann wäre ich vermutlich auch dazwischen gestürmt… wäre ich jetzt nicht wieder gekommen, hätte ich vermutlich irgendwann deine Hochzeit gecrascht…“ Er lachte kurz. Das Lachen klang zum Teil aufgesetzt. Allerdings schien er auch ehrlich belustigt über diesen Gedanken zu sein. Um Gottes Willen ich hätte es ihm zugetraut! Ich schürzte meine Lippen und meinte: „Also wolltest du dein Versprechen nicht wirklich wahr machen? Oder wie? Also, dass du wieder kommen wolltest, hättest du nicht zu viel Sehnsucht gehabt?“ Energisch schüttelte Jack den Kopf. „Doch, ich halte meine Versprechen, immer“, raunte er, zog mich erneut zu sich und küsste mich erneut innig. Ich war überrumpelt von dieser plötzlichen Geste und erwiderte den Kuss erst nach einem Augenblick. Feste und hart drückte er seine Lippen auf die Meinen, was der Grund für diesen plötzlichen Kuss war blieb sein Geheimnis. Ob ihn der Gedanke an die anderen Männer störte, oder es einfach die Sehnsucht war konnte ich nicht sagen. Genießerisch schloss ich meine Augen. Ich schaffte es nicht, mich immer gegen ihn zu wehren. Wenn man es so nennen wollte, dann war Jack mein Kryptonit. Ich spürte, wie Jacks Hände über meinen Rücken strichen, mich leicht kratzen und ich drückte mich unbewusst an ihn. Seine Hand kam zum Stillstand und blieb auf meinem Hintern liegen. Ich löste den Kuss und bemerkte, dass auch Jack sein Auge geschlossen hatte und ein zufriedenes Lächeln war auf seinem Gesicht erschienen. Auch er genoss es. Schien mich, meinen Geruch so sehnlich vermisst zu haben wie ich den Seinen. Strähnen lösten sich, fielen ihm über die Stirn und ließen seine harten Gesichtszüge weicher erscheinen. Es war, als würde die Welt um uns herum Still stehen. Der Prozess und all die anderen Probleme waren verschwunden. Es war als hätte Jack sie aus meinem Kopf gepustet. Alle meine Fragen die ich hatte, konnte ich die nicht auch Morgen stellen? Heute einfach genießen… genießen, dass ich ihn wieder hatte. Ich legte meinen Kopf auf seinen Hals und roch seinen vertrauten und so geliebten Geruch ein. Herb und männlich. Mein Herzschlag beschleunigte sich und es war so wundervoll ihn bei mir zu haben! Er streichelte meinen Rücken, fuhr mit der Hand über meinen Hintern und durch meinen braunen Schopf. Zerzauste meine ohnehin schon zerstörte Frisur noch mehr. Seine Hand glitt von meinen Haaren hinunter zu meinem Bart und blieb auf diesem liegen. Erneut betrachtete er mich und stellte leise, vielleicht auch ein bisschen melancholisch fest: „Also… mein Kleiner bist du jetzt eindeutig nicht mehr… du hast ja mehr Brusthaare als ich…“ Ich betrachtete meine Brust, auf welcher tatsächlich seit geraumer Zeit einige dunkle Haare sprossen. Vom Rasieren der Brust hielt ich nichts mehr. Ich betrachtete seine trainierten Schultern und mein Blick glitt hinunter zu seiner Brust. Ja, viele Haare hatte er tatsächlich nie. Überrascht, doch sehr zufrieden schlich sich ein immer breiter werdendes Lächeln auf mein Gesicht. Ja, für andere war es niedlich, dass er mich „Kleiner“ nannte, doch ich fand es immer nervig. Man gewöhnte sich zwar daran, doch wirklich zufrieden damit war ich nicht. „Tja… so ändern sich die Zeiten“, grinste ich zufrieden und drückte meine Wange an seine. Jack lachte leise, wusste er doch sicherlich noch, dass ich diesen Kosenamen nur gezwungenermaßen über mich hatte ergehen lassen… Es wirkte fast schon spielerisch, als er mich von sich drückte und dabei sagte, dass ich kratzen würde. Erneut drückte ich meine Wange an die Seine und hörte ihn tatsächlich leise auflachen. Ich drehte mich über ihn und betrachtete Jack genau. Fuhr die neue Narbe nach, welche sich von seinem Auge in gerade Linie bis über sein Ohr zog nach. Wollte ich wissen, was dort geschehen war? Würde es vielleicht diesem Moment zerstören, wenn ich frage? Vermutlich… und genau deswegen hielt ich den Mund, auch wenn es schwer war nicht gleich alle Fragen zu stellen… „… Hattest du Andere“, fragte ich leise und auch ich spürte die Eifersucht welche an mir nagte. Ich kannte die Antwort, doch ich wollte sie hören. Ich streichelte mit sanften Fingern die Strähnen aus seinem Gesicht und ließ meine Hand sanft in seinem Schopf ruhen. Jack wich meinem Blick nicht aus, doch mit leiser Stimme meinte er: „Ich habe nicht keusch gelebt… nein…“ Diese Aussage schmerzte, vermutlich genau so sehr wie ihm das Wissen schmerzte, dass ich andere Männer hatte. Ich erinnerte mich, dass er nicht nur auf Männer stand und so fragte ich leise: „Männer, Frauen? Hast du dich… vielleicht auch etwas verguckt?“ Sofort schüttelte Jack den Kopf. Ein fast schon aufgesetztes Grinsen erschien. „Für sowas hatte ich keine Zeit“, raunte er leise und wuschelte mir durch die Haare, „und es waren nicht viele die ich hatte. Frauen und Männer… immer nur Spaß…“ Ich wollte gar nicht wissen, wer diese Personen waren, denn plötzlich spürte ich gegen diese unbekannten für mich gesichtslosen Menschen hass. Ich schürzte die Lippen und war verblüfft von meinen Gefühlen! Ich blinzelte einige Male verwirrt und bemerkte Jacks fragendes Gesicht. Tatsächlich schien er nicht zu erkennen, oder verstehen, was genau in mir vorging und ich war froh darüber! Doch wieso regte ich mich auf? Ich hatte vermutlich um einiges mehr Kerle aufgegabelt als er! Allerdings, war dies hier kein Wettstreit. Hier ging es nicht darum, wer die meisten Leute im Bett hatte. Ich schluckte die, vielleicht auch unbegründete, Eiersucht hinunter. Allerdings konnte ich mir einen Seitenhieb nicht verkneifen. „Warst du bei billigen Huren“, fragte ich spitzbübisch und betrachtete die Reaktion seines Gesichtes. Erstaunt hob sich eine braue und leicht grinsend fragte er mich: „Warum müssen die bei mir billig sein?“ Dass er sich über meine Provokation mit so einem lockeren Spruch hinwegsetzte ließ die Wut in Spaß wandeln. Ein komischer Wandel. Doch ich grinste leicht. Er stritt es nicht ab bei Prostituierten gewesen zu sein und regte sich nicht auf. Frech erwiderte ich darauf: „Wieso? Waren sie etwa teuer?“ Vermutlich hatte Jack vergessen, wie frech ich sein konnte, wenn ich denn wollte. Hatte er mir doch einmal angedroht, mich übers Knie zu legen. Er schürzte die Lippen und betrachtete mit einem undefinierbaren Ausdruck. Hatte er diese freche Art sogar vermisst? Vielleicht, denn vermutlich gab es nur wenige Menschen in seiner Umgebung die ihm Paroli gaben. „Nein, sie waren nicht teuer“, raunte er und verdrehte genervt sein Auge und wuschelte mir kurz durch die Haare. Ich sah ein unterdrücktes Lachen in seinem Gesicht und wusste, dass ich ihn nicht verärgert hatte. Auch meine Wut, dass er Andere hatte schien in diesem Moment vollkommen verflogen. Wieder spürte ich Jacks warme raue Hände auf mir ruhten. Ich lehnte mich an ihn, der Hand entgegen. Ohne es zu wollen erinnerte ich mich an den Augenblick als ich vor Jahren wach wurde und er einfach verschwunden war. Die Leere die er hinterlassen hatte, hatte Wunden geschlagen und andere nicht vernünftig heilen lassen. Ich rang mit mir. Wollte ich ihm ehrlich sagen, wie sehr es mich verletzt hatte. Allerdings wollte ich jedoch auch nicht schwach aussehen, oder gar schwuchtelig wirken. Diese verdammte Angst! Dieses verdammte Wort ging einfach nicht aus meinem Kopf! Langsam ließ ich mich wieder neben ihm nieder und gleich spürte ich seinen Arm um mich. Ich grinste leicht und eine Traurigkeit lag in meinem Blick. Zögerlich begann ich zu sprechen: „Irgendwie hat mich kaum einer wirklich in den Arm genommen…“ Das Überaschen welches in Jacks Augen aufblitzte verwirrte mich wenig. Eben so wenig wie die Frage die er stellte: „Warum nicht, du hattest doch einen Freund. Hat er das dann nicht gemacht?“ Traurig grinste ich leicht. „Na ja… nein. Ich war da… wir hatten leider eine klassische Rollenverteilung. Wenn hatte ich ihn im Arm… und joa…“ Verwirrt blickte Jack mich an. „Was hat das denn mit Rollenverteilung zu tun, wenn ich dich in den Arm nehme?“ Zögerlich begann ich zu erklären: „Na ja- sagt man doch so, der Stärkere nimmt den Schwächeren in den Arm.“ Jack schnaufte und verdrehte sein Auge: „Ach Quatsch! Wenn man es einfach mag…dann mag man es einfach…“ „Na ja, ich wurde trotzdem irgendwie nie wirklich in den Arm genommen, diese Einstellung haben halt viele“, meinte ich und spürte auf einmal wie Jack mich an sich drückte. Ich spürte seine Hand an meiner Schulter, welche mich langsam drehte. Zögerlich kam ich der nonverbalen Aufforderung nach und spürte gleich seinen kräftige Brust an meinem Rücken. „Na ja…“, begann ich zögernd, „viele meinen auch…. Na ja… ich …, männlich ist was anderes, ne?“ Jack verstärkte den Druck und ich hörte ihn Seufzten. „Aber du magst es doch eigentlich so“, stellte er leise fest und streichelte über meine Brust. Ich nickte zögerlich und merkte wie ich mich langsam in seinen Armen entspannte. Tatsächlich war es fast wie eine Wohltat… Balsam für meine Seele. Ehrlich nickte ich und erlaubte es mir mich gerade schwach zu fühlen. Die Wärme die Jacks Körper absonderte war einschläfernd. Doch ich konnte mich nicht einfach fallen lassen. Die Angst, dass er einfach weg war, war zu groß. Und so bat ich ihn leise: „Bitte, geh nicht einfach wieder…Bitte… ich glaub… noch einmal halte ich das so nicht aus…“ „Nein Jazz“, murmelte er, „ich verspreche dir… ich bin morgen da… du brauchst keine… Angst haben…versprochen.“ Ich nickte und doch blieb diese Angst. Er hatte es schon einmal getan und war einfach gegangen… weil ich in Gefahr war… Gefahr, schoss es mir durch den Kopf… Ich streichelte seinen Arm während mein Geist wieder wacher wurde: „Bin…bin ich eigentlich noch in Gefahr… oder konntest du das schnell regeln?“ Jack seufzte schwer und hörte für einige Momente auf mich zu kraulen. Hatte ich ihn mit dieser Frage wieder in schlechte Erinnerungen zurückgeführt? War auch dies ein Gespräch, was man heute noch nicht führen sollte? Unsicher fragte ich: „Jack… ähm… sollen wir das besser wann anders besprechen?“ Er s meinte nach einem kurzen Augenblick: „Er lässt dich in Ruhe… Ich hab ihm den Gefallen getan und für ihn noch einen Einsatz gemacht… Er hat versprochen, dich in Ruhe zu lassen und er hält seine Versprechen… Wenigstens eine gute Eigenschaft die er hat…“ Ich wollte mich nicht aufregen, dafür strahlte er eine zu angenehme Wärme ab die ich so sehr zu gebrauchen schien. „Lass uns da genauer Morgen drüber sprechen… vielleicht kann ich heute ja mal besser schlafen… Tatsächlich schlafe ich echt… sehr schlecht“, hauchte ich leise. Erneut verstärkte sich der Druck um meinen Körper und fast schon unsicher fragte er: „Warum schläfst du schlecht…?“ Vermutlich konnte er es sich denken, weswegen, doch war er gerade so taktvoll, dass er fragte. Etwas, was er nicht immer war. Ich konnte und wollte auch nicht darüber reden. Meine Lippen brachten die Worte gerade einfach nicht über sich. Ich fühlte, wie er die vier Narben langsam nachging. Jede einzelne. Dass ich mich einrollte, mich kleiner machte bekam ich nicht mit. Ich brauchte es nicht erst zu sagen, er wusste, dass ich die Narbe als nichts Gutes sah, warum ich schlecht schlief. Ich hoffte, dass er nicht darüber sprach… Nicht jetzt! Nicht heute! Ich wollte einfach, diesen Abend, nein die Nacht genießen! Tatsächlich hatte ich fast vergessen wie empathisch Jack war. Ich glaube niemand der ihn sah konnte sich das vorstellen. Leise und vermutlich auch sehr ehrlich sagte er: „Ich kann auch nicht gut schlafen… werde oft wach… vielleicht klappt’s besser wenn wir zu zweit sind…“ Ich seufzte leicht und nickte wage. Tatsächlich hatte ich es viel mehr vermisst so zu schlafen wie ich mir eingestehen wollte. Gleichwohl wollte ich es noch einmal hören und schlaftrunken fragte ich: „Und du verschwindest wirklich nicht…“ Ich spürte Jacks Atmen an meinem Nacken und eine Gänsehaut überzog meinen so schläfrigen Körper. Ich spürte seine Lippen auf meiner Wange und ein tiefes, fast schon grollendes „Nein“. Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen bevor der Schlaf mich in seine Tiefen zog. Kapitel 13: Gegensätze ziehen sich nicht immer an… -------------------------------------------------- Ich schlief tief und fest und was noch viel wichtiger war, traumlos! Die Müdigkeit, welche mich in ihrer Gewalt hatte, wollte mich einfach nicht los lassen und auch ich wollte mich ihr weiter hingeben. Gefühlt hatte ich sicher seit Jahren nicht mehr so gut geschlafen wie derzeit. Es war warm und es roch so vertraut. Ich hatte einfach das Gefühl, ich fallen lassen zu können. Doch eine plötzliche ruckartige Bewegung ließ mich erschrocken, aber schlaftrunken hochschrecken. Die Dunkelheit, die das Zimmer erfüllte, konnten meine Augen nicht durchdringen, nur das Licht aus dem Flur ließ langsam aber sicher Formen erkennen. Meine Gedanken rasten. Ich versuchte rational zu denken, doch dies war derzeit kaum möglich! Verschwindet Jack? War es alles nur ein Traum gewesen? Fast schon panisch griffen meine Hände neben mich und trafen gleich auf feste Muskeln. Meine angespannten Schultern entspannten sich und innerlich seufzte ich erleichtert auf. Aus dem Flur drangen Geräusche. Ich erkannte Emily, wie sie ihre Schuhe einfach irgendwo fallen ließ und gut gelaunt durch den kleinen Flur in die Küche verschwand. Ich spürte Jack, der angespannt neben mir saß, vermutlich hatte Emily ihn geweckt. Wobei geweckt vermutlich nicht der passende Ausdruck dafür war. So wie Jack wirkte, hatte sie ihn gerade aus einem tiefen Schlaf gerissen. Ich spürte die Anspannung, welche von ihm ausging. Sein schweres Atmen war das einzige Geräusch in meinem Zimmer. Seine Muskeln waren sicher bereit aufzuspringen. Vermutlich hörte er seinen Pulsschlag in den Ohren! „Alles gut“, nuschelte ich leise, „das ist nur Emily… Meine Mitbewohnerin.“ Ich konnte durch das schummerige Licht erahnen, dass Jack leicht nickte und sich nur sehr widerwillig von mir in die Kissen drücken ließ. Entspannt war er immer noch nicht. Kam das alles von seiner Arbeit? War er dort auch immer so angespannt? Vermutlich musste er das auch immer sein. „Wieso ist sie nicht leise“, fragte er mich und schielte immer noch zur Tür. Was in seinem Kopf vor sich ging, verbarg er in seiner stillen Art. Ich seufzte schwer und antwortete: „Weil sie gar nicht leise kann.“ Es war die ehrlichste Antwort, welche ich aufbringen konnte. Ich merkte, wie er den Kopf zu mir drehte und etwas sagen wollte, als schon meine Zimmertür aufflog und ich sah, wie mehrere Kleidungsstücke in mein Zimmer geschmissen wurden. „Bor man Jazzy! Ihr braucht die Klamotten nicht in der ganzen Wohnung zu verteilen. Und beim nächsten Mal könnt ihr ruhig leiser sein! Sonst verspreche ich dir komm ich rein und zieh dich von dem Typen runter!“, hörte ich Emilys Gemecker und die Tür wurde wieder verschlossen. Stumm nickte ich und schürzte die Lippen. Diese Frau…, schoss es mir genervt durch den Kopf. Ich spürte, wie in Jack die Verwirrung wuchs und so erklärte ich: „Sie ist… na ja sehr… mir fällt nicht das richtige Wort ein… Sie ist sehr laut und...ach keine Ahnung. Irgendwie freue ich mich, wenn ihr Beide euch kennenlernt!“ Ich spürte, wie Jack erneut einen Arm um mich legte und mich zu sich zog. „Und sie kommt einfach in dein Zimmer, wenn sie weiß, dass du Besuch hast?“ Ich spürte, wie er sich langsam entspannte, als er mich an sich drückte. „Ja… Sie ist nicht die Einfachste“, erklärte ich leise, bevor Emily noch meinte mitreden zu müssen. Das Licht im Flur wurde ausgemacht und leise fragte ich Jack: „Willst du mir etwa sagen, dass du nicht wusstest, dass ich mit jemanden zusammenwohne?“ Leise flüsternd antwortete Jack: „Doch… Aber ich wusste nicht, dass sie keine Privatsphäre kennt. Und Lärm wie eine ganze Horde macht.“ „Gewöhn dich daran“, raunte ich und streckte meine Glieder müde aus. Ich seufzte schwer und griff nach meinem Handy, welches auf meinem Nachttisch stand. Es war sechs Uhr… Wieso war Emily denn schon wach? Ach ja! Sie hatte ja eine komische Probe oder so, deswegen musste sie so früh weg! Gott sei Dank! Ich ließ mich zurück in die Kissen fallen. Der Schlaf hatte so gut getan! Auch Jack wirkte noch ziemlich erschöpft. Wir lauschten einer Weile den Geräuschen in der Wohnung als ich hörte, wie Emily tatsächlich leise versuchte das Haus zu lassen. Erneut spürte ich, wie Jack sich anspannte. Vermutlich passte es ihm gar nicht, dass jemand hier war, den er nicht persönlich kannte. Erst als Emily die Tür leise hinter sich schloss schien Jack sich wieder zu entspannen. „Nervös?“, fragte ich leise, obwohl ich die Antwort bereits kannte. Ich hörte ein undefiniertes Grummeln, welches Jacks Lippen verließ. Er schwieg darauf und es war sein gutes Recht. Außerdem war ich viel zu müde. Ich wusste nicht, wann genau uns der Schlaf übermannt hatte, aber es war sicher keine vier Stunden her. Erneut streckte ich müde meine Glieder, hörte sie knacken und kuschelte mich an Jacks Brust. Immer noch waren wir nackt und seine Haut auf meiner zu spüren war unbeschreiblich. Es war, als würde man mir meine persönliche Lieblingsdroge wieder verabreichen. „Ich hoffe, du willst noch nicht aufstehen“, nuschelte ich verschlafen und zog die Decke enger um meinen Körper. Jacks Hand, die durch meine Haare streichelte war fast schon vorsichtig und liebevoll. „Nein“, hauchte er mit einer erstaunlich sanften Stimme, „ich will noch etwas schlafen.“ Ich spürte seine Hände, die zärtlich und liebevoll über meinen Körper streichelten. Ich genoss es und drehte mich auf den Bauch, um ihm mehr Platz zu geben. Ich genoss die Berührungen und als ich die Augen das nächste Mal aufschlug, schien die morgendliche Sonne durch mein Fenster. Wie gut es tat endlich auszuschlafen hätte ich mir nie vorstellen können. Ich seufzte zufrieden auf und streckte meine Glieder. Fast schon erleichtert atmete ich auf, als ich den warmen Körper neben mir spürte. Unsere Beine waren ineinander verknotet und einer meiner Arme war um seine Brust geschlungen. Erstaunlich, dass man so wirklich schlafen konnte. Ich lugte hinauf und stellte fest, dass Jack schon wach war. Mir war es fast schon unangenehm, als ich feststellte, dass er mich wohl beobachtet hatte. „Morgen“, murmelte ich und konnte ein letztes Gähnen nicht unterdrücken, bevor ich versuchte den Schlaf von mir zu schütteln. Jack nickte leicht und fing an sich etwas von mir zu lösen. Ich wusste nichts wirklich zu sagen und stumm betrachteten wir einander. Tatsächlich hatte er einen kleinen blauen Fleck auf der Wange und auch auf seiner Schulter sah man rötliche Flecke. Doch Mitleid wollte sich nicht in mir regen. Ich streckte mich und fragte mit immer noch etwas belegter Stimmte: „Möchtest du einen Kaffee?“ Ich hörte ihn nur ein tiefes okay, sagen und ich schwang langsam meine Beine aus dem Bett. Ich verschwand kurz im Badezimmer, machte mich frisch, zog mir etwas über, putze mir die Zähne und als ich hinauskam, fand ich Jack in Emilys und meiner Küche stehen. An dem älteren weißen Kühlschrank waren viele Bilder geheftet. Von Emily und ihren Freunden vom Theater, von mir mit meinen Freunden. Von uns Beiden. Jack hatte sich seine Hose übergezogen und hielt in den Händen ein T-Shirt. „Sieht irgendwie lustig aus… Ihr habt viele Bekannte?“ Er wandte sich zu mir und zog sich langsam sein graues T-Shirt über. Ich zuckte mit den Schultern und trat neben ihn zu den Bildern. „Hm… mehr Emily. Sie arbeitet im Theater und macht eine Schauspielausbildung. Ist ein ziemlich bunter Haufen. Das sind so meine engeren Freunde, meinte ich und deutete auf ein Foto, welches bei meinem letzten Geburtstag aufgenommen wurde. Eingehend betrachtete Jack die Aufnahme. Schien jede einzelne Person genau zu mustern. „Eric erkenne ich noch“, raunte er und auch ich betrachtete meinen blonden besten Freund. Ein leichtes Grinsen huschte über mein Gesicht und ich nickte leicht, während ich sagte: „Ja, der hat sich auch nicht so viel verändert. Er lebt noch in Texas… Die schwarze junge Frau ist Alysha und der rotblonde Mann ist ihr Freund Oliver. Der schwarzhaarige ist Ethan. Mit denen verstehe ich mich ganz gut, muss ich sagen.“ Jack nickte leicht und betrachtete leicht nickend das Bild. Sein Auge schimmerte zu einem Bild von meiner Schwester und meines zukünftigen Schwagers und ein leichtes Grinsen schlich auf seine Züge. „Eigentlich könntest du Ace sagen, dass er das eine Mal wirklich Glück hatte…“, raunte er und ging in den Flur zu seiner Jacke. Verwirrt schaute ich ihm nach und runzelte die Stirn. Ich beobachtete, wie Jack aus seiner Jacke eine dunkelbraune Zigarre hervorzog, sowie ein silbriges Feuerzeug. „Was meinst du“, fragte ich ihn, während ich eine Kapsel in die Kaffeemaschine steckte. „Ach“, meinte Jack und winkte leicht ab, während er seine Zigarre ansteckte, „ist schon länger her. Hab ihn ja noch rechtzeitig erkannt… Nach einem Warnschuss hat er schnell die Beine in die Hand genommen.“ Ich blinzelte einige Male verwirrt und starrte Jack für einige Momente stumm an. Er hätte fast Clay erschossen? Wieder wunderte es mich, wie er über seine Arbeit sprach, als sei sie so normal wie Olivers Tätigkeit in der Bank. Ob ich Clay wirklich davon erzählen sollte, wie knapp es war? Besser nicht… Das Aroma der Zigarre verbreitete sich in der kleinen Küche und ein leichtes Grinsen schlich über mein Gesicht. Es waren diese Kleinigkeiten, die man fast vergessen hatte und die nun, wo er wieder da war, alle wiederkamen. Der herbe Geruch der Zigarre drang in meine Nase und erinnerte mich daran, wie ich das erste Mal an einer gezogen hatte. Mit siebzehn und ich musste ziemlich husten danach. Eigentlich wirklich niedlich, wenn man sich daran erinnerte. Ich blickte kurz auf die Uhr und tatsächlich hatten wir fast den kompletten Vormittag verschlafen. Während wir einander betrachteten, schlich ein zufriedenes Lächeln über meine Züge. Ich war mir unschlüssig, was genau ich nun alles fragen wollte, wieder prasselten viele Fragen in meinen Kopf ein. Wollte ich über seine Arbeit sprechen? Wollte er vielleicht sogar anfangen Fragen zu stellen? Sollte man gleich mit der Tür ins Haus fallen? Oder doch lieber mit weniger belastenden Sachen anfangen? Ich reichte Jack seinen Kaffee und nachdem ich ebenfalls eine Tasse hatte, setzte ich mich zu ihm an den Küchentisch. Jack betrachtete die bunte Küche, blickte von Emilys so geliebten Kräuterpflänzchen zu mir. Grinsend meinte er: „Alles dein Geschmack?“ Ich schüttelte den Kopf und auch ich grinste leicht. „Nein, die Küche hat Emily dekoriert. Sie wollte das gerne so haben. Sogar noch bunter! Da hab ich dann nein gesagt“, meinte ich leicht grinsend und fragte mich gerade, was Emily sagen würde, wenn sie sähe, dass Jack hier raucht… Jack nickte leicht, als schien ihm diese Antwort zu reichen. „Seit wann trinkst du deinen Kaffee eigentlich schwarz“, fragte Jack und schaute an mir vorbei hinaus aus dem Fenster. Mit dem Finger fuhr ich die Tasse hinauf und hinunter, ehe ich antwortete: „Seit du weg bist. Ich schlaf so schlecht, da braucht man Kaffee.“ Ich grinste leicht und Jacks blaues Auge bohrte sich in die Meinen und ich konnte ein leichtes Grinsen auf seinen Lippen erkennen. „Das kann ich total verstehen, den brauch ich morgens auch“, raunte er leise und es hatte fast schon etwas melancholisches, wie er es sagte. Erneut kamen Erinnerungen hoch, dass Jack einst sagte, dass er ohne mich auch nicht gut schlafen könne. War das in den vergangenen Jahren auch so gewesen? Ich war unschlüssig, ob man dies Fragen konnte und durfte, also schwieg ich. Vermutlich wäre ich mir taktlos vorgekommen. „Spielst du noch Baseball“, fragte Jack nach einem kurzen Moment. Ich schüttelte leicht den Kopf. „Nein“, meinte ich leise und erstaunlich ehrlich war meine Antwort: „ich wollte nicht mehr. So… blöd es klingt, alles von früher wollte ich so gut es ging hinter mir lassen. Aber eigentlich vermisse ich es schon zu spielen.“ Jack nickte leicht. Das Gespräch ging schleppend voran. So sehr ich gestern in Ektase war und die rosarote Brille aufhatte, merkte ich nun doch deutlich, dass doch nicht alles wie früher war. Es schien keiner so genau zu wissen, worüber wir reden sollten und als sich erneut Schweigen über uns legen wollte, fragte ich: „Wie ist es jetzt eigentlich bei dir? Was ist mit deinen Freunden… und mit deinem Leben?“ Ich sah, wie Jack sich an der Stirn kratze. Einige Male zog er an seiner Zigarre und sah mich mit einem neutralen Ausdruck in seinem Auge an. Es schien, als wisse er nicht genau, was er darauf sagen sollte. Vielleicht hatte er in den letzten Jahren wieder etwas erlebt, was ihn schweigsamer hatte werden lassen. Wenn dem so war, zeichnete es sich dieses Mal nicht auf seinem Körper ab. Doch etwas in seinem Auge, seinem Blick ließ erahnen, dass irgendetwas ihn belastete. Er räusperte sich kurz und erklärter mit rauchiger und leiser Stimme: „Alles gut. Alles wie immer. Hab nur nicht viel Freizeit, die Welt scheint ein wenig zu spinnen derzeit…“ Ich nickte leicht, doch da ich nicht mehr alles glaubte, was in den Nachrichten verbreitet wurde, wusste ich einfach nicht genau, was man darauf antworten sollte. „Was… na ja, was genau meinst du mit spinnen“, wollte ich dennoch wissen und trank meinen Kaffee in schnellen Zügen leer. Erneut winkte Jack ab und beugte sich etwas zu mir. „Ist nicht so wichtig… Jazz… Ich weiß, dass das alles plötzlich und vollkommen unerwartet kommt, aber ich…“ Doch Jack kam nicht dazu weiter zu sprechen, denn das Klicken der Tür ließ ihn verstummen. Wachsam und angespannt wurde sein Blick, der zur Tür glitt. Ich erkannte schon an den Schritten, dass es Emily war und als ich sie summend in den Flur kommen hörte, hätte ich sie am liebsten wieder hinausgeworfen. Wie kann ein Mensch nur immer in so ungünstigen Moment auftauchen?! „Hey Jazzy“, rief sie aus dem Flur und ich hörte, wie ihre Schuhe auf den Boden aufschlugen, „was stinkt denn hier so?“ Mein Blick glitt zu Jacks Zigarre und ich seufzte, denn dies konnte echt stressig werden…. Emily betrat die Küche. Ihre langen blonden Haare hatte sie zu einem Zopf geflochten und unterschiedliche Bänder eingewoben. Sie stand einfach auf diesen Hippie Look. Ihre bunte Kleidung stach sich mit der grünen Farbe der Küche und als sie uns beide musterte sah ich, wie ihre Augen sich weiteten, als sie Jack betrachtete. Ob sie ihn erkennen würde? „Mach die Zigarette aus! Hier wird nicht geraucht. Man Jazz musst du das zulassen“, meckerte sie mich an und verschränkte genervt die Arme vor der Brust. Ich bemerkte, wie Jacks Blick langsam an ihr hinunter glitt. Eine Augenbraue hob sich leicht und es schien fast so, als zog er erneut genüsslich an der Zigarre. Als er sie in die Hand nahm meinte er mit einer Stimme, die keine Gefühle offenbarte: „Das ist keine Zigarette, sondern eine Zigarre.“ Emily winkte genervt ab und sagte gereizt: „Das ist doch eh alles dasselbe! Hier wird nicht geraucht! Das mögen die Pflanzen nicht!“ Wir starrten sie beide sprachlos an und es schien für einen Moment, als wisse keiner etwas Vernünftiges darauf zu erwidern. Ich runzelte die Stirn, sah die Kräuter an und stellt fest: „Die haben sich noch nicht beschwert…“ „Du hast keine Ahnung“, fuhr sie uns an und blickte uns beide böse an, „es stinkt und es ist ungesund! Davon bekommt man Lungenkrebs!“ Jack zuckte mit den Schultern und es schien ein leichtes Grinsen auf seinem sonst so strengen Mund zu erscheinen. Hatte er solche Gespräche von gehabt? „Aha. Gut dass man Zigarren nicht auf Lunge raucht“, kam es von ihm und er hielt mir fragend die Zigarre entgegen. Tatsächlich hatte ich, seit Jack weg war, nie wieder eine geraucht! Ich grinste ihm leicht zu, nahm sie ihm tatsächlich ab und zog an ihr. Der herbe und kratzige Rauch verteilte sich langsam in meinen Mund und nachdem ich ihn hinauspustete, hinterließ er ein vollmundiges Aroma, welches ich nicht genau zuordnen konnte. „Jasper! Sowas macht man nicht“, fuhr Emily mich entsetzt an und ich sah, wie sie mich mit erschrockenen grünblauen Augen anstarrte. Es war fast schon ein wenig zum Schmunzeln, doch noch immer war ich sauer, dass sie genau jetzt wiederkam, wo Jack mir etwas Wichtiges mitteilen wollte. „Glaubst du wirklich, ich werde jetzt zum Kettenraucher? Oder so“, fragte ich etwas genervt und reichte Jack seine Zigarre zurück. „Nein, aber trotzdem ist das ungesund“, meckerte sie und betrachtete Jack genauer. „Ich dachte normalerweise Frühstückst du nicht mit den Typen und seit wann…. Kenn ich den irgendwo her“, fragte sie und schien gerade zu vergessen, dass Jack in der Küche rauchte. Sie stand etwas links von ihm und sah die Augenklappe wohl nicht. Sonst hätte sie Jack sicher sofort erkannt. Mit gerunzelter Stirn sah Jack zur mir und pustete mir mit einem leicht feindseligen Ausdruck den Rauch ins Gesicht. „Hat er denn so viele Kerle hier gehabt?“ Ich wedelte vor meiner Nase herum, um den Rauch nicht einzuatmen. „Emily übertreibt“, meinte ich genervt und verdrehte die Augen. Als ich Emilys Schnauben hörte ahnte ich schon, was sie gleich sagen würde und ich wurde nicht enttäuscht. „Der hatte so oft Männer da! Das glaubt man kaum, ach ich bin übrigens Emily“, grinste sie breit und streckte mir kurz die Zunge hinaus. Jack betrachtete den bunten Paradiesvogel vor sich und seufzte leicht, eher er ein „Jack“ raunte. Unsicher blickte sie ihm in sein Gesicht und ich sah, wie der Dollar Penny leise fiel. Ich kannte Emily und sah deutlich, wann es klickte. „Oh mein Gott“, fing sie an zu quietschen, „DER Jack? Oh mein Gott Jazzy! Dass ist ja wundervoll! Oder nicht…?! Aber dann hättet ihr gestern nicht- oder doch?!Oh… oder willst du etwa gleich wieder verschwinden? Denn dann kriegst du richtig Stress mit mir, Freundchen“ Ich konnte nicht anders und musste laut auflachen, als ich hörte, wie Emily Jack drohte und auch Jack blickte sichtlich verwirrt zu der kleinen jungen Frau. Erneut zog er an der Zigarre, pustete den Rauch zu ihr und zog fragend die Brauen hinauf. „Aha“, kam es nach einem Moment von ihm. Irgendwie war es schon süß, wie sie sich für mich einsetzte und sich sorgte! Es war wieder einer der Momente, wo ich ihr nicht böse sein konnte. „Ja! Einfach zu verschwinden und jetzt wieder zu kommen… Aber es ist toll dich kennen zu lernen! Es ist auch total asi jemandem Rauch ins Gesicht zu pusten! Bleibst du jetzt“, wollte Emily begeistert wissen und setzte sich neben Jack, der sichtlich verwirrt zu sein schien. So, oder so ähnlich hatte ich mir vorgestellt, wie die Beiden aufeinander trafen. Emily nur am quasseln und Jack, der einsilbig und überfordert daneben saß. Emily, die von Thema zu Thema sprang und einen überforderten Jack vor sich hatte. Vermutlich fragte er sich, was diese Frau von ihm eigentlich wollte. „Okay. Jazzy hat ja nie viel von dir erzählt! Ich weiß nur, dass du ihm das Leben gerettet hast! Wirklich toll! Sonst hätte ich den gar nicht an der Backe! Oh! Es ist ja so toll, dich kennen zu lernen! Erzähl doch mal von dir“, sie redete ohne Punkt und Komma. Ich kannte es schon so, Jack kannte solch ein Verhalten mit Sicherheit gar nicht. Die Verwirrtheit spiegelte sich auch immer mehr auf seinem Gesicht wider. Selbst wenn er gewollt hätte käme er gar nicht zum Antworten. Natürlich, in seinem Bekanntenkreis war sicher niemand so wie Emily. Ich bemerkte, wie Jack kurz meinen Blick suchte und ich zuckte unschlüssig mit den Schultern. So war sie eben… Ich kannte sie nicht anders. „Ähm“, entfuhr es Jack und er räusperte sich kurz, „also… ich bin… dieser Jack und…Ja.“ Emily nickte fröhlich und schien auf noch mehr zu warten und als nichts kam, fragte sie erneut: „Und? Seid ihr wieder glücklich und frisch verliebt, wie am ersten Tag? Obwohl, überhören...-“ Noch bevor Jack etwas sagen konnte, mischte ich mich nun in das Gespräch ein. „Emily, das geht dich nichts an“, meinte ich ernst und verschränkte die Arme vor der Brust, „du würdest es schon erfahren.“ „Oh“, säuselte sie breit grinsend, „stör ich euch gerade wieder zusammen zu kommen?“ Ich verdrehte die Augen und fragte leicht gereizt, auch um das Thema zu wechseln: „Wieso bist du jetzt eigentlich schon von deiner Probe zurück?“ Als ich Emilys überraschtes und verwirrtes Gesicht sah wusste ich, dass ich wieder etwas falsches gehört hatte. „Was sollen wir denn schon so früh am Theater für eine Probe? Wir haben ein paar Bilder gemacht und brauchten die Morgensonne. Deswegen… Du kannst echt gar nicht zuhören, oder?“ „Ne… ich denke nicht so“, meinte ich und schmiss mir einen Toast in den Toaster. Ich sah, wie Emily die Augen verdrehte. „Und sowas nennt sich bester Freund“, beschwerte sie sich und sah zu Jack. „Und jetzt? Wieso bist du eigentlich einfach verschwunden, dass wollte mir Jazzy nie verraten“, meinte sie fröhlich, dass sie vor einigen Augenblicken noch gemeckert hatte, weil Jack in der Wohnung rauchte, schien wie vergessen. „Wenn er es dir nicht gesagt hat, dann werde ich es auch nicht machen“, war Jacks schlichte Antwort, die Emily kurz stocken ließ. „Aha? Dann muss es was wirklich Schlimmes gewesen sein“, meinte sie und betrachtete unsere Gesichter. Doch keiner von uns Beiden schien sich wirklich in die Karten schauen zu lassen. Emily musste eben akzeptieren, dass es Sachen gab, die sie einfach nichts angingen. Es schien, dass sie es zwar verstand, aber dennoch irgendwie sauer war. Verstand einer diese Frau… Fast schon mürrisch sah sie uns an und fragte an Jack gewandt: „Und du bist jetzt gekommen, um ihn bei der Gerichtsverhandlung zu unterstützten?“ Ich blinzelte einige Male, denn tatsächlich hatte ich die Verhandlung vollkommen vergessen seit Jack wieder da war. Nun war es auch an mir, Jack aufmerksam zu betrachten. Allerdings ließ dieser neutrale, fast schon emotionslose Gesichtsausdruck nichts erkennen. Eigentlich, wenn man es so betrachtete, wäre aus Jack sicher auch ein guter Pokerprofi geworden. So amüsant es auch hier mit Emily und Jack eigentlich war, wollte ich endlich alleine und in Ruhe mit Jack über all meine Fragen sprechen. Es musste einfach endlich geklärt werden. Fast schon tat es mir leid, als ich Emily anblickte und sie höflich bat: „Emily, Jack und ich bräuchten eigentlich wirklich mal Zeit zu zweit… Wäre es okay, wenn du uns die Zeit irgendwie geben könntest?“ Nun war es an ihr die Arme vor der Brust zu verschränken und grinsend und mit spöttischem Ton fragte sie: „Warum Zeit mit ihm allein? Du hattest gestern Nacht ganz viel Zeit mit ihm alleine. Das habe ich gehört! Dein Problem, wenn ihr da nicht sprechen wollt!“ Frech streckte sie mir ihre Zunge hinaus und spielt mit den Fingern an ihren Haaren. Genervt blickte ich ihr in die auffälligen Augen und seufzte frustriert auf. Ich wusste, dass es ziemlich unhöflich herüber kommen würde. Fast schon überrascht sah Emily mich an und an dem überbreitem Grinsen was sie mir zeigte, wusste ich, dass sie meiner Bitte nachkam. Frech und kindisch streckte sie mir erneut die Zunge hinaus und sagte gut gelaunt: „Aber nur, weil ich will, dass du endlich mal glücklich bist und wenn es der gruselige Typ sein muss, dann ist das okay. Hab ich halt zwei Leute die meine Taschen tragen!“ Immer noch mit einem breiten Grinsen drehte sie sich zu Jack und klaute ihm einfach die Zigarre aus dem Mund, während sie mit frecher Stimme zu ihm sagte: „Wenn ich dich dann hier öfter sehe, müssen wir uns dringend über das Rauchen unterhalten. Das geht gar nicht! Klar?!“ Ich sah, wie Jack verwirrt die Stirn runzelte aber dann trocken und nüchtern sagte: „Ich hör damit nicht auf, egal was du sagst.“ Er wollte nach seiner Zigarre greifen, doch Emily verschwand einfach nach hinten. Energisch schüttelte Emily den Kopf und grinste leicht, winkte fast schon provozierend damit. „Oh nein, ich meine, wenn wir Freunde werden wollen, dann musst du damit schon aufhören.“ Breit grinsend verließ sie die Küche und zog sich ihre Schuhe wieder an. Immer noch hatte sie die Zigarre bei sich. Leise und nur für mich hörbar hörte ich Jack leise nuscheln: „Ich wusste gar nicht, dass ich mich mit ihr anfreunden wollte…“ Doch ich kannte Emily, wenn sie sich was in den Kopf setzte, würde sie nicht locker lassen, kannte ich es doch von mir selbst und Emily. Jack sollte jedoch seine eigenen Erfahrungen mit ihr machen. Es war wirklich äußerst nett von Emily, dass sie mich mit Jack wirklich alleine ließ. Schließlich hatte ich kein Recht sie der Wohnung zu verweisen. Stumm sah Jack ihr nach und fragend meinte er zu mir: „Ist die jetzt wirklich mit meiner 25 Dollar kubanischen Zigarre aus dem Haus gegangen?“ Ich nickte leicht und grinste spöttisch als ich hinzufügte: „Und die 25 Dollar Zigarre wird auch gleich in dem nächsten Gulli landen…“ Ein Raunen des Unverständnisses schlich über seine Lippen und er schüttelte den Kopf. Kapitel 14: Das Geschäft mit dem Tod ------------------------------------ Es war still geworden, nachdem Emily die Wohnung verlassen hatte. Die Gerichtsverhandlung hatte ich komplett vergessen! Doch als Emily danach fragte, war sie wieder da. So plötzlich, dass ich es kaum verstehen konnte. Ich hing meinen Gedanken nach. Jack und ich saßen gemeinsam am Küchentisch und die Stille die uns umgab war einvernehmlich. Es schien jeder Gerade in Gedanken woanders zu sein. Es war komisch, dass er erst so kurz da war und ich das Gefühl hatte, als seien keine Jahre vergangen. Allerdings musste ich mich immer wieder daran erinnern, dass es nicht einmal vierundzwanzig Stunden waren. Wir sahen einander ins Gesicht und dennoch, war es seltsam. Groß verändert hatte er sich nicht. Nicht so sehr wie ich, dennoch glitt mein Blick immer wieder zu den neuen Narben und den Falten, welche sein Gesicht nicht entstellten. Es jedoch noch markanter wirken ließen. Trotzdem fand ich es schon fast erschreckend, wie angenehm es war hier mit ihm zu sitzen. Gab es so was? Dass so schnell, alles wie früher erschien? War das eigentlich normal? Und legte es sich, wenn Jack einige Tage blieb? Klar ich hatte Eric und immer wenn wir uns trafen, war es so, als seien wir erst vor wenigen Tagen auseinander gegangen. Allerdings waren dies immer ein paar Monate gewesen und nicht Jahre. Sollte es denn anders sein? Musste sich da was ändern? Die Wut die ich hatte, als ich ihn am Strand traf war wie verflogen gewesen. Ich hatte sie herausgelassen und es war auch gut so, doch nun war da keine Wut mehr. Keine wirkliche Enttäuschung. Natürlich, war es komisch, aber ich hatte einfach vermutet, dass wir einander irgendwie kaum etwas zu sagen hätten. Ich Jack nur Vorwürfe machen würde. Ich seufzte leicht, trank meinen Kaffee und betrachtete die etwas unaufgeräumte Küchenzeile. Tatsächlich, war es sehr taktvoll von Emily mich mit Jack allein zu lassen. Hätte ich ihr eigentlich nicht so zugetraut… Doch das sie den Prozess erwähnte… Ich wollte, musste mich ablenken. Der Prozess war noch nicht! Er war erst in einigen Tagen! Erneut betrachtete ich den Mann vor mir. So gut ich Jack damals auch kannte, so wenig wusste ich von dem Mann, der nun vor mir saß. Ich kannte keinen Wohnort, wusste nichts von seiner Arbeit, von seinen Freunden. Eigentlich war sein ganzes Leben was er nun lebte ein einziges Mysterium für mich. Ob Jack offen mit mir sprechen würde? Ich wusste, wie verschlossen und kryptisch er sein konnte und es hatte nicht den Anschein, dass sich dies geändert hatte. Obwohl, nein, was seine Gefühle betraf, die er mir gegenüber hatte, war er äußert ehrlich gewesen. Einzig, was er gerade machte, wo er wohnte und all diese Sachen hielt er verborgen. Vermutlich, war es sein gutes Recht und auch, dass er jetzt nicht alles gleich preisgab war verständlich. Ich erinnerte mich, dass Jack immer einige Tage brauchte bis er sich öffnete. Egal um was es ging. „Jack… Kannst du mir jetzt endlich mal verraten, wo genau du wohnst“, bat ich ihn und merkte selbst, dass meine Stimme ziemlich eindringlich klang. Diese Verschlossenheit sollte er sich schnell wieder abgewöhnen meiner Meinung nach. Sein durchdringender Blick durchbohrte mich regelrecht. Er seufzte und als er wieder überlegte fuhr ich ihn an: „Nein Jack, immer wenn du so lange überlegst, dann verdrehst du gerne mal die Wahrheit! Sag doch endlich, wo genau du wohnst. Oder vertraust du mir nicht mehr?“ Fast schon verwundert blickte mich sein so eisig blaues Auge an. War es ihm vielleicht gar nicht aufgefallen? Er seufzte schwer und strich sich durch die Haare. Als er den Blick abwandte wusste ich, dass ich gewonnen hatte, denn das machte er dann immer. „Ich hab kein Haus mehr, noch eine Wohnung. Ich wohne auf meiner Basis. Wo genau kann ich es dir nicht sagen“, begann er nach einem kurzen Augenblick, „zu viele Menschen sind darin involviert… Allerdings, kann ich dich eventuell mal mitnehmen. Ich wohne auch nicht mehr in Amerika… Es dauert also etwas bis man da ist.“ Ich blickte ihn fragend an, doch Jack ignorierte meine nonverbale Frage, was mich genervt aufseufzen ließ. „Wo bist du denn jetzt untergekommen“, fragte ich ihn verwirrt, da Jack anscheinend nicht weiter sprechen wollte. „In einem Motel am Highway“, erklärte er schnell und fügte hinzu: „Didi hab ich aber nicht mitgenommen. Der ist bei Ozelot.“ Ich versuchte mich zu erinnern, wer genau dies war und fragte kurz: „War das der Russe oder der Typ mit dem komischen Vornamen?“ Ein Schmunzeln glitt über Jacks sonst so emotionsloses Gesicht und er erklärte mit Belustigung in der Stimme: „Also wenn du Kazuhira Miller meinst, nein der hatte den Codenamen nicht, dass war Adam. Und ja, der ist Russe.“ Ich nickte leicht und grinste etwas. Ich ging zum Kühlschrank und fragte Jack nebenbei, ob er nicht langsam Hunger habe während ich wehmütig meinte: „Irgendwie hab ich Didi auch vermisst…“ Jack nickte leicht und strich sich über den Bart. „Ich bring ihn beim nächsten Mal mit… Gestern wollte ich dich nicht teilen, egal mit wem.“ Ein leichtes Lächeln erschien auf meinem Gesicht und ich konnte nur leicht den Kopf schütteln. Ja, zu seinen Gefühlen was mich betraf, dazu konnte er stehen. „Weißt du eigentlich, dass ich wirklich überlegt habe in die Armee zu gehen, damit du wieder Kontakt zu mir aufnimmst?“ Ein undefinierbarer Ausdruck erschien auf Jacks Gesicht. Freute er sich darüber, oder fand er es schrecklich, dass ich so etwas in Erwägung gezogen hatte. Allerdings ging er nicht weiter darauf ein, sondern verbarg seine Meinung in seiner Stille. „Und statt Soldat willst du jetzt Architekt werden“, fragte er mit einer Stimme, die ich schlecht deuten konnte. Es war keine offensichtliche Freude… Genau definieren konnte ich sie nicht. Also nickte ich wage und nach einem kurzen Augenblick sagte Jack: „Hätte nicht gedacht, dass du diesen Beruf erlernen willst… Wie kam es dazu?“ Das Jack das Thema Armee wieder fallen ließ bekam ich nur am Rande mit. Unschlüssig schmiss ich mehrere Toastscheiben in den Toaster und drehte mich zu Jack um, während ich mich an die Küchenzeile lehnte. „Hm… das kam eher, na ja wegen Emily… Na ja, sie hat mich ja wie du sicher weißt in der Reha kennen gelernt… Sie wollte unbedingt, dass ich mit ihr male… hab dann festgestellt, dass ich dafür etwas Talent habe und so kam es dann…“ Jack nickte leicht und grinste etwas während er sagte: „Ich war jedenfalls ein wenig überrascht…“ Auch ich nickte leicht und reichte ihm die Scheibe Brot und während wir schweigsam begannen zu Essen meinte ich: „Ich muss mich eigentlich noch bei dir bedanken.“ Fragend zog Jack die Augenbrauen hinauf und runzelte die Stirn. Ich grinste und vermutete, dass er tatsächlich gerade nicht wusste, was genau ich meinte. Also erklärte ich: „Na ja… das Stipendium… ich weißt, dass du dahinter steckst…“ Als ich sah, wie Jack protestierend den Mund öffnen wollte fuhr ich ihn scharf an: „Du brauchst dich gar nicht raus reden, ich weiß es! Weißt du überhaupt wie Elitär es ist, sein Studium mit einem Vollstipendium zu bezahlen?“ Jack blickte mich verwirrt an und zuckte leicht mit den Schulter und ich fragte ihn: „Ist das überhaupt ein richtiges Stipendium? Oder lässt du es nur so aussehen und zahlst eigentlich mein Studium?“ „Ist das nicht egal“, wollte Jack von mir wissen und kratze sich leicht am Kopf. Erneut wollte er ausweichen, wie so oft früher. Allerdings war ich nicht mehr so jung, als dass ich dies immer überhörte und als ich energisch den Kopf schüttelte murrte er grimmig: „Wir haben Leute die alles fälschen können… Ich wollte einfach, dass du das machen kannst, was du willst.“ Ich hatte es schon damals geahnt, als ich das Schreiben erhielt, aber es zu wissen, rührte mich mehr als ich zugeben wollte und konnte. Wie sollte ich ihm das je wieder zurückgeben? Mir war schon damals bewusst, dass ich mich nie für ein Stipendium qualifizieren habe, auch wenn es keiner glauben konnte. Zurückzahlen, das konnte ich kaum, doch vermutlich war das etwas, was Jack nie annehmen würde. Ein Studium, vor allem in einer Stadt wie L.A. kostete eine Menge Geld! Woher er das Geld hatte…? Wie viel Geld Jack letztendlich wirklich besaß wusste ich nicht. Er hatte nie darüber gesprochen, noch hatte ich irgendwelche Zahlen aus ihn herausbekommen. Vielleicht wollte ich es auch gar nicht wissen. Ich nickte leicht und wir betrachteten einander und wie ich ihn so ansah spürte ich, wie mein Herz begann schneller zu schlagen. Alles an ihm nahm mich ein. Alles an ihm zog mich immer noch an. Es war fast schon erschreckend, wie schnell die Welt mit ihm zu stoppen schien. Konnten alle meine Fragen heute oder morgen beantwortet werden? Vermutlich nicht. Vermutlich würde es einige Zeit brauchen… Geduld schien das Zauberwort zu sein. So geduldig ich eigentlich war, so gespannt war ich zu sehen wie und wo Jack lebte, was er zu sagen hatte. Er würde es mir sicher zeigen und wie wir einander ansahen gab es doch eine Sache, die ich mit ihm klären musste. Etwas was mir seit ich es wusste immer wieder durch den Kopf ging. Es war auch etwas, über das ich Wahrheit verlangte! „Weißt du eigentlich, dass die USA dich als Terroristen einstufen?!“ Fast schon gelassen nickte Jack und trank einen Schluck Kaffee. Es schien ihn nicht zu belasten?! Wie konnte dieser Mann nur so ruhig bleiben? Fassungslos blickte ich ihn an und mit Entsetzen in der Stimme fragte: „Stört dich das denn gar nicht?“ Er zuckte mit den Schultern und sah mich fast schon gelangweilt an. „Pff“, entkam seinen Mund. Mir entglitten die Gesichtszüge und fast schon erschrocken fragte ich: „Willst du mir etwa sagen, dass das stimmt?“ „Hm… na ja für die schon, sonst hätten sie es ja nicht so gesagt“, meinte er fast schon gelangweilt. Er stritt es nicht ab! Wie konnte er das so ruhig sagen? „Terroristen bringen Unschuldige um“, sagte ich entsetzt und konnte es einfach nicht glauben. „Glaubst du denn, dass ich einer bin“, fragte Jack mich und betrachtete eingehend mein Gesicht, während er entspannt einen Toast schmierte! Wir sahen einander ins Gesicht und das Erste was mir durch den Kopf schoss, war natürlich ein nein! Auf der anderen Seite hatte Jack es nicht abgestritten! Etwas, was mir tatsächlich Angst machte. Unsicherheit durchströmte meinen Körper, obwohl ich es nicht wollte. Fast schon schämte ich mich dafür. Unsicher sahen meine braunen Augen in sein so eisig blaues Auge. Ich wusste, dass er schon Menschen getötet hatte, dass hatte er auch nie abgestritten. Weder Mord noch Folter. Ich erinnerte mich, dass er einst sagte, einige seiner Taten täten ihm nicht leid. Aber war dieses hell blaue Auge, dass Auge eines Menschen der Unschuldige tötete? Ich wollte es nicht glauben und trotzdem hatte er es nicht abgestritten! Unschlüssig zuckte ich mit den Schultern und erklärte: „Eigentlich nicht, aber deine Antwort, oder eher deine Nichtantwort bringt mich ein wenig aus dem Konzept…“ Jack seufzte schwer und sah mich mit einem für mich unergründlichen Ausdruck an. Hatte ich ihn mit dieser ehrlichen Antwort verletzt? Er grummelte leicht und schien etwas zu nicken und hüllte sich erneut in Schweigen. „Jack, jetzt rede endlich! Oder meinst du, du kannst mir nicht mehr vertrauen“, fragte ich erneut etwas wütend. Ich durfte ihm gar nicht erst erlauben wieder so einsilbig und schweigsam bei mir zu sein! „Jazz… wer entscheidet denn wer Terroristen sind? Nur, weil Andere nicht deine Ansichten, oder Ideologien teilen wirst du so eingestuft. Meine Leute und ich sind sicher nicht unschuldig, aber wir greifen keine Unschuldigen an. Sprengen uns nicht in Menschenmassen in die Luft. Wir arbeiten für die Menschen, die uns anheuern…“ „Habt ihr wirklich einen Versorgungskonvoi in die Luft gesprengt“, fragte ich direkt, denn ich war unschlüssig, was ich von dieser Antwort halten sollte. Es gab nicht vieles was ich in den letzten Jahren über Jack erfahren hatte und das wenige war sehr präsent in meinem Kopf. Fast schon erschrocken weiteten sich meine Augen als Jack nickte. Langsam öffnete sich mein Mund und ich sah ihn sichtlich verwirrt an. Mein Blick reichte wohl aus, um seine Lippen zu teilen. „Offiziell war es ein Versorgungskonvoi, aber unter den wenigen Lebensmittel war auch angereichertes Uran… Ich vermute, du weißt, was man daraus machen kann“, nuschelte er, schüttete sich eine neue Tasse Kaffee ein und schmierte sich einen weiteren Toast. Wieder wirkte es suspekt, dass wir zwischen Kaffee und Toast über explodierende Konvois, angereichertes Uran und Terrorgruppen sprachen. Wir hätten genauso gut über meine Seminare an der Uni quatschen können. Allerdings schien es so, als sei das nur für einen von uns nicht normal. Woran der Mensch sich alles gewöhnen konnte. Ernst nickte ich, natürlich wusste ich das… Atomwaffen… Ich betrachtete ihn unschlüssig, wie er seinen Toast aß und bat ihn: „Warum, soll ich dich nicht als Feind Amerikas sehen? Jack ich bin nicht mehr siebzehn, ich glaube, dass ich dir zum gewissen Teil folgen kann…“ Jack seufzte schwer und betrachtete mich, was genau er dachte, blieb in Stille verborgen. „Ich habe dir schon damals versucht zu erklären, dass Krieg ein reines Geschäft ist und es nur noch selten um die Verteidigung der Grenzen geht. Es geht um Rohstoffe und Kapital. Und die US- Einheiten sind nicht so unschuldig wie sie so oft dargestellt werden…Hast du eine Ahnung, wieso die IS sich gebildet hat? Wenn wir schon von Terror sprechen…“ Ich schüttelte leicht den Kopf und Jack beugte sich zu mir und fing an in ruhiger und entspannter Stimme an zu erklären: „Früher vor einigen Jahrzehnten hat im Iran ein demokratisch gewählter Rechtsanwalt regiert. Der für eine Trennung von Kirche und Staat war. Die Briten haben das Öl der Iraner damals für sich beansprucht und das wollte der Präsident der Bevölkerung wiedergeben. Das hat den Schlipsträgern nicht gepasst. Die CIA wurde eingeschaltet und hat Median und andere Institutionen infiltriert. So lange, bis die Armee einen Putsch startet…“ Ich starte ihn fassungslos an und schüttelte leicht verstört den Kopf. „Wie kommst du darauf? Das klingt eher wie nach einer Verschwörung“, sagte ich und lehnte mich auf den Küchenstuhl zurück und betrachtete Jack mit gerunzelter Stirn. Ein kurzes Grinsen schlich auf Jacks Gesicht. Er kratze sich kurz an der Stirn eher er sagte: „Nein, das ist nicht einmal mehr ein Geheimnis. Die Akten sind seit einiger Zeit öffentlich und man kann es nachlesen… So was wird jedoch nicht groß publik gemacht… Jedenfalls ist so eine Diktatur entstanden. Amerika und Großbritannien hatten seither mit dem Iran Ölabkommen. Aber na ja… eine Diktatur kommt nicht gut an und ein radikaler Islamist hat den Diktator gestützt…Frag mich nicht nach dem Namen…“ Ich nickte leicht und war gespannt, was Jack noch alles berichten würde hatte ich doch tatsächlich nie wirklich so von den Machenschaften im Mittleren Osten gehört. Wieso machte die CIA so was überhaupt öffentlich? Mussten sie das vielleicht? Wer befahl so was? Der Präsident? „Jedenfalls“, fuhr Jack ruhig fort, „kamen nicht die tollen offen Amerikaner, um dem Iran zu helfen, als die radikalen Islamisten kamen, sondern der Irak.“ Verwirrt sah ich ihn an. „Irak? Der Irak ist doch böse. Die haben doch Massenvernichtungswaffen gehabt, das haben wir so oft in der Schule durchgekaut, da haben einen ja fast schon die Ohren geblutet“, sagte ich und erinnerte mich daran, wie oft wir im Politikunterricht darüber gesprochen hatten. Ein leichtes und fast schon amüsiertes Grinsen schlich auf sein Gesicht. Fragend runzelte er die Stirn. „Und, weil das eure Lehrer so sagen, stimmt das?“ Ich stutzte und blinzelte einige Male. „Na gut, erklär weiter Jack, wieso hat sich der IS gebildet“, meinte ich und lauschte tatsächlich weiterhin neugierig Jacks Erzählungen und beugte mich unbewusst etwas näher an ihn heran. „Der Präsident hat es doch schon zugegeben, dass es damals keine Beweise gab. Es ging wieder einmal nur um das Öl. Amerika bekam einen Grund zuzuschlagen und tat dies. Und als der Krieg offiziell vorbei war, verließen sie einfach das Land. Amerika wollte einen Regierungswechsel. Den hat es gegeben und nun ist unten im Irak und Iran der IS. Stell dir einfach vor Jazz, Amerika hat die Wirtschaft und die Infrastruktur dort vollkommen zerstört. Hat einen Bürgerkrieg entfacht und nachdem der Krieg vorbei war, wurden die Soldaten einfach aus der Armee entlassen. Die Waffen, hat die USA zurückgelassen, damit sich die Armee wieder aufbauen kann. Außerdem wäre es zu teuer gewesen die Waffen wieder zurück zu bringen. Neue Waffen bauen und entwickeln ist günstiger. Aus diesen Menschen, aus diesem Hass, bildete sich der IS.“ Fassungslos sah ich ihn an. „Die haben traumatisierten Menschen Waffen dagelassen, damit die sich neu aufstellen können und sind dann gegangen?!“ Jack nickte und sah mich neutral an: „Ja, der IS, beziehungsweise die Anführer haben aufgrund der Labilität des Landes den Hass schüren können, den der Krieg hinterlassen hat. Ich heiße es nicht gut, was der IS macht, aber man muss immer zwei Seiten der Medaille sehen. Jasper, es gibt einfach kein schwarz und weiß… Vor allem nicht im Krieg. Ich verurteile auf das was dort passiert, aber die USA kann sich nicht davon frei sprechen. So hat sich der IS gebildet und ja, für die Amerikaner bin ich ein Terrorist! Aber auch wir, also die USA gelten in anderen Ländern als eben so was…“ Ich versuchte es zu begreifen, was Jack alles berichtet hatte. Es klang so abstrus und tatsächlich hatte ich noch nie etwas davon gehört, oder hatte es mir irgendwie so vorgestellt… Ich atmete schwer durch und strich mir über das Gesicht. Ich konnte es kaum begreifen, was ich gerade gehört hatte. Das alles hatte ich nicht wirklich gewusst! Ich glaubte Jack, ich hatte ihn schon immer dies hingehend vertraut. Er hatte selbst immer wieder betont, wie patriotisch er früher war, doch das dies nun vorbei sei. Bis er mir die Geschichte mit Susanne offenbarte war ich immer verwundert, weswegen er aufhören wollte für Amerika zu kämpfen. Doch er musste ja nun einen Grund haben nicht aufzuhören und deswegen fragte ich: „Aber wofür, kämpfst du Jack… Was sind deine Ziele. Ich glaube kaum, dass du solche radikalen Ziele verfolgst wie… diese radikalen Idioten…“ Jack schien nachzudenken und runzelte leicht die Stirn. Wollte er es mir nicht verraten? Ging es mich vielleicht auch einfach mal wieder nicht an? Ich war keine siebzehn mehr, aber dennoch hatten wir uns Jahrelang nicht gesehen… „Warum willst du es wissen“, fragte er und tatsächlich erschien er kurz verschlossener zu sein. Ich sah kurz weg, betrachtete eine Kräuterpflanze, was es für eine war, davon hatte ich keine Ahnung. „Hm… na ja, einfach, weil ich dich verstehen möchte. Ich weiß ja noch, was du damals dem Typen geboten hast… Das war Geld und vor allem Wissen.“ Er grinste kurz. War er von meiner Antwort wirklich überrascht? Und wenn, weswegen? Wieder einmal begann er das Gespräch mit schweigen. Er überlegte so lange, dass ich mich auf eine gewohnt kryptische Antwort gefasst machte. „Na gut“, begann er bedacht und sah mir fast schon ernst in die Augen, „Ich kann dir verraten was auf der Wand in unserer Kommandozentrale steht. Aber was du daraus machst ist deine Sache: Wir haben keine Nation, keine Philosophie und keine Ideologie. Wir brauchen keinen Grund zum Kämpfen. Wir kämpfen, weil wir gebraucht werden. Wir sind Soldaten ohne Grenzen. Wir machen den Unterschied zu denen, die keine Wahl haben.“ Verwirrt runzelte ich die Stirn und nickte. Doch meinte ich ehrlich: „Ich glaube, dass verstehe ich nicht. Was meinst du mit denen die keine Wahl haben?“ „Zum Beispiel die Soldaten, die einfach stumpfsinnig Befehle ausführen, ohne genau zu wissen, worum es geht. Oder die, die Gezwungen werden zu kämpfen. Wie zum Beispiel die Kindersoldaten in Afrika“, meinte Jack mit ruhiger, ernst Stimme, „wir wollen keine Grenzen, also bekommt jeder, jede Information…“ Ich glaubte langsam, zu begreifen, was hinter dieser merkwürdigen und fast schon kryptischen Erklärung steckte. Jeder sollte aus Überzeugung heraus kämpfen, sollte wissen, weswegen er im schlimmsten Fall sein Leben gab, etwas was Clay sicher nicht kannte, von der Arbeit. Ich lächelte leicht, während ich mir die Worte von ihm immer wieder durch den Kopf gehen ließ. „Schon alles ein wenig verworren oder“, scherzte ich ein wenig herum und schmunzelte leicht in Gedanken. Jack nickte und raunte nach einem kurzen Moment: „Ich dränge niemanden meine Meinung oder Ansichten auf. Es ist gewollt, dass die Leute es interpretieren können…. So weiß ich, dass alle aus freien Stücken bei mir sind… Wenn jemanden etwas nicht passt, kann er sich weigern, oder auch gehen…“ Fast schon verwirrt sah ich ihn an. „Und eure Geheimnisse?“ Jack grinste kurz, während er sagte: „Das fragte Miller auch schon… Es gibt immer ein Restrisiko, aber nicht jeder der irgendwo aufhört plaudert Geheimnisse aus… Sonst müsste ich jeden der uns verlässt erschießen.“ Ich nickte leicht und dachte darüber nach, doch ich vermutete, dass Jack diese Eventualität berücksichtigt hatte. Dieser Mann überließ sicher nichts den Zufall…und natürlich, konnte man sich nicht vor allem schützen. Ich konnte nur den Kopf schütteln, doch ich hatte zu wenig Ahnung um mit ihm darüber zu diskutieren. Ich strich mir durch die braunen Haare und fragte nach einem kurzen Moment in dem ich nicht genau wusste, was ich noch sagen sollte: „Was genau, solltest du eigentlich für diesen David machen… Erzähl doch mal, genau was du alles gemacht hast…“ „Oh Jazz! Muss das wirklich sein?“, meckerte Jack drauf los. Ich nickte ernst. „Ja Jack! Erstmal geht es hier immer noch darum, dass die Regierung behauptet du bist ein Terrorist und jetzt das… ja es ist einfach wichtig!“ Jack blickte mich fast schon amüsiert an. Früher, hatte ich häufig nachgegeben, wenn Jack nicht sprechen wollte. Er betrachtete mein Gesicht und stieß Luft aus und trotzdem, schlich sich ein Grinsen auf sein Gesicht. „Na gut…“, begann er leise, „David hat Probleme mit seinen eigenen Leuten. Einer seiner Sniper hat ihn verraten und Informationen verkauft, darüber war er nicht wirklich erfreut….“ Ich kannte ihn nicht und zog skeptisch die Stirn zusammen, denn was hatte das mit Jack zu tun? „Na ja, das war für ihn wirklich scheiße“, kommentierte ich und blickte ihn weiterhin fragend an. Jack zuckte mit der Schulter und meinte: „Na ja, das Risiko ist leider immer dabei, also verraten zu werden… nur… ich bin eigentlich kein Auftragskiller… gepasst hat es mir nicht.“ Ich war fast schon sprachlos, als ich das alles hörte. Jack hatte gemordet für mich? Etwas zog sich in meinem Herzen zusammen, es war ein komisches und nicht wirklich zu beschreibendes Gefühl. Unbehaglich begann ich mich zu fühlen. „Hast du… also hast du für ihn gemordet…“, nuschelte ich leise und hatte wirklich Angst vor der Antwort. Ein fast schon bösartiges Grinsen erschien auf Jacks Gesicht und verblüfft sah ich ihn an, war regelrecht sprachlos. „Ich kenne David. Er hatte mir plausibel erklärt, weswegen von ihr eine Gefahr ausging… Sie hat der ukrainischen Regierung seine geheime Waffenproduktion verraten, welche dann hoch gegangen ist. Das hat ihn eine Menge Geld gekostet. Wie du dir vielleicht vorstellen kannst war er ziemlich sauer und wollte den Sniper loswerden.“ Immer noch war ich verblüfft, trotzdem hatte ich Sorge, fast schon Angst, dass ich mit dem Wissen leben muss, dass jemand wegen mir sterben musste! Ich unterbrach Jack nicht, sondern ließ ihn einfach weiterreden: „Er weiß eigentlich ganz genau, dass ich nicht den Auftragskiller spiele, also hat er dich benutzt um Druck zu machen. Doch ich bin nicht mehr der Soldat von dem er glaubt ihn zu kennen. Ich begann eigene Nachforschungen, wollte wissen wer genau sie ist… Sie hat zu viel gehört. Sie war, so zu sagen wie ein Bodyguard für ihn… Sie kennt viele Informationen die ihn betreffen… Standorte… Verstecke… Alles Dinge die mich interessierten. Ich hab mich um sie gekümmert und dafür gesorgt, dass sie vom Erdboden verschwand…aber sie lebt noch. Die Kleine arbeitet jetzt für mich.“ Erleichtert stieß ich Luft aus. Es war keiner für mich gestorben! Gott sei Dank… Verwundert sah Jack mich an. „Was ist?“ Ich seufzte leicht und ehrlich sagte ich: „Ich wäre nicht glücklich, wenn jemand wegen mir gestorben wäre…“ Ich war mir nicht sicher, ob Jack mich wirklich verstand oder nicht, doch er nickte leicht und schien ein wenig die Stirn zu runzeln. Noch einmal sah er ernst auf den Tisch und fügte hinzu: „Ich glaube es ging nicht mal darum sie auszuschalten sondern darum seine Macht auszuspielen. Deswegen ist er auch über dich gegangen…. Um mir zu zeigen, dass er immer noch Macht über mich hatte.“ Ich fragte mich, ob David Jack immer noch das Leben schwer machte. Ich hoffte, ich würde es nie wirklich erfahren… ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hey! Ich hoffe es hat euch gefallen. Eigentlich hatte ich nach Anreize gesucht und was ich fand, war so lustig und traurig zugleich... vielleicht findet ihr das auch "lustig". https://www.youtube.com/watch?v=YVbOnPIJWXQ https://www.youtube.com/watch?v=tC_vYJBhJuc Bis zum nächsten Kapitel^^ Liebe Grüße Kapitel 15: Erfrischende Dusche ------------------------------- Meine Gedanken kreisten. Immer wieder dachte ich an das, was Jack mir berichtet hatte. Wie schrecklich und unnötig Krieg doch letztendlich war. Und trotzdem überraschte Jack mich in dieser dunklen und grausamen Welt immer wieder. Er hatte sich nicht zum Auftragsmörder machen lassen. Er hatte dieser Soldatin das Leben gerettet… „Weiß sie eigentlich, dass du sie umbringen solltest“, fragte ich nachdenklich und räumte ein wenig die Küche auf. Jack nickte sofort und meinte: „Ich hab es ja nicht gemacht und ich kann mich total auf sie verlassen…“ Fragend sah ich ihn an und er erklärte mit einem leichten Grinsen: „Wenn ich einen Sniper brauche, dann ist sie es, die mich begleitet. Wir verstehen uns einfach… ohne Worte.“ Was meinte er denn damit? Eifersucht flammte in mir auf und ich zog die Brauen zusammen. Er verstand sich so gut mit dieser Person? Es war albern, dass wusste ich, doch ich konnte und wollte es gerade nicht verhindern. Ich musste einsehen, dass er einfach auch ein Leben hatte, während wir getrennt waren. Doch es war schwer es zu akzeptieren. Tatsächlich fragte ich fast schon pampig: „Hattest du etwa was mit der?“ Verwirrt sah Jack mich an, als sei er gerade in Gedanken gewesen. Leicht schüttelte er den Kopf und antwortete: „Nein, die ist zwar total scharf…aber da war nie was“ Tatsächlich war ich fast schon erleichtert als er das sagte, obwohl ich wusste, dass er ein sehr guter Lügner war. „Hm…“, entkam es meinen Lippen, „sagtest du mal nicht, dass du mal was mit einem Freund hattest? Wer war das eigentlich?“ Jack beobachtete mich, wie ich weiterhin aufräumte und fragte fast schon zu gelassen weswegen ich das denn jetzt wissen wollte. Ich drehte mich um, lehnte mich an die Arbeitsplatte und verschränkte die Arme vor der Brust. „War es Adam“, fragte ich direkt. Jack schüttelte leicht den Kopf und meinte: „Der ist nicht schwul.“ „Ja, wer denn dann“, fragte ich mit genervten Ton in meiner Stimme. Jack betrachtete mich erneut mit einem für mich nicht zu identifizierenden Gesichtsausdruck. „Miller“, meinte er nach einem kurzen Moment und meine Augen weiteten sich. Ich war mir damals nicht sicher gewesen, wie sehr ich diesen Mann mochte oder nicht. Ja, er war ein guter Freund von Jack und dieser vertraute ihm. Schließlich kannte er seinen richtigen Namen und war während der Zeit, wo ich im Krankenhaus war, auch bei Jack gewesen. „Der sah gar nicht schwul aus…Will der was von dir“, fragte ich direkt und kam etwas auf Jack zu, während meine dunklen Augen ihn durchbohrten. Jack lachte und schüttelte den Kopf, während er meinte: „Oh nein! Der kann mit Beziehungen nichts anfangen und ja, Miller ist schwul… Wirklich Jazz… sollen wir mal über deine ganzen Kerle reden…“ Vorsichtig wurde mein Blick, als ich Jacks Grinsen sah. Irgendwie wirkte es gefährlich. „Wie viele hattest du denn, Jasper“, raunte er und stand langsam auf. Wie viele hatte ich?! Das wusste ich ja selbst kaum…. Ja, ich war froh, dass ich keine Frau war, denn wäre ich eine, wäre der Begriff, der zu mir passen würde, eindeutig gewesen. Schlampe… Ich zuckte gelassen mit den Schultern. „Keine Ahnung“, grinste ich frech, während ich aufstand, wollte ich nicht zu ihm aufblicken., „mehr wie du jedenfalls…“ Jack nickte leicht und blieb vor mir stehen. Immer noch war es seltsam, dass er nun kleiner war wie ich. Allerdings machte mich es auch sehr stolz, wenn ich ehrlich zu mir selbst war. Ich wusste, dass Jack wie ich eifersüchtig werden konnte und ich glaubte, dass er es gerade wurde. „Ich hatte ja auch einen Freund… in der Zeit hatte ich keine Anderen… Übrigens bist du Schuld daran, dass ich mit dem Schluss gemacht habe…“ Nun war ich es, der ablenkte… Auf Jacks zuvor noch versteinertem Gesicht zeichnete sich nun ein unverständlicher Ausdruck ab. Breit grinsend meinte ich: „Ja…, auch wenn du nicht da warst…. Wir waren auf Hawaii und er wollte sich unbedingt einen Sonnenuntergang anschauen… jedenfalls, alles schon kitschig….“, begann ich spaßig zu erzählen, doch plötzlich änderte sich meine Stimme und aus dem spaßigen Ton wurde ein fast schon melancholischer, „nur irgendwie fühlte es sich plötzlich so falsch an. An unserem letzten Abend hatte ich davon gesprochen, mit dir dorthin zu reisen… Ich erinnerte mich an dieses Versprechen. Ich wollte dich wieder haben und als er mir dann sagte, dass er mich liebte… habe ich ihm gesagt, dass ich dies nicht täte…“ Jack betrachtete mich und fast schon lachend meinte er: „Und deswegen bin ich daran schuld, dass du dich benommen hast wie ein Arschloch?“ Ich grinste leicht und nickte, während ich schmunzelnd den Kopf schüttelte. „Du hast es aber auch nicht so mit deinen Exen… Wenn ich da so an deine erste Freundin denke…“ Er hob einen Finger und knickte ihn vor mir weg und ich sah den Schalk in seinem Auge blitzen. Ich verstand, dass er darauf anspielte, dass ich während des Sexes schlaf geworden war. „Du blöder Hurensohn“, sagte ich trocken und schlug tatsächlich feste gegen seine Seite. Jack lachte leise und drückte mich kurz zu sich ran. Trotz der Peinlichkeit schaffte ich es nun mit der Zeit auch über diesen, mir damals so unsagbar peinlichen Vorfall, zu lachen. Ich schüttelte leicht den Kopf, bis mir was einfiel. „Ich schulde dir noch was“, meinte ich und ging an ihm vorbei in mein Zimmer. Ich grinste leicht, als ich das zerwühlte Bett sah und ging zu meinem Nachttisch. Ich griff nach der Medaille und betrachtete das goldene Abzeichen. Die Medal of Honor. Jack kam mir nach und ich drehte mich mit der Medaille zu ihm und reichte sie ihm. „Du hast sie mir da gelassen, damit ich sie als Zeichen sehe, dass du dein Versprechen halten würdest. Du hast es gehalten, also kann ich sie dir wieder geben“, sagte ich leise und blickte von der großen Medaille hinein in Jacks Gesicht. Ich wusste, dass er mit der Medaille nicht viel anfangen konnte, umso überraschter war ich, als ich in seinem Gesicht so etwas wie Rührung erkennen konnte. Dachte er wirklich, ich hätte alles von ihm weggetan? Weggeschlossen, so dass ich sie nicht mehr betrachten muss? „Ach behalt das Olle Dingen… Ich kann damit eh nichts anfangen“, raunte er leise und nahm mir die Medaille kurz aus der Hand und betrachtete sie kurz, bevor er sie mir wieder in die Hand drückte. Ich runzelte die Stirn. „Jack“, meinte ich nachdenklich, „ich weiß, dass du diese Medaille als nichts positives sehen kannst, aber… Ich weiß nicht, du hast so viel gegeben. Du hast so viel auch verloren, ich weiß, dass dir dieses Metallstück nichts wiedergeben kann, aber du hast sie verdient.“ Erneut betrachtete er die Medaille in meiner Hand und schwieg, sagte nichts. Was er dachte, blieb in seinem Gesicht verborgen. „Behalt sie einfach Jasper“, meinte er leise und sah hinauf in mein Gesicht. Ich nickte leicht, es war vermutlich genau dasselbe, wie mit meinen Narben. Wenn es nach Jack ginge, sollte ich sie als Zeichen meines Kampfes um Freiheit sehen, doch das tat ich nicht. Und genauso, war es für Jack mit dieser Medaille. Ich packte sie zurück in meine Schublade. „Na komm, wir müssen noch etwas aufräumen“, meinte ich grinsend und auch Jack schmunzelte etwas. Er beobachtete mich und ich grinste ihn leicht an. Als mein Blick jedoch auf die Uhr fiel und ich feststellte, dass es bereits ein Uhr war, drückte ich Jack etwas weg und sagte: „Ich muss um drei auf der Arbeit sein… Ich muss mich fertig machen, sonst komme ich zu spät!“ Auch Jack sah kurz auf die Uhr, nickte kurz und meinte leichthin: „Wenn du willst, dann fahr ich dich später…“ Verwunderung zeichnete sich auf meinem Gesicht ab und als ich ihn fragte, ob er denn wisse wo ich arbeitete, nickte er nur. Natürlich, wieso sollte er es auch nicht wissen?! Ein Stalker war nichts dagegen! Ich trat in die Küche und sah auf den Esstisch. „Ich sollte mich trotzdem langsam umziehen“, meinte ich grinsend und stellte das Geschirr in die Spüle. Leider hatten Emily und ich nicht das Geld um uns eine Spülmaschine leisten zu können. Jack beobachtete mich, erneut. Es war schon komisch wie sehr er mich beobachtete und scherzhaft fragte ich: „Kannst du dich jetzt nicht satt sehen an mir?“ Ein süffisantes Grinsen schlich auf sein sonst so strenges Gesicht und er nickte leicht, als er meine Worte vernahm. „Nein, gerade kriege ich eigentlich nicht genug von dir“, meinte er und ich spürte seinen Blick an meinen Körper hinunter wandern. Woran er dachte war nur zu offensichtlich. Gerade noch melancholisch und nun lüstern werden, ja, dass passte zu uns. „Ich müsste auch noch duschen… willst du mit“, fragte er mit seinem süffisanten Grinsen auf den Lippen, was ich nur allzu gut kannte. Begierig leckte ich mir über die Lippen. Ja, man konnte in schlechten Gedanken verweilen, oder…. War er wirklich erst seit einem Tag wieder da? Während ich mir mein T-Shirt auszog schaute ich über die Schulter zu ihm und zuckte mit der Schulter. Tatsächlich vergaß ich bei ihm sogar meine Narben auf dem Rücken und meinte frech: „Hab ich zwar schon, aber… na gut…“ Ich liebte diese Ausgelassenheit zwischen uns. Etwas, was ich mit Andy nie so hatte. Ich verschwand im Badezimmer und stand keine zehn Sekunden später unter der warmen Dusche, als ich schon hörte, wie die Tür aufging. Ein zufriedener Ausdruck erschien auf meinem Gesicht und ich drehte mich ein wenig zu Jack, der gerade zur mir unter das warme Wasser trat. Ich bemerkte, die blauen Flecke die er wegen mir hatte und musste schmunzeln. Ich wusste, dass ich eigentlich nicht viel Zeit hatte, dass ich mich fertig für die Arbeit machen musste, doch es war zu verführerisch hier mit Jack zu sein. Wir sahen einander in die Augen, was liebte ich diesen Ausdruck auf seinem Gesicht, wenn er mich betrachtete. Gleichzeitig beugten wir uns zu dem anderen und unsere Lippen verfingen sich in einem wilden und leidenschaftlichen Kuss. Jeder schien die Nähe des jeweils anderen zu suchen und ich spürte gleich seine Finger, die über meinen Rücken kratzten. Meine Lippen legten sich an seinen Hals, wusste ich doch noch wie empfindlich er dort war. Er zuckte und ich genoss es, wie er sich an mich drückte. Sein Keuchen war wie Musik in meinen Ohren. Es war tausendmal besser als mit irgendeinen anderen Kerl! Es war wirklich wie ein beginnender Rausch! Das warme, fast schon heiße Wasser, was an unseren Körpern entlang lief, bekam ich nur am Rande mit. Ich fuhr die breiten Schultern nach und wanderte mit der Hand über seinen kräftigen Rücken. Hinunterkratzend blieb meine Hand an seinem Gesäß hängen. Provokant drückte ich seine Mitte an die Meine. Rieb mich provokant an ihn. Ich biss ihn in den Hals und spürte, wie seine Beine unter all meinen Berührungen kurz zu erbeben schienen. Sein Stöhnen war wie Musik in meinen Ohren und ich spürte, dass die Erregung langsam in ihm wuchs. Meine Hand umschloss sein halb erigiertes Glied und fuhr die Länge mit kräftigen Bewegungen nach. Zu spüren, wie er unter meinem Tun hart und erregt wurde, ließ meine Lust noch mehr steigen. Begierde funkelte sicher in unser beider Augen. Dass ich nicht allzu viel Zeit hatte war vollkommen vergessen. Jacks Hand griff an die Armatur der Dusche und der Wasserstrahl erstarb. Als er anfing zu sprechen war die Lust in seiner rauchigen Stimme nicht zu verbergen, als er sagte: „Wie gehen jetzt in dein Schlafzimmer und dann werde ich dir einen blasen. Du hast keine Ahnung wie sehr ich deinen Geschmack vermisst habe. Danach werde ich dich ficken, sodass du nur noch schreien kannst und du wirst vor mir knien, Jazz.“ Trotz der direkten und provokanten Worte strich er fast schon zärtlich durch meine nassen braunen Haare und blickte mir trotz der Lust verliebt in die Augen. Ich konnte es nicht verhindern, dass ich leicht schluckte. So direkt waren nur die wenigsten Männer gewesen. Andrew fand Dirty Talk furchtbar niveaulos. Jedoch schlich sich ein freches Grinsen auf meine Lippen und keck meinte ich: „Und du meinst wirklich, dass du mich zum Schreien kriegst?“ Das Grinsen auf Jacks Gesicht wurde breiter und er schob mich aus der Dusche. „Das finden wir doch recht schnell heraus“, raunte er mir ins Ohr, bevor er feste, fast schon schmerzvoll hineinbiss. Er schubste mich auf mein Bett und als ich mich erheben wollte drückte er mich hinunter. Während wir nackt durch die Wohnung stolperten, war ich froh und dankbar, dass Emily weg war! Ich sah, wie er auf meine Mitte sah und zufrieden grinsend mein Glied musterte. Es schien, als könne er es gar nicht abwarten es in den Mund zu nehmen! „Jack“, meinte ich nach einem kurzen Moment, in dem er mich einfach betrachtete. Als sein Auge mein Gesicht fand, grinste ich leicht als ich sagte: „Schnell ist was anderes…“ Laut klatschte es, als seine Hand fest auf meinen Oberschenkel traf und mich unter Schmerzen auflachen ließ. Ich grinste breit und auch auf Jacks Gesicht sah ich, wie viel Spaß es ihm bereitet. Ich legte mich entspannt auf das Bett, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und blickte Jack auffordernd an. „Oh… du wirst das so bereuen“, hörte ich Jacks süffisante Stimme. Das nächste, was ich spürte, waren Jacks warme, fast schon heiße Lippen, die sich um mein halb erigiertes Glied legten und gleich begierig über meinen Schaft fuhren. Er leckte über mein Glied und meine Hände wanderten wie automatisch in seinen dunklen Haarschopf. Ich keuchte auf, als er genüsslich über die Spitze der Erektion leckte. Ich hatte es nie so wild in Erinnerung. So wild und fahrig wie er wirkte, schien er es wirklich vermisst zu haben. Ich konnte es nicht verhindern und stieß leicht in seinen Mund. Die Augen schließend ließ ich mich fallen und keuchte und stöhnte laut auf. Immer wieder fuhr er mit seiner Zunge über die Spitze meines Gliedes, was mich erbeben ließ. Es schien tatsächlich, dass er jeden Lusttropfen begierig weg leckte. Seine Hände, die plötzlich an meinen Hoden begannen zu spielen, ließen mich stöhnend unter ihm winden. Wow, es waren nicht mal drei Minuten und ich lag willenlos vor ihm! Als er sich auf einmal von mir löste, hörte ich mich fast schon entrüstet aufkeuchen. Das süffisante und zufriedene Grinsen auf Jacks Gesicht hätte mich früher sicher rot werden lassen, doch jetzt blickte ich nur mit lustverschleierten Augen zu ihm zurück. Als ich Jacks kräftige Hände an meinem Körper spürte, die mich umdrehen wollten, zögerte ich. Immer noch schwer atmend meinte ich mit ehrlicher, aber auch lustverzerrter Stimme: „Seit du weg bist, habe ich niemanden mehr an meinen Hintern gelassen.“ Ich sah das überraschte Aufblitzen in dem Auge des Mannes über mir. Er strich fast schon zärtlich über meine Brust hinunter zu meiner Mitte, während er tatsächlich fast schon sanft fragte: „Warum denn nicht?“ Es war seltsam, noch vor wenigen Sekunden war er so herrisch und nun wirkte er wie ein sanfter, fast schon liebevoller Verführer. Während seine Finger sanft über meinen Bauch streichelten. Ich setzte an, um etwas zu sagen, doch als kein Wort über meine Lippen glitt zuckte ich mit den Schultern. Ja, ich hatte niemanden mehr so vertraut wie ihm, dies war sicher ein Grund, warum keiner in den letzten Jahren an meinen Arsch durfte. Der andere Grund war, dass ich unter keinen Umständen so wirken wollte wie mein Vater es mir damals so brutal an den Kopf geworfen hatte. „Hab halt nie jemandem so sehr vertraut und…naja die Narben“, kam es nach einigen Momenten und erst danach schaffte ich es ihm in sein Auge zu blicken. Wie gut er mich durchschauen konnte oder nicht, wusste ich in diesen Moment nicht. Als er sich zu mir beugte und meine Lippen in einen sanften und fast schon liebevollen Kuss einfing, war ich erleichtert, dass er nicht genauer nachbohrte. Vermutlich hätte dies auch die intime Stimmung zwischen uns beiden zerstört. Als er den Kuss löste und mich betrachtete, grinste er leicht und meinte fast schon sanft: „Dreh dich einfach um, Jazz. Glaubst du darauf werde ich gleich achten? Ich sehe die gar nicht…“ Ich grinste leicht und tatsächlich fühlte ich mich bei ihm so sicher, fast hätte ich schon geborgen gesagt, dass ich seiner Aufforderung nachkam. Nur kurz zögerte ich, doch dann ließ ich es einfach geschehen. Ich stütze mich auf die Arme und starrte auf das Bett. Seine Hand strich über mein Gesäß und mit rauchiger, Lust verzerrter Stimme sprach er, wohl mehr zu sich, als zu mir: „Oh ja, das ist gut… das hab ich vermisst.“ Er sagte nichts zudem, was ich gerade gesagt hatte und es war richtig so! Vermutlich hätte es mir nur unsicher werden lassen. Ich konnte seine gierigen Blicke spüren und tatsächlich erregte mich dieses Wissen. Ich spürte seine kräftigen Hände auf mir und mein Puls begann zu rasen. Zu wissen, dass ich mich gleich bei ihm fallen lassen konnte war wunderbar. „Gleitgel ist im Nachttisch“, raunte ich und sah gleich, wie Jack sich dorthin beugte. Er drückte sich an mich und ich spürte sein steifes Glied an meinem Hintern. Was hatte ich ihn vermisst, schoss es mir kurz durch den Kopf, ehe ich leise stöhnte. Er beugte sich über mich, lehnte sich fast mit seinem ganzen Gewicht auf mich. Seine Hände waren an meinem Bauch und kratzen leicht darüber, während er fragte: „Du willst doch, dass ich dich zum Schreien bringe, oder?“ Ich grinste leicht und tatsächlich nickte ich nach einem kurzen Moment. Gut, dass Emily nicht in der Wohnung war, denn ja, ich wollte, dass er es tat. Alles an ihm versetzte mich in einen Rauschzustand, sowas kannte ich tatsächlich nur von ihm! Sein Geruch, sein Körper, seine ganze Art, oh was hatte ich es vermisst! Sein steifes Glied an meinem Hintern erregte mich, seine Hände, die mich kratzen und dann auch noch seine Lippen auf meiner Schulter raubten mir den Verstand. Das war doch nicht normal, oder? Ich hatte schon so oft Sex und trotzdem war es mit Jack einfach so viel intensiver! Angst verspürte ich kein Stück, denn ich wusste einfach, dass er mir nicht wehtun würde! Ich keuchte und stöhnte laut auf und als er gleich mit zwei Fingern begann mich zu verwöhnen, konnte ich ein tiefes Stöhnen nicht unterdrücken. Mein Puls begann in meinen Ohren zu rauschen und als er über die Prostata strich, zuckte ich kurz zusammen! Ja, ich hatte tatsächlich fast vergessen wie es sich anfühlte so verwöhnt zu werden! Falls wirklich etwas wie Scham mich zurückgehalten hatte, war diese nun vollkommen verschwunden! Ich drückte mich seinen Fingern entgegen und stöhnte laut und unverhohlen auf! Als er sich von mir löste stöhnte ich etwas ungehalten auf und blickte über meine Schulter hinweg zu ihm. Ich sah sein zufriedenes Grinsen und ich konnte meine freche Art nicht gänzlich zurückhalten. „Ich hab noch nicht wirklich geschrien…“, murmelte ich und als ich Jack noch einmal kurz angrinste sah ich, wie er schnell mit seiner Hand ausholte! Schmerzvoll landete seine Hand auf meinem Gesäß und ich keuchte laut und ein wenig erschrocken auf. Jack sagte nichts und als er erneut auf meinen Hintern schlug entwich ein Stöhnen meinen Lippen. „Oh“, hörte ich Jack über mir raunen, „da mag einer immer noch lieber die harte Nummer.“ Ich lachte tatsächlich kurz auf, doch als ich sein Glied an meinen Eingang spürte verließ ein unterdrücktes Stöhnen meine Lippen. Langsamer und vorsichtiger als ich annahm schob sich Jacks Phallus langsam in mich hinein. Die Rache meiner frechen Worte. Tatsächlich hatte ich ihn nicht so groß, aber auch nicht so gut in Erinnerung! Ja, Analsex konnte sehr erregend sein, doch dafür musste ich dem Menschen vertrauen! Ich konnte nicht zu viel denken, denn dieser neue Reiz jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken und ich drückte mich unbewusst an ihn heran! „Genießt du auch jeden Zentimeter“, raunte er mit lustverzerrter Stimme über mir. Er hätte nett fragen können ob alles so okay sei, aber als ich seine Worte hörte war ich weder sauer noch pikiert, es war einfach Jack. Mein Jack, wie ich in Gedanken sagte. Tatsächlich schien mein Körper es nicht so sehr vergessen zu haben wie ich. Denn schnell gewöhnte ich mich an die Größe und auch Jack wollte auf seinen Spruch scheinbar keine Antwort haben. Okay, ich gebe es zu, dachte ich, ich steh auch auf diese Art des Sexes! Ich wollte nur noch, dass er sich endlich bewegt! Und ich wurde nicht enttäuscht! Nach einigen wenigen Bewegungen musste ich feststellen, dass sich sein Glied wundervoll anfühlte! Seine Stöße waren erregend und ließen mich laut aufstöhnen. Seine Hände, die mich streichelten, fingen an zu kratzen, was mich laut keuchen ließ. Vor allem, als er über meinen Rücken kratze! Was stand ich darauf! Ich verlor mich in den Empfindungen und hörte Jack über mir ebenfalls laut stöhnen! Auch er genoss es und als ich mich ihm entgegendrückte hörte ich Jack über mir vor Lust stöhnen! Ja, auch in dieser Position, konnte man den Anderen beeinflussen! Erneut kratze er mir über den Rücken und der nächste Stoß trieb mich immer mehr in den Rausch der Lust. Er hatte nichts vergessen, alles was mich damals und auch heute noch erregte, schien er sich gemerkt zu haben! Ich spürte, wie er diesen einen Punkt streifte mit seinem Glied. Fluchend spuckte ich aus: „Oh fuck!“ Genau dieses Gefühl hatte ich vermisst! Ich hörte ihn laut stöhnen und sein Arm schlang sich um meine Hüfte und drückte sie stärker an ihn! Vermutlich wollte er einfach keinen Platz zwischen uns lassen! Die andere Hand kratze mir immer wieder über den Rücken, was mich zusammenzucken ließ. Lustvoll schrie ich auf und ließ meinen Kopf hängen, verlor mich in den Gefühlen der Leidenschaft, die mit ihm so viel intensiver waren! Seine Stöße wurden immer fester und meine Arme, mit denen ich mich abstützte, begannen zu zittern! Schweiß benetze unser beider Körper und tatsächlich entwichen immer mehr Schreie meine Lippen! Er biss mir in die Schulter, feste! Und ich schrie meine Lust und Schmerzen heraus. Das war Jack, wenn er ungezügelt war, so hatte ich ihn in Erinnerung! Kräftig, fast schon brutal wirkten seine Stöße in mir, doch genoss ich es! Das er meinen Rücken sah war mir gerade scheißegal! Er richtete seinen Oberkörper wieder auf und drückte meine Beine noch ein Stückchen weiter auseinander. Fast hätte ich das Gleichgewicht verloren! Dass ich anfing mich an ihn zu drücken merkte ich erst, nachdem ich es getan hatte. Nein, wie eine Schwuchtel fühlte ich mich gerade kein bisschen! Die Erregung ließ dies diese Gedanken auch gar nicht zu! Ich wollte dass Jack mich dorthin trieb. Nur er durfte das bei mir machen! Immer wieder traf er die Prostata und ich zuckte erregt zusammen und wollte immer mehr! Ich schrie, keuchte und spürte wie ich anfing zu zucken. Auch sein Stöhnen erfüllte mein Zimmer und es machte mich noch mehr an ihn so zu hören! „Komm bloß noch nicht“, hörte ich ihn fast schon bedrohend, aber mit stockender Stimme sagen, „ich will, dass du gleich in meinen Mund kommst! Ich will dich schmecken!“ Ich ließ den Kopf hängen und keuchte auf, während ich leicht nickte. Doch wie sollte ich das einfach so zurückhalten?! Ich drückte mein Gesäß fest an sein Glied. Bewegte mich den kräftigen Stößen entgegen. Wollte ihn in den Abgrund stürzen. Wollte wenigstens ein bisschen Kontrolle in dieser Situation wahren! Und tatschlich spürte ich, wie Jack unkontrollierbar begann zu zucken! Erneut drückte ich mein Gesäß auf seinen Phallus und spürte die Hitze seines Samens, welcher sich in mir verteilte! Doch nur kurz konnte ich dieses Gefühl genießen! Fast schon brutal stieß Jack mich etwas von sich, doch schon im nächsten Augenblick waren seine Hände an meinem Körper. Fahrig drehte ich mich um, denn meine Lust war einfach noch nicht gestillt. Doch ich musste nicht lange warten. Gierig stürzte sich Jack schon fast auf mein Glied und nahm es in den Mund! Seine Lippen zogen fest an meinem Schaft! Die Zunge fuhr die Länge immer wieder nach und als er begann über die Spitze meines zuckenden Gliedes zu lecken, packte ich mit meiner Hand fest in seinen Haarschopf. Ich konnte nicht mehr an mich halten! Ich schrie vor Ekstase auf, vergaß alles gerade um mich! Nur das wilde Pochen in meinen Ohren vernahm ich klar und deutlich! Seinen Kopf auf mein Glied drückend ergoss ich mich in seinen Mund. Ich spürte, wie er schluckte und erst nachdem mein Orgasmus gänzlich abgeklungen war, schien er sich erst lösen zu wollen. Aus halb geschlossenen Augen sah ich, wie er sich kurz über die Lippen leckte und zu mir hinauf sah. Langsam wanderte er zu mir hinauf und drückte mich an sich. Allmählich beruhigte sich mein Herzschlag wieder. Schwer atmend lagen wir nebeneinander und ich grinste leicht, während ich zufrieden die Augen schloss. „Du hast an deiner Kondition gearbeitet“, stellte Jack leise aber frech fest. Ich grinste, ja bei mir war er immer viel lockerer. Ich drehte mich in seinen Armen um und grinste über den frechen Seitenhieb. Keck sagte ich grinsend, aber mit erschöpfter Stimme: „Ja, das stimmt! Wenn du jetzt noch an deinem Können übst, wäre es grandios!“ Ich sah, wie Jack lachte und spürte wie er mich fest gegen die Seite schlug. „Manchmal will man dich echt verprügeln! Wann bist du so frech geworden?!“ Ich grinste breit und klaute mir einen Kuss, während ich erklärte: „Das war ich wohl schon immer! Aber mit siebzehn und achtzehn hält man sich ja noch ein wenig zurück!“ Jack schüttelte den Kopf und zerzauste mir die Haare. Ich wusste, dass er meine freche Art mochte! Ich spürte einen kalten Windzug auf meiner Haut und meinte nüchtern: „Eigentlich müsste ich jetzt noch mal duschen… So verschwitzt kann ich nicht auf die Arbeit.“ Ich grinste schräg und als Jack meinte er würde mitkommen lachte ich auf. „Ich muss echt los!“ Jack nickte amüsiert und lachte, während er vom Bett aufstand. „Keine Sorge! Ich fahr dich… du wirst schon pünktlich sein… Ich hol dich danach auch ab.“ Ein breites Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, während ich kurz nickte. „Wieso, willst du ne Nummer im Auto schieben“, fragte ich grinsend, während ich mich erhob. Er lachte und als er mir zuzwinkerte, wirkte es so seltsam in diesem Augenblick. So gelöst, fast schon einfach glücklich… Nachdem ich mit duschen fertig war, wobei Jack tatsächlich nicht versuchte mich erneut anzumachen, zog ich zügig die Kleidung für die Arbeit an. Mein Blick streifte meinen Schreibtisch und ich sah die Einladung zu der Gesichtsverhandlung. Wenn ich ehrlich war, wollte ich dort nicht alleine hin. Allerdings und ich sah kurz zu Jack, glaubte ich nicht, dass ich dies musste. „Wenn du mitkommen willst, solltest du schauen, dass du noch ein Ticket buchst….“ Ob er noch als Zeuge aussagen konnte, war ich mir nicht sicher. Jack, der sich gerade seine Kleidung von gestern anzog nickte leicht und sagte im geschäftigen Ton: „Werde ich schon machen. Ich muss mir auch Kleidung besorgen… und noch das ein oder andere organisieren“ Fragend sah ich ihn an, doch Jack schien gerade mehr mit seinem Handy beschäftigt zu sein. Als ich ihn fragte, was er da mache winkte er nur ab. Nicht wichtig, lautete seine Antwort und ob es stimmte oder nicht, wusste ich nicht. Wir gingen zu Jacks Auto und tatsächlich brachte er mich auf schnellstem Wege zu meiner Arbeit. Ohne, dass ich ihm den Weg sagen musste. Es war seltsam auf der Arbeit zu sein und zu wissen, dass es tatsächlich Jack sein würde, der mich später am Abend abholte. Doch eigentlich war immer noch nicht genau geklärt, was nun zwischen uns war! Immer, wenn ich an ihn dachte, begann mein Herz zu rasen. Ein Grinsen, was einfach nicht aus meinem Gesicht weichen wollte erschien. Tatsächlich, wenn ich mit einem Wort beschreiben sollte, wie ich mich derzeit fühlte gab es nur ein Wort, glücklich. Meinen Arbeitskollegen entging dies nicht. Tracy fragte mich lachend, wo ich mit meinen Gedanken sei. Das Glitzern meiner Augen konnte ich nicht abstellen, natürlich nicht! „Bei einem alten Freund“, war meine ehrliche Antwort darauf. Was genau Jack und ich letztlich waren, hatten wir einfach noch nicht geklärt. Schließlich hatte Emily uns ganz schön gestört und aus dem Konzept gebracht. Na gut, statt mit ihm unter der Dusche zu verschwinden, hätten wir das auch klaren können... daran war Emily eindeutig nicht schuld! Das Jack mich wirklich zu dem Prozess nach Texas begleiten wollte war ein wundervoller Beweis dafür, dass er wirklich wieder Teil meines Lebens sein wollte. Tatsächlich hätte ich ihn gar nicht mehr so einfach gehen lassen. Jetzt hoffte ich nur, dass er ein Ticket kriegen würde um mich dorthin zu begleiten. Doch sollte das für ihn kein Problem sein! Ja, ich war wirklich von jetzt auf gleich wieder wie frisch verliebt und konnte den Feierabend kaum noch abwarten! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So! Bin doch noch heute fertig geworden. Wann ich nächste Woche wieder dazu komme, dass nächste Kapitel online zu stellen, weiß ich leider noch nicht. Hoffe, es gefällt Euch! Über Kommis freu ich mich natürlich^^ Liebe Grüße! Kapitel 16: Neue Erfahrungen ---------------------------- Kurz bevor meine Schicht zu Ende war und ich gerade die Kaffeemaschine reinigte hörte ich meinen Arbeitskollegen erschrocken die Luft einziehen. Es schien, als versteife er sich kurz. Fast schon verwirrt drehte ich mich um und sah in Jacks neutrales Gesicht. Lederne Augenklappe, Narben, Falten und ein ernster Gesichtsausdruck sahen mich und meine Arbeitskollegen an. „Ich mach schon“, sagte ich grinsend und ging leicht lächelnd zu Jack. „Hallo, was darf es denn sein“, fragte ich und beugte mich etwas zu ihm. Tatsächlich konnte ich es einfach nicht lassen und zwinkerte ihm leicht zu. Ich sah, wie sich seine Mundwinkel kurz hoben und er hinauf auf die Karte blickte. Sein Auge blitzte zu mir und tatsächlich beuge er sich etwas zu mir und fragte mich raunend: „Vielleicht einen Kaffee mit extra Sahne. Aber nur, wenn der Kaffee so heiß ist wie dein Arsch.“ Ein leises dreckiges Lachen schlich sich aus meinem Mund. Ich bemerkte die entsetzten Gesichter von meinen Arbeitskollegen. Sie alle starrten uns an. Um die späte Uhrzeit war eh nicht viel los, doch dieser Spruch schien meine Kollegen vollkommen ihre Arbeit vergessen zu lassen. Keck erwiderte ich darauf: „Okay, mach ich fertig. Kannst ihn ja reinstecken und mir dann sagen, ob er so heißt ist wie mein Arsch.“ Ich sah den Schalk in Jacks Auge aufblitzen. Vermutlich, scherzten nur die wenigstens so herum mit ihm. Vielleicht waren es gerade auch neue Erfahrungen die er gerade sammelte und sie gefielen ihm! Er nickte leicht und meinte: „Geht klar, wie lange musst du noch? Dann würde ich dich mitnehmen…“ Leise lachend schüttelte ich den Kopf und blickte auf die Uhr. „Dauert noch etwas. Eine halbe Stunde. Dann kannst du mich mit nach Hause nehmen.“ Es schien, als genieße er dieses Spiel. Als habe er diese lockere Art vermisst. Meine immer entsetzter schauenden Kollegen ignorierten wir. Nur wenig Zentimeter trennten uns und ich konnte mein Shampoo an und den Rauch seiner Zigarre an ihm riechen. „Wenn du willst koch ich dir den Kaffee dann nackt“, meinte ich leise, während ich mir kurz über die Lippen leckte. Jack nickte leicht und grinsend sagte er: „Klingt gut. Wir müssen dann nur klären, wie wir das mit dem Sahnehäubchen machen…“ Grinsend sah ich ihn an und zwinkerte ihm noch kurz zu, ehe ich mich umdrehte und endlich begann seinen Kaffee fertig zu machen. Ich nahm den Becher zur Hand und schrieb „Mein Sahnehäubchen“ hinauf. Es war albern, dass wusste ich, doch man war so oft im Leben ernst und in Jacks Leben umso mehr. Tatsächlich packte ich Schlagsahne oben drauf. Die immer noch entsetzten Gesichter meiner Kollegen weiter ignorierend, reichte ich Jack am Ende des Tresens den Pappbecher. Ich grinste ihn kurz an und zwinkerte erneut etwas, als ich ihm den Becher reichte. Ich sah, wie Jack minimal nickte und dann langsam zu einem leeren Tisch ging. Als er las, was auf seinem Becher stand, blickte er noch kurz zu mir hinüber und ich sah ein freches Grinsen in seinem Gesicht. Ich erkannte, dass er entspannt und ziemlich zufrieden aussah, als er sich setzte. Ich drehte mich um, wollte ich doch weiter die Kaffeemaschine reinigen, als ich die Blicke einer Kollegin sah. Geschockt und sichtlich verwirrt blickten sie mich an. „Ja“ fragte ich und runzelte die Stirn. „Wer ist der perverse Idiot“, fragte Tracy mich entsetzt. Erneut blickte ich kurz zu Jack und ich war mir sicher, dass er mich beobachtete. Ein breites und mehr als zufriedenes Grinsen schlich sich auf meine Züge, als ich antwortete: „Ach der? Das ist meiner!“ Zufrieden ging ich an ihnen vorbei und erledigte meine Arbeit. Als ich endlich fertig war ging ich unter den entsetzten Blicken meiner Arbeitskollegen auf Jack zu. Sein Kaffee war längst leer getrunken und er stand gleich auf, als ich auf ihn zuging. Ich nickte ihm kurz zu und gemeinsam verließen wir schweigend den Laden. Stumm steuerte er mich zu seinem Auto und immer noch schweigend fuhr er los. „Alles klar“, fragte ich nach einem Moment. „Hm… geht. Musste deinen Flug stornieren“, meinte er ohne wirkliche Gefühle zu offenbaren. Verblüfft und sprachlos starrte ich ihn an. „Du hast was getan“, fragte ich entsetzt. Er nickte mir kurz zu und erklärte: „Ich hab keinen Platz mehr bekommen. Da dachte ich mir, ich storniere lieber für dich und nehme dich mit nach Texas.“ Verwirrt sah ich ihn an und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du nimmst mich mit? Aja? Und dann erkennt mich wieder wer und es gibt Probleme…“ Jack schaute mich an und ernster als angenommen begann er zu sprechen: „Glaubst du wirklich, dass ich dich in ernsthafte Gefahr bringe? Den Leuten, die dich kennen lernen, würde ich mein Leben anvertrauen.“ Ich blinzelte einige Male verwirrt und nickte leicht. Ja, vermutlich würde er mich nie wieder in Gefahr bringen… Ich nickte leicht und fragte: „Und wie kommen wir dann dahin?“ „Ich hab wen angerufen“, sagte Jack nach einem kurzen Moment, „ich glaube, du kennst sie. Es ist Rica…“ Begeistert schaute ich ihn an und meine Augen begannen zu leuchten. „Heißt das, dass wir mit einem Helikopter fliegen?“ Jack schüttelte leicht den Kopf und blickte kurz zu mir hinüber, ehe er antwortete: „Nein, dafür wäre die Strecke viel zu weit.“ Ich kannte mich mit den Maschinen nicht genau aus, also glaubte ich ihm einfach. „Beim letzten Mal wollten fast alle mich begleiten… dieses Mal schafft es nicht einer“, meinte ich leise und sah zu Jack. Er nickte leicht und fragte: „Was ist mit deiner Mutter, will sie dich nicht begleiten?“ Fast schon verächtlich schnaufte ich. „Sie ist sich noch nicht sicher. Wir haben uns ziemlich gestritten und tatsächlich… Na ja, das Verhältnis hat sich seit du weg bist eigentlich nur noch verschlechtert“, sagte ich und seufzte etwas, während ich mich in dem Sitz zurücklehnte. „Hm….“, kam es langsam von Jack und als er kurz hinüber sah wusste ich, dass er abschätzen wollte wie sehr es mich belastete. Tatsächlich war es nicht schön, doch ich war der Meinung, dass es nicht an mir lag dies zu ändern. Nachdem Luna auf der Welt war, war sie fast drei Wochen bei Jenny um ihr zu helfen und in dieser Zeit war sie kaum auf mich zugegangen. Ehrlicherweise muss ich auch dazu sagen, dass ich es ihr auch nicht wirklich angeboten hatte. Ich bin Gesprächen mit ihr bewusst aus dem Weg gegangen und nachdem sie sich damals weigerte Andrew auch nur zu sehen, musste ich einsehen, dass mein Leben wie ich es lebte einfach nicht zu ihrem passte. Ich seufzte leicht und erklärte: „Damals, als ich in der Reha war, kam sie mich kein einziges Mal besuchen. Ich hatte es ihr auch nicht angeboten, aber ich wollte es auch nicht… Ich hatte Angst, sie lehnt ab.“ Ich sah, wie sich Jacks Stirn zornig zusammenzog und wütend sagte er ohne, dass ich ihn auffordern musste: „Sie hatte mir versprochen dich zu unterstützten! Dich nicht alleine zu lassen…“ Ich lachte traurig auf und zuckte mit der Schulter. „Na ja, ändern kann ich das nicht mehr“, sagte ich und blickte hinaus aus dem Fenster. Was sollte ich von dieser Person auch erwarten? Ich erwartete von ihr eigentlich nichts mehr. Sie zahlte brav meinen Unterhalt, ja, dafür, war ich ihr tatsächlich dankbar. Wäre es anders gelaufen, wenn sie sich ihre Schuld eingestanden hätte? Vermutlich, doch wie vermutlich den meisten Menschen fiel es ihr schwer sich die eigene Schuld einzugestehen. Aber nur so hätte man beginnen können zu verzeihen. „Ich habe Emily in der Reha kennen gelernt“, fing ich an zu sprechen und als ich merkte, dass Jack ruhig wurde wusste ich, dass er genau zuhörte. Vielleicht versuchte er zu entschlüsseln warum wir beide befreundet sind, waren wir doch eigentlich zu verschieden. „Sie hatte bemerkt, dass ich alleine war und… na ja, ihre Mutter sprach mich an. Wir kamen ins Gespräch, wenn man es denn so nennen möchte“, lachte ich und erinnerte mich an Emilys und mein erstes Zusammentreffen, „sie plapperte wie du dir vorstellen kannst nur drauf los. Ich war gleich ihr schwuler bester Freund… Oh man… sie ließ gar nicht mehr locker. Ich weiß, dass Emily sehr nervig sein kann, aber sie hat mir wirklich sehr geholfen Jack. Gib ihr eine ehrliche Chance. Weißt du, sie ist immer so, wenn sie neue Menschen kennen lernt. Sie will sich dann zeigen und na ja… quasselt einen halt einen Knopf an die Backe… Aber ohne sie hätte ich das alles nicht so gut überstanden…“ Ernst nickte Jack, ernster als ich es angenommen hatte. „Sie ist trotzdem ziemlich… anstrengend“, sagte er ruhig und blickte weiterhin auf die Straße. „Ich weiß“, bestätigte ich ihm und blickte ebenfalls nach vorne, „Aber nur so ist sie auch nicht immer. Manchmal tut es auch gut…“ Er schwieg darauf und ich war mir sicher, dass er Emily beobachten würde. Vermutlich um sich sein eigenes Urteil zu bilden. Das Summen meines Handys holte mich in die Gegenwart zurück und als ich hinaufsah las ich, dass Jenny mir schrieb und wissen wollte wie es mir ging. Tatsächlich hatte ich mich seit Jack da war nicht wieder bei ihr gemeldet. „Wenn wir gleich zuhause sind ruf ich mal Jenny an“, meinte ich zu Jack und er nickte kurz. Als wir Zuhause ankamen überraschte mich der Geruch von Essen und als wir in die Küche traten sah ich Emily am Herd stehen. Sie strahlte uns fröhlich an und rief: „Hi ihr Beiden. Ich habe gekocht. Ich dachte, wir könnten zusammen Essen und ein wenig plaudern?“ Ich sah Jacks überraschtes Gesicht, vermutlich hatte er nicht damit gerechnet, dass Emily sich wirklich Mühe gab ihn kennen zu lernen. Sie schmiss gerade irgendwelche ihrer frischen Kräuter in den Topf und rührte herum. Irgendwie war es schon niedlich… „Ich ruf mal eben Jenny an. Kannst ja ein wenig mit Emily plaudern“, schlug ich vor und nahm mein Handy aus der Hosentasche. Begeistert blickte Emily zu Jack und meinte gleich, dass dies eine super toll Idee sei. Jack schien sich dessen wohl nicht allzu sicher zu sein. Ich ging in mein Zimmer, schloss die Tür hinter mir und klingelte gleich bei Jenny durch. Erst nach einigen Malen Klingeln nahm sie ab und im Hintergrund hörte ich gleich warum. Luna schien etwas nicht zu passen und sie war lauthals am Weinen. „Alles klar“, fragte ich Jenny und genervt seufzte sie, während sie erklärt: „Alles klar, wir haben nur ein Schnullerproblem. Wie ist es bei dir so?“ Ein leichtes Grinsen schlich sich auf mein Gesicht und tatsächlich begann ich gleich zu berichten, dass Jack wieder da war. Das eisige Schweigen, was auf meine Aussage hin folgte, verstand ich erst im zweiten Moment. Natürlich war Jenny sauer auf Jack. Schließlich hatte er mich einfach zurückgelassen. Warum und weshalb hatte ich ihr nie gesagt. Vermutlich glaubte sie auch, dass ich ebenfalls keinen Grund wisse. „Jasper“, begann sie sehr ernst und ich hörte, wie sie die weinende Luna vermutlich in den Laufstall setzte und sich entfernte, „meinst du wirklich, dass das eine gute Idee ist? Der Typ hat dich schließlich einfach sitzen gelassen.“ Aus ihrem Blinkwinkel hatte sie mehr wie Recht und vermutlich hätte ich ihr und jedem anderen meiner Freunde dasselbe gesagt. „Jenny… ich… ich bin mir sicher, wirklich. Es… wir haben darüber gesprochen und er hatte seine Gründe“, versuchte ich herumzudrucksen. „Was für Gründe“, wollte sie gleich streng wissen. Es störte mich manchmal, dass sie in solchen Momenten immer wieder heraushängen ließ, dass sie meine große Schwester war. Doch ich konnte es ihr einfach nicht übel nehmen! Allerdings wusste ich nicht, was ich darauf sagen sollte, denn wie konnte ich irgendetwas preisgeben ohne Jack zu verraten? „Ich glaube“, meinte ich und versuchte den diplomatischen Weg zu suchen, „das sollte dir Jack selber sagen. Ich weiß nicht, ob mir das zusteht.“ Ich wollte mich nicht in eine Ecke drängen lassen und so konnte Jack selbst entscheiden, was er verraten wollte und was nicht. „Jasper, ich finde das wirklich nicht gut“, sagte Jenny ernst. Immer, wenn sie etwas nicht gut fand, sie sauer war oder sonst ein Problem hatte, war ich nicht mehr Jazz oder Jazzy, sondern Jasper… Ich verdrehte die Augen. Sie sollte sich einfach freuen… Wieso hatte ich nicht mitgedacht, dann hätte ich Jack erstmal gar nicht erwähnt! Wäre vermutlich besser gewesen. Doch ich musste Stellung beziehen und so atmete ich kurz durch, ehe ich ernst zu Jenny sagte: „Ich denke ich bin alt genug und wenn es ein Fehler von mir ist, dann kannst du immer noch sagen „ich hab es dir ja gesagt“. Jenny, ich meine es ernst und er auch. Ich will ihm diese Chance geben… Vergiss nicht, er ist nicht nur der Mann, der mich verlassen hat, er ist auch der Mann, der mir das Leben gerettet hat. Verdient er nicht deswegen alleine schon eine zweite Chance?“ Schwer hörte ich Jenny seufzten, denn tatsächlich konnte sie dieses Argument nicht einfach entkräften. Vermutlich, so wie ich sie kannte, schürzte sie gerade die Lippen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Na gut Jazz“, sagte sie und klang immer noch unzufrieden, „er bekommt sie, aber er muss sich wirklich anstrengen damit ich ihm das verzeihe.“ Ich war erleichtert und äußerst dankbar, dass Jenny so reflektiert war, denn ich wollte tatsächlich, dass der Teil meiner Familie, den ich noch hatte mit Jack klar kam. „Er begleitet mich sogar zur Gerichtsverhandlung“, sagte ich nach einem kurzen Moment der Stille. Vermutlich wusste Jenny nicht genau, ob sie es gut oder schlecht finden sollte. „Jazz… Das ist schön, aber lass dich nicht zu schnell wieder um den Finger wickeln okay? Vielleicht hast du die rosarote Brille auf, aber bitte…“, meinte sie und seufzte leicht. Dieser blöde große Schwester Modus… „Mache ich schon“, sagte ich in einem tatsächlich sanften, fast schon liebevollen Ton, „Jenny wirklich, es ist alles gut. Aber ich freue mich, nicht allein dorthin zu gehen. Eric ist ja im Praktikum. Du hast Luna, Clay ist im Ausland und Emily hat wichtige Proben… Es ist wirklich erleichternd zu wissen, dass ich nicht alleine dorthin muss.“ Irgendwie, war es komisch. Immer wieder wollte Jenny mich davon überzeigen, dass eine Beziehung toll ist. Das ich neue Erfahrungen sammeln sollte, doch vermutlich bezog sich dieses ausschließlich auf neue Menschen und nicht Jack… Allerdings sollte sie ihm diese Chance einfach geben! Vor allem jetzt. „Ich weiß doch Jazzy“, sagte sie und dieses Mal war es ihre Stimme, die sanft und wohlklingend klang, „wenn du dich darüber freust, versuche ich es auch. Es ist halt nur nicht so leicht… Ich mach mir einfach Sorgen um dich. Ich hab gesehen, wie du gelitten hast…“ „Ich weiß und auch wenn es oft mal nervt bin ich dir auch dankbar dafür. Aber hey, ich leg jetzt auf… Emily kocht mit Jack. Ich glaub ich muss ihn jetzt retten.“ Nachdem Jenny mich gefragt hatte, ob ich vor dem Flug noch einmal zu ihr komme, musste ich leider verneinen. Versprach ihr aber, wenn ich wieder Zuhause sei, mich sofort bei ihr zu melden. Als ich die Küche betrat, grinste ich leicht. Emily quasselte und Jack schien in Gedanken schon längst woanders zu sein. Vermutlich fragte er sich, wie ich es mit ihr aushalte. „Sag mal Jack! Hörst du mir überhaupt zu“, beschwerte sie sich und drehte sich fast schon empört zu ihm um. Es schien, als würde Jack aus seinen Gedanken gerissen werden. Sein Auge blickte Emily fast schon verwundert an und er schüttelte den Kopf und sagte: „Nein, hab ich nicht mehr. Zu viele Worte“ Empört schaute Emily zu mir und sagte: „Kannst du nicht einen süßen Freund haben? Einen, mit dem man shoppen gehen kann oder so? Müsst ihr euch den Beide benehmen wie Kerle?“ Ein Grinsen schlich auf mein Gesicht und ich nickte leicht, während ich mich neben Jack setzte. „Ja, denn ich steh auf Kerle, nicht auf Kerlchen“, sagte ich frech und schüttete mir gleich etwas Wasser ein. „Das macht doch keinen Spaß“, beschwerte sich Emily und ich wusste, sie meinte es nicht ernst. Emily hatte ihre vegetarische Bolognese gekocht. Ich fand sie in Ordnung, doch mit dem ganzen Tofuzeug konnte ich mich einfach nicht anfreunden. Jack schien den Unterschied gar nicht zu schmecken. Nach dem zweiten Bissen blickte Jack zu Emily und sagte: „Danke fürs Kochen.“ Ein breites und fröhliches Lächeln erschien auf Emilys Gesicht und freudig fragte sie ihn gleich, ob es ihm den schmecke. Jack nickte leicht, was Emily noch fröhlicher aussehen ließ. „Wie lange hast du eigentlich frei“, fragte Emily mich. Wegen der Gerichtsverhandlung hatte ich bei meiner Arbeit für eine Woche Urlaub eingereicht, denn ich vermutete, dass ich danach erstmal etwas Zeit brauchte. Ich antwortete Emily und als sie hörte, dass Jack es wirklich schaffte mich zu begleiten, schien sie fast erleichtert. Vermutlich hatte sie ein schlechtes Gewissen, dass sie mich nicht begleiten konnte, obwohl sie es mir einst versprochen hatte. Ich war ihr deswegen nicht sauer, keinem meiner Freunde, sie hatten schließlich alle ihr Leben! Trotzdem war es einfach erleichternd zu wissen, dass Jack dort sein würde. Wenn ich ehrlich war hoffte ich sogar, dass er doch für mich aussagen würde. Ich sagte es ihm nicht, denn ich war mir sicher, dass er diesen Wunsch bereits kannte… Später am Abend lag ich mit Jack gemeinsam in meinem Bett, von dem Gespräch mit Jenny wollte ich ihm noch nichts erzählen. „Kannst du dich morgen eigentlich alleine beschäftigen? Da ich eine Woche frei habe übernehme ich morgen zwei Schichten… Will die Stunden noch mitnehmen“, sagte ich und streckte meine Glieder. Ja, die rosarote Brille war wirklich da... „Kein Problem. Ich werde schon was finden“, raunte er, „was ist eigentlich mit dem versprochenen Sahnehäubchen?“ Er fing an meinen Nacken zu knabbern und eine Gänsehaut überzog meinen Körper. Ein perverses Grinsen schlich sich auf mein Gesicht und ich leckte mir kurz über die Lippen. Ich drehte mich in seinen Armen um. So devot und kuschelig ich eben war, so dominant sah ich ihn jetzt an und raunte ihm ernst zu: „Dreh dich um, dann kriegst du es!“ Erneut war ich erleichtert, als ich ihn am nächsten Morgen in meinem Bett sah. So sehr die rosarote Brille auch da war, ich spürte, dass doch noch etwas war, was ausgesprochen werden musste… Was es genau war, dass verstand ich jedoch nicht. Lieber konzentrierte ich mich auf diesen Höhenflug in dem er mich, seit er wieder da war, so häufig schickte. Jack und ich sahen uns am nächsten Tag kaum und es war schrecklich! Tatsächlich war ich wieder frisch verliebt. Trug eine rosarote Brille und ja, er hatte mich wirklich schnell und einfach um den Finger gewickelt. Ob es zu schnell war, dass wusste ich selbst nicht. Ich dachte nur noch an ihn, in jeder freien Minute. Immer wieder leckte ich mir bei dem Gedanken an Jack süffisant über die Lippen und hoffte, dass der Tag schnell herumging. Doch war da auch ab und zu der Prozess und die stechende Angst davor. Doch dann versuchte ich an ihn zu denken und der Knoten in meinem inneren Löste sich wieder. Ich freute mich auf den Abend. Als ich jedoch abends im Bett lag und Jacks Brust an meinem Rücken spürte, merkte ich erst wie anstrengend es war zwei Schichten hintereinander zu arbeiten. Allerdings spürte ich auch, dass etwas in mir es fast schon unangenehm fand so bei ihm zu liegen. Es war dämlich, doch ich wollte diese Gefühle gerade nicht weiter verfolgen… Ich fragte ihn, was er heute getan hatte und er meinte sachlich: „Einige wichtige Anrufe getätigt. Ich… ich weiß nämlich noch nicht, ob ich offiziell aussagen kann, also habe ich eine schriftliche Aussage gemacht und sie den Anwälten zugeschickt…“ Verwirrt sah ich ihn an. Ich war froh, dass Jack der nonverbalen Geste nachkam und er erklärte: „Meine IT-Leute decken mich, aber ich weiß nicht, ob sie es schaffen, dass ich einfach so in ein Gerichtsgebäude komme… Und Aussagen wird schwer… ich weiß morgen mehr…“ Ich seufzte leicht und tatsächlich war ich nun nervös. Ich wollte einfach, dass er mit hineinkam. Das ich nicht alleine in diese Augen blicken musste, die mich hassten. „Jazz…. Komm, du lässt dich einfach nicht unterkriegen… Du hast die ganze Zeit gekämpft. Vor der entscheidenden Schlacht zieht man nicht den Kopf ein.“ Ich grinste leicht, als ich den Vergleich hörte und schmunzelte. Es war typisch Jack… Er lenkte mich ab. Erzählte mir von Didi. Der nicht in die Kantine durfte, da er dort von allen gefüttert würde. Er hätte sagen können, dass der Hund beim Essen nichts zu suchen hatte, doch Jack war nur der Meinung er würde zu fett werden. Ich konnte mir vorstellen, dass Didi wegen seine Inkonsequenz ganz schön verzogen war. Doch erst nach einigen Stunden fand ich meinen Schlaf. Wir fuhren am nächsten Tag zu einem privaten Flughafen. Ich wusste nicht, ob ich mich freuen sollte oder nicht. Auf der einen Seite freute ich mich wieder etwas mit Jack zu erleben, auf der anderen Seite gab es danach kein wirkliches Zurück mehr von einem Zusammentreffen mit meinem Vater. Ich schulterte meinen Rucksack und seufzte schwer, als ich aus Jacks Leihwagen ausstieg. Ich hoffte, dass seine IT-Leute es schaffen würden. Es war mitten in der Woche und halb elf vormittags, viel los war auf dem Flugplatz nicht. Tatsächlich schien nur ein einziges Flugzeug auf der Startbahn zu stehen, was auf uns zu warten schien. Und langsam klappte mir die Kinnlade immer weiter hinunter und der Prozess verschwand für den Moment aus meinem Kopf. Es war eine weiße Maschine. Sie sah äußert modern und sehr windschnittig aus. Die Nase des Fliegers war nach unten abgesenkt, doch das, was mich sprachlos werden ließ, war das Emblem auf der Seite. Es war ein Totenschädel aus dessen rechtem Auge eine Schlange kam, welche sich um den Kopf geschlängelt hatte, den Mund auf und bereit zuzuschlagen. „Nettes Symbol“, meinte ich und nickte zu dem Emblem. Es schien fast so, dass Jack es erst jetzt wirklich wahrnahm. Kurz betrachtete er es und grinste leicht, während er sich kurz, fast schon verlegen am Kopf kratzte. „Na ja… Hm… Die Idee kam von Ozelot. Der fand es… passend für mich“, Jack grinste leicht während er sprach und ging langsam auf den Jet zu. Was hatte dieser Mann eigentlich nicht? Jetzt kam er doch tatsächlich mit einem Privatjet um die Ecke. Kopfschüttelnd ging ich hinter ihm her und schmunzelte amüsiert vor mich hin. Ich hatte Rica nur ein einziges Mal gesehen und tatsächlich hatte ich sie genauso in Erinnerung wie sie war. Eine große blonde Frau mit großer Oberweite. Sie trug ein hellblaues Polohemd und blickte uns entspannt entgegen. „Hey Rica“, grummelte Jack freundlich und nickte ihr kurz zu. „Hallo Boss“, sagte sie zu Jack gewandt und lächelte leicht. Wieso nannte sie Jack denn Boss? Ich dachte, sein Codename wäre Snake? Verwirrt blickte ich zu Jack, doch er schien meinen fragenden Blick nicht zu bemerken. „Komisch dich mal nicht in Uniform zu sehen“, sagte sie freundlich und zwinkerte Jack tatschlich kurz zu, „Du bist auch viel zu sauber.“ Unschlüssig, was ich von dieser Aussage halten sollte, schwieg ich erstmal. Ob sie Jack häufiger zu Einsätzen flog? Im Privatjet?! Rica wandte sich zu mir und reichte mir ihre Hand, während sie sich höflich vorstellte. Natürlich, sie erkannte mich von einem Mal Sehen nicht mehr und so lächelte ich sie freundlich an und blickte in ihre sturmgrauen Augen. Ich sah wie sich Jack ohne sich wirklich umzublicken in den Jet begab und folgte ihm zügig. Rica fragte nicht nach meinen Namen, vermutlich war es ihr auch gleich. Sie erledigte nur ihre Arbeit und der Rest war ihr vermutlich erstmal egal. Der Innenraum der Maschine war sehr hell und sehr modern eingerichtet. Vier helle lederne Sessel standen sich gegenüber. Eine weiße Holzverkleidung war an den Wänden und Computerbildschirme, vier für jeden Sessel, waren auf dem Boden angebracht worden. Die Sessel waren mit normalen Sitzplätzen in Passagierflugzeugen nicht zu vergleichen. Sie sahen luxuriös und bequem aus. Als ich mich setzte bemerkte ich, dass die Sessel sich drehen ließen. Sodass man entspannt an den Bildschirmen arbeiten, oder sich vergnügen konnte. Wobei ich nicht glaubte, dass hier in diesem Flieger wirkliche Vergnügungsreisen stattfanden. Es war auch nicht viel Platz hier drin. Von dem Sessel, in dem ich saß, konnte ich nach vorne zu der offenen Tür von Rica blicken. Ein Cockpit hatte ich nie betreten, denn die Türen der großen Fluggesellschaften waren immer fest verschlossen. Als ich erneut den Blick schweifen ließ stellte ich fest, dass zwei Telefone in dem Jet standen. Stifte und Papier lagen herum. Alles in allem war dies zwar ein äußert luxuriöser Ort, aber trotzdem durch und durch ein Arbeitsplatz. Jack setzte sich neben mich und schnallte sich gleich an. Ich tat es ihm gleich und betrachtete den Mann neben mir. In seiner einfachen Jeans, seinem dunkelgrauen T-Shirt und seiner schwarzen Sweatjacke wollte er einfach nicht in dieses Flugzeug passen. In meiner Vorstellung nahmen hier Menschen in Anzügen mit dicken schwarzen Aktentaschen Platz. Keine normalen Menschen wie wir. Doch nein! Jack war alles andere als normal! Alleine die Tätigkeit, der er nachging war alles andere als gewöhnlich. Erneut kamen Erinnerungen hoch, dass er mir nie sagen wollte um wie viel Geld es bei dem Einsatz gegangen war, bei dem Susanne gestorben war. Rica, die anscheinend noch ein letztes Mal um das Flugzeug gegangen war, erschien hinter uns und ging hinüber zum Cockpit und schloss tatsächlich die Tür hinter sich. Am liebsten wäre ich zur ihr gegangen um mir den Start aus ihrer Perspektive anzuschauen. Doch ich wollte unbedingt wissen, weswegen sie Jack auf einmal Boss nannten. Als der Jet sich in Bewegung setzte beugte ich mich auf dem sehr bequemen Sessel hinüber zu Jack und leise, fast schon flüsternd fragte ich ihn: „Sag mal, wieso nennen die dich plötzlich Boss? Ich dachte, das war der Codename von Susanne gewesen…“ Ein vorsichtiger und gleichzeitig fast schon frustrierter Ausdruck erschien auf Jacks Gesicht. Ich bekam den Eindruck, dass er sich nicht sicher war, wie viel er mir preisgeben wollte. Wir sahen einander kurz an und als sein eisig blaues Auge auf die Meinen traf, legte sich ein kurzer, fast schon verletzter Ausdruck auf seine Züge. Als ich merkte, wie er die Maske ablegte erkannte ich einen müden, vielleicht auch einen verletzten Mann neben mir sitzen. Er seufzte schwer und strich sich kurz durch die Haare. „Das fing an“, begann er nach einem Moment der Stille zu erklären, „kurz nachdem ich weg war. Wir waren dabei unsere Basis aufzubauen, als einer der Soldaten begann mich Boss zu nennen. Ich wollte es nicht… doch dann meinte einer… was sollte ich denn sonst sein. Es gäbe schließlich keinen, der besser wäre.“ Er schwieg kurz und ich wusste, dass ihn dieses Thema sicher noch schwer belastete. Vermutlich genauso sehr wie mich mein Vater belastete. Nach seiner Hand greifend, die auf der Armlehne lag, drückte ich sanft seine Finger und strich ihm kurz, aber sanft über die feinen Narben auf seinem Handrücken. Ein warmer und vertrauter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. Kurz nahm er meine Hand und drückte seine Lippen kurz hinauf. Ich vermutete, dass diese kleine Geste seine Zunge weiter löste, dennoch war ich überrascht, als ich ihn weiter sprechen hörte. „Jedenfalls“, fuhr er fort, „waren viele Soldaten der Meinung ich sei nun ihr Boss und da eh niemand sonst diesen Namen trägt, können sie mich auch so nennen. Und nach und nach fingen viele an mich so zu nennen… Außerdem sei ich ja auch der Chef…“ Unschlüssig wirkte er, als er mit seinen breiten Schultern zuckte und kurz hinaus aus dem Fenster sah. Rica lenkte den Jet zur Startbahn und die Bäume des Waldes zogen langsam an uns vorbei. „Du findest das scheiße“, stellte ich fest und betrachtete sein Gesicht. „Man gewöhnt sich daran“, meinte er kurzum und ich hatte das Gefühl, dass dieses Gespräch beendet sei. Ich nickte leicht und als der Jet beschleunigte, wurde meine Aufmerksamkeit auf die vorbeirauschende Umgebung gelenkt. Ich mochte das Fliegen, das Gefühl in der Luft zu sein! Ich drehte mich mitsamt dem Stuhl zu Jack. Ich wollte gerade tatsächlich nicht über belastendes sprechen. Die nächsten Tage würden aufwühlend genug sein… „Ja…Snake… glaubst du, ich könnte wohl noch mal Heli fliegen“, fragte ich ihn direkt und wippte mit dem Stuhl im Halbkreis hin und her. Ein leichtes Grinsen huschte über seine Lippen und er nickte leicht. „Warum nicht“, meinte er nach einem kurzen Moment und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Ein zufriedenes Grinsen schlich auf mein Gesicht. Und ich nickte leicht, während ich aus dem Fenster blickte. „Wenn du das Fliegen doch so sehr magst, dann geh zu Rica“, meinte er grinsend. Ich nickte leicht und schaute ihn unschlüssig an. „Und was machst du, wenn ich da vorne bin“, fragte ich leicht grinsend. Ein fast schon gefährlich wirkendes Grinsen schlich sich auf Jacks Gesicht. Er nickte zu den Bildschirmen an der Wand und meinte: „Ich denke, ich werde mich beschäftigen können.“ Ich war mir unschlüssig, ob ich fragen sollte, was er tun wollte. Sicher kein Computerspiel… Vermutlich würde ich keine Antwort erhalten. Ich ging nach vorne zum Cockpit und klopfte, ehe ich die Tür öffnete. Rica drehte den Kopf und betrachtete mich freundlich, doch ein fragender Blick huschte über ihre Gesichtszüge. „Alles klar“, fragte sie mich und schaute kurz auf die Instrumente. Ich nickte leicht und freundlich fragte ich sie: „Darf ich dir ein wenig Gesellschaft leisten? Ich finde das Fliegen unheimlich spannend.“ Ein breites Grinsen erschien auf ihrem Gesicht und freundlich nickte sie. „Klar, nimm Platz! Aber Finger weg von den Instrumenten!“ Ich setzte mich neben sie und sah hinaus aus dem Fenster. Es war atemberaubend schön! Die Wolkenberge bildeten groteske Formen und die Sonne war westlich von uns und schien ohne zu blenden durch das Cockpit. Ich betrachtete das Cockpit. Die ganzen Knöpfe, Hebel und alles andere war wirklich komisch und ich wusste nicht genau, was für was war. „Kennen wir uns eigentlich“, fragte Rica nach einem kurzen Moment und betrachtete mich freundlich. Ruhig und entspannt hielt sie das Steuer in den Händen und ihre Augen blitzen kurz hinüber zu mir. Leicht nickte ich und erklärte: „Hast mich und Snake vor einigen Jahren geflogen. Ist aber schon echt lange her.“ Nachdenklich nickte sie und schien sich erinnern zu wollen. Ich konnte jedoch verstehen, dass sie sich nicht an mich erinnerte. Schließlich hatten wir uns nur einmal gesehen. Für sie war zudem das Helikopterfliegen normal, für mich nicht. „Sagt dir Jazz noch was“, fragte ich nach einem kurzen Moment und es schien, als erinnere sie sich. „Ach ja“, meinte sie freundlich und blickte erneut kurz hinüber, „ Snake sagte mal, dass du einen schweren Unfall hattest und nicht mehr sein Rekrut sein konntest. Schade eigentlich“, meinte sie ehrlich traurig. Ich winkte leicht ab und sah erneut hinaus zu den Wolken. „Ach ja, wer weiß, wofür es gut war“, sagte ich und lächelte etwas. Rica nickte mir freundlich zu und fing nach einem Moment an zu erklären welche Knöpfe für welche Funktion sind. Wie man das Höhenruder richtig ablas. Ich hörte ihr aufmerksam zu und wiederholte einige der Sachen, welche sie mir erklärt hatte. Sie schien sich wirklich zu freuen, dass ich so viel Interesse am Fliegen hatte. Tatsächlich war ich überrascht, ja fast schon erschrocken, als sie meinte, ich sollte den Steuerknüppel zur Hand nehmen. Kurz rüttelte das Flugzeug, doch schon im nächsten Moment war es wieder ganz ruhig. Stolz breitete sich in mir aus. Ich flog dieses Flugzeug! Eine wunderbare neue Erfahrung! Ich hatte gerade die Verantwortung und zufrieden grinsend betrachtete ich die Wolken. Ich folgte den Anweisungen, welche Rica mir gab. Ich lächelte leicht und grinste zufrieden. Nach einigen Augenblicken schaute ich nach hinten durch die offene Tür hinüber zu Jack. Ich sah, wie er an einen der Bildschirme saß und stirnrunzelnd etwas zu lesen schien. Was er las war mir unschlüssig, es schien etwas Ernstes zu sein. Ich wollte ihn nicht stören. Kapitel 17: Auf dem Weg zur Schlachtbank ---------------------------------------- Das Kommando hatte ich nach einigen Augenblicken wieder an Rica übergeben. Immer noch war ich stolz, dass ich die Kontrolle über die Maschine haben durfte! „Nicht schlecht“, meinte sie freundlich und schien zufrieden zu sein, „Schon mal daran gedacht Pilot zu werden?“ Unschlüssig sah ich sie an. „Ja klar, daran gedacht ja, aber ich weiß nicht. Ich studiere Architektur, dass macht mir auch ziemlich Spaß.“ „Okay, wäre nichts für mich. Aber wenn fliegen was für dich wäre, frag doch den Boss“, sagte sie und deutete mit einer Kopfbewegung zu Jack. Hm, dachte ich, eigentlich könnte es mir schon gefallen… Das Gefühl der Freiheit hier oben war eigentlich wirklich wundervoll! „Ich kann ihn ja mal fragen“, sagte ich gut gelaunt. Ich blieb noch einen kurzen Moment bei Rica, genoss die Aussicht, ehe ich mich wieder nach hinten zu Jack setzte. Wann hatte man schon Mal die Gelegenheit so zu fliegen? Stirnrunzelnd las er etwas an den Computern. Ich sah Bilder von einem Kind, doch genau erkannte ich es nicht und erst als ich mich setzte, sah er von dem Bildschirm weg. „Worum geht es da“, fragte ich und erwartete gar nicht, dass er darauf antwortete. „Nicht so wichtig“, sagte er und schloss die Datei, ehe ich wirklich hinaufschauen konnte. Versucht hatte ich es auch gar nicht. Da ich mit dieser Antwort gerechnet hatte, ging ich nicht weiter darauf ein, sondern blickte hinaus auf die Wolken und lächelte leicht. Fliegen war wirklich ein Gefühl der Freiheit! „Sag mal“, begann ich nach einem kurzen Moment und sah dann wieder zu Jack und ich konnte sehen, dass er gerade sein Handy wieder hinunter nahm. Er hatte Fotos gemacht, da war ich mir sicher. Dies hatte er damals schon immer, wenn ich nicht damit gerechnet hatte. Ich grinste kurz und fuhr fort: „Was würdest du davon halten, wenn ich den Pilotenschein mache und für dich arbeite?“ Überrascht schaute Jack mich an. Schneller als gedacht kam seine Antwort und sie überraschte mich ziemlich: „Nichts. Ich würde dich nicht mal einstellen.“ Ich blinzelte verwirrt und fragte ihn gleich leicht entsetzt nach dem Warum. „Zunächst einmal müsstest du eine Grundausbildung als Soldat absolvieren. Dann weiß ich, dass du nicht auf Menschen schießen kannst und ich will dich unter keinen Umständen in ein Kriegsgebiet mitnehmen. Dann könnte ich mich nicht mehr konzentrieren. Ich hätte viel zu viel Angst dir könnte was passieren. Ein Raketenwerfer trifft dich und du stürzt ab. Nein, das würde ich nicht wollen.“ Ein kurzes freudloses Grinsen schlich auf mein Gesicht und ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber ich soll Angst um dich haben, oder wie“, fragte ich und lehnte mich in meinem Sessel zurück. Neutral und ohne die Regung eines Gefühls blickte Jack mich an. „Ich kann es nicht ändern“, sagte er und immer noch regten sich keine Gefühle in ihm. Er wollte mich also schützen? „Und wenn ich zum Wehrdienst muss, dann muss ich eh eine Grundausbildung machen…“, sagte ich provokant, doch Jack schüttelte erneut den Kopf. „Ich stelle dich nicht ein und ich werde auch dafür sorgen, dass dich kein anderes Militär einstellt.“ Kurz sahen wir Beide uns finster an und es war Jack, der den Blickkontakt unterbrach und schwer seufzte. „Jasper“, sagte er versöhnlich, „du willst doch gar nicht zum Militär, dass wolltest du noch nie. Ich weiß nicht, warum du dich auf einmal für Architektur interessiert hast, aber ich finde es besser, wenn du deinen Weg gehst. Ich kenne dich… du kannst keine Menschen erschießen. Als du damals Ozelot nicht erschossen hast, obwohl du gedacht haben musst ich sterbe, war es doch eindeutig. Du bist dazu nicht gemacht. Und ich werde dich nicht dazu formen.“ Ich schwieg und tatsächlich war nun ich es, der wegsah. Jack hatte nicht Unrecht, wirklich nicht. „Wenn ich zum Wehrdienst eingezogen werde, bin ich erstmal acht Monate weg… Kann ich den nicht wenigstens bei dir verbringen, oder geht das gar nicht, weil ihr mit der Army nichts zu tun habt?“ Jack betrachtete mich stumm und er seufzte schwer. Er griff sich mit einer Hand an die Stirn und strich sich kurz über das Gesicht. „Wir hatten mal Wehrdienstleistende, aber seit wir ja „Terroristen“ sind, geht das nicht mehr.“  „Wieso konntet ihr die denn überhaupt nehmen? Das ist doch ein amerikanisches Gesetzt und so, wie ich es verstanden habe, seid ihr doch gar nicht in den USA“, fragte ich und runzelte die Stirn. „Auch wir haben ein paar kleine Verträge mit der US Regierung. Wir konnten uns ganz offiziell als Alternative anbieten. Etwas weniger Bezahlung, dafür aber zwei Monate kürzerer Dienst, den die Leute leisten mussten. Und ganz nebenbei konnten wir so natürlich auch für uns werben.“ Ich runzelte die Stirn, fand es irgendwie seltsam. Da fiel es mir wieder ein, was Jack über den Eroberungsplan der USA gesagt hatte. Auch wenn ich versuchte das alles zu verstehen, so fehlte mir doch jedes Verständnis für das Verhalten der Regierung. Ich fragte mich auch, was Jack von all dem hielt, denn wieder einmal hatte er mir zwar erklärt worum es ging, doch seine eigene Meinung spiegelte dies nicht wider. Also fragte ich ihn direkt: „Und was hältst du von den Wehrpflichtigen?“, und fügte hinzu: „Und rede dich bloß nicht wieder raus. Ich will endlich mal deine Meinung hören.“ Es grummelte neben mir und Jack überlegte sich wie immer lange seine Antwort, bevor er begann zu sprechen. Strich sich kurz durch die dunklen Haare, wollte er doch nie jemandem seine Meinung aufdrängen, doch eigentlich ging es nicht darum. Wie zur Bestätigung kamen folgende Worte: „Ich mag es nicht Leuten meine Meinung aufzudrängen. Die meisten machen ihren Wehrdienst und verschwinden auf nimmer wiedersehen. Fast alle Soldaten, die für mich arbeiten, waren vorher Berufssoldaten, Söldner oder Agents bei der CIA und so weiter. Alle, die zu etwas gezwungen werden was sie nicht wollen, auch wenn es nur 6 Monate sind, kann man nicht davon überzeugen das dass, was sie tun, richtig ist.“ War das denn so? Ich hatte von sowas nur wenig Ahnung. Man konnte doch Leute davon überzeugen. Eigentlich konnte man, wenn man es doch darauf anlegte, einen Menschen so gut wie alles eintrichtern. Gab es doch Gehirnwäschen, Stockholmsyndrom und noch so vieles mehr. Doch ich verstand, was Jack meinte. Diese Menschen waren nicht überzeugt. Sie wurden wie er früher zu etwas gedrillt, was sie eigentlich nicht wollten. Von etwas überzeugt, wovon sie gar nicht überzeugt waren. Ich verstand auch, warum Jack sich so schwer tat anderen seine Meinung zu offenbaren. Hatte man ihm doch jahrelang eingetrichtert, dass ein guter Soldat keine Fragen stellt und keine Meinung hat. Er hatte, wenn man es so wollte, blindlings vertraut. Er machte diesen Menschen Vorwürfe und ich war sicher, dass er nie selbst mit solchen Vorwürfe konfrontiert werden wollte. Ich drehte den Sessel auf dem ich saß, blickte erneut aus einem der Fenster und betrachtete die grotesken Formen der Wolken. Wir schwiegen kurz und auf einmal räusperte sich Jack. Automatisch glitten meine Augen zu ihm und der entschuldigende Ausdruck in seinem Gesicht verwirrte mich. „Jasper…. Ich habe gestern mit deinem Anwalt telefoniert und schriftlich meine Aussage bei Gericht getätigt… Ich kann nicht an der Verhandlung teilnehmen… Das wäre zu riskant… Nachher würden die falschen Leute kommen, wenn ich offiziell dabei bin…“ Wir schauten einander an und ich nickte leicht. Natürlich traf mich diese Aussage. Ja, ich hatte gehofft er würde als Zeuge aussagen, alles andere wäre gelogen gewesen. Aber natürlich, wenn er öffentlich als Zeuge aussagen würde, wer weiß welchem großen Unheil wir uns wieder aussetzen würden. Tatsächlich musste einfach abgewogen werden, was wichtiger war. Trotzdem tat es weh, doch ich hatte es allein zu schaffen! Dies war meine Bürde, mein Kampf, wenn man es so ausdrücken wollte. „Jasper, ich werde im Gerichtssaal sitzen, ich will dich einfach nicht in Gefahr bringen, aber du wirst auch nicht alleine sein“, sagte er mit einer Ernsthaftigkeit, die mich fast schon überraschte. Ich konnte es verstehen und ich nickte leicht, trotzdem konnte ich ein schweres Seufzen nicht unterdrücken. Auch ein Gefühl der Enttäuschung machte sich in mir breit, denn man konnte sich an den Gedanken durchaus gewöhnen, dass Jack alles regeln konnte. „Jazz, es wird gut werden…“, ich nickte leicht und stieß schwer atmend die Luft zwischen meinen Zähnen hinaus. Ich konnte es nicht verhindern, dass meine Laune sank. Jack schwieg. Ich war wahrlich dankbar dafür, denn es gab einfach Situationen, in denen alle Worte  falsch wären. Dennoch fragte ich nachdenklich: „Wie willst du verhindern, dass Dad denen genau sagt wer du bist?“ Jack schwieg und ich war mir unsicher, ob das Schweigen bedeutet, dass er einen Plan hatte, oder ob es bedeutete, dass er sich darüber noch keine Gedanken machen konnte. „Jack… ich… im schlimmsten Fall schaffe ich es auch alleine, dort drinnen“, meinte ich nachdenklich und versuchte wahrlich tapfer zu wirken. Jack seufzte schwer und drehte sich mit seinem Stuhl zu einem der Bildschirme um, an denen er gerade noch gesessen hatte. Er öffnete die Dateien, die er gerade noch geschlossen hatte und ich sah ein Haus, welches ich nicht kannte. „Was ist das für ein Haus“, fragte ich sichtlich verwirrt und betrachtete das einfache Holzhaus, an dessen langer Seite Holzscheite aufgestapelt lagen. „In dem Haus wohnt dein Vater“, raunte Jack und stirnrunzelnd betrachtete ich es. Immer wieder hatte ich mich in den vergangenen Jahren gefragt, wie er wohl leben würde. Ich seufzte leise, als ich feststellte: „Ich weiß gar nichts mehr über ihn… Das sieht nicht nach Texas aus…“ Grimmig nickte Jack und fast schon bösartig war sein Blick. „Ja, das stimmt… Auf… sagen wir mal, mein Anraten hin, ist er in Alaska… In einer kleinen 100 Seelen Gemeinde, sehr christlich und arbeitet dort als Wildhüter.“ „Als was, bitte“, fragte ich verwirrt und sah erneut auf das Haus. Dort wohnte er, wie es sich anhörte, immer noch mit dieser scheiß Tusse und meinem kleinen Bruder. „Na ja“, sagte Jack erklärend, „die kümmern sich um die Wildtiere. Darum, ob der Hirsch geschossen werden durfte oder nicht, versuchen Wilderei zu verhindern… Also die ganz wichtigen Sachen …“ Ich grinste kurz. Erneut sah ich auf das Bild. „Du drohst ihm seiner Familie etwas zu tun“, stellte ich sachlich fest und schaffte es, mich endlich vollends von dem Bild zu lösen. „Ja und er weiß, dass er es ernst nehmen sollte. Er klickte weiter und ich sah das Gesicht eines Kindes. Wie alt der Junge war, konnte ich nicht sagen. Er hatte einen Rucksack auf den Rücken und ein bunt bedrucktes Shirt an. Die etwas längeren braunen Haare schienen vom Wind zerzaust und er schien nachdenklich auf den Boden zu seinen Füßen zu schauen. „Ist das mein kleiner Bruder“, fragte ich leise und sah mir das Bild des Kindes sehr genau an. Zustimmend grummelte Jack und ich sah erneut das Bild an. „Ich werde ihm sagen, dass er sich zurückhalten soll… Wenn er nicht will, dass ich den Jungen mitnehme.“ Erschrocken flackerten meine Augen zu ihm. „Das würdest du nicht machen, oder?“ Jack schwieg und ließ sich nicht in die Karten schauen. Weder stimmte er zu, noch stritt er es ab. Er sah zur Seite, hinaus aus dem Fenster. „Kinder verlaufen sich mal im Wald“, raunte er leise, doch ich schüttelte wütend den Kopf. Jeremy konnte für nichts etwas! „Vergiss es Jack! Das machst du nicht! Er ist mein kleiner Bruder und ein Kind“, fuhr ich ihn erzürnt an. Beschwichtigend hob Jack seine Hände. „Ja, ja“, meinte er nur und runzelte seine Stirn. „Würdest du wirklich einem Kind etwas antun“, fragte ich eindringlich und verwirrt. Plötzlich bemerkte ich, dass Jacks Hand heftig zitterte. Er schüttelte seine Hand kurz aus und so schnell, wie es anfing, verschwand das Zittern wieder. Meine Frage beantwortete Jack mit einem Kopfschütteln. Wir schwiegen beide. Jack druckte die Bilder aus und fuhr den PC in dem Flugzeug hinunter. Wie aktuell die Bilder waren, dass brauchte ich nicht zu fragen…   Nach dreieinhalb Stunden Flug landeten wir in Austin. Es war ein grauer, wolkenverhangener Tag und als wir uns freundlich von Rica verabschiedet hatten fragte ich Jack, ob sie uns auch wieder abholen würde. Immer noch sprachen wir nicht viel. Bestätigend nickte Jack und stieg in ein wartendes Taxi. Es hatte Vorteile mit einem Privatjet zu kommen. Alles schien schneller und viel unkomplizierter zu gehen als sonst. Wir fuhren zu dem Hotel, was ich bereits gebucht hatte. Da die Verhandlung an ein höheres Gericht gegangen war, fand die Verhandlung nicht in meiner Heimatstadt statt. Hätte ich noch ein gutes Verhältnis zu meinem älteren Bruder gehabt, hätte ich eigentlich bei John unter kommen können. Doch John war laut Jenny genauso radikal wie mein Vater. Deswegen hatte sie auch zu ihm jeglichen Kontakt abgebrochen. Eigentlich wollte ich nicht der Grund sein, weswegen sie mit unseren Geschwistern Streit hatte. Allerdings war ich ihr auch dankbar, dass sie trotz allem zu mir hielt. Das Hotel, was ich gebucht hatte, war nichts Besonderes. Im Vergleich zu der Art, wie wir nach Austin gekommen waren, könnte man es glatt als Absturz bezeichnen. Ein einfaches Doppelbett stand in der Mitte, ein alter nicht wirklich einladend aussehender Sessel stand in der Ecke und ein großer klobiger Fernseher stand auf einer Kommode. Ein mannshoher Spiegel war an der Schranktür und verlieh dem Raum etwas Größe. Die Vorhänge waren gelblich und die Bilder an den Wänden waren nicht sonderlich schön und erinnerten an Bilder, die ich in der Wohnung meiner Großmutter gesehen hatte. Allerdings war es ordentlich und auch das Badezimmer war zwar älter, aber sehr sauber. Jack störte es kein bisschen. Er begann gleich unsere Sachen in den Schrank zu hängen, während ich aus dem Fenster sah und die Kreuzung und die Passanten kurz betrachtete. Die Aufregung, die ich die letzten Tage so gut von mir fern halten konnte, war mit voller Wucht wieder da! Morgen würde es endlich so weit sein. Morgen war der Tag da. Wir gingen später am Abend in einen Hamburgerladen und aßen, obwohl ich keinen großen Hunger hatte. Ich wollte nicht schwach erscheinen und so hielt ich meine Gedanken und Sorgen vor Jack verborgen. Ich verstand nicht warum, aber ich wollte das mit mir ausmachen. Später saßen wir in unserem Zimmer und das Fernsehprogramm konnte eigentlich keinen von uns beiden fesseln. Wir duschten beide, ehe wir beschlossen schlafen zu gehen.     Ich konnte nicht schlafen. Wälzte mich von der einen auf die andere Seite. Ich war wirklich nervös. Ich verließ sogar das Bett und starrte auf mein Handy. Halb vier morgens… Tatsächlich schlief Jack. Vermutlich, war er gerade in einer Tiefschlafphase, denn normalerweise hatte er einen sehr leichten Schlaf. Ich stand erneut vom Bett auf, ging zu einem großen Fenster und betrachtete die Stadt. Viel war noch nicht los. Eigentlich sah ich nur zwei Menschen zügig über die Straße gehen. Die meisten Fenster waren dunkel. Auch in einer so großen Stadt wie Austin gab es immer mal wieder ruhige Augenblicke. Ich seufzte schwer. Ich hatte einfach Angst morgen meinem Vater zu begegnen. Ich hoffte, dass meine Mutter kommen würde. Immer noch war unser Verhältnis gestört, doch nun hatte sie die Chance mir wieder zu zeigen, dass sie meine Mutter war. Ich erwartete von ihr zwar eigentlich nichts mehr, doch natürlich ließen sich die Gefühle nicht abstellen. Je älter und reflektierter ich wurde, desto mehr verstand ich, dass meine Mutter eine sehr egozentrische Person war. Es ließ sich nicht ändern und mir tat es einfach gut nicht allzu viel Kontakt zu ihr zu haben. Ich hörte mehr über Jenny, als wirklich von ihr selbst und wenn wir sprachen, dann waren die Gespräche nicht wirklich tief oder gar gefühlvoll. Immer wieder sprach sie im Zusammenhang mit meinem Prozess darüber, wie sehr sie damals doch gelitten hatte. Wie schrecklich es für uns gewesen sein muss. Immer sprach sie von uns… nie von mir alleine. Ja, es war schrecklich, doch morgen im Prozess ging es nicht um sie. Morgen ging es einzig und alleine um mich. Um diesen einen Tag, den ich wohl nie vergessen werde. Der Tag, der seit Jahren immer wieder so präsent war, als sei er erst gestern gewesen. Ich schloss die Augen und sah das Gesicht meines Vaters vor meinem inneren Auge. Das Gesicht, welches meinem so sehr ähnelte… Es war schrecklich sich selbst eingestehen zu müssen, dass man vor seinem eigenen Vater wirklich Angst hatte. Er war einfach nicht immer so gewesen und den Vater, den ich früher gehabt hatte, ja, den vermisste ich tatsächlich sogar. Der Vater, der mit mir Baseball spielte, mir das Schießen beibrachte. Der sagte, dass er stolz auf mich sei, der mich morgens zur Schule gebracht hatte. Immer wieder musste ich mir selbst sagen, dass es nie wieder so sein würde. Ich presste den letzten Rest Luft aus meiner Lunge und sah hinunter auf die Straße. Einige Autos standen an einer roten Ampel und schwer seufzend strich ich durch meine braunen Haare. Mein Puls raste jetzt schon, wie wird es erst in wenigen Stunden sein, wenn die Verhandlung begann? Ich sollte wirklich versuchen noch etwas zu schlafen… Als ich zum Bett blickte und Jack dort schlafen sah, fing mein Herz an schneller zu schlagen. Ich war wirklich so dankbar, dass er da war. Ich wusste es war unangebracht Menschen beim Schlafen zu beobachten, doch ich konnte es nicht sein lassen. Er wirkte so viel jünger und entspannter wenn er schlief. Als könne er seine Sorgen gerade hinter sich lassen. Wovon er wohl träumte? Vorsichtig setzte ich mich, wollte ich ihn doch nicht wecken. Was dieser Mann alles bereit war zu tun, drohte er doch einfach so damit, einem Kind etwas anzutun. Doch sowas sollte er niemals machen! Nicht wegen mir und auch sonst nie. Dass er wegen mir auf diese Idee kam… Ich war regelrecht sprachlos. Vielleicht war es auch gut, dass morgen endlich alles vorbei war. Egal wie es morgen, nein, heute endete, es wäre endlich ein Ende! Ich wusste gar nicht, was ich mir von der Verhandlung alles wünschen wollte? Eine Verurteilung? Schmerzensgeld? Vielleicht sogar eine Haftstrafe? Wenn ich ganz ehrlich war, wollte ich einfach noch mal mit ihm sprechen. Ihm sagen und zeigen, dass ich nicht die Schwuchtel war, für die er mich hielt. Ihm zeigen, was für ein Mann ich geworden war. Wenn da so etwas wie Hoffnung war, noch einmal neu mit ihm starten zu können, verbot ich mir zu viele Gedanken daran zu verschwenden. Wusste ich doch, dass diese Hoffnung sinnfrei und dumm war. Doch Herz und Kopf wollten halt nicht immer Hand in Hand gehen. Ich hörte Jack schlaftrunken etwas murmeln und irgendwie war es niedlich ihn so zu sehen. Irgendwie wirkte er beim Schlafen endlich wie ein neunundzwanzigjähriger und nicht wie ein Mann Mitte dreißig. Ich legte mich neben ihn und rutschte etwas zu ihm, war es doch bei ihm so angenehm warm. Ich versuchte an anderes zu denken, doch es dauerte lange, bis der Schlaf mich einholte. Doch die Träume ließen mich unruhig schlafen und eine Hand, die mich wachrüttelte, weckte mich unbarmherzig. Gequält öffnete ich die Augen und sah in das Gesicht Jacks. Auch er wirkte etwas verschlafen und betrachtete mich. „Wir müssen raus…“, meinte er kurz angebunden und schien mich ernst zu mustern. Ich seufzte und nickte leicht, während ich mich mit schweren Beinen erhob.   Erst das Wasser der Dusche ließ meine Sinne wacher werden. Ich war froh, dass Jack mich alleine ließ, doch eigentlich wunderte es mich auch nicht. Schließlich war er einfach sehr emphatisch. Ich musste meine Gedanken sortieren. Er merkte sicher, dass ich die Ruhe brauchte. Emily hätte sicher einfach weiter drauf los geplappert um mich abzulenken. Ich seufzte und betrachtete mich im Spiegel. Sollte ich mich noch ordentlich rasieren? Vielleicht wäre es besser, dachte ich mir und rasierte mir tatsächlich den Dreitagebart ordentlich. Meine kurzen Haare trockneten eh schnell und ich kämmte sie mir ordentlich glatt. Schließlich wollte ich einen guten ersten Eindruck hinterlassen. Ich trat aus dem Badezimmer und blickte mich nach Jack um. Auch er trug ein weißes Hemd. Tatsächlich hatte ich ihn noch nie in einem Hemd gesehen. Ein seltsamer Anblick. Ich grinste leicht und meinte: „Steht dir eigentlich. Sieht aber so ordentlich aus. Aber sag mal, wie willst du eigentlich in das Gebäude kommen?“ Verwirrt sah Jack mich an, während ich zum Kleiderschrank ging und mein eigenes Hemd überstreifte. „Durch die Tür“, war sein simpler Kommentar und ich wusste, dass er seine eigene Antwort nicht sehr ernst nahm. Genervt verdrehte ich die Augen und knöpfte mir gerade meine Jeans zu. „Das meine ich nicht“, sagte ich erklärend, „ich meinte eher, wie du das machen willst, wenn du einen Ausweis zeigen musst. Man wird doch fast genauso kontrolliert wie am Flughafen.“ „Ach so“, kam es von ihm, während er schon Richtung Bad verschwand und die Tür schloss. Ich blinzelte einige Male und rief Jack zu: „Danke für die Antwort… Idiot.“ Kopfschüttelnd und leicht grinsend ging ich zum Bett und zog mir ordentliche Schuhe an. Ich hörte Jack tatsächlich kurz im Badezimmer lachen und als er hinauskam meinte er: „Ich komm schon rein. Keine Sorge.“ Ich runzelte die Stirn und meinte: „Du weißt schon, dass du auf einer Liste der Army stehst… Als potenzieller Terrorist?“ Fast schon locker antwortete Jack und es schien ihn wirklich kein Stück zu belasten. „Ja, aber ich hab das Bild in der Datei schon wechseln lassen. Außerdem habe ich mehr wie einen Ausweis“, fügte er hinzu, ging zu seinem Portmonee, holte einen Ausweis raus und reichte ihn mir. Ich blickte auf den Ausweis und tatsächlich stand dort nicht der Name John, sondern Richard und es war auch nicht der Name Saladin zu lesen, sondern Porter. Selbst das Geburtsdatum stimmte nicht. Doch es war ein echter Ausweis, keine einfache Kopie.   „Neuer Name und neues Geburtsdatum“, grinste ich schräg und reichte ihn Jack wieder. Ich wollte gar nicht wissen woher er ihn hatte, „wolltest du unbedingt im Juni Geburtstag haben?“ Jack grinste leicht und zuckte mit den Schultern. „Hab ich mir nicht ausgesucht. Aber wenn man den Geburtstag feiern würde wäre es sicher schöner wie du im Sommer Geburtstag zu haben und nicht Anfang März.“ Es tat gut nicht über den Prozess zu sprechen. Ich wollte es auch gar nicht, hatte ich doch das Gefühl zur Schlachtbank geführt zu werden und so fragte ich: „Du feierst also nicht?“ Jack schüttelte den Kopf und erklärte: „Da wurde nie viel Tam Tam drum gemacht. Es ändert sich ja nur die Zahl. Erst, als ich bei Boss war… na ja…“ „Hast du gefeiert“, beendete ich seinen Satz und blickte ihn stirnrunzelnd an. Es schien einen Moment als wäge er ab und er erklärte, während er seine Schuhe anzog. „Na ja, nein. Boss hatte es sich einfach angewöhnt jedes Mal an meinem Geburtstag abends ein leckeres Essen zu kochen. Wir saßen dann zusammen und ja… Meistens gab es Lasagne. Ich habe ihre wirklich… gerne gegessen.“ Ich grinste leicht und nickte etwas. „Und sonst hast du nie wirklich gefeiert“, wollte ich von ihm wissen und runzelte die Stirn. Während er sprach zog er sich ein Sakko über. Er sah so falsch aus in diesen Klamotten, doch es stand ihm auch unheimlich gut. Ein kurzes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht und er schüttelte etwas den Kopf. „Meinen einundzwanzigsten Geburtstag haben wir größer gefeiert. Mit Kameraden und Boss … Mein achtzehnter Geburtstag… der war speziell…“ Als ich ihn fragend anblickte, sprach er erstmal nicht weiter. Tatsächlich schien er kurz in Gedanken versunken zu sein. Ein trauriger melancholischer Ausdruck war auf seinem Gesicht erschienen und erst als ich ihn kurz fast vorsichtig berührte, schien er im hier und jetzt wieder anzukommen. Als sei er gerade wieder in einer anderen Dimension gewesen. Er sah mir kurz in die Augen und als er sie kurz schloss war ich mir sicher, dass er nicht mich gerade vor sich sah. Vermutlich war es Susanne. Wie damals schon war es mir fast schon unangenehm. Immer noch schien er es nicht gut verarbeitet zu haben was damals mit ihr geschehen war und ich konnte mir nur vorstellen, dass solche Gespräche, die nur über Banalitäten gingen, Erinnerungen hervorriefen, die man fast vergessen geglaubt hatte. Erging es mir doch oft nicht anders. „Hat sie eine gute Lasagne gemacht“, fragte ich sanft und vorsichtig und tatsächlich nickte Jack leicht und grinste kurz. „Für mich war es damals immer ein Highlight gewesen“, erklärte er freundlich und blickte mir ins Gesicht. Ich nickte leicht und meinte: „Ich habe mich immer auf den Kuchen meiner Mutter gefreut. Na ja… und wieso war dein achtzehnter Geburtstag speziell?“ Es schien, als war er sich unschlüssig ob er sprechen wollte oder nicht und als ich das Zögern sah meinte ich mit freundlicher und sanfter Stimme zu ihm: „Jack, du wirst doch nicht wieder so verschlossen sein, oder? Du weißt doch, dass du mir immer noch vollkommen vertrauen kannst, oder?“ Ein kurzes und freundliches Lächeln glitt über sein Gesicht und es schien, als hellte sich seine Mine auf. Ich sah, wie er sich innerlich zu sammeln schien und dann tatsächlich begann zu erzählen. „Wir, also Boss und ich, haben eine Mission in Russland geleitet. Sollten eine Ölpipeline manipulieren um den Preis für Amerika zu kontrollieren…. und Boss fand, dass es eine gute Gelegenheit wäre zu lernen in der Kälte zu überleben. Jedenfalls fiel es auf meinen achtzehnten Geburtstag… Es war arschkalt und… wir hatte nichts zu Essen, außer unserer Überlebensrationen. Das Zeug da drinnen schmeckt einfach nur Scheiße.“ Er grinste leicht und schüttelte etwas den Kopf, während er vermutlich an den Geschmack des Essens dachte. Als er fort fuhr änderte sich jedoch die Stimme. Nicht wirklich traurig, doch immer noch war eine gewisse Melancholie darin auszumachen. „Jedenfalls war uns zwischen Panzerkeksen und Powerriegel erbärmlich kalt… Es war so kalt, dass Boss und ich uns gemeinsam unter all unsere Schlafsäcke und Kleidung legen mussten. Es war… das erste Mal, dass ich nackt neben einer Frau lag und…“ Jack wurde nicht rot, doch tatsächlich hörte ich fast etwas wie Zurückhaltung in seiner Stimme und mein Grinsen wurde breiter. Ich lachte leise und fragte direkt: „Hattest du dort dein erstes Mal? Mit Boss, also Susanne?“ Jack nickte leicht und kratze sich kurz an seinem dunklen Schopf. Es war wundervoll ihn so zu sehen. Zu sehen, dass dieser Mann nicht einfach eine Maschine war und mit allem souverän umging, machte ihn wieder so normal wie jeden anderen Mann auch. „Ich war total nervös“, sagte er grinsend und schüttelte den Kopf, „das war wirklich mein kuriosester Geburtstag. Na komm Jazz, wir müssen los.“ Ich nickte leicht und folgte ihm. Doch nun hatte mein Geist etwas anderes, auf das er sich konzentrieren konnte. Er hatte also mit achtzehn seine Unschuld an seine Ausbilderin verloren… Wie viel älter war sie eigentlich? Doch das wollte ich nicht fragen. Wir gingen hinunter zum Frühstückbuffet, doch viel essen wollte ich einfach nicht. Jedoch zwang ich mir etwas hinunter, denn ich wusste, dass ich die Energie brauchen würde. Wir schwiegen kurz und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. „Ich werde langsam echt nervös“, sagte ich ehrlich und betrachtete Jack, wie er gerade Kaffee trank. Er nickte mir zu und ich hatte das Gefühl verstanden zu werden. „Es wird schon, Jasper“, meinte Jack beruhigend und strich mir kurz über meinen Handrücken. Eine so kleine und doch so liebenswerte Geste. „Es tut mir leid, dass ich nicht mehr tun kann“, war sein ehrlicher Kommentar, kurz bevor wir unser Zimmer verließen. Tapfer versuchte ich zu lächeln und nickte leicht.   Als wir vor dem Gerichtsgebäude standen betrachtete ich das große, helle sandfarbene Gebäude. Es war ein modernes Gebäude mit einer sehr offenen und hellen Architektur. Es wirkte regelrecht einladend. Und dennoch strahlte es eine gewisse Größe aus, die einen einschüchterte. Die Flagge der  Vereinigten Staaten wehte im Wind neben der Flagge von Texas. Große verspiegelte Fenster ließen viel Licht hinein. Am Eingang hatte sich eine kleine Schlange gebildet und wir stellten uns hinten an, um das Gebäude betreten zu dürfen. Es dauerte nicht lange bis wir drinnen waren, tatsächlich gab es keine Probleme mit Jacks gefälschtem Ausweis.  Ich war unruhig und schaute unsicher auf den Brief meines Anwaltes, der mir die Einladung geschickt hatte. Es war ein Pflichtanwalt und tatsächlich hatten wir bis jetzt immer nur über das Telefon gesprochen oder per Brief korrespondiert und nur einmal kurz nach der geplatzten ersten Verhandlung gesprochen. Unruhig ging ich zu einer Tafel und schaute dort hinauf, um herauszufinden wo genau sich der Gerichtssaal befand. Schweigsam wurde ich, meine Gedanken kreisten und der Puls begann zu rasen. Ich stieg die Treppe hinauf und hatte das Gefühl, dass alles in Zeitlupe abläuft. Erst als ich Jacks warme Hand auf meinem Rücken spürte merkte ich, wie ich mich geerdeter fühlte. Ich blickte kurz über meine Schulter und sah sein ernstes Gesicht. Doch sein Auge blickte mich kurz freundlich an. Ernst und doch gleichzeitig sanft sprach er: „Keine Sorge Jasper, dass schaffst du schon.“ Ich nickte leicht, ein Lächeln wollte einfach nicht auf meinem Gesicht erscheinen. Ich bog in den Gang ab und wäre um ein Haar stehen geblieben. Statt sich zu überschlagen, hatte ich das Gefühl, mein Puls setzte für einige Momente aus. Dort Stand er. Ich erkannte ihn sofort. Genauso groß wie ich, die gleichen Gesichtszüge, die gleiche gerade Nase. Die Lippen zu einer abfälligen Linie verzogen, als er mich sah. Als wir näher traten erkannte ich die gleichen braunen Augen, wie die Meinen, die mich mit Hass und purer Verachtung betrachteten. Ich sah eigentlich keine anderen Personen. Nur ihn! Ich war regelrecht gefangen in diesem Blick. Mein Mund war trocken und in meinem Kopf schrie alles danach einfach davon zu laufen. Genau dies war der Moment, vor dem ich mich all die Jahre gefürchtet hatte, als ich den Hass in den Augen meines eigenen Vaters sah. Plötzlich trat ein Mann neben meinen Vater, hellbraune Haare, welche auf den Kopf lichter zu werden schienen, ein kleiner Ansatz eines Bauches war zu erkennen. Die braunen Augen wie Vaters und meine, sah mich mein ältester Bruder John mit seinem strengen Gesichtsausdruck an. Auf der anderen Seite meines Vaters erkannte ich Jason. Immer noch dick und immer noch mit einem verschlagenen, fast schon hinterhältigen Ausdruck in den kleinen Augen. Sie waren hier um unseren Vater zu unterstützten! Und in ihren Augen war der gleiche Ausdruck eingemeißelt, wie in den Augen meines Vaters.   Kapitel 18: Der Prozess ----------------------- Hallo ihr Lieben, soooooo, hier ist das Kapitel, was mir am meisten Kopfzerbrechen bis jetzt gemacht hat. Es hat mich fast drei Wochen regelmäßiger Recherche gekostet. Mit meiner besten Freundin (Grüße an dieser Stelle) und meiner Betalesernin, da die eine gut Englisch kann und die andere sich sehr gut im rechtlichen Kontext auskennt! Ich hoffe, einfach Mal, dass sich die Mühen gelohnt haben. Ich hab versucht es so gut es ging, mich an die Grundlagen der USA zu halten. Des Weiteren würde es mich brennend interessieren, wie ihr genau dieses Kapitel fandet, eben auch wegen der langen Recherche. Ich hab nie so etwas gelesen noch geschrieben. So genug gequatscht! Viel Spaß beim Lesen! Liebe Grüße Strich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ich war verblüfft, ja fast schon erschrocken, als ich die Drei dort stehen sah. Alle Blicke auf mich geheftet. In allen Augen die regelrechte Verachtung! Es war eine Wohltat Jacks kräftige Hand auf meiner Schulter zu spüren und ich sah, wie die Augen meines Vaters sich fast schon erschrocken weiteten. Blankes Entsetzen war auf seinem Gesicht eingemeißelt und er drehte sich weg von uns. Innerlich seufzte ich auf. Ich hatte keine genaue Vorstellung, was genau Jack damals mit meinem Vater gemacht hatte, doch es hatte ihn bis heute beeindruckt. Es wirkte fast so, als zog er sich zurück, schützend hinter meine Brüder. Hinter uns waren Schritte zu hören, ich drehte mich um und sah einen Mann im dunkelblauen Anzug auf uns zukommen. „ Guten Tag Mr. Hale“, sagte er in geschäftigem Ton und zögerlich nickte ich. Er stellte sich als Staatsanwalt vor. Gleich reichte mir der Mann seine Hand, an welcher ich eine wohl ziemlich teure Armbanduhr funkeln sah. An seinem Ringfinger glänzte ein schlichter goldener Ring. Er trug eine dieser auffälligen Nerdbrillen, doch sie stand ihm. „Mr. Shepard.“, sagte ich höflich und er stellte seine lederne Aktentasche auf den Boden. Er reichte noch Jack die Hand. „Schön, dass sie so pünktlich sind. Ich habe gestern noch mit Ihrer Mutter gesprochen. Sie wollte nicht kommen und ich habe ihr eindeutig zu verstehen gegeben, dass sie kommen muss, ansonsten wird die Verhandlung vertagt. Auch die schriftliche Aussage ihres alten Nachbarn habe ich... Ich hoffe, es reicht. Schriftliche Aussagen sind meistens nicht so gut wie persönliche.“ Ich nickte hölzern. Ja, dass wusste ich sehr wohl. Ein dicklicher Mann ging an uns vorbei und grüßte meinen Vater. Es schien sein Anwalt zu sein. Er war älter, schien also mehr Erfahrung zu haben. War das nun gut oder schlecht? Doch lange konnte ich mich nicht auf den gegnerischen Anwalt konzentrieren, denn Mr. Shepard begann auf mich einzureden. Auch mein Anwalt erschien. Ebenfalls eine recht junge, schmächtige, aber recht freundliche Person, doch gleich beim eigentlichen Prozess würde Mr. Shepard die Führung des Prozesses übernehmen. Mein Anwalt erklärte mir, dass wir gleich hineingingen und dann jede Partei ihre Beweise vorbringen darf. Die Zeugen und Berichte die vorgetragen werden, würden dann von der gegnerischen Partei ins Kreuzverhör genommen. Vor diesem Kreuzverhör erzitterte ich jetzt schon innerlich. Der Richter entscheidet lediglich über die Zulassung von Anträgen und erläutert den Geschworenen ihre Pflichten. Ich hatte vor einiger Zeit gelesen, dass es in europäischen Gerichten anders ablief, wie hier bei uns in den Vereinigten Staaten. Ein Richter entschied dort über die Schuld, beziehungsweise Unschuld des Angeklagten. Hier in Amerika war die Hauptaufgabe der Richter die Einhaltung der prozessualen Regeln zu überwachen. Was einfach gesagt nur bedeutete, dass Anwälte sich nicht gegenseitig zerfleischen sollten, welche Beweise zugelassen wurden, welche nicht und wer als Zeuge aussagen durfte. Ob und wie mein Vater bestraft werden würde, entschied einzig und allein die Jury. Die Jury würde ein Urteil vorschlagen, an dem sich der Richter orientieren konnte, was diese zumeist auch tat. Sollten diese Menschen jedoch, meinen Vater freisprechen, konnte auch der Richter diese Entscheidung nicht mehr rückgängig machen. Diese zwölf mir gänzlich unbekannten Menschen entschieden heute über etwas, was mein Leben bis heute beeinflusste… Jack hatte die Arme verschränk und fragte: „Wer sind die Geschworenen? Wirklich neutrale Personen?“ Mr. Shepard nickte wage und meinte erklärend: „Ich denke schon, offiziell ist keiner zum Beispiel in der Ex-Gay Bewegung… Wie ihre persönliche Haltung diesbezüglich ist, darüber kann ich natürlich kein Urteil fällen. Ich vermute aber, dass wir heute oder morgen mit einer Entscheidung rechnen können.“ Ich nickte und hoffte wirklich, dass dieser Prozess sich nicht zu lange hinzog. Ich sah auf mein Handy. Alle hatten mir geschrieben, dass sie mir viel Kraft und Glück wünschten, doch ich antwortete keinem. Trotzdem war ich froh, dass sie an mich gedacht hatten. Ich schaltete das Handy auf stumm und sah auf das schwarze Display. Meine Hände waren nass von meinem Schweiß und kurz sagte ich zu meinem Anwalt und Jack, dass ich noch einmal zur Toilette gehen wollte. Ich musste wenigstens noch einmal Distanz zwischen mich und meine Vater bringen, ehe ich gleich gemeinsam mit meinem Anwalt begann alleine meine Schlacht zu schlagen. Ich wollte und musste noch einmal durchatmen! Als ich mir die Hände wusch, blickte ich in den Spiegel und sah meine Nervosität deutlich. Mein Mund war zu einer geraden Linie geworden und die leichten Augenringe waren Beweis meiner kurzen Nacht. Ich klammerte mich etwas an dem Spülbecken fest und atmete schwer durch. Es war schrecklich. Wirklich schrecklich hier zu sein und zu wissen, dass ich gleich alles noch mal völlig fremden Menschen schildern musste. Welche Gründe es gab und vor allem, wer die Wahrheit sprach. Noch einmal sah ich auf die Uhr, offiziell noch 10 Minuten… Die Tür ging auf und ich stand wieder grade, stützte mich nicht mehr an dem Spülbecken ab und versuchte einen höflichen neutralen Gesichtsausdruck auf mein Gesicht zu legen. Durchatmend drehte ich mich um und stockte, als ich John in die Augen blickte. Ich betrachtete meinen Bruder und blinzelte einige Male überrascht und erschrocken zu ihm. Seit Jahren hatten wir uns nicht mehr gesehen. Jetzt in der Nähe sah ich, dass er einige Falten dazubekommen hatte und wirklich wie ein Mann Mitte dreißig aussah. „Noch einen kurzen Fick, oder was treibst du hier“, wollte John eisig und herablassend von mir wissen. Überrascht sah ich ihn an, hätte ich doch tatschlich diese offensichtliche Feindseligkeit nicht erwartet. Obwohl ich eigentlich wusste, wie radikal er geworden war. Leicht verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah ihn fassungslos an. „Was“, fragte ich und klang tatsächlich erstaunlich ruhig. „Ach, vergiss es“, sagte John mit einer abfälligen Handbewegung. „Wie kann man nur so scheiße sein, seinen eigenen Vater anzuzeigen“, pöbelte er und versuchte sich tatsächlich vor mir aufzubauen. Ich wusste, ich musste genau jetzt Rückgrat zeigen. Ich durfte und wollte mich von ihm nicht fertig machen lassen! Es kostete viel Kraft, mehr Kraft, als ich selbst es glaubte. „Unser Vater hat versucht mich tot zu schlagen“, sagte ich und zwang mich meine Stimme ernst und sachlich klingen zu lassen. „Pff… Ich glaube, dass du schon verprügelt nach Hause kamst, so wie Mum es auch gesagt hatte. Darf einen ja auch nicht wundern, wenn man so ekelhaft ist“, raunte er und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Ich schüttelte den Kopf und blickte John ins Gesicht. Ja, wir hatten wirklich nie viel gemeinsam. Als ich auf die Welt kam, war er bereits vierzehn. Er konnte einfach nie wirklich viel mit mir anfangen, doch dass er so verbohrt hinter meinem Vater stand, war für mich einfach unbegreiflich. „Dad hat das getan“, meinte ich energisch und blickte in seine Augen, die kalt und abweisend wirkten. „Hat er nicht, du wirst verlieren! Du warst ja schon immer komisch, aber dass du dich zu ner kleinen Schwuchtel machen lässt, hätte ich nie gedacht“, meinte er und grinste mich tatsächlich herablassend an. Schwuchtel?! Blinde Wut ergriff mich, etwas, was ich selten bis dahin erlebt hatte. Es war wie ein Tunnelblick und ich sah nur noch meinen Bruder. Mit einer Wucht, von der ich nicht dachte, dass ich sie aufbringen konnte, drückte ich John wütend an die Wand. Die Sorgen, die ich gerade noch in mir spürte, waren mit einem Schlag dieser weißen blendenden Wut gewichen! Ich wollte, dass er Schmerzen hatte. Er sollte spüren wie ich mich fühlte! John schien von meiner plötzlichen Aggressivität vollkommen aus der Bahn geworfen zu werden! Erschrocken keuchte er auf. Mir war es vollkommen egal! Die Faust erhoben, bereit zuzuschlagen, wie mein Vater einst bei Mutter und mir! Er schien so überrascht von meiner schnellen Bewegung, dass er kaum reagieren konnte! Tatsächlich wollte ich gerade auf ihn einschlagen, als die sich öffnende Tür der Toilette mich ablenkte. Erschrocken und gleichzeitig erleichtert sah ich in Jacks Gesicht, denn eigentlich wollte ich nicht so die Kontrolle verlieren! Es reichte ein Blick aus und Jack verstand. Mit einem starken Ruck zog er mich von ihm weg und betrachtete uns beide mit Argusaugen. „Alles klar“, fragte er mich und blickte mit immer grimmigerem Gesicht meinen Bruder an. Ich war froh, dass Jack rein kam. Im Gerichtsgebäude jemanden zu schlagen wäre sicher nicht gut angekommen. Vor allem nicht direkt vor der Verhandlung „Lass uns einfach gehen“, sagte ich und verließ vor Jack die Toilette. Ich war überrascht, dass Jack nicht direkt hinter mir stand. Tatsächlich dauerte es gut einige Sekunden, die mir viel länger vorkamen. Was hatte Jack getan? „Du kannst nicht im Gerichtsgebäude eine Schlägerei anfangen“, sagte Jack ernst, als er endlich hinauskam. Ich konnte nur ein „ich weiß“ nuscheln, „was hast du noch da drinnen gemacht?“ Es war mir fast schon unangenehm, wie ich mich benommen hatte. Ich war froh, dass Jack mich vor einer Dummheit bewahrt hatte. Andererseits hätte John es verdient. Ich wollte mich von niemanden beleidigen lassen! Ich war keine Schwuchtel und wenn man diesen Idioten das einprügeln musste, dann war das eben so! Wie sollte ich die Verhandlung so angespannt nur überstehen? „Ihm den Briefumschlag mit den Bildern gegeben“, raunte Jack leise und überrascht sah ich ihn kurz an. Daran hätte ich in meiner Panik heute sicherlich nicht mehr gedacht! Ich sah meine Mutter bei Jason stehen und als sie mich zusammen mit Jack sah, weiteten sich ihre Augen erschrocken. Vermutlich wollte sie mich begrüßen, doch die Angst vor ihm hielt sie auf. Sie schaute zwischen mir und Jack hin und her. Doch sie kam nicht zur mir. Es war wieder ein kleiner Stich in meinem Herzen, doch wurde er von meiner Wut überschattet, welche noch nicht gänzlich abgeklungen war. „Warte kurz“, sagte ich zu Jack und ging etwas zu auf sie zu. Angewidert wandte sich Jason ab und ging zu meinem Vater. Mein Blick folgte ihm kurz und leicht lächelnd sah ich meiner Mutter in die dunkelblauen Augen. „Hi Mum, Danke, dass du gekommen bist“, sagte ich freundlich und ließ es zu, dass sie mich drückte. „Natürlich Jazzy…. Auch wenn es schwer ist“, nuschelte sie und ihr Blick glitt zu meinem Vater, welcher sie keines Blickes würdigte. Ich nickte leicht und konnte erahnen wie es ihr ging. Tatsächlich strich ich ihr beruhigend über die Schulter. „Wieso ist der Mann wieder da, Jasper“, fragte sie und betrachtete ängstlich Jack. Ich schluckte leicht und erklärte: „Wir haben wieder Kontakt… Er kann aber nicht aussagen, zu spontan….“ Sie nickte leicht und fröhlich sah sie zu John, welcher gerade in den Flur trat. Ich funkelte John wütend an, während er wieder kam. Tatsächlich schien er immer noch überrascht von meiner Aggressivität. „Ich geh mal wieder zu ihm“, sagte ich und ließ sie mit John stehen, während ich wieder zu Jack ging. Ich atmete durch, war doch wirklich froh, dass Mutter da war. Ich bemerkte, wie John eisig auf meine Mutter einredete. Was genau er sagte, verstand ich nicht. Auch drehte er mir, wohl sehr bewusst, den Rücken zu. Ich sah zu Jack, seufzte leicht und nickte. Versuchte ich doch kampfbereit auszusehen, auch wenn ich mich nicht so gab. Ich bemerkte, wie mein Vater den Umschlag entgegen nahm. Jack drehte ihm gerade den Rücken zu. Nur kurz sah er auf die Bilder und schockiert sah er Jack an. Er las die Rückseite und ich merkte, wie er schluckte. Wenigstens war ihm Jeremy wohl doch mehr Wert als sein Ruf… Hoffte ich zumindest… Wir betraten nach kurzem Warten den Gerichtssaal. Gerichtsverhandlungen waren in den USA, wenn man keinen Gegenantrag stellte, immer öffentlich. Einige mir gänzlich unbekannte Personen gingen mit uns hinein. Jack strich mir kurz über die Schulter und lächelte mich leicht an, als wollte er mir Mut geben. Ich schaffte es nicht zu lächeln, sondern nickte ernst und sah auf den Rücken meines Anwalts. So modern das Gebäude auch war, so historisch wirkte das Interieur. Der dunkle Mahagonischreibtisch stand auf einem Podest. Links dahinter war eine dunkle, schwere hölzerne Tür. Unter dem Richterpodest war ein weiterer Tisch zu sehen, von dem ich annahm, dass dort die Zeugen aussagen würden. Hinter dem Schreibtisch des Richters war an einer weißen Wand das Wappen Texas angebracht. Ein fünfzackiger Stern. Der Lone Star State, Texas. An der Wand standen, an einer Stange ordentlich hinunterhängend, zwei Flaggen der USA. An der Seite, wo die Tür war, waren die Sitze für die zwölf Geschworenen. Keiner von ihnen saß da. Vermutlich kamen sie zusammen mit dem Richter. Zwei eher schmucklose Tische mit jeweils drei Stühlen standen vor dem Richterpult und an einem von diesen ließ Mr. Shepard seine Tasche niedergleiten. Er deutete an, dass wir uns setzten sollten. Mein Anwalt nahm direkt neben mir Platz. Tatsächlich hätte ich es mit dem Gang zur Schlachtbank verglichen. „Wir beginnen gleich, nachdem der Richter den Geschworenen ihre Pflichten erklärt hat. Danach können unsere Zeugen vernommen werden, dann tritt die gegnerische Partei auf den Plan“, erklärte mir der Anwalt und reichte mir einen Zettel. Ich hatte ihm immer freie Hand gelassen. Ich hatte kein wirkliches Verständnis für Recht und ich brauchte eigentlich den Abstand. Auch jetzt machte ich diesen Prozess einzig in der Hoffnung einen Abschluss zu finden. Mein Puls raste und ich war froh, dass ich mich gezwungen hatte zu Frühstücken. Als der Richter hineintrat erhoben wir uns alle. Er war weiß, hatte graue Haare und einen strengen Zug im Gesicht. Sein Gesicht war schmal und ich wusste sofort, dass dieser Mann sehr konservativ war. Tatsächlich musste ich sogar leicht schlucken, als er in meine Richtung blickte. Die Jury betrat den Raum und alle Blicke hafteten auf ihnen. Es war eine bunte Mischung. Männer, Frauen, Alt und Jung, aber kein Schwarzer war unter ihnen. Sie alle blickten uns ins Gesicht und setzten sich, nachdem der Richter sie dazu aufgefordert hatte. Auch wir setzten uns. Der Richter begann zu sprechen. Erklärte den Geschworenen, wer die Parteien waren, die gegeneinander hier um ihr Recht fochten. Er erklärte ihnen genau, was ihre Aufgabe war und reichte danach das Wort an uns. Da wir den Antrag gestellt hatten, mussten wir mit der Beweisführung beginnen. In Amerika ist sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Verteidigung selbst dafür verantwortlich, alle relevanten Beweise vorzulegen. Auch bei der Befragung von Zeugen wird der so grimmige Richter sich nicht einmischen. Seine Funktion ist und bleibt die eines „Schiedsrichters“. Mr. Shepard erhob sich und drehte sich zur Jury. Er berichtete dass, was ich ihm geschrieben und gesagt hatte. Das mein Vater ein Mensch sei, der sich aufgrund seiner Hautfarbe und seiner Position über andere Menschen stellte, mit einer konservativen Lebenseinstellung. Der Staatsanwalt berichtete davon, dass mein Vater uns zuhause tyrannisiert hatte, mich und meine Mutter geschlagen hatte. Als es um den konkreten Vorfall ging, war ich äußert angespannt! Die Berichte von der Polizei und des Krankenhauses wurden verlesen. Ich war überrascht, wie gut die Berichte des Krankenhauses, sowie die Ermittler vom Tatort die einzelnen Puzzleteile fast nahtlos beschreiben konnten. Ein Gutachter erklärte genau, wie sich die einzelnen Puzzeleteile aneinander setzten. Es wurden Bilder von meinem Zimmer gezeigt und mir gruselte es. Ich hatte es ja nie wieder betreten. An den Wänden sah man meine Blutspitzer. Überall war Chaos. Die Holzlatte, mit der mein Vater mich geschlagen hatte, wurde gezeigt und erneut fröstelte es mich, als ich das weiß lackierte Stück Holz sah, welches irgendein Teil der neuen Treppe werden sollte. Mr. Shepard ließ den Gutachter gerade erklären, dass die DNA meines Vaters an eben jenem Holz gefunden wurde. Doch der gegnerische Anwalt fiel ihm ins Wort. „Einspruch“, forderte er energisch auf und deutete auf mich, „wir haben den Polizeibericht, in dem Mrs. Hale angab, dass ihr Sohn schon verprügelt nach Hause kam. Des Weiteren haben wir die Berichte vom Krankenhaus und den Bericht der Spurensicherung von einem unabhängigen Sachverständigen prüfen lassen. Dass DNA meines Mandanten auf der Holzlatte war liegt daran, dass er an besagtem Abend aufgeräumt hatte.“ Ich stocke, starrte fassungslos hinüber und ich sah meinen Vater, der ebenso angespannt wirkte wie ich. Wusste ich doch, dass auch für ihn viel auf dem Spiel stand. Bei einer Bestrafung wegen Körperverletzung ersten Grades war das Strafmaß auf bis zu neunundneunzig Jahren Haft angesetzt. Mir war klar, dass der Verteidiger meines Vater versuchte es wenigstens auf eine Körperverletzung zweiten Grades hinunter zu handeln, wenn mein Vater schon verurteil werden musste. Ich war unruhig, während ich dem anderen Anwalt lauschte. Der Richter ließ es zu, dass er aussprach und dem Einspruch des Staatsanwalts wurde nicht stattgegeben. Der kleinere, dickliche Mann ließ einen Bericht eines Gutachters vortragen. Auch dieser schilderte richtig, woher die Verletzungen kamen. Jedoch ging er darauf ein, dass nicht genau davon auszugehen sei, dass diese Verletzungen von meinem Vater kamen, oder ob ich mir diese bei einer anderen Schlägerei zugezogen hätte. Er verwies darauf, dass mein Vater nach der Tat nicht im Krankenhaus untersucht wurde, um an seinem Körper Kampfspuren zu sichern. „So ein Blödsinn“, hörte ich ganz leise hinter mir jemanden murmeln. Es war Jack, der in der ersten Reihe hinter mir saß. Er sah wütend aus. Fast so, als wolle er gleich aufspringen und dem gegnerischen Anwalt etwas an den Kopf werfen. Er fragte den Gutachter, ob die DNA meines Vaters nicht auch so auf die Holzlatte gelangt sei. Auszuschließen sei dies nicht, aber der Gutachter verwies darauf, dass auch mein Blut an der Stange zu finden war. „Mr. Hale schilderte mir, dass er seinen Sohn im Streit geschubst hatte und er im Flur über die da liegenden Holzstücke gestolpert sei. Als er auf diese gefallen ist, hat er schon geblutet, da er, wie seine Mutter ja auch angab, so nach Hause gekommen war.“ Der Gutachter hielt diese Aussage für sehr fragwürdig und verwies darauf, was er gemeinsam mit anderen Fachkollegen herausgefunden habe. Ich war nervös, als ich dem Gutachter lauschte und war dennoch beeindruckt von seiner Arbeit. So wie er es geschildert hatte, hätte man meinen können er und seine Kollegen wären irgendwo im Hintergrund gewesen und hätten mitangesehen, was geschehen war. Der Mann wurde aus dem Zeugenstand entlassen und mit einem Gefühl, was ich nicht genau beschreiben konnte, blickte ich ihm nach. Mein Anwalt entgegnete kurz darauf, dass mein Vater nach dem Vorfall einfach verschwunden sei, was man als Schuldbekenntnis werten könne. Etwas, was auch für den Staatsanwalt so erschien. Ich erkannte an meinem Vater, dass er die Zähne kurz feste aufeinander presste. Ich konnte mir denken warum. Vermutlich dachte er gerade daran, was Jack getan hatte, was ihm danach zugestoßen war. Fast schon ängstlich sah er zu ihm… ich hielt mich zurück, ich hatte nicht gedacht, dass mein Anwalt seine Sache so ernst nahm… Ich hatte immer gedacht, sie machen es nur, weil sie müssen. Auch der Staatsanwalt, der die Verhandlung führte, war ganz bei mir. Wie ich Mr. Shepard beobachtete wuchs meine Sympathie zu ihm. Er setzte sich wirklich für mich ein! Verwies immer wieder darauf, dass er deswegen untergetaucht sei, doch wieder erhob der dickliche Anwalt meines Vaters Einspruch: „Mein Mandant ist gerade nicht im Zeugenstand und muss die direkten Fragen noch nicht beantworten!“ Wieder ließ der Richter den Einspruch zu und ich sah, wie Mr. Shepard kurz wütend zu dem anderen Anwalt blickte. Dann musste ich in den Zeugenstand treten. Mit unsicheren Beinen ging ich nach vorne und ließ mich vor dem Richterpult nieder. Legte meine Hand auf die Verfassung und schwor die Wahrheit zu sagen. Meine Beine zitterten und als der Staatsanwalt anfing mich zu fragen, was genau wann passiert war, riss ich mich mit aller mir verbliebenen Kraft zusammen. Ich wollte hier nicht weinen, nicht schreien, nicht schwach wirken! Ich sah kurz zu den Geschworenen und sah, dass alle Blicke auf mich gerichtet waren. Ja, dies war mein Kampf… Schnell sah ich zu Mr. Shepard und beantwortete ehrlich seine Fragen. Was war passiert? Was war vor dem Vorfall geschehen? Wie hat sich die Stimmung Zuhause verändert? Wieso sind sie damals nicht zum Jugendamt gegangen? Wer hat mir geholfen? Auf die Frage, wer mir geholfen habe, sagte ich ehrlich, dass es mein Nachbar gewesen war. Das er mir Unterschlupf gewährt hatte, dass er mir mit allem geholfen hatte. Es waren alles so extrem persönliche Fragen und es war unheimlich schwer sich zusammen zu reißen. Doch wenn ich dachte, dass die Fragen des Staatsanwalts mich beunruhigten und nervös werden ließen, war es nichts im Vergleich zu den Fragen, die der Verteidiger meines Vaters stellte. Er wollte wissen, wie wir früher gelebt hatten. Wie mein Vater da war und ja, damals, früher war er ein guter Vater gewesen. Hatte viel mit mir unternommen und mich gefördert. Ich wollte ehrlich sein, doch war es ein Fehler? Ich war mir unschlüssig. „Mr. Hale, leben Sie nun offen Homosexuell“, fragte mich der Anwalt und an seinen Augen erkannte ich, wie widerlich er es fand. „Einspruch“, sagte Mr. Shepard sofort und sah zum Richter. „Sein jetziger Lebenswandel hat nichts, aber auch gar nichts mit der Verhandlung zu tun.“ Der Richter sah streng zu dem Anwalt meines Vaters und sein Blick blieb an mir hängen. Auch ich sah den alten Mann an und runzelte die Stirn. Diese Frage hatte eindeutig nichts mit der eigentlichen Sachen zu tun. Doch ich verstand. Es ging hier einzig und alleine um die Jury und nun verstand ich, weswegen der Anwalt meines Vaters unbedingt vor eine Jury wollte. Sie entschieden und sie mussten überzeugt werden! Je dramatischer man eine Geschichte erzählte, desto eher waren diese Menschen geneigt einem zu glauben… Er musste sie emotional überzeugen, da sachliche Beweise eher auf meiner Seite lagen. Meine Augen wanderten zu ihnen und ich glaubte zu erkennen, dass einige anscheinend nichts von Homosexuellen hielten… Aber vielleicht war es auch einfach nur Einbildung, da ich gerade ziemlich unter Stress stand. Es war egal, ob diese Frage zugelassen wurde oder nicht, sie war gestellt worden. Einmal gesprochen fallen Worte unwiderruflich dahin. Der Richter drehte sich zu dem Anwalt meines Vater und meinte: „Ich stimme dem Einspruch zu, diese Frage hat nichts mit der schweren Körperverletzung zu tun. Fahren Sie fort.“ Ich erkannte an den Augen des Mannes, dass es ihm gleich war, er hatte es gesagt und das war das, was er wollte. „Der Mann, von dem Sie gerade sprachen…. Ihr Nachbar“, sagte er mit verengten Augen, „in welcher Beziehung standen sie zueinander?“ Erneut legte Mr. Shepard Einspruch ein, doch dieses Mal wurde er abgelehnt. Ich zögerte und stockte, während ich in das dickliche Gesicht des Mannes sah. Ich stand unter Eid... Lügen war strafbar. Wenn es herauskam, wäre der Prozess sowieso verloren. Ich schluckte leicht und betrachtete kurz Mr. Shepard, der gerade mit gerunzelter Stirn die Berichte durchlas und mein Anwalt nickte mir nur leicht zu. Ich atmete schwer durch, sah kurz auf meine Hände und meinte, nachdem ich erneut aufgefordert wurde zu sprechen: „Wir… Wir waren zusammen. Wir haben uns ineinander verliebt.“ Mein Blick fiel auf Jack. Nur für den Bruchteil einer Sekunde. Ich wollte seine Reaktion auf diese Aussage sehen. Fand er, es war ein Fehler dies zuzugeben? Doch wieder einmal konnte ich das nicht an seinem Gesicht ablesen. Er beobachtete den Anwalt mit strengem Blick und verschränkten Armen. Triumphierend betrachtete mich der Mann vor mir und er wandte sich zur Jury: „Haben sie gehört, ein damals siebzehnjähriger Junge, wird von einem wesentlich älteren Mann verführt, ihm wird eingeredet, dass dieser Lebenswandel gut sei…“ Dieses Mal war ich es, der den Mann unterbrach: „Das hab ich nie behauptet!“ Er drehte sich zu mir und schien tatsächlich verwundert, dass ich ihn unterbrach. Meine Stimme klang kräftiger wie ich mich fühlte ich sagte: „Schon bevor mein Nachbar und ich uns näher kamen, hatte ich die…den Gedanken schwul zu sein. Ich hatte Probleme damit. Ich weiß, es ist „nicht normal“. Aber mein Nachbar half mir zu verstehen, dass es nichts Schlimmes ist schwul zu sein. Er half mir, mich so anzunehmen wie ich bin und währenddessen haben wir uns ineinander verliebt. Und so viel älter war er überhaupt nicht“ Ich sah nicht weg, als die Jury mich anblickte, straffte etwas die Schultern und ernster fügte ich hinzu: „Ich habe einfach von ihm „gelernt“, dass es nicht schlimm ist homosexuell zu sein.“ Die Menschen betrachteten sich untereinander. Ich sah, wie ein Mann einer Dame ins Ohr flüsterte und sie nickte leicht. Tatsächlich durfte ich danach den Zeugenstand verlassen und mein Vater musste in den Zeugenstand. Auch er schwor auf die Verfassung und berichtete gleich davon, wie schwer es damals war. Er habe so viele Überstunden absolvieren müssen. Er habe sich, wie er sagte, verloren… Verloren worin, dachte ich spöttisch, uns zu verprügeln und zu bestrafen? Natürlich tischte er den Menschen die Geschichte auf, ich sei verletzt nach Hause gekommen. Er stritt nicht ab, dass er an meinem Laptop war. Er habe sich Sorgen gemacht, wegen Jack. Als er herausbekam, dass ich mich auf ihn eingelassen hatte geriet er, wie er meinte, in Panik. Als ich nach dem Baseballspiel so verunstaltet nach Hause gekommen sei, habe er aus Sorge und Angst „überreagiert“. Wir hätten gerangelt, aber er hätte nie geschlagen. Ich sei auf den Holzlatten ausgerutscht, daher das Blut darauf, doch er habe mich nie mit einer geschlagen, auch hätte er nie gewollt, dass ich die Treppe hinunterstürzte, doch es wäre meine eigene Schuld gewesen. Er log, obwohl er wusste, dass es strafbar war. Falsch blickten seine so vertrauten Augen zu mir, während er mit falscher Freundlichkeit sagte: „Ich habe meinen Sohn immer geliebt…“ Ich schnaubte zornig und schüttelte vehement den Kopf. Aufbrausend fuhr ich fast hoch, hätte mein Anwalt mich nicht hinuntergedrückt! Wie musste es für Jack sein, der sich nicht einmischen durfte… „Beruhigen Sie sich“, fuhr er mich an und sah mich streng an, „so bringt das keinem etwas.“ Zornig sah ich ihn an, strich mir durch mein Gesicht und sah, wie mein Vater mich genau zu beobachten schien. Der dickliche Anwalt betrachtete meinen Vater und fragte: „Wollten Sie nicht noch was zu dem Nachbarn sagen?“ Ich sah, wie Dad erstarrte, wie er zu Jack blickte und er schluckte leicht und schüttelte etwas den Kopf. „Nein… wollte ich nicht…“ Ich wusste, es war gelogen und nur wegen Jack schwieg er. Die Drohung hatte wohl Früchte getragen… Mr. Shepard als Staatsanwalt war daran Fragen zu stellen. Wo er gewesen war, nachdem das Geschehen war wollte er wissen. Vater schwieg, sah kurz ins Leere und ich sah, wie sein Blick erneut zu Jack ging. Ich lugte über meine Schulter und sah, wie Jack minimal mit dem Kopf schüttelte. Der blanke Hass stand ihm ins Gesicht geschrieben, ebenso wie die Wut. Auf der anderen Seite sah ich meine Brüder. Beide mit verschränkten Armen, beide ernst schauend. „Ich war bei meiner damaligen Lebensgefährtin und meinem Jüngsten…“ Wieso er sich da versteckt habe. Ich hörte den Lügen nicht zu und fragte mich, was Jack getan hatte. Wie alt war jetzt eigentlich mein kleiner Bruder? Jenny sprach nie von ihm und tatsächlich hatte ich eigentlich nie an ihn gedacht. Jeremy… sechs oder sieben, vielleicht acht? Ich gab dem Jungen keine Schuld, er konnte nichts dafür was geschehen war. Auch bei den anderen Fragen blieb mein Vater bei seiner Version. Doch er räumte ein, dass es Zuhause öfter zu Gewalt gekommen sei, auch gegen mich. Er wirkte weit weniger kampfbereit als ich annahm, tatsächlich war es der Anwalt meines Vaters, der am meisten sagte. Wie wäre es nur gewesen, wenn Jack nicht hier wäre? Als nächstes wäre Jack dran gewesen. Der Richter erklärte, dass er nur eine schriftliche Aussage habe. Natürlich nahm der dicke Anwalt dies zum Anlass dagegen zu wettern. „Was ist das für ein Zeuge, der es nicht für nötig hält persönlich zu erscheinen?“ Es entbrannte eine kurze Diskussion zwischen dem Verteidiger und dem Staatsanwalt darüber, ob die Aussage zugelassen wird. Mein Vater hielt sich gänzlich zurück. Beide wurden nach vorne zum Richter gerufen und ich konnte leider nicht mehr hören, was gesagt wurde. Ich sah Mr. Shepard diskutieren und auf den Anwalt einreden. Dieser betrachtete ihn fast schon hochnäsig. Als ich sah, wie Mr. Shepard sich wütend zu mir drehte, verkrampfte sich mein Inneres. Es dauerte nicht lange, bis der Richter verkündete, dass die Aussage nicht zugelassen wird. Ein weiterer Schlag gegen mich. Ich hatte nicht das Gefühl, dass es gut lief. Ich hörte Jack hinter mir frustriert stöhnen… Fast schon wünschte ich mir, dass er aufsprang und verkündete doch auszusagen… Doch was wären die Konsequenzen gewesen? Irgendwelche Personen, die so ihre Chance witterten um an Jack heranzukommen. Wenn er jetzt offen sprach wäre es für diese Menschen so einfach! Jack war kein Superheld. Er hatte hier nicht die Macht, wie in anderen Ebenen. Er konnte einfach nicht alles und so, wie er hinter mir stöhnte, wusste er das genau. Wie sehr es ihn wurmte, dass konnte nur er selbst sagen… Meine Mutter wurde aufgerufen. Auch sie wirkte nervös. Zittrig legte sie ihre Hand auf die Verfassung. Sie schwor den Eid und ließ sich nieder. Auch sie wurde belehrt und als der Staatsanwalt sie fragte, ob sie von meinem Vater geschlagen worden sei, brach sie gleich in Tränen aus. Ich war ihr dafür fast schon dankbar, auch wenn ich fast die Augen verdrehte. Ich hasste diese Heulerei von ihr. Es nervte ungemein, doch vielleicht brauchte die Jury diese Tränen. Ich sah, wie viele meine Mutter mitleidig anschauten und einige wütend meinen Vater betrachteten. Auch Mr. Shepard wirkte zufrieden und mein Anwalt flüstert mir zu: „Das ist gut, dass ihre Mutter Gefühle zeigt.“ Doch dann sagte meine Mutter etwas, was mir und meinen Anwalt den Boden unter den Füßen wegriss. „Aber wir sitzen hier nicht wegen mir. Wir sitzen hier wegen meinem Sohn. Und mein Sohn ist, seit er von diesem Mann… diesem komischen Menschen eingenommen wurde, ein anderer…. Er ist nicht mehr mein kleiner Junge… Er ist mir fremd geworden. Ich war unten im Garten… Ich habe nicht gesehen, wie er nach Hause kam, ich habe sie an dem Abend nur oben streiten hören, meinen Ex-Mann und Jasper… Ich habe nicht verstanden, was sie gebrüllt haben… Ich kann auch nicht wirklich sagen, ob er es war… Wenn es so war, mache ich mir so große Vorwürfe, dass ich ihm nicht geholfen haben…“ Wieder brach sie in Tränen aus, aber wieso sagte sie sowas?! Wieso…. Wieso sagte sie nicht das, was passiert war! Ich sah das zufriedene Gesicht des dicken Anwaltes und auch mein Vater wirkte auf einmal entspannter. Ich sah, wie die Schultern meiner Brüder sich entspannte und John unserer Mutter leicht zunickte. „Warum sagst du das, Mum“, sagte ich direkt zu ihr und auch die Hand auf meinem Bein ließ mich nicht ruhiger werden. Ich war wütend und fast wäre ich aufgesprungen. „Wieso sagst du das!“ Ich schrie es ihr entgegen. Mahnend sagte der Richter, ich solle mich beruhigen. Die Augen meiner Mutter suchten die Meinen und kurz sahen wir uns stumm an. „Jazzy“, begann sie mit zittriger Stimme, „ich liebe dich, aber ich kann hier nicht lügen… Ich war im Garten und…. Es war so ein großer Schock das alles… Ich kann mich an einiges einfach nicht mehr erinnern. Ich habe dich mit John auf der Treppe gesehen und wie du gestürzt bist…“ Die Luft entwich meiner Lunge und das Gefühl, dass ich verraten wurde, wuchs in mir. Wie konnte sie das tun? Ich war doch ihr Sohn?! Ich war ihr Fleisch und Blut! Sie hatte mich verraten! Ließ zu, dass der Mann, der mir das Schlimmste in meinem Leben angetan hatte, davon kam. Sie hatte sich wieder perfekt aus der Affäre gezogen. Einfach zu sagen, dass sie es nicht wusste. Erneut öffnete sie den Mund und blickte die Jury an. „Mein Mann hat mich geschlagen und auch Jasper hat die ein oder andere Ohrfeige bekommen, aber ob er ihn so sehr verprügelt hat… weiß ich nicht. Früher standen die Beiden sich jedenfalls sehr nahe!“ Früher?! Früher war, als ich sechs oder sieben war! Bevor der Scheiß mit Jackson losging. Vielleicht auch noch mit zwölf! Doch ich kam nicht dazu etwas zu sagen. Plötzlich hörte ich einen dumpfen Knall hinter mir. „Was zur Hölle erzählst du für einen Scheiß?!“ Scheinbar konnte Jack sich nach dieser Aussage nicht mehr zurück halten. Er hatte wütend mit der Faust gegen ein kleines Geländer vor sich geschlagen. „Was bist du für eine Mutter? Du weißt ganz genau was passiert ist, du verlogenes Stück!“ Der Richter war außer sich. Er ermahnte Jack streng sich zurück zu halten, wollte jedoch wissen, wer er sei. Ich sah ihm seinen inneren Kampf an. Er überlegte sich zu offenbaren. Zuzugeben, dass er der Mann war, dem man so viel Schuld zusprach, obwohl er keine Schuld hatte. Er suchte für wenige Sekunden meinen Blick und ich wusste, dass ich es nun in der Hand hatte. Wenn ich zustimmen würde, würde er alles erklären. Aber würde das noch etwas retten? So schlecht, wie man die ganze Zeit von ihm gesprochen hatte… Was würde es bringen? Gerichtsverhandlungen waren öffentlich. Ich kannte diesen David nicht, wusste nicht wo und auf was er für Einfluss hatte. Aber wenn er mitbekam, dass Jack bei der Gerichtsverhandlung anwesend war, würde er vermutlich vor meiner Tür stehen. Er hatte es damals sogar an mein Krankenbett geschafft… Ich wusste, wie ich mich entscheiden musste und es tat so unglaublich weh. Als sich einen kurzen Moment unsere Blicke trafen, schüttelte ich kaum merklich den Kopf und tatsächlich senkte ich kurz den Blick, ahnte ich doch, was ich damit unterschrieb. Jack atmete ein paar Mal tief durch um sich zu beruhigen. Ich hatte nie gesehen, dass er so sehr nach Fassung rang. „..Ich bin sein Freund“, sagte Jack nun deutlich ruhiger. „ich kenne die Geschichte von damals.“ „Waren sie anwesend?“, fragte der Richter kurz angebunden. Noch einmal sah Jack drohend in die Gesichter meiner Mutter und meines Vaters, bevor er ein „Nein“ zwischen den Zähnen hervor brachte. „Dann halten sie sich zurück oder ich lasse sie aus dem Saal entfernen.“ Natürlich schien die Jury über diesen Wutausbruch erschrocken. Allerdings hatten sie seine Worte gehört. Meine Mutter sah panisch, ja fast schon ängstlich zwischen Jack und mir hin und her und bestärkte sie in ihrem Glauben, dass Jack mich „unter Kontrolle“ hatte, doch sie schwieg. Jack schien ihr immer noch Angst zu machen. Mr. Shepard wollte wissen, weswegen sie dann bei der Polizei die Aussage getätigt habe, dass ich schon verprügelt nach Hause gekommen sei. Ob sie das getan hatte, um den Schein der perfekten Familie aufrecht zu erhalten. Erneut kullerten Tränen aus den Augen meiner Mutter. Sie wisse, dass sie einen Fehler gemacht habe und ja, dies wäre der Grund gewesen. Aber erneut beteuerte sie, dass sie mich nicht gesehen hätte, wie ich nach Hause gekommen sei. Erneut wollte ich fast aufspringen, doch der Mann neben mir hielt mich zurück und erneut wurde ich vom Richter ermahnt. Ich konnte es nicht fassen. Statt mir zu helfen wollte sie neutral bleiben! Das ging nicht! Wieso um Himmels willen? Was hatte ich dieser Frau nur angetan?! Ich zitterte und strich mir mit den Händen durch das Gesicht. Meine Mutter wurde aus dem Zeugenstand entlassen und ging ohne mich anzublicken hinaus. Tatsächlich wurde danach das Beweisverfahren eingestellt. Und die Plädoyers wurden gehalten. Mr. Shepard stand auf und betrachtete die Jury und meinen Vater mit ernstem Gesichtsausdruck. „Wir verhandeln heute in der Sache, die ein trauriges Beispiel unserer konservativen Grundhaltung widerspiegelt. Ein junger Mann, der sich outet und Hilfe sucht und im eigenen Haushalt nur Gewalt und Vernachlässigung erfahren hat. Sie, liebe Jury, haben es nun in der Hand. Die Aussagen von Mr. Hale“, und er deutete auf mich, „sind schlüssig, stimmen mit dem überein, was die Gutachten der Polizei und des Krankenhauses widerspiegeln. Ich möchte darauf hinweisen, dass häusliche Gewalt in jeder unserer Gesellschaftsschichten zu finden ist. Egal ob reich, ob arm. Wir haben hier eine Frau sitzen gehabt, die von der Angst vor ihrem Ehemann gezeichnet ist. Es braucht Jahre um sich davon zu erholen. Diesem jungen Menschen ist schreckliches widerfahren von einer Person, die dieses Unheil von ihm abwenden sollte. Und wenn sie sich gleich zusammen setzten und beraten, denken sie daran! Wir sind stolz darauf, in einem freien Land zu leben! Da darf etwas, was in dieser Sommernacht geschehen ist, nicht ungestraft bleiben! Sie sind das Gesetz, liebe Jury!“ Ich fand es gut, wie er das Plädoyer vorgetragen hatte, allerdings hatte ich keine Referenzen und als der Anwalt meines Vaters sich erhob und begann seines zu halten spürte ich, wie eng es hier ausgehen würde. Kapitel 19: Schlaflose Nacht ---------------------------- Wir verließen den Gerichtssaal. Ich fühlte mich wie betäubt! Ich war sprachlos, von dem was geschehen war. Ich folgte einfach meinem Anwalt und spürte Jack in meinem Rücken. „Wie lange warten wir jetzt“, fragte ich leise den Anwalt und er meinte: „Die Geschworenen haben nun zwei Stunden Zeit, reichen die Stunden nicht aus, werden wir zur Urteilsverkündung an einem anderen Tag eingeladen… vielleicht sind sie auch eher fertig.“ Ich war mir unsicher und hatte ein ungutes Gefühl. Wir verließen das Gebäude und ich stieß erleichtert die restliche Luft aus meinen Lungen aus und atmete die frische Luft ein. Nur wenige Augenblickte später erstarrte ich von neuem. Dort standen sie alle! Jason, John, mein Dad und etwas abseits, meine Mutter. Ich wollte gerade an meiner Mutter und meinen Brüdern vorbei gehen, mein Vater sprach noch kurz mit seinem Anwalt, als meine Mutter mich ansprach. „Jazzy…“, begann sie leise, fast schon übervorsichtig, doch ich ließ sie nicht zu Wort kommen. Die Person, die mir so in den Rücken gefallen war! „Sprich mich nie wieder an“, fuhr ich sie gereizt an und kalt waren meine Augen. Mit Verachtung in den Augen betrachtete ich sie. Etwas, was ich mir vor wenigen Stunden nie in dem Maße hätte vorstellen können. Wenn noch etwas wie Liebe für diese Frau in mir war, war es gerade erloschen. Ja, sie wird immer meine Mutter bleiben, so wie mein Vater immer mein Vater sein wird, doch ich wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben. Ich ging an ihr vorbei. Als sie erneut nach mir griff und mich mit einem „Aber Jazzy“, aufhalten wollte, griff Jack nach ihrer Hand. Schmerzvoll und erschrocken keuchte meine Mutter auf. „Fass ihn nie wieder an“, raunte er leise und tödlich ruhig. Immer noch wirkte er, als ringe er nach Selbstkontrolle. Etwas, was man sicher so selten bei ihm sah. „Und komm nie wieder in unsere Nähe!“ Nie hatte ich Jack so gesehen. Ihn nie so unkontrolliert gesehen. Weiße blendende Wut war in sein Auge geschrieben und meine Mutter wimmerte ängstlich. Trotzdem war ich erstaunt, wie ruhig er dennoch bleiben konnte. Doch die Frage war, wie lange noch. Die Antwort bekam ich schon im nächsten Moment. „Jazzy, du kannst doch nicht wieder den-“, doch weiter kam sie nicht, denn Jack tat etwas, womit ich niemals gerechnet hätte. Mit einer schnellen und fließenden Bewegung langte er nach meiner Mutter und schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. Er zog durch, allerdings hatte er nicht mit voller Wucht zugeschlagen. Ich vermutete, dass sie sonst auf den Boden zu seinen Füßen liegen würde. „Hör auf zu jammern! Was bist du nur für eine Mutter“, spuckte er ihr wütend entgegen. Ich rührte mich nicht. Erst als Jack erneut ausholen wollte, hielt ich ihn auf. John und Jason traten ihr zur Seite und erst das laute brüllen des Sicherheitspersonals ließ mich klarer werden. „Was fällt dir dreckigen Schwuchtel ein meine Mutter zu schlagen“, fuhr Jason Jack wütend an. Wutentbrannt sah Jack ihn an, ließ die Fingerknochen knacken und ich verstand, warum er es tat. Es war die Wut, mir im Gerichtssaal nicht helfen zu können, die er nun herausließ. „Lass uns hinten auf den Parkplatz gehen, Dickerchen. Da sind keine Kameras… dann können wir ja sehen, was für eine große Fresse du noch hast, nachdem dir von einer Schwuchtel sämtliche Knochen gebrochen wurden!“ Er trat auf Jason zu und als John mich ansah, mich spöttisch musterte und herablassend zu mir sagte: „So sieht es also aus. Nein Jason, der hier ist die Schwuchtel. Der versteckt sich ja wie ein Mädchen hinter dem Typen, der ihn fickt. Aber gut, dass der den Kerl hat. Nachher geht der noch an Kinder ran!“ Erneut blendete mich meine Wut. Lichterloh und dieses Mal hielt mich Jack nicht auf! Ich trat zu John und mit der Faust ausholend schlug ich ihm gegen den Kiefer! Die Schmerzen in meiner Hand blendete ich vollkommen aus! Erneut hatte er nicht damit gerechnet und qualvoll stöhnte er auf. Kräftige Hände packten mich und zogen mich eisern weg von meinem Bruder. Als ich mich umsah stellte ich fest, dass es nicht Jack war, der mich zurückhielt. Es war einer der Sicherheitsleute vom Gericht. Was er mir entgegenbrüllte, verstand ich nicht und es war mir auch egal! Ich riss mich wütend los und als erneut noch einmal meine Mutter auf mich zutrat, platze Jack der Kragen und es war das erste Mal, dass er wirklich laut wurde. „Lass ihn in Ruhe“, brüllte er sie an und sie zuckte ängstlich zusammen, „du hattest die Chance ihm eine gute Mutter zu sein und hast dich dagegen entschieden! Jetzt verschwinde, ehe ich mich vergesse!“ Ich zerrte Jack weg von ihr und nur widerwillig ließ er es geschehen. „Jazzy! Du kannst doch nicht bei dem bleiben! Der hat mich geschlagen“, rief meine Mutter empört und hielt sich die gerötete Wange. Noch bevor ich etwas sagen konnte, hörte ich Jack grollend sagen: „Hör auf zu jammern. Du kennst das doch schon! Also stell dich nicht so an, hast du damals auch nicht!“ Eisig und abweisend sah ich sie an. Jack hatte Recht und ich war so wütend. Der Verrat von ihr hatte mich in meinem Inneren so erschüttert, dass es mir nicht leid tat, was geschehen war. Wir gingen etwas und nach einigen Metern ließ ich mich fast schon erschöpft auf eine Bank nieder. Ich vergrub mein Gesicht kurz in meinen Händen, bevor ich mir durch die Haare strich. Jack ließ sich neben mir nieder und legte nach einigen stillschweigenden Augenblicken eine Hand auf meine Schulte. Ich sah ihn nicht an, sondern blickte auf meine schwarzen Schuhe. Wir hatten uns beide vergessen. Man konnte sicher sagen, dass so ein Verhalten von Jack mehr wie untypisch war, doch war es das wirklich? Er war auch nur ein Mensch. Ein Mann mit allen Gefühlen. Wie würde ich mich Verhalten, wenn ihm jemand so in den Rücken fiel? Um sich nur wenige Momente später zu entschuldigen? Ich wäre auch außer mir gewesen. Dies hier war persönlich, auch für Jack und bei persönlichen Problemen kochten die Gefühle schnell über. „Ich hab ein schlechtes Gefühl“, begann ich nach einem Moment und ließ mir die Situation gerade immer wieder durch den Kopf gehen… Jack schwieg, schien wie ich in Gedanken. „Komisch, dass du so die Kontrolle verlierst… das kenne ich gar nicht von dir“, murmelte ich leise und sah hinauf in Jacks Gesicht. Ich sah nur die Seite mit der Augenklappe und es verfälschte den Ausdruck. Genau entschlüsseln, was in ihm vorging, dass konnte ich so nicht. „Da geht es auch nie… um dich“, nuschelte er leise und ich war erstaunt, dass er nach meiner Hand griff. „Es tut mir leid, dass ich nicht mehr tun konnte“, sagte er ehrlich und leise. Er blickte mir nicht ins Gesicht. Es war, als schäme er sich fast. „Du kannst da nichts zu“, murmelte ich und spürte, wie schwer es mir fiel. Ich akzeptierte, dass es so besser war. Für uns war es besser, dass Jack schwieg. Jacks Hände begannen zu zittern und es wirkte so, als verstärkte er den Druck um meine Hand. Hielt sich fast schon an mir fest. „Jack, was genau hast du damals mit meinem Vater getan, dass der heute noch Angst vor dir hat“, fragte ich ihn und blickte fragend zu ihm. Als er nachdachte, schien das Zittern seiner Hände nachzulassen. Ich bemerkte, wie er mit sich am Hadern war, doch als ich ihn erneut energisch aufforderte, begann er leise zu berichten: „Nachdem du im Krankenhaus warst, hab ich ihn in einer Kneipe ausfindig machen können… Es kann sein, dass ich ihm das Handgelenk gebrochen habe… und ihn auch verprügelt habe… Ich hab ihn… festgehalten und darauf gewartet, bis du wach wirst. Ich wollte erst genau erfahren, was geschehen war. Als du nicht Antworten konntest, habe ich erstmal ihn…“befragt“…“ Fragend sah ich ihn an und schluckte. Verteidigend sagte Jack sofort: „Befragung ist keine Folter! Also brauchst du dir keine Sorgen zu machen! Ich habe deinen Vater mit Adam allein gelassen, nachdem du sagtest, du könntest nicht mit mir zusammen sein, wenn ich deinen Vater foltere…“ Stirnrunzelnd sah ich ihn an und fragte: „Und dann, was habt ihr getan? Water Bording…?“ Unwirsch winkte Jack ab und sah mir ernst in die Augen. Er lenkte ab. „Keine Ahnung… Ich sagte deinem Vater, bevor ich ihn mit Adam allein ließ, dass der einzige Grund, warum er noch am Leben sei der ist, dass du mich darum gebeten hast. Und dass, sollte er je wieder Kontakt zu dir suchen, ob negativ oder positiv, ich dort ansetze, wo es ihm weh tut. Was genau Adam getan hat, weiß ich nicht. Ich war es nicht, also brauchst du dir keine Sorgen zu machen…“ Ich grinste schräg. „Ist nicht derjenige, der einen Krieg anzettelt genauso Schuld daran wie diejenigen, die die Befehle ausführen?“ „Nein, oder hast du schon oft davon gehört, dass die Schlipsträger groß zur Verantwortung gezogen werden?“ Unschlüssig schüttelte ich den Kopf, doch ich wollte nicht auf ein anderes Thema zu sprechen kommen. „Was ist denn dann für dich Befragung, wenn nicht Folter“, fragte ich stirnrunzelnd und ernst. Er antwortete nicht. Sah weg und ich konnte sein Gesicht nicht lesen. Schwer seufzend entschied ich mich zu fragen: „Wenn mich jemand so…befragen würde, wie du Dad befragt hast, was würdest du mit der Person machen?“ Verwirrt blinzelnd sah er mich an. Es dauerte, bis er sich zu einer Antwort herabließ: „Vermutlich würde ich mit ihm dann das Selbe machen…“ „Du wirst es nie wirklich sagen, oder“, begann ich traurig grinsend, „was du damals mit ihm gemacht hast?“ Ernst blickend drehte sich Jack zu mir um. „Jasper, möchtest du die Antwort wirklich haben? Willst du das wirklich wissen? Warum?“ Sprachlos sah ich ihn kurz an. Ja, warum wollte ich es eigentlich wissen? War Unwissenheit nicht manchmal ganz gut? Was hatte ich davon, wenn ich es erfahre? Ich würde Jack vermutlich mit anderen Augen sehen. Wollte ich das? Nein, das wollte ich nicht. Würde mir das Wissen meinen Vater wieder geben? Auch das würde es nicht können. Also warum so nachbohren, wenn man wusste, dass man es besser nicht wissen sollte? Unwirsch zuckte ich mit den Schultern und schwieg einige Momente. Jack sagte nicht weiter und ich hörte auf nachzufragen. Wir besorgten uns einen Kaffee und aßen jeder eine Kleinigkeit, obwohl ich eigentlich keinen Hunger hatte. So kam es, dass wir nach einiger Zeit wieder auf derselben Bank saßen. „Ich frage mich, wie sie sich einig werden“, nuschelte ich und sah auf mein Handy. „Ach“, winkte Jack ab und er zog mich zu sich, „wenn dir das Urteil nicht passt, kannst du immer noch in Revision gehen…“ Ja, kurz kam mir der Gedanke, doch ich schüttelte gleich den Kopf. „Nein, ich will endlich einen Abschluss…“, murmelte ich und kniff kurz die Augen zusammen. Ein Abschluss, ja, das war dass, was ich wollte. Damit ich endlich Ruhe hatte. Wenn meine Familie mich nur noch als Verräter sah, war es traurig. Allerdings ließ es sich auch nicht ändern... Wenn meine Mutter meinte, ich würde mich von Jack beeinflussen lassen, naja. Was sollte ich dazu sagen? Sie hatte es bei mir auch versucht und geschafft. Es war ihre Meinung und diese konnte ich auch nicht ändern. Wir schwiegen, hingen Beide unseren Gedanken nach und ich war froh darüber. Freundlich und mitfühlend strich mir Jack über den Rücken. Ob ihn meine Einstellung passte, wusste ich nicht. Währe Jack nicht wieder gekommen, dann hätte ich diesen Tag heute vollkommen alleine bewältigen müssen. Etwas, was ich nun, da ich wusste wie es gelaufen war, vermutlich nicht einfach geschafft hätte. „Was ist“, begann Jack nach einem Moment, „wenn er nicht seine gerechte Strafe erhält. Ich weiß, dass du nicht in Revision gehen willst…. Aber willst du, dass ich…“ Ich schüttelte den Kopf. Drehte ihn zu ihm und sah ihn ernst an. „Nein Jack, keine Folter, keine… komischen Sachen mehr. Ich will den Abschluss und das war es. Kannst du damit leben?“ Er sah weg, blickte fast schon mürrisch drein, doch dann nickte er. „Wenn du es kannst, dann ja“, meinte er leise und dankbar nickte ich ihm leicht zu. Wieder schwiegen wir und das Klingeln meines Handys riss mich aus meinen Gedanken. „Der Anwalt“, meinte ich leise und als ich ranging teilte er mir gleich mit, dass die Jury zu einem Urteil gekommen sei. Wir machten uns gleich auf den Weg und waren noch vor meiner Familie da. Wir schwiegen, keiner sagte etwas zu dem Anderen. Erneut nahm jeder seinen Platz ein und alle sahen gespannt zur Jury. Vater, als auch ich waren angespannt. Wir erhoben uns und ich schluckte, als eine Frau mit strenger Frisur nach vorne trat. Sie hatte eine sehr kräftige, ich hatte fast schon tiefe Stimme gesagt: „Wir, die Jury, sprechen den Angeklagten John Hale Senior, von dem Tatvorwurf der schweren Körperverletzung ersten Grades frei.“ Erleichterung war in den Augen meiner Familie zu sehen, nur bei meiner Mutter nicht. War sie traurig? Sie schien meinen Blick zu suchen, doch ich wich ihm aus! Jetzt brauchte ich die Reue auch nicht mehr! Als ich mich wütend wegdrehen wollte war ich erstaunt, als ich erneut die Stimme der Frau vernahm und sämtliche Augen richteten sich wieder auf sie. „Wir befindet jedoch, dass der Angeklagte schuldig ist eine schwere Körperverletzung zweiten Grades begangen zu haben. Da der Treppensturz nicht beabsichtig schien. Es war für uns, als Jury, nach der Beweisaufnahme nicht ersichtlich, ob Mr. Jasper Hale sich eindeutig alle Verletzungen durch seinen Vater zugezogen hat. In diesem Sinne sprechen wir John Hale schuldig, eine Körperverletzung zweiten Grades begangen zu haben. Wir empfehlen den Angeklagten zu zwei Jahren auf Bewährung zu verurteilt.“ Das erleichterte Grinsen in den Augen meines Vaters verschwand und fassungslos sah er die Jury an. Der Richter nickte und ließ sich von einem Gerichtsdiener den Zettel übergeben, auf dem die Entscheidung der Jury stand. Nachdem er diesen kontrolliert hatte, machte er sich ein paar Notizen und verkündete anschließend das Urteil. „Das Gericht schließt sich der Empfehlung der Jury an. Mr. John Hale Senior wird wegen schwerer Körperverletzung zweiten Grades zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt. Die Strafe wird zur Bewährung ausgesetzt. Die Bewährungszeit beträgt fünf Jahren. Des Weiteren soll der Angeklagte ein Anti-Aggressionstraining absolvieren. Zudem wird er verpflichtet ein Schmerzensgeld in Höhe von 30 000 $ an seinen Sohn Jasper Hale zu zahlen. Des Weiteren, werden ihm die Kosten des Verfahrens auferlegt.“ Mein Vater war vorbestraft, durfte nun nie wieder als Polizist arbeiten und nun auch noch das Schmerzensgeld... Ja, sowas konnte auch weh tun. Doch zufrieden war ich nicht. Gemeinsam mit meinem Anwalt verließ ich den Gerichtssaal. Was genau er alles sagte, verstand ich nicht. Ich war mit meinen Gedanken ganz woanders. Doch verstand ich, dass Mr. Shepard zufrieden war, wie das Blatt sich gewendet hatte. Es hätte anders ausfallen können, doch für mich war es eine Niederlage. Irgendwie war dieses Urteil nichts Halbes und nichts Ganzes. Der dickliche Anwalt meines Vaters ließ ihn stehen und tatsächlich begegneten sich kurz unsere Blicke. Ich fragte mich, wie er das konnte. Wie konnte er mich so ansehen, wenn er genau wusste was geschehen war! Wenn er wusste, dass ich der einzige Grund war, warum er noch lebte! Es war ein seltsamer Blick, mit dem er mich betrachtete. Ja, ich hatte Angst vor ihm, doch ich wollte und musste mich ihr heute stellen! Sonst würde ich nie wieder die Gelegenheit bekommen dafür. Es war mir gerade gleich, dass meine Brüder hinter ihm standen. Jack hielt mich nicht auf, doch ich spürte seinen wachsamen Blick im Nacken. Es wirkte fast, als sei mein Vater erstaunt von meiner Courage, woher ich diese nahm war mir selbst schleierhaft. Jetzt, wo ich ihm gegenüberstand sah ich, dass die Jahre ihn auch verändert hatten. Sein Gesicht schien eingefallen, die Falten zeichneten sein Gesicht und es war etwas mehr Grau in den Haaren als vorher. Vielleicht war ich auch etwas größer wie er. Verwirrt sah er mich an, doch ich ließ ihn nicht zu Wort kommen. Ich straffte die Schultern, ehe ich begann zu sprechen: „Dad, vermutlich werden wir uns hier, das letzte Mal sehen… Willst du mir vielleicht noch irgendetwas sagen?“ Worauf ich hoffte, dass wusste ich selber nicht. Ein Blick glitt an mir herab, sah meine breite Statur, meinen Bart, den trainierte Körper. Ja, aus mir war eigentlich der junge Mann geworden, den er immer haben wollte. Nur ein kleines Detail passte dort nicht hinein und dieses stand grimmig schauend hinter mir. Er sah mir ins Gesicht und ich bemerkte, wie er leicht schluckte. Hatte er erwartet, dass ich mich gänzlich ändern würde? Dass ich mich schminken, oder sonst irgendeinen Scheiß machen würde? Ich wusste, dass ich ihn nach diesem Tag vermutlich nie wieder sehen würde. Er sah über meine Schulter und ich wusste, dass er Jack kurz betrachtete. Dachte er daran, dass ich der Grund war, weswegen er noch am Leben war? Wieder sah er mir in die Augen und schüttelte leicht den Kopf. „Ich hab dir nichts mehr zu sagen“, meinte er distanziert und ging an mir wortlos vorbei. Gemeinsam mit Jason und John verließ er das Gericht. War ich sprachlos? Ja, so konnte man es nennen. Auf was ich gehofft hatte, wusste ich selber nicht. Ohne ein Wort zu meiner Mutter zu sagen drehte ich mich weg. Unergründlich war der Blick, den Jack mir entgegenwarf. Ich wollte nicht sprechen und war froh darüber, dass Jack mich schweigen ließ. Es war das, was ich gerade brauchte. Ich konnte in dieser Nacht wieder nicht schlafen. Das Gefühl ungerecht behandelt worden zu sein raubte mir den letzten nervt. Es hatte auch nichts geholfen, dass Jack sich an mich herangekuschelt hatte. Fahrig stand ich auf und lehnte meinen Kopf an die Scheibe des Fensters. Ich schloss die Augen und spürte die angenehme Kälte der Scheibe auf meiner Stirn. Ich hielt die Augen weiter geschlossen und lauschte den Geräuschen des Zimmers. Doch eigentlich vernahm ich nur das gleichmäßige Atmen von Jack. Sonst war alles still. Mein Atem beschlug die Scheibe und als ich hinunterblickte, war die Stadt im gelben Schein der Laternen gehüllt. Ich musste hier weg! Ich musste raus aus Texas. Ich wollte so viele Meilen wie möglich zwischen mich und diese Stadt bringen. Es war vorbei, doch ich wusste, dass keiner mit diesem Urteil zufrieden sein würde. Vater war sauer, da er nun vorbestraft war und ich war enttäuscht über die Milde des Urteils. Doch war es wirklich das? Ich konnte Jennys Stimme schon in meinen Gedanken hören. „Dass es alles so ungerecht gewesen sei. Dad gehöre in den Knast. Das ich in Revision gehen solle. Gemeinsam würden wir das schaffen, Jazz“… Gemeinsam… Ja, ich war nicht alleine! Das wusste ich sehr genau, doch vergaßen die Leute trotzdem, dass ich den Kampf alleine führte. Ich stand an der Front, dort konnten sie nicht stehen, weder Jenny, noch Emily, Eric und auch nicht Jack. Es ging einfach nicht. Vorne in der ersten Reihe war ich alleine zum Kämpfen. Ich war enttäuscht von dem Urteil und doch wiederrum erleichtert, denn es war ein Abschluss. Eine komische Ambivalenz. Nicht der Abschluss, den sich die Anderen erhofft hatten, doch es war einer. Ich wusste auch nicht, worüber ich mehr enttäuscht war. Darüber, wie die Verhandlung gelaufen war, oder wie sie ausging? Der Hass in den Augen meiner „Familie“, wenn man sie denn noch so nennen wollte, war fast schon erschreckend. Wie engstirnig diese Personen doch waren. Wieso urteilten sie eigentlich über meine Art zu leben? Wieso gab es Menschen, die vor Homosexuellen Angst hatten? Nur, weil ich Männer attraktiv fand, lief ich nicht durch die Gegend und überfiel sie. Das machte doch auch kein heterosexueller Mann einfach so bei Frauen… Oder weil ich auf Männer stand, würde ich Kindern etwas antun! Diese Behauptung meines Bruder war hirnlos! Wieso urteilten andere so? Wieso kamen andere darauf, dass ich mich gleich an jeden Typen schmeiße, nur weil ich auf Männer stehe? Das machten Heteros ja auch nicht. Wenn doch beide in der Beziehung, oder auch Liebschaft, zufrieden waren und niemandem Leid zufügten, konnte es denen doch allen egal sein, mit wem man sein Leben verbrachte, oder nicht?! Ich war unschlüssig über meine Gedanken! Früher, als ich jünger war, hatte ich solche ethischen Fragen zumeist mit Jack besprochen. Ich ließ die Schultern hängen und ich konnte wahrlich für mich sagen, dass ich des Kämpfens für meine Gerechtigkeit einfach nur müde war. Dann war Dad eben mit einem blauen Auge davon gekommen. Dann war er eben nur wegen schwerer Körperverletzung zweiten Grades verurteilt worden, aber ich konnte endlich dieses Kapitel in meinem Leben schließen. Vielleicht war dies auch viel wichtiger, als meinen Vater im Gefängnis zu wissen. Würde sich mein Leben ändern, wenn er im Gefängnis saß? Nein, würde es nicht. Es würde weiterlaufen wie bisher… Ich wollte einfach nicht mehr weglaufen. Ich lief seit ich achtzehn war weg. Seit ich achtzehn war trug ich Masken, versteckte meine Gefühle. Mein Blick huschte zum Bett und ich sah Jack dort liegen. Die breite kräftige Brust, die sich gleichmäßig hob und senkte. Er lief noch länger weg wie ich, konnte noch besser sein Ich verbergen. Ich war in den letzten Tagen von einem Höhenflug in den nächsten gedrängt worden, war da doch die große Sorge gewesen wegen der Verhandlung, dann die unsagbare Freude, dass Jack wieder da war. Dieser Rausch, den ich immer wieder mit einem Drogenrausch gleichsetzte und nun diese harte Landung hier in Texas, die mir deutlich zeigte, dass die Welt hart und grausam sein kann. Diese harte Landung hatte mir, wenn man es denn so nennen wollte, die rosarote Brille von der Nase geschlagen! Ja, Jack war da. Er hatte mir erklärt, warum er damals gegangen war. Ja, es waren nachvollziehbare Gründe. Ja, ich konnte ihn verstehen, jedenfalls konnte es mein Kopf. Kopf und Herz wollten einfach nicht immer im Einklang sein. So sehr ich diesen Mann auch liebte, fühlte ich doch trotzdem, dass wir uns verändert hatten. Tatsächlich würde ich Jack ohne zu Zögern sofort mein Leben anvertrauen! Doch irgendwie hatte er mich so sehr verletzt, dass ich es nicht schaffte ihm anzuvertrauen, wie verletzt ich letztlich war. Immer noch hatte ich Angst, dass er am nächsten Morgen wieder weg war. Was waren Jack und ich letztlich eigentlich? Wir hatten wieder eine sehr körperliche Beziehung. Auch hatte ich das Gefühl, dass ihn die Trennung weit weniger erschüttert hatte als mich. War ihm eigentlich bewusst, wie verletzt ich war? Ehrlich sagte meine innere Stimme, nein. Nie kam ich dazu ihm zu sagen, wie das Koma letztlich für mich gewesen war. Was ich alles gesehen hatte. Er hatte keine Ahnung von meinen Gedanken, in denen ich mich immer selbst ermahnte, mich selbst sogar häufiger in Frage stellte. Er sah das, was ich nach außen hin trug. Einen jungen Studenten, mit frechen Sprüchen, der viel Sport trieb, der wegen der Gerichtsverhandlung und der Trennung ein wenig daran zu knabbern hatte, mehr zeigte ich ihm auch gar nicht! Wollte ich, dass es so wie damals wird, musste ich mit ihm sprechen, ihm endlich reinen Wein einschenken. Mir war klar, dass meine Worte Jack verletzten würden, doch ich wollte und musste endlich dieses Gespräch führen, von dem ich bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht wusste, dass es nötig war. Ich ging unsicher einige Schritte durch das Zimmer, als ich vom Bett her Geräusche hörte. Ich sah, wie Jacks Hand über meine leere Bettseite tastete und fast schon im nächsten Augenblick setzte er sich verschlafen auf. Er schien mich zu suchen. „Ich kann nur nicht schlafen“, sagte ich leise und war mit zwei großen Schritten wieder an meiner Bettseite. Sein Auge suchte mich und es schien, als entspannte er sich, als er mich sah. Ich ließ mich auf dem Bett nieder und sah, wie Jack mich mit gerunzelter Stirn betrachtete. Erneut sah ich, wie seine Hände stark begannen zu zittern, doch schon kurz darauf verschwand es. Skeptisch kratze er sich an der Stirn und fragte vorsichtig: „Warum nicht?“ Zögerlich knipste ich die Nachttischlampe an und der Raum erleuchtete im schwachen Licht. Eben jenes Licht ließ Jacks Gesichtszüge erstaunlich sanft erscheinen. Ich betrachtete das Gesicht, seine schmalen Lippen, den Bart. Zögerlich hob ich die Hand und streichelte sanft über seine Wange. Verwirrt sah Jack mich an und auf seiner Stirn bildeten sich nachdenkliche Falten. „Jack, wir müssen reden“, meinte ich leise und fast schon ängstlich wurde Jacks Blick, konnte ich es ihm doch nicht verübeln. Wachsam wurde er und seine ganze Körperhaltung änderte sich. Angespannt sah er aus, die Müdigkeit war von jetzt auf gleich gewichen. „Worüber?“, fragte Jack mit zögerlicher Stimme. „Über… na ja, über mich und auch über uns“, antwortete ich leise und betrachtete kurz meine Hände. Jack schwieg, ich kannte es zur Genüge, er überließ mir die Führung des Gespräches. Ich räusperte mich kurz und blickte ihm ins Gesicht, ehe ich begann zu sprechen. „Jack… ich…ich bin ziemlich kaputt“, begann ich und ich merkte, dass Jack sich etwas zu entspannen schien, ehe er begann mich aufmerksam zu beobachten. Wieder sprach er nicht, nickte leicht und betrachtete mich mit einem unergründlichen Blick. „Glaubst du, du schaffst es alleine, dass du wieder ganz wirst“, fragte Jack mich ruhig und bedacht. Er nahm meine Hand in seine und drückte sie fest, aber liebevoll. Ich streichelte mit meinem Daumen über seinen Handrücken und betrachtete diesen, als könne er mir die Antwort preisgeben. Ehrlich wäre ‚nein‘ gewesen, doch ich zuckte nur unschlüssig mit den Schultern. „Außerdem“, begann ich zögernd, „na ja… es fällt mir schwer… dir zu vertrauen.“ Ich wusste, dass der verletzte und auch unverständliche Gesichtsausdruck kam und war nicht überrascht. Doch es tat weh ihn so zu sehen. Eigentlich war es nicht meine Absicht gewesen ihn zu verletzten, aber es war schließlich auch die Wahrheit. Und wenn ich eins wusste, dann das die Wahrheit sehr wehtun konnte! „Du weißt nicht“, sagte er sehr zögerlich, „ob du mir noch vertrauen kannst?“ Ich nickte leicht und ich sah, wie Jack mit verletztem Gesichtsausdruck weg sah, meinem Blick auswich und ich erkannte den Stich, den ich ihm gerade verpasste genau. „Bitte Jack“, begann ich zögernd, „lass es mich erklären…“ Ich wartete, bis er mich ansah. Erneut legte ich meine Hand auf seine Wange, streichelte über den kratzigen Bart und ein trauriges Lächeln erschien auf meinen Lippen. Ich atmete durch, denn es war einfach nicht leicht Ängste zu verraten! Leise, aber mir klarer und ehrlicher Stimme versuchte ich ihm zu erklären: „Jack, ich würde dir blindlings mein Leben anvertrauen! Wenn du sagst renn, dann würde ich rennen, aber als du damals gegangen bist… Du hast keine Ahnung, wie kaputt ich damals war. Ich kam einfach nie dazu… darüber mit dir zu sprechen…“ Er nickte nur und lauschte mir aufmerksam. Es gab mir den Mut einfach weiterzureden. „Ich hab immer noch Angst wach zu werden und du bist nicht da“, sagte ich leise, aber sehr ehrlich, während ich die Narbe auf Jacks Handrücken betrachtete. Ich spürte seine Hand unter meinem Kinn und sanft zwang er mich ihn anzusehen. Wenn man bedachte, wie sanft und liebevoll er jetzt war und wie aggressiv vor wenigen Stunden bei meiner Familie, war es erstaunlich, dass es ein und dieselbe Person war. „Jasper, es tut mir wirklich leid. Was kann ich machen, dass du diese Angst nicht mehr hast?“ Die Reue in seiner Stimme verwunderte mich und ließ mich traurig lächeln. Auch meine Stimme war sehr sanft, als ich antwortete: „Na ja- ich glaub dafür muss du nur oft genug… neben mir wach werde. Ich will auch nicht, dass du eine Antwort darauf hast. Ich will nur, dass du weißt wie… na ja, dass du weißt wie ich mich fühle…“ Jack nickte, schien über meine Worte nachzudenken. Aber nein, einfach so einen Schalter umlegen und diese Angst war weg, dass gab es nicht. Es war erstaunlich wie schlimm und gleichzeitig gut es sich anfühlte endlich so ehrlich zu Jack zu sein. Ich hatte das Gefühl, dass Gift aus einer Wunde gezogen wurde. „Damals im Koma“, murmelte ich weiter, „hatte ich immer wieder das Gefühl, dass ich verfolgt werde. Dass ein Monster hinter mir her sei…“ Unergründlich war Jacks Blick, mit dem er mich musterte und mit erstaunlich vorsichtiger Stimme fragte er: „Dein… Vater?“ Ich wog leicht meinen Kopf und sprach weiter: „Nein, nicht… nicht direkt. Ich nenne es immer ein Monster… vielleicht eine Abwandlung meines Vaters… Dieses… dieses Monster hat mich, während ich im Koma lag, die ganze Zeit verfolgt, auf mich gewartet- außer du… du warst da. Immer und immer wieder sagte es die letzten Worte, die mein Vater mir sagte… Ich sei eine Schwuchtel und… und kein richtiger Mann deswegen…“ Mir versagte die Stimme und ich schaffte es nicht sofort weiter zu sprechen. Zu schlimm war es gerade für mich. Fragend und auch vorsichtig sah Jack mich an. „Und du kannst mir weswegen nicht vertrauen“, fragte er und es war seine warme, raue Hand, die über meine Wange streichelte. Meine braunen Augen bohrten sich in sein blaues. „Weil du gegangen bist, als ich dich gebraucht habe. Ich weiß, du konntest nicht wissen, wie kaputt ich war, wie sehr ich unter dem, was passiert war, gelitten habe. Ich… ich habe einfach das Gefühl, dass ich für Beziehungen viel zu kaputt bin. Ich weiß, deine Absichten zu gehen waren gut, ich weiß, dass du mich schützen wolltest. Auch, dass es vermutlich richtig war. Aber Kopf und Herz laufen halt nicht- na ja Hand in Hand zusammen, oder so.“ Ich glaubte, dass Jack langsam verstand. Ja Konformität zwischen den beiden Parteien war leider nicht immer gegeben. „Du wirst wieder Jazz. Ich bleibe bei dir, außer-…“, doch ich unterbrach Jack. Hatte ich ihn so sehr verletzt, dass er wieder gehen wollte?! „Willst du wieder gehen“, fiel ich ihm ins Wort. Er schüttelte leicht den Kopf und betrachtete mich kurz. Ich war mir nicht sicher, aber vielleicht begann er zu verstehen, wenn ich sagte, dass ich kaputt sei. Liebevoll, aber bestimmt zog er mich in seine Arme. „Nein“, hauchte er mir seiner so tiefen und rauchigen Stimme, „das will ich nicht. Ich will dich wieder haben. Ich liebe dich, Jasper. Das habe ich immer.“ Ich lehnte meinem Kopf an seinen Hals und spürte eine Wärme in meinem Inneren und zögernd legte ich die Arme um seinen so kräftigen Torso. „Ich dich doch auch und trotzdem habe ich immer so Angst…so zu wirken wie mein Vater es mir vorgeworfen hat“, nuschelte ich leise und roch seinem herben männlichen Geruch. Ich hatte das Gefühl, das Jack mich nicht verstand und als er mich bat, ihm zu erklären was ich meinte, wusste ich, dass ich Recht hatte. „Ich habe Angst… na ja unmännlich rüber zu kommen…“, es war so schwer so verdammt ehrlich zu sein und es schmerzte. Jack schwieg, ich vermutete, dass ihm mein Jammern auf die Nerven ging und als er mich von sich wegschob blickte ich ihn überrascht und verletzt an. Er drückte mich weg vom Bett und ich stand zögerlich auf. Auch er erhob sich. Zum Spiegel drängend blieb er stehen und drehte mich zu dem mannshohen Spiegel herum. Ich wurde von Jack gedreht und sah mich und ihn im Spiegel. „Wo bist du unmännlich“, fragte Jack und stellte sich neben mich. Beide trugen wir nichts als eine Boxershorts und ich betrachtete uns. Ich wusste, er hatte Recht. Ich sah zwei durchtrainierte Männer und ich zuckte mit den Schultern. „Ich… ich weiß, dass es albern ist“, meinte ich und wollte mich wegdrehen doch eisern hielt mich Jack fest. „Ich sehe einen kräftigen, sportlichen jungen Mann“, sagte Jack, doch ich fiel ihm gleich ins Wort. „Du hast mehr Muskeln und…“ „Du bist größer als ich und du hast mehr Körperbehaarung.“ „Du bist Soldat, das ist schon…“ „Mir wäre neu, dass Architekten mit dem Problem konfrontiert werden unmännlich zu wirken. Jasper, werde jetzt nicht albern. Du bist genauso männlich wie ich. Und ja, es gibt sicher Schwule die in Klischees leben. Wo einer immer „der Kleine“ ist und der andere immer der große starke Macker… Wir sind eben nicht so. Ich will keinen Mann, der sich mir ständig unterordnet. Wenn ich mit einem Kerl zusammen sein will, dann soll es auch ein Kerl sein. Ja, ich bin trainierter und kann kämpfen… na und? Das kommt doch nur von meinem Job.“ Als ich erneut den Mund aufmachte war ich verblüfft, dass Jack mich erneut unterbrach. „Jasper, wirklich… Hab nie Angst davor. Sehe dich nicht selbst so. Keiner deiner Freunde ist Soldat. Keiner deiner Freunde ist so trainiert wie ich und hast du bei denen das Gefühl, sie seien deswegen weniger männlich?“ Ich dachte kurz nach, dachte an Ethan und Eric und schüttelte leicht den Kopf. Nein, das hatte ich tatsächlich nicht. „Dann bist du genau so wenig unmännlich wie sie oder ich.“ Erneut verließ ein Seufzer meine Lippen und ich sagte: „Ich steh darauf, dass kleine Löffelchen zu sein…“ Ein Schmunzeln glitt über dieses strenge Gesicht. Jack lehnte seinen Kopf an meinen und erwiderte: „Und ich stehe total darauf, nach dem Sex mit dir zu kuscheln…“ Er drückte seine Lippen auf die Meinen und sagte leise, nachdem wir uns voneinander trennten: „Jazz, wirklich, du wirkst nicht unmännlich… dein Vater hat damit kein bisschen Recht… Deine Brüder haben damit nicht Recht.“ Ich nickte leicht und tatsächlich nahm ich ihn in den Arm. Leise murmelte ich: „Danke, Jack…" Ich grinste leicht schräg und war erleichtert, wie das Gespräch gelaufen war. Ich konnte mir einen leichten Seitenhieb auf meine eigene Person nicht nehmen, als ich sagte: „Aber dieses Jammern von mir wirkt trotzdem ein wenig- na ja, oder?“ Ich grinste leicht und als Jack mein Grinsen sah, schien er sich zu entspannen. Mit leichtem Schalk in der Stimme nickte er spieleirisch und ich wusste, dass er es nicht ernst meinte. Wir schwiegen kurz und Jack betrachtete mich taxierend, als versuchte er alles, was ich gesagt hatte, wie ich mich dabei gegeben hatte, zu reflektieren. Vermutlich versuchte er mich genau zu analysieren. Ich war mir nicht sicher, ob es ihm gelang. Nach einem kurzen Moment fragte er mich: „Glaubst du, du kannst jetzt schlafen?“ Ich überlegte, ehe ich wirklich antwortete. Ich wusste es nicht, wäre vermutlich das ehrlichste gewesen. Immer noch rasten meine Gedanken und ich wollte so schnell wie möglich weg. Schwer ausatmend erklärte ich: „Ich weiß es nicht. Die Gedanken und alles halten mich wach. Eigentlich will ich hier auch so schnell wie möglich weg und mich ablenken…“ Ich war erstaunt, dass es nun an Jack war zu schweigen. Schwer seufzend fragte er mich, ob ich weg wollen möchte und unschlüssig nickte ich. Ich war verblüfft, als er nach seinem Handy griff und als wer abnahm wusste ich auch, wen er anrief. „Hey Rica“, raunte er tief und grollend in den Hörer, „mach das Flugzeug startklar… Basis.“ Damit legte er auf, stand aus dem Bett auf und begann sich einfach anzuziehen. Perplex sah ich ihm nach bis ich verstand, was es bedeutet! Er nahm mich mit zu sich! Dorthin wo er wohnt, wo er arbeitet! Jack drehte sich zu mir und meinte: „Pack die Sachen. Ich wette ein Freund von mir kann es kaum erwarten dich zu sehen.“ Kapitel 20: Vertrauen muss man sich verdienen --------------------------------------------- Verwirrt folgte ich Jack. Es war mitten in der Nacht, als wir unsere Sachen packten. Wenig ordentlich stopfte ich das Hemd in die Reisetasche. Ich brauchte es eh nicht mehr. Meine Gedanken überschlugen sich. Jack liebte mich noch! Dies hatte er sogar als erstes von uns beiden gesagt! Früher war ich es, der dies als erster preisgab. Ich zog mir gerade meine Hose an, als ich leise fragte: „Wieso zu deiner Basis? Wieso nicht einfach nach Hause?“ Er drehte sich kurz zu mir und sah mich eingängig an. Er ließ sich auf das Bett nieder und band sich seine Schuhe zu, als er meinte: „Einige Freunde wollen besucht werden. Und… ich will, dass du mir wieder vertraust! Also zeige ich dir das, was ich dir zeigen kann.“ Ich war unschlüssig was Jack meinte mit ‚einige Freunde wollen dich sehen‘, hatte ich seine Freunde doch nur einmal getroffen. Doch es war mir egal. Es rührte mich, dass er wollte, dass ich ihm wieder vertrauen konnte. Vermutlich hatte ihn meine ehrlichen Aussagen wirklich überrascht. Und ja, ich hatte ihn auch mit dieser Aussage verletzt… Ich lächelte ihn leicht an und ehrlich sagte ich: „Damit habe ich nicht gerechnet. Also, dass du mir das nun so extrem beweisen willst…“ Sehr ernst nickte Jack, fast schon zu ernst. „Natürlich Jazz“, raunte er ruhig, „ich weiß ja auch, dass ich einiges wieder gut zu machen habe… Ich will einfach, dass du mir die Chance gibst.“ Hatte er davor wirklich so große Sorge, dass ich ihm die Chance nicht geben würde? War er deswegen so offen? Vermutlich… Und wenn ich ehrlich zu mir selbst war bekam Jack diese Chance auch nur, weil er für mich so wundervoll war. Er war damals mein Fels in der Brandung gewesen. Mein bester Freund, anders als es Eric war, mein Lebensretter, vielleicht auch in gewisser Art und Weise ein Lehrer für mich. Ja, er stand auf einem Podest. Er durfte sich Sachen erlauben, die Andere sich nicht erlauben durften. All diese Sachen brauchte ich heute nicht mehr von ihm, ich brauchte keinen ‚Lehrer‘ mehr, aber ich wollte Jack wieder vertrauen. „Jack“, raunte ich leise und ehrlich, „du würdest diese Chance immer bekommen…“ Er lächelte mich leicht an. Er nickte darauf und schwieg. Ich drückte kurz seine Hand. „Ich WILL einfach, dass du mir wieder vertraust und ich werde es mir wieder verdienen“, meinte Jack und zog sich eine Jacke über. Ja, im März konnte es nachts noch ziemlich kalt sein. „So etwas braucht leider Zeit“, nuschelte ich und auch ich zog mir Jacks alte Lederjacke über, welche ich von unten aus der Tasche zog. Jack betrachtete seine alte Jack an mir und lächelte leicht. „Steht dir“, raunte er und klopfte mir auf die Schulter. Überrascht sah der Hotelier uns an, als wir mitten in der Nacht auscheckten. Ich log, als ich meinte: „Familiärer Notfall, machen Sie sich keine Sorgen…“ Als er fragte, ob er uns ein Taxi rufen sollte, stimmte Jack gleich zu. Als wir am Flugplatz ankamen, wartete Rica bereits auf uns. Es war halb fünf morgens und etwas verschlafen trank sie ihren Kaffee aus einem Pappbecher mit einem grünen Logo darauf. „Hey, Notfall?“, fragte Rica, streckte sich und Jack nickte vage. „Ich hab die Kleine volltanken lassen“, sagte sie und tätschelte fast schon liebevoll den Jet. Ich grinste leicht, doch schnell betraten wir den Jet, da es zu regnen begann. Woher Jack seine Energie hernahm, war mir fast ein Rätsel! Schnell waren wir in der Luft, doch ich war zu müde und blieb lieber auf dem bequemen Sessel sitzen. Auch Jack lehnte sich zurück, rauchte eine Zigarre und schwieg einige Momente. „Würde es dich stören“, begann er nach einigen Sekunden, „wenn ich etwas Musik anmache?“ Ich schüttelte den Kopf und war erstaunt, als sich Jack zu den Computern an der Wand herumdrehte. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, sah ich in Jack zu häufig einen Mann, der nur ernst war und sich selten Zeit für sich und seine Bedürfnisse nahm. Das er natürlich auch Musik hörte war natürlich, doch eigentlich hatten wir nie darüber gesprochen, was der jeweils andere an Musik hörte… Ich schloss etwas die Augen, doch als ich plötzlich Bon Jovi hörte, starrte ich ihn verblüfft an. Ich grinste leicht, als ich fragte: „Echt? Bed of Roses?“ Jack grinste leicht und raunte: „Das ist ein Klassiker. Weißt du eigentlich wie viele Frauen ich zu diesem Song flachgelegt habe?“ Ich schürzte die Lippen, doch frech erwiderte ich: „Können ja nicht so viele gewesen sein… Eine?“ Genervt verzog Jack das Gesicht und verdrehte das Auge. Doch als er grummelnd antwortete, musste ich lachen. „Nein“, raunte er und klang genervt, „es waren zwei… Arschloch.“ Immer noch kicherte ich leise und frech erwiderte ich: „Oh mein Gott, ganze zwei? Die Frauenwelt muss sich eindeutig vor dir in Acht nehmen du Casanova!“ Ich lachte und ungerührt blies mir Jack den Rauch seiner Zigarre ins Gesicht, was mich husten ließ. Ja, ich fand es amüsant, was er sagte, doch wieder sprach er nur von Frauen. Natürlich, wenn man bi war oder ist, ist es immer einfach Menschen des anderen Geschlecht kennen zu lernen. Das war bei Jack sicherlich nicht viel anders, als bei anderen Menschen. Ich lachte leise und leise fragte ich: „Glaubst du, du schaffst es echt auf Frauen zu verzichten.“ Ein Schmunzeln glitt über Jacks Gesicht. Vielleicht fand er meine Sorgen niedlich. Er nickte nur leicht mit den Kopf und schwieg. Wir lauschten der Musik und tatsächlich hatten wir so etwas noch nie gemacht. Einfach mal gemeinsam Musik hören. Zusammen fernsehen und gemeinsam Sport machen ja, aber entspannen und der Musik des anderen lauschen? Nein, das hatten wir tatsächlich noch nie gemacht. Ich war erstaunt von Jacks Musikgeschmack, hatte ich ihm diesen doch gar nicht zugetraut. Ihn hätte ich eher als einen Rock oder Metal Fan eingestuft, doch wie sich herausstellte stand er total auf 90er und 80er Jahre Musik. Ich verbrachte die nächste halbe Stunde damit mich über seinen Musikgeschmack lustig zu machen, fand ich ihn doch grauenhaft. Jack nahm es mir wie immer nicht übel… Hatte ich bei ihm auch diese Sonderstellung, wie er bei mir? Vermutlich, doch ich fragte nicht danach. Doch es war erstaunlich, dass er eigentlich nie wirklich sauer oder gar gereizt auf meine freche Art reagierte! Auch das ich ihn aus Spaß Casanova nannte und den ach so großen Frauenflachleger nahm er mit Humor zur Kenntnis. „Wenigstens kann ich mich an alle erinnern“, raunte er mir grinsend zu und ich schmunzelte leicht. „Wenn ich mich anstrenge, dann schaffe ich das auch“, sagte ich schmunzelnd und Jack lachte leise. Die Sonne ging auf und dank der Zeitverschiebung konnte ich während des Fluges mit meinen Freunden daheim sprechen. Ich telefonierte mit meiner Schwester, Emily und dem ganzen anderen Rest. Sogar Eric konnte ich erreichen, obwohl er ein Praktikum machte. Sie reagierten genauso, wie ich es vermutet hatte. Sie waren froh, dass er nicht Straffrei davon kam, doch die Strafe sei viel zu niedrig! Sie waren alle überrascht, dass ich nicht weiter gegen das Urteil vorgehen wollte. Allerdings bestand ich darauf, dass es meine Entscheidung sei. Dad war vorbestraft, hatte Auflagen bekommen, die ihn nicht passten und es würde nichts an meinem Leben ändern, wenn das Urteil anders ausgegangen wäre. Meine Brüder würden mich trotzdem meiden und meine Mutter… Ja, meine Mutter wäre weiterhin einfach so wie sie war. Ich versuchte während des Fluges zu schlafen, doch wirklich gelang es mir nicht. „Wo genau“, begann ich, nachdem wieder einmal geschwiegen wurde, „liegt die Basis eigentlich.“ Ich gähnte erschöpft und betrachtete Jack, wie er an seiner Zigarre rauchte. „Nicht in Amerika“, war Jacks immer noch einsilbiger Kommentar. Ich schüttelte nur den Kopf. Er hätte auch einfach sagen können, nein, das sag ich dir nicht, aber immer noch tat er sich schwer mit direkten und klaren Aussagen. Jedenfalls wenn es um diese Themen ging. Ich verdrehte genervt die Augen, doch Jack tat, als würde er es nicht bemerken. Entspannt saß er auf seinem Stuhl, die Arme auf der Lehne liegend, in der anderen hielt er eine brennende Zigarre in der anderen sein Handy. Rauchen in Flugzeugen war eigentlich untersagt, doch natürlich störte es niemanden in einem Privatjet. Rica flog die Maschine ruhig und ohne große Turbulenzen der morgendlichen Sonne entgegen. „Was hast du eigentlich mit dem Geld vor“, fragte Jack ruhig und streckte seine Glieder. Darüber hatte ich mir noch keine Gedanken machen können und unschlüssig betrachtete ich ihn. „Weiß nicht… ich will es eigentlich gar nicht haben“, meinte ich leise und blickte weg von Jack. „Das ist albern, Jazz! Das Schmerzensgeld ist eh zu niedrig meiner Meinung nach… Erfüll dir damit doch den ein oder anderen Traum… Du hast doch nicht viel Geld“, raunte er mit seiner rauchigen Stimme zu mir. Ja, da hatte Jack natürlich nicht unrecht. Am liebsten, würde ich das Geld Jack geben, schließlich zahlte er meine Collegegebühren, doch ich brauchte es ihm gar nicht erst anbieten. Er würde sofort ablehnen. Ich runzelte die Stirn und meinte nach einigen Augenblicken. „Ich glaub, wenn ich es wirklich bekomme, eröffne ich für Luna ein Sparbuch… Da tu ich was drauf… und vielleicht mach ich endlich mal meinen Motorradführerschein. Dann können wir zusammen fahren“, grinste ich leicht, während ich an Jacks alte schwarze Maschine dachte, mit welcher ich leider nur ein einziges Mal fahren konnte. „Ja“, raunte Jack zustimmend und schien froh, dass ich diese Pläne hatte, „warum nicht, oder ein eigenes Auto…“ Ich nickte leicht, ja auch dies war eine gute Idee, doch ich grinste leicht und beugte mich zu ihm hinüber, während ich keck meinte: „Wenn du häufiger bei mir bist… dann brauchst du bei mir auch ein Auto und wenn du auf der Arbeit bist, brauchst du das hier ja nicht… da könntest du den Schlüssel ja auch bei mir lassen…“ Auch Jack lachte leise und wog den Kopf hin und her. „Ich denk darüber nach“, raunte er grinsend und hielt mir seine Zigarre entgegen. Seine zweite mittlerweile. Ich nahm sie ihm ab und rauchte ein wenig. Irgendwie gewöhnte man sich immer mehr an diesen kratzigen Geschmack und er schmeckte mir immer besser. „Dann besorg ich mir eine coole Maschine. Mit viel PS“, grinste ich breit und Jack verzog leicht das Gesicht. „Kannst du doch eh nicht wirklich ausfahren“, meinte er und nahm mir seine Zigarre ab. „Aber die sehen cool aus“, grinste ich breit. „Autos oder Motorräder“, fragte Jack gedehnt. „Motorräder! Autos müssen groß sein. Ich will einen Geländewagen!“ Während wir über Autos und Motorräder sprachen verflog allmählich die Zeit. Ich schaute aus dem Fenster, wir waren schon mehrere Stunden unterwegs gewesen, als ich am Horizont etwas erkannte. Es ragte dunkel aus dem Wasser empor. Details waren noch nicht ersichtlich. Ich runzelte die Stirn und versuchte zu erkennen, was es war und fragte: „Ist es das, Jack?“ Auch er erhob sich, schaute kurz aus dem Fenster und nickte leicht. „Wieso auf dem Meer“, fragte ich verwirrt und blickte weiterhin gebannt aus dem Fenster. „Auf internationalem Gewässer gibt es keine Gesetzte von Ländern, an die wir uns halten müssen.“ Kurz warf ich einen Blick hinüber zu ihm und nickte leicht. Immer mehr Türme ragten aus dem Wasser. Das Eisen war gräulich gestrichen worden. Einzelne Plattformen waren mit Brücken verbunden. Wie ein Komplex aus vielen Ölplattformen sah es aus. Ich setzte mich, da wir eigentlich gerade landeten und drehte den Stuhl so, dass ich noch hinaussehen konnte. „War das früher eine Ölplattform?“ Kurz grinsend nickte Jack. „Ja, die lassen viele, wenn sie nicht mehr gebraucht werden einfach stehen… Praktisch für uns. Und wenn wir wollen können wir vergrößern.“ Rica wendete das Flugzeug und die Basis verschwand aus meinem Sichtfeld. Ich betrachtete Jack und stellte fest, dass er wieder sein Handy in der Hand hatte und mich fast schon unschuldig anlächelte. Ich wusste, dass er Fotos mochte, nur eben keine gestellten. Ich verdrehte fast schon die Augen und betrachtete ihn. „Mach doch mal Fotos wenn ich schaue. Vielleicht ja auch mal mit dir zusammen darauf“, schlug ich scherzhaft vor und zwinkerte leicht. Ein anzügliches Lächeln schlich auf Jacks Gesicht, als er antwortete: „Vielleicht später… Ich hätte viel lieber welche von dir, wo du nichts anhast…“ Perplex sah ich ihn an, während wir sanft auf der Basis landeten. „Das hättest du wohl gerne, oder“, raunte ich und leckte mir leicht über die Lippen. Erneut zog Jack an der Zigarre und nickte leicht, während seine Lippen sich süffisant verzogen. „Ja, sagte ich doch“, meinte er kurz angebunden. Doch da das Flugzeug gerade zum Stehen kam, wurde Jacks Aufmerksamkeit abgelenkt. Gemächlich stand er auf, griff nach den Taschen und deutete mir an ihm zu folgen. Jack öffnete selbst die Tür und verließ das Flugzeug. Unsicher folgte ich ihm und sah mich um. Mir fiel auf, dass wir noch auf dem Festland waren. Hier sah es aus wie auf einer klassischen Militärkaserne. Es standen einige langgezogene Häuser herum, einige sehr große Hangar, und ein kleiner Turm, in dem wahrscheinlich Fluglotsen saßen. „Gehört das Land hier nicht mehr zu Amerika?“ Er schüttelte den Kopf und betrachtete mich. „Mexico“, raunte er und grinste leicht, „aber alle Entscheidungen werden da hinten getroffen.“ Er deutete auf die Türme, die im Wasser standen und ich verstand. Hier auf dem Land unterstand er dem mexikanischen Gesetzt, dort draußen nicht mehr… „Internationales Gewässer beginnt aber recht früh an der Küste“, stellte ich überrascht fest und Jack nickte leicht. „Ja, dass stimmt. Ist je nachdem wo du bist unterschiedlich. Ich folge Jack zu einem Helikopter, der ganz in der Nähe stand und grade warm lief. Fragend sah ich Jack an und er verstand die nonverbale Frage sofort. „Auf der Plattform ist zu wenig Platz für einen Jet. Wo soll der da landen?“ Ich nickte und stieg mit ihm in den Heli. Ein anderer Pilot, den ich nicht kannte, saß am Steuer. Jeder bekam Kopfhörer in die Hand gedrückt und wir nahmen Platz. Auf das Fliegen mit einem Helikopter freute ich mich ungemein! Es war aufregend, meiner Meinung nach! Ich bemerkte, wie Jack kurz durchzuatmen schien, als sammelte er sich. Ich erinnerte mich, dass er nicht gerne Helikopter flog. Seit dem Absturz nicht mehr. Kurz drückte ich seine Hand und fast schon verwundert sah er kurz auf meine Hand. „Du magst Heli fliegen immer noch nicht besonders, oder“, ich formulierte es als Frage, doch eigentlich war es mehr eine Feststellung. Er schüttelte leicht den Kopf, doch schwieg er und sagte nichts. Wie so oft bei ihm. Als der schwarze kleine Hubschrauber langsam aufstieg hatte ich einen sehr guten Blick auf das umzäunte Areal. Gehörte das wirklich alles ihm? Ich sah unterschiedlich hohe Türme, sah die einzelnen Brückenelemente, doch Jack lenkte mich ab. „Jazz“, raunte er und augenblicklich hatte er meine Aufmerksamkeit, „ich würde dich bitten nicht einfach ohne mich überall hinzulaufen. Man kann sich schnell verlaufen.“ Mir war klar, dass dies nicht der wahre Grund war. Vermutlich ging mich einiges, vielleicht auch vieles, was er auf der Basis hatte, einfach nichts an. „Geht klar“, sagte ich zustimmend. Leise fragte ich: „Habt ihr viele… geheime Sachen dort?“ Er sah weg, vermutlich wollte er einfach sagen, dass es mich nichts anging. Allerdings ging es um Vertrauen und ich war erstaunt, als er ehrlich sagte: „Ja, das ein oder andere ist schon dabei.“ Ich nickte leicht und ja, wenn ich ehrlich war, wollte ich sofort alles wissen! Doch nichts überstürzen… vermutlich blieben wir hier mehrere Tage, vielleicht sah ich dann das ein oder andere. Ich wollte taktisch vorgehen! Der Helikopter setzte zur Landung an und sanft setze er auf einer der Plattformen auf. Als wir ausstiegen salutierten die umstehenden Soldaten und ich verstand genau warum. Jack war hier Chef, aber das wusste ich ja schon. Trotzdem war es seltsam es so zu sehen. Ich schaute mich um und brauchte tatsächlich einen Moment um alles um uns herum zu erfassen. Es war gigantisch! Diese Bohrinseln boten wenig Grundfläche, daher wurde scheinbar viel in die Höhe gebaut. Viele Türme mit kleinen Fenstern darin. Es war ähnlich wie moderne Container Häuser, bloß weit weniger Chic. Ich staunte über einen fast runden Turm, auf dessen Front Jacks Logo prangte. Der Totenschädel mit Schlange. Die oberen zwei Etagen waren rundum verglast. Ein Labyrinth aus Gängen und Treppen erstreckte sich vor mir. Alle aus Metall. Jede Treppe schien zu einem anderen Turm zu führen. Die Türme selbst waren in unterschiedlicher Höhen mit kleinen Brücken verbunden. Ein wildes Durcheinander. Als angehender Architekt kräuselten sich mir die Fußnägel bei dem Anblick. Man hätte es alles viel organisierter bauen können! Als ich mich von dem ersten Eindruck losreißen konnte, ging ich langsam zum Rand der kleinen Insel. An den meisten Stellen befand sich ein hüfthoher Zaun. Wieder einmal konnte ich in Gedanken nur den Kopf schütteln. Ich sah hinunter in das Wasser. Die Wellen waren hoch und schlugen hart gegen die gigantischen Metallpfeiler im Wasser. Es war sehr hoch. Nie hätte ich gedacht, dass solche Ölbohrinseln so weit aus dem Wasser ragten. Nun endlich konnte ich meinen Blick zu den Nachbarinseln schweifen lassen. Auf einer befand sich eine haushohe Antenne. Kein Wunder, dass Jack immer alles wusste. Daneben befand sich ein schmales, hohes weißes Gebäude. Die dritte Insel sah ich von meinem Standpunkt aus kaum. Sie war am unauffälligsten. Vielleicht Quartiere? Doch sicher konnte ich mir nicht sein. Große Brücken verbanden die einzelnen Inseln miteinander. Ich blickte über meine Schulter und sah, dass Jack schon auf mich wartete. Also entschied ich später nach dieser dritten Insel zu sehen. Als ich Jack folgte, nickte er den für mich fremden Menschen zu, welche immer noch vor ihm salutierten. Es war für ihn sicher so normal, doch für mich war es das nicht. „Was für einen Freund soll ich denn besuchen“, wollte ich wissen. Ich erinnerte mich an Adam, den großen sehr blonden Russen mit dem freundlichen Lächeln, den Revolvern an der Seite und mit den auffälligen roten Handschuhen. Doch meine Gedanken an ihn wurden just unterbrochen, als ich schon im nächsten Moment ein lautes Bellen hörte. Und es machte klick bei mir! Nicht Adam, nicht dieser Miller… Didi. Ein breites, sehr zufriedenes Lächeln erschien auf meinem Gesicht und auch Jacks Grinsen wurde breiter, während er meinte: „Der wird gleich kommen…“ Und als ich den großen, fast schon riesigen Körper des Hundes sah, wusste ich, dass Jack keinen Menschen meinte. Ein Strahlen schlich sich auf mein Gesicht. Wieso hatte ich ihn vergessen? Kläffend und schwanzwedelnd rannte er auf Jack zu. Groß, grau und flauschig sah er aus. Jack ging ihm ein paar Schritte entgegen und Didi ließ sich von ihm streicheln. Sein riesiger Kopf ging sogar über Jacks Hüfte. Das Viech war echt groß. Jack sagte dem Hund etwas, dass ich nicht verstand und deutete mit dem Finger in meine Richtung. Der Hund kam gutgelaunt ein paar Schritte auf mich zu und schnüffelte an meinen Händen, die ich ihm entgegenhielt. Ich grinste leicht, denn nichts erinnerte mehr an den kleinen süßen Vierbeiner, der einst tapsig in meinen Garten schlich. Seine Ohren spitzten sich und er sah zu mir hoch. Erneut bellte er mir leise etwas entgegen und ich hätte schwören können es klang, als hätte er „Jazz?“ gefragt. Sein langer zotteliger Schwanz begann immer schneller zu wedeln. Er fiepste und ging ein paar Schritte rückwärts. Ich verstand erst nicht was los war. Breit grinsend ging Jack einen Schritt beiseite und schon im nächsten Augenblick verstand ich weswegen. Nur mit großer Anstrengung schaffte ich es mich auf den Beinen zu halten, als der riesige Hund mir einfach auf den Arm sprang! Das Jaulen des Hundes in meinen Ohren ließ mich lachen und die nasse Zunge leckte mir immer wieder hektisch über mein Gesicht. Nie hätte ich gedacht, dass der Hund so groß wird. Wenn er auf den Hinterläufen stand, konnte er ganz locker seine Pfoten auf meine Schultern legen. Immer und immer wieder sprang er an mir rauf, als hoffte er ich würde ihn auf den Arm nehmen. Ich ging in die Knie, denn dieses strampelnde Gewicht zog mich immer weiter hinunter. Ich lachte und wuschelte das Fell des großen Tieres! Wie sehr ich dieses Tier vermisst hatte merkte ich erst jetzt. Tränen schossen mir in die Augen, während ich immer noch lachend den Hund streichelte. Das Fiepen und Jaulen schien gar nicht mehr nachzulassen. Immer und immer wieder sprang er aufgeregt vor mir hin und her, bevor er mich wieder fröhlich ableckte. Er bellte immer wieder seinem Herrchen etwas entgegen, als wollte er sagen „schau mal, er ist wieder da.“ Jacks Lachen bemerkte ich erst nach einer Weile. Tatsächlich hatte ich Jack nur wenig lachen gehört. Meistens war er dafür immer zu ernst! Die verwirrten Gesichter der umstehenden Soldaten bemerkte ich nicht, zu sehr lenkte mich das riesige Fellbündel ab. „Didi aus“, rief ich immer wieder, doch der Hund schien gar nicht daran zu denken. Und erst nachdem Jack und ich beide lauter „aus“ sagten, ließ er widerstrebend von mir ab. Immer noch haftete das vorhandene Auge des Hundes an mir. Er hockte mehr auf seinen Hinterläufen, als das er wirklich saß und als ich mich erhob stand er dicht neben mir und drückte seine Nase an meine Hüfte. Tatsächlich reichte mir sein Kopf bis über die Hüfte! Ich trat neben Jack und immer noch waren Soldaten in unserer Nähe. Viele trugen schwere Waffen bei sich. Sturmgewehre waren um ihre Schulter geschnallt und als wir drei an ihnen vorbeiliefen, salutierten sie vor uns. Ich konnte kaum gehen, weil sich der Hund immer wieder an mich drückte. Ich kam gar nicht dazu, auf den Weg zu achten! Schon nach wenigen Metern wurden wir abgefangen. Ein großer Mann trat auf uns zu. Vermutlich ähnlich groß wie Jack und ich. Ich erkannte ihn an seiner auffälligen Frisur, es war Miller. Immer noch hatte er kurze blonde Haare, die in einer Elvis-Tolle nach hinten gekämmt waren und er trug immer noch eine fast schon riesige, leicht getönte Fliegerbrille auf der Nase. Seine Haut war heller als unsere. Er wirkte trainiert, hatte aber einen eher schmaleren Körperbau. Anders als die Soldaten trug er ein ordentliches Hemd und eine Krawatte dazu. Ein hellbrauner Mantel reichte ihm bis über die Knie. Er hatte weichere Gesichtszüge, war glatt rasiert, doch sein Blick, mit dem er uns bedachte, schien alles andere als freundlich. Er würdigte mich keines Blickes, sondern starrte Jack zornig an. „Boss, wieso verschwindest du einfach und tauchst dann mit einem wild fremden Kerl auf?!“ Anders als die anderen Soldaten ließ er sich nicht von Jacks bloßer Anwesenheit einschüchtern, er salutierte auch nicht vor ihm. Unbeeindruckt sah Jack ihn an und meinte: „Alles ist gut Kaz, der gehört zu mir…“ Verwirrt betrachtete Miller mich und erneut wusste ich nicht, was ich von ihm halten sollte. Er hatte was mit Jack gehabt! Er war dieser ‚Freund‘ gewesen. Wie albern Eifersucht doch sein konnte und trotzdem konnte man sie nicht abstellen! Wollte er vielleicht noch etwas von Jack? Wie würde er es finden, wenn er herausfand, dass wir zusammen sind? „Wer ist das“, wollte Miller von Jack wissen und nicht von mir selbst. Gerade, als ich etwas sagen wollte, lenkte mich Didi erneut ab. Es schien ihm nicht zu passen, dass meine Aufmerksamkeit den beiden Männern galt und nicht ihm. Er leckte mir erneut über die Hand und kläffte mich an. Während ich kurz zu dem Hund sah und ihm hinterm Ohr kraulte, hörte ich Jack mit seiner tiefen rauchigen Stimme antworten: „Das ist Jazz… Vielleicht erinnerst du dich an ihn“, meinte Jack und trat entspannt einen Schritt zur Seite. „Der Junge aus Texas“, raunte Miller und drehte sich überrascht zu mir um und schien mich das erste Mal, seit ich auf der Basis war, richtig anzusehen. Seine Augen, welche nur schwer durch die getönte Brille zu sehen waren, schienen mich zu mustern und als er die Brille ein Stück hinunterschob, bohrten sich seine Augen in die Meinen. Ich wusste nicht, was Jack ihm alles über mich damals gesagt hatte, doch er hatte ihn zu sich geholt, als ich im Krankenhaus lag. Doch unser Start damals in Arlington war nicht der Beste gewesen, doch Jack hatte sich an ihn gewandt, als er Hilfe brauchte, ob mir das nun passte oder nicht. Sie waren Freunde und so wie es den Anschein hatte auch Partner hier. „Zivilisten sollten hier nicht sein, Snake“, raunte er und sein Blick schweifte wieder zu Jack. Dieser zuckte entspannt mit den Schultern und nickte mir zu, dass ich ihm folgen sollte. Es war als interessierte es ihn nicht, wie Miller dies fand! „Ich erkläre es dir später Miller“, raunte er zu ihm und ich bemerkte, wie er die Lippen schürzte. Ja, vermutlich passte es ihm wirklich nicht, dass ich hier auf der Basis war. Doch direkt angehen konnte er Jack auch nicht, denn er war schließlich nicht der Boss hier. Wo genau er mich hinführte, verriet Jack mir nicht. Wir blieben auf der Plattform auf welcher der hohe Turm war, welcher oben vollkommen verglast war. Fragend sah ich zu dem Turm, nachdem Jack Kaz einfach hatte stehen gelassen. „Die Kommandozentrale, da kommen nur die wichtigen Leute rein und der Hund“, scherzte Jack, nachdem er meinem Blick folgte und tätschelte Didis Rücken. Ich grinste leicht und folgte Jack. Ich hatte seinen Spruch noch im Kopf, von dem ich wusste, dass er oben an der Wand geschrieben stand. Keine Grenzen… Also war ich sicher, dass eigentlich jeder rein durfte… Doch natürlich wusste ich es nicht. Er schmunzelte und ging einige Treppen empor. Alles wirkte wie ein Labyrinth und ich brauchte sicher einige Tage bis ich mich zurecht fand. Wir schwiegen kurz und er meinte, nachdem wir einige Treppen hinaufgegangen waren. „Ich muss gleich noch was mit Miller besprechen… Ich bring dich in mein Quartier und komme dann später zu dir… In Ordnung? Du wirst seine Gesellschaft heute eh nicht mehr los“ Er deutete kurz auf den Hund, der sehr bemüht darin war möglichst wenig Platz zwischen ihm und mir zu lassen. Ich nickte unsicher und fragte; „Kriegst du jetzt Ärger? Ich dachte du bist Chef…“ Oder war er etwa nicht alleine Chef? Abwinkend erklärte Jack, während wir weiter über die Basis gingen: „Nehm das nicht so ernst, er lässt gerne mal den Chef raushängen. Er kümmert sich um den organisatorischen Kram, dass liegt mir nicht…“ Verstehend nickte ich und ich glaubte ihn. Jack war sicher vieles, aber kein Büromensch. Ich sah wie ein Helikopter aufstieg und folgte mit den Augen wohin er flog. Doch er brachte nur andere Soldaten hinüber zum Festland. Ja, Jack konnte wirklich stolz sein, auf das was er hier aufgebraut hatte. Es wirkte professioneller, wie ich vermutet hatte. „Wohnen alle hier“, fragte ich und sah mich um. Immer mal wieder gingen wir an vereinzelten Türen vorbei. „Nein, nicht alle, aber alle die was zu sagen haben, haben hier ihr Zimmer, damit sie schnell bei der Zentrale sind“, raunte Jack und fügte erklärend hinzu: „Auf der Plattform mit der Antenne gibt es einen größeren Trakt und auf dem Festland sind noch einige Räume.“ Ich nickte leicht und fragte, was dir dritte Plattform sei. Die, von der ich eigentlich annahm, dass dort die Schlafräume seien. „Das ist zum Beispiel unser Lager“, antwortete er nur und ging um eine Kurve und ich verlor die Plattform aus den Augen. Ich wusste, dass dort die Geheimnisse waren, die ich nicht sehen durfte. Was Jack alles hatte… Na ja, jedenfalls hatte er angereichertes Uran… Wenn er es denn noch wirklich hatte. Doch viel Zeit zum Nachdenken blieb mir nicht. Wir blieben vor einer schlichten eisernen Tür stehen und Jack schloss sie auf und drückte mir den Schlüssel in die Hand. „Kannst dich schon mal umschauen“, meinte er ruhig und nickte mir kurz zu. Noch einmal lächelte er mich leicht an und streichelte den Hund über den Kopf, eher er verschwand. Er ließ mich und Didi zurück und ich sah ihm noch kurz nach, ehe ich vom Hund abgelenkt wurde, welcher seine nasse Nase wieder an meine Hand drückte. Ja, es war wirklich ein großer Vertrauensbeweis, dass er mich hier ließ. An diesen Ort, den viele gar nicht kannten. Kapitel 21: In Memoria ---------------------- Jack hatte mich alleine in seiner Unterkunft gelassen. Didi wollte nicht mehr von meiner Seite weichen. Immer wieder stupste seine nasse Nase an meine Hand. Immer wieder forderte er mich auf ihn zu kraulen und zu streicheln. Es war wundervoll und so schön, dass er mich nicht vergessen hatte! Er lenkte mich so lange ab. Ich kam kaum dazu mich in seiner Wohnung umzusehen. Doch nach einigen Minuten wanderten meine Augen durch den Raum. Der Raum der für Jack ein Zuhause war. Es schien, als bestehe er aus zwei Zimmern. Alles roch nach ihm, seinen Zigarren und ein wenig nach Hund. Ich stand in einem kleinen Wohn- und Arbeitszimmer. Eine braune Ledercouch und sein roter Sessel, den ich noch von früher kannte, standen vor einem einfachen Sideboard, auf dem ein Fernseher und eine Stereoanlage standen. Auch diese Sachen erkannte ich wieder. Immer noch waren es die Ikeaschränke welche wir gemeinsam aufgebaut hatten. Ein Schreibtisch stand vor einem Fenster, von dem man auf das Meer blicken konnte. Eigentlich ein sehr schöner Ausblick. Regale und Kommoden standen an den Wänden und ich war mir ziemlich sicher, dass sie weder Vasen, Gardinen oder Tischdecken enthielten. Weder Pflanzen noch Gardinen hingen, beziehungsweise standen herum. Nur eine einzelne Kerze stand auf einer Kommode und sah aus, wie der verzweifelte Versuch es wohnlich aussehen zu lassen. Die Wände waren recht farblos gehalten, doch tatsächlich hätte es mich bei Jack auch sehr verwundert, wenn er eine kunterbunte Unterkunft gehabt hätte. Der Boden schien aus Linoleum zu sein. Nichts Besonderes eben. Ich ging zu seinem Schreibtisch und stellte fest, dass dort doch ein Blumentopf stand. Die Blumen dort erkannte ich sofort. Es waren die, die er einst in seinem Garten gepflanzt hatte. Die Blumen, auf denen Susanne gestorben war. Sie wirkten, als seien sie auf dem Tisch das einzig liebevolle, auch wenn sie nun fast verwelkt waren. Es versetzte mir einen leichten Stich, als ich sie sah. Sein Herz schien immer noch an ihr zu hängen. Nichts von mir war an diesem Ort zu finden. Viele Papiere lagen herum. Einige in Schriften, die ich nicht lesen konnte. Bilder von Landschaften und Karten fanden sich auf dem Tisch. Neben dem Schreibtisch standen offene Regale und ich sah einige Aktenordner. Nur wenig überraschte es mich, dass ich dort einen dicken Aktenordner mit meinem Namen drauf sah. Daneben standen welche von Clay und Jenny. Auch ein dicker Ordner auf dem ‚John Hale‘ stand entdeckte ich in der Reihe. Unschlüssig sah ich ihn an. Wollte ich wissen, was Jack noch über ihn herausgefunden hatte? Nein, nicht jetzt, schoss es mir durch den Kopf. Ich hatte genug von ihm und wollte nicht noch mehr Sachen sehen, die mich aufwühlten. Ich war mir auch nicht sicher, ob das, was dort alles drin stand mich etwas anging. Es war vorbei und die Panik der letzten Zeit klang immer mehr von mir ab. Tatsächlich wunderte es mich, dass kein Ordner von Emily hier herumstand, doch er konnte einfach nicht über jeden Menschen einen Ordner haben! Er hatte schließlich noch wichtigeres zu schaffen, als über mich jeden Tag zu wachen. Doch oben auf dem Regal erweckte etwas anderes meine Aufmerksamkeit. Es war ein Stofftier. Etwas, was gar nicht hier hineinpasste. Ein alt aussehender, etwas schmuddeliger Affe thronte von oben über dem Raum. War das etwa Jacks Stofftier? Wieso stand sowas hier herum? Seit wann hatte er denn Spielsachen? War das eventuell etwas von Susanne? Ich betrachtete es kurz kopfschüttelnd und wusste nicht genau, was ich davon halten sollte. Das wäre mir in seinem alten Haus mit Sicherheit aufgefallen. Ich griff nach dem Stofftier und betrachtete es mit gerunzelter Stirn. Er hatte einige Flecken und die Klamotten des Stofftieres wirkten sehr geflickt. Ich setzte ihn wieder auf seinen Platz und ließ ihn weiterhin durch das Zimmer thronen. Mit Didi an der Seite betrat ich das Schlafzimmer. Ein einfaches Doppelbett und ein Kleiderschrank standen hier drinnen. Ein weiteres Regal stand gegenüber des Bettes und ein Fenster ließ das Licht der Sonne hinein. Ich sah eine weitere Tür, vermutlich sein Badezimmer. An der Wand, neben dem Kleiderschrank, lehnten mehrere Gewehre. Ich ging zu den Waffen und nahm eines in die Hand. Es war ein Sturmgewehr, eine AK-47, von vielen einfach nur Kalaschnikow genannt. Ja, als Texaner kannte man sich mit Waffen aus. Viele Eltern meiner Freunde hatte so eine Waffe Zuhause. Natürlich nur um ihre Familie zu verteidigen… Totaler Schwachsinn. Ich hatte noch nie mit einem Sturmgewehr geschossen. Ich betrachtete die Waffen genauer. Einige Kratzer und Abnutzungsspuren waren ersichtlich. Vermutlich waren es die Waffen, welche Jack immer mitgenommen hatte, wenn er unterwegs war. Auf der Fensterbank sah ich Munition herumliegen. Es wirkte, als habe er sie nur schnell hier abgelegt, bevor er aufgebrochen war. Vielleicht zu mir? Ich lehnte die Waffe zu der zweiten anderen, eine FAl. Soweit ich wusste benutzte man dieses Model eher in Österreich oder Kanada, doch da war ich mir nicht sicher. Mit einem leichten Schmunzeln bemerkte ich ein riesiges Hundekörbchen an der andren Ecke des Raumes stehen. Ich blickte zu Didi, welcher gleich hechelnd zu mir sah und erneut begann mit dem langen buschigen Schwanz zu wedeln. „Dein Platz“, fragte ich den Vierbeiner und ging zu seinem Körbchen. Es schien fast so, als wäre er stolz, denn gleich setze er sich brav dort hin und schien weiterhin nur Aufmerksamkeit für sich haben zu wollen. Ich hockte mich vor ihn und streichelte den so vermissten Hund. Diese unschuldige und so große Freude zu spüren, die von diesem Tier ausging, beruhigte mich. Keine Verachtung, so wie ich sie gestern erst gespürt hatte, war gerade in dem Gesicht des Tieres zu entschlüsseln. Es erinnerte an Luna, diese ehrliche und aufrichtige Freude war so wohl tuend… Ich streichelte den großen Kopf des Tieres, welches mich sofort wieder ableckte. „Oh Didi“, grinste ich und mein Bick fiel auf einen dunkelblauen Fetzen, der im Korb des Hundes lag. Verwirrt griff ich danach und Didi beobachtete mich genau. Ich erkannte das Logo auf dem Shirt. Ich hatte es oft getragen in der Zeit, wo ich bei Jack war. Verblüfft, ja fast schon regelrecht schockiert sah ich den Hund an. „Ist das deins“, fragte ich und blinzelte mehrere Male. Natürlich konnte der Hund nicht antworten, doch fast schon vorsichtig nahm er das Shirt in sein Maul und legte es wieder zurück in seinen Korb. Diese von dem Tier so menschliche und so liebevolle Geste ließ mir die Tränen in die Augen schießen. Ich ließ ihm mein altes T-Shirt. Streichelte ihn noch einmal lieb über den Kopf, tatsächlich drückte ich ihm meine Lippen auf den großen Kopf und stand auf. Gerade war ich wirklich sprachlos! Ich hatte nicht häufig an den Hund gedacht, doch nun tat es mir fast schon Leid. Erneut beugte sich der große graue Hund hinunter und als er mich wieder anblickte, sah ich in seiner Schnauze einen zerfledderten Baseball. Erneut lachte ich leise auf und streichelte ihn noch einmal. Doch Ball spielen wollte ich noch nicht. Erst einmal wollte ich mich umschauen an diesem Ort, der für Jack ein Zuhause war. Mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen ging ich zu Jacks Kleiderschrank. Ich hätte wetten können, dass ich nur grün, braun und Tarnmuster finden würde. Ich wurde nicht enttäuscht als ich ihn öffnete. Ich betrachtete die neutralen und gleichen Kleidungsstücke schmunzelnd, bis mir etwas Rotes in die Augen schoss. Jack trug knallrot? Verwirrt zog ich das T-Shirt hervor und starrte es regelrecht an. Es war ein altes Trikot. Ein altes Trikot von mir! Hinten stand mein Name, Hale, drauf. Macht der jetzt einen auf Brokeback Mountain? Verwirrt sah ich es an. Überall schienen sich Kleinigkeiten von mir zu finden. Man schien nur suchen zu müssen! Mein Blick wurde genauer und auf den Kommoden sah ich Bilder stehen. Unsicher ging ich zu ihnen und sah häufig mein eigenes Gesicht. Ich beim Schlafe, ich beim Baseball, ich beim Fernsehschauen, Jacks Lieblingsbild, mich mit Begeisterung in den Augen vor dem Jet stehend. Ich war überrascht und unsicher, denn nie hätte ich gedacht, dass ihm die Trennung scheinbar genauso zugesetzt hatte wie mir! Der Stich, den ich zuvor gespürt hatte, als ich die Blumen für Susanne sah, war komplett vergessen. Denn hier in dem Raum war nichts, was mich an sie erinnerte, hier in diesem Raum war nur ich, wenn man es denn so nennen wollte! Und wenn jemand Jack in seinem privatem Quartier besuchte kam er sicherlich nicht in sein Schlafzimmer! Ich sah eine mir bekannte alte Holzkiste. Es war die Kiste, in welcher er damals Bilder verstaut hatte. Es war eine Kiste, an die ich mich nie gewagt hatte zu gehen. Auch nun war ich unschlüssig. Die Neugierde erwachte wieder und ich wusste, es war eigentlich unethisch. Es waren private Erinnerungen. Erinnerungen an Menschen, an Geschehnisse, die ich nicht kannte. Vielleicht auch an Menschen, die ich nie kennen lernen werde. Ich wusste, es war falsch, doch ich wollte einfach in seinen Erinnerungen abtauchen. Wollte wissen, was passiert war. Wissen, was noch alles für Geschichten und Gesichter in seiner Vergangenheit existierten! Ich wollte, wenn ich ehrlich war, einfach keine Geheinisse, keine verborgenen Geschichten mehr. Innerlich musste ich fast schon lachen, als ich daran dachte, was ich damals gedacht hatte, als wir zusammen kamen. Dass mir seine Geheimnisse egal seien, dass ich damit ohne wirklich Probleme würde Leben können. Natürlich, jeder Mensch hatte welche, und natürlich durfte Jack auch seine haben, aber dennoch. Ich wollte mehr erfahren! Langsam ging ich zu Jacks Bett und setze mich dorthin. Sofort kam Didi zu mir und sprang einfach auf das Bett. Natürlich… Das Alibikörbchen anschauend meinte ich: „Du pennst immer noch im Bett, oder?“ Als ich ihn ansprach wedelte er wieder schneller mit seinem Schwanz und ich nahm dies einfach als unausgesprochenes Ja, hin. Er legte seinen großen Kopf auf meinen Schoß und ich streichelte ihn kurz, bevor ich mich auf die Schachtel konzentrierte. Ich öffnete die Schachtel, erneut lagen oben nur Bilder von mir. Ich stutzte etwas und schmunzelte ein wenig. Einige wirkten ziemlich abgegriffen, als habe man sie häufiger herausgenommen und betrachtet. Eines der Bilder zeigte mich mit meiner Tasche nach dem Krankenhausaufenthalt. Ich sah in mein schmales Gesicht. Die Wangen ein wenig eingefallen, doch ich lächelte und ich sah Didi. Bis über die Knie reichte mir der Welpe damals. Ich fand, dass ich schrecklich aussah, so schlank, ohne Muskeln und erschöpft von den Qualen die damals so frisch waren. Ja, es war gut, dass nun alles vorbei war. Ich spürte, wie die Erleichterung mich erneut einholte. Nun, da Texas weit weg und mein Vater nicht mehr in meiner Nähe war. Ich wollte weiter vergessen und weiter abtauchen! Die Bilder von mir legte ich beiseite und fand eines, was mich schmunzeln ließ. Jack gemeinsam mit Didi in einer felsigen Umgebung. Jack trug ein braunes Tarnmuster und hielt in der Hand das schwarze Maschinengewehr, welches ich gerade noch selbst in den Händen gehalten hatte. Er hatte ein Stirnband um den Kopf gebunden, vermutlich, weil ihn die Haare störten und er sah ernst, aber nicht böse oder wütend zur Kamera. Auch Didi schien zu der Person geblickt zu haben, welche das Foto geschossen hatte. Ob das dieser Miller war? Ich beugte mich zu Didi und streichelte ihn, während ich mit sanfter und liebevoller Stimme fragte, ob er denn auf Jack gut aufgepasst habe. Dass der Hund ihn in diese Gebiete begleitete zeigte nur, wie sehr die beiden einander vertrauten und was für ein gutes Team sie waren. Konnte der Hund ihm wirklich helfen, während er in einem Einsatz war? Es kamen viele Bilder von Landschaften. Von Wüsten, vom Dschungel, von Steppen. Viele Aufnahmen von Tieren. Eseln, Ziegen, Schafen. Einige Bilder von Soldaten, die ich nicht kannte. Ein Bild zeigte Jack und Miller gemeinsam vor einem Helikopter stehend. Auf dem Heli sah man den Totenkopf, aus dessen Mund eine Schlange hervorkam. Ein hellblonder Mann mit längeren Haaren stand neben ihnen. Ich war mir unschlüssig, ob dieser blonde Mann vielleicht Adam sein konnte. Ich hatte Adam nur einmal gesehen und nie wirklich lange… Viele Bilder von Didi waren zu sehen. Didi, der in einem Busch stecken geblieben schien. Didi schlafend auf dem Rücken liegend und Didi kuschelnd mit Jack. Ich schmunzelte ein wenig. „Ach Didi, du bist schon süß, ne?“ Wieder streichelte ich das große Tier, welches sich auf den Rücken drehte und mir freudig seinen weichen flaumigen Bauch präsentierte. Ich streichelte ihn und langsam schien er vollkommen zufrieden. Auch diese Bilder legte ich nach einem Moment beiseite und darunter sah ich ein Bild einer blonden Frau. Wer auch immer sie fotografiert hatte, hatte es von weiter unten getan und sie schien es nicht gemerkt zu haben. Ich sah sie nur im Profil. Ihre etwa schulterlangen blonden Haare schienen nur mit Hilfe eines Zopfes gebändigt worden zu sein. Auch sie hatte blaue Augen. Sie wirkte streng auf dem Bild, ihre Brauen schienen nachdenklich zusammengezogen, doch gleichzeitig umspielte ein fast schon leichtes Lächeln ihre vollen, grazilen Lippen. Für eine Frau hatte sie ein etwas markanteres Gesicht. Sie sah aber immer noch sehr weiblich aus. Sie wirkte fast schon erhaben auf diesem Bild. Eine sehr ausdrucksstarke Frau. Wenn ich ihr Alter hätte schätzen müssen, hätte ich sie auf Anfang vierzig, oder Ende dreißig geschätzt. Sie trug Tarnsachen, soweit man erahnen konnte. Ich kannte sie nicht und hatte diese Frau auch noch nie gesehen, doch irgendwas sagte mir, dass es Susanne war. Das Alter würde stimmen… Ich fand weitere Fotos mit dieser Frau. Alte Fotos, manche so abgegriffen, wie einige von mir. Ich sah einen jungen Jack, ohne Falten, ohne Narben, ohne Bart, mit zwei Augen, der mit einem großen Kampfmesser in der Hand vor dieser Frau stand. Sie war ebenfalls in Lauerstellung und hatte ebenfalls ein Messer in der Hand. Susanne war im Vergleich zu Jack recht groß. Sie war schlank und trug einen engen Bodysuit. In Schulterhöhe war eine Art Messerscheide an ihrem Anzug. War das ihr Training? Ich erinnerte mich, als ich das erste Mal alle Narben von Jack bewusst sah. Eine Narbe stammte von seiner Ausbildung… und von einem Messer. Ich lächelte traurig, als ich Jack auf dem Bild sah. Einem Menschen, dem man so viel im Leben genommen hatte und es wurde ihm vermutlich erst mit mir wirklich bewusst. Jetzt, wo ich hier war verstand ich was er mit Freiheiten meinte, welche er nie hatte … Er durfte keine richtige Kindheit erleben, keine richtige Jugend… Von klein auf, hatte man es ihm abtrainiert. Wieso hatten seine Eltern das zugelassen? Es war grauenvoll zu wissen, was ihm zugestoßen war! Nie würde ich Luna so etwas wünschen! Ich würde alles versuchen dies zu verhindern. Hatte seine Mutter dies vielleicht sogar versucht? Ich war mir unschlüssig, doch vermutlich gab es einfach Geheimnisse, welche man nie herausfinden würde. Ich bemerkte, wie die Tür aufging. Didi kläffte laut und sprang vom Bett, was das ganze Bett erzittern ließ! Ich lauschte fast schon zufrieden Jacks ruhige und rauchige Stimme, wie er seinen Freund begrüßte. Ja, er hatte seinen Hund sehnlichst vermisst, dass spürte man. Er ging Richtung Schlafzimmer und immer noch betrachtete ich die alten Aufnahmen. Jack blieb an der Tür stehen und betrachtete mich in meinem Tuen. Ich wollte nicht verbergen was ich tat. Es war nicht richtig, nein, aber wenn er sauer werden würde, würde ich das schon aushalten. Hinaufblickend zu ihm lächelte ich ihn sanft, fast schon liebevoll an und sagte: „Tut mir leid, ich konnte einfach nicht widerstehen… Komm, setz dich…“ Zögerlich, mit ungerührtem Blick kam er auf mich zu und betrachtete die Bilder, die ich auf sein Bett gelegt hatte. Er schien jedes einzelne genau zu sondieren, als wollte er genau wissen, welche ich angesehen hatte. Ob es großen Streit zwischen Miller und ihm gegeben hatte, dass wusste ich nicht. Wenn dem so war, trug er ihn nicht mit hier hin. Er konnte immer schon gut differenzieren, eine sehr gute und angenehme Eigenschaft. „Alles okay“, fragte ich und runzelte leicht die Stirn. Jack nickte leicht und sein Blick glitt zu den Bildern von Boss und ihm. Fast schon automatisch griff er danach. Er verzog keine Miene. Wie so häufig versuchte er niemanden in sein Inneres blicken zu lassen. Ich reichte ihm das Bild, welches ihn und Susanne beim Training zeigte. Ich lächelte leicht, während ich ihn fragte: „Hat sie dich eigentlich immer besiegt?“ Jack nahm es mit zögernder Hand entgegen und betrachtete das Bild. Es schien, als schluckte er einen kurzen Moment und dann schüttelte er den Kopf. „Nein“, meinte er leise und ich hatte das Gefühl, als sei er weit weg. Nicht mehr hier… Doch schneller als ich annahm schien er in das Hier und Jetzt wieder zu kommen. „Ich habe Jahre gebraucht, bis ich sie besiegen konnte. Ich wurde so oft von einer Frau verprügelt, dass ich niemals sagen würde Frauen sind per se ein schwaches Geschlecht“, meinte er leise lachend und legte das Bild nach wenigen Augenblicken beiseite. „Wieso schaust du sie dir an“, wollte Jack wissen und sah sich in seinen Erinnerungen um. Wie er es fand, dass ich sie mir angesehen hatte, war nicht ersichtlich für mich. Unschlüssig zuckte ich mit den Schultern und ehrlich und offen sah ich ihn an. „Ich weiß nicht… Wir… wir waren so lange getrennt. Ich habe so viel in deinem Leben verpasst, irgendwie war ich neugierig.“ Stirnrunzelnd zog Jack die dunklen Brauen hinauf. Betrachtete mich genau und ich fragte mich, was er gerade dachte. „Und dann wühlst du in meiner Vergangenheit?“ Entschuldigend blickte ich ihn an. „Am Anfang war das nicht meine Intention dahinter. Bist du sauer“, fragte ich stirnrunzelnd und es schien, als würde Jack wirklich darüber nachdenken. Erst nach einer Weile antwortete er: „Nein… Fotos sind zum Anschauen da… Ich hätte sie dir auch gezeigt.“ Ich nickte und war tatsächlich überrascht. Er war einfach keine offene und wirklich herzliche Person, doch anscheinend unterschätzte ich die Gefühle, die er für mich hegte. Die Liebe und das Vertrauen, welches er mir entgegen brachte, war erstaunlich für mich! „Ich hab irgendwie damit gerechnet, dass du sauer wirst“, meinte ich ruhig und nahm ein anderes Bild zur Hand. Es war ein Bild von Didi. Klein, dreckig, nahezu winzig. Eine Seite seines Gesichtes ein wenig mit verkrustetem Blut bedeckt, vermutlich wegen seiner Wunde am Auge. Jack rutschte zu mir und betrachtete es. Er legte einen Arm um mich und drückte meinen Körper an den Seinen. „Da habe ich ihn gefunden… Eigentlich wollte ich ihn da lassen… Aber ich konnte es nicht“, meinte er ruhig und er drückte seine kratzige Wange an die Meine. Ich schmunzelte und grinste ein wenig, denn ich war mehr wie glücklich, dass er diesen wilden Hund aufgenommen hatte. „Weißt du eigentlich, dass Menschen irgendwann anfangen auszusehen, wie ihr Hund…“, grinste ich und drückte kurz meine Lippen auf seine Wange. Jack schmunzelte kurz und fragte: „Ach echt? Davon hab ich noch nie was gehört… Wie praktisch, das der Hund auch nur ein Auge hat.“ Wir grinsten einander beide kurz an und erneut betrachtete ich den winzigen Hund auf dem Bild. Vermutlich war es nur einen Monat bevor Jack und ich uns getroffen hatten, aber vielleicht irrte ich mich auch… „Brauchte er noch Milch“, fragte ich leise und Jack nickte leicht. „Aber nicht mehr lange… zwei Wochen danach ging auch Fleisch. Ich hab kaum geschlafen, weil ich ihn ständig füttern musste“, erklärte er leise und lachte kurz auf, „dass waren noch Zeiten! Jetzt frisst er einem die Haare vom Kopf!“ Wir sahen beide gleichzeitig zu dem großen Hund, welcher gleich seine Ohren spitzte. Als wir ihn ansahen legte er den Kopf zur Seite. Als keiner ihn jedoch streicheln wollte, fing er wieder an sich mit sich selbst zu beschäftigen. Ich zeigte ihm das Bild, was ihn mit Didi bei einem Einsatz zeigte. Ein leichtes Schmunzeln lag auf Jacks schmalen Lippen, fast schon wirkten sie ein wenig stolz. „Wieso kommt Didi mit“, fragte ich leicht grinsend und Jack meinte erklärend: „Naja, du wirst kaum eine bessere Spürnase wie ihn finden. Er ist dafür trainiert… Wenn Feinde, beziehungsweise Menschen in er Umgebung sind, legt er sich neben mir hin…“ Ich grinste leicht und sah zu dem Hund runter, welcher sich vor dem Bett zusammengerollt hatte. Ich nickte leicht, während ich sagte: „Also passt er wirklich auf dich auf?“ Wage nickte Jack und ein fast schon breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Der kann auch angreifen…“, sagte Jack schmunzelnd. Fragend sah ich ihn an und Jack beugte sich etwas zu Didi und sagte mit plötzlich sehr alarmierender Stimme: „Didi, Achtung!“ Es war, als sei der Hund plötzlich ein gänzlich anderer. Er stand blitzschnell auf, stellte sich vor das Bett, die Nackenhaare aufgestellt und ein grollendes lautes Knurren entkam seiner Schnauzte. Die Zähne waren gefletscht und die Rute zuckte nervös. Verblüfft sah ich zu Jack und fragte: „Würde der jetzt nach mir schnappen, wenn ich ihn anfasse?“ Ernst nickte Jack und erklärte: „In diesem Zustand hört er nur noch auf mich, dass soll er dann auch…“ Er beugte sich hinüber zu Didi und lobte ihn gleich. Er sei ein guter Junge und habe es fein gemacht. Erneut war ein Wandel in dem Hund spürbar und schwanzwedelnd sah er Jack treu ergeben an. Grinsend schüttelte ich den Kopf. „Oh man… da hast du aber echt einen treuen Gefährten…“ Stumm nickte Jack und streichelte weiter kurz den riesigen grauen Hund. Erneut betrachtete ich einige Bilder und reichte sie an Jack weiter. Er betrachtete die Bilder von Susanne und ein leichtes, wenn auch trauriges Lächeln umspielte seine Lippen. Ich sah ein anderes Bild von Jack. Tatsächlich sogar mal fast nur eine Portraitaufnahme. Ich schmunzelte, als ich es sah. Er schien wie so oft grün zu tragen und auch in seinem Gesicht war er grün bemalt. Es erinnerte an die Kriegsbemalung der Ureinwohner. Doch zwei strahlend blaue Augen blickten mich an und nur ein leichter Bartschatten bedeckte seine Wange. „Du schaust da ja richtig fröhlich aus“, meinte ich leicht schmunzelnd. Auch Jack grinste leicht und betrachtete das alte Bild. Erklärend meinte er: „Ach ja, das war mein ersten Auftrag, den ich alleine absolvieren durfte. Ohne, dass andere dabei waren und auf mich achtgegeben haben.“ Ich schmunzelte leicht und betrachtete die Augen des Mannes, die vermutlich vor Stolz geleuchtet hatten, als das Foto geschossen wurde. Ich betrachtete das Gesicht genauer. Es war seltsam ihn so gänzlich ohne Narben und Augenklappe zu sehen. Für mich gänzlich fremd! Ich sagte es ihm und ich hörte Jack fast schon leise lachen. Ich drehte mich zu ihm nach hinten und stellte fest, dass er mich mit einem warmen Blick betrachtete. Was genau er in diesem Moment dachte blieb sein Geheimnis. „Na ja, vorher sah ich schon…. Anders… freundlicher aus“, sagte er und betrachtete die Aufnahme. Ich fragte mich, ob er sich immer noch nicht schön oder hübsch fand. „Ich mag dein Gesicht so wie es ist. Mit allen Ecken und Kanten“, sagte ich schmunzelnd und knuffte ihm lieb gemeint in die Seite. Jack lachte leise und amüsiert betrachtete er mich. „Wieso eigentlich kein Glasauge“, fragte ich und nickte zu der Augenklappe. Er schüttelte den Kopf und verzog leicht das Gesicht. „Nein, die mag ich nicht, die… ich finde die sehen so künstlich und falsch aus. Egal, wie gut sie wirklich sind… Sie sind einfach nur kalt und zeigen keinen Ausdruck. Zum Verkleiden nehme ich sie, aber sonst nicht! Und.. steck dir erstmal was ins Auge. Das ist ekelhaft!“ Ich nickte leicht, ich hatte ihn nie mit einem gesehen und die lederne Augenklappe störte mich nicht, also redete ich ihm dort nicht hinein. Ich hatte von dem Gefühl eine zu tragen ohnehin keine Ahnung und so wollte ich ihm einfach Glauben schenken! Ich kramte weiter nach Bildern und fand eins, welches ein junges Mädchen zeigte. Sie hatte gelocktes goldenes Haar und winkte fröhlich in die Kamera. Sie sah sehr lieb aus, hatte weiche Gesichtszüge und ein strahlend weißes Lächeln. Hinter ihr stand ein Junge. Kurze braune Haare und jungenhafte Gesichtszüge waren das erste, was mir ins Auge stach. „Die sehen sehr jung aus“, sagte ich lächelnd und gab das Bild an Jack weiter. „Hm… Ja… die beiden waren damals auch nicht alt“, raunte er und ein trauriger Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. Ich runzelte die Stirn, als ich dies sah. „Wer sind die beiden“, fragte ich unsicher und betrachtete den kräftigen Mann. Er seufzte leicht und sagte: „Das waren Tara und Paix…“ Ich runzelte leicht die Stirn und fragte ihn: „und ähm… wer waren die?“ Er seufzte leicht und strich sich leicht über die große Narbe am Unterarm vollkommen unbewusst, denn sein Blick war auf den Gesichtern der beiden Teenager geheftet. Ich erinnerte mich an seine Geschichte und es macht augenblicklich klick. Die Jugendlichen, die jünger waren wie ich und in Gefangenschaft geraten waren. Hatte nicht einer von den beiden eine Bombe im Körper gehabt? „Sie leben nicht mehr, oder“, meinte ich und Jack schüttelte leicht den Kopf. „Tara und Paix waren beide noch jung, als sie ausgebildet wurden. So jung wie ich damals, doch… sie wurden halt geschnappt…. Hatten … Pech…Von Tara haben wir nichts mehr gefunden… Paix konnten wir bestatten.“ Ich betrachtete das Gesicht des jungen, wunderhübschen Mädchens. Sie hatte die Bombe in ihrem Körper gehabt… Sie waren die Jugendlichen gewesen, die er versucht hatte zu retten, was in einer Katastrophe endete. Ich erinnerte mich, wie Jack einst sagte, dass von manchen Menschen nur Bilder blieben. Vermutlich war es bei diesen beide genau das. Ich sah das fröhlich unschuldig wirkende Gesicht des Mädchens, was von der Welt vergessen wurde. Eiskalte Schauer liefen mir über den Rücken. Sie hatten beide ihr Leben noch vor sich gehabt… Immer noch konnte ich mir kaum vorstellen, wie Menschen so etwas machen konnten. Auch Jack betrachtete das Gesicht der beiden und meinte: „Sie waren eigentlich beide nicht dafür gemacht… Tara sollte eine Agentin werden, sie war ein sehr liebes Mädchen. Sprach oft über Ethik. Wollte verstehen, warum die Welt so ist, wie sie ist… Und Paix… war sehr sensibel. Als er jünger war, war es für ihn vermutlich nur ein spannendes Spiel. Mit fünfzehn hatte er nur noch komische Sachen im Kopf… Das, was passiert ist, haben sie nicht verdient…“ Er sagte nicht mehr dazu und sah auf die Gesichter der beiden. Es war schrecklich, dass andere Menschen ihr Leben einfach so bestimmt hatten. Die beiden konnten sich wohl nie so entwickeln, wie sie es sich selbst gewünscht hatten. Unvorstellbar für mich! So bescheiden sich mein Vater gestern benommen hatte und es war verdammt noch mal erst gestern, hatte er so was nicht gemacht. Klar, wir sollten alle etwas aus unserem Leben machen, sollten uns sportlich betätigen und so weiter, aber jeder durfte seine Stärken fördern. Jeder durfte sich aussuchen, welchen Job wer ausüben wollte. Etwas, was wohl nicht so selbstverständlich war, wie ich es immer fand… „Es tut mir leid Jack“, meinte ich ehrlich zu ihm. Er sah mir in die Augen und seufzte schwer. Das Wissen, dass diese Jugendlichen starben, weil der Auftrag schief ging, war sicher nicht leicht zu verkraften. Er nickte und schwieg nur. Ich wusste nichts darauf zu sagen und so ließ ich es bleiben. Man konnte einfach nicht immer die richtigen Worte finden und dann war Schweigen einfach besser. Ich legte das Foto zurück in die Kiste und mein Blick glitt erneut durch das Zimmer und nach einem Moment meinte ich: „Du hast ganz schön viele Bilder und Sachen von mir… Auch Didi hat seine eigenen.“ Es schien, als holte ich Jack gerade aus schlechten Gedanken hinaus und ein leichtes, wenn auch noch etwas melancholisches Lächeln lag auf seinem schmalen Mund. „Nachdem er verstanden hatte, dass du nicht mehr wiederkommst, hat er es sich in sein Körbchen gelegt… Und na ja, ich wollte auch noch was von dir haben…“ Ich schüttelte leicht den Kopf und erklärte: „Es ist nicht schlimm Jack… Ich verstehe dich. Ich hatte auch Sachen von dir und die Bilder… Ich hatte immer Angst, dass dies das einzige ist, was bleibt. Weißt du, dass ich immer Angst hatte, das du stirbst und ich nie etwas davon gehört hätte….“ Überrascht sah Jack mich an und meinte gleich: „Hättest du aber…“ Fragend sah ich ihn an und tatsächlich erklärte er gleich und klang, als wäre es selbstverständlich: „Na ja, du stehst in meinem Testament… Man hätte dir Bescheid gesagt.“ Ich blinzelte sichtlich verwirrt und wiederholte: „Ich stehe in deinem Testament?“ Jack nickte und erklärte, als sei es das normalste auf der Welt: „Didi hättest du bekommen und mein Privatvermögen.“ Fast schon mit großen Augen betrachtete ich ihn. Das warum entkam meinem Mund und traurig lächelnd meinte Jack: „Jasper… Wen habe ich den außer dir…?“ „Adam und Miller“, meinte ich sofort und Jack schmunzelte leicht. „Ja… Aber nein… Didi hätte ich nur dir gegeben…“ Ich schmunzelte leicht und tatsächlich sammelten sich kurz Tränen in meinen Augen, doch ich verbot mir zu weinen! Blinzelte sie weg! Dieser… Wenn ich das gewusst hätte… na ja, dann hätte sich vermutlich auch nicht viel geändert… „Manchmal, da kannst du echt schon süß sein“, murmelte ich und drückte meine Lippen kurz auf seine Wange. Er legte einen Arm um mich und drückte mich leicht an sich. Wir schwiegen erneut, hingen beide unseren Gedanken nach. „Hat sich Miller noch aufgeregt“, fragte ich leise und legte einige Bilder wieder zurück in die Kiste. Jack winkte leicht ab und legte langsam die restlichen Bilder zurück. Ich wollte nicht, dass er an etwas Schlimmes dachte… und ich vermutete, dass ich keine Antwort bekommen würde! Ich ließ meinen Blick durch das Zimmer gleiten und seufzte leicht. „Wir brauchen mehr Fotos, wo wir zusammen drauf sind“, meinte ich schmunzelnd und zwinkerte Jack leicht zu. „Ach, wieso denn“, raunte Jack und legte einen Arm um mich. Ich drehte mich zu ihm und betrachtete ihn genau. „Weil ich dich immer noch schön finde“, meinte ich leise, „außerdem liebe ich dich, Jack.“ Es war das erste Mal, seit wir uns wieder gesehen hatten, dass ich es aussprach. Ein überraschter und gleichzeitig glücklicher Ausdruck huschte über Jacks Gesicht. Die Arme um meinem Körper verstärkten sich und auch ich legte sie um seinen Körper. „Das ist gut“, raunte er mit tiefer und zufriedener Stimme. Kapitel 22: Alte und neue Bekanntschaften ----------------------------------------- Wir lagen noch etwas in seinem Bett, betrachteten das ein oder andere Bild. „Sag mal, wie alt war Susanne als du zu ihr kamst? Irgendwie, habe ich das nie gefragt“, stellte ich schmunzelnd fest und betrachtete die ausdrucksstarke Frau auf dem Bild. Sie war, soweit ich das bei Frauen beurteilen konnte, äußerst attraktiv… Etwas, dass ich von Soldatinnen so nicht erwartet hätte. „Du hast ja auch nie gefragt“, raunte Jack schmunzelnd und antwortete gleich: „Neunundzwanzig oder dreißig.“ Überrascht sah ich ihn an, und schelmisch fragte ich ihn: „Und Sie hat dich wirklich mit achtzehn verführt? Und die bei Gericht beschweren sich über unsere paar Jahre“, grinste ich leicht und schüttelte den Kopf, während ich an die Aussagen des dicklichen Anwaltes von gestern dachte. Jack lachte leise, nahm sich ein Bild von Susanne zur Hand und betrachtete es mit erstaunlich sanftem Ausdruck. Eigentlich kannte ich es nur, dass er mich mit diesem Ausdruck betrachtete. Störte es mich? Nein, tat es nicht. Susanne gehörte einfach dazu! Es wäre ja auch gemein, alles was damals mit Andrew war schlecht zu reden… Doch während ich nachrechnete… Sie war vielleicht dreißig… Jack war zehn als er zu ihr kam, acht Jahre später hatte sie ihn verführt! Es war fast so, als hätte Jack meine Gedanken hören können, als er begann zu sprechen. „Ich denke, bei Frauen mag ich eh lieber… die reiferen. Frauen, die mit beiden Beinen fest im Leben stehen. Und wenn die dann schon etwas… älter ist“, er zuckte leicht mit den Schultern und grinste etwas schräg, „ist das vollkommen okay.“ Ich lachte leise und schüttelte nur den Kopf. „Ich dachte immer, für dich müssen sie blond sein, große Brüste haben und na ja… hübsch?“ Ich sah Jack fast schon schelmisch grinsen. „Ach und Frauen, die etwas älter sind, sind nicht mehr attraktiv?“, fragte er schmunzelnd und ich schüttelte den Kopf. So sei das nicht gemeint gewesen, scherzte ich rum und sah erneut auf das Bild Susannes. Wir schwiegen kurz und ich war unschlüssig. Nun, wo man ein Gesicht zu dieser vormals gesichtslosen Person hatte, bekam seine Geschichte von damals eine neue Perspektive. So, wie ich immer über Jack sagte, dass es nur sein Verdienst sei, dass es keinen dritten Weltkrieg gab, musste ich mich nun selbst in Gedanken rügen. Es war das Opfer dieser Frau und das Eingreifen des Mannes neben mir, welche dieses schreckliche Unheil von uns abgewandt hatten. Sie wusste, als sie damals zu dem Einsatz aufbrach, dass sie nicht lebend zurückkehren würde. Sie hat sich wissentlich dorthin begeben. Ist nicht geflohen. Sie war da und hat es akzeptiert. Akzeptiert das so viele Menschen in ihr eine Verräterin sahen. Gerade ging mir genau durch den Kopf, was Jack einst gesagt hatte. Sie hatte ihm ihr Leid geklagt, doch er hatte mir einst nicht berichtet, was es für ein Leid gewesen war, welches diese Frau erlebt hatte. So kam es, dass ich leise fragte: „Du Jack, was genau… also damals, als das mit ihr war, sagtest du, sie habe dir ihr Leid geschildert. Was… war es denn?“ Jack schüttelte leicht den Kopf. Wollte es nicht sagen, doch ich war neugierig und wollte es wissen. Früher habe ich meine Fragen und Neugier meist zurückgehalten. Doch langsam war es an der Zeit für Jack zu antworten. „Jasper… ich verrate doch anderen auch nicht deine Geheimnisse“, raunte Jack und drückte mich etwas zu sich. Ich grinste schräg, während ich meinte: „Ich lebe ja auch noch… Ach komm schon Jack, wenn ich irgendwann nicht mehr bin darfst du jedem erzählen, wie ich beim erstem Mal mit meiner Freundin vollkommen versagt habe!“ Jack sah mich schmunzelnd an, während ich ihn an diese Geschichte meines Lebens erinnerte. Erneut stupste ich ihn an, doch mit zusammengezogenen Brauen saß er auf dem Bett. „Warum willst du das wissen, davon hast du nichts“, sagte er ausweichend und betrachtete mich. Ja, da hatte er vollkommen Recht. Ich nickte leicht und meinte zustimmend: „Ja, da hast du Recht, ich bin nur neugierig. Diese Frau ist und war dir so wichtig. Ich werde sie nie kennen lernen, aber ich will sie trotzdem verstehen. Schließlich ist sie der Grund, warum du so bist, wie du bist.“ Schwer seufzend sah er auf das Bild und betrachtete es. Er schwieg und als ich schon nicht mehr mit einer Antwort rechnete, begann er zu sprechen: „Sie hatte mir erzählt, wie ihre Anfänge waren. Auch sie wurde als Kind bereits ausgebildet. Genau wie mein Leben gehörte ihres einzig der Armee. Sie hatte nie etwas anderes gehabt. Als sie sich als Agentin irgendwo einschleusen musste, verliebte sie sich damals. Sie meinte zu mir, sie war recht jung. Anfang zwanzig oder so und…. Sie wurde schwanger. Schwanger von einem Mann aus einem Land, welches wir als Feind sahen… Man erinnerte sie daran, was sie sei. Eine Soldatin, ihr Einsatz war nicht zu Ende und auch schwanger konnte sie dort bleiben und Informationen sammeln. Die Schlipsträger weigerten sich sie und den Mann herauszuholen… Doch sie wurde verraten. Sie fanden heraus, dass sie eine Agentin der Vereinigten Staaten war. Sie wurde festgenommen und der Vater ihres Kindes wegen Landesverrats noch am gleichen Tag hingerichtet.“ Mir stockte der Atmen und Mitleid durchflutete meinen Körper. So etwas muss schrecklich sein und ich wollte so was niemals erleben! Auch in Jacks Stimme schwang Mitgefühlt mit, während er weiter sprach: „Danach brachte man sie in eine Klinik. Boss berichtete mir, dass sie davon ausging, dass auch sie getötet werden sollte, doch das wurde sie nicht…. Sie… sie berichtete mir unter Tränen, dass sie den Jungen nur einmal im Arm hatte, ehe man ihn ihr wegnahm. Sie konnte dem Kind weder Namen noch sonst irgendetwas geben… Danach ließ man sie einfach wieder in die USA und sie stürzte sich in die Arbeit… Ob sie versuchte ihr Kind zu finden, dass hatte sie mir nicht verraten. Ich hatte Boss… bis sie mir das sagte nie weinen gesehen…“ Ich war gefesselt von der Geschichte und konnte und wollte sie nicht glauben! Es war so surreal. Wie damals, als Jack mir von seinem Einsatz berichtete…. Wir schwiegen kurz und jeder hing seinen Gedanken nach. Jack stand auf und legte die Kiste mit den Bildern zurück ins Regal. Während ich in Gedanken war, ging ich seine Geschichten immer und immer wieder durch. Ich roch das Aroma eine Zigarre und sah zu Jack, während ich nachrechnete wie alt das Kind von Susanne sein musste. Wenn sie vielleicht einundzwanzig war und Jack im Alter von zehn zu ihr kam… Sie war damals neunundzwanzig… Wenn der Junge noch lebte, müsste dieser nur etwas älter wie ich selbst sein… Ob er wohl noch lebte? Ich sah hinaus aus dem Fenster und sah doch eigentlich nichts. Ich wollte hier nicht herumsitzen und nichts machen. So hingen wir nur unseren schlechten Gedanken nach… Ich sah, wie Didi Jack anstupste, als spürte er, wie sich Jack fühlte. Das Auge des Mannes den ich liebte hellte sich auf, als er Didi betrachtete. Ja, er brauchte diesen Hund sehr viel mehr wie ich! Er wuschelte das Fell des Tieres und grinste leicht. Es schien, als könnte der Hund ihn wirklich immer aus den schlechten Erinnerungen herausführen und ich liebte den Vierbeiner umso mehr! Es war erst nachmittags und langsam meldete sich mein Magen, hatte ich doch weder gefrühstückt noch irgendwas anderes gegessen. „Sag mal“, meinte ich nach einem Moment, „wo kochst du, oder gehst du nur in die Kantine?“ Entspannt streckte sich Jack und zog an seiner Zigarre. Er nickte leicht und während er antwortete, reichte er mir die Zigarre. „Ja“, sagte er während ich sie ihm abnahm und daran zog, „unsere Kantine ist echt gut. Außerdem kann ich einfach nicht kochen.“ Während ich fast schon genüsslich an der Zigarre zog, meinte ich: „Ich schon… Nachdem ich von Jenny ausgezogen bin und mit Emily zusammen wohne… na ja, da musste ich einfach kochen können. Sie ist Vegetarierin.“ Verstehend zog Jack die Augenbrauen hinauf und nickte. „Ja, da würde ich auch kochen lernen“, raunte er und nahm mir seine Zigarre wieder ab. Auch ich lehnte mich in seinem Bett zurück und betrachtete sein Zimmer. Von den zwei Sturmgewähren hinüber zu der Kommode, auf der die Bilder standen. Es war eine seltsame Mischung aus privatem und Arbeit. Ich betrachtete Jack und sah, dass er mich erneut beobachtete. Ich zog die Augenbrauen zusammen und fragte: „Wieso beobachtest du mich wieder… Habe ich mich so sehr verändert, oder wie?“ Jack grinste kurz. Ich war mir sicher, dass er mich beobachtete um zu sehen, wie ich seine Geschichte verarbeiten konnte, doch ich wollte nicht wieder über so etwas sprechen! Er nickte leicht und meinte: „Ja, hast du Jazz…“ Stirnrunzelnd sah ich ihn an, so sehr hatte ich mich nun auch nicht geändert. Das Schmunzeln glitt über den sonst so strengen Mund. „Na ja“, begann er erklärend zu sagen, „du bist selbstständig… reifer, erwachsener… du stehst im Leben. Du bist eben einfach nicht mehr mein Kleiner.“ Überrascht sah ich ihn an. Ja, ich hatte mich verändert. Es ging ja auch gar nicht anders. Doch erst jetzt bemerkte ich, dass ich davor auch irgendwie Angst hatte. Passte es Jack? Fand er es schade? Wollte er, dass ich vielleicht so blieb, wie ich damals war? Damals war er mir so wichtig. Natürlich, dass war er heute auch, doch es war eben anders. Je mehr ich darüber nachdachte und es reflektierte, musste ich feststellen, dass ich wahrlich Hochachtung vor ihm gehabt hatte. Ich hatte ihn immer wie einen Beschützer gesehen. Jemanden, den man um Rat fragen konnte. Einfach jemanden, der mich stützte. Und ja, damals hatte ich genau solch einen Menschen gebraucht. Der mir den ersehnten Halt gab, der mir half, mit mir selbst zurecht zu kommen. Allerdings brauchte ich so jemanden nicht mehr. Ich kannte meine Fehler, meine Schwächen, ich wusste, dass ich ein Trauma hatte. Dafür brauchte ich nicht Jack, der mir half dies zu erkennen. Ich wollte selber meine Schlachten schlagen, mit Jack als Unterstützer, nicht als Krieger, der mir beistand. Es war ein Unterschied, vielleicht kein großer, aber ein für mich entscheidender. Ich wollte einfach einen Partner an meiner Seite, der wie ich erhobenen Hauptes durch das Leben gehen konnte. Jeder hatte Schwächen und Ängste, ich hatte Angst, unmännlich zu wirken, doch tatsächlich fiel mir von Jack keine Angst oder Schwäche ein… vielleicht seine Vergangenheit? Vermutlich würde er auch sagen ich sei seine Schwäche. „Wie findest du das denn, dass ich nicht mehr dein Kleiner bin“, fragte ich stirnrunzelnd und klaute ihm erneut die braune Zigarre aus dem Mund. Ein fast schon stolzer und äußert zufriedener Ausdruck erschien auf Jacks Gesicht. Er nickte leicht schmunzelnd und meinte: „Ich finde es gut. Ich… ich weiß nicht. Früher fand ich es irgendwie cool, dass du...sagen wir, dass du zu mir aufgeblickt hast. Aber jetzt, ich weiß nicht. Du bist erwachsen. Wir haben beide unser Leben und das ist gut so. Ich habe nicht mehr das Gefühl, dass ich dich beschützen muss. Ich will niemanden, der in mir eine Art Held sieht.“ Ich grinste leicht und erinnerte ihn daran, dass ich, wenn es darauf ankommen sollte, nicht würde kämpfen können. Dies war eindeutig sein Metier. „Ja… aber du bist ja nicht dort, wo der Krieg ist und… ich weiß nicht, ich habe das Gefühl… du erdest mich“, sagte er ehrlich und ruhig, hielt mir die Hand hin und forderte nonverbal seine Zigarre ein. Ich reichte sie ihm und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Hm… ich erde dich“, sinnierte ich und dachte über seine Antwort nach. Es war irgendwie ungewöhnlich und gleichzeitig schön zu hören. „Brauchst du das denn“, fragte ich schmunzelnd und winkelte leicht ein Bein an, während ich Jack genauer betrachte. Seine Hand legte sich auf meinen Oberschenkel. Er streichelte leicht hinauf und hinab. Er nickte und wandte leicht den Kopf zu den Bildern. Ich folgte seinem Blick und betrachtete die dunkle Holzkiste, welche die unterschiedlichsten Erinnerungen beinhaltete. „Ich glaube, genau das tut mir gut… Ich hatte einfach nie ein normales Leben und… es tut gut so was zu haben. Das hätte ich früher nie gedacht.“ Erstaunt weiteten sich meine Augen und ein freundliches Lächeln glitt über mein Gesicht. Ich nickte leicht, ob ich ihn wirklich verstand, dass wusste ich nicht. „Das wirst du haben können, wenn du es möchtest“, meinte ich ruhig und drückte kurz feste seine Hand. Er lächelte mich kurz an und schien fast ein wenig verlegen. Was er dachte behielt er wie so oft für sich. „Können wir denn gleich was Essen“, meinte ich nach einem kurzen Moment der Stille und Jack nickte leicht. „Ja… Hey, du darfst bei den Chefs sitzen“, scherzte Jack tatsächlich rum und schwang seine kräftigen Beine aus dem Bett. Sofort hob Didi den großen Kopf und betrachtete uns beide aufmerksamer. Ich schmunzelte leicht und erhob mich ebenfalls von dem Bett, welches leicht quietschte. Ich beobachtete den Mann vor mir, wie er sich tatsächlich ein weißes Shirt überzog. Sah kurz die Narben auf seinem Rücken, von Kugeln und anderen Verletzungen, welche von der Arbeit stammten. An die Meinen hatte ich schon lange keinen Gedanken mehr verschwendet. Wie mutig und offen Jack war. Es belastete ihn offensichtlich nicht. So weit war ich noch nicht. „Sag mal“, begann ich nach einem Moment, „ich hatte gerade mal darüber nachgedacht… Was sind eigentlich deine Schwächen, die kenne ich irgendwie gar nicht…“ Ich sah, wie Jack stutzte und mich kurz fast schon misstrauisch beäugte. Wieso ich dies wissen wollte, war seine Frage und fast schon melancholisch grinsend meinte ich: „Weil du alle meine Schwächen kennst, Jack. Ich von dir aber eigentlich keine. Ich weiß nur, dass du keine Hubschrauber magst…“ Kurz blickte er mich fast schon vorwurfsvoll an und verwirrt runzelte ich die Stirn. „Ach komm Jack“, forderte ich ihn energischer auf, „fang nicht wieder an so geheimniskrämerisch zu sein…“ Als ich sah, wie Jack fast schon beleidigt wegblickte wusste ich, dass ich gewonnen hatte. Er seufzte schwer und betrachtete Didi, der sich artig in sein Körbchen gelegt hatte und uns zu beobachten schien. Vermutlich wartete er auf einen Befehl uns zu begleiten. „Ich mache das hier alles, weil ich… weil ich Susannes Lebenswerk vollenden möchte,… Und meine größte Angst ist es zu versagen… Das alles, wofür ich kämpfe, falsch ist… Das meine Ideale nicht gut sind.“ Ich schwieg, war ich doch von der Antwort überrascht. Wie sehr diese Frau sein Leben noch beeinflusste. Ich konnte ihn dafür nicht kritisieren, denn ich war nicht besser gewesen. Ich hatte es nicht mal geschafft mich wahrlich neu zu verlieben… Doch wäre es anders gewesen, wenn Jack gestorben wäre? Hätte ich es dann gekonnt? Ich wusste es nicht. „Zeig mir doch hier alles und… wir schauen mal, ob du es richtig machst“, sagte ich mit sanfter und freundlicher Stimme. Jack blickte mich fast schon überrascht an. Wunderte ihn, dass mich sein Leben noch so sehr interessierte? Dass ich mich für seine Arbeit interessierte? Oder, dass ich ihn für seine Antwort nicht verurteilte, in welcher Form auch immer. „Na gut. Alles was ich dir zeigen kann mache ich. Alles geht dich einfach nichts an“, meinte Jack und ich sah die Freude in seinem Auge. Vielleicht war er auch Stolz mir zu zeigen, was er geschaffen hatte. Ich konnte es ihm nicht verübeln und ich konnte auch verstehen, dass er mir nicht alles zeigen wollte. Irgendwo waren sicher auch Grenzen die Jack nicht übertreten wollte. „Aber erst, nachdem wir gegessen haben“, erinnerte ich ihn und zog mir meine Schuhe an. Ich folgte Jack aus dem Raum und war erstaunt, wie weitläufig diese Basis letztlich war. Didi lief brav an unserer Seite. Die unterschiedlichen Ebenen wirkten auf mich wie ein Labyrinth. Sicherlich brauchte man lange, bis man sich hier zurrechtfand. Ich folgte ihm in eine große und weite Halle und der Geruch nach Essen lag in der Luft. Immer wieder salutierten die Leute vor Jack und alle betrachteten mich kurz neugierig. Fast schon traurig sah der Hund uns nach und blieb wie angewurzelt an der Tür der Kantine stehen. „Sag mal, kriegst du beim Essen Sonderbehandlung“, fragte ich schmunzelnd und betrachtete die Auslage. Tatsächlich erinnerte nichts an schlechte Kost oder gar schlechtes Kantinenessen. „Sieht echt gut aus“, sagte ich, während ich gedünsteten Fisch betrachtete, welcher neben einem großen Pott Chili con Carne stand. Jack nickte kurz und mit seiner rauchigen Stimme meinte er: „Klar… Essen muss gut sein… und nein, kriege ich nicht. Alle bekommen dasselbe.“ Er ließ sich Fisch fertig machen, während ich mir ein Stück Steak geben ließ. Gemeinsam setzten wir uns an einen Tisch, nachdem jeder noch ein Getränk genommen hatte. Ich betrachtete die anderen Menschen. Männer und Frauen jeglicher Hautfarbe saßen hier gemeinsam. Tatsächlich trugen sie alle braune oder grüne Uniformen. Das Essen war lecker und auch Jack schien mehr Hunger gehabt zu haben, als er vermutlich vermutet hatte. Tatsächlich stand er sogar auf und holte sich eine zweite Portion. Ich sah ihm nach und als ich nach vorne sah bemerkte ich einen jungen, großgewachsenen Mann, der auf mich zu kam. Seine sehr hellen blonden Haare reichten ihm bis zu seiner Schulter und fielen sehr glatt und geschmeidig nach hinten. Unter seiner Nase wuchs ein Hauch von Schnurrbart. Nicht zu dicht, Gott sei Dank. Ich hoffte, jemand käme auf die Idee ihm zu sagen, dass diese Bärte nie wieder in Mode kommen würden… Er trug ein rostfarbenes Hemd und hatte dunkelrote Handschuhe an, um seinen Hals trug er ein zu den Handschuhen passendes rotes Halstuch. Er hatte eine hellbraune Hose an und trug einfache braune Cowboy Stiefel. Der Mann vor mir passte überhaupt nicht hierher mit seinem Kleidungsstil. Verwirrt betrachtete ich den Mann und etwas regte sich in meiner Erinnerung. „Ah, du bist der, weswegen sich Miller so aufregt“, sagte er mit einem starken Südstaatenaktzent. Verwirrt betrachtete ich den Mann und war mir unschlüssig ob ich ihn kannte oder nicht. Ich runzelte die Stirn und der Mann setzte sich zu mir. „Kann sein“, meinte ich stirnrunzelnd, „kennen wir uns?“ Auch dieser Mann schien mich eingehend zu mustern, seine Stirn runzelte sich und er meinte: „Ich bin mir tatschlich nicht so sicher… Du kommst mir schon bekannt vor. Hab nur von Kaz gehört, dass du ein Zivilist ein sollst. Die haben hier eindeutig nichts verloren.“ Er grinste und immer noch schwang sein starker amerikanischer Akzent in seiner Stimmte mit. Ich trank unschlüssig an meiner Cola. Etwas regte sich in mir und ich wusste nicht, was es war. Noch bevor ich etwas sagen konnte tauchte Jack neben mir auf und ließ sich rechts neben dem Fremden nieder. „Hey“, raunte er zur Begrüßung und aß gleich seine zweite Portion Fisch. Der hellblonde nickte ihm zu und betrachtete erneut mich. „Wer ist das Boss“, wollte er von Jack wissen und erneut fragte ich mich, wie schmerzhaft es war den gleichen Codenamen zu tragen wie Susanne einst. Jack betrachtete den Blonden und meinte nur: „Das ist Jasper. Mein alter Nachbar aus Texas…“ Erstaunt weiteten sich die Augen des Blonden und er schaute ein paar Mal zwischen mir und Jack hin und her. Fast schon brüderlich grinste er mich an. „Echt? Man, den hab ich gar nicht wieder erkannt“, rief er erfreut und mit tiefer Stimme. Als ich ihn immer noch fragend betrachtete, reichte er mir seine schlanke Hand und meinte: „Ich bin es, Ozelot!“ Ozelot? Doch dann klickte es, es war Adam! „Ach!“, entfuhr es mir und erneut betrachtete ich ihn. Tatsächlich erkannte ich ihn nun, da ich es wusste, wieder. Er hatte immer noch das freche Grinsen auf den Lippen und als er grinste erkannte ich die Grübchen, die sich bildeten. Er wirkte immer noch sehr freundlich und wie er mich offensichtlich freundlich musterte, breitete sich ein Grinsen auf meinem Gesicht aus. Doch schon im nächsten Augenblick kamen die Gedanken. Er war der, der meinen Vater gefoltert hat! Konnte und durfte ich mich mit ihm verstehen… Ich betrachtete das Gesicht des Mannes und sammelte mich kurz. „Hi“, meinte ich nun viel freundlicher, „das letzte Mal, als ich dich gesehen habe, konntest du noch gar kein Englisch… Und jetzt hast du auch noch einen Südstaatenakzent!“ Adam lachte auf und einige am Nachbartisch schauten neugierig zu uns hinüber. Verübeln konnte ich es ihnen nicht. Schließlich saß hier ein vollkommen Fremder bei ihrem Chef und… Ja? Was machte Adam hier eigentlich… Verhörspezialist, das war er… Was einfach nur bedeutet, dass er foltert, ja. Doch es wirkte so sympathisch und so verdrängte ich meine Bedenken. Er war Jacks bester Freund. Er sollte eine ehrliche Chance von mir bekommen. „Ich fand den Akzent cool und hab ihn mir gleich antrainiert“, meinte Adam grinsend und zwinkerte mir fröhlich zu, dass andere Soldaten uns neugierig beobachteten interessierte keinen von den beiden. Ich nickte leicht und begutachtete den Mann vor mir. Er war weniger kräftig wie ich, doch ich vermutete, dass ich sicherlich keine Chance gegen diesen Mann habe würde, wenn es darauf ankommen sollte. Sein offenes und fröhliches Gesicht stand im so starken Kontrast zu der emotionslosen Maske, die Jack so häufig trug. Erneut kamen Erinnerungen hoch. Adam war schuld daran, dass Jack sein Auge verloren hatte. Er wollte ihn befreien, als Jack während des Einsatzes mit Susanne gefangen genommen wurde. Jack wusste nicht, dass Adam auf seiner Seite stand und musste vermuten, dass dieser ihn töten wollte. Wie genau wusste ich nicht mehr, doch Adam schoss just in den Moment auf Jack, als dieser ihm die Waffe aus der Hand treten wollte. Dieses Missgeschick nahm Jack das Auge, doch der Freundschaft, die sich zwischen den beiden entwickelte, hatte dieses Ereignis nicht geschadet. „Was ist dein Job hier“, wollte ich von ihm wissen, während ich noch einen Schluck Cola trank. Ich war mir sicher, dass er mir jetzt nicht Verhörspezialist sagte und ich wurde nicht enttäuscht. „Ich trainiere die Soldaten“, meinte er schlichtweg, zwinkerte mir erneut zu und fügte scherzhaft hinzu: „Und früher habe ich mich um das Kanonenfutter gekümmert.“ „Kanonenfutter“, fragte ich verwirrt und runzelte die Stirn. Adam lachte und auch Jack grinste kurz, doch ließ er Adam erklären, was er damit meinte. „So nennen wir die Rekruten, die den Wehrdienst hier ableisteten“, erklärte er und tippte mit den Fingern auf den Tisch. Ich glaubte ihm, doch irgendwie hatte ich die Vermutung, dass er noch mehr machte als nur das. „Apropos, einige Rekruten haben sich etwas daneben benommen… Vielleicht solltest du mal mit denen sprechen“, fügte er an Jack gewandt hinzu. Wollte er das Thema wechseln? War das eine Taktik? Ich war mir unschlüssig, wenn Jack mir noch was über ihn verraten hatte, war es in den Jahren in Vergessenheit geraten. Jack nickte und aß stumm weiter. Vermutlich schien er solche Gespräche schon zu kennen und auch Adam schien sich über die schweigsame Art seines Freundes nicht zu wundern. „Heute Abend dann“, fragte Adam ihn und Jack nickte kurz. „Mach ruhig“, raunte er mit seiner tiefen und so rauchigen Stimme. Adam nickte leicht und der große schlanke Mann erhob sich kurz. Er deutete kurz mit seinen beiden Händen auf uns. Er formte seine Finger zu zwei Pistolen und ich erinnerte mich wieder an diese seltsame Geste von ihm. Dann verabschiedete er sich mit seinem starken amerikanischen Akzent. Ich konnte nur den Kopf schütteln. Das er eigentlich Russe war hörte man kein Stückchen mehr! Hätte er einen russischen Akzent gehabt, hätte ich ihn gleich erkannt! Ich kannte auch keinen, der je seinen Akzent ablegen konnte! Ich war wirklich erstaunt darüber. Nachdem Jack aufgegessen hatte, verließen wir die Kantine und er führte mich über seine Basis. Er zeigte mir die Orte, an denen Helikopter standen. Es waren keine schönen bunten, die Touristen durch die Gegend flogen. Es waren große schwarze Kampfhelikopter. Ich erkannte an der Seite eine Art Maschinengewehr, mit dem man aus dem Heli heraus schießen konnte. „Du fliegst immer noch nicht gerne mit denen, oder“, meinte ich, nachdem ich kurz sah wie Jack sein Gesicht verzog, als wir näher herantraten. Er schüttelte leicht den Kopf und meinte: „Ne, muss ja aber sein.“ Wir schlenderten weiter und nach einem Augenblick fragte ich: „Wie viele arbeiten eigentlich für dich?“ Kurz blickte er zu mir hinüber und ich erkannte wieder diesen fast schon vorsichtigen Gesichtsausdruck in seiner Mimik. Ich war tatsächlich überrascht als er antwortete: „Genau kann ich es dir nicht sagen, aber es sind zwischen siebzig und einhundert Menschen.“ Ich nickte und war wirklich erstaunt. „Nicht schlecht“, meinte ich, nachdem wir weitergingen. Jack nickte nur und schwieg. Ich wusste nicht ob es Bescheidenheit war, oder einfach nur so normal für ihn, dass er nicht weiter darauf einging. Didi folgte uns seit wir die Kanine verlassen hatten und wich kaum von meiner Seite. Wie sehr er mich vermisst hatte wunderte mich. Ich streichelte ihn kurz und fragte nebenbei: „Wieso musst du eigentlich die Rekruten bestrafen? Ist das hier deine Aufgabe?“ Tatsächlich hörte ich Jack kurz kichern. Er schüttelte den Kopf und erklärte: „Nein, damit habe ich nichts zu tun. Nur, je nach dem was die gemacht habe, ist deren Strafe Nahkampftraining mit mir…“ Ich erinnerte mich, wie wir einst CQC geübt hatten. Es war schmerzhaft für mich gewesen, doch behauptete Jack damals immer wieder, er habe sich zurückgehalten… „Hast du denen beim Training schon mal Knochen gebrochen?“, fragte ich grinsend und Jack blickt mir kurz in die Augen. Er nickte leicht, meinte jedoch schon im gleichen Augenblick: „Nie absichtlich.“ Ich glaubte ihm, denn wieso sollte er seinen eigenen Leuten etwas antun? Gerade, als ich weitersprechen wollte, kam eine große, schlanke und sehr trainierte Frau auf uns zu. Sie trug ein knappes, sehr knappes weißes Oberteil, was ihre großen wohlgeformten Brüste gut zur Geltung brachte. Dieses Top war so kurz geschnitten, dass man ihren Bauch sah. Eine lange Hose mit hellgrünem Tranmuster bedeckten die schlanken langen Beine. Ihre Füße steckten in klobigen schweren Stiefeln und auf den Rücken hatte sie ein Scharfschützengewehr geschnallt. Sie hatte ähnlich braune Haare wie ich und trug einen schräg geschnittenen Pony, der ihr frech über die Stirn fiel. Ihre etwas längeren leicht welligen Haare hatte sie im Nacken zu einem praktischen Pferdeschwanz zusammengebunden. So selbstsicher wie sie über die Plattform lief, hätte sie auch bei einer Modenschau mitlaufen können. Sie nickte Jack und mir freundlich zu und schlenderte weiterhin auf uns zu. Wieso lief diese Frau mit so einem knappen Oberteil über die Basis?! Kurz blickte ich zu Jack. Tatsächlich sah er sie freundlich an und ich merkte, wie sein Auge kurz an ihrem Oberkörper entlangglitt. „Na mein Mädchen… Trainiert?“, fragte er ungewohnt freundlich und nickte zu dem Scharfschützengewehr. Mein Mädchen?! Sie nickte nur und als sie bei uns stehen blieb erkannte ich, dass sie dunkelgrüne Augen hatte. Sie erinnerten an sattes Moos. Eigentlich eine sehr schöne Farbe. Erneut betrachtete ich sie. Ihre Arme und Schultern wirkten schmal, aber sehr trainiert, doch nicht zu sehr, dass es nicht mehr schön aussah. Sie nickte leicht und lächelte zufrieden. Fragend sah sie mich an und deutete fragend mit einem Finger auf mich, während sie wieder zu Jack sah. „Mein Partner. Ich hab dir schon mal von ihm erzählt“, sagte er freundlich, „das ist Jazz, Jazz das ist Quiet.“ Ich wusste, dass es ein Deckname war und wunderte mich nicht mehr. Nur dass sie nicht sprach wunderte mich. Sie dachte wohl einen kurzen Augenblick nach bis der Groschen fiel. Sie sah mich gleich noch ein wenig freundlicher an und schüttelte kurz meine Hand. Mir fiel sofort auf, dass sie für eine Frau einen recht kräftigen Händedruck hatte. Auch Didi wollte Aufmerksamkeit und bellte ihr etwas entgegen. Die junge Frau drück Jack wortlos ihr Gewehr in die Hand und hockte sich vor den riesigen Hund, nur um ihn gleich wild zu knuddeln. Wie bei mir freute er sich sie zu sehen und ein komisches Gefühl breitete sich in meinem Inneren aus… „Ist das neue Gewehr gut“, fragte Jack sie und ein breites zufriedenes Grinsen erschien auf ihrem ebenmäßigen Gesicht. Eine fast perfekte Reihe weißer Zähne erschien und ich wusste nicht, ob ich eifersüchtig oder verwirrt sein sollte. Ja, Jack hatte sie angeschaut, aber nun schien sie ihn gar nicht zu interessieren. Kein Blick glitt mehr zu ihren Brüsten… Ich beobachtete sie, sie war Scharfschützin, ebenso wie Clay. War sie diejenige, welche er wegen mir eigentlich umbringen sollte? Fast schon zärtlich streichelte sie das Gewehr, welches sie wieder an sich genommen hatte und betrachtete es mit warmen Augen. Jack grinste leicht und verwundert beobachtete ich, wie er ihr freundlich auf die Schulter klopfte. Außer bei mir tat er sich mit Berührungen äußert schwer. Ich hörte ihren Magen knurren und wir beide sahen kurz auf den trainierten Bauch. „Wir waren gerade in der Kantine… War lecker da“, meinte ich immer noch leicht in Gedanken und ihre grünen Augen blickten in die Meinen. Sie runzelte kurz die Stirn und nickte dann jedoch freundlich. Sie klopfte sich kurz mit der Hand auf den Bauch und verabschiedete sich mit einem Winken nonverbal von uns und schlenderte weiter in die Richtung, aus der wir kamen. Jack betrachtete sie und als ich sein süffisantes Grinsen sah, schlug ich ihm feste gegen die Seite. „Hey! Man“, beschwerte er sich und sah mich an, „ich schau doch nur….“ „Pf… Schau mich an. Du gehörst schließlich mir“, meinte ich grimmig und blickte ihn mit kalten und leicht zornigen Augen an. „Ach“, meinte Jack und klang neutral und abgestumpft, doch ich kannte ihn noch. Sein Humor war immer trocken und wer ihn nicht verstand, hatte halt Pech. Ich nickte und meinte: „Ja, vergiss das nicht.“ Das süffisante Grinsen auf seinem Gesicht kannte ich und er beugte sich zu mir und raunte mir lüstern ins Ohr: „Dann sorg später dafür, dass ich mich wieder dran erinnere…“ Ich lachte kurz dreckig und meinte: „Klar, mach ich…“ Ich leckte mir leicht über die Lippen, während ich den Mann vor mir betrachtete. Didi lenkte mich ab, denn plötzlich spürte ich eine nasse Nase an meiner Hand und ich blickte hinunter in das treue Gesicht des Tieres. „Wer genau war das“, wollte ich von Jack wissen, welcher mich immer noch mit einem hungrigen Blick musterte. Jedoch brachte die Frage ihn wieder in die Realität und er erklärte: „Quiet war eine der Scharfschützen, die ich für David erledigen sollte … der erste Mordversuch an ihr ging schief und dann war ich auf ihrer Fährte… sie ist gut… Hat mich fast kalt gemacht.“ Stirnrunzelnd sah ich ihn an und fragte: „Hattest du nicht gesagt, du wolltest die Leute gar nicht umbringen? Passt ja irgendwie nicht zu der Aussage…“ Jack nickte und während wir weitergingen erklärte er: „Ich war nicht der erste, der es versucht hat… Die Person davor hat es nicht geschafft, danach hat der Major, also David, mich kontaktiert…“ Ich verstand, warum Jack so verbittert schaute. Kontaktieren bedeutete für diesen Menschen wohl nicht, ihn einfach anzurufen, oder eine E-Mail zu schreiben. „Wieso spricht sie nicht“, wollte ich wissen und streichelte kurz den Hund, welcher erneut Aufmerksamkeit von mir verlangte. „Weil sie es nicht mehr kann“, war sein schlichter Kommentar, der mich verwundert zu ihm schauen ließ. Das warum folgte, doch ich war mir schon im nächsten Augenblick sicher, dass ich keine Antwort von ihm erhalten würde. Ich bemerkte, wie Jack schwer durchatmete. Vermutlich wog er ab. Ich war mir sicher, dass es hierbei nicht um Vertrauen ging. Er wog ab, weil es nicht seine Vergangenheit war, über die wir sprachen. „Ich weiß nicht, ob sie möchte, dass es zu viele wissen“, meinte er kurz angebunden und verstehend nickte ich. „ Ja, irgendwie ist das doch eine sehr persönliche Frage“, stellte ich fest und nickte leicht. Ich dachte an Quiet und grinste leicht, während ich fragte: „Deswegen also der Codename?“ Jack schmunzelte und meinte schlichtweg: „Wir haben nach ihrem Namen gefragt und das war das einzige, was sie darauf aufgeschrieben hat.“ „Warum läuft sie so herum“, fragte ich stirnrunzelnd. „Warum nicht… Sieht doch scharf aus… Na ja außer man ist so stock schwul wie du.“ Verärgert sah ich ihn an, doch Jack schien sich auf einmal köstlich zu amüsieren. „Ist doch so, Jazz“, scherzte er tatsächlich herum, „du bist während deines ersten Mals mit einer Frau schlaf geworden… Da ist stockschwul genau der passende Ausdruck für dich…“ Feste schlug ich ihm gegen die Schulter, während ich finster zu ihm raunte: „Du Wichser, ich hoffe die polieren dir gleich die Fresse.“ Jack lachte und schlug mir fest, aber nicht schmerzhaft in die Seite. „Schlag mich nicht, sonst trainierst du mit.“ So seltsam es war, es war irgendwie ein unbeschwertes Gefühl so mit ihm umzugehen, herumzualbern und ich hatte das Gefühl, dass es Jack besser tat, als er vermutlich je geglaubt hatte. Kapitel 23: Besitzansprüche --------------------------- Es war früher Abend, als Jack mich zu einer anderen Plattform führte. Er hatte mir einiges gezeigt und mich leider auch durch einige riesige Türen nicht hindurch gelassen. Tatsächlich war ich überrascht, was er in den letzten Jahren alles erschaffen hatte und auch Jack konnte einen zufriedenen Ausdruck nicht verhindern, welcher ihm über sein Gesicht huschte. Ja, man durfte auch mal Stolz auf sich sein, ohne, dass es selbstgefällig wirkte. Ich sah auch, dass nicht nur Hubschrauber die Soldaten zur Basis brachten, sondern auch Schnellbote fuhren. Grinsend meinte ich: „Oh, ihr achtet also auch auf den Umweltschutz.“ Jack sah zu den Boten und grinste kurz, als er meinte: „Na ja, das liegt auch daran, dass ich nicht immer Helikopter fliegen will, außer ich muss mich beeilen…“ Ich nickte leicht und meinte gleich, dass ich dies auch ausprobieren wollte. Lachend stimmte Jack zu und meinte: „Der einzige Einstieg für die Bote ist auf der Plattform mit der Antenne.“ Ich nickte leicht und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu der Plattform mit dem verglasten Turm. Viele Soldaten waren nicht unterwegs und müde streckte ich meine Glieder. Die schlaflose Nacht war nun, wo die Aufregung nachließ, deutlich zu spüren. Jetzt, wo wir auf der Plattform waren, an der wir heute Morgen mit dem Helikopter gelandet waren, sah ich das erste Mal eine größere Anzahl von Menschen stehen. Ich vermutete, dass es an die zwanzig bis fünfundzwanzig Menschen waren, die dort standen. Drei Menschen, zwei Männer und eine Frau, standen etwas abseits. Sie wirkten nervös und ich sah einen der Männer nervös seine Hände kneten. Jack ließ mich mit Didi stehen und meinte nur: „Ich komm gleich wieder.“ Ich sah ihm nach und nickte nur stumm. Streichelte den Hund, welcher mir über die Hände leckte. Einige Soldaten standen in kleinen Gruppen herum. Etwas abseits des Geschehens sah ich Quiet stehen. Vermutlich kannten die meisten ihre knappen Outfits, denn nur die wenigsten achteten wirklich auf sie. Ich war gespannt was nun folgen würde. Ich hatte Jack niemals wirklich in Aktion gesehen. Tatsächlich war ich sehr gespannt darauf zu sehen, was Jack alles konnte. Das Training mit mir damals war schließlich für ihn lachhaft gewesen, auch wenn er es nie so gesagt hatte. Doch nun standen Soldaten vor ihm. Ausgebildete Soldaten und erstaunlicherweise betrachteten sie Jack alle mit fast schon ängstlichem Ausdruck. Adam stand neben ihnen und sah sie weder mit Freude oder Häme, noch mit Bedauern oder Sorge an. Er schaute neutral und verschränkte die Arme vor der Brust. Tatsächlich seltsam für sein eigentlich so offenherziges Gesicht. Trotzdem war es gut zu sehen, dass er sich daran nicht einfach erfreute. Ich wusste nicht was die drei getan hatten, doch tatsächlich schien es keinen der Anwesenden sonderlich zu interessieren. Ich beobachtete drei Soldaten vor mir. Zwei Männer und eine Frau. Einer von ihnen meinte zu den anderen beiden: „10 auf Snake. Der macht dir drei fertig.“ Ich sah zu der Frau, die abwog. „Hm“, kam es von ihr, „es sind dieses mal drei und Melleck ist gut im Nahkampf… ich setze auf die drei.“ Der andere schien wohl nicht gerne zu wetten, jedenfalls meinte der schwarze kräftige Mann mit tiefer und angenehmer Stimme: „Aber der Boss verliert so gut wie nie…“ Ich schmunzelte, als ich die drei belauschte und spürte auf einmal, wie jemand hinter mich trat. Ich wandte mich um und sah in die grünen Augen Quiets. „Hi“, sagte ich freundlich und lächelte leicht. Doch immer noch abschätzend… ‚Mein Mädchen‘, klang in meinen Ohren nach. Sie nickte mir zu und ihre Augen wanderten wieder zu dem Schauspiel, was in wenigen Augenblicken losgehen sollte. Ich sah, wie Adam zu den drei Soldaten kam und ihnen noch einmal eine Standpauke hielt. Sie schienen sich untereinander geprügelt zu haben und so was würde er auf der Basis nicht dulden. So, wie er sprach und sich gab bekam man den Eindruck, dass er der Chef war und nicht Jack, denn dieser ließ Adam reden, ließ nicht erkennen, ob er es gut hieß oder nicht. Er stand eigentlich nur stillschweigend im Hintergrund und beobachtete das Geschehen. „Ich dachte J- Snake wäre hier Chef“, fast hätte ich Jack gesagt… ich hatte ihn noch nicht gefragt, ob ich seinen Namen sagen durfte oder nicht, deswegen entschied ich mich dazu lieber bei Snake zu bleiben. Nachher wollte er das nicht. Quiet nickte leicht und schaute zu Adam, während sie leicht grinsend die Augen verdrehte. Sie deutete auf die Leute und dann auf Adam. Ich schmunzelte leicht und fragte: „Ach ja, er war ja Ausbilder? Da lässt er dann den Chef raushängen?“ Sie nickte und betrachtete mich fragend. Klar, versprach ich mich doch fast. Sie blickte von mir zu Jack und sah mich fragend an. Fragend formte sie mit ihren Fingern grinsend ein Herz und ich schmunzelte, als ich diese Geste sah. Ich glaubte zu verstehen was sie meinte und erklärte: „Ja, wir sind… Na ja, er ist mein Partner. Ich liebe ihn.“ Meinte ich leicht schmunzelnd. Ich wusste, Jack hatte damit keine Probleme, hatte er es ihr ohnehin schon anvertraut. Ich war derjenige, der sich damit immer schwer getan hatte. Die grünen Augen der schlanken Frau weiteten sich überrascht und erstaunt betrachtete sie Jack. Als würde sie erst jetzt richtig verstehen, was er vor wenigen Stunden meinte. Ich vermutete, dass sich Jack sehr bedeckt hielt, wenn er über mich sprach. Vermutlich hatte sie damit nicht gerechnet. Als sie mich erneut musterte, war ihr Blick abschätzender. Es schien, als sah sie mich nun genauer an und was sie dachte, ließ sich nicht an ihrer Mimik deuten. Wusste sie wohl, dass Jack sie wegen mir umbringen sollte? Hatte sie Interesse an ihm? Oder wie sollte ich das verstehen? Antworten konnte sie mir ja auf meine Fragen nicht so einfach… Ich hatte auch keinen Moment Zeit um nachzufragen, denn ich sah, wie die vier sich aufstellten. Alle drei gegen Jack. War das nicht eigentlich unfair? Doch dann wurde meine Aufmerksamkeit auf das Geschehen vor uns gelenkt. Keiner der Soldaten wollte einen Schritt auf Jack zumachen. Sie alle schienen unheimlichen Respekt vor ihm zu haben. So war es Jack, der sich sein erstes Opfer einfach aussuchte. Er machte einen schnellen Schritt auf den Soldaten in der Mitte zu. Dieser schien zu perplex um rechtzeitig zu reagieren! Mit einem schnellen Schlag durchbrach er dessen Deckung. Fast im selben Moment reagierte die Frau und holte zum Schlag aus. Sie stand seitlich hinter Jack und peilte scheinbar seine Rippen an. Eigentlich ein unfairer Kampf. Doch als ich sah, was dann passierte, erschien mir das als einzigen Weg um Jack zu besiegen. Es schien, als habe er irgendwie die Bewegung hinter sich wahrgenommen. Er hatte den Soldaten vor sich am Kragen gepackt und schleuderte ihn regelrecht gegen die Frau. Er nahm den Körper des anderen einfach als Waffe! Doch besonders schmerzhaft sah es nicht aus, da sie alle zu dicht zusammen standen, doch es stoppte ihren Angriff und sie keuchte erschrocken auf. Die beiden fielen zu Boden. Ob er die Frau wohl etwas schonen würde? Doch sofort verneinte ich in Gedanken, da nahm er sicherlich keine Rücksicht drauf! Jack wandte sich im Krampf zu den beiden am Boden liegenden zu und schien in dem Moment nur Augen für sie zu haben. Der letzte im Bunde, Melleck, wie ich aus dem Raunen der Leute um mich herum heraushörte, nutzte die Gelegenheit. Er setzte zum Schlag an. Er war schlau und hatte bis zum richtigen Moment gewartet! Melleck traf Jacks Gesicht, welcher einen Schritt zurück wankte. Er hob die Hand und schien sich über sein Kinn zu streichen. Beide sahen sich an. Ich konnte Jacks Gesicht nicht sehen, da er mit dem Rücken zu mir stand, doch es hatte Wirkung auf sein Gegenüber. Der Soldat ließ die Fäuste erschrocken sinken, hatte er wohl nicht geglaubt einen Treffer zu landen. „T- tut mir leid, Boss“, stammelte er, doch Mitleid war wohl nicht zu erwarten. Und mir war klar, dass er die Hände besser nicht gesenkt hätte. Blitzschnell setzt Jack zu ihm und schlug ihm fest in den Magen. Nein, so hatte er mit mir nie trainiert! Dagegen war das mit mir damals wirklich ein Witz gewesen! Der arme Kerl krümmte sich vor Schmerzen, ich hatte zwar damals blaue Flecke gehabt, doch niemals so qualvoll gestöhnt dabei! Damit war es für den jungen Mann scheinbar noch nicht vorbei, denn Jack holte bereits das zweite Mal aus und schlug Melleck in den Nacken. Der Mann ging in die Knie wie ein nasser Sack. Jack zog ihn am Kragen wieder hoch. Ich konnte es kaum glauben, dass er nun wieder zuschlagen würde! Doch es schien als sah er, dass er genug hatte. Jack ließ ihn gnadenlos auf den Betonboden fallen und wandte sich an die anderen beiden. Die Frau, welche als erstes wieder stand, war wohl sein nächstes Opfer. Er warf sie schmerzhaft über die Schulter zu Boden. Die Frage, ob er rücksichtsvoller mit ihr umgehen würde, wurde im nächsten Augenblick beantwortet. Etwas in ihrem Arm machte dabei ein lautes unangenehmes Geräusch und die Frau schrie laut und schmerzerfüllt auf. Es sah aus, als sei ihre Schulter ausgekugelt. Auch sie ließ Jack dort einfach liegen, würdigte sie keines Blickes mehr! „Gott ist er gut“, entfuhr es mir leise. Zustimmend nickte Quiet und schien Jack genauso zu beobachten wie ich. Dieser Kampf ging noch keine zwei Minuten und fast alle waren kampfunfähig! Ich verstand langsam die Angst in den Augen der Menschen, als sie sich gegenüber aufgestellt hatten! Immer noch lag der dritte Mann, den er auf die Frau geschleudert hatte, am Boden. „Steh auf“, hörte ich Jack zu dem Letzten leise murmeln. Ich sah das Gesicht des Mannes, den ich liebte und war von dem distanzierten und fast schon mörderischen Ausdruck überrascht. Langsam erhob sich der Soldat. Hoffte er vielleicht, dass liegen bleiben ihn retten würde? Der Mann stand Jack einen Moment gegenüber, ehe er nochmal versuchte einen Treffer zu landen. Im Gegensatz zu Jacks Bewegungen schien er geradezu in Zeitlupe zuzuschlagen. Er kassierte ein paar schwächere Treffer hintereinander. Dem Mann lief bereits Blut aus der Nase und er fing an zu wanken. Es war nichts als ein Spiel für Jack. Er wusste, dass er bereits gewonnen hatte. Immer wieder ließ er dem Kerl vor sich Zeit sich zu sammeln, ehe er ihm wieder einen Kinnhaken oder ähnliches verpasste. Erst, als dieser sich kaum noch auf den Beinen halten konnte trat er ihm das Bein zur Seite weg und schenkte seiner Abwärtsbewegung einen Schlag gegen den Kehlkopf. Der Mann lag am Boden und rührte sich nicht. Ich vergaß das Atmen, als ich das sah! Fast mit Entsetzen beobachtete ich, dass Jack die Atmung des Mannes kontrollierte. Hätte er ihn wirklich so schwer verletzen können? Natürlich, bei einem Schlag gegen den Kehlkopf! „Alles okay“, sagte er nach einem Moment und warf seinen Blick in Richtung Ozelot. „So und als Strafe habt ihr den ganzen nächsten Monat Klo-Dienst! Ich hab keinen Bock zu hören, dass ihr euch untereinander verprügelt!“ War das Verprügeln nicht schon Strafe genug?! Anscheinend wohl nicht und keiner der Umstehenden schien in der Lage sich zu beschweren. Der Kampf war vorbei und ich sah, wie Jack einem der dreien auf die Beine half und einem kurz auf die Schulter klopfte. Er sagte etwas zu ihm, was ich nicht verstand. Nie hätte ich gedacht, dass er tatsächlich so gut war! „Wow“, entfuhr es mir fast schon ehrfürchtig. Ich blickte kurz zu Quiet und auch sie schmunzelte leicht und nickte. Sie hatte Jack vermutlich schon öfter so gesehen und für sie war es nichts ungewöhnliches. Immer noch trug sie ihr wohl neues Gewehr auf dem Rücken. Ich streichelte den Hund, der immer wieder seinen gigantischen Kopf an meine Hüfte drückte. Erneut fiel mein Blick auf die Frau vor mir. Ja, würde ich nicht schwul sein, wäre sie sicher eine sehr attraktive Frau. Ich sah auf das Gewehr und sie bemerkte, dass ich sie beobachtete. Fragend runzelte sie die Stirn. Natürlich, sie wollte wissen warum ich sie beobachtete. Ich grinste kurz und erklärte: „Mein zukünftiger Schwager ist auch Sniper… Hab noch nie so ein Gewehr aus der Nähe gesehen, tatsächlich.“ Sie schmunzelte und holte es von ihrem Rücken. Geschickt war sie dabei und reichte es mir tatsächlich. Überrascht nahm ich es entgegen und betrachtete die schwarze Waffe in meiner Hand. „Ist es schwer damit zu schießen“, fragte ich, während ich die Waffe in der Hand wog. Sie neigte den Kopf zur Seite und deutete auf sich und schien zu verneinen. Als sie jedoch mit ihrer schlanken, fast schon klein wirkenden Hand auf mich deutete, zuckte sie mit der Schulter. Ich überlegte einen Moment was sie damit meinen wollte, doch dann glaubte ich zu verstehen. „Ach“, begann ich, „du meinst für dich ist es einfach und bei mir hast du keinen Plan?“ Sie nickte leicht und grinste mich fast schon etwas frech an. Wir hörten Schritte auf uns zukommen und ich erkannte schon an der Geschwindigkeit, dass es Jack war. „Na sieh mal… Sie gibt ihre Waffe ab…“, raunte er und trat zu uns. Er klopfte jeden von uns beiden freundlich auf die Schulter, während die meisten langsam verschwanden. Ich nickte leicht und mich noch höflich bedankend gab ich ihr die Waffe wieder. Quiet grinste ihn kurz an, blickte von ihm zu mir und zwinkerte ihm fast schon verführerisch zu. Es war erstaunlich, aber es schien, als verstanden die beiden sich wirklich so gut, dass es keinen der beiden störte, dass Quiet nicht sprechen konnte. „Was hast du ihr gesagt“, wollte Jack von mir wissen und ich hörte einen fast schon amüsierten Ton in seiner Stimme. „Na ja, dass wir zusammen sind“, grinste ich und genoss es sagen zu können, dass er mein Freund war. „Ah… das erklärt das Grinsen“, raunte Jack und auch auf sein Gesicht schlich sich ein Grinsen. Ich sah noch einmal zu der Runde und beobachtete, wie die Soldaten verschwanden. Die drei, welche mit Jack gekämpft hatte, oder sich eher wie ein Box-Sack hatten behandeln lassen, schienen sich humpelnd und sich die Schulter haltend zu einem Gebäude aufzumachen. „Hast du auch schon mal verloren“, wollte ich von Jack wissen und er nickte leicht. „Klar, auch ich habe mal schlechte Tage.“ Ich grinste leicht und konnte es mir kaum vorstellen. Gerade, als ich sagen wollte, dass einige Soldaten wohl Wetten abschlossen hatten, begann Jack zu sprechen. „Sollen wir gehen? Du wolltest mir noch was beweisen“, raunte Jack zu mir und es brauchte keinen Moment bis ich verstand, wo er bereits mit seinen Gedanken war. Hatte er sich deswegen so beeilt? Ich konnte es mir regelrecht vorstellen bei ihm! Ja, es schien, dass unsere Beziehung immer noch sehr körperlich bleiben würde und das gefiel mir! Auch die kleine Eifersucht, welche in mir brodelte schien vergessen und ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht! Ja, ihm zu zeigen, dass er mir gehört, der Aufforderung kam ich nur zu gerne nach! Es war fast, als zog mich Jack mit sich. Dass Quiet uns schmunzelnd nachsah, ehe sie sich umdrehte, bemerkte sicher nur ich. Ja, es war erstaunlich wie schnell ich hier meinen Problemen und meinem Alltag entfliehen konnte. Das Gericht, das Urteil, alles war wie vergessen seit ich hier war. Wir gingen in sein Quartier. Immer noch wollte Didi mich nicht verlassen, war ich doch erst einen Tag für ihn wieder da. Ich ließ mich nicht mehr ziehen, sondern ging neben ihm und betrat noch vor ihm das Zimmer. Das Bett war noch immer zerwühlt und grinsend betrachtete ich es. Ich drehte mich zu Jack und sah die Lust in seinem Auge. War das schlimm, dass es kein romantisches Vorspiel bei uns gab? Das gerade die Luft nicht zwischen uns knisterte? Nein, dies war gerade so unwichtig wie die Tatsache, dass er gerade die drei Menschen verprügelt hatte. Wie ich ihn betrachtete kam die Lust nach diesem Mann und ich musste ihm einfach zeigen, dass er mir gehörte. Das weder Kaz noch diese Quiet in seinem Kopf vorhanden waren. Doch wie ich es drehte und wendete ich verstand, dass ich es war, den Jack wollte. Er zeigte es mit so vielen Kleinigkeiten und sei es einfach nur, dass ich hier war! Süffisant grinsend leckte ich mir kurz über die Lippen und ich erinnerte mich daran, dass er sich nur so selten einfach fallen lassen konnte. Nur selten die Kontrolle wirklich abgab. Doch genau das wollte ich. Ich straffte meinen Rücken, während ich ihn immer lustvoller betrachtete. Es war mir und ihm sicherlich scheißegal, dass dies wohl wieder nicht in einem romantischen Mal enden würde. „Zieh dich aus und knie dich schon auf das Bett. Dann streckst du mir deinen geilen Arsch entgegen“, raunte ich mit Dominanz in meiner Stimme. Fast schon überrascht sah Jack mich an und er erkannte das Spiel. Ja, wir hatten das schon einmal… Jedoch schien er es dieses Mal nicht einfach mit sich machen zu lassen. Fast schon wie ein trotziges Kind verschränkte er die Arme vor der Brust. „Wieso sollte ich?“ Ich spürte die aufwallende Lust und leckte mir unbewusst über die Lippen. „Weil du willst, dass ich dich ficke und ich es liebe, dich vor mir auf den Knien zu sehen.“ Es wirkte fast, als nickte Jack leicht anerkennend, doch ich sah auch den Spaß in seinem Auge. „Und wenn ich dich ficken will“, raunte er und kam mir auf einmal sehr nah. Allerdings wollte ich mich nicht von ihm einschüchtern lassen. ich war keiner der Soldaten die erzitterten, wenn er mir nahe kam! Fast schon ein wenig grob schubste ich ihn weg in Richtung Bett. Und ging ihm gleich nach! „Hast du nicht verdient, jetzt zieh dich endlich aus! Hör auf zu labern!“, grollte ich und war verwundert, wie Jack einfach mitspielte. Er blieb vor dem Bett stehen und begann sich langsam auszuziehen. Betrachtete dabei mein Gesicht, als schien er genau zu eruieren was in mir vorging. Allerdings hafteten meine Augen an seinem Körper, den er langsam aber sicher entblößte. Auch ich zog mir hastig mein Shirt aus und warf es vor Didis Pfoten, an dem er gleich schnupperte. Ich ließ ihn sich gänzlich ausziehen und grinste süffisant. Ich liebte diesen nicht perfekten Körper! „Hände weg! Ich will dich sehen und ich will, dass du dich gleich schön hinkniest, damit du mir einen bläst“, befahl ich und schaute ihn fast schon ernst an. Ich war überrascht, dass Jack der Aufforderung nachkam ohne was zu sagen. Gefiel es ihm, dass ich ihm Befehle gab? War es für ihn so erregend sich in der Situation zu wissen? Ich sah, wie er sich über die Lippen leckte und merkte, dass er es mochte, wenn ich ihm Befehle gab! Ich sah, wie er ansetzte und als ich merkte, dass er nicht so einfach nachgeben wollte, drückte ich ihn einfach hinunter. Es war mir tatsächlich egal ob es ihm wehtat oder nicht. Ich wollte einfach, dass mir der Mann, den ich liebte, einen blies. Nachdem was ich nun von Jack wusste, war mir sehr bewusst, dass er es einfach zuließ. Wenn er wollte hätte er mich einfach von sich stoßen können. Ich grinste und forderte ihn auf: „Jetzt komm. Ich will hart werden in deinem heißen Mund.“ Jack lachte leise und ich wusste, dass er nicht auf diesen sanften Blümchensex stand. Die Rache für meine Art spürte ich allerdings sofort. Er krallte sich regelrecht in mein Gesäß und zog meine Mitte zu sich ran. Ich stöhnte laut auf, als die Feuchte seines Mundes mein Glied willkommen hieß. Es schien, als sei Jack wild und gierig darauf, so, wie er an meinem Glied sog. Seine Zunge umschlang regelrecht mein Glied und ich schloss genießerisch meine Augen. Immer wieder glitt er mit seiner Zunge über meinen Schaft. Ich wuchs in seinem Mund und immer wieder leckte er über meine Spitze, was mich erzittern ließ. Lustverzerrtes Stöhnen entwich meinen Lippen. Erste Lusttropfen erschienen und Jack leckte sie sofort weg. Ich wusste, dass er den Geschmack, meinen Geschmack liebte! Ich wurde vollends hart in seinem Mund und immer wieder fuhr seine Zunge die Länge meines Schaftes nach. Ich hielt seinen Kopf dort, wo ich ihn wollte. Stöhnte lauter und zufrieden auf. Brachte seine Frisur durcheinander und verlor mich in meinen Gefühlen. Ich leckte mir begierig über die Lippen und forderte ihn auf: „Leg dich aufs Bett! Nein, knie dich hin!“ Als er seine Lippen von mir löste blickte er mir ins Gesicht. Als fesselte ihn mein Blick, vielleicht erging es ihm auch so. „Und wenn ich dich lieber auf meiner Zunge schmecken will“, grinste er, während er sich langsam erhob. Ich mochte dieses Spiel der Dominanz mit ihm. Er konnte, wenn er wollte, jede Rolle einnehmen. Doch gerade wollte ich, dass er die devote übernahm. Immer war er Chef, eigentlich kannte er es gar nicht anders. „Darfst du gerne wann anders haben“, raunte ich und drückte ihn Richtung Bett, „du wolltest, dass ich dir zeige, dass du mir gehörst! Und ich werd dem Wunsch nachkommen!“ Grob griff ich um seinen Oberarm und drückte ihn fast schon ein wenig brutal auf das Bett. Ich schubste ihn regelrecht hinab und nur wenig herzhaft wehrte sich Jack und grinste mich leicht an. Ich blickte auf seine Mitte und stellte fest, dass auch bei ihm eine leichte Erregung ersichtlich war. Ich nahm das halb steife Glied in die Hand, drückte leicht zu und rieb an ihm, was Jack ein leises lustvolles Keuchen entlockte. Es war wie Musik in meinen Ohren, als die tiefen, rauchigen Geräusche seinen Mund verließen. „Oh ja“, murmelte ich, „stöhn für mich Jack….“ Ich fuhr immer weiter sein Glied auf und ab, sah ihm ins Gesicht und leckte mir erneut vor Lust über die Lippen. Ich konnte nicht widerstehen, beugte mich hinunter und leckte über die Länge. Jack erzittert und griff in meine braunen Haare. Kurz schielte ich zu ihm rauf und raunte herrisch: „Wenn du mir an den Haaren ziehst, höre ich sofort auf dir einen zu blasen!“ Erneut nahm ich seinen Schwanz in den Mund und ließ ihn nicht zu Wort kommen! Sollte er Worte auf der Zunge getragen haben, wurden sie von einem lauten tiefen Keuchen verschluckt. Ich genoss seine Länge in meinem Mund. War verzückt von dem Keuchen, welches seinen Mund verließ! Wie auch er es bei mir getan hatte, glitt ich mit meiner Zunge über das harte Fleisch! Ich erinnerte mich, wie mir früher bei ihm solche Sachen fast noch peinlich waren. Ich war schon niedlich, schoss es mir kurz durch den Kopf, während ich sein Glied aus meinem Mund gleiten ließ. Ich betrachtete ihn. Jack hatte das Auge geschlossen und ein äußerst zufriedener Ausdruck lag auf seinen schmalen Lippen. „Los, ab auf die Knie! Mein Schwanz will in deinen Arsch“, raunte ich und spürte die Vorfreude in mir. Es wirkte für einen kurzen Moment so, als nicke Jack leicht anerkennend und ein zufriedener Ausdruck erschien um seinen Mund. „Wird’s jetzt bald“, forderte ich ihn auf. Immer noch wollte er sich nicht umdrehen, also griff ich nach seiner Hüfte und zerrte fast schon leicht an ihm. Erneut lachte Jack leise, fast schon minimal auf und ließ es zu, dass ich ihn umdrehte. Endlich, wie ich es wollte kniete er sich auf die Matratze und streckte mir seinen Hintern entgegen. Es war für mich ein wundervoller Anblick. Ich konnte nicht anders und leckte mir über die Lippen, als ich diesen Mann betrachtete. Ich setzte mich auf und strich ihm langsam und genüsslich über den trainieren Hintern. „Geiler Anblick. Man merkt einfach, dass du mehr trainiert hast in den letzten Jahren“, raunte ich süffisant und konnte nicht anders, als kräftig auf sein muskulöses Gesäß zu schlagen. Er zuckte zusammen, stöhnte leise auf und wandte den Kopf über die Schulter in meine Richtung. „Oh du Arschloch, dass kriegt dein Arsch alles wieder“, raunte er mit einem tiefen Grollen, was mir eine Gänsehaut über den Körper jagte. Denn auch, wenn er gerade vor mir kniete, war dieser Satz so dominant gesprochen, als würde er bestimmen was hier passierte. Ich wollte mich nicht beeindrucken lassen und schlug erneut fest auf sein trainiertes Gesäß! Sein tiefes Stöhnen zeigte mir, dass er dieses Spielchen genauso genoss, wie ich es tat! Ich grinste pervers, holte erneut aus und schlug fester als zuvor auf sein Gesäß. Mir doch egal, wenn es rot wird! „Du willst es doch. Grad darfst du mal nicht Chef spielen.“ Das leise kehlige Lachen was folgte, stachelte mich dazu an erneut feste zuzuschlagen. Und ich sah, dass sein Hintern eine rötliche Farbe annahm. Geil, schoss es mir durch den Kopf. Das Lachen auf Jacks Lippen erstarb, er stöhnte leise auf und mit einer ungewöhnlich tiefen und herrischen Stimme meinte ich: „Glaubst du, ich will dich Lachen hören?“ Ich ließ meine Hand sinken und tatsächlich schwieg Jack und hielt sich an meine Anweisungen. „Beim nächsten Mal brauche ich Seile“, raunte ich in sein Ohr und merkte, wie sich eine Gänsehaut auf seinem Körper bildete. Ich kniete mich hinter ihn und nahm mein eigenes Glied fest in die Hand. Ich rieb es an seinem Eingang und ich hörte ihn unverhohlen keuchen. Wenn man bedachte, wie autoritär er sein konnte und wie devot er sich in diesem Moment gab, konnte man meinen, es wären zwei unterschiedliche Personen. Vielleicht genoss er es auch einfach mal sich devot verhalten zu können? Ich drückte mich an ihn ran und glitt in ihn, nach Gleitgel hatte ich vergessen zu fragen. Ich hörte ihn laut stöhnen und auch mir entwich ein lautes Stöhnen, als ich seine Enge um mein Glied spürte. Jack verlor für einen kurzen Moment die Spannung in seinen Armen, drückte sich aber gleich darauf an mich. Wie erleichtert er wirkte meinen Schwanz in sich zu spüren… Ich stieß hart zu, wollte mir keine unnötige Zeit lassen. Als ich ihn darauf laut stöhnen hörte, verzückte es mich. Ich geriet immer weiter in Ekstase, ließ meiner Lust ihren Lauf. Der Rausch, in den ich uns beide trieb, nahm immer mehr von mir Besitz ein. Plötzlich spürte ich, wie die Matratze sich hinter mir senkte und gleichzeitig sahen Jack und ich zur Seite. Didi blickte uns an und wedelte leicht mit seinem Schwanz, legte den Kopf zur Seite und schien unser Tun zu betrachten. „Runter“, riefen Jack und ich gleichzeitig! Es schien, als sei der Hund verwirrt und erst als Jack sich kurz gesammelt hatte und ihn auf seinen Platz schickte, gehorchte der Hund und ließ fast schon traurig die Ohren hängen. Wir sahen ihm nach und kopfschüttelnd raunte ich: „Du weißt, dass das alles deine Schuld ist….“ Jack keuchte und drückte sich einfach an mein Glied! „Halts Maul und fick weiter!“ Ich grinste und lachte fast schon bösartig, als ich ihn so hörte! Ja, dem Wunsch kam ich nur zu gerne nach! „Na gut“, raunte ich leise und grinste. Hart trieb ich mein Glied in ihn und jedes Zucken, jedes Stöhnen von ihm trieb mich an fester und härter zu werden. Schnell war Didi vergessen! Auch Jacks Keuchen wurde unkontrollierter und seine Arme begannen zu zittern! „Ich glaube“, begann ich stöhnend zu sagen, „du merkst, wem du gehörst, oder?“ Ich sah, wie seine Arme bebten, wie er den Kopf senkte und unter Stöhnen leicht nickte. Ein Schweißfilm legte sich auf unsere Körper. Er drehte sich nicht zu mir und als ich weiter in ihn stieß, streifte ich den Punkt, welcher ihn fast aufschreien ließ. Ich wollte ihn schreien hören und so stieß ich immer wieder zu und versuchte eben jenen Punkt zu treffen, der ihn zusammenzucken ließ. Ich stöhnte immer lauter und es war mir gleich wenn andere uns hörten! Auch Jack wurde lauter und als ich den ersten lustvollen Schrei hörte, grinste ich zufrieden über ihn! Auch ich konnte nicht mehr an mich halten, als sich Jack feste an mich drückte. Ich ließ meiner Lust freien Lauf, legte einen Arm um Jacks Hüfte und griff nach seinem Glied. Rieb es in meiner Hand. Verstärkte so den Druck und trieb mein Glied so tief es ging in ihn hinein. Ich spürte, dass er kurz vor dem Höhepunkt war, ebenso wie ich und gleichzeitig kamen wir. Ich pumpte meinen Samen in seinen Hintern und spürte den Seinen über meine Hand laufen. Kurz verharrte ich in ihm und genoss das Gefühl. Als ich aus ihm raus glitt sah ich, wie mein Sperma sein Gesäß hinablief und grinste dreckig, als ich das sah. Jack ließ sich fast schon erschöpft ins Bett fallen und auch ich ließ mich neben ihn in die Laken sinken. Wir atmeten schwer und ich seufzte zufrieden, als er mich in seine Arme zog. Ich liebte es, dass ich bei ihm vom einen auf den anderen Moment von dominant zu devot wechseln konnte. Ich liebte es einfach, nach dem Sex oder beim Einschlafen in seinen Armen zu liegen. Jack strich mir durch die Haare und seufzte zufrieden. Ich grinste leicht und stellte fest: „Jetzt haben wir uns tatsächlich nicht einmal geküsst…“ Grinsend betrachtete mich Jack und ohne etwas zu sagen legte er seine rauen Lippen auf die Meinen. Es war kein leidenschaftlicher Kuss, es war ein gefühlvoller, fast schon sanfter Kuss, den wir gerade teilten und den ich so sehr genoss. Ich drehte mich zu ihm und streichelte über seinen Rücken. Ich löste mich nach einem Moment von ihm und betrachtete sein Gesicht. „Ich liebe dich“, murmelte ich leise und Jack strich mir einige Strähnen aus dem Gesicht. „Ich dich auch, Jasper… ich lass dich echt nie wieder gehen.“ Ich drückte ihn und war so froh, fast schon unendlich dankbar, dass er dies sagte und als Didi wieder auf das Bett gesprungen kam, lachte ich auf und streichelte kopfschüttelnd den grauen Hund, welcher sich an uns beide drückte. Kapitel 24: Die schweigsame Scharfschützin ------------------------------------------ Wann mich die Müdigkeit übermannt hatte, wusste ich nicht, war ich doch so müde und erschöpft. Es wunderte mich fast, dass ich wirklich schlafen konnte, denn eigentlich dachte ich, dass Albträume mich heimsuchen würden. Doch dem war nicht so. Traumlos schlief ich und sehr erholsam. Ich seufzte und war zufrieden, während ich mich im Bett herumdrehte. Doch schon im nächsten Moment roch und ich spürte ich etwas neben mir, was eindeutig nicht Jack war! Verwirrt öffnete ich die Augen und sah nur etwas riesiges Graues im Bett liegen. Verwirrt sah ich einen großen Hund an. Ich blinzelte einige Male bis ich begriff, dass es Didi war. Wieso überhaupt das Alibikörbchen? „Oh Didi“, murrte ich und schob den Hund zur Seite. Ich hörte ihn fast schon überrascht jaulen! Beschwerte er sich etwa gerade?! Ich grinste leicht und drückte ihn hinunter vom Bett. Ein Hund in der Größe gehörte einfach nicht ins Bett! Der war eindeutig kein Welpe mehr! Fast schon beleidigt sprang Didi raus aus dem Bett, doch es war mir egal! Ich drehte mich zu Jack und kuschelte mich etwas an ihn. „Lass ihn doch“, hörte ich Jack verschlafen murren. Natürlich hatte ihn das geweckt. Ich schüttelte innerlich den Kopf und murmelte: „Vergiss es… Zu groß, zu haarig…. Will nicht.“ War das einzige, was ich herausbrachte, während ich mich an ihn kuschelte. Ich drehte mich auf die Seite und Jack drehte sich gleich zu mir. Legte einen Arm um meine Brust und zog mich zu sich. Er strich über das Brusthaar und zupfte daran, was mich genervt zucken ließ. „Auch haarig und groß…“, argumentierte er verschlafen und ich schmunzelte. Ich war zu müde und schüttelte nur den Kopf. Wäre ich wach gewesen, hätte ich sicherlich die Augen verdreht! „Halts Maul“, murmelte ich und schloss die Augen wieder. Das Didi an Jacks Seite kam und dort hinaufsprang, bekam ich nicht mehr mit. Erst als Jack morgens stöhnend etwas neben mir murmelte, wurde ich wach. Verschlafen fragte ich nach dem, was. Und leicht genervt meinte Jack: „Ihr seid warm.“ Ihr? Verwirrt setzte ich mich auf und sah Didi eingerollt an Jacks Rücken liegen. Eine riesige Pfote ruhte auf Jacks Kopf. Frustriert seufzte ich und sah Jack genervt an. „Man Jack, ich will nicht, dass der Hund im Bett pennt. Das ist ne halbe Kuh und viel zu groß dafür!“ Ich beobachtete, wie Jack den Hund streichelte und verteidigend sagte: „Ich kann nichts dafür, wenn der nachts ins Bett kommt.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete ihn. Ich schnaufte und meinte: „Du hörst beim Schlafen jedes noch so kleine Geräusch, willst mir aber jetzt weiß machen, dass du seelenruhig schlafen kannst, wenn ein über 70 Kilo schwerer Köter neben dir auf dem Bett herum hüpft?! Verarschen kann ich mich alleine!“ Genervt sah Jack weg, denn wir wussten beide, dass ich Recht hatte. Jack schwieg und als Didi ihn ansah und gähnte, meinte er: „Didi, Platz.“ Er deutete auf das große Körbchen. Wir sahen zu, wie der Hund langsam und gemächlich aufstand, sich streckte und gähnte und fast schon tiefenentspannt zum Körbchen ging und sich hineinlegte. „Ja, genau jetzt hat er es gelernt“, meinte ich sarkastisch und auch ich streckte meine Glieder. Jack seufzte schwer und erhob sich. Ja, dieser Kampf, ob der Hund im Bett schlief oder nicht, war noch lange nicht gewonnen. Jeder machte sich frisch und duschte sich kurz ab, putze sich die Zähne, bevor wir uns zur Kantine aufmachen wollten. Doch gerade, als ich auf Jack wartete, fiel mein Blick erneut auf den verschlissenen Stoffaffen. Als Jack zu mir trat trug er wie gewohnt Tarnmuster von oben bis unten. Heute in einem betonfreundlichen Grau eine wunderbare Abwechslung zum Einheitsgrün. Ich nickte zu dem Affen und fragte: „Was ist das denn eigentlich? Wusste gar nicht, dass du ein Stofftier hast.“ Jack stutze und sah zu dem Spielzeug, welches auf dem Regal von oben herab zu thronen schien und ich bemerkte, wie er plötzlich woanders war. Wo genau ließ sich nicht sagen. Es schien, als sei er in Gedanken sehr weit fort und er schüttelte nur leicht den Kopf. „Ach… hat man mir gegeben. Ich soll darauf aufpassen. Komm… lass uns was essen.“ Er trat hinaus aus der Tür und noch einmal sah ich das Stofftier an. Hatte das etwas mit Susanne zu tun? Hatte er es wieder gefunden, oder vielleicht sogar schon besessen, als wir uns kennen lernten, damals? Ich hatte nie seine ganzen Schränke durchwühlt. Dabei hätte ich mich auch nicht wohl gefühlt. Ich verschloss die Tür hinter mir und war noch kurz in Gedanken, ehe mir etwas anderes einfiel, was ich ihn fragen wollte. „Sag mal, dürfen die Leute hier eigentlich wissen, dass ich dein Partner bin? Ich meine wegen Sicherheit und so“, fragte ich, während ich über die Basis bis zum Horizont blickte. Das Meer war grau und sah sehr kalt aus. Nichts, wo man gerade gerne ein Bad nehmen wollte. Jack zuckte mit den Schultern und meinte erklärend: „Ich halte mich nicht zurück, muss es den Leuten aber auch nicht auf die Nase binden. Wenn sie es irgendwann wissen, dann wissen sie es.“ Ob das nicht gefährlich sei, wollte ich wissen und Jack runzelte kurz die Stirn. Es schien als überlegte er genau was und wie er es nun formulierte. Er räusperte sich kurz und sagte nach einem Moment: „Natürlich kann es gefährlich sein… Aber ich bin jetzt in einer anderen Position als noch vor ein paar Jahren…. Die Menschen legen sich nicht mehr so schnell mit mir an…“ Was bedeutete das denn nun schon wieder, dachte ich mir und runzelte die Stirn. Ich bekam keine Antwort als ich ihn danach fragte. Er schüttelte nur leicht den Kopf. Dies sei nicht so wichtig, meinte er und betrat mit mir die Kantine und ich konnte ihn nicht weiter fragen. Es war recht voll. Viele Soldaten standen an oder saßen bereits in kleinen Gruppen beisammen. Ein Summen lag in der Luft, hervorgerufen durch die vielen Menschen, die sich beim Essen unterhielten. Ich erkannte einen Typen von gestern wieder, welcher sich mit Jack geschlagen hatte, oder eher von ihm fertig gemacht wurde. Er hatte einige blaue Flecken im Gesicht, doch ansonsten schien er recht fit zu sein. Ich nahm mir einen Kaffee, Bagel‘s und eine Flasche Wasser mit und setzte mich an einen freien Tisch. Ich spürte, wie ich neugierig beobachtet wurde und als ich Rica erblickte, winkte sie mir freundlich zu. Ich grinste leicht und biss zufrieden in den gebackenen Hefeteig. Als ich merkte, wie sich jemand mir gegenübersetzte, war ich erstaunt, dass es nicht Jack war, der bei mir saß. Es war Miller. Durch seine getönte Fliegerbrille erkannte ich seine Augen nur schwer und als ich ihn fragend ansah, meinte er: „Ich bin nicht froh darüber, dass du hier bist. Zivilisten sollten hier nicht sein!“ Skeptisch zog ich die Augenbrauen hinauf, schluckte den Bissen Essen hinunter und meinte frech: „Sagt man nicht guten Morgen? Und was soll ich deiner Meinung nach jetzt machen? Wegschwimmen?“ Ich bemerkte, wie sich die Gesichtszüge des Mannes kurz wütend verzerrten. „Wäre doch ein guter Vorschlag“, meinte er eisig und verschränkte die langen Arme vor der Brust. „Ich denke darüber nach“, raunte ich und konnte meine Eifersucht auf diesen Mann nicht unterdrücken! Wollte er mich los werden um Jack für sich alleine zu haben?! Wie nah standen die beiden sich eigentlich?! War meine Laune vielleicht vollkommen unbegründet? Zornig klang Millers Stimme, als er meinte: „Hör mal zu, Kleiner. Für dich ist das hier vielleicht ein tolles Abenteuer, aber hier hängen Leben dran! Für einige ist das hier ihre Heimat und da lasse ich es nicht zu, dass jemand diese in Gefahr bringt. Wenn ich ein Bild im Internet finde von irgendeinem hier, kannst du dich warmlaufen! Nur weil der Boss dir vertraut heißt das nicht, dass alle das auch machen!“ Wütend schürzte ich die Lippen, doch mit durchatmen beruhigte sich mein Verstand. Er wollte nur die Menschen hier schützen, sagte er zumindest. Sie schienen ihm wichtig und vielleicht war es wirklich gefährlich hier zu sein, doch ich hatte nicht vor irgendwen zu verraten. „Zunächst“, begann ich leise und sah Miller ungerührt an, „nennst du mich nicht ‚Kleiner‘ und zum anderen kann ich dir versichern, dass ich nicht vorhabe hier irgendjemanden zu verraten!“ Gerade, als er etwas sagen wollte, setzte sich Jack zu uns. Mit einem, morgen Kaz, begann er gleich sein Omelett zu verputzen. Diese Kantine war echt besser ausgestattet wie einige Hotels! Was das alles wohl für Kosten waren… Kaz nickte leicht und sagte zu Jack gewandt: „Komm später in die Kommandozentrale.“ Jack nickte leicht und Miller verschwand und würdigte mich keines Blickes mehr. Stirnrunzelnd sah ich ihm nach. Nach einem kurzem Augenblick meinte ich leise: „Er hat Angst, dass ich euch verrate oder euch in Gefahr bringe.“ Fast schon genervt stöhnte Jack auf. „Ich rede mit ihm“, raunte er und nahm einen Schluck von meinem Wasser, schien das Omelett doch heißer zu sein, als er vermutet hatte. Ich war mir sicher, dass sie sich wegen mir gestritten hatten… Ob es nur darum ging? Doch ich traute mich einfach nicht zu fragen. „Wenn du willst, kannst du gleich mal mit in die Zentrale… Je nachdem was Kaz besprechen will, verstehst du eh nichts“, meinte Jack fast schon ein wenig gelangweilt. Verblüfft und ein wenig verwirrt sah ich ihn an. „Echt jetzt“, fragte ich erstaunt und Jack nickte leicht und aß stumm weiter. Ich folgte Jack nach dem Frühstück hinauf zu seiner Kommandozentrale und betrachtete sie eingehend. Genauso, wie er es mir beschrieben hatte, stand auf einer freien Wand sein Leitspruch. Wort für Wort, so wie er es mir berichtet hatte. Große Bildschirme, verschiedene Computer und Tastaturen waren an den Wänden aufgebaut. In der Mitte stand ein großer Tisch, an dem jedoch keine Stühle standen. Karten lagen darauf, Zirkel und das ein oder andere Buch, welches sich beim genaueren Hinsehen als Wörterbuch herausstellte. Ich sah Miller hinter einem anderen, mir fremden Soldaten stehen. Als er sich umdrehte sah ich, wie er Jack und mich musterte. Ein wenig unzufrieden sah er aus, doch schien er Jack nicht anfahren zu wollen. Das Gespräch von gerade klingelte immer noch in meinen Ohren wider. Worüber Jack und er gestern genau gesprochen hatte und wie der genaue Wortlaut war, wusste ich nicht. Doch er hielt sich gerade, als Jack da war, sichtlich zurück. Ich konnte es ihm irgendwie nicht verübeln. Ich war immer noch ein Zivilist und stand gerade an dem Ort, an dem nicht mal die meisten Soldaten so einfach hineinkamen. Es schien, als resignierte Miller, offene Kritik vor Jack an mir brachte er gerade nicht zustande. Er nickte uns zu und meinte: „Boss, es scheint, dass im Kongo ein Warlord wieder aufmuckt. Sieht so aus, als würden die Kindersoldaten rekrutieren, vielleicht sollte da mal wer nachsehen….“ Nachdenklich nickte Jack, ging kurz zu Miller und betrachtete das gleiche Dokument, welches er eben zuvor noch gelesen hatte. Auf einmal fiel mir auf, dass Jacks Hände begannen zu zittern. Nur kurz und ich vermutete, dass keiner außer ich ihn gerade beobachteten. Er legte das Blatt auf den Tisch und stützte sich schnell mit seinen zitternden Händen auf dem Tisch ab. Was hatte es damit auf sich? Ich wollte schon fragen, besann mich jedoch und betrachtete Jack stirnrunzelnd. Ich beobachtete ihn genauer. Ich sah, wie Jack leicht zu nicken begann und mit gerunzelter Stirn den Text zu überfliegen schien. „Hm… ja wir sollten nachsehen…Ich dachte nach unserem letzten Besuch halten die sich zurück“, meinte er nachdenklich. „Außerdem“, meinte Miller weiter und schien immer noch genervt zu sein, „haben wir erneut eine Interviewanfrage bekommen….“ Ich ließ die beiden reden und betrachtete weiterhin die Bilder auf den Bildschirmen. Die Karten von Regionen sagten mir so gut wie gar nichts. Ich bemerkte, wie Miller immer wieder zu mir blickte und auch wenn ich ihn persönlich nicht sonderlich mochte, verstand ich weswegen es ihm nicht passte. Warlords und das andere… es ging mich wirklich nichts an. Ich wusste nicht wie lange sie sprechen würden und bevor es zu langweilig werden würde meinte ich zu Jack: „Weißt du was… ich schau mich mal alleine um… du wirst mich ja schon finden…“ Jack nickte und betrachtete mich kurz: „Okay“, kam es nur von ihm und es wunderte mich nicht. Das war eben Jack. Gerade schien er auch nicht mehr wirklich der Mann zu sein, neben dem ich heute Morgen erwachten und mich wegen dem Hund ‚stritt‘, wenn man es denn so nennen wollte. Gerade war er Soldat, noch dazu Chef. Langsam verließ ich die Kommandozentrale und wusste eigentlich nicht genau wohin. Als ich unten war, lief Didi mir entgegen. Er durfte sich auf der Basis wohl frei bewegen, wo er davor war, wusste ich also nicht. Er wedelte mit der lange Rute und ich streichelte das struppige Fell des Hundes. Was aus dem kleinen tapsigen Welpen geworden war, konnte ich kaum glauben. „Na was machen wir beide jetzt“, fragte ich den Hund und blickte in sein dunkles Auge. Grinsend ging ich langsam die Treppe hinunter und schmunzelte, denn Didi klebte mir nun wieder an den Fersen. Ich blickte mich unten um und war unschlüssig, was ich vorhatte. Ich wusste, dass ich nicht überall hin durfte. Und auch auf dem Weg nach unten hatte ich mich einige Male verlaufen. Ich sah mich um und erspähte Adam, doch auch dieser schien zu viel erledigen zu müssen. Ich grinste leicht, lehnte mich an einen Zaun und sah hinaus auf das Meer. Ja, dass hier war wieder wie eine Flucht, wie damals in Arlington… Mein Vater, die Gerichtsverhandlung und all jenes, was mich wochenlang beschäftigt hatte, war wie vergessen. Doch ich wusste, dass diese Flucht irgendwann ein Ende hatte und wie würde es dann weiter gehen? Würde Jack nach seinen Einsätzen wie Clay zu mir ‚nach Hause kommen‘? Es wäre sicher komisch, doch sicher nur am Anfang… Als ich eine Hand auf meinem Rücken spürte, zuckte ich erschrocken zusammen und drehte mich um. Im ersten Augenblick dachte ich, dass es Jack war, dem ich nun in die Augen sah, doch er war es nicht. Ich blickte in die grünen Augen Quiets. Sie lächelte mich leicht an und ihr Blick schien fragend. Wie gestern trug sie ein sehr enges und äußert knappes Oberteil, welches nur so gerade ihre Brüste zu bedecken schein. Nur das es dieses Mal braun gehalten war, wie die Hose mit dem Tarnmuster. Warum auch immer hatte ich das Gefühl, mich erklären zu müssen. „War mit Snake hier… Der führt mich immer mal wieder herum. Die sind gerade in der Kommandozentrale. Irgendwie habe ich aber das Gefühl, dass das, was dort besprochen wird, mich nichts angeht…“ Ein leichtes Grinsen schlich auf ihre ebenmäßigen Gesichtszüge und sie blickte hinauf zu der Kommandozentrale. Fragend sah sie mich und Didi an. Irgendwie war es seltsam mit einer Person zu tun zu haben, die nicht sprechen konnte. „Wenn du wissen willst, was wir vorhaben, nichts“, grinste ich schräg und kraulte den Hund leicht hinterm Ohr. Auch Quiet streichelte kurz den Hund, der sie freudig zu begrüßen schien. Es war schwierig sie zu deuten, denn ich kannte sie kaum, eigentlich gar nicht. Sie zog leicht an meinem Oberteil und da ich eh nichts anderes zu tun hatte, folge ich dieser stillen Frau. Ich hatte nichts besseres zu tun und wenn Jack sie so sehr mochte, wollte ich ihr wenigstens eine Chance geben. Auch wenn ‚mein Mädchen‘, immer noch seltsam klang. Didi kläffte und folgte uns gleich. Wir gingen in die Richtung von Jacks Quartier, doch statt in den mir vertrauten Gang abzubiegen, bog sie vorher ab und wir standen vor einer mir unbekannten Tür. Sie hatte also auch ein Zimmer hier! „Dein Zimmer“, stellte ich schmunzelnd fest. Sie nickte, während sie hineinging. Ich war unsicher, ob ich mit hineingehen durfte, also blieb ich an der Tür stehen und sah in den Raum. Natürlich sah es anders aus wie bei Jack. Quiet schien Wert auf Ordnung und Gemütlichkeit zu legen. Auch sah man, dass sie die Farbe Gelb zu mögen schien. Doch etwas anderes als die Farbe fiel mir auf. Eine High Tech Stereoanlage von einer sehr teuren und bekannten Marke fiel mir ins Auge. Viele CD´s lagen herum, anscheinend ordentlich sortiert. Ebenso sah ich ein Keyboard an einer Wand stehen. Anders als bei Jack hatte sie nur einen etwas größeren Raum zur Verfügung. Also hatte Jack doch Vorteile als Chef. Zügig kam Quiet wieder und hielt ihr schwarzes Sniper Gewehr in den Händen. Sie grinste leicht und schloss die Tür. Sie deutete an, dass ich ihr folgen sollten und das tat ich. Ich war überrascht und tatsächlich ging sie mit mir zu der Anlegestelle, an der ein Soldat in einem Schnellboot saß. Meine Augen begannen zu leuchten, als ich das Boot sah und ich freute mich etwas zu tun zu haben! Tatsächlich schrieb ich Jack noch eine SMS um ihm mitzuteilen, dass ich mit Quiet unterwegs war, bevor er noch glaubte ich sei ins Meer gestürzt. Didi musste leider auf der Basis bleiben. Kläffend stand er dort und ließ die Ohren hängen. Doch ich glaubte, dass ein Schnellboot nicht gut für den Hund sei. Als wir ablegten, ging der Hund unruhig an der Anlegestelle auf und ab. Immer wieder sah er zum Wasser und überlegte wohl, ob er uns nachschwimmen könnte. Zum Glück blieb der Hund auf der Plattform! Ein anderer Soldat, welcher dort stand, sagte etwas zu ihm, was ich nicht verstand. Es machte unheimlich viel Spaß mit dem Boot über das Meer zu rasen! Es war mehr, als fliege man über das Wasser. Ich grinste breit und auch Quiet schien sichtlich Spaß an der wilden Fahrt zu haben! Wir kamen an einem Anleger an und ohne sich lange aufzuhalten stiegen wir aus dem Boot aus. Ich sah die Helikopter und erkannte den Jet, der in einem Hangar stand. Stillschweigend folgte ich der braunhaarigen Frau und fragte mich, was in diesen Hallen noch alles schlummerte… Wir kamen an einer großen Wiese an. Aus ihrer Hosentasche holte sie einige Karten und mit einer Stecknadel pickte sie die Karte an einen Zaunpfahl. Mehrere Karten machte sie auf diese Art fest und stumm betrachtete ich sie. Als sie fertig war, kam sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen zu mir und nickte leicht in die Richtung, in die sie gehen wollte. Einen kurzen Moment schwieg ich und ich sah zu der schlanken Frau, als ich sagte: „Hab gehört du begleitest Snake auf Einsätze, wenn er einen Sniper braucht… Du bist wohl ganz gut und er vertraut dir.“ Quiet schmunzelte leicht, während ihre grünen Augen in die Meinen blickten. „Verrätst du eigentlich niemanden deinen richtigen Namen?“ Sie runzelte kurz die Stirn und schien nachzudenken. Vermutlich wusste sie nicht genau, wie man auf diese Frage nonverbal antworten konnte. Sie schüttelte leicht den Kopf und machte gleichzeitig eine wegwerfende Handbewegung. „Es ist dir egal“, fragte ich sie und vereinend schüttelte sie den Kopf. „Es ist nicht wichtig“, riet ich weiter und sie nickte leicht und grinste ein wenig. „Es ist schon komisch, finde ich. Als ich J- Snake kennen lernte, kannte ich nur seinen richtigen Namen… Er musste mir eintrichtern, dass Anonymität seine Lebensversicherung ist… Das ist schon komisch, wenn man es nicht gewohnt ist.“ Ein kurzes Grinsen erschien auf Quiets hübschem Gesicht und sie nickte leicht. Wir gingen weiter einen kleinen Hügel hinauf und nach einem Augenblick der Stille fragte ich sie: „Kennst du eigentlich seinen richtigen Namen?“ Sie nickte mit einem Schmunzeln auf den Lippen und ich fragte: „Du findest es lustig, dass ich mich manchmal vertue und seinen richtigen Namen nennen will, statt seinen Decknamen?“ Sie nickte erneut und ihr Mund öffnete sich zu einem stummen Lachen. Freundschaftlich knuffte sie mir gegen die Schulter und ich betrachtete sie. Sie war mir wirklich sehr sympathisch und die Eifersucht in mir schien erloschen. „Kannst du gar nicht mehr sprechen“, fragte ich vorsichtig. Ich war neugierig und wusste auch, dass diese Frage sehr persönlich sein konnte. Nur kurz blickte Quiet zu mir hinüber. Tatsächlich summte sie ein wenig, doch es klang mehr kläglich und sie schüttelte leicht den Kopf. Ich glaubte in ihren Augen eine Traurigkeit auszumachen und es tat mir leid, dass ich sie gefragt hatte. Entschuldigend blickte ich sie an, doch sie winkte energisch ab, als sie dies bemerkte. Sie wollte kein Mitleid, das wurde offensichtlich. Meine Achtung zur ihr wuchs, sie schien eine äußert tapfere Frau zu sein. Ich fragte mich, was ihr passiert war, doch das wollte und konnte ich schlecht fragen. Dafür kannten wir einander nicht gut genug. Immer noch liefen wir und fragend blickte ich mich um. Nur ganz klein in der Ferne sah ich den Zaun und die Karten, welche sie daran befestigt hatte, waren nicht mehr zu sehen, geschweige denn zu erahnen. Doch immer noch lief sie weiter und ich fragte mich, ob es wirklich noch möglich war aus dieser Entfernung zu treffen. Wir waren sicher einen Kilometer entfernt, als Quiet anhielt. Stumm kniete sie sich nieder und begann das Gewehr mit geschickten Handgriffen aufzustellen. Sie stellte eine Hilfe, ein sogenanntes Dreibein auf und legte ihre Waffe dort hinauf. So konnte sie nicht unnötig wackeln und Quiet konnte das Gewehr in aller Ruhe einstellen. Sniper hatten große Vor- und Nachteile. Sie schossen aus der Entfernung, waren somit nicht wirklich an der Front und konnten ihren Kameraden so den Rücken stärken. Jedoch war sie auch nicht flexibel. Wenn die Position eines Snipers ermittelt worden war, war dieser in Gefahr, auch wenn er es nicht wusste. Sein Fokus lag auf dem, was er durch das Fernrohr sah, wenn sich hinter ihm einer anschlich, war er schutzlos. Quiet schien zufrieden und klopfte neben sich, also legte ich mich bäuchlings auf das Gras. Sie rückte ein wenig zur Seite und ließ mich an die Waffe. Sie zog eine weitere Spielkarte aus einer Hosentasche und tippte mit dem Finger darauf. Sie umkreiste das Symbol in der Mitte der Pik-Ass Karte und deutete dann auf das Gewehr. „Ich soll von hier aus die Mitte einer Karte treffen?“, fragte ich sie entsetzt. Sie nickte zufrieden darüber, dass ich sie verstand. Ich blickte durch das Fernrohr und sah den Zaun klarer, doch immer noch weit entfernt. Ich spürte ihre Hand auf meiner Schulter und schaute zu ihr. Sie deutete auf ein Rädchen. Ich sah wieder durch das Fernrohr, drehte daran und der Zaun kam näher. Erneut verstellte ich die Schärfe und ich erkannte eine der Karten. Ich sah, dass zwei Karten abgefallen waren. Durch das Fernrohr erkannte ich ein Fadenkreuz. Obwohl ich es nicht musste, flüsterte ich trotzdem fragend: „Wie verstelle ich das Fadenkreuz… Oder bewege ich die Waffe?“ Ihre schlanken warmen Finger griffen vorsichtig nach meiner Hand und führten sie zu einem runden, kleinen silbernen Knopf. Kurz betrachtete ich ihn und drehte ihn leicht nach links und rechts. Das Fadenkreuz verstellte sich und ich hatte nun eine Karte mitten drauf. „Eine Karte ist jetzt mittig…. Soll ich jetzt etwa schießen“, fragte ich sichtlich verwirrt und sah zu der Soldatin neben mir. Ein fast schon sanftes Lächeln lag auf ihren Lippen und sie nickte leicht. Meine Finger wanderten zum Trigger und ich blickte weiterhin durch das Fernrohr und drückte ab. Ich hatte häufig genug geschossen und erschreckte mich nicht, als der laute Knall kam. Doch leider hatte ich beim Abdrücken die Waffen vielleicht nur millimeterweit verschoben. Doch es reichte aus, dass ich den Zaun traf und nicht die Karte. Quiet neben mir hatte ein kleines Fernglas hervorgekramt und sah hindurch. Nach einem Moment nahm sie es runter und schüttelte leicht den Kopf. Sie deutete an, ich hätte zu weit rechts geschossen. Ich zuckte mit den Schultern und schmunzelte. „War mein erster Versuch“, grinste ich und sie nickte leicht. Ich beobachtete, wie sie das Gewehr ausrichtete. Jeder Handgriff gekonnt, fast blind ausgeführt und schon nach nur wenigen Sekunden ertönte ein lauter Knall aus der Waffe. Zufrieden sah sie mich an und als ich durch das Fernglas sah, welches sie mir kurz vorher in die Hand gedrückt hatte, sah ich ein Loch inmitten der Karte. Anerkennend nickte ich ihr zu und versuchte es erneut. Sie klopfte mir auf die Schulter und atmete überdeutlich einmal ein und aus. Dann deutete sie auf das Gewehr. „Aha, also erst ausatmen und dann schießen?“, fragte ich sie und sie nickte darauf. Es war aufregend, doch tatsächlich nicht meins. Immer wieder verzog ich die Waffe beim Abdrücken für wenige Millimeter und traf erst nach dem fünften Versuch eine der Karten. Fast schon bewunderte ich Quiet und Clay, denn sie beide machten ja eigentlich dasselbe. Wie ruhig sie blieb und immer hoch konzentriert… Nie hätte ich gedacht, dass man so konzentriert sein musste. Doch natürlich. Du hattest nicht wirklich die Chance ein zweites Mal zu schießen, nicht so schnell jedenfalls. Nach jedem Schuss musste die Waffe neu eingestellt werden, da die Ziele sich ja bewegten. Also sollte, nein musste der erste Schuss töten… Ich betrachtete Quiet. „Ist es für dich leicht auf Menschen zu schießen“, fragte ich sie und war erstaunt, als sie nickte. Meine Augen weiteten sich und fast schon entsetzt fragte ich sie: „Du hattest nie Probleme damit Menschen zu erschießen?!“ Ihr Mund öffnete sich und sie schien überrascht und ich glaubte, dass sie meine Frage falsch verstanden hatte. Doch nun war die Grenze erreicht… Ethische Ansichten konnte man nicht mit Kopfschütteln und Nicken erklären. Ein wenig bedröppelt sahen wir einander an und ich lachte auf und schüttelte den Kopf. „Ist ja eigentlich egal. Ich finde dich jedenfalls ganz cool“, grinste ich und erhob mich von der Wiese. Auch sie stand auf und zwinkerte mir keck zu. Das Summen meines Handys erschreckte mich im ersten Moment. „Warte kurz“, meinte ich. Nur kurz sah ich auf das Display und ging mit einem, „Hi Jack“, an das Telefon. „Hi, wie lange bist du noch mit Quiet weg… soll ich zu euch kommen, oder brecht ihr gleich auf?“ Ich blickte zu ihr und merkte, dass sie mich neugierig musterte und fragte: „Soll Jack kommen, oder sind wir gleich fertig?“ Sie zuckte unschlüssig mit den Schultern und deutete auf mich. Ich grinste leicht und sagte zu Jack: „Ach komm doch her… Dann kannst du mir mal zeigen, wie gut du snipen kannst.“ Ich hörte Jack tatsächlich lachen und er meinte: „Na gut, bin unterwegs…“ Quiet hatte aus ihrer Tasche einen alten MP3-Player gezogen. Sie schien alles zu mögen, was es an Musik gab, nur Oldis und Countrysongs schien man vergeblich bei ihr zu suchen. Ich war überrascht, als ich ein Raplied hörte und sie lachte stumm. Musik schien neben dem Schießen ihre zweite große Leidenschaft zu sein. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis wir Jack tatsächlich über die Wiese schlendern sahen. Angst, dass ihn ein Blindgänger treffen könnte, schien er nicht zu haben. Als er bei uns war, klopfte er Quiet kurz auf die Schulter und grinste mich breit an. „Du kannst dir was darauf einbilden, dass sie dich mit ihrem Gewehr schießen lässt…“ Ich blickte hinunter zu der langen Waffe und schaute kurz zu Quiet. Ja, sie war mir wirklich immer sympathischer. Konnte ich mir wirklich etwas darauf einbilden? Dafür kannte ich sie nicht gut genug… Tatsächlich versuchte Jack sich am Snipen. Er traf, doch nicht immer. Ihm läge Snipen nicht so gut, meinte er erklärend und fügte dabei hinzu, dass er es immer noch vorziehe selbstständig in die feindlichen Lager einzudringen. Quiet grinste Jack an und ich fragte sie direkt: „Hast du ihm schon oft den Arsch gerettet….“ Sie wog leicht ab und ich verstand, was sie meinte. Ab und zu! Tatsächlich konnte ihr Jack beim Schießen nicht das Wasser reichen! „Ach komm“, sagte Jack, „so oft hast du mich auch nicht gerettet. Einmal wurde sie entdeckt. Da hat sie auf armes weißes Mädchen gemacht und der Typ hat’s ihr abgekauft“ Jack und Quiet lachten über die Situation, auch wenn kein Laut ihre Lippen dabei verließ. „Sie hat ihr Gewehr in ein Gebüsch geschubst und ist ihm weinend um den Hals gefallen. Dann hat sie ihm eine übergezogen und seine Geldbörse mitgehen lassen, das kleine Biest.“ Quiet schlug ihm dafür freundschaftlich gegen die Schulter. Irgendwie war es schön zu sehen, dass Jack eine so gute Freundin hatte. „Das war echt gemein“, kommentierte ich grinsend und schulterzuckend schmunzelte sie mich an. Später am Abend fuhren wir wieder auf die Basis und saßen tatsächlich gemeinsam mit Adam und Miller an einem Tisch. Auch dieser war nun besser drauf und philosophierte am Tisch, weswegen das Sushi, welches man heute essen konnte, nicht zu vergleichen war mit dem, was er aus Japan gewohnt war. Er redete zwar nicht mit mir, doch es war mir eigentlich gleich. Ich brauchte mich nicht mit allen Freunden Jacks zu verstehen. Sie redeten nicht über Krieg und bevorstehende Einsätze, sondern über Kinofilme, Musik und Sushi. Ich konnte mitreden und das tat ich. Ich berichtete von dem letzten Film, den ich vor einigen Monaten gesehen hatte und Adam und Quiet lauschten meinen Worten. Sie nickte und grinste und wog den Kopf hin und her, als schien sie sich nicht sicher, ob ihr der Film gefiel. Auch wenn sie nicht sprechen konnte hielt sie sich nicht zurück. Adam grinste mich breit an und ich hatte bei ihm das Gefühl, als freue er sich regelrecht, dass ich hier am Tisch saß. Vielleicht hatte Jack mit Adam, als seinen besten Freund über mich gesprochen, doch das war nur geraten. Wir lachten, als Adam berichtete, was mit einem der Soldaten während des Trainings geschehen war. Doch dann fiel mir auf, dass Jack sich sehr zurückhielt. Erneut bekam ich das Gefühl, dass es Jack immer noch so schwer fiel wie damals über normale, nicht belastende Dinge zu sprechen. Zumindest in einer Gruppe. Er aß sein Essen, lauschte seinen Freunden. Lachte bei den Witzen und lustigen Geschichten. Ja, er fühlte sich hier wohl und trotzdem klinkte er sich kaum wirklich in die Gespräche ein. Berichtete nichts von seinem Leben. Wusste er einfach nur nichts zu sagen? Ich betrachtete dieses Gesicht. Beobachtete und studierte es regelrecht. Unsere Blickte begegneten sich und er schien leicht fragend die Brauen zusammenzuziehen, hatte er doch bemerkt, dass ich ihn beobachtet hatte. Ich schüttelte leicht den Kopf und zwinkerte ihn an. Keinem der anderen sah man es so sehr an, was sie alle taten und trotzdem fand ich nur sein Gesicht wirklich reizvoll gerade. Ein schräges Grinsen erschien auf meinem Gesicht und ich nahm einen Schluck von der Cola. Auch Jack grinste leicht und das leichte flirten ließ ihn fröhlich wirken. Ja, fast schon glücklich. Diese ganzen kleinen Vertrauensbeweise trugen Früchte. Ich betrachtete sein Gesicht. So entspannt und zufrieden, fast. Irgendwie schaffte ich es gerade kaum den Blick von ihm zu nehmen und wenn es seine Freunde sahen, war es mir vollkommen egal… Er griff nach meiner Hand und drückte sie leicht. Seine warmen Finger schlangen sich um meine große Hand und er hielt sie einfach fest. Es war uns gleich, ob die Anderen es sahen, wovor und vor wem sollten wir uns zurückhalten? Und ob es Miller passte war Jack und mir vollkommen egal… Kapitel 25: Von zickigen Männer und kuriosen Beschaffungsarten -------------------------------------------------------------- Auch am nächsten Tag gab es noch viel zu sehen. Das ich eigentlich gut durchschlief, bekam ich nur am Rande mit. Seit Jack da war schienen die Schlafprobleme fast verschwunden zu sein. Ich hatte mir Kleidung von Jack geliehen und außer an den Schultern saß die Uniform eigentlich ganz gut. Statt grün oder dem freundlichem grau wählte ich meine in Sandfarben. Ausgehuniformen, oder Paradeuniformen wollte ich nicht einfach anziehen. Deswegen entschied ich mich wie Jack, heute erfrischend grün, für die braune Variante. Es war seltsam mich damit im Spiegel zu sehen. Ich strich mir über den Bart und grinste leicht. Ja, langsam musste ich mich wieder rasieren, sonst trug ich noch einen Vollbart… Ich musste außerdem dringend zum Frisör und auch Jack musste da bald hin, wenn er sich keinen Zopf machen wollte. Ich ging nicht gerne zum Frisör, die Frauen waren nur am Reden und wenn man von einem Mann bedient wurde, war dieser meistens nicht besser. Bis heute wusste der Frisör, zu dem ich regelmäßig ging nicht, dass ich schwul war und das sollte auch so bleiben. Ihn selbst brauchte ich das gar nicht erst zu fragen. Ich trat in Jacks Wohn- und Arbeitszimmer und sah etwas, was mich stutzen ließ. Er saß am Schreibtisch und wollte gerade eine Zigarre anzünden, doch seine Hände waren wieder unkontrollierbar am Zittern. Ein paar Mal versuchte er ein Streichholz zu entzünden. Nachdem auch Hände ausschütteln nicht half, legte er die Packung genervt auf den Tisch. Er schaffte es einfach nicht die Hand ruhig zu halten. „Jack? Alles okay?“, fragte ich unschlüssig und er blickte fast schon erschrocken zu mir nach hinten. Er nickte leicht und betrachtete mich in seiner Uniform. „Steht dir“, murmelte er, doch klang er, als sei er in Gedanken weit weg. „Jack… ich hab das schon öfter beobachtet, dass deine Hände einfach anfangen zu zittern. Was ist los?“, wollte ich ruhig von ihm wissen. Panisch brauchte ich gar nicht erst zu klingen… Er schüttelte leicht den Kopf. „Ach, das ist seit circa einem Jahr ab und zu mal. Das passiert halt. Wahrscheinlich verschwindet das so schnell, wie es gekommen ist… Keine Sorge“, meinte er und winkte ab und ich bemerkte, dass sich seine Hände langsam wieder beruhigten. Ich hörte, wie er leise, fast nicht wirklich hörbar seufzte und sich schnell die Zigarre anzündete. Immer noch betrachtete ich ihn stirnrunzelnd. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass sowas auf dem Schlachtfeld hilfreich war. So könnte er sicher keine Waffe abfeuern. „Bist du dir da sicher? Ich meine, wenn du reden willst können wir das machen“, meinte ich ruhig und das Aroma der herben Zigarre stieg mir in die Nase. Er nickte leicht und ich runzelte leicht die Stirn. Ich glaubte ihm nicht, doch als er sprach, dass er mich auf das Festland mitnehmen wollte wusste ich, dass er dieses Thema nicht weiter vertiefen würde. Ich nickte leicht und runzelte ein wenig die Stirn. Wieso sprach er darüber denn nicht? Brauchte das Zeit wie damals mit der Geschichte rund um Susanne? Geduld schien das Zauberwort zu sein. So wie er wirkte brauchte ich nicht zu bohren. Gemeinsam mit Didi verließen wir Jacks Unterkunft und machten uns auf den Weg zum Helikopter. „Wieso fliegen“, fragte ich stirnrunzelnd und Jack nickte zu dem Hund. „Der kommt nicht ins Schnellboot. Viel zu gefährlich!“ Ich nickte leicht und wir gingen hinunter zum Helikopterlandeplatz. Als wir unten waren kamen uns Miller und Adam entgegen. Didi kläffte laut und sprang schnell zu ihnen. Jeder streichelte kurz den Hund, wobei Adam sichtlich mehr Spaß daran hatte wie Kaz. Dieser hatte mehrere Akten in der Hand und schien äußert geschäftig zu sein. „Boss, gut! Hab nur Infos über…“, er stockte und schaute mich distanziert an. Mir war klar, dass es ihm nicht passte, dass ich mithörte und er sah mich auffordernd an, als ob ich mich in Luft auflösen sollte. Ich blinzelte und sah auf die getönte Fliegerbrille. Setzte er die denn nie ab? Auch Jack sah kurz zu mir und blickte auf die Ordner in Millers Hand. Auf den Rücken der Ordner stand nur eine komische Reihenfolge von Zahlen und Buchstaben. Er sah kurz zwischen Miller und Adam hin und her und fragte: „Adam, kannst du mit Jazz schon mal zu dem Hangar fliegen…“ Adam nickte wage und sah ebenfalls kurz auf die Ordner. Auch er sah kurz zu mir und ich verstand mehr und mehr, dass mich dies nichts anging… Die drei Chefs, denn davon ging ich aus, standen gerade alle hier und betrachteten mich, wobei nur einer sich vermutlich wünschte, dass ich auf nimmer wiedersehen verschwand. „Kann ich machen, aber könnte ich vorher noch kurz mit dir reden, Snake“, bat Ozelot und ließ Miller einfach stehen. Ohne auf Kaz oder mich zu achten, folgte Jack seinem besten Freund und ich sah, wie Adam begann auf Jack einzureden. Energisch klang er und ich war mir unschlüssig, ob es nicht in diesem Gespräch um mich ging. Vielleicht fand Adam auch, dass Jack zu unvorsichtig mit mir umging. Das ich zum Beispiel nichts in der Kommandozentrale zu suchen hatte. Ich hörte Kaz genervt neben mir seufzten und drehte mich zu ihm. Wie immer trug er Hemd. Ich hatte ihn noch nie in einer Uniform gesehen. Als er bemerkte, dass ich zu ihm blickte, sah er mich an, jedenfalls vermutete ich es. Dämliche Sonnenbrille. „Wie lange sollst du noch bleiben“, fragte er kühl und schien fast schon genervt auf die Uniform zu sehen. Ich konnte gerade noch verhindern, dass ich die Augen verdrehte und sagte: „Nur noch ein paar Tage. Dann hab ich keinen Urlaub mehr.“ Er nickte und raunte genervt: „Wusste gar nicht, dass wir ein Hotel sind…“ Ich spürte den Zorn, welcher langsam in mir zu sieden begann. Musste er denn immer so mit mir sprechen? Ich hatte ihm nichts getan! Noch hatte ich Jack gebeten, mich hier hinzubringen. Es war seine Entscheidung gewesen und nicht mein Wunsch. Mit finsterer Stimme erwiderte ich: „Siehst du mal, könnte ne neue Einnahmequelle werden.“ Ja, wir würden wirklich nie Freunde werden. Nicht, wenn er mich immer ansah, als ob er etwas Schlechtes roch. Was hatte dieser Mann für ein Problem? Oder war es gar wirklich etwas Persönliches?! Miller betrachtete mich und knurrte zornig: „Weißt du eigentlich, dass man sich so eine Uniform verdienen muss?“ Ich ließ mich nicht beeindrucken. Ich konnte mir denken, dass die Wut auch in ihm mehr wie am Sieden war. Keck konterte ich gleich: „Ach echt? Und was machen die, die neu sind? Fliegen die nackt in den Einsatz?“ Ich wusste, es war Öl ins Feuer gießen und ich war sicher nicht besser wie er selbst, allerdings war es mir auch egal! Fast schon entsetzt schnappte Miller nach Luft und mir war klar, dass niemand, wirklich niemand sonst so mit ihm sprach. Er sah aus, als habe ich ihn auf das übelste beleidigt. „Werde bloß nicht frech“, knurrte er eisig, fast schon zickig und sah mich fast schon abschätzend an, „du bist nur Snakes Freizeitbeschäftigung, nimm dir-“ Freizeitbeschäftigung? Was nahm dieser Mann sich eigentlich raus?! Wenn war er das ja gewesen! Wütend unterbrach ich ihn: „Du hast keine Ahnung was ich für ihn bin!“ Ich wollte weiter auf ihn zugehen, ihm zeigen, dass ich mir von ihm nichts gefallen ließ. Nicht um ihn zu schlagen, doch ich spürte, wie sich eine kräftige Hand um meinen Oberarm legte und mich weg von Kaz zog. Zornig blickte ich über die Schulter und sah in Jacks versteinertes Gesicht. Ob er gehört hatte, was Kaz gesagt hatte, wusste ich nicht. Doch er schien alles andere als erfreut zu sein! Eisig meinte er zu mir: „Was ist los? Kann man euch nicht mal fünf Minuten alleine lassen? Oder müsst ihr euch benehmen wie die letzten Idioten?!“ Kaz nickte leicht und wir sahen einander ins Gesicht. Zornig betrachtete ihn Jack, eher er mich streng musterte. Ich sah, wie Miller seufzte und meinte: „Du hast Recht. Tut mir leid. Mir sind die Pferde durchgegangen.“ Jack nickte und sah dann zu mir. Er seufzte und als er sprach, war ich überrascht: „Jasper, auch wenn du kein Soldat hier bist, gelten die gleichen Regeln für dich. Prügelst du dich, musst du mit mir trainieren und ich kann vor meinen Soldaten nicht das Gesicht verlieren. Also halte dich zurück.“ Ich verstand ihn, ja er konnte hier nicht wegen mir das Gesicht verlieren und ich ärgerte mich, dass Miller mich so provozieren konnte. Er war das eigentlich gar nicht wert. Ich atmete schwer durch und strich mir durch die braunen Haare. Jack nickte zu Adam und meinte: „Flieg mit ihm rüber, ich komme mit dem Boot.“ Ich nickte leicht und murmelte auch eine Entschuldigung, ehe ich mit Adam und Didi zu dem Helikopter ging. Genervt setzte ich mich hinein und beobachtete, wie der Hund in die Maschine sprang. Ohne Scheu und ohne Angst. Adam setzte sich neben mich und für die kurze Strecke wollte keiner Kopfhörer aufsetzten. Ich sah aus dem Fenster, wie Jack auf Kaz einredete. Er wirkte wirklich zornig und genervt, dachte ich mir und murmelte eher zu mir selbst: „Bor, ich kann den Typen nicht ausstehen.“ Ich war mehr wie überrascht, als ich Adams Südstaatenakzent vernahm, der trocken erwiderte: „Ich auch nicht.“ Überrascht sah ich zu ihm und ich brauchte nicht zu fragen, eher er schräg grinsen erklärte: „Er ist für mich ein Arschkriecher. Stimmt Snake in allem zu, solange es Vorteile für ihn hat. Er muss mit allen streiten. Alle sind böse und Feinde, niemandem kann man trauen…“ Er verdrehte genervt die Augen und sah mich dann leicht grinsend an, eher er weiter sprach: „Nehm das nicht persönlich. Er ist eben kompliziert.“ Ich nickte leicht und grinste etwas. „Ihm passt es nicht, dass ich hier bin“, sagte ich und streichelte den Hund, welcher sich vor meine Beine gesetzt hatte. Abwinkend meinte Adam sofort: „Ach, dem passt auch nicht, dass Quiet da ist. Nehm das nicht so ernst, Jasper.“ Ich runzelte die Stirn und gleich wiederholte er wohl Kaz’s Worte: „ Sie war beim Feind! Was ist, wenn David sie auf uns angesetzt hat. Bla bla bla.“ Ich grinste leicht, während ich ihm lauschte. Wie locker und entspannt er darüber sprach war sehr angenehm für mich. Jack hatte meiner Meinung nach eine viel zu professionelle Haltung zu dem Thema. Ja vermutlich war das richtiger, doch es gab Momente, in denen man sich einfach aufregen musste. Der Helikopter, in dem wir saßen, setzte schon nach wenigen Minuten sanft auf dem Boden auf. Adam zeigte mir, wie genau man die Tür öffnete und Didi sprang als erstes aus dem Heli. Ich schmunzelte und war irgendwie froh, dass ich nicht alleine war mit meiner Meinung. Es tat gut, dass ich Dampf ablassen konnte. „Ich dachte, dass Miller nur dir und Jack wirklich vertraut“, sinnierte ich und sah zu den Jets, die im Hangar standen und von Soldaten sauber gemacht wurden. „Ach, Miller hat Probleme mit Vertrauen“, meckerte Adam schon fast und verschränkte die Arme, „der sieht auch in mir eine potenzielle Gefahr… 'Oh, der hat schon mal als Spion gearbeitet, wer weiß, wer weiß…' ja das ist Kaz eben.“ Ich lachte und schüttelte den Kopf, bis mir was einfiel. Er hatte mir gerade gesagt, dass er Spion war! Tatsächlich hatte Jack mir das nie so verraten, oder ich hatte es nicht mehr im Kopf. Überrascht sah ich ihn an und meinte. „Das wusste ich bis gerade gar nicht…“ Adam lachte kurz auf und sah mich offen und freundlich an. „Für was“, begann ich doch Adam schüttelte gleich den Kopf: „Ich kann und darf darüber nicht sprechen“, meinte er zwar freundlich, doch ließ seine Stimme auch keinen Widerspruch zu. Ich nickte und verstand, dass es vielleicht auch besser war nicht alles zu wissen. Als ich dies dachte, hatte ich einen Gedankenblitz- Etwas, was ich fast vergessen hatte. Verhörspezialist… Nicht nur Ausbilder. Ich konnte mir immer noch nicht vorstellen, dass dieser Mann meinen Vater gefoltert haben soll… Ich runzelte die Stirn und fragte Adam: „Wie kann das eigentlich alles sein… Du bist so nett… und so freundlich… Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, dass du meinem Vater gefoltert haben sollst.“ Vorsichtig wurde Adams Blick und die Heiterkeit verschwand einen Augenblick aus seinem Gesicht. Ernst betrachtete er mich und meinte mit einer ruhigen und sehr bedachten Stimme: „Ach weißt du… Das liegt alles daran, was man gelernt hat. Ich habe eben Talent dafür… Deswegen muss ich es ja nicht super toll finden.“ Ich dachte einen Moment über seine Worte nach und betrachtete den schlanken, großen blonden Mann mit dem leichten Schnauzbart. Konnte man das wirklich so einfach lernen? Ja, das konnte man. Wie häufig hörte man schon, dass Menschen nach Gehirnwäschen zu allem fähig waren. Ich nickte leicht und war etwas in Gedanken versunken, als ich vor mich hin murmelte. „Wie findest du es eigentlich, dass ich hier bin? Ist das für dich auch eine Bedrohung?“, fragte ich leise, während ich mir Haare aus dem Gesicht strich. Der Wind hier an der Küste war äußert frisch. Erstaunlich schnell schüttelte Adam den Kopf. „Nein“, sagte er und die Ehrlichkeit schwang in seiner Stimme mit, „ich freue mich für Jack. Er hat… na ja in den letzten Jahren echt viel gearbeitet und hat nun vielleicht auch mal etwas Ablenkung verdient.“ Ich grinste leicht und nickte, während ich den Worten lauschte. Natürlich war es schön, dass Adam mich freundlich in dieser Mitte aufnahm. War es komisch, sich mit dem Mann anzufreunden, der den eigenen Vater so brutal angegangen war? Ich war mir unschlüssig. Aber warum dachte ich so viel darüber nach? Es brachte nichts. Es brachte meinen Vater nicht zurück und sowohl Adam, als auch Jack hatten ein anderes Recht und Unrechtsbewusstsein wie ich. Ich wollte Adam einfach eine Chance geben, es brachte mir meinen Vater auch nicht zurück, wenn ich ihn für seine Taten verachtete. Diese Menschen, sowohl Miller als auch Adam, gehörten zu Jacks Leben einfach dazu. Ich hoffte dass, wenn ich wieder Zuhause war, meine Freunde dies auch taten, Jack offen zu empfangen. Auch wenn ich Eric nicht mehr so regelmäßig sah, wollte ich, dass er wenigstens mit Jack auskam… Tatsächlich war ich einfach am überlegen, mit Jack dort hin zu fliegen… Adam klopfte mir auf die Schulter und raunte mir freundschaftlich zu: „Ist schon gut, dass du da bist.“ Dankend nickte ich. Es dauert noch etwas, bis wir das Boot näher kommen hörten. Zu Adam blickend grinste ich und fragte: „Weiß Jack eigentlich, dass du Miller nicht magst?“ Sofort schüttelte er den Kopf und erklärte: „Wir sind hier Partner und wenn es um die Arbeit geht vertraue ich ihm auch meistens. Das bedeutet nicht, dass er mir sympathisch sein muss. Ich schätze seine Qualitäten…was auch immer die sind… es wäre also nett, wenn du es Snake nicht sagen würdest.“ Er lächelte mich leicht an und zwinkerte mir mit seinen blauen Augen freundlich zu. Ich schmunzelte leicht und nickte. „Dann gib mir mal deine Handynummer, wenn ich über den Typen meckern will“, schlug ich freundlich vor und leise lachend tippte Adam seine Nummer in mein Handy, welches ich ihm reichte. Nachdem alle immer so verschwiegen taten war ich schon etwas erstaunt, dass er mir seine Nummer einfach so gab. Vielleicht hatte er auch zwei Handys? Das Boot legte am Dock an und ich sah Jack und ein paar andere Soldaten aus dem Boot steigen. So viel Spaß das Bootfahren auch machte, dass Helikopter fliegen machte mir eindeutig mehr Spaß! Als mir Adam mein Handy wieder reichte, steckte ich es mir gleich in meine Hosentasche. Ich ging leicht lächelnd auf Jack zu, doch Didi war eindeutig schneller. Schwanzwedelnd lief er zu Jack und sprang kurz an ihm hinauf. Ich hörte, wie er den Hund freundlich begrüßte. „Hi“, raunte Jack und sah mich ernst an, „ich hoffe, dass mit Miller hast du nicht allzu persönlich genommen…“ Doch, dass hatte ich, aber es war wohltuend seine Wut wenigstens verbal mit anderen teilen zu können. „Passt schon“, war also mein Kommentar und ich merkte, dass Jack erleichtert schien. Nein, eine Szene wollte ich ihm wirklich nicht machen… „Na komm, ich zeig dir unsere Fluggeräte“, raunte Jack und ging auf die Hangar zu. Die Soldaten salutierten kurz, als er vorbeiging, auch Ozelot grüßten sie so. Es störte Adam nicht, dass er mich hier herumführte und ich sah neben zwei kleinen Hubschraubern, welche vermutlich nur zwischen der Basis und dem Festland flogen, noch zwei sehr große Kampfhubschrauber. Ich sah Rica an einem. Sie hatte gerade eine Klappe an der Seite geöffnet und schien an der schwarzen Maschine etwas zu werken. Wir störten sie nicht, sie schien vollkommen in ihre Arbeit vertieft zu sein. In einer nächsten Halle standen zwei große Panzer und ich konnte mich nicht zurückhalten und musste fragen: „Woher habt ihr das alles? Das kostet doch Unmengen an Geld!“ Ich bemerkte, wie sich Adam und Jack kurz Blicke zuwarfen und es schien plötzlich, als müssten sie ein Lachen unterdrücken. Verständnislos sah ich beide an. Adam schmunzelte weiterhin amüsiert, betrachtete dann aber Jack. Jack ließ seinen besten Freund sprechen und hielt sich zurück. Adam sah zu mir und meinte amüsiert: „Na ja, die Panzer hat man uns irgendwie geschenkt…“ Als ich ihn immer noch fragend anblicke, meinte er erklärend: „Also, wir hatten uns mal Panzer aus Deutschland geliehen… Bis heute haben sie die nicht zurückverlangt und jetzt kam heraus, dass sie vergessen haben, an wen sie die verliehen haben. Also sind das jetzt unsere!“ Perplex sah ich ihn mit Knöpfchenblick an. „Die haben vergessen, wem sie Panzer geliehen haben? Wie das denn“, fragte ich entsetzt und beide zuckten gelassen mit den Schultern. „Ich frag doch nicht nach“, lachte er gut gelaunt. Ob so etwas öfter passierte, wollte ich wissen und Adam nickte wage. „Es geht“, begann er zu erklären, „nicht öfter, aber immer mal wieder. Wusstest du, dass Amerika bei einer Inventur festgestellt hat, dass nukleare Sprengkörper fehlen?“ Erneut schüttelte ich den Kopf und er grinste kurz: „Das war auch nur kurz in den Nachrichten, dass konnte also untergehen… aber ja, ab und zu geht was verloren.“ Immer noch war ich fassungslos. Ja, es konnte was verloren gehen, Schlüssel, Fernbedienungen, Handys, aber doch keine Panzer oder gar Atombomben! „Weißt du, wer die hat“, fragte ich unsicher und ging mit Jack und Adam aus der Halle mit den Panzern hinaus. Er schüttele nur den Kopf und öffnete gleich die nächste Tür, dass er nicht auf meine Frage einging, bekam ich kaum mit. Meine Aufmerksamkeit galt den Jets, die ich sah. „Habt ihr die auch 'ausgeliehen'“, fragte ich Adam grinsend und er schüttelte den Kopf. „Nein, die haben wir legal auf dem Schwarzmarkt erworben.“ Ich nickte, ehe mir auffiel, was er gesagt hatte. Legal auf dem Schwarzmarkt? Verwirrt sah ich ihn an, während ich ihn skeptisch fragte: „Kriegt man alles auf dem Schwarzmarkt?“ Adam nickte leicht und grinste, während er erklärte: „Wenn du die richtigen Leute kennst.“ Ich runzelte die Stirn und war erstaunt wie viel Jack mir letztendlich anvertraute. Doch ich verstand auch, dass es auch damit zusammenhing, dass ich nun älter war, reifer. Er hatte mir damals vor Jahren mal versprochen mir mehr zu erzählen, wenn ich älter sei und mehr verstehe würde. Didi, der neben uns herging, blieb brav bei uns. „Und wie seid ihr an die großen Mannschaftswagen gekommen“, fragte ich und strich mir die Haare nach hinten. Adam schwieg und sah zu Jack. „Geklaut“, vernahm ich seine rauchige Stimme, „ich glaub von den Japanern, oder Russen.“ Ich nickte und blieb stumm. Gut…. Wunderte mich das? Eigentlich nicht, wenn ich ehrlich war… Wir verließen die großen Hallen und ich blickte hinüber auf das Wasser, zu den alten Bohrinseln, welche sich wie eine graue Festung aus dem Wasser emporhoben. „Und was macht ihr alles auf der dritten Plattform“, wollte ich wissen, doch Jack schüttelte den Kopf. „Das geht dich nichts an und wirst du auch nicht herausfinden. Ich denke, dass was ich dir alles gezeigt habe reicht vollkommen aus“, meinte Jack mit zwar freundlicher Stimme, aber mit einem Unterton, der keine Widerworte duldete. Genau wie bei Adam. Da waren also die Grenzen, dachte ich erstaunt. Ehrlich musste ich feststellen, dass mir das, was ich hier gesehen hatte, auch erst mal reichte. Seit Jack wieder in mein Leben getreten war, und es war gerade mal eine Woche her, hatte ich so viele neue Eindrücke erhalten, dass diese erstmal ausreichten. Vielleicht würde ich irgendwann mal mehr erfahren, aber vorerst war das alles mehr wie genug. Wir gingen entspannt durch die Gegend und Adam meinte, dass er sich seine Leute zum Training suchen wolle. Mit den Händen formte er zwei Pistolen, ehe er verschwand. Ich sah ihm nach und meinte zu Jack: „Ich mag ihn, aber ist er nicht ein wenig jung… Ich meine, seid ihr nicht alle ein wenig jung um Chef zu sein?“ Unschlüssig zucke Jack mit den Schultern. „Kann sein, aber die Leute respektieren uns und darauf kommt es an! Außerdem haben hier viele ihre Stärken…“ Ich nickte leicht und meinte: „Quiet ist ein super Sniper und kann gut schießen und Adam auch? Und Miller kann was genau?“ „Miller kann gut kochen“, meinte Jack auf einmal, was mich verwirrt drein schauen ließ. Dass ich das nicht gemeint hätte, sagte ich genervt und Jack schmunzelte leicht. „Kaz ist ein guter Stratege. Er kann sehr gut taktisch denken und ich schätze sein organisatorisches Talent. Ohne ihn würde hier viel mehr Chaos herrschen. Adam kann sehr gut mit Pistolen und Kleinkalibern umgehen….“, erklärte Jack ruhig und sah mich kurz von der Seite an. „Er hatte mir erzählt…, dass er mal Spion war“, sagte ich vorsichtig und Jack betrachtete mich kurz. „Na ja, wenn er es dir gesagt hat, wird es wohl stimmen, oder?“, meinte Jack ruhig und betrachtete mich. Er stritt es nicht ab und sagte auch nicht konkret ja, wie so oft bei ihm. So etwas kannte ich tatsächlich zur Genüge… „Arbeitet er immer noch als Spion für dich?“, fragte ich und ging langsam zum Helikopter und Jack zuckte mit der Schulter. „Selbst wenn würde ich immer nein sagen“, meinte Jack und grinste mich kurz an. Er schaute kurz zu Didi und fügte hinzu: „Er trainiert auch den Hund. Dafür hat er auch Talent!“ Ich nickte leicht und grinste ein wenig. „Jeder hat also so sein Talent“, meinte ich und klopfte Didi lieb auf den Rücken. Jack nickte leicht. „Aber Adam ist dein bester Freund, oder?“, fragte ich und Jack nickte sofort. Ich schmunzelte, als ich meinte: „Und wieso sagst du ihm nicht als bester Freund, dass Schnauzbärte echt scheiße aussehen? Und redest sie ihm aus?“ Verwirrt sah Jack mich an und zuckte mit den Schultern. „Muss er doch wissen“, meinte er und ich schüttelte grinsend den Kopf drüber. Wir standen am Strand. Es war kein wirklich schöner Sandstrand, an dem man entspannen wollte. Er bestand mehr aus Kies als aus Sand. Wir standen dort und betrachteten die grauen Türme, welche sich auf der alten Ölplattform in den grauen Himmel reckten. Ich griff kurz nach seiner Hand und drückte sie kurz. „Du kannst echt stolz darauf sein, was du erreicht hast…“ Jack schaute zufrieden, erwiderte den Händedruck und schwieg, während wir beide die Plattformen betrachteten. „Ich freue mich echt auf die Zeit mit dir Zuhause“, meinte ich lächelnd und Jack nickte darauf. Ich wusste nicht, was Jack mit Miller besprochen hatte, ich wollte es auch nicht wissen. Er ließ mich seither in Ruhe und ich ging ihm so gut es ging aus dem Weg. Da es keine festen Essenszeiten gab, kam es nur selten vor, dass er mit uns am Tisch saß. Ich lernte noch andere Soldaten kennen, denn viele wollten wissen, ob ich ein 'Neuer' war. Viele waren erstaunt darüber als herauskam, dass ich kein Soldat war. Sie hielten ihre Meinung sehr zurück vor Jack, natürlich, war er doch ihr Chef. Ich würde es nicht viel anders machen! So wusste ich nicht genau, wie sie es eigentlich fanden. Wir waren nie ein Paar gewesen, welches große Zuneigung in der Öffentlichkeit zeigte und so bekamen sicher nur die wenigstens mit, dass Jack und ich ein Paar waren und wie sie es fanden? Nun, darüber verlor auch keiner ein Wort. Der Alltag, den ich mitbekam, verwunderte mich. Ich dachte alle würden den ganzen Tag nur trainieren. Adam erklärte mir aber, dass nur drei Mal die Woche trainiert wurde. Viele ausländische Soldaten hatten Englischunterricht. Jack selber verabschiedete sich auch einmal zum Sprachunterricht. Irgendwas afrikanisches sagte er, da er dort viele Einsätze hatte aufgrund des Bürgerkrieges. Es hatte fast etwas von einem großem Sportinternat und nicht von einer Militäranlage, auf der ich mich befand. Ich konnte Jack hier nicht jeden Tag für mich haben. Er konnte hier nicht sein und seinen Leuten sagen, er stehe nicht zur Verfügung, dafür hatte ich Verständnis. Ich bekam mit, wie ungefähr sechs Soldaten sich bereit machten. Wohin es ging, das wusste ich nicht. Ich beobachtete, wie Jack mit ihnen und Miller aus der Kommandozentrale kam und eindringlich mit ihnen sprach. Missionsdetails wurden besprochen und ich durfte natürlich nicht daran teilnehmen. Ich lernte einen jungen Sanitäter kennen, den Jack auch gern zu haben schien. Er war groß, fast an die zwei Meter und schwarz wie die Nacht. Er hatte abrasierte Haare und trotzdem etwas freundliches und charismatisches an sich. Er stellte sich als Mojo vor. Er war gerne Sanitäter und hatte einen sehr starken Akzent, den ich noch nie gehört hatte. Er kam aus Afrika wie er sagte und sei furchtbar gerne Sanitäter! Immer wieder sagte er das. „Und ich als Sanitäter versuche ja Leben zu retten und nicht zu nehmen“, meinte er leicht grinsend. Es schien als sei dies sein Traumjob! Ich aß gerade ein paar Pommes und fragte ihn, ob er nur Sanitäter sei. Er schüttelte den Kopf und meinte: „Nicht nur. Ich bin eigentlich Fußsoldat mit Zusatzqualifikation. Bin einige Zeit in Rettungshelikoptern herumgeflogen. Meistens bin ich mit einem Soldaten unterwegs, der nennt sich White Shark. Kennst du den schon? Er ist eine kleine Rampensau, aber eigentlich ganz nett“ Überrascht sah ich ihn an und erinnerte mich an den Mann, der einst den Jet flog, in dem ich saß. Ich nickte leicht und schmunzelte ein wenig. „Klar kenne ich den! Hab ihn noch gar nicht getroffen… Wo ist er denn?“ „Soweit ich weiß irgendwo in Afrika, oder Boss?“, fragte er Jack und nahm einen Bissen seines Essen. Jack nickte leicht und meinte: „Ja, der müsste da noch irgendwo herumfliegen….“ Wir verstanden uns gut und auch mit Quiet konnte man viel Spaß haben. Noch einmal nahm sie mich mit zum snipen, doch kopfschüttelnd nahm sie mir mein Handy ab und tippte: „Komm nie auf die Idee Sniper werden zu wollen… Du hast genauso wenig Talent wie dein Jack!“ Ich war nicht beleidigt davon, sondern lachte nur und zuckte mit den Schultern. „Na und? Ist doch egal“, meinte ich grinsend, während wir uns zum Schnellboot bewegten. Sie grinste breit und schien sich köstlich zu amüsieren. „Ich bleib wohl nicht mehr lange“, sagte ich und ich glaubte etwas wie Traurigkeit in ihren grünen Augen zu erkennen. Wieder nahm sie einfach mein Handy und tippte meinen Zahlencode ein, den sie wohl einfach beobachtet hatte. „Schade“, schrieb sie, „seit du da bist, ist Jack viel entspannter.“ „Ich bin ja nicht aus der Welt“, sagte ich, während wir auf das Boot warteten, „und vielleicht komme ich wieder, oder du besuchst uns bei mir… Aber langsam will ich wieder nach Hause.“ Sie nickte leicht und klopfte mir freundlich auf die Schulter. Erneut nahm sie mir mein Handy ab, entsperrte es einfach und war einen Augenblick beschäftigt. Als sie es mir reichte sah ich, dass auch sie mir ihre Handynummer gegeben hatte. Frech tippte sie in mein Handy: „Komm nicht auf die Idee mich anzurufen.“ Ein Smiley war dahinter und ich lachte leise und nickte, während ich mein Handy wegsteckte. Kapitel 26: Schau mir in die Augen, Kleines! -------------------------------------------- Es war der letzte Abend bei Jack. Ich hatte noch einige Male mit meinen besten Freunden gesprochen, wenn ich Zeit für mich hatte. Ich sprach mit Eric, Emily und natürlich auch mit Jenny nur Clay erreichte ich nicht und Jenny meinte, dass er derzeit auch kaum Zeit fände mit ihr zu sprechen. Auch Eric tat sich schwer, als ich ihm sagte, dass Jack wieder aufgetaucht sei, um mir bei dem Prozess zu helfen. Ob das wirklich so gut sei. Ob ich mir das wirklich gut überlegt habe. Wie sicher ich mir sei. Allerdings erschien er versöhnlicher als Jenny. Vielleicht war es bei Eric gut, dass zwischen uns noch genug Meilen lagen und er nicht alles mitbekommen hatte. Er meinte zwar, dass er Jack nie zurücknehmen würde, aber wenn ich damit zufrieden sei, wäre es gut so. Er nahm es hin, meinte aber trocken zu mir: „Na ja, aber wenn der dich noch einmal sitzen lässt, dann schleppe ich dich gleich zum Therapeuten und wenn ich dich da festbinden muss…“ Ich lachte, hatte er ja eigentlich recht… Immer noch wollte ich irgendwann mit einer gescheiten Therapie beginnen. „Vielleicht sollte ich euch mal besuchen kommen! Irgendwie hab ich den Typen ja nie wirklich kennen gelernt, dass eine Mal zählt ja eigentlich nicht“, meinte Eric und ich konnte an seiner Stimme schon das Grinsen hören, welches sicher auf seinem Gesicht lag. Lachend stimmte ich ihm zu: „Klar, mach ruhig. Das wäre sicher ziemlich lustig!“ Eric stimmte mir zu und als er begann, mir von seiner Arbeit zu erzählte, wirkte es nach dieser Woche und dem was ich erlebt hatte, einfach vollkommen Suspekt. Er beschwerte sich darüber, dass er ständig für seinen Chef alles Mögliche kopieren musste und Kaffee kochen sollte. Ich ließ ihn meckern und trotzdem wirkte es nach dieser Woche weit weniger schlimm! Dagegen waren die Bekämpfung von Krieg und Terror einfach… wichtiger? Doch ich war ein guter Freund, für Eric jedenfalls immer und so nahm ich seinen Ärger ernst. Stimmte ihm zu und redete nicht davon, dass es eigentlich nicht so schlimm sei. Es schien, als sei er froh seinen Frust auch mal herauslassen zu können. Während wir so sprachen konnte mir denken, dass er sich ebenfalls wünschte, dass ich wieder in seine Nähe ziehen sollte. Wir vermissten einander sehr. Doch er hatte das nie gesagt, wusste er doch, dass es für einen Schwulen in Texas sehr schwer sein konnte, war dieser Staat doch einfach so konservativ. Nach dem Gespräch saß ich auf Jacks Couch und hatte die Füße auf einen kleinen Tisch gelegt. Didis Kopf ruhte auf meinen Schoß, während ich an meinem Handy spielte. Ich spürte, wie Didi zuckte und er begann leicht mit dem Schwanz zu wedeln. „Kommt da etwa Jack“, flüsterte ich und kraulte den Hund hinter den Ohren. Die Tür wurde geöffnet und Jack kam mit einer dicken Akte in der Hand in sein Quartier. „Hey“, brummte er und blickte nur kurz zu mir, während er die Akte auf den Tisch legte. Stumm beobachtete ich ihn und runzelte leicht die Stirn. „Stress“, fragte ich und lehnte mich auf der Couch zurück. „Ach…. Hast du deine Freunde erreicht“, fragte er und ich ließ es zu, dass er auswich. Seine Arbeit war zwar spannend, doch ich hatte einfach nicht immer Lust über Krieg oder andere schlimme Verbrechen zu sprechen…, dann hörte ich mir auch gerne Mal Erics Frust an. Ob es Jack ab und zu genauso erging, dass ihm Krieg und Terror zu viel wurden? War das vielleicht auch einer der Gründe, warum er wieder zu mir gekommen war? Ich betrachtete den großen kräftigen Mann. Für ihn war all das hier Alltag. Krieg, Waffen… aber er kannte gar keinen 'normalen' Alltag. Wie sollte das auf Dauer eigentlich vernünftig funktionieren? „Du Jack…“, begann ich nach einem Moment der Stille, „möchtest du mich vielleicht zu mir nach Hause begleiten? Ich weiß nicht, wie fändest du es mal mein Leben kennen zu lernen und nicht nur ein stummer Beobachter von außen zu sein…“ Überrascht sah er mich an und es schien, als würde ihm grade jetzt erst bewusst, dass er genau das war. Er blickte kurz auf die Akte in seiner Hand und langsam stand ich von der Couch auf. Ja, er hatte sich in den letzten Jahren in die Arbeit gestützt, dass sah man hier überall. So schnell, wie dies alles hier aufgebaut worden sein musste… Die Arbeit hatte ihn abgelenkt, wie mich die Kerle und der Sport. „Ach komm schon Jack“, meinte ich energischer klingend, „die Welt wird sich auch ohne dich mal weiterdrehen und… lass uns doch schauen, ob es mit uns überhaupt noch passt… Nachher leben wir beide in zwei so verschiedenen Welten, dass wir einander zwar lieben können, aber….“ Ich ließ den Satz extra unbeendet und betrachtete Jack mit eindringlichen Augen. Kurz zuckte sein Blick zu Didi und er raunte nur: „Den kann ich dann aber nicht die ganze Zeit hier lassen.“ Ein zufriedenes und glückliches Grinsen erschien auf meinem Gesicht. Ich nickte leicht und meinte: „Wird für ne gewisse Zeit gehen… Du weißt ja, das die Wohnung nicht all zu groß ist.“ Jack schmunzelte leicht. Ich grinste und fügte noch hinzu: „Emily wird dich so auf die Palme bringen.“ Ich bemerkte, wie Jack kurz das Gesicht verzog und ich konnte mir denken, dass er das Selbe dachte. Ich verabschiedete mich am nächsten Tag von Quiet, Adam und einigen anderen Bekannten, welche ich getroffen hatte. Ich staunte nicht schlecht, als ich Quiet in einem normalen T-Shirt sah. Sie sah richtig züchtig aus! Ich grinste und sie schlug mir freundschaftlich auf die Schulter. „Bis dann“, meinte ich und sie grinste mich zufrieden an. Auch Adam schlug ein und sagte: „Nimm den ruhig mal mit. Vielleicht komme ich euch mal besuchen.“ Ich grinste und schlug lachend vor: „Klar, kannst ja dann bei meiner Mitbewohnerin pennen. Bring dann nur Valium oder ein anderes Beruhigungsmittel mit. Adam lachte, doch natürlich nahm er es nicht so ernst, kannte er Emily doch gar nicht. Auch Miller verabschiedete sich und ich war wahrlich überrascht. Er reichte mir zwar nicht die Hand, sondern nickte mir leicht zu und sagte zu Jack: „Wenn was ist, dann melde ich mich, Boss.“ Vermutlich war er einfach ziemlich erleichtert, dass ich endlich die Basis verließ. Erneut flog Rica uns gen Heimat und erneut verbrachte ich einige Zeit im Cockpit während Jack seiner Musik lauschte. Die Aussicht war einfach zu toll! So gerne ich auch in Jacks Leben eingetaucht war, war ich langsam doch froh, wieder mein Leben zurückzubekommen. Ich vermisste Jenny und Luna und ja, ich vermisste auch Emily. Ich freute mich auf den Paradiesvogel. Und ich war froh, wieder meine Normalität um mich zu haben. Ich freute mich auch ein wenig auf meine Arbeit. Tatsächlich war es seltsam mit Jack Zuhause aufzulaufen. Immer noch sah es seltsam aus, Jack nun gemeinsam mit Didi in unserem etwas engen Flur zu sehen. Da Didi mitkam sah Jack tatsächlich so aus, als wollte er bei mir einziehen. Er stellte seinen sehr großen Rucksack in mein Zimmer und stellte das Hundekörbchen in die Mitte des Raumes… Ich sollte und musste irgendwie etwas umräumen. Didi schnüffelte überall herum, steckte seine Nase gefühlt in jede Ecke und als er in meinem Zimmer war, sprang er gleich auf mein Bett. Ich blinzelte verwirrt, als ich den Hund dort liegen sah und meinte gleich streng zu ihm: „Oh nein! Runter!“ Den Kopf schräg legend betrachtete der Hund mich und erst, nachdem ich ihm erneut befohlen hatte mein Bett zu verlassen, stand er auf und sprang hinunter. Ich sah, wie Didi hinaus in den Flur trabte und zur Vorsicht ging ich ihm nach. An jeder Ecke schnüffelte er. Auch in Emilys schrecklich buntem Zimmer verschwand er, doch dort verscheuchte ich ihn sofort. Es dauerte lange, bis der Hund sich beruhigt hatte und nachdem Jack ihm viel zu fressen gegeben hatte, schien er sich zu beruhigen. Gähnend ließ sich das Tier in seinem Körbchen nieder und ich grinste, als ich ihm kurz über den Rücken streichelte. Lächelnd betrachtete ich den Hund und meinte: „Eigentlich müsste ich mal zu Jenny… willst du vielleicht mit?“ Jack kramte gerade in seiner Tasche und betrachtete mich stirnrunzelnd. Aus seiner Tasche hatte er einige Zigarren geholt, welche ich gleich in meinen Nachttisch legte, bevor der Hund auf die Idee kam sie zu essen! „Wenn du willst, ja“, meinte er und sah sich auf meinem Schreibtisch um. Mir fiel ein, dass ich immer noch eine Hausarbeit zu Ende schreiben musste…. Hätte ich die mal vorher zu Ende geschrieben und die Bewerbungen für mein bald kommendes Praxissemester hatte ich auch noch nicht fertig gemacht... Doch der eigentliche Grund, warum ich jetzt nach Jenny wollte war ein anderer. „Ja…. Außerdem ist Clay noch in einem Einsatz… vielleicht wäre es sinnvoll, ihr trefft euch erst mal nicht…“, meinte ich wahrheitsgemäß und Jack zuckte mit den Schultern. Ihm schien es egal zu sein, doch ich war mir sicher, dass es Clay nicht egal war! Für ihn blieb Jack schließlich eine Gefahr. „Ist Clay eigentlich ein guter Sniper“, fragte ich Jack, welcher gleich nickte. „Ja, doch das ist er. Aber das Problem ist, dass er ein Idiot ist.“ Ich schenkte ihm einen bitter bösen Blick. Er redet hier schließlich von einem Menschen, der mir äußerst wichtig war. Für mich war Clay vieles, aber kein Idiot. „Ich meine damit“, fing Jack an zu erklären, nachdem er mein Gesicht sah, „dass er den Lügen von Oben glaubt… ich war am Überlegen ihn abzuwerben“, erklärte er schmunzelnd und stirnrunzelnd erwiderte ich: „Na ja, ich kann es mir kaum vorstellen, dass er die Army freiwillig verlässt…“ Auch das Clay das glaubte, was man ihm sagte, wusste ich. Ich hoffte, dass er Jack zuhören würde. Ein bösartiges Grinsen schlich sich auf Jacks Gesicht. Und fast schon salopp meinte er: „Wenn ich Leute möchte, dann bekomme ich sie auch.“ Überrascht sah ich Jack an und erinnerte mich, was er damals in Arlington gesagt hatte. Er hätte dem Spion Unterlagen untergeschoben, sodass dieser seinen Job verloren hätte… Ich war tatsächlich überrascht, als er mich mit einem Schmunzeln in der Stimme fragte, ob er mir je berichtet hatte, wie er Kaz abgeworben habe. Verneinend schüttelte ich den Kopf und war erneut überrascht, als Jack aus freien Stücken begann zu berichten. „Ich war in Vietnam mit ein paar Kameraden. Ein halbes Jahr vor dem Zwischenfall mit Susanne“, begann er fast schon locker zu erklären, „Kaz war Befehlshaber einer Gruppe japanischer Soldaten die dort waren. Wir haben… versehentlich ihren Auftrag sabotiert und Kaz ist vor Wut fast in die Luft gegangen. Wir haben viel gestritten und um das zu klären wollte er ein Duell mit mir. Er hat immer irgendwas gefaselt von 'Ehre wiederherstellen'. Da sind Japaner ein wenig sonderbar. Ich war jedenfalls zum verabredeten Zeitpunkt da und er wollte das Ganze dann mit einem Faustkampf klären. Als wir in Stellung waren kamen etwa sechs von seinen Leuten aus den Büschen und haben uns umkreist. Kaz meinte, er überlässt seinen Sieg nicht dem Zufall und befahl seinen Leuten mich festzuhalten...“ „Was für ein Arschloch!“, sagte ich entsetzt und fühlte mich in meiner Meinung gegenüber diesem Menschen sofort bestätigt. Jack lachte kurz auf und stimmte mir zu. „Ja“, sagte er schmunzelnd, „aber das bin ich auch… Seine Leute haben ihn festgehalten und ich hab ihm eine verpasst. Ich überlasse meinem Sieg auch nicht gerne dem Zufall. Ich hab alle seine Leute bestochen. Jeder ist bestechlich.“ Er grinste hämisch, als er mir das erzählte und ich sah ihn perplex an. „Kaz war wütend und beeindruckt. Natürlich hab ich mich über ihn schlau gemacht. Und das was ich rausfand…“, doch er schwieg kurz, blickte mir kurz in meine braunen Augen und als er weitersprach wusste ich, dass er etwas hinausgelassen hatte. Etwas was mich sicher nichts anging. „Hab ihm angeboten für mich zu arbeiten. Dass ich so jemanden gut gebrauchen könnte... Er meinte es wäre zwar ein gutes Angebot, aber er hätte noch Verpflichtungen gegenüber den Japanern und hätte es ja auch so weit gebracht... bla bla bla. Alles Ausreden. Ich hab ihm gesagt ich hätte mich darum schon gekümmert.“ Er grinste mich wieder schräg an und ich konnte mir denken, dass Jacks Tricks alles andere als ehrenhaft waren. „Oh Gott, Jack. Was hast du gemacht?“, fragte ich und war nicht ganz sicher, ob ich die Antwort wirklich hören wollte. „Die haben ihre Dokumente nicht gut gesichert in ihren Zelten. Ich hab ihm vielleicht ein paar wichtige Papiere untergejubelt. Und eventuell hab ich auch von seinem Telefon aus in Amerika angerufen und über geklaute Dokumente berichtet.“ Er machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach: „ könnte sein, dass die Japaner das als Verrat angesehen haben und die verstehen da echt keinen Spaß. Für sowas wollen die einen immer gleich umbringen…“ „Weißt du“, meinte ich schmunzelnd, „du bist echt ein Arsch. Komisch, dass er dich wirklich noch als Freund bezeichnet.“ Jack grinste kurz vor sich hin. „Das liegt an meiner Ausstrahlung“, meinte er und nahm sich dabei selbst nicht ganz so ernst. Er zog sich die Jacke über und während ich mir die Schuhe anzog fragte ich ihn: „Wenn das ein halbes Jahr vor Susanne war, wieso wolltest du ihn dann schon anheuern für dich?“ Auch Jack zog sich gerade seine schwarzen schweren Schuhe an während er erklärte: „Na ja…. Boss… Susanne… sie und David wollten gemeinsam raus, dass wusste ich nicht. Susanne sagte mir, ich sollte Soldaten rekrutieren, wenn ich welche für geeignet halte… Das alles endete ja dann…. Recht plötzlich“, beendete er und Schweigen legte sich über uns. Ich wusste, dass er wieder dort war in Gedanken. An jenen Ort, wo er Susanne erschossen hatte, doch er sollte nicht in schlechten Gedanken verweilen und so stubste ich ihn leicht an. „Und wieso bist du sicher, dass er dir wirklich treu ist?“, fragte ich sichtlich verwirrt, sprach er doch öfter mal von Spionen. Diese Frage schien ihn wieder gänzlich zu mir zu holen. Ernster wurde Jacks Stimme, während er meinte: „Wir haben die gleichen Vorstellungen. Von Freiheit, Armee und dasselbe Bedürfnis das zu wissen, was man wirklich tut…“ Unbedacht fragte ich nach, woher dieses Bedürfnisses kam. Er schwieg und sah weg und ich verstand, dass Miller, dieser Mann den ich kaum mochte, noch mehr Geheimnisse umgaben. „Ich kann und werde dir nicht alles von seiner Vergangenheit erzählen. Frag ihn das selber“, meinte Jack und ich nicke leicht, hatte er doch irgendwie recht… Meine Gedanken kreisten, als ich in Jacks Wagen saß. Er schien Miller wirklich zu vertrauen und ich war überrascht, dass Miller es wohl auch tat. Woher dieses Vertrauen kam? Vermutlich würde ich darauf keine Antwort erhalten. Wenn Jack sich weigerte etwas zu sagen, konnte er alles in seiner Stille verbergen. Ich atmete durch, während Jack den Wagen zu meiner Schwester lenkte. Ich verdrängte Miller in meinen Hinterkopf, nun wollte und musste ich mich auf meine Schwester fokussieren. Ich rief nicht vorher an, ich kannte ihren Tagesablauf und ich war mir unschlüssig wie sie reagiert hätte, wenn ich sagte, dass ich mit Jack komme. Da ich Jack dabei hatte und ich wusste, dass sie sich mit ihm noch schwer tat, fand ich es taktvoller zu klingeln. Nach wenigen Augenblicken öffnete Jenny mit Luna auf dem Arm die Tür. Die Stille die folgte war unangenehm und sie sah Jack mit einem für mich unergründlichem Ausdruck in den dunkelblauen Augen an. Ja, ich hätte besser angerufen. Erst als Luna quietschend die Arme nach mir reckte, löste sich Jenny aus ihrer Starre. Fast zögerlich sah sie zwischen Jack und mir hin und her. Sie seufzte leicht und reichte mir das quengelnde Kind, welches gleich ihre Arme um meinen Hals legte. Ich betrat vor Jack die Wohnung und schaute Luna in die hellgrünen Augen, die sie von ihrem Vater geerbt hatte. Ihr blondes Haar kräuselte sich im Nacken und ein fröhliches Lachen war auf ihren dicklichen Kinderwangen. „Hi Luna“, meinte ich mit sanfter Stimme zu dem kleinen Mädchen. Sie konnte natürlich noch nicht wirklich sprechen, sondern quiekte fröhlich vor sich her. „Hi“, sagte ich in die bedrückende Stille hinein. Jenny stieß schwer Luft zwischen ihren Lippen hinaus und nickte leicht, während sie etwas verhalten ein, hallo, murmelte. Ich sah, wie Lunas große Kinderaugen Jack musterten. Sie war Fremden gegenüber immer schüchtern, was ich nur begrüßen konnte. Ich drückte sie etwas und flüsterte ihr lieb ins Ohr: „Das ist Jack, den hab ich ganz doll lieb. Der tut dir nichts, Mäuschen.“ Ich war mir sicher, dass sie es nicht verstand, und sie blickte Jack weiterhin nur mit großen Augen an. Ich bemerkte Jacks fast schon unsicheres Gesicht, während er Luna betrachtete. „Können wir reden Jenny“, fragte ich sie und ein wenig widerwillig nickte sie und verschwand in der Küche. Oh, das wird schwierig… Ich war nicht sauer. Wenn ich mich versuchte in Jennys Lage zu versetzten, konnte ich ihre Zurückhaltung verstehen. Ich wäre sicher nicht viel anders. Jenny glaubte schließlich immer noch, Jack sei ohne Grund verschwunden. Hatte mich also eiskalt abserviert. Für sie war Jack einfach nur derjenige, der mich verlassen hatte. Der, der mich im Stich gelassen hatte, nachdem ich ihn gebraucht hatte. Einfach ein Arschloch. Ich wollte Jack nie verraten, also habe ich nie darüber gesprochen, was noch alles dahinter steckte… Wir setzten uns an den Küchentisch und ich ließ Luna auf den Boden ab. Sie verstand nicht, dass wir gerade kaum Zeit für sie hatten und zog sich an meinem Bein hinauf. Sie konnte noch nicht sicher laufen und stand sehr breitbeinig. Ich grinste, als ich es sah und sah zu Jack, der immer noch skeptisch den kleinen Menschen vor mir musterte. „Wieso bist du wieder gekommen“, wollte Jenny von Jack wissen und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihr Ton war äußert gereizt. „Es war jetzt der passende Zeitpunkt“, raunte Jack, ohne ersichtliche Emotion in seiner Stimme. Es war sicher nicht die Antwort, die meine Schwester zufriedenstellten konnte. Ich sah es in ihrem Gesicht. Ihre Züge verhärteten sich und ihr Mund wurde zu einer schmalen Linie. „Jenny“, lenkte ich ein und nahm Lunas Hände in die meinen, damit sie sicher stehen konnte, „wir haben uns ausgesprochen. Ich meine es wirklich ernst… Glaubst du ich bin so blauäugig und lasse mich so leicht um den Finger wickeln?“ „Ja! Das glaube ich bei ihm“, meinte sie und ich blickte sie fast schon pikiert an. Ich bemerkte, wie Jack kurz auf den Boden sah und ein leichtes Grinsen auf sein Gesicht geschlichen war. Was für ein Arschloch. Was er sich genau dachte, war für mich nicht ersichtlich. Ich biss die Zähne kurz aufeinander und raunte ihr zu: „Hab ich aber nicht… Jenny. Jack kam um mir zu helfen, wegen der Verhandlung…“ Erneut schürzte Jenny die Lippen und sah mich erstaunlich kühl an. „Ich habe mit Mum telefoniert Jasper“, begann sie eisern, „ich weiß, dass er unserer Mutter gesagt hat, sie soll sich nie wieder blicken lassen. Sie meinte, du würdest dich wieder sofort von ihm manipulieren lassen… Und verdammt noch Mal, er hat unsere Mutter geschlagen, geht´s noch?!“ Verwirrt blinzelte ich, doch dann verstand ich was in der Zeit, wo ich bei Jack war, hier passiert war. Mum muss gleich bei Jenny angerufen und gemeckert haben, vielleicht auch geweint? Sie trieb gerade einen Keil zwischen Jenny und mich! Meine Lippen öffneten sich leicht. Ich ließ Luna los und sah Jenny geschockt an. Ich schluckte und räusperte mich kurz, ehe ich sagte: „Jenny… Mum hat mich in der Verhandlung ins Messer laufen lassen… Hat sie das auch gesagt?“ Verwirrt sah Jenny mich an und fragte: „Hä? Was meinst du denn damit?“ Ich sah hinunter zu meinen Füßen und betrachtete das blonde Mädchen und erklärte: „Mum… Also…. Dad hat mich verprügelt und Mum hat behauptet, sie wisse nicht, wie ich nach Hause gekommen bin… Ob ich schon verprügelt kam oder nicht…! Sie gab die ganze Zeit Jack die Schuld! Wobei er mir einfach nur half! Ja, ich will keinen Kontakt mehr zu unserer Mutter, aber bitte lass nicht zu, dass sie unsere Beziehung auch kaputt macht…“ Ich wollte und konnte mich nicht entscheiden zwischen meiner Familie und Jack! Ich wollte und konnte es einfach nicht! „Das kann ich kaum glauben Jasper“, meinte sie ernst und fügte grimmig hinzu, „und trotzdem hat er sie geschlagen!“ Noch bevor ich etwas sagen konnte mischte sich Jack ins Gespräch ein. „Ja“, raunte er mit seiner tiefen Stimmte, „das habe ich. Es tut mir auch nicht leid. Sie ist eine schlechte Mutter und hat ihn nicht geschützt. Würdest du nicht alles für dein Kind machen, damit es sein Recht bekommt?“ Schweigend sah Jenny kurz zu ihrer Tochter, welche mit ihren knubbeligen Händchen auf meine Handflächen schlug. „Natürlich würde ich für sie alles machen“, meinte Jenny sofort und ohne lange zu überlegen. Ernst nickte Jack und redete ernst weiter: „Ich habe dir versprochen, auf deinen Bruder aufzupassen und als sie ihn so verraten hat, hatte ich mich nicht mehr unter Kontrolle und das tut mir auch nicht leid!“ Immer noch schwieg Jenny, runzelte skeptisch die Stirn und seufzte schwer. Erneut berichtete ich davon, dass alle Jack die Schuld gaben, wieso es damals eskalierte. Immer noch sah Jenny uns beide skeptisch an, doch sie schüttelte leicht den Kopf und fast schon erleichtert ließ ich die Schulter hängen, als sie begann zu sprechen: „Was für ein Schwachsinn… Du hättest meinem Bruder nie etwas getan… jedenfalls nichts Körperliches… Wieso hat sie denn das gemacht… davon wusste ich gar nichts!“ Ich war erleichtert, hatte ich doch wirklich Angst Jenny auch noch zu verlieren. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und meinte an Jack gewandt: „Ich weiß trotzdem nicht, was ich davon halten soll. Erst haust du ab und jetzt tauchst du plötzlich wieder auf.“ „Du musst davon auch nichts halten“, meinte Jack plötzlich und ich sah ihn verwirrt an, „es ist schließlich unsere Sache.“ Ich blinzelte verwirrt. Allerdings ließ sich Jenny nicht von ihm einschüchtern. Das hatte sie damals auch schon nicht! „Aja, deine Sache? Als Jasper so fertig war, war schließlich ich an seiner Seite und jemanden den man liebt, will man nicht so leiden sehen. Ich will einfach nicht, dass du meinem Bruder noch einmal so wehtust!“ Jack seufzte schwer. Ob er es einsehen konnte oder nicht, dass es noch mehr Menschen gab, denen ich wichtig war, wusste ich nicht. Vielleicht realisierte er es auch jetzt erst vernünftig. Er hatte keine Familie und wusste nicht, was es bedeutete eine zu haben. „Ich hatte damals Probleme mit einigen Leuten aus der Army. Sie sind auf Jasper aufmerksam geworden… für ihn war es sicherer, dass ich gegangen bin…“ Verwirrt sah Jenny ihn an und runzelte die Stirn. Es war sehr abgeschwächt, aber trotzdem die Wahrheit, ich war erstaunt von Jack! „Was für Leute“, wollte sie gleich wissen, doch Jack verneinte und verwies darauf, dass er darüber nicht reden durfte. Ich war mir nicht sicher, ob Jenny Jack wirklich glaubte, doch ich hoffte darauf. „Das klingt alles sehr suspekt“, meinte sie, nachdem wir kurz geschwiegen hatten. Luna krabbelte gerade ein wenig durch die Küche und ich war froh, dass sie gerade etwas ruhiger war. Jack schwieg darauf und so sagte ich ihr: „Ich, na ja, ich weiß ein wenig mehr und Jack hat recht… Wirklich Jenny, sonst hätte ich nie jemanden wieder an meine Seite gelassen, der mir so wehgetan hat… Außerdem hat er mir auch immer noch das Leben gerettet….“ Nach einem Moment, in dem sich Jenny und Jack betrachteten, nickte sie leicht und es wirkte wie eine leicht versöhnliche Geste. „Trotzdem, muss er erstmal beweisen, dass es keine leeren Worte waren. Wenn der dich sitzen lässt, werde ich dir sagen, ich hab es dir gesagt, Jazz.“ Ergeben nickte ich und ein leichtes Grinsen legte sich kurz darauf auf meine Lippen. In sanfterem Ton sagte ich: „Und niemand außer dir darf das…“ Sie seufzte leicht und blickte uns an. „Okay, will jetzt einer einen Kaffee. Ich brauch einen. Noch jemand?“, sagte sie und stand vom Tisch auf. Lunas Kopf drehte sich gleich zu ihrer Mutter und schnell krabbelte sie zu ihr. Wenn wir Kaffee tranken, bekam sie immer einen Keks und Kakao… Schlaues Kind! Ich grinste, als ich es beobachtete und tatsächlich bekam Luna einen Haferkeks. Stolz zeigte sie ihn und ich grinste breit. Jack blickte das Kleinkind immer verständnisloser an. „Luna ist mein Patenkind“, berichtete ich stolz und Jack nickte leicht. Tatsächlich wirkte er nun wieder überfordert. Klar, wir redeten auch über ein Kind und nicht über Terrorgruppen, Krieg oder andere für ihn so normale Themen. „Das ist schön? Oder“, fragte er ein wenig einsilbig und sah mir ins Gesicht. Ich grinste breit und nickte. Luna kam gleich zu mir und ich setzte das kleine Kind auf meinen Schoß. Artig aß sie ihren Keks und betrachtete Jack mit großen grünen Augen. Jack schaute mit einem ebenso großen Auge zurück. Lange. Wenn Kinder eines können, dann ist es Blickkontakt halten. Man konnte zusehen, wie Jack mit jeder Sekunde unsicherer wurde. „Will die was von mir“, fragte er mich und sah skeptisch zu Luna. Er hatte wirklich mal so gar keine Ahnung von Kindern. Liebevoll streichelte ich ihr durch die blonden Locken und schüttelte den Kopf. „Sie beobachtet dich nur“, meinte ich freundlich und hielt sie feste. „Kann sie das nicht unauffälliger“, fragte Jack und zog die Augenbrauen etwas zusammen. Ich sah, wie Jenny sich umdrehte und Jack verwirrt betrachtete. Sarkastisch antwortete ich: „Nein, dass lernen die erst mit drei Jahren…“ „Toll, wie alt ist die“, raunte er und Luna betrachtete den fremden Mann immer noch mit großen Kulleraugen. Lachend schüttelte ich den Kopf und sagte: „Das war ein Scherz du Idiot, sie ist erst fünfzehn Monate alt“, grinste ich und sah, wie Luna an ihrem Keks lutschte. Jenny reichte Jack einen Kaffee und meinte: „Du hast es auch nicht so mit Kindern, oder?“ Jack schüttelte den Kopf und schien sich mehr auf den Kaffee konzentrieren zu wollen. Es gefiel ihm eindeutig nicht beobachtet zu werden, auch nicht von einem Kind. Er sah sie an, als sei sie eine kleine Bestie. „An sie wirst du dich aber gewöhnen müssen. Sie kommt tatsächlich öfter mal vorbei. Manchmal bleibt sie schon über Nacht“, sagte ich und grinste leicht. Luna hielt mir ihren Keks hin und frech biss ich eine Ecke ab. Schockiert sah sie mich an und ich musste leicht lachen, als ich ihr Gesicht sah. Es schien, als wisse Jenny nicht genau, was sie mit Jack besprechen konnte und so fragte sie ihn, was er derzeit beruflich mache. „Ich bin dabei mich neu aufzubauen“, meinte Jack und ich war erstaunt darüber, wie schnell und gut er Lügen konnte. Jenny nickte wage und runzelte leicht die Stirn. Was dies bedeuten sollte fragte sie und Jack meinte gleich erklärend: „Ich bin nicht mehr bei der Army und schau mal, was ich so mache. Ich lass es jetzt erstmal etwas ruhiger angehen. Innerlich lachte ich trocken auf. Klar, ruhiger angehen… Ich lach mich tot. „Sag mal Jenny, wann kommt Clay eigentlich wieder“, fragte ich und versuchte die Frage wie nebenbei gefallen klingen zu lassen. Ich hatte wirklich Sorge wenn die beiden, Jack und er, aufeinander treffen würden. Verwirrt sah Jenny mich an und meinte: „Er ist doch erst seit vier Wochen weg… Vermutlich noch zwei zweieinhalb Monate…“ Fast schon war ich erleichtert, denn so konnte ich dieses Treffen noch hinauszögern. Wir redeten noch über belangloses und immer wenn Luna etwas von uns wollte, wirkte Jack vollkommen überfordert! Es war wirklich lustig mit anzusehen. Höflich war Jenny zu Jack, doch mir war klar, dass sie ihm kein bisschen mehr vertraute und vermutlich hatte sie wirklich Sorge, er könne mich erneut verletzen. Nachdem wir von Jenny kamen, begrüßte Didi uns gleich Schwanzwedelnd. Wir streichelte ihn und ich sagte: „Ich weiß gar nicht was Emily von Hunden hält… Ich hoffe, der stört sie nicht.“ Jack zündete sich eine Zigarre an und setzte sich an den Küchentisch. Er grinste leicht und zuckte mit den Schultern. „Werden wir sehen…“ Es war wie zur Bestätigung meiner Worte, als ich hörte, wie die Tür geöffnet wurde. Didis Ohren spitzen sich, er legte sich stumm neben Jack und fing leicht an zu knurren. „Aus“, vernahm ich Jacks fast schon gelangweilte Stimme. Leise vor sich hin singend betrat Emily den Flur und Jack blickte mich fast schon schockiert an, als er sie singen hörte. Ich zuckte mit der Schulter und raunte ihr ein, hi, zu. Fröhlich betrat sie die Küche und winkte uns glücklich zu. „Hallo ihr beiden“, meinte sie und sah verwundert auf den Hund, „owww, wer ist das denn?“ Freundlich und offen ging sie auf Didi zu. Würde ich den Hund nicht kennen, hätte ich Angst vor diesem großen Tier. Die Hände entgegenstreckend trat sie näher an den Hund, welcher freundlich an ihren Händen schnüffelte. „Oh wie süß. Mach die Zigarre aus Jack!… oh wer ist ein süßer Hund, ja wer ist das?!“ Jack blickte verirrt auf die große Töle, mit der sie gerade gesprochen wurde, als wäre es eine Teppichhupe. Auf die Idee die Zigarre auszumachen kam er nicht. Ich beobachtete, wie Didi den Kopf schräg legte. Er hechelte und betrachtete die Frau vor ihm und ich bemerkte, wie der Schwanz immer schneller wedelte. Emily wuschelte Didis Kopf, grinste breit und immer noch sprach sie mit dem Hund, als wäre er ein kleines Baby. Als sich Emily aufrichtete sah sie Jack an und meinte: „Jetzt mal wirklich, dass ist auch meine Wohnung und da will ich nicht, dass da drinnen geraucht wird!“ Jack seufzte und sein Blick blieb weiterhin ungerührt. „Ich rauche alle paar Tage mal eine Zigarre…“ Energisch schüttelte sie den Kopf und meinte: „Das ist mir egal! Man Jazz, sag doch auch mal was?!“ Verwirrt, dass plötzlich meine Meinung gefragt war, sah ich Emily an. Ging ich doch noch einmal die Erlebnisse des Tages durch. Ich sah zwischen den beiden hin und her. So sehr ich Jack auch liebte und es mich nicht störte, musste ich auch einsehen, dass mir diese Wohnung nicht allein gehörte… Wenn es sie störte und viele störte der Rauch, war das so… „Na gut, ein Kompromiss Emily… Du lässt ihn die zu Ende rauchen und danach raucht er nur noch in meinem Zimmer, okay?“ Es schien fast so, als sahen mich Emilys grünblaue Augen dankbar und ein wenig erstaunt an. Vermutlich hatte sie Sorge, dass ich nun immer hinter Jack stehen würde. Doch so wollte ich gar nicht werden! Ich wusste einfach, dass Jack ein Arschloch war, zwar ein Arschloch was ich liebte, aber immer noch ein Arschloch. Emily nickte und ich sah Jack an. Er schien nicht zufrieden, sagte aber nichts. Was ich als ein okay, deutete. „Wie heißt eigentlich das süße graue Riesenmäuschen hier“, fragte sie grinsend und streichelte erneut über Didis großen Kopf. Ich sah, wie Jack erneut an der Zigarre zog, den Rauch jedoch weg von Emily blies, bevor er antwortete: „Die ist ein er und er heißt Didi.“ „Oh!!!! Wie süß“, quietschte Emily und kraulte weiterhin den Hund, der sich über die ganze Aufmerksamkeit zu freuen schien. Tatsächlich setzte sich Emily zu uns und fragte, wie die Woche so war. Ich antwortete, Jack hielt sich wie so oft aus alltäglichen Gesprächen heraus. Ich sagte, dass wir zu Jack gefahren waren. Dass es sich dabei um eine Militärbasis handelte, verschwieg ich natürlich. Ich redete von Jacks Freunden, die ich kennen gelernt hatte und Emily schmunzelte zufrieden. Wir redeten über die Gerichtsverhandlung und ich war froh und auch ein wenig erstaunt, als Emily meinte: „Weißt du, du hast mir ja von dem Urteil erzählt und das ist viel zu niedrig… Aber ich kann auch verstehen, dass es mal genug ist… Also, weil du meintest wegen Abschluss und irgendwie hast du Recht. Jetzt muss ja auch mal nach vorne geschaut werden!“ Sie lächelte mich freundlich an und ich grinste ein wenig. In solchen Augenblicken verstand ich wieder, weswegen wir befreundet waren. Sie grinste leicht und auch Jack blickte sie kurz überrascht an. „Danke Emi für das Verständnis“, meinte ich und lächelte sie leicht an. Es war, als Jack kurz verschwand und auf die Toilette ging, als sich Emily zu mir beugte und mich leise und vorsichtig fragte: „Hey Jazz… ist alles gut… Also ich meine. Bist du… glücklich?“ Ein sanftes Lächeln schlich auf meine Lippen und ehrlich nickte ich. „Also… die Gefühle sind noch da… wir schauen mal, ob es passt… er wird also öfter bei uns sein…“ Sie nickte leicht und immer noch lächelte sie leicht. Sie freute sich für mich und tatsächlich rührte es mich. „Das ist ja auch immer das, was du dir gewünscht hast… Säg den bloß nicht so ab wie Andrew…“ Ich lachte leise und schüttelte den Kopf. „Das habe ich nicht vor Emily“, meinte ich und zwinkerte leicht. Träumerisch sah sie mich an und sagte leise: „Ach, ich wünschte ich hätte auch so eine Liebesgeschichte…“ Ich wusste, dass genau so etwas ihr Traum war, doch letztlich war sie einfach zu aufgedreht für die meisten Männer. „Wirst du haben Emily“, meinte ich leise und ehrlich zu ihr, „und wenn dir einer so weh tut, dann verprügle ich ihn.“ Sie lachte leise und drückte kurz meine Hand. Wir hörten Jack wieder kommen und als ich erneut ihren Magen knurren hörte sagte ich: „Also entweder kochen wir jetzt was, oder wir bestellen…“ „Ich kann nicht kochen“, raunte Jack gleich und sah Emily und mich an. Grinsend sah Emily mich an und meinte frech: „Du willst eh nur Pizza essen… Na gut. Ihr seid heute wieder gekommen. Lass uns bestellen!“ Kapitel 27: Vertrauenssache --------------------------- Es war spät geworden, während wir mit Emily in unserem Gemeinschaftsraum, der Küche, beisammen saßen. Sie wollte noch wissen, wie und was genau bei der Verhandlung geschehen war. Wer was gesagt hatte, wie die Geschworenen gewirkt haben, ob der Staatsanwalt seine Sachen gut gemacht hat. Ich antwortete wahrheitsgemäß, doch Jack hielt sich zurück. Sagte eigentlich nur dann etwas, wenn er direkt aufgefordert wurde. Ich kannte es so und fand es nicht sonderlich schlimm. Wir schwiegen beide darüber, dass er während und nach der Verhandlung die Fassung verloren hatte. Emily war entsetzt, als ich ihr von meiner Mum berichtete! „Oh, das hat sie nicht wirklich gemacht!“, rief sie entsetzt und sah mich mit geweiteten grünblauen Augen an. Ich nickte mit verbittertem Gesichtsausdruck. „Bor sorry Jazz, aber deine Mum ist echt total scheiße! Wie kann man so etwas nur machen? Das versteh ich echt nicht“, meinte Emily kopfschüttelnd und sah zwischen uns hin und her, als schien sie verbale Unterstützung zu verlangen. Ich nickte leicht und meinte: „Da hast du vollkommen Recht!“ Ich war mir sicher, dass ich sie nicht mehr sehen wollte. Eine Person, die mir so in den Rücken gefallen war, brauchte ich in meinem Leben nicht. Ob sie wohl weiterhin den Unterhalt zahlen würde? „Du hast ja noch meine Eltern“, grinste Emily breit und klang äußerst fröhlich. Ich lachte leise und nickte ein wenig. „Ja, da hast du Recht“, als Jack mich fragend anblickte meinte ich erklärend: „Ich verstehe mich mit ihren Eltern total toll. Ab und zu nimmt Emily mich mit zum Essen bei ihnen und einmal, als Jenny und Clay zu Thanksgiving zu seinen Eltern gefahren sind, habe ich das Fest mit denen gefeiert.“ Ich grinste leicht und Emily nickte eifrig. Ich war damals wirklich überrascht gewesen, als Jules mich anrief und fragte, ob ich zu ihnen wollte. War Thanksgiving doch das wichtigste Familienfest in den USA. „Ich hab das noch nie gefeiert“, meinte Jack und fast schon schockiert sahen Emily und ich ihn an. Doch wenn ich ehrlich war wunderte es mich eigentlich nicht… „Bor, was hattest du denn für eine Familie“, beschwerte sich Emily sofort und stemmte ihre Hände mit den bunt bemalten Fingernägeln in ihre Hüfte. Jack zuckte mit den Schultern. „hab Keine“, raunte er, zog noch mal an der Zigarre und Emily blinzelte verwirrt, bevor sie ihn entschuldigend ansah. Oh ja, ich wusste noch, wie ich damals in die ganzen Fettnäpfen getreten war… Kein schönes Gefühl. „Aber das ist egal“, fügte Jack schnell hinzu, als er Emilys Gesichtsausdruck sah, „das sind doch auch nur Tage auf dem Kalender. Jetzt guck nicht so entsetzt.“ Ich sah, wie Emily langsam den Kopf begann zu schütteln, immer noch mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen. „Nein! Das ist doch nicht einfach nur ein Feiertag!“, meinte sie entsetzt, „das ist der Tag, wo die ganze Familie kommt. Der Tag, bevor der ganze Weihnachtsstress los geht. Leckeres Essen, Beisammen sein… Das Gedenken an die Pilger damals… das ist doch nicht einfach nur ein Tag!“ Jack betrachtete sie kurz und schwieg. Es schien, als wisse er darauf nichts zu sagen und wirkte ein wenig verwirrt. „Keine Ahnung. Wenn keiner da ist zum Feiern, dann tut man das auch nicht“, meinte Jack schulterzuckend. Mit gerunzelter Stirn fragte ich: „Wie kommt es eigentlich, dass du das nicht gefeiert hast…?“ Bei uns war es immer ein großes, riesengroßes Fest, Jason, John mit samt Familie waren da und auch meine Oma wurde herangekarrt. „Na ja, ich hab mich immer freiwillig gemeldet, damit meine Kameraden, die Familie haben, bei ihnen sein konnten. Da ich keine habe, wurde ich ja auch nicht vermisst“, erklärte Jack ruhig und gefasst und trotzdem klang diese Antwort so unsagbar traurig. Mich wunderte es, dass Susanne nie solche Feiertage gefeiert hatte, aber vielleicht war es auch gar nicht so seltsam… Schließlich hatte man dieser Frau Mann und Kind genommen. Feiertage, die man gemeinsam mit der Familie verbrachte, rissen vielleicht jedes Jahr neue Wunden auf. „Wir feiern dieses Jahr auf jeden Fall“, meinte Emily und deutete mit ihrem lackierten Fingernagel auf Jack, „entweder bei Jazzys Schwester, oder du bei meiner Familie! Das kann ja gar nicht angehen. So einen Tag verbringst du dieses Jahr auf jeden Fall nicht alleine!“ Auf diese direkte Aufforderung herrschte Schweigen am Tisch. Jack sah Emily fast schon entsetzt an und ich kicherte auf einmal leise. Spielerisch salutierte ich vor der blonden Frau und meine: „Aye Sir!“ Emily grinste breit und zwinkerte Jack und mir fröhlich zu. Didi stubste mit seiner nassen Nase gegen Emilys Hand und fröhlich sah sie auf den Hund hinunter. „Och… der ist wirklich goldig. Aber auch so groß… na! Wer ist ein süßer riesen Köter?!“ Verwirrt legte Didi den Kopf schief, doch die lange Rute des Hundes zuckte freudig. Jack schüttelte fast schon verständnislos den Kopf darüber. Ja, so wie Emily mit dem Hund sprach könnte man meinen, dass es ein kleines Schoßhündchen sei. Wir redeten noch kurz, bevor Jack meinte, er wolle nun duschen. Ich wollte nicht, dass der Hund in meinem Bett schlief und verfrachtete ihn gleich in sein Körbchen. Ich hatte mich im Bad bereits für die Nacht fertig gemacht und war gerade mit meinem Handy zugange, während ich auf Jack wartete. Ich schrieb eigentlich mit Eric und plötzlich bekam ich eine Nachricht von Ethan. Er fragte, ob wir uns bald zum Surfe treffen wollten… Eigentlich hatte ich noch eine Hausarbeit, die ich schreiben musste… und ich musste später am Abend wieder arbeiten, aber andererseits wollte ich auch surfen. Jack hatte geduscht und kam nur mit einem Handtuch um die Hüfte in mein Zimmer. Ich ließ meinen Blick hinabgleiten an seinem trainierten, aber gezeichneten Körper und ein Grinsen schlich auf mein Gesicht. Vergessen waren die anderen Sachen, damit konnte ich mich ja auch später befassen. Ich machte meine Kamera an und meinte: „Schau mal…“ Er sah zu mir und tatsächlich grinste er leicht in die Kamera. Scherzhaft sagte ich: „So und jetzt das Handtuch fallen lassen.“ Ich hörte Jack lachen und es überraschte mich nicht, dass er das Handtuch fallen ließ. Grinsend sah ich den nackten Mann vor mir an. So selbstsicher, wie er dort stand hätte er auch einen Anzug tragen können. Wasser lief an seinem Körper hinunter. Langsam kam er auf mich zu und es war ihm gleich, dass ich ihm nicht ins Gesicht sah. „Dann krieg ich aber auch ein Bild von dir“, raunte er und kam süffisant grinsend vor mir zum Stillstand. Ich lachte, doch natürlich machte ich kein Bild von ihm, auf dem er nackt war. Wobei mir so eins schon gefallen würde… Er kramte aus seinem Rucksack eine Shorts und steifte sie sich über. Schade, dachte ich und schmunzelte. „Kannst auch nackt schlafen“, schlug ich frech vor, während er zu meinem Bett kam. Didi lag eingerollt in seinem viel zu großen Körbchen und schien eingeschlafen zu sein. Das Funkeln in Jacks Auge war mir mehr als bekannt. „Willst du denn, dass ich sie ausziehe“, fragte er schelmisch und zog die Shorts ein Stück hinunter. Ich betrachtete das Stück freie Haut. Gespannt sah ich weiter zu und tatsächlich landete die gerade noch frisch angezogene Shorts wieder vor seinen Füßen. Ich leckte mir leicht über die Lippen, während ich diesen Mann vor mir betrachtete. So selbstsicher, dass ihn jeder beneidet hätte. „Was willst du jetzt machen Jacky“, fragte ich frech und sah ihm ins Gesicht. Es war eigentlich nicht mein Ziel gewesen heute mit ihm intim zu werden, doch abgeneigt, war ich auch nicht. „Jacky“, wiederholte er leise und lachte ein wenig, „vielleicht, mache ich ja das, was du willst… Jazzy.“ Leicht nickte ich und die Freude schien sich in meinem Gesicht wider zu spiegeln. „Oh ja“, meinte ich leichthin und stand auf, kurz hob sich Didis Kopf, doch gähnend ließ er ihn wieder in sein Körbchen sinken… Ich hatte eine Idee… Überrascht sah Jack mich an, als ich zu meinem Kleiderschrank ging. Ich suchte nach meinen Krawatten. Ich merkte, dass sich Jack erhob und ich spürte seine warme Hand, welche sich um meinen Bauch legte. Seine warmen Hände wanderten tiefer und glitten fast schon zufällig in meine Shorts. Ich sah ihn im Spiegel und tiefes Begehren war auf sein Gesicht geschlichen. „Wieso willst du dich anziehen“, fragte er lüstern und knabberte an meinem Hals, während seine raue Hand sich fest, so wie ich es immer liebte, um mein Glied schloss. Ich keuchte laut auf und drückte mich an die Wand aus Muskeln hinter mir. Ich biss mir auf die Lippen und unterdrückte ein lautes Aufstöhnen. Ruhig, aber intensiv strich Jack mit den Händen über meinen Penis. Er erwachte unter seinen Berührungen und ich stöhnte auf, als er erneut die Hand fester um meine Erektion legte. Ich zwang mich dazu, mich in seinen Armen umzudrehen. Ich betrachtete dieses so gezeichnete und für mich so wundervolle Gesicht. „Vertraust du mir Jack“, fragte ich ihn mit tiefer und vor Lust leicht verzerrter Stimme. Ohne zu zögern nickte er und ich grinste leicht, während ich ihn an mich drückte und ihn leidenschaftlich küsste. Wild und intensiver wie ich vermutet hatte, erwiderte er den begonnen Kuss und drückte mich an sich. Seine Lippen waren so einladend und so verführerisch für mich. Immer noch hielt ich die Krawatten in meinen Händen und löste mich erst nach einem langen Augenblick von seinen Lippen. „Leg dich auf mein Bett“, raunte ich und drückte ihn sanft, aber bestimmt zu meinem Bett. Ohne wirkliches Zögern kam er meiner Aufforderung nach und ich verlangte von ihm, mir seinen Arm zu reichen. Ich nahm meine schlichte schwarze Krawatte und nahm beide Hände vor seinem Körper über kreuz und schnürte sie feste mit der Krawatte zusammen. Wachsam war mein Blick und als ich in Jacks Gesicht sah, merkte ich, dass auch er mich ganz genau beobachtet hatte. Mein Blick glitt zu der Augenklappe und plötzlich erinnerte ich mich, dass er mir berichtet hatte, dass er selbst auch gefoltert wurde. Ich brauchte nicht zu fragen. Ich wusste, dass er dabei gefesselt war. Wollte er überhaupt, dass ich ihn fesselte? Man merkte, dass er etwas angespannt war. Ich blickte auf die verschnürten Hände hinunter und fragte Jack: „Darf ich dich fesseln?“ Wenn dies ein Trigger für ihn war, war es sicher alles, aber nicht erotisch für ihn. Ich hatte das Gefühl, dass ein kurzer, vielleicht etwas unsicherer Ausdruck über sein Gesicht schlich, doch er nickte und sah mir weiterhin in die Augen. Wieder einmal war ich überrascht wie lange er den Blickkontakt halten konnte. „Hast du… ich weiß nicht... Angst? Ich kenne schließlich deine Vergangenheit“, meinte ich leise und strich über sein Gesicht, hinunter über seinen Hals und blieb mittig auf der Brust stehen. Gleichmäßig hob und senkte sich seine Brust und er strahlte eine so angenehme Wärme ab. Der Geruch von meinem Duschgel schoss mir in die Nase. „Nein, das nicht. Du wirst mir ja nichts tun, trotzdem… bin ich etwas nervös…so was hatte ich noch nie“, antwortete er leise und immer noch sah er mir in die Augen. Hatte das auch damals einer seiner Peiniger so gemacht? Ich nickte leicht und zögerte ein wenig. „Wenn du nicht mehr willst, sag es einfach“, raunte ich und nahm meine blau-silber karierte Krawatte und band diese längs um die bereits gefesselten Hände. Ich drückte Jacks Oberkörper hinunter und mit einem festen Knoten befestigte ich die Krawatte an meinem Bettgitter. Ich betrachtete Jack, wie er nun vor mir lag. Ich erkannte in seinem Auge neben der Neugierde oder Erwartung immer noch etwas Unsicherheit. Ich wollte ihn nicht so sehen, ich wollte ihm Lust schenken. Ich beugte mich über ihn und streichelte über seine kratzige Wange. „Was willst du jetzt machen“, fragte er mich leise und zog etwas an seinen Fesseln, vielleicht um zu schauen, ob er sich selbst befreien konnte? Vielleicht auch aus Unsicherheit. „Mal schauen… Ich hab das auch noch nie gemacht“, meinte ich und grinste ihn leicht süffisant an, wollte ihm nonverbal Sicherheit geben. Vorsichtig strich ich mit zwei Fingern seinen Hals entlang, strich über die kräftige, nur leicht behaarte Brust. Ich kniete mich zwischen seine Beine und strich über den trainierten Bauch, hinunter zu seinem Schambein, bis hin zu seinem Glied. Ich liebte diesen so wenig perfekten Körper. Ich war ruhig und sanft, während ich sein Glied streichelte. Ich wollte genau sehen und spüren, wie er unter meinen Händen hart wurde. Dieses harte Fleisch, welches sich gleichzeitig so sanft anfühlte. Immer wieder glitt meine Hand seine Länge nach. Mal sanft, mal fester, mal schneller und ab und zu ganz langsam und bedächtig. Ich spürte, wie Jack sich langsam wieder mehr entspannt und war froh darüber. Ich beugte mich über ihn und küsste ihn sanft, aber bestimmt auf die Lippen. Jack erwiderte den Kuss und meine Hand strich immer noch über sein Glied, was ihn in den Kuss stöhnen ließ. Ich biss ihm fester in den Hals, wusste ich doch, dass er es liebte und ich wurde nicht enttäuscht. Er stöhnte lauter auf und begann sich unter meine Hand und meinen Lippen zu winden. Ich bemerkte, wie er vermutlich unbewusst an seinen Fesseln zog und doch nicht frei kam. Wieder kniete ich mich entspannt zwischen seine Beine und strich weiterhin über sein immer steifer werdendes Glied. Ich liebte diesen Anblick. Mal fester, mal sanfter, dann wieder schneller streichelte ich ihn. Ich machte mir daraus fast schon ein Spiel. Er sah mir in die Augen und ich grinste ihn leicht an, während ich ihn betrachtete. Lusttropfen erschienen auf seinem nun erigierten Glied und ich verstrich die Flüssigkeit über seiner Spritze, was ihn tief aufstöhnen ließ. Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Ich sah auf ihn herab. Jack leckte sich über die Lippen und als ich ihm ein Stöhnen entlocken konnte, merkte ich erneut wie meine eigene Lust wuchs. Ihn in der Hand zu haben erregte mich ebenso wie selbst zu genießen, dies war schon immer so gewesen. Ich wollte, dass er sich entspannte und mir vollkommen vertraute und mir kam eine Idee. Ich sah genau zu ihm und grinsend meinte ich: „Erinnerst du dich an mein erstes Mal, wo ich so rot geworden bin, weil du genau zugeschaut hast, wie ich hart geworden bin?“ Jack grinste frech und nickte. Während ich wieder über seine Erektion strich, sprach ich weiter, „und nun schaue ich dich genauso an. Du bist für mich wahrlich der schönste und anziehendste Mensch, den ich kenne.“ Jack wurde nicht rot, doch ein leicht verlegenes Lächeln schlich auf sein Gesicht und er drehte den Kopf etwas weg. Ich liebte es wahrlich ihn so zu sehen. Ich beugte mich hinunter und genüsslich nahm ich sein Glied in den Mund. Ich spürte das Zucken, was durch den kräftigen Körper ging und grinste leicht, wusste ich doch, wie gerne er mich nun an sich gedrückt hätte. Ich glitt mit der Zunge immer wieder seinen Schaft nach. Ich leckte über die empfindliche Spitze und spürte, wie er unter meinen Lippen begann zu zucken! Immer wieder schlang sich meine Zunge um das heiße Fleisch. Er stöhnte laut auf und die Geräusche, sein Geschmack, das ich der Grund für diesen Zustand war, turnten mich an! Ich spürte mein Glied in meiner Shorts pochen. Ja, meine Lust war nicht minder wie die Seine. Ich wusste, wie sehr er es liebte und ich glitt gleich mit zwei Fingern in ihn hinein, während meine Lippen weiterhin an seinem Glied klebten. Er wurde lauter und erneut ging ein Ruck durch diesen kräftigen Körper. Ich löste mich von seinem Glied und grinste ihn an, während ich Jack betrachtete. Seine Atmung ging schwer und sein Körper war am Beben. Immer wieder zog er, vermutlich automatisch an seinen Fesseln. Ich beobachtete, wie sein kräftiger Brustkorb sich schnell hob und senkte. Er schluckte und mit lüsterner Stimme fragte er: „Was willst du noch machen…?“ Ja, genau das machte Jack so richtig scharf! Er hatte gerade kaum noch Kontrolle und das wusste er sehr genau! Ich grinste, wie ich ihn so sah und langsam erhob ich mich von meinem Bett. Ich brauchte nicht zu wissen, dass Jack mir mit seinen Blicken folgte. Ich grinste und suchte einen Schal aus meinem Kleiderschrank. Einen einfachen schwarzen. Ich streifte mir meine störende Shorts von der Hüfte und mit leicht lüstern über die Lippen leckend trat ich an mein Bett heran. Immer noch beobachtete Jack jede meiner Bewegungen genau. „Wenn es zu viel wird, sag Bescheid“, raunte ich und verband Jack mit dem Tuch die Augen. Er sagte nichts dazu, sondern nickte nur leicht. Es schien ihm wahrlich die Sprache verschlagen zu haben und das nicht weil ich versuchte ihn in den Wahnsinn zu treiben. Wie er so vor mir lag, war es wundervoll ihn zu betrachten. Ich beugte mich über ihn und strich mit meiner freien Hand über seine Seite. Er zuckte zusammen unter meiner eigentlich so sanften Berührung. Doch er sah sie nicht kommen und ich spürte, wie er angespannt wurde. Nur ein Wort würde genügen und ich hörte sofort auf! Wieder biss ich ihm in den Hals und Jack keuchte lauter auf. Ich grinste zufrieden und strich über seinen muskulösen Torso. Ich drehte ihn an der Hüfte und obwohl er die Arme unbequem verdrehen musste, kam er der nonverbalen Aufforderung meiner Hände nach und drehte sich auf den Bauch. Ich kramte in dem Nachttisch nach Gleitgel. Ja, wir brauchten es nicht immer, doch mit war dauerhaft angenehmer, fand ich zumindest. Ich sah, dass der große Mann neben mir langsam Schwierigkeiten hatte ruhig liegen zu bleiben, so nervös war er. Dass er nicht sehen konnte, was auf ihn zukam, ließ ihn sehr unruhig werden. Jack zuckte zusammen, als ich das kalte Gel auf seinem Eingang verteilte und grinste leicht, als ich bemerkte, wie eine Gänsehaut über seinen Rücken kroch. Langsam drängelte ich mich wieder zwischen seine Beine. Ich langte mit einem Arm um seine Hüfte, hob sie leicht an und drückte ihn an mein erigiertes Glied. Erneut zuckte er zusammen und ein leichtes Zittern hatte den sonst so taffen Soldaten erfasst. Ich wollte ihn nicht schlagen, nicht irgendwelche komischen SM Praktiken ausprobieren. Ich wollte, dass er sich bei mir fallen ließ. Mal nicht der Herr über sich selbst war und so glitt ich einfach in ihn hinein. Überwand den kurzen Widerstand und stöhnte lauter auf, als ich die Enge um mein Glied spürte. Ich stieß erst sanft in ihn, ließ ihm einfach Zeit, sich an mich zu gewöhnen. Er keuchte, er sah nichts, konnte nicht mit den Händen nach mir tasten. Er konnte nur seine Hüfte an mich drücken und das tat er auch! Nie wirkte Jack nervöser wie in diesem Moment. Er drückte sich mir fast schon nervös entgegen und keuchte immer wieder leise auf! Ich verstärkte den Druck und da er keine Kontrolle hatte, war ich überrascht, dass immer wieder unkontrollierbare Laute der Lust seine Lippen verließen. Ich beugte mich über ihn, keuchte selber auf und als meine Hand sich um seine Brust schlagen spürte ich seinen schnellen und erstaunlich unkontrollierbaren Herzschlag. Ich war so viel ruhiger! Doch es war so erregend zu wissen, dass er sich wirklich verlor! Doch schon nach einem Moment ließ ich von ihm ab. Glitt aus ihm, obwohl ich seinen Hintern so geil fand. Erstaunte keuchte er auf und beschwerte sich leise, doch verstand ich keines der genuschelte Worte. Ich grinste, als ich ihn beobachtete. Wie er vor mir lag wirkte es fast so, als räkelte er sich vor mir, denn er sah nicht, ob ich gleich weiter machen würde, ob ich ihn so liegen ließ, all diese Unwissenheit ließ ihn nervös werden. Ein geiler, wenn auch neuer Anblick für mich! Er drehte den Kopf nervös in meine Richtung, obwohl er eh nichts sah. Er konnte nicht abschätzen was ich vor hatte und das gefiel mir außerordentlich gut. Fast schon sanft strich ich mit den Fingern über sein Gesäß und als er zuckte und leise keuchte, konnte ich ein dreckiges und zufriedenes Grinsen nicht unterdrücken. Vielleicht war es gut, dass er mich gerade nicht so sah. Ich glitt kurz mit zwei Fingern geschickt in ihn hinein und drückte sofort auf seine Prostata. Er stöhnte laut auf und erneut zog er an den Fesseln und das Bett begann zu rütteln. Ich grinste und machte mein Spiel weiter. Ja, so wie er sich keuchend meiner Hand entgegenbewegte wusste ich, dass er sich hier gerade immer mehr verlor! Er zuckte, keuchte, stöhnte auf und als ich spürte, wie er anfing heftiger zu zucken, ließ ich ihn augenblicklich los! Ich wollte nicht, dass er schon kam. Ich hörte Jack empört keuchen und er drückte sich an mich heran. „Verfickte Scheiße!“, raunte er und ich merkte, wie er sich wieder auf den Rücken drehen wollte. Ich ließ ihn, vermutete ich doch, dass er so bequemer lag. Ich grinste und genoss es, dass ich Macht über ihn hatte. Erneut fuhr ich mit der Hand über sein Glied und drückte es feste! Rieb es in meiner Hand! Er stöhnte laut auf, keuchte unter meinen Berührungen und gerade, als ich etwas sagen wollte, klopfte es laut an der Tür. „Verdammt“, hörte ich Emily meckern, „ich hab keinen Bock das alles zu hören! Macht Musik an oder so! Ist ja schrecklich!“ Genervt seufzte ich und während ich weiterhin Jacks Glied in den Händen hatte und die Länge fast schon genüsslich nachging rief ich genervt: „Dann mach selbst Musik an! Komm bloß nicht rein!“ Genervt stöhnte Emily und sagte fast schon pampig: „Ich hab schon schlimmeres gesehen!“ Ich verdrehte die Augen, beugte mich hinunter und küsste Jacks Bauch, was ihn aufkeuchen ließ und mich zum Schmunzeln brachte. Er war fast schon hyperempfindlich grade. War es denn für ihn wirklich so komisch und neu? Ich hörte, wie Emily ging und war fast erleichtert davon. Ohne lange darüber nachzudenken ließ ich sein Glied wieder in meinen Mund gleiten und ich hörte, wie Jack erneut laut aufstöhnte. Wieder schlang sich meine Zunge regelrecht um seinen steifen Schaft. Das Keuchen und Stöhnen, welches seine Lippen verließ, zusammen mit seinem Geschmack auf meiner Zunge machten es mir schwer mich zurückzuhalten. Ich spielte mit den Händen an seinen Hoden und keuchte laut auf. Ich löste mich von ihm und raunte lüstern: „Ich möchte, dass du in meinem Mund kommst! Ich will dich auf meiner Zunge schmecken. Danach werde ich dich los machen und ich will dann, dass ich hart in deinem Mund komme!“ Noch bevor er irgendetwas sagen konnte, beugte ich mich hinunter und wieder schlang sich meine Zunge wie eine Schlange um sein Glied. Ich glitt mit zwei Fingern in ihn und massierte seine Prostata. Es war mir gleich, dass Speichel an meinem Mundwinkel hinabtropfte. Das Stöhnen wurde lauter und das zucken seines Gliedes in meinem Mund ließ mich wissen, dass Jack nicht mehr lange würde durchhalten können. Er stieß leicht in meinen Rachen und ich ließ ihn sich in der Situation verlieren. Leise hörte ich ihn murmeln: „Fuck, fuck, fuck, ich komm gleich…“ Innerlich grinste ich und bereitete mich darauf vor. Erneut stieß ich provozierend über die Prostata und laut stöhnend spritze Jack sein Sperma in meinen Mund. Ich genoss es und schluckte gleich die salzig säuerliche Flüssigkeit. Jack zuckte und erst, nachdem sein Orgasmus gänzlich abgeklungen war, löste ich mich von seiner Mitte. Ich drückte mich nach oben zu seinen gefesselten Händen und brauchte einige Zeit, bis ich diese Krawatten gelöst hatte. Durch sein Gerödel waren die Knoten ziemlich eng geworden. Gleich griff Jack nach der Augenbinde und ein fast schon entrüsteter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. Er sah mich fast schon ungläubig an und seine kräftigen Arme schlangen sich um meinen Körper. Was hatte er denn? Er drückte mich neben sich und der Kuss, den er mir schenkte, war andächtig und fast schon ehrfürchtig. Doch bestimmt zog er meine Hüfte hoch und auf den Knien rutschend kam ich seiner Aufforderung nach. Ich hockte über ihn und mein Penis, der vor Vorfreude zu glänzen schien, war nur wenige Zentimeter vor seinem heißen Mund entfernt. Er nahm mein Glied in den Mund, schlag seine Zunge genauso um mein Glied, wie ich es gerade bei ihm getan hatte. Kurz danach, als er begann genüsslich über den Schaft zu lecken, legte er einen Arm um meine Hüfte um mich dort zu halten, wo er mich gerade wollte. Als ich seine Zunge spürte, stöhnte ich lauter als gedacht auf und schloss genießerisch die Augen. Kniff sie regelrecht zusammen! Fast schon automatisch war der Griff hinunter in seine Haare. Mehr aus Lust, als dass ich dies wirklich wollte, stieß ich in seinen Rachen. Es störte ihn nicht, es schien ihn eher anzuturnen, denn der Druck um meine Hüfte verstärkte sich. Immer wieder lagen seine Lippen an meiner Spitze, leckten die Lusttropfen weg und nun war es an mir zu keuchen und zu stöhnen. Ein Schweißfilm benetze meine Haut und tatsächlich schrie ich vor Ekstase laut auf. Lauter als ich wollte! Emily war mir egal! Und auch, ob die Nachbarn mich hörten! Ich stieß weiterhin leicht zu und es dauerte nicht lange, bis mein Glied begann zu zucken. Ohne Vorwarnung kam ich in seinen Rachen und es hatte den Eindruck, dass Jack genau dass ersehnt hatte. Wie ich ließ er nicht von mir ab, bis mein Orgasmus gänzlich zum Erliegen gekommen war! Er ließ mein Glied aus seinem Mund gleiten und küsste leicht meine Hüfte und streichelte über meine Gesäß und meine Seite hinauf. Noch ein paar Mal leckte er über mein erschlaffendes Glied, als konnte er nicht genug kriegen. Ich rutschte hinunter und wir grinsten uns beide kurz an. Ich schmunzelte und beugte mich zu meiner Nachttischschublade. Ich reichte ihm eine seiner Zigarren und verblüfft sah Jack mich an. Er nahm sie entgegen und betrachtete mein Gesicht. „Scheiße Jazz… dich lass ich echt wirklich nie wieder gehen“, raunte er und presste seine rauen Lippen auf die Meinen, was mich zum Lachen brachte. Zufrieden machte er die Zigarre an und zog zwei drei Mal genüsslich an ihr, eher er sie zu mir reichte. Grinsend zog ich einmal daran, doch reichte ich sie gleich an Jack weiter. Dieses Laster war mehr seins, als meins. Er legte einen Arm um mich, zog mich zu sich ran und streichelte liebevoll über meinen Hals. Ja, Jack hatte mir gerade sehr vertraut. Man könnte fast behaupten, dass dies ein regelrechter Vertrauensbeweis war. Und nun? Gerade noch so unterwürfig zog er mich einfach bestimmend an seine Seite. Ich liebte diese Ambivalenz zwischen uns. Erstaunlich, wie gut wir uns darin ergänzten. Wir schwiegen kurz und ich war überrascht, als Jack mich nach einem kurzen Moment der Stille fragte: „Sag mal, hast du immer noch Angst, ich könnte wieder plötzlich verschwinden?“ Ich war unschlüssig, drehte mich zu ihm und betrachtete sein Gesicht. Zog die Decke über unsere Beine und Hüften und dachte tatsächlich kurz nach. Hatte ich noch Angst davor? Bei ihm auf der Basis war diese Angst verschwunden. Tatsächlich hatte er mich ja dort einfach nicht allein lassen können… Glaubte ich zumindest. Ich zuckte mit den Schultern. Dies war die ehrlichste Antwort, die ich gerade geben konnte. Ich wusste es einfach nicht! Nachdem, was gerade geschehen war, schämte ich mich fast dafür. „Es tut mir leid“, begann ich leise, „wenn ich dich mit meiner Aussage verletzt habe, dass ich dir nicht mehr so vertrauen kann…“ Ich sah, wie Jack wegsah und sein Auge sich kurz zusammenzog. Ich spürte ebenso, wie er einige Male schwer ein und ausatmete, eher er seine Aufmerksamkeit wieder auf mich lenken konnte. Der Druck um meinem Körper verstärkte sich. „Ja, mir auch. Ich will, dass sich das wieder ändert…“ Ich lehnte mich an ihn und ein leichtes Lächeln schlich auf meine Lippen. „Das schaffen wir schon… Eigentlich, na ja, ist es schon wirklich besser geworden… Aber ich war eh am Überlegen mir endlich Hilfe zu besorgen…“ Jack streichelte über meinen Rücken, über eine der Narben. Fast schon unbewusst machte ich mich wieder klein. Ich hasste es, wenn Leute über diese Stellen strichen und er fragte fast schon vorsichtig: „Deswegen?“ Schweren Herzens nickte ich. Ja, Jack hatte mir geholfen. Mit ihm schlief ich besser, doch ich wollte mir in dieser Sache einfach nicht von ihm helfen lassen. „Weißt du Jack“, begann ich und überlegte mir die Worte genau, die ich wählte, „du bist mir eine so große Hilfe. Ich kann wieder schlafen, ich bin fröhlicher, bin wieder mehr ich selbst, aber ich möchte mir selbst helfen. Wenn du mich daraus ziehst aus dem Loch, bin ich wieder so… mir fällt kein besseres Wort ein, abhängig von dir. Das will ich einfach nicht! Ich kann dich nicht immer als meinen persönlichen Helden sehen, so wie früher… Das ist etwas, was ich alleine schaffen muss.“ Ich war überrascht, als ich bemerkte, dass Jack sofort nickte. „Das finde ich sehr gut“, raunte er mit seiner tiefen Stimme, zog mich etwas zu sich und drückte seine Lippen an meine Schläfe. Überrascht sah ich ihn an und stellte fest: „Irgendwie habe ich nicht mit so einer Reaktion gerechnet…“ Doch Jack schüttelte den Kopf. Erstaunlich schnell begann er zu erklären und wieder überraschte es mich: „Nein Jazz, es ist immer besser, wenn man sich selbst helfen kann. Ich bin kein Held und vor allem möchte ich von dir nicht so gesehen werden.“ Ich glaubte zu verstehen. Er wollte einfach nur Jack sein, einfach mal Stärken und Schwächen zulassen. Sich wie grade einfach mal fallen lassen, wenn er das Gefühl hat, mich hier retten zu müssen, drängte ich ihn immer irgendwie in eine schützende Rolle. Eine, die er so oft auch unbewusst einnahm. Ich nickte leicht und fragte: „Habt ihr bei euch auf der Basis nicht einen Psychologen? Bei dem kann ich alles erzählen, was passiert war… Was zum Beispiel in Arlington bei mir durch den Kopf ging und so…“ Ich sah, wie sich Jacks Stirn zusammenzog und sie Falten deutlich sichtbar auf der Stirn erschienen. Leicht nickte er. „Ja… wir haben da einen, aber schau erstmal, ob der dir sympathisch ist…“ Nachdenklich nickte ich, und lehnte die Zigarre nonverbal ab, als er sie mir reichte. „Du kommst auch immer an, zum Kuscheln“, stellte ich grinsend fest. Tatsächlich nickte er leicht, während er weiterhin an der Zigarre paffte. „Jap“, grinste er, „wenn ich deine Worte verwenden würde, würde ich es ja glatt schwuchtelig von mir bezeichnen…“ Ich lachte leise, als ich es hörte. Ich strich über seinen Arm und flüsterte leise: „Das bist du aber nicht.“ Seine Lippen in meinem Nacken jagten mir eine Gänsehaut den Körper hinunter und seine tiefe grollende Stimme drang an meine Ohren: „Genauso wenig wie du…“ Ich schwieg darauf. Ja, dies war einer der Gründe, warum es Zeit war endlich Hilfe in Anspruch zu nehmen… Jack betrachtete die Zigarre in seiner Hand auf einmal nachdenklich und leise fragte er mich: „Ich glaub, ich hatte dich mal gefragt, wie du dir die Zukunft vorstellst… wie sieht diese Vorstellung eigentlich jetzt so aus?“ Ich blinzelte überrascht und sah ihn kurz an. „Na ja, eigentlich immer noch das Selbe wie damals… Vielleicht sollten wir wirklich mal verreisen… Ich meine, hast du schon mal so richtig Urlaub gemacht?“ Ich sah, wie Jack die Stirn runzelte, eher er eine Gegenfrage stellte: „Du meinst mit Cocktails trinken, ausschlafen, sich in der Sonne braten lassen?“ Ich nickte leicht und er schüttelte den Kopf. „Nein, dann noch nie“, meinte er und betrachtete mich. „Vielleicht sollten wir…. Ich weiß nicht... sowas mal planen…“, schlug ich vor und lächelte. Ein wenig unsicher wirkte Jack, als er nickte und ich fand es schon regelrecht niedlich. Bei Plänen von Überfällen wirkte er so selbstsicher mit Miller, plan einen Urlaub und er sieht aus, als würde man in einer Sprache sprechen, die er nicht versteht… „Na gut, lass uns schauen“, meinte Jack leise und runzelte nachdenklich die Stirn, was ihm durch den Kopf ging blieb im Stillen verborgen. Dieses Mal hatte er dem Urlaub wenigstens zugestimmt. Ich erinnerte mich an das letzte Mal, bei dem wir darüber sprachen und er nicht mal richtig antwortete. Ich sah dies also als gutes Zeichen. Ich drückte mich später an seinen nackten Körper und dachte darüber nach, ob ich immer noch Angst hatte, dass er einfach verschwinden würde. Eigentlich, wenn ich ehrlich zu mir selbst war, nein. Ich liebte ihn und ich vertraute ihm wieder vollkommen. „Ich liebe dich Jack“, nuschelte ich und drückte meinen Rücken an seine kräftige Brust. Seine rauen Lippen lagen auf meinem Hals, während er frech an meinen Brusthaaren zupfte und fast schon amüsiert erwiderte: „Ich dich auch mein Flauschi.“ Grinsend schüttelte ich den Kopf und wartete darauf, dass der Schlaf mich übermannte. Kapitel 28: (Un)Normalität -------------------------- Der neue Alltag der einkehrte war seltsam und ungewohnt, sowohl für Jack, als auch für mich. Morgens um kurz nach sechs weckte mich der Mann neben mir. In der ersten Nacht musste ich zudem Didi lautstark aus dem Bett verbannen. Erneut war er zu uns gekommen und erneut schien Jack ihn nicht einfach wegschicken zu wollen. Jeden Morgen verließen Jack und Didi gegen kurz nach sechs das Haus und als ich den Fehler machte sie zu begleiten, wurde ich vollkommen ins kalte Wasser geworfen. Statt entspannt spazieren zu gehen joggte Jack! Als ich ihn verdattert anschaute meinte er fast schon frech: „Ja los, beweg dich! Du wolltest mit!“ Ach, wollte ich das um die Uhrzeit? Ich versuchte mitzulaufen, was ich bei der Urzeit kaum schaffte und vor allem ohne Frühstück! Jack und Didi schienen damit keine Probleme zu haben. Jack ließ nicht locker und trieb mich für diese Uhrzeit zu Höchstleistungen an! „Los komm“, meinte er immer wieder grinsend und wartete an einer Ecke auf mich. Ich schnappte nach Luft und versuchte die aufkommenden Seitenstiche zu ignorieren. Ich liebte Sport! Aber nicht um die Uhrzeit und nicht ohne Frühstück! Ich beobachtete, wie Jack mehrere Liegestütze machte. Auch ich machte welche, doch schon nach 10 Stück kam ich an meine Grenzen. Nicht wegen fehlender Kraft, sondern wegen meiner Schulter. Zu große und ausdauernde Belastung war dauerhaft nicht mehr möglich. Es zog schmerzhaft an den verheilten Narben und so ließ ich es lieber bleiben und beobachtete Jack dabei. Als er fragte, ob ich schon schlapp mache, erklärte ich grinsend: „Nicht wirklich, ich spür immer die gebrochene Schulter… Das tut weh an den OP-Narben.“ Er nickte leicht und brachte nach einer weiteren Liegestütze ein knappes okay raus. Ich atmete durch und auch Didi legte sich auf den Bauch, hechelte und schien nur auf einen Befehl zu warten. Tatsächlich lief er danach weiter und als wir wieder Zuhause ankamen, war es bereits acht Uhr! Wenn er dies jeden Morgen vorhatte, durfte er alleine gehen… Ich verputzte mit Jack danach eine ganze Packung Toastbrot und als Emily entsetzt in die Tüte blickte, sah ich sie entschuldigend an. Kommentarlos reichte ich ihr fünf Dollar und meinte: „Für dein Frühstück…“ Zudem musste ich mich regelrecht dazu zwingen die Hausarbeit zu schreiben, denn sonst wäre ich mit Jack nicht mehr aus dem Bett gekommen. Ich hatte mich gezwungen heute in die Bibliothek meiner Universität zu gehen um dort an meiner Hausarbeit zu schreiben, denn Zuhause lauert eine viel zu verführerische Ablenkung! Ich war erstaunt, als ich unerwartet eine Nachricht von Quiet erhielt. „Und, kommt der Mann endlich mal runter bei dir?“, fragte sie und ein zwinkernder Smiley war zu sehen. Ich schmunzelte und schrieb ihr gleich: „Na klar, der ist gerade mit dem Hund draußen, während ich arbeite muss“, scherzte ich und betrachtete den Text meiner Hausarbeit. Es fehlten zum Glück nur noch das Fazit und das Literaturverzeichnis. Ich seufzte schwer und strich mir über die müden Augen, doch ich riss mich zusammen. Ich wollt es heute zu Ende schreiben und morgen noch einmal drüber lesen, bevor ich die Hausarbeit abgab. Erneut schrieb mir Quiet und ich gähnte hinter vorgehaltener Hand, als ich las: „Freut mich, dann mach du mal weiter. Hoffe, dass sonst alles klar ist.“ Freude durchflutete mich und ich grinste leicht. Ja, es war wirklich ein schönes Gefühl zu wissen, dass die Freunde meines Freundes mich mochten. Ich hoffte einfach, dass es bei meiner 'Clique' genauso laufen würde. Ich holte mir einen Kaffee, sprach kurz mit einem Kommilitonen ehe ich mich wieder an die Arbeit machte! Beide, sowohl Jack, als auch ich hatten einen Friseurbesuch nötig und der Friseur, der bis heute nicht wusste, dass ich schwul war, quatschte Jack eine moderne Frisur auf. Er versuchte ihn dazu zu überreden seinen Bart rasieren zu dürfen, doch da blieb Jack eisern. Emily nervte Jack mit ihrem ständigen Gequassel, doch sie liebte Didi und er sie. Gab sie ihm doch immer von meiner Wurst zu naschen oder fütterte ihn mit Chips. Doch es gab eine Sache, mit der Jack überhaupt nicht zurechtkam. Emily hatte viele Freunde und Bekannte und ich verbot es ihr nicht, diese einzuladen. Da ich nicht alleine in der Wohnung lebte. Es war das erste Wochenende, nachdem Jack bei uns war. Wir sahen gerade einen Horrorfilm und lachten über die Dummheit der Menschen in solchen Filmen. Es war schon später am Abend, als es an der Haustür klingelte. Augenblicklich begann Didi zu knurren und Jack zuckte ziemlich heftig zusammen. Erschrocken keuchte ich auf. „Was“, fragte ich zu mir selbst und ich spürte, wie angespannt Jack war. Ich hörte Emily im Flur und als ich sie freudig lachen hörte seufzte ich schwer auf. „Freunde von Emily“, raunte ich und strich mir ein wenig genervt durch die Haare. „Woher willst du das wissen“, knurrte Jack sehr leise und schien hellwach zu sein. Die DVD, die wir gerade schauten, interessierte ihn kein bisschen mehr. „Warst du schon an der Tür?!“, fuhr er mich regelrecht an. Er stand auf, drückte sein Ohr an die Tür und schien tatsächlich zu lauschen. Es war ein vollkommen surreales Bild, welches sich mir bot. „Hörst du doch… Wäre mir neu, dass Einbrecher klingeln und ihre Opfer sich freuen sie an der Haustür zu sehen“, murrte ich genervt und streckte meine Glieder. Genervt grummelte Jack und verdrehte wohl sein Auge. „Kann sie uns nicht sagen, wenn sie Besuch bekommt“, fuhr er mich an und auch Didi war wie sein Herrchen angespannt. Ich beobachtete, wie die lange Rute des Hundes angespannt zuckte. Die Ohren waren gespitzt und ich hörte ein leises aber eindeutiges Knurren von dem sonst so freundlichen Hund! Ich zog leicht eine Augenbraue hinauf und verschränkte die Arme vor meiner Brust. „Ach? Habe ich Emily gefragt, ob du für ein paar Wochen mit deinem Hund einziehen kannst? Nein, also braucht sie mich auch nicht um Erlaubnis zu fragen, wenn sie Freunde einlädt“, verteidigte ich den bunte Paradiesvogel, welcher gerade fröhlich in der Küche am Lachen war. Ich sah, wie Jack die Lippen schürzte und kurz sein Auge verengte. Er mochte es nicht, wenn er in solchen Augenblicken verbal geschlagen wurde, denn er wusste, dass ich Recht hatte! „Die kommen hier nicht rein…, aber wenn du nervös bist, gehen wir eben raus und du lernst sie kennen“, schlug ich leise und klopfte mein Kissen zurecht. Stirnrunzelnd betrachtete Jack die Tür und fragte: „Sind Emilys Freunde auch Schauspieler und so wie sie?“ Ich nickte vage und erklärte: „Einige, nicht alle.“ Wieder wurde an der Tür geklingelt und ich hörte eine Stimme, die mir bekannt vorkam. Daniel. Der Freund von Emily, mit dem ich die erste Nacht verbracht hatte, nachdem Jack verschwunden war. Erneut grummelte Jack genervt und ich meinte: „Du kannst Emily nicht verbieten ihre Freunde einzuladen.“ Genervt verdrehte Jack sein Auge und ebenso genervt stand ich vom Bett auf. „Ach komm schon Jack“, meinte ich schmunzelnd, „sag wenigstens hallo.“ Ich schaltete die DVD auf Pause und verließ mein Zimmer. Ich sah Emily, welche in knappen, aber sehr bunten Klamotten vor mir stand! Zwei Freundinnen, alle ähnlich gekleidet, standen in der Küche und hielten eine Flasche geöffneten Sekt in der Hand. Daniel, immer noch mit wilden, in alle Richtungen abstehenden braunen Haaren, stand in einer modernen Jeans und einem lässigen dunkelgrauen Hemd in der Küche. Er zwinkerte mir keck aus seinen hellbraunen Augen zu und meine mit einem leichten süffisanten Unterton: „Hi, Jazz. Alles klar?“ Ich nickte freundlich und fragte: „Ihr geht heute Abend aus?“ Freudig lachte Emily und meinte aufgeregt: „Ja! Die Idee kam ganz spontan. Ich freu mich total!“ Ich nickte und lehnte mich an die Küchenzeile und betrachtete die vier. Ich bemerkte, wie Daniels blick an mir hinabglitt und er schmunzelte leicht. Er kam gut gelaunt auf mich zu. „Wenn du nichts vorhast Jazz, kannst du ja mitkommen. Könnte ein netter Abend werden“, meinte er und das Grinsen auf seinen Lippen zeigte mir, wie nett er sich den Abend vorstellen konnte. Ich lachte leise und leckte mir leicht über die Lippen, denn ja, dass Flirten liebte ich immer noch. „Kann ich mir denken“, meinte ich und zwinkerte ihm frech zu. Daniel schmunzelte und fragte gleich: „Also willst du mit?“ Auf einmal spürte ich seine Hand meinen Oberarm hinauf streichen, doch noch bevor ich antworten konnte, sprach eine tiefe Stimme hinter mir: „Nein, will er nicht.“ Ich drehte mich um und sah Jack, wie er die kleine nun vollkommen überfüllte Küche betrat und die Arme vor der kräftigen Brust verschränkte. Überrascht blickten alle Augen auf den Mann hinter mir und eine fast schon unangenehme Stille folgte auf Jacks Worte. „Ähm“, begann ich in die Stille zu sagen und nickte zu Jack, „das ist mein Freund.“ Überrascht sah Daniel zu Jack und ließ mich los. Ich spürte Jacks Hand an meinem Oberteil und mit einem heftigen Ruck, der mich kurz wackeln ließ, zog er mich zu sich. „Lass die Finger bei dir“, knurrte Jack und zog verärgert die Augenbrauen zusammen. „Bleib locker Alter“, meinte Daniel und trat gleich mehrere Schritte zurück. Noch bevor Jack antworten konnte, meinte ich: „Ist ja jetzt egal! Viel Spaß beim Feiern… Mach nur keinen so großen Lärm wenn du wieder kommst, Emi.“ Immer noch waren Emilys Augen überrascht auf Jack gerichtet, doch schneller als ich annahm schien sie sich zu fangen. „Ähm ja, ich versuch es. Wenn ihr es auch mal schafft leise zu sein!“ Ich lachte leise und schob Jack fast schon genervt in mein Zimmer. Ich seufzte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Siehst du, keine Gefahr. Nur, dass die nun meinen, du seist eine für mich“, meinte ich augenverdrehend. „Wenn du dich einfach anmachen lässt, ist das dein Problem“, raunte Jack mit eisiger Stimme und eisigem Blick, welcher bei mir jedoch nicht die Wirkung hatte, wie bei anderen Menschen. Fast schon pampig meinte ich: „Ja und? Bei dir läuft Quiet halbnackt herum und dieser Kaz stolziert vor dir her. Finde ich auch nicht zum Applaudieren.“ Genervt drehte Jack sich weg und erwiderte nuschelnd: „Ja und? Ich hatte mit Quiet nichts und Kaz und ich sind Freunde. Da waren nie Gefühle!“ Ich nickte leicht und grinste fast schon bösartig, als ich konterte: „Und bei Daniel und mir auch nicht.“ Zum Glück fiel gerade die Tür ins Schloss denn die Eifersucht schien von Jack Besitz ergriffen zu haben. „Du hattest also was mit ihm…“, meinte er eisig und ich nickte. „Aber nur einmal und das ist ewig her… Er ist halt ein Freund von Emily“, erklärte ich und war froh, dass ich meine Stimme im Griff hatte. Beruhigend sprach ich und war froh, dass es Jack tatsächlich half sich zu beruhigen. Es schien, als atmete Jack schwer durch und er sah auf meinen Schreibtisch. Ich ging auf ihn zu und strich beruhigend über seinen Arm. „Siehst du Jack… keine bösen Menschen. Niemand, der uns wirklich etwas tun möchte… Versuch entspannter zu werden, okay“, meinte ich und verstand, warum er sich so aufregte. Es war nicht nur die Tatsache, dass Daniel mit mir geflirtet hatte. Es war auch, weil Jack immer angespannt schien. Ich hatte den Eindruck, dass er diesen Modus der Achtsamkeit nicht abschalten konnte. Jack nickte leicht und drückte mich trotzdem feste und besitzergreifend an mich. Ich ließ ihn und als er seine Lippen hart auf die Meinen legte und mich kraftvoll zum Bett drückte wusste ich, dass ich den ruhigen DVD-Abend vergessen konnte… Jack und ich stimmten uns mit jedem Tag der verging immer besser aufeinander ein. Die Hausarbeit hatte ich längst abgegeben. Wir trieben gemeinsam Sport, jedoch nicht morgens um sechs. Außerdem versuchte ich ihn für das Surfen zu begeistern. Ich verabredete mich mit meinen Freunden am Strand. Ethan stand dort mit seiner grünen Badehose und seinem Surfbrett und beobachtete seine beiden besten Freunde beim Surfen. Er grinste mich an, doch als er Jack sah stutzte er sichtlich. „Äh… Hi“, meinte er verwirrt und ich grinste leicht. „Hey, ich hatte doch geschrieben, dass ich meinen neuen Freund mitbringe“, meinte ich und zog mir meine Hose aus, worunter ich schon meine Shorts trug. „Ja“, meinte er und ich sah, wie er mich erneut ansah und sichtlich verwirrt schien. „Seit wann“, begann er verwirrt klingend, „ist das denn dein Beuteschema?“ Ich grinste leicht. War ich doch mit Ethan häufig genug in Bars gewesen und hatte nach Männern Ausschau gehalten und ja, keiner hatte auch nur ein wenig Ähnlichkeit mit Jack. Jack sagte nichts dazu. Wie immer, wenn wir mit anderen unterwegs waren, war sein Mund zu einer strengen Linie verformt und wachsam ließ er seinen Blick über den Strand gleiten, als wolle er wissen, wer noch hier war. „Schon länger. Ich steh auf Kerle mit Muskeln und aussehen wie ein Topmodel tun hier so viele, da ist doch nichts reizvolles dran“, erklärte ich grinsend. Ethan nickte leicht und zwinkerte mir kurz zu. Freundlich reichte er Jack die Hand, welcher ihn stumm musterte. „Hi“, meinte Ethan und grinste ein wenig, „bin ein Kumpel von Jazz… wir haben immer Typen aufgerissen.“ Jack grinste leicht und musterte ihn, während er ihm die Hand reichte. Er konnte sich denken, dass Ethan vollkommen mein Typ war. War es jetzt an Jack, dass er wieder eifersüchtig war? „Aha“, kam es von ihm und er nickte leicht. Unsicher sah Ethan ihn an, wusste ich doch, dass viele unsicher wurden unter Jacks fast schon bohrendem Blick. Ich stupste ihm in die Seite und Jack entließ Ethan aus seinem Auge. „Bereit surfen zu lernen“, sagte ich lächelnd und Jack zuckte unschlüssig mit den Schultern. Alysha und Oliver kamen aus dem Wasser und ich bemerkte, wie Jack sie musterte, doch ich ließ ihn. Auch die beiden starrten Jack kurz verblüfft an. Doch schnell fand Alysha sich und meinte, nachdem sich alle kurz vorgestellt hatten: „Also dir soll ich das Surfe beibringen? Na dann komm mal mit!“ Sie grinste leicht und vermutlich nur um mir einen Gefallen zu tun begleitete Jack die hübsche schwarze Frau. Talent dafür hatte Jack jedoch nicht! Immer wieder fiel er vom Brett, schaffte es nicht, die Balance zu finden. Sein Schwerpunkt war immer zu weit vorne oder hinten. Ein Trauerspiel. Nach fünfzehn Minuten hatte er keinen Bock mehr. Ethan beugte sich zu mir und meinte: „Was willst du von so einem Typen? Ist das so ein Uglymodel?“ Entsetzt sah ich ihn an und schüttelte den Kopf. Ich merkte, wie angriffslustig meine Stimme wurde, als ich erwiderte: „Pass mal auf was du sagst! Jack ist vollkommen okay. Er ist Soldat und… na ja hatte einen schweren Unfall.“ Entsetzt sahen Oliver und Ethan mich an und entschuldigend wurde ihr Blick. „Oh… ja… das ist echt scheiße… ich meine auszusehen wie der klassische Verbrecher ist schon echt… scheiße“, meinte Oliver und kratze sich verlegen an der Schläfe. Ich nickte leicht und meinte: „Man sieht es irgendwann nicht mehr… und das meine ich ernst.“ Sie nickten beide und Ethan meinte: „Na gut… mal sehen wie er so drauf ist… scheint aber nicht der gesprächigste zu sein, oder?“ Ich nickte zustimmend und fügte hinzu: „Er braucht immer einen Moment, aber ja er muss etwas auftauen… gebt ihm einfach ne Chance.“ Sie nickten beide und fügten trotzdem hinzu, dass sie sich erstmal ein Bild von ihm machen wollten. Es war ihr gutes Recht, doch ich hoffte, dass sie wenigstens miteinander auskommen würden. Ich sagte Jack nichts von den Zweifeln meiner Freunde, ich glaubte auch, dass er es eh wusste, war er doch empathischer als er wirkte. Doch jetzt beobachtete ich ihn beim Versuch Surfen zu lernen und wie ich ihn beobachtete war es etwas, wofür er einfach kein Talent zu haben schien. Grade kam er aus dem Wasser gestapft. Genervt reichte er mir mein Brett und verdrehte sein Auge. „Ach komm schon“, meinte ich grinsend, „ich hätte nie gedacht, dass du so schnell aufgibst… ich hab es auch nicht sofort gekonnt. Tatsächlich hatte ich mich am ersten Tag nur wenige Meter auf dem Brett halten können…“ Alysha nickte und lachte leise, als sie daran dachte. Sie schien Jack einfach zu nehmen wie er war, ohne Vorurteile oder sonstiges. Ich wusste nicht, ob sie je rassistisch angegangen worden war und deswegen versuchte offen auf Menschen zuzugehen. Vielleicht war es auch einfach ihre Art. „Mir ist das dumme Kackbrett auf den Kopf gefallen!“, moserte er rum und verschränkte die kräftigen Arme vor der Brust. Ich lachte leise und zuckte mit den Schultern. „Ach komm schon, willst du jetzt echt schon aufgeben?“, fragte ich grinsend und genervt seufzte Jack und verdrehte erneut sein Auge. Alysha kam zu uns und grinste breit. „Dein Freund ist nur am meckern“, meinte sie gut gelaunt und auch Ethan und Oliver traten zu uns. „Ich bin nicht nur am meckern. Das verdammte Meer spült mich immer runter von dem Kackbrett“, stänkerte er weiter und ich lachte leise. Dass er so sehr meckerte, nur weil ihm mal was nicht sofort gelang, fand ich unheimlich amüsant. Ethan grinste leicht und klopfte mir frech auf die Schulter. „Du hättest unseren Jazz mal sehen sollen… Aber wenn du magst, können wir ja was trinken, bevor du dich wieder auf das 'Kackbrett' stellst“, sagte er scherzhaft und zwinkerte ihm tatsächlich belustigt zu. Fast schon dankbar nahm Jack den Vorschlag an und gemeinsam setzten wir uns in eine Strandbar. Alle berichteten sie von ihren Anfängen auf dem Brett und das keiner sich sonderlich gut angestellt hatte, doch es schien, dass für Jack Wasser und ein Brett keine gute Kombination waren. Wir lagen abends im Bett und Jack streichelte über meine Schulter. „Hätte nicht gedacht“, begann er nach einem Moment zu sprechen, „dass surfen so anstrengend ist.“ Ich grinste leicht und nickte. „Ja ist es aber. Als ich auf Hawaii war, konnte ich aber nicht viel surfen. Die Wellen waren manchmal viel zu hoch. Das ist nur etwas für Profis, aber damals sind wir sehr viel Fahrrad gefahren.“ Jack drehte sich zu mir und einzelne Haarsträhnen fielen ihm über die Stirn. Er hörte mir genau zu und nickte leicht. Und vorsichtig strich er mir mit der Hand über meine Seite. „Hat es dir dort so sehr gefallen“, fragte er nach einem kurzen Moment und begeistert nickte ich. „Ja, die Landschaft da ist wirklich klasse! Alles so grün und na ja, einfach halt Regenwald, ne? War schon schön… Warte, ich zeig dir Bilder“, meinte ich begeistert, stand auf und holte meinen Laptop. Jack setzte sich auf und lehnte sich wie ich an die Wand meines Zimmers. Ich tippte mein Passwort ein und achtete tatsächlich darauf, dass Jack es nicht sah. Immer noch war ich diesbezüglich ein gezeichnetes Kind. Auch wenn ich vermutete, dass Jack ziemlich schnell meinen PC gehackt hätte. Ich zeigte Jack die Bilder. Vom Dickicht des Waldes, die kleineren Wasserfälle, die wir gesehen hatten. Er grinste leicht. Dass er solche Landschaften sicher schon kannte, vergaß ich bei meinen Erzählungen und Jack erinnerte mich auch nicht daran. Er lauschte meinen Erzählungen und grinste leicht, als er ein Bild sah, welches Andy von mir beim Surfen gemacht hatte. „Das gefällt mir“, raunte er schmunzelnd und zog mich etwas zu sich. Ich klickte weiter und landete bei einem Bild von Andrew und mir, was ein anderer Tourist von uns gemacht hatte. Eigentlich wollte ich es wegklicken, doch Jack hielt meine Hand auf. „Das ist also dein Ex“, fragte er und betrachtete genau das junge und glückliche Gesicht Andrews. Ich nickte und fragte ihn, was er von ihm hielt. Er zuckte mit den Schulter und meinte: „Was soll ich von ihm halten? Ich kenn den Kerl nicht“ Ich grinste leicht und meinte: „Kann ja sein, dass du ihn nicht magst, weil er mein Ex-Freund ist.“ Erneut betrachtete Jack die Aufnahme. „Hm… Nein. Das ist albern.“ Ich schmunzelte leicht. Vermutlich, oder nein, da war ich mir sicher, würde er ihn treffen, würde er anders reagieren, vermutlich ähnlich wie bei Daniel. Ich klickte weiter durch die Bilder. „Also, alles in allem hat es dir auf Hawaii gefallen“, stellte Jack schmunzelnd fest. Ich nickte und meinte aber ehrlich zu ihm: „Du hast mir aber gefehlt.“ Er betrachtete mein Gesicht und ich sah, wie er die Stirn runzelte. „Du hast doch jetzt eigentlich Semesterferien… Wenn du willst, können wir dorthin. Du wolltest doch Urlaub machen… Ich muss nur mit Miller und Ozelot sprechen…“ Natürlich freute ich mich im ersten Augenblick, als ich Jacks Worte vernahm! Es war wundervoll sich vorzustellen mit ihm gemeinsam über die Insel zu ziehen…allerdings… „Ich könnte mir zwar frei nehmen, aber wie soll ich das bezahlen, Jack… ich hab nicht so viel Geld. Das Geld meines Vaters wurde auch noch nicht überwiesen“ Jack grinste ein wenig. Er stupste mich an der Schulter und meinte: „Ich schulde dir noch einige Geburtstagsgeschenke…“ Ich grinste leicht und schüttelte den Kopf. „Jack, du bezahlst mein Studium…“, erinnerte ich ihn mit sanfter Stimme. Doch Jack schüttelte den Kopf. „Ich habe noch nie Urlaub gemacht. Da ich nie jemanden hatte, mit dem man in den Urlaub fliegen konnte. Und auf Hawaii war ich auch noch nicht…“, meinte er und es schien, als wäre für ihn nun alles geklärt. Ich lachte und wollte erneut protestieren, doch Jack schüttelte energisch den Kopf. Obwohl ich, seit wir uns wieder getroffen hatten, immer wieder gefragt hatte, wollte mir Jack nicht verraten wie viel Geld er letztendlich besaß. Äußerlich hatte ich mich zwar damit abgefunden, doch innerlich war ich am Kochen. Ich wollte endlich wissen wie viel er besaß! Ob es ihn wirklich nicht störte, dass er so viel Geld ausgab oder ob das all sein Erspartes war. Vielleicht hätte er so etwas gesagt wie „ich weiß eh nicht wofür ich es ausgeben soll“. Ich runzelte die Stirn und drehte mich zu ihm. „Sag mal… könntest du Batman sein“, fragte ich scherzhaft und zwinkerte ihm frech zu. Ungläubig sah Jack mich an und lachte kurz und tief auf. „Ich dachte jeder kann Batman sein“, scherzte er rum und belustigt sah er mir in die braunen Augen. Ich nickte und grinste ebenfalls, doch ernst fügte ich hinzu: „Jack… Ich meine es ernster, als du vielleicht glaubst… Ich meine…. Nicht jeder hat das Geld dafür Batman zu sein… Könntest du es…potenziell?“ Ich glaubte, dass Jack langsam verstand worauf dieses potenziell lustige Gespräch hinauslaufen wird. Er räusperte sich und wachsamer wurde sein Auge, während er mich taxierte. Er räusperte sich erneut und tatsächlich schien er leicht zu nicken. „Wenn man es so…. sieht… könnte ich Batman sein. Was glaubst du denn, was wir verdienen?! … Hab auch so einen Kevlaranzug… Nur ohne den komischen Helm…“ Verblüfft, ja fast schon entsetzt sah ich ihn an. Potenziell könnte er das sein?! Schon allein die Tatsache, dass er Batman kannte, überrascht mich, aber dass er es sein könnte machte mich sprachlos! Erst nach wenigen Momenten fand ich meine Stimme wieder. „Wieso, wie viel verdient ihr denn“, wollte ich wissen und ungerührt betrachtete mich Jack. „Viel“, meinte er knapp und erst nach einem Augenblick fügte er hinzu, „so viel, dass ich zwischen siebzig und einhundert Menschen jeden Monaten bezahlen kann.“ Mir war klar, dass er nicht weiter ins Detail gehen würde und auch als ich es versuchte, blieb er eisern. Hier waren wieder Grenzen, welche er nicht überschreiten würde. Fast schon ein wenig genervt verschränkte ich die Arme vor der Brust und meinte fast schon patzig: „Und wieso kaufst du dir dann nicht mal vernünftige Klamotten?“ Mehr als ein Grummeln bekam ich jedoch nicht als Antwort. Ich konnte es kaum glauben, dass Jack wirklich vorschlug einfach spontan in den Urlaub zu fahren! Wenn ich ehrlich war, hätte ich ihm das niemals zugetraut. Tatsächlich bat er mich darum bei meiner Arbeitsstelle anzufragen, wann und wie lange ich mir frei nehmen konnte. Ich diskutierte mit meinem Chef und als ich fast schon genervt nach Hause kam, hörte ich Emily in der Küche verzückt kichern. Jacks schwarze Schuhe und die Hundeleine waren verschwunden, vermutlich war er mit Didi unterwegs. Neugierig ging ich in die Küche und war entsetzt, als ich Adam sah! Eine heiße Tasse dampfender Tee stand vor dem blonden Russen, der gekleidet in seinen ledernen Cowboystiefeln, einem blauen Hemd, dem roten Halstuch und seinen roten ledernen Handschuhen wie ein typischer Cowboy aussah. Immer noch hatte er seinen komischen Schnauzbart. Jack schien noch nicht mit ihm gesprochen zu haben, oder er mochte dieses hässliche Teil. „Hi“, meinte Adam fröhlich lachend und Emily strahlte. Fragend setzte ich mich zu ihnen und erwiderte zögerlich: „Hi? Woher weißt du wo-“ doch ich unterbrach mich selber. Natürlich, wusste er wo ich wohnte. Ich redete mit einem Freund von Jack! Er war oder ist Spion. Eine Adresse zu beschaffen war nun wirklich keine Kunst für ihn. Er grinste breit, als schien er meine Gedanken lesen zu können. Fröhlich meinte er: „Hab doch gesagt ich komme dich besuchen. Konnte dir aber nicht schreiben. War spontan in der Nähe und dachte ich mache einen Abstecher. Vor allem, nachdem Jack gesagt hatte er nimmt sich Urlaub!“ Ich nickte leicht und sah fragend zwischen den beiden hin und her. Emily strahlte und erklärte fröhlich: „Er hat vor ner Stunde geschellt und er meinte, er sei ein Arbeitskollege von Jack. Ich habe Adam gerade von unserem Stück erzählt, was wir gerade aufführen und er war voll begeistert!“ Euphorisch sah sie uns beide an. Adam lachte leise und betrachtete Emily mit so einem komischen Blick! Was ging hier vor? Wieder hatte sie ihre Haare geflochten und wie so oft mit bunten Bändern verziert. Sie legte ihre Hände auf die Wange und betrachtete Adam aus ihren so auffälligen Augen und immer verwirrter sah ich sie an. „Äh“, entfuhr es mir wenig intelligent, „okay… Ich hab es noch nie gesehen, aber Emily erzählt so viel davon, dass ich meinen könnte ich sei bei jeder Aufführung mit dabei gewesen.“ Adam lachte auf und lehnte sich entspannt auf seinem Stuhl zurück. „Ja, es klingt eigentlich nicht schlecht“, meinte er schmunzelnd und nickte Emily leicht zu, welche sich wirklich zu freuen schien. Gleich schien sie Feuer und Flamme zu sein. Aufgeregt redete sie und ihre Stimme wurde tatsächlich etwas höher: „Also, also wenn es dir wirklich gefällt, kann ich ja schauen, ob ich dir eine Karte besorgen kann… Weiß nicht, ob ich eine für Lau bekomme, aber sicher mit Rabatt!“ Sie fing an von Sitzkategorien zu reden und wo man für welches Geld sitzen konnte und trotzdem einen tollen Blick hatte. Ich unterbrach ihren Redeschwall und meinte: „Emily, bevor du ihm das alles aufzählst hör dir doch erst mal an, ob er überhaupt kommen will…“ Es schien, als erkannte sie erst jetzt wie weit sie vorgeprescht war in ihrem Redefluss und ich bemerkte, wie ihre Wangen sich rosa färbten. Mir war klar, dass Adam dies ebenso wenig entging wie mir, doch immer noch hatte er das gleich freundliche und offene Lächeln auf seinen Lippen, als er meinte: „Also von mir aus kannst du mir eine Karte besorgen. Und es ist mir gleich, wenn ich etwas zahlen muss, davon komme ich nicht um. Nehm die Kategorie, die du am besten findest.“ Er zwinkerte ihr leicht zu und fröhlich sah Emily ihn aus ihren grünblauen Augen an. Erneut nickte sie eifrig und als sie antwortete, war ihre Stimme wieder etwas höher als sonst und das rosa auf ihren Wangen noch eine Spur intensiver: „Okay, oh das freut mich total! Ich spreche gleich wegen der Karten mal mit jemanden.“ Adam nickte freundlich und trank einen Schluck Tee, wie ich sah einen aus frischen Kräutern von Emilys Kräuterpflänzchen. Ich war sprachlos und erst nach einigen Augenblicken meinte ich: „Ähm… Und weswegen warst du jetzt noch mal hier… irgendwie habe ich das gerade vergessen…“ Adam lachte leise und zwinkerte mir frech zu, während er meinte: „Jack soll sich noch was anschauen und durchlesen, bevor er mit dir erstmal im Urlaub ist. Sonst dreht Miller vollkommen durch. Was er eigentlich ohnehin immer tut… aber ich war ganz froh ihn mal los zu sein.“ Wir lachten beide. Fragend sah Emily uns an und Adam wich mehr wie galant aus, als er meinte: „Ein Arbeitskollege, der regelmäßig Jacks Meinung einholt… Jack hat halt viel Erfahrung und er will sich so absichern. Was ziemlich albern ist, da er eigentlich auch mal alleine klar kommen sollte.“ Es war so nett verpackt, doch ich verstand genau, was Adam meinte. 'Miller ist nicht eigenständig genug um ohne Jack für ein paar Tage alleine arbeiten zu können'. Ich bemerkte, wie Adam sich umsah und fragte: „Wo ist denn die Toilette?“ Sofort sprang Emily auf und zeigte sie ihm und als sie wieder kam blickte ich sie verwirrt an. „Oh, der ist ja so süß. Ich wusste gar nicht, dass Jacky so süße Arbeitskollegen hat“, meinte sie fröhlich und ich grinste schräg. „Ähm…“, meinte ich schulterzuckend, „ja… ist er, außer der Schnurrbart, der geht gar nicht.“ Empört blickte Emily mich an und meinte fast schon liebevoll: „Ach warum denn nicht? Ich finde, dass sieht bei ihm voll süß aus.“ Die Stirn runzelnd betrachtete ich sie und mahnte sie ehrlich: „Emily, überstürze es nicht okay…“ Ich war mir nicht sicher, ob sie mir zuhörte, doch sie nickte leicht und lächelte. „Ich meine es ernst“, sagte ich eindringlich zu ihr und glaubte in diesem Moment zu wissen, wie es war ein großer Bruder zu sein. „Ich habe ja gar nichts gesagt“, meinte sie verteidigend und mit einem Blick auf ihr Handy sah sie total unglücklich aus. „Oh, ich muss mich fertig machen zur Arbeit.“ Tatsächlich verschwand Emily nicht ohne vorher noch mit Adam die Handynummern auszutauschen. Sie versicherte ihm ungefähr zehn Mal, dass sie ihm sofort nach der Arbeit schreiben würde. Immer verwirrter sah ich die beiden an und als ich das Klicken der Haustür vernahm, kehrte Stille ein. Adam war sicher ein ausgezeichneter Lügner. Ich war nicht sicher, ob jetzt die Fassade fallen würde und er über Emily nun die Augen verdrehen würde. Stumm betrachteten wir einander und nach einem Moment meinte Adam: „Die Wohnung ist echt nett, aber es fehlt eindeutig ein Wohnzimmer.“ Ich ignorierte, was er gesagt hatte und fragte ihn: „Was war das gerade mit Emily?“ Überrascht sah er mich an und meinte: „Nichts, sie ist irgendwie süß.“ „Süß“, fragte ich verwirrt und Adam lachte leise, während er meinte: „Ist klar, dass du das nicht siehst, du bist ja auch schwul.“ Immer noch war ich nicht sicher, ob das nicht doch ein Schauspiel war. Frech erwiderte ich sofort: „Und ich bin auch nicht taub! Die redet doch wie ein Wasserfall!“ Ich hörte, wie erneut die Tür geöffnet wurde und leise bellend kam Didi den Flur entlang. Adam lachte leise und bevor er sich zu dem Hund drehte, meinte er erklärend zu mir: „Ja und? Ist doch erfrischend, dass sie so fröhlich ist.“ Erfrischend? Es gab sicherlich viele Synonyme, die ich für Emily verwendet hätte. Nervig, quirlig, laut, aufgedreht, aber erfrischend wäre nicht unter meinen Top-Ten gewesen. Ich sah, wie Didi fröhlich fiepend und bellend Adam begrüßte und auch Jack wirkte erstaunt seinen Freund hier sehen. „Hi“, meinte er ruhig und setzte sich gleich, nachdem er eine Flasche Wasser genommen hatte, zu uns. Sofort platzte es aus mir heraus: „Adam findet Emilys Art 'erfrischend'.“ Jack sah genauso aus wie ich in dem Moment. „Erfrischend?“, kam es fragend von ihm und er betrachtete Adam verwirrt. Dieser nickte gut gelaunt und meinte: „Warum wundert euch das?“ Kurz sahen Jack und ich einander in die Augen und ich war es auch, der antwortete: „Weil ich sie kenne. Sie ist so quirlig und laut, aber klar… sie ist auch lustig und freundlich.“ Adam lachte leise und nickte. „Ja. Es ist doch mal schön, wenn jemand mal offener und freundlich ist“, meinte er und klar, von dieser Seite aus hatte er natürlich nicht unrecht! Jack nickte vage und als er Adam fragte, weswegen er eigentlich hier sei, erklärte er gleich gut gelaunt und trank seinen Tee aus: „Ich wollte schauen wie du nun so lebst. Ob du dich gut eingelebt hast... und, ich bin hier wegen…“, er sah mich kurz an und als er weiter sprach wusste ich, dass es mich nichts anging: „wegen des großen Projektes. Kaz will noch etwas klären, bevor du im Urlaub bist. Und es gibt was neues von David zu berichten.“, David schoss es mir durch den Kopf. Der Typ, der mit mir gedroht hatte, für den ich sein Druckmittel war?! Doch es schien Jack überhaupt nicht zu passen, dass Adam offen vor mir darüber sprach, denn als Adam weiter berichten wollte, war Jacks Stimme schneidend. „…Der scheint in letzter Zeit wieder viel-“, erklärte Adam, ehe Jacks Stimme zu ihm wehte: „Das geht Jasper nichts an! Darüber sprechen wir unten vier Augen, Ozelot!“ Oh… Ich merkte sofort, dass Adam eine Grenze überschritten hatte und er selbst schien es auch zu wissen. Verwirrt sah er zwischen uns hin und her und er fragte: „Redest du mit ihm nicht darüber.“ Jacks eisiges Kopfschütteln ließ ihn augenblicklich verstummen und als ich Jack fragend ansah wusste ich, dass er meinem Blick auswich. Adam nickte und er stand galant auf. „Tut mir leid Jazz… Ich muss mit Jack leider kurz was klären…“ Er formte mit seinen Händen zwei Pistolen und deutete damit auf mich. Ohne noch etwas zu sagen verschwand er in den Flur und auch Jack erhob sich ohne etwas zu sagen. Ich sah ihnen verwirrt nach und ein ungutes Gefühl wuchs in mir. Diese gesichtslose Person schien immer noch Einfluss auf Jack und mich zu haben, nur wusste ich nicht, wie tief dieser Einfluss reichte. Und auch wenn Jack nicht mit mir sprechen wollte, würde ich eine Antwort von ihm verlangen! Kapitel 29: Hawaii 2.0 ---------------------- Jack kam ohne Adam wieder hinein und als er meinen Blick sah, meinte er gleich: „Es ist nicht so schlimm wie du glaubst.“ Wütend verschränkte ich die Arme vor der Brust und betrachtete den Mann vor mir. Ich hatte einfach keine Lust auf dieses Spielchen! „Dann kannst du es auch erklären“, meinte ich eisig und Jack seufzte genervt. Er wich meinem Blick aus und ich griff fast zornig nach seinem Arm. „Jetzt rede endlich, wenn es doch nicht viel Neues ist, dann kannst du gefälligst auch mit mir sprechen!“ Es schien, als würde ich in eine Wunde stechen und ich verstand nicht weswegen! Zornig aufschnaufend erklärte Jack: „Er macht wieder Probleme und hat eine Mission von mir sabotiert. Nichts, was dich oder uns betrifft!“ Ich war mir unschlüssig. Unschlüssig, ob ich ihm glauben sollte oder nicht und als ich ihm von meinem Zweifel erzählte, meinte er schwer seufzend: „Wenn es dich, oder uns betrifft, werde ich mit dir darüber sprechen. Mach dir keine Sorgen, okay? Ich möchte einfach nur nicht, dass du zu viele Informationen hörst… Vieles geht dich… Na ja einfach nichts an.“ Das wusste ich und damit konnte ich tatsächlich sogar ganz gut leben! Doch alles, was diesen David anbelangte, war für mich relevant! Immer noch war mein Blick skeptisch und als wir einander betrachteten, meinte Jack: „Ich verspreche dir, wenn er dich wieder auf den Schirm haben sollte, werde ich dir davon berichten.“ Ich wusste, dass er Versprechen hielt und tatsächlich reichte es aus, um mich zu beruhigen. Jedoch war die Sorge nicht weniger! „Ich will einfach nicht, dass der Typ wieder so viel Einfluss hat“, raunte ich und Jack nickte schweigend. Ich wusste nicht, was er noch alles verborgen hielt, jedoch erinnerte ich mich auch, dass es bei Jack besser war erst einmal zu warten. Zumeist hatte ich nach einigen Tagen immer mehr aus ihm hinausbekommen. Ich atmete durch, versuchte meine Gedanken zu fokussieren und fragte: „Wo hast du eigentlich Adam gelassen?“ Ich wusste, dass jetzt nichts aus ihm herauszubekommen war, vermutlich hätte es nur Streit gegeben. Entspannter ging Jack in mein Zimmer, Didi folgte ihm, als er antwortete: „Der Telefoniert gerade noch. Dann kommt er wieder hoch. Was war gerade eigentlich mit Emily und ihm?“ Und als ich begann ihm von dem, was ich gesehen hatte zu berichten, zog er verwirrt die Brauen hoch. „Steht Adam auf Frauen wie Emily“, fragte ich und Jack zuckte gleich mit den Schultern. „Darüber haben wir nie wirklich gesprochen…“, meinte er gleich. Genervt verdrehte ich die Augen und meinte frustriert: „Kannst du mit allen eigentlich nur über Krieg und den ganzen Kram sprechen?“ Amüsiert grinste Jack und schüttelte fast schon gut gelaunt den Kopf. „Nein, aber irgendwie kam das Thema einfach nie auf…“ Es war schön gemeinsam mit Adam den Abend zu verbringen. Keiner der beiden schien nachtragend zu sein und immer wieder versuchte ich herauszufinden, ob Emily ihn interessieren könnte. Er lachte nur und zuckte mit den Schultern. Er fände sie niedlich und für alles andere würde er sie einfach nicht gut genug kennen, erklärte er lachend, während wir gemeinsam in meinem Zimmer saßen. „Ihr solltet echt umziehen“, schlug er gut gelaunt vor und ich lachte leise, während ich ehrlich erwiderte: „Wäre doch ein wenig überstürzt.“ Adam nickte leicht und meinte: „Ja, vermutlich hast du Recht… Bringt erstmal euren Urlaub hinter euch… Man, ich bin echt ein wenig neidisch auf euch, muss ich sagen.“ Er zwinkerte uns freundlich zu und lachte gut gelaunt, während wir über Hawaii sprachen. Tatsächlich flogen wir drei Wochen später nach Hawaii, dass Jack diesen Plan einfach so schnell umsetzte, überraschte mich wirklich. Immer wenn ich Jack auf David angesprochen hatte, blockte er ab. Es schien, als habe ich den passenden Augenblick noch nicht gefunden… Da Adam und Emily Handynummer ausgetauscht hatten war sie ausgesprochen gut drauf gewesen, was bedeutete, dass Jack außergewöhnlich genervt war! Immer wieder kicherte sie und fragte Jack ständig Löcher in den Bauch und wollte alles über Adam erfahren. Es nervte Jack und so redete er sich ständig heraus. Er müsse den Urlaub planen. Tatsächlich gab es einiges zu organisieren. Den Hund mitzunehmen war das teuerste an der Reise gewesen, doch Jack bestand darauf gemeinsam mit dem Hund dort hin zu fliegen. Es war seltsam mit Jack an einem normalen Flughafen zu stehen, an einem normalen Gate und wie normale Touristen einfach in den nächsten Ferienflieger zu steigen. Ich beachtete die anderen Fluggäste nicht, doch Jack schien jeden einzelnen kurz zu scannen. Sein Auge verengte sich, als er eine Mutter mit zwei kleinen Kindern sah, welche weinend hinter ihr herliefen. Ich grinste leicht, als ich meinte: „Du hast es nicht so mit Kindern, oder?“ Er schüttelte den Kopf. „Ne, die schreien nur und können nichts“, stellte er fest und ich lachte kurz auf. Natürlich hatte ich Luna regelmäßig besucht, doch ich merkte, dass Jack sich schwer tat mit kleinen Kindern. „Für die ist alles lustig und wenn die heulen, machen sich die Eltern zum Affen“, stellte er fest und runzelte die Stirn, als er einen Vater beobachtete, der gerade mit seinem kleinen Sohn spielte. „Gut“, lachte ich leise, „dass du einen Hund hast und kein Kind.“ „Ja, Didi ist mir eindeutig lieber!“ Erneut lachte ich leise und beugte mich etwas zu ihm: „Dir ist schon klar, dass aus kleinen Babys und Kleinkinder irgendwann große Kinder werden…“ Jack nickte und grinste kurz, ehe er sagte: „Natürlich, aber dauert viel länger als bei kleinen Hunden… erst schreien die nur, spucken, wollen dass man sich zum Affen macht, dann sind sie eine Zeit lang in Ordnung, bis sie wieder so scheiße werden, dass man sie wieder abgeben will. Man, wärst du ne Frau und wärst schwanger, ich wäre so was von weg.“ Ich nickte und tatsächlich, wie ich ihm so ins Gesicht blickte, glaubte ich es ihm sogar. „Na dann sei mal froh…“ Ernster als ich dachte nickte Jack und stellte klar: „Gut, dass du keine bist.“ „Du wärst echt ein richtiger Arsch“, meinte ich grinsend und Jack nickte. „Mir egal, damit kann ich nichts anfangen. Dafür habe ich nicht die Geduld.“ Ich nickte leicht und lächelte etwas. „Na ja, noch sind wir alle zu jung für Kinder“, grinste ich und zwinkerte ihm zu. Skeptisch sah Jack mich an und runzelte die Stirn. „Willst du irgendwann welche“, fragte er sichtlich verwirrt und ich zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Vielleicht? Leihmutter oder Adoption… ist doch nichts Ungewöhnliches“, sagte ich und Jack starrte mich fast schon entsetzt an. Er blinzelte einige Male, ehe er meinte: „Na ja, … du bist ja auch mitten im Studium…“ Irgendwie fand ich diese Panik lustig. Allerdings, wenn ich darüber nachdachte, war diese Sorge oder Panik mehr wie begründet. Während wir in das Flugzeug stiegen betrachtete ich den breiten Rücken Jacks. Natürlich konnte er mit Kindern und Familie nichts anfangen. Verlassen von seinen Eltern, aufgewachsen in einem Militärwaisenhaus, erzogen zum perfekten Soldaten, was könnte er Kindern mit auf den Weg geben? Vermutlich hatte er davor sehr große Sorge. Schließlich war ich bis jetzt auch seine einzige wirkliche Beziehung. Er tat sich schwer mit Gefühlen, das war kein Geheimnis. War ihm eigentlich Bewusst, dass er mit mir eine ganze Familie dazubekommen würde? Jenny, Clay und Luna? Schließlich war es Jenny, die mich bei sich aufnahm, die mir Zuflucht all die Jahre gewährte. Die mich einplante beim Essen, die Strom, Wasser alles beglich und nie etwas wieder haben wollte. Während ich stumm aus dem Fenster blickte merkte ich erst, wie viel ich meiner großen Schwester zu verdanken hatte. Ihre ganze Lebensplanung für den Bruder zu verändern, welche Schwester tat das schon? Auch Clay, der mich kaum kannte, hatte nie auch nur einmal schlecht darüber gesprochen, dass ich bei ihnen wohnte. Hatte akzeptiert, dass ich sogar mitbestimmen durfte. Wenn er sich darüber mal beschwert hatte, dann vermutlich nur hinter verschlossenen Türen bei Jenny. Ja, die beiden waren der einzige wirkliche Teil meiner Familie. Und ich wollte, dass Jack dies verstand. Früher oder später, wenn alles so blieb wie jetzt, würde er auch ein Teil davon werden. Ich drehte mich zu Jack, nachdem das Flugzeug in der Luft war und meinte leise: „Du Jack, ich würde mir wirklich wünschen, dass du dich bemühst mit Clay auszukommen. Auch wenn es nicht deine Art ist, bitte, mach wenn er wieder hier ist einen Schritt auf ihn zu.“ Jacks Auge wandte sich zu mir. Unergründlich war sein Blick. Ich versuchte unauffällig meinen Blick schweifen zu lassen, wollte schauen, ob uns wer beobachtete, doch es wirkte nicht so. „Wirklich Jack… Clay… er kennt nur dieses schlimme Gerücht von dir… bitte, zeig ihm, was und wie du wirklich bist. Jenny und Clay sind die einzige Familie, die ich noch habe… Ich will nicht zwischen euch entscheiden müssen und ich will nicht immer Schiedsrichter sein.“ Jacks Stirn legte sich in Falten und es schien, als wolle er Zeit schinden, als er fragte: „Wie kommst du denn darauf?“ Schwer ausatmend sah ich ihn an und lächelte leicht. „Meine Gedanken waren gerade mal am kreisen… Du weißt schon“, sagte ich leise und beugte mich zu ihm, „dass du für mich ein Teil meiner Familie bist, oder?“ Jacks Auge weitete sich und ungläubig blinzelte er und schien wahrlich sprachlos zu sein. Ihm war es wirklich nicht bewusst gewesen! Dass ihn diese eigentlich so beiläufige Aussage von mir so aus der Bahn warf, hätte ich nicht gedacht. Immer wieder öffneten sich kurz seine Lippen, doch kein Laut drang hinaus. Ich bemerkte, wie sein Auge sich verengte und es wirkte irgendwie schmerzvoll. Er sah weg, blickte starr auf das eingeklappte Tischchen vor sich. Zögerlich griff ich nach seiner Hand, welche sich tatsächlich zu einer Faust geballt hatte. Es war doch gar nichts Schlimmes. Ich drückte sie und ließ meine Finger zwischen seine gleiten. „Hey, Jack ich liebe dich…. Ich würde mich freuen, wenn du es ehrlich versuchst.“ Er nickte leicht und seufzte leise, während er meine Hand drückte. Ich war unsicher was gerade in seinem Kopf vor sich ging. Schweigend hielt ich seine Hand weiter, während ich aus dem Fenster blickte. Auf einmal spürte ich, wie Jack leicht an meiner Hand zog und augenblicklich hatte er meine Aufmerksamkeit zurück. Er beugte sich zu mir und ich spürte seinen Atmen an meinem Ohr, was mir ein Schauer über den Rücken jagte. „Ich liebe dich Jazz… und wenn ich so etwas wie eine Familie habe, dann bist das du…“ Überrascht sah ich ihm in sein blaues Auge und ein sanftes Lächeln schlich auf meinen Mund. „Ach Jack… was war mit Susanne, ihr wart…“ Doch als Jack leicht den Kopf schüttelte unterbrach er mich mit dieser so einfachen kleinen Geste. „Sie war meine Ausbilderin… Nein auch nicht…Sie war… es ist anders mit dir… so… ich glaube, einfach so normal“, flüsterte er, denn diese Worte, waren nur für meine Ohren bestimmt, „ich habe nie das Gefühl gehabt einfach irgendwo nur… ich zu sein. Wenn jemand so etwas, wie eine Familie für mich ist, dann bist das du…“ Überrascht und gleichzeitig glücklich lächelte ich ihn an und auch in Jacks Auge war seine tiefe Zuneigung deutlich zu erkennen. „Oh man Jack“, nuschelte ich leise und spürte schon im nächsten Augenblick seine rauen Lippen auf den Meinen. Es störte mich nicht meine Zuneigung zu ihm zu zeigen und ich lächelte, als wir uns voneinander lösten. Ich grinste leicht, während ich kurz über seinen Bart strich. „Pass auf Jack, dass wird romantisch“, raunte ich und stahl mir erneut einen kurzen Kuss von ihm. „Oh nein“, erwiderte er gespielt theatralisch und tatsächlich schlich sich ein leichtes Grinsen auf sein Gesicht. Wenn ich bedenke, wie vorsichtig ich früher immer war und wie offen ich nun mit meiner Sexualität leben konnte, war es eine wirkliche Erleichterung. Ja, es sahen einige zu uns, doch es war mir gleichgültig. Ich drückte liebevoll Jacks Hand und lächelte ihn freundlich an. Es dauerte, bis wir am Flughafen Didi bekamen. Auch unser Gepäck ließ sich Zeit und so kam es, dass wir erst nach über einer Stunde und mehreren Diskussionen mit dem zuständigen Mitarbeiter, welcher für Didi und andere Tiere zuständig war, den Flughafen endlich verlassen konnte. Didi hing an Jack, vermutlich war er es nicht gewohnt im Frachtraum zu fliegen. Auch die sechs Stunden eingepfercht in der Kiste waren für diesen aktiven Hund sicher nicht sehr angenehm. Laut bellend sprang er vor dem Gebäude des Flughafens herum und erst, nachdem Jack ihn böse angegangen war, wurde er wieder ruhiger. Während ich das Schauspiel beobachtete, musste ich schmunzeln, denn ich verstand nicht wo der Unterschied zu einem kleinen Kind war. Gemeinsam mit Jack ging ich zu einem Taxi und nachdem wir einen Taxifahrer gefunden hatten, der Didi mitnahm, fuhren wir endlich zu unserem Hotel. Jack hatte das Hotel ausgesucht. Da er Didi mitnehmen wollte, kam nicht jedes Hotel in Frage. Jeder bekam einen Schlüssel und ein Portier führte uns zu unserem Zimmer. Wir betraten den Raum und ich gab dem Mann sein Trinkgeld. Wir staunten nicht schlecht, als wir in unserem Zimmer standen. Es war kein normales Doppelzimmer, sondern ein Zimmer mit zwei Betten an unterschiedlichen Seiten des Zimmers. Ich war sichtlich verwirrt und auch Jack sah ziemlich dumm aus der Wäsche. Ich grinste leicht und schmunzelte, als ich dies sah und fragte: „Hast du nicht ein Doppelzimmer gebucht?“ Den Hund am Halsband haltend nickte Jack und runzelte die Stirn. „Ich glaube… die verstehen nicht, dass wir ein Paar sind…“ Ich sah, wie Jack die Lippen schürzte und ich musste über die Situation lachen. „Na komm, wir fragen kurz was das soll“, schlug ich vor und öffnete die Tür. Ich war überrascht, dass Jack erzürnter dreinschaute wie ich. Gemeinsam gingen wir hinunter zur Rezeption und noch bevor ich meinen Mund öffnen konnte, fuhr Jack die ältere Dame gereizt an: „Ich habe mit meinem Partner ein Doppelzimmer gebucht und kein Zweibettzimmer! Ich will mit ihm in einem Bett liegen und mich nicht wie in einer Jugendherberge fühlen!“ Verblüfft sah ich ihn an. Dass er sich darüber so sehr aufregen würde, hatte ich nicht vermutet. Erschrocken sah die Rezeptionistin ihn an und ihre Augen weiteten sich kurz. Ich sah, wie die Augen der Frau an Jacks Gesicht entlang glitten und an seiner Augenklappe hängen blieben. Selbst wenn kein Zimmer mehr frei gewesen wäre, ich glaube diese Frau hätte uns eins organisiert. „Entschuldigen Sie, ich muss kurz in dem Computer nachsehen. Unter welchem Namen haben sie denn gebucht?“ Die Lippen schürzend meinte Jack gleich: „Porter.“ Ich war froh, dass er sprach, hätte ich doch vermutlich Saladin gesagt. Sie tippte es eilig in den PC ein und ich sah, wie sie kurz schluckte, denn vermutlich hatte Jack Recht. „Ähm… ich, ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte.“ Jack nickte leicht und mit einem distanzierten Ausdruck sah er sie an. „Ich aber“, begann er, „Sie haben nicht verstanden, dass wir ein Paar sind.“ Es schien ihr sichtlich unangenehm zu sein, dass sah man der älteren Dame auch an. „Ich… ich entschuldige mich im Namen des Hotels… ich… Ich werde kurz mit unserer Managerin sprechen.“ Sie bat uns noch höflich zu warten und telefonierte anscheinend mit der Chefin. „Wieso so gereizt“, fragte ich leise und konnte nicht anders, als Jack kurz anzugrinsen. Wie damals, als er in der Bar eifersüchtig geworden war, war ich wieder überrascht über sein Verhalten. „Ich bin nicht gereizt“, meinte Jack und runzelte die Stirn. Ich nickte vage, doch war ich auch nicht sicher. Vielleicht fiel es ihm gerade auch gar nicht wirklich auf. Tatsächlich kam kurze Zeit später eine Frau in Damenanzug auf uns zu. Sie stellte sich als Managerin des Hotels vor und reichte mir und Jack die Hand. Es täte ihr Leid, dass es zu diesem Missverständnis gekommen sei. Erstaunt war ich darüber, dass sie uns ein Upgrade anbot. Statt eines normalen Zimmers eine Juniorsuite. Ich blinzelte verwirrt, doch eigentlich freute ich mich ungemein darüber! Ich grinste leicht und nickte zufrieden. Tatsächlich stellte die Dame noch einmal eindeutig klar, dass sie ein offenes Hotel seien und Diskriminierung ablehnen würden. Mir war es nur Recht. Wenige Minuten später brachte uns der Portier auf das neue Zimmer und zufrieden grinste ich. Tatsächlich war die Juniorsuite nur ein wenig größer, doch wir hatten einen großen Balkon mit zwei Holzliegen mit einem bequemen Polster darauf. Didi schnüffelte gerade an einer Couch, welche in einer Ecke stand. Ich grinste leicht und nachdem wir alleine waren meinte ich zufrieden: „Ich sollte mich öfter beschweren.“ Jack grinste kurz und drückte mich zufrieden an sich. „Damit habe ich auch nicht gerechnet…. Ich glaube übrigens, dass das Bett für uns reicht…“ Ich schmunzelte, legte die Arme um ihn und zog ihn zu mir. „Ach findest du“, raunte ich lüstern und während ich seinen Blick einfing, erkannte ich nicht nur Lust in ihm. „Ja“, raunte Jack und tatsächlich knabberte er an meinem Hals. Er strich mir über den Rücken, viel ruhiger und liebevoller als sonst. Erneut spürte ich seine Zähne, welche sanft über meinen Hals fuhren und mich erschaudern ließen. „Was wird das hier, Jack“, raunte ich leise und betrachtete Jack leicht grinsend. Bevor er antwortete, stahl er sich einen Kuss von mir und drückte mich an sich. „Ich verführe meinen Partner…“, nuschelte er und drückte mich in Richtung Bett. Ich lächelte leicht und ließ es einfach geschehen. Fast schon kichernd landete ich auf dem Rücken und Jack beugte sich über mich. Ich hatte nur Augen für ihn und als plötzlich Didi auf das Bett gesprungen kam, erschraken Jack und ich gleichermaßen. „Jetzt nicht! Aus! Man Didi“, meckerte wir beide und ich sah, wie Didi uns fast schon verständnislos ansah und leise wimmerte. Ich lachte liebevoll und strich durch Jacks dunkle Haare. „Dann verführ mich mal, Schatz“, sagte ich sanft und Neugierde lag in meinem Blick. Didi sprang hinunter und legte sich fast schon beleidigt neben das Bett. „Schatz“, wiederholte Jack und klang verblüfft. Ich nickte leicht und grinste schräg, während ich sagte: „Ja… natürlich… und mein Kumpel und na ja... ja… auch irgendwie gerade mein Schatz… Wenn du mich schon verführen willst…“ Jack lächelte leicht und tatsächlich war sein Blick weicher als gewöhnlich. Erneut beugte er sich über mich und seine Lippen lagen sanft, aber auch bestimmt auf den Meinen. Seine kräftige Hand lag auf meiner Wange und strich über meinen Bart. Sanft und intensiv war sein Kuss und das Spiel, welches unsere Zungen begannen, war ein wunderbares Gefühl. Ich legte meine Arme um seinen Nacken, um ihn näher an mich heranzudrücken. Gleichzeitig schienen Jack und ich die Augen zu öffnen und als sein kaltes Auge auf mein warmes Braun traf, wirkte sein Blau so viel wärmer als noch vor wenigen Momenten. Er streichelte sanft über meine Seite, kitzelte mich fast ein wenig und eine Gänsehaut überzog meinen Körper. Bedächtig zog er an meinem T-Shirt und zog es mir ohne große Hast aus. Er beugte sich über mich und betrachtete meinen Körper. „Du bist wirklich schön“, nuschelte er leise. Ich grinste leicht und knabberte an seinem Hals. Ich zupfte an seinem Oberteil und zog es ihm ebenfalls aus. Ohne widerstreben hob Jack die Arme und richtete seinen Oberkörper auf und sein T-Shirt landete auf dem meinen. Dass Didi neugierig daran schnüffelte, sah ich nur kurz aus dem Augenwinkel. Doch Jacks 'aus' hielt den Hund weg vom Bett. „Für mich bist du das auch immer noch“, nuschelte ich und schloss die Augen, während Jacks Hände sanft aber bestimmt über meine Brust hinunter zu meinem Bauch glitten. Ich spürte das Kratzen seines Bartes an meinem Bauch und ein liebevolles Lachen stahl sich aus meinem Mund, da er mich kitzelte. Er sagte nichts dazu, sondern widmete sich lieber meiner Hose. Geschickt zog er sie mir hinunter und ich spürte, dass meine Unterwäsche gleich folgte. Ich öffnete die Augen und unsere Augen trafen sich. Als meine Augen zu seinen Lippen glitten, kam er der Aufforderung stumm nach. Über mich beugend küsste er mich erneut innig. Sein herber männlicher Geruch, der mir so gefiel, schoss mir in die Nase. Fast schon begierig erwiderte ich den Kuss. Es fühlte sich besser, richtiger an, als ich dachte und ich wollte mehr! Es schien, er würde jeden Platz in meinem Kopf gerade besetzen. Mein Puls beschleunigte sich und ich hörte ihn in meinen Ohren widerhallen. Ja, so war ich wirklich noch nie verführt worden! Meine Lust wuchs und ich spürte es gleich zwischen meinen Beinen. Ich drückte mich an ihn, wollte ihm zeigen, was sein Tuen mit mir anstellte. Ich rieb mich an ihm und entlockte Jack damit ein leises lustvolles Keuchen. Sein Kopf glitt zu meinem Bauch und er küsste ihn und biss leicht hinein, während seine Hand sich fest, so wie ich es mochte, um mein Glied legte. Gierig glitt sein Blick hinunter und er betrachtete es, wie es in seiner Hand lag. Ich ließ ihn machen, ich kannte ihn zu gut. Ich wusste, dass er es erregend fand sich anzuschauen, wie ich hart wurde. Immer wieder glitt er meine Länge hinauf und hinab. Drückte es und ließ mich stöhnen! Ja, ich wollte ihn und als ich mich aufrichtete, drückte mich Jack mit aller Kraft zurück. Er grinste leicht und schüttelte den Kopf. „Oh nein Jasper“, raunte er und ich hörte das Begehren in seiner Stimme und sah die Lust in seinem Auge, „du bleibst genau da…“ Er wurde nicht laut, dass wurde er eigentlich eher selten bei mir, doch die Autorität, die in seiner Stimme mitschwang, ließ mich leicht nicken und ich gehorchte. Er nahm mir auf sanfte Weise jede Möglichkeit der Eigeninitiative. Darüber war ich jedoch nicht traurig, denn seine Haut auf meiner zu spüren war so unbeschreiblich in diesem Moment und ich genoss es. Es war wirklich seltsam, dass er plötzlich so sanft sein konnte, kannte ich ihn doch eher wild und leidenschaftlich. Schnell landete meine Hose neben den Oberteilen, doch ich sah den Kleidungsstücken nicht nach. „Ich will, dass du gleich die Kontrolle über dich verlierst“, raunte Jack lüstern und so kontrolliert, dass es für mich fast unbegreiflich war! Als ich merkte, wie Jack anfing an meiner Hüfte zu knabbern, keuchte ich nervös auf. Du benimmst dich ja, als habe er das noch nie getan, dachte ich fast verzweifelt und schloss die Augen. Ich spürte, wie er mit der Zunge über mein Glied fuhr. Erregt stöhnte ich auf. Ich wollte mehr und ich drückte mich Jack entgegen. Doch mit seiner großen Hand hielt er meine Hüfte auf der Matratze! Sein Lächeln und seine Art, wie er über mir lauerte zeigten mir, wie sehr er es genoss! Automatisch griff ich mit den Händen in seinen dunklen Schopf und krallte mich leicht daran feste. Ich stöhnte lustvoll auf. Versuchte jedes Gefühl mitzunehmen! Ja, er verführte mich, ich war wie warmes Wachs in seinen Händen! Als er mein gesamtes Glied in den Mund nahm, stöhnte ich tief und zufrieden auf. Ich spürte die angenehme Wärme seines Mundes und seine feuchte Zunge an meinem steifen Penis. Seine Zunge fuhr immer wieder meine Eichel lang, was mich tief aufstöhnen ließ. Ich stieß leicht zu, bekam es aber nur am Rande mit. Er begann fast schon vorsichtig an meinem Glied zu saugen, doch schon nach wenigen Augenblicken wurde es fester und leidenschaftlicher. Die Lusttropfen, die sich bildeten, leckte er gleich weg! Es schien, als bekam auch er nicht genug von mir! Immer wieder leckte er mir über die Spitze, was mich erzittern ließ. Als ich lauter zu stöhnen begann, verschwand jedoch das Gefühl seiner Lippen an meinem Glied. Ich öffnete die Augen und sah, dass er mich betrachtete. Mich, wie ich erregt vor ihm lag. Er nestelte an seiner Hose und öffnete sie. Ich wollte nicht nur untätig herumliegen und setzte mich auf. Strich mit meiner Hand über seine breite Brust und glitt mit meiner Hand gierig in seine Hose. Ich strich über sein Glied und stellte fest, dass das, was er getan hatte, nicht spurlos an ihm vorbeigegangen war. Ich knabberte an seinem Hals, biss ihm leicht hinein, was Jack zum Erzittern brachte. „Soll ich dir die Hose ausziehen“, raunte ich lüstern und Jack grinste kurz. Er ließ sich neben mich rollen und automatisch folgte ich ihm. Beugte mich über ihn und zog Stück für Stück die Jeans von seinen kräftigen Beinen. Entspannt lag er neben mir, nachdem ich ihn ausgezogen hatte. Ich sah auf seine Mitte und grinste leicht. Ich konnte nicht widerstehen und nahm sein Glied kurz in den Mund und zufrieden keuchte Jack auf. Doch noch bevor ich zu viel machen konnte, zog er mich hinauf zu sich. Küsste mich leidenschaftlich, während er mich an sich drückte. Ich spürte seine Erregung an meiner Mitte und eine Gänsehaut überzog meinen Körper. Er drehte sich mit mir und stahl sich zwischen meine Beine. Ich fühlte mich wohl, ich fühlte mich geliebt. Er ließ sich Zeit und war fast schon achtsam, als er in mich eindrang. Es schmerzte nicht, obwohl wir kein Gleitgel benutzten. Ich hatte zwar welches mit, aber zum Auspacken waren wir ja noch nicht gekommen! Es fühlte sich so vertraut an, dass er in mir war. Dass ich es jahrelang nicht so mit einem Mann getan hatte, fand ich langsam albern! Jedoch, wenn ich ehrlich war, durfte es Jack nur, weil ich ihn wirklich kannte! Weil ich ihm vertraute. Er fing gleich an sich zu bewegen und ich keuchte wohlig auf, als ich seine Stöße spürte. Er knabberte an meinem Hals, während er sich immer tiefer in mir versank. Meine Hände klammerten sich an seinen Hals und ich drückte mich ihm keuchend entgegen! Es war selten, dass Jack und ich uns beim Sex so nah kamen. Ich wusste, dass dies albern klang, aber tatsächlich spürte ich sonst nie seinen Herzschlag, welcher gerade so unkontrolliert war wie der Meine. Ich spürte eigentlich nie seinen Atem auf mir und wir sahen uns sonst selten in die Augen. Dafür standen wir zu sehr darauf, dass der andere vor dem anderen kniete. Die Lust, das Begehren und die Liebe, sah ich in diesem Moment also nicht so häufig. Schweiß bedeckte unsere Körper und ich stöhnte laut auf, als Jack weiter in mich stieß. Auch er keuchte auf, doch kontrollierter wie ich. Mein Puls überschlug sich und ich stöhnte, während ich mich ihm entgegen drückte. Ich kratze über seinen Rücken und er stieß härter zu. Es viel ihm zunehmend schwerer die Kontrolle zu behalten. Ich zuckte, keuchte und verlor mich. Ein Laut des Entsetzens verließ meine Lippen, als er sich mir entzog und mit großen Augen sah ich ihn an. Ein Grinsen, was ich nicht zuordnen konnte, erschien auf seinem Gesicht und er ließ den Finger kreisen. Ja, er konnte gerade alles von mir verlangen. Sofort kam ich er Aufforderung nach, denn wundern tat es mich auch nicht. Er streichelte mit seinen Händen geradezu liebevoll über meinen Hintern. „Ich liebe diesen Anblick“, nuschelte er leise hinter mir. Ich strich mir kurz die Haare von der Stirn und ließ ihn schauen. Ich war froh, dass er mein Gesicht nicht sah, denn warum auch immer spürte ich, dass meine Wangen warm wurden. Ich konnte es kaum abwarten ihn wieder in mir zu spüren und so drückte ich mich etwas an ihn. Seine kräftigen Hände legten sich um meine Hüfte und führten dabei meine Bewegungen. Ja, er ließ sich die Kontrolle gerade nicht abnehmen! „Du willst das hier, oder?“, hörte ich Jack sagen, als er die Spitze seines Gliedes gegen meinen Eingang drückte. Erneut machte mein Puls Luftsprünge und ich stöhnte leise auf. Ich war regelrecht entsetzt als ich seine Stimme hörte, welche fast schon seelenruhig weiter sprach: „Aber ich will, dass du den Verstand verlierst…“ Er ließ mich los und rückte etwas von mir weg. Enttäuscht sah ich nach hinten. Jack beuge sich weit runter. Sein Kopf war nicht höher als meine Hüfte. Tatsächlich war mir das doch etwas peinlich, doch gleich im nächsten Moment hatte ich keine Gelegenheit mehr darüber nachzudenken, wie nah er mir grade war. Ich fühlte ihn an meinem Eingang. Es war weder sein Schwanz, noch waren es seine Finger, die mir grade Lust bereiteten. Dieses Gefühl war ganz anders und mir bisher gänzlich neu. Es war heiß und feucht, seine Zunge! Ich zuckte stark zusammen bei dem Gefühl und entzog mich ihm entsetzt. „Oh Gott! Was machst du da?!“, schrie ich ihn entrüstet an. Ich konnte Hitze in meinem Gesicht fühlen. Sicher war ich hochrot, nichts im Vergleich zu vorher! „Wonach fühlt es sich denn an?“, fragte Jack mich plump. Ich konnte darauf keine Antwort geben, die mir nicht peinlich war. Jetzt hatte ich so viele Kerle gehabt, so viele unterschiedliche Männer gesehen und trotzdem schaffte es Jack so einfach mir diese 'Sicherheit' zu nehmen. Er schaffte es, dass ich so aufgeregt war. „Jazz“, hörte ich Jack beruhigend sprechen, „entspann dich. Das wird dir gefallen.“ Ich war nicht sicher ob ich das wollte, doch Jack ließ mir keine Chance zu protestieren. Seine Hände hielten mich wieder an der Hüfte. Diesmal fester, sodass ich nicht von ihm wegkam. Sofort spürte ich seinen warmen Mund wieder an meinem Hintern und ich krallte mich in das Bettlaken. Seine warme Zunge glitt langsam über meinen Eingang und ich konnte ein lautes Stöhnen nicht unterdrücken. Ich schloss die Augen. Es fühlte sich unbeschreiblich an. Nie zuvor hatte irgendjemand so etwas mit mir gemacht. Ich konnte mich vor Begehren nicht mehr auf den Armen halten und ließ meinen Oberkörper in die Kissen sinken. Lediglich meine Hüfte hielt ich mehr schlecht als recht noch oben. Jacks Zunge bewegte sich langsam und kreiste um meinen empfindlichen Punkt. Ich musste nicht nachfragen um zu wissen, dass er dieses Spiel grade genoss. Er drückte seine Zungenspitze etwas gegen meinen Eingang und versenkte sie so etwas in mir. Es waren sicher nur Millimeter, doch danach fühlte es sich nicht an. Ungehemmt stöhnte ich vor Lust. Ja, jedes Schamgefühl wich durch sein Handeln und so drückte ich mich lustvoll an ihn. Ich verlor den Verstand, wusste bald nicht mehr wo oben und unten war. Doch für Jack war das nicht genug. Er entzog mir seine Zunge. Dies tat er ein paar Mal, nur um gleich mit zwei seiner Finger in mich einzudringen. Gezielte massierte er meine Prostata, was mich zucken ließ. Genauso schnell, wie er seine Finger zur Hilfe nahm, kehrte kurz darauf auch seine Zunge wieder zu ihrer Arbeit zurück. Ich schrie vor Lust seinen Namen. Zumindest glaubte ich das. Die Ekstase, die mich gefangen hielt, ließ mich unkontrolliert schreien. Ich hatte absolut keine Kontrolle mehr über meinen Körper und so kam ich durch sein Zungenspiel. Ich brauchte nicht nach hinten zu sehen um zu wissen, dass Jack süffisant grinste. „ Oh. War das etwa zu viel für dich?“, meinte er lüstern und ein hämischer Unterton schwang in seiner Stimme mit. Seine Hand fand sich an meinem Glied wieder und strich darüber. Mit sanfter Gewalt drückte er meine Hüfte auf die Matratze hinunter. „Hat es dir die Sprache verschlagen?“, fragte Jack mich lüstern. Doch ich konnte nicht antworten. Ja, es hatte mir die Sprache verschlagen! „Ich bin sicher, da geht noch was“, nuschelte er, bevor er mit den Händen meine Pobacken etwas auseinander drückte. Wieder fand sich seine Zunge an meinem Eingang wieder und ich spürte noch das Pochen meines vorangegangenen Orgasmus. Ich keuchte und drückte mich gleich wieder lustvoll an ihn. Meine Lust war immer noch groß und ich merkte, dass mein Glied nicht mal erschlaffte. Auch so etwas hatte ich noch nicht erlebt, wusste ich noch nicht mal, dass so etwas ging! Die Bewegungen seiner Zunge fühlten sich nun beinahe noch intensiver an. Eine Hand von Jack fand sich nun an meinem Glied wieder und strich liebevoll darüber. Schnell hatte ich das Gefühl noch einmal kommen zu können! Ich begann zu zucken und der Schweiß lief mir über den Rücken. Auch Jack blieb dies nicht verborgen und so löste er sich abrupt von mir. Er kniete sich hin und drehte mich hastig an der Hüfte zu sich um. „Nicht auf den Knien bleiben“, fragte ich mit heiserer Stimme und das lüsterne Grinsen Jacks war Antwort genug. „Ich will dir in die Augen sehen, wenn du kommst“, raunte er mit vor Lust verzerrter Stimme und erneut glitt er in mich hinein. Ich stöhnte laut und unverhohlen auf! Ich wollte endlich kommen! Ich drückte mich ihm leicht entgegen, keuchte und stöhnte, während Jack seiner Lust fast freien Lauf ließ. Hart und schnell stieß er jetzt in mich, kein Vergleich mehr zu Beginn des Liebesaktes! Doch ich wollte genau das! Ich drückte mich ihm fast schon gierig entgegen! Er ließ meine Hände los und strich mir durch die Haare, während wir uns ins Gesicht sahen. Lange würde ich dieses Spiel zwischen uns beiden nicht mehr aushalten. Er wusste es! Doch ich spürte, dass es ihm genauso ging, denn ich merkte, wie Jack anfing zu zittern. Erneut zog ich ihn zu mir herunter und keuchte in den leidenschaftlichen Kuss. Ich spürte, wie sein Glied die Prostata streifte und zuckte merklich zusammen. Genau das war es, was ich wollte! Ich konnte sehen, wie Jack anfing zu grinsen und genau im selben Winkel erneut versuchte in mich zu stoßen. Ich zuckte, keuchte und spürte wie ich immer schneller zum Gipfel kam. Seine Hand umschloss mein bereits pulsierendes Glied und es reichte aus, dass ich laut stöhnend kam! Ein letztes Mal, drückte ich mich an Jack und es reichte aus, denn ich spürte seinen heißen Samen in mir! Kapitel 30: Klärungsansätze --------------------------- Mein Puls raste und wollte sich nicht beruhigen lassen. Immer noch spürte ich Jack in mir und wir sahen uns schwer atmend an. Es war einfach nur toll hier mit ihm zu sein! Ja, er hatte mich wirklich verführt. Nie hatte ich mich so beim Sex verloren, nie so extrem die Kontrolle verloren! Immer noch wollte mein Puls sich kaum beruhigen und Jack machte es nicht besser. Er drückte sich noch einmal an mich. Ich stöhnte müde auf, war ich doch immer noch überempfindlich. Ich war wirklich fertig und erst langsam beruhigte sich mein Puls. Wir sahen einander an und sein Auge hatte nichts von seiner Wärme verloren. Er hob die Hand und strich einige von meinen schweißverklebten Haarsträhnen aus meinem Gesicht. Fast schon automatisch drehte ich meinen Kopf in seine Handfläche und küsste kurz die Innenfläche seiner kräftigen Hand. Kurz wurde Jacks Blick weich und ein sanftes, aber nur leichtes Lächeln schlich auf sein Gesicht. Stumm und ohne etwas zu sagen rollte er sich von mir herunter. Ich war fast schon enttäuscht ihn nicht mehr in mir zu spüren. Doch schon im nächsten Augenblick wurde ich an Jack herangedrückt. Ja, er liebte kuscheln nach dem Sex einfach. Ob das nur bei mir so war oder auch bei den anderen, die er hatte, war mir vollkommen egal. Ich drückte meinen braunen Schopf an sein Schlüsselbein und seufzte zufrieden. Er verstrich mein Sperma auf meinem Bauch und grinste leicht, während er leise meinte: „Du hast dich vollgesaut, du Schwein…“ Ich lachte leise, blickte über die Schulter und zwinkerte ihm frech zu. Ich liebte diese so wenig romantische Art an ihm. Immer diese ernste Romantik wäre mir auf Dauer einfach… zu schwuchtelig? Ja vielleicht das, vielleicht war es auch einfach nicht ich. Während ich nach hinten linste um ihn zu sehen, meinte ich keck: „Dann mach es doch weg.“ Es wirkte fast so, als habe er nur darauf gewartet, denn gleich drückte er mich in die weißen Laken. Er lehnte sich über mich, bevor er sich hinunterbeugte und fast schon genüsslich tat er es. Ich zog eine Augenbraue hoch und meinte frech: „Und mich Schwein nennen.“ Ich strich Jack durch seine dunklen Haare. Er lachte leise und schwieg, drückte seine bärtige Wange an meinen Bart und schubberte sich fast schon daran. Es störte mich nicht, ich lachte leise und ließ ihn einfach machen. Schon im nächsten Moment spürte ich seine Arme, die sich um mich legten und mich an ihn heran drückten. Mein Körper klebte regelrecht und hatte eine Dusche mehr wie nötig. Er streichelte über meine Brust und seine Hand strich sanft und liebevoll durch meinen braunen Schopf. Endlich hatte mein Puls sich beruhigt und ich seufzte schwer. „Weißt du Jack“, raunte ich leise, „der Urlaub mit dir beginnt jetzt schon geiler wie der Letzte.“ Ich hörte Jack lachen und erneut spürte ich seine Zähne an meinen Hals. „Das ist gut“, raunte er, doch der nächste Satz wurde von einem lauten Bellen von Didi unterbrochen. Wir sahen gleichzeitig zu dem Tier, welches aufgeregt vor der Tür hin und her lief und erneut laut bellte. Er schien jeden von uns beiden kurz zu fokussieren und fiepte uns an. Ich hörte Jack seufzten und er meinte: „War ja klar… verdammt. Ich glaube, ich muss kurz raus mit dem…“ Schwer seufzend stand er auf und ich sah Jack entspannt nach, doch ich blieb wo ich war. In solchen Augenblicken war es einfach Jacks Tier. Ich grinste, während ich ihn beobachtete. Kurz verschwand Jack im Badezimmer, doch nachdem Didi erneut gejault hatte, meckerte er: „Ist ja gut, verdammt!“ Er zog sich schnell an und ich streckte mich noch genüsslich im Bett. „Geh nur kurz… lass uns gleich zusammen durch das Örtchen gehen“, schlug ich gähnend vor. Es war erst Nachmittag und das Wetter eigentlich sehr gut. Jack grinste kurz und schien sich seinen Seitenhieb nicht verkneifen zu können: „Geh du wenigstens duschen, du bist ganz dreckig!“ Halbherzig warf ich ein Kissen nach Jack, welches er locker auffing und zurückwarf. Er lachte noch einmal leise, ehe er den Hund anleinte und mit Didi das Zimmer verließ. Kurz blickte ich zum Fernseher und war am überlegen, ob ich nicht etwas schauen wollte. Doch nachdem, was Jack und ich getan hatten, war eine Dusche das, was ich brauchte, da hatte er einfach nicht unrecht gehabt. Entspannt ging ich duschen und zog mir bequeme Shorts und T-Shirt an. Ich betrachtete mich im Spiegel und grinste zufrieden. Wie damals in Texas merkte ich an meinem Körper, dass Jack wieder bei mir war. Der gemeinsame Sport zeichnete sich auf meinem Körper ab. Es machte Spaß nicht alleine zu joggen und Jack stachelte mich an, immer wieder über meine Grenzen zu gehen. So gut es ging versuchte ich sein Training mitzuhalten und wie damals wirkte ich mit ihm einfach sportlicher. Ich freute mich und fühlte mich wirklich gut! Die Sonne ließ ihre warmen Strahlen durch das Fenster scheinen. Entspannt und sichtlich zufrieden trat ich auf den Balkon. Dank des Upgrades konnten wir auf das Meer blicken und es war wundervoll! Die Palmen, welche sich leicht im Wind wogen, das Rauschen des Wassers und das Summen von Stimmen drangen hinauf an mein Ohr. Ich lehnte mich an die Brüstung der Terrasse und genoss die Brise, die sanft in mein Gesicht wehte. Ein Räuspern neben mir ließ mich erschrocken zusammenfahren. Leicht panisch sah ich zur Seite und sah in die Augen eines Mannes um die vierzig. Er hatte einen leichten grauen Ansatz. Ein leichtes Doppelkinn und einen kleinen Bauchansatz. Er trug einen angegrauten dichteren Bart und betrachtete mich neugierig, aber auch zurückhaltend. „Ähm“, kam es von ihm leise und etwas unsicher, „sagen Sie mal… was… also was hat ihre Frau da mit Ihnen gemacht?“ Ich blinzelte einige Male und tatsächlich sah ich kurz verlegen auf den Zaun des Balkons. Darauf, dass wir Nachbarn haben könnten, hatte ich keine Gedanken verschwendet… „Ähm…“, entfuhr es mir und tatsächlich grinste ich kurz verlegen, doch rot wie gerade beim Sex wurde ich nicht. Ich würde niemanden einfach Details aus meinem Sexleben erzählen, es ging die Leute ja auch nichts an, weder Freunde noch gar Fremde. Neugierde aber auch sowas wie Neid spiegelte sich in den Augen des Fremden. Ich grinste leicht und kratze mir fast schon verlegen an der Schläfe. Wie erklärte man sowas, ohne zu viel zu sagen? Wollte ich so etwas überhaupt erklären? Nein! Natürlich nicht… „Flitterwochen“, mutmaßte unser Nachbar, nachdem ich immer noch schwieg und ich sah, dass er einen kleinen weißen Terrier dabei hatte. Gerade, als ich etwas antworten wollte, hörte ich die Tür aufgehen. Über die Schulter blickend sah ich gleich, wie Didi auf mich zugelaufen kam. Ich lachte leise und schüttelte den Kopf. „Nein, keine Flitterwochen…Hey Schatz, komm mal her“, sagte ich grinsend und die Augen des Mannes weiteten sich, als Jack mit gerunzelter Stirn zu uns trat. Erschrocken und mit geweiteten Augen sah er uns an. „Na ja, also mein Partner hat… sich einfach ziemlich Mühe gegeben“, grinste ich und schmunzelte. Schockiert sah er zwischen Jack und mir hin und her. Sollte er etwas gegen Schwule haben, schüchterte Jack ihn so ein, dass ihm alle Worte im Hals stecken blieben. „Ähm….“, entfuhr es ihm und Jack sah mich kurz fragend an. Auch er scannte kurz den Fremden, doch da er sich weder anspannte, noch sonst eine Reaktion von ihm kam, war mir klar, dass er meinte von diesem Menschen ginge keine Gefahr aus. „Er wollte wissen, was wir gemacht haben. Wir waren wohl nicht so leise und er dachte, du bist halt meine Frau, oder so“, sagte ich leise lachend. „Aha“, sagte Jack und legte einen Arm um meine Schultern. „… Willst du das immer noch wissen“, grinste Jack und entsetzt sah der Mann uns an und trat einige Schritte nach hinten, ehe er schweigend in sein Zimmer verschwand und die Terrassentür hinter sich schloss. Noch einmal sah er uns fast schon entsetzt, nein angewidert an. Ich schüttelte nur den Kopf und sah den kleinen, dicklichen weißen Terrier unschlüssig vor der Scheibe stehen. Schnell wurde der Hund fast schon energisch hineingezogen. Fast schon verwirrt schauend sahen Jack und ich dem Mann nach und ich lachte laut drauf los. Was für ein Vollidiot! Jack zog mich etwas zu sich und fragte: „Und was machen wir jetzt?“ Ich grinste leicht und sah hinunter zum strahlend blauen Wasser, ehe ich antwortete: „Ach ich denke, ich habe da so eine Idee….“ Wir gingen hinunter zum Strand. Hier durften Hunde mit, waren doch im Hotel Hunde erlaubt. Ich hatte einen Tennisball in der Hand und warf ihn. Didi lief kläffend dem Ball nach und ich grinste, während ich den Hund beobachtete. Ja, nach dem Flug brauchte der Hund dringend die Bewegung. Jack hatte sich auf ein Handtuch gelegt und schien die Ruhe zu genießen. Wir hatten Glück, denn viel los war nicht. Als Student hatte ich schließlich das Privileg nicht in den Ferien in den Urlaub fahren zu müssen. Ich tobte mit Didi und genoss das Wetter. Aufgeregt sprang der Hund bellend vor mir hin und her und spielerisch jagten wir einander. Immer wieder warf ich den Ball und der Hund hechtete hinterher. Egal, ob ich ihn ins Wasser warf oder in den Sand. Doch tatsächlich war Didi schlau genug nicht zu rennen, wenn ich nur so tat, als ob ich den Ball warf. Ich blickte zu Jack, während sich der Hund wieder auf den Weg machte. „Hätte nicht gedacht, dass du einfach nur hier herumliegst und dich in der Sonne wendest“, scherzte ich und lobte den Hund, als er wieder kam. Gähnend meinte Jack: „Ach? Warum nicht?“ Ich zuckte mit den Schultern und warf den Ball wieder weg, dieses Mal wieder ins Meer. „Weiß nicht, weil du sonst immer so aktiv wirkst und morgens um sechs das Haus verlässt zum Joggen“, stellte ich fest und schmunzelte. Er nickte und raunte: „Ja und? Muss ich ja… von nichts, kommt nichts. Ich trainiere auf der Arbeit und zuhause… Ich dachte im Urlaub macht man mal gar nichts.“ Während er mit mir sprach hob er die Hand, da die Sonne ihn zu blenden schien. Noch einmal warf ich den Ball und setzte mich dann zu Jack. „Dann genieß mal deinen ersten Urlaub“, meinte ich lächelnd und strich kurz über den trainierten Bauch, „dass nichts tun… obwohl… ich hab mit dir schon was vor. Radfahren ist ganz cool… Wenn ich einen Motorradführerschein hätte, könnten wir uns Maschinen leihen, aber na ja… das kommt, wenn das Geld überwiesen wird.“ Brav lobte ich den Hund als er wieder kam und mir den Tennisball brachte. Schwanzwedelnd stand er vor mir und legte den Kopf schief, als hoffte er, ich würde weiter mit ihm spielen. Während ich den Hund zu mir lockte um ihn zu streicheln, fragte Jack: „Willst du das denn? Motorradfahren?“ Ich nickte und erklärte: „Ich kann mir nur nicht den Führerschein leisten. Dafür muss ich arbeiten. Oder halt eben endlich das Schmerzensgeld bekommen. Dann hol ich mir auch die Armbanduhr, die ich gerne hätte und Karten für ein Spiel der Tex…“ Verwirrt betrachtete mich Jack und fragte: „Warum willst du denn eine Armbanduhr?“ Ich grinste leicht, während ich mir Haare aus dem Gesicht strich, welche der Wind in mein Gesicht wehte. „Warum nicht? Die können schon was her machen. Muss ja nicht gleich Rolex oder so sein. Aber doch, ich hätte schon gerne eine.“ Ich sah, wie Jack nickte und er fragte: „So eine komische Sportuhr? Die alles misst?“ Ich schüttelte den Kopf. „Ne… ich finde die mit Metall geil. Silber oder Chrom. Und das Ziffernblatt dunkelblau. Passt sicher zu einem Anzug, den ich habe… Aber klar, jetzt wo du es sagst, so eine Sportuhr ist sicher auch ganz schön cool!“ Jack grinste kurz und nickte leicht, während ihm meine Worte durch den Kopf gingen. Er klaute mir den Tennisball aus der Hand und warf ihn. Sofort sprang Didi auf, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her. „Okay, Uhren sind für mich nur praktisch. Aber ja, einige sehen ganz nett aus… sag mal, warum spielst du eigentlich kein Baseball mehr… du hast es doch so gemocht“, meinte Jack und lobte Didi, als er ihm den Ball vor die Füße legte. Unschlüssig zuckte ich mit den Schultern. „Hm…“, begann ich fast schon zögernd, „na ja, am Anfang, weil ich es nicht wollte. Ich war echt so enttäuscht, dass es nichts wurde mit dem Baseball und jetzt fehlte mir irgendwie die Zeit… Mit der Arbeit, Uni, Surfen, meinen Freunde und Luna… jetzt noch du, wo soll ich das alles unterbringen?“ Ich grinste, denn ich hatte nicht wirklich unrecht. Jack nickte leicht. Und noch einmal warf er im Sitzen den Ball, welchem Didi gleich hinterher rannte. „Deine Sache, aber irgendwie ist es auch schade. Nur weil es mit der Profikarriere nichts wurde“, meinte er und legte den Ball neben sich, als Didi damit wieder kam. Auch Didis leises Gejammer ignorierte er. „Ich schau trotzdem mal… ich hab nächstes Semester auch mein Praxissemester“, begann ich zu erzählen. Ehrlich und interessierte fragte Jack nach. Hörte sich an, was ich machen musste und das ich mich bald dafür bewerben musste. Didi gab sich währenddessen nicht damit zufrieden, dass keiner mit ihm spielte. Einige Male nahm er den Ball und legte ihn uns in den Schoß oder versuchte ihn uns weg zu nehmen, während einer ihn in der Hand festhielt. Jack hörte mir zu, während ich ihm alles erklärte. Ab und zu fragte er nach und es war irgendwie schön, über solche einfachen und normalen Dinge zu sprechen. Nicht seine Basis, keine Kampfjets, Helikopter, oder anderes Zeug. Ich erzählte, was ich nach dem Studium vorhatte, dass ich lieber mit Bauherren die Häuser planen würde, als irgendwelche Wolkenkratzer zu errichten. Hier in L.A gab es viele Firmen, welche die ganzen Protzvillen bauten und daran hatte ich ehrliches Interesse. Jack schmunzelte, als er das hörte und fragte: „Willst du auch in so was wohnen? So modern?“ Ich nickte und grinste leicht. „Klar. Offen, hell große Fenster…“, meinte ich gut gelaunt und nickte zufrieden, während ich mir mein Traumhaus vorstellte. „Hm… Kein Haus mit Geschichte?“, fragte Jack nachdenklich und ich zuckte leicht mit den Schultern. „Was bringt mir ein Haus mit Geschichte?“, fragte ich und beugte mich etwas zu ihm, während ich sprach: „Häuser mit Geschichte haben sicher auch was für einige, aber für mich eben nicht. Es bringt mir die Personen nicht näher. Außerdem, um dir den Charme eines alten Hauses zu bewahren, musst du auf so vieles achten. Und ich weiß nicht… Selbst wenn Washington persönlich in meinem Haus gewohnt hätte, brächte es mich nicht dieser Person näher. Ich will meine eigene Geschichte schreiben. Aber natürlich, du kannst aus einem alten Haus schon ein tolles modernes Haus machen.“ Jack nickte leicht und streichelte seinen treuen Freund. Er schien über meine Worte nachzudenken. Leicht grinsend fragte ich: „Du kannst dir nicht vorstellen in einem modernen Haus zu wohnen?“ Mit einer fast schon wegwerfenden Handbewegung meinte Jack: „Ach, das ist mir eigentlich egal. Hauptsache ein Dach, vier Wände und es sollte einbruchsicher sein.“ Ich grinste schwach und zustimmend bewegte ich meinen Kopf leicht. „Ja, das ist auch wichtig. Und Solaranlagen auf dem Dach fände ich praktisch, aber das sind alles nur Träume“, sagte ich und streichelte ebenfalls den Hund. „Wer weiß was noch kommt. Du klingst schon so, als sei dein Leben bald vorbei“, meinte Jack und klang ziemlich amüsiert. Kurz ließ ich den Sand zwischen meine Finger gleiten und meinte: „Jack, ich will nicht, dass du alles bezahlst, nur, weil du es kannst. Ich will mir auch selbst was erarbeiten. Sonst käme ich mir nur vor, als nutze ich dich aus.“ Jack nickte leicht und runzelte ein wenig die Stirn. „Mach ich schon nicht“, meinte Jack und es schien, als verstehe er genau was ich meinte. Didi lag vor uns und als ein Pärchen mit einem Hund vorbeikam fragte ich sie, ob sie von mir und Jack ein Foto machen würden. Ich hockte mich neben Didi, der sich aufgesetzt hatte. Ich legte einen Arm um den Hund. Jack tat es mir gleich und als ich das Bild danach betrachtete, grinste ich leicht. „Könnte zu deiner Sammlung kommen“, meinte ich scherzhaft und ich sah, wie Jack tatsächlich leicht lächelte. „Ja“, raunte er und klang sehr zufrieden, „dass ist ein schönes Bild.“ Nach einiger Zeit verließen wir den Strand, tatsächlich wurde es Jack doch zu langweilig. Wir gingen zu einem Fahrradverleih um Räder für die nächsten Tage zu haben und fuhren durch das Örtchen. Didi an unserer Seite. Es war wirklich ein seltsamer Anblick Jack in so einem Ort zu sehen. Tatsächlich konnten wir abends den Hund auf dem Zimmer lassen, denn der Tag, die Reise und das Spielen schlauchte auch mal diesen so aktiven Köter. Wir gingen in die kleinen Strandbars. Dass andere Jack verwundert ansahen, bekam ich kaum noch mit. Es war mir auch gleich, dass die Anderen sahen, dass wir ein Paar waren. Allerdings war Jack auch immer noch Jack. Es schien, als sondierte er jeden Raum, jede Person, fast schon automatisch glitt sein Blick zu den Kameras, als suche er einfach danach. Er schaute zu den Hintertüren und nach was er sonst vermutlich fast schon automatisch suchte, wusste ich nicht. Ich schmunzelte leicht und meinte: „Jack…. Du bist nicht auf der Arbeit.“ Überrascht sah er mich an, blinzelte sichtlich verwirrt und nickte leicht. Ob er verstand, was ich meinte, dass wusste ich nicht. Während wir auf unser Essen warteten, kreisten meine Gedanken. Ich sah einen Mann mit einem rostroten Hemd und blonden Haaren und dachte im ersten Augenblick, dass es Adam war. Doch nein, er sah ihm nur ähnlich. Trotzdem, musste ich an den blonden Russen denken, der mehr nach Südstaatenamerikaner klang wie ich. „Sag mal“, begann ich nach einem Moment, „es ist schon erstaunlich was Adam so alles macht… Ausbilder und, naja… den ganzen anderen Kram eben. Was macht er noch, was ich nicht weiß.“ Frech zwinkerte ich ihm zu, wusste ich doch, dass ich mit dieser Frage wieder Grenzen überschreiten könnte. Überrascht sah Jack mich an und fragte gleich, wie ich darauf kommen würde. „Einfach so“, sagte ich und blickte ihn auffordernd an. „Er ist auch Chef des Intel-Teams…“, antwortete er ruhig und trank einen Schluck seiner Limonade. Verstehend nickte ich und fragte weiter: „Und was noch?“ Es war mehr ein Spaß, doch als ich Jacks Antwort hörte war mir klar, dass da noch mehr steckte. „Reicht das nicht? Alles können wir drei auch nicht machen. Wir haben auch einen Leiter der Krankenstation. Zum Beispiel.“ Da in diesem Augenblick das Essen kam, konnte ich erst nach einigen Momenten genauer darüber nachdenken. Ich fragte mich, was auf dieser Basis noch so alles schlummerte. Welche Geheimnisse ich bei meinem ersten Besuch noch nicht erforscht hatte. Doch dann fiel mir etwas ein, von dem ich sicher war, dass es bei Jack zu finden war. Angereichertes Uran… Was machte Jack damit? Wo es lagerte, da war ich mir sehr sicher. Auf der dritten Plattform, welche ich nicht betreten durfte. Würde Jack Atombomben bauen? Vielleicht, doch sicher konnte ich mir nicht sein und ich wollte es mir auch nicht vorstellen, dass der Mann, den ich liebte, so eine Waffe besaß. Das war einfach kein Vergleich zu einem Maschinengewehr oder gar einem Panzer. Zudem war ich wirklich entsetzt darüber, wie unvorsichtig einige Nationen mit ihren Kriegsgeräten umgingen. Wie konnte man Panzer verliehen ohne sich zu notieren, wer sie hatte? Wie konnte bei einer Inventur auffallen, dass Nuklearsprengköpfe fehlten? Das durfte einfach nicht so sein! Während ich aß, dachte ich daran, wie Jack mir einst berichtete, dass es zu teuer für die USA sei, nach einem Krieg ihre Waffen einfach wieder hier her zu transportieren. So etwas durfte nicht zu teuer sein. Es ist ja schön, dass die Industrie neue Waffen produzieren kann, aber die alten, auch wenn sie wenige Meter weniger schossen, waren doch genauso tödlich, eine genauso große Gefahr. Die Industrie schien in meinen Augen mit dem Leben Unschuldiger zu spielen. Fast schon wurde ich zornig über so viel Ignoranz. Ich wusste es nicht, doch es war meine Meinung. Dass es wahrscheinlich nur darum ging keine roten Zahlen zu schreiben war mir egal. Eine gute Konjunktur zu haben war zu wichtig, wie man die erreicht, schien irrelevant. Doch hier in diesem kleinen Örtchen auf Hawaii waren solche Probleme einfach weit weg und dies war nicht der richtig Ort und nicht die richtige Zeit, um so etwas zu besprechen. Und so fragte ich noch nach Miller. Ich wollte wissen, was er alles noch machte. Denn irgendwie konnte ich ihm immer noch nicht verziehen, dass er etwas mit meinem Freund hatte. Ich konnte nicht einfach darüber hinwegsehen, dass er mich mit so wenig Respekt behandelte. Erneut seufzte Jack schwer, doch erstaunlicher Weise antwortete er bei Miller um einiges schneller als ich annahm. „Er ist der erste Kommandant. Hat wenn ich weg bin das Sagen. Er ist sowas wie meine rechte Hand dort und auch sozusagen mein Gesicht…“ Verständnislos war mein Blick und Jack erklärte: „Zum Beispiel haben schon oft einige Reporter angefragt und ich bin am Überlegen ihnen einige Antworten zu geben, dass würde er machen. Und er ist der Kantinenchef.“ Überrascht sah ich von meinem Teller hoch und Jack grinste kurz, vermutlich hatte er mit so einer Reaktion gerechnet. „Miller ist ein guter Koch, dass ist seine Leidenschaft und er war es auch, der Frische in die Kantine bringen wollte. Gesundes und leckeres Essen… Sowas eben. Auch sollte jeder das Gleiche bekommen“, grinste Jack kurz. Ich schmunzelte leicht und nickte. So wie Jack über ihn sprach und wie er ihm zu vertrauen schien, war es tatsächlich schade, dass wir einander so wenig verstanden. War ich nachtragend? Ich wusste es nicht wirklich. Er nervte mich mit seiner Art, aber eigentlich gab er mir keinen Grund um wirklich eifersüchtig zu sein. Das war ihm scheinbar vollkommen gleichgültig. Wenn wir uns stritten ging es immer darum, dass ich sie alle in Gefahr bringen könnte. Natürlich etwas, was ich nicht vorhatte. Ich zahlte das Essen und gemeinsam verließen wir nach einem Cocktail das Restaurant. Wir waren die einzigen am Strand und ich gähnte ausgiebig. Der Flug und eigentlich die ganze Reise waren sehr anstrengend. Die Müdigkeit war deutlich zu spüren in meinem Körper! Ich sah kurz hinauf in die Sterne und fragte: „Sag mal, was ist nun eigentlich mit David… versuchst du den noch irgendwie zu stoppen? Ist er dein Erzfeind?“ Jack schien kurz nachzudenken und einen kurzen Augenblick war außer dem Rauschen der Wellen nichts zu hören. Ich wusste, dass ich nun entweder keine ehrliche, oder nur eine teilweise ehrliche Antwort von ihm zu erwarten hatte. „Sagen wir so“, meinte er nach einem Moment, „ich habe ein Auge auf ihn… Aber mein Erzfeind… hm… nein eigentlich nicht…“ Ich nickte leicht und fragte vorsichtig, ob er denn so etwas habe. „So etwas gibt es nicht. Wer dein Feind ist ändert sich mit der Zeit. Vor einigen Jahren war Vietnam noch unser Feind. Mittlerweile ist es ein Urlaubsziel. Aber… Im Moment ist David gefährlich“, antwortete Jack nachdenklich und es wirkte, als sei er in Gedanken versunken. „Wie kannst du dir sicher sein, dass dieser David oder irgendwer anders nicht auch einen Spion bei dir hat“, wollte ich wissen und die Antwort Jacks brachte mich einen Augenblick lang völlig aus dem Konzept. „Kann ich nicht“, meinte er und sah mir ins Gesicht, „das ist einfach ein Risiko, mit dem wir alle leben, wenn wir uns für diese Laufbahn entschieden haben.“ Unschlüssig zuckte ich fast schon mit der Schulter und fragte: „Könnt ihr nicht alle durchleuchten?“ Jack lachte leise und sah mir leicht schmunzelnd in die Augen. „Jetzt klingst du gerade wieder wie früher“, meinte Jack erstaunlich sanft, „Jasper, die Spione, sollten welche bei uns auf der Basis sein, werden das ja nicht in ihrem offiziellen Lebenslauf geschrieben haben… Die Leute wissen, dass wir Profis sind, die schicken also keine Anfänger. Wir können die also durchleuchten, was wir sogar machen, aber auch dabei können uns Leute durch die Lappen gehen.“ Ich erinnerte mich an Quiet, sie hatte für David gearbeitet und ich fragte Jack: „Wieso bist du sicher, dass Quiet nicht eine Spionin ist.“ Ernst sah Jack mich an und ruhig und bedacht erklärte er: „Ich vertraue ihr. Was genau mich dazu veranlasst braucht keiner außer uns zu wissen. Sie hasst David und das sollte dir genügen.“ Ich nickte leicht. Auch wenn ich überrascht war, war ich nicht sauer. Wenn Jack es mir nicht sagen wollte, weil es etwas zwischen ihnen war, konnte und musste ich es akzeptieren. „Wurde Miller mal verraten und ist er deswegen so übervorsichtig?“, wollte ich leise wissen und beobachtete Jack genau. Immer noch gingen wir entspannt am Strand entlang. „Nicht dass ich wüsste“, antwortete Jack knapp und betrachtete kurz die Sterne über uns. „Er hat eine… schwierige Vergangenheit, vielleicht liegt es daran“, sprach er fast schon melancholisch weiter. Natürlich wollte ich genaueres wissen. Ich war immer neugierig, denn ich wollte auch einfach verstehen. Allerdings, wenn ich ehrlich war, machte ich mir jedoch nur wenig Hoffnung tatsächlich eine Antwort zu bekommen. Tatsächlich überlegte Jack lange als ich einfach weiter fragte. „Du solltest besser ihn selber fragen“, sagte Jack ruhig und sein Blick glitt zu mir, nachdem er noch kurz hinauf in den Himmel geblickt hatte. Ich gab mich damit zufrieden, nickte ihm leicht zu. Ich blickte ihn verstehend an und wir gingen weiter den Strand entlang. Wieder herrschte Schweigen und die Stille wurde nur vom Rauschen des Meeres unterbrochen. Erst nach einigen Metern brach Jack die Stille und was er sagte, erfreute und verwunderte mich zugleich! „Ach… Ihr werdet sicher eh nie miteinander reden… Du hast das nie gehört“, mahnte er mich streng. Ich war regelrecht entsetzt als ich merkte, dass Jack mir wirklich etwas über die Vergangenheit seines Freundes erzählen wollte! Wir blieben stehen und ich sah, wie Jack sich umschaute, doch niemand war in unserer Nähe. „ Er hatte ne harte Kindheit. Japaner sind sehr ...stolz. Er hat mal gesagt, seine Mutter ist schwer krank geworden als er zwölf war. Sie konnte nicht mehr arbeiten. Hilfe annehmen kam für ihn nicht in Frage. Entweder er schafft es alleine oder geht mit Pauken und Trompeten unter. Kaz hat sowas wie einen Job gekriegt. Ich glaube bei der Yakuza. Was genau da war weiß ich auch nicht…redet er nicht drüber“ Er schwieg einen Moment. Ich kannte ihn gut genug um zu merken, dass er genau wusste welche Aufgaben Kaz dort hatte, doch ich ließ ihn. „Kaz hat es da nicht sehr lange ausgehalten. Er ist zu seinem Vater nach Amerika geflüchtet. Ihm ist alles über den Kopf gewachsen. Einfach nach Japan zurück konnte er nicht. Erst Jahre später ist er wieder nach Japan gegangen, die Rache der Yakuza an ihm kannst du dir sicher denken.“ Ich nickte vage und Mitleid durchflutete meinen Körper und leise nuschelte ich: „Ich glaube kaum, dass seine Mutter noch lebt…“ Bitter nickte Jack und erneut sah er sich um, ehe er weiter sprach: „Er hat sich nie so richtig verziehen, dass er sie im Stich gelassen hat und jetzt versucht er alles um die zu Schützen, die er mag. Alle anderen sind daher erstmal gefährlich. Für ihn sind die Leute auf der Basis seine Familie und die will er um jeden Preis schützen.“ „Kaz tut mir total leid“, meinte ich leise und ich war wahrlich erstaunt, dass ich für diesen Menschen wirkliches und aufrichtiges Mitleid empfinden konnte. Nachdenklich nickte Jack und ernst meinte er zu mir: „Kaz mag dich nicht, weil du ihm gegenüber keinen Respekt zollst.“ Verwirrt sah ich ihn an und Jack erklärte ruhig: „Japanern ist ihre Ehre sehr wichtig. Kaz ist in einem strengen, sehr hierarchischen System groß geworden und eine Ausbildung in der Japanischen Armee ist alles andere als ein Zuckerschlecken. Wenn du auf der Basis bist, stehst du unter meinem, also auch unter seinem Befehl. Du untergräbst seine Autorität, stellst ihn mit deiner Art bloß. Du hast nicht das Recht so mit ihm zu reden. Das habe nur ich als sein Chef für ihn.“ Es war wie eine Ohrfeige, die mir Jack gerade verpasste und sichtlich erschüttert sah ich ihn an. So hatte ich das noch nie gesehen. So hatte ich darüber noch nie nachgedacht! Ich hatte immer gedacht, er mochte mich nicht, weil er eifersüchtig auf Jack war, wenn ich ehrlich zu mir selbst war. Ich schluckte leicht, ehe ich ihn fragte: „Willst du, dass ich mich bei ihm entschuldige?“ Jack schüttelte leicht den Kopf und wie er mich so ernst betrachtete glaubte ich zu wissen, wie sich seine Soldaten fühlten, wenn sie einen Fehler begangen hatten. „Das musst du wissen. Da rede ich dir nicht rein. Kaz ist auch Schuld daran, dass es mit euch nichts wird. Das habe ich ihm auch gesagt. Du musst selbst entscheiden. Aber wenn du Wert darauf legst dich mit ihm anzufreunden, kannst du auf der Basis nicht so mit ihm reden.“, raunte Jack und setzte sich langsam wieder in Bewegung. Ich nickte leicht. War, wenn ich ehrlich war, ziemlich in Gedanken versunken. Ich nickte zu unserem Hotel und meinte: „Komm, lass uns mal langsam zurück… Ich bin total erschöpft.“ Jack nickte und ich sah, wie er gähnte. Dieses Mal, war ich es, der Schweigsam war. Es war gut, dass ich endlich wusste, wie und was das Problem mit Kaz war. Doch der Erklärungsansatz war nicht der, den ich mir vorgestellt hatte. Ich war erstaunt, dass Jack mich fast schon liebevoll anstubste. „Hey Jazz“, meinte er leicht lächelnd, „nimm das nicht zu persönlich, ja?“ Ich nickte leicht und trotzdem hatte ich in diesen Augenblick ein schlechtes Gewissen. Kapitel 31: Späte Rache ----------------------- Der Urlaub war wundervoll und wenn ich schon dachte, dass ich mit Andrew Spaß hatte, war es nichts im Vergleich zu dem, was ich mit Jack erleben durfte. Wir waren seit vier Tagen hier und heute konnte und wollte ich nichts mehr machen, als mich in der Sonne zu wenden. Die gestrige Fahrradtour hatte mir sehr deutlich vor Augen geführt, wie viel Ausdauer in meinem Soldaten steckte. Wenn man uns beide verglich, könnte man glatt meinen, dass ich total unsportlich sei. Auch die Kondition des Hundes war nicht zu verachten! Schließlich begleitete er uns auf diesen Touren. Genau wie ich schien es dem Hund heute gut zu tun sich nicht allzu viel zu bewegen. Meine Beine fühlten sich an wie Blei und jede Bewegung die unnötig war, versuchte ich zu vermeiden. Jack war gerade mit dem Hund draußen, während ich mich auf unserer Terrasse sonnte. Von unseren Nachbarn sah man nichts mehr. Sie waren außer sich gewesen und wohl gleich zur Rezeption gerannt, wie wir durch andere Touristen vernommen hatten. Doch es war mir egal, schließlich war ich nicht im Urlaub um neue Freunde zu finden. Gerade, als ich meine Arme mit Sonnenmilch einrieb, bemerkte ich, dass mein Handy klingelte. Ich sah nicht auf das Display als ich abnahm. „Ja“, raunte ich erschöpft und war verblüfft, als ich Clays Stimme hörte. An ihn hatte ich schon länger keinen Gedanken mehr verschwendet! Wütend und gereizt fuhr er mich regelrecht an: „Verdammte scheiße Jazz! Weißt du eigentlich, in was für eine Lage du mich bringst?!“ Verwirrt setzte ich mich auf und strich mir den Schweiß von der Stirn. „Was hast du“, wollte ich wissen, doch ich ahnte was nun folgen würde. Ich hatte ihm wissentlich nichts gesagt, doch Jenny vermutlich schon. So gleich wurden meine Gedanken bestätigt, als Clay weiter sprach: „Jenny hat es mir erzählt! Und endlich bin ich hier mal allein! Weißt du, dass ich dazu genötigt bin eigentlich sofort zu meinen Vorgesetzten zu gehen!?“ Ich stand auf, ignorierte meine schmerzenden Muskeln und betrat das Zimmer. „Clay… ich hab Jenny auch schon-“, begann ich, doch er unterbrach mich, „Ich weiß! Und ich weiß auch, dass er bei uns Zuhause war! Man Jazz! Der Mann ist gefährlich!“ Ich musste durchatmen um nicht wütend zu werden, schließlich war Jack nicht böse, aber in Clays Augen war er ein Verbrecher, ob mir das gefiel oder nicht. Ernst und auch ein wenig streng meinte ich: „Ist dir eigentlich klar Clay, dass ich sicherlich nicht mit Jack zusammen wäre, wenn an den Gerüchten irgendetwas stimmen würde?“ Ich hörte sein Seufzten auf der anderen Seite und hoffte, dass er Vernunft walten ließ. Er kannte mich schließlich nicht erst seit ein paar Wochen. „Jasper, es ist trotzdem scheiße! Ich hab das Gefühl… ich verrate mein eigenes Land, aber ich will…“, mir war klar, wie er den Satz beenden wollte. Er wollte mir mein Glück nicht nehmen. Er hatte mit mir zusammen gewohnt. Er wusste, wie sehr ich Jack vermisst hatte. Wie sehr ich ihn mir zurückgewünscht hatte. Und außerdem war ich für Clay ein guter Freund. „Clay! Wirklich, ich bin dir… wirklich dankbar! Bitte lerne ihn kennen. Ich bin doch kein Trottel…“, meinte ich leise und eindringlich. Ich wollte und musste Clay einfach davon überzeugen Jack eine Chance zu geben! Sie waren mir alle wichtig, der Teil, der von meiner Familie geblieben war! Ich wollte mich nicht zwischen ihnen entscheiden! Er musste sie ihm einfach geben! „Ich konnte alle meine Frage stellen… bitte… stell sie ihm auch! Wenn wir wieder da sind… wie lange bist du denn noch weg“, fragte ich ruhig und versuchte meine Stimme möglichst neutral zu halten, obwohl die Panik langsam in mir anstieg. Ich wollte einfach nicht, dass Clay den falschen Leuten oder überhaupt jemanden davon berichtete! Sie sollten, nein mussten vorher irgendwie sprechen! Wer weiß was alles geschehen würde, sollte Clay es aussprechen!? Damals in Arlington sprach Jack schon von einem Erschießungskommando, was würde nun geschehen?! Gerade lief doch endlich alles so entspannt. „Noch drei Wochen“, war seine schnelle und knappe Antwort, „Jasper… ich muss mir das wirklich durch den Kopf gehen lassen. Ich will einfach nicht, dass ein potenziell gefährlicher Mann sich in der Nähe meiner Familie aufhält…Meiner Tochter!“ Ich wusste nichts zu sagen. Wie sollte ich Clay davon abhalten das zu glauben?! Ihm wurden nur die schlimmen Geschichten weiter getragen. Wenn sein Vorgesetzter ihm sagte, dass der Versorgungskonvoi nur das gewesen war, natürlich war Jack dann ein Monster. Er hatte in Clays Augen Unschuldige getötet und genau das gemacht, was wir unter Terror verstehen. Immer mehr verstand ich, weswegen Jack keine Grenzen wollte. Vielleicht würden so viel weniger Menschen einfach blindlings handeln. Ich war mir sicher, dass Clay beweise sehen wollte und diese konnte ich ihm nicht geben. Mehr wie ihn immer und immer wieder darauf ansprechen konnte ich schließlich auch nicht! „Ich… bitte Clay… rede mit ihm, dann kannst du dich ja immer noch entscheiden…“, nuschelte ich leise und seufzte schwer. Ich bekam wirklich Angst! Was ist, wenn er mich vor die Wahl stellte? Luna, Jenny und er gegen Jack! Vielleicht war diese Sorge unbegründet und Jack und Clay verstanden sich wunderbar, doch wenn nicht…? Wenn Jack wollte, konnte er charismatisch sein, doch er zwang niemandem seine Meinung auf! Es wurde geschwiegen und ich vermutete, dass Clay sich alles noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Er wollte keine blinde Entscheidung aus dem Bauch heraus treffen. Vermutlich ging er jede Eventualität in Gedanken durch. Wie ich hörte seufzte Clay schwer am anderen Ende der Leitung. „Okay Jazz, ich… ich lerne ihn kennen… und hoffe, dass ich damit keinen Fehler begehe“, nuschelte er leise und vermutlich kratzte er sich gerade an der Schläfe. Diese Entscheidung war für ihn sicher sehr schwer gewesen und umso erleichterter war ich. „Ich verspreche dir, dass wirst du nicht“, sagte ich ehrlich und er seufzte schwer. Das er mir nicht glaubte, brauchte ich nicht erst zu fragen. Ich konnte ihn verstehen und war unendlich dankbar, dass er nicht kopflos einfach zu seinem Vorgesetzten rannte. Doch auch die Sorge etwas Falsches zu machen ließ sich natürlich nicht abstellen. „Hrm…“, hörte ich ihn grummeln, „jedenfalls musst du alleine zu Jennys und meiner Hochzeit kommen! Da sind meine Kameraden und die werden sicher nicht so nett sein wie ich….“ Ein müdes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Ich konnte mir eh nicht vorstellen, dass sich Jack auf einer Hochzeit sonderlich wohl fühlen würde. Er tat sich ja beim Zusammensitzen mit seinen Freunden schon schwer einfach Gespräche zu führen. Auf Hochzeiten für mich nahezu undenkbar! Jack wäre sicherlich nicht traurig, wenn ich ihm dies berichtete. Ich nickte leicht und bemerkte erst im nächsten Moment, dass Clay es nicht sehen konnte. „Ja… ich denke, dass ist sicherlich auch nicht so schlimm…“ Ich hörte Geräusche im Hintergrund und im nächsten Augenblick sagte Clay: „Meine Kameraden kommen wieder. Ich muss dann wohl jetzt los…. Jenny sagte, du seist im Urlaub… ein wenig beneide ich dich ja schon…“ Natürlich musste er plötzlich das Thema wechseln, was anderes blieb ihm vor seinen Kameraden gar nicht übrig. Ich lachte leise und auch ich hörte, wie jemand sich an der Tür zu schaffen machte. „Ist auch wirklich toll hier“, sagte ich und bemerkte, wie Didi sich als erstes durch die Tür quetschte. Ich hörte bei Clay mehre Männer im Hintergrund lachen und er sagte: „Jazz, ich muss auflegen. Wir scheinen uns fertig machen zu müssen.“ Ich lachte leise und winkte Jack kurz zu, als er das Zimmer betrat, während ich mich freundlich von Clay verabschiedete. „Pass auf dich auf, ja“, sagte ich noch und klang erstaunlich streng dabei. Jack blickte mich kurz fragend an und Clay lachte leise in mein Ohr. „Du klingst wie deine Schwester, ihr seid echt verwandt…. Natürlich passe ich auf!“ Dennoch war mein Blick betrübt, als ich auf das Handy sah, während ich es langsam auf den Nachttisch legte. Jacks fragende Blicke auf mich spürend, begann ich unaufgefordert zu erklären: „Das war Clay. Er hat von Jenny erfahren, dass wir wieder zusammen sind. Vermutlich hat er jetzt erst die Zeit gefunden mich anzurufen, weil er alleine war…. Er hat das Gefühl, wenn er dich deckt, etwas falsch zu machen und er ist… ich weiß auch nicht, hin und her gerissen. Bitte Jack… ich will echt, dass du dich mit ihm verstehst…“ Ich sah, wie Jack mich genervt ansah. Doch es war mir wichtig und entschlossen hielt ich seinem genervten Ausdruck stand. Es war mir sogar vollkommen egal! Um noch deutlicher zu werden, verschränkte ich sogar die Arme vor der Brust. Jack unterbrach den Augenkontakt und was er dachte blieb auf seiner emotionslosen Maske verborgen. Ergeben nickte Jack leicht und ich vermutete, ich hatte gewonnen. „Ich werde mich bemühen… Ich weiß ja auch, dass Ace ein guter Sniper ist…“, nuschelte er sich in den Bart. Vage nickte ich, davon hatte ich nicht viel Ahnung. Clay erzählte keine Details. Ich fragte auch nicht nach, wenn ich ehrlich war. Allerdings gab er auch nicht an mit einer hohen Abschussliste. Jedoch kannte Jack ihn und wenn er meinte, Clay sei gut, dann glaubte ich ihm das. „Ist Clay so gut wie Quiet“, fragte ich, war sie doch meine einzige Referenz, von der ich ausgehen konnte. Mit gerunzelter Stirn schien Jack gerade nachzudenken und leicht schüttelte er den Kopf. „Ich kann es nicht genau sagen. Schließlich habe ich mit Ace ja noch nicht zusammen gearbeitet. Quiet ist, glaube ich, mit dem Gewehr geboren worden. Sie übt so viel, dass sie nicht mal mehr einen Spotter braucht“, meinte Jack und als ich ihn fragend anblickte, erklärte er gleich: „Ein Spotter begleitet den Sniper. Meistens mit Fernglas, der berechnet den Wind mit ein, berechnet die Entfernung und so weiter. Und er bestätigt den Tot der Zielperson. Erst dann ist das ein bestätigter Treffer. Total langweilig, aber für Sniper hilfreich. Quiet braucht das aber nicht. Außerdem trauen die meisten einem süßen Mädchen nicht zu, dass sie kämpfen kann…“ Ich nickte und glaubte zumindest zu verstehen. Erst nach einigen Augenblicken sprach Jack weiter und ich war ehrlich überrascht: „Aber ja, Ace ist ein guter Sniper. Seine Vorgesetzten schätzen ihn.“ Ich nickte leicht und es freute mich tatsächlich für ihn. Erneut seufzte ich leise und strich mir durch die von der Sonne noch verschwitzen Haare auf meiner Stirn. „Clay bat übrigens… dass du nicht mit zu seiner Hochzeit kommst… Seine Freunde würden dich erkennen, davor scheint er Angst zu haben… Verständlich irgendwie“, meinte ich leise und ich sah, wie Jack nickte. „Ach ich kann mit sowas eh nicht viel anfangen“, sagte Jack gedehnt und schien nicht beleidigt oder sonst irgendwas zu sein. Eigentlich bestätigte er damit nur das, was ich mir selbst eh schon denken konnte. Ich schüttelte leicht den Kopf und grinste ein wenig. Ja, vermutlich wäre er mitgekommen, aber Spaß hätte es ihm sicherlich nicht gemacht. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass Gespräche mit meiner Großmutter oder Clays Eltern ihn sonderlich erfreuen würden. Erneut schwiegen wir kurz und ich setzte mich auf unser Bett, während Jack sich begann die Schuhe auszuziehen. Wir waren viel am Strand und als wir kurz durch den Ort gingen (bei dem Satz fehlt irgendwie was oO). Ja heute schien sich keiner von uns sonderlich viel bewegen zu wollen. Wir hatten uns an diesem Abend in eine Bar verirrt und tatsächlich war Jack erstaunlich gelöst. Der Urlaub und die Distanz zur Basis taten ihm sichtlich gut. Ob er sich jedoch regelmäßig informierte, wusste ich nicht. Ich war nicht seine Mutter und kontrollierte es nicht die ganze Zeit, doch vermutlich wurde ihm bewusst, dass es in der Welt auch ohne ihn weiter ging. Dass es nicht nur Krieg und Terror gab. Er rauchte eine Zigarre und trank seinen Whiskey. Ich wusste nicht, ob es erlaubt war hier zu rauchen, doch es schien die Leute nicht zu stören. Ich bekam eine SMS von Emily, in welcher sie mir fröhlich schrieb, dass sie gerade etwas länger mit Adam gequatscht hatte… Verwirrt sah ich auf mein Handy und reichte es an Jack weiter. „Was ist denn bei der lang“, wollte er nüchtern wissen und reichte mir das Gerät zurück. Ich zuckte mit den Schultern und raunte: „Keine Ahnung, wenn sie zu viel redet, sage ich ihr das meistens und verschwinde in mein Zimmer…“ Fast schon spöttisch war der Blick, den Jack mir zuwarf und während er seinen Whiskey trank, stellte er ernüchtert fest: „Dich als Freund zu haben kann manchmal auch echt eine Strafe sein.“ Ich zuckte gelassen und gut gelaunt mit den Schultern und schmunzelte vor mich hin. Ich wog meinen Cocktail, einen Mojito, in den Händen und fragte nach einigen Augenblicken: „Was hältst du eigentlich davon? Ich meine, wenn Emily und Adam… sich wirklich mögen… Oder ist der auf nichts Ernstes aus?“ Unwissend schien Jack mit den Schultern zu zucken und sah ebenfalls kurz in die gelbliche Flüssigkeit. Nachdenklich betrachtete er mich und antwortete: „Ich weiß es nicht. Darüber haben wir einfach nie gesprochen… Wenn sie das ist, was er will, dann freue ich mich für ihn.“ Ich nickte und schmunzelte ein wenig. „Wäre trotzdem komisch…“, meinte ich und kratze mich kurz an der Schläfe, „Emily überstürzt alles und sucht ihren romantischen Prinzen mit dem Pferd…“ Jack lachte leise, orderte bei einem vorbeilaufenden Kellner ein neues Glas und raunte mir danach zu: „Also reiten kann er… und damit meine ich auf Pferden… Worüber ich mir eher Gedanken mache ist, wie die Wohnung dann aussieht…“ Ich blickte ihn fragend an und diese nonverbale Geste reichte aus um Jacks Zunge zu lösen: „Adam sieht zwar aus wie ein Cowboy und benimmt sich auch ab und zu so, aber was die Einrichtung seiner Zimmer angeht, ist er durch und durch Russe… Gold, Matrjoschkapuppen, einen ganz schrecklichen Teppich, viele hässliche Staubfänger. Wenn das mit Emily kollidiert… wird es echt bunt vermutlich.“ Verblüfft sah ich ihn an. Nie hätte ich gedacht, dass Adam so leben würde! Wenn ich das nächste Mal auf der Basis war, musste ich mir unbedingt seine Zimmer anschauen! Ich lachte leise und fragte spaßig: „Und wie sieht das Zimmer von Kaz aus? Wie aus Japan importiert?“ „Nicht so schlimm… ähnlich wie meins. Ein paar japanische Sachen stehen da… Irgendwas mit Tee… Keine Ahnung. Nicht so ausgefallen wie Adam“, meinte er schmunzelnd und schien leicht über seinen besten Freund den Kopf zu schütteln. Während wir so tranken und uns über Banalitäten wie das Wetter und die Temperatur des Wassers unterhielten, ermahnte mich meine innere Stimme nicht zu viel zu trinken! Ich sah, wie Jack erneut ein Glas der gelblichen Flüssigkeit trank und ein bösartiges Grinsen erschien kurz auf meinem Gesicht. Erinnerungen schlichen sich in meinem Kopf. Ich steh total darauf kleine siebzehnjährige in Seitengassen zu ficken, hatte er einst gesagt und wie ich ihn beobachtete stellte ich mir vor, dass Selbe wie er zu machen… Vielleicht stand ich ja darauf mit einem gruseligen Kriegsveteranen genau dasselbe zu machen… Ja, es war mies. Ja, es war albern und ja, es war nicht liebevoll, doch es war mir gleich. Er hatte auch keine Rücksicht genommen und hatte meinen Zustand wissentlich ausgenutzt. Jack würde es schon verkraften, da war ich mir sicher. Erneut bestellte ich für ihn. „Noch einen? Echt“, raunte Jack und ließ den Zigarrenrauch aus dem Mund entweichen. Ja, er hatte schon einiges getrunken. Ich grinste leicht und nickte, während ich ihm die Zigarre aus dem Mund klaute. Vermutlich war ich der einzige Mensch, dem er dies gestattete. „Ja, warum mal nicht etwas mehr trinken? Wir sind schließlich im Urlaub“, grinste ich und der herbe kratzige Rauch verteilte sich in meinem Mund. Nachdem ich den Rauch hinausließ, verteilte sich ein leichter Vanillegeschmack auf meiner Zunge. Ich genoss den Geschmack, tatsächlich schmeckten mir diese Zigarren sogar ganz gut. „Pfffffff…. Ich hatte schon zwei oder drei? So viel vertrag ich nicht, dazu trinke ich zu selten“, murmelte er sich in den Bart. Das war umso besser für mich. Jack bekam meinen gemeinen Plan nicht mit, welcher immer mehr Formen bekam in meinem Kopf. Ich nippte an meinem Getränk, erneut ein Cocktail und als es ihm auffiel, hatte er schon drei Gläser mehr getrunken wie ich. „Wieso trinkst du so wenig?“, fragte er grollend und schien in sich gekehrter zu sein. Jack schien also ruhiger zu werden, wenn er angetrunken war. Wesentlich besser, als wenn er aggressiv würde. „Das kommt dir nur so vor, weil mein Getränk größer ist“, meinte ich schnell und ich beobachtete ihn dabei, wie er über meine Worte nachzudenken schien. Nur langsam und verzögert schienen meine Worte anzukommen. Scheinbar kam sein Kopf in betrunkenem Zustand nicht ganz mit. Ein weiterer Vorteil für mich. Diabolisch begann ich zu grinsen und nippte leicht an meinem Getränk, während ich ihn beobachtete. Es war schon wirklich lustig, wenn ich ehrlich war. Manchmal musste man im Leben einfach ein Arsch sein. Ich rutschte zu ihm, nachdem wir beide noch etwas getrunken hatten und langsam meldete sich der Alkohol auch bei mir. Ich fing an seinen Hals zu küssen und Jacks kräftige Arme zogen mich zu ihm. Der Laut, der über seine schmalen Lippen kam, klang fast wie ein Schnurren. Er genoss es sichtlich. „Was wird das…“, nuschelte er und blinzelte mit verengtem Auge zu mir. Ich zuckte mit dem Schultern. „Nichts“, antworte ich schnell und strich über seine Seite. Ein Mann fiel mir auf, als er die Bar betrat. Längere blonde Haare, die er lässig zu einem kleinen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Er trug ein offenes Hemd und viele Ketten. Er war sehr braun gebrannt und wirkte sehr kräftig. Ja, der gefiel mir! Ich leckte mir über die Lippen und rückte sogar etwas von Jack weg. Ich wollte unbedingt schauen, ob der Hintern in der hellen Shorts genauso geil wirkte wie der Rest von dem Kerl. Jack und mein Plan waren für einen Augenblick vergessen. Schmerzvoll keuchte ich auf, als sich Jacks Finger fest in meinen Oberschenkel bohrten. Ich sah zu ihm hinüber und finster war sein Blick. „Aber du darfst schauen oder wie“, grunzte ich fast schon genervt. Ich winkte eine junge Kellnerin heran und bestellte einen weiteren Whiskey. „Als Entschädigung“, meinte ich immer noch ein wenig genervt und stellte fest, dass ich den gut aussehenden Blonden aus den Augen verloren hatte. Ich ignorierte Jack als er meinte, er habe eigentlich schon genug getrunken. Es ärgerte mich fast den Kerl verloren zu haben, doch eigentlich hatte ich ja noch ein Ziel vor Augen. Ein wesentlich besseres, wenn ich ehrlich war. Das Getränk ließ nicht lange auf sich warten und ich drängte Jack dazu mit mir anzustoßen. Jack wurde ruhiger und ich merkte, dass er nun mehr wie angetrunken war. Man, wie entspannt er im Urlaub plötzlich war, oder lag es am Alkohol? Er hatte viel Getrunken und das auch in kurzer Zeit. Ab und zu musste Jack seinen Kopf mit der Hand stützen. Ich grinste diabolisch in mich hinein. Er konnte sich nicht mehr wehren. Hatte er damals auch solche Gedanken gehabt? Ich bezahlte unsere Getränke und ging gut gelaunt wieder zu unseren Tisch. „Los komm“, raunte ich in sein Ohr und biss frech hinein. Ich bemerkte die Gänsehaut, die sich über seinen Körper legte und schmunzelte ein wenig. Ich zog an seiner Hand und brachte ihn nach draußen. Immer noch war es recht angenehm und mild. „Hehe...“, lachte Jack und sein Blick wirkte glasig, „so betrunken war ich verdammt lange nicht mehr.“ Ich antwortete nicht mehr als ein „hm hm“, denn ich suchte eine ruhige Seitenstraße. Neben der Bar war lediglich ein abgesperrter Hinterhof. Es ärgerte mich, nicht sofort eine Gelegenheit zu finden. Gleichzeitig musste ich feststellen, dass der Gedanke an das, was ich gleich vor hatte, recht geil war. Ob es das für ihn auch gewesen war? Ich hatte an die Nacht keine genauen Erinnerungen mehr! Immer noch hielt ich seine Hand fest und zog ihn etwas hinter mir her. Er nuschelte etwas vor sich hin. Was verstand ich nicht. Vielleicht, dass ich nicht so schnell gehen sollte, doch es war mir egal. Nur wenige Häuser weiter fand ich eine geeignete Stelle. Eine sehr schmale und dunkle Gasse zwischen zwei Häusern. Kurz war ich unschlüssig ob ich das, was ich vorhatte auch machen wollte. Doch der Alkohol ließ auch meine Hemmungen sinken. So kam es, dass ich mich noch einmal umsah. In einiger Entfernung sah ich ein paar Menschen, doch sie gingen in die andere Richtung, weg von uns. Und das Wissen, was ich gleich vor hatte, erregte mich, wenn ich ehrlich war. Ich ergriff die Gelegenheit sofort und zog Jack mit einem: „Komm mit“, in die Gasse. Ich ging mit ihm soweit ich kam und immer noch war sein Kopf so langsam, dass er erst jetzt fragte, was wir hier wollen. Ich betrachtete ihn wie er dort stand. Mit seinem engen Shirt und seinen dunkle Shorts sah er eigentlich recht unscheinbar aus. Doch ich wusste, was unter dem T-Shirt steckte und ich leckte mir vor Begehren über die Lippen. „Oh, ich zeig dir was ich hier will“, raunte ich in gefährlichem Ton und drehte ihn dabei ruckartig mit dem Gesicht zur Wand. Immer noch schien Jack nicht zu realisieren was passierte. Ich griff ohne Umschweife in seine Hose und nahm sein Glied in die Hand. Bloß nicht lange aufhalten! Erst jetzt schien er für den Bruchteil einer Sekunde klarer im Kopf zu werden. Ich glaubte mich zu erinnern, dass es mir ähnlich erging. „Was machst du?“, fragte Jack und ich hörte das Entsetzen deutlich hinaus. Der Alkohol ließ auch mich hemmungsloser werden, denn auch wenn ich die Idee hatte, hätte ich mich im nüchternen Zustand sicherlich nie dazu bringen lassen diese Idee auch umzusetzen! Ich streichelte mit der Hand über sein Glied und schon im nächsten Augenblick zeigte der Alkohol wieder Wirkung. „Rate mal…“, raunte ich mit tiefer Stimme in sein Ohr und biss wieder hinein. „Vielleicht erinnerst du dich an das letzte Mal“ Ich öffnete seine Hose und zog sie ihm schnell mitsamt der Unterwäsche über den Hintern. Er sollte keine Chance kriegen sich doch noch zu wehren. Ich drückte seine Hüfte eng an meine und biss ihm fest in die Schulter. Tatsächlich brachte ich ihn damit leise zum Stöhnen. So selbstbewusst ich auch war, diese Situation machte mich gleichermaßen an und nervös. Allzu viel Zeit wollte ich mir nicht lassen und so öffnete ich schnell meine Hose und fing an mich selbst zu befriedigen. Der Wind wehte zu uns und ich schneller und kräftig strich ich mit meiner Hand über mein Glied! Bloß nicht zu lange warten, dachte ich mir. Ich vergaß Jack nicht und strich im gleichen Rhythmus wie bei mir über sein Glied. Wie er keuchte ich in die Stille der Nacht hinein. Jack drehte langsam den Kopf nach hinten und immer noch hatte ich das Gefühl, dass er noch nicht ganz realisierte, was grade passierte. Ich ließ mit den Händen von uns ab und betrachtete erneut den erregte Mann vor mir. Gleich führte ich einen Finger in ihn ein und massierte damit gleich seine Prostata. Ich wusste genau was ich tun musste, um ihn alle Hemmungen verlieren zu lassen. So, wie er bei mir auch. Brav beugte sich Jack ein wenig vor, keuchte leise und senkte den Kopf auf seine Brust. Eine Einladung für mich. Ich nahm gleich einen zweiten Finger, um ihm mehr und mehr Lust zu bereiten. Immer wieder keuchte er auf und drückte sich fast schon meiner Hand entgegen. In weiter Entfernung vernahm ich das Lachen einiger Leute. Vermutlich Leute, die langsam Richtung eines Hotel gingen. „Jazz… nicht hier“, nuschelte Jack gegen die Mauer, doch immer wieder keuchte er erregt auf. Ich glaube, ich hatte sowas damals auch gesagt und wie er wahrscheinlich damals dachte ich mir, Oh doch, genau hier! Ich entzog ihm meine Finger nach kurzer Zeit wieder, denn ich war bereits hart. Dass es Jack damit noch etwas anders ging, interessierte mich in dem Moment kein Stück. Ich nahm mein Glied zwischen die Finger und rieb es ein paar Mal an seinem Eingang, wofür ich ein tiefes Stöhnen erntete. Dann glitt ich langsam in ihn, passte auf ihn nicht zu verletzten. Jack stöhnte laut auf und kniff das Auge zusammen, bis ich ganz in ihm verschwunden war. Ich gönnte ihm keinen Moment sich an mich zu gewöhnen, zu ungezügelt wurde ich in diesem Augenblick und wieder ließ der Alkohol meine Hemmungen gänzlich fallen! Ich stieß sofort zu, bewegte mich tief in ihm. Zufrieden stöhnte der große Mann vor mir auf und es fiel ihm sichtlich schwer seine Lautstärke zu zügeln. Auch mir entwichen immer und immer wieder Laute der Lust. Mit jedem stoß wurde auch Jacks Erregung größer und er beugte sich noch etwas weiter vor. Er war wackelig auf den Beinen durch den ganzen Alkohol, also fasste ich mit beiden Händen um seine Hüfte und hielt ihn fest, gab ihm Halt. Ich fasste um sein Glied und bewegte meine Hand im Rhythmus zu meinen Bewegungen. Ich kratzte über seinen Rücken, während ich hart in ihn stieß. Einen kurzen Augenblick verlor Jack alle Hemmungen und stöhnte lauter als zuvor auf. Kurz hielt ich in meiner Bewegung inne und leise keuchend drückte er sich an mich. Kurz schloss ich genießerisch die Augen. Ich musste ihn ermahnen ruhig zu sein und sah mich einmal um. Kein Licht ging an und kein Fenster öffnete sich. Ich sah zum Ende der kleinen Gasse. Stand dort jemand?! Wir waren schließlich nicht gerade leise… Oder war das einfach eine Pflanze, die ich vorher nicht bemerkt hatte? Ich war mir unschlüssig… Ich sah lange in die Richtung bis ich bemerkte, dass sich dieser Schatten bewegte. Jemand beobachtete uns. Rief er vielleicht die Polizei? Machte er vielleicht sogar ein Video? Konnte man uns wohl erkennen? Wohl kaum, denn es war recht dunkel hier und wir waren weit nach hinten in der Gasse verschwunden. Mir stieg Hitze ins Gesicht bei dem Gedanken, dass sich dort jemand befand. Doch gleichzeitig war es irgendwie erregend beobachtet zu werden. Lag das am Alkohol? Ich war mir unschlüssig… „Da ist jemand“, raunte ich zu Jack und er sah tatsächlich recht schnell zum Ende der Gasse. Ich war nicht sicher, ob er in dem Zustand überhaupt jemanden sah. „…dann mach schnell“, keuchte er vor mir und ich stieß kräftiger zu. Ließ es mir nicht zwei Mal sagen. Hier wollte ich nichts hinauszögern! Hier ging es nicht um Liebe, hier ging es nur um Ficken. Schon nach wenigen Stößen kam ich in ihm und hatte Mühe mich in meiner Lautstärke zurück zu halten. Ich drückte mich an Jack und zwang mich dazu mich weiter zu bewegen, während meine Hand sich immer noch um Jacks Glied bewegte. Nur Sekunden später kam auch er lauter als ich erwartet hatte zu seinem Höhepunkt. Ich war mir sehr sicher, dass die Person am Ende der Gasse Jack gehört hatte. Schnell glitt ich aus ihm hinaus und richtete meine Sachen. Ich war wirklich froh, dass Jack dies alleine schaffte… Ich griff nach Jacks Hand und zog ihn weg. Sollte die Person die Polizei gerufen haben, wollte ich schnell von hier verschwinde. Immer noch schien Jack äußert wackelig auf den Beinen zu sein und als wir zum Ende der Gasse kamen, sah ich einen dicklichen Mann um die fünfzig dort stehen. Seine Hand war in seiner Hose verschwunden und ich verstand, dass er sich gerade einen runterholte. Fast schon angewiderte blickte ich weg. So etwas war widerlich! Nicht dass das, was Jack und ich gemacht hatten besser gewesen wäre… Ich wusste nicht wo ich genau war, also schob ich Jack einfach in ein Taxi und fuhr mit ihm zum Hotel. „Das war… recht cool“, grummelte Jack und grinste. Immer noch schien er sehr ruhig zu sein. Ich grinste und als wir am Hotel waren, musste ich ihm doch wirklich aus den Sachen helfen. Ob es bei mir genauso war? Ich vermutete es jedenfalls. Als ich die Augen aufschlug streckte ich meine Glieder und gähnte zufrieden. Bis meine Füße gegen die Seite des Hundes stießen. Gleichzeitig blickten wir uns an. Ernst zogen sich meine Brauen zusammen und stumm deutete ich mit dem Finger auf den Boden neben dem Bett. Didi wusste, dass er bei mir nicht damit durchkam und tatsächlich sprang er aus dem Bett und schien mich fast schon beleidigt anzublicken. Ich schmunzelte, als ich ihn betrachtete und schüttelte leicht den Kopf. „Dieser Hund“, schoss es mir durch den Kopf. Ich sah hinüber zu Jack und schmunzelte. Ich konnte mir denken, dass er gleich, wenn er wach wurde, Kopfscherzen haben würde. Wie er damals bei mir kramte ich aus dem Kulturbeutel mehrere Kopfschmerztabletten hinaus und stellte sie mit einem Glas Wasser neben das Bett. Langsam und vollkommen entspannt zog ich mich an und griff nach der Leine, die auf einer Kommode neben der Tür stand. Ich wollte nett sein, nachdem ich gestern schon vielleicht ein kleines, Arschloch war. „Na komm Didi“, meinte ich fröhlich und als wäre nichts gewesen kam er hechelnd zu mir. Vielleicht freute er sich auch einfach aus dem Zimmer hinaus zukommen. Ich grinste und leinte ihn an. Es wirkte irgendwie surreal, dass ich das Zimmer verließ und Jack schlafend zurückließ. Ich glaubte, dass dies noch nie vorgekommen war. Als ich später wieder kam sah ich Jack, welcher ziemlich zerzaust zu mir blickte. „Bor, mir tut der Kopf weh“, grüßte er mit gedämpfter, rauchiger Stimme. Er sah nicht so aus, als wäre er schon lange wach. Ein schräges, fast schon fieses Grinsen erschien auf meinem Gesicht und fast ausgelassen fragte ich: „Echt, nur der Kopf?“ Wieder runzelte Jack die Stirn und griff sich an eben jene. „Nein, nicht nur der…, was haben wir gemacht“, wollte er verwirrt wissen und strich sich durch die dunklen Haare. Gut gelaunt ging ich zu ihm und ließ mich neben ihm nieder, während ich einen Arm um ihn legte. „Weißt du, während du weg warst, habe ich eine neue Leidenschaft an mir entdeckt… Ich stehe total darauf, große breite Typen in Seitengassen zu ficken, wenn die besoffen sind….“ Ich sah, wie der Dollar Pennyweise fiel und als er es verstand, schlug er mir mit der flachen Hand gegen meinen Kopf. Ich lachte auf, während ich mich gegen die starken Arme Jacks wehrte. „Du hast es auch gemacht! Dein Problem“, raunte ich und funkelte ihn amüsiert an. „Du hast meinen Zustand schamlos ausgenutzt“, sagte Jack und schien tatsächlich überrascht. Ich nickte grinsend und meinte: „Ja, hast du doch damals auch…!“ Er ließ sich neben mich rollen und sah genervt an die Wand. „Musst du alles so machen wie ich“, fragte er genervt und blickte mich an. Ich nickte und frech sagte ich: „Nur die Sachen, die mir Vorteile verschaffen… So wie dein Arsch gestern Nacht…“ Schmerzvoll stöhnte ich auf, als ich Jacks Tritt spürte und lachte dennoch. Dass er sich dafür noch irgendwann rächen würde hatte er neben 'Arschloch' und 'Fick dich doch' geraunt, bevor er angeschlagen das Bett verließ. „Hast du eigentlich mitbekommen, dass uns ein alter Sack beobachtet und sich dann einen runter geholt hat“, fragte ich grinsend und als ich Jacks entsetzten Blick sah, wusste ich, dass er es nicht bemerkt hatte. „Echt“, fragte Jack und stöhnte genervt und was er sich noch leise in den Bart nuschelte, verstand ich nicht. Seine Drohung machte er nicht wahr und an diesem Tag machten wir beide eigentlich kaum was. Selbst die Wellen konnten mich nicht davon überzeugen mich ins Meer zu stürzen. Vermutlich war es der ruhigste Tag während unseres Urlaubes. Doch Jack war nicht nachtragend. Etwas, wofür ich sehr dankbar war. Es war abends, als plötzlich Jacks Handy klingelte. Nur kurz sah er auf das Display und ging mit einem: „Was ist los, Kaz“, an sein Handy. Ich hörte die schnelle und aufgeregte Stimme Kaz‘s, doch verstand ich kein Wort. Ich war verwirrt und runzelte leicht die Stirn. Jacks Haltung änderte sich gänzlich und er griff nach der Fernbedienung auf dem Nachttisch und schaltete den Fernseher leiser. „Ist Rica schon auf dem Weg?“, fragte Jack und ich hörte Kaz etwas sagen. Mein Herz sackte in die Hose und wie ich Jack so betrachte wusste ich, dass es gerade mit unserem Urlaub vorbei war. „Schon wieder David? Das kann nicht sein“, knurrte Jack gereizt und meine Ohren spitzten sich. Was hatte dieser Mann gemacht? Ich merkte, wie die Anspannung wuchs und als Jack auflegte griff er schon nach seinem Koffer. „Was ist los“, wollte ich wissen und betrachtete ihn. Nur kurz sah er mir in die Augen und raunte: „Wir müssen hier weg….“ Genervt seufzte ich. Ich war nicht genervt davon, dass wir so schnell aufbrechen mussten. Genervt war ich davon, dass er wieder einmal nur so kryptisch antwortete. Ich wollte endlich mehr wissen, vor allem wenn es um diesen Menschen ging! Ernst sah ich ihn an und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was hat das mit David zu tun“, raunte ich und Jack stöhnte genervt auf. Es passte ihm nicht, dass ich so viel mitbekam und dass ich Antworten verlangte! „David hat eine Stellung in Afrika angegriffen. Grade als wir etwas Ordnung in die Gegend gebracht haben“, raunte er und schmiss die Sachen mehr in den Koffer, als sie zu legen. „Was ist so wichtig an Afrika, dass da alle sind“, meckerte ich fast schon und griff nach meinen eigenen Sachen. Jack hatte gerade eine Nachricht erhalten und starrte kurz auf sein Handy, ehe sein Auge zu mir huschte. „Afrika ist sehr reich an Bodenschätzen und militärisch instabil. Das ist für Leute wie uns der perfekte Ort um ungehindert zu arbeiten.“, raunte er und steckte sein eigenes Handy in die Hosentasche. „ Meine Leute sind deutlich in der Unterzahl… Ich muss dorthin. Sofort“, raunte er und blickte mich ernster an als zuvor. „Rica ist schon länger auf dem Weg. Sie wird dich absetzten und ich fliege weiter.“ Ich konnte nur mechanisch nicken und ein ungutes Gefühl wuchs in mir! Ich wollte ihn nicht einfach so dorthin lassen und wusste, dass ich ihn doch nicht aufhalten konnte… Kapitel 32: Verborgene Gefahr ----------------------------- Es war kein schönes Gefühl, als Jack mich auf dem kleinen privaten Flughafen herausließ. Immer wieder zog sich mein Herz fast schmerzvoll zusammen. Zudem hätte ich fast gehofft er würde sagen, dass er mich mitnehmen würde. Doch dieser Wunsch war vollkommen surreal. Ich hatte da wirklich nichts verloren! Ich konnte nicht richtig kämpfen, geschweige denn auf Menschen schießen. Doch Jack konnte das und die anderen Personen zu denen er hinflog auch. Ich hatte wahrlich Angst um den Mann, den ich liebte. Während des ganzen Fluges versuchte Jack zu schlafen und wenn er nicht schlafen konnte war er an dem Computer in dem Flugzeug beschäftigt. Er bat mich tatsächlich ihn etwas in Ruhe zu lassen, als ich versuchte ihn und mich abzulenken. Ich war nicht beleidigt und trotzdem war es komisch. Vielleicht wollte oder musste er sich mental vorbereiten? Ich kam seiner Bitte nach und ließ ihn in Ruhe, obwohl ich so viele Fragen hatte. Ich konnte nicht schlafen, denn wenn ich darüber nachdachte, wohin er aufbrach wurde mir heiß und kalt zugleich. Ich tippte ungeduldig mit meinen Fingern auf den Stuhl und betrachtete ab und zu Didi, welcher eingerollt in einer Ecke lag und schlief. Rica landete und Jack öffnete mir gleich die Tür. Er reichte mir den Autoschlüssel und unsicher sahen ihn meine braunen Augen an. Ich wusste, dass es irgendwann so weit war, dass Jack wieder auf einen Einsatz musste. Doch wenn ich ehrlich war, hatte ich diesen Gedanken eigentlich nie wirklich zugelassen. Nun, wo es kein Zurück gab, war das Gefühl ein sehr seltsames. Ich konnte es nicht wirklich definieren. Angst, Sorge, Unwohl sein, alles vermischte sich gerade und kreierte einen mentalen Cocktail, den ich als angematscht bezeichnet hätte. Ein wahrlich beschissenes Gefühl. Jack drückte mich kurz und meinte ruhig und sehr bedacht: „Schau nicht so, dass ist nicht das erste Mal… Ich werd schon wieder kommen…“ Ich nickte leicht und meine Kehle fühlte sich seltsam an. Keine Worte wollten meine Lippen verlassen. Für ihn war das vielleicht nichts Neues, doch für mich war es das! Für mich war es fast schon grausam! Ich nickte leicht und kratze mich verlegen am Kopf. Ich wusste nichts zu sagen, also schwieg ich und sah den kräftigen Mann vor mir ins Gesicht. „Pass einfach auf dich auf“, meinte ich leise und seltsam kraftlos hörte sich meine Stimme an. Jack nickte und blickte mich sehr ernst an. Er sagte es nicht, doch ich wusste, dass seine Einsätze sehr gefährlich waren. Wie hielt Jenny das nur aus? „Ich glaub nicht, dass es so lange dauert…. Ich melde mich zwischendurch und damit du keine Sorge hast, dass ich nicht wieder komme… lasse ich dir den Hund da“, raunte Jack und grinste mich leicht an. Überrascht sah ich ihn an, doch sagen konnte ich nichts. Er ließ ihn hier?! Er nahm den Hund also nicht mit auf die Mission? Ich wusste, dass er ihn da ließ, damit ich sicher sein konnte, dass er auch wirklich wieder kommt. Doch tatsächlich war die Sorge, dass er gar nicht mehr wieder kommen kann weitaus größer. Ich stieg gemeinsam mit dem Hund aus dem Flugzeug und wartete tatsächlich, bis es wieder in der Luft war. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit und erst Didis nasse Nase an meiner Hand brachte mich in die Realität zurück. An die ganze Fahrt nach Hause konnte ich mich kaum erinnern und als Emily mein Gesicht sah, starrte sie mich fassungslos an. Ich konnte mir denken was sie vermutete, dass Jack mich vielleicht wieder verlassen hatte. Ich schüttelte nur den Kopf und murmelte: „Jack musste spontan zur Arbeit… in einen Kriegseinsatz.“ Überrascht sah Emily mich an und schlug die Hände vor den Mund. „Wie scheiße ist die US-Army eigentlich?“ Kurz betrachtete ich sie verwirrt, doch dann verstand ich. Natürlich hatte Jack ihr nichts von seiner Basis berichtet, sie musste zweifelsfrei glauben, dass er bei der Army seinen Dienst leistete. Ich zuckte unwissend mit den Schultern und log: „Wenn man in einer Spezialeinheit ist kann das wohl mal vorkommen… Trotzdem ein scheiß Gefühl.“ Ich war wirklich dankbar dass Emily einfach nur leicht nickte und war regelrecht erstaunt als sie fragte, ob sie mich in Ruhe lassen sollte. Ich nickte leicht und schob den Koffer in mein Zimmer. „Ja… ich wäre jetzt eigentlich gerne etwas alleine… Außerdem bin ich total müde…“ Erleichtert war ich, als ich am nächsten Tag eine Nachricht auf meinem Handy hatte, in der Jack schrieb, dass er gut angekommen war. Ich rief ihn nicht an. Ich hatte keine Ahnung wo er in Afrika war, noch wie es mit der Zeitverschiebung aussah. Ich wollte ihn weder wecken, noch irgendwie anders in Gefahr bringen! Also wartete ich bis er schrieb, doch tatsächlich wurde dies immer seltener. Es war nachmittags als ich von der Arbeit kam. Ich konnte mich kaum konzentrieren. Seit Tagen hatte ich nichts von Jack gehört! Etwas, was mich wahnsinnig machte! An Schlafen war nicht mehr wirklich zu denken und er war erst recht nicht erholsam. Immer wieder träumte ich von Krieg und den Bildern, die ich jeden Abend in den Nachrichten sah. Es machte mich verrückt, dass nichts, nicht mal das kleinste Bisschen in den Medien zu finden war! Als schien alles vollkommen ruhig und friedlich derzeit, außer die alt bekannten Probleme. Nichts hörte man aus Afrika und nichts konnte man konkret im Internet recherchieren. Ich war häufig mit dem Hund draußen und ich war sehr froh ihn bei mir zu haben. Didi lenkte mich ab! Wir liefen und joggten viel, waren gemeinsam bei meiner Schwester und Luna liebte den riesigen Hund. Ich war erstaunt, dass Didi wirklich vorsichtig bei dem kleinen Mädchen war, doch zur Vorsicht ließ ich ihn nicht von der Leine. Immer wieder starrte ich auf mein Handy und hoffte, dass endlich wieder Nachrichten von Jack kommen würden. Die letzte war drei Tage her und in der hieß es nur, alles sei gut. Mach dir keinen Kopf und denk an den Hund… klar, der Hund… hätte er nicht anrufen können? Gerade hatte ich mich umgezogen, als es an der Tür klingelte. Noch bevor ich auch nur einen Fuß aus meinem Zimmer bewegen konnte, stürmte Emily an mir vorbei und drückte gleich auf den Knopf. Fast schon hoffte ich, dass es Jack war, doch er hätte sich angekündigt. Als die Schritte die Tür hinaufkamen vernahm ich das Geräusch von Sporen? Verwirrt betrachtete ich Emily und als ein Strahlen über ihre Lippen glitt war ich kaum überrascht Adam zu erspähen. Mir klappte fast die Kinnlade hinunter. Tatsächlich hatte er eine einzelne rote Rose in der Hand und Emilys freudiges Quieken drang an meine Ohren. „Ohh! Das ist ja so süß“, rief sie entzückt und verwirrt sah ich, wie Adam sie freundlich drückte und ihr mit einem frechen Zwinkern die Rose überreichte. Wieso war Adam gekommen? „Hallo, ich komm auf einen Abstecher vorbei“, meinte er gut gelaunt und nickte mir begrüßend zu, ehe seine blauen Augen auf Emilys Gesicht zum Stillstand kamen. „Ow, das ist ja so was von toll“, quasselte Emily und zeigte mir gleich stolz die Rose und fragte: „Oder was meinst du?“ Verwirrt betrachtete ich die einzelne rote Rose, ehe meine Gedanken unbedacht und trocken meine Lippen verließen: „Scheint für einen ganzen Strauch nicht gereicht zu haben.“ Entsetzt betrachtete mich Emily und ich hörte Adam lachen. Fester als gedacht trafen mich Emilys Schläge gegen meine Brust und wütend meinte sie: „Du bist so verdammt scheiße! Wie kannst du so etwas sagen und gleichzeitig schwul sein?! Arschloch!“ Beschwichtigend hob ich die Hände, während ich sie frech angrinste. „War doch nur ein Spaß Emi, du kennst mich doch. Es freut mich“, meinte ich grinsend und zornig betrachtete mich Emily, ehe sie nach Adams Hand griff und ihn einfach ungefragt in unsere Küche zog. Hatte er sich echt in diese laute quirlige Frau verguckt?! Ich hörte Emily meckern und ich wusste, dass sie sich über mich beschwerte. Ich ließ sie und grinste vor mich hin, als ich die Küche betrat. Wieder betrachtete Adam sie mit diesem komischen Blick, den ich einfach nicht zuordnen konnte. „Hast du die Karten besorgt“, fragte er gut gelaunt und ich sah, wie Emily eifrig und überschwänglich grinste. „Ja! Du musst sogar gar nichts zahlen! Das ist doch klasse, oder nicht“, rief sie glücklich und kochte einfach Wasser ohne zu fragen, ob Adam überhaupt wieder einen Tee wollte. War er überhaupt ein Teetrinker? Entschuldigend blickte Adam Emily an und meinte: „Ich muss kurz mit Jasper sprechen.“ Panik durchflutete mich! Er musste mit mir sprechen? War was passiert? Ich hatte Jack nicht angerufen! Ich hatte Angst ihn damit aus Versehen in Gefahr zu bringen! War ihm vielleicht schon was zugestoßen?! Hatte er deswegen nicht geschrieben?! Ich hasste dieses Gefühl der Ungewissheit! Ein wenig verwirrt sah Emily uns nach. Adam und ich verschwanden in meinem Zimmer und Didi freute sich lautstark Adam zu sehen. Immer wieder sprang er an ihm rauf und Adam lachte leise und wuschelte den großen Kopf des Tieres! „Ich wollte wissen, ob du etwas von Jack gehört hast. Wir haben den Kontakt zu ihm verloren“, meinte Adam fast schon gelassen und setzte sich auf meinen Schreibtischstuhl. Sich dabei leicht drehend betrachtete mich Adam fast schon ein wenig gespannt. Wie mir seine Worte durch den Kopf glitten, klappte mir die Kinnlade sprichwörtlich hinunter. Sie hatten den Kontakt zu Jack verloren? Wann? Wieso? War ihm was geschehen? Als Adam meine entgleisten Gesichtszüge betrachtete, stellte er nüchtern fest: „Also du auch nicht… Schade, Kaz nervt mich damit tierisch…. Mach dir nicht ins Hemd, dass kommt öfter mal vor“, meinte Adam und versuchte mich anscheinend beruhigend anzusehen. „Wie, dass passiert öfter? Was ist, wenn ihm etwas passiert ist?“, fragte ich entsetzt. War das gerade wirklich sein ernst? „Jasper, du weißt was er als Beruf macht… Das Risiko fliegt immer mit. Aber wenn die ihn geschnappt hätten, hätten wir das schon längst erfahren, auch wenn sie ihn erschossen hätten…“, meinte Adam ruhig und langsam beruhigte sich mein Puls, denn er hatte nicht unrecht. Ich wusste was er machte. Mir war klar, dass er nicht zu einer einfachen Geschäftsreise aufgebrochen war. Trotzdem war es schwer dies einfach zu akzeptieren! Und ja, Jack war sehr bekannt in seiner Szene… Szene, konnte man dies überhaupt so nennen? Doch mir fiel auch kein besserer Ausdruck ein. Viele würden sich sicherlich damit brüsten, dass sie Jack erledigt hatten. „Ich hab trotzdem… ein total ungutes Gefühl! Und ständig dieser verdammte David… was hat es mit dem auf sich? Jack will einfach nicht darüber reden und das nervt. Das ist doch einfach total scheiße!“, meckerte ich frustriert. Der Frust, der sich in mir angestaut hatte wollte endlich hinaus und genervt verschränkte ich die Arme vor meiner Brust. Ich sah weg von Adam, ließ mir alles noch einmal durch den Kopf gegen. Es war nervig und anstrengend. „Redet er gar nicht mit dir darüber“, wollte Adam nachdenklich wissen und genervt schüttelte ich den Kopf. Tatsächlich zogen sich wütend meine Brauen zusammen, während ich darüber nachdachte. Neugierig betrachtete mich Adam. Schien jede meiner Reaktion genauestens zu sondieren und vielleicht für sich auszuwerten, so wie es Jack so oft getan hatte. Stumm sahen wir einander an und ich wollte wissen: „Würdest du mir vielleicht etwas verraten?“ Ich bemerkte, wie Adam begann mit sich zu ringen. Was genau er sich dachte, was er abwog vermochte ich nicht zu sagen. Ich kannte ihn zwar, aber sicherlich nicht so gut, dass ich mir denken konnte, was genau in ihm vorging. Aber ich wollte endlich Antworten! So konnte es doch einfach nicht weitergehen! Erneut trafen meine braunen Augen auf seine blauen und ich sah nicht weg! Sowohl Jack als auch Adam vermochten es einem sehr lange und sehr intensiv in die Augen zu sehen. Zeigte ich damit Stärkte? Ich wusste es nicht. „David droht mit dir. Er hat Jack einfach wieder in der Hand“, meinte Adam ruhig und fast schon erschrocken starrte ich ihn an. Woher er denn wisse, dass wir wieder Kontakt zueinander hatten, rief ich fast schon aufgebracht. Adam zuckte leicht mit den Schultern und erklärte: „Vielleicht hat David einen Maulwurf, aber wir wissen es nicht… Und es geht auch nicht nur um dich. Er kennt Jack. Er kennt Jacks Schwäche.“ Als ich ihn verständnislos anblickte, seufzte Adam leicht. Er drehte den Stuhl zu mir und ernst beugte er sich zu mir hinüber, blickte mir fast schon sehr intensiv in die Augen, bevor er begann zu sprechen. „Du weißt, dass David Jacks alter Chef ist“, wollte er ruhig und mit erklärender Stimme von mir wissen. Ich nickte leicht und leise erklärte Adam weiter. Wenn ich ehrlich war, war ich ziemlich überrascht wie offen er schien. „Jack mag stark und taff sein, aber wenn du weißt, womit du ihn kriegst… naja“, meinte er leise und rückte tatsächlich noch etwas näher an mich heran, „dann ist es ziemlich einfach ihn zu kontrollieren.“ Verwirrt betrachtete ich ihn. Wieder einmal stellte ich fest, dass ich Jack auf ein Podest für mich setzte. Ihn als einen Krieger, Soldaten sah, der keine wirklichen Schwächen hatte und so fragte ich äußert nachdenklich: „Wie soll das gehen? Ich meine… meinst du damit, dass er eigentlich schwach ist?“ Adam grinste leicht. Kurz betrachtete er den Boden, ehe seine blauen Augen in die Meinen sahen. „Jack ist durch seine großen Schuldgefühle sehr leicht steuerbar“, sagte er ruhig. Er klang eigentlich ziemlich professionell und irgendwie hätte ich fast schon abgebrüht gesagt. „Er leidet darunter, was mit Boss passiert ist. Das weiß David und diese Schuldgefühle nutzt er aus. Baust du es in etwas ein, kann er… übertrieben gesagt zur Marionette werden. Zum Beispiel: Meinst du, sie hätte das so gewollt..? Oder: hättest du damals das richtige getan… Mit solchen Sätzen kann man ihn ganz leicht manipulieren.“, meinte Adam und wie er dies definierte, wirkte er das erste Mal, seit ich ihn kannte, wie ein wirklicher Spion. Wie jemand, der alles über eine Person herausfand, es analysierte und decodierte und im Falle des Falles gegen einen verwendete. Nur kurz betrachtete ich ihn fast schon mit ein wenig Ehrfurcht, ehe wieder die Neugierde überwog. „Wie nutzt er das denn aus“, wollte ich fast schon verwirrt von ihm wissen. Die Stimme Adams veränderte sich und er wirkte, als sei er von dem selbst genervt. „Ach“, begann er in einem vielleicht etwas barscheren Ton zu sagen, „da ist zum Beispiel, dass David Jack immer noch für sich gewinnen will. Er will einfach, dass Jack tut was er sagt, wenn er das nicht tut, macht er irgendwas, was ihn an Susanne erinnert, dann springt er. Oder wenn das nicht klappt, geht er über dich.“ Ich brauchte nicht zu fragen, denn als Adam meinen verwirrten Ausdruck bemerkte, redete er weiter: „Wir haben schon Nachrichten bekommen, in denen er darum 'bat' etwas bestimmtes zu besorgen und ihm etwas 'Bestimmtes' wieder zugeben, wenn nicht…. Na ja und dann droht er.“ Fast schon verwirrt betrachtete ich ihn und meine Augen weiteten sich, als er auf mich zu sprechen kam. „Woher weiß der, dass ich wieder Kontakt zu Jack habe“, wollte ich sofort wissen und Adam zuckte mit den Schultern. Dass ich dies schon gefragt hatte, hatte ich in diesem Augenblick vollkommen vergessen. „Das wissen wir nicht genau. Wir vermuten. Jasper. Das hab ich doch schon gesagt. David kennt Jack sehr gut. Sie haben einander früher vertraut. Er, Boss und Jack waren irgendwie ein Team. Boss war Jacks Ausbilderin und na ja sein Boss, aber David war der Kopf. Zudem hat er seine Finger sehr weit ausgestreckt …“, erwiderte Adam und meinte nachdenklich nach einem kurzen Augenblick, „wundert dich nicht, dass du nie etwas gehört hast? Waisenheime, in denen geschaut wird, ob die Kinder sich zu Soldaten ausbilden lassen… Eine Atombombe, die abgefeuert wurde und es ging nicht durch die Medien… damals das, als Susanne starb… Nun wirst du auch nichts über Afrika hören, habe ich Recht?“ Ich nickte und klebte gespannt an Adams Lippen. Erneut setzte er an. Immer noch war seine Stimme sehr ernst, hatte nichts mit dem sonst so fröhlichen Mann zu tun, der er sonst war. „Man kann in etwa sagen“, redete er ernst weiter, „dass Jack die Waffen hat… und David hat die Medien… ihm gehören die Nachrichtenagenturen. Offiziell stehen dort andere Köpfe oben, aber sie laufen unter seinem Namen. Deswegen hört, sieht und liest man nichts… Wenn man es sich so überlegt, wären die beiden, wenn sie sich verstehen würden, eine totale Gefahr für die Menschheit.“ Er lachte, als er diese Feststellung machte, doch mir war nicht nach Lachen. Ich war, wenn ich ehrlich war, einfach sprachlos von dem, was mir berichtet wurde! Ich konnte es gar nicht wirklich begreifen… Ich hatte so oft von Jack den Spruch zu hören bekommen 'Glaubst du alles, was in den Medien berichtet wird?' doch ich hatte diesen Satz nie diese Wichtigkeit zugeschrieben! Es hörte sich so an, als würden diese nur von einem Mann kontrolliert! Kurz schien Adam nachzudenken und als ich mir das alles noch einmal durch den Kopf gehen ließ, fragte ich leise: „Weswegen erzählst du mir das alles?“ Verriet er nicht so Jack? Hatte es vielleicht einen Grund? Der nachdenkliche Ausdruck verschwand auf Adams Gesicht und er erklärte ernster als ich dachte: „Das mache ich nur, weil ich nicht Jacks Meinung teile. Er meint dich zu schützen, indem er schweigt. Ich finde aber, dass du in dieser Lage durchaus Bescheid wissen solltest. Auch wenn du ein Zivilist bist finde ich, sollte man seinen Feind ein wenig kennen. David ist dein Feind. Jack ist da anderer Meinung. Aber es gibt ja nicht nur Todfeinde. Du bist Mittel zum Zweck und David geht über Leichen, schau dir Susanne an. Deswegen sag ich dir das… ja, auch wir sind uns nicht immer einig“, lachte er und irgendwie entschärfte es die Situation! Ich nickte leicht und auch ich war der Meinung, dass Adam in diesem Falle mehr Recht hatte als Jack. Ich kannte solche 'Gegner', oder gar Feinde nicht. Einzig vom Baseball kannte ich Gegner und auch dabei hatten wir uns immer versucht so gut es ging über die Mannschaft zu organisieren. Darüber nachdenkend, bat ich Adam: „Erzähl mir noch mehr. Noch mehr von David und seinen Plänen. Warum will er die Nachrichten so sehr kontrollieren?“ Kurz schien Adam nachzudenken ehe er antwortete. „Meinungsmache. Wer die Meinungen der Menschen beeinflusst, der kontrolliert auch die Massen. So einfach ist die Antwort. Damit hätte er theoretisch die Möglichkeit ganze Länder gegeneinander aufzuhetzen. Und wie du ja sicherlich weißt verdienen wir alle mit Krieg unser Geld“, meinte er und die Antwort war so simpel, fast schon viel zu einfach. Und ja, er hatte Recht. Heutzutage konnte ein Bild, ein Text ganze Massen in Bewegung setzten, egal ob man vom Wahrheitsgehalt wusste, oder nicht. „Woher habt ihr so viel Ahnung von seinen Plänen?“, fragte ich leise und die Antwort Adams brachte mich vollkommen aus dem Konzept. „Ich habe damals auch für ihn gearbeitet.“ Fast schon erschrocken entfuhr mir: „Wie? Als was denn?“ Schweigend betrachtete mich Adam und zog fast schon fragend die Augenbrauen hinauf. „Als Spion… oder Agent vielleicht?“, grinste er mich scheel an und fügte gleich hinzu: „Das ist aber schon einige Zeit her.“ „Und jetzt hasst du David?“, fragte ich leiser und um einiges nachdenklicher und leicht abwägend nickte Adam schwach. „Ja… doch so ein wenig…“, antwortete er und grinste mich leichthin an. „Mach dir nicht zu viele Gedanken, Jasper. Wir passen schon auf dich auf! Und glaube mir, wenn ich sage, wenn Jack wirklich etwas passiert wäre, hätten wir es erfahren.“ Ich glaubte ihm und trotzdem war es ein komisches Gefühl. Ich war regelrecht sprachlos, als ich diese ganzen Informationen aufnahm. Es brauchte sicher einige Zeit, bis ich das, was ich gerade erfahren hatte, vollkommen verarbeitet haben würde. David erschien mir immer gefährlich und irgendwie wünschte ich mir die ruhige und angenehme Zeit zurück. „Ich versuch später mal Jack zu erreichen… Ich wollte ihn nicht einfach anrufen… Nachher klingelt es und er wird deswegen entdeckt oder erschossen“, sagte ich und raufte mir meine braunen Haare. „Hm“, nickte Adam leicht, während er sprach, „ja, da wäre ich auch vorsichtig… Aber versuch es mal….“ Ich nickte leicht und schrieb Jack er soll, nein muss mich anrufen! Ich sah vom Handy auf und ließ meinen Blick schweifen. Didi drückte gerade seine Nase an Adams Bein und dieser wuschelte durch das Fell des großen grauen Tieres. „Wieso die Rose für Emi“, wollte ich nachdenklich wissen. Eigentlich nur um etwas zu sprechen. Es war als switchte Adam von seiner ernsten Art gleich in sein lockeres und oftmals fröhliches Ich. „Ach“, meinte er gut gelaunt und zwinkert mir zu, „ich wollte sie einfach zum Lächeln bringen. Außerdem besorgt sie mir Karten für das Theater. Eine kleine Nettigkeit kann man dann ja besorgen.“ Ich schüttelte leicht den Kopf und grinste ein wenig. „Hat es dich erwischt“, wollte ich von ihm wissen und er zuckte leicht mit den Schultern. „Sie ist niedlich. Ich mag ihre erfrischende, fröhlich Art“, meinte er gut gelaunt und erhob sich von meinem Schreibtischstuhl. Ich konnte nur den Kopf leicht schütteln und meinte mit einem freundlichen Schmunzeln: „Dann geh mal zu ihr… Sie freut sich sicherlich, dass du da bist…“ Adam nickte und grinste mich kurz an. „Und du mach dir nicht zu viele Gedanken, wenn was wirklich schlimmes geschehen wäre, hätten wir davon gehört“, wiederholte er, verließ den Raum, formte mit den Fingern die zwei Pistolen und grinste mich fast schon brüderlich an. Ich war wirklich dankbar, dass Adam mir so offen und ehrlich erzählte, was es mit David alles auf sich hatte. Von Jack hatte ich diesen ganzen Wall an Informationen sicherlich nicht bekommen. Ich ließ Adam und Emily ihre Zeit für sich. Ging mit dem Hund raus und machte Sport, doch immer noch hatte ich das Handy griffbereit. Es war, als ich gerade nach Hause kam und meine Schuhe in die Ecke kickte. Adam und Emily waren verschwunden und die Wohnung schien verwaist, als ich das Summen meines Handys hörte. Erleichterung durchströmte meinen Körper, als ich Jacks Nummer sah. Gleich ging ich dran und kurz wurden meine Knie weich, als ich Jacks tiefe Stimme hörte. „Hi, tut mir leid, dass ich mich nicht melden konnte. Hier ging alles drunter und drüber… Aber jetzt ist es wieder ruhiger“, erklärte er und ich lehnte mich nach Halt suchend an die Wand hinter mir. „Okay“, meinte ich leise und war vermutlich genauso froh seine Stimme zu hören, wie vor einigen Wochen am Strand. „Morgen brechen wir zur Basis auf, dann kann ich mich öfter melden“, sagte Jack und der Wind pfiff im Hintergrund. Einen kurzen Augenblick dachte ich schon, dass die Verbindung gestört sei. Ich war erleichtert zu hören, dass er morgen wieder auf der Basis war, denn ich glaubte, dass ich dann wieder gut schlafen würde. Kaz war mir vollkommen scheiß egal, Hauptsache er war nicht mehr in einem Kriegsgebiet! „Ist alles gut bei dir“, wollte ich wissen und ging sichtlich entspannter in mein Zimmer. Wie sehr ich angespannt war, merkte ich tatsächlich erst in diesem Augenblick. „Nur ein paar Kratzer. Das Handy ist ein wenig am Arsch und mein Funktelefon hab ich irgendwo verloren“, nuschelte Jack sachlich und ich stockte, als ich Kratzer hörte… was waren für diesen Soldaten Kratzer? Als ich dies fragte, hörte ich ihn tatsächlich leise lachen. „Nicht wildes Jazz… Es tut mir leid, dass du dir Sorgen gemacht hast… Ich hab eigentlich keine Zeit… Ich ruf dich morgen an“, raunte er und ich wusste, dass er einfach kein Mensch vieler Worte war. Ich hätte fast gelacht. „Okay… mach das und melde dich bei Adam oder Miller, die Sorgen sich.“ Ein genervtes Seufzen vernahm ich und tatsächlich entlockte es mir ein leises Lachen. „Ach und hey, Ich liebe dich“, meinte ich sehr leise und ich sah das sanfte Lächeln Jacks vor meinen inneren Auge. „Ich dich auch“, raunte er ins Telefon und Erleichterung durchflutete mich. Jack legte auf und erleichtert schloss ich meine Augen. Er lebte und er klang, als ob es ihm gut ginge… etwas, was mir einen riesigen Stein vom Herzen fallen ließ. Nun konnte ich mich endlich wieder entspannen… Kapitel 33: Ehre und Treue -------------------------- Seit Jack auf der Basis war, meldete er sich jeden Abend, was mich wieder ruhiger und entspannter werden ließ. Er erklärte mir etwas von Nacharbeiten des Einsatzes… Was genau dies bedeutete, wusste ich nicht. Doch er meinte, allzu lange würde dies nicht dauern. Immer wieder schoss mir auch das durch den Kopf, was Adam mir berichtet hatte. Jack selbst hielt sich so bedeckt wie sonst. David… jetzt wo ich mehr wusste verstand ich, was so gefährlich an diesem Menschen war. Ich wollte Jack nicht erzählen, was Adam mir preisgegeben hatte. Nachher hatten die beiden Streit und das wollte ich nicht. Also konnte ich kaum gezielt nachfragen, ohne, dass er aufmerksam geworden wäre. Also beließ ich es und wartete, auf den passenden Moment. Die Rose von Adam stand auf Emilys Nachttisch und ich brachte es einfach nicht über mich, sie etwas von ihrer rosaroten Wolke hinunter zu holen. Sie hatte es sich so sehr gewünscht. Also ließ ich sie reden, war ich doch nicht nur ein schlechter schwuler Freund. Allerdings traf ich mich auch mit meinen Freunden und tatsächlich kam Eric sogar für ein verlängertes Wochenende zu mir hinunter. Ich war ihm wirklich dankbar, denn so lenkte ich mich von meinen immer kurioser werdenden Gedanken ab. Eric erschreckte sich ziemlich, als er dem Hund gegenüber stand und brauchte einige Zeit um sich mit Didi anzufreunden. Mit ihm und Ethan gingen wir abends in Bars und beide scherzten, dass ich brav bei ihnen bleiben sollte. Doch ich konnte das Schauen einfach nicht sein lassen und flirtete tatsächlich mit ein, zwei Männern, die mir gefielen. Eric schlug mir feste gegen die Seite und meinte grinsend: „Glaubst du deinem Soldaten würde das gefallen?“ Ich lachte und auch Ethan grinste breit. Ich zuckte gelassen mit den Schultern und meinte scherzhaft: „Ist er gerade hier?“ Es war toll, wenn Eric hier war! Er und Ethan verstanden sich gut und eigentlich war es schade, dass Eric nicht einfach hier her ziehen wollte. Doch immer wieder schaute ich mich um. Wie Jack es sonst tat. Schaute jemand häufiger rüber? Waren neue Gesichter hier? Passte eventuell jemand nicht hier hinein? Ich wusste es nicht. Könnte mich David echt zu jeder Zeit verfolgen lassen? Nicht paranoid werden dachte ich mir immer wieder und versuchte mich selbst zu beruhigen. Kurz sah ich in meinem Drink eher ich Eric angrinste. Eric und ich schliefen in einem Bett. Es war mir gleich und ihm auch. Tatsächlich war ich auf den Weg nach Hause einen kleinen Umweg gefahren. Ich wusste nicht, wann mich wer verfolgt. Doch ich lenkte mich wieder ab und sah in Eric Gesicht und grinste ihn an, lenkte mich ab. Irgendwann drehte ich mich zu ihm und fragte: „Wieso willst du nicht endlich hier hin!? Ich meine, Sonne, Sommer und … na ja, ich bin hier.“ Auch er stütze sich ab und wir sahen einander an. „Na ja, ich fühle mich dort wohl. Meine Familie ist da und meine Schwester macht bald ihren High School Abschluss…. Es ist aber schade, dass wir uns so selten sehen…“ Ich nickte und gerade, als ich etwas sagen wollte, sprang der Hund auf meine Beine. Schmerzvoll stöhnte ich auf und Eric schrie erschrocken auf. „Was macht der Hund denn?“, fragte er und starrte mich regelrecht panisch an. Genervt verdrehte ich die Augen und raunte finster: „Verdammt Didi aus! Nein runter!“ Ich deutete auf sein Körbchen und die Ohren hängen lassend sah er mich an. „Der darf auf das Bett? Wieso“, wollte Eric entsetzt wissen und genervt erwiderte ich: „Weil Jack ein Idiot ist!“ Erneut forderte ich den Hund auf, sich in sein Körbchen zu legen und erst danach begab er sich fast schon widerwillig dahin. Ich lobte ihn, als er sich dorthin legte und seufzte etwas. „Jack hat dem Hund erlaubt bei sich in seinem Bett zu schlafen… Kann man sich kaum vorstellen, oder“, scherzte ich etwas und Eric grinste ein wenig. „Ne, irgendwie nicht…. Aber na ja… ist ja doch irgendwie nett, oder?“, wollte er wissen und ich nickte vage. Es tat gut mit Eric Zeit zu verbringen und ich genoss es meinen besten Freund bei mir zu haben! Heute oder Morgen wollte Jack wiederkommen und nachdem ich mir so viele Sorgen gemacht hatte, konnte ich es, wenn ich ehrlich war, kaum erwarten! Doch seit er auf der Basis war, nagte die Eifersucht an mir. Er war dort, wo er mit Miller sprechen konnte. Mit ihm Zeit verbringen konnte. Allerdings wollte ich einfach nicht daran denken. Eifersucht war schwachsinnig! Ich wusste ja nun den Grund, warum Miller mich nicht mochte! Zudem hatte Jack bewiesen, dass er mich noch liebte, dass er mein Freund, mein Lebensgefährte sein wollte und an Sex mangelte es in unserer Beziehung sicherlich nicht! Es bestand also kein wirklicher Grund, dass ich eifersüchtig sein musste. Außerdem hatte ich genau die gleiche Möglichkeit wie er ihn zu betrügen. Doch mit jedem Tag nahm dieses beschissene Gefühl zu. Ich sprach mit Jenny und auch sie sagte ehrlich, dass sie jedes Mal diese Sorgen hatte. Jack hatte sich regelmäßig bei mir gemeldet und durch meine Freunde und die Arbeit hatte ich auch kaum Zeit für solche Gedanken. Solange er mit beiden Beinen sicher auf seiner Basis war musste ich mir um David keine Sorgen machen. Glaube ich zumindest. Trotzdem wollte ich seine Stimme gerade hören und rief ihn an. Die Zeitverschiebung war mir relativ egal! Schon nach kurzem Klingeln nahm er ab. Was es gibt, wollte er gleich wissen und leise lachend meinte ich: „Dich endlich mal wieder, wenn du heute nach Hause kommst.“ Es tat gut ihn zu hören. Ich hörte Jack kurz stutzen, doch dann lachte er tatsächlich kurz. „Na gut, das Angebot klingt verlockend…“, raunte er mit tiefer Stimme in das Handy, „eigentlich wollte ich mich morgen auf den Weg machen, aber ich schau mal, ob ich einen Piloten finde.“ Ich grinste und hätte nie damit gerechnet, dass er tatsächlich heute noch kommt. Emily hatte eine Aufführung und als ich ihm das sagte, konnte ich sein süffisantes Grinsen mehr wie erahnen. Dass dies praktisch wäre, sagte er und ich hörte ihn mit einer Person sprechen. Als er den Namen sagte, war ich überrascht. „White Shark, warte kurz“, ich hörte, wie das Telefon weggehalten wurde. Hörte mehr ein Rauschen, als das ich wirklich dem Gespräch der Männer lauschen konnte. Er war derjenige, der mich damals in dem Jet geflogen hatte! Wie sah er noch mal aus? Ich wusste es eigentlich nicht mehr! „Ich kann heute noch kommen. Ich schicke dir gleich eine Adresse, kannst du mich von dort abholen?“, fragte Jack mich und ich grinste leicht. „Gut, dass du dir ein Auto gekauft hast, also ja, kann ich“, meinte ich fröhlich und tatsächlich freute ich mich! Ich sah Didi an, welcher fröhlich hechelte und meinte. „Du musst heute Abend müde sein! Also komm, wir gehen ne Runde laufen und ich glaub ich tue deinem Herrchen mal einen Gefallen!“ Tatsächlich lief ich mit dem Hund meine Strecke und Didi freute sich! Ja, der Hund brauchte jeden Tag sehr viel Bewegung! Ohne Jack geriet ich damit fast an meine Grenzen. Ich konnte den Hund hier nicht alleine herumstreunen lassen und ins Café kam er nicht mit. Wir liefen durch die Stadt und als ich anhielt um Luft zu schnappen, sah ich zu einem großen Supermarkt und mir kam eine Idee. Zielstrebig ging ich zu dem Laden, band den Hund noch an, bevor ich hinein ging. Ich besorgte alles, was man für eine Lasagne brauchte. Irgendwie wollte ich ihn wirklich Willkommen heißen! Ich war mir sicher, dass Jack so noch nie Willkommen geheißen wurde. Nachdem ich das Fleisch und den Rest zusammen hatte, beeilte ich mich nach Hause zu kommen! Bevor es bei den Temperaturen noch schlecht wurde! Bevor ich mit dem Kochen anfing, fütterte ich den Hund, jedoch war Didi kein Hund der bettelte. Wie gut er erzogen war, erstaunte mich regelmäßig. Nur das Bettverbot verstand er nur langsam. Tatsächlich machte mir das Kochen am meisten Spaß, wenn es um Haushaltssachen ging. Jedoch stapelte sich in meinem Zimmer die Bügelwäsche. Ich hasste Bügeln und ich konnte es auch nicht. Tatsächlich trug ich deswegen meistens T-Shirts. Ich stellte noch etwas Bier für heute Abend kalt und machte mich auf den Weg zu der Adresse, die Jack mir geschickt hatte. Didi war natürlich dabei. Ich fuhr zu einem kleinen Flugplatz am Rande von L.A und sah einen schwarzen Helikopter gerade landen. Die Erleichterung durchflutete mich wie ich das sah. Es war kein Touristenflugplatz, eher was für Hobbypiloten. Es standen viele Segelflugzeuge herum. Ich beobachtete, wie die Seitentür des Helikopters sich öffnete und erkannte schon von weitem Jacks kräftige Statur. Ich ließ den Hund aus dem Wagen. Laut kläffend stürmte Didi in Richtung Jack davon. Grinsend sah ich dem grauen großen Hund nach und folgte gemächlich. Ein Mann, größer wie Jack und ich, kam aus dem Helikopter geklettert. Ich erkannte die Gesichtszüge, doch statt wie früher abrasierte Haare trug er sie heute länger, doch immer noch relativ kurz. Überrascht sah er mich an. Er erkannte mich sofort. „Hi! Du warst doch der Rekrut von Snake“, sagte er grinsend und reichte mir seine kräftige Hand. „Ja, hi, White Shark“, grinste ich und freundlich grinsend betrachtete er mein Gesicht. „Man, bist du alt geworden“, lachte er laut und Jack kam zu uns getreten. Wir grinsten einander nur kurz an. Große Liebesbekundungen vor anderen Menschen machten wir einfach selten. Es passte einfach nicht zu uns. „Hi“, sagte er nur kurz und blickte ernst zu White Shark. „Danke für´s Absetzen“, raunte Jack mit tiefer Stimme. Er winkte ab. Lässig meinte White Shark: „Ach alles gut! Ruf nur an, wenn ich dich wieder einsammeln soll, Boss.“ Jack nickte und gemeinsam mit Didi verließen wir den kleinen Flugplatz. Als wir im Auto saßen, blickte ich langsam zu ihm herüber. Nun, wo wir alleine waren, betrachtete ich Jacks Gesicht eingehender… Ich genoss wahrlich den Anblick. Alles war wie immer. Gott sei Dank. Die Narben, die Augenklappe… Es tat gut ihn wieder zu sehen. Ich griff nach seiner Hand und er drückte die Meine. Ein erleichtertes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht und das sonst so kalte blau seines Auges erschien wärmer. Er drückte meine Hand an seine Lippen und der dichte Bart kratze leicht. Zufrieden wurde sein Gesichtsausdruck und ich war so erleichtert, dass er in einem Stück wieder bei mir war. Ich grinste kurz, drückte kurz seine Hand, ehe ich ihn los ließ. „Wie kommt es, dass du hier abgesetzt wirst“, fragte ich ruhig und startete den Motor. Didi war bereits auf dem Rücksitz verstaut. Als wir den privaten Flugplatz verließen, meinte er: „Ich kann nicht ständig auf den Flughäfen herumlaufen. Mein Intel-Team hat zwar das Bild von mir ausgetauscht, aber irgendwann fällt das auch auf… Man muss ja nicht provozieren, wenn es nicht notwendig ist. Und die ganzen Kontrollen dauern mir zu lange.“ Verstehend nickte ich. Ja, man brauchte nicht, wenn es nicht nötig war mit dem Feuer zu spielen, da hatte Jack Recht. „Wie war die Arbeit nun wirklich…“, fragte ich und sah Jack neugierig an. „Der Einsatz an sich war nervig aber niemand ist ernsthaft zu Schaden gekommen. Und Miller nervt derzeit wegen den Plänen zum Ausbau der Basis und uns haben erneut Medien gefragt, ob sie nicht ein Interview haben können.“ „Was ihr natürlich kategorisch ablehnt“, meinte ich leise und war verblüfft, als Jack plötzlich den Kopf schüttelte. „Nein, wir haben uns dazu entschieden, dass es praktisch sein kann, wenn die Medien über uns berichten… Miller wird wohl ein Interview geben.“ Ich sah zu ihm. Frech meinte ich: „Wieso er? Ist dein Gesicht nicht hübsch genug?“ Jack lachte und sah mich mit wachsamem Blick an. „Sozusagen“, raunte er mit tiefer Stimme, „Einer muss das Gesicht sein. Das ist Miller. So was kann ich nicht.“ Ich verstand ihn, dass wäre wirklich nicht er. Als ich ihn fragte, wann dieses Interview stattfinden würde, meinte er in zwei Tagen, was mich überrascht zu ihm schauen ließ. „Na dann bin ich mal gespannt… Ich habe dir übrigens Lasagne gekocht.“ Überrascht sah er mich an und sein Auge weitete sich. „Warum“, fragte er verwirrt und ich grinste leicht. Ich zuckte mit den Schultern und erklärte freundlich: „Weil du sie magst und es dein Lieblingsessen ist. Wollte dich mal… na ja Willkommen heißen… nachdem ich so viele Sorgen hatte“ Fast schon fassungslos sah er mich an. Erinnerte er mich doch an mich selbst, wenn er mir wieder schier unbegreifliche Sachen versuchte zu erklären! Fast sah er aus, als habe ihm jemand eine Ohrfeige verpasst. Er schluckte und nickte leicht und schien aus allen Wolken zu fallen. Das Schweigen, was folgte, war verwirrend. Es schien, als habe ihn diese simple Sache vollkommen aus dem Konzept gebracht. Seine Hand zitterte leicht. Wieder mal. Ich fragte mich ernsthaft, was es damit auf sich hatte. Ob das Nachwirkungen einer alten Verletzung waren? An dieser Hand hatte er neue Narben. Ich wollte ihn nicht darauf ansprechen, hatte ich sowieso schon das Gefühl ihn überrumpelt zu haben. Es war seltsam als wir Zuhause ankamen und Jack, als er in der Küche stand, mit großem Auge in den Backofen blickte. Er schien kaum fassen zu können, dass er heute sein Lieblingsessen bekommen würde. Es war fast schon unheimlich niedlich ihn so zu sehen. „Es riecht lecker“, meinte er nach einem Augenblick und sah über die Schulter hinweg zu mir. Er erinnerte mich an mich selbst, früher, wenn ich mit meiner Mutter Kekse gebacken hatte. Jack nickte leicht, kam langsam auf mich zu und zog mich in seine kräftigen Arme. „Ich kann nur Dosen aufwärmen“, raunte er und ließ mich wieder los. Wieso er mich einfach umarmte, verstand ich nicht direkt. Ich stellte den Ofen an und stellte mir einen Wecker auf meinem Handy, während ich gemeinsam mit Jack in mein Zimmer ging. Didi lag eingerollt auf meinem Bett und als wir einander ins Gesicht sahen, stand er schwerfällig auf und schnaufte genervt. Jack musterte mich und den Hund und tatsächliche gluckste er amüsiert auf. „Du hast ihn ja schon richtig unter Kontrolle“, grinste er amüsiert und betrachtete fragend den Wäschehaufen neben dem Schreibtisch. „Keine Lust zu waschen? Oder stehst du nun auf solche Deko“, fragte er scherzhaft und pikste mir spielerisch in die Seite. Ich war erstaunt, was meine einfache Geste für eine Wirkung auf ihn hatte. Gerade war es so, als sei er vollkommen normal. Als seien wir zwei junge, frisch verliebte Männer und keiner, der sich sonst mit sowas so schwer tat. Als sei Jack nicht gerade von einer Militärbasis gekommen, sondern von einer einfachen Geschäftsreise. Ich lachte leise, schlug die Hand leicht weg und sagte gut gelaunt: „Ach nur Wäsche, für die ich zu faul zum Bügeln bin. Was für dich das Kochen ist, das ist für mich das Bügeln.“ Über meine Antwort lachend zog Jack fast schon erstaunt die Augenbrauen hinauf. „Echt nicht? Dabei ist das doch so simpel“, grinste er leicht und als ich meinte, dass Kochen auch simpel sei, war ich erstaunt, als er locker sagte: „Ach weißt du was, dann bügele ich eben morgen… Wenn du schon kochst, dann kann ich auch das machen!“ Nie hätte ich so was von ihm erwartet und grinsend stimmte ich ihm zu. Irgendwie konnte ich es mir kaum vorstellen, dass er meine Wäsche bügelte! Als wir aßen, hätte die Stimmung nicht besser sein können. Es war toll, dass er wieder hier war. Wir sprachen darüber, was es bei Adam neues gab, wie es Quiet ging und auch darüber, was Miller so machte. Doch weder er, noch ich sprachen über seine Arbeit. Heute sollte nichts die Laune trüben! Abends im Bett fragte ich ihn, wie lange er vorhatte zu bleiben. Er streckte sich entspannt und gähnte leicht. „Ich hab Ozelot und Miller gesagt, wenn was ist, sollen sie mich anrufen. Dann würde ich mich auf den Weg machen. Morgen ist Scheiß-Papierkram-Tag“ Ich nickte leicht und mir kam plötzlich eine Idee. „Sag mal, Jenny hatte mir geschrieben, dass Clay in den nächsten Tagen wieder kommt… Ich finde, wir sollten ihn abholen. Auf der Fahrt nach Hause habt ihr Zeit euch kennen zu lernen.“ Jack drückte mich an sich, wusste ich doch, wie sehr er es genoss mit mir zu kuscheln. „Na gut… wenn es denn sein muss“, seufzte er schwer und drückte seine Lippen auf meinen Hals. Wir fuhren gemeinsam zum Flughafen. Egal wie oft ich auch hier war, dass Fahren an diesen Ort brachte mich immer zur Verzweiflung. Schweigend saß Jack neben mir und sah aus dem Fenster. Ich wusste, dass es ihm nicht passte. Er wollte eigentlich keinen von seinen Ansichten überzeugen, doch dies war mir bei meiner Familie vollkommen scheiß egal. Ich wollte einfach, dass er und Clay miteinander auskamen. Sie brauchten keine Freunde zu werden, aber ich wollte wenigstens Clay die Sorge nehmen, einen gemeingefährlichen Terroristen zu decken. Mit seinem Tablet in der Hand saß Jack im Auto und tippte fast schon ungeduldig auf dem Gerät herum. Er brauchte es, hatte er mir erklärt und war an seinem Laptop verschwunden. Vermutlich hatte er Bilder hinaufgezogen, um Clay Beweise zu zeigen. Sicherlich wirklich etwas, was er ausschließlich für mich tat. Endlich kam ich an den richtigen Ausgang. „Warte hier drinnen, ich hol ihn ab“, meinte ich und ließ Jack im Auto zurück. Zügig ging ich in die Halle und stand vor der Absperrung der ankommenden Gäste. Ich erkannte Clay schnell. Mit seinen rasierten Haaren und einem großen Rucksack auf den Rücken trat er zu mir. Lächelte mich freundlich an und schien froh endlich wieder Zuhause zu sein. Er trug zivile Kleidung. Ein dunkelrotes bedrucktes T-Shirt und eine dunkelblaue Jeans kleideten den Mann vor mir. „Hi Jazz“, meinte er und drückte mich kurz, ehe er mich auffordernd anblickte. Vermutlich wollte er einfach schnell zu Jenny und Luna. „Hi“, sagte ich freundlich und betrachtete ihn, „ich bin nicht allein gekommen…“ meine Stimme ließ ihn hellhörig werden und mir war klar, dass er sofort schaltete. Ich sah, wie seine Schultern sich anspannten. Sich kurz an der Schläfe kratzend fragte er mit einem leicht spöttischen Ton: „Ich denke nicht, dass du meine Verlobte mitgebracht hast, oder?“ Ich schüttelte den Kopf und erklärte: „Ich will, dass du ihn kennenlernst und die Fragen stellen kannst, die du stellen möchtest… Ich meine, ihr sollt ja nicht die dicksten Kumpel werden, aber wenigstens einander…. Nicht an die Gurgel gehen.“ Kopfschüttelnd ging er neben mir her. „Du kennst den Befehl, den ich eigentlich habe“, raunte er wütend und betrachtete mich. Ich nickte leicht. Ja, dass wusste ich. Eigentlich lautete sein Auftrag Jack unverzüglich gefangen zu nehmen und auszuliefern, wenn er ihn sah. „Komm schon Clay, du bist doch sonst nicht so kopflos“, meinte ich, während wir in die Sonne traten. Schwer seufzend nickte er erneut und als wir am Auto ankamen, schien er kurz durchzuatmen. Er stieg ein und es folgte ein kurzes, hi. Danach wurde eisig geschwiegen, als ich auf den Fahrerplatz stieg. Doch wen wundert das bei Jack schon?! Fast schon genervt blickte ich kurz zu ihm hinüber. Unsere Blicke trafen sich und er verdrehte kurz sein Auge. Doch es war Clay, der die Stille brach: „Also, Jazz meinte, dass du mir beweisen willst, dass du doch kein verrückter Terrorist bist, aber wieso stuft dich unsere Regierung so ein?“ Ich erkannte die Maske der Emotionslosigkeit, denn diese zeigte er Fremden so häufig. „Die Regierung stuft jeden so ein, der ihnen nicht passt. Wir sind bewaffnet und haben weder Allianzen noch Diplomatische Beziehungen mit denen, also wundert dich das wirklich?“, meinte Jack und blickte kurz nach hinten. Erneut folgte eisiges Schweigen, als ich auf die Interstate fuhr. Die Autobahn war recht voll und ich war froh darüber. Mehr Zeit zum Reden. „Ihr wolltet und solltet reden“, meinte ich genervt und als Jack fast schon pampig sagte, dass man so nicht gut reden könne, da man sich ja auch nicht ins Gesicht sehen könne, fuhr ich am nächsten Rasthof einfach raus. Ich brauchte nichts zu sagen und mit einem genervten Seufzen stieg Jack fast schon pampig aus und setzte sich zu Clay. Im Rückspiegel bemerkte ich, wie sich die beiden kurz musterten. Vor allem Clay schien Jack abschätzend zu taxieren. Ich konnte es ihm auch nicht verübeln! Wieder schwiegen sie kurz, doch dann brach es fast schon wütend aus Clay heraus: „Du hast einfach einen Versorgungskonvoi in die Luft gesprengt! Und hast ein Dorf in Afrika überfallen!“ Ich hörte die Verachtung in seiner Stimme und ja, in seinen Augen war es mehr wie berechtigt! Ich konnte mir denken, dass Jack nicht mit einer Wimper gezuckt hatte, als er die Anschuldigungen hörte. „Woher weißt du, dass es ein Versorgungskonvoi war“, fragte er erstaunlich ruhig und bei einem kurzen Blick in den Spiegel sah ich, dass Jack ihn dabei keines Blickes würdigte. „Das wissen doch alle“, raunte Clay mit immer noch zorniger Stimme. Leider musste ich mich einfach auf den Verkehr konzentrieren und konnte nicht wie gebannt in den Rückspiegel starren und so vernahm ich nur Jacks verbale Antwort, was er nonverbal ausdrückte, blieb für mich verborgen. „Und wenn ich dir jetzt hier in ein Glas pisse und sage, das ist Whiskey, glaubst du das auch“, fragte er ruhig und ich verstand sofort worauf er hinauswollte. Ja, er kam meiner Bitte nach Clay von sich zu überzeugen, doch er war immer noch er selbst. Ohne, dass Clay selber mitdachte, wollte Jack ihm nicht alles auf dem Silbertablett servieren. Ich war nur nicht sicher, ob das bei Clay der richtige Weg war. Angewidert war die Stimme Clays: „Nein?!“ „Gut“, raunte Jack ruhig, „aber wenn dir dein Vorgesetzter sagt, dass das ein Versorgungskonvoi war, dann glaubst du ihm das blind?“ Ein Laut der Verwirrung entkam Clays Lippen und bei einem Blick in den Rückspiegel, den ich mir nun so einstellte, dass ich beide sah, zeigte mir, dass er wirklich sehr verwundert auf Jacks so markantes Gesicht blickte. „Das ist was vollkommen anderes. Warum sollten die Medien und die Regierung lügen?“, meckerte er drauf los und Jack ließ ihn sich aufregen. „Tja“, sagte Jack ruhig, „das ist wohl die eine-Millionen Dollar-Frage.“ Clay musste sich scheinbar beherrschen um nicht vor Wut in die Luft zu gehen. Ob er denn überhaupt Beweise dafür hätte und als Jack nickte, verlangte er sie sofort zu sehen! Er seufzte schwer, denn ich vermutete, dass es genau nun bei Jack normalerweise anders ablief. Er wollte, dass die Leute es selbst herausfanden und nicht einfach vorgesetzt bekamen. Er bat mich, ihm das Tablet zu reichen, welches neben mir auf dem Beifahrersitz lag. Kurz wischte er darüber und ich hörte leise ein Video beginnen. Hörte Schüsse und Geschrei und konnte mich für einen Moment nicht mehr gut aus das Fahren konzentrieren. „Ich trag oft eine Bodycam. Beweissicherung und damit mein Intel-Team mich unterstützen kann“, raunte er zur Erklärung, „siehst du da viele Lebensmittel?“ Ich wusste nicht, was auf diesem Video drauf war, doch Clays Schweigen war gut und in diesem Augenblick fast schon erleichternd. Immer wieder hörte ich Schüsse und leise Schreie aus dem Gerät. Nach einem Moment wurde es ruhiger. Holz wurde aufgebrochen und aus dem Tablet drang Jacks leise Stimme, welche sagte: „Ich hab´s gefunden“. Danach herrschte absolute Stille. Was auch immer Jack meinem Schwager zeigte, er rieb es ihm nicht unter die Nase. Ja, auch dies war eigentlich ein freundlicher Charakterzug von Jack. Mehrere Male hörte ich Clay scharf die Luft einziehen, als sei er fassungslos. „Trotzdem bist du ein Killer“, fuhr Clay Jack an. Es wirkte für mich wie ein Verzweiflungsversuch. Allerdings war dieses Argument sicherlich auch Richtig… „Wie viele bestätigt Abschüsse hast du, Ace? Macht es dich unschuldig, weil du einfach einen Befehl ohne Sinn und Verstand ausführst? Ich weiß genau wie hoch deine bestätigten Treffer sind“, raunte Jack und ich musste ihm im stillen Recht geben. Clay war mit seinem Beruf nicht frei von Schuld, das war gar nicht möglich. Vermutlich wusste er es selber. Wenn ich ehrlich war, konnte ich es mir gar nicht vorstellen. Sowohl bei Jack, als auch bei Clay. Ich kannte Clay, dieser lustige und oftmals hilfsbereite junge Mann, war für mich eigentlich kein Mensch, der in einem Gebüsch hockte um jemanden gezielt in den Kopf zu schießen, doch dies war sein Beruf… „Eigentlich müsste ich dich sofort erschießen!“ Ich sah in den Rückspiegel, wollte ich nun wenigstens kurz sehen, wie Jack auf diese Aussage reagierte. Erstaunlich ruhig und ohne wirkliche Verwunderung nahm er sie auf und grinste sogar leicht. „Aha musst du das? …Siehst du“, begann er zu sprechen, „dass ist der einzige Unterschied zwischen dir und mir, ich kann mir aussuchen, ob ich es mache oder nicht.“ Er schwieg einen Moment um seinen Worten Wirkung zu verleihen. „Vor einiger Zeit hättest du sterben sollen. Mein Sniper hat dich entdeckt und mich auf dich aufmerksam gemacht. Nachdem ich erkannt hatte wer du warst, gab sie nur einen Warnschuss in deine Richtung ab. Du hast dann deine Beine in die Hand genommen, falls du dich erinnerst.“ Ich konnte mich vage daran erinnern, dass Clay von so etwas berichtet hatte, als ich ihn einmal abgeholt hatte. „Warnschuss? Der Schuss hat mich nicht getroffen“, meinte Clay und vermutlich wusste er genau um welchen Einsatz es sich handelte. Ich konnte mir denken, dass es einer der gefährlichsten Momente in seiner Karriere war. „Natürlich nicht! Das ist ja auch der Sinn von einem Warnschuss…“, stellte Jack ruhig und sachlich fest, „Clay, Amerika ist nicht heilig. Ja, wir werden von Fremden angeheuert. Sicher fallen einige Sachen, von denen man hört, unter den Aspekt des Terrorismus. Allerdings ist es auch ein terroristischer Akt, ohne Wissen auf eine Ansammlung Menschen zu schießen und sich nachher zu entschuldigen, weil es wohl doch nur eine Hochzeit war. Keiner hat Amerika deswegen als Terroristen verurteilt, außer die Terroristen selbst. Und ich finde die hatten Grund dafür…“ Ich erinnerte mich vage daran. Hatte nur kurz in den Nachrichten darüber gesehen und auch Clays Schweigen war eine stumme Antwort. „Ace“, begann Jack raunend zu sagen, „du bist schon so lange im Geschäft! Dir sollte doch wohl klar sein, dass Krieg kein sauberes Geschäft ist! An unser beider Hände klebt Blut. Und sicher ist nicht jedes Blut schuldig. Woher willst du wissen, dass du nicht unschuldige getötet hast, die der Regierung einfach im Weg standen? Weil es dir dein Vorgesetzter einfach gesagt hat?“ Wieder herrschte Schweigen und auch Jack sagte dieses Mal nichts. Ich fuhr weiter und meine Gedanken kreisten, vermutlich wie bei Clay. Schweigend fuhren wir bei Jenny in die Einfahrt und ich betrachtete das Haus, welches für einige Jahre mein Zuhause war. Hier in der Vorstadt war alles so friedlich. Der gemähte Rasen, die gepflanzten Blumen. Das Bobycar, welches vor der Haustür stand und hier im Auto redeten wir von Momenten, Erlebnissen, die so gänzlich anders waren, dass man kaum glauben wollte, dass wir auf ein und derselben Welt lebten. Ich hielt an und sah zu Clay. „Zu Hause“, war mein wenig intelligenter Kommentar. Er nickte knapp und seufzte schwer, während er sich durch das Gesicht wischte. Vermutlich musste er sich sammeln. Clay stieg aus und auch Jack stand auf. Ich wollte mich nun nach dem Gespräch nicht einfach bei ihm einladen und trotzdem war ich überrascht, wie sich die beiden Männer kurz die Hand reichten. Jack klopfte ihm noch kurz auf die Schulter, während sich Clay seine Sachen aus dem Kofferraum klaute. „Bis dann Jazz, danke für´s Abholen“, meinte er leise und ging zu der Haustür. Jack setzte sich wieder neben mich und ich konnte sehen, wie Clay fröhlich von Jenny begrüßt wurde. Ich verstand Jenny nur zu gut als ich sah, wie sie Clay überglücklich küsste. Schweigend fuhren wir zu meiner Wohnung und ich blickte kurz zu Jack. „Danke“, sagte ich nur und lächelte leicht, während ich den Mann neben mir kurz stumm betrachtete. Kapitel 34: Die Bürde die wir tragen ------------------------------------ Ich war froh, wie es gelaufen war. Sehr nachdenklich schien Clay, als er uns verlassen hatte und ich war mir sicher, dass etwas in ihm begann genauer nachzudenken. Ging er alte Einsätze durch? Gab es vielleicht Einsätze, bei denen er sich selbst unwohl gefühlt hatte? Wir sprachen darüber nicht, während wir nach Hause fuhren. Ich hing meinen Gedanken nach und Jack machte das, was er so gut konnte, schweigen. Mir war klar, dass er es nicht mochte so die Leute von sich zu überzeugen, allerdings war es mir einfach wichtig. Der Teil, meiner Familie sollte nicht wegbrechen, zumal Jack in meinen Augen einfach kein schlechter Mensch ist. Er musste also in diesen sauren Apfel beißen, ob es ihn passte oder nicht. Doch nachdem ich mit Jack Zuhause ankam, schaute ich ihn an und murmelte leise, aber sehr ehrlich: „Danke, Jack.“ Er nickte und sah kurz hinab auf das Tablet. Auch mein Blick glitt hinunter und mit gerunzelter Stirn fragte ich: „Darf ich mir das eigentlich auch anschauen?“ Reserviert wurde Jacks Ausdruck, als er mich betrachtete. Auch sein Auge huschte hinunter zu dem unscheinbaren Gerät in seinen kräftigen Händen. Ich war neugierig, was noch für Geheimnisse in ihm schlummerten. „Warum willst du das? Das ist nicht wie in den ganzen Kinofilmen“, erklärte er ruhig und weder Abweisung noch Wut waren in seiner Stimme verankert. Unsicher zuckte ich mit den Schultern, stellte den Motor ab und meinte: „Weiß nicht. Vielleicht weil ich einfach neugierig bin wie und was du alles so machst… Du sagtest, du trägst eine Bodycam… ist, na ja... irgendwie spannend, so etwas aus deiner Perspektive zu erleben.“ Jack atmete schwer durch. Schien meine Worte sich noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen und nachdenklich sah er mich an. Warum, verstand ich im ersten Augenblick nicht. „Hm“, grummelte er leise, „so habe ich das noch nie gesehen… Für mich ist das einfach meine Arbeit, Jasper. Ich möchte es eigentlich nicht zur Unterhaltung herumzeigen. Bei dem Einsatz sind auch einige meiner Kameraden gefallen und ihr Tod… ist nicht wie in Hollywood …“ Ich lauschte ihm und war erstaunt, dass er gerade wahrlich nach Worten suchen musste. So etwas kam einfach so selten vor. Doch ich glaubte ihn zu verstehen. Es war keine Unterhaltung. So aufregend es sicher war dieses Video zu schauen verstand ich, dass es für Jack etwas anderes war, als einfach nur ein Video. Es waren sicher schreckliche Bilder. Die letzten Bilder von einigen vielleicht auch sehr geschätzten Menschen. Natürlich könnte man damit argumentieren, dass er und seine Freunde und Kameraden Soldaten waren. Sie sehen dem Tod vielleicht öfter, oder auch bewusster ins Gesicht und trotzdem machte es den Verlust nicht weniger schlimm. „Ich dachte, du gehst immer alleine irgendwo rein“, nuschelte ich und traute mich noch nicht die Tür des Autos zu öffnen. Er nickte und erklärte gleich: „Meistens ja. Aber damals brauchten wir alle…“, erklärte Jack ruhig und strich sich kurz über die Narbe an der Hand. Auch ich betrachtete die Narbe und nickte leicht, während wir ausstiegen. Daher hatte er sie also, von diesem Einsatz. Wenn ich ehrlich war der einzige Einsatz, den ich von ihm je gehört hatte, seit er seine eigene Basis hatte. Ich fragte nicht noch einmal danach, ob ich das Video schauen durfte. Es war Jack angenehmer und dennoch war dort diese Neugierde in mir, die Befriedigung erfahren wollte. Dieses Tablet strahlte für mich eine so gewaltige Anziehungskraft aus, obwohl ich wusste, dass ich es nicht sollte. Jack schien zu arbeiten und war sehr nachdenklich. Ich wollte ihn nicht stören und setzte mich an meinem Laptop. Ich erstellte gerade meinen Stundenplan für das kommende Semester. Erst als Didi winselte, blickte Jack auf. Immer noch schien er etwas zu lesen und raunte genervt: „Ich komm ja…“ Er fragte mich nie, ob ich mit dem Hund rausging. Didi war sein Hund, seine Verantwortung und als er das Tablet auf der Kommode ablegte, griff ich schnell danach. Die Verlockung war einfach zu groß! Ich musste ja nicht sagen, dass ich hineingesehen hatte, dachte ich mir und wusste, dass es falsch war. Doch ich konnte meine Neugierde nicht unterdrücken und ich hasste es, wenn Jack so eisig schwieg! Ich hörte, wie die Haustür zuging und kurz war die Stille in der Wohung deutlich zu vernehmen. Ich sah auf das Display und strich darüber. Einzelne Ordner waren zu sehen mit Abkürzungen, die ich nicht verstand. Nicht ein Spiel schien auf dem Gerät zu sein und es hätte mich auch gewundert. Es dauerte, bis ich Ordner gefunden hatte, die Videos enthielten. Drei Stück sah ich. Alle unterschiedlich lang. Die Neugierde gewann und mit einem schlechten Gewissen klickte ich auf die erste Datei. Vom Datum her schien es die jüngste zu sein. Es war im November aufgezeichnet worden und es schien die längste Datei zu sein. Das Video setzte mitten drinnen ein. Zunächst hörte ich nur den Wind pfeifen und ich stellte die Lautstärke nach oben. Ich sah Jack nicht, natürlich. Er hatte Clay ja schon erklärt, dass er eine Bodycam trug. Felsige karge Wüstenlandschaft war zu erkennen. Vereinzelte karge Bäume wuchsen in der Umgebung. Ich hörte Jacks schweren Atem. In der Ferne erkannte man Rauch, der aufstieg. Vielleicht brannte es dort. Man erkannte Ruinen. Das glaubte ich zumindest. „Wie weit noch“, hörte ich seine tödlich ruhige, gleichzeitig so vertraute Stimme sagen, die so anders klang, als ich sie kannte. Ich fragte mich, mit wem er von seiner Basis aus die Mission geleitet hatte. Ob man dies auch hörte? Schon im nächsten Moment bekam ich meine Antwort. Die nüchterne Stimme Kaz‘s drang in meine Ohren. „Noch ne viertel Meile, Boss. Das ist ein Vorort von Aleppo“ Aleppo, Syrien… Dort herrschte seit geraumer Zeit schon ein erbitterter Bürgerkrieg. Natürlich kannte ich die Bilder des Krieges. Sie waren so oft schon in den Medien zu sehen, dass sie einem kaum noch wirklich zu schrecken vermochten. Ich war überrascht, dass man Kaz Stimme hörte. Vermutlich hatten sie sowohl das Video, als auch die Audioaufnahmen gespeichert. Wie das möglich war, wusste ich nicht. Ich konnte nicht sehen, wohin Jack schaute, noch was er beobachtete. Auf einmal sah ich nur noch den braunen felsigen Boden und Jacks Arme, die ab und zu durch das Bild glitten. Er kroch und erneut hörte ich nur seinen Atem, vermutlich schien er sehr angespannt zu sein. Vollkommen in Alarmbereitschaft. Ich hörte das aufheulen eines Motors und Jack verharrte in der Position, sogar sein Atmen setzte kurz aus. Ich merkte, wie mein Puls sich beschleunigte und ich bekam Angst um ihn. Dabei wusste ich doch eigentlich, dass nichts passieren würde. War er doch schließlich vor nicht einmal zehn Minuten aus der Wohnung verschwunden. Nichts geschah einige Momente lang, so dass ich mich fragte, ob noch was geschah! Ich erinnerte mich daran, dass dies einfach kein Actionfilm war! Dies war real. Natürlich explodierte nicht einfach was. Doch das Auto fuhr vorbei, vermutlich hatte der Fahrer Jack nicht bemerkt und fast schon erleichtert atmete ich aus und Jack setzte seinen Weg, wohin auch immer, fort. Vermutlich, Richtung der Ruinen, welche man zu Beginn des Videos gesehen hatte. Ich fragte mich, was der Sinn hinter dieser Mission war, denn es schien nicht das Video zu sein, welches er vor wenigen Stunden noch Clay gezeigt hatte. Dafür war es auch zu lang! Es dauerte ja jetzt schon fast zehn Minuten. Ich erkannte die verlassenen Häuser und fragte mich, was für ein Ort das war. Ein Stützpunkt der Rebellen? Der Armee? Oder etwas gänzlich anderes? Jack erhob sich und schien um eine Ecke zu schauen und ich erkannte, dass dort mehrere bewaffnete Männer standen. Sie hielten Maschinengewehre in ihren Händen und es wirkte, als patrouillierten sie. Ein Geländewagen stand in der Nähe der Menschen. War es der Wagen von gerade? Das wusste ich nicht! „Drei Stück, Snake“, sagte Kaz in normaler Lautstärke, ich hätte vermutlich geflüstert. Alle wirkten gefasst. Weswegen war das Video auf dem Tablet? Bis jetzt geschah nichts, was irgendwie wichtig erschien. „Vielleicht wissen die, wo sich diese Idioten versteckt halten und wo unser Mann ist.“ Jack schwieg, natürlich! Ein Gespräch nebenbei wäre den anderen Männern vielleicht auch aufgefallen. Jack hob seinen Arm und nur kurz erkannte ich ein kleines Fernglas. Immer noch schwieg er, steckte es schnell wieder weg und duckte sich. Erneut setzte sich Jack in Bewegung und als alle Soldaten ihm den Rücken gekehrt hatten, hechtete er kurz über die Straße, näher heran an den Feind, diesen immer noch im Blick. Ich hätte mich vermutlich in alle Himmelsrichtungen umgeblickt! Ich war überrascht, als Miller erneut sprach und das, was er sagte, ließ meine Gesichtszüge entgleiten. „Weißt du, ich denke ich hab endlich herausgefunden was ich an meinen Burgern vielleicht besser machen könnte. Ich glaube, dass Verhältnis zwischen Patty und Brötchen hat beim letzten Mal nicht gestimmt. Das nächste Mal nehme ich weniger Fleisch.“ Was zur Hölle, schoss es mir durch den Kopf. Wie konnte man an sowas denken, wenn man mitten in einer Mission war?! War der Typ verrückt? Jack grummelte, doch es wirkte nicht genervt, es wirkte zustimmend! Während Jack sich an den Mann heranschlich, redeten die beiden über Hamburger?! Wie wäre es noch gleich über das letzte Barbecue zu quatschen?! Gerade als Miller noch davon sprach, wie er den Burger belegen wollte, hallte ein Schuss durch die Gegend und augenblicklich verharrte Jack in seiner Position! Auch Kaz schien verstummt zu sein und Jack drehte sich um. Man sah niemanden, doch die Schüsse kamen näher! Kamen jetzt die Männer? Hatte Kaz Jack so sehr abgelenkt, dass er nicht bemerkt hatte, wie sie ihn entdeckt hatten?! Mein Puls begann zu rasen. Nicht aufgeregt wie bei einem guten Film, wo man wissen wollte, wie es weiterging. Angst durchflutete meinen Körper und hart hämmerte mein Herz in meiner Brust! Ich verfluchte Miller auf das Schlimmste! Erneut zuckte ich zusammen, als ich die Schüsse hörte. Immer wieder musste ich mir in Erinnerung rufen, dass Jack noch lebte! Ich hörte die Kugeln, die hinter ihm einschlugen. Es schien wie ein Wunder zu sein, dass keine traf. Ich hörte Jack leise, aber erschrocken die Luft einziehen. Doch er schrie nicht, verfiel nicht in Panik und ich bewunderte ihn dafür! Jack bewegte sich. Nach rechts, geduckt, denn ich sah nur den Boden. Doch plötzlich schnitt ein Mann Jack den Weg ab. Ich sah erst nur seine Brust, vermutlich erhob sich Jack, denn nun konnte ich die Person vollends erkennen! Das schwarze Haar klebte an seinem Kopf und er trug eine Handgranate in der Hand! Ich schnappte nach Luft und verstand was Jack meinte, dass diese Videos keine einfache Unterhaltung darstellten! Diabolisch grinste der Fremde Jack an und hatte den Finger an dem Stift. Er sagte etwas in einer Sprache, die ich nicht verstand. Wie versteinert starrte ich auf die Granate. Jack schien sich schneller als ich es je gekonnt hätte aus dieser Starre zu befreien. Blitzschnell sah ich eine kleine Pistole mit Schalldämpfer und er schoss auf den jungen Mann. Ein gezielter Schuss mitten in den Kopf. Noch mit der Granate in der Hand sackte er zusammen, das Grinsen immer noch auf seinem nun leblosen Gesicht. Ich hätte erwartet, dass das Blut nur so spritzen würde. Doch das tat es nicht. Nur langsam sickerte das Blut aus dem Kopf… Ich starrte auf den Körper und vermutlich hätte ich noch länger gestarrt, doch Jack rannte weiter, sagte nichts. Er sprang hinter eine Ecke, doch plötzlich hörte ich ihn fast schon erschrocken aufstöhnen und der Erdboden war innerhalb weniger Sekunden vor der Kamera. Er war gestürzt! Mit der Waffe in der Hand drehte er sich um und ich sah in das verängstigte Gesicht eines Jungen. Ein Kind, vielleicht neun oder zehn, blickte panisch in den Lauf der Waffe und in seinen Armen hielt er ein mir bekanntes Stofftier. Der dreckige geflickte braune Affe. Nie wollte mir Jack berichten, wie er an dieses Stofftier gekommen war! Ich dachte, es sei ein altes aus seiner eigenen Kindheit. „Was zum“, hörte ich Jacks verwirrte Stimme und er schien langsam die Waffe zu senken. Ich sah die Panik in den Augen des Kindes. Was diese traurigen braunen Augen wohl schon alles mit ansehen mussten, konnte ich mir kaum vorstellen. Ich sah die aufkommende Panik, natürlich, dieses Kind musste denken, dass es gleich stirbt. Selbst ich erkannte, dass der Junge gleich schreien würde und ich sah Jacks kräftige Arme, die sich nach dem Kind ausstreckten. Ihm feste den Mund zu hielten. Er drückte sich in eine Ecke schützend vor das Kind, während Autos an ihm vorbeifuhren, ihn vermutlich suchten. Die Dunkelheit war nur zu erkennen und ich hörte das panische Winseln des Kindes und Jacks ruhige und kräftige Atemzüge! Erst, nachdem die Autos vorbeigefahren waren, ließ er den Jungen los. Immer noch sahen ihn die klaren Augen mit großer Angst entgegen, immer noch drückte er den Affen an sich, als sei er sein einziger Halt. „Ich… ich tue dir nichts“, sagte Jack sehr langsam, die Arme vor sich haltend. „verstehst du mich“, fragte er unsicher und nach einem kurzen Moment nickte der Junge. Ich war verblüfft, denn ja, ich hatte immer im Kopf, dass die Menschen aus dieser Region ungebildete seien. Auch wenn ich mich immer wieder korrigierte war es doch ein Vorurteil, welches ich nicht so einfach abschütteln konnte! „Ich… ich ging auf internationale Schule, mein Vater Ingenieur.“ Vermutlich nickte Jack, ich wusste, was ihm durch den Kopf ging. Wenn der Junge schrie, würden sie ihn sofort finden, doch er konnte auch einfach kein Kind ausschalten. Geschweige denn es dort zurücklassen? Hoffte ich zumindest… „Wo sind deine Eltern“, fragte Jack vorsichtig und der Blick des Jungen senkte sich. Ich verstand ihn. Er war alleine, er hatte keinen. Wie vermutlich viele Kinder dort. Ob er wusste, was mit seinen Eltern passiert war? Waren sie tot? Wurden die Menschen dort vielleicht gezwungen zu kämpfen? Ich wusste es nicht. Man hatte sich so an diesen Krieg gewöhnt, dass nur noch wenig einen wirklich in Erinnerung blieb. „Bist du guter Mann“, fragte er unsicher und drückte diesen Affen an sich. Vermutlich etwas, was noch aus seinem alten Leben war. Aus einer Zeit, in der man nicht um sein Leben fürchten musste. In einer Zeit, wo er einfach nur ein Kind sein durfte. „Snake, du musst da raus“, hörte ich Miller sprechen, neutral und tatsächlich ohne wirklich Emotionen. Das er plötzlich etwas sagte, erschreckte mich im ersten Augenblick, hatte ich ihn doch in den letzten Minuten vollkommen vergessen! War das berufliche Distanz? Vermutlich… War diese Distanz gut? Es schien ihm fast schon gleichgültig, dass Jack dort mit einem kleinen Jungen stand. Doch das vermochte ich nicht einzuschätzen. Ich konnte mir denken, dass es für einen selbst besser war solche Sachen so gut es ging distanziert zu betrachten. Doch wie ich das Kind dort sah, hätte ich das nicht einfach geschafft! Ich hörte das Zögern in Jacks Stimme. Ich war erleichtert, dass er keine Distanz zeigte! Als er anfing zu erklären, drehte er sich kurz. Schaute vermutlich, ob sie entdeckt wurden. „Ich… ja… ich bring dich hier raus…“, raunte er leise und hockte sich tatsächlich hinunter zu dem Kind. Doch ja, Jack war sehr emphatisch. Er wusste, dass er aussah wie der klassische böse Mann, der einen gleich ausrauben wollte. Skeptisch und ängstlich fragte er: „Du Amerikaner?“ Ängstlich sah er aus, als er dies fragte. Ich erinnerte mich, wie Jack einst sagte, dass wir in anderen Ländern als das Böse gesehen wurden und genauso betrachtete dieser Junge Jack. Als sei jeder Amerikaner ein Todfeind für ihn. „Nein“, raunte Jack, ich wusste wie einfühlsam er war, vermutlich wusste er, dass er dem Jungen so nur Angst gemacht hätte. Ich hörte das Rascheln von Kleidung und fragte mich, was Jack gerade tat. „Keine Flagge der USA“, raunte er leise und die Kamera drehte sich kurz. Ich verstand, dass er dem Kind gerade seinen Ärmel gezeigt hatte. An der Seite der Uniformen prangten am Oberarm die Flagge der Nation, für die man dort war. Natürlich war dort nicht unsere Flagge abgebildet. Ich glaubte etwas zu hören und Jack hatte sich umgewandt, bevor sich einer anschleichen konnte. Doch niemand war zu sehen. Vermutlich nur der Wind, hoffte ich zumindest. Wieder kam das Kind ins Bild Ich sah, wie das Kind unsicher nickte, es blickte seinen Stoffaffen an, als sei er ein guter Freund und er fragte leise, fast schon schüchtern: „Du bringen uns Sicherheit? Uns… uns beide?“ Sein Blick glitt zu dem Stofftier und er versuchte etwas Dreck aus dem Tier zu kriegen. Ich ahnte, was geschehen würde und eine Kälte breitete sich in mir aus, wie ich sie nie vorher gekannt hatte. Der Affe thronte in Jacks Quartier…. Vermutlich hatte Jack genickt, denn mit zögernden Schritten ging der kleine Junge auf ihn zu. Wie verzweifelt er sein musste! Er kannte Jack nicht, hätte eigentlich glauben müssen, dass Jack der Feind war. Hatte er doch noch vor wenigen Augenblicken Angst gehabt! Doch ich ahnte, dass der Junge einfach nur in Sicherheit sein wollte! Er wäre vermutlich mit jedem mitgegangen! Vermutlich wollte er den Krieg hinter sich lassen! Wie gut wir es doch letztlich hatten! Ich brauchte in diesem Alter keine Angst um mein Leben zu haben! Ich könnte mir gar nicht vorstellen, wie dies sei auch jetzt nicht, wo ich erwachsen war. Klar, mein Vater hatte mich ins Krankenhaus geprügelt, doch es war kein Vergleich zu dem, was das Kind seit Jahren erdulden musste. „Wie… wie dein Name“, fragte er zögerlich und hielt immer noch Abstand zu dem für ihn fremden Soldaten. „Sn… John“, sagte Jack und ich war verblüfft. Doch ich vermutete, dass er dem Jungen die Unsicherheit nehmen wollte. Ich beobachtete, wie der Junge nickte und zu seinem Freund, dem Stofftier, hinunterblickte und leise sagte: „Ich…ich bin Edris und das Miki.“ „Gut Edris, hör mir zu, du musst leise sein, hast du mich verstanden?“ Edris nickte leicht, wirkte unsicher. Jack ging voran. Nun war er sehr viel langsamer als noch zu Beginn des Videos. Ich hatte die Zeit, die es bereits dauert vollkommen vergessen. Ich sah nur auf das Tablet in meiner Hand und ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus. Jack und der Junge entfernten sich von den Häusern. Hatten sie es doch geschafft und Edris hatte Jack seinen Freund überlassen? Ich hoffte auf dieses Ende. „Abbruch der Mission“, raunte Jack und Kaz seufzte schwer. Wollte er nicht lieber das Kind retten, dieser Wichser?! „Gut Boss“, raunte er und ich hörte es ganz leise Tippen, „wir holen euch da raus und setzen dich dann wieder ab.“ Ja, so konnte Kaz das machen! Erst das Kind hinaus bringen, dann weiter machen! So war es auch für mich die richtige Reihenfolge. Erneut geschah nicht viel. Ab und zu half Jack dem Kind ihm zu folgen. Hob ihn einen kleinen Abhang hinunter und sprang dann selbst hinterher. Jack fragte, wo er auf Rica und den Heli treffen würde. „Drei Meilen. Südlich. Schwieriges Gelände voraus“, raunte Miller und klang immer noch so professionell, dass es mich wunderte. Ein erleichtertes Grummeln schien Jacks Mund verlassen zu haben. So oft, wie er sich umblickte spürte ich, obwohl ich nie dort war, wie angespannt er war. Er wollte diesen Jungen dort raus haben. Ich vermutete, dass diese Menschen, die dort waren, Terroristen waren. So, wie ich mir Terroristen vorstellte. Auch wenn es nie definiert wurde! Plötzlich hörte ich ein seltsames Geräusch. Es klang wie ein Hubschrauber! Ich hörte Miller auf der Tastatur tippen und im nächsten Moment ernst fragen: „Rica bist du das? Beim Boss ist ein Heli?“ „Nein!“ „Verdammte Scheiße“, hörte ich Kaz laut fluchen. Die Professionalität schien sich gerade etwas zu verabschieden und erneut klickte jemand auf der Tastatur herum. „Feindlicher Heli, Snake!“ Jack drehte sich um und ich sah ihn, vermutlich im selben Moment wie Jack ihn sah! Woher wussten sie, dass jemand dort war? Doch dann klickte es. Jack hatte jemanden erschossen! Blitzschnell wandte er sich um und rannte auf den Jungen zu. Er griff unter seine Arme und er rannte. Vermutlich hatte ich ihn nie so schnell rennen sehen, wie in diesem Video. Erneut hörte ich das einschlagen von Kugeln. Lauter als die Gewehre vorher. Wurde aus dem Helikopter heraus geschossen?! Erneut fing mein Puls an zu rasen! Ich bekam Angst. Edris schrie. Er schrie und ich hörte das Kind weinen. Vermutlich schrie er nach seinen Eltern und eisige Schauer liefen mir über den Rücken. Er schrie nicht in Englisch, keine Worte waren zu verstehen! Ich hatte keine eigenen Kinder, doch ich hatte Luna, die ich wie mein eigenes Kind liebte. Diese entsetzlichen Schreie des Kindes erfüllten den stillen Raum um mich herum. Schrill, hoch und voller Panik. Ich bekam Angst um Jack und auch um den Jungen. Mit dem Kind auf dem Arm sprang Jack hinter einem Felsen drückte sich in eine Ecke, den Jungen schützend hinter sich. Ich hörte die angsterfüllte und panische Stimme, die im gebrochen Englisch murmelte: „Nicht sterben… Nicht sterben!“ Eine Gänsehaut bildete sich und tatsächlich schossen mir Tränen in die Augen. Ich hörte erneut wie der Hubschrauber näher kam und die Einschläge der Kugeln. „Verdammte scheiße, Boss“, hörte ich Miller brüllen, „versuch da rauszukommen!“ Der Helikopter schien etwas weiter zu fliegen, weg von den beiden und Jack schnappte sich Edris und sprang über die Ebene. „Such ein Versteck. Rica ist auf dem Weg!“, raunte Kaz und ich hörte die Sorge in seiner Stimme! „Gut“, raunte Jack wütend und rannte weiter. Die Geräusche des Helikopters kamen näher und je lauter sie wurden, desto schneller wurde mein Puls! Fast schon erleichtert sah ich Ruinen von Häusern und Jack stürzte darauf zu. Vermutlich war er noch um einiges glücklicher als ich, dass er sie sah. Er steckte den Jungen in die erste Ruine. „Bleib hier!“, befahl er und Edirs panische Augen sahen hinauf in Jacks Gesicht. Schnell verließ er das Haus und rannte weiter. Wollte vermutlich von dem Kind ablenken. Wieder hörte ich das Einschlagen von Kugeln und Jacks Arme waren immer wieder kurz zu sehen. Was der Helikopter alles beschoss, sahen weder Jack noch ich! Ein zweiter Hubschrauber tauchte auf! Fast schon wie aus dem Nichts! „Das ist Rica“, hörte ich Kaz raunend sagen. Die Kampfhubschrauber hatten an der Seite so etwas wie Flügel. Nur, dass an diesen Flügeln keine Triebwerke hingen, sondern Abschussvorrichtungen für Raketen. Ich sah, wie eine zündete. Jack drehte sich nicht um. Rannte weiter weg. Natürlich, war es doch so sicherer! Noch einmal schien Rica zu feuern und musste selbst den Geschossen ausweichen. Ich kannte solche Kämpfe einzig aus dem Fernsehen und hatte so etwas nie in Wirklichkeit gesehen. Ich hörte ein ohrenbetäubendes Geräusch und erst als dieses Geräusch die Umgebung erfüllte, drehte Jack sich um. Ich sah den feindlichen Helikopter brennen und straucheln und ich war erleichtert davon. Dass Jack vor geraumer Zeit wohlbehalten mein Zimmer verlassen hatte, hatte ich komplett vergessen! Der Hubschrauber geriet arg ins Schlingern und es schien, als verlor der Pilot die Kontrolle! Rica flog auf Abstand und der feindliche Hubschrauber schlug auf den Boden auf! Er fiel nahe der Ruinen auf die Erde und explodierte. Die Druckwelle riss Jack auf den Boden, dass der andere auch Raketen bei sich hatte, hatte ich vollkommen vergessen. Ich hörte Jack schreien und sah Erdboden und Himmel in schneller Abfolge. Die Druckwelle hatte ihn weggeschleudert! Nur der Wind war zu hören und niemand schien sich zu bewegen. Als Jack sich stöhnend aufrichtete, fragte Miller gleich: „Boss, alles klar?“ Ich hörte Jack grummelnd ja sagen, doch seine Aufmerksamkeit galt etwas anderem. Ich sah, wie er sich umsah und ich wusste, was er suchte. Er suchte Edris. Doch schon nach einem Schritt sackte er zusammen und stöhnte schmerzvoll auf! Ich hörte wieder das Rascheln seiner Kleidung und mit schmerzverzerrter Stimme sagte er „Verdammte scheiße! Ich glaub mein Bein ist gebrochen!“ Auch Kaz fluchte, doch was genau er mit Rica besprach, verstand ich nicht. Zu sehr war ich von dem gefesselt, was ich sah. Jack kroch. An seinen Händen sah man mehrere kleinere Schnitte und mit einem schmerzvollen Stöhnen zog er sich immer weiter voran. Vorbei an den brennenden Überresten. Er suchte auch nicht nach Verletzten. Einige Häuser, oder eher Ruinen waren nicht mehr. Auch das zerstörte Haus, indem er den Jungen gelassen hatte, schien die Druckwelle nicht überstanden zu haben! „Edris“, rief Jack leise und kroch auf allen Vieren voran. Immer wieder versuchte er sich aufzustemmen, doch seine Beine trugen sein Gewicht nicht! Der abgestützte Helikopter brannte weiter. Er kroch an dem Helikopter vorbei. Hinein in die zerstörten Ruinen. Doch meine und vermutlich auch Jacks Aufmerksamkeit galt dem kleinen Jungen, welcher zusammengekauert in einer Ecke des Hauses lag. So schnell es Jacks Wunden zuließen, krabbelte er zu dem Kind. Erschöpfte sah Edris Jack an und ich sah, wie er schwer atmete. Sein Oberteil war rot durchtränkt. Blut lief ihm aus der Nase. Vermutlich hatte ihn die Druckwelle getroffen. Vorsichtig hob Jack das Shirt hoch und ich drehte mich weg, denn sonst hätte ich mich übergeben. Eine klaffende Wunde an der Seite des Kindes. Irgendetwas schien in der Wunde zu stecken. Edris zitterte und blickte panisch auf die Wunde. Jack bedeckte erneut die Wunde und zwang Edris ihn anzusehen. Seine Hände begangen zu zittern, wie ich es bereits schon kannte. Ich verstand augenblicklich! Dies war der Grund dafür! Dies war der Auslöser! „Keine Angst, so schlimm ist es nicht. Wir machen das schon“, sagte Jack leise und strich mit zitternden Händen über die Wange des Kindes. Er log eindeutig für den Jungen. Edris schnappte nach Luft. Das Stofftier lag immer noch bei ihm. Mit starren Augen blickte er Jack an. „Nicht sterben“, nuschelte er ängstlich. Ich wusste es und Jack wusste es auch, dass es in diesem Augenblick keine Hoffnung gab. „Hey“, raunte Jack und das Zittern hatte nun auch seine Stimme erfasst. Die braunen Augen des Kindes starrten Jack an. „Ich geb dir was gegen die Schmerzen, okay?“, fragte Jack leise. Ich hörte es Rascheln und er zog eine kleine Box, ähnlich wie die eines Brillenetui aus eine seiner vielen Taschen und ich sah eine kleine aufgezogene Spritze. Wieso hatte er eine Spritze dabei?! Seine Stimme zitterte kaum hörbar. „Das sind Schmerzmittel, die helfen. Davon schläfst du ein. Dann bist du in Sicherheit…“ Edris nickte und schloss langsam die Augen. Ich hörte den röchelnden Atem des Kindes und Tränen sammelten sich in meinen braunen Augen. „Okay“, raunte der Junge und lächelte tatsächlich. „Ich schlaf…“, sagte er gebrochen und fast schon dankbar war ich, als Jack die Hand vor die Kamera hielt. „Ja“, hörte ich ihn sagen, „und ich…“, doch was er noch sagte, wusste ich nicht. Das Video endete abrupt. Auch der Ton war weg. Zitternd, saß ich auf dem Bett und konnte es einfach nicht glauben! Ich konnte es einfach nicht begreifen! Wieso hatte mir Jack das nie erzählt? Warum teilte er mir nicht mit, mit was für einer Bürde er immer herumlaufen musste?! Ich hörte die Haustür nicht und auch die Zimmertür nicht. Erst, als ich Jacks schneidende Stimme vernahm, schreckte ich regelrecht zusammen und erwachte aus meiner Trance! „Was machst du da“, wollte er mit eisiger Stimme wissen. Erschrocken drehte ich mich zu ihm und eisig sah Jack mir in die Augen, aus denen sich gerade Tränen stahlen. Kapitel 35: Gebrochenes Versprechen ----------------------------------- Eisig war sein Blick, als er mich mit seinem Tablet sah. Nie hatte er mich so wütend betrachtet. Ich schluckte leicht und immer noch bebte mein Körper wegen dem, was ich gerade gesehen hatte. „Muss ich jetzt alles mit einem Passwort sichern?!“, fuhr Jack mich an und kam auf mich zu. Er griff zornig nach dem Tablet und nahm es mir energisch ab. Er sah auf das Gerät und schaute, was ich gesehen hatte. Seine Lippen wurden zu einer schmalen Linie. In seinen Augen zeichnete sich langsam eine Art Panik oder Überforderung ab und seine Hände begannen erneut unkontrollierbar zu zittern. So stark, wie ich es davor noch nie gesehen hatte. Meine Augen glommen zu den Händen und ich blickte hinauf in Jack's fast schon aschfahles Gesicht. Gleichermaßen ängstlich und wütend sah er mich an und wie ich es auch drehte und wendete, er hatte jedes Recht dazu wütend zu sein. Doch wieso war auch Angst in seinem Auge? Mir war bewusst, dass ich viel zu weit in seine Privatsphäre eingedrungen war. Zudem tat ich mich selbst schwer, wenn jemand einfach ungefragt an meinen Computer ging. Immer, wenn dies vorkam bei Andrew, oder Emily, wurde ich wütend und nun tat ich bei Jack genau das, was mich selbst zur Weißglut trieb. „Es tut mir leid… ich war neugierig“, entschuldigte ich mich fast schon kleinlaut und stand mit unsicheren Beinen vom Bett auf. „Das ist kein verdammter Film zur Unterhaltung!“, fuhr er mich erneut an und wollte das Tablet mit zitternden Händen in seinen Rucksack stecken, doch er konnte ihn nicht öffnen, zu sehr bebten seine Hände. Er hatte seine Hände kein bisschen mehr unter Kontrolle. Es tat mir wahrlich leid ihn in diese Lage gebracht zu haben. „Jack, es tut mir leid… Das was ich gesehen habe… ich meine…“, mir fehlten die Worte. Jetzt, rückblickend wusste ich, dass das, was ich gemacht hatte mehr wie falsch war! „Kennst du das Wort Privatsphäre?“, raunte er und wütend zog sich sein eisig blaues Auge zusammen. Überrascht sah ich ihn an als gerade Jack mit diesem Argument kam. Natürlich, ich konnte verstehen dass er deswegen wütend war, aber er war doch weitaus schlimmer wie ich! „Jack… das tut mir wirklich leid! Aber, jetzt sei ehrlich… wer hat in seiner Wohnung Ordner mit Informationen über Nachbarn herum stehen? Wer beschwert sich, dass er nicht sofort etwas über Emily herausgefunden hat? Das bist du… Du zwingst meinem Vater doch sogar auf wo er zu wohnen hat… Ja, es tut mir leid, dass ich das gesehen habe… aber du hast doch ständig in meiner Privatsphäre herumgeschnüffelt…Ich weiß, dass es das nicht besser macht.“ Überrascht blinzelnd sah Jack mich an. Ein, zweimal öffnete sich sein Mund, ehe er ihn wieder schloss. Kein Wort kam über seine Lippen. So, wie er drein sah wusste ich, dass ich nicht ganz Unrecht hatte. „Jack… ich mache mir Sorgen um dich. So, wie du um mich. Immer, wenn es um deine Arbeit geht… bist du so verdammt verschlossen und kryptisch und ja, einiges geht mich nichts an, aber trotzdem… Glaubst du ich habe das Zittern nicht gesehen? Glaubst du, ich habe mir deswegen keine Sorgen gemacht? Natürlich habe ich das! Sehr sogar. Das ich nun den Grund dafür weiß, woher das Zittern kommt, dass wusste ich doch nicht…“ Stumm und fast schon ein wenig stur sah er mich an und er verschränkte die Arme vor der Brust. „Ja, ich bin in deine Privatsphäre eingedrungen, aber…. Du bist doch nicht besser, wenn du etwas… wissen willst… Wenn dich die Neugierde packt.“ „Es geht mir nur darum, dich zu schützen“, entgegnete er und ich nickte. „Ich habe nicht gesagt, dass es richtig war…“, sagte ich kleinlaut, „aber… du siehst so viele schlimmen Sachen. Ich will sie dir nicht alle aus der Nase ziehen und ich hatte gehofft… einfach etwas mehr zu erfahren.“ Jack seufzte schwer, atmete tief durch und schien sich beruhigen zu wollen. Eisig nickte Jack. Er gab mir Recht und ich wusste, dass ich nicht falsch lag mit dem was ich sagte. „Trotzdem bin ich sauer“, raunte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich nickte und sagte, dass er dieses Recht auch hatte. Ich konnte ihm ansehen, dass die größte Wut auf mich sich aufgelöst hatte und darüber war ich auch froh. Trotzdem wollte ich darüber sprechen was ich gesehen hatte. Was sagte man zu dem, was ich gesehen hatte? Konnte man dazu überhaupt etwas sagen? Gab es dafür richtige Worte? Wie wir so schwiegen bemerkte ich, wie Jacks Körper immer mehr erzitterte, sein ganzer Körper begann zu beben. War das wirklich Wut? War das psychosomatisch? Plötzlich verstand ich was in Jack vorging. Ja, er war sauer darüber, dass ich an seine Sachen gegangen war, doch eigentlich auch nicht. Er hatte Angst, dass ich ihn darauf ansprach. Das ich jetzt Fragen stellte zu etwas, was ihn belastete. Er war kein kaltblütiger Mörder. Er litt darunter. Darunter, dass er Edris nicht hatte retten können. Erneut wollte Jack etwas sagen, doch ich unterbrach ihn energischer als ich wollte: „Jetzt reg dich nicht so auf! Man Jack, es tut mir wirklich leid… Du hast jedes Recht sauer zu sein verdammt, aber… alles was du tust interessiert mich! Ich wusste nicht, was ich da anschaue und als ich… ich konnte einfach nicht wegschauen… Es tut mir leid und es tut mir so unendlich leid was damals geschehen ist, wirklich!“ Schweigend betrachtete mich Jack. Doch nur kurz schaffte er es mir in die Augen zu sehen, etwas was ihm sonst nie Probleme bereitete. Er sah hinunter und immer noch zitterten seine Hände. Wütend ballte er sie zu Fäusten. Ich glaubte zu verstehen… Es war Wut auf mich, ohne Zweifel, aber es war auch die Wut auf sich selbst, welche gerade in ihm kochte. Ich hatte keine Angst vor ihm, wenn er wütend war. Ich überwand den Abstand zwischen uns und drückte seinen bebenden Körper an meinen. Alles an ihm schien gerade angespannt zu sein. Ich drückte ihn an mich. Streichelte über seinen Rücken. Immer wieder erfasste das Zittern den starken Krieger und wie ich ihm sanft über den Rücken streichelte, schien er sich langsam zu beruhigen. Ich seufzte leicht und war regelrecht erleichtert. „Jack…, du hast daran nicht Schuld“, raunte ich und fast schon störrisch erwiderte er: „Ich weiß, das ist eben Krieg.“ Ich atmete durch und betrachtete ihn, während ich mich von ihm löste. Tränen hatten sich in seinem Auge gesammelt. Und einige wenige liefen über seine Wange. Schnell wische er sie weg. Doch es war mir nur Recht, dass er Gefühle zeigte. „Jack… Ich bin kein Psychologe, der mit dir das hier fachlich richtig aufarbeiten kann… aber ich kann dir sagen, dass ich bei dir bin! Ich kann dir sagen, dass du nicht die Schuld dafür trägst… du hast versucht das Kind zu retten… Du hast es nicht…“ Doch ernüchtert klang Jacks Stimme, als er mir ins Wort fiel: „Und wenn ich ihn nicht versucht hätte da raus zu holen? Dann wäre er noch am Leben!“ Ich wusste nichts zu sagen und betrachtete ihn einen kurzen Augenblick nur stumm. Fast schon traurig lächelte ich ihn leicht an, während ich leise sagte: „Hattest du nicht immer häufiger gesagt, dass die Frage, was wäre wenn, sinnfrei ist? Jack… ich steh das mit dir durch… aber du musst wie ich darüber auch mit mir sprechen.“ Er sah weg von mir und zog die Brauen zusammen. „Ich will darüber aber nicht sprechen“, raunte er leise, aber sehr verständlich. Schwer seufzend zog ich uns zusammen auf mein Bett hinunter und erwiderte ehrlich aber mit sanfter Stimme: „Das ist keine Frage des Wollens. So etwas wird doch nicht besser… Ich hab es mit meinen Schlafproblemen doch auch einsehen müssen.“ „Seit ich wieder hier bin, ist es auch besser“, wollte sich Jack verteidigen und ich schmunzelte belustigt. „Waren es nicht deine Worte“, erinnerte ich ihn vorsichtig, „die meinten, dass du es gut findest, wenn ich dich nicht als Helden sehe? Warum machst du mich zu deinem Rettungsanker, wenn ich dir hierbei doch eigentlich nicht helfen kann? Ich kann den Weg mit dir gemeinsam gehen, aber alles andere ist dein Kampf…“ Es kam mir wie damals vor und während meiner Verhandlung. Er musste sich damit auseinandersetzen. Nicht ich. Die Hände Jacks um das Gerät verkrampften sich und kurz traten die Fingerknochen deutlich hervor. „Ich bin nicht begeistert, dass du einfach an dem Tablet warst“, raunte er und legte es auf meinen Nachttisch. Ich nickte leicht und wir schwiegen einen Moment. Ich betrachtete meinen Schreibtisch, welcher etwas unaufgeräumt war und raufte mir die Haare. „Darf ich dich trotzdem etwas fragen, zu dem was ich gesehen habe?“ Ein undefinierbarer Laut entwich Jacks Kehle und er sah mich mit einem undurchdringlichen Blick an. Doch ich wollte es einfach wissen und so fragte ich: „Wieso hast du eine Spritze dabei? Und… was?“ Kurz und intensiv sah mir Jack in meine braunen Augen. Erst nach einem kurzen Moment erklärte er: „Da drinnen ist eine Überdosis Morphium. So etwas haben unsere Sanitäter immer mit. Wenn jemand nicht gerettet werden kann, soll er nicht leiden. Ich bin fast immer alleine unterwegs… Es gehört zu meiner Standartausrüstung.“ Schockiert sah ich ihn an, doch sofort verschwand dieses Gefühl und es machte sich Verständnis breit. Hatte er das Gefühl, dass er den Jungen ermordet hatte? Oder wusste er, dass er Edris erlöste damit? Ich wollte es nicht fragen, denn diese Frage war eindeutig unter der Gürtellinie. Wieder schwiegen wir kurz und leise sagte ich: „Hätte gar nicht gedacht, dass die Terroristen so gut ausgestattet sind…“ Es waren Jacks ehrliche Worte, welche mich mehr überraschten als vieles andere: „Das waren David und seine Leute… Keine einfachen Terroristen.“ Wieder David… Doch als ich Jack fragte, schüttelte er nur den Kopf. Ich erinnerte mich an Adams Worte, er wolle mich mit Unwissenheit schützen. Ich sagte es ihm, denn mit dieser Aussage war ich mir sicher Adam nicht zu verraten. Doch eisern schüttelte Jack den Kopf. „Ich werde dir davon keine Details verraten, Jasper. Unwissenheit ist nicht immer schlecht. Außerdem will ich nicht, dass sich diese beiden Leben vermischen!“ Ich schwieg darauf und konnte verstehen, dass er sich dies wünschte. Die Frage war nur, sahen das seine Feinde wie er? Jack wechselte das Thema. Ich bemerkte, wie er das Tablet nach dem Gespräch tief in seine Tasche packte und ich war mir sicher, dass es bald nur noch mit einem Code zu benutzen war. Er machte dicht und ich wusste, dass ich ihn in diesem Zustand nicht erreichte. Plötzlich überraschte mich Jack, als ich seine Stimme hörte: „Der Affe ist eine Art Warnung. Alle, die meine Hilfe je dringend gebraucht haben sind gestorben… Paix, Tara, Edris, und… Susanne…. Das hätte einfach nicht passieren sollen. So etwas…“ Er brach ab und starrte auf den Boden und ich griff nach seiner Hand, welche wieder anfing zu zittern. Kurz sah er mir in die Augen, doch wieder schien er den Blickkontakt nicht halten zu können. Ich wusste nicht wie ich ihm helfen konnte und ich glaubte, dass Worte nicht immer halfen. Zudem glaubte ich, dass meine Worte des Tröstens ihn in diesem Zustand gar nicht erreichten. Doch ich war froh, dass ich verstand, woher dieses Zittern kam. Es war keine Verletzung, jedenfalls keine körperliche. „Willst du deine seelischen Wunden eigentlich nie behandeln lassen? Was ist, wenn das alles Mal zu viel wird? Was ist, wenn dein… sagen wir, ganzes Kartenhaus über dir zusammenbricht?“ Erschrocken starrte er mich an, woher dieses kam, war mir schleierhaft. Fast schon wollte er einen Schritt zurückgehen, doch ich hielt ihn fest. Unsicher zuckte er mit den Schultern. „Dann darf keine Waffe in meiner Nähe sein.“ Wie ich seine Worte hörte, weiteten sich schockiert meine Augen und entsetzt sah ich den Mann an. Ich wusste nicht, wie und was ich von dieser Aussage halten sollte. Deutete sie auf seinen Selbstmord hin? Oder gar auf einen Amoklauf? Ich würde ihm tatsächlich beides zutrauten in diesem Moment. Ich schwieg, denn was Schlaues wollte mir einfach nicht einfallen. „Ich will nicht weiter darüber sprechen“, raunte Jack und ich war erstaunt von der Ehrlichkeit seiner Worte. Ich akzeptierte es. Ich wusste, wenn er dicht macht, dass er häufig schwieg. Ich schlief schlecht in dieser Nacht und ich war mir sicher, dass es dem Mann hinter mir, nicht anders erging. Doch keiner sagte ein Wort. Vorsichtig schien Jack in den Tagen darauf zu werden und sagte mir nur noch wenig. Ich war mir sicher, dass sein Tablet nun mit einem Code versehen war, doch ich sprach ihn nicht darauf an. Jack weigerte sich darüber zu sprechen was er erlebt hatte. Häufiger forderte ich ihn auf, sich wie ich mir Hilfe zu suchen. Doch er weigerte sich, meinte er würde noch keine Hilfe wollen. Allerdings wusste ich es dieses Mal einfach besser. Es wäre äußert sinnvoll sich Hilfe diesbezüglich zu holen. Krieg und seine Folgen waren für mich nie präsenter als in diesen Wochen. Ich hatte nichts mehr von Clay und Jenny gehört, doch vielleicht waren sie einfach beschäftigt. Mir war bewusst, dass das letzte Wort zwischen Clay und Jack noch nicht gesprochen war. Vielleicht brauchte Clay auch einfach etwas, bis er das, was er gesehen hatte, verarbeitet hatte. Waren Amerikaner doch unendlich stolz auf ihre Armee. Auch verfolgte mich das Video im Traum. Das Wissen, dass dieses Szenario echt war und nicht eine Hollywoodproduktion machte das Geschehen noch grausamer. Die Bilder, welche ich Tag für Tag in den Nachrichten sah, bekamen für mich eine neue, grausamere Brisanz. Jack und ich sprachen darüber nicht. Es schien fast so, als meide er genau dieses Thema. Auch war Jack wegen eines anstehenden Interviews häufig beschäftigt. Ich kam von der Arbeit im Café nach Hause und fand Jack telefonierend an meinem Schreibtisch vor. Mit wem Jack telefonierte wusste ich nicht und als er auflegte schien er leicht die Stirn zu runzeln. Verwirrt beobachtete ich ihn und fragte nach einem kurzen Moment: „Was hast du?“ Kurz und ernst sah er mich an und ich war überrascht, als er zu mir sagte: „Ich hab mein Intel-Team gebeten mir Infos über Emily zu sichern… Hatte ich immer irgendwie vergessen, aber die finden nichts…“ Ich verdrehte die Augen. „Ach komm, ich bitte dich! Du hast Emily kennen gelernt, sei nicht so paranoid. Ich weiß, dass ihre Eltern beide nicht aus Amerika kommen… vielleicht bekommst du deswegen keine Infos, weil sie nur in den falschen Datenbanken suchen? Außerdem quatscht die so viel mit Adam, der kennt ihren Lebenslauf sicher sehr gut.“ „Vielleicht ist Adam auch mal blind“, raunte er und verschränkte die kräftigen Arme vor der Brust. Ernst nickte Jack, doch schien er immer noch nicht ganz zufrieden. „Ach komm schon Jack, nicht jeder ist gleich potenziell gefährlich… das wäre ja… nein, das geht auch nicht. Wir sind schon so lange befreundet. Außerdem hast du wichtigeres, worüber du dir Gedanken machen musst!“ Ich hatte nicht unrecht, heute sollte das Interview veröffentlicht werden, welches Kaz gegeben hatte. „Ich weiß… Es ist trotzdem…. Na ja, ich schau auch gleich mal rein…“, meinte er und nahm meine Fernbedienung und machte den Fernseher an. „Und wirklich“, meinte ich und klaute ihm die Fernbedienung aus der Hand, „Emily ist einfach Emily…Wirklich, du hast genug andere Probleme. Vielleicht solltest du die mal angehen…“ Ein undefinierbarer Laut verließ seine Kehle und er blickte mich mit einem komischen Gesichtsausdruck an. Ich merkte, wie angespannt Jack plötzlich neben mir saß. Ernst und mit gerunzelter Stirn betrachtete er das Gerät und als der Nachrichtensprecher das Interview ankündigte, atmete Jack erstaunlich schwer durch. „Angst sie verraten was?“, fragte ich stirnrunzelnd, doch Jack schüttelte den Kopf. „Sie haben uns alle Fragen vorab geschickt, das war unsere Bedingung“, raunte Jack leise und schien nachdenklich zum Fernseher zu blicken. „Ich habe mit Kaz alle Antworten gemeinsam besprochen… Außerdem, bin ich jetzt sein… wie sagt man, sein kleiner Freund im Ohr.“ Er kramte aus seiner Tasche sein Handy und wählte eine Nummer und schon nach kurzem raunte Jack: „Hörst du mich gut?“ Wieder keine Begrüßung, keine netten Worte, wie immer war er gleich im Arbeitsmodus. Nur leise hörte ich eine Stimme, was genau verstand ich nicht. „Er hat einen Knopf im Ohr?“ Jack nickte nur und nur flüchtig sah er kurz zu mir hinüber und nickte leicht. War dieses Interview nicht eine Provokation an David? Hatte mir Adam nicht berichtete, dass dieser die Medien kontrollierte? Ich konnte es nicht fragen ohne Adam zu verraten und es ärgerte mich ziemlich! Nach zehn Minuten ging es endlich los und wenn ich ehrlich war, war ich doch ziemlich gespannt. Es war die beste Sendezeit, natürlich, wann stellten sich ‘Terroristen‘ auch schon der Öffentlichkeit? Miller trug eine Art Paradeuniform. Ordentlich waren seine blonden Haare gekämmt und die Krawatte mit einem englischen Knoten gebunden. Nur die Fliegersonnenbrille wollte er anscheinend immer noch nicht absetzen. Als sei sie mit diesem Menschen verwachsen. Fast schon lässig saß er da, die Beine galant übereinander geschlagen und die Hände entspannt. Ich war erstaunt, als der Reporter Kaz mit vollem Namen ansprach. „Heute mein Gast, ist der Pressesprecher? Kann man es denn so nennen? Der Söldner Gruppe, Serpent Militant, Kazuhira Miller.“ Kaz nickte leicht, wirkte kein bisschen angespannt und ein leichtes, fast schon charmantes Lächeln lag auf seinen sonst so strengen Lippen. „Ja“, meinte er ruhig und lächelte leicht, „man kann mich gerade als Pressesprecher bezeichnen.“ Der Reporter lächelte leicht und nickte. Jack schwieg, noch schien alles nach Plan zu laufen und doch schon bei der nächsten Frage grummelte Jack die Antwort in sein Handy. „Wieso sind Sie hier und nicht ihr eigentlicher Chef?“, fragte der Mann und ich hörte Jack ins Telefon raunen: „Der ist Kamerascheu und zudem als Terrorist eingestuft worden.“ Sogleich sagte Kaz eben jene Antwort, die Jack noch vor wenigen Sekunden in das Telefon geraunt hatte. Der Mann nickte leicht und schien weder verunsichert noch anderweitig überrascht. Professionell schien er zu sein und hatte sich vermutlich sehr lange auf dieses Interview vorbereitet. Sogleich fing er das Schlagwort auf, welches Kaz ihm mit dieser Antwort geliefert hatte: „Sie sprachen es ja selbst schon an. Dass Sie und ihre Kameraden nach dem Angriff vor einiger Zeit als eine terroristische Vereinigung dargestellt werden. Was sagen Sie zu dieser Behauptung?“ Als Kaz antwortete und Jack am Telefon still blieb war mir klar, dass diese Frage vorab geklärt wurde und die Antwort klang in meinem Ohren eindeutig nach dem Mann neben mir: „Das tun wir nicht. Es kommt bei so etwas immer auf die Sichtweise an. Was ich jedoch sagen kann ist, dass wir keine Zivilisten angreifen. Wir wollen keine Angst und keinen Schrecken verbreiten, so dass die Menschen sich nicht mehr aus ihren Häusern trauen. Wir arbeiten einzig mit denen zusammen, die uns bezahlen.“ Erneut bohrte der Reporter nach, mit ernster und auch sehr professioneller Stimme: „Worin sehen Sie die Unterschiede zwischen sich und anderen Terrorgruppen?“ Eine Bewegung neben mir lenkte meine Aufmerksamkeit auf Jack. Dieser hatte sich gerade hingesetzt und seine Lippen waren eine gerade Linie. Keine Mimik war auf seinem Gesicht ersichtlich und er sagte ruhig zu Kaz: „Tun wir nicht. Es kommt einzig und alleine auf die Sichtweise an.“ Ich sah zum Fernseher und sah, wie sich Kaz an der Schläfe zu kratzen und kurz nachdenklich dreinzuschauen schien. Als dachte er tatsächlich kurz über seine Antwort nach, bevor er das Gesagte von Jack wiederholte. Ob er das vielleicht anders sah? Wir hatten schließlich nie darüber gesprochen! Der Reporter nickte kurz und sah hinunter auf seine Karte und runzelte leicht die Stirn, ehe er wieder auf das Gesagte einging. „Also, wenn Sie sagen, es kommt auf die Sichtweise an, haben Sie dann ein Leitbild? Etwas, woran Sie sich richten?“ Sofort fiel mir der Spruch ein, den mir Jack einst gesagt hatte, doch gänzlich bekam ich diesen auch nicht mehr zusammen. Jack schwieg erneut und als Kaz antwortete war wieder klar, diese Antwort war abgesprochen: „Ich mache hier keine Werbung für uns“, wieder klang Kaz eigentlich nur nach Jack und ich schmunzelte ein wenig, „Die, die bei uns sind kennen unser Leitbild, unsere Vorstellungen. Doch da wir entscheiden, wer für uns arbeitet oder nicht, werde ich das Leitbild nicht einfach preisgeben.“ Der Mann vor Kaz nickte leicht und runzelte kurz die Stirn, war er vielleicht überrascht? Wenn er davon ausginge, dass er gerade einen Terroristen vor sich hatte vielleicht. Hätte man so ja denken können, dass er neue Leute für sich werben möchte. „Wie viele Menschen haben sie in etwa bei sich“, wollte der Mann wissen, doch wieder wich Kaz aus. Genaue Zahlen könne er nicht nennen, war seine Antwort, welche mich nur wenig überraschte. Ernst starrten meine Augen auf die Mattscheibe und ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Die größte Aufmerksamkeit erregten Sie und Ihre Leute vor einiger Zeit, als ein Versorgungskonvoi in die Luft gesprengt wurde. Wenn Sie angeheuert wurden, wieso haben Sie sich auf diesen Deal eingelassen?“ Auch ich war gespannt auf eben jene Antwort. Wobei eher darauf, wie Jack und Kaz sie verpackt hatte. „Wir wurden von jemanden gebeten uns diesen Konvoi näher anzuschauen und was wir fanden waren neben einigen wenigen Lebensmitteln viele Waffen…“ Er sprach weiter und redete von Rebellengruppen und noch andere Sachen, doch kein Wort über angereichertes Uran verließ seinen Mund. Mehr und mehr wurde mir klar, dass dieses Uran bei Jack gelandet war. Vermutlich auf der Plattform, welche ich nicht betreten durfte. Nachdenklich schaltete ich den Fernseher aus. Viel Neues war tatsächlich nicht für mich dabei gewesen. Es wurde noch viel darüber gesprochen, was für Waffen sie hatten und wie sie daran gekommen waren, doch alles was Kaz sagte war schlichtweg gelogen. Nachdenklich fragte ich: „Wo ist Kaz eigentlich, dass das Live übertragen werden konnte?“ Jack, der immer noch ernst auf sein Handy geblickt hatte, schaute hinauf in mein Gesicht und raunte: „Nicht weit von hier, Pasadena…“, meinte Jack und streckte seine Glieder. Ich runzelte leicht die Stirn und fragte: „Trefft ihr euch noch irgendwie?“ „Nein… es ist alles besser verlaufen wie ich dachte…“, raunte Jack und zufrieden sah er drein. Ich war mir unschlüssig… Die Frage, welche mir auf der Seele brannte, konnte ich Jack einfach nicht stellen! Und so griff ich nach meinem Handy und schrieb Adam. „Provoziert dieses Interview nicht David mehr? Wollt ihr das?“ Ich war wahrlich dankbar, dass Adam mir die Wahrheit gesagt hatte. Schneller als von mir angenommen kam die Nachricht zurück, dass er dies nicht wisse und Jack es für richtig hielt. Ich war mir nicht sicher was ich davon halten sollte und es schien, als sei auch Adam meiner Meinung. Für mich war es Öl in eine Glut zu kippen. Ich hoffte, dass Jack sich nicht verbrannte. Es war ein normaler Tag. Immer wieder spuckte mir das Video im Kopf und ich träumte von dem toten Kind. Ich sagte es Jack nicht, doch ich merkte, dass auch er nicht mehr so entspannt war wie noch vor einigen Wochen. Es war schon abends und Jack hatte versprochen mich von der Arbeit abzuholen. Die meisten Menschen bestellten ihren Kaffee oder ein Stück Kuchen. Ich scherzte etwas mit meinen Kollegen herum, als ein ergrauter Mann zu uns kam. Er hielt eine Zeitung in den Händen, hatte seine Haare ordentlich nach hinten gekämmt und trug eine Schiebermütze. Jedoch hatte er kein Allerweltsgesicht. Das, was sofort ins Auge sprang, war eine Narbe, welche über seine rechte Gesichtshälfte verlief. Einige tiefe Zornes- und Denkerfalten waren in das Gesicht eingemeißelt. Ich schätze ihn auf Anfang Mitte fünfzig. „Guten Abend“, sagte er mit freundlicher Stimme und ich vernahm einen britischen Akzent. „Guten Abend“, meinte ich ebenfalls freundlich und höflich und fragte gleich, was ich ihm denn bringen könne. Natürlich sah ich auf die Narbe, doch ich versuchte einfach nicht, wie viele andere Menschen stumpfsinnig darauf zu starren. Er sah auf die Karte und noch einmal in die Theke mit dem Kuchen. „Hm… Einen schwarzen Tee und ein Stück Apfelkuchen…“ Ich nickte leicht und meinte freundlich zu dem alten Mann: „Setzten Sie sich ruhig, ich bring es sofort. Es ist gerade eh nicht viel los…“ Er wirkte überrascht und lächelte mir freundlich zu und schien leicht zu nicken. Was tat man nicht alles für ein gutes Trinkgeld. Seine Augen glitten an meinem Körper hinab, als sei er ziemlich überrascht. Er bedankte sich und bezahlte die beiden Sachen und setzte sich an einen Tisch alleine und schien nachdenklich aus dem Fenster zu schauen. Häufiger kamen Menschen alleine in den Laden, setzten sich und lauschten den Gesprächen der anderen Gäste, doch eigentlich waren es meistens Rentner. Viele waren sicher einsam und schienen ihrer Einsamkeit so zu entkommen. Ich brachte ihm die bestellten Sachen und stellte es vor ihm auf den Tisch. Er bedankte sich höflich und als ich weggehen wollte meinte er: „Normalerweise muss man sich das selbst an den Tisch tragen, oder…“ Ich drehte mich zu ihm und nickte vage und erklärte: „Ja, aber gerade ist ja nicht so viel los, also kann ich das mal machen.“ Er nickte und lächelte leicht und meinte: „Ja, wirklich sehr zuvorkommend. Die meisten jungen Leute sind nur noch selten so aufmerksam.“ Ich grinste schräg und erwiderte: „Ach, so würde ich das nicht sagen… Man hört glaube ich nur von zu vielen 'schlimmen Leuten'… Sie kommen aus England?“ Der ältere Mann nickte leicht und grinsend schüttelte er den Kopf. „Ja… Nun lebe ich schon so lange hier und kann es immer noch nicht verbergen… Und sie kommen auch nicht aus Kalifornien. Sie haben einen leichten Südstaatenakzent.“ Ich grinst leicht und nickte, während ich zustimmend sagte: „Ja, eigentlich bin ich Texaner.“ Er schien amüsiert zu lachen und meinte: „Ach ja… unsere Waffennation…“ Schräg grinsend nickte ich leicht, dies war schließlich kein großes Geheimnis. „Und jetzt gleich Feierabend“, meinte der Mann mit nachdenklicher Stimme und schüttete sich ein wenig Zucker in den Tee. Erneut nickte ich und schmunzelte ein wenig. „Der Verkehr ist die Hölle, passen Sie bloß auf, aber vielleicht bin ich auch nur zu alt dafür“, meint er und rührte entspannt in dem Tee herum und sah von der Tasse hinauf in mein Gesicht. Freundlich und offen erschien der Mann und so sagte ich: „Ach, nicht schlimm, mein Freund holt mich ab.“ Neugierde war in den graublauen Augen zu erkennen und er fragte: „Und dann durch die Kneipen ziehen? So haben wir das früher gemacht nach der Arbeit, da war ich noch in den 20ern…“ Ich schmunzelte ein wenig und lachend meinte der Mann: „Lachen sie nur, ich meine es vollkommen ernst. Früher war keine Kneipe sicher vor mir…“ Ich schmunzelte und zustimmend nickte ich. „Ich glaub auch nicht, dass mein Freund und ich Frauen kennen lernen wollen…“ Überraschend sah er mich an. „Aber warum nicht“, wollte er wissen, „Sie sind doch jung- oder sind Sie etwa schon… wie sagt man, vom Markt.“ Ich lachte leise auf und nickte ein wenig. „Ja und zwar an meinen Freund“, meinte ich und als neue Kunden den Laden betraten, musste ich mich von dem Herrn verabschieden. Es kamen noch ein Paar weitere Kunden hinein und nahmen sich Kaffee und anderes mit. Ich wartete auf Jack und kurz vor Ladenschluss betrat er den Laden. Immer noch sahen ihn meine Kollegen verwirrt an. Freundlich hob er die Hand zum Gruß und ich nickte leicht. „Ich hol nur eben meine Jacke, dann können wir los“, meinte ich grinsend und sah, dass der Mann auf uns zukam. Er stellte die Tasse und den Teller auf den Tresen und sagte: „Noch mal vielen Dank, Jasper. Sie sind wirklich sehr nett…“ Ich runzelte die Stirn und war verwirrt. Hatte ich ihm meinen Namen gesagt? Nein, hatte ich nicht. Wenn ich schon verwirrt geschaut hatte, war es nichts im Vergleich zu Jack. Sämtliche Gesichtszüge entglitten ihm. Erschrocken sah er den Mann an und meinte mit kalter Stimme: „Was machst du hier!?“ Verwirrt taxierte ich die beiden. Sie kannten sich? „Ich trinke einen Tee und esse Kuchen… Nichts Verbotenes, oder…“ Ich sah wie Jack zuckte und verstand die Welt nicht mehr. Ich war gerade allein hinter dem Tresen und war dankbar dafür, dass mein Kollege immer heimlich im Lager an seinem Handy spielte. „Du hast es versprochen“, raunte Jack tödlich ruhig und plötzlich verstand ich, wer dort vor mir stand! Es war David! Derjenige, der Schuld an der Trennung war. Für den ich als Druckmittel hergehalten hatte, ohne es wirklich zu wissen! Nur, dass ich ihn mir und ich konnte es nicht anders sagen, furchteinflößender Vorgestellt hatte. Um einiges jünger, fitter und einfach nicht so! Doch der warme und freundliche Ton wandelte sich plötzlich und tödlich ruhig raunte David uns zu. „Und du hattest auch was versprochen und dich nicht daran gehalten wie ich letztens auf einer Überwachungskamera gesehen habe. Da dachte ich mir, brauch ich mein Versprechen ja auch nicht mehr halten, John…. Außerdem hat mir deine kleine Provokation kein bisschen gefallen“, raunte David und schneidend wurde seine Stimme. „Ich hab mehr als genug Drecksarbeit für dich gemacht. Verschwinde oder ich räum dich gleich hier aus dem Weg.“ Unbeeindruckt lächelte David und schien nicht mal mit der Wimper zu zucken. Sein Blick glitt zu mir und er lächelte mich eiskalt an. „Nenne es nicht 'Drecksarbeit'…. Wie würde Susanne das finden, wenn sie hörte, wie du über die Arbeit sprichst.“ Wütend verzerrte sich Jacks Gesicht und ich erkannte die Masche sofort! Ja, David kannte Jack! „Ich hoffe, dass du zur Vernunft kommst John. Es bringt dir nichts dauerhaft gegen mich zu arbeiten, sehe es doch ein“, meinte er mit einer so neutralen Stimme, welche mich vollkommen überraschte. Das Jack ihn bedrohte war ihm scheinbar vollkommen egal. Vielen anderen wäre der Arsch sicher auf Grundeis gegangen! „Sind deine Versprechen etwa nichts mehr wert“, knurrte er und wütend verzerrten sich Jacks Gesicht. Ein leises und arrogantes Lachen verließ David's Lippen und er nickte: „Doch, John. Doch du hast provoziert, ich habe provoziert, doch das du damals den simplen Auftrag nicht ausgeführt hast… nun, ich weiß nicht, wie ich das werten soll…“, ich wusste, dass er von Quiet sprach und Jack ballte seine Hände zu Fäusten. „Ich habe ihn ausgeführt! Du sagtest sie soll dir keinen Ärger mehr machen und das tut sie nicht. Von umbringen war nie die Rede. Du musst dich klarer ausdrücken. Ich lass mich nicht nochmal von dir benutzen. Meinst du etwa ich hätte nicht auch was gegen dich in der Hand?“ Kurz blickte er uns überrascht an und seine Augen weiteten sich kurz. „Ach?... Hast du das ja? Na ja, ich habe nicht mehr viel Zeit. Ich wünsche euch noch einen schönen Abend in eurer Wohnung im Osten Santa Monicas, oder vielleicht bei Ace? Aber ich glaube kaum John, dass du Lust auf Kleinkinder hast“, säuselte David und galant verabschiedete er sich von uns. Fassungslos sah ich ihm nach! Ich war regelrecht gelähmt als er anfing von meiner Familie zu sprechen! Kapitel 36: Passerie -------------------- Ohne dass ich mich noch vorher umdrehen konnte zerrte mich Jack zu seinem Auto. Er schubste mich regelrecht hinein und als er auf dem Fahrersitz Platz nahm, fuhr er zügig los. Ich zitterte und schaute nach hinten aus der Heckscheibe. Wurden wir nun verfolgt? Hatte man uns schon länger beschatten lassen? Und hatte Jack es mitbekommen und mir nur nichts gesagt? Oder hatte David nur so gute Leute auf uns angesetzt, dass Jack diese nicht bemerkt hatte? Alles war möglich und ich war mir sicher, dass ich es so schnell nicht erfahren würde. Je mehr Gedanken sich in meinem Kopf breit machten, desto mehr wuchs die Sorge und unangenehm laut hallte mein Puls in meinen Ohren. Er hatte Luna erwähnt! Luna! Sie war gerade einmal ein Jahr alt! Wie konnte er das machen?! Wie? Sie war mehr wie unschuldig! David hatte in meinen Augen kein Herz, wenn er das wirklich tat! Wieso hatte ich mich nicht bei Clay gemeldet?! Ich bekam gar nicht wirklich mit wie Jack ins Auto stieg. Starr blickte ich auf das Armaturenbrett. Erst der Ruck des anfahrenden Autos brachte mich in die Gegenwart zurück. Mit fast schon unsicherem Blick sah ich zu ihm und blinzelte leicht. Wohin fuhren wir nun? Jack schmiss mir sein Handy entgegen und raunte: „Ruf Adam an. vier, eins, null, neun, acht, sechs.“ Ich brauchte nicht zu fragen wofür die Zahlen standen, denn als ich über das Handy ging wollte es zum entsperren einen Zahlencode haben. Ich sah in seinen Kontakten keinen Adam, doch schon scrollte ich hinunter und rief die Nummer von Ozelot an. Sofort stellte ich das Handy auf Lautsprecher. Es dauerte nicht lange bis abgenommen wurde und die freundliche und gut gelaunte Stimme Adams drang aus dem Gerät in meiner Hand. „Hi Snake, was gibt´s?“ „Hör zu“, begann Jack sofort, „der Major ist bei Jazz aufgetaucht. Er weiß, dass ich Quiet nicht erschossen habe… Wir müssen sofort untertauchen. Ich weiß nicht wie lange die uns schon beobachten, aber jemand muss sofort zu Jenny Hales und Clay Kentons Haus fahren! Durchleuchtet alle! Mir scheiß egal, hier ist sicher ein Maulwurf und ich will, dass ihr ihn findet!“ Panik durchströmte meinen Körper! Jenny und ihre Familie könnten in Gefahr sein! Fast automatisch griff ich nach meinem Handy, doch Jack schlug es mir aus der Hand und schüttelte den Kopf. Ich wollte ihn wütend anfahren, doch ich unterdrückte die Wut. Ich musste mich konzentrieren. Jack hatte Ahnung davon! Er hatte es einfach! Ich musste ihm vertrauen, auch wenn ich gerne mehr selbst organisiert hätte… „Alles klar Boss“, raunte Ozelot in den Hörer und ich war verblüfft wie ernst er klang, kannte ich ihn doch eigentlich nur locker und fröhlich. Er fragte nicht viel nach, vermutlich wusste er, dass er nun einfach funktionieren musste. Unnötige Fragen hätte unnötig Zeit vergeudet. „Ich schick die Leute los. Jazz soll sein Handy wegschmeißen. So lange wir nicht wissen wie lange er schon davon weiß, dass Quiet noch lebt, kann er ihn schon wer weiß wie lange beobachten…“ „Ich weiß“, raunte Jack wütend und wechselte die Spur. Er beschleunigte und zog an vielen anderen Autofahrern vorbei. Immer wieder blickte er in den Rückspiegel. „Wenn es neue Informationen gibt melde ich mich“, sagte Jack und ich verstand, dass ich auflegen sollte, was ich gleich tat. „Schalte dein Handy sofort aus“, sagte Jack und ich tat wie mir befohlen. Warum wusste ich nicht. „Was ist mit Emily“, fragte ich unsicher und Jack schaute zu mir. Deuten konnte ich seinen Blick nicht. Er sagte nichts. Hatte er Angst, sie wäre eine Spionin? Ein Maulwurf? Das war einfach albern! „Jack! Emily könnte in Gefahr sein! Sie ist nicht böse. Sie ist“, doch Jack unterbrach mich gleich. „Sie ist Schauspielerin… we-“, doch ich fiel ihm ins Wort und energischer als beabsichtigt fuhr ich ihn an: „Ich vertraue Emily! Sie ist keine Spionin! Sie ist höchstens in Gefahr! Ich lege meine Hand für sie ins Feuer Jack! Wir müssen nach Hause und sie warnen verdammt! Oder glaubst du, sie hat Adam die ganze Zeit an der Nase herumgeführt, oder wie?“ Ich sah, dass es Jack nicht passte und wütend meinte er: „Woher soll ich das wissen?! Ich hab kaum etwas über sie herausgefunden! Ich konnte gerade einmal ihre Schulen herausfiltern. Nichts über ihre Eltern oder Geschwister, Jasper!“ Ich schüttelte nur den Kopf, dass konnte und wollte ich einfach nicht glauben! „Ich glaube es trotzdem nicht! Ich will, dass wir nach Hause fahren. Wir müssen auch noch den Hund holen!“ Wütend sah Jack mich an. Mir war es gleich, dass er gerade wütend auf mich war. Ich vertraute Emily und dass er nichts über sie hinausgefunden hatte, wunderte mich, doch pampig fuhr ich ihn an. „Wenn du doch nichts herausgefunden hast, weswegen sagst du es mir dann erst jetzt“, raunte ich wütend. Vorbei waren die Zeiten, in denen er mich mit sowas einschüchtern konnte! Wütend sah Jack weg auf die Fahrbahn und beschleunigte. Ich wusste, dass er erzürnt war, doch ich war mir sicher. Ja, es war komisch dass er keine Informationen über Emily bekam, doch ich war mir sicher, dass sie mich niemals verraten hatte. Sie war meine Freundin! Egal was Jack alles sagen würde, ich war mir sicher, dass sie nichts Böses vor hatte! Ich war überrascht, dass Jack auf direktem Weg zu unserer Wohnung fuhr, hatte ich doch eher erwartet, dass wir einige Umwege fuhren. Immer noch ließ ich mich von Jacks, 'Emily ist eine Spionin' Idee nicht überzeugen! Es schien uns keiner gefolgt zu sein, denn sonst hätte Jack sicherlich einen anderen Weg genommen. Als ich aus dem Wagen aussteigen wollte, hielt Jack mich feste. „Du folgst mir, wenn ich es sage! Du gehst auf keinen Fall vor.“ Selten hatte ich ihn so autoritär erlebt wie in diesen Moment, doch hatte ich auch selbst keine Erfahrungen mit dem Soldaten Jack gesammelt. Ich nickte leicht. Und vorsichtig stieg Jack aus. Nichts war auffällig und nach einem Moment winkte er mich zu sich. Gemeinsam betraten wir die Wohnung, doch kein Didi war dort, der uns freundlich begrüßte. Alles war dunkel und eigentlich so, wie wir es verlassen hatten. Ich spürte, wie Jack sichtlich nervös wurde und er sich in der Wohnung umsah. Wo waren Emily und der Hund… Waren vielleicht schon welche vor uns hier gewesen? „Hast du eine Waffe“, fragte Jack mich und ich nickte leicht. Natürlich hatte ich als gebürtiger Texaner eine Waffe bei mir zu Hause. „Eine Beretta…“, raunte ich fast schon flüsternd. Ich war nervös und obwohl ich meine Wohnung sehr gut kannte, blickte ich mich nervös um. Ich betrachtete die vertraute Garderobe. Emily's Jacke fehlte, sowie die Leine Didis. Alles war so vertraut und dennoch fühlte es sich merkwürdiger an als ich es eigentlich wollte. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper und ich konnte es nicht verhindern, dass ich mich kurz schüttelte. Ernst nickte Jack. „Besser als nichts, gib sie mir! Du traust dich eh nicht auf bewegte Ziele zu schießen“, forderte er mich auf. Bewegte Ziele… er nannte es nicht Menschen. Bewegte Ziele… Vielleicht war es einfach zum Selbstschutz… Ich ging in mein Zimmer und holte aus dem Kleiderschrank die unscheinbare schwarze Pistole. Auch wenn ich Waffen zur Selbstverteidigung eigentlich unnötig fand, wollte ich diese Waffen dennoch nicht wegtun. Es war eine ausgediente Dienstwaffe meines Vaters. Es war ein Erinnerungsstück, an eine damals unbeschwerte Zeit. Gemeinsam mit zwei Magazinen reichte ich sie Jack. Ich schwieg, als könne ich nicht mehr sprechen. Auch wenn ich Waffen zur Selbstverteidigung eigentlich unnötig fand, wollte ich diese Waffen dennoch nicht wegtun. Wir waren oft am Schießstand und eigentlich hatte es mir früher Spaß gemacht gemeinsam mit Dad dorthin zu fahren. Er betrachtete sie kurz und grinste leicht. „Eine M9? Hast du die von deinem Vater bekommen? Ist eine typische Polizistenwaffe“, sagte er und steckte gleich das Magazin ein und mit einer schnellen Handbewegung entsicherte er die Waffe. „Ja, habe ich“, meinte ich und betrachtete Jack. Wie er nun vor mir stand. Mit wachem Blick und so ruhig, als schien er entspannt auf das Kommende zu warten. „Pack ein paar Sachen. Ich versuch herauszufinden wo Emily steckt…“ Genervt verdrehte ich die Augen und war froh, dass Jack es nicht sah. Emily war meine Freundin und keine Spionin! Das musste er früher oder später einfach einsehen! Doch ich wusste, dass Jack gerade nur schwer mit sich reden ließ. Er war einfach ein sturer Esel! Ich packte schnell die Sachen zusammen. T-Shirt, Unterwäsche, Hosen, alles Mögliche landete in meiner großen Reisetasche. Jack schien langsam immer nervöser zu werden und unruhig fing er an sich umzublicken. Auch ich war angespannt. Die Sorge um meine Familie und meine Freunde nagte an mir. Ich starrte auf mein Handy. Immer noch war es ausgeschaltet und ich wusste, dass ich es nicht anschalten durfte, beziehungsweise sollte. „Was ist mit meinem Handy“, fragte ich unsicher und betrachtete das ausgeschaltete Handy in meiner Hand. „Ich besorg dir ein Neues mit einer sicheren Nummer“, raunte Jack und nahm mir das Gerät aus der Hand. Hatte man eventuell mein Handy gehackt? Ich wusste es nicht. Sicher konnte man so etwas. „Wie groß ist die Gefahr“, fragte ich unsicher und Jack zuckte mit den Schultern. Er schien es wirklich nicht zu wissen. Natürlich nicht. „Ich muss telefonieren! Ich muss wissen wo mein Hund ist!“ Ich wusste, dass er Emily anrief. Als er mich wütend und vielleicht auch mit Sorge in dem Auge anfuhr, meckerte er: „Sie geht nicht an ihr verdammtes Handy! Ich wusste es!“ Mahnend sah ich ihn an. „Ich bin weiterhin vollkommen davon überzeugt, dass Emily nichts damit zu tun hat! Ruf sie noch mal an“, forderte ich ihn energisch auf, „schon Mal auf die Idee gekommen, dass sie ihr Handy nicht gehört hat?“ Ernst, mit versteinertem Gesicht sah er mich an. „Los, ruf sie an!“, forderte ich ihn energisch auf. Erneut wählte er die Nummer und ich sah, wie sich seine Schultern entspannten, doch so schnell dieser Zustand da war, verschwand er wieder. „Wo ist mein Hund!“, sagte er energisch in das Handy. Jetzt verstand ich auch, warum er immer nervöser wurde, er hatte Sorge um Didi. Schnell nahm ich es ihm ab. Kurz wollte er es festhalten, doch mit einem starken Ruck, hatte ich es in meinen Händen. „Emily“, fragte ich, vielleicht war durch das Handgemenge die Verbindung unterbrochen worden, doch ich hörte ihr verständnisloses Ja, in meinen Ohren. „Emily… Jack… er hat sich erschrocken, dass der Hund weg ist, hast du davon irgendwie Ahnung“, fragte ich und war erleichtert, als ich sie fröhlich lachend antworten hörte: „Ach so, ja, keine Sorge. Der musste nur mal. Da habe ich mir den geschnappt. Bin gerade im Park… Ich dachte, dass freut ihn. Dann muss er gleich nicht noch mal so lange laufen.“ Ich hatte, während Emily sprach gespürt, wie Jack versuchte sein Ohr an das Handy zu drücken, vermutlich um jedes Wort von Emily zu belauschen. „Ach so… ja. Jack… muss gehen. Der braucht seinen Hund dann“, meinte ich und spürte, wie Jack immer angespannter wurde. „Ach so… das wusste ich nicht. Ich komme gleich. Ach und meine Mum kommt vorbei. Die holt ihre Tuppersachen ab“, plapperte sie fröhlich und ich hörte den Wind unangenehm im Handy wehen. Ich seufzte genervt, darauf hatte ich nun wirklich keine Lust! „Emily… pass bitte auf dich auf und komm sofort nach Hause, okay“, meinte ich leise, aber sehr eindringlich. Ich hatte wirklich Angst um diesen Paradiesvogel! Sie klang äußert verwirrt, als sie irritiert sagte: „Ja, klar? Ist was passiert?“, wollte sie wissen und ich verneinte. Wie konnte ich dies auch sagen ohne Jack zu verraten? Ich legte auf und eisern blickte Jacks blaues Auge mich an. „Emily meinte sie macht sich auf den Weg. Sie hat das Handy nicht gehört“, erklärte ich ruhig und sah Jack ernst an. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Emily damit etwas zu tun hat!“ Jack war äußert angespannt und runzelte leicht die Stirn. Er runzelte die Stirn und kramte in meinem Regal herum. „Was suchst du“, wollte ich wissen und beobachtete ihn dabei, während ich Kleidung in meine Reisetasche stopfte. „Ich schaue, ob hier Wanzen sind“, raunte er, doch seine Suche wurden von dem Klicken der Tür je unterbrochen. Angespannt sah Jack mich an und flüsternd fragte er: „Wer hat noch einen Schlüssel?“ Ich spürte, wie auch ich immer angespannter wurde und ebenfalls im flüsternden Ton erklärte ich: „Emily sagte etwas davon, dass ihre Mutter kommen würde …“ Ich bemerkte, wie Jack sich darüber aufregte und mich neben die Tür schob. Warum er sich aufregte verstand ich nicht. Er beförderte mich weg aus der Schusslinie. War das alles angebracht? War das übertrieben? Ich wusste es nicht. Das Klackern der Schuhe im Flur deutete an, dass eine Frau hineinkam. Auch ich war mir nicht sicher, ob es tatsächlich Emilys Mutter war. Leise versuchte Jack die Tür zu öffnen und spähte hinaus. Ich konnte nicht viel sehen, doch die Stimme, die ich hörte, ließ mich erleichtert aufseufzten. „Wieso um Himmelswillen kann dieses Kind die Sachen nicht wieder nach Hause bringen“, hörte ich Emily's Mutter Jules sagen. Die Geräusche aus der Küche ließen erahnen, dass Jules gerade etwas im Schrank suchte. Ach ja, diese verdammten Tuppersachen, das hatte Emily ja gerade erst gesagt. „Ich weiß, wer das ist“, meinte ich und sagte laut: „Hey! Was suchst du?“ Immer noch nahm ich die Geräusche aus der Küche wahr, die plötzlich verstummten. „Oh Jazz“, rief sie fröhlich und ich hörte, wie sie näher kam, „Emily wollte eigentlich heute endlich mal alle meine Tupperdosen vorbeibringen. Ich habe keine mehr. Dieses Mädchen-.“ Erschrocken schrie sie auf, als sie Jack erkannte und mit einem schnellen und harten Hieb schlug sie mit der Kante der Tupperdose, die sie in ihrer Hand hielt, gezielt auf Jacks Nase. Schmerzvoll stöhnte Jack auf und auch er sah Jules erschrocken an. Noch bevor ich sprechen konnte, oder gar fragen, was denn nun los sei, griff Jules Jack einfach an! Gekonnt, wie ich es ihr nie zugetraut hatte, trat sie mit voller Wucht gegen seine Seite. Was zur Hölle war hier los verdammt?! Immer noch benommen vom ersten Schlag keuchte Jack erschrocken auf und sprang nach hinten. „Was machst du hier“, rief sie erschrocken und stürzte sich auf Jack. Im letzten Moment sprang er zur Seite und ließ Jules in leere treten. Er richtete die Pistole auf Jules, welche ich ihm grade erst gegeben hatte. Er konnte doch jetzt nicht Emilys Mutter einfach erschießen?! Schneller als gedacht sprang Jules zu Jack, ich wäre vermutlich wie erstarrt gewesen, wenn mich jemand mit einer Waffe bedrohte. Mit einer schier winzigen Bewegung jedoch drehte sie ihm die Pistole aus der Hand und sie wechselte den Besitzer. Es sah so leicht aus, als hätte dies jeder einfach gekonnt. Ohne darüber nachzudenken griff Jack nach einem losen Gegenstand in seiner Reichweite. Wenn er überrascht war, dann nur für wenige Sekunden. Es war ein Buch, welches ich für die Uni brauchte. Modellbau für Architekten Handbuch und Planungshilfe, ein sehr dickes Buch! Jack warf es auf kürzeste Distanz Jules entgegen und sie musste einen Arm hochnehmen um es abzuwehren, sonst hätte es gezielt ihre Nase getroffen. Diese Sekunde nutzte Jack aus um einen Schritt auf sie zu zugehen und ihre Arme festzuhalten. Doch sie wehrte sich. Sie versuchte nach ihm zu treten. Er drängte Jules aus meinem Zimmer hinaus in unseren Essbereich und schaffte es ihren Körper rücklings auf unseren kleinen Esstisch zu drücken. Eine Vase aus dem Flur zerschellte am Boden, als Jack sie durch den Flur drängte. Eine Tasse, die noch vom Frühstück auf dem Küchentisch stand fiel hinunter und ging zu Bruch. Sie schrie nicht, sondern keuchte zornig auf! Der Küchenstuhl viel lauthals um, knallte laut auf den Küchenboden. Für den Augenblick sah es so aus, als wäre Jules dem großen Mann über sich hoffnungslos unterlegen. Ich wollte gerade den Mund aufmachen, doch sie wusste sich zu wehren und trat Jack kräftig zwischen die Beine. Es war sicher nicht ehrenvoll, aber durchaus nützlich in ihrer Position. Mit einem lauten Stöhnen ließ er sie los, was sie zur Flucht von dem Tisch nutzte. Sie nahm einem noch stehenden Stuhl zur Hilfe und Schlug Jack damit auf den Rücken. Als sie ihn wieder sinken ließ hatte der Stuhl eine unnatürliche Schräglage bekommen. Die beiden demolierten grade meine Wohnung! „Ich hab keinen Bock auf diesen scheiß!“, meckerte Jack lauter als ich dachte und schien dem Treiben ein Ende setzen zu wollen. Er beugte sich etwas runter, packte Jules mit beiden Händen an der Hüfte und hob sie ruckartig hoch. Er warf sich die zierliche Frau locker über seine kräftige Schulter und ließ ihr Beine in der Luft strampeln. Sie zog an seiner Hose, doch in dieser Position hatte sie nicht viel Spielraum um sich zu wehren. „Woher kennst du den“, fuhr Jules mich erschrocken und nach Luft schnappend an und versuchte sich aus ihrer misslichen Lage zu befreien! Noch bevor ich antworten konnte, raunte Jack fast schon wütend: „Woher kennst du sie?!“ „Lass sie verdammt noch mal runter Jack!“, forderte ich ihn energisch auf und trat zu den beiden. Nur widerwillig kam er meiner direkten Aufforderung nach. Verwirrt blinzelte ich und stellte mich gleich zwischen die beiden. „Bitte! Hört auf die Einrichtung zu zerstören“, fuhr ich die beiden fast verzweifelt an. Erneut wurde ich von beiden aufgefordert zu sprechen und so sagte ich an Jack gewandt: „Das ist Emilys Mutter!“ Böse blickte er sie an und raune: „Oh ich wusste es! Du hast sie auf Jasper angesetzt!“ „Ich habe gar nichts…. Jasper, wer ist das für dich?“ Ich sah zu Jack und meinte: „Das ist mein Freund, mein Lebensgefährt und ich verlange jetzt augenblicklich eine Erklärung!“ Ich blickte zu Jack und sah ihn auffordernd an. Wütend verschränkte er die Arme und raunte mir vorwurfsvoll zu: „Musst du Agenten anlocken wie ein Scheißhaufen die Fliegen?!“ Verwirrt sah ich zu Jules und sie verdrehte genervt die Augen. Ohne etwas zu sagen bat ich sie mir zu erklären, was hier vor sich ging. Jack immer noch misstrauisch beäugend meinte sie: „Ich bin keine Agentin mehr! Ich bin… es kann sein, dass ich das ein oder andere Mal gemacht habe… Was ist ja nicht wichtig.“ Jack schnaubte verächtlich. „Was hat sie dir gesagt was sie macht“, wollte Jack von mir schnell wissen und schien mich fast schon zu sich ziehen zu wollen. Doch auch Jules hielt mich erschrocken am Arm feste. „Ich… ich weiß nur, dass sie Violinistin ist“, sagte ich mit großen Augen und sah die blonde Frau vor mir an. Wieso waren alle in meiner Umgebung nicht das, was sie angaben zu sein?! Verächtlich lachte Jack. „Kannst du das überhaupt Passeri“, fragte Jack und schlich etwas hin und her. Wie ein Raubtier, welches seine Beute nicht aus den Augen ließ. Alle Aufmerksamkeit fokussierte sich auf sie. Doch Jules sah nicht anders aus. „Natürlich“, meinte sie fast schon herablassend und ihre Augen zogen sich wütend zusammen. „Hast du Emily auf Jazz losgelassen? Sollte sie ihn ausspionieren?!“ Wütend war Jacks Stimme. „Was hat Emily damit zu tun“, rief Jules aufgebracht, doch Jack ließ sich nicht von seiner Idee abbringen. „Ja Emily! Die spielt ihre Rolle echt gut, fast wäre ich darauf reingefallen, hätte mein Intel-Team nicht gar nichts über sie gefunden“, murrte er und grimmig schauend sah er Jules an. „Emily hat nichts, aber auch gar nichts mit meinem Job zu tun!“, rief Jules immer aufgebrachter. Als ich immer noch fragend schaute, meinte Jack plötzlich an mich gewandt: „Passerie ist eine Agentin der DGSE… ist sowas, wie die CIA Frankreichs... Bist du immer noch der Meinung Emily sei so unschuldig?!“ Doch noch bevor ich sprechen konnte, fuhr Jules ihn wütend an: „Lass meine Tochter aus dem Spiel, oder ich verspreche dir ich hetze dir alle Leute auf den Hals, die ich kenne! Wenn du wirklich mit Jazz zusammen bist, dann hast du sie kennen gelernt! Sie hat nichts mit meinem Job zu tun, verstanden?! Und jetzt erklär mir gefälligst was hier los ist Snake, bevor ich es aus dir heraus prügle!“ Nie hatte ich Jules so schreien, geschweige denn so drohen gehört. Doch noch bevor Jack wütend zurück fauchen konnte, ging ich dazwischen. Noch mehr wütende Agenten, oder was auch immer die beiden waren, vertrugen die Möbel nicht. Aber es erklärte, warum Jack keine Informationen über Emily bekommen hat. Jules setzte sicher alles daran, um Emily zu schützen. „Bei der Arbeit kam heute ein älterer Mann rein… David und er… na ja hat mich und Jack bedroht“, sagte ich hastig, denn mit Jack war ein normales Gespräch derzeit ja nicht möglich. „Wer ist David“, wollte Jules wissen und runzelte ihre Stirn. Doch noch bevor ich erklären konnte, trat Jack neben mich. Zog mich tatsächlich etwas hinter sich. Er war gänzlich anders. Er benahm sich nicht mehr wie mein Lebensgefährte. Immer noch war mir klar, dass gerade Snake neben mir stand. Ein Soldat, bereit alles zu tun um mich und sich in Sicherheit zu bringen. „Vielleicht sagt dir David nichts, aber vielleicht Rucker?“, sagte Jack gefährlich ruhig und ich merkte, wie er genau ihre Mimik zu eruieren schien. Nach und nach merkte ich, wie Jules die Gesichtszüge entgleisten. David schien wohl sein richtiger Name zu sein und kein Deckname. „Was will der von euch“, fragte sie entsetzt und blickte Jack fast schon fassungslos an. Grummelnd und kurz abwägend schien Jack zu überlegen ob er antworten sollte oder nicht. Leise murmelnd und sehr sachlich meinte er: „Er will das ein oder andere und er will über Jazz an mich herankommen.“ Kurz dachte Jules nach und sah mich an. „Jules“, meinte ich und sah sie ernst an, „ich mache mir Sorgen um Emily… Irgendwer muss mich beschattet haben und vielleicht auch Emily…“ Es war, als würde der Groschen fallen. Mit geweiteten Augen sah sie mich an. „Das kann nicht sein… okay… Snake… ich ruf meine Leute an, bringe Emily in Sicherheit und kontaktierte dich, okay?“ Ich war sichtlich verwirrt, gerade noch Spinne Feind und nun schien es, als arbeiteten sie zusammen! Plötzlich und unerwartet?! Jack schien es nicht zu wundern und er nickte leicht. „Ihr habt doch überall eure Spitzel… Die DGSE mischt doch überall mit… habt ihr welche bei Rucker?“, fragte er und sprach mit tödlich ernster Stimme. „Das geht dich nichts an“, wich sie aus und sagte wie Jack weder ja noch nein. Er nickte knapp, schien nicht verwirrt von ihrer Aussage. Vielleicht sprachen sie alle so kryptisch. „Ach und Snake… Wenn meiner Tochter irgendwann was passiert verspreche ich dir, wirst du dich nirgendwo vor mir verstecken können“, drohte sie im gefährlichen Ton und ich verstand sie. Jeder würde für seine Familie über Leichen gehen… Doch ich war erleichtert, wir standen nicht mehr alleine da. Ich hatte keinen Plan von dem französischen Nachrichtendienst, doch es war besser als mit Jack alleine dort zu stehen… Jules kannte Clay und Jenny, vielleicht könnte sie nach den beiden sehen… Wir hörte Schritte, wir alle starrten zur Tür. „Oh mein Gott, was ist denn hier passiert? Wie schrecklich“, hörte ich Emilys Stimme aus dem Flur und zusammen mit Didi betrat sie den verwüsteten Flur. Der Hund schnüffelte an der zerbrochenen Vase und zog an der Leine. Er wollte zu Jack und winselte leise. Augenblicklich war Emilys Mutter bei ihr und Didi lief fröhlich und schwanzwedelnd auf Jack und mich zu. Jules drückte Emily an sich und meinte: „Alles gut Süße. Hier ist eingebrochen worden! Wie schrecklich…“, log Jules sofort drauf los und verdammt, klang sie ehrlich dabei. „Oh Gott“, quietschte sie und sah uns drei erschrocken an, „deswegen warst du so komisch am Telefon Jazz… Oh nein.. waren die auch in meinem Zimmer“, wollte Emily wissen und ging gleich in ihr buntes Reich. Natürlich war dort alles, wie sie es verlassen hatte. Erleichtert seufzte sie und meinte: „Gott sei Dank sind die nicht in mein Zimmer… was fehlt denn“, wollte sie wissen und sprachlos sah ich zu den zwei Anderen. Sie waren es schließlich, die besser Lügen konnten. „Bargeld“, raunte Jack und fügte genervt hinzu, „mein Tablet… ich dachte schon, die haben meinen Hund mitgenommen“, raunte er und streichelte Didi, den er nahe bei sich hielt. Sein Blick huschte zu Jules und er sagte: „Eigentlich ist er ausgebildet Menschen, die ich nicht mag, direkt anzugreifen.“ Unbeeindruckt schien sie und es wirkte für einen kurzen Augenblick herablassend, wie sie Jack angrinste. „Schatz, du bleibst jetzt erstmal bei uns“, meinte Jules und zog ihre Tochter liebevoll, aber bestimmt zu sich. Emily nickte nur und wirkte erstaunlich niedergeschlagen. Es tat mir fast schon leid, dass wir sie anlogen. So wie sie dreinschaute wirkte sie nicht mehr so ausgelassen, wie sie sonst war. „Ja… okay, ich schreib nur Adam, dass hier was passiert ist“, sagte sie hölzern und zog ihr Handy, welches in einer knallbunten glitzernden Hülle steckte heraus. Ich blinzelte und sah zu Jules. Wie würde sie auf Adam reagieren… Kannte sie ihn überhaupt? Als Jules sie fragte, wer Adam sei antwortete Emily mit einem mir zu bekannten Funkeln in den grünblauen Augen: „Ach, das ist ein Arbeitskollege von Jacky, der ist so süß sag ich dir. Er bringt mich immer zum Lachen.“ Ich bemerkte, wie Jules Augen sich weiteten und als sie Jack betrachtete, war sein Blick vollkommen ungerührt. „Ja, meine Arbeitskollegen haben echt eine anziehende Wirkung auf deine Tochter.“ Ich hörte die unterschwellige Drohung und konnte nur die Augen verdrehen. Hier ging es doch gar nicht um Adam und auch nicht um Jules. Hier ging es um David! Emily brachte mich aus meinen Gedanken, als sie ihre Mutter fragte: „Kann ich heute bei euch schlafen? Wenn hier Fremde drinnen waren, fühle ich mich nicht mehr wohl.“ Sofort war Jules vollkommen in ihrer Mutterrolle. „Natürlich! Als ob ich dich noch hier schlafen lasse. Pack deine Klamotten. Die beiden kommen sicher auch wo unter… vielleicht bei deiner Schwester?“ Emily nickte und verschwand in ihr Zimmer und unsicher zuckte ich mit den Schultern. Die Sorgen, die sich wegen der sich überschlagenden Ereignisse kurz verabschiedet hatten, waren mit einem Schlag wieder da. Hatten wir hier Zeit vertrödelt? „Jack!“, fuhr ich ihn gereizt an und konzentrierte mich meine gereizten Worte zu verschlüsseln, „hatte dein alter… Chef nicht was davon gesagt, dass er…. Clay kennt... und Luna?“ Eindringlich sah ich ihn an und Jack atmete kurz durch. Doch nicht nur Jack schien zu verstehen, auch Jules sah mich überrascht an. „Wirklich?“, fragte sie mich. Auch sie wusste, dass ich eine kleine Nichte hatte. Jack nickte und ich blickte Jules mit einem unruhigen Blick an. Sie seufzte schwer und meinte: „Okay, ihr verschwindet, ich kläre das hier…“, leiser wurde ihre Stimme, als sie Jack zuflüsterte, „ich hab auch ein Auge auf Jenny und Clay…“ Er nickte stur und betrachtete Jules. „Hätte nicht gedacht“, raunte er kühl, „dass wir je zusammenarbeiten. Nicht nachdem, was in Italien passiert war.“ Italien? Als ich Jack fragend ansah wusste ich schon, dass ich keine Antwort von ihm bekommen würde. Keck grinste Jules kurz und ging dann, als sei alles nur schrecklich, weil ein Einbrecher in unserer Wohnung war, zu ihrer Tochter. „Lass uns gehen“, raunte Jack und ich nickte mechanisch. Ich konnte die Sorge um meine Familie einfach nicht hinunterschlucken. Doch das, was gerade passiert war, hatte noch nicht den Weg in meinem Kopf gefunden. Kapitel 37: Warnschüsse ----------------------- Wir verließen meine Wohnung und Fragen über Fragen sammelten sich in meinem Kopf. Woher kannte Jack Jules und wieso war sie eine Agentin? Hatte ich nun alles richtig verstanden und sie half uns? War David, oder Rucker, wie sie ihn nannten, überall so gefürchtet und verhasst? Waren Jenny, Clay und Luna nun in Sicherheit? Wir stiegen in den Wagen und ich war erstaunt, dass Jack Didi dieses Mal in eine Hundekiste verfrachtete, statt auf den Rücksitz. Fragend sah ich ihn an und er raunte: „Wenn ich ne Vollbremsung machen muss, fliegt der mir noch durch die Scheibe.“ Ich nickte nur und schmiss meine Tasche auf den Rücksitz. Schnell fuhr Jack los und ich fragte, nachdem das Auto sich in Bewegung setzte. „Woher kennst du Jules?“ Kurz drehte er den Kopf in meine Richtung, ehe er nuschelte: „Ist das nicht klar? Sie war oder ist eine Agentin. Da begegnet man sich ab und zu…“ Ich nickte, klar, dass hatte ich verstanden. Aber das meinte ich eben nicht. Sie hatten war von Italien gefaselt… „Und ihr mögt euch nicht“, stellte ich fest und fixierte weiterhin Jacks so angespanntes und ernstes Gesicht. Er seufzte schwer und wog den Kopf hin und her. „Die Franzosen sind gut in dem was sie tun und können einen ganz schön ärgern. Sie war eine erbitterte Gegnerin vom Boss, also Susanne… Daher kennen wir uns…“, meinte er und tatsächlich schlich sich ein Schmunzeln über sein Gesicht. Woran er wohl dachte, fragte ich mich im Stillen. Ich nickte leicht und sah hinaus in die Dunkelheit der Stadt. Immer noch wirkte alles so normal und trotzdem fühlte es sich einfach komisch an. Von jetzt auf gleich wandelte sich plötzlich alles! Mein normales und ruhiges Leben schien von jetzt auf gleich passe zu sein. Wir waren eine Weile unterwegs, ehe wir anhielten. Wir ließen kurz den Hund hinaus und immer wieder blickte Jack sich um. Vermutlich hatte er wirklich Angst, dass plötzlich etwas geschehen könnte. „Wie willst du Jules kontaktieren…“, fragte ich Jack und er grinste diabolisch. „Ich kenne ihren Vornamen und wegen Emily ihren Nachnamen. Das wird für mein Intel-Team sicher nicht so schwierig sein, vor allem, da sie uns helfen will…“, kurz war er nachdenklich, ehe er leiser raunte: „Vielleicht ist das gar nicht so schlecht… Mit mehr Leuten gegen David ist die Chance ein wenig besser geworden.“ Ich nickte und trotzdem zogen sich Jacks Brauen ernster zusammen als ich vermutet hatte. Kurz fragte ich mich, woran er dachte. Doch auch ich war immer noch in meinen Gedanken gefangen und schnell sammelten wir den Hund ein. Trotz seines Gejaules packte Jack ihn in die Hundekiste. Wir fuhren aus der Stadt. Jack telefonierte erneut mit Adam und ich verstand, was ihm weiterhin Kopfschmerzen bereitete. „Wir haben einen Maulwurf bei uns, Ozelot. Finde heraus wer es ist! Alle Gespräche von jedem unterliegen keinem Datenschutz mehr. Jeder ist verdächtig! So lange das nicht geklärt ist, bin ich mit Jazz unterwegs!“ Adam war auf Lautsprecher, denn Jack hatte sicherlich keine Lust, dass ihn nun auch noch die Polizei anhalten würde, weil er am Steuer telefonierte. „Okay Boss“, hörte ich Ozelots eigentlich so vertraute und gleichzeitig so professionelle Stimme aus dem Handy sagen. „Außerdem gibt es was über Emily zu sagen. Ihre Mutter ist Passerie, von dem französischen Nachrichtendienst.“ Ein Laut der Überraschung drang aus dem Handy und ich sah hinab auf das Handy in meinem Schoß. „Oh, dass wird ja dann schwierig….“, raunte Adam und ich verstand nicht was genau schwierig wurde. Die Beziehung zwieschen ihm und Emily, oder das Jules nun auch mit spielte. Ernst sagte Jack zu ihm: „Keine Sorge, ich hab sie daran erinnert, dass, sollte David Jazz schon länger ausspionieren, ihre Tochter nicht verschont geblieben ist… Sie will uns helfen. Könnte nützlich sein.“ Nützlich… ich hätte es vermutlich als nett, oder freundlich bezeichnet und nicht einfach nur als nützlich. Doch vermutlich waren Jack und ich da einfach anders gepolt. Er sah sie Dinge anders, als ich es tat und in dieser Situation war es vielleicht einfach nur gut so. Ich war überrascht, dass Adam trotz der Neuigkeiten professionell blieb. Sie sprachen darüber, wie sie mit Jules in Kontakt treten und was sie machen könnte. Ich lauschte den Gesprächen und war, wenn ich ehrlich war, ziemlich überfordert, dass alles zu verstehen! Nur am Ende, nachdem alles besprochen war, wurde Adam persönlich und meinte nachdenklich: „Na dann bin ich ja mal gespannt, was sie so zu mir sagen wird…“ Ich wusste nicht, ob die beiden nun ein Paar waren oder nicht. Vielleicht wussten sie es selbst nicht. Und jetzt nachfragen war das Letzte, was ich wollte. Ich hoffte einfach, dass alles sich weiterhin zum Positiven wenden würde. Ohne sich zu verabschieden legte Jack auf und sah ernst auf die Straße. Feste umklammerte er das Lenkrad und schien die Zähne feste aufeinander zu pressen. Vorsichtig legte ich meine Hand auf seinen Oberschenkel. Nun, da alles so weit geregelt war schien es, als kam die Sorge und die Anspannung mit einem Schlag bei Jack an. Und wie er so angespannt neben mir saß merkte ich, dass Jack Sorge um mich hatte. Plötzlich verstand ich, warum er die Zähne aufeinander biss. Es war Sorge, dass mir etwas zustieß! Sorge, dass er mich durch sein Verhalten in Gefahr gebracht hatte! „Jack“, meinte ich leise, doch wurde meine Stimme immer kräftiger, „egal was jetzt passiert, wir schaffen das gemeinsam, okay? Du verschwindest nicht einfach. Ich meine es ernst, machst du das noch einmal und haust ab, dann brauchst du nie wieder einfach aufzutauchen, ist das klar?! Es war David doch vollkommen egal ob du wieder Kontakt zu mir hast. Du hast Quiet nicht erledigt, er hätte so oder so wieder mit mir gedroht! Er weiß, dass er dich so kriegt!“ Verblüfft und sprachlos sah er zu mir hinüber, doch die Sorge, die in mir wuchs war alles andere als unbegründet. Ich konnte mir denken, dass er plötzlich der Meinung war er sei schuld daran, dass alles so war, wie es gerade lief. Doch dieser Glaube war schlichtweg dämlich! Er war falsch. Er war nicht schuld daran! Keiner hatte daran die Schuld, außer dieser David! Ich hoffte, dass Emily und ihre Mutter in Sicherheit waren. Doch genau wusste ich das auch nicht. Wieso zog ich eigentlich alle Agenten an? Versprühte ich irgendwie einen komischen Duft? Ich konnte mir denken, dass Jack so ähnlich dachte. Ich konnte ihm nicht einmal Unrecht geben. Ich raufte mir die braunen Haare, denn neben diesen Gedanken war immer noch die Sorge, die stetig und unnachgiebig in mir wuchs. Was war mit meiner Familie? Hatte er was getan? Wollte Jack vielleicht wirklich abhauen? Glaubte er, er würde mich dauerhaft nur in Gefahr bringen? Immer lauter begannen meine Gedanken zu kreisen, sie schrien mich regelrecht an! Ich hasste sie dafür und wusste doch nicht, wie ich sie endlich abstellen konnte. „Jack! Wir müssen das endlich zusammen durchstehen! Ist das klar“, platzte es aus mir heraus und erst, als er mir zunickte, war ich zufrieden. Denn die Angst und Sorgen waren ein sehr schreckliches Gefühl, was ich einfach nicht beschreiben konnte. Die Sorge um die Personen die ich liebte und die mir wichtig waren wuchs mir über den Kopf. Immer wieder drifteten meine Gedanken in eine andere Richtung. Immer wieder zog mein Herz sich fast schon schmerzhaft zusammen. Immer wieder sah ich Lunas fröhliches Kindergesicht vor meinem inneren Auge. „Was ist mit meiner Familie“, wollte ich leiser und vorsichtiger wissen. Ich war ernüchtert, ich wollte einfach nicht, dass ihnen etwas zustieß, keinem von ihnen. Jack seufzte schwer und kratze sich kurz an der Schläfe, ehe er zu mir blickte. „Ich hoffe, dass Adam Leute dorthin schickt, die aufpassen. Außerdem will Passerie ja auch auf sie Acht geben. Am besten wäre es, wenn wir Ace Bescheid geben. Er sollte wissen wie man darauf reagiert… Ich habe das nicht vergessen, Jasper. Ich werde deine Familie schützen lassen. Aber ich kann dir nicht mehr versprechen, denn das liegt nicht mehr in meiner Macht… Ich hoffe, du verstehst das.“ Unsicher nickte ich. Natürlich wusste ich, dass Jack nicht versprechen konnte, dass nichts geschieht, aber er versprach mir für sie zu sorgen und das war mir sehr viel wert. Vielleicht verstand Jack nicht was genau Familie ist und wie sie funktioniert, aber er wusste, was es bedeutete Menschen zu verlieren, die man liebte. Er wusste, wie es sich anfühlte machtlos zu sein. Es ist einfach ein beschissenes Gefühl, was sich kaum beschreiben ließ. Ich musste ihm vertrauen und das hatte ich schon immer getan, also tat ich es auch jetzt. Doch anders wie damals stand heute so viel mehr auf dem Spiel. Ich hatte heute so viel mehr zu verlieren. Ich atmete durch, versuchte mich zu beruhigen, denn so waren meine Gedanken nur wirr. Ich musste und wollte einfach ruhiger bleiben. Rationale Entscheidungen treffen und Jack eine kleine Stütze sein und ihn nicht weiter in Gefahr bringen, denn genau das würde ich tun, wenn ich kopflos einfach handeln würde. Die Sonne war bereits untergegangen und die Laternen ließen die Straße im gelben Licht erscheinen. Die Stadt hatten wir längst hinter uns gelassen und nur noch wenige Autos kamen uns entgegen. Ich lehnte mich zurück und fragte Jack was er nun vor hatte. Er schien zu grübeln. Immer wieder bemerkte ich, wie das mir bekannte Zittern den Mann neben mir erfasste. Ich wusste, was ihm Angst machte. Jedes Mal, wenn er jemanden retten, oder schützen wollte, ist dies grundlegend schief gegangen. Der kleine Edris starb, weil Jack annahm ihn in den Ruinen in Sicherheit zu wiegen, Susanne war ein Opfer eines Komplottes geworden und auch die Jugendlichen konnte er trotz aller Bemühungen nicht retten. Ich vermutete und ich wusste auch, dass ich richtig lag, dass er Angst hatte, dass ich auch sterben würde. Allerdings war er geschult darin so etwas auszuhalten. Doch ich vermutete starke Risse in seiner so eisern errichteten Mauer. Doch schneller als ich dachte schien er sich zu sammeln. So schnell das Zittern begonnen hatte, nahm es wieder ab und er meinte: „Hm… also erstmal brauchen wir ein neues Auto. Wer weiß wie lange die uns schon beobachten…“ Ich nickte leicht, die Frage ob er einfach ein Auto stehlen würde erübrigte sich, er würde es tun. Es war besser so, auch wenn ich nicht klauen wollte. Ich würde da nicht herumkommen. Er konnte schlecht in jeder Stadt ein neues Auto kaufen… „Können wir nicht auf deine Basis“, fragte ich unruhig und sah zu Jack, doch er schüttelte den Kopf. Nachdenklich, aber doch sehr bestimmend. „Ich weiß nicht wer der Maulwurf ist“, raunte er und sah kurz hinüber zu mir. Angespannt und sehr schmal wirkten seine Lippen. Meine Gedanken kreisten, denn natürlich fragte ich mich, wer dieser Maulwurf sein könnte. Alle Menschen, die ich kennen gelernt hatte ging ich durch. Ich fragte mich, ob sie mich oder Jack verraten würden. Ich war unschlüssig und fragte: „Glaubst du, dass es vielleicht Quiet war? Ich meine, wenn du sagst er kennt dich, vielleicht war ihm bewusst, dass du sie nicht töten würdest? Vielleicht kann sie ja auch sprechen und verarscht dich nur.“ Es waren nur Gedanken, doch wie ich so an die große Scharfschützin dachte, konnte ich es mir selbst kaum vorstellen. Ja, sie war Soldatin und hatte gesagt, dass sie keine Probleme hatte auf Menschen zu schießen, doch das hatte Jack auch nicht und er war für mich kein schlechter Mensch! Energisch schüttelte Jack den Kopf. „Nein, Quiet hasst ihn… Er hat versucht sie mit einem Virus zu töten, dieser Virus hat ihr die Stimme geraubt, etwas, was sie ihm nicht verzeihen kann“, sagte er nachdenklich und erwiderte: „Ich bin eher am überlegen, ob ich nicht frage ob sie uns helfen würde.“ Sinnierte er und sah starr auf die Straße vor sich. Dass er gerade ein Geheimnis von ihr ausgeplaudert hatte, schien er in diesem Augenblick gar nicht bemerkt zu haben. Ich war mir sicher, dass er die Straße vor sich gar nicht wirklich sah. Ich machte ihn nicht darauf aufmerksam. Wir schwiegen darauf und ich versuchte angespannt darauf zu kommen, wer uns verraten würde. Ich war natürlich sofort bei Kaz, doch nur, weil wir beide uns nicht sonderlich sympathisch fanden, war dies kein Grund uns zu verraten. Schweigend fuhren wir durch die Dunkelheit der Nacht und wieder fühlte es sich nur bedingt gefährlich an. Das einzige, was gefährlich erschien war die Waffe auf meinem Schoß. Doch schneller als ich ahnte wurde ich eines besseren belehrt. Ein schwarzer Jeep kam mit hoher Geschwindigkeit auf uns zu und gerade, als ich Jack fragen wollte, ob er ihn einfach vorbeifahren lassen würde, zersprang die Heckschreibe und eine Kugel flog quer durch das Auto und hinterließ in der Frontscheibe ein kreisrundes Loch. „Kopf runter!“, befahl Jack ernst und ich war verblüfft, dass er kein Gas gab! War das Auto kaputt?! Ging genau jetzt der Motor am Arsch?! Ich schrie nicht wie verrückt herum, ich hatte mich unter Kontrolle und war äußert dankbar dafür! Tatsächlich wartete Jack fast schon darauf, dass die Wagen auf gleicher Höhe waren! Hoffte ich zumindest. Ich beugte mich hinunter, versuchte so gut es ging meinen Kopf aus der Schusslinie zu halten und reichte Jack die entsicherte Waffe. Er nahm sie und ohne Zögern feuerte er auf den anderen Fahrer! Kein Zucken ging durch seinen Körper, keine Regung, dass er darüber nachdachte, was er tat. Er funktionierte einfach. Irgendwer aus dem Wagen, ich konnte nicht sehen wer genau, schoss ebenfalls und ich schrie auf, als Jack plötzlich voll in die Eisen ging! Nur der Sicherheitsgurt hielt mich auf dem Sitz. Wäre ich nicht angeschnallt gewesen, wäre ich durch die Frontscheibe geschleudert worden wie ein nasser Sack. Wieso bremste er denn ab?! Wir wollten doch abhauen! Nach rechts lenkend kam der Wagen mit quietschenden Reifen zum Stillstand. Schnell schnallte sich Jack ab und sprang aus dem Wagen und ich verstand, weswegen er anhielt, denn kurz blickte ich hinauf und bekam Panik! Das Adrenalin schoss durch meinen Körper und ich sah Jack, wie er auf den anderen Wagen zu stürmte. Ein lauter ohrenbetäubender Knall ertönte in der Nacht. Genau sah ich nicht was passierte. Die Scheinwerfer der Wagen schienen in die falsche Richtungen, doch ich sah, wie einer der beiden Männer, die auf uns geschossen hatten, umfiel als habe man einer Marionette die Fäden durchtrennt. Er war tot. Erneut nahm ich Schüsse wahr, eindeutig nicht von meiner Waffe! Mehrere Schüsse dicht hintereinander und erneut bekam ich Angst! Was ist, wenn sie Jack erschießen?! Was ist, wenn sie danach mich versuchten zu erledigen? Ich wollte noch nicht sterben und ich wollte unter keinen Umständen, dass Jack etwas zustieß! Ich hatte noch so viele Pläne! Ich musste ihm helfen! Ihm Zeit geben! Ich langte nach der Hupe und der schrille Lärm der Hupe drang quer über die Fahrbahn! Ich hörte und spürte wie Kugeln das Auto trafen, doch plötzlich verstummten die Schüsse! Ich wagte es den Kopf zu heben und sah Jack, welcher den zweiten Mann von hinten gegriffen hatte. Sie rangen miteinander und ich beobachtete, wie Jack dem Angreifer in die Kniekehle trat. Er sank zu Boden und ich vermutete, dass er schmerzhaft auf den harten Asphalt aufschlug. Ich hatte Angst und wollte nur noch aus dem Wagen hinaus. Ich wusste, dass Autos nicht in die Luft flogen, wenn man auf sie schoss und trotzdem musste ich den Wagen sofort verlassen! In meiner Panik dachte ich nur noch daran den Hund zu retten. Ich hatte, obwohl ich es eigentlich besser wusste, zu viel Angst, dass der Wagen in die Luft fliegen könnte! Ich ließ den Hund aus der zerbeulten Box. Didi sprang nach vorne, schüttelte sich und lief direkt knurrend zu seinem Herrchen. Ich war wahnsinnig erleichtert dass ihm nichts zugestoßen war! Erleichtert sah Jack mich und Didi an. „Bist du denn bescheuert?! Wieso machst du auf dich aufmerksam“, fuhr er mich gereizt an, den röchelnden Mann im Würgegriff ignorierte er vollkommen! Ich sagte nichts dazu, sondern ging auf ihn zu und fragte entsetzt: „Ist der andere etwa tot?!“ Als Jack antwortete, klang er äußert abgebrüht: „Ja, hoffe ich doch, wenn ich dem in den Kopf schieße!“ Bösartig und eiskalt wurde seine Stimme und ich sah, wie er den Griff um den Hals des Mannes verstärkte, „woher wusstest du wo wir sind?!“ Es schien, als löste Jack minimal den Griff, denn der Mann schnappte nach Luft. Schien jedes bisschen Sauerstoff gierig in seine Lungen zu ziehen. Er war schwarz und ziemlich kräftig gebaut. Ich vermutete die Panik ließ ihn sprechen: „Peilsender im Auto!“ Seine Stimme klang wegen des eisernen Griffes um seinen Hals sehr verzerrt. Grimmig sah Jack zu seinem Wagen. „Wurdest du angeheuert mich zu töten“, raunte er und der Typ nickte nur. Nie hätte ich gedacht, dass ich Jack mal so sehen würde. Ohne Mitleid sah er den Mann an und der Kerl wusste, dass Jack wohl kein Mitleid haben würde. Es war der Blick eines Killers. Mitleidlos und mit einem nahezu distanzierten Ausdruck betrachtete Jack den Mann, ehe er mit tödlicher Stimme, die selbst mir eiskalt den Rücken hinunterlief sagte: „da hat dich wer in die Scheiße geritten. Sag mir seinen Namen!“ Als er nicht sprechen wollte, drückte Jack wieder fester zu und schnürte ihm die Kehle zu. „Ich glaube langsam ersticken ist ein äußerst unangenehmer Tot. Willst du es herausfinden?“, raunte er tödlich ruhig, erneut war kein Mitgefühl in seiner Stimme zu erkennen. Panik überkam den Mann. Schweiß trat auf seine Stirn, ich vermutete das er eiskalt war, vor Panik und angsterfüllt sagte er: „Ich weiß nicht, wie er aussah… lief alles über einen Kontaktmann… wir haben die Hälfte im Voraus bekommen… da stellt man nicht viele Fragen!“ Er wurde immer blasser und die Augen des Schwarzen kamen immer mehr hervor. Würde Jack ihn nun wirklich ermorden?! Jack nickte leicht, immer noch hatte er ein perfektes Pokerface aufgesetzt. „Gut“, sagte er leise und verstärkte den Druck um den Hals des Mannes. Erschrocken weiteten sich meine Augen und als der Mann nach einem Moment des Zappelns leblos zur Seite sackte: „Hast du den jetzt auch umgebracht?!“ Jack schüttelte den Kopf und nahm meine Pistole. Er wischte mit der Hand über den Griff. Putzte tatsächlich einmal die ganze Waffe, ehe er sie den bewusstlosen Mann in die Hand drückte. „Ist das eine registrierte Waffe“, fragte er und sah mich ernst an. Ich nickte leicht. „Sie gehörte früher meinen Vater, hatte ich doch gesagt, war seine alte Dienstwaffe.“ „Also nicht auf deinen Namen“, fragte er und ich schüttelte den Kopf. „Gut“, raunte Jack im geschäftigen Ton. Ich konnte nur sprachlos da stehen. Sah auf den Toten und den bewusstlosen Mann. Er hatte einfach so, auf einen Menschen geschossen… Ja, er wollte uns umbringen und trotzdem. Ich konnte kaum den Blick von dem leblosen Körper abwenden. Irgendwie, fühlte sich alles gerade merkwürdig an. „Jasper“, raunte Jack, als er wieder kam, „los, ab ins andere Auto.“ Wie konnte er dabei so ruhig sein? Wie konnte er weiterhin so rationale Entscheidungen treffen? Konnte man sowas wirklich trainieren? War das einzig die Erfahrung? Mein Puls wollte und wollte sich einfach nicht mehr beruhigen lassen! Wir hörten in der Entfernung Autos und Jack raunte: „Jetzt komm schon!“ Schnell setzte ich mich in den fremden Wagen und sah, wie Jack sein Auto auf den Seitenstreifen fuhr, die Lichter ausschaltete und dann zu mir ins Auto stieg. Didi sprang zu uns auf die Rückbank. Ich war erleichtert, dass Jack an meinen Rucksack gedacht hatte. Für so etwas Simples wie einen Rucksack hatte ich gerade keinen Platz in meinem Kopf gehabt. „Willst du den Typen echt bewusstlos auf der Interstate liegen lassen? Nachts?!“, fragte ich entsetzt und Jack nickte nur. „Wenn er Glück hat, wacht er vorher auf. Wenn nicht, Pech für ihn“, sagte er mit eisiger Käte in der Stimme und fuhr los. Nach wenigen Minuten rief er von seinem Handy aus bei Ozelot an. Berichtete von dem Vorfall und sagte: „Sorg dafür, dass das Auto verschwindet. Schrottpresse oder sonst was. Das war eine Warnung von David. Ich habe keinen Bock auf diese scheiß Spielchen von ihm!“ Was Adam antwortete, bekam ich nicht mit. Zu sehr war ich mit meinen Gedanken woanders. Ich kannte so etwas einzig aus Actionfilmen. Dort war sowas immer spannend, doch gerade empfand ich keine Freude oder ähnliches. Ich fühlte mich, wenn ich ehrlich war, wie betäubt. Als sei mein Körper zu Eis erstarrt. Nachdem Jack aufgelegt hatte seufzte er und meinte nach einem Augenblick: „Eigentlich war die Action mit der Hupe richtig cool… Der Typ hat total gezuckt.“ Er lachte leise, Jack lachte tatsächlich! Ich sah zu ihm hinüber und dieses Mal war ich es, welcher ihn mit unergründlichem Blick musterte. „Was hast du“, fragte Jack mich verwirrt und ich schüttelte nur den Kopf. Ich wusste gerade nicht, wie ich ihm dies erklären sollte. Erst nach einigen Momenten sagte ich: „Mir… ich bin überrumpelt davon. Ich kenne sowas nicht… bin auch nicht dafür ausgebildet das auszuhalten. Es ist so seltsam… so angsteinflößend.“ Überrascht sah Jack mich an und es schien, als täte es ihm leid und reuevoll fragte er mich: „Hast du… hast du nun Angst vor mir, weil du so was gesehen hast?“ Ich brauchte tatsächlich nicht lange um darüber nachzudenken. Ich schüttelte den Kopf und sagte: „Es ist nur komisch. Es zu wissen ist einfach was anderes, als es zu sehen.“ Jack nickte leicht und mit eindringlicher Stimmte meinte er zu mir: „Ich töte nicht aus Vergnügen, oder um mich selbst zu bereichern wie die beiden!“ Ich nickte leicht, dass wusste ich. Es schien, als sei Jack erleichtert, als ich ihm dies auch sagte. Er lächelte mich vorsichtig an und ich grinste leicht zurück. „Ich soll dir von Adam ausrichten, dass er Kontakt zu Ace, ich meine Clay aufgenommen hat… Denen geht es gut… Emilys Mutter ist bei ihnen und hat ihn aufgeklärt… Wenn David sie auf dem Schirm hatte, hat er zu lange gezögert. Nun sind also alle wachsam“, raunte Jack und er lächelte leicht, als er meine Erleichterung sah. Es war, als würde ein großer schwerer Rucksack von meinen Schultern genommen werden. Ich brauchte gerade keine Panik mehr um meine Familie zu haben. Kurz und kräftig strich ich mir durch mein Gesicht und stieß die Luft erleichtert aus meinen Lungen aus. Jack drückte mich kurz und froh zog ich seinen Geruch in mir ein. Nun mussten nur noch wir uns in Sicherheit bringen. Ich schmunzelte leicht und stellte fest: „Irgendwie sind wir gerade wie Bonny und Clyde.“ Wir grinsten einander dämlich an, bevor wir beide gleichzeitig sagten: „Du bist Bonny!“ Überrascht und verblüfft sahen wir einander an und tatsächlich lachten wir darüber. In eben dieser Situation zu lachen, gab mir das Gefühl, als erdete es mich. Die Toten verdrängte ich in meinen Hinterkopf. Sie waren nicht vergessen, sollten gerade aber nicht mehr präsent sein! Leicht schmunzelnd meinte ich: „Vielleicht muss ich irgendwann ja wirklich mal für dich arbeiten.“ Jack nickte leicht und grinste, während er ernst sagte: „Ja, vielleicht. Dann aber als Architekt, schön sicher. Hinter verschlossenen Türen am Schreibtisch! Hinter einer verschlossenen Stahltür… Mit Sicherheitscode.“ Grinsend schüttelte ich den Kopf und meinte: „Alles klar, weiß ich Bescheid“, ich versuchte mich abzulenken, wollte einfach nicht an die Schießerei denken und trotzdem kamen meine Gedanken nicht sonderlich zur Ruhe. Nun waren es meine Hände, welche immer mal wieder begangen zu zittern! „Woher glaubst du eigentlich, dass dies nur eine Warnung von David war?“ Ernst blickte Jack kurz zu mir hinüber und antwortete: „Wenn David mich töten wollen würde, würde er keine Straßengangs auf mich hetzen, sondern Leute wie Quiet. Glaub mir, aus meiner Erfahrung heraus ist das ein gewaltiger Unterschied!“ Ich nickte leicht, dachte über seine Antwort nach. Es war erstaunlich wie Jack damit umging und doch war es das wieder nicht. „Nimmt dich so was eigentlich gar nicht mehr mit“, fragte ich leise und versuchte das Bild des Toten weiterhin zu verdrängen! Auf einmal sah ich, wie Jacks Hände begangen leicht zu zittern. Als holten ihn mit dieses eine Frage so viele Gefühle ein, die er nicht kontrollieren konnte. Jacks Hände schienen sich um das Lenkrad zu verkrampfen und er schluckte leicht, während er meinte: „Ich bin keine Maschine, Jasper. Meine Hände zittern immer öfter und ich kann nichts dagegen machen…“ Er nuschelte wieder einmal vor sich hin und ich ließ ihn einfach sprechen, es war, als sprach er nicht mehr zu mir, sondern mehr zu sich selbst: „Ich hab ein wenig Angst davor was passiert, falls das alles über mir zusammenbricht. Es ist… ich habe so Angst, weil du hier bist und ich nicht weiß, wo die Gefahr ist… Ich habe Angst, dass ich das nicht mehr lange aushalte. Ich will nicht… ich will nie wieder jemanden verlieren, der mir so wichtig ist, oder von dem ich weiß, wie sehr er mich braucht…“. Ich glaubte, dass er einige Tote, die er gesehen hatte, nie vergessen würde. Edris, Susanne und die Jugendlichen, sie alle waren sicher Menschen, die ihn verfolgten, wenn es um so etwas ging und langsam verstand ich seine Sorge, dass er nicht wollte, dass ich mich in dieser Reihe mit einreihte. Ich wusste nichts zu sagen. Darauf fehlten mir die Worte. Ich konnte ihm nicht versprechen, dass alles gut werden würde. Ich konnte ihm nicht versprechen, dass es bald zu Ende sei. Ich konnte ihm nur versprechen, so lange wir es ging bei ihm zu sein. Das ich auf mich Acht gab. „Jack… wir schaffen das zusammen… Komm, wir sind sicher ein gutes Team und das wird dieser Idiot auch nicht ändern können“, ich lächelte leicht. Ich wusste es waren sicher nicht die passenden Worte, aber gab es auf diese ehrliche Sorge eine passende Antwort? Wenn ja, dann wusste ich sie nicht. Ich blickte nach Hinten durch die Heckscheibe… Eine Warnung war das… Ich hoffte, dass es nur bei dieser einen blieb. „Ich liebe dich, Jack“, meinte ich und drückte leicht seine Hand. Kurz sah er mich an und er lächelte leicht. Kräftig erwiderte er den Händedruck und raunte: „Ich dich auch… und ja, wir schaffen das hier schon.“ Kapitel 38: Ein Maulwurf kommt ans Licht ---------------------------------------- Wir hielten an einem Motel an und Jack buchte mit seinem falschen Ausweis ein Zimmer. Ich hatte das Gefühl, als sei ich wie gelähmt. Ich bekam nur am Rande mit wie der Rezeptionist fragte, ob wir für eine Nacht buchen würden, oder nur für ein paar Stunden. Ich war so in Trance, dass ich gar nicht verstand weswegen er dies fragte. Didi gähnte und schien wie ich ziemlich erschöpft. Natürlich, die lange Autofahrt hatte den Hund sicherlich auch ziemlich gestresst, so eingepfercht in der Kiste. Wir stiegen gemeinsam eine Treppe hinauf und ich zuckte zusammen, als ich Sirenen der Polizei vernahm. Waren nun David und die Polizei hinter uns her? Das Zimmer war nichts besonderes, eher ziemlich altbacken. Ein hässlicher Teppich, wie ich ihn von meiner Oma kannte, lag mitten im Raum. Ein mit grünen Blumenmuster bezogener Sessel stand vor einem Fenster, welches dringend mal gesäubert werden sollte. Das Doppelbett war frisch bezogen, wenigstens etwas und auch das Badezimmer war alt, aber es liefen einem keine Kakerlaken entgegen. Müde verschwand ich im Badezimmer und seufzte schwer. Ich machte mir Sorgen. Was ist, wenn meiner Familie was zustieß? Emily war in Sicherheit, aber Jenny, Luna und Clay? Natürlich vertraute ich Jack wenn er sagte, sie seien in Sicherheit, doch ich wollte es von ihnen selbst hören. Auch die Schießerei war nicht spurlos an mir vorbeigegangen. Immer wieder erzitterte mein Körper! Ich konnte langsam immer besser verstehen warum Jacks Hände so häufig zitterten. Ich musste mich ablenken und so verschwand ich unter der Dusche. Ich wollte am liebsten den ganzen Tag ertränken! Als ich aus dem Badezimmer trat war das erste, was ich ansprach, die Sorge um meine Liebsten. „Miller hat Kontakt zu Clay aufgenommen und auch Passerie … Er weiß also Bescheid. Jazz… Wir sind dran, ich verspreche dir, ich versuche David endgültig zu erledigen. Aber im Café ging das nicht… zu viele Zeugen.“ Ich nickte leicht und trotzdem wollte ich mich vergewissern. Immer noch stumm beobachtete ich, wie Jack sich auszog. Auch er meinte, dass er eine Dusche nötig habe. Ich war fast schon erleichtert als Jack die Badezimmertür hinter sich zuzog. Ich brauchte einfach diesen kleinen Augenblick für mich alleine! Als meine Ohren das Rauschen der Dusche vernahmen, rief ich Clay an und nach einigen Malen klingeln nahm er ab. Ich wollte wissen, ob alles in Ordnung bei ihm sei. Ich war zuerst verwirrt, als ein zögerliches Hallo aus dem Hörer drang, doch schon im nächsten Moment verstand ich weswegen. Ich rief von Jacks Telefon an, er hatte sicherlich schon eine gesicherte Nummer und Clay war gerade in Alarmbereitschaft. Doch ich war erleichtert, als ich seine vertraute Stimme vernahm. „Hey Clay“, meinte ich und spürte, wie die Erleichterung in meine Stimme floss, „ich bin es, Jazz. Mann, ist alles gut bei euch? Ich mach mir voll Sorgen!?“ Das Seufzen am anderen Ende der Leitung verriet mir, dass auch Clay kurz vor Erleichterung die Luft ausstieß. „Gott sei Dank meldest du dich! Ich dachte schon… egal…. Ich kann nicht viel sagen, ein komischer Kauz ist hier aufgetaucht und hat was davon gefaselt, dass wir in Gefahr seien. Irgend so ein Miller… das war doch der Typ, der das Interview gegeben hat! Spielt sich voll auf der Typ. Dann kam auch noch Emilys Mum! Man Jazz was ist los?!“ Ich wusste nicht, ob ich sprechen durfte. Ich wollte keine Geheimnisse ausplaudern, die mehr Unheil als Nutzen anrichten und auf einmal verstand ich den Zwiespalt, in dem Jack so häufig wegen David steckte. Was konnte man verraten ohne den Anderen unnötig in Gefahr zu bringen? Ich schluckte einige Male und erklärte zögerlich: „Also dass, was Miller euch gesagt hat stimmt. Jack und ich… müssen vor jemanden fliehen… Ich weiß nicht ob ich euch den Namen sagen kann, aber er ist gefährlich Clay. Der geht über Leichen! Und er hat mit euch und vor allem mit Luna gedroht! Ich wollte nur hören, ob es euch gut geht.“ Ich war mir sicher, das Clay nicht wirklich zufrieden mit meiner Aussage war, doch er grummelte ein okay und seufzte schwer. Es herrschte kurz Stille zwischen uns und er meinte leise: „Mir fällt es schwer, dass ich diesen Menschen vertrauen muss. Das ich keine andere Wahl habe.“ Ich wusste, was er meinte. Auch wenn er mit Jack gesprochen hatte wusste ich nicht, wie weit es Clays Haltung geändert hatte. Zudem hatte Clay auch Angst und Sorge um seine Familie. „Hey Clay“, meinte ich freundlich und versuchte beruhigend auf ihn einzureden, „glaubst du wirklich ich lasse dich, Jenny und Luna von Idioten schützen bei denen ich mir nicht sicher sein kann, dass sie nicht alles machen würden um euch zu beschützen? Vertraue ihnen… Ich weiß selbst, dass Miller ein komischer Typ ist und nicht immer leicht, aber nimm seine Hilfe bitte an.“ Ich konnte mir gut vorstellen, dass Jenny mit allem überfordert war. „Der Typ ist schon wieder weg, nachdem der sich mit Emilys Mutter angelegt hatte… Die ist jetzt hier und organisiert was“, raunte Clay und ich fragte unsicher: „Weiß eigentlich Jenny Bescheid über die Gefahr?“ „Ja, sie ist total in Panik… Die redet gerade mit Jules… Ich sag ihr gleich, dass es dir gut geht… Weißt du eigentlich, dass es so strange ist, dass das ganze Umfeld mit Agenten vollgespickt ist?!“ Ich lachte trocken auf und raunte sarkastisch: „Nein, weiß ich nicht! Sag mir doch mal, wie das so ist… aber gut, dass klingt erst mal okay… Ich hoffe Jenny gerät nicht zu sehr in Panik.“ „Ich weiß nicht“, erwiderte Clay und klang sehr sicher, „ich kenne sie. Sie wäre in Panik, dann versuchte sie sich wieder zu beruhigen… Ich hatte bevor du angerufen hast mit meinen Eltern gesprochen. Wir besuchen sie… In der Zeit wird unser Haus wohl… Sicherheitstechnisch aufgestockt… Gott, wie das klingt… Aber ich will sie nicht in Panik versetzen, das ist nicht gut…“ Ich spürte wie Clay, welcher sicher sonst immer einen kühlen Kopf bewahrte, unruhiger wurde. Doch es war nur verständlich. Hier ging es schließlich um seine Familie… Ich nickte leicht. Ja, dass konnte ich verstehen. „Okay“, meinte ich leise. Dieser Plan klang doch eigentlich recht gut durchorganisiert… „Kommen eure Personenschützer eigentlich mit zu deinen Eltern?“, fragte ich leise und Clay antwortete gleich mit einem ja. Erneut legte sich Schweigen über unser Gespräch und ich hörte Jack im Badezimmer etwas kramen. „Okay Clay, dann bin ich erst mal beruhigt… Ich hatte echt Angst um euch… Und es tut mir leid, dass ich euch in diese Lage gebracht habe.“ Ja, dass tat es. Wenn ich ehrlich war machte ich mir regelrecht Vorwürfe. Nie hatte ich so etwas gewollt! „Das kommt alles auf eine große Liste“, meinte Clay und ich hörte das Schmunzeln in seiner Stimme, „wenn wir mal Hilfe brauchen, die Kleine mal abschieben wollen, komme ich dann immer wieder gerne auf dich zurück.“ Ich lachte leise und war wahrlich dankbar das Clay verstand, dass ich nichts dafür konnte. Er hätte mir auch Vorwürfe machen können… Ich legte auf und legte Jacks Handy auf den Nachttisch. Verwirrt sah ich, dass dort mehrere ungeöffnete Kondompackungen lagen. Plötzlich verstand ich auch warum. Klar, wir waren in einem Motel am Highway… Ich betrachtete die Decke und verzog leicht angewidert das Gesicht, als ich mir vorstellte mit Schwarzlicht nach Flecken zu suchen. Als Jack aus dem Bad kam war ich überrascht als ich sah, dass er sich in dieser stressigen Situation den Bart ordentlich rasiert hatte! Ich hätte heute an alles gedacht, aber sicher nicht mich zu rasieren! „Ernsthaft?“, fragte ich und grinste schräg, „du findest noch die Zeit dich zu rasieren?“ Überrascht sah Jack mich an und grinste leicht, „klar, sah so strubbelig aus“ Als ich ihn weiterhin verwirrt betrachtete lachte Jack leise. „Jasper… es ist alles…. Ich will nicht, nicht schlimm sagen, aber das ist doch alles noch harmlos.“ Mir entglitten die Gesichtszüge als er harmlos sagte. Uns hatten welche verfolgt, die aus einem fahrenden Auto heraus auf uns geschossen hatten!? Und er nannte es harmlos?! War er noch zu retten? „Das, was heute passiert ist nennst du noch harmlos?“, fragte ich und das Entsetzen schwang in meiner Stimme mit. Jack runzelte die Stirn und betrachtete mich. Er seufzte leicht und erklärte: „Nein, so auch nicht. Aber Jasper, es war nur eine Warnung… und diese zwei Männer… die kannten die Risiken. Die müssen in ihrem Job damit rechnen, dass jemand besser ist wie sie.“ Ich nickte leicht und starrte ihn fast schon fassungslos an. Vorsichtig kam Jack auf mich zu und drückte mich auf das Bett. „Jasper, dass was heute passiert ist tut mir leid für dich. Aber so ist die Branche…“, raunte Jack und sein eisblaues Auge bohrte sich regelrecht in meine. Ich seufzte schwer und nickte leicht. Ob ich mir dessen sicher war, dass wusste ich nicht. Ich betrachtete Jack und die Frage, welche sich in meinem Kopf verfestigte, entkam meinen Lippen, ohne, dass ich länger darüber nachgedacht hatte. „Was ist, wenn jemand kommt, der Mal besser ist wie du… Hast du davor keine Angst“, fragte ich unsicher und Jack lächelte fast schon traurig. Er schüttelte den Kopf und als er meinen entsetzten Gesichtsausdruck sah, erklärte er ruhig: „Ich kann nicht immer Angst haben vor dem Tag X. Dann wäre ich nicht mehr arbeitsfähig. Außerdem werde ich ja auch nicht jünger…“ er schwieg einen Moment, bevor er weitersprach: „Wenn es soweit ist, dann ist es gut so“. Mechanisch nickte ich und glaubte seinen Worten. Es wäre okay für ihn. Nur ich selber wusste nicht, was ich davon halten sollte. Ich war überrascht und doch wieder nicht. Er ahnte also, dass es irgendwann so weit war, dass er im Kampf besiegt würde! Er war darauf emotional vorbereitet! Vermutlich rechnete er sich nicht einmal selbst ein langes Leben aus! Ich schluckte schwer und fragte: „Was ist, wenn ich will, dass du dich später entscheidest… Zwischen mir und deiner Arbeit… Was ist, wenn ich ständig zu viel Angst um dich habe und so nicht mehr leben wollen würde?“ Jacks Auge weitete sich erschrocken und es wirkte fast schon panisch, als ich ihn dies fragte! Er schwieg und einzig die vorbeifahrenden Autos durchbrachen die Stille, welche zwischen uns herrschte. Mir gerunzelter Stirn betrachtete Jack den Boden des Zimmers und als er sprach, war ich sehr überrascht. „Wenn du darauf wirklich bestehst, würde ich mich für dich entscheiden… Du bist mir wichtiger…“ Vor Überraschung weiteten sich meine Augen. Wenn ich ehrlich war hätte ich eine gänzlich andere Antwort erwartet und ich freute mich, als er dies sagte! Doch mir war schon im gleichen Augenblick bewusst, dass ich Jack in diesem Moment damit keine Freude machen würde. Ich wusste, wenn ich dies von ihm jetzt verlangte, würde er unglücklich werden. Er hatte seine Basis aufgebaut im Andenken an Susanne. Es war ihr Lebenstraum, den er damit beenden wollte und ich wusste, dass er nur schweren Herzens davon ablassen könnte. Vielleicht würde er mir nicht jetzt, aber später Vorwürfe machen und das würde ich nicht wollen. Doch es freut mich auch, dass ich ihm wichtiger war als seine Arbeit. Ich lächelte ihn traurig an. So wie er mein Lebensgefährte, mein bester Freund und mein Vertrauter war, war er auch gleichzeitig ein Soldat, durch und durch. Er wurde einfach seit Kindheitsbeinen dafür trainiert, er würde nicht einfach los lassen können. Vermutlich wäre er auch der Meinung, dass er nichts anderes könnte. Wenn ich wirklich wollte, dass er damit abschließt, würde das sicher ein langer Weg werden und ginge nicht von heute auf morgen. Ich drückte ihn an mich und seufzte schwer. „Ach Jack… ich liebe dich“, murmelte ich leise. Wir schwiegen kurz und Jack drückte mich an sich. Kurz hatte ich das Gefühl, als brauche er gerade diesen Halt. Ich war gerade in Gedanken versunken, als ich plötzlich Jacks Hände an meinem Bauch spürte. Seine Hände glitten unter mein Oberteil und fuhren über meine Brust. Er küsste meinen Hals und biss sanft hinein. Fast schon verblüfft sah ich ihn an! Ich hatte gerade an vieles Gedacht, aber sicher nicht daran mit ihm intim zu werden! „Das ist doch jetzt nicht dein ernst“, meinte ich und verdrehte fast schon genervt die Augen. Ich hielt seine Hand auf und sah ihn mit zornigem Blick an. „Ach was denn“, meckerte er und in ambivalenter Weise verzog ein Grinsen seine sonst so strengen Lippen, „da will ich dich einmal auf andere Gedanken bringen und schon meckerst du.“ Ich blinzelte verwirrt. War das Ablenken? War das sein Ernst? In diesem Augenblick war es für mich unheimlich schwer ihn zu entschlüsseln. Ich kannte ihn, er lenkte nur zu gerne ab! Und trotzdem sorgten seine Worte dafür, dass ich ein Grinsen nicht unterdrücken konnte. Jack nickte zu Didi, welcher eingerollt neben dem Bett schlief. „Wenn wer hier hereinkommt, wird der Hund ihn schon schnappen…. Er ist unsere Alarmanlage… also können wir uns auch entspannen“, grollte er und drückte mich an sich, während er mir über den Rücken kratze. Dieses Arschloch, dachte ich, kannte er doch meine Schwachstellen nur zu gut! Ich kam kaum dazu noch etwas zu sagen, denn plötzlich drückte er mich mit seiner Kraft ins Bett und überfiel meine Lippen regelrecht. Ich bekam keine Chance mehr mich zu wehren und schon bald schaffte er so mich doch noch abzulenken. Am nächsten Morgen hielt Jack bei einem alten Diner am Straßenrand. Wir hatten gestern nicht mehr viel gesprochen, doch die Nacht war ruhig und wir schienen erstaunlich gut geschlafen zu haben, besser als wir beide es dachten. Jack und ich gingen zusammen mit dem Hund raus und Jack kaufte sich in einem Einkaufzentrum mehrere kleine Handfeuerwaffen. Ich betrachtete die rosa Jagdgewehre für kleine Mädchen. Ein Vater kaufte seiner Tochter, sie war vermutlich erst sieben, eine der Waffen und stolz hielt sie die Waffe in ihren kleinen Händen. Ich verzog das Gesicht, hatte ich doch gestern erst erlebt, was Waffen anrichten konnten und so wanderte mein Blick zu Jack. Bar bezahlte er die Waffen und drehte sich zu mir. Kurz hielten wir in einem Café und tranken jeder einen großen schwarzen Kaffee. Ich hatte kein Handy mehr um mich zu beschäftigen und Jack las gerade etwas auf seinem Tablet. Was er da alles machte, wollte ich von ihm wissen und erklärend raunte Jack: „Mein Intel-Team hat die ersten Auswertungen der Gespräche geschickt…“ Kurz war ich verblüfft darüber, dass Jack mir wirklich sagte, was er genau tat. Ich runzelte die Stirn, blickte mich kurz um und fragte: „Hast du auch… Maulwürfe irgendwo platziert?“ Leise und flüsternd hatte ich gesprochen, doch Jack schien mich verstanden zu haben. Ich konnte hier nicht einfach nach Spionen fragen! Sollte uns wer belauschen war das sicherlich nicht von Vorteil! Langsam spürte ich, wie Jacks paranoide Art auf mich abfärbte. Ich war erstaunt, dass Jack leicht nickte. „Klar“, raunte er und grinste leicht, „so was macht doch eigentlich jeder.“ Wieder war er ehrlich und es überraschte mich. Ich nickte und grinste breit, während ich meinte: „Klar, natürlich! Hab ich auch. Meiner sitzt in New York und berichtet mir, wie die da ihre Seminare abhalten… Macht ja jeder!“ Scherzte ich rum und Jack verdrehte leicht grinsend sein Auge. Immer wieder sah ich mich um, doch alles war vollkommen normal. „Idiot“, raunte er mir zu und trank seinen Kaffee, ehe er weiterhin auf sein Tablet schaute. Ich betrachtete die anderen Gäste. Ein dicklicher Mann saß am Tresen und ließ sich von dem Mann dahinter einige Male Kaffee nachschenken. Ein junger Mann im Anzug saß an einem Tisch und schien vertieft in sein Handy zu schauen, dass Essen vor ihm hatte er noch nicht angerührt. Ich aß stillschweigend und ließ Jack lesen. Erst, nachdem er das Gerät beiseite legte, fragte ich: „Können wir übrigens mal halten und ich besorg mir ein neues Handy?“ Zu mir blickend erklärte Jack kopfschüttelnd: „Erst, nachdem es etwas sicherer geworden ist. Außerdem brauchst du eine geschützte Nummer. Die lasse ich dir besorgen, okay?“ Ich nickte vage, wusste ich doch, dass ich eh keine andere Option hatte. Ich war immer noch erleichtert, dass ich gestern mit Clay gesprochen hatte, hätte ich das nicht getan, würde ich sicherlich immer verrückter vor Sorge werden. „Wie machen wir jetzt eigentlich weiter“, fragte ich und spürte, wie die Unruhe langsam wieder begann in mir zu wachsen. Jack seufzte leicht und betrachtete mich mit gerunzelter Stirn. Ich konnte erahnen, dass er Sorgen um mich hatte. So gut er sie auch zu verbergen wusste, wusste ich genau, dass es ihm Angst machte, dass niemand, wen er auch zu schützen versucht hatte dies überlebt hatte. „Eigentlich herumfahren und auf Informationen warten“, raunte er leise und leerte den Kaffeebecher vor sich. Ich stocherte in meinem Rührei herum und raunte: „Das ist doch alles irgendwie ein totaler scheiß…“ Jack nickte leicht und schwieg. Sagte nichts beruhigendes und vermutlich gehörte dies einfach zur Arbeit dazu. Doch das wusste ich nicht. Wir waren nun schon seit vier Tagen unterwegs! Immer wieder wechselten wir das Auto. Einmal kaufte Jack sogar eines. Doch es geschah nichts! Wir waren genervt und auch Didi schien nicht mehr so ausgelassen zu sein, wie er es sonst immer war. Immer wieder telefonierte er mit Adam und Miller. Doch noch immer war der Maulwurf auf der Basis nicht gefunden. Ich hatte häufiger mit Jenny und Clay gesprochen. Auch sie sorgten sich um unsere Sicherheit. Alles andere hätte sie sicher nur in Panik verfallen lassen, hatte sie doch ein kleines Kind. Meine Panik hatte sich gänzlich gelegt, denn ich hatte nicht das Gefühl, dass wir verfolgt wurden! Wir hatten Kalifornien hinter uns gelassen und waren nun in Nevada. Ich sah ein Schild am High Way stehen und grinste leicht. „Hey, noch zweihundert Meilen bis nach Las Vegas. Lust zu spielen, zu saufen und zu heiraten“, scherzte ich herum und Jack lachte kurz auf. „Dich heiraten? Bist du dafür nicht ein wenig zu jung“, scherzte er weiter und lehnte sich entspannt auf dem Beifahrersitz zurück. Lachend zuckte ich mit den Schultern. Wir waren in Amerika, viele heirateten mit Anfang 20! „Keine Ahnung, aber vermutlich ja“, grinste ich und meinte schmunzelnd: „Aber sollten wir je heiraten, muss es in Las Vegas sein! Bloß nicht zu romantisch. Oder am Strand oder so… Aber lieber Las Vegas.“ Jack schnaubte und nickte. „Ich muss eh nicht heiraten wenns nach mir geht, aber solltest du darauf bestehen okay… Aber wir lassen uns nicht von Elvis trauen. Das ist dämlich!“ Zustimmend nickte ich und grinste. „Ja, das ist wirklich asi“, lachte ich leise und strich mir kurz Haare aus der Stirn. Jack lachte neben mir kurz auf und sagte immer noch lachend: „Wir wären die einzigen in Vegas, die nicht besoffen in eine Drive-in-Kirche fahren würden“ Es tat gut in dieser doch so angespannten Situation über solche Pläne zu sprechen. Wir lauschten dem Radio und schwiegen beide. Wie eigentlich immer in den letzten Tagen rasteten wir an einem Motel. Diese Dinger waren nicht schön und man schlief nicht so gut wie in seinem eigenen Bett, aber wenigstens war es bequemer wie in dem Wagen zu übernachten. Jeder hatte geduscht und ich lag entspannt auf dem Bett. Jack ließ mich von seinem Handy meinen Freunden schreiben. Natürlich ohne ihnen zu sagen, wo ich mich aufhielt. Emily war vollkommen begeistert. Ihre Mutter hatte Kontakte spielen lassen und sie konnte ein Auslandspraktikum in Frankreich an einem renommierten Theater absolvieren. Mir war sofort klar, dass dies nur von statten ging, weil Jules beim französischen Nachrichtendienst arbeitete. Jack kam gerade aus dem Badezimmer, als es dreimal kurz an der Tür klopfte. Sofort waren wir angespannt und jeder sah den anderen an. Doch der Hund schlug nicht an. Didi hörte normalerweise schon von weitem, ob sich jemand nähert. War es also jemand den wir kannten? Die Pistole, welche Jack immer griffbereit hatte, nahm er sich zur Hand. Er nickte seitlich neben die Tür und ich verstand. Sofort brachte ich mich aus der Schussweite. Didi schien nur wenig angespannt, ich sah wie Nackenhaare sich aufstellten, doch er gab keinen Laut von sich. Erst nach der Reaktion seines Herrchens wurde er nervöser. Erneut klopfte es und ich hörte eine leise Stimme von außen: „Boss? Bist du es? Mach auf! Ich bin es, White Shark…“ Immer noch mit skeptischen Blick schlich Jack fast bis zur Tür und öffnete diese so, dass man ihn nicht gleich erschießen konnte, sollte die Person dies versuchen! Ich konnte nicht erkennen was in Jacks Kopf vor sich ging! Doch der große Mann betrat den Raum und sah sich um. „Man, was ist denn hier los Boss… Ozelot meinte ich soll euch abholen“, meinte er und betrachtete uns beide. Ich war erleichtert, als ich ein vertrautes Gesicht erblickte und ein leichtes zufriedenes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Ich kam aus meiner Deckung und freute mich wahrlich ihn zu sehen. Wenn er uns abholen sollte auf Adams Kommando, schienen sie weiter gekommen zu sein auf der der Basis. Vielleicht wussten sie nun, wer der Maulwurf war und wir konnten auf Jacks Basis Asyl bekommen! Jack nickte leicht, hielt immer noch die Pistole in den Händen und runzelte leicht die Stirn. Es schien als ratterte es in seinem Kopf. Erst nach einem Moment ließ er die Waffe sinken und antwortete: „In Ordnung… wir packen unsere Klamotten und kommen dann runter.“ Ich bemerkte, wie White Shark stockte und zwischen uns hin und her blickte. Es war, als würde er etwas sagen wollen, doch dann nicke er. Wieso wollte er denn etwas sagen? White Shark verließ das Zimmer und wie gerade zwischen den beiden abgesprochen, begann ich die Klamotten zu packen. Jack stürzte sich in seine Klamotten und noch bevor ich fertig war, schien er wieder äußerst angespannt zu sein. Leise erklärte er: „Klettere aus dem Fenster“, er sah mich ernst und ruhig an und der Groschen fiel. „Er“, hauchte ich entsetzt und Jack nickte leicht. „Adam würde niemanden schicken ohne uns Bescheid zu sagen“, flüsterte Jack, doch noch bevor ich zum Fenster kam wurde mit einem ohrenbetäubenden Knall die Tür eingetreten! Erschrocken keuchte ich auf und Jack drückte mich gleich schon an die Wand und hielt die Waffen mit beiden Händen vor sich gestreckt, den Finger bereits am Abzug! Vier Männer stürmten in das Zimmer, alle schwer bewaffnet. Schusssichere Westen und Sturmhauben trugen die Menschen. In den Händen hielten sie Sturmgewehre! Laut kläffend sprang Didi einen der Männer an und verbiss sich mit einem grollenden Knurren in dem Arm des Mannes! Laut schrie er auf und als einer seiner Kameraden auf Didi schießen wollte, feuerte Jack diesem Mann eine Kugel durch den Arm. Die Schreie der Nachbarn aus den anderen Zimmern waren nur störende Nebengeräusche, denn meine Augen waren gefesselt von dem Schauspiel, welches sich vor uns abspielte! Jack stürmte auf die dritte Person zu. Er bekam seine Waffe am Lauf zu packen und drückte diese Richtung Boden. Die Schüsse, die er abgab, gingen ins Leere. Musste der Lauf nicht unglaublich heiß sein, fragte ich mich. Doch Jack schien diese Kleinigkeit nicht zu stören! Der Mann, in den sich Didi verbissen hatte, schlug nach dem Tier. Dieser schien davon jedoch wenig beeindruckt und biss ihm als Antwort in seine zweite Hand. Blut klebte bereits in seinem Fell. Ich wusste gar nicht wohin ich schauen sollte, weil sich so viel gleichzeitig vor mir abspielte. Und ich kam mir unglaublich nutzlos vor! Jack schaffte es dem Mann vor sich die Waffe abzunehmen und schoss ihm damit in den Bauch. Es sah gut aus für uns, bis ein weiterer Schuss ertönte. Er klang lauter und massiger als die der Sturmgewehre. White Shark stand in der Tür mit einer riesigen Pistole in der Hand. Ich kannte das Model. Eine Desert Eagel .50. Jack verzog das Gesicht und schaffte es nur noch sich Richtung Tür zu drehen, bevor er in die Knie ging. Er wurde getroffen! Panik durchflutete meinen Körper! Mein Herz schlug heftig gegen meine Brust. Der Mann, den ich liebte wurde verletzt! Ich wollte zu ihm, doch war ich in diesem Moment wie gelähmt. Verdammte Schockstarre! Eine Stelle an Jacks Hose färbte sich langsam dunkel und der letzte Angreifer nutzte die Gelegenheit um ihn zu entwaffnen. Hinter ihnen sah ich White Shark, der Jack fast schon anlächelte. „Snake, lass es gut sein… Pfeif den Köter zurück! Oder ich jag dem eine Kugel durch den Schädel! Leider habe ich den Befehl den Köter am Leben zu lassen…“ Didi, welcher sich immer noch in dem Arm des Mannes verbissen hatte, schien vollkommen außer Kontrolle! Wütend sah Jack zu seinem alten Kameraden und verbissen rief er Didi zu sich. Ich war erstaunt, dass der Hund tatsächlich hörte und sich immer noch laut knurrend neben, nein, vor uns stellte! „Du hast keine Chance gegen uns und außerdem willst du doch nicht dein kleines Spielzeug in Gefahr bringen“, er sah mich an und zeigte weder Freude, Ekel noch eine andere Gefühlsebene. Es schien ihm gleich zu sein was ich war, Hauptsache war, der Plan ging auf! Die Mittel waren vollkommen gleich! „Ihr werdet jetzt mitkommen! Und Jazz kommt mit mir“, raunte er Jack zu und deutete mit seiner Pistole auf mich! Wieso kam die Polizei nicht, dachte ich verzweifelt! Der ganze Lärm müsste die Menschen aufgeschreckt haben! Doch dann verstand ich. Alle Soldaten sahen im ersten Augenblick aus wie eine Spezialeinheit der Polizei. Sie vermuteten sicherlich, dass ich gerade verhaftet wurde! Einer der Männer kam auf mich zu, kurz betrachtete er Jack und schien unsicher. Verbissen und mit wutverzerrtem Gesicht betrachtete Jack den Soldaten. Blanker Hass war in seinem Auge eingebrannt, als er mir Handschellen anlegte. „Wie habt ihr uns gefunden“, knurrte Jack und White Shark grinste breit. Seine Verletzung schien ihn gar nicht zu belasten! „Wirst du noch herausfinden, Snake“, schmunzelte er und ich wurde aus dem Raum gezerrt! Ich wollte mich wehren, doch der kalte Stahl um mein Handgelenk und der eiserne Griff um meinen Arm zeigten mir, dass eine Flucht vollkommen sinnlos erschien. Ich suchte Jacks Blick, doch dieser starrte hasserfüllt zu White Shark. Ich hatte Angst, was würden sie machen? Sie würden Jack benutzen, dies war sofort klar! Und ich war ihr Druckmittel. Doch genau dieses Wissen machte mir auch Angst! Was war, wenn sie mich nicht mehr brauchten? Dann gab es für mich keine Verwendung mehr! Keiner sprach mit mir, als ich in einen von zwei schwarzen Geländewagen verfrachtet wurde. Ich traute mich nicht zu fragen, wohin es ging, denn mir war klar, dass ich ohnehin keine Antwort bekommen würde. Mein Puls war zu einem einzigen Rauschen geworden und ich schluckte schwer. Ich hatte das Gefühl als stand ich komplett neben meinem Körper! Ich funktionierte einzig nur noch aus Angst, ich würde im nächsten Augenblick eine Kugel durch den Kopf gejagt bekommen! Ich hatte keine Ahnung was mit Jack geschehen würde. Wie schwer war er verwundet? Ich war fast schon dankbar, dass mir kein Sack über den Kopf gezogen wurde. Wir fuhren lange und kein Radio wurde eingeschaltet, doch ich konnte eine Uhr im Auto erkennen. Immer wieder erfasste ein Zittern meinen Körper! Was war mit Jack?! Wer könnte uns verraten haben?! War das alles nur von White Shark organisiert? Das konnte ich mir kaum vorstellen… Er wirkte nicht wie jemand, der jemanden so verbissen verfolgen konnte. Mir wollte keiner einfallen! Ich ging alle Menschen durch, die ich auf der Basis gesehen hatte, doch eine stichhaltige Idee wollte mir einfach nicht kommen. Ja, ich mochte Miller nicht, doch Miller wollte Jack und die Basis immer schützen! Quiet, sie hasste David und dennoch… war sie es vielleicht? War Jack von ihr einfach getäuscht worden? Wir waren gut eineinhalb Stunden unterwegs und immer noch schwiegen die Männer neben mir. Die Lichter des Autos hinter mir erhellten den Raum im inneren des Wagens. Meine Arme schmerzten von der ungewohnten Haltung, doch ich meckerte nicht. Meine Finger kribbelten unangenehm und ich hatte das Gefühl, dass nur noch wenig Blut in ihnen war. Wir fuhren auf einen Flugplatz und ich sah im Licht einiger Scheinwerfer einen schweren schwarzen Helikopter dort stehen. Daneben weitere bewaffnete Männer. Ich war verblüfft, dass so viele dort standen. Wie viel Respekt sie vor Jack haben mussten… Die schwarzen Wagen hielten an und die Türen wurden von Soldaten aufgemacht, waren meine Arme doch immer noch hinter meinen Rücken festgemacht. Ich stieg aus und ich war erleichtert, als ich Jacks kräftige Gestalt aus dem Wagen humpeln sah. Es schien, als hatten sie provisorisch seine Wunden versorgt. Etwas, was mich erleichtert aufseufzen ließ. Wir blickten einander an und ich versuchte abzuschätzen wie sehr ihm die Verletzung zusetzte. Doch ich konnte es nicht deuten. Neben mir stand ein bewaffneter Soldat mit Maschinengewehr und Sturmhaube, bei Jack drei Männer, ebenso schwer bewaffnet. Was für eine Panik sie haben mussten… Was war eigentlich mit Didi? Hatte man unsren Hund einfach erschossen? Für wen sollte White Shark den Hund am Leben halten?! Ich machte mir große Sorgen um den Hund, doch so gemein es klang, mein Leben und das von Jack waren mir gerade eindeutig wichtiger. Ich spürte meinen Puls nicht mehr, noch nahm ich das Rauschen in meinen Ohren war. Ich sah auf den Boden, hatte Angst und versuchte trotzdem rational zu denken! Ich atmete durch, versuchte einfach herunter zu kommen. Das Geräusch einer sich öffnenden Tür drang an meine Ohren und ich hörte, wie jemand aus dem Helikopter sprang. Das Geräusch von Sporen drang in meine Ohren und mit weit aufgerissen Augen blickte ich vom Boden hinauf. Entspannt mit seinem Revolver in der Hand, welchen er lässig um den Finger kreisen ließ, blickte mich ein blonder, mir sehr bekannter, schlanker Mann an. Das sonst so fröhliche und fast schön brüderlichen Grinsen, welches sein Gesicht sonst so oft zierte war einem neutralen, fast schon zufriedenem Gesichtsausdruck gewichen. Nur einen minimalen Moment freute ich mich, ihn zu sehen. Bis mich sein zufriedener und nahezu entspannter Gesichtsausdruck streifte. Es war, als setze mein Herz aus. Es dauerte, bis ich verstand, wer dort stand. Wem ich in die Augen sah! Adam stand dort und betrachtete uns! Nur sehr langsam kam dies in meinen Kopf an! Er trug eine schwarze Militäruniform und die Cowboystiefel klangen bei Jeden einzelnen Schritt mit. Wie so oft trug er rote Handschuhe und ein rotes Halstuch. Er scannte uns von oben bis unten und er schien genauso locker, wie ich ihn immer gesehen hatte! Er wirkte kein bisschen angespannt, wie er uns fast schon herablassend betrachtete. Das konnte einfach nicht sein! Das war nicht möglich! Mir klappte der Mund auf, als ich Adam dort stehen sah und Jacks Blick zu urteilen, erging es ihm nicht anders! Fassungslos und geschockt starrte er seinen besten Freund an! Jack sah aus, als würde man ihm gerade den Boden unter den Füßen wegziehen! Adam nickte White Shark zufrieden zu, steckte seine Waffen weg und trat mit lockeren Schritten auf uns zu. Kapitel 39: Die Freunde von heute können die Feinde von morgen sein ------------------------------------------------------------------- Immer noch starrte ich ihn an und es war, als sei die Zeit stehen geblieben. Das konnte einfach nicht wahr sein! Das durfte einfach nicht wahr sein! Wir hatten Adam beide vertraut! Jack hatte sich immer an ihn gewandt, bei jedem noch so kleinen Problem! Schon seit Jahren! Er war sein bester Freund! Es konnte einfach nicht Adam sein! Hat er sich nur deswegen auf Emily eingelassen? War das alles von Anfang an geplant gewesen? Aber die größte Frage war für mir einfach, dass warum?! Es war, als würde ich fallen und dieser Verrat ließ ein ungutes und beklemmendes Gefühl in mir zurück. Immer noch hatte ich das Gefühl, als setzte mein Herzschlag aus! Kurz flackerte mein Blick hinüber zu Jack und auch er starrte fassungslos auf seinen eigentlich besten Freund! „Wie lange schon“, raunte Jack und ich verstand, was er meinte. Er wollte wissen wie lange er schon von ihm ausspioniert wurde. Wie lange er ihn schon verriet. Ich glaubte zu erkennen, dass Jacks Gesicht noch blasser wirkte als noch vor wenigen Augenblicken. Doch dies konnte auch von der Verletzung herrühren. Immer noch kreiste Adam mit dem Revolver herum und kam auf Jack zu. Locker und entspannt, wie sonst auch! Er betrachtete ihn und hatte nur wenige Blicke für mich übrig! Man hätte meinen können, so wie Adam auf ihn zu spazierte, dass keine bewaffneten Männer um uns standen, die uns mit Maschinengewehren bedrohten. Dass keinem von uns mit Handschellen die Hände auf den Rücken befestigt wurden. Es war, als seien wir einfach auf der Basis gelandet und er würde uns in Empfang nehmen! Er betrachtete Jack und immer noch lächelte er leicht und sagte: „Schon immer Snake.“ Sie sahen einander in die Augen und ich konnte Jacks Blick nicht deuten, verfälschte doch die Augenklappe seinen eigentlichen Gesichtsausdruck. Doch ich war mir sicher, dass sich seine Verwirrung in blanken Hass wandelte. Wie konnte er uns das antun!? Wie konnte er mit uns so herum scherzen und uns nun hinterrücks erdolchen?! Selten hatte ich mich so verraten gefühlt! „Wieso tust du das?!“, brüllte ich Adam entgegen und sein Blick richtete sich augenblicklich auf mich. Ich konnte meine Wut nicht mehr unterdrücken. Er hörte auf mit seinem Revolver herumzufuchteln und betrachtete mein Gesicht. Scannte es regelrecht. Sein sonst so fröhliches Grinsen, wenn er mich betrachtete, war gänzlich verschwunden. Seine blauen Augen, welche im Schein der Lichter grau und farblos wirkten, blickten mich kalt und ohne jegliche Regung an. So hatte ich ihn noch nie gesehen. „Jazz, glaubst du wirklich ich würde für den Mann arbeiten, der meine eigene Mutter umgebracht hat. Die Freunde von heute, können die Feinde von morgen sein...“, sagte er und klang dabei als würden wir über etwas vollkommen Selbstverständliches reden! Ich kannte diesen Satz! Es war der Satz, den Susanne Jack eingetrichtert hatte! Eine ihrer Lehren, wenn man es so nennen wollte! Überrascht sah ich ihn an und auch Jack schien darüber nachzudenken! Für Adam schien alles damit geregelt zu sein, doch ich verstand nicht was er mit dieser absurden Aussage meinte! Alle schwiegen, auch White Shark hielt sich zurück und mir wurde deutlich, dass Adam hier das Sagen hatte. Gerade, war er hier der Boss. Kurz sah ich jedem ins Gesicht. Die Handschellen, die mir immer weiter in die Handgelenke schnitten, versuchte ich zu ignorieren! Der Schmerz machte nur deutlich, dass ich nicht am Träumen war! Doch ich war es, der das kurze Schweigen brach. Diese Stille und das nicht Wissen brachten mich um den Verstand! „Deine Mutter? Wovon redest du“, wollte ich entsetzt wissen. Jack blickte zu mir und auch sein blaues Auge wirkte im Schein der Lichter farblos. Er wollte, dass ich schwieg, dass ich den Mund hielt! Doch ich konnte es nicht! Adam verriet uns! Er verriet den Mann, der ihn als besten Freund sah! Denjenigen, den wir seit unserer Flucht vollkommen vertraut hatten! Ich konnte einfach nicht schweigen! Adam schüttelte den Kopf und sah zwischen Jack und mir hin und her. Es wirkte so, als sei er plötzlich amüsiert! „Ach? Das hat Snake dir nicht erzählt? ...Susanne.“, erklärte er leichthin und sah mich mit seinen blauen Augen an. Er sprach ganz locker darüber! Konnte das sein? Diese Aussage traf mich wie ein Schlag. „Sie war meine Mutter. Er hat mir die Möglichkeit genommen sie kennenzulernen“, sagte Adam leise und blickte mir in meine braunen Augen. Seine Stimme wurde etwas energischer als er weiter sprach: „Ich war an dieser Mission beteiligt um sie kennenzulernen und ihr zu sagen, wer ich bin! Ich musste ihre Leiche bergen!“ Er machte eine kurze Pause, in der er sich wieder beruhigte. Mitleid, sollte es kurz in mir aufgewallt sein, verschwand sehr schnell wieder. „Und außerdem ist Blut dicker als Wasser“, fügte er fast schon patzig hinzu. Sein Blick wanderte zu Jack und eisig sahen die beiden sich an. Ich erinnerte mich an die Geschichte, welche Jack mir vor Monaten anvertraut hatte. Susanne, verliebt in den Feind, hatte ein Kind mit ihm bekommen. Ihr Geliebter wurde erschossen und das Kind, anscheinend Adam, durfte sie nie sehen! Dann hatte er Susanne doch kennen gelernt! Er wusste doch von Jacks großen Schuldgefühlen! Er war es, der mir dies anvertraut hatte! Wieso war dies dann der Grund, warum Adam ihn verriet?! Er musste doch die ganze Geschichte kennen! Er hatte mir selbst gesagt, dass er wisse, wie sehr Jack unter Schuldgefühlen litt! „Warum jetzt? Du hattest oft genug die Gelegenheit“, fragte Jack ihn mit leiser aber eindringlicher Stimme. Adam brauchte nicht lange nach einer Antwort suchen. Vielleicht war er auch froh sich das alles von der Seele zu reden… „Oh Snake, ist das nicht offensichtlich? Du hast mir damals die Chance auf ein normales Leben genommen, auf eine Familie. Jemandem, dem man vertrauen kann. Ich wollte, dass du genau so viel verlierst. Nachdem ich Jazz damals kennen gelernt habe wusste ich, es reicht nicht dich einfach irgendwann zu töten. Ich bringe dich auf dem Höhepunkt deiner beruflichen Karriere und deines privaten Glücks zu Fall. Du weißt genau was du alles zu verlieren hast… Ach ja, und deinen Hund nehme ich. Der kann am wenigsten dafür und ich mag ihn. Bringt die beiden weg“, befahl Adam und der Soldat vor ihm salutierte, ehe er nach meinem Oberarm griff. Ich hatte das Gefühl, als würde die ganze Welt in Zeitlupe vor mir ablaufen. Immer noch versuchten die neuen Informationen in meinen Kopf zu dringen. Doch ich verstand sie kaum, vielleicht wollte ich sie auch einfach nicht verstehen! Ich wollte nicht schreien wie eine panische Frau, die gerade aus dem Hinterhalt überfallen wurde und trotzdem sträubte ich mich gegen die Hände, welche grob meinen Oberarm griffen und begannen mich zum Hubschrauber zu ziehen. Jack humpelte mehr als dass er ging. Seine Verletzung hatte ich bis gerade vollkommen vergessen. Auf einmal vernahmen meine und die Ohren der Anderen das Geräusch eines sich nähernden Autos. Fast schon hoffte ich, dass nun Hilfe zu uns eilen würde. Auch Jack wehrte sich, doch als niemand begann sich wegen des Autos zu sorgen wurde mir klar, dass keine Hilfe kommen würde. Adam trat zu dem Wagen und salutierte. Ein mir nur zu bekanntes Gesicht stieg aus dem Wagen aus und ich hätte gegen diesen verkackten Wagen treten können. Eine Narbe zog sich über seine linke Gesichtshälfte. Dieses Mal kleidete keine Schiebermütze den Mann. David trug einen Anzug und wirkte, als sei er auf einer Geschäftsreise. Er trat auf Adam zu und zufrieden lächelte er ihn an. „Danke Ozelot“, meinte er mit seinem britischen Akzent, „ab jetzt übernehme ich.“ Adam nickte und ließ die Hand sinken. Er drehte sich zu uns und weder Freude noch sonst irgendein Gesichtsausdruck erschien auf seinem Gesicht. „So sieht man sich also wieder, John“, sprach er Jack an und würdigte mich keines Blickes, „dein kleiner Ausflug hat mich einiges an Zeit gekostet und so etwas mag ich einfach nicht, dass weißt du sehr genau. Und jetzt mussten wir dich noch verletzen… das ist mehr wie unpraktisch für mich. Früher hast du besser gehört!“ Jack schwieg, starrte in dieses verhasste Gesicht und seine Brauen zogen sich wütend zusammen. „Ich will doch nur, dass du mir das Uran wieder gibt, welches du mir gestohlen hast… Wir haben dir eigentlich beigebracht nicht zu stehlen.“ Er sprach mit Jack, als sei er ein ungezogenes Kind! Als würde er ihn gerade auf eine schlechte schulische Leistung ansprechen! Der Typ hatte sie doch nicht mehr alle! „Ich werde es dir aber nicht geben“, raunte Jack mit leiser, aber umso tödlicher Stimme David zu. So wie Jack dort stand, ebenfalls mit gefesselten Händen auf dem Rücken, wirkte er dennoch so selbstsicher und stark, dass ich ihn nur bewundern konnte. Doch ich glaubte, dass es mehr eine Maske war, denn ich bemerkte, wie sein verletztes Bein zu zittern begann. Seine Stirn glänzte vom Schweiß und ich vermutete, dass es ihn sehr anstrengen musste zu stehen. Wie er den Mut behielt war mir fast schon ein Rätsel. Ebenso hätte er mir einer Waffe dort stehen können. „Das habe ich befürchtet“, erwiderte David und nickte einem schwer bewaffneten Mann zu. Er trat auf mich zu, doch Adam hielt ihn auf. Ich hörte das Geräusch seiner Sporen, als er zu mir trat. Unergründlich war sein Blick. Er packte mich am Arm und zog mich zu dem Helikopter. Ich wollte stehen bleiben, doch irgendwie war ich dazu nicht mehr in der Lage. Jack starrte mir nach und ich sah die Sorge in seinem Auge. „Ich hole dich da raus“, rief er mir zu und blickte mir direkt in die Augen. Ich wollte ihm glauben und trotzdem überwog die Angst, zu sehr erschütterte mich Adams Verrat. Ich nickte nur leicht, Worte wollten meine Lippen nicht verlassen. Mit verschränkten Armen hörte ich Adam fast schon kichernd sagen: „Snake, du bist verletzt, du trägst Handschellen. Wie willst du das machen… das würde ich gerne sehen.“ Er lachte! Dieser blöde Hurensohn konnte über unsere Situation auch noch lachen?! „Ich warne dich“, hörte ich Jack grantig raunend sagend und blickte David hasserfüllt an, „wenn ihm was passiert sprenge ich dir deine komplette Basis in die Luft!“ Ich war immer noch geschockt von Adam! Ich betrachtete das Gesicht neben mir, doch seine Aufmerksamkeit galt Jack. Ich konnte meinen Blick nicht mehr von Adam wenden! Wie konnte er das machen? War er wirklich Susannes Sohn? Könnte das zeittechnisch passen? Ja, ich hatte es mir selbst ausgerechnet! Er würde passen! Ich beobachtete, wie der alte Mann begann den Kopf zu schütteln wie bei einem kleinen Kind, welches etwas Falsches getan hatte. „John“, raunte er mit einer Stimme, die sehr belehrend klang, „es hängt alles an dir. Du hast mir Informationen, Technologien, Soldaten und noch vieles mehr geklaut… Kooperierst du, ist alles gut, tust du das nicht, na ja… ich muss DIR nicht erklären wie unser Job funktioniert, oder?“ Plötzlich spürte ich etwas warmes in meinem Oberarm und panisch sah ich, dass Adam gerade einem anderen Soldaten eine Spritze reichte! Was zum Henker hatte er mir gespritzt?! Hatte er mir überhaupt etwas gespritzt? Schneller als Gedacht merkte ich jedoch die Wirkung dessen, was in der Spitze war. Ich merkte gar nichts mehr. Mein Körper war wie betäubt. Ein merkwürdiges Gefühl ging von dieser Stelle aus und breitete sich langsam aber sicher in meinem Körper aus. Ich schrie erschrocken auf und wollte von ihm wegtreten, doch eisern blieb Adams Hand um meinem Oberarm. „Keine Sorge Jazz… Du wirst nur ein wenig schlafen…“, vernahm ich Adams Stimme und ich spürte, wie meine Knochen immer schwerer wurden. Ich hörte Jack etwas wütendes sagen und panisch sah ich zu ihm. Was er sagte, konnte ich schon gar nicht mehr verstehen. Drei Leute hielten ihn zurück, doch immer mehr verschwammen die dunklen Farben vor meinen Augen. Ich wollte nicht umfallen und so konzentrierte ich mich darauf stehen zu bleiben! Ich wollte stärker sein als das Zeug. Doch ich hielt es nicht mehr aus und nur dank Adam schlug ich nicht hart auf dem Asphalt auf. Ein nussiger Geschmack breitete sich in meinen Mund aus und meine Zunge klebte nutzlos am Gaumen. Verdammte Scheiße war das letzte was ich dachte, ehe alles um mich herum schwarz wurde. Als ich die Augen aufschlug wusste ich nicht, warum ich mich so scheiße fühlte. Ich griff nach meinem Kopf und stöhnte leise auf. Selten hatte ich solche Kopfschmerzen gehabt. Wieso war ich hier? Wo war hier eigentlich? Plötzlich und mit einem harten Schlag kamen die Erinnerungen zurück und erschrocken keuchte ich auf und setzte mich schnell auf! Meine Sicht verschwamm kurz vor meinen Augen und ich brauchte einen Augenblick um mich zu orientieren! Meine Augen wanderten durch den Raum. An einer Ecke stand eine Toilette aus Metall. Es gab kein Fenster und nur die Neonröhre spendete grelles Licht. Ich lag auf einer Pritsche. Eine Gummimatratze sollte so etwas wie Bequemlichkeit spenden. Panisch blickte ich die stählerne Tür an. Denn wenn diese Tür aufging, würde ich in Reichweite von den Soldaten, David oder gar Adam sein. Man hatte mir meine Fesseln wohl abgenommen. Und ich verstand auch, dass sie die nicht mehr brauchten. Die eiserne Tür ließ niemanden entkommen, der keinen Schüssel hatte. Der Raum hatte kein Fenster, nur ein Lüftungsgitter an der Decke. Eng wirkte es und immer mehr Erinnerungen kamen hoch. Adam hatte uns verraten. Adam war Susannes Sohn! Und ja, es konnte sein… Ich hatte es selbst damals ausgerechnet, dass Susannes Sohn nur wenig älter wie ich selbst sein musste. Es würde passen… Was würde nun geschehen und wo war Jack? Mein Körper begann zu zittern. Was ist, wenn sie ihm etwas antaten? Ich wollte es nicht! Ich wollte mir nicht vorstellen wie er leidet! Doch mir war klar, dass er dies bereits tat. Seine größte Sorge, dass mir etwas zustieß, hatte sich bestätigt! Und wie ich so an Adam dachte fragte ich mich, wie Jack diesen Verrat verkraften würde… Nur schwer konnte ich mir vorstellen, dass er danach Menschen wieder vertrauen würde, die er nicht kannte. Sollten wir hier herauskommen, würde niemand mehr sicher sein vor seinen Spionageattacken. Und ich konnte ihm im Stillen nur Recht geben… War es vielleicht sogar offensichtlich gewesen, dass Adam uns verraten hatte? Doch wie ich es auch drehte und wendete, nein. Adam war durch und durch ein Perfektionist. Er hatte seine Rolle augenscheinlich nach mit einer Brillanz gespielt, dass nicht einmal Jack ihn durchschauen konnte. War das mit Emily nur Tarnung gewesen? Wie spät war es eigentlich? Keine Uhr, noch ein Bild schmückten die kleine Zelle in welcher ich mich befand. Was war mit Jack… Immer mehr Angst überkam mich, doch ich zwang mich, mich zu beruhigen. Ich saß, oder lag auf der Pritsche und irgendwann, auch wenn ich es nicht wollte, fielen mir die Augen zu und als ich wieder aufwachte wusste ich nicht wie lange ich geschlafen hatten. Es störte, dass sie nicht das Licht ausmachten, aber vielleicht machten sie es auch nur nicht aus, weil es noch Tag war? Ich wusste es nicht… Es war schrecklich! Es war… ja, es war grauenhaft! Ich hatte Angst, diese Stille ließ mich nachdenken… Was war mit Jack? Was ist, wenn sie gerade wieder Jack folterten? Was ist, wenn sie ihn umbrachten? Ich wollte nicht ohne ihn leben, aber ich wollte auch selber nicht sterben! Es durfte einfach nicht so enden! Wieso gönnte man uns immer nur ein paar Monate Ruhe?! Wieso konnte es nicht einfach mal gut sein?! Es war doch gerade so schön! Ich war frustriert und immer verzweifelter wurden meine Gedanken! War das etwa gewollt? Ja, dieses Warten zermürbte einen regelrecht! Kein Ton kam durch die Tür, ich hörte keine Schritte und wie ein Tiger im Käfig ging ich durch meine Zelle. Ich musste mich einfach bewegen, denn sonst würde ich nur wahnsinnig werden! Die Zeit floss an mir vorbei und ich hatte doch keine Ahnung wie viel Zeit letztlich verstrichen war… Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, seitdem ich hier war. Aber ich vermutete, dass es Stunden waren. Seit einer Weile lag ich zusammengekrümmt auf der unbequemen Pritsche. Ich hatte Hunger! Ich hatte Durst! Mein Hunger war mittlerweile so schlimm, dass ich Magenschmerzen bekam. Ich wusste nicht wie lange es her war, seit ich das letzte Mal etwas gegessen hatte. Zudem war mein Hals wie ausgedörrt und ich schaffte es nicht einmal mehr meine Lippen zu befeuchten. Immer noch war der bittere Geschmack des Narkoseserums nicht verschwunden, welches Adam mir verabreicht hatte. Wollten sie mich hier einfach verdursten lassen? Verdursten in einem Kellerverlies? So qualvoll, wenn ein kleiner Schuss es doch so viel schneller tun würde? Ja, meine Gedanken wurden immer schlimmer… Doch ich wollte nicht aufgeben! Das konnte ich einfach nicht. Ich drehte mich auf den Rücken und starrte in die grelle Lampe. Wenn wir das hier überlebten, wie würde Jack auf den Verrat seines besten Freundes reagieren? Würde er noch paranoider werden? Wie würde ich das wegstecken? Ich hoffte und betete, dass ich das gut wegstecken konnte. Ich versuchte positiv zu bleiben, doch während die Zeit voranschritt schaffte ich es nicht die schlechten Gedanken zu verdrängen. Zu der langsam siedenden Angst spürte ich immer mehr Hunger! Wenn sie mich vergessen? Jack war eindeutig wichtiger wie ich! Was ist, wenn sie mich verhungern ließen? Ich wollte nicht so enden, verdammt! Mein Puls begann zu rasen und ich zwang mich ruhig und gleichmäßig zu atmen. Jetzt eine Panikattacke zu bekommen wäre nicht gut… Plötzlich hörte ich Schritte vor meiner Tür und als ich einen Schlüssel im Schloss drehen hörte, war ich mir unsicher, ob ich nicht doch lieber alleine bleiben wollte! Panisch sah ich zu dem mir vollkommen Fremden, der an der Tür stand. Er war kleiner wie ich, doch dies bedeutete nichts! Seine hellbraunen Augen musterten mich und ich sah ein diabolisches Grinsen auf seinen Lippen. Fast schon verzweifelt suchte ich ein Tablett mit Essen bei ihm. Doch ich sah keines… Was machte dieser Typ hier? Ich stand auf, fand ich es doch sinnvoller ihm auf Augenhöhe zu begegnen. Er musterte mich mit einem kalten Blick. Normalerweise, wenn die Menschen mich musterten, fühlte ich mich nicht unwohl, oder fand es schlimm, doch bei diesem Mann in dieser Situation wollte ich einfach nur, das er verschwand! „Du bist also das Spielzeug von Snake“, sagte er mit einer Kälte, welche mich erschaudern ließ, doch ich straffte meine Schultern und sah ihm weiterhin in die Augen. Ich schwieg auf seinen Kommentar und er musterte mich weiterhin. Wenn er mich so sah, dann war dem halt so! Ich wusste es schließlich besser. „Weißt du“, begann er und als er an seinem Gürten herumfummelte und begann ihn auszuziehen, riss ich in aufkommender Panik meine Augen auf! „Snake hat mir vor einiger Zeit echt…. Nennen wir es, weh getan… hat einfach meinen Bruder umbringen lassen und jetzt ist der hier mit dir… Und da ich an ihn nicht herankomme, darf dein Arsch herhalten! Mal sehen, wie er das so findet…“ Irre grinsend sah er mich an und erschrocken sprang ich nach hinten an die Wand! Das durfte nicht sein! Ich versuchte zu entkommen und doch gab es kein Entkommen! „Ich hab damit nichts zu tun“, schrie ich entsetzt auf und starrte den fremden Soldaten an. Sein Blick blieb ungerührt und kein Mitleid oder Verständnis war in seinem Blick zu erkennen. Ungerührt zuckte er mit den Schultern. „Ist mir scheiß egal“, und mit diesen Worten versuchte er mich zu packen. Seine kräftigen Hände langten nach meinem Körper, doch schon im gleichen Moment schlug ich ihm gezielt auf die Nase! Hier waren keine Waffen, welche mich in meine so verhasste Schockstarre fallen ließen! Blut spritze auf meine Sachen und tropfte aus der Nase! Doch ich würde mich wehren! Keine Schockstarre, sagte ich mir immer und immer wieder in Gedanken! Schmerzvoll schrie der Mann auf und schon im nächsten Momente keuchte ich auf und die Luft entwich meiner Lunge. Hatte mir der Typ doch sein Knie in den Magen gestoßen! Ich krallte mich unbewusst an seinen Sachen fest. Doch ich musste mich schnell sammeln und ich zog seinen Kopf zu mir und schlug mit meiner Stirn auf seine Nase! Ein widerliches Knacken war zu hören und das Blut, welches aus der Nase lief, verdoppelte sich fast! Er schrie vor Schmerzen auf und auch ich spürte einen Schlag auf meine Wange! Ich drehte mich mit ihm, wollte ich die Wand nicht mehr in meinem Rücken haben, doch ein erneutes Klack an der Tür ließ mich erschrocken herumfahren! Adam stand an der Tür und betrachtete stirnrunzelnd die Situation. Fast schon war ich erleichtert ihn zu sehen! Der Soldat, der sich vor Schmerz zu krümmen schien und ich mit erhobenen Fäusten vor ihm stehend. So schnell, dass ich gar nicht wirklich schauen konnte, zückte Adam seine beiden Revolver und zielte auf jeden von uns! Er nickte zu dem Soldaten und grollend meinte er mit seinem starken Südstaatenakzent: „Was ist hier los, Soldat?“ Immer noch hielt er sich die Nase und mit einem blutverschmierten Finger deutete er auf mich und sagte mit belegter Stimme: „Der hat versucht mir den Schlüssel zu klauen!“ Dieser Wichser! Ich schüttelte den Kopf und schrie ihn an: „Hab ich nicht! Der wollte mich vergewaltigen!“ Ich sah Adam an, der uns beide musterte. Sein Blick blieb an dem offenen Gürtel hängen und als er wieder in das Gesicht des Soldaten Gesicht blickte, sagte er: „Du lässt die Finger von meinem Gefangenen! Geh auf die Krankenstation!“ Sich immer noch die Nase halten schlich er an Adam vorbei und schien fluchtartig meine Zelle zu verlassen! Besser so für ihn! Ich sah dem Mann nach und als ich erneut zu Adam blickte bemerkte ich, wie er die Revolver wegsteckte. „Na das nenne ich mal Glück“, meinte er zu mir und betrachtete mein Gesicht. „Was ist mit Jack? Was habt ihr mit ihm gemacht“, fuhr ich ihn zornig an und konnte es immer noch nicht glauben! Lässig zuckte er mit den Schultern und meinte gelassen: „Ich hab ihn nur ein wenig verhört…“ Ich wusste, dass „verhört“ ein anderer Ausdruck für Folter war! Das hatte ich in der Zeit mit Jack begriffen! Erschrocken weiteten sich meine Augen und entsetzt fragte ich: „Wie kannst du so etwas machen? Ihr seid doch… Freunde!“ Ein fast schon diabolisches Grinsen erschien auf seinem sonst so freundlichen Gesicht. Einem Gesicht, dem ich vertraut hatte! „Wieso du… ich dachte wenn, wäre es Mil-“, doch just unterbrach mich Adam und lachte kurz auf: „Ja, Miller macht es einem so einfach, oder? Immer läuft er herum und zeigt mit dem Finger auf alle. Das ist ja so nervig. Doch wenn einer dich und deinen Jack beschützt hätte, dann wäre er es gewesen. Miller und ich haben Snake damals, als du im Krankenhaus um dein Leben gekämpft hast geschworen dich zu schützen. Miller ist wie ein Köter. Verbohrt, fixiert und auch genauso loyal.“ Ich stockte, als ich seiner Erklärung lauschte und eiskalte Schauer liefen mir über den Rücken. „Schon mal vorher mit Japanern zu tun gehabt? … die immer und ihre Ehre… Er hätte dich mit allem was er hat verteidigt, auch wenn er dich nicht mag“, erklärte Adam und ich konnte einfach nicht fassen, was er da sagte! Wir hatten uns gemeinsam über diesen Mann aufgeregt und jetzt sagte er einfach, dass dieser Mensch mir eigentlich immer das Leben gerettet hätte. Ohne zu zögern! „Miller ist so paranoid, dass er mir meine Arbeit um einiges erschwerte“, meinte Adam und ging vor mir locker auf und ab und ich ließ ihn reden. Ich wollte nicht wieder diese Stille und wenn ich so Informationen bekam, war es mir nur Recht! Hunger und Durst waren in diesem Moment vollkommen vergessen! „Miller wollte nicht, dass du auf der Basis bist, weil er sich denken konnte, dass irgendwo ein Spion ist. Na ja, so ungewöhnlich ist das ja auch nicht. Er wollte dich aus der Schusslinie haben“, Adam lachte und es klang eiskalt, „na ja, es war natürlich schon praktisch für mich, dass Miller immer so herrisch herüberkommt.“ Ich schüttelte leicht den Kopf und versuchte zu realisieren. Er war ein Spion gewesen und Miller, dieser Mann, welcher mich immer ansah, als solle ich mich in Luft auflösen, war um meine Sicherheit besorgt gewesen?! Es war etwas, was ich kaum begreifen konnte! „Und trotzdem hast du mit Jack Jahre verbracht“, meinte ich leise. Ich musste einfach an sein Gewissen appellieren! Irgendwo musste doch ein Teil sein, der Jack mochte! Es wirkte fast so, als seien seine Augen aus Eis, als er mich anblickte. „Dieser Mann hat meine Mutter getötet!“ Ich war außer mir, denn ja, sollte Susanne wirklich Adams Mutter sein hatte er Recht! Doch er wusste mit Sicherheit nicht, wie sehr Jack darunter litt! Wie sehr er sich wünschte, eben dieses Ereignis wieder rückgängig zu machen! „Er wollte es nicht! Er wollte sie nicht töten! Er musste, er hatte einfach“, doch Adam unterbrach mich und sah mich distanziert an. „Jetzt sag nicht, dass er keine Wahl hatte! Die haben wir immer, Jasper. Ich weiß immer, was ich tue, das ist mein Job! Und so ist es bei Jack auch! Glaubst du wirklich ich freunde mich mit dem Mörder meiner Mutter an? Könntest du das etwa?“ Ich schnaubte, als ich wütend erwiderte: „Ich bin mit dem Mann zusammen, der meinen Vater gefoltert hat!“ Als ich Adams Blick sah, fügte ich zornig hinzu: „Oder der andere damit beauftragt hat!“ Schneidend war Adams Stimme, als er raunte: „Aber du magst deinen Vater nicht! Du hasst ihn.“ Ich stockte, denn dies stimmte nicht! Ich hatte Angst vor ihm, ja. Ich wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben, aber das ich sagte ich hasse ihn, dies konnte ich so auch nicht unterschreiben! Adam erkannte es und ich war verblüfft, wie gut er die Mimik eines Menschen zu lesen vermochte. Er schien wahrlich ein Perfektionist zu sein. Und ich bin damals mit siebzehn davon ausgegangen, dass Adam nicht gefährlich sei. „Du hasst ihn nicht, trotz allem was geschehen ist?“, er schien wahrlich verblüfft und eisig nickte ich. Ich wusste nicht warum, aber ich war ehrlich. „Er hat… Er war auch ein guter Vater. Ich will ihn zwar nicht in meinem Leben haben, aber er war trotzdem früher ein guter Vater. Und war Jack dir nicht auch ein guter Freund?!“ Es war Adam, der stockte und er betrachtete mit einem nicht zu entschlüsselnden Ausdruck mein Gesicht. War da vielleicht doch noch etwas wie Reue? Er nickte leicht und meinte: „Doch, aber das ist der Nachtteil eines Doppelagenten. Allerdings, man darf das Ziel einfach nicht aus den Augen verlieren.“ Ich war verzweifelt! Ich wollte Jack helfen! So gut ich eben konnte und die Verzweiflung schwang in meiner Stimme mit, als ich fragte: „Wieso hast du dann so lange gewartet? Er vertraut dir! Du hättest ihn so einfach in den ganzen Jahren erledigen können! Wieso hast du dann gewartet?! Wieso hast du ihm geholfen?“ Verständnislos war mein Blick und Adam seufzte schwer. „Du selbst hast mir doch letztens noch gesagt wie sehr er unter dem, was er getan hat leidet“, warf ich ihm verzweifelt entgegen. Ich musste einfach an sein Gewissen appellieren. „Jazz, meinst du nicht ich bin in der Lage dir eine Lüge aufzutischen, wenn ich will? Wenn er so leidet, dann sieh das hier doch als eine Art…“, er suchte einen Moment lang nach einem passenden Wort „… Erlösung von seinen Qualen.“ Ich konnte es nicht glauben! Als was sollte ich das sehen? War das ein dämlicher Scherz von ihm? Ich war viel zu sprachlos um darauf angemessen zu reagieren. Er formte mit seinen Fingern zwei Pistolen und machte seine gewohnt schwule Handbewegung zum Abschied. Was hätte ich ihn dafür schlagen können! Danach wandte er sich um und ich wurde immer verzweifelter! „Adam! Was… was kann ich machen, dass Jack nichts passiert! Ich will nicht, dass er stirbt! Bitte!“ Adam, der sich gerade umdrehen wollte, stutzte und sah mich mit einem wieder nicht zu deutenden Ausdruck an. War es Mitgefühl? Seine blauen Augen glitten an mir hinunter und er meinte: „Du weißt selbst, dass du nur ein Druckmittel bist. Du kannst uns nichts bieten, Jasper. Du kannst nur froh sein, dass ich gerade in deiner Nähe war…“ Er verließ meine Zelle und blieb einen Moment in der Tür stehen. „Weißt du, Jasper…“, fing er an zu sprechen, ohne sich zur mir umzudrehen: „ … ich musste mich mit wirklich vielen Idioten anfreunden für diese Sache. Aber ich mochte dich wirklich.“ In seiner Stimme schwang Mitleid mit: „ du hättest nicht bei ihm sein sollen… tut mir leid.“ Die Tür fiel mit einem quietschenden Geräusch ins Schloss als Adam sie hinter sich zuzog. Danach hörte ich nur noch das Klacken des Schlüssels. Wie erstarrt blickte ich die Tür an und fühlte mich immer noch wie betäubt. Kapitel 40: Verhör ------------------ Irgendwann begann ich die Sekunden zu zählen, aus Langeweile und Angst, doch ich gab auf. Es hatte keinen Sinn. Doch ich musste mich irgendwie ablenken! Ablenken von dem Hunger und dem Durst! Es hatte mich angestrengt mit Adam zu sprechen. Mir diesen widerlichen Typen vom Hals zu halten. Immer, wenn ich darüber nachdachte was er vorhatte, überzog eine Gänsehaut meinen Körper. Doch ganz in meinem Kopf war es noch nicht vorgedrungen. Immer wieder wollte sich mein Magen zusammenziehen. Wie dankbar ich war, nicht in eine Schockstarre verfallen zu sein, konnte sich keiner vorstellen. Klare Gedanken zu fassen war kaum möglich und nun, wo ich alleine war, rebellierte mein Körper. Er wollte Essen, er brauchte Wasser und ich stöhnte auf. Nie hatte ich solchen Hunger und noch nie hatte ich eine so trockene Kehle! Ich hatte Angst! Wie lange war ich schon hier? Wie lange war die letzte Mahlzeit her? Ich hatte das Gefühl zu verdursten! Wie lange war ich schon ohne Wasser? Mit trüben Augen sah ich mich in meiner Zelle um und blieb schlussendlich an der Toilette hängen. Langsam stand ich auf. Mit schweren Schritten machte ich die wenigen Schritte und betrachtete das Wasser in der Toilette, doch da war keins. Erst, als ich die Spülung betätigt kam ein kräftiger Wasserstrahl aus der Leistung. Ich sah dem Wasser nach, wie es verschwand und meine trockene Kehle lechzte nach dem klaren Nass! Es muss sicher eineinhalb Tage her sein, dass ich was getrunken hatte! Vielleicht sogar noch länger, wusste ich doch nicht wie lange ich bewusstlos war und dieser widerliche Geschmack des Narkoseserums wollte einfach nicht aus meinem Mund verschwinden. Sofort drückte ich noch mal und hielt gierig meine Hände in das harte und kalte Wasser. So viel es ging versuchte ich mit meinen Händen aufzufangen und trank das wenige verbliebene Wasser. Ekel oder andere Gedanken kamen mir nicht mehr in den Sinn, zu sehr brauchte mein Körper das kühle Nass gerade. Da war es dem Gedanke daran, dass es widerlich war gar nicht erst möglich in meinen Kopf vorzudringen. Ich wusste nicht wie oft ich dieses Spielchen wiederholte, doch es half, wenn auch nur langsam. Am liebsten hätte ich einfach den Kopf hineingehalten, aber das bisschen Achtung ließ mich nicht noch weiter sinken. Neben dem grauen Klo glitt ich zu Boden und mein Körper begann zu zittern. Unvergossene Tränen brannten in meinen Augen. Ich hatte Angst und nun, wo mein Körper nicht mehr unter Dehydrierung litt, waren meine Gedanken wieder klarer. Sie drehten sich nicht mehr nur im Kreis. Die Angst nagte an mir. Die Angst um mich quälte mich, doch die Sorge um Jack machte mich wahnsinnig. Was taten sie gerade mit ihm? Verhörten sie ihn? War ich wieder Druckmittel und was war mit seiner Verletzung? Sie hatten ihn sicher verarztet, schließlich wollten sie ihn fit. Hatte David sich sogar nicht beschwert, dass Jack verletzt war? Wieder ging ich zu der Pritsche. Ich legte mich hin und schloss die Augen. Immer noch hatte ich vor Hunger Bauchschmerzen! Dieses elendige Warten auf etwas, von dem man nicht wusste was es war, war grauenhaft. Ich sah auf die Deckenlampe. Die Neonlampen spendeten grelles und kaltes Licht. Wie konnte das alles nur so weit kommen? Hätte die ruhige und angenehme Zeit nicht einfach so weitergehen können? Sie war nur so kurz gewesen, viel zu kurz. Ich versucht an Hawaii zu denken und daran, wie unbeholfen Jack beim Surfen wirkte. Ich musste meine Gedanken einfach anderweitig fokussieren! Ich erschrak fürchterlich und wäre fast von der verdammte Pritsche gestürzt, als eine Luke in der Tür geöffnet wurde. Erschrocken von dem ungewohnten Geräusch schreckte ich aus meinem Halbschlaf hoch und verschluckte mich. Wie lange ich weg war, wusste ich nicht. „Essen“, raunte eine Stimme distanziert und gierig stürzte ich mich auf das Tablett! Immer noch leicht hustend nahm ich das graue, leider auch klebrige Tablett entgegen und sofort wurde mit einem lauten Knall die Luke geschlossen. Eine Flasche mit einem halben Liter Wasser und ein nicht zu definierender Eintopf standen auf dem Tablett. Weder Gabel noch Löffel waren vorhanden. Ich wollte gar nicht wissen, was ich dort aß. Ich nahm die Schüssel und setzte sie an meine immer noch etwas trockenen Lippen und schlürfte das Essen. Es schmeckte nach Bohneneintopf, doch mit viel zu wenigen Gewürzen. Es war mehr, wie ich annahm und nachdem ich das warme Essen gegessen hatte, fühlte ich mich wohler. Die Schmerzen, die mein Körper hatte, waren verschwunden und nur die Angst und die Sorge waren geblieben. Ich seufzte schwer und trank zwei drei kräftige Züge aus der Wasserflasche, bevor ich diese neben die Pritsche stellte. Ich durfte einfach nicht aufgeben! Ich hatte mir immer gesagt, dass mir aufgeben nicht liegt, also wollte ich es jetzt auch nicht! So, wie es den Anschein hatte, würde ich vorerst nicht verhungern. Gott sei Dank. Ich hoffte, dass es nicht wieder so lange dauern würde, bis ich das nächste Mal etwas zu Essen erhalten würde. Ich wusste nicht, wie viel Zeit wirklich vergangen war! Nur anhand des Essens, welches zweimal am Tag kam, ließ sich ein Rhythmus erahnen. Doch das verdammte grelle Licht der Neonröhren wurde einfach nicht abgestellt! Es waren anscheinend vier Tage vergangen. Es war schrecklich! Ich konnte nicht richtig schlafen und die Zeit wollte und wollte nicht vergehen! Es war totenstill um mich herum! Fast sehnte ich mich nach Dunkelheit! Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich hier war oder sein würde, ob ich hier wieder raus kam oder ob sie mich hier verrotten ließen. Ich war nicht wichtig, wichtig war Jack. Ich war einfach nur das Druckmittel und ich hatte keine Möglichkeit das zu ändern! Ich hatte Angst, denn ich hatte viel zu viel Zeit zum Nachdenken! Ich flüchtete mich in gute Erinnerungen! Aus meiner Kindheit und Jugend. Wie ich Eric damals in der Vorschule kennen lernte. Wie wir gemeinsam jedes Mal unseren Sportlehrer zur Verzweiflung gebracht hatten, wenn wir uns immer wieder Baseballs geklaut hatten. Was es für ein Glücksgefühl war, damals in die Mannschaft unserer High School aufgenommen zu werden und der für mich kaum in Worte zu fassen Stolz, den ich empfunden hatte, als ich Captain des Teams wurde. Die Urlaube mit und bei meiner Familie. Damals, als ich noch eine große Familie hatte. Die Pfadfindertreffen, von denen ich annahm ich hatte sie vergessen, kamen mir wieder in Erinnerung. Schmerzvoll zog sich meine Brust zusammen, als ich daran dachte. An diese so schöne und unbeschwerte Zeit. Ich erinnerte mich, wie ich Didi das erste Mal sah. Dieser kleine unschuldige und so fröhliche Welpe, welcher in mein Leben tapste und sein Herrchen gleich mit. Hätte ich ohne den Hund Jack überhaupt angesprochen? Ich wusste es nicht und eigentlich waren solche Fragen doch eh unsinnig, aber sie lenkten mich ab. Ich erinnerte mich an unsere ersten Gespräche, wo ich immer das Gefühl hatte von einem Fettnäpfchen in das nächste zu treten. Ich dachte daran, wie ich mit Jack das erste Mal in irgendeiner Bar war, den Namen… darauf hatte ich gar nicht geachtet. Wie ich mit dem Typen geflirtet hatte und wie stolz ich war die Nummer von ihm bekommen zu haben. Angerufen hatte ich nie. Das Jetfliegen, bis heute das spannendste, was ich je erleben durfte, die Reise nach Arlington, ebenso spannend wie komisch. Auch die Trennung und die schmerzvolle Zeit ohne Jack gingen mir noch einmal durch den Kopf. Hasste ich meinen Vater? Immer wieder sprangen meine Gedanken wirr im Kopf herum. Wäre Emily hier, würde sie vielleicht versuchen mich zum Lachen zu bringen, oder vielleicht auch nicht. Diese Situation hier war schließlich alles andere als zum Lachen. Wie es ihr wohl ging? Waren sie und ihre Mutter nicht auch in Gefahr wegen Adam? Doch noch mehr Sorgen wollte und konnte ich einfach nicht zulassen! Ich versuchte mich an das Glücksgefühl zu erinnern welches ich hatte als Jack plötzlich und unerwartet vor mir stand. Am Strand, da wo ich ihn nie erwartet hätte. Und jetzt wo wir älter waren, war auch unsere Beziehung gereift. Ich hatte eigentlich so tolle Sachen mit Jack erlebt und es durfte einfach nicht enden! Sie mussten uns retten! Miller, Quiet wer auch immer! Irgendwer musste uns doch finden! Uns suchen… Es gab einfach eine Zukunft und diese durfte nicht so enden. Sollte einfach nicht so enden. Was sie wohl gerade mit ihm machten? Folterten sie ihn wieder? Vermutlich und der Gedanke widerte mich an. Ob sie mich auch foltern würden? Vielleicht erfuhr ich dann aus erster Hand was damals mit meinem Vater geschehen war… Wie konnte man nur seinen Freund verraten?! Jack und ich hatten wohl dem Falschen vertraut und damit musste ich lernen umzugehen! Ich war mir nicht sicher, ob er das verkraften würde. Ich zwang mich nicht in Panik zu verfallen, obwohl es so einfach hätte sein können. Doch die Genugtuung wollte ich ihnen einfach nicht geben! Das Schlimmste, was nun noch passieren konnte war, dass ich Platzangst bekam. Doch das wollte ich einfach nicht! Also versuchte ich die Angst abzuschütteln! Schlimmer wäre es sicher, wenn ich nun in vollkommener Dunkelheit die Zeit hätte verbringen müssen. Ich wusste nicht, wie viel Zeit ich hier verschwendete. Raum und Zeit spielten für die da draußen wohl keine große Rolle. Adam kam nicht wieder. Eigentlich kam keiner zu mir. Ob es mich freute? Ja und nein. Wenn niemand kam, konnte man mir nichts anhaben, doch die Panik in mir kochte immer wieder über. Es gab Augenblicke, in denen ich mir fast wünschte jemand würde kommen und wenn er mir nur wehtat, doch dann spürte ich etwas anderes! Nicht mehr diese erdrückende Stille um mich herum. Manchmal lag ich auch nur auf der Pritschte und fühlte mich so elend, dass ich merkte, wie ich immer mehr in Selbstmitleid versank. Dann gab es Momente, in denen ich mich voller Tatendrang fühlte. Dann lief ich herum, zwang mich Liegestütze zu machen. Irgendetwas um die Zeit um zu bekommen. Ich machte Kniebeuge und versuchte den Bauch zu trainieren. Ich lief gerade durch meine Zelle, konnte gerade wieder mal einfach nicht ruhig liegen bleiben, als plötzlich die Tür geöffnet wurde. Sofort schrillten meine Alarmglocken als ich die Menschen sah! Drei Menschen, alle mit Sturmhauben, betraten meine Zelle und wie ich sie sah wünschte ich mir, dass ich wieder alleine war. Würden sie mich erschießen?! „Mitkommen“, raunte eine tiefe und kalte Stimme, die ich nicht kannte. Eiskalte Schauer jagten über meinen Rücken. Ich versuchte mich aufzurichten und wollte mich nicht klein machen. Ich hatte seit Tagen nicht geduscht und auch die Kleidung nicht wechseln können und als ich neben den Mann trat sah ich, wie er angewidert die Nase verzog. Ja, ich musste sicher riechen oder eher stinken. Vieles, nicht alles würde ich für eine Dusche geben. Sie legten mir Handschellen hinter den Rücken an und führten mich einen Gang entlang. Aus einer Tür vor mir kam ein Mann hinaus und blieb vor uns stehen. Er war etwa genauso groß wie ich. Er hatte glänzendes schwarzes Haar, welcher er fast schon elegant nach hinten gestrichen hatte. Seine Augen waren so dunkel, dass sie fast schwarz wirkten. Er betrachtete mich und rümpfte fast schon angewidert die Nase. „Der stinkt! So nehme ich den nicht mit“, grunzte er bösartig und wandte sich ab, ohne mich noch einmal eines Blickes zu würdigen. Einer schubste mich in die Richtung, in welcher der Fremde verschwunden war. Ich wollte ihm nicht folgen und als eine Tür vor mir geöffnet wurde, vergaß ich das Atmen. Ich schnappte ängstlich nach Luft, als ich einen gekachelten Raum betrat. Die ganzen Wände und der Boden waren weiß gekachelt. Ein Abfluss war in der Mitte. Ich sah Schläuche und andere Gegenstände und Panik kroch in meine Glieder! Es sah aus wie ein Schlachthaus, in welches sie mich führten! Mit distanziertem Blick betrachtete mich der Schwarzhaarige und mit dunkler Stimme raunte er: „So wie du riechst kann ich dich nicht zu meinem Vorgesetzten bringen. Das du selbst nicht kotzen musst…“ Fast schon pampig erwiderte ich in Gedanken, dass er nur einmal am Tag essen sollte. Da würde auch er die Nahrung lieber bei sich behalten! Doch ich schwieg, es war besser so! Meine Augen glitten durch den Raum. Die drei, die mich her gebracht hatten, standen an der Wand und ihre Augen betrachteten mich ohne Emotion, ohne wirklich Rührung! Konnte Jack das auch? So da stehen, wenn anderen vor Panik die Knie weich wurden? Was hatten sie vor? Ich sah, wie der Dunkelhaarige einen Wasserschlauch in die Hand nahm und noch bevor mein Kopf das realisieren konnte, traf mich ein Strahl eiskalten Wassers. Erschrocken schrie ich auf, denn das Wasser war wie tausende kleiner Nadelstiche. Der gekachelte Raum hallte unter meinen Schreien! Der Strahl schmerzte und ich drehte mich erschrocken weg! Zerrte an den Handschellen und schnitt mir selber ins Fleisch! „Hört auf“, brüllte ich verzweifelt, doch ich wusste, dass dies hier nur der Anfang war… Ich duckte mich, ging in die Hocke, wollte dem kräftigen und schmerzenden Wasserstrahl keine große Angriffsfläche bieten. Doch mehr die Kälte schmerzte, als der eigentliche Strahl des Wassers! Ich schnappte panisch nach Luft. Und die Kälte kroch in meine Glieder! Eine Gänsehaut überzog meinen Körper und ich zitterte wie Espenlaub. Doch immer noch hielt er den Strahl auf mich gerichtete und immer wieder schrie ich schmerzerfüllt auf. Machte es diesem Menschen etwa Spaß?! Meine Kleidung war komplett mit dem eisigkalten Wasser durchtränkt und ich schloss verzweifelt die Augen. Ich wollte einfach nur, dass es danach vorbei war. Die Wärme entwich meinen Gliedern und meine Hände und Füße begannen sich taub anzufühlen. Endlich nahmen sie den Schlauch weg! Endlich prasselte kein eisiges Wasser mehr auf mich. Mein ganzer Körper war am Zittern. Ich hatte keine Kontrolle mehr über ihn und schaffte es auch nicht gänzlich gerade zu stehen. Gekrümmt wie ein alter Mann stand ich dort und meine Zähne bebten. Das Wasser lief an meinem Körper entlang, doch ich spürte diesen kaum noch. Arme und Beine waren immer noch taub. Ich atmete nur noch stoßweise. Ich hätte mir am liebsten über die Brust gerieben, doch dies ging nicht mit den Handschellen. Als ich schwere lederne Schuhe vor mir sah, blickte ich mit Panik in den Augen hinauf in das Gesicht des schwarzhaarigen Mannes. Ohne Mitleid sah er mich an und zerrte an meinem Arm. Schmerzvoll stöhnte ich auf, denn die Handschellen schnitten unangenehm in mein Fleisch. Und gebückt stand ich vor ihm. Das Wasser lief mir die Beine, eigentlich meinen gesamten Körper hinunter und bildete eine Pfütze zu meinen Füßen, welche nur langsam zum Abfluss floss. „Wenigstens stinkst du nicht mehr“, raunte er herablassend und zerrte mich mit sich und nur schwerfällig konnte ich mithalten. Immer noch fühlten sich meine Glieder wie taub an. Ich sah nur Türen und war ziemlich dankbar, dass sie nicht meine Augen verbanden. Ich stockte erneut, als ich einen Raum betrat. Immer wieder erzitterte mein Körper jetzt nicht mehr nur wegen der Kälte, sondern wegen der Angst, die in meine Glieder fuhr. Ein dunkler Schreibtisch stand dort und an der Wand waren mehrere Schränke, verschlossen und ich war mir sicher, dass ich den Inhalt nicht kennen lernen wollte. Drei Stühle standen dort und eine Spiegelfront, von der ich wusste, dass dahinter Menschen waren, welche mich vermutlich gerade musterten. Ich schluckte und zwang mich meinen Rücken gerade zu strecken, was eine starke Kraftanstrengung erforderte. Die drei Menschen, ich wusste nicht ob unter ihnen eine Frau war, wiesen mich an, mich hinzusetzten und zu warten. Sie lösten die Handschellen und befestigten einen Arm an dem Stuhl. Eine zweite, für meine linke Hand wurde gereicht und ebenfalls am Stuhl befestigt. Zittrig saß ich dort und war fast schon erleichtert, als ich eine Uhr sah. 3 Uhr, ob drei Uhr nachmittags oder nachts, ich wusste es nicht. Doch endlich hatte ich einen Anhaltspunkt. Er half nicht wirklich weiter, doch er gab mir ein Stück Sicherheit. Nur wenige Augenblicke war ich alleine mit ihnen. Mein Blick huschte zum Tisch und ich sah einige dunkle Flecke auf dem Holz. War das etwa Blut? Konnte das sein? Angst durchfuhr meinen Körper. Was war, wenn dies von Jack war? Konnte das sein? Ich blickte weg von den Flecken und zwang mich ruhig ein- und auszuatmen. Ich spürte die Blicke meiner Aufpasser und kurz erbebten meine Lippen. Ich sah erschrocken zu der Tür, als sie erneut geöffnet wurde. Ich sah in das Gesicht eines mir so verhassten Mannes. David, er kam in Begleitung zweier anderer Menschen hinein. Einer Frau und eines Mannes. Beide kannte ich nicht. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, war ich ehrlich überrascht, dass Adam nicht dort war. Selbstsicher blickten mich die drei an. Alle tadellos gekleidet, mit ordentlichen Frisuren und irgendwie, obwohl es abwegig war, schämte ich mich für meine derzeitige Erscheinung. Triefend nass und immer noch am ganzen Körper zitternd. Seit Tagen nicht rasiert, geschweige die Zähne geputzt. Die Dame, ich schätzte sie auf Anfang vierzig, sah eiskalt aus. David setzte sich mir gegenüber und hinter ihm blieb der zweite Mann stehen und ich verstand, dass er hier vermutlich der Bodyguard war. „Ich denke“, begann David und lächelte mich fast schon herzlich an, wobei das Lächeln sich nicht in seinen graublauen Augen widerspiegelte, „dass wir für dich nicht noch mehr Fesseln brauchen, wie für Snake.“ Ich schwieg, schluckte meine Wut hinunter und blickte ihm böse ins Gesicht. Sie hatten Jack also 'verhört'. David lachte leise und verspottete mich regelrecht, als er sagte: „Oh… schaut, wie böse er schaut, hat er eindeutig von Snake abgeguckt!“ Er lachte leise und immer noch schwieg ich. Ich wollte nicht kopflos herumbrüllen. Vermutlich dachten sie sich genau das. Dass ich hier vollkommen den Verstand verlor! Doch so war ich nicht und die Genugtuung so zu werden, wollte ich ihnen auch nicht geben! Kurz sah ich jedem in die Augen. Ich zwang mich dazu, denn ich wusste Wegschauen und Augenkontakt vermeiden sah unsicher aus. Erneut wurde die Tür geöffnet und mit Hass in den Augen blickte ich in das Gesicht des Schwarzhaarigen. Auch er sah mir in die Augen und erneut konnte ich keine Regung in ihnen erkennen. Er trat hinter mich und wie er aus meinem Blickfeld verschwand begann mein Herz sich unangenehm zusammenzuziehen. Die Frau vor mir sah mich abschätzend an und meinte erstaunt zu David: „Und das ist also Snakes Spielzeug?“ Grimmig schüttelte David den Kopf, bevor er berechnend und eiskalt meinte: „Nein, nicht sein Spielzeug… Sein Herz hängt an diesem jungen Mann. Er vertraut ihm. Vermutlich, weiß er sehr viel mehr als die meisten…“ Was weiß ich?! Glaubten die etwa, dass ich mit Jack über seine Arbeit sprach? Oder wollten die wissen, was sein Lieblingsessen war? Welche Filme er mochte, oder aber, dass er Hubschrauber nicht ab kann?! „Hm…. Mal schauen was er weiß“, meinte sie und sah mich herablassend an. „Du bist also Jasper Hale… noch einundzwanzig Jahre alt, studierst Architektur in Los Angelos und“, ich unterbrach sie fast schon genervt: „Ja, toll, sie kennen meinen Lebenslauf… deswegen bin ich ja sicher nicht hier, oder brauchen sie einen Architekten?“ Finster war das Lächeln, welches über ihre Lippen glitt und bösartig war ihr Blick. „Ich liebe es, wenn die Menschen Kampfgeist haben… Aber nein, deswegen sind wir nicht hier… Du kennst Snake besser wie wir alle und wir vermuten, dass du uns etwas helfen kannst.“ Freundlich waren ihre Worte gesprochen, doch umso unfreundlicher war ihr Blick. Ich schüttelte leicht den Kopf und meinte ehrlich: „Ich weiß nicht, was er auf der Arbeit alles macht, darüber redet er nicht.“ Immer noch lächelte sie, sah mir in die Augen und als sie kurz nickte, traf mich plötzlich eine Faust am Hinterkopf. Ruckartig flog mein Kopf nach vorne. Qualvoll stöhnte ich auf und ich sah kleine Lichter vor meinen Augen tanzen. „Warst du je der Rekrut von Snake“, fragte sie und wie sie klang, hätte sie mich auch nach meinem beruflichen Werdegang fragen können. Ich blinzelte die Tränen weg und schüttelte den Kopf, doch schon im nächsten Augenblick spürte ich einen erneuten heftigen Schlag gegen meinen Kopf. Schmerzvoll strahlte der Schmerz durch meinen Körper, die Schmerzen in meinem Kopf nahmen zu. Unter schmerzvollen Stöhnen meinte ich: „Ich war nie sein Rekrut! Wirklich nicht! Wir waren… wir haben uns gut verstanden und dann… arh!“ Mein Schädel fühlte sich an, als wolle er platzen und fast schon automatisch wolle ich mit meiner Hand nach meinem Kopf greifen, doch die Handschellen verhinderten dies. Schnitten mir erneut schmerzvoll in die Hand. „Wir glauben dir nicht“, wehte Davids Stimme zu mir hinüber und es war wie ein Todesurteil, „ich kenne Snake und ich kenne John… ich habe dafür gesorgt, dass er ausgebildet wurde. Ich habe ihn damals im Waisenhaus begutachtet. Habe ihn die ganzen Jahre hinweg begleitet. Der John, den ich kenne, lässt sich nicht einfach auf Zivilisten ein…“ Pampig lag mir auf der Zunge, dann kennen sie Jack wohl doch nicht so gut, doch ich ermahnte mich. Ich wollte nicht noch mehr Schmerzen, doch mir war klar, dass dieser Wunsch nicht erfüllt werden würde. „Was macht er ständig in Afrika? “, wollte David eisig wissen und erneut konnte ich nur mit den Kopf schütteln und wappnete mich für den Schmerz, der folgen würde. Erneut kam der Schlag, dieses Mal jedoch in die Seite. Ich presste qualvoll keuchend die Luft aus meiner Lunge und mein Kopf drehte sich zu dem schwarzhaarigen neben mir, der mich so distanziert anblickte, als sei ich Luft. Distanzierte er sich, um kein schlechtes Gewissen zu haben? Ich wusste es nicht und als die Befragung weiter ging wusste ich, dass diese nicht anders Enden würde. „Was versteckt er dort? Ist es eine Waffe? Er ist an geheime Pläne für eine neue Langstreckenrakete gekommen. Eine, die ich hier habe entwickeln lassen. Wie ist das möglich? Wer ist sein Spion hier?“ Ich wusste es nicht. Auf keine seiner Fragen hatte ich eine Antwort. Ich hatte von nichts eine Ahnung. Und das kam mir teuer zu stehen… Ich blickte auf die Uhr und die Zeit wollte und wollte nicht vergehen! Immer wieder wurde ich geschlagen. Immer wieder prügelte der Schwarzhaarige auf mich ein. Das Blut lief mir über das Kinn, immer noch zitterte ich von der Kälte und den Schmerzen. Mein Auge begann anzuschwellen und nur noch stoßweise schaffte ich es zu atmen. Ich wollte keine Schmerzen mehr und verzweifelt schrie ich sie an, dass Jack und ich nur ein Paar seien. Nicht mehr und nicht weniger! Überraschung zeichnete sich auf dem Gesicht der fremden Frau ab, doch sie schwieg. Egal wie oft ich ihnen sagte, dass ich es nicht wisse, dass ich und Jack nur ein Paar waren, sie glaubten mir nicht. Sollte ich was erfinden? Würden sie mich dann endlich in Ruhe lassen? Wie schnell würden sie das herausfinden? Würde es dann schlimmer werden? Ich hatte die Pistole bemerkt, welche der Schwarzhaarige bei sich trug. Ich wollte keine Schmerzen mehr spüren, doch sie ließen einfach nicht locker! Ich begann in meinem Kopf Geschichten zu erfinden, einfach nur, damit sie zufrieden waren. Es war der Moment, als David mich genervt anfuhr und ich ein dünnes Seil an meinem Hals spürte, was mich panisch Japsen ließ. Ich wollte nicht betteln, doch als ich spürte, wie die Schlinge sich zuzog, rüttelte ich mit aller mir verbliebener Kraft an den Handschellen. Blut quoll aus meinen Handgelenken und tropfte auf den Boden. Verzweifelt schloss ich meine Augen! Ich wollte nicht sterben! Ich wollte leben! „Du hast es in der Hand“, meinte David und seine graublauen Augen sahen mich eiskalt an, spürte ich doch seinen Blick auf mir. Immer mehr zog die Schlinge sich langsam zu und schnürte mir ganz langsam immer mehr die Luft ab. Würden sie mich wirklich umbringen? Wieso machten sie es dann nicht schneller?! Meine Lippen zitterten und ich versuchte so gut es ging den Kopf nach hinten zu dehnen, um dem Druck der Schnur zu entgehen! Nun liefen die Tränen über meine Wange, denn noch nie stand ich so kurz davor zu sterben, wie gerade in diesem Augenblick. Plötzlich würde die Tür geöffnet und sowohl die Frau, als auch David blickten sich um. Es war Adam. Geschäftig ging er in den Raum, betrachtete mich mit seinen blauen Augen und sah die anderen danach an. „Was geht hier vor“, wollte er wissen und tatsächlich grinste er jeden kurz an. Immer noch rang ich nach Atmen. Der Mann hinter mir zog zwar nicht weiter zu, doch er ließ die Schnur auch nicht lockerer und so bekam ich nur sehr spärlich Sauerstoff! Ich erinnerte mich, wie Jack zu dem Straßengangster sagte, langsames ersticken sei ein qualvoller Tod! Wie Recht er doch hatte! „Ich will ein paar Antworten und da er Snakes alter Rekruten ist und die beiden sich ja mehr wie nahe stehen dachte ich, es wäre keine schlechte Idee ihn zu fragen.… Aber der scheint viel gelernt zu haben… Hält dicht… Willst du mal versuchen? Mit deinem Steckenpferd?“ Mit einer Handbewegung deutete Adam dem Mann hinter mir etwas zu und als sich der Strang löste, hechelte ich fast den so sehnlich vermissten Sauerstoff in meine Lunge! Ich war äußert dankbar dass Adam just in diesem Augenblick eintrat! So sehr ich ihn eigentlich gerade hasste, so sehr hätte ich ihn drücken können! Seine Augen stachen in die Meinen und er scannte mein Gesicht. Steckenpferd? Was war denn sein Steckenpferd beim Foltern? Galant kam er auf mich zu und betrachtete mich aus seinen doch früher so gemochten blauen Augen. Er zupfte kurz an meinem Oberteil herum. „Der ist ja klitschnass… Wenn ich da mit Strom hantiere, kriegt er noch einen Herzstillstand… Unpraktisch… Ich mache das Morgen… Dann kann er sich die ganze Nacht auf das kommende freuen…“, er beugte sich zu mir hinunter und ich blicke mit starren vor Angst geweiteten Augen in das Gesicht des Mannes vor mir. „Du wolltest immer mal wissen, was ich mit deinem Vater gemacht habe… Das wirst du dann morgen erfahren.“ Er zwinkerte mir tatsächlich zu! Er grinste mich tatsächlich an?! Dieser verdammte Hurensohn schien sich regelrecht darauf zu freuen! Hatte er nicht bei unserem letzten Aufeinandertreffen davon geredet, dass er mich eigentlich mochte?! „Gebt ihm trockene Klamotten. Wenn der morgen schon eine Lungenentzündung hat, macht es viel zu wenig Spaß“, grinste er gut gelaunt und trat breit grinsend zu David. Dieser schien mich einen Moment lang zu betrachten, ehe er wieder mit Adam sprach: „Weißt du, Snake ist so stur. Viel zu gut ausgebildet“, während er redete wandte er keine Sekunde lang seinen Blick von mir ab: „Ich glaube nichts was wir ihm antun würde ihn zum Reden bringen. Aber vielleicht bringt ihn etwas zum Reden, was wir IHM antun.“ Er hob seinen Finger. Wie in Zeitlupe deutete er auf mich. Seine Worte hallten in meinem Kopf wider und es fühlte sich an wie ein Alptraum, aus dem ich nicht wach wurde. Sie würden mich erneut foltern um Jack zum Sprechen zu bringen. Meine Gedanken kreisten und Panik durchflutete meinen Körper. Ich konnte meinen Blick nicht von David abwenden. Er sprach mit Adam, das sah ich, doch ich hörte kein einziges Wort. Ich bekam nicht mal mit, dass meine Handschellen gelöst wurden und mich jemand von dem Stuhl hochzog und hinausführte. Erneut erfasste ein Zittern meinen Körper! Kapitel 41: Schwierige Verhandlungen ------------------------------------ Wir waren auf dem Weg zurück. Meine Beine wollten mein Gewicht nicht mehr richtig halten und die Männer trugen mich mehr, als dass ich wirklich selber gehen konnte. Mein Kopf war leer, wie betäubt starrte ich auf die Fliesen vor meinen Füßen. Mein Blut tropfte auf den Boden und ich war sicher, dass ich eine Tropfspur hinter mir herzog. Meine Handgelenke brannten und immer noch zitterte ich am ganzen Körper. Ich spürte jeden einzelnen Schlag und trotzdem meinte ich, dass diese Schmerzen nicht mit denen zu vergleichen waren, welche mir mein Vater einst zugefügt hatte. Ja, mein Körper schmerzte. Ich spürte die Schläge, welche ich erhalten hatte und dennoch ließ sich sagen, dass mein eigener Vater mir mehr zugesetzt hatte. Ich brauchte diese Gedanken gerade, sie gaben mir irgendwie eine Stütze dies hier zu überstehen, so albern es auch letztlich war. Ich konnte mich daran erinnern, dass ich körperlich schon schrecklicheres überstanden hatte und dies würde ich auch noch aushalten! Ich wollte einfach nicht aufgeben, das war nicht ich! Ich gab nur sehr ungerne auf. Immer noch fror ich. Ein kalter Windzug, welcher durch den für mich endlos erscheinenden Gang fegte, jagte eine Gänsehaut auf meinen Körper. Ich spürte, dass mein Gesicht an einigen Stellen geschwollen war. Ich zitterte und war fast schon froh, dass mich die Männer stützten. Ich wollte endlich alleine sein und meine Wunden so gut es ging versorgen. Ich wusste, dass der Schwarzhaarige uns folgte. Dass er hinter mir lief machte mich wahnsinnig! Aber was noch schlimmer war, war mein Wissen, dass David bei ihm war. Ob Adam uns gefolgt war, hatte ich nicht mitbekomme. Ich spürte Blicke auf meinem Rücken und ich war überrascht, als ich plötzlich seine Stimme vernahm. Uns entgegen kamen einige Leute, doch ich achtete nicht auf einzelne Gesichter und war umso überraschter, als ich Davids Stimmte hörte: „Oh White Shark, warte. Ich muss sagen, ausgezeichnete Arbeit.“ Ich drehte leicht den Kopf zur Seite und sah den großen Mann. Derjenige, der wie Adam ein Spitzel auf der Basis war. Ich bemerkte, wie White Sharks Brust vor Stolz anzuschwellen schien. Er nickte und salutierte kurz vor David und nickte zufrieden. „Danke, Sir!“, ich hätte kotzen können als ich ihn sprechen hörte. Adam trat zu ihnen und ich sah, wie die beiden einander musterten. Ich konnte ihre Blickte nicht deuten und Adam fragte: „Ich war ja mehr als überrascht, als ich herausbekam, dass er auch spioniert...“ Adam wusste es nicht? Wie konnte das sein? Fragend zogen sich meine Brauen zusammen und immer noch schielte ich zu ihnen nach hinten. Am liebsten hätte ich mich umgedreht, doch das ließ ich der Sicherheit zu Liebe bleiben. David lachte hämisch, betrachtete Adam und erklärte fast schon gelangweilt: „White Shark arbeitete schon für mich, als er bei der Army war. Es sind die Unauffälligen… Wer achtet schon auf einen Piloten… Das solltest du doch genau wissen, Ozelot. Du kennst dich doch bestens in der Branche aus. Nachdem White Shark die beiden ausfindig gemacht hat, habe ich dich kontaktiert… Vier Augen und Ohren hören und sehen eben mehr als zwei….“ Wie ich dem Gespräch lauschte hatte ich das Gefühl, dass ich den kausalen Zusammenhang begriff. David hatte sowohl Adam, als auch White Shark als Spione auf Jacks Basis eingeschleust, doch keiner wusste von dem jeweils Anderen. Gab es das öfter? Ich wusste es nicht, woher auch? In dieser Branche gab es sicher vieles, was ich nicht und nie kennen lernen werde. White Shark ging zu mir und betrachtete mich. Er schien mich fast schon neugierig zu mustern. Wieso er das tat konnte nur er beantworten. „Hättest du nicht gedacht, oder? White Shark, der alle Befehle ausführt… der nie mehr war, als ein Pilot… doch ein Spion…“, ich sah ihm in die Augen und versuchte zu verstehen, was er von mir wollte. Hatte man ihn nie ernst genommen? Wurmte ihn das? Konnte das sein? Ich wusste es nicht. Mir war zu kalt, ich hatte zu viele Schmerzen, als mir darüber Gedanken zu machen. Am liebsten hätte ich ihm ins Gesicht gespuckt, doch mir war klar, sollte ich das machen, würden sie mich in die Zelle tragen, weil man mich bewusstlos schlagen würde. Adam trat zu ihnen und er betrachtete White Shark, scannte ihn von oben bis unten und ein unzufriedener Gesichtsausdruck schlich sich auf sein meist so fröhlich dreinschauendes Gesicht. Ich hörte David lachen und er meinte: „Schau nicht so, Ozelot. Es ist sicherer, wenn nicht alle was von allen wissen…“ Mechanisch nickte Adam und betrachtete David. War er beleidigt, dass er nicht Davids einziger Spion auf der Basis war? Stellte das für ihn eine persönliche Beleidigung dar? David nickte in eine andere Richtung und ohne zu Fragen gingen die Soldaten ihrem Vorgesetzten nach. Ich konnte mir denken, was sie vorhatten und ich wollte nicht noch mehr Schmerzen erdulden müssen, doch vermutlich blieb mir nichts anderes mehr übrig. Ich wusste nicht mehr wo ich war, in diesem Labyrinth aus Gängen. Adam und auch White Shark begleiteten uns. Orientierung hatte ich, sollte ich kurz welche gehabt haben, längst verloren. Keine Bilder schmückten die leeren Gänge. Nur eiserne Türen waren zu sehen. Zellen, wie die Meine. Ob alle gleich aussahen? Ob alle gleich 'ausgestattet' waren? Ich wusste es nicht und konnte es mir aber sehr gut vorstellen. Ich versuchte den Schmerz zu ignorieren, versuchte mich selbst wegzudenken und es half für den Augenblick. Mein Körper war hier, ging wackelig zwischen meinen Peinigern, doch mein Kopf war woanders. Zuhause mit Jack und Didi auf unserem Bett. Wir lachten und Jack drückte mich fröhlich an sich. Es war keine große Sache, zu der ich mich wünschte. Es war nur Alltag. Ein friedlicher und besonnener Alltag und wie ich daran dachte, zauberten mir meine Gedanken einen entspannten, fast schon etwas wehmütigen Ausdruck auf mein geschundenes Gesicht. David konnte es nicht sehen und die anderen interessierten sich nicht dafür, starrte ich doch auf die Fliesen. Ich hatte das Gefühl, dass der Weg einfach nicht enden wollte. Doch wie ich es dachte, blieben wir an einer weiteren Tür stehen und einer der Soldaten zog einen großen Schlüsselbund aus seiner Tasche. Eine lange dünne Kette verband den Schlüssel mit der Hose. Sie brachten mich in einen Raum und ich blickte mich unsicher mit trüben Augen um. Meine Augen weiteten sich, als ich erkannte, wer an der Wand lehnte und doch war ich nicht überrascht. Wie ich es aus Mittelalterfilmen kannte, war Jack mit Ketten an der Wand festgemacht. Er trug kein Oberteil mehr und ich erkannte einige sehr schmerzvoll aussehende Hämatome an seinem Körper. Seine Hände waren fixiert mit Handschellen und wie bei mir schienen die Handgelenke wund gescheuert zu sein. Sie mussten sicherlich wie die meinen bei jeder Bewegung schmerzen. Sein Blick wanderte zu uns und als er mich erkannte merkte ich, wie er sich versteifte. Er taxierte jeden von uns. Scannte und schien zu versuchen die Lage zu erkennen. Eigentlich vollkommen sinnlos, war er doch gefesselt, aber ich vermutete, dass es einfach sein Soldatenmodus war. Ich konnte nicht von Jack wegblicken. Ich war wie gelähmt. Was wollten sie so gerne von ihm, dass sie bereit waren ihn zu foltern? Hatte ich doch angenommen, dass sie ihn brauchten. Ich hatte vermutet, dass sie ihn zwangen für sich zu arbeiten. Dass sie ihm nicht körperlich zusetzen würden. Schnell huschten meine Augen hinunter zu Jacks Bein und es hatte den Anschein, als sei die Wunde versorgt worden. Nur kurz flammte Erleichterung in mir auf und ich seufzte kaum hörbar aus. Auch Jacks Blick musterte mich. Ebenso wie der meine scannte er meine Verletzungen ab. Immer noch waren meine Haare nass und auch meine Kleidung war sehr feucht. Das Blut tropfte nur noch vereinzelt auf den Boden und ich atmete schwerfällig durch den Mund ein und aus. „Wenn ihr ihm etwas tut…“, raunte Jack und sein eisig blaues Auge richtete sich auf den Schwarzhaarigen, bevor es zu David wanderte „werde ich diese Basis hier in die Luft sprengen und euch gleich mit!“ Ich konnte nicht umhin ihn zu bewundern. Er war gefesselt, er war verwundet und trotzdem schaffte er es immer noch bedrohlich auszusehen. Dreckig lachte David, trat neben mich und fest krallte sich seine Hand in meinen braunen Schopf. Erschrocken und auch wütend zischte ich die Luft zwischen meinen Zähnen hinaus. „Es ist mir langsam scheiß egal, Snake“, raunte David gefährlich leise und er zerrte unangenehm an meinem Kopf. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sah ich ihn an, doch dieser würdigte mich keines Blickes. Ohne wirkliche Emotionen betrachtete er Jack. Er schien fast neugierig zu wirken. Was Jack zu ihm zischte, verstand ich nicht und der Schmerz durchzog langsam meinen Körper. Immer mehr kam hinzu. Konnte sich nicht ein Loch auftun und alle unsere Peiniger verschlingen? Adam, White Shark und auch die anderen, die uns gefolgt waren, sie alle blickten uns an und keiner kam zur Hilfe. „Ich wollte dir zeigen was passiert, wenn du nicht mal ein wenig kooperativ bist“, knurrte David neben mir und tätschelte meine Schulter. Endlich ließ er meine Haare los. Nun bekam ich auch noch mehr Kopfschmerzen… Toll. „Dein Rekrut scheint das Schweigen von dir gelernt zu haben, doch ich weiß nicht, ob er es weiterhin aushält, wenn sich Ozelot ihn vornimmt.“ Ich bemerkte, wie Jacks aschfahles Gesicht noch bleicher wurde. Er selbst hatte mir einst gesagt, dass Ozelot sein Verhörspezialist sei und das war nur die moderne Form von Foltermeister. Sein Auge huschte zu seinem ehemaligen Freund, doch auf Adams Gesicht regte sich nichts. Zwischen mir und den Typen hin und her blickend, raunte er grollend: „Jazz ist nicht mein Rekrut, dass hab ich schon mal gesagt, er weiß von gar nichts, verdammt!“ Ich hörte das freudlose Lachen neben mir. Ich merkte, wie er langsam und herablassend den Kopf schüttelte. „Ich glaube dir nicht John. Ich glaube dir kein bisschen! Damals, als du mir versucht hast Rave abzuwerben, hast du es immer wieder gesagt. Auch White Shark gegenüber hast du es erwähnt…“ Rave, dachte ich einen Augenblick verwirrt. Doch sofort klickte es. Der Codename von dem Spion aus Arlington! Ein Spion… 'Versucht hat abzuwerben'? War er auch ein Verräter? Waren dort so viele, die uns beziehungsweise Jack schaden wollten? Oder war er etwa Jacks Spion hier? Auch Jack wirkte überrascht und kurz zeichnete sich offensichtliche Verwirrung auf seinem sonst so eisigen Gesicht ab. Doch schneller als ich dachte fing er sich. White Shark nickte, trat etwas vor und meinte: „Ja Sir, schon damals, als er mich fragte ob ich seinen Rekruten mal mit dem Jet mitnehmen kann, wurde ich hellhörig und begann nachzuforschen.“ Ich bemerkte, wie Jack schluckte und mir war bewusst, dass David alles wusste, doch er wollte die Karten vor Jack ausspielen. Also tat David so, als wisse er von nichts, als sei sein Name Hase. Übertrieben fragte er mit seinem britischen Akzent: „Ach? Und was kam bei diesen Nachforschungen heraus, White Shark?“ Ich bemerkte erneut, wie seine Brust vor Stolz anschwoll: „Ich hab herausgefunden, dass der Junge damals siebzehn war. Auf eine High School ging. Danach war ich mir zunächst nicht sicher. Die Leute, die ihn beobachtet hatten, sagten genau das. Er sei ein Schüler. Geht regelmäßig zur Schule… Doch er würde jeden Tag nach der Schule zu Snake gehen. Ich war mir einfach sehr unschlüssig was es damit auf sich hatte. Ich wollte gerade die Akte schließen, als er plötzlich mit Snake auf der Matte stand und nach Arlington mitflog. Als er dann noch vor Rave stand, war alles klar…“ White Shark grinste Jack an und meinte fast schon gelangweilt: „Wir wissen jetzt nach dem Verhör, dass ihr auch ein Paar seid, Snake. Das hat er gerade zugegeben. Aber steh doch endlich dazu, dass er dein Rekrut ist!“ „Ich meine es aber so! Jazz war nie mein Rekrut!“, rief Jack und die Wut und Panik schwang in seiner Stimme mit. Ich bemerkte die Panik, ich kannte ihn einfach zu gut. Er hatte Angst, mir würde noch mehr zustoßen. Vermutlich hatte er sich während der ganzen Zeit hier schwere Vorwürfe gemacht, dass er wieder in mein Leben getreten war. Vermutlich hatte er sich selbst verflucht und die Schuld nur bei sich gesucht. „Wenn dir so viel an dem Kleinen liegt“, raunte David und ich verstand nicht, weswegen er mich 'Kleiner' nannte, war ich doch größer als David, „solltest du endlich reden. Dann, könnte ich gnädig sein und Ozelot bitten, nicht seine kleinen Spielchen mit ihm durchzuführen. Du weißt genau was er gerne macht, nicht wahr John? Hast du doch selbst schon kosten dürfen“ Unsere Blicke trafen sich und ich konnte nicht wegsehen. Es war gleichzeitig so beruhigend und doch gleichzeitig so beängstigend Jack zu sehen. Ich freute mich über das Wissen, dass Jack hier war. Das ich nicht so weit weg von ihm war, wie ich fast schon befürchtet hatte und gleichzeitig war die Situation so wenig beruhigend, dass ich große Sorge hatte, was noch alles geschehen würde. Mein Körper blendete die Schmerzen erneut für einen kurzen Augenblick fast gänzlich aus und ich fragte mich, was in Jacks Kopf gerade vor sich ging. Doch so oft ist es mir früher und auch jetzt schon gewünscht hatte, ich konnte keine Gedanken lesen und dies würde auch nie geschehen. Es waren nur Millisekunden in denen wir uns in die Augen sahen und nur leicht und sicherlich auch nur für meine Augen gedacht, lächelte Jack mir aufmunternd und Mut machend zu. Ich verstand, dass ihm seine Lage sicherlich nicht egal war, aber seine größte Sorge galt einzig und alleine mir. Ich hätte freudlos auflachen können, doch die Situation verbot es mir. Doch viel zu schnell holte uns die berechnende Stimme Davids aus unserer eigentlich gar nicht existierenden Zweisamkeit. Doch Jack selbst beendete es. Er grummelte freudlos: „Natürlich weiß ich, was Ozelot gerne macht…“ Zufrieden nickte der verhasste Mann neben mir fast schon geschäftig zu Jack. „Gut, dann kommen wir Mal zum Punkt. Ich will wissen, was du mit meinem Uran angestellt hast. Was in Afrika geplant ist. Und was am wichtigsten ist: Woher wusstest du von Kronos? Du kannst das Programm nicht ohne Hilfe von Innen geknackt haben. Was war Kronos? Davon hatte ich noch nie etwas gehört. Verwirrt blickte ich mich um, doch gerade achtete keiner mehr auf mich. „Also wer ist dein Spion? Und wo zu Hölle steckst du mein Geld hinein“, fuhr David Jack weiterhin an. Fast alle diese Fragen hatte man mir auch gestellt und ich bemerkte, wie Jack wütend die Zähne aufeinander biss. Nur das mit diesem Kronos nicht. „Ich werde niemanden verraten“, knurrte er und erneut war ich überrascht von seiner Standhaftigkeit. „Vielleicht hast du dein scheiß Nachrichtenprogramm einfach nicht so gut getarnt, wie du dachtest“, zischte Jack ihm entgegen. Lachend betrachtete David Jack und meinte fast schon leichthin: „Einiges wissen wir bereits, Snake. White Shark hat uns viel mitteilen können und auch Ozelot war nicht untätig und trotzdem bist du immer so vorsichtig. Verrätst einem nie alles, du verbirgst viele Informationen bei dir… Aber weißt du was? Ich habe keine Lust mehr! Du bist so verdammt stur seit dieser Sache mit Susanne…Entweder redest du jetzt, oder dein Liebhaber hier wird erfahren, was richtige Schmerzen sind!“ Erneut stemmte sich Jack gegen seine Fesseln und ich war mir sicher, dass er David nur zu gerne eine verpasst hätte. „Ich habe euch schon mal gesagt, dass Jazz nur ein Zivilist ist…Ich habe nie etwas von Kronos erwähnt! Ozelot weiß ganz genau, dass Jazz keine Ahnung hat!“, knurrte er und sah auffordernd Richtung Adam. Er hätte helfen können, wenn er Jack nur bestätigt hätte. Er hätte dafür sorgen können, dass mir nichts passiert. Hätte weitere Schmerzen verhindern können. Doch er zuckte nur gelassen mit den Schultern und meinte leichthin, dass er sicher auch nicht alles wüsste. „Jemand wie du, Snake hat keine Freunde. Du wärst nicht so dumm und würdest unschuldige in Gefahr bringen.“ David nickte meinem Peiniger vom Verhör zu. Er trat neben mich und schlug mir mit seiner Faust in den Magen. Keuchend und schmerzvoll stöhnend entwich die Luft aus meinem Körper. Ich krümmte mich und der erneute Schmerz strahlte wellenförmig durch meinen Körper. Nur mit größter Mühe schaffte ich es auf den Beinen zu bleiben. Den Schmerz versuchend wegzuatmen, hechelte ich in die aufkommende Stille hinein. „Woher wusstest du von dem Programm, John“, fragte David eiskalt und als Jack wütend und schweigsam die Zähne aufeinander biss, bekam ich einen kräftigen Tritt in die Kniekehle. Schmerzvoll schlugen meine Knie auf den harten Boden auf und ich keuchte leise. Doch ich wurde panisch, als ich sah, wie der Mann ein kleines ziemlich dünnes Seil aus seiner Tasche zog. Es hätte ein Schnürsenkel sein können und ich wusste sofort wofür dieser war. „Rede Snake“, raunte David wütend und blickte uns an. White Shark sah uns interessiert an und betrachtete Jack. Immer noch schwieg Jack und schaffte es nicht mehr in meine Richtung zu sehen. Wahrscheinlich plagte ihn sein schlechtes Gewissen. Sein Auge brannte sich in die Meinen. Erst als sich das Seil um meinen Hals legte, konnte Jack nicht mehr schweigen. „Nein, warte!“ Erwartungsvoll sah David ihn an. Und auch Adam schien äußerst gespannt auf die Antwort zu sein. „Ich hab von deinem scheiß Programm in Afrika erfahren. Wir hatten einen deiner Leute mitgenommen. Er hat uns erklärt wie Kronos die Nachrichten manipuliert und filtert und wir haben einen Virus entwickelt, der das ganze zerstört“ Kronos war also eine Art Propaganda-Maschine? Ein Computerprogramm, welches Nachrichten beeinflusst? Ich erinnerte mich dunkel daran, dass Jack schon einmal sagte, ich solle nicht immer alles glauben, was in den Nachrichten gezeigt wurde. Auch Adam hatte es mir einst gesagt. David würde die Nachrichten kontrollieren. Nachdem mir davon erzählt wurde, fiel es mir auch öfter auf. Personalisierte Werbung. Nachrichten, die je nach Sender nicht aktualisiert wurden. Und sogar, dass sich Videobeiträge wiederholten, obwohl die Nachricht dazu eine andere war. Aber war dies denn in einem so großen Stil möglich? Davids Worte rissen mich aus meinen Gedanken, fast hätte ich vergessen, dass ich auf den Boden kniete und jemand eine Schlinge um meinen Hals gelegt hatte. „John, John, John…“ Er schüttelte verständnislos den Kopf dabei und nickt dem schwarzhaarigen Mann hinter mir zu. Ich spürte, wie die Schlinge um meinen Hals zugezogen wurde. Erschrocken keuchte ich auf. Erneut schnitten die Handschellen in mein Fleisch, als ich automatisch nach der Schlinge greifen wollte. Panik durchflutete meinen Körper und das Adrenalin schoss in meine Venen! Ich rutschte näher zu dem Mann, doch es half nichts! Er zog weiter zu und die Luft blieb mir weg! „Warum lügst du mich in so einer Situation an?“, fragte David und er klang so entspannt, als hätte er ein Kind vor sich, welches Süßigkeiten stahl. „Ich habe nicht gelogen!“, brüllte Jack ihm entgegen, doch er tat so, als würde er es gar nicht hören. Panik stand Jack ins Gesicht geschrieben, doch ich sah es kaum. Die Welt um mich herum wurde langsam immer dunkler und ich merkte, wie ich der Bewusstlosigkeit näher kam. Ich hörte nur noch Stimmengewirr um mich herum. Alles klang so stumpf und ich konnte die Stimmen weder unterscheiden, noch einzelne Wörter heraushören. Es war ein weißes Rauschen! Mein Oberkörper sackte vor Erschöpfung langsam nach vorne. Kurz bevor mein Gesicht den Boden berührte, wurde das Seil entfernt und ich schnappte panisch nach Luft. Zog so schnell es ging den Sauerstoff in meine Lungen! Ich hustete und brauchte einen Moment, um wieder Herr meiner Sinne zu werden. Auch die Stimmen um mich herum klarten wieder auf. Die Welt nahm wieder klarere Formen an. Mein Hals schmerzte und Schlucken tat unglaublich weh! „Ja, ich hab einen verdammten Spion!“, hörte ich Jacks Worte, wie aus einem schlecht eingestellten Radio, „Lass ihn in Ruhe… bitte.“ Bitte... Das Jack ihn bittet, dieses Wort war sicher nur sehr schwer über seine Lippen gekommen. Ich konnte mir vorstellen, wie schwer es Jack fiel dieses kleine Wort auszusprechen. David schien geradezu entzückt darüber zu sein. Er strahlte wie ein Kind, das grade ein Eis bekam. Ich schaffte es noch nicht mich aufzusetzen, zu sehr zitterte mein Körper. „Sehr schön! Dann verrat mir, wer es ist.“ Jack sah zu Boden, wich meinem und Davids Blick aus. Ich war mir sicher er würde es nicht verraten. Ging das Spielchen für mich jetzt etwa wieder von vorne los? Ich bekam Panik. Mein Blick huschte von Jack zu den anderen und blieb schlussendlich an Adam hängen. Wir sahen einander an und ich glaubte Besorgnis in seinem Blick zu erkennen. Doch wahrscheinlich bildete ich mir das nur ein. Vielleicht wünschte ich es mir auch einfach nur. David schien langsam die Geduld zu verlieren. „weißt du John, ich bin das ewige Nachfragen leid. Ozelot, würdest du ihn bitte weiter befragen?“ Der Blick Adams, welcher gerade noch an mir haftete, wanderte sofort zu David. Adam trat einen Schritt vor und wirkte gefasster, als er gerade noch aussah: „Natürlich, Boss. Was ist mit ihm?“, sagte er und deutete kurz zu mir runter, „soll er dabei zusehen? Ich glaube es reicht. Wenn er nicht redet, kann ich ihn ja wieder holen lassen.“ Ich verstand, als ich Jacks Gesicht sah, er würde mir nicht helfen können und hier ging es um sehr viel wichtigeres als unser beider Leben. Wenn Jack ihnen das Uran gab, was würde David damit machen? Würde er Waffen bauen, die die Menschheit nicht brauchte? Würde er, war meine simple und eigene Antwort in meinem Kopf. Er würde seine Macht stärken wollen. Er würde wollen, dass alle anderen vor ihm Angst hatten. Und das hätten sie. Und was hatte es mit diesem komischen Computerprogramm auf sich, von dem David immer wieder sprach? Ich erinnerte mich an den Satz, wer die Masse kontrolliert… war es vielleicht genau solch ein Programm? Ein Programm um Massen zu beeinflussen? Sprachen wir hier von 'Fake-News'? Ich konnte nur mutmaßen. Ich hechelte weiterhin den ersehnten Sauerstoff ein. Nie hätte ich gedacht, dass es eine solche Wohltat war zu atmen! Vermutlich würde er so einer der mächtigsten Männer der Welt werden, wenn nicht sogar der Mächtigste. Ich hätte Lachen können, wie ich so darüber nachdachte. Es nahm Ausmaße an, wie bei James Bond. Nur Fragte leider keiner, ob wir einen Martini wollten. David versuchte einfach weiterhin seine Macht zu stärken. Jack wusste es genau! Er wusste genau, dass, sollte er ihnen geben, was sie wollten, er die Welt damit ins Unglück stürzen könnte. Er hatte bereits beim Einsatz um Susanne mitbekommen, dass es Menschen gab, die solch eine grauenvolle Waffe nutzen würden. Es war unser Opfer und ich verstand, dass es nur wenig Hoffnung gab. Ich lauschte den Gesprächen und spürte einen Funken Hoffnung. Vielleicht ja doch! Sie sprachen hier von einem Spion. David redete gerade mit Jack darüber, er wollte einen Namen. Aber was war, wenn Adam genau wusste, wer der Spion war? Immerhin wusste Adam immer über ALLES Bescheid. Mir war sehr klar, dass Jack schweigen würde. Er würde alles in Stille verbergen, wenn es wichtig war und auch wenn ich ihm menschlich wichtiger war, war der Rattenschwanz, den es hinterher zog, gefährlich und diese Gefahr würde Jack nicht eingehen. Für David war es in Ordnung, dass ich erst mal weggebracht werde. Ich wurde zu meiner Zelle gebracht und wie die stählerne Tür ins Schloss fiel, zuckte ich erschrocken zusammen. Ich war alleine! Ob ich mich darüber freute? Ich wusste auf diese Frage keine Antwort. Irgendwie ja, denn nun konnte mir keiner mehr weh tun. Endlich konnte ich meine Wunden versorgen. Wobei dies auch nicht wirklich funktionierte, hatte ich doch hier nichts! Doch keine neuen Schmerzen kamen hinzu und doch war ich wieder alleine. Ich wusste nun, dass Jack keine 300 Meter von mir entfernt war und doch fühlte es sich an, als seien es Welten, die uns trennten. Es waren jedoch nur Meter dicke Betonwände. Ich blickte hinauf in das grelle Licht der verhassten Neonlampe. Als meine Augen auf den Boden wanderten, strich ich mir erschöpft durch die braunen Haare. Immer noch war mir bitterliche kalt. Ich zog mein nasses T-Shirt aus. Ich wollte keine Lungenentzündung. Ob ich die hier in dem Verlies überleben würde, da war ich mir nicht sicher. Sie folterten Jack gerade und die Sorge ließ mich zittern. Doch Tränen wollte noch nicht kommen, zu sehr stand ich unter Schock. Ich wusste nicht, wie viel Zeit verstrichen war, während ich wie betäubt auf den Boden blickte. Als die Luke geöffnet wurde, war ich überrascht und noch überraschter war ich, als jemand Kleidung durch die Luke warf. Schnell zog ich die Sachen an. Fast schon stürzte ich mich gierig auf die Kleidung Es waren keine besonderen Sachen. Ein graues T-Shirt und eine einfache Jogginghose. Doch sie waren sauber und sie rochen gewaschen. Mehr, wie ich hier erwartet hatte. Es tat gut in die trockene Kleidung zu schlüpfen. Endlich konnte sich eine Wärme in meinem Körper ausbreiten. Immer noch war mir bitterlich kalt und als ich die Hände in die Tasche steckte, trafen meine Finger auf einmal auf Papier! Ich holte den kleinen unscheinbaren Zettel hervor und las: „Halte durch. Nicht mehr lange! Alles läuft nach Plan.“ Ich blinzelte, als ich die Nachricht las und Hoffnung durchflutete meinen Körper! Ich wusste nicht, von wem der Zettel kam, wahrscheinlich von besagtem Spion. Die Nachricht war wie ein Anker meiner restlichen Hoffnung. In der anderen Tasche fand ich eine einzelne kleine Tablette in einem kleinen Plastikbeutel. Darin war ein weiterer winziger Zettel auf dem stand „Schmerzmittel“. Tränen schossen mir in die Augen. Jemand war noch auf meiner Seite! Hier war also ein Spion. Ein Spion, der für Jack arbeitete und dieser versuchte uns zu retten! Dieser war auf unserer Seite! Es war reine Hoffnung, in dieser schier endlos verlaufenden Hölle…. Ich betrachtete meine wunden Handgelenke. Die Handschellen hatten sehr unschöne Spuren auf meinem Körper hinterlassen. Sicherlich würde man diese Wunden noch einige Zeit sehen. Ich strich mit dem Finger leicht darüber und ein stechender Schmerz durchzog meinen Körper. Ich verzog das Gesicht. Noch vor wenigen Stunden hätte ich mich nach einem Gefühl gesehnt und seien es Schmerzen gewesen… Doch nun wünschte ich, diese Schmerzen wären nie geschehen. Ich verband meine Handgelenke behelfsmäßig mit Toilettenpapier. Ich betastete vorsichtig mein Gesicht. Ich wusste nicht, wie ich wirklich aussah, hatte ich doch keinen Spiegel hier. Ich hatte sicherlich einige Blutergüsse im Gesicht. Doch dies war dank des kleinen, eigentlich so unscheinbaren Zettels vergessen. Ich schluckte die Tablette und hoffte, sie würde schnell wirken. Im Nachhinein dachte ich, dass es dumm war einfach eine Tablette zu schlucken, die man gar nicht kannte. Ich betastete meinen Hals. Auch dieser schmerzte. Und eine Gänsehaut überzog meinen Körper. Wie grauenvoll es sich anfühlte erdrosselt zu werden. Ich hatte mal gelesen, dass es für einige Menschen einen Kick gab, wenn sie dies beim Sex taten und ich hatte kein Verständnis für diese Menschen. Ich hoffte einfach, dass die Tablette wirklich eine Schmerztablette war. Ich las erneut den Zettel. Sehr genau. Ja, ich würde durchhalten. Morgen war gerade vergessen. Adam und seine Drohung waren für diesen Augenblick vergessen. Immer noch brannte unbarmherzig das Licht von der Decke. Was die hier wohl für eine Stromrechnung bekommen würden, schoss es mir nachdenklich durch den Kopf. Es war albern und trotzdem brachte mich dieser Gedanke unter Schmerzen zum Schmunzeln. Es vergingen einige Momente und ich schaffte es nicht mehr, nicht an Morgen zu denken. Doch die Stille drängte diese Gedanken regelrecht in meinen Kopf, ob ich es wollte oder nicht. Ich rollte mich auf meiner Pritsche ein und mein Körper begann zu zittern. Wie ambivalent ich mich verhielt. Vor wenigen Augenblicken noch hoffnungsvoll, nun vollkommen verängstigt. Was würde morgen geschehen? Was meinte Adam mit Strom? Wie konnte man denn mit Strom foltern? Würden davon nicht Schäden bleiben? Konnte ich dadurch nicht auch einen Herzfehler erleiden? Dass ich es nicht wusste war eine ebenso große Folter und mir war bewusst, dass meine Peiniger dies ebenso wussten wie ich. Immer wieder stellte ich mir vor, was morgen geschehen könnte. Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, doch ich schlief ein, vermutlich auch wegen der Tablette, die ich genommen hatte. Es schien, als brauchte mein Körper diese Ruhe gerade äußert dringend! Ich erschreckte mich, als die Tür aufging. Es war gar nicht Zeit für das Essen… Zwei Männer mit Sturmhaube betraten meine Zelle und ich stand langsam auf. Es war wohl so weit. Ich konnte nichts erkennen, nur ihre Augen waren ersichtlich. Die einen graugrün, die anderen hellbraun und ich erkannte sie wieder! Ich stockte, als der Mann, der mich vergewaltigen wollte, auf mich zutrat. Die Wut las ich in den Augen ab! Fest griff er nach meinen Armen und die Waffen der Männer ließen mich kooperieren, obwohl ich es nicht wollte! Finster sah der Soldat mit den braunen Augen mich an und als er die Handschellen um meine Handgelenke legte, zog er sie schmerzhaft zu. Fester, als er es gebraucht hätte. Ich schwieg, gab ihm nicht die Genugtuung zu jammern. Er sprach nicht mit mir und ich traute mich nicht zu fragen, wie es seiner Nase ging. Ich wollte nicht noch mehr Schmerzen, als ich gleich ohnehin erdulden musste. Sie führten mich raus aus dem Raum und ich konnte nicht verhindern, dass ich erleichtert war. Ich hasste diese Zelle und ihre Helligkeit abgrundtief. Ich wollte mein grelles Gefängnis verlassen und vor mir erstreckte sich erneut der schmucklose Gang, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Einer ging vor mir und der Mann mit den braunen Augen hinter mir. Wie ich es auch versuchte und ich in Gedanken durchspielte, ich sah für mich kein Entkommen. Ich zitterte und meine Beine fühlten sich an wie Gummi. Nun war es so weit. Wenn nicht mein stiller Beschützer kommen würde, würde Adam sein krankes Spiel an mir ausleben. Dann würde ich vermutlich genau erfahren, was mit meinem Vater geschehen war, damals. Ich wollte und musste entkommen! Hilfe holen, Miller, Jules, Clay oder sonst wen kontaktieren! Wir verließen das Gebäude. Wo brachten sie mich nur hin? Es war Nacht und ich war fast schon dankbar für die Dunkelheit! Wie sehr hatte ich sie in den letzten Tagen herbeigesehnt. Sie wollten mich raus bringen! Doch Jack war noch dort drinnen. „Ich hoffe, du schreist dir gleich die Seele aus dem Leib. Vielleicht lassen wir Snake zuschauen“, raunte mir eine hasserfüllte Stimme ins Ohr. Zielstrebig gingen wir zu einem anderen Gebäude und meine Beine wollten nicht mehr weitergehen. Ich sah nach hinten und plötzlich sackte der Mann mit den braunen Augen leblos zusammen, wie bei einer Marionette, welcher man die Fäden durchschnitt und unter seinem Kopf bildete sich eine große dunkle Lache, fast zeitgleich ertönte ein lauter Knall in der Nacht! Scharfschütze, schrie ich in Gedanken! Hoffnung flammte in mir auf. Als der Mann vor mir sich umdrehen wollte, sackte auch dieser zusammen und erneut ertönte ein zweiter Knall! Auch die Person fiel langsam zu Boden und ich sah, wie Blut an der Wand in Höhe seines Kopfes klebte. Zu verwirrt war ich, als das mir schlecht wurde… Ich sah auf die beiden leblosen Körper hinab und wusste nicht wohin! Immer noch waren meine Hände gefesselt. Verwirrt sah ich mich um! Ich betete, dass es Quiet oder Clay waren, die gerade versuchten mich zu befreien. Wie ging es nun weiter? Ich wusste es nicht. Eine Kugel knallte mit einem lauten Scheppern auf eine Eisentür und ich glaubte zu verstehen. Ich hechtete zu der Tür, doch gerade, als ich sie erreichte, wurde sie geöffnet und meine Hoffnung erstarb. Adam stand vor mir! Er trug eine schwarze graue Uniform und ich sah seinen Revolver. Diesen hatte er bereits in der Hand. Verdammte scheiße, dachte ich verzweifelt! Hinter ihm war eine weitere Person auszumachen. Eine Frau, doch mein Blick war gefesselt von Adams Gesicht. Ich hatte das Gefühl, als würde ich Fallen, doch ich betete, dass erneut ein Schuss die Stille der Nacht durchbrechen würde! Kapitel 42: Show Down Teil I ---------------------------- Wie angewurzelt blieb ich stehen und wartete nur noch auf den lauten Knall, der Adams Leben beendete, doch er blieb aus! Wieso blieb er aus?! Stattdessen schien mich Adam fast schon erleichtert anzulächeln! Ich war verwirrt, ich kam nicht mehr mit. Was war hier los zum Henker?! Panik durchflutete mich, denn ich verstand nichts mehr! „Oh Gott sei Dank“, meinte er freundlich und trat auf mich zu. Ich verstand seine plötzliche Freundlichkeit nicht! Die Verwirrung war mir sicherlich ins Gesicht geschrieben! Erschrocken wich ich zurück und der Russe betrachtete mich verständnislos. Ich wollte nicht, dass er mich berührte! Die Sorge und Angst vor noch mehr Schmerzen durchflutete meinen Körper! Er hob beschwichtigend die Hände! Als sei nie etwas zwischen uns vorgefallen! Als sei er gestern aus meiner Wohnung verschwunden, als habe er uns nie verraten! Den Kopf leicht schief legend scannte Adam mich. Versuchte er mich gerade zu analysieren? „Jasper! Ich bin auf deiner Seite, wir holen euch hier raus! Ich würde Jack nie verraten und du bist auch mein Freund“, meinte er beruhigend, trat zu mir und hielt mich am Arm fest. Immer noch waren meine Augen geweitet und ich sah ihn verständnislos an. War ich wieder gefangen? Wurde ich doch nicht befreit? Ich starrte mit aufgerissenen Augen auf Adams Hand, welche um meinen Oberarm lag. Adam seufzte schwer, während er die Handschellen öffnete und es tat so gut, denn gleich schoss das Blut zurück in meine Hände. Ich kam immer noch nicht mit und die Angst und Sorge breitete sich unaufhaltsam in meinem Inneren aus! Fast hatte ich das Gefühl, dass die Unwissenheit mich auffraß. „Jasper, ich erkläre es dir gleich! Aber bitte geh jetzt mit mir zum Helikopter, dort drinnen ist Rica. Quiet kommt gleich dorthin. Wenn du mir nicht vertraust, dann vertrau ihnen!“ Ja, ich vertraute ihm nicht! Er hatte uns verraten, oder doch nicht? Ich schüttelte vehement den Kopf. War Adam jetzt ein Feind oder war er es nicht?! Ein Spion? Ein Doppelspion? Ein Dreifachspion? Machte ich es so vielleicht nur noch schlimmer? Ich wusste es einfach nicht und dieses Nichtwissen war schrecklich! Gab es eine Wahl? Oder war es nur eine Wahl zwischen Pest und Cholera? Die tagelange Isolation machte sich deutlich bemerkbar. Ich wollte ihm vertrauen und irgendwie auch nicht! Ich schaffte es kaum ein paar klare Gedanken aneinander zu reihen. Diese Ambivalenz, die ich nicht verstand, zerriss mich innerlich! Die Frau hinter Adam trat nach vorne und meine Augen wollten nicht glauben wen ich sah. Jules, doch sie sah gänzlich anders aus als ich sie kannte. Ein enger, schwarzer, aber offensichtlich gepanzerter Bodysuite kleidete die Frau vor mir. Sie hielt ein Kleinkaliber in den Händen und sah mir erleichtert in die Augen. Sie drückte mich tatsächlich kurz und ich war wie versteinert! „Jasper, wenn du ihm nicht vertraust, dann ist das okay, aber vertraue mir. Los komm! Ich gebe dir Rückendeckung“, meinte sie und ihr vertrauter französischer Akzent wehte zu mir hinüber. „Jazz“, raunte Adam und eindringlicher wurde seine Stimme, „Das hier ist ein abgekartetes Spiel. Ich werde es dir erklären sobald wir Jack haben! Jetzt komm schon… ! Geh zum Helikopter! Der bringt gleich Verstärkung…“ Ich nickte mechanisch und fühlte mich immer noch wie betäubt. Er hatte ihn Jack genannt. Während der ganzen Zeit hier sagte er immer nur Snake. War das nun ein gutes Zeichen? Oder spielten sie mir nun alle böse zu. War ich schon paranoid? Nur widerwillig ließ ich mich nach draußen schieben. Gerade, als ich rausgeführt wurde, hatte ich nicht die Zeit gehabt mich umzuschauen. Zu sehr hatten mich die beiden schwer bewaffneten Männer abgelenkt. Der Hof war riesig. An einer Seite standen Panzer und vor uns an der anderen Seite sah ich große lagerähnliche Gebäude. Nur spärlich beleuchtet sah ich ein großes eisernes Tor. Es sah aus wie ein klassisches Gefängnis. An jeder Ecke standen Türme, von denen aus geschossen werden konnte. Die Mitte des Innenhofes war frei. Es schien, als würde niemand diesen Blitzangriff so schnell mitbekommen! Alles schien ruhig… Ich hörte das immer lauter werdende Geräusch einer sich nähernden Maschine und plötzlich sah ich einen großen schwarzen Helikopter aus der Dunkelheit über uns auftauchen. Immer lauter wurde das Geräusch der Rotoren und ich hielt mir die Ohren zu. Mir war klar, dass es ab jetzt nur noch um Sekunden ging bis die Flucht offensichtlich wurde! Weder Adam noch Jules wirkten überrascht. Eher erleichtert! Ich erkannte das Logo auf dem Heli, ein Totenkopf aus dessen Mund eine Schlange ragte. Jacks Logo! Es war erleichternd es zu sehen und noch bevor der Helikopter auf dem Boden aufsetzte, sprangen Menschen hinunter. Schwer bewaffnete Soldaten. Alle schienen bis an die Zähe ausgerüstet und sie liefen mit angesetzten Maschinengewehren in der Hand auf die Eingänge zu. Alle schienen genau zu wissen wo sie hin mussten. Keiner blickte sich unsicher um! Perplex sah ich ihnen nach. Erkennen tat ich keinen einzigen! „Jasper“, rief mir die Stimme Adams entgegen und ich blickte ihn versteinert an. Sein so vertrautes Gesicht, welches ich eigentlich gelernt hatte zu hassen. „Ohne Jack steige ich da nicht ein!“, weigerte ich mich vehement. Ich ließ ihn nicht im Stich, dass hätte er für mich schließlich auch nicht gemacht! Ich schüttelte den Kopf und genervt verdrehte Adam die Augen. „Es tut mir leid, aber es ging nicht anders! Um euch da herauszuholen musste ich so tun, als sei ich euer Feind. David hat mir vertraut. Ich bitte dich, steig in den Helikopter, oder Jack bringt mich um!“ Das, „na und“, lag mir auf den Lippen, doch ich brachte es nicht über mich. Mein Vertrauen in diesen Mann war zu erschüttert, als dass ich dies einfach vergessen konnte. Gestern noch hat er zugesehen, wie man mir weh getan hatte! Er hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt! Er selbst hatte mir Schmerzen angedroht! Eigentlich wusste ich gar nicht, wem ich glauben konnte oder nicht. Adam war ein perfekter Schauspieler! Jede Rolle hatte er mit einer unheimlichen Brillanz gespielt, dass ich nicht mehr wusste was er spielte und was nicht. „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht mehr, dass lernen wir alle schon in der Vorschule“, rief ich ihm mit einem wütenden Unterton in der Stimme entgegen. Doch eigentlich wollte ich gerade in den Heli steigen. Noch mehr Action wollte ich eigentlich nicht und ich wusste auch um meine nicht vorhandenen Fähigkeiten! Ich wusste, dass ich nichts drauf hatte. Das bisschen Karate, was ich konnte, würde mir hier nicht viel helfen! Plötzlich ertönten Schüsse über und hinter uns. Schreie durchdrangen die Nacht und ich verstand nicht, was die Männer riefen. Jules packte gleich meinen Nacken und drückte meinen Kopf hinunter, raus aus der Schusslinie. Es war hektisch und tat etwas weh, doch besser als eine Kugel abzukriegen. Ich unterdrückte ein schmerzvolles Keuchen. Plötzlich schoss der Hubschrauber nach oben, brachte sich in Sicherheit. Einige Geschosse schlugen mit einem lauten Knall auf das Metall des Helikopters. Ein Glück, dass uns kein Querschläger traf. Sowohl Adam als auch Jules drängten mich zurück und fast schon panisch sah ich dem Hubschrauber nach! Ich war doch kein Soldat! Verdammter Mist! Ich erblickte im gelblichen Schein der Scheinwerfer Adams wutverzerrtes Gesicht. „Verdammte scheiße wieso hast du so lange gewartet?!“, rief Adam genervt, fast schon verzweifelt und drückte mir einen seiner Revolver in die Hand. „Sechs Schuss“, erklärte er und sah mir ernst in die Augen, „und ich hoffe du kannst abdrücken!“ Er griff nach meinem Arm und zog mich mit. Jules ging neben mir. Immer wieder durchdrangen Schüsse die Nacht und ich hatte das Gefühl, als befände ich mich in einem Actionfilm. Es war surreal und es wäre mir so viel lieber gewesen, wenn es ein Film gewesen wäre! „Ist Clay hier“, wollte ich wissen und Jules nickte. „Er gibt uns mit Quiet gemeinsam Rückendeckung. Sie können wohl gut zusammen arbeiten…“, erklärte sie hastig. Ich nickte und die Erleichterung durchflutete meinen Körper. Hier waren genug Leute, denen ich vertraute und niemand von ihnen sah Adam als Feind. Ich konnte ihm also vertrauen… doch so ganz wollte sich dieses Gefühl noch nicht einstellen. Langsam wurde es laut. Überall hörte ich Schüsse und ich sah einige Menschen erneut umfallen. Eine Sirene ging los und schlug Alarm. Es war ein ohrenbetäubender Krach. Ich hasste das Wissen, dass die Menschen für mich starben. Sie brachten sich wegen uns in Lebensgefahr! Fast schon spöttisch stellte ich fest, dass ich wahrlich ein schlechter Soldat geworden wäre. Denn mein Finger wollte den Abzug einfach nicht betätigen. Ich war dankbar, dass Jules an meiner Seite war. Sie gab mir Sicherheit in dieser so verworrenen Situation. Adam rannte vor, er kannte sich am besten aus. Er schien jeden Winkel zu kennen und Jules erklärte: „Wir holen Quiet, sie kennt sich hier auch aus. Wir befreien Snake und du kommst mit uns!“ ich nickte nur. Gerade hätte man mir sicherlich alles verkaufen können! Ich folgte ihr und versteckte mich so gut es ging, doch der eigentliche Kampf schien sich an einer anderen Stelle zu befinden. Hinter den Lagerhäusern drangen Schreie und Schüsse durch die Nacht. Gezielt liefen wir auf einen der Türme zu. Von dort aus konnte man sicher einen großen Teil des Areales überblicken. Erst, als wir näher waren erkannte ich Quiet. Sie zielte mit ihrem Gewehr auf uns, doch wohl nur um uns Deckung zu geben. Auf meinem Oberteil sah ich den kleinen roten Punkt ihres Gewehr kleine Kreise ziehen. Vielleicht wollte sie mich so etwas beruhigen oder mir etwas mitteilen, was ich allerdings nicht verstand. Sie trug ebenfalls dunkle Kleidung. Was genau sie an hatte konnte ich auf die Entfernung allerdings nicht sagen. Ihr Gewehr lag aufgebaut auf dem Boden und ihre Haare waren zu einem praktischen Pferdeschwanz zusammen gebunden. „Ace. Jazz ist in Sicherheit. Nahe Quiets Position“, hörte ich Adam sagen. Erst jetzt sah ich, dass er einen kleinen Knopf im Ohr hatte, auch Jules hatte trug so etwas. „Quiet, runter kommen! Jazz kommt mit, wir holen den Boss“, rief Adam durch das Funkgerät. Quiet musste wohl auch eins tragen, denn nach Adams Worten kletterte sie die Leiter hinunter und ich konnte sie nur noch kurz in ihren dunklen Sachen fokussieren. Ihr Gewehr hatte sie sich in der Eile nur behelfsmäßig auf den Rücken schnallen können. Auch sie schien Adam vollkommen zu vertrauen! Sie sah mich erleichtert an und Adam sagte: „Wir holen Jack!“ Quiet nickte und grinste kampfeslustig zu mir hinüber, doch mir war nicht nach Grinsen. Ich hatte Angst und das Adrenalin durchströmte meinen Körper! Ich wollte nie inmitten einer Schlacht sein, denn genau das war dieser Kampf für mich! Direkt vor uns öffnete sich lautstark eine eiserne Tür. Zwei Soldaten kamen rausgerannt, wie alle schwer bewaffnet und gepanzert. Den kleineren von beiden hatte ich schon einmal gesehen, oder glaubte ich zumindest. Ich glaubte, dass ich die Augen wiedererkannte. Es war einer der Männer, die mich zum Verhör weggebracht hatten. Einen Moment starrten wir uns in die Augen, bis alle gleichzeitig ihre Waffen hoben. Alle, außer mir. Keiner der Anderen wollten zögern, wollte warten, dass die Anderen zuerst schossen. Doch war ich wie gelähmt. Ich hatte das Gefühl, als ob alles zeitverzögert passierte. Wie in Zeitlupe sah ich, wie die Finger unserer Gegner am Trigger zogen. Zwei Schüsse durchbrachen die Stille. Es war laut, sehr dicht an meinem Ohr und ich hörte danach ein unangenehmes Piepen. Ich erschreckte mich fürchterlich, waren die Schüsse doch hinter mir abgefeuert worden. Langsam trat Quiet zu mir. Sie sah mich mit gerunzelter Stirn an. Fragte sie sich, warum ich gezögert hatte? Ich blickte auf die Handfeuerwaffe. Sie hatte die tödlichen Schüsse mit einer kleinen Pistole abgefeuert und Adam bedankte sich bei ihr. Quiet jedoch winkte es ab und zog an meinem Shirt. Es schien, als würde sie nicht verstehen weswegen ich zögerte… Zufrieden sah sie aus und mit erhobenen Daumen blickte sie zu mir. Ich wusste nicht, ob ich mich freuen sollte oder nicht. Ich war nie bei sowas dabei gewesen und diese einmalige Erfahrung sollte für mich auch vollkommen ausreichen. Immer wieder stieg die Panik in mir auf, dass ich nicht sterben wollte. Ich kam nicht gut damit zurecht, dass um mich herum Menschen erschossen wurden. Und trotzdem war ich unglaublich erleichtert, dass die Anderen grade keine großen moralischen Probleme hatten. Langsam schlich Adam weiter und ich glaubte zu verstehen, weswegen die Soldaten dort hinten kämpften. Sie lenkten ab, damit sich Andere hineinschleichen konnten um Jack und auch mich dort hinaus zu holen. Ein einfacher aber effektiver Plan. Als Quiet vorbei gehen wollte, hielt ich sie leicht an ihrem Arm fest. Ihr konnte ich vertrauen, dass wusste ich. Das hatte ich gerade erlebt. Trotzdem musste ich sie fragen: „Kann ich Adam…Ozelot vertrauen?“ Es war mir gerade so wichtig. Die Angst, dass er mich noch einmal hinterging, war zu groß! Ich wollte nicht vom Regen in die Traufe. Ich wollte einfach nicht, dass man mir noch mal den Boden unter den Füßen wegzog. Nur kurz blickten ihre moosgrünen Augen zu mir. Gerade war sie durch und durch eine Soldatin im Einsatz. Im Schein des schwachen Lichtes sahen ihre Augen sehr dunkel aus. Sie nickte kurz und gerade wünschte ich, sie könne sprechen und es mir erklären! Doch leider war dem nicht so. Ich wünschte, sie hätte mich beruhigen können mit Worten oder irgendwas. Sie schien mich zu verstehen. Sie schien meinen Blick und meine Sorgen deuten zu können. Freundlich legte sie ihre zierliche Hand auf meine Schulter und mit einer Kopfbewegung deutete sie mir an ihr zu folgen. Brav, fast schon hätte ich gesagt treu doof, lief ich ihr hinterher. Sie wollten mich nicht hier draußen lassen. Dort draußen, wo das Gefecht so schnell zu mir wandern konnte. Ich kam mir so unnütz vor und eigentlich war ich das auch! Allen voran schlich Adam, danach kam Jules, dann ich und hinter mir Quiet. Schnell und geschmeidig bahnte er sich seinen Weg. Ich war froh ihn nicht in meinem Rücken zu haben, war ich doch immer noch nicht sicher, ob er uns nicht doch alle samt in eine Falle führen würde. Schmucklos waren alle Gänge und mich überzog eine Gänsehaut, als ich durch die Gänge lief. Dieser Ort, alles hier ließ mich wahnsinnig werden. Auch im Flur brannte dieses schreckliche weiße Neonlicht von der Decke hinunter! Ich glaubte einige der kahlen Gänge wiederzuerkennen. Hatte man mich doch gestern erst hier durch geführt und vor nicht einmal einer halbe Stunden hatte man mich dort hinaus in die Dunkelheit gebracht! War es wirklich erst eine halbe Stunde her? Es kam mir so viel länger vor! „Wir holen Jack schon an einem Stück hier raus“, rief Adam mir von vorne zu. Wir sahen einander in die Augen und ich wusste nicht, was ich von diesen blauen Augen halten sollte. Was war gelogen und was war wahr? Ich vermochte es nicht einzuschätzen! Doch gerade zwang ich mich ihm zu vertrauen! „Ich weiß wo seine Zelle ist.“ Zielstrebig bog er ein paar Mal ab. Jeder Gang sah wie der andere aus. Zu meinem Erstaunen waren hier unten kaum Soldaten. Der eigentliche Kampf musste sich außerhalb des Gebäudes abspielen. Vermutlich waren alle dort draußen und versuchten gegen Jacks Leute zu kämpfen. Ich war froh auf dem Weg zu Jack nicht auf all zu viel Widerstand zu treffen. Ich hatte nicht bloß nur Angst um meine eigene Sicherheit, es lag beinahe mehr daran, dass meine Begleiter keinerlei Probleme damit hatten jeden auf ihrem Weg zu töten. Etwas, was ich einfach nicht konnte! An einer Ecke blieb Adam stehen und wandte sich an Jules und flüsterte: „Bleib du hier. Und gib uns Rückendeckung.“ Ernst nickte sie und unsicher sah ich ihr nach. Es war so surreal, so seltsam, mich in solch einer Position zu wissen und immer wieder wünschte ich mir, dass ich in den Heli gestiegen wäre. An einer weiteren Ecke sagte Adam: „Quiet, bleib du mit Jazz hier. Ich geh da alleine hin.“ Sie nickte doch ich schüttelte den Kopf. Sie vertrauten ihm! Ich tat es nicht. Keiner der Anderen wurde gefoltert und Adam hatte einfach zugeschaut, doch mir war eben jenes widerfahren! „Ich komme mit! Ich will sehen, dass du Jack befreist, wenn du willst, dass ich dir je wieder vertrauen soll“, knurrte ich ihn fast schon kampflustig entgegen. Ich klang mutiger wie ich mich fühlte. Hier unten in den modernen Verliesen, wo keine Schüsse oder Schreie durch die dicken Mauern zu uns wehten, war mein Kampfgeist wacher als noch vor wenigen Augenblicken. Genervt betrachtete Adam mich und zuckte mit seinen schlanken Schultern. „Wenn es denn sein muss, aber nimm die Beine in die Hand, Jazz.“ Ich vermutete, dass er keine Zeit verlieren wollte und so ging er zügigen Schrittes weiter und ich folgte ihm. Ich ließ ihn nicht in meinen Rücken! Die Sorge, dass er doch noch etwas tun würde, wollte nicht aus meinem Kopf verschwinden. Wir Ich erkannte die schwere Eisentür, hinter der sich Jack befand. War ich doch gestern erst dadurch geführt worden. Zwei Wachen standen davor und bewachten die Tür. Wie viel Angst sie einfach haben mussten, dass Jack ihnen entwischt. Nun, wo ich die beiden sah merkte ich, dass meine Idee mitzukommen nicht die schlaueste gewesen war. „Ich übernehme den linken. Nimm du den rechten, Jazz“, flüsterte Adam und betrachtete mich fast schon mit einem strengen Gesichtsausdruck! Ich sollte auf ihn schießen? Einen Menschen töten?! Was, verlangte er gerade von mir?! Das konnte und wollte ich nicht! Doch gab es eine andere Möglichkeit? Höfliches nachfragen würde sicher nichts bringen… Wir waren unserem, meinem Ziel so nah! Ich hatte jetzt zu funktionieren, ob ich wollte oder nicht! Ich umklammerte den Revolver in meiner Hand regelrecht. Entspannt ging Adam um die Ecke und vermutlich lächelte er die Soldaten so freundlich und brüderlich an, wie ich es so häufig an ihm gesehen hatte. Wie dumm ich war immer daran zu zweifeln, dass er nicht gefährlich sei. Überrascht betrachtete die Wärter Adam und schienen unsicher, was sie machen sollten. „Stehen bleiben“, meinte einer von ihnen und deutete mit seiner Waffe unsicher auf Adam, „Sir, wir haben den Befehl von Rucker jeden zu erschießen, der sich der Tür nähert.“ Ich lugte hinter der Ecke hervor und sah, dass Adam leicht nickte. Seine entspannte und ruhige Stimme wehte zu mir herüber: „Ach, habt ihr das? Das ist gut, dann weiß ich Bescheid.“ Langsam und vollkommen entspannt hob Adam den Arm mit seiner Pistole. Er schoss dem Soldaten eine Kugel in den Kopf. Ohne zu zögern, ohne gar Mitleid mit einem der Männer zu haben. Ich wusste, dass er nun auf mich wartete. Es waren nur Sekunden, doch für mich waren es fast Stunden die gerade verstrichen, denn tausende Gedanken schossen mir durch den Kopf. Ich selber richtete die Waffe auf meinen Mann. Wie Adam zielte ich auf seinen Kopf. In den Kopf schießen. Schmerzlos und schnell? Doch war das schmerzlos?… Nein, das konnte ich mir nicht mit ansehen. Ich zog die Waffe etwas runter zu seinem Torso. Ich kannte Adams Revolver. Schon öfter hatte ich gesehen, was für eine Durchschlagskraft sie hatten. Der Mann würde sicher sterben, wenn ich ihn treffe. Könnte ich damit leben? Was die Anderen so taten, als sei es das leichteste der Welt? Würde es nicht reichen ihn nur anzuschießen? Ich zog die Waffe wieder ein Stück runter und zielte nun auf seine Beine, als der Soldat auf Adam schoss! Die Millisekunden in denen ich gezögerte hatte nutze der mir Fremde Mann aus! Ich hatte zu lange gezögert! Adam schrie auf und viel auf die Knie. Wurde er getroffen? Die Angst und Sorge durchströme meinen Körper! „Verdammt, Jazz! Warum schießt du denn nicht?!“ Die Kleidung an seiner Schulter färbte sich rot und seine Pistole fiel ihm aus der Hand. Ich konzentrierte mich wieder so gut es ging auf den Soldaten vor uns und drückte ab, noch ehe er zum erneuten Schuss ansetzen konnte! Die Kugel traf ihr Ziel und zum Glück nicht tödlich! Der Mann fiel sofort zu Boden und drückte die Hände auf seine Wunde. Ich hatte auf einen Menschen geschossen! Qualvoll stöhnte er auf. Auch Adam schien damit zufrieden und stand langsam wieder auf. Hielt sich seine blutende Schulter. „Schieß doch das nächste Mal bitte bevor einer versucht mich umzubringen!“, fuhr er mich an und trat dem Soldaten die Waffe aus der Hand! Aus seiner Hosentasche holte Adam einen Schlüssel. Silbrig und so unscheinbar glänzte er in Adams Hand. Der Weg in Jacks Zelle war frei und ich stürmte fast schon auf die Tür zu, bis Adam mich zurück hielt. „Bleib ruhig“, meinte er und ließ langsam meinen Arm los. Ruhig bleiben? Ging es dem noch gut? Das hier war eine vollkommene Ausnahmesituation! Als ob ich so etwas schon mal geübt hätte?! Ruhig bleiben! Und wie ich mich innerlich über ihn aufregte öffnete Adam die Zelle. Immer noch hing Jack an der Wand. Fest gekettet wie am Tag zuvor. Diesmal jedoch schien er äußerst wach und angespannt zu sein. An seine Schläfe war getrocknetes Blut. Scheinbar hatte er einen Schlag gegen den Kopf bekommen. Auch sein Hosenbein war etwas blutig. Seine Schusswunde hatte vielleicht wieder geblutet. Ansonsten wirkte er fitter als ich dachte. Erleichtert atmete er aus, als er uns sah. Sein bester Freund, oder was auch immer Adam jetzt war, ging gleich auf ihn zu und öffnete seine Ketten mit einem kleinen Schlüssel. Mit wackeligen Beinen erhob sich Jack und nur kurz betrachtete er Adam. Denn augenblicklich galt jegliche Aufmerksamkeit mir! „Jazz“, raunte er und die Erleichterung war deutlich in seiner Stimme zu vernehmen. Mit langen wackeligen Schritte ging er auf mich zu und drückte mich an sich. Auch meine Arme schlangen sich um den Mann vor mir. Wie sehr hatte ich ihn vermisst! Ihn zu spüren, seine Nähe, seinen Geruch, alles hatte ich vermisst! Ich hätte weinen können, doch ich verbot es mir. Nicht vor Adam, nicht jetzt! Jetzt war nicht die Zeit dafür! Ich spürte das Zittern, welches durch Jacks kräftigen Körper jagte. Doch so schnell wie es ihn ergriff, so schnell war es wieder weg. Es erging ihm nicht anders wie mir! „Es tut mir so leid, Jasper“, hörte ich Jacks Stimme in mein Ohr raunen. Sein Bart kratze an meiner Wange und der Druck seiner Hände verstärkte sich, „ Ich wollte nie…“ Ich drückte ihn weg. Ich wollte das nicht hören und nur widerwillig ließ Jack mich los, fast schon überrascht sah er mich an. Verletzt blickte mich sein blaues Auge an und erst nach wenigen Sekunden begriff ich, dass er glaubte, ich würde ihn gänzlich von mir stoßen wollen! Doch das wollte ich gar nicht! Er sollte nur aufhören sich dafür zu entschuldigen! Ich wollte nicht, dass er sich entschuldigte. Er konnte nichts dafür! Für gar nichts! Immer noch schimmerte der verletzte und immer ängstlicher werdende Blick zu mir. Ich wusste nichts zu sagen, also drückte ich meine Lippen auf die Seinen! Ich brauchte diesen Kuss. Ich musste ihn einfach spüren und als ich Jacks Hände in meinen Haaren spürte wusste ich, dass es auch ihm so erging. Es war kein leidenschaftlicher, aber ein sehr intensiver Kuss. Wie häufig ich in den letzten Tagen daran gedacht hatte, dass ich ihn nie wieder würde küssen können. Wir lösten uns voneinander und ich spürte Jacks raue Hände, welche durch meine Haare strichen. Er lehnte seine Stirn an die Meine und ich hörte ihn erleichtert seufzten. Kurz entspannten sich seine Schultern und meine Hand ruhte auf seiner Wange. Ich grinste leicht und lehnte meinen Kopf an seine Stirn. „Halt die Klappe, Jack. Sei einfach still“, meinte ich und strich über seinen dichten Bart. Es war, als habe die Zeit gerade angehalten. Es tat gut ihn zu berühren und gerade spürte ich die Schmerzen, die mein Körper noch hatte, nicht mehr. Gerade zählte nur noch dieser Augenblick und in diesem Moment war ich glücklich nicht in den Heli gestiegen zu sein! Meine Augen glitten an seinem Gesicht entlang. Er hatte eine Platzwunde am Kopf und das getrocknete Blut an seiner Schläfe ließ ihn fast schon gruselig aussehen. Auch er hatte blaue Flecken im Gesicht und seine Haare hingen ungewaschen in seinem Gesicht. Seine Wangen waren etwas eingefallen. Wer weiß, wann er das letzte Mal etwas gegessen hatte. Sanft, fast schon vorsichtig strich ich die Haare weg und trotz aller Verletzungen war es gerade das schönste Gesicht der Welt. „Du siehst echt scheiße aus und brauchst ne Dusche“, meinte ich sanft und tatsächlich sammelten sich gerade Tränen in meinen Augen. Jack lachte leise und auch seine Hand strich durch den Bart an meiner Wange. Er verstand meine rüden Worte und nahm es mir nicht übel. Ich durfte ihm so etwas sagen! Ich sah die unendliche Freude in seinem Auge und die Erleichterung. „Du auch“, erwiderte er und zog fast schon unangenehm an meinem Bart. Noch einmal drückte ich seine Finger an meine rauen Lippen und ein verhaltenes Räuspern hinter uns brachte uns zurück in die Realität. Adam stand an der Wand und hielt sich seine verletzte Schulter. Er hatte ein Gewehr in den Händen und reichte es Jack. Ein letztes Mal drückte Jack meine Hand und als er Adam betrachtete, wandelte sich sein Blick. Jetzt war er wieder der Soldat. Er humpelte mehr, als das er ging zu Adam und griff mit sicherer Hand das Gewehr. „Danke, dass du auf uns aufgepasst hast“, raunte er und fast ein wenig verwirrt nickte er zu Adams Schulter. „Was ist passiert?“ Unsere Blicke begegneten sich und wie mich Adam betrachtete fing es an, in meinem Kopf zu rattern. Er war der Spion Jacks. Er hatte seine Tarnung hier aufgegeben, damit er uns schützen konnte. Er war es gewesen, der den Typen abgehalten hatte mich zu vergewaltigen, er war es gewesen, der die Befragung beendet hatte, er hatte verlangt, dass ich trockene Kleidung bekam. Adam war mein Beschützer hier gewesen, doch er konnte und durfte sich nicht selbst verraten. Er musste dieses Schauspiel bis zum Schluss durchziehen. Ein leichtes und dankbares Lächeln schlich auf mein geschundenes Gesicht und ich glaubte, dass Adam sofort verstand. Sein brüderliches Grinsen schlich auf sein Gesicht und er sagte: „Ach, irgendwie war ich mal nicht schnell genug…“ Er verschwieg, dass ich gezögert hatte und warum auch immer war ich in diesem Augenblick äußerst dankbar dafür! Jack grinste leicht und nickte und fragte fast gelassen: „Streifschuss, oder? Wenn das ein Durchschuss wäre, wärst du weniger entspannt.“ Adam grinste ein wenig und winkte ab. „Alles halb so wild. Jetzt komm. Wir müssen raus hier!“ Ernst nickte Jack und wandte sich zu mir und immer noch war mir bewusst, dass gerade der Soldat vor mir stand. „Ich suche David!“, sagte Jack und tödliche, aber ruhige Wut hallte in seiner Stimme wider, „Ich beende das Ganze jetzt, bevor er wieder entkommt. Jazz, du bringst dich in Sicherheit. Keine Widerworte. Geh mit Adam, ihm kannst du vertrauen!“ Ich wollte protestieren, doch ich kam kaum zum Luft holen, als Jack mir ins Wort fiel. „Nein! Du kommst nicht mit mir! Dir ist schon genug passiert. Geh mit Adam!“, wiederholte er und ich nickte leicht. Ob Jack geahnt hatte, dass Adam nie ein Verräter war? Oder wusste er es die ganze Zeit? Ich hoffte, dass er mir dies später würde beantworten können… Kapitel 43: Show Down Teil II ----------------------------- Wir gingen raus aus der Zelle und kurz durchflutete mich die Erleichterung! Keiner von uns war mehr gefangen! Nie hatte das Wort Freiheit eine solche Bedeutung für mich! Der Mann, den ich ins Bein geschossen hatte, war ohnmächtig geworden und Blut sickerte weiterhin aus der Wunde. Ich wollte schon stehenbleiben, doch Adam zog mich weiter! Fast schon unbarmherzig. „Kein Mitleid Jasper, sie hatten auch keines mit dir“, ermahnt er mich mit seinem so vertrauten Akzent und führte mich eisern weiter. Er hatte so Recht und trotzdem war es so schwer, diesen Menschen da liegen zu lassen. Eigentlich wollte ich es nicht. Tatsächlich drehte ich mich noch einige Male um. Jack ging beziehungsweise humpelte leicht neben mir her. An der ersten Ecke stand Quiet. Die kleine Handfeuerwaffe im Anschlag, bereit zum Schießen. Immer noch hielt sie Wache und als sie Jack sah, strahlte sie ihn erleichtert an. Die Freude ließ ihr gerade so ernstes Gesicht wahrlich hübsch aussehen. Ihre grünen Augen strahlten ihn förmlich an! Sie ließ die Waffe sinken und ich bemerkte, wie sie sich kurz entspannte. Jack grinste sie schräg an und freudig meinte er: „Hey Kleine, du bist ja auch da…“ Keck zwinkerte sie ihm zu. Kurz drückte Jack sie und fragend musterte sie ihn und deutete zu seinem verletzten Bein. Jack winkte ab und raunte: „War schon mal schlimmer… So eine Kleinigkeit hält mich nicht auf, dass weißt du.“ Sie lachte stumm auf und deute mit ihrer Pistole auf ihn. Ich verstand nicht, was sie meinte, doch Jack schon. Die Beiden mussten wahrlich gute Freunde sein. „Klar, halt mir ruhig den Rücken frei.“ Sie nickte und als wir weitergingen wandelte sich der Ausdruck auf dem hübschen Gesicht der Frau und sie wurde wieder zu der Soldatin. Es dauerte länger mit Jack, da er humpelte und als wie weiter Richtung Ausgang und Jules schlichen meinte er zu Quiet: „Ich suche David… Ich beende es… Hilfst du mir?“ Ich war überrascht, als er sie fragte und als ich Quiets stählernen Ausdruck sah war der Hass auf diesen Menschen deutlich in ihren eigentlich so schönen und ebenmäßigen Gesichtszügen eingraviert! Ja, sie wollte Rache und ich wusste genau warum, war dieser Mann doch Schuld an ihrem Leiden. Jules kam uns entgegen und ernst nickte sie Jack zu. Sie war weder erleichtert noch sah sie sonderlich zufrieden aus. Ich vermutete, dass in diesem Schauspiel ich ihr tausendmal wichtiger war, als Jack und ich sollte Recht behalten. „Du hast Glück“, meinte sie kühl und geschäftig, „dass du Jaspers Freund bist. Denn unsere Hacker waren in der Lage, die Sicherheitssysteme zu hacken, ohne entdeckt zu werden…Du hast doch nicht die besten Leute!“ Jack nickte leicht und meinte fast schon grimmig: „Super, gib mir die Namen, ich könnte die gut gebrauchen.“ Fast schon schnippisch lachte sie kurz auf und schwieg darauf. Sie blickten einander noch kurz an und Jack nickte leicht. Mir war klar, dass dies der einzige Dank sein wird, den Jules derzeit bekommt. Doch es schien ihr nicht wichtig. Wir wollten weiter, doch Adam hielt mich auf und auch Jules blieb stehen. „Wir gehen woanders hin“, meinte er ernst und nickte in einen mir fremden Gang. „Wir verschwinden jetzt aus dem Kampfbereich. Befehl vom Boss…“ Er grinste leicht und ergeben nickte ich. Ich war kein Kämpfer, kein Soldat. Das würde ich nie werden. Mir war jetzt schon klar, dass ich einen guten Psychiater brauchte ich hatte hier einfach nichts verloren. Trotzdem war da die Sorge um Jack, die einfach nicht verschwinden wollte. Doch wie sollte ich ihm helfen? Wenn ich mitging würde ich ihn nur hemmen! Ich hatte das einfach zu akzeptieren. Ich atmete schwer durch, strich mir durch die braunen Haare und nickte leicht. Ein letztes Mal, sahen Jack und ich einander in die Augen. Ein kurzes Lächeln schlich auf seinen harten Mund. Seine raue Hand strich kurz über meinen Arm und er meinte: „Du hast echt gut durchgehalten Jazz… Wir sehen uns später okay?“ Ich nickte mechanisch und hatte so viel Angst, dass es kein nächstes Mal geben würde. Doch er war nicht alleine. Quiet war bei ihm und war sicherlich mehr wie bereit, ihn zu schützen. Aber einfach so wollte und konnte ich ihn nicht gehen lassen. Ich griff nach seiner Hand und zog ihn zu mir. Drückte ihn kurz und kräftig und flüsterte leise in sein Ohr: „Pass auf dich auf. Ich lieb dich nämlich, okay?“ Der Druck um meinen Körper intensivierte sich und ich spürte wie er nickte eher er nur für meine Ohren bestimmte leise und mit erstaunlich sanfter Stimme raunte: „Natürlich Jazz, ich dich doch auch. Bring dich nur in Sicherheit.“ Ich ließ ihn los und nickte nur auf seine Worte. Ich musste schwer durchatmen, als er sich abwandte. Gemeinsam mit Quiet wandte er sich ab und verschwand hinter der nächste Ecke und ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus! Ich folgte Adam und Jules begleitete uns. Ich bemerkte, wie ihre Augen zu Adams verletzter Schulter glommen. Ich sah, dass er sie provisorisch verbunden hatte. Wann er das gemacht hatte, hatte ich gar nicht bemerkt. Ein fast schon spöttischer Laut entkam ihren vollen Lippen und sie fragte ihn: „Kannst du nicht mehr ausweichen, oder weswegen bist du verletzt, Ozelot? Soll doch sonst fast unmöglich sein, dich zu treffen.“ Über die Schulterblickend raunte er: „ja…FAST unmöglich“ Erneut, nahm er mich in Schutz und sagte nichts von meinem zögern. Doch dieses Mal erhob ich die Stimme: „Es war meine Schuld“, sagte ich leise und Jules betrachtete mich verwirrt, „ich habe zu lange gezögert, da hat der Typ dann auf Adam geschossen.“ Sie nickte leicht, betrachtete mein Gesicht und ihr Blick wanderte zu Adam. „War dir nicht klar, dass er als Zivilist sich schwer tut auf bewegte Ziele zu schießen“, meinte sie nüchtern und auch sie verwendete nicht den Ausdruck Mensch. Bewegte Ziele… dieser Ausdruck war eindeutig ein selbstschütz für die eigene Psyche. Adam verdrehte die Augen und schüttelte leicht den Kopf. „Ihr versteht euch?“, fragte ich unsicher und Jules lachte leise. „Wir funktionieren Jasper, mehr nicht. Wenn etwas Ruhe eingekehrt ist muss ich ihn mir eh vorknöpfen“, meinte sie ernst und betrachtete den Russen. Ich wusste, dass es um Emily ging, doch gerade war nicht der Moment nachzufragen. Vermutlich hatte sich auch Jules gefragt, wie ernst er es mit ihr meinte, oder ob sie nur ein Mittel sei um an sie heranzukommen. Aber wer konnte schon ahnen, dass alle in meiner Umgebung sich als Soldaten oder Spione herausstellten. Wir gingen mehrere Treppen hinauf und ich bemerkte, wie Adam kurz schwerer nach Luft rang und sich die verletzte Schulter hielt. Vermutlich, schmerzte sie ziemlich. Ich wusste es nicht, ich bin nie angeschossen worden. Jules ging vor und schien es nicht zu bemerken. Woher ich meine ganze Kraft nahm war mir mehr wie schleierhaft! Gerade fühlte ich mich erstaunlich gut! „Alles okay“, fragte ich mit leiser und besorgter Stimme und kurz sah er mich an. Schweiß war auf seiner Stirn und trotzdem zwinkerte er mich frech gemeint zu. „Klar, tut nur weh und blutet“, meinte er locker und ging weiter. „Du stehst unter Schock. Es ist ganz normal, dass du nichts merkst von dem was gestern passiert ist. Aber wenn man keinen Schock kriegt spürt man alles.“ Unsicher sah ich ihm nach. Er brauchte dringend medizinische Hilfe! Und er hatte Recht, gerade spürte ich wirklich keine Schmerzen! Ich war erleichtert, dass wir niemandem mehr begegneten und als wir oben auf einem Dach ankamen erblickten wir von unten das Schlachtfeld. Es war ein gewaltiges Flachdach, welches sich vor uns erstreckte. Von hier oben konnte man an jeder Ecke einen Wachturm sehen. Die Scheinwerfer beleuchteten das Areal vor uns. Ich erkannte mindestens zwei Dutzend Menschen. Von hier oben ließen sie sich kaum unterscheiden. Auch Adam betrachtete das Feld vor uns und erklärte mit erschöpfter Stimme: „Wir sind im Vorteil. Wir haben mehr Leute. Die Anderen wurden überrascht. Zudem weiß ich, wie viele hier arbeiten und das heute einige die Basis verlassen haben. Ihr solltet eigentlich nach Costa Rica gebracht werden. Es war alles organisiert… Leider ist uns White Shark deswegen entkommen, aber den kriegen wir auch noch….“ Ich hörte die unterdrückte Wut und den Hass in Adams Stimme und ich nickte leicht, während ich dem Kampfgeschehen unten zusah. Wir wären also weiter verschleppt worden. Ein eiskalter Schauer überzog meinen Körper und ich schluckte leicht. Von hier oben hatte man fast den Eindruck, es war einfach ein Theater. Noch einmal musste Adam durchatmen eher er sich mit der Hand an sein Mikro im Ohr griff. „Rica, wenn es sicher ist komm zum Dach. Jazz, Passerie und ich sind da. Du kannst uns rausholen….“ Er schwieg darauf und ich sah mich auf dem riesigen Flachdach um. Als angehender Architekt verstand ich etwas von Statik und leise frage ich: „Hält das Dach wirklich das Gewicht eines Hubschraubers aus?“ Adam schüttelte den Kopf und betrachtete mich kurz grinsend. „Es seilt sich wer ab und holt uns raus, wie bei einer Bergrettung, aber gut aufgepasst“, grinste er und zwinkerte mir zu. Es war, als sie es nie anders gewesen. Als habe es für Adam die letzten Tage nicht gegeben. Ich hoffe, dass ich ihm auch wieder unbefangener gegenüber treten könnte. Es dauerte einige Momente und ich versuchte Jack zu erkennen, doch war dies bei diesem Licht kaum möglich. Zudem, gab es zu viele Möglichkeiten wo er hätte sein können. Doch ich erkannte auf einen der Türme Clay! Doch er sah mich nicht. Er lag dort und ich erkannte, wie angespannt er durch sein Gewehr zielte und nach einigen Augenblicken abdrückte. Ich konnte ihn mir damals nie als Soldaten vorstellen, dieser Mann, der immer so fröhlich und lachend durch die Gegen lief. Doch gerade war er gänzlich anders. Doch genaues konnte ich das aus der Entfernung nicht sagen! Ich hörte den Helikopter eher, als ich ihn sah und sofort galt meine Aufmerksamkeit ihm! Er flog direkt über uns und ich war erleichtert, ihn zu sehen. Eine Person sprang aus dem Heli und ich sah das Seil. Er landete schon kurz darauf auf dem Dach und ein fröhliches Grinsen war aus dem Gesicht des Mannes zu erkennen. „Wer hat noch nicht, wer will noch mal“, scherzte er herum und obwohl Adam verletzt war, schob er mich zu dem Mann. „Der Zivilist zuerst“, meinte er und ich glaubte zu verstehen, dass er Angst hatte, dass ich wieder nicht aus dem Kampfgebiet entkam. Als ich protestieren wollte schüttete er den Kopf! Er ließ nicht mit sich reden und auch Jules bestand darauf und so war ich es, welcher an den mir fremden Mann gebunden wurde und als er geprüft hatte, ob wir beide gesichert waren gab er ein Zeichen und wir wurden beide nach oben gezogen. Noch einmal schaute ich auf das Schlachtfeld was sich uns bot und ich glaubte endlich Jack zu erspähen. Ich erkannte zwei Personen etwas abseits des eigentlichen Kampfes. Einer etwas kräftiger, die andere zierlicher. Doch so schnell ich sie erspäht hatte, so schnell verlor ich sie wieder aus den Augen. Arme griffen nach mir und als ich zu ihnen sah, sah ich eine Frau die mich und den Mann in den Helikopter zogen. Mit geübten griffen löste sie die Karabiner und der Mann wurde erneut nach unten abgeseilt. Erleichterung durchflutete meinen Körper und ich seufzte auf. Ich strich mir durch die Haare und blickte mich im Helikopter um. Tatsächlich war ich davon ausgegangen, dass außer den zwei Frauen niemand an Bord war, aber ich lag falsch. Ein Räuspern neben mir lenkte meine Aufmerksamkeit auf eine Person. Ich erkannte ihn sofort. Die Fliegersonnenbrille war immer noch das Markenzeichen des Mannes. Die Brille etwas hinunterziehend betrachtete mich Miller und scannte mich von oben bis unten. Er ließ nicht erkennen, ob wir sich sorgte oder nicht. Sein Blick glitt von meinen blauen Flecken zu meinen Augen. Ich wusste nicht ob es Freude war die gerade in mir aufflammte. Immer noch mochte ich ihn nicht wirklich und trotzdem wusste ich nun, dass Kaz immer versucht hätte mich zu schützen. Eine seltsame Ambivalenz kochte in mir auf und ich seufzte schwer. Er war immer unfreundlich mir gegenüber, doch ich erinnerte mich, dass ich selbst auch Schuld daran trug. Schließlich war ich ihm gegenüber nie wirklich respektvoll gewesen. „Danke“, sagte ich leise und rappelte mich langsam vom Boden auf und setzte mich zu Kaz. Er nickte nur. War er echt so nachtragend?! „Glaubst du, die schaffen das“, wollte ich in die Stille hineinwissen und spähte aus dem Fenster. „Natürlich. Ich schicke doch keine Anfänger, die Snake befreien“, meinte er kühl und betrachtete mich erneut mit einem fast schon hochmütigen Gesichtsausdruck. Wütend grummelte ich vor mich hin. Wieso nur, war dieser Mann so nachtragend wie eine Frau? Ich verstand es einfach nicht! Doch er war hier, er versuchte sowohl Jack, als auch mich zu retten. „Wieso, bist du Idiot nicht gerade schon in den Heli gestiegen“; fuhr er mich genervt an und verschränkte seine Langen Arme vor er Brust. Pampig erwiderte ich genervt: „Weil ich Adam vielleicht im ersten Moment nicht so ganz vertraut habe? Und dann wurde geschossen.“ Kühl schien mich der Mann zu mustern eher er raunte: „Wir haben doch schon fremde Soldaten für dich mitgenommen….“ Er schüttelte den Kopf und erst nach einem Augenblick verstand ich, dass er Jules meinte. Ich verkniff mir jeglichen weiteren Kommentar. Erneut wurde geschwiegen und Schüsse durchdrangen die Nacht. Ich beobachtete wie Adam in den Helikopter gezogen wurde und bemerkte, wie Kaz sich versteifte und ihn fast schon argwöhnisch beäugte. Jetzt bemerkte ich erst die Waffe, welche Miller bei sich trug und ich spürte plötzlich, dass er zu mir rückte?! Der Groschen fiel und ich verstand, dass Kaz Adam auch nicht mehr traute! Ich wusste durch Jack, dass er nur schwer Menschen vertrauen konnte und dieser offensichtliche Verrat war etwas, worüber er nicht so einfach hinwegsehen konnte. War er überhaupt eingeweiht worden? Dass er zu mir rückte bestätigte etwas, was Adam mir einst sagte. Kaz hatte geschworen mich zu schützen und dieses Versprechen, diesen Schwur nahm er ernst! So wie er gerade gezuckt hatte, todernst. Er wäre bereit für mich zu kämpfen, obwohl er mich auch nicht mochte. Ich hab mir einen Ruck und räusperte mich leise und kurz blickte Miller mich an. „Kaz… Ich… ich möchte mich bei dir entschuldigen“, raunte ich fast schon gequält, denn passen tat es mir definitiv nicht! Verwirrt und mehr wie überrascht wandte sich sein Gesicht zu mir. Kurz schien es, als habe er vergessen, wo wir uns befanden. Er verschränkte seine Arme vor der Brust und wie er mich so von oben herab ansah, wünschte ich mir fast schon, dass ich geschwiegen hätte. Nein, wahre Freunde würden wir beide einfach nie werden. Nicht, wenn er immer so hierarchisch dachte. „Warum“, fragte er und fast schon distanziert wirkte seine Stimme. Ja, er tat sich äußert schwer mit mir und ich mit ihm! Ich seufzte und schaffte es gerade noch so, nicht die Augen zu verdrehen! „Weil, ich dir vielleicht ein wenig… unhöflich gegenüber getreten bin… und außerdem rettest du mir und Jack gerade das Leben“, raunte ich und zwang mich dazu, ihm ins Gesicht zu blicken. Wegschauen, zeigte Schwäche und das wollte ich einfach nicht vor ihm! Auch Kaz sah mir direkt in die Augen, auch wenn man es wegen der verdammten Brille nicht wirklich sah. Er nickte leicht und als er fast schon hochnäsig ein, „aha“ raunte, hätte ich mir gewünscht, dass es mir scheiß egal wäre, was Jacks Freunde von mir hielten… Doch mir war es nicht egal. Mir war es auch nicht egal, dass er gerade in dem Helikopter saß und vermutlich die ganze Aktion hier organisierte. Ich prustete mehr wie genervt die Luft aus meiner Lunge und verschränkte die Arme vor der Brust. Kurz betrachtete ich meine Wunden, welche die Handschellen hinterlassen hatten. „Ja… Jack hat mir erklärt, dass du es… auch aufgrund deiner Herkunft nicht so gewohnt bist… dass man dir so… so antwortet wie ich es vielleicht ab und zu getan habe… Außerdem, bist du der zweite Chef… Das ist meine Art, ich wollte dich nicht persönlich angreifen. Warum sollte ich jemanden beleidigen wollten, den ich nicht kenne? Also deswegen... danke, dass du das hier machst…“ Es war sehr schwer, so etwas zu jemandem zu sagen, den man nicht mochte. Wahrlich schwer, doch es war nur fair und ich war ein Fairer Spieler. Immer noch sah er mit fast schon starrem Blick zu mir und nickte leicht. Er seufzte schwer und reichte mir stillschweigend seine Hand die ich einen kurzen Augenblick verwirrt betrachtete, eher ich nach ihr griff. „Lass uns wann anders sprechen. Ich bin bei der Arbeit und habe für so einen Kinderkram eigentlich keine Zeit“, raunte er, doch schwang in seiner Stimme ein versöhnlicher Ausdruck mit. Millers Blick schweifte zu Adam und er betrachtete ihn. „Du brauchst wohl einen Sanitäter“, stellte er fest und ich konnte um seinen Mund einen vielleicht schon leicht hämischen Ausdruck erkennen. Was in seinem Kopf vor sich ging, konnte ich nur schwer abschätzen, eigentlich kein bisschen. Adam nickte leicht und machte Platz für Jules und erneut versteinerte sich Miller neben mir. Dieses Mal, konnte ich es verstehen. Jules war offensichtlich nicht von der Basis. Sie war diejenige von uns dreien die am fittesten aussah und betrachtete Miller mit demselben distanzierten Ausdruck auf dem Gesicht. Gerade, als der Helikopter sich in Bewegung setzte hörte ich ein Ohrenbetäubendes Geräusch. Die Schüsse und Schreie wurden lauter und erschrocken sah ich in die Gesichter der Anderen. Alle blickten hinunter auf das Schlachtfeld. „Die geben echt nicht auf“, raunte Kaz und auch er griff sich ans Ohr: „Treibt sie zusammen. Die die aufgeben, werden nicht erschossen…“ Plötzlich grinste er leicht und ein zufriedener Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. „Tut gut, deine Stimme zu hören Boss. Jazz ist im Heli…“, raunte er und ich verstand sofort, dass er mit Jack sprach, wen sollte er sonst Boss nennen. „Okay, wir halten das Auto auf“, knurrte Kaz zornig und ging mit großen Schritten nach vorne zu Rica. „Schieß den Geländewagen ab. Dort drinnen ist Rucker!“, befahl er Rica und spähte aus dem Fenster. Sofort drehte Rica den Hubschrauber und aus der Scheibe heraus konnte ich das Auto sehen. Ein schwarzer Geländewagen! Die Nase des Helikopters deutete nun auf den Wagen. Alles schien wahnsinnig schnell zu gehen! Ihr Co-Pilot nahm die Hand an einen weiteren Steuerknüppel und drückte eilig ein paar Knöpfe. Was genau er tat, wusste ich nicht. Ein Warnton ertönte und ich zuckte erschrocken zusammen. Ich blickte aus ein Seitenfenster und sah eine kleine Rakete, die sich unter dem Hubschrauber befand, abgeschossen wurde. Die ganze Maschine wackelte in dem Moment als die Rakete losging und ich war froh, dass ich saß! Ich hielt mich an dem Sitz fest und auch die Anderen hielten sich ebenfalls an ihren Sitzen fest. Doch sie traf nicht den Wagen, wie Kaz es befohlen hatte. Die Rakete schlug weniger Meter vor dem Wagen ein und hinterließ ein großes Loch im Beton. Fast schon war ich überrascht, dass der Lärm nicht so ohrenbetäubend war, wie ich dachte! David konnte scheinbar nicht mehr bremsen um fuhr den Wagen in das riesige Schlagloch! Und ich war erstaunt, wie groß es war, von hier oben wirkte es nicht so riesig! Der Wagen kam abrupt zum Stehen und kippte fast vollständig auf die Seite. Erst jetzt sah ich wie Tief das Loch, welches die Rakete gerissen hatte. Der ganze Wagen passte dort hinein! Ich erkannte David und gerade als sich ihm die Soldaten näherte sagte Kaz: „Du kannst landen Rica!“ Und fast war ich enttäuscht, als Rica den Helikopter drehte und David und das geschehen aus meinem Blickfeld verschwand. Trotzdem war ich erleichtert, als der Helikopter endlich auf den Boden aufsetzte. Die paar Minuten kamen mir vor wie Stunden! Ich war der Erste, der aus dem Helikopter sprang und einige Soldaten standen bereits und schienen auf das Kommende zu warten! Ich sah Jack! Immer noch humpelte er, doch es schien ihn nicht zu stören. David schob er vor sich her, auch dieser schien verletzt. Vielleicht von dem Autounfall? Genau wusste ich es nicht! Blut lief ihm über die Stirn und aus der Nase. Einen seiner Arme hielt Jack ihm scheinbar auf den Rücken. Mit der anderen Hand hielt er ihm eine Pistole an den Kopf. Hass stand ihm ins Gesicht geschrieben und ich fragte mich, weswegen er ihn noch nicht erschossen hatte! Der Platz vor unserem Hubschrauber war frei von Soldaten. Nur die, die sich ergeben hatten knieten bereits gefesselt am Rand des Geschehens. Jack gab David einen kräftigen schubs, sodass dieser zu Boden fiel. Obwohl Jack so stark wirkte, sah ich, dass es ihm nicht gut ging. Er war blass und ich erkannte, dass er am Ende seiner Kräfte zu sein schien. Ich vermutete, dass nur das Adrenalin ihm half sich auf den Beinen zu halten. Der alte Mann konnte den Sturz kein bisschen abfangen und landete schmerzhaft auf dem Beton, doch kein Mitleid flammte in mir auf. Ängstlich drehte er sich zu Jack und hob die Hände. Ich erkannte die Angst in den Augen des Mannes. Doch es war mir gleichgültig. Er hatte mich schließlich auch leiden lassen, er hatte mich in den letzten Tagen unendlich leiden lassen. Er hatte mir ins Gesicht gelächelte, während ich verprügelt wurde! Nicht nur das Verhör, auch der Essensentzug und die Isolation! Ich war gefesselt von dem Schauspiel, welches sich mir bot und ich ging etwas auf ihn zu, wollte ich doch verstehen was sie sagten. „Willst du mich wirklich umbringen? Wir waren Freunde, John. Habe ich dich nicht aus dem Waisenhaus geholt und für dich gesorgt? Ich habe damals als Boss starb auch nur Befehle befolgt.“ David kroch vor Jack weg, der immer noch die Waffe auf ihn richtete und ihm langsam nachging. Kein Wort sagte er dazu. Ob die Worte ihn überhaupt erreichten, wusste ich nicht. Doch ich glaubte, Jack auf Susanne anzusprechen war sicherlich nicht die beste Idee, in diesem Augenblick. „Ohne mich wärst du nie der geworden, der du jetzt bist! Vergiss das nicht!“ Leicht schüttelte Jack den Kopf und raunte: „Nein, das verdanke ich nicht dir. Ohne sie wäre ich nicht der, der ich jetzt bin. Damit hast du nichts zu tun, David.“ Immer weiter kroch er weg von Jack und es schien, als gäbe in diesen Augenblick nur die Beiden. Langsam und lauernd ging Jack ihm nach und betrachte den Mann hasserfüllt. Keiner der anderen Soldaten sagte etwas. Alle schienen stumm den Beiden zu lauschen. Ich kannte diesen Gesichtsausdruck Jacks nicht. Es war, als wäre sein Gesicht gänzlich eingefroren. „Und trotzdem erinnere ich mich, wie wir gemeinsam über die Mission sprachen John und das es keinen anderen Ausweg gab! Das wusste auch Susanne! Und du weißt, dass sie damit einverstanden war!“ Mit starrem Gesicht blickte er auf David hinunter. Tatsächlich zögerte Jack. Ob ich wollte, oder nicht musste ich David zugestehen, dass er Jack tatsächlich zu kennen schien. Ich wollte ihm etwas zurufen, doch wollte kein Laut meinen Mund verlassen. David schien das Zögern Jacks zu merken, denn er sprach weiter auf ihn ein: „Du hast mein Geld gestohlen, meine Technik, meine Soldaten. Sieh dich doch an John. Wir sind beide nichts als ein paar alte Idioten. Keiner ist besser als der andere.“ Tatsächlich schaffte David es damit Jack zum Stehenbleiben zu bringen. Kannte er Jack wirklich so gut, konnte er ihn wirklich zum Umdenken bringen? Wenn er beschloss, ihm an Leben zu lassen, würde keiner ihm da hineinreden. Er war schließlich der Chef! Alle hatte Respekt vor ihm! Vermutlich würde ihn keiner Anzweifeln. Das konnte, dass wollte ich mir nicht vorstellen. Das war nicht möglich?! Doch es schien als sei genau das geschehen und dies schien David auch zu wissen. Er wirkte plötzlich sicherer, obwohl er auf dem Boden vor ihm lag. „Du weißt das ich recht habe, nicht wahr? Wie viele unschuldige hast du auf dem Gewissen nur um an mich ran zu kommen? Wir beide sind uns ähnlich, John. Du kannst doch kaum noch mit dir selbst leben. Meinst du ich weiß nicht von deinem Zittern? Seit diesem kleinen Kind seit Susanne bist du schwach geworden John. Was tust du wenn jemand, dem du etwas so wichtiges genommen hast, eines Tages seine Rache will? Würdest du dich nicht wehren? Unser eigenes Leben ist uns immer wichtiger!“ Jack zog die Augenbrauen zusammen was er dachte, blieb für mich verborgen. Immer noch sagte er kein Wort zu ihm. Er ließ ihn einfach sprechen. David versuchte ihn immer noch zu beeinflussen. Er kannte Jack wirklich gut und wusste, dass er ihn mit seinem Gewissen beeinflussen konnte. „Auch meine Arbeit wird fortgesetzt… Glaubst du ich habe das nicht geregelt? Glaubst du, ich habe mit Kronos keine Geschäfte gemacht? Meinst du wirklich es wird besser wenn du mich tötest? Das bringt dir niemanden wieder. Susanne, die beiden Jugendlichen und auch das kleine Kind werden nie wieder kommen John. Wieso interessiert dich eigentlich ein fremdes Kind so sehr? Es sterben täglich Menschen, dass weißt du besser wie Andere! Sie sind weiterhin tot und bleiben es auch! Du bist schwach geworden John.“ Jack sah weg, als schien ihn gerade jeder einzelne dieser Menschen einzuholen. Ich erkannte den verletzten Mann vor mir. Den gebrochenen Mann, den er eigentlich nie jemanden zeigte! Er hasste es auf diese Situationen, Momente angesprochen zu werden! Ich sah das Zittern, welches Jack immer so tapfer versuchte zu verbergen. Es war offensichtlich und er konnte es nicht verstecken. Einen Moment lang verharrten alle und alle schienen wie gebannt auf Jack zu starren. Vermutlich hatten die meisten ihn noch nie so schwach gesehen! „Du weißt, dass ich Recht habe John, lass die Vergangenheit hinter dir! Wer weiß, was wir zusammen alles erreichen können. Deine Waffen und mein Wissen…“ Erneut wurde geschwiegen und mein Blick wanderte hinunter zu David. Ich erkannte den Kampfgeist in den Augen des Mannes und er wirkte sicher, ja fast schon selbstsicher, wie er Jack musterte. Er glaubte immer noch, dass er ihn bereden konnte. Dass er genau wusste, was Jack dachte, wie er ihn ködern konnte. Vielleicht waren sie sich wirklich ähnlich. Es war Jack der die Stille durchbrach und was er sagte verschlug mir die Sprache: „ Du hast Recht, David. Es bringt mir niemanden wieder. Susanne nicht und auch die Anderen nicht. Und ich bin auch nicht besser als du. Ja, es waren sicherlich Unschuldige dabei die ich getötet habe, davon wird sich kein Soldat freisprechen können. Doch weißt du, warum es mich nicht los lässt, dass ein kleines Kind unschuldig gestorben ist, weil ich es nicht retten konnte? Weil ich nicht so bin wie du und es auch nie werde.“ Jack ließ die Waffe sinken und steckte sie weg. Wie schockiert ich war, konnte ich einfach nicht in Worte fassen. Wie gefesselt war mein Blick. „Ich werde dich nicht umbringen… Das habe ich vor Jahren jemandem versprochen. Aber ich werde sie nicht davon abhalten. Vielleicht hilft es dir ja, wenn du auch mit ihr redest…“ Er deutete mit dem Finger auf jemanden hinter mir. David und ich blickte in die Richtung in welche Jack deutete und ich erkannte die Panik in seinen Augen. Fast schon neugierig war ich, wollte ich doch wissen von wem Jack sprach, als Quiet aus der Reihe hervor trat. Panik zeichnete sich sofort in Davids Gesicht ab und er versuchte hastig aufzustehen doch Quiet schoss ihm gezielt ins Bein. Mit einem lauten Schrei fiel er direkt neben Jack zu Boden. Ich kannte Quiet nicht so. Ich kannte sie eigentlich nur fröhlich und gut gelaunt, doch gerade schien sie in ihrer Welt zu sein. Und in dieser gab es nur sie und David. Er drückte auf die Wunde und versuchte tatsächlich sich an Jack hoch zu ziehen. Dieser rührte sich kein Stück. Er sah bloß verachtend auf ihn hinab. Es war ein erbärmlicher Anblick. Auch für mich, der ich David eigentlich gar nicht kannte. Ein mörderischer Ausdruck erschien auf Quiets eigentlich so schönen Gesichtszügen. Langsam, wie ein Raubtier schlich sie auf ihn zu. Als gäbe es gerade nur sie und ihn. Fast schon fühlte ich mich wie ein Stalker, als ich die Situation beobachtete. Wie sie sich fühlte vermochte ich nicht einzuschätzen. Ich stand nur drei Meter hinter ihr und der Wind trug die Worte zu mir. „Immer noch sauer Nathalie…. Ich kann nichts dafür, dass du nicht mehr sprechen kannst… Die Wissenschaftler meinten, das Gift würde dich töten… die solltest du bestrafen… Wenn das Singen doch dein Leben war hättest du Sängerin werden sollen… und alles andere hast du doch ebenso gewollt wie ich!“ Das ich je gezweifelt hatte, ob Quiet auf unserer Seite war, war regelrecht dumm von mir gewesen. Wütend verzogen sich ihre Brauen und langsam hob sie die Waffe. Erst jetzt trat Jack einen Schritt beiseite und ließ David auf den Boden fallen. Ihre Lippen bewegten sich, doch nur ein Rasseln entkam ihrer Kehle. Erneut schoss sie und dieses Mal hatte ich kurz Mitleid mit ihm und ein Raunen aller männlichen Soldaten ging durch die reihe, als sie ihm in den Schritt schoss. Ich konnte mir denken, dass sie ihn verfluchte, bis in die Hölle und noch weiter. Was David ihr angetan hatte, verstand ich auch ohne diese Geste. Sie verfluchte ihn weiter, doch wollte kein Laut ihre Lippen verlassen. Markerschütternd war der Schrei, welcher durch die Nacht halte! Ich drehte mich weg. Ich wollte nicht noch mehr Tode sehen und als ich den Knall hörte wusste ich, dass sie abgedrückt hatte. Erst nach dem Knall konnte ich dorthin sehen und ich sah David zusammen gesunken vor Jacks Füßen liegen, doch dieser sah Quiet an und ein zärtlicher Ausdruck erschien auf Jacks Gesicht. Sie nickte ihm leicht zu und ich verstand, dass sie sich bedankte. Jack legte sanft eine Hand auf ihre Schulter und ur kurz drückte er sie an sich. So kurz dieser Ausdruck auf seinem Gesicht erschienen war, so schnell war er verschwunden. Er drehte sich um und sprach mit Kaz, welcher gleich zu ihm gegangen war. Alle schienen sich wieder zu fangen und gingen ihren Sachen nach, die wohl jeder noch zu tun hatte. Doch ich beobachtete Quiet. Als die meisten sich wegdrehten trat sie Davids Leiche kräftig und mit voller Wucht gegen den Schritt zwei drei vielmal! Danach drehte sie sich hastig weg und kam in meine Richtung, vermutlich wollte sie zum Helikopter. Tränen glitzerten im Schein der Lampen. Sie wollte weiter zum Helikopter, doch ich hielt sie auf. Ich legte freundschaftlich eine Hand auf ihre Schulter und strich ihr eine Strähne des braunen Haares aus dem Gesicht. Ich wusste nichts zu sagen. Ich glaubte, dass man in diesem Augenblick nicht sprechen brauchte. Es schien, als sei von ihr eine große Last abgefallen. Kurz lehnte sie ihren Kopf an meine Schulter und wischte sich kurz durch die Augen. „Nathalie ist ein sehr schöner Name“, sagte ich leise und strich ihr über den Rücken. Ich sah, wie sie ihre schlanken Schultern straffte und sich aufrichtete, sie wollte sicherlich nicht schwach wirken. Sie sah mir in die Augen und zuckte mit den Schultern. Ich wusste nichts zu sagen und so schwieg ich besser. Doch sie wollte kein Mitleid, dass sah man dieser taffen und so starken Frau an. Sie nickte in eine Richtung. Als ich ihrem Blick folge sah ich Jack. Ich bemerkte das starke Zittern Jacks und ich nickte ihr leicht zu. Sie schubste mich freundlich in seine Richtung und ging selbst mit langen Schritten zum Helikopter. Ich war gerade bei Jack. Sein ganzer Körper zitterte, jetzt wo keiner mehr zu ihm sah und er schlang seine kräftigen Arme um mich, als ihm plötzlich die Beine wegsacken. Erschrocken starrte ich zu Jack. Was war nun los mit ihm? Oder war es nun alles zu viel? „Alles okay“, fragte ich und das Entsetzten schwang in meiner Stimme mit. Er schüttelte den Kopf und schien kaum noch Ansprechbar zu sein. Ich ließ ihn langsam zu Boden gleiten und sein ganzer Körper erzitterte. Ich war vollkommen überordert mit dieser Situation! Immer noch hielt er mich fest, als brauche er gerade diese Stütze. Ich strich ihm über den Rücken. „Alles ist gut Jack. Wir können endlich nach Hause…. Alles ist gut“, murmelte ich immer wieder und konnte es nicht fassen, dass dieser so taffe Mann gerade meinen Halt brauchte. Doch nein, eigentlich war es nicht unverständlich. Hatte er doch gerade für all die Menschen die er verloren hat Rache genommen. Gerade waren sicher alle, die er verloren hatte so präsent in seinen Kopf, wie selten zuvor! „Es reicht jetzt“, nuschelte Jack und immer noch zitterte er am ganzen Körper, „ich kann nicht mehr…“ Kapitel 44: Gebrochenes Schweig ------------------------------- Immer wieder erzitterte Jack und immer wieder hörte ich seine genuschelten Worte, dass er nicht mehr kann. Er hatte weder seine Hände noch seine Beine wirklich unter Kontrolle. Seine Atmung war schwer und er keuchte immer wieder auf, als habe er Schmerzen. Und die hatte er! Sicher nicht nur die physischen Schmerzen. Ich war mir sicher, dass er diese mehr wie gut wegstecken konnte. Es waren die seelischen Schmerzen, die den Mann, den ich liebte, gerade am Boden hielten. Ich legte meine Hände an Jacks Kopf und zwang ihn, mich anzuschauen. Geweitet schien die Pupille seines gesunden Auges und erst nach wenigen Augenblicken schaffte er es, mich zu fokussieren. Kalter Schweiß benetzte sein Gesicht und er schluckte leicht, während er mir in die Augen sah. Es schien als sei er dabei zu zerbrechen, als würde nur noch ein kleiner Windstoß benötigt um ihn gänzlich zu Fall zu bringen. Zärtlich strich ich über seine Schläfe und strich die dunklen Strähnen aus seinem Gesicht. „Alles wird gut Jack“, sagte ich leise und in sanftem Ton zu ihm. Er musste sich beruhigen. Ich wollte ihm diese Sicherheit geben. Ich konnte mir nicht annähernd vorstellen, was in diesem Mann gerade für Gefühle miteinander rangen. Immer wieder wiederholte ich, dass nun endlich alles gut sei, dass wir nach Hause könnten… Ich lächelte leicht und nickte ihm ein wenig zu und erst nach einigen Momenten schien auch er leicht zu nicken. „Ich habe eigentlich noch so viel zu erledigen“, raunte er und schaffte es endlich, sich vom Boden zu erheben. Doch noch immer schien er neben sich zu stehen und immer wieder erbebte sein Körper. Auch ich erhob mich und stand auf. Mit skeptischem Blick betrachtete ich den Mann vor mir. „Jack“, meinte ich mit einer fast schon mahnenden Stimme, „du solltest das die Anderen machen lassen.“ Doch er schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht…“, erneut zitterte seine Hand und ich sah, wie er nach David schaute und wie erstarrt Jack auf den leblosen Körper sah. Fast schon gehetzt ging sein Blick über das Schlachtfeld. Auch ich folgte dem Blick. Es wurden Wagen aus den Gebäuden heran geschafft und die Gefangenen hineinverfrachtet. Einige kümmerten sich um verletzte Kammeraden. Jeder schien irgendetwas zu tun zu haben. Jack wirkte beinahe konfus und suchte nach einer Beschäftigung in diesem Chaos. Vermutlich hätte Ruhe ihn nur zum Nachdenken gebracht. Etwas, was er sicher gerade nicht wollte! Mit bebenden Händen strich er sich die Haare nach hinten. Das Zittern seiner Hände war nicht mehr zu verbergen, schießen wäre unter diesen Umständen sicherlich nicht möglich. Doch egal, was ich auch noch versuchte, er ließ sich nicht davon abbringen. Er wollte etwas tun. Vielleicht musste er es auch. Ich war mir sicher, dass gerade eine solch starke Last von ihm abgefallen war, dass es sein Kartenhaus fast zum Einsturz gebracht hätte. Oder war es das gerade? Als würde ihm jetzt gerade erst bewusst. Über wie viele Leichen er hierfür gegangen war. Was er dafür alles getan hatte und von vielem, da war ich mir sicher, wusste ich selbst nicht mal etwas. Vermutlich konnte ich mir vieles davon auch gar nicht vorstellen, als ich seinen Rücken betrachtete und vielleicht war es auch gut, dass ich es nicht konnte. Ich war mir jedoch sicher, dass Jack gerade seine Arbeit brauchte. Er humpelte weg und ich sah, wie er mit einem verletzten Soldaten sprach. Sollte ich ihm nachgehen? Ich war mir unschlüssig, was ich in diesem Moment tun sollte. Auf einmal spürte ich eine Hand auf meinem Rücken und erschrocken drehte ich um. Ich blickte in die grünen Augen Clays und einen kurzen Moment lang war Jack vergessen. Auch Clay trug eine schwarze Uniform, doch ich konnte keine Verletzung an ihm sehen. Es ging ihm gut! Ein Strahlen glitt über mein Gesicht und freudig drückte ich ihn an mich. „Gott sei Dank, geht es dir gut?“ „Das sollte ich wohl eher dich fragen“, sagte Clay, die Besorgnis in seiner Stimme war deutlich zu erkennen und er betrachtete mein Gesicht. Er scannte mich und vorsichtig tastete er an meinem Hals. Wurde ich doch gestern fast erwürgt. Fast schon gequält lächelte ich und erklärte: „Als ob ich mich nie geprügelt habe… Ich glaub nur, dass ich langsam ne richtige Dusche und ein Bett brauche.“ Clay grinste, doch ich sah in seinen Augen die gleiche Besorgnis, welche ich auch in meinen Augen vermutete, wenn ich gerade Jack betrachtete. Doch wir hatten keine wirklich Zeit zum Reden, denn Kaz bestand darauf, dass ich mich sofort in den Helikopter bewegte. Fast schon war ich dankbar für diese Anweisung. Denn als ich saß, merkte ich, wie mein Puls sich beruhigte und immer mehr Schmerzen zu mir durchdrangen. Wenn ich ehrlich war, konnte ich mich an die Rückreise kaum noch erinnern. Clay setzte sich neben mich und sagte, dass es Luna und Jenny gut ginge. Ich freute mich, auch wenn ich es nicht zeigen konnte. Ich lehnte meinen Kopf an die Scheibe und beobachtete, wie Kaz mit anderen Soldaten sprach. Nun wo ich saß, ließ ich erschöpft die Schultern hängen und war äußert froh, dass Clay nicht die ganze Zeit auf mich einredete. Miller hatte Papiere in der Hand und schien gerade alles zu organisieren. Einige Soldaten setzten sich in Autos, andere gingen hinüber zu den Häusern. Die Verletzten wurden zu uns in den Helikopter gebracht. Ich sah Kaz, wie er Jack musterte. Was sie einander sagten verstand ich nicht, doch als Miller auf den Heli deutete und Jack verneinend den Kopf schüttelte, glitt ein Schmunzeln über mein geschundenes Gesicht. Doch Miller ließ ihn nicht dort. Er schien kurz zu meckern, wie ich es so oft von ihm kannte, und als er erneut, deutlicher strenger, auf den Helikopter deutete, humpelte Jack langsam zu diesem hinüber. Als Jack in den Heli kam, wirkte er alles andere als zufrieden. Immer noch, war er bleich, immer noch humpelte er und was noch auffälliger war, immer noch erbebbten seine Hände. Sanitäter kamen endlich zu uns und schienen unsere Wunden kontrollieren zu wollen. Vermutlich waren einige andere schwerer verletzt gewesen, so dass sogar Jack als Boss zweitrangig war. Es schmerzte höllisch, als sie meine Handgelenke desinfizierten und am liebsten hätte ich ihnen den Arm weggezogen. Doch eisern war der Griff, mit dem sie ihn festhielten. Auch Jack wirkte ein wenig gequält, als man ihn behandelte. Ich hörte, wie der Sanitäter sagte: „Boss, die Kugel steckt noch im Fleisch, die kann ich jetzt nicht entfernen….“ Jack nickte und biss die Zähne zusammen. Die ganze Zeit über erzitterten seine Hände und als ich es nicht mehr ertrug, griff ich nach seiner Hand. Ich hatte wahrscheinlich keine Ahnung unter welcher Anspannung er gerade litt. Er rutschte zu mir, nachdem der Sanitäter ihn versorgt hatte. Mir entwich die Luft, als wir einander ansahen. Wie erschöpft wir beide sicher waren. Noch ein paar weitere Personen stiegen hinzu, doch ich achtete nicht wirklich auf sie. Dazu war ich zu erschöpft. Wir hielten einander an den Händen, etwas äußerst untypisches für uns. Ich achtete kaum noch auf die Anderen. Auch Clay beachtete ich nicht mehr wirklich. Doch ich bemerkte noch, dass Jules nicht mit eingestiegen war. Nun, da das Adrenalin meinen Körper verließ, nahmen die Schmerzen immer mehr zu. Das Brennen der Handgelenke, mein etwas angeschwollenes Gesicht. Ich schloss vor Erschöpfung die Augen und ich bemerkte, dass auch Jack immer erschöpfter wurde. Fester umklammerte ich seine Hand. Er seufzte müde auf und lehnte sich ein wenig an meinen Körper. „Du hast keine Ahnung“, raunte er leise in mein Ohr, „wie anstrengend es ist, wenn ich mir noch Sorgen um dich machen muss.“ Ich wusste darauf nichts zu sagen. Kein bisschen, also zuckte ich mit den Schultern und schwieg einfach weiter. Ich lehnte meinen Kopf an den seinen. Ich wollte endlich schlafen! Ich wollte endlich meine Ruhe haben. Als ich das nächste Mal die Augen öffnete, flogen wir bereits. Wie lange ich geschlafen oder gedöst hatte, wusste ich nicht. Ich blickte mich mit müden Augen um. Die Sanitäter waren hier im Helikopter. An einer Ecke lehnte Adam. Er war sehr blass und sein Kopf lehnte an einer Scheibe. Ich vermutete, dass er schlief. Seine Schulter schien eng verbunden worden. Schwer hob sich seine Brust. Kaz saß auf der anderen Seite. Ein Tablet in den Händen. Er schien etwas zu lesen. Dokumente, Papiere und Ordner lagen zu seinen Füßen. Wie er sich bei dem Lärm auf so etwas nur konzentrieren konnte, war mir schleierhaft. Auch Quiet saß da. Fast schon stur blickte sie aus dem Fenster, als weigere sie sich, jemanden anzuschauen. Sie hatte Kopfhörer in den Ohren, als wolle sie unter keinen Umständen angesprochen werden! Wieso hatte Jack nicht selbst geschlossen? Hatten sie nicht beide mehr wie einen guten Grund David auszuschalten? Wieso hatte er auf diese Rache verzichtet? Hatte David ihn mit seinen Worten doch so beeinflussen können? Sie hatten beide einen Grund ihn zu töten, dies war mehr wie offensichtlich. Ich sah weg von Quiet. Irgendwie hatte ich das Gefühl, ich drang in ihre Privatsphäre ein, während ich sie stumm beobachtete. Ich streichelte über Jacks Wange und fragte Miller mit belegter Stimme: „Wie lange sind wir noch unterwegs?“ Von einem Papier ausblickend, betrachtete er mich. Er schaute auf sein Handy, blickte hinaus aus dem Fenster und meinte: „Nicht mehr lange, Dornröschen. Sind gleich auf der Basis…“ Dann schien ich wohl doch länger geschlafen zu haben, wie ich dachte. Ich nickte leicht und ignorierte seine Bemerkung einfach. Müde war meine Stimme, als ich erneute eine Frage stellte: „Kommt Ju- Ich meine Passerie auch dorthin?“ Als ich den verständnislosen und für mich fast schon herablassenden Blick sah, den er mir über seine Fliegerbrille zuwarf, hätte ich ihn wütend anfahren können und seine schneidenden Worte machten es nicht besser. „Bist du bescheuert? Als ob wir den Feind dorthin mitnehmen!“ Feind? Jules war alles, aber nicht unser Feind! Sie hatte uns schließlich gerade gerettet. Doch ich ließ ihn weiter sprechen. Ich war zu müde und mein Körper schmerzte zu sehr. „Reicht doch schon, wenn Ace bei uns auf der Basis ist und dann auch noch ein Kind! Sind wir ein Kindergarten?!“ Meine Augen begangen zu leuchten! Meine Familie war dort! Wenn Luna auf der Basis war, dann war Jenny auch da! Ich blickte neben mich und wollte Clay fragen, doch auch er saß dort und schien eingeschlafen zu sein. „Sie sind da? Alle?“, fragte ich dennoch und Kaz nickte wirsch und erklärte: „War sicherer. Befehl vom Boss. Und ich muss jetzt schauen, was da drinnen steht.“ Daraufhin wandte er sich ab und ignorierte mich weiter. Mein Blick glitt zu Jack. Ich wusste, dass er wach war, doch ich glaubte, dass er einfach nicht sprechen wollte. Er hasste Helikopter zu sehr um darin zu schlafen! Erneut durchbrach nur der Lärm der Rotoren die aufkommende Stille. Doch endlich schien der Heli tiefer zu fliegen. Ich konnte nicht aus den Fenstern schauen, denn Jack lehnte sich an mich und schien sich nicht rühren zu wollen. Ein leichter Ruck ging durch meinen Körper, als wir landeten und noch bevor die Rotoren zum Stillstand gekommen waren, öffnete Quiet die Schiebetür. Gekonnt sprang sie hinaus und ging ohne sich um zu sehen durch die Wartenden hindurch. Ich rüttelte an Jacks Schulter, nachdem ich der so starken Frau einen Augenblick wortlos nach sah, und meinte: „Wir sind da… komm, steh auf.“ Trüb war sein Blick, mit dem er mich betrachtete, und er stöhnte leise, wie ein alter Mann, auf, als er sich erhob. Schwer durchatmend hörte ich ihn murmeln. „Gott sei Dank… Endlich raus aus dem fliegenden Sarg…“ Ein kleines Schmunzeln glitt über mein Gesicht, als ich ihn so hörte. Ich wusste, er hasste Helis, und irgendwie fand ich es immer noch toll! Konnte er doch wie gerade so einfach in die Rolle des taffen und starken Soldaten schlüpfen. Jacks Humpeln schien schlimmer geworden zu sein. Wahrscheinlich spürte auch er die Schmerzen jetzt deutlicher. Wir stiegen aus und statt zu den mir vertrauten Orten auf der Basis zu gehen, führten uns die Sanitäter weg. Ich hörte, wie viele der uns begrüßenden Soldaten Jack willkommen hießen. Ihn besorgt musterten. Es war erstaunlich, wie sie sich freuten, dass er wieder da war. Auch Adam begrüßten einige, doch ich glaubte kaum, dass er es wirklich mitbekam. Ein Sanitäter stützte ihn. Hatte er wirklich so viel Blut verloren? Wir wurden in ein, mir fremdes, Gebäude gebracht, doch als ich das Desinfektionsmittel roch, wusste ich, dass es eine Krankenstation war. „Hier gibt es auch ein Krankenhaus?“, fragte ich den Mann neben mir mit erschöpfter Stimme. Er schüttelte wage den Kopf und erklärte. „Für leichtere Verletzungen ja, aber größere Sachen können wir hier noch nicht… Dafür müssen wir in ein richtiges Krankenhaus.“ Ich nickte mechanisch, doch eigentlich war es mir vollkommen egal! Es passte mir nicht, dass Jack und ich in unterschiedliche Räume gebracht wurden. Ich wollte Jack nicht verlassen und der Krankenpfleger erklärte: „Wir müssen sie einzeln untersuchen. Wir haben schon gehört, dass im Bein vom Boss eine Kugel steckt… vielleicht muss er operiert werden. Wir können euch also nicht zusammen untersuchen.“ Nur wiederwillig ließen wir einander los. Doch es war eigentlich vollkommen verständlich. Brauchte schließlich jeder von uns einen Arzt, der ihn gründlich untersuchte. Ich kam nicht dazu mir den Untersuchungsraum anzuschauen, dafür war ich zu erschöpft. Mir wurde sofort ein Tropf angelegt. Wir wurden bereits erwartet, denn sofort, nachdem ich das Zimmer betreten hatte, war eine Ärztin zur Stelle. Eine Latina mit großer Oberweite und vollen Lippen. Wenn ich nicht schwul gewesen wäre, wäre diese Frau sicher ein wahre Schönheit gewesen. Gründlich begann sie mich zu untersuchen. Maß Puls und Blutdruck, tastete meinen Körper ab, ob ich Brüche hatte. Die Ärztin meinte mit einem starken spanischen Akzent, dass ich sehr stark dehydriert sei. Auch Nährstoffe würden mir fehlen. Ich ließ sie einfach reden. Ich hatte davon keinen blassen Schimmer. Sie verbanden meine Handgelenke und gaben mir ein Beruhigungsmittel. Dieses machte mich genau dieses auch sehr müde. Denn nun, wo mein Körper keine Schmerzen mehr verspürte, sehnte sich dieser nach erholsamen Schlaf, waren die letzten Nächte schließlich alles andere als erholsam gewesen. Ein Pfleger begleitete mich auf ein Zimmer und woher ich meine letzten Kräfte mobilisierte, war mir schleierhaft. Ich durfte mich endlich umziehen und es tat gut in die frischen und sauberen Klamotten zu steigen, aber was noch besser war, ich durfte tatsächlich endlich duschen. Es dauerte lange, bis ich fertig war, doch ich fühlte mich so viel besser! Müde ging ich zum Waschbecken und blickte in den Spiegel. Dunkle Augenringe waren zu sehen und der Vollbart, den ich nun hatte, gefiel mir nicht. Doch hier war kein Rasierer und so musste ich das auf morgen verschieben. Die blauen Flecken sahen schrecklich aus, doch was mir einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte, war ein roter Strich an meinem Hals! Dort, wo der krankte Typ mich fast erdrosselt hätte. Vorsichtig strich ich darüber und zuckte zusammen, war die Haut doch äußerst gereizt an dieser Stelle. Als ich dann endlich in einem Bett lag, stöhnte ich leise, aber zufrieden auf. Nach unbequemen Nächten auf einer harten Pritsche, war dieses Krankenbett so bequem, dass ich mich gleich wohl fühlte. „Kommt Jack… ich meine Snake auch hier hin“, fragte ich den Krankenpfleger, als er mir erneut einen Tropf anlegte und kurz betrachtete er mich. „Ja… ich glaube schon. Soweit ich gehört habe, müssen die nur die Kugel aus seinem Bein operativ entfernen lassen. Kein wilder Eingriff“, meinte er und lächelte mich aufmunternd an, eher er den Raum verließ. Ich blickte auf die leere Stelle neben meinem Bett und wünschte mir fast, sie wären mit Jack schon fertig und er würde neben mir liegen! Ich sollte mich ausruhen, meinte der Pfleger noch, eher er die Tür zuzog. Ich schaffte es nicht, wachzubleiben bis er kam. Zu angenehm waren die Stille und die Dunkelheit um mich herum. Unbarmherzig zog der Schlaf mich in seine Tiefe und ließ mir kein Entkommen, nun wo meine Schmerzen mich quälten. Ich erwachte am nächsten Morgen. Dass jemand Frühstück vorbeigebracht hatte, hatte ich gar nicht bemerkt. Mit müden Augen betrachtete ich das Tablett neben dem Bett. Doch nachdem mein Geist endlich wacher war, kamen die Erinnerungen hoch. Die ganzen Toten, alles was geschehen war. Ich strich mir über die Augen und mein Herz begann vor Freude aufgeregt zu schlagen, als ich Jack neben mir im Bett liegen und schlafen sah! Auch er hatte einen Tropf an seiner Seite und auch er hatte sich noch nicht rasiert, aber es ging ihm gut! Hoffte ich zumindest. Gleichmäßig hob und senkte sich seine Brust und er schien tief und fest zu schlafen. Fast schon zufrieden ließ ich mich in die Kissen fallen und betrachtete Jack glücklich. Gerade, hätte ich ihm den ganzen Tag zuschauen können. Im Schlaf wirkte er so wenig belastet. Seine Hände zitterten nicht, alles was ihn belastete, schien weit weg. Ich aß das Frühstück und war fast enttäuscht, dass es zu wenig war. Jack schien gar nicht wach werden zu wollen. Als ein Pfleger kam und ich fragte, ob ich aufstehen dürfte meinte er: „Du kannst heute schon hier runter…“ Ich nickte leicht, doch fast schon besorgt blickte ich hinüber zu Jacks Bett, denn immer noch rührte er sich nicht. „Keine Sorge“, meinte der Pfleger vor mir, „beim Boss ist auch alles gut gelaufen. Der muss sich sicherlich nur richtig ausschlafen…“ Ich nickte leicht und fragte, ob Ozelot auch hier sei. Er sah gestern nicht gut aus. Ich musste endlich in Ruhe mit ihm sprechen! Es war mehr wie nötig, gab es doch so viele Sachen, die ich ihn fragten musste! Man sagte mir die Zimmernummer und ich dankte dem Pfleger. Noch bevor er den Raum verließ strich ich mir über mein Kinn und erinnerte mich daran, nach einem Rasierer zu fragen. Ich musste diesen ungepflegten Bart endlich loswerden. Tatsächlich bekam ich einen Einwegrasierer. Womit ich viel länger brauchte, als mit meinem eigenen. Immer wieder war ich erstaunt, dass Jack nicht wach zu werden schien. Gerade als ich das Zimmer verlassen wollte, strich ich ihm noch einmal zärtlich durch die dunklen Haare. Er lebte und es ging ihm gut… Gott sei Dank! Leise verließ ich das Zimmer und suchte nach der Zimmernummer Adams. Ich klopfte, bevor ich hineinging. Adam war wach und blickte mich mit wachsamen blauen Augen an, als ich hineintrat. Er grinste mich freudig an und meinte gleich, dass ich mir einen Stuhl nehmen sollte. Ich tat, wie er sagte, und betrachtete ihn. Er erzählte, dass eine Vene gestreift wurde und er deswegen so viel Blut verloren habe. Ansonsten ginge es ihm ziemlich gut! Ich nickte leicht und verhalten. Fast schon etwas unsicher betrachtete ich den Mann. Wie gut Adam im Lesen und Deuten war, war mehr wie erstaunlich! Er seufzte schwer und begann nach einigen Augenblicken zu sprechen: „Du kannst mir vertrauen, Jazz. Jasper, ich würde euch niemals verraten. Jack genießt meine absolute Loyalität, auf diese könnt ihr Beide euch immer verlassen. Als ich mitbekam, dass White Shark der Spion war und euch gefunden hat, hab ich meine Tarnung aufgegeben… Ich arbeite seit ich Jack kenne schon immer als Doppelagent. Ich sollte David ausspionieren und dieser wollte, dass ich Jack für ihn ausspionierte. Ein ziemliches Durcheinander, aber Jack wusste immer, dass ich für David gearbeitet habe. Wir haben gezielt einzelne Informationen an ihn weitergegeben. So läuft das Geschäft…“ Ich nickte wage und trotzdem war mein Blick weiterhin skeptisch. „Wusste Jack das? Also wusste er, dass du kommen würdest, als wir gefangen genommen wurden?“, fragte ich und setzte mich gerader hin. Verneinend schüttelte Adam den Kopf. „Nein, aber er weiß, dass er sich auf mich verlassen kann. Wir vertrauen einander. Ab dem Zeitpunkt, wo er mich sah, wusste er, dass es einen Plan geben wird euch da herauszuholen“, erklärte er weiter ruhig und besonnen. Vertraute Jack Ozelot wirklich so sehr? War das ganze Entsetzen auf seinem Gesicht nur gespielt gewesen? Vermutlich, sonst hätte Jack mich schließlich nicht mit ihm allein gelassen. Ich glaubte langsam zu verstehen und nickte leicht. Erneut verließ ein Seufzer meine Lippe und ich fragte: „Also war das mit Susanne gelogen? Oder wie?“ Ich bemerkte das Stocken in dem Russen und nun war er es, der seufzte. Erst nach einigen stummen Augenblicken, sprach er: „Nein. Susanne war meine Mutter. Das weiß Jack. Das weiß er seit Jahren. Er sollte es nur keinem sagen… Weißt du… du hast keine Ahnung, wie gut und wie bekannt sie unter Agenten war. Ihr Erbe ist… eine schwere Bürde. Aber was gelogen war, war das ich Jack dafür die Schuld gab. David hatte die Fäden in der Hand… Und außerdem: ich kannte sie nicht! Als ich sie kennen lernte, wusste ich nicht, dass sie meine Mutter war. Ich erfuhr es erst nach ihrem Tod.“ Ich nickte leicht und ließ ihn reden. Als ich hörte, dass Jack wieder einmal ein Geheimnis so lange in sich getragen hatte und es eigentlich immer noch tat, war ich fast schon beeindruckt. „Das ist beeindruckend, dass du so differenzieren kannst, also ich meine…. Jack hat abgedrückt, aber halt auf Befehl und naja…“, meinte ich leise und trank einen Schluck Wasser. Unwissend schien Adam mit den Schultern zu zucken. „Vielleicht würde ich das anders sehen, wenn ich sie gekannt hätte. Ich habe viel mit Jack darüber geredet…“ Ich wollte gerade nachfragen, doch dann verschloss ich meine Lippen. Es ging mich nichts an! Und ich wollte nicht taktlos nachfragen. Nur mit großer Mühe konnte ich meine Neugierde zurückhalten! Ich nickte leicht und erneut herrschte kurz Stille. „Ich hoffe Jasper, dass du mir bald wieder vertrauen kannst. Ich habe immer versucht, auf dich aufzupassen. So gut es ging, ohne meine Tarnung auffliegen zu lassen… Die Schmerztablette und der Zettel waren von mir… und ja… als ich den Befehl bekam, dich zu verhören, haben die den Einsatz extra vorgezogen… Glaub mir, ich bin immer an deiner Seite gewesen… Ich bin halt nur öfter im Hintergrund unterwegs…“ Ich nickte leicht und grinste etwas, während ich leise und kopfschüttelnd meinte: „Mit siebzehn war ich vollkommen davon überzeugt, dass von dir keine wirkliche Gefahr ausgeht.“ Adam lachte und seine Augen blitzten kurz auf. Er sagte nichts dazu und das brauchte er auch nicht. Er hatte bewiesen, wie gefährlich er sein konnte. Egal wie nett und freundlich er auch wirkte. Adam streckte sich und ließ den Blick durch das Zimmer wandern. „Weißt du, jetzt wo ich weiß, wer Emilys Mutter ist, solltest du Angst um mich haben. Ich hab vor drei Tagen die Warnung bekommen, dass, sollte sie wegen mir weinen, ich sofort vom Erdboden verschwinden würde. Und Passerie ist… na ja… Vermutlich ein sehr spezielles Schwiegermonster“, lachte er und strich sich über den Schnauzbart. Ich grinste leicht und schüttelte den Kopf. Was aus diesen beiden nur werden sollte. Nachfragen tat ich grade nicht. Ich verabschiedete mich von Adam und als ich auf den Flur trat, lief ich fast in Jennys Arme. Auch sie sah müde und erschöpft aus. Ihre braunen Haare hatte sie wohl nur eilig zusammen gebunden. Sie keuchte erschrocken auf, als ich so plötzlich vor ihr stand. Sie blinzelte einige Male und ihr Blick glitt an mir hinunter. Ich sah, wie ihre Augen sich weiteten, als sie meinen Hals sah und ich bemerkte, dass sie den Tränen nahe war. „Oh Gott, Jazzy“, murmelte sie und nahm mich gleich in den Arm. Sie ließ mich gar nicht mehr los und ich drückte sie. Ich war so froh, dass es ihr gut ging! Sie streichelte mir über den Rücken, etwas was sie sonst gar nicht mehr gemacht hatte. Sie habe sich so große Sorgen um mich gemacht, sagte sie immer und immer wieder. Es war komisch und es tat mir fast schon leid, auch wenn ich eigentlich nichts dafür konnte, was geschehen war. Als wir uns voneinander lösten, sah ich die Tränen in ihren Augen schimmern. Ich strich sie ihr weg und sagte: „Mach dir keine Sorgen, Jenny, mir geht es gut… wirklich. Was ist mit dir?“ Ich beobachtete, wie sie durchatmete und erneut strich sie führsorglich über meine Wange. „Alles gut“, sagte sie und mit belegter Stimme sprach sie: „Ich hatte noch nie so Angst um dich. Das will ich nie wieder haben, Jazzy. Das ist schrecklich. Du bist doch mein kleiner Bruder…“ Ich bemerkte einen Raum, dessen Tür offen war, und ging dort hinein. Es war ein leeres Krankenzimmer. Sie wollte wissen, was geschehen war und ehrlich berichtete ich ihr davon. Dass Jack aufgespürt wurde und dieser Mann so an ihn heranwollte. Ich erzählte nicht im Detail, was geschehen war, das Oberflächliche sollte ausreichen, für diesen Moment. So sehr ich Jenny vermisst hatte, ich wollte wieder zu Jack! Doch ich musste sie fragen: „Ist bei euch irgendwas passiert? Wie geht es Luna?“ Jenny schniefte leicht und meinte: „Uns geht es gut… Wir wurden nur von einem Auto verfolgt… Und mit Luna ist alles gut… Du solltest sehen, wie sie hier die Soldaten um den Finger wickelt…“ Ich lachte leise und drückte meiner Schwester einen Kuss auf die Stirn. „Gut, dass sie das nicht verstanden hat“, murmelte ich leise und ging langsam wieder hinaus in den Flur, „ich will nach Jack sehen…“ Sie nickte leicht und meinte: „Okay… ich such mal meine Tochter… Wenn es Jack besser geht, muss ich auch mal mit ihm sprechen…. Und ihm danken.“ Ich nickte leicht und grinste ein wenig. Wir verließen den Raum und ich sah ihr nach, wie sie ging. Doch schnell glitten meine Augen zu der Tür, hinter der Jack lag, und ich trat leise hindurch. Wollte ich ihn doch nicht wecken, wenn er noch schlief. Doch er war wach! Mein Herz machte einen Hüpfer vor Freude, als sich unsere Blickte begegneten. Wortlos rückte Jack in dem schmalen Bett beiseite. Ich legte mich zu ihm und griff sofort nach seiner Hand. Wir schwiegen. Sein Geruch, seine Nähe ließen mich immer mehr zur Ruhe kommen. Ich bemerkte, dass Jacks Hand wieder leicht zitterte. Ich drückte sie feste und rückte naher an ihn heran. Ich war mehr wie überrascht, als es erneut Jack war, der die Stille durchbrach. „Du hast dich rasiert…“, sagte er leise und strich mit seiner Hand über meine Wange. Ich nickte leicht. „… schade“, sagte Jack weiter, „ich mochte den Bart.“ Ich grinste leicht und schüttelte den Kopf. „Ne… Der war nicht schön“, nuschelte ich und konnte nicht anders, als ein wenig zu grinsen. „Jenny hat sich Sorgen gemacht… Ich glaub, die will uns beide morgen sehen… Oder so“, nuschelte ich und auch ich strich Jack durch seinen dichten Bart. Auch er musste sich den Bart dringend etwas stutzen. Fast schon genießerisch schloss er die Augen und drückte sein Gesicht in meine Hand. Ich streichelte ihn noch einen Augenblick, bis ich merkte, dass er erneut eingeschlafen war. Er musste wirklich erschöpft sein. Ich blieb eine Weile, bis ich nicht mehr genau wusste, wohin Also verließ ich die Krankenstation und oben auf den Platz hörte ich ein lautes und kräftiges Bellen über die Plattform hallen. Nach links blickend sah ich Didi! Groß, grau und zottelig sprang und rannte er schwanzwedelnd auf mich zu. Ein strahlen glitt über mein Gesicht, als er mich freudig ansprang und mir wie wild durch das Gesicht leckte. Ich lachte und ging gleich in die Knie und wuschelte das Fell des Tieres. Wie sehr ich ihn vermisst hatte, auch wenn ich nicht oft an ihn gedacht hatte! „Oh mein Süßer“, sagte ich und drückte das fiepende Tier an mich. Sein Schwanz wedelte aufgeregt und immer und immer wieder sprang er hoch und hüpfte vor Freude um mich herum, ließ sich streicheln und kraulen, bis er wieder herumsprang. „Oh Didi, aus“, rief ich irgendwann vollkommen verzweifelt und nur wiederwillig ließ der Hund von mir ab. Es war Millers Stimme, welche mich in die Realität brachte: „Gut, dass ich dich treffe. Ich bring dich in das Quartier vom Boss…“, sprach er mich an, ohne mich zu begrüßen, oder gar zu fragen, wie es mir ging. Doch gerade war es mir vollkommen egal! Zu sehr freute mich zu spüren, wie sehr der Hund mich vermisst hatte. Kaz und ich sprachen nicht miteinander, ich glaubte auch, dass alles gesagt wurde. Wir schienen stillschweigend übereingekommen zu sein, dass wir nicht weiter über unsere Beziehung sprachen. Ich war so erleichtert, als ich mit Didi endlich alleine war. Und in dieser Nacht holte ich den Hund tatsächlich in mein Bett, auch wenn ich das gegenüber Jack niemals zugeben würde! Früh war ich am nächsten Tag wieder bei Jack und den Hund nahm ich einfach mit. Er war bereits wach, als ich zu ihm kam, und das Leuchten in seinen Augen, als er den Hund erblickte, bestätigte mich darin, dass es die richtige Entscheidung war. Es schien, als spürte der Hund, dass er mit Jack vorsichtiger sein musste, denn so wild, wie er sich bei mir gefreut hatte, war er bei Jack nicht. Er jaulte, sprang auf Jacks Bett und legte sich auf seinen Schoß, was bei der Größe des Tieres nicht so recht funktionieren wollte. Den großen Kopf drückte er an Jack und leckte ihm immer wieder durch sein Gesicht. Auch Jack hatte seinen pelzigen Freund vermisst. Er drückte Didi liebevoll an sich und murmelte immer wieder leise: „Ist ja gut..“, während er den Hund streichelte. Tatsächlich machte dieses Mal ich Bilder mit dem Handy. Es war ein wundervolles Gefühl, wieder zu dritt zu sein! Wir sprachen über Belangloses und erst das zarte Klopfen an der Tür, ließ uns verstummen. Jenny kam hinein und auf den Arm hatte sie Luna, hinter ihnen stand Clay. „Hey, mir war klar, dass ich dich hier finde“, sagte Jenny und ließ Luna auf den Boden ab. Fröhlich lief sie wackelig auf ihren Beinen zu mir und quietschte fröhlich: „Jas da.“ Ich grinste leicht und als sie bei mir war, nahm ich sie gleich auf den Arm und knuddelte meine kleine Nichte. Neugierig richtete sich Didi im Krankenbett auf, schnüffelte an dem Kind und wedelte freundlich mit der wuschigen Rute. Luna drückte sich an mich und ich fragte ihre Eltern, weswegen sie hier waren, doch eigentlich war es mir gleich. Meine Familie war hier und das war gut so! Ich bemerkte, wie Jack unruhig wurde, und als Jenny mit langen Schritten bei ihm war und ihn umarmte, sah er aus, als würde er die Welt nicht mehr verstehen. „Danke“, sagte sie und ließ ihn nicht los, „danke, dass du meine Familie gerettet hast. Danke, was du alles gemacht hast! Es tut mir so leid, wenn ich irgendwann unfreundlich zu dir war! Wirklich!“ Perplex und unsicher sah Jack in meine Richtung, doch freundlich lächelnd zuckte ich nur mit den Schultern. Ich wusste, dass solche Konversationen ihm nicht gut gelangen. Unsicher klopfte er ihr auf die Schulter, bevor er meine Schwester freundlich von sich wegdrückte. „Du gehörst zu Jaspers Familie, da kann ich euch nicht… im Stich lassen. Außerdem kann die ja noch nichts“, sagte er und nickte zu dem Kleinkind, welches brabbelnd versuchte mir irgendetwas zu erzählen. „Sei nicht albern“, sagte Jenny und setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett, „Du gehörst auch zu unserer Familie! Du bist Jaspers Freund, sein Partner… Natürlich gehörst du dazu.“ Ich bemerkte das Stocken, welches durch Jacks Körper ging. Kurz weitete sich sein Auge und er schüttelte verneinend den Kopf. „Nein…. Wir sind nicht verheiratet“, meinte er ausweichend, doch erneut bestand meine Schwester darauf, dass er zur Familie gehörte. Doch wie sie heiraten sagte, erinnerte ich mich, wie wir kurz vor unserer Gefangenschaft über Las Vegas gesprochen hatten und kurz glitt ein Grinsen auf mein Gesicht. Doch Luna lenkte mich ab, als sie mit ihren Händen durch mein Gesicht strich. Es wurde darüber gesprochen, wie es uns ging. Wie lange Jack an Krücken gehen musste und sonst eigentlich eher belanglosen Kram. Doch es war wundervoll zu sehen, dass sie ihn in unseren Kreis der Familie aufnahmen. Auch wenn es für Jack wohl ein seltsames, vielleicht auch befremdliches Gefühl ist. Sie blieben nicht lange. Und es war Clay, welcher mich überraschte, als er Lunas Händchen nahm und sagte: „Sag mal Tschüss zu Onkel Jazz und Onkel Jack.“ Erneut starte Jack perplex und schien unwissend zu der Familie zu schauen. Als die Tür sich hinter der kleinen Familie schloss, legte sich Schweigen über uns. Umso erstaunter war ich, dass es Jack war, der das Schweig durchbrach. Didi lag immer noch auf seinem Schoß und forderte seine Liebe ein. Ein letztes Mal drückte er Didi, bevor er ihn runter von Bett schubste. „Weißt du, Jazz“, nuschelte Jack mit leiser und ziemlich brüchiger Stimme, „seit ich wusste, was David getan hatte, wollte ich nur noch seinen Tod. Du weißt gar nicht, wie sehr ich diesen Menschen hasse, wie sehr… Ich verabscheue ihn wirklich…“ Er sah mir nicht in die Augen, eine so untypische Haltung von Jack, schaffte er es doch sonst ganz locker, den Blickkontakt zu halten. Starr sah er auf ein Bild, welches gegenüber vom Bett hing. Ich wusste nichts darauf zu erwidern. Ich hatte nicht das Gefühl, dass etwas Sinnvolles meine Lippen verlassen würde. Doch es schien, als wolle Jack, dass ich schwieg, denn erneut war es seine Stimme, die die Stille durchbrach. „Susanne… war wie eine Mutter für mich. Ich weiß, ich habe gesagt, dass ich verliebt in sie war. Sie war auch so vieles für mich. Sie war die einzige Art von Familie, die ich hatte… Die einzige Familie, die ich kannte. … Wie würdest du dich fühlen, wenn du deine Mutter erschießen müsstest?“ Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, was ich sagen sollte, also ließ ich ihn einfach weiter sprechen. Ich zuckte unschlüssig mit der Schulter und nahm vorsichtig seine raue Hand in die meine. Ich spürte das Zittern, welches von seiner Hand ausging und als ich ihn anblickte, glitzerten Tränen in Jacks Auge. Doch noch immer sah er stur auf das Bild an der Wand. „Als ich damals nach Texas zog, wollte ich nur David etwas beweisen. Dass ich nicht sein Spielball war und ich wollte ihn kalt machen...“ Er schwieg und die plötzliche Stille verwirrte mich. Unsicher drückte ich seine Hand und fragte vorsichtig: „Und was wolltest du dann machen?“ Jack blickte mir in die Augen und ich war immer wieder erschrocken, als ich sah, wie gebrochen dieser Mann eigentlich war. Äußerlich war er mehr wie gezeichnet, doch auch innerlich waren seine Wunden für mich mehr wie deutlich zu erkennen. Und nun stahlen sich die Tränen aus dem Auge des Mannes, während er mich betrachtete. Ich strich sie ihm weg und er legte sein Gesicht so vertraut in meine Hand. „Ich weiß nicht, Jazz. Ich wollte nicht mehr diesen Schmerz spüren, diese so unerträgliche Leere. Ich wollte wieder bei meiner Familie sein, da wo ich das Gefühl hatte, hin zu gehören.“ Nun war ich derjenige, der zitterte, und meine Augen weiteten sich, als ich seinen Worten lauschte. Ich wolle etwas sagen, doch meine Kehle fühlte sich an, als würde ein Schraubstock diese zuschnüren. Nie wurde ich so direkt damit konfrontiert, dass er sich das Leben hatte nehmen wollen! Umso erstaunter war ich, als es Jack war, der das Wort ergriff „Ich will das nicht mehr, Jazz. …damals dachte ich, dass ich mich immer daran erinnern müsste, dass ich es nicht anders verdient habe, als ewig damit zu leben, und plötzlich kamst du einfach vorbei. Mit deinen so… kleinen Problemen, mit deiner so lockeren, fröhlichen Art…“ Er schwieg kurz. Es schien, als habe er gerade den Mut verloren weiter zu sprechen. Ich nahm seine Hand und drückte meine Lippen auf seine zitternden Hände. „Ich bin froh, dass ich rübergekommen bin“, nuschelte ich leise und schenkte ihm ein liebevolles Lächeln. Ein trauriges Lächeln stahl sich auf Jacks Gesicht. Schwer durchatmend schien er sich zu sammeln und leise nuschelte er: „Ich werde das hier nur einmal sagen, Jazz, weil´s mir selbst zu kitschig ist…“ Überrascht riss ich meine Augen auf, denn tatsächlich war Romantik sowohl für Jack als auch für mich oft ein Fremdwort. „Ich wollte mich nicht in dich verlieben und das nicht nur, weil ich dich nicht in Gefahr bringen wollte… Ich hatte es mir verboten weiter zu leben, als eine Art Strafe für meinen Fehler. Es sollte nie mehr werden als etwas Spaß mit dir. Nicht, wenn ich sie doch so sehr im Stich gelassen hatte. Und dann warst du plötzlich nachts vor meiner Haustür und hast geklopft, weil du irgendwie wusstest, dass ich einsam war… Selten haben mir so sehr die Worte gefehlt, wie damals…“ Ich erinnerte mich. Ich hatte häufiger hinaus geschaut und bemerkt, dass bis spät abends immer noch der Fernseher lief. Oft hatte ich angenommen, Jack sei sehr einsam und wie er gerade vor mir saß und mich fast schon unsicher musterte, wusste ich, dass ich Recht hatte. Doch nie, hätte ich erwartet, dass dies der Moment war, als die Gefühle für mich erwachten. „Sonst hatte nie jemand wirklich gesehen, wann es mir nicht gut ging. Und du hast mich einfach durchschaut. All das Training, all… der ganze Scheiß, den ich gelernt hatte… Du konntest einfach dahinter schauen und du bist sogar geblieben…“, nuschelte Jack und tatsächlich kratze er sich fast schon unsicher am Hinterkopf. „Jack…“, sagte ich leise und merkte selbst, wie belegt meine Stimme war, „ich… ich möchte einfach nur zusammen mit dir glücklich leben… Du warst mir immer wichtig und vielleicht war es einfach für mich, weil ich eben dich kennen gelernt habe und nicht den Soldaten…“ Jack nickte leicht und seine kräftigen Arme legten sich langsam um mich und zogen mich zu sich. Feste war seine Umarmung. „Bis zu dir habe ich ganz vergessen, dass es Jack noch gibt. Bis da war ich immer nur Snake“, nuschelte er leise. Und erneut spürte ich dieses starke, nicht zu kontrollierende Zittern. Er hatte sich also in dem ganzen Krieg verloren. Auch ich drückte ihn feste an mich. „Weißt du, warum der kleine Junge mich nicht los lässt? Weil er mich so sehr an mich erinnert hatte. Alleine und Krieg war sein ganzes Leben…. Wenn ich es geschafft hätte, ihn da heraus zu holen, hätte ich ihm vielleicht…ein anderes Leben zeigen können“, nuschelte er und erneut liefen Tränen seine Wange hinunter. Ich wischte sie ihm behutsam weg. Wie ehrlich Jack gerade war, ließ mich wahrlich sprachlos werden. Doch taten mir seine Worte so sehr weh, wollte ich ihn doch nie leiden sehen! „Ich bin gerne Jack“, nuschelte er und sah mir endlich wieder in die Augen, „aber Snake ist immer da… Immer präsent….“ „Hör auf mit dem hier, Jack“, nuschelte ich in sein Ohr und sagte es tatsächlich ohne wirklich darüber nachzudenken, „bitte… Ja, vielleicht bist du ein Top-Soldat, aber du bist doch nicht aus Stein… das alles hier wird doch einfach zu viel…. Warte nicht, bis dein Kartenhaus einbricht, zieh vorher die Leine! Und wenn es nur für ein paar Jahre ist! Aber… ich glaube einfach, du brauchst Abstand…. Ich will auch nicht immer Angst haben…“ Fester wurde seine Umarmung und ich bekam nur schlecht Luft. Ich wusste, dass die Arbeit eigentlich sein Leben war, umso erstaunter waren für mich seine Worte. „Wenn du es verlangst, dann mache ich es“, raunte er und das Erstaunen durchflutete meinen Körper, „Du bist mir wichtiger.“ Er hatte mir zwar einmal gesagt, er würde für mich aufhören, aber ich hatte nicht geglaubt, dass er wirklich alles zurück ließ. „Du bist mir einfach wichtiger wie all das hier… In dir habe ich einfach…“, sagte Jack leise. Doch während er sprach, brach er den Satz ab, und es passte so sehr zu ihm. Diese emotionalen Sachen waren weder seins noch meins. Egal wie der Satz geendet hätte, es wäre alles wahrlich toll geworden. Wir lehnten uns aneinander und sanft streichelte Jack meine Seite. Es schien, als sei alles gesagt worden. „Ich muss noch einmal nach Arlington“, sagte Jack auf einmal in die Stille hinein. Ich fragte nach dem Wieso, und war erstaunt, dass ich tatsächlich eine Antwort von ihm bekam. „Ich muss mich verabschieden… Ich glaube das kann ich jetzt endlich…“ Kapitel 45: Der Start von etwas Neuem ------------------------------------- Ich zog mir die schwarze lederne Jacke über und band mir gerade die Schuhe zu. Didi saß fröhlich schwanzwedelnd neben mir und betrachtete mich aus treuem Auge. Ich streichelte den großen Kopf des Tieres und seine lange Zunge leckte mir über die Hand. „Ich kann dich gleich nicht mitnehmen“, raunte ich mit tiefer Stimme meinem treuen Freund entgegen, doch dieser legte nur den Kopf zur Seite und betrachtete mich weiter mit vertrautem Blick. Ich hörte die Türklinke und trat einen Schritt zur Seite. Das Hotelzimmer, in welchem wir gerade untergekommen waren, war eng. Es war zwar ein modernes, aber nicht großes Zimmer. Im engen Flur waren Wandschränke und der restliche Raum bestand eigentlich nur aus dem großen Bett. Die Bettdecken und Kissen zeugten von der Lust der letzten Nacht und ein schräges süffisantes Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Mit kräftigen Händen schob mich Jazz zur Seite, doch ich ließ ihn nicht einfach vorbei gehen. Ich drückte ihn an die Wand und presste meine Lippen auf die Seinen. Ich spürte seine Überraschung und erst nach wenigen Augenblicken erwiderte er den Kuss. Doch ich brauchte ihn gerade. Ich muss Kraft tanken für das, was ich gleich tat. Ich lehnte meinen Kopf an ihn, seufzte schwer auf und schloss mein Auge. „Bist du sicher, dass ich nicht mitkommen soll“, wehte Jaspers freundliche, tiefe Stimme zu mir hinüber. Es tat gut sie zu hören. Doch ich schüttelte leicht den Kopf und sah ihm in seine warmen, braunen Augen. „Nein.… Dass muss ich alleine machen… Du wolltest die Anzüge holen… und nimm den Hund mit.“ Zögerlich nickte Jazz und die Besorgnis spiegelte sich in seinem Gesicht wider. Es war so schön und immer noch so komisch zu wissen, dass es jemanden gab, der sich Sorgen machte. Wenn man es nie gewohnt war dauerte es erstaunlich lange, bis man das Wissen verinnerlicht hatte. „Okay“, sagte Jasper leise und erneut strich seine Hand über meinen kratzigen Bart, „aber wenn was ist ruf an, okay?“ Ich nickte leicht. Ich verließ das Hotelzimmer und atmete schwer durch, nachdem ich die Tür hinter mir zugezogen hatte. Ich strich mir durch die Haare und kramte in meiner Jackentasche nach einer Zigarre. Ich brauchte jetzt eine zur Beruhigung. Warum auch immer hatte ich vor diesem Gang, den ich nun tat, Angst. Nein, wenn ich darüber nachdachte wusste ich genau, warum es mir so schwer fiel. Ich würde heute ein Kapitel abschließen, was bisher fast mein ganzes Leben bestimmt hatte. Mein altes Leben endete heute und machte Platz für ein neues, zusammen mit Jazz. Mit schweren Schritten ging ich durch die Straßen der Stadt. Es war Spätsommer geworden, eigentlich hatten wir fast schon Herbst. Die Bäume begannen sich bunt zu färben und in der Luft lag die Wärme des endenden Sommers. Ich hasste und liebte diese Stadt. Arlington. Hier hatte ich mit Susanne gelebt, hier begann damals mein Leben für die Army. Ich beachtete die Menschen nicht, doch natürlich merkte ich ihre Blicke, wie so oft. Wenn ich ehrlich war gewöhnte man sich langsam daran. Irgendwie war es in den letzten Jahren zur Normalität geworden. Ich wusste auch, dass es sich nicht ändern würde. Mit diesen Blicken musste ich eben leben. Der Flug hier her war anstrengend gewesen. Nicht, weil es Komplikationen gab, sondern mental. Es war zwölf Wochen her seit Davids Tod und ich hatte immer noch daran zu knabbern. Eigentlich dachte ich, dass ich erleichtert wäre, wenn es endlich vorbei war, doch ab und zu war es einfach schwerer als ich wollte. Ich war dankbar, dass ich nicht alleine war. Jazz gab mir so viel mehr Kraft wie ich dachte. Das Wissen, dass er hier war, gab mir ein Gefühl der Sicherheit, von der ich noch nie etwas gespürt hatte. Ich sagte es ihm nicht, denn ich war mir sicher er wusste es. Ich war einfach nie gut darin meine Gefühle in Worte zu fassen. Er hätte es verdient viel öfter zu hören wie viel er mir bedeutet, doch so sehr ich es auch versuchte, die richtigen Worte kamen mir einfach nicht über die Lippen. Ich ging durch die vertrauten Straßen zu den Orten, welche ich so ungerne betrat. Die Schilder, welche den Touristen den Weg wiesen, leiteten meine Schritte. Ich hasste diesen gigantischen Friedhof! Mit jedem Schritt, den ich dorthin ging spürte ich, wie schwer es wurde aufrecht zu gehen. Dieser Ort war für mich wie meine persönliche Hölle. Ich konnte den schlechten Gedanken nicht ausweichen. Hier fühlte ich mich absolut schutzlos. Immer, wenn ich diesen Ort betrat, hatte ich das Gefühl, als sehe jeder meine Schwäche. Mit Jazz an meiner Seite wäre es sicher leichter gewesen, doch er hatte mit all dem nichts zu tun. Dies war mein Gang, mein letztes Geleit, wenn man es so nennen wollte. Die letzten Wochen waren komisch gewesen. Der neue Alltag war für mich seltsam. Es war fast erstaunlich, wie schnell die letzten Wochen herumgegangen waren. Tatsächlich hatte ich mich weitest gehend aus der Arbeit herausgezogen. Ich versuchte das Versprechen, welches ich Jazz gegeben hatte, einzuhalten. Doch noch immer war ich regelmäßig auf meiner Basis. Ich war immer noch der Chef. Ich konnte nicht von heute auf morgen alles stehen und liegen lassen. Es gab genug ungefährliche Aufgaben zu erledigen. Informationsbeschaffung, Datenauswertung, Papierkram eben. Ich hasste Papierkram, doch erstmal wollte ich es machen. Ich machte Kaz beinahe arbeitslos, was ihm gar nicht in den Kram passte. Doch so lange ich dort Chef war, würde ich nicht ewig nur Papierkram machen können. Mein Bein war noch nicht ganz verheilt, ganz zu schweigen von meinen Händen. Immer noch zitterten sie. Es war nicht mehr so stark wie kurz nach meinem letzten Einsatz, doch ich wurde es nicht mehr los. Der morgendliche Kaffee wackelte in meiner Tasse und meine Handschrift konnten wohl nur noch Historiker entziffern. Ein Psychologe hätte mir sicher sagen können woran es lag, doch ich weigerte mich einen aufzusuchen. Selbst wenn ich also wollte, hätte ich nicht in Einsätze gehen können. Außerdem hatte ich Jazz versprochen seine Bitte zu akzeptieren. Doch langsam merkte ich auch, dass der Abstand gut tat. Nur damals, als Jazz noch jünger war, war ich so lange ohne Krieg ausgekommen. Ausgekommen… konnte man es wirklich so nennen? Doch mir fiel in meinen Gedanken kein passenderer Ausdruck ein. Diese Abstinenz tat mir gut. Ich liebte es, jeden Tag mit meinem Geliebten aufzuwachen. Ich liebte es, dass wir normale Dinge taten. Einkaufen, Wäsche, Streiten…Ich liebte es, dass er die schlechten Träume von mir fern hielt. Ich liebte es einfach ihn bei mir zu haben! Der Alltag mit ihm war so unglaublich friedlich. Wenn er wüsste, dass er der Kleber für mein Kartenhaus war, denn ohne ihn wäre es schon vor Jahren zusammengebrochen. Ich blieb vor dem Eingang des Friedhofes stehe. An einem Blumenladen um die Ecke habe ich ihre Lieblingsblumen geholt. Doch eigentlich waren es nicht ihre Lieblingsblumen. Es waren die Blumen, auf dessen Feld sie gestorben war. Noch nie kam ich ohne sie her. Und dieses Mal ließ ich auch gelbe Nelken in den Strauß einflechten, ihre eigentlichen Lieblingsblumen. Ich musste es heute tun. Ich war bereit dazu mich meinen Dämonen zu stellen. Nach all den Jahren, in denen ich mich schuldig fühlte und selbst strafte, wollte ich Leben und endlich zulassen, dass ich glücklich sein konnte, doch sie hatte es verdient, dass ich mich von ihr verabschiedete. Ohne sie wäre ich einfach nicht der Mann, der ich heute war. Schweigend und mit gesenktem Haupt betrat ich den Friedhof. Ich hatte die weiße Tafel, welche zur Begrüßung dort stand, so häufig gesehen. Damals, nach dem sie gestorben war, war ich so häufig dort gewesen, dass ich das Zählen aufgab! Es hatte sich nichts verändert. Vereinzelte Bäume standen auf der Wiese und dahinter waren Reih um Reih weiße, marmorne Grabsteine zu erkennen. Mein Auge erfasste kein Ende. Alle waren sie gleich groß und in perfekter Symmetrie angebracht. Der Rasen war wie immer perfekt gepflegt und als ich über die Wege ging, ließ ich meinen Blick schweifen. In der Ferne erkannte ich ein Kamerateam. Für viele Serien und Filme wurde auf diesem so bekannten Friedhof gedreht. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Ich betrachtete die Grabsteine meiner Kameraden. Auch wenn ich nicht mehr für Amerika gekämpft hatte, waren sie doch trotzdem meine Kameraden. Wie häufig ich hier war um einigen ihre letzte Ehre zu erweisen, wusste ich nicht mehr. Jedoch konnte ich mich nur an eine einzige Beerdigung sehr genau erinnern. Immer, wenn mir diese in den Sinn kam, erwachte ich nachts schweißgebadet. Doch auch diese Träume waren dank Jazz weg. An einigen Grabsteinen waren Erinnerungsstücke ihrer Liebsten hinterlassen worden. An einem lag ein Foto, an dem anderen war eine kleine amerikanische Flagge in den Boden gesteckt worden. Wäre ich gefallen, wäre ich auch hier gelandet. Doch für mich hätte früher nie jemand was hingestellt. Ich war mir nicht mal sicher, ob auf meinem Grabstein mein Name eingraviert worden wäre. Das Lachen einer Gruppe riss mich aus meinen Gedanken. Verwirrt drehte ich mich um und sah zu einer Gruppe Teenager hinüber. Sie schienen nicht von hier zu kommen, dass hörte man ihnen an. Vermutlich ein Schulausflug…. Wieso man einen Friedhof dafür besuchen musste verstand ich nicht! Für sie war es vermutlich nur ein großer Park mit Steinen. Ich ging an einer Kreuzung in die Richtung, welche ich einschlagen musste und je näher ich meinem Ziel kam, desto schwerer wurde mein Gang. Doch irgendwie war der Weg leichter als die anderen Male, als ich hier war. Diesen Platz hätte ich auch blind ablaufen können. Schmerzvoll zog mein Herz sich zusammen, als ich vor ihrem weißen marmornen Stein stand. Mein Blick war gesenkt auf die weißen unscheinbaren Blumen. Diese Blumen, welche damals auf dem Kampffeld wuchsen und in denen sie ihr Leben ließ. Mir war es wichtig gewesen einige hier zu pflanzen. Langsam, Millimeter für Millimeter hob sich mein Blick. Kein Name war dort eingraviert. Zu sehr hatte man damals Angst, jemand würde ihr Grab schänden. Dennoch hatte man etwas hineingeschrieben und es wurde ihr nicht mal im Geringsten gerecht. „Ein Patriot, der die Welt rettete.“ Die Army war eben nicht sonderlich kreativ. Ich hob meinen Arm und salutierte. Ich stand steif und begrüßte sie, wie jedes Mal, wenn ich dort war und wie immer erinnerte ich mich an ihr, für mich, so wunderschönes Gesicht. Ihre blauen Augen, welche sie an Ozelot weitervererbt hatte. Ihre blonden Haare, ihr Geruch. Ich erinnerte mich an jede Nuance ihres Gesichts. Ihre Stimme, die mich immer freundlich aber auch streng begrüßte. Langsam senkte ich meine Hand und strich vorsichtig Blätter und Zweige von dem Stein. Ich erzitterte innerlich, als ich die Blumen nieder legte. Langsam kniete ich mich hin. Ich wusste, es war nur ein Stein zudem ich sprach und trotzdem tat ich es immer, wenn ich hier war. Irgendwie brauchte ich es. „Hi“, raunte ich wenig intelligent, und strich den letzten Zweig beiseite, „schon lange her… Ist echt viel passiert. Ich habe es endlich geschafft… David ist tot. Er wird niemanden mehr schaden… Ich dachte, es würde wie ein Befreiungsschlag. Aber ihn vor mir zu sehen fühlte sich bei weitem nicht so gut an wie ich dachte. Ich hab es eine Freundin machen lassen… Sie hat es mehr gebraucht wie ich.“ Hier an ihrem Grab zu stehen und mit ihr zu reden war meine Therapie. Meine Kehle fühlte sich an, als würde etwas sie zuziehen und es war so schwer weiter zu sprechen. „Sie hat auch so viel verloren durch ihn und… weißt du Boss… ich bin hier um dir zu sagen, dass ich ein neues Leben starten werde. Kannst du dir das vorstellen? Ein Leben ohne Krieg… ohne den ganzen Scheiß…ich weiß gar nicht so genau wie das geht“ Ich verstummte und lauschte dem Rauschen des Windes. Immer, wenn ich hier war, hatte ich das Gefühl ihr so nahe zu sein, wie sonst nirgendwo. Wie oft hatte ich hier um sie geweint und mich so verlassen gefühlt. Wie oft hatten mich hier meine Schuldgefühle eingeholt. „Ich habe so Angst Susanne“, nuschelte ich leise und nur sehr selten nannte ich sie bei ihren Namen, selbst damals, „ich will ihn nie wieder in Gefahr bringen. Nie wieder etwas machen, was jemanden in Gefahr bringt, den ich liebe. Dank ihm kann ich endlich abschließen. Ich bin am Ende. Schau dir die ganzen Narben an, schau dir meine Hände an. Ich hab so viel geopfert für eine falsche Vorstellung von Frieden. Ich weiß jetzt, dass es dir damals genauso ging, nicht wahr? Deshalb wolltest du, dass ich in deiner letzten Mission an deiner Seite bin…“ Die Schrift auf dem Grabstein verschwamm, als Tränen mein Auge füllten. „Ich will nicht denselben Weg nehmen, den du gegangen bist. Ich muss wieder Jack sein, Susanne. Ich glaube, dass kannst du besser verstehen wie die meisten. Du warst auch nur noch Boss….“ Schmerzvoll zog mein Herz sich zusammen, als ich an diese Frau dachte. Diese Frau, welche mein Leben so sehr geprägt hatte. „Ich bin endlich wieder Jack. Du wärst sicher stolz.“, sagte ich und meine Stimme wurde brüchig und ich merkte, dass ich die Tränen nicht mehr lange zurückhalten könnte, „ich kann kein neues Leben anfangen, ohne mich von dir zu verabschieden…“ Die Tränen begangen zu laufen und erneut strich ich sanft über den weißen Stein, als sei er ihr Gesicht. „Du hast mein Leben so sehr geprägt, hast mich so viel gelehrt, mir so viel zum Nachdenken gegeben… Ich liebe dich Susanne, das werde ich immer. Doch nun beginnt ein neues Leben. Eines, auf das ich mich freue. Ein Leben, was ich vielleicht gar nicht verdient habe… Ich werde dich sicher weiter besuchen. Du bist und bleibst immer ein Teil von mir.“ Ich strich mir durch mein Auge und versuchte mich zu sammeln. Doch es war anders als sonst, wenn ich hier war. Ich fühlte die Trauer, doch sie war nicht mehr so lähmend, wie sie es sonst war, wenn ich diesen Ort verließ. Ich fühlte mich befreit. Ich dachte an Jazz und unter den Tränen und der Trauer an diesen Ort, schlich sich ein leichtes, vielleicht auch sanftes Lächeln auf meine Lippen. Es war ein so trauriges und gleichzeitig so erleichterndes Gefühl, als ich mit langsamen Schritten ging. Nach einigen Schritten Blickte ich mich um und ein kalter harter Wind wehte mir entgegen. Eine Blüte der weißen Blumen hatte ich gelöst und landete vor meinen schwarzen klobigen Schuhen. Wie versteinert blickte ich die Blüte an. Ich glaubte nicht an Wunder oder Zeichen. Dennoch kam ich mir nie behüteter vor, als in jenem Moment. Ich brauchte einen Moment, um die Blüte mit meinen zitternden Händen vom Boden zu nehmen und betrachtete sie in meiner Hand. Ich schloss fast verzweifelt mein Auge. Irgendwie war ich erleichtert. Ich nickte kurz und wusste doch gar nicht, wem ich zunickte. Ich hatte das Gefühl, dass die große Last auf meinen Schultern kleiner geworden war. Als ich den Friedhof verließ, atmete ich tief durch. Ich fühlte mich frei. An den Weg zurück zum Hotel erinnerte ich mich nicht. Immer noch trug ich die Blüte in meiner Hand. Ich war überrascht, als ich sah, dass es bereits halb zwölf war. So lange war ich draußen? Fast schon zaghaft legte ich die Blüte auf den Nachttisch. Warum ich sie mitnahm, wusste ich nicht. Freudig begrüßte mich Didi und erleichtert streichelte ich den großen Hund. Ich liebte dieses große Ungetüm einfach. Während der Zeit der Trennung mit Jazz war der Hund meine größte Stütze! Er und Jazz mussten auch erst seit kurzen wieder da sein. Ich hörte Jazz im Badezimmer und raunte ihm ein Hallo zu, während ich mich auf das Bett setzte und den Hund heimlich einlud mit auf das Bett zu kommen. Immer und immer wieder ging mir alles durch den Kopf, was ich mit Susanne erlebt hatte und zum ersten Mal war dort nicht nur Trauer, als die Erinnerungen kamen. Was da noch war, konnte ich nicht in Worte fassen. Freude? Wehmut? Ich war mir nicht sicher. Als Jazz aus dem Badezimmer kam, hatte er bereits eine Hose angezogen und betrachtete mich mit einem vorsichtigen Gesichtsausdruck. Einem, denn ich nur schlecht zuordnen konnte. Ich lag mit dem Kopf an Didi gelehnt und streichelte dabei eine seiner Pfoten. „Alles okay“, wollte Jazz wissen. Er wusste wo ich war, auch wenn ich es ihm nicht gesagt hatte. Er kannte mich zu gut. Etwas, was mir früher Angst gemacht hatte. Heute war es fast schon selbstverständlich. Ich nickte nur, war ich doch nicht sicher, was und wie ich darauf antworten sollte. Kurz glitt mein Blick zur Blüte. Als ich zu Jazz sah bemerkte ich, wie auch er sie stumm betrachtete. Zu gern wollte ich wissen, was er grade dachte. Ob er der Meinung war ich hätte sie als Erinnerung mitgenommen? Wortlos kam er zu mir und drückte mich. Erst, als ich seine Arme um mich spürte merkte ich, wie sehr ich den Halt benötigte! Es war fast erschreckend für mich! Er machte mich gleichzeitig schwach und konnte mich stärken! Wie ein Ertrinkender fühlte ich mich und er war mein Rettungsring. „Konntest du dich verabschieden“, fragte er mich leise und zögerlich nickte ich nach einigen stummen Augenblicken. Ich war dankbar dass Jasper schwieg. Gerade wollte und brauchte ich keine tröstenden Worte. Ich atmete seinen Geruch ein. Ein Geruch, der mein Herz gerade schneller schlagen ließ. Ich liebte diesen Mann mehr als mein eigenes Leben. Ich wünschte manchmal ich wäre in der Lage meine Gefühle besser auszudrücken. Er hätte es verdient zu wissen, wie ich über ihn dachte. Doch vermutlich war er sich dessen sehr bewusst. Er hatte mir damals geholfen mit Susannes Tod zu leben. Er hatte mich in der dunkelsten Stunde meines Seins gefunden. Hatte mir eine Hand gereicht, welche ich erst nicht annehmen wollte. Umso dankbarer war ich, dass er einfach nie aufgab. Ohne Jasper würde ich heute sicher nicht mehr leben. Ich hätte mich nicht umgebracht, aber ich hätte sicher irgendwas Dummes getan, was mich das Leben gekostet hätte. Und noch etwas verwunderte mich. Ich hatte Susanne geliebt und ich liebte Jazz. Doch diese Gefühle, auch wenn ich sie gleich betitelte, fühlten sich so anders an. Ich erlaubte mir, mich bei ihm schwach zu fühlen. Didi begann meine Hand zu lecken. Ich fühlte mich in diesem Moment unglaublich geborgen. Wahrscheinlich musste sich so „Familie“ anfühlen. Lange saßen wir da und erst nach einigen Minuten war es Jazz, der das Schweigen brach. „Ich habe uns Anzüge für den großen Tag besorgt… Wir müssen da schon ordentlich erscheinen“, meinte Jasper leise und geschlagen nickte ich. Dankbar war ich, dass er nicht fragte, wie ich mich fühlte. Er wusste es und mir war klar, dass er nur deswegen das Thema wechselte um mich abzulenken. Ich seufzte schwer und wuschelte ihm durch die braunen Haare. „Okay, dann zieh ich eben einen an und schau, ob er passt“, raunte ich aufgebend und verschwand im Badezimmer. Ich betrachtete mich im Spiegel. Ich hasste Anzüge. Sie engten mich ein und fühlten sich schrecklich an. Wieso konnte ich nicht einfach eine Uniform anziehen? Selbst in meinen Paradeuniformen fühlte ich mich wohler. Doch Jazz hatte so lange auf mich eingeredet, bis ich mich in einen Anzug gequält hatte. Ich fand mich komisch in dieser Kleidung. Doch für die Hochzeit sollte ich unbedingt hübsch aussehen. Als ob ich das konnte. Der Anzug war schwarz. „Zeitlos und elegant“, oder so ähnlich waren Jazz’s Worte. Ich wollte nicht auffallen. Doch dies würde ich ohnehin… „Wie macht man denn nochmal einen scheiß Krawattenknoten?“, meckerte ich nach einigen Fehlversuchen durch die Badezimmertür. Ich hasste auch Krawatten… Ich hatte mir eine neue Augenklappe besorgt. Die alte war nach den letzten Monaten ein wenig zerschlissen. Die neue, ebenfalls aus Leder, war durchgängig schwarz. Morgen ging es zurück nach Santa Monica. In mein neues, komisches Leben. Ohne Krieg, ohne Terror… und das ganze musste auch noch mit der Hochzeit anfangen. Was fing man mit so viel Freizeit eigentlich an? Jasper trat hinter mich. Seine warmen, so geliebten braunen Augen betrachteten mich. Mit einer Wärme, wie ich sie so selten gesehen hatte. „Du siehst echt gut aus“, raunte er süffisant und drückte seinen Kopf an meinen Hals. Ich genoss es seine Lippen dort zu spüren und lehnte mich an ihn. Ich war froh, dass er sich professionelle Hilfe gesucht hatte. War er doch kurz nach der Entführung sehr schreckhaft und nicht mehr er selbst gewesen. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, hatte ich unheimlich Respekt vor seiner Entscheidung. Ich konnte es nicht. Ich wusste, dass ich professionelle Hilfe bräuchte, doch ich weigerte mich welche anzunehmen! Ich wollte und konnte mich nicht vor Fremden öffnen. Vielleicht irgendwann, aber vorerst reichte es mir, dass Jazz mich auffing. Er wusste nicht mal, wie viel er mir bedeutete. „Meinst du echt, dass mir das steht“, fragte ich und zupfte an dem Ärmel des schwarzen Anzuges herum. Ich sah Jasper im Spiegel nicken und seufzte schwer. Er lachte leise und raunte mir liebevoll ins Ohr: „Ich finde immer, dass du gut aussiehst…“ Ich sagte nichts dazu, sondern grinste ihn nur an. Ich war alles andere als hübsch. Eine neue Narbe zierte meinen Oberschenkel und ich würde mich nie mit Glasaugen anfreunden können! Von den anderen Narben mal ganz abgesehen. „Jack“, wehte Jaspers so sanfte Stimme an meine Ohren, „akzeptiere es doch endlich…. Ich finde dich sehr hübsch...“ Auch wenn er mir schon öfter nette und liebevolle Sachen gesagt hatte, genoss ich es doch jedes Mal! Ich würde diesen Mann nie wieder gehen lassen, da war ich mir sehr sicher! „Jenny wird sicher überrascht sein dich so zu sehen. Sie hatte schon Angst du kämst im Army-Shirt“, meinte er und stahl sich frech einen Kuss von mir. Ich grinste leicht und zog ihn mit meinen kräftigen Armen zu mir. Ich küsste ihn fester und härter. Erst nach einigen Augenblicken ließ ich von ihm ab, immer noch seinen Geschmack auf meinen Lippen tragend. Erneut glitt mein Blick zum Spiegel. Jazz hatte wirklich recht gehabt mit der Größe. Der Anzug sah eigentlich wirklich nicht schlecht aus. Es war einfach nur ein ungewohntes Bild von mir. Ich strich mir über den Bart und fragte mich, ob ich den abrasieren sollte. „Ich war noch nie Gast auf ner Hochzeit“, raunte ich und schmunzelte ein wenig, „ich hoffe, ich erschrecke die Gäste nicht. Meinst du, ich sollte den Bart abrasieren?“ Jazz strich sich über seinen drei Tage Bart, betrachtete mein Gesicht und schüttelte leicht den Kopf. „Bloß nicht, ohne Bart siehst du sicher scheiße aus“, meinte er ehrlich und wie so oft bei uns wenig liebevoll. Ich grinste leicht und nickte. Vielleicht sollte ich nur die Kanten ordentlicher rasieren. Ich war unschlüssig, was ich von der Hochzeit halten sollte. Ich hoffte ich schaffte es Jaspers Mutter vollkommen zu ignorieren! Auch die Sorge, vor den komischen Gesprächen bereitete mir Angst. Ich wusste, dass ich nicht gut kommunizieren konnte, aber vielleicht schreckte mein Äußeres vor Konversation auch ab. Ich grinste schräg und meinte: „Ich hoffte ich falle da trotzdem nicht so sehr auf…“ „Wirst du nicht. Außerdem hat Clay einige Arbeitskollegen ausgeladen, nachdem er jetzt für dich arbeitet.“ Das stimmte. Seit einigen Wochen war Clay nun bei uns und fand sich schnell in die neue Umgebung ein. „Ich glaube“, begann ich nach einigen Sekunden zu sagen, „dass dieser komische romantische Kram einfach nicht zu mir passt.“ Jazz lachte und wie wir einander betrachteten, wusste ich, dass es ihm kaum anders erging. Als ich ihn ansah hatte sich sein Gesicht verändert. Ich verstand nicht ganz, warum er mich plötzlich so verliebt ansah. Damals, als er mir das erste Mal sagte, dass er mich liebte, hatte er mich eiskalt erwischt. Doch das war nichts im Vergleich zu dem, was er diesmal sagte. „Weißt du Jack“, sagte mein Geliebter und warf mir ein liebevolles Zwinkern zu, „Lass uns nach Jennys und Clays Hochzeit nach Las Vegas fahren … Das würde doch zu uns passen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)