La nuit étoilée von Myralisia ================================================================================ Kapitel 5: 5 - La Vérité ------------------------ La Vérité (fr. Die Wahrheit) Sie hatte tatsächlich vergessen das Armband abzunehmen. Adrien musste schmunzeln, als er auf sie zukam. Am Tag zuvor konnte er noch rechtzeitig ihren Fragen bezüglich der einen Nacht ausweichen, aber dass das nicht mehr von Dauer sein würde, war ihm klar. Er grüßte die beiden Mädchen, als er mit Nino an den Tisch trat, um mit ihnen die Aufgabe in Chemie zu lösen. Dabei fiel ihm direkt das Armband ins Auge. Sie hatte es tatsächlich vergessen abzunehmen. Wüsste er nicht genau, dass Marinette Ladybug war, dann würde er immer noch im Unwissen schweben. Immerhin war Marinette fast gänzlich anders nach außen hin als Ladybug. Tollpatschiger. Dennoch konnte man viele positive Merkmale bei den beiden Charakteren erkennen, wenn man genau darauf achtete. "Schönes Armband“, sagte Adrien und deutete mit einem knappen Nicken auf ihr Handgelenk. Er konnte richtig erkennen, wie aus ihr der Lebensgeist entwich. Das Lachen, dass sich in ihm aufstaute, musste er sich, so gut es ging, verkneifen. Das hätte die Situation wahrscheinlich nur schlimmer gemacht. Sofort hatte Alya eine Fährte gerochen und rückte an Marinette heran. Adrien hatte für einen Moment vergessen, dass sie auch da war und musste jetzt mit ansehen, wie Marinette eine skeptische Analyse über sich ergehen lassen musste. Da sie immer hektischer und planungsloser zu werden schien, versuchte Adrien ihr aus der Patsche zu helfen. Immerhin hatte er sie da rein geritten. Im Nachhinein war es ziemlich gemein von ihm gewesen, aber es hatte ihn so gefreut, dass sie es trug. Das konnte ja dann auch nur bedeuten, dass sie ihn mochte. Aber wie sehr war für ihn nicht ersichtlich. Er musste immerhin auf ihre Antwort warten. Die von Ladybug, um korrekt zu sein. „Du fandest es sicher schön, als du es im Schaufenster gesehen hattest“, sagte er mit einem Lächeln. Alya blickte kurz zu ihm hoch, wandte sich dann aber wieder an Marinette. Aber sie schien von ihrer Pirsch abgekommen zu sein und fragte nicht weiter nach. Zum Glück verging der Schulalltag ansonsten sehr friedlich. Er wurde schon von seinem Fahrer erwartet, als er aus der Schule trat. Nachher musste er noch zum Fechten, aber vorher konnte er etwas Zeit zu Hause verbringen. Es war alles wie immer. Sein zu Hause, das seit dem Verschwinden seiner Mutter so kalt und leer war. Die hohlen Klänge, sobald er einen Schritt auf den steinernen Boden tat. Und sein Zimmer erschien eigentlich viel zu groß, dass es ihn oft noch verlassener fühlen ließ. Zumal sein Vater auch kaum Interesse für seinen eigenen Sohn übrig zu haben schien. Außer, wenn es um seine Sicherheit ging. Er hatte eben erst seine Tasche abgestellt, als Plagg verträumt durch die Gegend düste und dann durch seine Zimmertür verschwand. Adrien zog fragend eine Augenbraue hoch und ging zur Tür. In dem Moment lugte Plagg mit seinem Kopf durch die Tür: „Psst, Adrien, da ist was super tolles Glänzendes!“ Bevor Adrien irgendetwas beanstanden konnte, war der kleine Kater auch schon wieder auf der anderen Seite verschwunden. Als er aus seinem Zimmer schaute, war Plagg schon am Ende des Ganges zu sehen. Und sein Vater, der zielstrebig in eine bestimmte Richtung ging. Kurz konnte er den Blickkontakt zu Plagg erhaschen und bedeutete ihm tonlos, das sein zu lassen, aber der Kater war einfach zu stur und begriffsstutzig. Leise folgte auch Adrien seinem Vater in die obere Etage. Er war lange nicht mehr hier hinauf gegangen. Immerhin hatte sich seine Maman dort oft aufgehalten und es war zu schmerzhaft für ihn dadurch an sie erinnert zu werden. Gabriel trat an die Zimmertür und blickte kurz um sich. Adrien hielt im selben Moment vor Schreck die Luft an und presste seinen Rücken gegen die Wand. Erst als er das Einrasten der Tür ins Schloss hörte, traute er sich aus seiner Deckung hervor. Vorsichtig schaute er um die Ecke zu dem Zimmer, in das sein Vater gerade eingetreten war. „Plagg, lass das…“, flüsterte Adrien ihm zu, als er sich auf die Türklinke setzte. Energisch bedeutete er dem Kater mit einer Handbewegung von dort wegzufliegen. „Ich spüre etwas“, sagte er, während er mit seinen Ohren zuckte. „Ich hoffe für dich, dass das nur dein Magen ist“, meinte Adrien etwas wütend. Er wollte gar nicht erfahren, was passieren würde, wenn sein Vater etwas über die Aktion gerade heraus finden würde. Und vor allem über Plagg. Der Kater war sein letzter Ausweg in die Freiheit, wenn es sich sein Vater mit der Schule noch einmal anders überlegen sollte. Dennoch… was wollte er in diesem Zimmer? Adrien dachte bislang, dass es seit dem Verschwinden seiner Maman nie betreten worden war. Aber er wurde gerade mit dem Gegenteil konfrontiert. So langsam stieg in ihm die Neugier und er trat an die Tür. Da er durch das Schlüsselloch nichts erkennen konnte, öffnete er die Tür einen Spalt und blickte vorsichtig hinein. In dem Moment jagte ihm ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Hatte er das richtig gesehen? Sein Vater hatte sich soeben mit Hilfe eines fliederfarbenem Kwami verwandelt. Und das, was jetzt auf seine Hand flatterte, kam ihm nur allzu bekannt vor. Ein kleiner, weißer Schmetterling. Er brauchte nicht viel mehr Informationen, um zu erkennen, dass hinter all den Akumas sein Vater steckte. Der Schmetterling, der sich soeben in einen schwarzen Falter verwandelt hatte und nach draußen flog, war deutlich genug. Sein Herz pochte wild. Seine Brust schmerzte. Er wollte weg laufen, doch seine Beine fühlten sich so schwer an. So schwer, dass er bei der kleinsten Bewegung ins Stolpern geriet. Und er fiel. Er spürte den Schmerz nicht, als er auf dem Boden aufkam. Und hörte nur ein lautes Fiepen in seinen Ohren, als er sah, wie die Tür aufging. Wie sein Vater sich langsam zu ihm umdrehte. „Adrien“, hallte es dunkel durch das leere Zimmer. Die vielen kleinen, weißen Schmetterlinge wurden durch den Klang aufgeschreckt und flatterten ziellos durch die Luft. Wie ein weißer Wirbelsturm aus kleinen Blüten. „Du steckst hinter all den Angriffen auf Paris..!“, kam es trocken aus seiner Kehle, während er versuchte auf die Beine zu kommen. Er blickte kurz um sich, aber Plagg hatte sich zum Glück versteckt. Es war für sie beide besser, wenn sein Vater nicht auch noch hinter sein Geheimnis kam. Aber was hatte Plagg so veranlasst ihn hierher zu verfolgen? Hatte er die Anwesenheit eines anderen Kwami gespürt? „Das mag stimmen“, entgegnete sein Vater ihm kühl, während seine Handflächen auf seinem Stab ruhten, „doch alles dient nur einem Zweck.“ „Und das rechtfertigt deine Taten gegenüber Paris?!“, kläffte Adrien und stand auf. Er sah eine Wandlung in der Miene seines Vaters. Kurzzeitig sah es so aus, als würde er wirklich traurig sein. „Ich werde es dir sagen, jetzt, da du meine Identität als Hawk Moth entdeckt hast“, Gabriel kramte in der Tasche seines Anzugs und holte eine Brosche heraus. „Warum sollte ich dich nicht gleich an die Polizei auslie-“, Adrien verstummte, als er das Bild seiner Mutter in der Brosche sah. Er blickte ihn finster an. „Du weißt, dass das Verschwinden deiner Mutter nicht aufgeklärt wurde“, erklärte sein Vater, „es gibt einen Weg sie zurück zu holen.“ Gabriel blickte in die fragende Miene seines Sohnes, bevor er die Brosche behutsam zuklappte und wieder in seiner Tasche verschwinden ließ. „Mit Hilfe der Miraculous von Ladybug und Cat Noir erhält man uneingeschränkte Macht, mit der ich sie wieder zurück bringen kann.“ Das konnte nicht sein... Nicht wirklich... Aber es machte dann alles einen Sinn. Warum Marinette und er als Helden immer darauf achten mussten, dass die Personen, die akumatisiert wurden, nicht zu nah an ihre Miraculous kamen. Und dafür musste sein Vater erst die Stadt in Angst und Schrecken versetzen, damit Ladybug und Cat Noir auftauchten. War das nur eine gut eingefädelte Lüge seines Vaters, der wahnsinnig nach Macht geworden war? Oder hegte er wirklich noch Gefühle für seine Frau, die verschwunden war und sie beide zurück gelassen hatte? Doch, wenn diese Möglichkeit bestand, dass seine Maman wieder kommen konnte, dann musste er ihm doch helfen? Es schien so irrsinnig, aber sie fehlte ihm so. „Ich werde dich nicht verraten...“, knirschte Adrien zwiegespalten und griff fest in seinen Arm, um den innerlichen Schmerz zu überkommen, „übertreib es bitte nur nicht. Die Leute von Paris müssen schon genug unter den Angriffen leiden.“ Kurz, bevor er den Raum verließ, konnte er ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen seines Vaters erblicken. Hätte er ihm offen angeboten, dass er ihm helfen könnte, würde seine Identität als Cat Noir auf dem Spiel stehen. Und das konnte Adrien zum derzeitigen Stand nicht riskieren. Doch er hatte nun ein Ziel. Auch, wenn er sich dagegen sträubte, aber er musste seine Maman zurückholen. Selbst wenn es hieße, dass er gegen Ladybug kämpfen musste. Aber er hatte schon einen Plan. Er wusste immerhin, dass Ladybug Marinette war. Und wann wäre sie nicht verwundbarer, als in ihrer menschlichen Gestalt, während sie schläft? Er lehnte sich gegen die Tür in seinem Zimmer. Er sah traurig auf den Ring an seinem Finger. Ein tiefer Seufzer entglitt seiner Kehle, als er die Tür hinab rutschte. „Adrien..?“, fragte Plagg besorgt und setzte sich auf seinen Arm. „Nicht jetzt, Plagg...“, Adrien versuchte den dicken Kloß, den er im Hals verspürte, runter zu schlucken. Es war so, als wäre es schwerer als sonst, wenn er traurig war. Immerhin stellte er sich gegen die Person die er liebte. Nur, um eine ihm wichtige Person zurück zu bekommen. Aber es würde Marinette ja immerhin nichts weiter passieren. Das war das einzige, woran er sich halten konnte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass ihm nur noch wenige Stunden blieben, bis er sich in Marinettes Zimmer wagen würde. Er musste es tun. Für sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)