Zum Inhalt der Seite

Verborgen in Stille Teil II

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Hoffnung auf einen Neuanfang

Ich wurde nervös, jeden Tag, den die Verhandlung näher rückte. Die Nächte waren sehr kurz. Ich wälzte mich hin und her und kam einfach nicht zur Ruhe. Unruhig stand ich auf und entschloss mich, noch eine Runde zu Laufen. Die Uhrzeit war mir vollkommen egal. Vielleicht half es ja, wenn ich erschöpft ins Bett fiel.

Ich lief und ließ meine Gedanken kreisen. Ich hatte Angst, dass ließ sich nicht leugnen. Doch wovor eigentlich? Mein Vater konnte mir nichts mehr tun, ich wusste nicht einmal mehr wo er lebte. Was er machte. Eigentlich interessierte es mich auch nicht. Zudem war ich mir unschlüssig, ob ich mich freuen sollte, dass es zum Prozess kam oder nicht? Tatsächlich hatte ich es gerade geschafft mein Leben zu ordnen neu aufzustellen. Ich hatte die Schule beendet und hoffte am College neu starten zu können und diese Hoffnung wurde durch den Prozess erschüttert. Ich verschwieg meine Gedanken, wollte sie weder Emily, Jenny, Eric noch Ethan mitteilen. Ich gab mich taff und vor allem kampfbereit. Den hören wollten alle nur das.

Tatsächlich half das nächtliche Joggen und ich kam etwas zur Ruhe. Doch war ich trotzdem gereizt und fuhr Jenny oder Emily herber an, als ich eigentlich wollte, denn den Schlafmangel konnte ich nicht immer verdrängen.

Tagsüber schaffte ich es kaum an die Verhandlung zu denken, denn Emily war drauf und dran eine Wohnung zu besorgen! Es war nervig und gleichzeitig wundervoll, dass sie dies schaffte. Ja, wir passten nicht zusammen und sicher würde es auch nicht ewig gut gehen, dass wir zusammen lebten. Doch gerade hielt sie mit ihrer Art die bösen Gedanken ab. Gleichzeitig ließ sie mir meinen Freiraum, den ich brauchte. Ständig telefonierte sie, zeigte mir Grundrisse und wollte meine Meinung dazu wissen. Ich hatte mich damit abgefunden mit ihr zusammen zu ziehen, unter einer Bedingung! Sie durfte, nein sollte nicht jeden Tag anfangen zu singen! Emily hatte Dank ihres Vaters einen Nebenjob im Theater begonnen und ging darin total auf.

Sie liebte es auf der Bühne zu stehen. Sich dort zu verwandeln. Ihre Augen glänzen wenn sie davon schwärmte und immer wieder fragte ich mich, ob ich auch immer so ausgesehen hatte, wenn es um Baseball ging? Nie war ich häufiger im Theater, denn sie wollte mir immer zeigen, wie toll dieses Stück doch war. Doch natürlich musste sie dafür üben, was sie gefühlt immer tat und gefühlt immer, wenn ich in der Nähe war!

Emily fand eine Wohnung, etwas außerhalb von Santa Monica, jedoch mit einer guten Anbindung an die Interstate. Auch mir gefiel der Schnitt. Zwei Zimmer und eine Große Wohnküche. Zu meiner Überraschung bekam Emily die Wohnung, nur Dank ihrer Mutter, welche die hohe Kaution übernahm. Ich verstand mich mit Emilys Eltern hervorragend. Immer wieder beschwerten sie sich im Spaß darüber, dass ich schwul war. Mich als Schwiegersohn fänden sie wunderbar.

Es war eine große Überraschung für mich, als Emily mit dem Mietvertrag vor meiner Nase wedelte. Sie schwärmte davon, wie sie die Räumlichkeiten gestalten wollte, doch schnell legte ich mein Veto ein!

In die Villa Kunterbunt wollte ich noch nicht einziehen! Sie redete davon irgendein Kräuterbeet anzupflanzen… in der Küche?! Wie auch immer sowas gehen sollte.

Doch da der September immer näher rückte, hatte ich häufig anderes im Kopf. Sprach häufiger mit Mr. Shepard, meinem Anwalt und ging mit ihm telefonisch einiges durch, was vorab besprochen werden sollte. Was auch bedeutete, dass ich gezwungen war, ihm zu berichten, was vorgefallen war. Auch berichtete er mir, dass er schon häufiger Probleme mit dem Anwalt meines Vaters hatte. Dieser wollte alles versuchen, um vor ein Geschworenen Gericht zu kommen. Warum, verstand ich nicht.
 

Emilys Bruder, Clay, Ethan und ich kümmerten uns um das renovieren und auch das war etwas, was mich ablenkte. Eigentlich mussten nur die Wände gemacht werden, zum Glück Die Küche wurde grün, das Badezimmer ließ ich weiß, sollte Emily halt dekorieren. Im Flur setzte ich mich durch und klebte eine Tapete mit Steinmuster hin, die Emily grauenvoll hässlich fand. Mein Zimmer wurde schwarz weiß und grau. Ich mochte die modernen klaren Linien, gradlinig sollte es sein. Emilys Schlafzimmer was das komplette Gegenteil. Es war kunterbunt. Lila, gelb und eine Tapete mit Blumen sollte geklebt werden. Als sie dann noch mit Glitzer ankam, schüttelten wir Männer einstimmig den Kopf. Doch es gefiel ihr und so wollte sie unbedingt neben ihrem Bett einen Streifen Glitzer haben. Einen Seitenhieb konnte ich mir dennoch nicht verkneifen: „Wenn du in diesen Zimmer einen Typen mitbringst, vergraulst du den sofort wieder!“ Wie so oft, bekam ich nur zu hören, dass ich ein Arsch sei. Doch auch die anderen Männer waren sich einig, dass dies zu viel sei. Doch wenn sich dieser Paradiesvogel etwas in den Kopf setzte, wurde es so gemacht. Tatsächlich begann ich mich darauf zu freuen umzuziehen. Denn es war ein weiterer Schritt in Richtung Selbstständigkeit!
 

Doch nachts, wenn ich nicht schlafen konnte, lief ich wieder durch die Stadt. Die Flüge waren gebucht, alles war vorbereitet und Zuhause sprachen sie immer wieder den Prozess an. Jenny hatte gänzlich mit unserem Vater gebrochen. Es war nur noch dieser Typ.

Von Jennys Schwangerschaft sah man noch nicht so viel, war sie doch erst im vierten Monat. Doch nie habe ich sie glücklicher gesehen und während ich Jenny beobachtete merkte ich, dass es gut war auszuziehen.

Sie und Clay sollten die Zeit, die sie als kleine Familie hatten, mehr wie genießen. Ich wollte ihnen nicht mehr im Weg stehen. Vermutlich hätte Jenny immer behauptet, dass ich dies gar nicht tat. Der September brach an und drei Tage vor der Abreise nach Texas kam etwas, womit keiner gerechnet hatte. Ich war gerade in unserer WG und strich mit Ethan gemeinsam Emilys komischen Glitzerscheiß auf die Wand, als Jenny mich anrief.

Ich nahm schnell ab und sie meinte: „Jasper, gerade kam ein Kurier. Post vom Gericht aus Texas… darf ich die aufmachen?“ Ich legte die Rolle beiseite. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit und ich sagte zustimmend: „Klar, mach ruhig…“ Ich hörte Papier im Hintergrund rascheln und nach einigen Augenblicken hörte ich Jenny entsetzt ausatmen. Mein Herz begann zu rasen und mein Puls überschlug sich. Schweigen am anderen Ende der Leitung machte mich nervös und ich ging hinüber in mein zukünftiges Zimmer.

„Jenny“, fragte ich unsicher und runzelte die Stirn. „Die… die haben das Verfahren eingestellt! Wegen… wegen mangelnder Beweise! Das….“, sagte sie entsetzt und ich konnte es nicht fassen. Ich lehnte mich an die Wand des Zimmers und hatte das Gefühl, dass ich mich nur noch gerade so auf den Beinen halten konnte. Es schien als würde die Welt gerade aufhören sich zu drehen. Hatte Vater gewonnen? War das der Plan den Dads Anwalt verfolgt hatte? Ich schluckte und nickte leicht, wie in Trance. Hatte Jack etwas damit was zu tun? Hatte mein Vater seine Kontakte spielen lassen? Tatsächlich, wusste ich, dass Jack geladen werden sollte, doch ich hatte keine Hoffnung, dass er erscheinen würde, denn weder mein Anwalt, noch das Gericht hatte ihn erreicht. War der Plan von dem Anwalt meines Vaters aufgegangen? Alle Gedanken schossen mir in den Kopf und alles klang falsch und richtig zugleich.

Ich wusste noch, dass Vater gut vernetzt war. Schließlich war ihm die Nachbarschaft immer wichtiger gewesen wie vieles andere… Ich konnte mir denken, dass viele nicht glauben wollen, was geschehen war. Auch, dass Jack etwas damit zu tun hatte, glaubte ich schon im nächsten Augenblick nicht mehr. Er wollte ja, dass ich Gerechtigkeit erfuhr! Doch ich wollte nicht, dass Vater einfach so davon kam. Zum einen, weil ich wollte das er bestraft wurde und zum anderen, weil ich wusste, dass sonst schlimmeres auf ihn wartete. Jack hatte versprochen ihn nicht umzubringen, doch zu mehr ließ er sich nicht durchringen damals.

So sehr ich diesen Mann auch hasste, ich wollte nicht, dass er gefoltert wurde… Das Jack dies tun würde, hatte er schon unter Beweis gestellt. War ich zu nett? Zu nachgiebig? Vielleicht, doch es gab einfach Grenzen, die ich nicht überschreiten wollte. „Jazz, du kannst… Dagegen in Widerspruch gehen… dann muss das Schreiben aber innerhalb von zwei Wochen wieder bei Gericht sein, aber dann geht das an ein höheres Gericht“, meinte Jenny leise und sehr vorsichtig.

Doch mein Kampfgeist war erwacht! Woher diese Energie kam war mir gleich! Und so sagte ich: „Gut, in drei Tagen fliege ich nach Texas… dann schmeiß ich denen das Schreiben so rein… Ich werde das nicht einfach so hinnehmen. Ich rede mit meinem Anwalt wenn ich da bin“ Ich hörte Jenny erleichtert aufseufzten. Sie schien überrascht und froh, dass ich weiter kämpfte. Sie bot mir gleich an im Internet danach zu schauen, wie man diese Schreiben aufsetzte. Ich stimmte ihr ernst zu und legte auf. Als Ethan fragte was los sei, antwortete ich nicht sofort, sondern pinselte weiter genervt und wütend den verdammten Glitzerscheiß zu Ende.
 

Es war für alle meine Freunde und mich selbst eine schlechte Überraschung gewesen, als ich ihnen mitteilte, dass das Verfahren eingestellt wurde. Wobei eigentlich nur Emily, Eric und meine Familie den wahren Grund des Verfahrens kannten.

Also flog ich alleine nach Texas, denn ich wollte wenigstens Eric besuchen und mich kurz mit Mr. Shepard treffen. Eric lebte noch Zuhause während des Studiums. Seine Eltern und er waren froh mich mal wieder im Lande zu haben. Schon als Eric mich abholte fuhren wir beim Gericht vorbei und ich brachte den verdammten Brief weg, den Jenny verfasst hatte.

Um mich abzulenken lud Eric Zack zu sich ein, tatsächlich spielten wir ein wenig Baseball. Ich hatte seit Ewigkeiten nicht mehr wirklich gespielt und doch tat es gut wieder zu spielen. Tatsächlich schmerzte die Schulter nicht mehr dabei und dennoch war eine Profikarriere ausgeschlossen. Auch die anderen Beiden spielten nicht mehr, nun, wo sie nicht mehr in der High School waren. Zack machte eine Ausbildung zum Elektriker und schien damit sehr zufrieden.

Doch auch wenn wir alle nicht mehr so sehr in Form waren wie noch vor einigen Jahren, machte es einfach Spaß. Ich lernte Erics neue Freundin kennen, doch er meinte jetzt schon, dass es vermutlich nicht lange halten würde. Nach dem Spiel betrachtete Zack mich und fragte: „Hast du eigentlich einen Typen an der Angel, Jazz?“

Ich grinste ihn offen an und schüttelte den Kopf. Wieder eine Maske auf meinem Gesicht, doch man lernte einfach ein guter Schauspieler seiner eigenen Gefühle zu werden. Ich jedenfalls. „Ne, bloß keine Beziehung. Ich genieße mein Leben!“ Ich lachte und auch Zack stimmte in mein Lachen ein und nickte mir freundlich zu. Mit Colin, einem alten Klassenkameraden, hatten Beide keinen Kontakt mehr. Er wurde immer radikaler in seinen Ansichten. Ein wirklicher Idiot.

Wir witzelten noch herum und sprachen über die Zeit auf der High School, redeten über unsere Pläne und fast schon fröhlich berichtete ich davon, wie sehr ich mich eigentlich freute auf das College zu gehen. Ich hatte mich eingeschrieben, tatsächlich für Architektur. Studieren war sicher sehr viel anders wie Schule und ich freute mich darauf!

Eric und ich gingen zu ihm nach Hause. Es war seltsam durch die vertrauten Straßen zu gehen. Es weckte Gefühle, die verborgen bleiben sollten. Dennoch war es nicht das Gefühl, nach Hause zu kommen. Ich war froh, dass Eric nicht in der Nähe meines alten Hauses lebte.

Immer noch wollte ich diesen Ort nicht mehr sehen. Tatsächlich hatte ich mein altes Elternhaus nach dem Krankenhausaufenthalt nie wieder betreten.

Wir plauderten über das Surfen und ich war wieder überrascht, dass die Maske, die ich trug so schwer zu durchschauen war. Denn dieser vertraute Ort ließ mich innerlich unruhig und fahrig werden. Eric jedoch schien es tatsächlich dieses Mal nicht zu bemerkten. Er plapperte weiter darüber, dass ich ihm zeigen sollte, wie man surft. „Lass dir das lieber von Alysha beibringen“, meinte ich grinsend und kramte ein Foto raus, welches uns beide zeige. Eric pfiff und meinte, dass sie heiß aussieht, dass wäre ihm irgendwie entgangen bei meinem Geburtstag. Ich lachte und erinnerte ihn daran, dass er viel zu sehr mit Ethan beschäftigt war. Was ihn tatsächlich leicht rot werden ließ…
 

Doch als es später am Abend wurde merkte ich, dass Eric doch noch etwas von mir wollte. Unsicher sah er mich an und als ich ihn auffordernd ansah, seufzte er schwer.

„War schon eine scheiß Überraschung, dass mit dem Verfahren oder“, fragte er leise und blickte mich ernst an. Er strich sich über sein Kinn, er war einer der wenigen Freunde die ich hatte, die keinen Bart trugen. Irgendwie passte es auch nicht zu ihm. Ich dachte über seine Worte nach und seufzte schwer. Ehrlich nickte ich und zuckte mit den Schultern: „Ich will nicht aufgeben… Aufgeben liegt mir nicht…“ Eric nickte, noch immer schien er vorsichtig.

„Hast du… hast du gehofft, dass er zum Prozess kommt“, fragte er leise und blickte mich umsichtig an. Ich brauchte nicht fragen wen er meinte. Er redete von Jack und ich wollte nicht lügen. Nicht vor ihm, ehrlich nickte ich. Ich hatte wirklich gehofft, dass er kommen würde und doch noch Aussagte.

Als ich nickte betrachtete mich Eric traurig. „Kannst du den Typen nicht irgendwie mal los lassen… Ich meine… Klar der hat dir dein Leben gerettet, so was vergisst man nicht, aber das ist nun auch schon über zwei Jahre her. Ihr seid länger auseinander als zusammen…“, meinte Eric und ehrlich waren seine Worte. Ich konnte ihm nicht sauer deswegen sein. Ein Bruder, egal ob im Blut oder nicht, durfte einem die Wahrheit sagen.

Zudem hatte er einfach Recht und so nickte ich. „Ich weiß nicht, es war eben…“, ich seufzte schwer während ich begann weiter zu sprechen: „Man vergisst es eben nicht. Er hat mir mein Leben gerettet Eric… Ich kann ihn nicht einfach vergessen. Manchmal ist es, als sei es erst gestern gewesen.“ Eric nickte und meinte ehrlich: „Ich kann das glaube ich nicht verstehen. Ich war ja nie in der Situation.“ Eric war erwachsen geworden, wie eigentlich alle meine Freunde, die ich noch von früher hatte und dies zeugte davon. Dennoch war der restliche Aufenthalt bei Eirc schön und tatsächlich schlief ich sogar durch, denn es lenkte ab, nicht alleine zu schlafen.

Am nächsten Tag, traf ich mich mit meinem Anwalt. Mr. Shepard war noch recht jung und schien wirklich ziemlich motiviert. Allerdings war er äußert sauer darüber, dass das Verfahren eingestellt wurde. Seiner Ansicht nach, war es nur um vor eine Jury zu kommen. Denn nun, wenn ein höheres Gericht die Verhandlung führte, würde es vermutlich eine geben.

Wir besprachen wie wir vorgehen wollen, doch eigentlich war es klar. Ich wollte nicht aufgeben und so würden wir wieder waren. „Dauert das wieder so lange, also bis es einen Termin gibt“, fragte ich und betrachtete sein schmales Gesicht. Er seufzte schwer und nickte leicht. „Amerika lässt sich damit halt gerne Zeit“, raunte er und klang ebenfalls sehr genervt davon. Fast schon kämpferisch nickte ich und grinste sogar leicht. „Warten sollte ich ja gelernt haben, langsam“, meinte ich und seufzte innerlich.
 

Doch so taff ich mich gab, war ich innerlich aufgewühlt. Ich lenkte mich ab, Sport, Arbeit und vor allem mit meinem Studium. Nie hätte ich daran gedacht Architekt zu werden, doch während des ersten Semesters stellte sich heraus, dass es mir wahrlich Spaß machte! Ich lernte interessantes und auch weniger interessantes. Der Prozess ging nun an ein höheres Gericht und ich musste wieder warten! Etwas, was ich so sehr hasste, obwohl ich es immer noch gut konnte.

Schlafen konnte ich immer noch nicht gut, vor allem, wenn ich alleine schlief, doch man gewöhnte sich an wenig Schlaf. An die Albträume gewöhnte man sich allerdings nicht. Es war seltsam nicht mehr bei Jenny zu wohnen, fast hätte ich gesagt, ich vermisste sie. Sie wurde immer dicker. Nun zum Ende des siebten Monats ließ sich nichts mehr verbergen.

Das Zusammenleben mit Emily war schön, aber auch anstrengend. Ich lernte zu kochen, wenn man bei einer Ernährungsberaterin wohnte und dann zu einer Vegetarierin zog, blieb einem auch nichts anderes übrig! Doch natürlich hielt Emily sich nicht an unsere Abmachung mit dem Singen. Ständig sang sie die Lieder aus dem Radio mit, übte ihre Lieder vom Theater, es war nervig! Als ich Jenny besuchte berichtete ich davon, dass Emily ständig singt, ihre Sachen herumliegen lässt und einfach in mein Zimmer kommt!

Jenny lachte, denn tatsächlich beschwerte ich mich ständig über Emily und jeder wusste, dass ich sie viel zu gern hatte. Wir schwiegen kurz und ich sah auf ihren Bauch. Niemandem verrieten sie das Geschlecht, etwas, was mich ärgerte.

Jenny folge meinen Blick und grinste. „Ich sag es dir nicht“, meinte sie und streichelte ihren Bauch. Ich schüttelte den Kopf und schürzte die Lippen. „Wenn das Baby da ist, weiß ich es eh“, meinte ich grinsend und trank meinen Kaffee. „Genau“, grinste Jenny und lachte. Clay war nicht Zuhause, seit zwei Monaten war er wieder im Ausland stationiert. Jenny machte sich keine Sorgen, meinte sie, doch ich glaubte ihr nicht wirklich. Vermutlich war es besser sich das einzureden, vor allem in ihrer Situation. Die Beiden hatten beschlossen ihre Hochzeit nach der Geburt zu feiern, etwas unüblich in den USA.

„Hast du eigentlich Angst“, fragte ich vorsichtig, während ich zu ihrem Bauch nickte und sah zu meine große Schwester. Ihre dunkelblauen Augen musterten mich kurz und sie seufzte leicht. „Ja… ein wenig. Das ist schon eine echt große Verantwortung die man da hat, ne… und auch mit Clays Job… Er hat jetzt eine Lebensversicherung, falls ihm was passiert“, erklärte Jenny und klang ziemlich ernst. Ich nickte und grinste leicht. „Lohnt die sich wenigstens? Also wenn du keinen Bock mehr auf ihn hast“, grinste ich und zog fragend die Augenbrauen hinauf. Jenny lachte und trat mich unterm Tisch. Ich grinste und meinte ehrlich: „Jenny, ihr packt das schon! Du wirst eine tolle Mutter und Clay ist ein super Typ. Wenn der nicht dein Verlobter wäre, hätte ich ihn dir längst ausgespannt…“, scherzte ich rum und Jenny lachte leise.

„Hab du erst mal einen Freund und nicht nur Affären“, meinte sie spöttisch und ich lachte nur frech.
 

Es war ein gewöhnlicher Abend. Ich war in der Bar, in welcher ich immer Kerle aufriss. Ethan begleitete mich und auch er schien wen zu suchen. Immer noch ließen wir die Finger von einander. Ein Freund war mir derzeit mehr wert, als eine Liebschaft.

Ich betrachtete die Männer, tatsächlich war ich wählerisch geworden. Nicht jeder kam in Frage und ja, ich wusste, dass es arrogant klang. Hatte ich doch immer eine gewisse Arroganz an den Tag gelegt. Ich merkte den Blick eines jungen Mannes. Vermutlich jemanden in meinem Alter. Der junge Mann blickte erneut zu mir. Er wirkte sportlich, doch nicht sonderlich kräftig oder athletisch. Hatte fransig geschnittene blonde Haare und wie ich einen Dreitagebart. Er war süß, dass ließ sich nicht bestreiten und auch sein Hintern in der Jeans wirkte ansprechend. Er lehnte sich an den Tresen und trank sein Getränk und als ich zurück lächelte, verschüttete er seinen Cocktail und ein wenig landete auf seinem T-Shirt.

Ich sah, wie er im schwachen Schein der Lampe rote anlief und sich zügig wegdrehte. Irgendwie süß, dachte ich schmunzelnd und tippte Ethan an. „Ich glaub ich geh mal zu dem Typen da“, meinte ich amüsiert und nickte zu dem Blonden. Ethan folgte meinem Blick und ich sah, wie er grinste. Er war genauso wie ich und ich sah, wie er den Kleinen mit demselben Blick musterte.

„Viel Spaß“, meinte er süffisant und trank seinen Mojito weiter. Ich grinste, nahm mein Whiskeyglas und schlenderte entspannt zu dem Blonden. Ich lehnte mich neben ihn, er war kleiner als ich, gute zehn Zentimeter trennten uns. Ich nippte an dem Getränk, als er zu mir sah. Wie er etwas unsicher an seinem Cocktail nippte erinnerte er mich an mich selbst, früher. Zwar hatte ich mich früher nie ungeschickt angestellt, doch die leichte Unsicherheit in seinen gräulichen Augen erinnerte mich an meine eigene. Ich war mir sicher, dass er noch nie etwas mit einem Typen hatte, als er mich unsicher betrachtete.

Ich lächelte freundlich, als ich ihn begrüßte. Er hieß Andrew und nachdem ich mich vorgestellt hatte, fragte ich: „Wie alt bist du, du wirkst etwas zu jung…“

Er zerzauste sich die blonden Haare und wieder dachte ich an mich selbst. „Ach… ich bin einundzwanzig, ich werde aber immer jünger geschätzt. Muss auch immer den Ausweis zeigen“, erklärte er freundlich und lächelte mich leicht an. Ich grinste breit und nickte leicht. Nachdem wir an einem Tisch saßen, ließ ich meinen Blick kurz zu Ethan schweifen. Ihn alleine sitzen lassen wollte ich nicht. Doch auch er hatte einfach wen angesprochen und es schien, als amüsierte ihn die Unterhaltung. So konnte ich ungezwungen weiter mit Andrew plaudern.

Wir hatten Spaß. Andrew war ein sehr angenehmer Mensch. Viele unserer Interessen glichen sich. Er mochte Sport, zwar nicht so exzessiv wie ich, doch regelmäßig ging er in ein Fitnessstudio. Gut, das war in Kalifornien nichts Ungewöhnliches. Er erzählte mir von seinen Reisen. Ich hatte leider nicht das Geld dorthin zu verreisen, wo ich gerne hin wollte. Das Renovieren der Wohnung und das Studium kosteten eben. Auch die Reisen zu Eric wollten bezahlt werden. Doch noch immer wollte ich die Welt sehen und mein Plan ihn schnell mit nach Hause zu nehmen verflog, während wir redeten. Es war angenehm mit ihm zu sprechen.

Die Unsicherheit vom Anfang verflog schnell und er taute auf. Doch nachdem er alles von seiner Reise nach Bangkok berichtete hatte, ohne zu viel oder ausgiebig zu erzählen, legte sich Schweigen über uns. Etwas unsicher fragte er: „Hab ich jetzt zu viel erzählt?“

„Nein, alles gut“, versicherte ich ihm und tatsächlich rückte ich etwas näher. Ich merkte, wie er unruhiger wurde, wie seine grauen Augen meine braunen suchten. „Machst du so was öfter“, fragte er etwas unsicher und er ließ seinen Blick über mein Gesicht wandern.

Ich schmunzelte leicht und zuckte mit den Schultern, tatsächlich hätte die ehrliche Antwort ja, lauten müssen. Ich beugte mich zu ihm und meinte süffisant: „Wenn sich was ergibt ja, wenn nicht, dann eben nicht. Davon kommt man ja nicht um.“ Er lächelte schüchtern und ich schmunzelte etwas süffisant zurück. Doch nun war ich mir sicher, dass ich einem Mann gegenüber saß, der noch nie etwas mit einem anderen Kerl hatte. Doch es störte mich nicht, nein vielmehr musste ich einfach an mich denken, damals mit 17.

Jack hatte auf mich achtgegeben und so fragte ich: „Bist du alleine hier, oder passt ein anderer auf dich auf, damit dir nichts passiert.“

Andrew war kein Mensch der lügen konnte und als er schnell wegschaute, lachte ich leise auf, denn ich hatte ins Schwarze getroffen. Ich merkte, wie er wieder rot wurde und warum auch immer wollte ich ihm seine Unsicherheit nehmen. „Hab ich auch beim ersten Mal gemacht. Da war… Ein sehr guter Freund hat mich begleitet. Er meinte er passt auf, dass mir niemand etwas ins Glas mischt und so.“ Ich sah, wie er mich erleichtert anblickte. „Wirklich“, fragte er und schien erfreut und ich nickte. Ich zuckte erneut mit den Schultern und meinte: „Ist doch nicht schlimm. Es gibt so viele Idioten und Arschlöcher… Man kann nicht auf alles achten.“

Er schien wieder locker zu werden und grinste. Ich bemerkte, wie sich Grübchen bildeten. Irgendwie sah er niedlich aus so, dachte ich mir und trank genüsslich den letzten Rest Whiskey. Andrew sah in mein Glas und meinte: „Das Zeug ist mir zu hart.“ Mein Schmunzeln wurde immer breiter und ich lachte leise, als ich erklärte: „Das hab ich früher auch gesagt.“ Amüsiert betrachtete er mich, doch was er dachte blieb mir komplett verborgen.

Ich wollte wissen, wer von den anderen Gästen ein Auge auf uns hatte. Ich erkannte einen Mann, der vielleicht fünfundzwanzig war und regelmäßig zu uns hinüber blickte. Allerdings, war meine Aufmerksamkeit schnell wieder auf Andrew gerichtet. Freundlich lehnte ich mich zu Andrew rüber und meinte gelassen: „Ich weiß nicht, hast du vielleicht Lust auf ein kleines Abenteuer, Kleiner?“ Ich beobachtete, wie er rot wurde und tatsächlich fand ich es niedlich. Andrew ließ seinen Finger über den Rand seines Gases gleiten und ich ahnte, was in seinem Kopf vorging. Ich leckte mir leicht über die Lippen, während ich seinen inneren Kampf beobachtete.

Ich konnte mir denken, dass er neugierig war. Doch vermutlich war dort auch die Angst. Die Angst davor, dass es wehtat. Die Angst, dass er doch nicht bereit war und vielleicht auch die Angst, wie er wirkte, wenn er nun einfach mitging.

Wäre ich damals mitgegangen mit irgendeinem Typen aus der Bar? Nein, vermutlich nicht. Ich lächelte ihm leicht zu, als sich unsere Blicke trafen und meinte gleich: „Wenn du nicht willst, ist alles gut. Wir müssen nichts machen, was du nicht willst. Aber ich weiß nicht… irgendwie bist du süß.“ Ehrlich waren meine Worte. Ich hatte sie seit Jahren keinem Typen mehr ehrlich gesagt.

„Weißt du… ich hatte noch nie was mit einem Kerl“, meinte er leise und ehrlich. Ich war nicht überrascht, doch ich rieb es ihm auch nicht unter die Nase. Ich nickte es schlichtweg ab und meinte: „Man muss nichts machen, was du nicht willst, aber wenn du neugierig bist…“

Andrew schien abzuwägen, wie weit ich meine Worte ehrlich meinte und ich war ehrlich überrascht als er plötzlich nickte. „Okay, warum nicht“, meinte er ruhig und griff nach einem Portemonnaie. Auch ich kramte meine Geldbörse raus und wir beglichen unsere Rechnungen. Tatsächlich, war ich wirklich überrascht von ihm.

Andrew fragte, ob wir zu ihm sollen und ich war mir sicher, dass er sich dort wohler fühlen würde. Also nickte ich leicht und meinte nur: „Klar, von mir aus…“ Vermutlich hatte er seinen Freund der auf ihn aufpasste längst vergessen…

Ich schaute mich nach Ethan und suchte seinen Blick. Es dauerte einige Augenblicke, doch dann trafen sich unsere Augen. Ich nickte ihm kurz zu und nahm meine Jacke zur Hand. Er verstand und grinste kurz und nickte mir zum Abschied leicht zu.

Andrew fuhr, ich hatte noch kein eigenes Auto und bekam nicht immer das von meiner Schwester. Ich spürte, wie er nervös wurde. Vermutlich hatte er mit diesem Ausgang des Abends nicht gerechnet. Vielleicht war er auch von seiner eigenen Courage überrascht. Immer wieder huschte sein Blick zu mir und beruhigend meinte ich: „Hey, ist doch alles gut. Ich bin kein verrückter Killer oder so.“ Ich lachte und auch Andrew lachte, doch ich wusste selbst wie nervös ich damals war. Obwohl nein, mein erstes Mal kam viel zu überraschend, als das ich viel darüber nachgedacht hatte. Doch vermutlich wäre ich genauso nervös gewesen wie Andrew.

Als wir in seiner Wohnung ankamen sah man überall seine Leidenschaft für das Reisen. Ein Reishut hing an der Wand, wie sie die Reisbauern in China oder sonst wo auf der Welt trugen. Ein großer dunkler Buddha Kopf thronte auf einer Vitrine. Hölzerne Elefanten standen in einer Ecke. Alles in allem war es eine sehr schöne, kleine Wohnung.

Ich betrachtete ihn und fragte: „Seit wann, bist du dir eigentlich sicher, dass du was von Kerlen willst?“ Andrew zog sich die Jacke aus und hing sie an seine Garderobe. Er schien sich zu entspannen, während wir sprachen und ich vermutete, dass er dachte es würde sofort zur Sache gehen.

„Eigentlich erst seit einem dreiviertel Jahr“, gestand er und hob eine Flasche Cola hoch. Ich schüttelte leicht den Kopf. Durst hatte ich nicht. „Und jetzt warst du neugierig“, fragte ich und setzte mich auf ein recht gemütliches Sofa. Er kam zu mir und ließ sich mir gegenüber nieder. „Hm… also… na ja, nein. Ich hab mich halt einfach etwas schwer getan, obwohl meine Eltern und Familie eigentlich total offen sind… Ist schon komisch, oder?“ Er grinste schräg, vermutlich aus Unsicherheit. Ich wusste aus eigener Erfahrung, dass es nicht einfach war sich selbst einzugestehen, dass man schwul ist.

„Ich finde es nicht komisch“, meinte ich nach einem Moment, „ich meine, man ändert ja doch sein Leben irgendwie. Auch wenn deine Eltern nichts gegen Schwule haben, haben sie sich für dich ja doch was anderes vorgestellt. Sei es, dass sie Enkel wollten oder so.“

Erstaunt und erleichtert betrachtete mich Andrew. In seinem jugendlich wirkenden Gesicht sah ich Freude aufblitzen, als er meine Worte hörte. Er nickte leicht, doch vermutlich war es ihm zu privat, denn er schwieg.

Ich wollte ihm seine Unsicherheit nehmen und rutschte etwas zu ihm, während ich fragte: „Hattest du eigentlich schon einmal was mit einem Kerl…?“ Andrew blickte hinein in mein Gesicht als ich näher rutschte und ich hörte, wie er schluckte. Er nickte leicht und meinte: „Ja… ein wenig geknutscht und gefummelt…. Hat schon Spaß gemacht.“ Ich nickte leicht und betrachtete sein junges Gesicht. Er war wirklich hübsch, nicht zu vergleichen mit Jack, doch das wollte ich auch gar nicht mehr.

Andrew war gänzlich anders als Jack und obwohl ich es eigentlich nicht wollte verglich ich sie. Es war nicht gut, doch ich konnte es nicht verhindern. Vielleicht ist es auch gut, dass die Beiden sich so gänzlich unterschieden…

Doch plötzlich spürte ich fremde Lippen auf den Meinen. Ich war verblüfft, denn eigentlich knutschte ich nicht rum. Doch während ich die Hände auf Andrews Schulter legte, eigentlich um ihn wegzuschieben, löste er den scheuen Kuss.

Sein Blick war unsicher. Ich vermutete, dass er das Gefühl hatte etwas Falsches gemacht zu haben, schließlich hatte ich den Kuss nicht erwidert. Er wirkte so verdammt unschuldig und als ich in die grauen freundlichen Augen des Mannes blickte, gab ich mir einen Ruck. Das war schließlich sein erstes Mal!

Ich zog ihn zu mir und legte meine Lippen auf die Seinen. Mein Kuss war weit aus intensiver als seiner. Nicht sanft, sondern wild. Er krallte sich in meinen Rücken und kratzte nervös darüber. Immer noch war der Rücken eine empfindliche Stelle meines Körpers und ich stöhnte in den Kuss hinein.

Ich drängte mich zwischen seine Beine und er kratze mir weiterhin über den Rücken. Laut aufkeuchend blickte ich ihn mit Lust in den Augen an. Er sah mir ins Gesicht und ein kleiner frecher Ausdruck war zu erkennen. Er drückte sich an meine Mitte, was mich aufstöhnen ließ. Hastig strich er mir das Oberteil ab und erneut lagen seine Lippen drängend auf den Meinen. Während seine Hände meine Hose öffneten und seine scheue Hand fast schon vorsichtig mein halb erigiertes Glied berührten, verschwand Jack in dieser Nacht immer mehr aus meinem Kopf. Ich drängte mich seiner Hand entgegen und auch ich glitt mit der Hand in seine Hose…

So viel Mut hätte ich ihm nicht zugetraut.
 

Ich drängte Andrew zu nichts, gar nichts. Ließ ihn soweit gehen, wie er es wollte. Er traute sich mehr wie ich und als ich mich in diesen jungen Mann versenkte, blickte ich ihm in die Augen und spürte, dass es mir dieses Mal wichtig war seine Lust zu befriedigen und nicht nur die Meine. Es war sein erstes Mal mit einem Typen und es war mir wichtig, dass er es genoss.

Ich passte auf, achtete darauf, dass er Spaß hatte. Ich genoss es ihn zum jammern und betteln zu treiben. Ich spielte mit seiner Lust. Er schien es zu genießen und nachdem wir beide gekommen waren, kuschelte er sich in meine Arme.

Dies war auch etwas, was ich vorher noch nie getan hatte. Ich streichelte ihn und stellte fest, dass erneut die Rollen getauscht waren. Doch wenn ich ehrlich zu mir selbst war, wollte ich lieber das kleine Löffelchen sein. Es war einfach bequemer. Doch ich ließ Andrew. Ich spürte, wie sein schneller Herzschlag sich normalisierte. Ich bedeckte unsere Körper mit seiner Decke und als er sich zu mir umdrehte und mir in die Augen sah, wirkte er zufrieden.

„Jazz“, meinte er nach einer Weile, „was hältst du davon, wenn wir uns ein wenig kennenlernen. Eigentlich wirkst du ziemlich sympathisch.“ Unsicher sah ich ihn an. „Weißt du… eigentlich bin ich kein wirklicher Beziehungsmensch“, meinte ich leise, wollte ich ihm nicht vor den Kopf stoßen und hätte doch erneut freudlos auflachen können.

Ich benutze dieselben Worte wie Jack! Ich war überrascht von mir und Andrew runzelte die Stirn. „Hattest du denn schon einmal eine“, meinte er und stützte sich auf einem Arm ab, während er mich betrachtete. Ich zögerte und nickte nach einer Weile. „Ja, damals war ich siebzehn“, meinte ich und ich sah, wie Andrews Augenbrauen sich nach oben zogen. „Okay, aber das ist ja nun auch etwas her… Wieso meinst du denn, dass du keine Beziehungen mehr haben kannst“, fragte er verständnislos. „Na ja… es ist eben so richtig scheiße zu Ende gegangen“, versuchte ich zu erklären und kratzte mich etwas verlegen am Kopf.

„Aha… aber trotzdem…. Willst du jetzt nie wieder eine Beziehung“, fragte er verwirrt. Tatsächlich versuchte er mich zu verstehen, doch das er so nachfragte, verunsicherte mich. Ich zuckte mit den Schultern und konnte nicht anders und lachte über mich selbst. „Das klingt total bescheuert, oder“, fragte ich grinsend und zustimmend nickte Andrew.

„Ja… sei Mal ehrlich“, meinte er grinsend und strich sich durch die Haare, „wer bleibt schon ewig bei seinem ersten Typen?“ Ich zuckte unsicher mit den Schultern. „Da gibt es sicher einige“, meinte ich nach einem Moment und strich ihm tatsächlich über den Rücken.

Andrew nickte leicht und sagte jedoch: „Bestimmt… Aber sei doch ehrlich zu dir. Du wirkst nicht so, als wärst du damit total glücklich geworden.“ Verwirrt betrachtete ich den jungen Mann. „Wieso meinst du das“, fragte ich und hörte tatsächlich auf ihn zu streicheln.

„Ich weiß nicht… Ich glaube es macht dir Spaß… also das Typen aufreißen… ich meine ja nicht, dass du deswegen keine Beziehungen führen kannst, aber ich weiß nicht… Manche Menschen müssen sich ausleben was das angeht und manche eben nicht. Für mich gehörst du zu der Kategorie, die sich mal ausleben müssen. Denk einfach drüber nach…“

Er grinste und meinte es nicht böse und ich blickte verwirrt zurück. Er drehte mir wieder den Rücken zu und ich drückte ihn etwas an mich. Stillschweigend kamen wir darüber ein, dass wir erst mal schlafen sollten, ehe wir das Gespräch vertieften. Ich streichelte seine Brust, auf welcher weniger Haare wuschen als bei mir.

Ich hörte seinen ruhigen und gleichmäßigen Herzschlag und dachte nach. Wäre ich wirklich unzufrieden gewesen, wenn ich niemals wirklich andere Typen gehabt hätte? Sofort meldete sich mein Geist. Natürlich wäre ich zufrieden mit Jack geworden! Doch wie damals war dort ein kleiner ehrlicher Teil in meinem Inneren, der den Kopf schüttelte. Der meinte, dass ich natürlich glücklich mit Jack gewesen wäre, doch das dort noch etwas gefehlt hätte. Es war albern sich Bestätigung von Fremden zu holen, doch irgendwie brauchte ich diese Bestätigung noch. So albern und jugendlich es noch klang. Es war mir wichtig, schon damals, als ich Jack hatte, konnte ich das flirten nicht sein lassen. Hatte Jack es schon damals gewusst? Er kannte mich damals besser, wie ich mich selbst kannte. Für ihn war ich immer ein offenes Buch gewesen.

Ich betrachtete Andrew und gab mir einen Ruck. Ihm eine Chance zu geben bedeutete ja nicht gleich zu Heiraten oder zusammen zu kommen. Vielleicht passte es, vielleicht auch nicht. Ein kleiner Teil meines Inneren sehnte sich ein wenig nach dieser Zweisamkeit, nach Ruhe. Immer noch liebte ich Jack, doch auch er liebte neben mir ja auch noch jemanden. Susanne….

Ja, sie war tot, für Jack immer unerreichbar. Doch die Gefühle, die er damals hatte, konnte er genauso wenig abschütteln wie ich jetzt. Seine Worte damals, liebe sei nicht gleich, schlichen sich mir in die Erinnerung. Ich gab mir einen Ruck. Ich hatte keine Ahnung ob es mit dem blonden jungen Mann in meinen Armen klappte oder nicht, doch eine ehrliche Chance hatte er irgendwie verdient. Könnte er vielleicht eine positive Überraschung für mich werden?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Pitchermaus
2017-02-19T06:57:38+00:00 19.02.2017 07:57
Ich kann gut verstehen, dass Jazz den Termin der Gerichtsverhandlung gerne verschieben möchte bzw. überhaupt nicht erst hin gehen will. Aber, auch wenn ich keine Expertin für sowas bin, glaube ich, dass er das Verfahren braucht, um wirklich damit auch abschließen zu können. Von daher ist es gut, dass er dafür kämpft, dass es auch wirklich zu einer Gerichtsverhandlung kommt. Alles andere hätte auch nicht wirklich zu ihm gepasst. Wobei ich auch nicht ganz vestehe, warum der Vater vor ein Geschworenen Gericht möchte. Für Jazz hoffe ich jedenfalls, dass es sich nicht zu sehr hinzieht. Erics Zweifel gegenüber Jack kann ich auch nachvollziehen. Dass Jack für Jazz wichtig war und auch immer noch ist, ist verständlich, aber auch, dass Eric als Jazz bester Freund, sich fragt, warum Jasper so sehr an Jack festhält. Jazz Verhalten gegenüber Jack kann man wohl wirklich nur ganz verstehen, wenn man selber so etwas ähnliches schon einmal miterlebt hat. Dass Jazz dann aus dem Haus seiner Schwester ausziehen möchte ist auch klar. Nicht nur, dass er ja anscheinend doch immer irgendwie das Gefühl hat, Clay und Jenny zustören. Es ist wohl auch ganz natürlich, dass man irgendwann von zu Hause raus möchte, um sein eigenes Leben zu leben. Dass das bei Jazz eher früher als später der Fall sein würde, ist bei dem, was er erlebt hat auch logisch. Jazz Ansichten bezüglich Emylis Zimmertapete bzw. der Farbenwahl kann ich gut verstehen. Da musste ich denken "Typisch Mann". Und dann sucht Jazz sich wen neues. Da musste ich sehr an Jazz Anfänge mit Jack denken, nur dass Jazz diesesmal die Rolle von Jack übernimmt. Das hat ja auch schon Jazz irgendwie bemerkt. Allerdings finde ich, dass Jasper Jack immer mehr ähnelt. Gerade in diesem Kapitel, konnte ich für mich viele parallelen zwischen den Beiden finden. Wenn das so weitergeht, dann könnte das nächste Zusammentreffen von Jazz und Jack wohl ganz lustig werden. Wobei ich mir noch nicht ganz sicher bin, ob diese Entwicklung für Jazz so gut ist. Aber es ist schön, dass er Andrew eine Chance geben möchte. Das ist sicherlich auch ein erster Schritt, um die Ereignisse mit Jack zu verarbeiten. Wobei ich auch hoffe, dass Jazz Andrew nicht zu sehr weh tut bzw. dass die beiden nicht mehr zusammen sind, wenn Jack auf den Plan tritt. Das würde für Andrew sicher nicht so schön enden. Denn egal wie Jazz sich letzenendes auch entscheiden würde, Jacks Erscheinen in seinem Leben wird dieses auf jeden Fall durcheinanderbringen und Jazz sicher auch gefühlsmäßig durchrütteln. Hoffen wir mal für alle Beteiligten das beste.


Zurück