Verborgen in Stille Teil II von Strichi ================================================================================ Kapitel 25: Von zickigen Männer und kuriosen Beschaffungsarten -------------------------------------------------------------- Auch am nächsten Tag gab es noch viel zu sehen. Das ich eigentlich gut durchschlief, bekam ich nur am Rande mit. Seit Jack da war schienen die Schlafprobleme fast verschwunden zu sein. Ich hatte mir Kleidung von Jack geliehen und außer an den Schultern saß die Uniform eigentlich ganz gut. Statt grün oder dem freundlichem grau wählte ich meine in Sandfarben. Ausgehuniformen, oder Paradeuniformen wollte ich nicht einfach anziehen. Deswegen entschied ich mich wie Jack, heute erfrischend grün, für die braune Variante. Es war seltsam mich damit im Spiegel zu sehen. Ich strich mir über den Bart und grinste leicht. Ja, langsam musste ich mich wieder rasieren, sonst trug ich noch einen Vollbart… Ich musste außerdem dringend zum Frisör und auch Jack musste da bald hin, wenn er sich keinen Zopf machen wollte. Ich ging nicht gerne zum Frisör, die Frauen waren nur am Reden und wenn man von einem Mann bedient wurde, war dieser meistens nicht besser. Bis heute wusste der Frisör, zu dem ich regelmäßig ging nicht, dass ich schwul war und das sollte auch so bleiben. Ihn selbst brauchte ich das gar nicht erst zu fragen. Ich trat in Jacks Wohn- und Arbeitszimmer und sah etwas, was mich stutzen ließ. Er saß am Schreibtisch und wollte gerade eine Zigarre anzünden, doch seine Hände waren wieder unkontrollierbar am Zittern. Ein paar Mal versuchte er ein Streichholz zu entzünden. Nachdem auch Hände ausschütteln nicht half, legte er die Packung genervt auf den Tisch. Er schaffte es einfach nicht die Hand ruhig zu halten. „Jack? Alles okay?“, fragte ich unschlüssig und er blickte fast schon erschrocken zu mir nach hinten. Er nickte leicht und betrachtete mich in seiner Uniform. „Steht dir“, murmelte er, doch klang er, als sei er in Gedanken weit weg. „Jack… ich hab das schon öfter beobachtet, dass deine Hände einfach anfangen zu zittern. Was ist los?“, wollte ich ruhig von ihm wissen. Panisch brauchte ich gar nicht erst zu klingen… Er schüttelte leicht den Kopf. „Ach, das ist seit circa einem Jahr ab und zu mal. Das passiert halt. Wahrscheinlich verschwindet das so schnell, wie es gekommen ist… Keine Sorge“, meinte er und winkte ab und ich bemerkte, dass sich seine Hände langsam wieder beruhigten. Ich hörte, wie er leise, fast nicht wirklich hörbar seufzte und sich schnell die Zigarre anzündete. Immer noch betrachtete ich ihn stirnrunzelnd. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass sowas auf dem Schlachtfeld hilfreich war. So könnte er sicher keine Waffe abfeuern. „Bist du dir da sicher? Ich meine, wenn du reden willst können wir das machen“, meinte ich ruhig und das Aroma der herben Zigarre stieg mir in die Nase. Er nickte leicht und ich runzelte leicht die Stirn. Ich glaubte ihm nicht, doch als er sprach, dass er mich auf das Festland mitnehmen wollte wusste ich, dass er dieses Thema nicht weiter vertiefen würde. Ich nickte leicht und runzelte ein wenig die Stirn. Wieso sprach er darüber denn nicht? Brauchte das Zeit wie damals mit der Geschichte rund um Susanne? Geduld schien das Zauberwort zu sein. So wie er wirkte brauchte ich nicht zu bohren. Gemeinsam mit Didi verließen wir Jacks Unterkunft und machten uns auf den Weg zum Helikopter. „Wieso fliegen“, fragte ich stirnrunzelnd und Jack nickte zu dem Hund. „Der kommt nicht ins Schnellboot. Viel zu gefährlich!“ Ich nickte leicht und wir gingen hinunter zum Helikopterlandeplatz. Als wir unten waren kamen uns Miller und Adam entgegen. Didi kläffte laut und sprang schnell zu ihnen. Jeder streichelte kurz den Hund, wobei Adam sichtlich mehr Spaß daran hatte wie Kaz. Dieser hatte mehrere Akten in der Hand und schien äußert geschäftig zu sein. „Boss, gut! Hab nur Infos über…“, er stockte und schaute mich distanziert an. Mir war klar, dass es ihm nicht passte, dass ich mithörte und er sah mich auffordernd an, als ob ich mich in Luft auflösen sollte. Ich blinzelte und sah auf die getönte Fliegerbrille. Setzte er die denn nie ab? Auch Jack sah kurz zu mir und blickte auf die Ordner in Millers Hand. Auf den Rücken der Ordner stand nur eine komische Reihenfolge von Zahlen und Buchstaben. Er sah kurz zwischen Miller und Adam hin und her und fragte: „Adam, kannst du mit Jazz schon mal zu dem Hangar fliegen…“ Adam nickte wage und sah ebenfalls kurz auf die Ordner. Auch er sah kurz zu mir und ich verstand mehr und mehr, dass mich dies nichts anging… Die drei Chefs, denn davon ging ich aus, standen gerade alle hier und betrachteten mich, wobei nur einer sich vermutlich wünschte, dass ich auf nimmer wiedersehen verschwand. „Kann ich machen, aber könnte ich vorher noch kurz mit dir reden, Snake“, bat Ozelot und ließ Miller einfach stehen. Ohne auf Kaz oder mich zu achten, folgte Jack seinem besten Freund und ich sah, wie Adam begann auf Jack einzureden. Energisch klang er und ich war mir unschlüssig, ob es nicht in diesem Gespräch um mich ging. Vielleicht fand Adam auch, dass Jack zu unvorsichtig mit mir umging. Das ich zum Beispiel nichts in der Kommandozentrale zu suchen hatte. Ich hörte Kaz genervt neben mir seufzten und drehte mich zu ihm. Wie immer trug er Hemd. Ich hatte ihn noch nie in einer Uniform gesehen. Als er bemerkte, dass ich zu ihm blickte, sah er mich an, jedenfalls vermutete ich es. Dämliche Sonnenbrille. „Wie lange sollst du noch bleiben“, fragte er kühl und schien fast schon genervt auf die Uniform zu sehen. Ich konnte gerade noch verhindern, dass ich die Augen verdrehte und sagte: „Nur noch ein paar Tage. Dann hab ich keinen Urlaub mehr.“ Er nickte und raunte genervt: „Wusste gar nicht, dass wir ein Hotel sind…“ Ich spürte den Zorn, welcher langsam in mir zu sieden begann. Musste er denn immer so mit mir sprechen? Ich hatte ihm nichts getan! Noch hatte ich Jack gebeten, mich hier hinzubringen. Es war seine Entscheidung gewesen und nicht mein Wunsch. Mit finsterer Stimme erwiderte ich: „Siehst du mal, könnte ne neue Einnahmequelle werden.“ Ja, wir würden wirklich nie Freunde werden. Nicht, wenn er mich immer ansah, als ob er etwas Schlechtes roch. Was hatte dieser Mann für ein Problem? Oder war es gar wirklich etwas Persönliches?! Miller betrachtete mich und knurrte zornig: „Weißt du eigentlich, dass man sich so eine Uniform verdienen muss?“ Ich ließ mich nicht beeindrucken. Ich konnte mir denken, dass die Wut auch in ihm mehr wie am Sieden war. Keck konterte ich gleich: „Ach echt? Und was machen die, die neu sind? Fliegen die nackt in den Einsatz?“ Ich wusste, es war Öl ins Feuer gießen und ich war sicher nicht besser wie er selbst, allerdings war es mir auch egal! Fast schon entsetzt schnappte Miller nach Luft und mir war klar, dass niemand, wirklich niemand sonst so mit ihm sprach. Er sah aus, als habe ich ihn auf das übelste beleidigt. „Werde bloß nicht frech“, knurrte er eisig, fast schon zickig und sah mich fast schon abschätzend an, „du bist nur Snakes Freizeitbeschäftigung, nimm dir-“ Freizeitbeschäftigung? Was nahm dieser Mann sich eigentlich raus?! Wenn war er das ja gewesen! Wütend unterbrach ich ihn: „Du hast keine Ahnung was ich für ihn bin!“ Ich wollte weiter auf ihn zugehen, ihm zeigen, dass ich mir von ihm nichts gefallen ließ. Nicht um ihn zu schlagen, doch ich spürte, wie sich eine kräftige Hand um meinen Oberarm legte und mich weg von Kaz zog. Zornig blickte ich über die Schulter und sah in Jacks versteinertes Gesicht. Ob er gehört hatte, was Kaz gesagt hatte, wusste ich nicht. Doch er schien alles andere als erfreut zu sein! Eisig meinte er zu mir: „Was ist los? Kann man euch nicht mal fünf Minuten alleine lassen? Oder müsst ihr euch benehmen wie die letzten Idioten?!“ Kaz nickte leicht und wir sahen einander ins Gesicht. Zornig betrachtete ihn Jack, eher er mich streng musterte. Ich sah, wie Miller seufzte und meinte: „Du hast Recht. Tut mir leid. Mir sind die Pferde durchgegangen.“ Jack nickte und sah dann zu mir. Er seufzte und als er sprach, war ich überrascht: „Jasper, auch wenn du kein Soldat hier bist, gelten die gleichen Regeln für dich. Prügelst du dich, musst du mit mir trainieren und ich kann vor meinen Soldaten nicht das Gesicht verlieren. Also halte dich zurück.“ Ich verstand ihn, ja er konnte hier nicht wegen mir das Gesicht verlieren und ich ärgerte mich, dass Miller mich so provozieren konnte. Er war das eigentlich gar nicht wert. Ich atmete schwer durch und strich mir durch die braunen Haare. Jack nickte zu Adam und meinte: „Flieg mit ihm rüber, ich komme mit dem Boot.“ Ich nickte leicht und murmelte auch eine Entschuldigung, ehe ich mit Adam und Didi zu dem Helikopter ging. Genervt setzte ich mich hinein und beobachtete, wie der Hund in die Maschine sprang. Ohne Scheu und ohne Angst. Adam setzte sich neben mich und für die kurze Strecke wollte keiner Kopfhörer aufsetzten. Ich sah aus dem Fenster, wie Jack auf Kaz einredete. Er wirkte wirklich zornig und genervt, dachte ich mir und murmelte eher zu mir selbst: „Bor, ich kann den Typen nicht ausstehen.“ Ich war mehr wie überrascht, als ich Adams Südstaatenakzent vernahm, der trocken erwiderte: „Ich auch nicht.“ Überrascht sah ich zu ihm und ich brauchte nicht zu fragen, eher er schräg grinsen erklärte: „Er ist für mich ein Arschkriecher. Stimmt Snake in allem zu, solange es Vorteile für ihn hat. Er muss mit allen streiten. Alle sind böse und Feinde, niemandem kann man trauen…“ Er verdrehte genervt die Augen und sah mich dann leicht grinsend an, eher er weiter sprach: „Nehm das nicht persönlich. Er ist eben kompliziert.“ Ich nickte leicht und grinste etwas. „Ihm passt es nicht, dass ich hier bin“, sagte ich und streichelte den Hund, welcher sich vor meine Beine gesetzt hatte. Abwinkend meinte Adam sofort: „Ach, dem passt auch nicht, dass Quiet da ist. Nehm das nicht so ernst, Jasper.“ Ich runzelte die Stirn und gleich wiederholte er wohl Kaz’s Worte: „ Sie war beim Feind! Was ist, wenn David sie auf uns angesetzt hat. Bla bla bla.“ Ich grinste leicht, während ich ihm lauschte. Wie locker und entspannt er darüber sprach war sehr angenehm für mich. Jack hatte meiner Meinung nach eine viel zu professionelle Haltung zu dem Thema. Ja vermutlich war das richtiger, doch es gab Momente, in denen man sich einfach aufregen musste. Der Helikopter, in dem wir saßen, setzte schon nach wenigen Minuten sanft auf dem Boden auf. Adam zeigte mir, wie genau man die Tür öffnete und Didi sprang als erstes aus dem Heli. Ich schmunzelte und war irgendwie froh, dass ich nicht alleine war mit meiner Meinung. Es tat gut, dass ich Dampf ablassen konnte. „Ich dachte, dass Miller nur dir und Jack wirklich vertraut“, sinnierte ich und sah zu den Jets, die im Hangar standen und von Soldaten sauber gemacht wurden. „Ach, Miller hat Probleme mit Vertrauen“, meckerte Adam schon fast und verschränkte die Arme, „der sieht auch in mir eine potenzielle Gefahr… 'Oh, der hat schon mal als Spion gearbeitet, wer weiß, wer weiß…' ja das ist Kaz eben.“ Ich lachte und schüttelte den Kopf, bis mir was einfiel. Er hatte mir gerade gesagt, dass er Spion war! Tatsächlich hatte Jack mir das nie so verraten, oder ich hatte es nicht mehr im Kopf. Überrascht sah ich ihn an und meinte. „Das wusste ich bis gerade gar nicht…“ Adam lachte kurz auf und sah mich offen und freundlich an. „Für was“, begann ich doch Adam schüttelte gleich den Kopf: „Ich kann und darf darüber nicht sprechen“, meinte er zwar freundlich, doch ließ seine Stimme auch keinen Widerspruch zu. Ich nickte und verstand, dass es vielleicht auch besser war nicht alles zu wissen. Als ich dies dachte, hatte ich einen Gedankenblitz- Etwas, was ich fast vergessen hatte. Verhörspezialist… Nicht nur Ausbilder. Ich konnte mir immer noch nicht vorstellen, dass dieser Mann meinen Vater gefoltert haben soll… Ich runzelte die Stirn und fragte Adam: „Wie kann das eigentlich alles sein… Du bist so nett… und so freundlich… Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, dass du meinem Vater gefoltert haben sollst.“ Vorsichtig wurde Adams Blick und die Heiterkeit verschwand einen Augenblick aus seinem Gesicht. Ernst betrachtete er mich und meinte mit einer ruhigen und sehr bedachten Stimme: „Ach weißt du… Das liegt alles daran, was man gelernt hat. Ich habe eben Talent dafür… Deswegen muss ich es ja nicht super toll finden.“ Ich dachte einen Moment über seine Worte nach und betrachtete den schlanken, großen blonden Mann mit dem leichten Schnauzbart. Konnte man das wirklich so einfach lernen? Ja, das konnte man. Wie häufig hörte man schon, dass Menschen nach Gehirnwäschen zu allem fähig waren. Ich nickte leicht und war etwas in Gedanken versunken, als ich vor mich hin murmelte. „Wie findest du es eigentlich, dass ich hier bin? Ist das für dich auch eine Bedrohung?“, fragte ich leise, während ich mir Haare aus dem Gesicht strich. Der Wind hier an der Küste war äußert frisch. Erstaunlich schnell schüttelte Adam den Kopf. „Nein“, sagte er und die Ehrlichkeit schwang in seiner Stimme mit, „ich freue mich für Jack. Er hat… na ja in den letzten Jahren echt viel gearbeitet und hat nun vielleicht auch mal etwas Ablenkung verdient.“ Ich grinste leicht und nickte, während ich den Worten lauschte. Natürlich war es schön, dass Adam mich freundlich in dieser Mitte aufnahm. War es komisch, sich mit dem Mann anzufreunden, der den eigenen Vater so brutal angegangen war? Ich war mir unschlüssig. Aber warum dachte ich so viel darüber nach? Es brachte nichts. Es brachte meinen Vater nicht zurück und sowohl Adam, als auch Jack hatten ein anderes Recht und Unrechtsbewusstsein wie ich. Ich wollte Adam einfach eine Chance geben, es brachte mir meinen Vater auch nicht zurück, wenn ich ihn für seine Taten verachtete. Diese Menschen, sowohl Miller als auch Adam, gehörten zu Jacks Leben einfach dazu. Ich hoffte dass, wenn ich wieder Zuhause war, meine Freunde dies auch taten, Jack offen zu empfangen. Auch wenn ich Eric nicht mehr so regelmäßig sah, wollte ich, dass er wenigstens mit Jack auskam… Tatsächlich war ich einfach am überlegen, mit Jack dort hin zu fliegen… Adam klopfte mir auf die Schulter und raunte mir freundschaftlich zu: „Ist schon gut, dass du da bist.“ Dankend nickte ich. Es dauert noch etwas, bis wir das Boot näher kommen hörten. Zu Adam blickend grinste ich und fragte: „Weiß Jack eigentlich, dass du Miller nicht magst?“ Sofort schüttelte er den Kopf und erklärte: „Wir sind hier Partner und wenn es um die Arbeit geht vertraue ich ihm auch meistens. Das bedeutet nicht, dass er mir sympathisch sein muss. Ich schätze seine Qualitäten…was auch immer die sind… es wäre also nett, wenn du es Snake nicht sagen würdest.“ Er lächelte mich leicht an und zwinkerte mir mit seinen blauen Augen freundlich zu. Ich schmunzelte leicht und nickte. „Dann gib mir mal deine Handynummer, wenn ich über den Typen meckern will“, schlug ich freundlich vor und leise lachend tippte Adam seine Nummer in mein Handy, welches ich ihm reichte. Nachdem alle immer so verschwiegen taten war ich schon etwas erstaunt, dass er mir seine Nummer einfach so gab. Vielleicht hatte er auch zwei Handys? Das Boot legte am Dock an und ich sah Jack und ein paar andere Soldaten aus dem Boot steigen. So viel Spaß das Bootfahren auch machte, dass Helikopter fliegen machte mir eindeutig mehr Spaß! Als mir Adam mein Handy wieder reichte, steckte ich es mir gleich in meine Hosentasche. Ich ging leicht lächelnd auf Jack zu, doch Didi war eindeutig schneller. Schwanzwedelnd lief er zu Jack und sprang kurz an ihm hinauf. Ich hörte, wie er den Hund freundlich begrüßte. „Hi“, raunte Jack und sah mich ernst an, „ich hoffe, dass mit Miller hast du nicht allzu persönlich genommen…“ Doch, dass hatte ich, aber es war wohltuend seine Wut wenigstens verbal mit anderen teilen zu können. „Passt schon“, war also mein Kommentar und ich merkte, dass Jack erleichtert schien. Nein, eine Szene wollte ich ihm wirklich nicht machen… „Na komm, ich zeig dir unsere Fluggeräte“, raunte Jack und ging auf die Hangar zu. Die Soldaten salutierten kurz, als er vorbeiging, auch Ozelot grüßten sie so. Es störte Adam nicht, dass er mich hier herumführte und ich sah neben zwei kleinen Hubschraubern, welche vermutlich nur zwischen der Basis und dem Festland flogen, noch zwei sehr große Kampfhubschrauber. Ich sah Rica an einem. Sie hatte gerade eine Klappe an der Seite geöffnet und schien an der schwarzen Maschine etwas zu werken. Wir störten sie nicht, sie schien vollkommen in ihre Arbeit vertieft zu sein. In einer nächsten Halle standen zwei große Panzer und ich konnte mich nicht zurückhalten und musste fragen: „Woher habt ihr das alles? Das kostet doch Unmengen an Geld!“ Ich bemerkte, wie sich Adam und Jack kurz Blicke zuwarfen und es schien plötzlich, als müssten sie ein Lachen unterdrücken. Verständnislos sah ich beide an. Adam schmunzelte weiterhin amüsiert, betrachtete dann aber Jack. Jack ließ seinen besten Freund sprechen und hielt sich zurück. Adam sah zu mir und meinte amüsiert: „Na ja, die Panzer hat man uns irgendwie geschenkt…“ Als ich ihn immer noch fragend anblicke, meinte er erklärend: „Also, wir hatten uns mal Panzer aus Deutschland geliehen… Bis heute haben sie die nicht zurückverlangt und jetzt kam heraus, dass sie vergessen haben, an wen sie die verliehen haben. Also sind das jetzt unsere!“ Perplex sah ich ihn mit Knöpfchenblick an. „Die haben vergessen, wem sie Panzer geliehen haben? Wie das denn“, fragte ich entsetzt und beide zuckten gelassen mit den Schultern. „Ich frag doch nicht nach“, lachte er gut gelaunt. Ob so etwas öfter passierte, wollte ich wissen und Adam nickte wage. „Es geht“, begann er zu erklären, „nicht öfter, aber immer mal wieder. Wusstest du, dass Amerika bei einer Inventur festgestellt hat, dass nukleare Sprengkörper fehlen?“ Erneut schüttelte ich den Kopf und er grinste kurz: „Das war auch nur kurz in den Nachrichten, dass konnte also untergehen… aber ja, ab und zu geht was verloren.“ Immer noch war ich fassungslos. Ja, es konnte was verloren gehen, Schlüssel, Fernbedienungen, Handys, aber doch keine Panzer oder gar Atombomben! „Weißt du, wer die hat“, fragte ich unsicher und ging mit Jack und Adam aus der Halle mit den Panzern hinaus. Er schüttele nur den Kopf und öffnete gleich die nächste Tür, dass er nicht auf meine Frage einging, bekam ich kaum mit. Meine Aufmerksamkeit galt den Jets, die ich sah. „Habt ihr die auch 'ausgeliehen'“, fragte ich Adam grinsend und er schüttelte den Kopf. „Nein, die haben wir legal auf dem Schwarzmarkt erworben.“ Ich nickte, ehe mir auffiel, was er gesagt hatte. Legal auf dem Schwarzmarkt? Verwirrt sah ich ihn an, während ich ihn skeptisch fragte: „Kriegt man alles auf dem Schwarzmarkt?“ Adam nickte leicht und grinste, während er erklärte: „Wenn du die richtigen Leute kennst.“ Ich runzelte die Stirn und war erstaunt wie viel Jack mir letztendlich anvertraute. Doch ich verstand auch, dass es auch damit zusammenhing, dass ich nun älter war, reifer. Er hatte mir damals vor Jahren mal versprochen mir mehr zu erzählen, wenn ich älter sei und mehr verstehe würde. Didi, der neben uns herging, blieb brav bei uns. „Und wie seid ihr an die großen Mannschaftswagen gekommen“, fragte ich und strich mir die Haare nach hinten. Adam schwieg und sah zu Jack. „Geklaut“, vernahm ich seine rauchige Stimme, „ich glaub von den Japanern, oder Russen.“ Ich nickte und blieb stumm. Gut…. Wunderte mich das? Eigentlich nicht, wenn ich ehrlich war… Wir verließen die großen Hallen und ich blickte hinüber auf das Wasser, zu den alten Bohrinseln, welche sich wie eine graue Festung aus dem Wasser emporhoben. „Und was macht ihr alles auf der dritten Plattform“, wollte ich wissen, doch Jack schüttelte den Kopf. „Das geht dich nichts an und wirst du auch nicht herausfinden. Ich denke, dass was ich dir alles gezeigt habe reicht vollkommen aus“, meinte Jack mit zwar freundlicher Stimme, aber mit einem Unterton, der keine Widerworte duldete. Genau wie bei Adam. Da waren also die Grenzen, dachte ich erstaunt. Ehrlich musste ich feststellen, dass mir das, was ich hier gesehen hatte, auch erst mal reichte. Seit Jack wieder in mein Leben getreten war, und es war gerade mal eine Woche her, hatte ich so viele neue Eindrücke erhalten, dass diese erstmal ausreichten. Vielleicht würde ich irgendwann mal mehr erfahren, aber vorerst war das alles mehr wie genug. Wir gingen entspannt durch die Gegend und Adam meinte, dass er sich seine Leute zum Training suchen wolle. Mit den Händen formte er zwei Pistolen, ehe er verschwand. Ich sah ihm nach und meinte zu Jack: „Ich mag ihn, aber ist er nicht ein wenig jung… Ich meine, seid ihr nicht alle ein wenig jung um Chef zu sein?“ Unschlüssig zucke Jack mit den Schultern. „Kann sein, aber die Leute respektieren uns und darauf kommt es an! Außerdem haben hier viele ihre Stärken…“ Ich nickte leicht und meinte: „Quiet ist ein super Sniper und kann gut schießen und Adam auch? Und Miller kann was genau?“ „Miller kann gut kochen“, meinte Jack auf einmal, was mich verwirrt drein schauen ließ. Dass ich das nicht gemeint hätte, sagte ich genervt und Jack schmunzelte leicht. „Kaz ist ein guter Stratege. Er kann sehr gut taktisch denken und ich schätze sein organisatorisches Talent. Ohne ihn würde hier viel mehr Chaos herrschen. Adam kann sehr gut mit Pistolen und Kleinkalibern umgehen….“, erklärte Jack ruhig und sah mich kurz von der Seite an. „Er hatte mir erzählt…, dass er mal Spion war“, sagte ich vorsichtig und Jack betrachtete mich kurz. „Na ja, wenn er es dir gesagt hat, wird es wohl stimmen, oder?“, meinte Jack ruhig und betrachtete mich. Er stritt es nicht ab und sagte auch nicht konkret ja, wie so oft bei ihm. So etwas kannte ich tatsächlich zur Genüge… „Arbeitet er immer noch als Spion für dich?“, fragte ich und ging langsam zum Helikopter und Jack zuckte mit der Schulter. „Selbst wenn würde ich immer nein sagen“, meinte Jack und grinste mich kurz an. Er schaute kurz zu Didi und fügte hinzu: „Er trainiert auch den Hund. Dafür hat er auch Talent!“ Ich nickte leicht und grinste ein wenig. „Jeder hat also so sein Talent“, meinte ich und klopfte Didi lieb auf den Rücken. Jack nickte leicht. „Aber Adam ist dein bester Freund, oder?“, fragte ich und Jack nickte sofort. Ich schmunzelte, als ich meinte: „Und wieso sagst du ihm nicht als bester Freund, dass Schnauzbärte echt scheiße aussehen? Und redest sie ihm aus?“ Verwirrt sah Jack mich an und zuckte mit den Schultern. „Muss er doch wissen“, meinte er und ich schüttelte grinsend den Kopf drüber. Wir standen am Strand. Es war kein wirklich schöner Sandstrand, an dem man entspannen wollte. Er bestand mehr aus Kies als aus Sand. Wir standen dort und betrachteten die grauen Türme, welche sich auf der alten Ölplattform in den grauen Himmel reckten. Ich griff kurz nach seiner Hand und drückte sie kurz. „Du kannst echt stolz darauf sein, was du erreicht hast…“ Jack schaute zufrieden, erwiderte den Händedruck und schwieg, während wir beide die Plattformen betrachteten. „Ich freue mich echt auf die Zeit mit dir Zuhause“, meinte ich lächelnd und Jack nickte darauf. Ich wusste nicht, was Jack mit Miller besprochen hatte, ich wollte es auch nicht wissen. Er ließ mich seither in Ruhe und ich ging ihm so gut es ging aus dem Weg. Da es keine festen Essenszeiten gab, kam es nur selten vor, dass er mit uns am Tisch saß. Ich lernte noch andere Soldaten kennen, denn viele wollten wissen, ob ich ein 'Neuer' war. Viele waren erstaunt darüber als herauskam, dass ich kein Soldat war. Sie hielten ihre Meinung sehr zurück vor Jack, natürlich, war er doch ihr Chef. Ich würde es nicht viel anders machen! So wusste ich nicht genau, wie sie es eigentlich fanden. Wir waren nie ein Paar gewesen, welches große Zuneigung in der Öffentlichkeit zeigte und so bekamen sicher nur die wenigstens mit, dass Jack und ich ein Paar waren und wie sie es fanden? Nun, darüber verlor auch keiner ein Wort. Der Alltag, den ich mitbekam, verwunderte mich. Ich dachte alle würden den ganzen Tag nur trainieren. Adam erklärte mir aber, dass nur drei Mal die Woche trainiert wurde. Viele ausländische Soldaten hatten Englischunterricht. Jack selber verabschiedete sich auch einmal zum Sprachunterricht. Irgendwas afrikanisches sagte er, da er dort viele Einsätze hatte aufgrund des Bürgerkrieges. Es hatte fast etwas von einem großem Sportinternat und nicht von einer Militäranlage, auf der ich mich befand. Ich konnte Jack hier nicht jeden Tag für mich haben. Er konnte hier nicht sein und seinen Leuten sagen, er stehe nicht zur Verfügung, dafür hatte ich Verständnis. Ich bekam mit, wie ungefähr sechs Soldaten sich bereit machten. Wohin es ging, das wusste ich nicht. Ich beobachtete, wie Jack mit ihnen und Miller aus der Kommandozentrale kam und eindringlich mit ihnen sprach. Missionsdetails wurden besprochen und ich durfte natürlich nicht daran teilnehmen. Ich lernte einen jungen Sanitäter kennen, den Jack auch gern zu haben schien. Er war groß, fast an die zwei Meter und schwarz wie die Nacht. Er hatte abrasierte Haare und trotzdem etwas freundliches und charismatisches an sich. Er stellte sich als Mojo vor. Er war gerne Sanitäter und hatte einen sehr starken Akzent, den ich noch nie gehört hatte. Er kam aus Afrika wie er sagte und sei furchtbar gerne Sanitäter! Immer wieder sagte er das. „Und ich als Sanitäter versuche ja Leben zu retten und nicht zu nehmen“, meinte er leicht grinsend. Es schien als sei dies sein Traumjob! Ich aß gerade ein paar Pommes und fragte ihn, ob er nur Sanitäter sei. Er schüttelte den Kopf und meinte: „Nicht nur. Ich bin eigentlich Fußsoldat mit Zusatzqualifikation. Bin einige Zeit in Rettungshelikoptern herumgeflogen. Meistens bin ich mit einem Soldaten unterwegs, der nennt sich White Shark. Kennst du den schon? Er ist eine kleine Rampensau, aber eigentlich ganz nett“ Überrascht sah ich ihn an und erinnerte mich an den Mann, der einst den Jet flog, in dem ich saß. Ich nickte leicht und schmunzelte ein wenig. „Klar kenne ich den! Hab ihn noch gar nicht getroffen… Wo ist er denn?“ „Soweit ich weiß irgendwo in Afrika, oder Boss?“, fragte er Jack und nahm einen Bissen seines Essen. Jack nickte leicht und meinte: „Ja, der müsste da noch irgendwo herumfliegen….“ Wir verstanden uns gut und auch mit Quiet konnte man viel Spaß haben. Noch einmal nahm sie mich mit zum snipen, doch kopfschüttelnd nahm sie mir mein Handy ab und tippte: „Komm nie auf die Idee Sniper werden zu wollen… Du hast genauso wenig Talent wie dein Jack!“ Ich war nicht beleidigt davon, sondern lachte nur und zuckte mit den Schultern. „Na und? Ist doch egal“, meinte ich grinsend, während wir uns zum Schnellboot bewegten. Sie grinste breit und schien sich köstlich zu amüsieren. „Ich bleib wohl nicht mehr lange“, sagte ich und ich glaubte etwas wie Traurigkeit in ihren grünen Augen zu erkennen. Wieder nahm sie einfach mein Handy und tippte meinen Zahlencode ein, den sie wohl einfach beobachtet hatte. „Schade“, schrieb sie, „seit du da bist, ist Jack viel entspannter.“ „Ich bin ja nicht aus der Welt“, sagte ich, während wir auf das Boot warteten, „und vielleicht komme ich wieder, oder du besuchst uns bei mir… Aber langsam will ich wieder nach Hause.“ Sie nickte leicht und klopfte mir freundlich auf die Schulter. Erneut nahm sie mir mein Handy ab, entsperrte es einfach und war einen Augenblick beschäftigt. Als sie es mir reichte sah ich, dass auch sie mir ihre Handynummer gegeben hatte. Frech tippte sie in mein Handy: „Komm nicht auf die Idee mich anzurufen.“ Ein Smiley war dahinter und ich lachte leise und nickte, während ich mein Handy wegsteckte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)