Verborgen in Stille Teil II von Strichi ================================================================================ Kapitel 40: Verhör ------------------ Irgendwann begann ich die Sekunden zu zählen, aus Langeweile und Angst, doch ich gab auf. Es hatte keinen Sinn. Doch ich musste mich irgendwie ablenken! Ablenken von dem Hunger und dem Durst! Es hatte mich angestrengt mit Adam zu sprechen. Mir diesen widerlichen Typen vom Hals zu halten. Immer, wenn ich darüber nachdachte was er vorhatte, überzog eine Gänsehaut meinen Körper. Doch ganz in meinem Kopf war es noch nicht vorgedrungen. Immer wieder wollte sich mein Magen zusammenziehen. Wie dankbar ich war, nicht in eine Schockstarre verfallen zu sein, konnte sich keiner vorstellen. Klare Gedanken zu fassen war kaum möglich und nun, wo ich alleine war, rebellierte mein Körper. Er wollte Essen, er brauchte Wasser und ich stöhnte auf. Nie hatte ich solchen Hunger und noch nie hatte ich eine so trockene Kehle! Ich hatte Angst! Wie lange war ich schon hier? Wie lange war die letzte Mahlzeit her? Ich hatte das Gefühl zu verdursten! Wie lange war ich schon ohne Wasser? Mit trüben Augen sah ich mich in meiner Zelle um und blieb schlussendlich an der Toilette hängen. Langsam stand ich auf. Mit schweren Schritten machte ich die wenigen Schritte und betrachtete das Wasser in der Toilette, doch da war keins. Erst, als ich die Spülung betätigt kam ein kräftiger Wasserstrahl aus der Leistung. Ich sah dem Wasser nach, wie es verschwand und meine trockene Kehle lechzte nach dem klaren Nass! Es muss sicher eineinhalb Tage her sein, dass ich was getrunken hatte! Vielleicht sogar noch länger, wusste ich doch nicht wie lange ich bewusstlos war und dieser widerliche Geschmack des Narkoseserums wollte einfach nicht aus meinem Mund verschwinden. Sofort drückte ich noch mal und hielt gierig meine Hände in das harte und kalte Wasser. So viel es ging versuchte ich mit meinen Händen aufzufangen und trank das wenige verbliebene Wasser. Ekel oder andere Gedanken kamen mir nicht mehr in den Sinn, zu sehr brauchte mein Körper das kühle Nass gerade. Da war es dem Gedanke daran, dass es widerlich war gar nicht erst möglich in meinen Kopf vorzudringen. Ich wusste nicht wie oft ich dieses Spielchen wiederholte, doch es half, wenn auch nur langsam. Am liebsten hätte ich einfach den Kopf hineingehalten, aber das bisschen Achtung ließ mich nicht noch weiter sinken. Neben dem grauen Klo glitt ich zu Boden und mein Körper begann zu zittern. Unvergossene Tränen brannten in meinen Augen. Ich hatte Angst und nun, wo mein Körper nicht mehr unter Dehydrierung litt, waren meine Gedanken wieder klarer. Sie drehten sich nicht mehr nur im Kreis. Die Angst nagte an mir. Die Angst um mich quälte mich, doch die Sorge um Jack machte mich wahnsinnig. Was taten sie gerade mit ihm? Verhörten sie ihn? War ich wieder Druckmittel und was war mit seiner Verletzung? Sie hatten ihn sicher verarztet, schließlich wollten sie ihn fit. Hatte David sich sogar nicht beschwert, dass Jack verletzt war? Wieder ging ich zu der Pritsche. Ich legte mich hin und schloss die Augen. Immer noch hatte ich vor Hunger Bauchschmerzen! Dieses elendige Warten auf etwas, von dem man nicht wusste was es war, war grauenhaft. Ich sah auf die Deckenlampe. Die Neonlampen spendeten grelles und kaltes Licht. Wie konnte das alles nur so weit kommen? Hätte die ruhige und angenehme Zeit nicht einfach so weitergehen können? Sie war nur so kurz gewesen, viel zu kurz. Ich versucht an Hawaii zu denken und daran, wie unbeholfen Jack beim Surfen wirkte. Ich musste meine Gedanken einfach anderweitig fokussieren! Ich erschrak fürchterlich und wäre fast von der verdammte Pritsche gestürzt, als eine Luke in der Tür geöffnet wurde. Erschrocken von dem ungewohnten Geräusch schreckte ich aus meinem Halbschlaf hoch und verschluckte mich. Wie lange ich weg war, wusste ich nicht. „Essen“, raunte eine Stimme distanziert und gierig stürzte ich mich auf das Tablett! Immer noch leicht hustend nahm ich das graue, leider auch klebrige Tablett entgegen und sofort wurde mit einem lauten Knall die Luke geschlossen. Eine Flasche mit einem halben Liter Wasser und ein nicht zu definierender Eintopf standen auf dem Tablett. Weder Gabel noch Löffel waren vorhanden. Ich wollte gar nicht wissen, was ich dort aß. Ich nahm die Schüssel und setzte sie an meine immer noch etwas trockenen Lippen und schlürfte das Essen. Es schmeckte nach Bohneneintopf, doch mit viel zu wenigen Gewürzen. Es war mehr, wie ich annahm und nachdem ich das warme Essen gegessen hatte, fühlte ich mich wohler. Die Schmerzen, die mein Körper hatte, waren verschwunden und nur die Angst und die Sorge waren geblieben. Ich seufzte schwer und trank zwei drei kräftige Züge aus der Wasserflasche, bevor ich diese neben die Pritsche stellte. Ich durfte einfach nicht aufgeben! Ich hatte mir immer gesagt, dass mir aufgeben nicht liegt, also wollte ich es jetzt auch nicht! So, wie es den Anschein hatte, würde ich vorerst nicht verhungern. Gott sei Dank. Ich hoffte, dass es nicht wieder so lange dauern würde, bis ich das nächste Mal etwas zu Essen erhalten würde. Ich wusste nicht, wie viel Zeit wirklich vergangen war! Nur anhand des Essens, welches zweimal am Tag kam, ließ sich ein Rhythmus erahnen. Doch das verdammte grelle Licht der Neonröhren wurde einfach nicht abgestellt! Es waren anscheinend vier Tage vergangen. Es war schrecklich! Ich konnte nicht richtig schlafen und die Zeit wollte und wollte nicht vergehen! Es war totenstill um mich herum! Fast sehnte ich mich nach Dunkelheit! Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich hier war oder sein würde, ob ich hier wieder raus kam oder ob sie mich hier verrotten ließen. Ich war nicht wichtig, wichtig war Jack. Ich war einfach nur das Druckmittel und ich hatte keine Möglichkeit das zu ändern! Ich hatte Angst, denn ich hatte viel zu viel Zeit zum Nachdenken! Ich flüchtete mich in gute Erinnerungen! Aus meiner Kindheit und Jugend. Wie ich Eric damals in der Vorschule kennen lernte. Wie wir gemeinsam jedes Mal unseren Sportlehrer zur Verzweiflung gebracht hatten, wenn wir uns immer wieder Baseballs geklaut hatten. Was es für ein Glücksgefühl war, damals in die Mannschaft unserer High School aufgenommen zu werden und der für mich kaum in Worte zu fassen Stolz, den ich empfunden hatte, als ich Captain des Teams wurde. Die Urlaube mit und bei meiner Familie. Damals, als ich noch eine große Familie hatte. Die Pfadfindertreffen, von denen ich annahm ich hatte sie vergessen, kamen mir wieder in Erinnerung. Schmerzvoll zog sich meine Brust zusammen, als ich daran dachte. An diese so schöne und unbeschwerte Zeit. Ich erinnerte mich, wie ich Didi das erste Mal sah. Dieser kleine unschuldige und so fröhliche Welpe, welcher in mein Leben tapste und sein Herrchen gleich mit. Hätte ich ohne den Hund Jack überhaupt angesprochen? Ich wusste es nicht und eigentlich waren solche Fragen doch eh unsinnig, aber sie lenkten mich ab. Ich erinnerte mich an unsere ersten Gespräche, wo ich immer das Gefühl hatte von einem Fettnäpfchen in das nächste zu treten. Ich dachte daran, wie ich mit Jack das erste Mal in irgendeiner Bar war, den Namen… darauf hatte ich gar nicht geachtet. Wie ich mit dem Typen geflirtet hatte und wie stolz ich war die Nummer von ihm bekommen zu haben. Angerufen hatte ich nie. Das Jetfliegen, bis heute das spannendste, was ich je erleben durfte, die Reise nach Arlington, ebenso spannend wie komisch. Auch die Trennung und die schmerzvolle Zeit ohne Jack gingen mir noch einmal durch den Kopf. Hasste ich meinen Vater? Immer wieder sprangen meine Gedanken wirr im Kopf herum. Wäre Emily hier, würde sie vielleicht versuchen mich zum Lachen zu bringen, oder vielleicht auch nicht. Diese Situation hier war schließlich alles andere als zum Lachen. Wie es ihr wohl ging? Waren sie und ihre Mutter nicht auch in Gefahr wegen Adam? Doch noch mehr Sorgen wollte und konnte ich einfach nicht zulassen! Ich versuchte mich an das Glücksgefühl zu erinnern welches ich hatte als Jack plötzlich und unerwartet vor mir stand. Am Strand, da wo ich ihn nie erwartet hätte. Und jetzt wo wir älter waren, war auch unsere Beziehung gereift. Ich hatte eigentlich so tolle Sachen mit Jack erlebt und es durfte einfach nicht enden! Sie mussten uns retten! Miller, Quiet wer auch immer! Irgendwer musste uns doch finden! Uns suchen… Es gab einfach eine Zukunft und diese durfte nicht so enden. Sollte einfach nicht so enden. Was sie wohl gerade mit ihm machten? Folterten sie ihn wieder? Vermutlich und der Gedanke widerte mich an. Ob sie mich auch foltern würden? Vielleicht erfuhr ich dann aus erster Hand was damals mit meinem Vater geschehen war… Wie konnte man nur seinen Freund verraten?! Jack und ich hatten wohl dem Falschen vertraut und damit musste ich lernen umzugehen! Ich war mir nicht sicher, ob er das verkraften würde. Ich zwang mich nicht in Panik zu verfallen, obwohl es so einfach hätte sein können. Doch die Genugtuung wollte ich ihnen einfach nicht geben! Das Schlimmste, was nun noch passieren konnte war, dass ich Platzangst bekam. Doch das wollte ich einfach nicht! Also versuchte ich die Angst abzuschütteln! Schlimmer wäre es sicher, wenn ich nun in vollkommener Dunkelheit die Zeit hätte verbringen müssen. Ich wusste nicht, wie viel Zeit ich hier verschwendete. Raum und Zeit spielten für die da draußen wohl keine große Rolle. Adam kam nicht wieder. Eigentlich kam keiner zu mir. Ob es mich freute? Ja und nein. Wenn niemand kam, konnte man mir nichts anhaben, doch die Panik in mir kochte immer wieder über. Es gab Augenblicke, in denen ich mir fast wünschte jemand würde kommen und wenn er mir nur wehtat, doch dann spürte ich etwas anderes! Nicht mehr diese erdrückende Stille um mich herum. Manchmal lag ich auch nur auf der Pritschte und fühlte mich so elend, dass ich merkte, wie ich immer mehr in Selbstmitleid versank. Dann gab es Momente, in denen ich mich voller Tatendrang fühlte. Dann lief ich herum, zwang mich Liegestütze zu machen. Irgendetwas um die Zeit um zu bekommen. Ich machte Kniebeuge und versuchte den Bauch zu trainieren. Ich lief gerade durch meine Zelle, konnte gerade wieder mal einfach nicht ruhig liegen bleiben, als plötzlich die Tür geöffnet wurde. Sofort schrillten meine Alarmglocken als ich die Menschen sah! Drei Menschen, alle mit Sturmhauben, betraten meine Zelle und wie ich sie sah wünschte ich mir, dass ich wieder alleine war. Würden sie mich erschießen?! „Mitkommen“, raunte eine tiefe und kalte Stimme, die ich nicht kannte. Eiskalte Schauer jagten über meinen Rücken. Ich versuchte mich aufzurichten und wollte mich nicht klein machen. Ich hatte seit Tagen nicht geduscht und auch die Kleidung nicht wechseln können und als ich neben den Mann trat sah ich, wie er angewidert die Nase verzog. Ja, ich musste sicher riechen oder eher stinken. Vieles, nicht alles würde ich für eine Dusche geben. Sie legten mir Handschellen hinter den Rücken an und führten mich einen Gang entlang. Aus einer Tür vor mir kam ein Mann hinaus und blieb vor uns stehen. Er war etwa genauso groß wie ich. Er hatte glänzendes schwarzes Haar, welcher er fast schon elegant nach hinten gestrichen hatte. Seine Augen waren so dunkel, dass sie fast schwarz wirkten. Er betrachtete mich und rümpfte fast schon angewidert die Nase. „Der stinkt! So nehme ich den nicht mit“, grunzte er bösartig und wandte sich ab, ohne mich noch einmal eines Blickes zu würdigen. Einer schubste mich in die Richtung, in welcher der Fremde verschwunden war. Ich wollte ihm nicht folgen und als eine Tür vor mir geöffnet wurde, vergaß ich das Atmen. Ich schnappte ängstlich nach Luft, als ich einen gekachelten Raum betrat. Die ganzen Wände und der Boden waren weiß gekachelt. Ein Abfluss war in der Mitte. Ich sah Schläuche und andere Gegenstände und Panik kroch in meine Glieder! Es sah aus wie ein Schlachthaus, in welches sie mich führten! Mit distanziertem Blick betrachtete mich der Schwarzhaarige und mit dunkler Stimme raunte er: „So wie du riechst kann ich dich nicht zu meinem Vorgesetzten bringen. Das du selbst nicht kotzen musst…“ Fast schon pampig erwiderte ich in Gedanken, dass er nur einmal am Tag essen sollte. Da würde auch er die Nahrung lieber bei sich behalten! Doch ich schwieg, es war besser so! Meine Augen glitten durch den Raum. Die drei, die mich her gebracht hatten, standen an der Wand und ihre Augen betrachteten mich ohne Emotion, ohne wirklich Rührung! Konnte Jack das auch? So da stehen, wenn anderen vor Panik die Knie weich wurden? Was hatten sie vor? Ich sah, wie der Dunkelhaarige einen Wasserschlauch in die Hand nahm und noch bevor mein Kopf das realisieren konnte, traf mich ein Strahl eiskalten Wassers. Erschrocken schrie ich auf, denn das Wasser war wie tausende kleiner Nadelstiche. Der gekachelte Raum hallte unter meinen Schreien! Der Strahl schmerzte und ich drehte mich erschrocken weg! Zerrte an den Handschellen und schnitt mir selber ins Fleisch! „Hört auf“, brüllte ich verzweifelt, doch ich wusste, dass dies hier nur der Anfang war… Ich duckte mich, ging in die Hocke, wollte dem kräftigen und schmerzenden Wasserstrahl keine große Angriffsfläche bieten. Doch mehr die Kälte schmerzte, als der eigentliche Strahl des Wassers! Ich schnappte panisch nach Luft. Und die Kälte kroch in meine Glieder! Eine Gänsehaut überzog meinen Körper und ich zitterte wie Espenlaub. Doch immer noch hielt er den Strahl auf mich gerichtete und immer wieder schrie ich schmerzerfüllt auf. Machte es diesem Menschen etwa Spaß?! Meine Kleidung war komplett mit dem eisigkalten Wasser durchtränkt und ich schloss verzweifelt die Augen. Ich wollte einfach nur, dass es danach vorbei war. Die Wärme entwich meinen Gliedern und meine Hände und Füße begannen sich taub anzufühlen. Endlich nahmen sie den Schlauch weg! Endlich prasselte kein eisiges Wasser mehr auf mich. Mein ganzer Körper war am Zittern. Ich hatte keine Kontrolle mehr über ihn und schaffte es auch nicht gänzlich gerade zu stehen. Gekrümmt wie ein alter Mann stand ich dort und meine Zähne bebten. Das Wasser lief an meinem Körper entlang, doch ich spürte diesen kaum noch. Arme und Beine waren immer noch taub. Ich atmete nur noch stoßweise. Ich hätte mir am liebsten über die Brust gerieben, doch dies ging nicht mit den Handschellen. Als ich schwere lederne Schuhe vor mir sah, blickte ich mit Panik in den Augen hinauf in das Gesicht des schwarzhaarigen Mannes. Ohne Mitleid sah er mich an und zerrte an meinem Arm. Schmerzvoll stöhnte ich auf, denn die Handschellen schnitten unangenehm in mein Fleisch. Und gebückt stand ich vor ihm. Das Wasser lief mir die Beine, eigentlich meinen gesamten Körper hinunter und bildete eine Pfütze zu meinen Füßen, welche nur langsam zum Abfluss floss. „Wenigstens stinkst du nicht mehr“, raunte er herablassend und zerrte mich mit sich und nur schwerfällig konnte ich mithalten. Immer noch fühlten sich meine Glieder wie taub an. Ich sah nur Türen und war ziemlich dankbar, dass sie nicht meine Augen verbanden. Ich stockte erneut, als ich einen Raum betrat. Immer wieder erzitterte mein Körper jetzt nicht mehr nur wegen der Kälte, sondern wegen der Angst, die in meine Glieder fuhr. Ein dunkler Schreibtisch stand dort und an der Wand waren mehrere Schränke, verschlossen und ich war mir sicher, dass ich den Inhalt nicht kennen lernen wollte. Drei Stühle standen dort und eine Spiegelfront, von der ich wusste, dass dahinter Menschen waren, welche mich vermutlich gerade musterten. Ich schluckte und zwang mich meinen Rücken gerade zu strecken, was eine starke Kraftanstrengung erforderte. Die drei Menschen, ich wusste nicht ob unter ihnen eine Frau war, wiesen mich an, mich hinzusetzten und zu warten. Sie lösten die Handschellen und befestigten einen Arm an dem Stuhl. Eine zweite, für meine linke Hand wurde gereicht und ebenfalls am Stuhl befestigt. Zittrig saß ich dort und war fast schon erleichtert, als ich eine Uhr sah. 3 Uhr, ob drei Uhr nachmittags oder nachts, ich wusste es nicht. Doch endlich hatte ich einen Anhaltspunkt. Er half nicht wirklich weiter, doch er gab mir ein Stück Sicherheit. Nur wenige Augenblicke war ich alleine mit ihnen. Mein Blick huschte zum Tisch und ich sah einige dunkle Flecke auf dem Holz. War das etwa Blut? Konnte das sein? Angst durchfuhr meinen Körper. Was war, wenn dies von Jack war? Konnte das sein? Ich blickte weg von den Flecken und zwang mich ruhig ein- und auszuatmen. Ich spürte die Blicke meiner Aufpasser und kurz erbebten meine Lippen. Ich sah erschrocken zu der Tür, als sie erneut geöffnet wurde. Ich sah in das Gesicht eines mir so verhassten Mannes. David, er kam in Begleitung zweier anderer Menschen hinein. Einer Frau und eines Mannes. Beide kannte ich nicht. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, war ich ehrlich überrascht, dass Adam nicht dort war. Selbstsicher blickten mich die drei an. Alle tadellos gekleidet, mit ordentlichen Frisuren und irgendwie, obwohl es abwegig war, schämte ich mich für meine derzeitige Erscheinung. Triefend nass und immer noch am ganzen Körper zitternd. Seit Tagen nicht rasiert, geschweige die Zähne geputzt. Die Dame, ich schätzte sie auf Anfang vierzig, sah eiskalt aus. David setzte sich mir gegenüber und hinter ihm blieb der zweite Mann stehen und ich verstand, dass er hier vermutlich der Bodyguard war. „Ich denke“, begann David und lächelte mich fast schon herzlich an, wobei das Lächeln sich nicht in seinen graublauen Augen widerspiegelte, „dass wir für dich nicht noch mehr Fesseln brauchen, wie für Snake.“ Ich schwieg, schluckte meine Wut hinunter und blickte ihm böse ins Gesicht. Sie hatten Jack also 'verhört'. David lachte leise und verspottete mich regelrecht, als er sagte: „Oh… schaut, wie böse er schaut, hat er eindeutig von Snake abgeguckt!“ Er lachte leise und immer noch schwieg ich. Ich wollte nicht kopflos herumbrüllen. Vermutlich dachten sie sich genau das. Dass ich hier vollkommen den Verstand verlor! Doch so war ich nicht und die Genugtuung so zu werden, wollte ich ihnen auch nicht geben! Kurz sah ich jedem in die Augen. Ich zwang mich dazu, denn ich wusste Wegschauen und Augenkontakt vermeiden sah unsicher aus. Erneut wurde die Tür geöffnet und mit Hass in den Augen blickte ich in das Gesicht des Schwarzhaarigen. Auch er sah mir in die Augen und erneut konnte ich keine Regung in ihnen erkennen. Er trat hinter mich und wie er aus meinem Blickfeld verschwand begann mein Herz sich unangenehm zusammenzuziehen. Die Frau vor mir sah mich abschätzend an und meinte erstaunt zu David: „Und das ist also Snakes Spielzeug?“ Grimmig schüttelte David den Kopf, bevor er berechnend und eiskalt meinte: „Nein, nicht sein Spielzeug… Sein Herz hängt an diesem jungen Mann. Er vertraut ihm. Vermutlich, weiß er sehr viel mehr als die meisten…“ Was weiß ich?! Glaubten die etwa, dass ich mit Jack über seine Arbeit sprach? Oder wollten die wissen, was sein Lieblingsessen war? Welche Filme er mochte, oder aber, dass er Hubschrauber nicht ab kann?! „Hm…. Mal schauen was er weiß“, meinte sie und sah mich herablassend an. „Du bist also Jasper Hale… noch einundzwanzig Jahre alt, studierst Architektur in Los Angelos und“, ich unterbrach sie fast schon genervt: „Ja, toll, sie kennen meinen Lebenslauf… deswegen bin ich ja sicher nicht hier, oder brauchen sie einen Architekten?“ Finster war das Lächeln, welches über ihre Lippen glitt und bösartig war ihr Blick. „Ich liebe es, wenn die Menschen Kampfgeist haben… Aber nein, deswegen sind wir nicht hier… Du kennst Snake besser wie wir alle und wir vermuten, dass du uns etwas helfen kannst.“ Freundlich waren ihre Worte gesprochen, doch umso unfreundlicher war ihr Blick. Ich schüttelte leicht den Kopf und meinte ehrlich: „Ich weiß nicht, was er auf der Arbeit alles macht, darüber redet er nicht.“ Immer noch lächelte sie, sah mir in die Augen und als sie kurz nickte, traf mich plötzlich eine Faust am Hinterkopf. Ruckartig flog mein Kopf nach vorne. Qualvoll stöhnte ich auf und ich sah kleine Lichter vor meinen Augen tanzen. „Warst du je der Rekrut von Snake“, fragte sie und wie sie klang, hätte sie mich auch nach meinem beruflichen Werdegang fragen können. Ich blinzelte die Tränen weg und schüttelte den Kopf, doch schon im nächsten Augenblick spürte ich einen erneuten heftigen Schlag gegen meinen Kopf. Schmerzvoll strahlte der Schmerz durch meinen Körper, die Schmerzen in meinem Kopf nahmen zu. Unter schmerzvollen Stöhnen meinte ich: „Ich war nie sein Rekrut! Wirklich nicht! Wir waren… wir haben uns gut verstanden und dann… arh!“ Mein Schädel fühlte sich an, als wolle er platzen und fast schon automatisch wolle ich mit meiner Hand nach meinem Kopf greifen, doch die Handschellen verhinderten dies. Schnitten mir erneut schmerzvoll in die Hand. „Wir glauben dir nicht“, wehte Davids Stimme zu mir hinüber und es war wie ein Todesurteil, „ich kenne Snake und ich kenne John… ich habe dafür gesorgt, dass er ausgebildet wurde. Ich habe ihn damals im Waisenhaus begutachtet. Habe ihn die ganzen Jahre hinweg begleitet. Der John, den ich kenne, lässt sich nicht einfach auf Zivilisten ein…“ Pampig lag mir auf der Zunge, dann kennen sie Jack wohl doch nicht so gut, doch ich ermahnte mich. Ich wollte nicht noch mehr Schmerzen, doch mir war klar, dass dieser Wunsch nicht erfüllt werden würde. „Was macht er ständig in Afrika? “, wollte David eisig wissen und erneut konnte ich nur mit den Kopf schütteln und wappnete mich für den Schmerz, der folgen würde. Erneut kam der Schlag, dieses Mal jedoch in die Seite. Ich presste qualvoll keuchend die Luft aus meiner Lunge und mein Kopf drehte sich zu dem schwarzhaarigen neben mir, der mich so distanziert anblickte, als sei ich Luft. Distanzierte er sich, um kein schlechtes Gewissen zu haben? Ich wusste es nicht und als die Befragung weiter ging wusste ich, dass diese nicht anders Enden würde. „Was versteckt er dort? Ist es eine Waffe? Er ist an geheime Pläne für eine neue Langstreckenrakete gekommen. Eine, die ich hier habe entwickeln lassen. Wie ist das möglich? Wer ist sein Spion hier?“ Ich wusste es nicht. Auf keine seiner Fragen hatte ich eine Antwort. Ich hatte von nichts eine Ahnung. Und das kam mir teuer zu stehen… Ich blickte auf die Uhr und die Zeit wollte und wollte nicht vergehen! Immer wieder wurde ich geschlagen. Immer wieder prügelte der Schwarzhaarige auf mich ein. Das Blut lief mir über das Kinn, immer noch zitterte ich von der Kälte und den Schmerzen. Mein Auge begann anzuschwellen und nur noch stoßweise schaffte ich es zu atmen. Ich wollte keine Schmerzen mehr und verzweifelt schrie ich sie an, dass Jack und ich nur ein Paar seien. Nicht mehr und nicht weniger! Überraschung zeichnete sich auf dem Gesicht der fremden Frau ab, doch sie schwieg. Egal wie oft ich ihnen sagte, dass ich es nicht wisse, dass ich und Jack nur ein Paar waren, sie glaubten mir nicht. Sollte ich was erfinden? Würden sie mich dann endlich in Ruhe lassen? Wie schnell würden sie das herausfinden? Würde es dann schlimmer werden? Ich hatte die Pistole bemerkt, welche der Schwarzhaarige bei sich trug. Ich wollte keine Schmerzen mehr spüren, doch sie ließen einfach nicht locker! Ich begann in meinem Kopf Geschichten zu erfinden, einfach nur, damit sie zufrieden waren. Es war der Moment, als David mich genervt anfuhr und ich ein dünnes Seil an meinem Hals spürte, was mich panisch Japsen ließ. Ich wollte nicht betteln, doch als ich spürte, wie die Schlinge sich zuzog, rüttelte ich mit aller mir verbliebener Kraft an den Handschellen. Blut quoll aus meinen Handgelenken und tropfte auf den Boden. Verzweifelt schloss ich meine Augen! Ich wollte nicht sterben! Ich wollte leben! „Du hast es in der Hand“, meinte David und seine graublauen Augen sahen mich eiskalt an, spürte ich doch seinen Blick auf mir. Immer mehr zog die Schlinge sich langsam zu und schnürte mir ganz langsam immer mehr die Luft ab. Würden sie mich wirklich umbringen? Wieso machten sie es dann nicht schneller?! Meine Lippen zitterten und ich versuchte so gut es ging den Kopf nach hinten zu dehnen, um dem Druck der Schnur zu entgehen! Nun liefen die Tränen über meine Wange, denn noch nie stand ich so kurz davor zu sterben, wie gerade in diesem Augenblick. Plötzlich würde die Tür geöffnet und sowohl die Frau, als auch David blickten sich um. Es war Adam. Geschäftig ging er in den Raum, betrachtete mich mit seinen blauen Augen und sah die anderen danach an. „Was geht hier vor“, wollte er wissen und tatsächlich grinste er jeden kurz an. Immer noch rang ich nach Atmen. Der Mann hinter mir zog zwar nicht weiter zu, doch er ließ die Schnur auch nicht lockerer und so bekam ich nur sehr spärlich Sauerstoff! Ich erinnerte mich, wie Jack zu dem Straßengangster sagte, langsames ersticken sei ein qualvoller Tod! Wie Recht er doch hatte! „Ich will ein paar Antworten und da er Snakes alter Rekruten ist und die beiden sich ja mehr wie nahe stehen dachte ich, es wäre keine schlechte Idee ihn zu fragen.… Aber der scheint viel gelernt zu haben… Hält dicht… Willst du mal versuchen? Mit deinem Steckenpferd?“ Mit einer Handbewegung deutete Adam dem Mann hinter mir etwas zu und als sich der Strang löste, hechelte ich fast den so sehnlich vermissten Sauerstoff in meine Lunge! Ich war äußert dankbar dass Adam just in diesem Augenblick eintrat! So sehr ich ihn eigentlich gerade hasste, so sehr hätte ich ihn drücken können! Seine Augen stachen in die Meinen und er scannte mein Gesicht. Steckenpferd? Was war denn sein Steckenpferd beim Foltern? Galant kam er auf mich zu und betrachtete mich aus seinen doch früher so gemochten blauen Augen. Er zupfte kurz an meinem Oberteil herum. „Der ist ja klitschnass… Wenn ich da mit Strom hantiere, kriegt er noch einen Herzstillstand… Unpraktisch… Ich mache das Morgen… Dann kann er sich die ganze Nacht auf das kommende freuen…“, er beugte sich zu mir hinunter und ich blicke mit starren vor Angst geweiteten Augen in das Gesicht des Mannes vor mir. „Du wolltest immer mal wissen, was ich mit deinem Vater gemacht habe… Das wirst du dann morgen erfahren.“ Er zwinkerte mir tatsächlich zu! Er grinste mich tatsächlich an?! Dieser verdammte Hurensohn schien sich regelrecht darauf zu freuen! Hatte er nicht bei unserem letzten Aufeinandertreffen davon geredet, dass er mich eigentlich mochte?! „Gebt ihm trockene Klamotten. Wenn der morgen schon eine Lungenentzündung hat, macht es viel zu wenig Spaß“, grinste er gut gelaunt und trat breit grinsend zu David. Dieser schien mich einen Moment lang zu betrachten, ehe er wieder mit Adam sprach: „Weißt du, Snake ist so stur. Viel zu gut ausgebildet“, während er redete wandte er keine Sekunde lang seinen Blick von mir ab: „Ich glaube nichts was wir ihm antun würde ihn zum Reden bringen. Aber vielleicht bringt ihn etwas zum Reden, was wir IHM antun.“ Er hob seinen Finger. Wie in Zeitlupe deutete er auf mich. Seine Worte hallten in meinem Kopf wider und es fühlte sich an wie ein Alptraum, aus dem ich nicht wach wurde. Sie würden mich erneut foltern um Jack zum Sprechen zu bringen. Meine Gedanken kreisten und Panik durchflutete meinen Körper. Ich konnte meinen Blick nicht von David abwenden. Er sprach mit Adam, das sah ich, doch ich hörte kein einziges Wort. Ich bekam nicht mal mit, dass meine Handschellen gelöst wurden und mich jemand von dem Stuhl hochzog und hinausführte. Erneut erfasste ein Zittern meinen Körper! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)