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Verborgen in Stille Teil II

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So,
dass hier ist und wird das letzte "richtige" Kapitel sein. Es ist ein echt komisches Gefühl das online zu stellen. Und ich weiß auch nicht wirklich etwas zu sagen...
Es wird noch ein Epilog kommen, dann war es das... Schon krass!
Mich würde es nun am und zum Ende freuen, wenn ihr mir etwas schreiben würdet... Die ganze Arbeit hier hat mir in den letzten Monaten sehr viel Spaß gemacht, war aber auch mehr wie Zeitaudwendig! Also würde ich mich auch freuen, wenn ihr euch etwas Zeit nehmt und mir eure Meinung gerne mitteilen würdet ;)

Ansonsten lesen wir uns beim Epilog ;)
Schönen Abend euch! Komplett anzeigen

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Gebrochenes Schweig

Immer wieder erzitterte Jack und immer wieder hörte ich seine genuschelten Worte, dass er nicht mehr kann. Er hatte weder seine Hände noch seine Beine wirklich unter Kontrolle. Seine Atmung war schwer und er keuchte immer wieder auf, als habe er Schmerzen. Und die hatte er! Sicher nicht nur die physischen Schmerzen. Ich war mir sicher, dass er diese mehr wie gut wegstecken konnte. Es waren die seelischen Schmerzen, die den Mann, den ich liebte, gerade am Boden hielten.

Ich legte meine Hände an Jacks Kopf und zwang ihn, mich anzuschauen. Geweitet schien die Pupille seines gesunden Auges und erst nach wenigen Augenblicken schaffte er es, mich zu fokussieren. Kalter Schweiß benetzte sein Gesicht und er schluckte leicht, während er mir in die Augen sah. Es schien als sei er dabei zu zerbrechen, als würde nur noch ein kleiner Windstoß benötigt um ihn gänzlich zu Fall zu bringen. Zärtlich strich ich über seine Schläfe und strich die dunklen Strähnen aus seinem Gesicht. „Alles wird gut Jack“, sagte ich leise und in sanftem Ton zu ihm. Er musste sich beruhigen. Ich wollte ihm diese Sicherheit geben. Ich konnte mir nicht annähernd vorstellen, was in diesem Mann gerade für Gefühle miteinander rangen. Immer wieder wiederholte ich, dass nun endlich alles gut sei, dass wir nach Hause könnten… Ich lächelte leicht und nickte ihm ein wenig zu und erst nach einigen Momenten schien auch er leicht zu nicken.

„Ich habe eigentlich noch so viel zu erledigen“, raunte er und schaffte es endlich, sich vom Boden zu erheben. Doch noch immer schien er neben sich zu stehen und immer wieder erbebte sein Körper. Auch ich erhob mich und stand auf. Mit skeptischem Blick betrachtete ich den Mann vor mir. „Jack“, meinte ich mit einer fast schon mahnenden Stimme, „du solltest das die Anderen machen lassen.“ Doch er schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht…“, erneut zitterte seine Hand und ich sah, wie er nach David schaute und wie erstarrt Jack auf den leblosen Körper sah. Fast schon gehetzt ging sein Blick über das Schlachtfeld. Auch ich folgte dem Blick. Es wurden Wagen aus den Gebäuden heran geschafft und die Gefangenen hineinverfrachtet. Einige kümmerten sich um verletzte Kammeraden. Jeder schien irgendetwas zu tun zu haben.

Jack wirkte beinahe konfus und suchte nach einer Beschäftigung in diesem Chaos. Vermutlich hätte Ruhe ihn nur zum Nachdenken gebracht. Etwas, was er sicher gerade nicht wollte! Mit bebenden Händen strich er sich die Haare nach hinten. Das Zittern seiner Hände war nicht mehr zu verbergen, schießen wäre unter diesen Umständen sicherlich nicht möglich. Doch egal, was ich auch noch versuchte, er ließ sich nicht davon abbringen. Er wollte etwas tun. Vielleicht musste er es auch. Ich war mir sicher, dass gerade eine solch starke Last von ihm abgefallen war, dass es sein Kartenhaus fast zum Einsturz gebracht hätte. Oder war es das gerade? Als würde ihm jetzt gerade erst bewusst. Über wie viele Leichen er hierfür gegangen war. Was er dafür alles getan hatte und von vielem, da war ich mir sicher, wusste ich selbst nicht mal etwas. Vermutlich konnte ich mir vieles davon auch gar nicht vorstellen, als ich seinen Rücken betrachtete und vielleicht war es auch gut, dass ich es nicht konnte. Ich war mir jedoch sicher, dass Jack gerade seine Arbeit brauchte. Er humpelte weg und ich sah, wie er mit einem verletzten Soldaten sprach. Sollte ich ihm nachgehen? Ich war mir unschlüssig, was ich in diesem Moment tun sollte.

Auf einmal spürte ich eine Hand auf meinem Rücken und erschrocken drehte ich um. Ich blickte in die grünen Augen Clays und einen kurzen Moment lang war Jack vergessen. Auch Clay trug eine schwarze Uniform, doch ich konnte keine Verletzung an ihm sehen. Es ging ihm gut! Ein Strahlen glitt über mein Gesicht und freudig drückte ich ihn an mich. „Gott sei Dank, geht es dir gut?“

„Das sollte ich wohl eher dich fragen“, sagte Clay, die Besorgnis in seiner Stimme war deutlich zu erkennen und er betrachtete mein Gesicht. Er scannte mich und vorsichtig tastete er an meinem Hals. Wurde ich doch gestern fast erwürgt. Fast schon gequält lächelte ich und erklärte: „Als ob ich mich nie geprügelt habe… Ich glaub nur, dass ich langsam ne richtige Dusche und ein Bett brauche.“ Clay grinste, doch ich sah in seinen Augen die gleiche Besorgnis, welche ich auch in meinen Augen vermutete, wenn ich gerade Jack betrachtete. Doch wir hatten keine wirklich Zeit zum Reden, denn Kaz bestand darauf, dass ich mich sofort in den Helikopter bewegte.

Fast schon war ich dankbar für diese Anweisung. Denn als ich saß, merkte ich, wie mein Puls sich beruhigte und immer mehr Schmerzen zu mir durchdrangen. Wenn ich ehrlich war, konnte ich mich an die Rückreise kaum noch erinnern.

Clay setzte sich neben mich und sagte, dass es Luna und Jenny gut ginge. Ich freute mich, auch wenn ich es nicht zeigen konnte. Ich lehnte meinen Kopf an die Scheibe und beobachtete, wie Kaz mit anderen Soldaten sprach. Nun wo ich saß, ließ ich erschöpft die Schultern hängen und war äußert froh, dass Clay nicht die ganze Zeit auf mich einredete. Miller hatte Papiere in der Hand und schien gerade alles zu organisieren. Einige Soldaten setzten sich in Autos, andere gingen hinüber zu den Häusern. Die Verletzten wurden zu uns in den Helikopter gebracht. Ich sah Kaz, wie er Jack musterte. Was sie einander sagten verstand ich nicht, doch als Miller auf den Heli deutete und Jack verneinend den Kopf schüttelte, glitt ein Schmunzeln über mein geschundenes Gesicht. Doch Miller ließ ihn nicht dort. Er schien kurz zu meckern, wie ich es so oft von ihm kannte, und als er erneut, deutlicher strenger, auf den Helikopter deutete, humpelte Jack langsam zu diesem hinüber. Als Jack in den Heli kam, wirkte er alles andere als zufrieden. Immer noch, war er bleich, immer noch humpelte er und was noch auffälliger war, immer noch erbebbten seine Hände. Sanitäter kamen endlich zu uns und schienen unsere Wunden kontrollieren zu wollen. Vermutlich waren einige andere schwerer verletzt gewesen, so dass sogar Jack als Boss zweitrangig war. Es schmerzte höllisch, als sie meine Handgelenke desinfizierten und am liebsten hätte ich ihnen den Arm weggezogen. Doch eisern war der Griff, mit dem sie ihn festhielten.

Auch Jack wirkte ein wenig gequält, als man ihn behandelte. Ich hörte, wie der Sanitäter sagte: „Boss, die Kugel steckt noch im Fleisch, die kann ich jetzt nicht entfernen….“ Jack nickte und biss die Zähne zusammen. Die ganze Zeit über erzitterten seine Hände und als ich es nicht mehr ertrug, griff ich nach seiner Hand. Ich hatte wahrscheinlich keine Ahnung unter welcher Anspannung er gerade litt. Er rutschte zu mir, nachdem der Sanitäter ihn versorgt hatte. Mir entwich die Luft, als wir einander ansahen. Wie erschöpft wir beide sicher waren. Noch ein paar weitere Personen stiegen hinzu, doch ich achtete nicht wirklich auf sie. Dazu war ich zu erschöpft.

Wir hielten einander an den Händen, etwas äußerst untypisches für uns. Ich achtete kaum noch auf die Anderen. Auch Clay beachtete ich nicht mehr wirklich. Doch ich bemerkte noch, dass Jules nicht mit eingestiegen war. Nun, da das Adrenalin meinen Körper verließ, nahmen die Schmerzen immer mehr zu. Das Brennen der Handgelenke, mein etwas angeschwollenes Gesicht. Ich schloss vor Erschöpfung die Augen und ich bemerkte, dass auch Jack immer erschöpfter wurde. Fester umklammerte ich seine Hand. Er seufzte müde auf und lehnte sich ein wenig an meinen Körper.

„Du hast keine Ahnung“, raunte er leise in mein Ohr, „wie anstrengend es ist, wenn ich mir noch Sorgen um dich machen muss.“ Ich wusste darauf nichts zu sagen. Kein bisschen, also zuckte ich mit den Schultern und schwieg einfach weiter. Ich lehnte meinen Kopf an den seinen. Ich wollte endlich schlafen! Ich wollte endlich meine Ruhe haben.

Als ich das nächste Mal die Augen öffnete, flogen wir bereits. Wie lange ich geschlafen oder gedöst hatte, wusste ich nicht. Ich blickte mich mit müden Augen um. Die Sanitäter waren hier im Helikopter. An einer Ecke lehnte Adam. Er war sehr blass und sein Kopf lehnte an einer Scheibe. Ich vermutete, dass er schlief. Seine Schulter schien eng verbunden worden. Schwer hob sich seine Brust. Kaz saß auf der anderen Seite. Ein Tablet in den Händen. Er schien etwas zu lesen. Dokumente, Papiere und Ordner lagen zu seinen Füßen. Wie er sich bei dem Lärm auf so etwas nur konzentrieren konnte, war mir schleierhaft.

Auch Quiet saß da. Fast schon stur blickte sie aus dem Fenster, als weigere sie sich, jemanden anzuschauen. Sie hatte Kopfhörer in den Ohren, als wolle sie unter keinen Umständen angesprochen werden! Wieso hatte Jack nicht selbst geschlossen? Hatten sie nicht beide mehr wie einen guten Grund David auszuschalten? Wieso hatte er auf diese Rache verzichtet? Hatte David ihn mit seinen Worten doch so beeinflussen können? Sie hatten beide einen Grund ihn zu töten, dies war mehr wie offensichtlich.

Ich sah weg von Quiet. Irgendwie hatte ich das Gefühl, ich drang in ihre Privatsphäre ein, während ich sie stumm beobachtete. Ich streichelte über Jacks Wange und fragte Miller mit belegter Stimme: „Wie lange sind wir noch unterwegs?“ Von einem Papier ausblickend, betrachtete er mich. Er schaute auf sein Handy, blickte hinaus aus dem Fenster und meinte: „Nicht mehr lange, Dornröschen. Sind gleich auf der Basis…“ Dann schien ich wohl doch länger geschlafen zu haben, wie ich dachte. Ich nickte leicht und ignorierte seine Bemerkung einfach. Müde war meine Stimme, als ich erneute eine Frage stellte: „Kommt Ju- Ich meine Passerie auch dorthin?“ Als ich den verständnislosen und für mich fast schon herablassenden Blick sah, den er mir über seine Fliegerbrille zuwarf, hätte ich ihn wütend anfahren können und seine schneidenden Worte machten es nicht besser. „Bist du bescheuert? Als ob wir den Feind dorthin mitnehmen!“ Feind? Jules war alles, aber nicht unser Feind! Sie hatte uns schließlich gerade gerettet. Doch ich ließ ihn weiter sprechen. Ich war zu müde und mein Körper schmerzte zu sehr. „Reicht doch schon, wenn Ace bei uns auf der Basis ist und dann auch noch ein Kind! Sind wir ein Kindergarten?!“ Meine Augen begangen zu leuchten! Meine Familie war dort! Wenn Luna auf der Basis war, dann war Jenny auch da! Ich blickte neben mich und wollte Clay fragen, doch auch er saß dort und schien eingeschlafen zu sein.

„Sie sind da? Alle?“, fragte ich dennoch und Kaz nickte wirsch und erklärte: „War sicherer. Befehl vom Boss. Und ich muss jetzt schauen, was da drinnen steht.“ Daraufhin wandte er sich ab und ignorierte mich weiter. Mein Blick glitt zu Jack. Ich wusste, dass er wach war, doch ich glaubte, dass er einfach nicht sprechen wollte. Er hasste Helikopter zu sehr um darin zu schlafen!

Erneut durchbrach nur der Lärm der Rotoren die aufkommende Stille. Doch endlich schien der Heli tiefer zu fliegen. Ich konnte nicht aus den Fenstern schauen, denn Jack lehnte sich an mich und schien sich nicht rühren zu wollen.

Ein leichter Ruck ging durch meinen Körper, als wir landeten und noch bevor die Rotoren zum Stillstand gekommen waren, öffnete Quiet die Schiebetür. Gekonnt sprang sie hinaus und ging ohne sich um zu sehen durch die Wartenden hindurch. Ich rüttelte an Jacks Schulter, nachdem ich der so starken Frau einen Augenblick wortlos nach sah, und meinte: „Wir sind da… komm, steh auf.“ Trüb war sein Blick, mit dem er mich betrachtete, und er stöhnte leise, wie ein alter Mann, auf, als er sich erhob. Schwer durchatmend hörte ich ihn murmeln. „Gott sei Dank… Endlich raus aus dem fliegenden Sarg…“ Ein kleines Schmunzeln glitt über mein Gesicht, als ich ihn so hörte. Ich wusste, er hasste Helis, und irgendwie fand ich es immer noch toll! Konnte er doch wie gerade so einfach in die Rolle des taffen und starken Soldaten schlüpfen. Jacks Humpeln schien schlimmer geworden zu sein. Wahrscheinlich spürte auch er die Schmerzen jetzt deutlicher. Wir stiegen aus und statt zu den mir vertrauten Orten auf der Basis zu gehen, führten uns die Sanitäter weg.

Ich hörte, wie viele der uns begrüßenden Soldaten Jack willkommen hießen. Ihn besorgt musterten. Es war erstaunlich, wie sie sich freuten, dass er wieder da war. Auch Adam begrüßten einige, doch ich glaubte kaum, dass er es wirklich mitbekam. Ein Sanitäter stützte ihn. Hatte er wirklich so viel Blut verloren?

Wir wurden in ein, mir fremdes, Gebäude gebracht, doch als ich das Desinfektionsmittel roch, wusste ich, dass es eine Krankenstation war. „Hier gibt es auch ein Krankenhaus?“, fragte ich den Mann neben mir mit erschöpfter Stimme. Er schüttelte wage den Kopf und erklärte. „Für leichtere Verletzungen ja, aber größere Sachen können wir hier noch nicht… Dafür müssen wir in ein richtiges Krankenhaus.“ Ich nickte mechanisch, doch eigentlich war es mir vollkommen egal!

Es passte mir nicht, dass Jack und ich in unterschiedliche Räume gebracht wurden. Ich wollte Jack nicht verlassen und der Krankenpfleger erklärte: „Wir müssen sie einzeln untersuchen. Wir haben schon gehört, dass im Bein vom Boss eine Kugel steckt… vielleicht muss er operiert werden. Wir können euch also nicht zusammen untersuchen.“ Nur wiederwillig ließen wir einander los. Doch es war eigentlich vollkommen verständlich. Brauchte schließlich jeder von uns einen Arzt, der ihn gründlich untersuchte.

Ich kam nicht dazu mir den Untersuchungsraum anzuschauen, dafür war ich zu erschöpft. Mir wurde sofort ein Tropf angelegt. Wir wurden bereits erwartet, denn sofort, nachdem ich das Zimmer betreten hatte, war eine Ärztin zur Stelle. Eine Latina mit großer Oberweite und vollen Lippen. Wenn ich nicht schwul gewesen wäre, wäre diese Frau sicher ein wahre Schönheit gewesen. Gründlich begann sie mich zu untersuchen. Maß Puls und Blutdruck, tastete meinen Körper ab, ob ich Brüche hatte. Die Ärztin meinte mit einem starken spanischen Akzent, dass ich sehr stark dehydriert sei. Auch Nährstoffe würden mir fehlen. Ich ließ sie einfach reden. Ich hatte davon keinen blassen Schimmer. Sie verbanden meine Handgelenke und gaben mir ein Beruhigungsmittel. Dieses machte mich genau dieses auch sehr müde. Denn nun, wo mein Körper keine Schmerzen mehr verspürte, sehnte sich dieser nach erholsamen Schlaf, waren die letzten Nächte schließlich alles andere als erholsam gewesen.

Ein Pfleger begleitete mich auf ein Zimmer und woher ich meine letzten Kräfte mobilisierte, war mir schleierhaft.

Ich durfte mich endlich umziehen und es tat gut in die frischen und sauberen Klamotten zu steigen, aber was noch besser war, ich durfte tatsächlich endlich duschen. Es dauerte lange, bis ich fertig war, doch ich fühlte mich so viel besser! Müde ging ich zum Waschbecken und blickte in den Spiegel. Dunkle Augenringe waren zu sehen und der Vollbart, den ich nun hatte, gefiel mir nicht. Doch hier war kein Rasierer und so musste ich das auf morgen verschieben. Die blauen Flecken sahen schrecklich aus, doch was mir einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte, war ein roter Strich an meinem Hals! Dort, wo der krankte Typ mich fast erdrosselt hätte. Vorsichtig strich ich darüber und zuckte zusammen, war die Haut doch äußerst gereizt an dieser Stelle. Als ich dann endlich in einem Bett lag, stöhnte ich leise, aber zufrieden auf. Nach unbequemen Nächten auf einer harten Pritsche, war dieses Krankenbett so bequem, dass ich mich gleich wohl fühlte. „Kommt Jack… ich meine Snake auch hier hin“, fragte ich den Krankenpfleger, als er mir erneut einen Tropf anlegte und kurz betrachtete er mich. „Ja… ich glaube schon. Soweit ich gehört habe, müssen die nur die Kugel aus seinem Bein operativ entfernen lassen. Kein wilder Eingriff“, meinte er und lächelte mich aufmunternd an, eher er den Raum verließ. Ich blickte auf die leere Stelle neben meinem Bett und wünschte mir fast, sie wären mit Jack schon fertig und er würde neben mir liegen! Ich sollte mich ausruhen, meinte der Pfleger noch, eher er die Tür zuzog.

Ich schaffte es nicht, wachzubleiben bis er kam. Zu angenehm waren die Stille und die Dunkelheit um mich herum. Unbarmherzig zog der Schlaf mich in seine Tiefe und ließ mir kein Entkommen, nun wo meine Schmerzen mich quälten.
 

Ich erwachte am nächsten Morgen. Dass jemand Frühstück vorbeigebracht hatte, hatte ich gar nicht bemerkt. Mit müden Augen betrachtete ich das Tablett neben dem Bett. Doch nachdem mein Geist endlich wacher war, kamen die Erinnerungen hoch. Die ganzen Toten, alles was geschehen war. Ich strich mir über die Augen und mein Herz begann vor Freude aufgeregt zu schlagen, als ich Jack neben mir im Bett liegen und schlafen sah! Auch er hatte einen Tropf an seiner Seite und auch er hatte sich noch nicht rasiert, aber es ging ihm gut! Hoffte ich zumindest. Gleichmäßig hob und senkte sich seine Brust und er schien tief und fest zu schlafen. Fast schon zufrieden ließ ich mich in die Kissen fallen und betrachtete Jack glücklich. Gerade, hätte ich ihm den ganzen Tag zuschauen können. Im Schlaf wirkte er so wenig belastet. Seine Hände zitterten nicht, alles was ihn belastete, schien weit weg.

Ich aß das Frühstück und war fast enttäuscht, dass es zu wenig war. Jack schien gar nicht wach werden zu wollen. Als ein Pfleger kam und ich fragte, ob ich aufstehen dürfte meinte er: „Du kannst heute schon hier runter…“ Ich nickte leicht, doch fast schon besorgt blickte ich hinüber zu Jacks Bett, denn immer noch rührte er sich nicht. „Keine Sorge“, meinte der Pfleger vor mir, „beim Boss ist auch alles gut gelaufen. Der muss sich sicherlich nur richtig ausschlafen…“ Ich nickte leicht und fragte, ob Ozelot auch hier sei. Er sah gestern nicht gut aus.

Ich musste endlich in Ruhe mit ihm sprechen! Es war mehr wie nötig, gab es doch so viele Sachen, die ich ihn fragten musste! Man sagte mir die Zimmernummer und ich dankte dem Pfleger. Noch bevor er den Raum verließ strich ich mir über mein Kinn und erinnerte mich daran, nach einem Rasierer zu fragen. Ich musste diesen ungepflegten Bart endlich loswerden. Tatsächlich bekam ich einen Einwegrasierer. Womit ich viel länger brauchte, als mit meinem eigenen.

Immer wieder war ich erstaunt, dass Jack nicht wach zu werden schien. Gerade als ich das Zimmer verlassen wollte, strich ich ihm noch einmal zärtlich durch die dunklen Haare. Er lebte und es ging ihm gut… Gott sei Dank!

Leise verließ ich das Zimmer und suchte nach der Zimmernummer Adams. Ich klopfte, bevor ich hineinging. Adam war wach und blickte mich mit wachsamen blauen Augen an, als ich hineintrat. Er grinste mich freudig an und meinte gleich, dass ich mir einen Stuhl nehmen sollte.

Ich tat, wie er sagte, und betrachtete ihn. Er erzählte, dass eine Vene gestreift wurde und er deswegen so viel Blut verloren habe. Ansonsten ginge es ihm ziemlich gut! Ich nickte leicht und verhalten. Fast schon etwas unsicher betrachtete ich den Mann. Wie gut Adam im Lesen und Deuten war, war mehr wie erstaunlich!

Er seufzte schwer und begann nach einigen Augenblicken zu sprechen: „Du kannst mir vertrauen, Jazz. Jasper, ich würde euch niemals verraten. Jack genießt meine absolute Loyalität, auf diese könnt ihr Beide euch immer verlassen. Als ich mitbekam, dass White Shark der Spion war und euch gefunden hat, hab ich meine Tarnung aufgegeben… Ich arbeite seit ich Jack kenne schon immer als Doppelagent. Ich sollte David ausspionieren und dieser wollte, dass ich Jack für ihn ausspionierte. Ein ziemliches Durcheinander, aber Jack wusste immer, dass ich für David gearbeitet habe. Wir haben gezielt einzelne Informationen an ihn weitergegeben. So läuft das Geschäft…“

Ich nickte wage und trotzdem war mein Blick weiterhin skeptisch. „Wusste Jack das? Also wusste er, dass du kommen würdest, als wir gefangen genommen wurden?“, fragte ich und setzte mich gerader hin. Verneinend schüttelte Adam den Kopf. „Nein, aber er weiß, dass er sich auf mich verlassen kann. Wir vertrauen einander. Ab dem Zeitpunkt, wo er mich sah, wusste er, dass es einen Plan geben wird euch da herauszuholen“, erklärte er weiter ruhig und besonnen. Vertraute Jack Ozelot wirklich so sehr? War das ganze Entsetzen auf seinem Gesicht nur gespielt gewesen? Vermutlich, sonst hätte Jack mich schließlich nicht mit ihm allein gelassen. Ich glaubte langsam zu verstehen und nickte leicht. Erneut verließ ein Seufzer meine Lippe und ich fragte: „Also war das mit Susanne gelogen? Oder wie?“ Ich bemerkte das Stocken in dem Russen und nun war er es, der seufzte. Erst nach einigen stummen Augenblicken, sprach er: „Nein. Susanne war meine Mutter. Das weiß Jack. Das weiß er seit Jahren. Er sollte es nur keinem sagen… Weißt du… du hast keine Ahnung, wie gut und wie bekannt sie unter Agenten war. Ihr Erbe ist… eine schwere Bürde. Aber was gelogen war, war das ich Jack dafür die Schuld gab. David hatte die Fäden in der Hand… Und außerdem: ich kannte sie nicht! Als ich sie kennen lernte, wusste ich nicht, dass sie meine Mutter war. Ich erfuhr es erst nach ihrem Tod.“

Ich nickte leicht und ließ ihn reden. Als ich hörte, dass Jack wieder einmal ein Geheimnis so lange in sich getragen hatte und es eigentlich immer noch tat, war ich fast schon beeindruckt. „Das ist beeindruckend, dass du so differenzieren kannst, also ich meine…. Jack hat abgedrückt, aber halt auf Befehl und naja…“, meinte ich leise und trank einen Schluck Wasser. Unwissend schien Adam mit den Schultern zu zucken. „Vielleicht würde ich das anders sehen, wenn ich sie gekannt hätte. Ich habe viel mit Jack darüber geredet…“ Ich wollte gerade nachfragen, doch dann verschloss ich meine Lippen. Es ging mich nichts an! Und ich wollte nicht taktlos nachfragen. Nur mit großer Mühe konnte ich meine Neugierde zurückhalten! Ich nickte leicht und erneut herrschte kurz Stille.

„Ich hoffe Jasper, dass du mir bald wieder vertrauen kannst. Ich habe immer versucht, auf dich aufzupassen. So gut es ging, ohne meine Tarnung auffliegen zu lassen… Die Schmerztablette und der Zettel waren von mir… und ja… als ich den Befehl bekam, dich zu verhören, haben die den Einsatz extra vorgezogen… Glaub mir, ich bin immer an deiner Seite gewesen… Ich bin halt nur öfter im Hintergrund unterwegs…“

Ich nickte leicht und grinste etwas, während ich leise und kopfschüttelnd meinte: „Mit siebzehn war ich vollkommen davon überzeugt, dass von dir keine wirkliche Gefahr ausgeht.“ Adam lachte und seine Augen blitzten kurz auf. Er sagte nichts dazu und das brauchte er auch nicht. Er hatte bewiesen, wie gefährlich er sein konnte. Egal wie nett und freundlich er auch wirkte.

Adam streckte sich und ließ den Blick durch das Zimmer wandern. „Weißt du, jetzt wo ich weiß, wer Emilys Mutter ist, solltest du Angst um mich haben. Ich hab vor drei Tagen die Warnung bekommen, dass, sollte sie wegen mir weinen, ich sofort vom Erdboden verschwinden würde. Und Passerie ist… na ja… Vermutlich ein sehr spezielles Schwiegermonster“, lachte er und strich sich über den Schnauzbart.

Ich grinste leicht und schüttelte den Kopf. Was aus diesen beiden nur werden sollte. Nachfragen tat ich grade nicht. Ich verabschiedete mich von Adam und als ich auf den Flur trat, lief ich fast in Jennys Arme.

Auch sie sah müde und erschöpft aus. Ihre braunen Haare hatte sie wohl nur eilig zusammen gebunden. Sie keuchte erschrocken auf, als ich so plötzlich vor ihr stand. Sie blinzelte einige Male und ihr Blick glitt an mir hinunter. Ich sah, wie ihre Augen sich weiteten, als sie meinen Hals sah und ich bemerkte, dass sie den Tränen nahe war.

„Oh Gott, Jazzy“, murmelte sie und nahm mich gleich in den Arm. Sie ließ mich gar nicht mehr los und ich drückte sie. Ich war so froh, dass es ihr gut ging! Sie streichelte mir über den Rücken, etwas was sie sonst gar nicht mehr gemacht hatte. Sie habe sich so große Sorgen um mich gemacht, sagte sie immer und immer wieder. Es war komisch und es tat mir fast schon leid, auch wenn ich eigentlich nichts dafür konnte, was geschehen war.

Als wir uns voneinander lösten, sah ich die Tränen in ihren Augen schimmern. Ich strich sie ihr weg und sagte: „Mach dir keine Sorgen, Jenny, mir geht es gut… wirklich. Was ist mit dir?“ Ich beobachtete, wie sie durchatmete und erneut strich sie führsorglich über meine Wange. „Alles gut“, sagte sie und mit belegter Stimme sprach sie: „Ich hatte noch nie so Angst um dich. Das will ich nie wieder haben, Jazzy. Das ist schrecklich. Du bist doch mein kleiner Bruder…“ Ich bemerkte einen Raum, dessen Tür offen war, und ging dort hinein. Es war ein leeres Krankenzimmer. Sie wollte wissen, was geschehen war und ehrlich berichtete ich ihr davon. Dass Jack aufgespürt wurde und dieser Mann so an ihn heranwollte. Ich erzählte nicht im Detail, was geschehen war, das Oberflächliche sollte ausreichen, für diesen Moment.

So sehr ich Jenny vermisst hatte, ich wollte wieder zu Jack! Doch ich musste sie fragen: „Ist bei euch irgendwas passiert? Wie geht es Luna?“ Jenny schniefte leicht und meinte: „Uns geht es gut… Wir wurden nur von einem Auto verfolgt… Und mit Luna ist alles gut… Du solltest sehen, wie sie hier die Soldaten um den Finger wickelt…“ Ich lachte leise und drückte meiner Schwester einen Kuss auf die Stirn. „Gut, dass sie das nicht verstanden hat“, murmelte ich leise und ging langsam wieder hinaus in den Flur, „ich will nach Jack sehen…“

Sie nickte leicht und meinte: „Okay… ich such mal meine Tochter… Wenn es Jack besser geht, muss ich auch mal mit ihm sprechen…. Und ihm danken.“ Ich nickte leicht und grinste ein wenig. Wir verließen den Raum und ich sah ihr nach, wie sie ging. Doch schnell glitten meine Augen zu der Tür, hinter der Jack lag, und ich trat leise hindurch. Wollte ich ihn doch nicht wecken, wenn er noch schlief. Doch er war wach! Mein Herz machte einen Hüpfer vor Freude, als sich unsere Blickte begegneten. Wortlos rückte Jack in dem schmalen Bett beiseite. Ich legte mich zu ihm und griff sofort nach seiner Hand. Wir schwiegen. Sein Geruch, seine Nähe ließen mich immer mehr zur Ruhe kommen.

Ich bemerkte, dass Jacks Hand wieder leicht zitterte. Ich drückte sie feste und rückte naher an ihn heran. Ich war mehr wie überrascht, als es erneut Jack war, der die Stille durchbrach. „Du hast dich rasiert…“, sagte er leise und strich mit seiner Hand über meine Wange. Ich nickte leicht. „… schade“, sagte Jack weiter, „ich mochte den Bart.“

Ich grinste leicht und schüttelte den Kopf. „Ne… Der war nicht schön“, nuschelte ich und konnte nicht anders, als ein wenig zu grinsen. „Jenny hat sich Sorgen gemacht… Ich glaub, die will uns beide morgen sehen… Oder so“, nuschelte ich und auch ich strich Jack durch seinen dichten Bart. Auch er musste sich den Bart dringend etwas stutzen. Fast schon genießerisch schloss er die Augen und drückte sein Gesicht in meine Hand. Ich streichelte ihn noch einen Augenblick, bis ich merkte, dass er erneut eingeschlafen war. Er musste wirklich erschöpft sein.

Ich blieb eine Weile, bis ich nicht mehr genau wusste, wohin Also verließ ich die Krankenstation und oben auf den Platz hörte ich ein lautes und kräftiges Bellen über die Plattform hallen. Nach links blickend sah ich Didi! Groß, grau und zottelig sprang und rannte er schwanzwedelnd auf mich zu. Ein strahlen glitt über mein Gesicht, als er mich freudig ansprang und mir wie wild durch das Gesicht leckte. Ich lachte und ging gleich in die Knie und wuschelte das Fell des Tieres. Wie sehr ich ihn vermisst hatte, auch wenn ich nicht oft an ihn gedacht hatte!

„Oh mein Süßer“, sagte ich und drückte das fiepende Tier an mich. Sein Schwanz wedelte aufgeregt und immer und immer wieder sprang er hoch und hüpfte vor Freude um mich herum, ließ sich streicheln und kraulen, bis er wieder herumsprang. „Oh Didi, aus“, rief ich irgendwann vollkommen verzweifelt und nur wiederwillig ließ der Hund von mir ab.

Es war Millers Stimme, welche mich in die Realität brachte: „Gut, dass ich dich treffe. Ich bring dich in das Quartier vom Boss…“, sprach er mich an, ohne mich zu begrüßen, oder gar zu fragen, wie es mir ging. Doch gerade war es mir vollkommen egal! Zu sehr freute mich zu spüren, wie sehr der Hund mich vermisst hatte.

Kaz und ich sprachen nicht miteinander, ich glaubte auch, dass alles gesagt wurde. Wir schienen stillschweigend übereingekommen zu sein, dass wir nicht weiter über unsere Beziehung sprachen. Ich war so erleichtert, als ich mit Didi endlich alleine war. Und in dieser Nacht holte ich den Hund tatsächlich in mein Bett, auch wenn ich das gegenüber Jack niemals zugeben würde!
 

Früh war ich am nächsten Tag wieder bei Jack und den Hund nahm ich einfach mit.

Er war bereits wach, als ich zu ihm kam, und das Leuchten in seinen Augen, als er den Hund erblickte, bestätigte mich darin, dass es die richtige Entscheidung war. Es schien, als spürte der Hund, dass er mit Jack vorsichtiger sein musste, denn so wild, wie er sich bei mir gefreut hatte, war er bei Jack nicht. Er jaulte, sprang auf Jacks Bett und legte sich auf seinen Schoß, was bei der Größe des Tieres nicht so recht funktionieren wollte. Den großen Kopf drückte er an Jack und leckte ihm immer wieder durch sein Gesicht.

Auch Jack hatte seinen pelzigen Freund vermisst. Er drückte Didi liebevoll an sich und murmelte immer wieder leise: „Ist ja gut..“, während er den Hund streichelte.

Tatsächlich machte dieses Mal ich Bilder mit dem Handy. Es war ein wundervolles Gefühl, wieder zu dritt zu sein! Wir sprachen über Belangloses und erst das zarte Klopfen an der Tür, ließ uns verstummen.

Jenny kam hinein und auf den Arm hatte sie Luna, hinter ihnen stand Clay. „Hey, mir war klar, dass ich dich hier finde“, sagte Jenny und ließ Luna auf den Boden ab. Fröhlich lief sie wackelig auf ihren Beinen zu mir und quietschte fröhlich: „Jas da.“ Ich grinste leicht und als sie bei mir war, nahm ich sie gleich auf den Arm und knuddelte meine kleine Nichte. Neugierig richtete sich Didi im Krankenbett auf, schnüffelte an dem Kind und wedelte freundlich mit der wuschigen Rute.

Luna drückte sich an mich und ich fragte ihre Eltern, weswegen sie hier waren, doch eigentlich war es mir gleich. Meine Familie war hier und das war gut so!

Ich bemerkte, wie Jack unruhig wurde, und als Jenny mit langen Schritten bei ihm war und ihn umarmte, sah er aus, als würde er die Welt nicht mehr verstehen. „Danke“, sagte sie und ließ ihn nicht los, „danke, dass du meine Familie gerettet hast. Danke, was du alles gemacht hast! Es tut mir so leid, wenn ich irgendwann unfreundlich zu dir war! Wirklich!“ Perplex und unsicher sah Jack in meine Richtung, doch freundlich lächelnd zuckte ich nur mit den Schultern. Ich wusste, dass solche Konversationen ihm nicht gut gelangen. Unsicher klopfte er ihr auf die Schulter, bevor er meine Schwester freundlich von sich wegdrückte. „Du gehörst zu Jaspers Familie, da kann ich euch nicht… im Stich lassen. Außerdem kann die ja noch nichts“, sagte er und nickte zu dem Kleinkind, welches brabbelnd versuchte mir irgendetwas zu erzählen. „Sei nicht albern“, sagte Jenny und setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett, „Du gehörst auch zu unserer Familie! Du bist Jaspers Freund, sein Partner… Natürlich gehörst du dazu.“ Ich bemerkte das Stocken, welches durch Jacks Körper ging. Kurz weitete sich sein Auge und er schüttelte verneinend den Kopf. „Nein…. Wir sind nicht verheiratet“, meinte er ausweichend, doch erneut bestand meine Schwester darauf, dass er zur Familie gehörte. Doch wie sie heiraten sagte, erinnerte ich mich, wie wir kurz vor unserer Gefangenschaft über Las Vegas gesprochen hatten und kurz glitt ein Grinsen auf mein Gesicht. Doch Luna lenkte mich ab, als sie mit ihren Händen durch mein Gesicht strich.

Es wurde darüber gesprochen, wie es uns ging. Wie lange Jack an Krücken gehen musste und sonst eigentlich eher belanglosen Kram. Doch es war wundervoll zu sehen, dass sie ihn in unseren Kreis der Familie aufnahmen. Auch wenn es für Jack wohl ein seltsames, vielleicht auch befremdliches Gefühl ist.

Sie blieben nicht lange. Und es war Clay, welcher mich überraschte, als er Lunas Händchen nahm und sagte: „Sag mal Tschüss zu Onkel Jazz und Onkel Jack.“ Erneut starte Jack perplex und schien unwissend zu der Familie zu schauen. Als die Tür sich hinter der kleinen Familie schloss, legte sich Schweigen über uns. Umso erstaunter war ich, dass es Jack war, der das Schweig durchbrach. Didi lag immer noch auf seinem Schoß und forderte seine Liebe ein.

Ein letztes Mal drückte er Didi, bevor er ihn runter von Bett schubste.

„Weißt du, Jazz“, nuschelte Jack mit leiser und ziemlich brüchiger Stimme, „seit ich wusste, was David getan hatte, wollte ich nur noch seinen Tod. Du weißt gar nicht, wie sehr ich diesen Menschen hasse, wie sehr… Ich verabscheue ihn wirklich…“ Er sah mir nicht in die Augen, eine so untypische Haltung von Jack, schaffte er es doch sonst ganz locker, den Blickkontakt zu halten. Starr sah er auf ein Bild, welches gegenüber vom Bett hing. Ich wusste nichts darauf zu erwidern. Ich hatte nicht das Gefühl, dass etwas Sinnvolles meine Lippen verlassen würde. Doch es schien, als wolle Jack, dass ich schwieg, denn erneut war es seine Stimme, die die Stille durchbrach.

„Susanne… war wie eine Mutter für mich. Ich weiß, ich habe gesagt, dass ich verliebt in sie war. Sie war auch so vieles für mich. Sie war die einzige Art von Familie, die ich hatte… Die einzige Familie, die ich kannte. … Wie würdest du dich fühlen, wenn du deine Mutter erschießen müsstest?“ Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, was ich sagen sollte, also ließ ich ihn einfach weiter sprechen. Ich zuckte unschlüssig mit der Schulter und nahm vorsichtig seine raue Hand in die meine. Ich spürte das Zittern, welches von seiner Hand ausging und als ich ihn anblickte, glitzerten Tränen in Jacks Auge. Doch noch immer sah er stur auf das Bild an der Wand. „Als ich damals nach Texas zog, wollte ich nur David etwas beweisen. Dass ich nicht sein Spielball war und ich wollte ihn kalt machen...“ Er schwieg und die plötzliche Stille verwirrte mich. Unsicher drückte ich seine Hand und fragte vorsichtig: „Und was wolltest du dann machen?“

Jack blickte mir in die Augen und ich war immer wieder erschrocken, als ich sah, wie gebrochen dieser Mann eigentlich war. Äußerlich war er mehr wie gezeichnet, doch auch innerlich waren seine Wunden für mich mehr wie deutlich zu erkennen. Und nun stahlen sich die Tränen aus dem Auge des Mannes, während er mich betrachtete. Ich strich sie ihm weg und er legte sein Gesicht so vertraut in meine Hand. „Ich weiß nicht, Jazz. Ich wollte nicht mehr diesen Schmerz spüren, diese so unerträgliche Leere. Ich wollte wieder bei meiner Familie sein, da wo ich das Gefühl hatte, hin zu gehören.“

Nun war ich derjenige, der zitterte, und meine Augen weiteten sich, als ich seinen Worten lauschte. Ich wolle etwas sagen, doch meine Kehle fühlte sich an, als würde ein Schraubstock diese zuschnüren. Nie wurde ich so direkt damit konfrontiert, dass er sich das Leben hatte nehmen wollen!

Umso erstaunter war ich, als es Jack war, der das Wort ergriff „Ich will das nicht mehr, Jazz. …damals dachte ich, dass ich mich immer daran erinnern müsste, dass ich es nicht anders verdient habe, als ewig damit zu leben, und plötzlich kamst du einfach vorbei. Mit deinen so… kleinen Problemen, mit deiner so lockeren, fröhlichen Art…“ Er schwieg kurz. Es schien, als habe er gerade den Mut verloren weiter zu sprechen. Ich nahm seine Hand und drückte meine Lippen auf seine zitternden Hände. „Ich bin froh, dass ich rübergekommen bin“, nuschelte ich leise und schenkte ihm ein liebevolles Lächeln. Ein trauriges Lächeln stahl sich auf Jacks Gesicht. Schwer durchatmend schien er sich zu sammeln und leise nuschelte er: „Ich werde das hier nur einmal sagen, Jazz, weil´s mir selbst zu kitschig ist…“ Überrascht riss ich meine Augen auf, denn tatsächlich war Romantik sowohl für Jack als auch für mich oft ein Fremdwort. „Ich wollte mich nicht in dich verlieben und das nicht nur, weil ich dich nicht in Gefahr bringen wollte… Ich hatte es mir verboten weiter zu leben, als eine Art Strafe für meinen Fehler. Es sollte nie mehr werden als etwas Spaß mit dir. Nicht, wenn ich sie doch so sehr im Stich gelassen hatte. Und dann warst du plötzlich nachts vor meiner Haustür und hast geklopft, weil du irgendwie wusstest, dass ich einsam war… Selten haben mir so sehr die Worte gefehlt, wie damals…“

Ich erinnerte mich. Ich hatte häufiger hinaus geschaut und bemerkt, dass bis spät abends immer noch der Fernseher lief. Oft hatte ich angenommen, Jack sei sehr einsam und wie er gerade vor mir saß und mich fast schon unsicher musterte, wusste ich, dass ich Recht hatte. Doch nie, hätte ich erwartet, dass dies der Moment war, als die Gefühle für mich erwachten.

„Sonst hatte nie jemand wirklich gesehen, wann es mir nicht gut ging. Und du hast mich einfach durchschaut. All das Training, all… der ganze Scheiß, den ich gelernt hatte… Du konntest einfach dahinter schauen und du bist sogar geblieben…“, nuschelte Jack und tatsächlich kratze er sich fast schon unsicher am Hinterkopf.

„Jack…“, sagte ich leise und merkte selbst, wie belegt meine Stimme war, „ich… ich möchte einfach nur zusammen mit dir glücklich leben… Du warst mir immer wichtig und vielleicht war es einfach für mich, weil ich eben dich kennen gelernt habe und nicht den Soldaten…“ Jack nickte leicht und seine kräftigen Arme legten sich langsam um mich und zogen mich zu sich. Feste war seine Umarmung. „Bis zu dir habe ich ganz vergessen, dass es Jack noch gibt. Bis da war ich immer nur Snake“, nuschelte er leise. Und erneut spürte ich dieses starke, nicht zu kontrollierende Zittern. Er hatte sich also in dem ganzen Krieg verloren. Auch ich drückte ihn feste an mich.

„Weißt du, warum der kleine Junge mich nicht los lässt? Weil er mich so sehr an mich erinnert hatte. Alleine und Krieg war sein ganzes Leben…. Wenn ich es geschafft hätte, ihn da heraus zu holen, hätte ich ihm vielleicht…ein anderes Leben zeigen können“, nuschelte er und erneut liefen Tränen seine Wange hinunter. Ich wischte sie ihm behutsam weg.

Wie ehrlich Jack gerade war, ließ mich wahrlich sprachlos werden. Doch taten mir seine Worte so sehr weh, wollte ich ihn doch nie leiden sehen! „Ich bin gerne Jack“, nuschelte er und sah mir endlich wieder in die Augen, „aber Snake ist immer da… Immer präsent….“

„Hör auf mit dem hier, Jack“, nuschelte ich in sein Ohr und sagte es tatsächlich ohne wirklich darüber nachzudenken, „bitte… Ja, vielleicht bist du ein Top-Soldat, aber du bist doch nicht aus Stein… das alles hier wird doch einfach zu viel…. Warte nicht, bis dein Kartenhaus einbricht, zieh vorher die Leine! Und wenn es nur für ein paar Jahre ist! Aber… ich glaube einfach, du brauchst Abstand…. Ich will auch nicht immer Angst haben…“ Fester wurde seine Umarmung und ich bekam nur schlecht Luft. Ich wusste, dass die Arbeit eigentlich sein Leben war, umso erstaunter waren für mich seine Worte.

„Wenn du es verlangst, dann mache ich es“, raunte er und das Erstaunen durchflutete meinen Körper, „Du bist mir wichtiger.“ Er hatte mir zwar einmal gesagt, er würde für mich aufhören, aber ich hatte nicht geglaubt, dass er wirklich alles zurück ließ. „Du bist mir einfach wichtiger wie all das hier… In dir habe ich einfach…“, sagte Jack leise. Doch während er sprach, brach er den Satz ab, und es passte so sehr zu ihm. Diese emotionalen Sachen waren weder seins noch meins. Egal wie der Satz geendet hätte, es wäre alles wahrlich toll geworden.

Wir lehnten uns aneinander und sanft streichelte Jack meine Seite. Es schien, als sei alles gesagt worden. „Ich muss noch einmal nach Arlington“, sagte Jack auf einmal in die Stille hinein. Ich fragte nach dem Wieso, und war erstaunt, dass ich tatsächlich eine Antwort von ihm bekam. „Ich muss mich verabschieden… Ich glaube das kann ich jetzt endlich…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  honeyJ
2017-10-29T14:05:40+00:00 29.10.2017 15:05
Ich kann gar nicht fassen das es nun zu Ende ist.
Es war eine wunderschöne herzergreifende also auch lustige Geschichte.
Es ist schön wie die zwei sich von der ersten Geschichte bis zum.ende der Geschichte verändert haben
Trotzdem werden mir die zwei fehlen ich mag die zwei und sie passen genau zusammen. Auch Jenny und Clay auch als Adam und Miller sowie Quiet waren wirklich tolle Charakter die immer für Jack und Jasper da waren und das werden sie aich immer bleiben!
du hast es sehr schön geschrieben gut verständlich für jeden und es hat richtig viel spass gemacht es zu lesen also:
Danke ^_^
Von:  Theia
2017-07-30T09:58:02+00:00 30.07.2017 11:58
Schade das nun das Ende erreicht ist. Die letzen Monate, nachdem ich die Story entdeckt hatte und den ersten Teil und alle bis dahin vorhandenen Kapitel des zweiten Teils durchgesuchtet habe, hab ich immer gespannt auf das neue Kapitel gewartet. Die Story hat mir so gut gefallen, dass ich dir unbedingt einen Kommentar hinterlassen wollte.
Man kann die Kapitel wirklich toll lesen. Du schreibst flüssig und anschaulich. Es bleibt immer spannend und ich wollte nach jedem Kapitel unbedingt wissen wie es weiter geht.
Auch die Entwicklung, die vor allem Jazz vom ersten Teil an bis zum Ende durchgemacht hat, hast du wirklich schön und auch sehr realistisch beschrieben. Die Beiden sind mir echt ans Herz gewachsen XD und ich hoffe das man von dir auch zukünftig etwas neues lesen kann!

Antwort von:  Strichi
30.07.2017 18:16
Hallo,

vielen Dank für deinen Kommentar. Hat mich gefreut zu lesen, dass dir vorallen Jazzys Entwicklung gefallen hat.
ich höre so häufig immer etwas zu Jack :D Da ist es erfrischend zu lesen!
Und es ist cool zu hören, dass du die Geschichte gesuchtet hast ;D Ich hoffe, der Schluss hat dir auch gefallen. Ist ja passend, dass der auch heute kommt^^
Liebe grüße!
Von:  chaos-kao
2017-07-26T16:34:00+00:00 26.07.2017 18:34
Ich werde die beiden wirklich vermissen! Es würde mich schon noch sehr interessieren, wie Jack mit seinem normalen Leben klar kommt. Und ob er einen normalen Job ergreift oder weiter seine Basis leitet ohne selbst raus zu gehen? Danke für diesen spannenden zweiten Teil! Ich hoffe sehr, dass man bald auch noch anderes von dir lesen wird!
Antwort von:  Strichi
30.07.2017 18:18
Und ich danke dir, für die regelmäßigen Kommentare^^
es ist schön, dass du so regelmäßig etwas von dir hast hören lassen.
LG
Von:  Finniwinniful
2017-07-23T22:11:30+00:00 24.07.2017 00:11
Ich finds schade, dass dieses Kapitel jetzt das letzte "richtige" Kapitel ist...ich habe immer echt mitgefiebert...und mir kamen sooooo oft die tränen...(dazu muss man sagen, wenn ich was lese versetze ich mich immer zu doll in die Geschichten rein) und meine mutti hat dann immer gefragt was los sei...dann habe ich ihr die geschichte erzählt und sie fragt immer, wie es weiter geht...
Ich freue mich echt für die beiden und wünsche ihnen vieeeeeeel glück in ihren "neuen" leben (kann man das so schreiben?)was ich noch gerne miterlebt hätte... :D Naja, ich selbst finde es schade, dass es vorbei ist, aber man muss nunmal leider auch iwann nen schlussstrich ziehen :(
Ich mag die Geschichte jedenfalls echt gerne und hatte auch viel spaß dabei sie zu lesen! Sie ist abwechslungsreich und weckt viele Emotionen!
Ich hätte nur gerne öfters erfahren was Jack gedacht hat... z.B. als er da gefangen war oder sowas...aber trotzdem Danke fürs schreiben!!

lg: Finniwinniful :)
Antwort von:  Strichi
30.07.2017 18:21
Hey,
ich hoffe, dass dir der Eplilog trotzdem gefallen hat. Ist ja doch etwas länger geworden wie ich eigentlich dachte.
Und es ist irgendiwe recht cool zu lesen, dass dich meine Geschichte zu Tränen gerührt hat.

Und ich hoffe, deiner Mutter hat das was du erzählt hast auch gefallen ;) (das war sooooo süß zu lesen, wirklich)

Vielleicht liest man sich ja noch einmal... ein paar Ideen für Kurzgeschichten habe ich... mal sehen wann mich die Muse packt.
LG^^ und danke für deine Kommentare.
Von:  nuriemma
2017-07-23T20:30:44+00:00 23.07.2017 22:30
Eigentlich kann man das gar nicht glauben letztes Jahr im August bin ich über den ersten Teil gestolpert und war von da an gefangen von der Story. Es ist traurig das es nach dem Epilog vorbei ist aber auch gleichzeitig schön was für ein Ende diese Story hat und das es eine ist die nicht künstlich in die ewige Länge gezogen wird ... .Trotzdem wird es mir fehlen :(
Antwort von:  Strichi
30.07.2017 18:19
Hey,
ich kann es auch immer noch nicht fassen, dass ich seit einem Jahr daran geschrieben habe.
Und es tatsächlich beendet habe! Ich hatte so Sorge, dasss ich zwischendurch die Lust verliere und dann doch abbreche...
Habe ich ja nicht^^
Danke, für den Kommi^^
Von:  Bloody-chan
2017-07-23T19:38:35+00:00 23.07.2017 21:38
Ein klasse Kapitel
schade das es zu ende geht
Antwort von:  Strichi
30.07.2017 18:18
Ich hoffe, dass dir dann das Ende gefallen hat


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