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Verborgen in Stille Teil II

von

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Belastende Neuigkeiten

Zuerst vielen Dank an die Rückmeldungen. Es ist schön zu wissen, dass die Favomenschen wirklich mitlesen und nicht nur vergessen haben, dass es die Geschichte noch gibt :D

Danke danke. Ich hoffe es gefällt eich weiterhin :)

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Eric und ich gingen hinauf in mein Zimmer. Jenny war schwanger! Ich konnte es gar nicht glauben! Ich freute mich wirklich für die Beiden und ich würde mit Sicherheit ein cooler Onkel werden! Ich wusste gar nicht, was ich lieber haben wollen würde, einen Neffen oder eine Nichte…

Mit einem Jungen könnte man Baseball spielen, aber Mädchen waren einfach nur süß!

Die schlechten Gedanken waren vergessen, bis ich zu Eric sah. Ich spürte seinen taxierenden Blick auf mir ruhen. Das eine Inquisition folgen würde, war mir klar. Dafür kannte ich meinen besten Freund zu gut. Vermutlich hatte ich ihn heute viel zu gehetzt angesehen, als ich ihn vom Flughafen abgeholt hatte, da war es ihm ja schon aufgefallen. Zudem war ich mir sicher, dass ihm aufgefallen war, dass ich weit weniger euphorisch war, als ich die Nachricht meines Stipendiums erhalten hatte. Als Eric anfing zu sprechen, bestätigte sich meine Vermutung.

„Freust du dich gar nicht, dass du ein Vollstipendium hast“, fragte Eric und setzte sich auf mein Bett. Er betrachtete neugierig mein Zimmer, war er doch nicht oft hier. Der Flug alleine hier hin, dauerte fast vier Stunden. Ich seufzte schwer und setzte mich neben ihn, ließ wie er meinen Blick durch mein Zimmer gleiten. Er kannte mich einfach zu gut, natürlich hatte er etwas bemerkt. Ich nickte zustimmend und wusste, dass ich nicht so fröhlich wirkte. Vermutlich konnten Andere sich bei so einer Nachricht kein bisschen mehr halten. „Doch“, meinte ich und hörte selbst wie falsch ich eigentlich klang, „es ist nur, dass… na ja ich glaube einfach, dass die Person, der ich das zu verdanken habe, nicht da ist.“

Verwirrt sah Eric mich an. „Wie meinst du das? Ein Vollstipendium muss man sich schon verdienen, dass weißt du, oder?“ Unschlüssig blickte er mich an und ich nickte. Genau das war der Punkt! Ich wusste, dass ich es einfach nicht wegen meiner überdurchschnittlichen Leistungen bekommen haben könnte, denn diese Leistungen waren einfach nicht vorhanden! Auch hatten meine Eltern sicherlich keinen hohen Betrag an die Universität gespendet Das Studium in den USA ist teuer. 25.000 Dollar pro Jahr am privaten College sind normal. Eine komplett Finanzierung mit einem Stipendium ist zudem äußert selten. Es gab für mich also keine andere logische Begründung.

Betrübt senkte ich den Blick und sah auf den Boden. „Ich denke, dass Jack damit was zu tun hat“, meinte ich unruhig. Ich sah nicht zu den Bildern auf dem Nachttisch. Ich konnte und wollte sie gerade nicht ansehen. Immer noch war ich innerlich aufgewühlt und konnte es kaum verbergen. Ich wusste, dass es meine unterdrückten Gefühle waren. Vermutlich würde sowas häufiger auftreten, wenn ich nicht endlich meine Probleme angehen würde! Doch es war mir gleich! Ich wollte mit niemand Fremden über meine Probleme sprechen. Noch nicht.

„Wieso denn Jack? Was soll der mit deinem Stipendium zu tun haben“, fragte Eric und klang äußert verwirrt. Wie sollte ich ihm das erklären, ohne wirkliche Geheimnisse Jacks zu offenbaren? Wie loyal ich ihm einfach war… Nie hätte ich so etwas von mir erwartet. „Ich bin mir da einfach sicher, ich kenne ihn… Er… er hatte viele Kontakte und wollte halt immer, dass ich es gut habe…“ Ich wusste, dass diese Erklärung mehr als fadenscheinig klang und ich war nicht überrascht, dass Eric die Stirn runzelte, während er mich anschaute. „Und du meinst er hat Kontakt zu den Leuten aus der Uni“, fragte Eric mich sehr skeptisch. Unschlüssig zuckte ich mit der Schulter. Vielleich, hatte er ihnen auch einfach einen hohen Betrag zukommen lassen.

„Vielleicht hast du es dir auch einfach ehrlich verdient, Jazz“, meinte Eric ernst und betrachtete mich. Ich seufzte schwer. Nie hatte ich Eric die Wahrheit sagen können und auch jetzt nicht. Ich wollte gerne, doch vermutlich würde er es nie verstehen, oder eher glauben. Zudem wollte ich Jack einfach nicht verraten.

Jetzt, da ich in den Nachrichten von vermutlich einiger seiner Machenschaften gehört hatte, verstand ich, was er meinte, als er damals von einem Erschießungskommando sprach. Natürlich hätte die Regierung ihn beseitigt, wenn sie von seinen Plänen etwas mitbekommen hätten. Damals als wir den Spion aufgesucht hatten, wirkte alles gar nicht so verboten. Allerdings jetzt, wo ich älter war, verstand ich immer mehr die Traglast. Es war verrat, wenn man so wollte, war es Hofverrat an den Vereinigten Staaten gewesen. Etwas, was ich erst im Laufe der Zeit verstanden hatte. Ich konnte und wollte das vor Eric nicht besprechen. Also winkte ich ab und sagte, dass er vermutlich Recht habe. Wir schwiegen und mit gerunzelter Stirn hing ich meinen Gedanken nach.

„Geht es dir immer so beschissen“, wollte Eric wissen und betrachtete mich eingehend. Unschlüssig zuckte ich mit den Schultern. Ich senkte den Blick, wusste nichts, was ich dazu sagen wollte. Manchmal, wenn ich viel mit meinen Freunden unterwegs war, war alles schön und manchmal, ja manchmal eben nicht. Eric seufzte leicht und legte mir brüderlich die Hand auf die Schulter. „Jazz, wenn du reden willst, ne“, sagte er nur und ließ langsam die Hand sinken.

Ich zögerte und meine Gedanken kreisten. Sollte ich mit ihm sprechen? Würde es helfen, oder nicht? Unsicherheit flammte in mir auf. Meinem besten Freund in die hellen Augen schauend löste sich meine Zunge. Ehrlich, aber leise und bedacht begann ich zu sprechen: „Es ist einfach… scheiße. Dieser blöde Prozess bricht alles auf. Alles von dem ich annahm, dass ich es verarbeitet habe, bricht wieder… so hervor.“ Eric nickte, als er meinen Worten lauschte und sagte vermutlich das einzig vernünftige in meiner Situation: „Schon mal daran Gedacht dir professionelle Hilfe zu holen? Ich meine…klar, wir können immer sprechen, Alter… Aber ob ich dich immer verstehe und das richtige sage… das weiß ich natürlich nicht…“

Ich grinste leicht und war nicht wirklich überrascht von seiner Antwort. Doch ich konnte einfach nicht. Ich schüttelte leicht den Kopf. Mit Fremden reden… Das war etwas, was einfach nicht in Frage kam. Vermutlich war es unvernünftig, doch wenn man nicht bereit dazu war, brachte sowas auch nichts. Wie eine Alkoholtherapie nichts brachte, wenn der Süchtige nicht selbst davon loskommen wollte.

„Hm… wenn du meinst“, sagte Eric und klang äußerst skeptisch.

Ich rang mit mir und nach einem kurzen Augenblick. Ehrlich zu mir selbst zu sein, war für mich meistens sehr leicht, aber ehrlich zu anderen zu sein, fand ich sehr sehr schwer und so sagte ich zögernd: „Ich hab so häufig das Gefühl, dass ich nicht mehr mit schwimmen kann. Da ist manchmal das Gefühl, dass ich nicht mehr mithalten kann… Keine Ahnung… Ich glaube, als brauche ich einfach… na ja vielleicht würde es auch helfen wieder mit Jack zu sprechen. Um endlich zu verstehen…“

Eric verdrehte nicht die Augen und seufzte auch nicht genervt auf, etwas, wofür ich ihm äußerst dankbar war. „Kann man dir irgendwie helfen von dem wegzukommen…?“

Ich nickte und meinte gleich: „Es ist nur wegen der Verhandlung so… Ich lenke mich schon ab, dass siehst du doch. Ich surfe doch sogar“, grinste ich und zwinkerte ihm frech zu, während ich sagte: „und anbrennen lasse ich auch nichts.“ Leicht grinsend meinte Eric: „Ja, das haste mal gesagt. Hab ich auch schon von Ethan gehört…“

Ich war wirklich froh, dass Eric da war. Trotz der Entfernung war unsere Freundschaft nicht anders geworden. Natürlich hatte sie sich verändert, dies blieb bei der Entfernung auch nicht aus. Erics Blick glitt durch mein Zimmer und blieb an der Flagge der Texas Ranger hängen. Ich vermutete, er wollte weg von belastenden Gesprächen. Er nickte zu ihr und ich folgte seinem Blick.

„Schaut hier noch irgendwer mit dir Baseball“, fragte er und seine hellen Augen schauten direkt in meine dunklen. Ich war einfach nur froh, dass er das Thema wechselte und ich war ihm auch nicht böse. Ich nickte leicht und meinte, nachdem ich mich geräuspert hatte: „Ethan. Der schaut ab und zu mit mir Baseball und Clay auch.“ Eric nickte und runzelte kurz die Stirn. Nach einem kurzen Moment fragte er: „Ethan war der mit den schwarzen Haaren, oder? Nicht der rotblonde, oder?“ Ich nickte und freundlich sagte Eric: „Der war voll okay. Haben uns ziemlich gut unterhalten. Der wollte meine Nummer. Hab ich ihm gegeben.“ Verwirrt blickte ich ihn an und zog eine Augenbraue hoch.

Er wollte Erics Nummer? Ich betrachtete Eric. Immer noch war er sehr sportlich, seit er studierte trieb er aber weniger Sport. Doch immer noch war er ein hübscher junger Mann. Ich grinste leicht. Ich kannte Ethan und sein Beuteschema. Eric passte dort rein…

Amüsiert sah ich Eric an und meinte: „Du weißt schon, dass der schwul ist, oder?“

Überrascht sah er mich an. „Wie“, kam es unsicher von ihm. Doch dann klickte es. In seinem Gesicht zeigte sich ein Hauch von Entsetzten. „Der sieht ja auch gar nicht schwul aus“, meinte er nach einem kurzen Moment, „ich glaube, ich muss da morgen was richtig stellen…“

Amüsiert lachte ich und konnte nur den Kopf schütteln. Eric wollte wissen, ob ich auch bei Ethan nichts anbrennen lassen, doch ich schüttelte den Kopf. „Der gefällt mir zwar sehr gut, aber meistens gehen wir zusammen weg, wenn wir andere suchen. Ethan ist etwa wie ich. Der will sich nicht binden und seine Jugend genießen…“ Eric lachte und ich sah wie er kurz sein Handy anstarrte. Vermutlich hatte er es wirklich gar nicht gemerkt, dass Ethan ihn angemacht hatte. Ich dachte an das, was Jenny mir gesagt hatte und ich redete darüber, wie ich mir Jenny als Mutter vorstellte.
 

Jenny schien nie glücklicher, auch wenn sie sich Sorgen um den Vater ihres Kindes machte, worüber sie nur sehr selten sprach. Immer, wenn ich mit ihr unterwegs war, steckte diese Freude mich regelrecht an und ich vergaß meine eigenen Sorgen und Probleme. Tatsächlich kaufte ich sogar einen neutralen Strampler mit lustigem Bärenmotiv. Jenny vermisste Clay, auch wenn sie es nicht häufig sagte.

Derzeit war er auf einem Auslandseinsatz, doch heute sollte er wiederkommen. Jeden Abend sahen Jenny und ich gemeinsam die Nachrichten. Sie sagte es nicht, doch ich wusste, dass auch sie nervös war, wenn sie die Bilder des Krieges sah. Ich verstand sie mehr als ich ihr je hätte sagen können. Die Angst, dass Clay, ihrem Verlobten, dem Vater ihres Kindes etwas zustieß, konnte man nicht immer verdrängen. Doch sie würde Bescheid bekommen. Sollte er fallen, was ich nicht hoffte, würde sie es wissen, ich nicht. Ich konnte nur hoffen und beten, dass es Jack gut ging. Doch wie meine Schwester sagte ich keinem was dazu. Vermutlich würde es auch keiner verstehen, denn es war nicht normal, dass man nach über zwei Jahren immer noch einer Person so nachtrauerte. Ich erwartete diesbezüglich auch kein Verständnis. Wichtig war mir nur, dass ich mich verstand. Jack war ein Teil meiner Vergangenheit und er hatte versprochen wieder zu kommen, er hatte mir mein Leben gerettet. Ich konnte jedoch nicht in der Vergangenheit leben, aber auch nur für die Zukunft leben war nicht möglich. Ich lebte hier und ich hatte mich mit der Gegenwart abzufinden.

Jeder kennt diesen Satz, Zeit heilt alle Wunden, natürlich stimmte er irgendwie. Aber die Zeit löscht nun mal keine schlechten Erinnerungen aus und Narben blieben. Die Gerichtsverhandlung rückte näher und ich spürte in dieser Zeit deutlich, dass ich Hilfe brauche. Doch meine Freunde waren da, unterstützten mich, gaben mir Kraft und auch meine Familie. Zumindest die, die davon noch übrig waren standen zu mir. Auch mit meinem Anwalt sprach ich häufiger. Ich mochte ihn, auch wenn er nur mein „Pflichtverteidiger“ war, konnte ich mir selbst doch keinen Leisten, war er sehr bemüht in meiner Sache. Tatsächlich beruhigte mich dieses Wissen.
 

Jenny und Clay standen als Team hinter mir und bald, wenn Jennys Kind da war, sogar sicher noch ein kleiner Mensch. Ich hatte mit Clay und Jenny besprochen, dass ich gemeinsam mit Emily zusammen ziehen würde. Irgendwie hatte sie solange genervt, bis ich nachgab. Jenny freute es, doch irgendwie schien sie auch traurig. Doch ich musste auf eigenen Beinen stehen. Selber für mein Leben verantwortlich sein. Zudem war es mir wichtig, dass Jenny und Clay mit ihrem Kind Zeit alleine hatte. Emily durchforstete schon sämtliche Internetseiten auf der Suche nach ihrer, ach nein, unserer Wohnung. Doch die Gedanken an diese Zukunft lenkten mich auch nicht von dem Kommenden ab. Sie hielten die dunklen Träume nicht ab. Außer Eric hatte ich mich keinem anvertrauen wollen.

Geräusche von unten lenkten mich ab. Ich hörte Stimmen und mir fiel ein, dass Clay heute für einige Zeit wieder nach Hause kam.

Ich hörte, wie er unten ankam und Jenny ihn begrüßte. Ich wollte nicht stören und so blieb ich erst Mal in meinem Zimmer. Doch schon nach wenigen Minuten hörte ich seine schweren Schritte auf der Treppe. Wenige Momente später klopfte es an meiner Tür. Ich grinste und meinte gleich, dass er herein kommen könne. Er trug keine Uniform mehr. Jeans und T-Shirt kleideten den athletischen Mann. Gleich als ich ihn sah reichte ich ihm meine Hand und sagte: Herzlichen Glückwunsch! Zu Beidem, Verlobung und Baby, cool!“ Freundlich lächelte ich ihn an. Clay strahlte und nickte. Seine grünen Augen strahlten förmlich!

„Danke“, sagte er und schien sich etwas verlegen am Kopf zu kratzen. Freundlich gratulierte er mir noch zum Geburtstag und grinste mich freundlich an. „Freust du dich mehr auf die Hochzeit, oder mehr auf das Baby“, fragte ich frech und setzte mich auf mein Bett. Clay ließ sich auf meinem Schreibtischstuhl nieder und betrachtete mich. Stirnrunzelnd meinte er: „Hm…schwere Frage… aber eigentlich mehr auf mein Kind… Die Hochzeit ist sicher einer der schönsten Tage, aber mein Baby… mein Kind…. Ich glaube kaum, dass da was drüber kommen wird…“ Nie hatte ich Clay solche Worte sprechen hören und es freute mich. Ich nickte leicht und lächelte fast schon liebevoll. Doch auf einmal wurden Clays Augen ernst. Er kam zu mir und setzte sich neben mich auf das Bett. Verwirrt war mein Blick, als sich unsere Augen trafen.

„Jasper… ich habe dich gar nicht gefragt, ob ich deine Schwester heiraten darf“, meinte er und zog die Augenbrauen hoch.

„Ja und?“

Clay lachte und knuffte mir in die Seite. „Na ja, euer Vater ist ja eh ein totaler Versager und da sie zu ihren anderen Brüdern eher sporadisch Kontakt hat, muss ich ja dich fragen. Kriege ich deinen Segen?“ Ich lachte leise und betrachtete diesen Mann. Spielerisch sah ich ihn skeptisch an, doch ich konnte nicht anders und lachte, während ich nickte.

Wieso sollte ich auch nicht? Ich mochte Clay und er und Jenny waren ein eingespieltes Team. Ich war wirklich froh, wenn er zu unserer Familie gehören würde. Wir saßen stumm auf dem Bett und Clays Augen glitten zu den Bildern. Ich mit Didi am Spielen und Jack und ich in Jennys alter Wohnung. „Darf ich“, fragte er zögernd. Ich nickte und beobachtete, wie er das Bild mit mir und Jack betrachtete. Stirnrunzelnd sah er es sich an. Ich fragte mich, was er sich dachte, doch schon im nächsten Moment fragte er zögernd: „Hast du eigentlich Bilder, wo man das Gesicht von ihm sieht?“ Ich war unschlüssig. Vermutlich würde er Jack sofort erkennen, nein nicht vermutlich, auf jeden Fall. Er hatte selbst gesagt, dass er Snake kannte.

Mein Zögern machte Clay unsicher und vorsichtig fragte er: „Ist… Jenny sagte mir mal, dass dein Ex-Freund bei der Army war… sag mal… war das… also war das Snake? Der sieht dem… ähnlich…“ Ich wusste nichts dazu zu sagen, eigentlich wollte ich nein sagen, doch die Hoffnung auf Informationen ließ mich die Wahrheit sagen. Bekam ich sie doch sonst einfach nicht… und schon im nächsten Augenblick hatte ich das Gefühl ihn zu verraten.

Ich nickte leicht und Clays Augen weiteten sich. Wieder sah er auf das Bild, als könne er es nicht fassen. Unsicher ging ich zu meinem Laptop. Ich öffnete einen Ordner und zeige ihm ein Selfie, was ich vor Jahren gemacht hatte. Selten betrachtete ich die Bilder, denn es schmerzte sie zu sehen.

„Jasper, ist dir bewusst, dass dieser Mann einer der meist gesuchten Menschen auf der Welt ist“, fragte Clay mich entsetzt. Verwirrt sah ich ihn an und schüttelte nur den Kopf. Immer noch sah Clay mich mit großen Augen an. „Wir haben zu hören bekommen, dass wir Snake umgehend erschießen sollen, wenn wir ihn sehen. Er hat Amerika verraten. Staatsgeheimnisse geklaut! Jasper, dieser Mann ist gefährlich! Das war er schon immer! Und du…du warst siebzehn…“

Ich nickte zögerlich, war unsicher, wie viel ich sagen sollte, doch ich sehnte mich so sehr nach Informationen. Ob diese stimmten oder nicht war mir gleichgültig…

„Bitte Clay! Was… was weißt du alles über Snake“, fragte ich ihn und spürte, wie eine innere Unruhe von mir Besitzt ergriff. Stand ich doch kurz davor, endlich an Informationen zu gelangen. Clay strich sich über den rasierten Kopf und blickte immer wieder fassungslos zu dem alten Bild und zu mir.

„Das sollte ich wohl eher dich fragen… Scheiße ej… ich kenn Snakes Namen…“, meinte er fassungslos und ich sah, wie die grünen Augen sich weiteten. Das Jack eigentlich John hieß verschwieg ich in diesem Moment und versuchte mir nichts anmerken zu lassen.

„Bitte Clay, was weißt du? Was hast du gehört“, fragte ich und ein flehender Unterton schwang in meiner Stimme mit. Ich sah, wie Clay mit sich rang, doch es war ein offenes Geheimnis in diesem Haushalt, dass ich darunter litt, dass Jack einfach weg war. Das ich kaum abschließen konnte. Es schien, als gäbe er sich einen Ruck und nach einem Moment meinte er: „Wir wissen nichts genaues, nur, dass er einige gute Soldaten abgeworben hat, Waffentechnologien geklaut hat und die Wissenschaftler gleich mit. Wo genau die sich aufhalten, dass weiß keiner…“ Unsicher nickte ich und dachte an unseren Ausflug nach Arlington, dort wo wir diesen komischen Rave gesucht und gefunden hatten. An diesen komischen Miller mit seinen Zetteln. Es wirkte alles so wenig gefährlich, doch wenn man Clays Worten lauschte, hatten wir ein Staatsverbrechen begangen.

„Jasper… dieser Mann wird von der Regierung als Terrorist eingestuft“, meinte Clay und blickte mich entsetzt an, doch ich schüttelte vehement den Kopf. „Nein! Er ist alles, aber nicht sowas“, meinte ich ernst und scharf war meine Stimme. Ich wollte nicht, dass er so von Jack sprach.

Doch auch Clay schüttelte vehement den Kopf. „Jazz, ich meine es ernst. Bei meinem letzten Einsatz wurde ein Versorgungskonvoi in die Luft gesprengt, samt den Menschen! Das alles konnte man zu Snake zurückverfolgen“, meinte er ernst und ich sah sein entsetztes Gesicht. Doch ich konnte es nicht glauben und ich wollte es auch nicht.

„Dann steckte da eben mehr hinter“, war meine fast schon pampige Antwort. Fast schon zornig blickte ich Clay an, er sollte so etwas nicht behaupten. „Du kennst Jack nicht“, meinte ich kühl und dachte an den schweigsamen Mann, der immer so viel mehr in seiner Stille verborgen hielt, als es den Anschein hatte.

„Ich glaube, dass du nur wenige Seiten von deinem Jack kennst“, meinte Clay und es schien, als versuche er dieses Gespräch zu entschärfen. „Jasper, wirklich… vielleicht ist er bei dir ja immer anders gewesen, trotzdem, für die US-Regierung ist er ein Terrorist. Außerdem“, fügte er hinzu und schwieg auf einmal.

Wieder wurde ich nervös und unruhig meinte ich: „Komm schon Clay, spuck es aus!“

Clay schürzte kurz die Lippen und meinte augenverdrehend: „Wir haben bei diesem Konvoi einen fremden toten Soldaten gefunden.“ Er machte eine kurze Pause.

Grummelnd sprach Clay weiter: „Der hatte kein Abzeichen. Wir haben an der Uniform einen Aufdruck unserer Flagge, der hatte das nicht. Er hatte einen Totenschädel um dessen Kopf eine Schlange rausragte. Snake hatte so viel Prestige inne, dass viele ihm vermutlich aus freien Stücken gefolgt sind, aber wenn er wirklich so viele Leute hat, wie wir vermuten- wofür soll er dann kämpfen?“

Ich verstand die Frage nicht und ich brauchte sie auch nicht stellen, denn Clay verstand meine nonverbalen Gesten. „Ich meine, wir verteidigen Amerika. Was verteidigt er? Sich selbst und seine Ideale? Das macht der IS auch und dann wären wir wieder bei einer Terrorgruppe…“

„Du kennst ihn nicht“, fuhr ich Clay erzürnt an, „vermutlich steckte hinter diesen komischen Konvoi mehr als du weißt! Du hast auch keine Ahnung, was er den Soldaten bietet! Ich schon und ich weiß sicher wesentlich mehr über ihn, als du über Gerüchte alles gehört hast!“

Beschwichtigend hob Clay seine Hände und meinte: „Jazz, ich meine es nicht böse, aber das ist das, was ich eben weiß… Was ich dir sagen kann….“ Er seufzte kurz bevor er erneut zum Sprechen ansetzte: „ Was bietet er denn den Soldaten?!“

Unsicher, fast schon taxierend betrachte ich dieses vertraute Gesicht. Ich sollte damals nichts sagen und auch jetzt hielt mich dieses Versprechen zurück. Es war erstaunlich, wie loyal ich immer noch war. Trotz allem was passiert war, quasselte ich nicht einfach drauf los. Verriet ich ihn, wenn ich redete? Vermutlich nicht, doch ich war mir nicht sicher. Sollte Jack es wirklich geschafft haben aus einer Söldnergruppe eine Art Armee zu schaffen? Ich konnte es mir kaum vorstellen…

Doch ich wollte mehr wissen. Verriet ich Jack, wenn ich Clay sagte, wie seine Vorstellungen aussahen? Es gewann der Teil, der sich nach Informationen sehnte und nach einigen Augenblicken des Zögerns begann ich zu sprechen: „Er bietet den Leuten eine gewisse Freiheit und Wissen…“

Verwirrt betrachtete mich Clay. Er verstand es nicht, dass war offensichtlich also erklärte ich weiter: „Wissen… Sowas wie… Akteneinsicht. Damit du weißt, wofür du das machst.“

„Aber das weiß ich doch auch!“

„Wirklich? Jack sagte mal man hat ihn böse hinters Licht geführt, weil man ihm falsche Informationen gegeben hat. Jack hat mal gesagt Krieg ist Business und das treiben manche voran.“

Clays Augen weiteten sich und kurz sah ich etwas wie Unsicherheit in seinem Blick. Doch ich redete ihm nicht da rein. Er hatte sich dafür entschieden für Amerika zu kämpfen, wenn er dies für richtig hielt, dann war das so. Daran konnte ich nichts ändern und das wollte ich auch nicht. Ich konnte niemanden eine andere Meinung aufzwingen, auch wenn ich es gerne getan hätte.

„Glaub mir, nachdem, was Jack mir erzählt hat, ist Wissen etwas….etwas wirklich wertvolles“, meinte ich und betrachtete das so geliebte Gesicht auf dem PC. Ein Gesicht so weit entfernt von dem, was wir als schön empfanden.

Clay runzelte die Stirn und betrachtete mich und nach einem Moment fragte er: „Du vermisst ihn ziemlich, ne?“ Ich nickte und als ich ihn sah, sagte ich erstaunlich ehrlich: „Ja… sehr. Er hat mir das Leben gerettet. So etwas kann man nicht vergessen und nein… so jemanden kann man auch nicht ersetzten… Glaubst du, du würdest ihn…bei deinen Einsätzen treffen?“ Es war eine kleine Hoffnung, doch ich wusste auch wie gering die Chancen standen.

Mit großen Augen sah Clay mich an. „Ist dir klar, dass, wenn ich dem begegne, ich vermutlich nicht nach Hause komme… Snake ist nicht für seine Barmherzigkeit bekannt, bei weitem nicht… Jedenfalls nicht bei der Arbeit…“ Ich konnte es mir kaum vorstellen, doch ich erinnerte mich daran, wie Jack immer wieder sagte, dass er auch schon gefoltert hatte. Vermutlich konnte mein Vater mir davon mehr berichten, doch das wollte ich Clay nicht sagen und ich wollte auch nicht daran denken. „Bitte Clay“, bat ich ihn nach einem Moment, „bitte, wenn du ihn siehst sag ihm, dass ich ihn vermisse. Er soll endlich sein Versprechen einhalten!“ Clay brauchte nicht zu fragen, was er mir versprochen hatte, es war offensichtlich.

„Vielleicht erhöht das ja meine Überlebenschancen“, scherzte er etwas rum und knuffte mich in die Seite. Ich grinste leicht und betrachtete meinen zukünftigen Schwager. Ich hoffte wirklich, dass er Jack begegnete…

Doch Abends lag ich ihm Bett und dachte darüber nach… Jack ein Terrorist… Ich konnte und wollte es nicht glauben. Doch ich kannte Clay. Er erzählte nur wenig von seiner Arbeit und dieses Mal sah er ernster aus als je zuvor. Könnte Jack sowas getan haben? Nein, war das erste was ich dachte, da steckte sicher mehr dahinter. Ich wusste, dass Krieg keine ehrenvolle Sache war. Dies hatte Jack mich gelehrt! Viele Amerikaner sahen dies anders, aber ich hatte das Gefühl, dass ich die Dinge mit klareren Augen sah.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Pitchermaus
2017-02-15T18:58:05+00:00 15.02.2017 19:58
Wahhh, es geht weiter :).
Eric ist nen echt guter Freund. Da kann Jazz wirklich froh drüber sein. Erics Skepsis bezüglich Jazz Verhalten kann ich gut verstehen. Natürlich aber auch Jazz Reaktion darauf, dass er Eric nicht alles erzählen möchte. Auch, wenn Erics Einwand, dass Jasper ein Psychologe helfen würde, nicht ganz unbegründet sind. Wobei Jazz da wahrscheinlich wirklich in Erklärungsprobleme geraten würde. Seine Überlegungen in dem Kapitel haben ja schon gezeigt, dass er sich Jack gegenüber verpflichtet fühlt und die Dinge, die ihn betreffen nur ungerne anspricht. Bei einem Psychologen wäre das Thema Jack aber wohl unvermeidbar.
Das Gespräch mit Clay fand ich richtig gut. Es freut mich für Jazz, dass er nicht nur zu seiner Schwester, sondern auch zu ihrem Verlobten so eine gute Beziehung hat. Dass Jazz Clays Erzählungen nicht ganz Glauben schenken kann, ist wohl nachvollziehbar. Er idealisiert Jack ja doch ein bisschen. Wobei er natürlich auch viel mitbekommen hat und Jack sicherlich auch nicht ganz unrecht hat, dass manche Soldaten gar nicht wissen, was sie da eigentlich wirklich tun bzw. was hinter den Befehlen steht, die sie ausführen. Clay scheint ja auch irgendwie zu denen zugehören. Da bin ich auf jeden Fall schon sehr gespannt, was wirklich hinter Jacks Auftritten steckt. Dass Jack plötzlich zu den Terroristen übergegangen sein soll glaube ich nicht. In dem Fall bin ich ganz bei Jazz. An Clays Worten, dass Jack aber an den Überfällen beteiligt ist zweifle ich auch nicht. Hach, das ganze ist so spannend. Da kann ich das nächste Kapitel kaum erwarten. Du machst dich wirklich von Kapitel zu Kapitel. Noch sehr viel stärker als zuvor :). Einfach der Wahnsinn.


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