Selbstmord ist keine Lösung......oder? von LadyShihoin ================================================================================ Kapitel 39: Streitlust ---------------------- Es war doch immer das Gleiche. In genau den Momenten, wo es darauf ankommt etwas zu sagen, etwas Bedeutendes zu sagen, fielen einem nie die richtigen Worte ein. Nein, diese kamen erst viel viel später und dann ärgerte man sich maßlos darüber, fragte sich innerlich: „Warum zum Teufel ist mir das in der Situation nicht eingefallen? Warum verdammt noch mal habe ich das nicht gesagt?“ Doch dann war es zu spät, man konnte den Moment nicht zurückholen, um es besser zu machen. Carina hasste sich. Anders konnte man es wirklich nicht ausdrücken. „Soooo, ich fürchte ich habe noch einige Dinge zu erledigen. Wir sehen uns heute Abend, Carina.“ „Äh…ja.“ Äh ja? ÄH JA? Wie dämlich war sie bitteschön? Ganz ehrlich, sonst hatte sie immer so eine große Klappe und alles, was sie in diesem Moment hervorgebracht hatte waren zwei Wörter mit jeweils zwei Buchstaben und vollkommen sinnlosem Inhalt? Sie hasste sich dafür. Und noch mehr als über sich selbst ärgerte sie das Verhalten des Bestatters. Was glaubte er eigentlich wer er war? Erst legte er sie auf dem verfluchten Schreibtisch flach und dann ging er eine Minute später einfach, als sei nichts gewesen. Nicht, dass es ihr nicht gefallen hätte. Ganz im Gegenteil sogar. Aber auf eine merkwürdige Art und Weise fühlte sie sich schmutzig. Und benutzt. Vielleicht sollte sie ihn darauf ansprechen, wenn er zurückkam. Doch was sollte sie sagen? Sein Benehmen bestätigte doch nur ihre Annahme, dass er nicht das Gleiche für sie empfand wie sie für ihn. Obwohl sie es sich schon beinahe gedacht hatte, traf Carina dieser Gedanke mehr als sie gedacht hatte. Es fühlte sich wie eine kalte Hand um ihr Herz an, die einfach nicht ihren Griff lockern wollte. „Ich bin so ein Idiot. 18 Jahre lang ging alles gut und jetzt stecke ich in dem Schlamassel. Warum muss ich mich auch ausgerechnet in den beklopptesten Sonderling unter der Sonne verlieben?“ Frustriert stieg sie zum zweiten Mal am heutigen Tage aus der Badewanne, war der Akt von vorhin immerhin nicht spurlos an ihr vorbeigegangen. Während sie sich abtrocknete konnte sie bereits spüren, dass sie wund zwischen den Schenkeln war, denn bei jeder Bewegung brannte es unangenehm in ihrem Schritt. „Du bist selbst schuld. Hättest ja nicht wieder die Beine für ihn breit machen müssen“, flüsterte eine leise Stimme in ihrem Hinterkopf. Carina hätte gerne widersprochen, wusste aber, dass diese nervige, kleine Stimme durchaus Recht hatte. Wie hatte sie auch nur eine Sekunde lang glauben können, dass das hier für den Undertaker etwas anderes war, als ein Spiel? Er war mit hoher Wahrscheinlichkeit schon uralt, war noch dazu ein Deserteur und führte Experimente an Leichen und deren Cinematic Records durch. Der Silberhaarige hatte sicherlich ganz andere Dinge als eine ernsthafte Beziehung im Sinn. „Und ich Trottel hab mich drauf eingelassen.“ Doch die Blondine wusste nicht, wie sie jetzt damit umgehen sollte. Ihr Körper sehnte sich trotz allem nach ihm. Der Abend kam schneller als erwartet. Doch in den wenigen Stunden hatte sich bei Carina eine eiskalte Wut angesammelt. Sie war so zornig wie schon lange nicht mehr, dabei hätte sie am vorherigen Tag vor lauter Wut beinahe einen Jungen vom Balkon in den Tod stürzen lassen. Mittlerweile war sie sogar gar nicht mehr sauer auf sich selbst, nein, ihre Wut richtete sich allein und ausschließlich auf den Totengräber. Nicht einmal der Schokoladenkuchen, der vor ihr auf dem Teller lag und den sie vor einer Stunde aus der Schulküche stibitzt hatte, konnte ihr Gemüt beruhigen. Und es war schon das dritte Stück. Wütend stieß sie ihre kleine Kuchengabel hinein und stopfte sich ein weiteres Stück in den Mund. Normalerweise half Schokolade doch immer… „Da scheint ja jemand Hunger zu haben~“, ertönte es von der Tür aus und der Shinigami trat mit seinem üblich breiten Grinsen in die Küche. Carinas Kiefer verhärtete sich, als sie mit den Zähnen fest auf die Gabel biss. Ihre Laune sank gerade in Richtung Nullpunkt, doch der Bestatter hingegen schien in blendender Stimmung zu sein. Und erneut fragte sich Carina, was er machte, wenn er gerade nicht in der Wohnung war. Mit einer fließenden Bewegung setzte er sich auf den Stuhl, der gegenüber von ihr stand und streckte seine Hand nach ihrem Kuchen aus. Ihre Reaktion erfolgte unmittelbar. „Aua“, machte er beleidigt und rieb sich über die schmerzende Stelle auf seiner Hand, auf die Carinas Gabel geschnellt war. „Besorg dir gefälligst dein eigenes Stück“, knurrte sie und steckte sich den Rest vorsichtshalber direkt komplett in den Mund. Während sie kaute konnte sie sehen, wie sich seine hellen Augenbrauen kurz zusammenzogen. Anscheinend war der feine Herr verwirrt über ihren Gemütszustand. Sonst war er doch immer so neunmalklug, warum dann nicht jetzt auch? „Du hast deine Death Scythe immer noch nicht gefunden, hmm?“, meinte er ruhig und ausnahmsweise einmal nicht belustigt. Dachte er wirklich, dass sie deswegen so mies drauf war? Carina breitete die Arme zu beiden Seiten aus und schaute einmal spielerisch von links nach rechts. „Siehst du sie hier vielleicht irgendwo?“, entgegnete sie bissig, ihre Stimme triefnass vor Sarkasmus. Jetzt erschien doch ein belustigtes Grinsen auf seinen Lippen. „Warum so zickig?“, fragte er, sich wohl bewusst, dass er die 18-Jährige damit vermutlich noch mehr in Rage versetzen würde. Der Stuhl schrabbte leicht über den Boden, als die Schnitterin sich erhob, ihren leeren Teller in die Hand nahm und ihm einen bösen Blick schenkte. „Ich bin nicht zickig“, murrte sie und ging zur Spüle, wo sie das Geschirr so heftig abstellte, dass ein lautes Klirren im Raum widerhallte. Obwohl sie ihn nicht sehen konnte, konnte sie seinen bohrenden Blick in ihrem Rücken spüren. Dem Rücken, indem er vor wenigen Stunden noch seine Zähne versenkt hatte. „Reiß dich zusammen“, ermahnte sie sich gedanklich. Solche Gedanken konnte sie gerade wirklich nicht gebrauchen. Mit schnellen Handgriffen wusch sie den Teller und die Gabel, trocknete das Porzellan ab und verstaute es anschließend wieder an seinem angestammten Platz. In den ganzen 3 Minuten hörte sie hinter sich keinen Mucks und die Blondine hatte auch nicht die geringste Lust nachzusehen, was der Bestatter jetzt schon wieder für einen Unsinn ausheckte. Immer noch fielen ihr nicht die richtigen Worte ein, die sie zu ihm sagen könnte. Mit einem fast lautlosen Seufzen drehte sie sich schließlich zur Tür, um ins Badezimmer zu gehen und sich umzuziehen. Immerhin war es ein recht ereignisreicher Tag gewesen und sie war hundemüde. „Ja, ereignisreich trifft es wohl recht gut…“ Doch als sie sich komplett herumgedreht hatte, erlitt sie beinahe einen mittelschweren Herzinfarkt, denn der Undertaker stand nun genau vor ihr und starrte sie lediglich wortlos an. Zwischen ihre beiden Körper würde nicht mal mehr ein kleines Geodreieck passen. Sie hasste es, wenn er das machte. Ihre Augenbrauen verzogen sich missmutig. Wollte er sie einschüchtern? Oder vielleicht weiter provozieren? Beides würde wunderbar zu ihm passen. Doch nicht mit ihr. „Was ist?“, fragte sie unfreundlicher, als sie ursprünglich gewollt hatte, doch ihre Geduld für den heutigen Tag war längst aufgebraucht. „Ich bin ziemlich stark, das mag stimmen, aber Gedanken lesen kann ich noch nicht, Carina. Wenn du also wütend auf mich bist, dann musst du mir sagen wieso.“ Carina schürzte die Lippen. Ihr Herz wollte ihm sagen, was sie bedrückte, aber ihr Verstand sprach eine gänzlich andere Sprache. Wieso konnte er nicht einfach von selbst darauf kommen, womit er sie verärgert hatte? War ein wenig Einfühlungsvermögen denn zu viel verlangt? Sie schaute ihm ins Gesicht. „Das würdest du sowieso nicht verstehen“, meinte sie mit schwacher Stimme und ging an ihm vorbei. Wie sollte er auch, wenn er tatsächlich nichts für sie empfand? Eigentlich hätte sie sich denken können, dass der Silberhaarige sie nicht so einfach gehen lassen würde. Dennoch kam es für Carina überraschend, als er eine Hand auf ihre Schulter legte und sich sein Körper von hinten dicht an ihren presste. „Stell mich auf die Probe“, ertönte es wertungsfrei hinter ihr und irgendwie – unverständlicherweise und vollkommen plötzlich – brachte diese Aktion seinerseits das Fass bei ihr zum Überlaufen. Sie wusste nicht, ob es an seinem Satz lag oder vielmehr der Tatsache geschuldet war, dass er sich wie bereits einige Stunden zuvor an ihren Rücken drückte. Doch plötzlich waren die Worte, nach denen sie schon den ganzen Nachmittag gesucht hatte, da und platzten auch sogleich aus ihr heraus. „Ich bin nicht deine Hure“, brüllte sie und wandte sich mit einem Ruck wieder zu ihm um, ein wütendes Funkeln in den Augen. Der Undertaker hatte gerade einmal Zeit zu blinzeln, da fuhr sie auch schon fort. „Ich bin keine Frau, die du flachlegen kannst wann und wo es dir beliebt, um dann eine Minute später wieder zu verschwinden. Wenn du so eine möchtest, dann bitte, geh in ein Bordell. Aber ich lasse das nicht mit mir machen.“ Er blinzelte ein zweites Mal, wirkte mehr als nur verblüfft über diesen Gefühlsausbruch. Carina konnte spüren, wie ihre Wangen heiß wurden, unterdrückte die Regung jedoch so gut wie möglich. Sie hatte keinen Grund sich dafür zu schämen, was sie gesagt hatte. Immerhin war es die Wahrheit. Jedenfalls fühlte sie eine gewisse Art von Triumph, denn immer noch hatte der Shinigami keinen Ton herausgebracht. Es war das erste Mal, dass sie es tatsächlich geschafft hatte ihm die Sprache zu verschlagen. Nach einer gefühlten Ewigkeit – in Wirklichkeit handelte es sich allerdings nur um 1 Minute – bekam sie endlich eine Antwort. „Ich wollte dich nicht kränken“, sagte er mit fester Stimme. Carina schnaubte, dachte jedoch kurz über seine Worte nach. Hatte er sie wirklich gekränkt? Die Antwort kam ihr leicht über die Lippen. „Hast du aber“, erwiderte sie trotzig und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein Blick wurde weicher. „Dann tut es mir leid“, antwortete er, woraufhin ihn die 18-Jährige irritiert anschaute. Mit einer Entschuldigung hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Am liebsten würde sie ihn fragen, was er in ihr sah. Ob das Ganze für ihn nur ein Spiel war oder vielleicht doch etwas anderes. Aber sie traute sich nicht. Sie traute sich schlicht und ergreifend nicht. Was, wenn er wirklich nur Sex von ihr wollte? Der Gedanke erschien ihr unerträglich. „Das sollte es auch“, sagte sie, verdrängte all ihre Gedanken und ging nun doch aus der Küche, um sich im Badezimmer umzuziehen. Verdammt noch mal, sie war so ein gottverdammter Feigling. Und es ärgerte sie maßlos. Ronald würde sich jetzt sicherlich über sie lustig machen. Er hatte ihr doch bereits auf der Campania zu verstehen gegeben, dass Shinigami sich niemals von ihren Gefühlen beeinflussen lassen sollten. Vermutlich würde er sie auslachen, hätte er eine Ahnung davon, was momentan in ihrem Inneren vor sich ging. Jetzt wieder wütend auf sich selbst zog sich die Blondine ihren selbstgebastelten Schlafanzug an und stürmte ins Schlafzimmer, wo sie fast mit dem Undertaker kollidierte. Dieser stand nämlich direkt vor der Tür und starrte interessiert geradeaus. Fast so, als würde er etwas beobachten. Carina konnte sich einen dummen Kommentar nicht verkneifen. „Bist du hier festgewachsen oder warum stehst du einfach mitten im Raum herum?“ Das Grinsen auf seinem Gesicht, mit dem er sich nun zu ihr umwandte, war bereits unheilverkündend. Doch als sie das Funkeln in seinen Augen sah wusste Carina, dass ihr das, was gleich folgen sollte, nicht sonderlich gefallen würde. „Ich könnte mich irren“, sagte der Totengräber in einem Tonfall, der klar und deutlich suggerierte, dass er sich nicht irrte und das auch ganz genau wusste, „aber war hier nicht heute Morgen noch Blut auf dem Laken?“ Dieser Satz erfüllte seinen gewünschten Zweck. Carina wurde feuerrot im Gesicht und presste ihre Lippen zu einer weißen Linie zusammen. Dieser elende Mistkerl… Und natürlich musste der Bestatter noch einen draufsetzen. „Ich hätte dich gar nicht für jemanden gehalten, der direkt alle Beweise vernichtet, hehe~“, kicherte er und grinste mittlerweile so breit wie ein Honigkuchenpferd. Carina wurde wenn möglich noch röter. „Ja klar, mach dich ruhig lustig über mich“, sagte sie zornig, stampfte an ihm vorbei und legte sich beschämt auf ihre Seite des Bettes. Sie hörte das Rascheln von Kleidung und schloss daraus, dass der Undertaker sich bis auf seine Unterwäsche auszog. „Jetzt genier dich doch nicht so“, lachte er und gleich darauf senkte sich hinter ihr die Matratze hinab, als der silberhaarige Mann zu ihr ins Bett stieg. Die 18-Jährige schwieg, obwohl ihr ein kindisches „Ich geniere mich nicht“ auf den Lippen lag. Sollte der Blödmann doch von ihr denken was er wollte und sich seine blöden Sprüche dort hin stecken, wo die Sonne nicht- „W-was zum Teufel wird das, wenn es fertig ist?“ Aus heiterem Himmel hatte er von hinten seine beiden Arme um ihren Bauch geschlungen und sie an sich gezogen. „Na ja“, hauchte er gegen ihr Ohr und vergrub seine Nase in ihrem blonden Haar, „nach deiner Ansprache von vorhin dachte ich, du möchtest vielleicht ein wenig kuscheln“, grinste er, musste aber gleich darauf ächzen, als ein Ellbogen ihn hart in die Seite traf. „Ich will nicht kuscheln“, rief Carina empört und mit glühend heißem Gesicht. Sie drehte sich zu ihm um, seinen nackten Oberkörper zum allerersten Mal vollkommen ignorierend. „Du magst dich ja vielleicht für unwiderstehlich halten, aber glaub mir, ich kann mich deinen Reizen entziehen wenn ich will und muss mich dafür nicht einmal groß anstrengen.“ Die letzten acht Wörter waren gelogen, aber das musste der Shinigami ja nicht unbedingt wissen. Die gelbgrünen Augen ihres Gegenübers blitzten in der Dunkelheit auf. „War das etwa eine Herausforderung?“, fragt er schelmisch nach, woraufhin Carina ihm wieder den Rücken zuwandte. „Wenn du das als solche betrachten möchtest, bitte, dann ist es eben eine Herausforderung. Gute Nacht“, entgegnete sie genervt und schloss die Augen, um endlich schlafen zu können. Das plötzliche Schweigen des Undertakers hätte sie eigentlich stutzig machen müssen, doch sie ignorierte diese Tatsache. Was für ein folgenschwerer Fehler das gewesen war, stellte die Seelensammlerin erst am nächsten Tag fest. Dieser begann eigentlich genauso wie der Letzte. Wieder lag sie alleine im Bett, stand anschließend auf und machte sich kurz zurecht, bevor sie weiter nach ihrer Death Scythe suchte. Langsam kam sie sich schon vor wie dieser Typ in dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“, der in dieser ewigen Zeitschleife gefangen war und jeden Tag dasselbe erlebte. Wobei, eine Sache würde sich definitiv ändern, so viel stand bereits fest. „Nun ja, eins ist sicher, Sex kann der Gute für’s erste vergessen“, dachte Carina gereizt, war sie doch noch immer sauer auf den Silberhaarigen. Wobei sie es ihm tief, tief in ihrem Inneren noch nicht einmal wirklich verübeln konnte, dass er so von sich überzeugt war. Sicherlich hatte ihm in den vielen Jahren, die er jetzt schon auf dieser Erde wandelte, noch keine Frau widerstehen können. Wie auch? Er hatte alles, was sich eine Frau von einem Mann nur wünschen konnte. Er sah gut aus, war groß und ansehnlich gebaut, intelligent und witzig… „Nur seine Vorliebe für Experimente an Leichen, die ist ziemlich abtörnend. Aber das wird er den Frauen in seiner Vergangenheit wohl kaum auf die Nase gebunden haben.“ Nein, die waren sicherlich mit ganz anderen Dingen beschäftigt gewesen… Ihre Gedanken zogen sich durch den Tag und als sie am frühen Nachmittag die Wohnung wieder betrat, um eine Kleinigkeit zu essen und sich ein wenig frisch zu machen, plagten sie stechende Kopfschmerzen. Kein Wunder, ihr Verstand schien das Wort „Pause“ nicht im entferntesten Sinne zu kennen. Vielleicht sollte sie in einem der Schränke mal nach einem Entspannungsbad suchen, das konnte sie jetzt auf alle Fälle gut gebrauchen. Erschöpft öffnete sie die Badezimmertür und blieb gleich darauf wie bestellt und nicht abgeholt im Türrahmen stehen. Ihr Blick war entsetzt auf die Badewanne gerichtet. Was jetzt nicht unbedingt an der Badewanne selbst lag, sondern vielmehr an der Person, die dort seelenruhig drin saß. Seine silbernen Haare hatten sich mit Wasser vollgesogen und hingen zu mehr als der Hälfte im Wasser. Von seinem Gesicht und seinen Stirnfransen fielen immer wieder kleine Tropfen nach unten in das Schaumbad, das Gott sei Dank an seinem Bauchnabel begann und somit alles Wesentliche bedeckte. Dennoch, so wie er dort in der Wanne saß, übte er beinahe eine gottesähnliche Anziehungskraft auf sie aus. Seine außergewöhnlichen Augen richteten sich auf sie und sie schaute zurück. Nein, das stimmte nicht ganz. Carina glotzte. Sie glotzte und glotzte und bemerkte es bereits nach 10 Sekunden, konnte aber nicht anders als ihn weiter anzustarren. Das altbekannte Grinsen bildete sich recht zügig auf seinen Lippen, war ihr Blick doch nicht zu übersehen bzw. misszuverstehen. Sie konnte ihm also widerstehen, ja? Wem wollte sie das denn einreden? Sich selbst? Er zumindest glaubte ihr kein Wort. Dafür konnte er ihren Gesichtsausdruck viel zu gut deuten. Seine filigranen Hände legten sich um den Rand der Badewanne und in einer einzigen Bewegung erhob er sich aus der flüssigen Wärme, um anschließend lächelnd innezuhalten. Das Wasser floss nun in Strömen an seiner Hüfte hinab, rann ihm über die muskulösen Beine und hinterließ eine im Licht glitzernde Spur auf seiner Haut. Auch die Nässe in seinen Haaren strömte über seinen Rücken, sein Pony hing ihm für einen Moment schwer im Gesicht, sodass der Silberhaarige ihn zur Seite streichen musste, um die junge Frau vor sich wieder ansehen zu können. Carina starrte ihn immer noch an, doch ihr Blick verweilte lediglich eine Sekunde lang auf seinem Gesicht, bevor ihre Pupillen automatisch weiter nach unten wanderten und an einer ganz bestimmten Stelle seines Körpers hängen blieben. Seine Mundwinkel begannen zu schmerzen, so breit waren sie mittlerweile auseinander gezogen. „Gefällt dir was du siehst?“, raunte er, seine Stimme dunkel und verheißend. Sofort legte sich wieder diese possierliche Röte auf Carinas Wangen und ihre Augen schnellten wieder nach oben, als wäre ihr ganz plötzlich eingefallen was sie da gerade tat. Ihr Mund wurde schmal. Mit verengten Augen und die Stirn in Falten gelegt, drehte sie sich halb um und antwortete schnippisch: „Ja, ist ganz passabel“, bevor sie regelrecht aus dem Badezimmer hinausstürmte. Sein Bauch verkrampfte sich, als er einem seiner kleinen Lachanfälle hoffnungslos unterlag. „Das bist du selbst schuld, Carina“, giggelte er in den leeren Raum hinein und griff nach einem Badetuch. Sie hatte ihn herausgefordert. Ob sie das nun gewollt hatte oder nicht. Und er würde ihre Herausforderung annehmen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)