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Selbstmord ist keine Lösung......oder?

von

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Der Untergang der Campania

Als hätten die drei Männer sich vorher abgesprochen, stürzten sie im nächsten Moment zeitgleich los. „Primaten“, dachte Carina genervt, während sie noch auf eine passende Gelegenheit zum Angriff wartete. Ronalds Ziel war Sebastian. Der Butler wollte gerade Messer in Richtung des Undertakers werfen, als ein Rasenmäher mit einem lauten Surren auf ihn zuflog. Der Seelenfresser konnte sich gerade noch so unter dem Gartengerät weg ducken. Ronald grinste schadenfroh. „Hoppla. Mein Fehler“, antwortete er spöttisch, was sogar Carina grinsen ließ. Manchmal war Ronalds Sarkasmus wirklich zu gut. Sebastians linke Augenbraue zuckte gefährlich. „Eure Augen sind wohl nicht so gut, was?“ Beim letzten Wort warf er die Messer, woraufhin Ronald nun derjenige war, der sich wegducken musste. „Ups“, meinte er nur dazu und nun flogen die Küchenutensilien auf den Undertaker zu, der gerade Grells Death Scythe auswich. Mit einem Grinsen wehrte der Silberhaarige sie ab. „Weil Shinigami alle kurzsichtig sind“, kicherte er. Grell tauchte hinter ihm auf, seine Kettensäge erneut zum Schlag erhoben. „Tja, dann bist du wohl im Nachteil“, rief er und spielte auf die nicht vorhandene Brille des Shinigami an.
 

Sebastian wirkte durch diese neue Information kurz abgelenkt und genau diesen Moment wählte Carina, um hinter ihm zu landen. Doch natürlich war es nicht so leicht. Ihr Katana verfehlte den Dämon knapp, als dieser zur Seite weg sprang und sich nun ihr zuwandte. „Frauen sollten nicht mit Waffen spielen, Mylady“, reizte der Butler Carina mit einem herablassenden Lächeln und traf damit natürlich einen wunden Punkt. „Steck dir dein Mylady sonst wohin“, knurrte die 18-Jährige und holte erneut zum Schlag aus. Doch dieses Mal war der Butler schneller. Seine Hand schoss hervor und obwohl Carina den Kopf noch wegzog, schlug er ihr die Brille von der Nase, die in einem hohen Bogen in die Luft flog. Sofort wurde ihre Sicht sehr unscharf und automatisch blinzelte sie. Sebastian, der genau dies mit seiner Aktion beabsichtigt hatte, grinste siegessicher. Jetzt war es eine Leichtigkeit, das Mädchen…Ein harter Tritt traf ihn plötzlich mitten ins Gesicht und ließ den Butler der Phantomhives rückwärts durch den Raum fliegen. Carina senkte ihr linkes Bein und landete leichtfüßig auf dem Boden. Während sich ein vergnügtes Lächeln auf ihren Lippen abzeichnete, streckte sie die Hand nach oben und fing ihre Brille blind auf. „Glaub ja nicht, ich würde mich nur auf meine Augen verlassen, Frackträger“, fauchte sie und setzt sich ihre Gläser wieder auf. „Unterschätz mich lieber nicht!“ Angesprochener Frackträger starrte die junge Frau ungläubig vom Boden aus an und auch Ciel konnte es nicht fassen. Sebastian war von einer Frau getreten worden?
 

„Nicht übel, Carina“, rief Ronald, der gerade schnellen Schrittes auf den Undertaker zu rannte. Dieser zeigte sich wenig beeindruckt und sprang im letzten Moment hoch, um auf den Schultern des jungen Mannes zu landen. Ronald riss die Augen auf und musste seinen Kopf in der nächsten Sekunde nach hinten strecken, um nicht von einer Sotoba aufgespießt zu werden. Dabei verlor er, wie bereits Carina zuvor, seine Brille. „Wäääh, meine Brille“, rief er und streckte seine Hand nach der fliegenden Sehhilfe aus. Diese Unachtsamkeit nutzte der Undertaker aus, um dem Shinigami seinen linken Fuß mit einem kräftigen Tritt ins Gesicht zu rammen. „Das kommt davon, wenn man sich nur auf seine Augen verlässt, du Grünschnabel! Nimm dir an deiner Kollegin da hinten mal ein Beispiel.“
 

„Muss der mir jetzt auch noch Komplimente machen?“, dachte Carina empört und schaute zu Grell, der nun Ronalds Brille auffing. „Was treibst du denn da?“, schrie der Rothaarige genervt und warf dem Jüngeren seine Brille zu. „Danke Kollege“, rief Ronald lächelnd und mit leicht geschwollener Wange, doch in dem Moment als er nach dem Gestell greifen wollte, flog ein Messer quer durch den Raum und pinnte die Brille an die gegenüberliegende Wand. Sebastian schien genug von dem ganzen Theater zu haben und attackierte den Undertaker nun frontal. „Na na“, meinte dieser und wehrte die Messer zum wiederholten Male ab. „Glaubst du etwa allen Ernstes, du kannst mich mit Besteck jagen?“ Er holte mit seiner Sotoba aus und zielte auf Sebastians Gesicht. Der Butler lächelte jedoch nur und drehte seinen Oberkörper zur Seite. „Nun ja, es ist sicher nicht vergleichbar mit einer Death Scythe, aber das Tafelsilber meines Herrn ist erstklassig geschärft.“ Mit einem der Messer schnitt er die Sotoba nach und nach in mehrere Teile, sodass der Bestatter gezwungen war zurückzuweichen. „Offensichtlich“, stellte der Shinigami fest und richtete sich in einiger Entfernung wieder auf. „Was ist denn los mit Euch? Vier gegen einen und Ihr seid mit Eurem Latein schon am Ende, wobei die werte Dame Ihr Glück ja noch gar nicht versucht hat? Ihr wolltet mich doch jagen.“ „Will der mich etwa provozieren?“, schoss es Carina zornig durch den Kopf, während sie den Silberhaarigen mit verengten Augen musterte. Doch da war noch etwas anderes, was sie beschäftigte. „Gerade eben konnte Grells Death Scythe diese Sotoba nicht durchsägen. Aber bei Sebastian hat es funktioniert. Wieso?“
 

Ronald, der nun wieder seine Brille aufgesetzt hatte, schien die Geduld zu verlieren. „Der Kerl treibt mich noch zur Weißglut…!“ „Beeilen wir uns“, sagte Grell, auch er schien keine Lust mehr auf das ganze Spektakel zu haben. „Der Kahn kentert gleich. Die Zeit drängt.“ Ronald schaute auf seine Armbanduhr, die eigentlich noch gar nicht erfunden worden war. „Stimmt.“ Bevor Sebastian oder Carina reagieren konnten, stürzten sich die beiden Shinigami gleichzeitig auf den Undertaker.
 

„Um Stilfragen können wir uns jetzt nicht kümmern“, schrie Grell.

„Uns bleibt nur noch ein Frontalangriff!“, rief Ronald.
 

Die Kettensäge und der Rasenmäher trafen zeitgleich auf die Sotoba, dennoch hielt der Undertaker dem Angriff mühelos stand. „Das gibt es doch nicht“ brüllte Carina über den Lärm hinweg, Grell schien ebenso schockiert zu sein. „Das ist völlig unmöglich! Es gibt nichts, was eine Death Scythe nicht durchkriegt. Und doch…Wie schafft er es, meiner Death Scythe zu widerstehen?“ Bei diesen Worten bildete sich ein weiteres Lächeln auf den Lippen des Totengräbers. „Eine Death Scythe durchschneidet alles? Aha…Findest du diesen Slogan nicht lächerlich? Nun ja, ich kann jedenfalls nicht darüber lachen. Jeder weiß doch, dass es mindestens eines gibt, was sie nicht durchkriegt.“ In der einen Sekunde, die Carina brauchte um zu begreifen was der Undertaker meinte, drückte dieser seine Arme durch und die Sotoba in seinen Händen wich etwas weitaus Größerem. Grell und Ronald riss es nach hinten weg, Blut spritze aus langen Wunden auf ihren Oberkörpern. „Grell“, schrie Carina und war im nächsten Moment neben ihm. Mit sichtlicher Mühe richtete sich der Rothaarige auf, Blut lief ihm aus den Mundwinkeln. „Gnn…Das ist…“ „Eine Death Scythe“, beendete Carina seinen Satz und schaute die Waffe an, die der Deserteur in der rechten Hand hielt. Und was für eine Death Scythe das war!!!
 

Die Sense, deren scharfe Klinge im Licht funkelte, war länger als der Undertaker selbst. Am oberen Ende des Griffes befand sich ein Totenschädel, um dessen Stirn und Mund sich dornige Ranken schlangen. Die Klinge war so platziert, dass es aussah, als würde sie aus dem Hinterkopf des Totenschädels wachsen. Gleich darunter befand sich in der Mitte des Griffes ein Miniaturskelett, das schließlich in dem länglichen Stiel endete, den der Undertaker in der Hand hielt.
 

Beim Anblick dieser Todessense wurde Carinas Hals plötzlich furchtbar trocken. Auch Ronald und Grell waren für den Moment komplett sprachlos. „Ach so“, meinte Sebastian nun und legte nachdenklich eine Hand ans Kinn. „Sobald mehrere Death Scythes im Spiel sind, gilt der Slogan „eine Death Scythe durchschneidet alles“ nicht mehr.“ „Muss man die nicht abgeben, wenn man den Dienst quittiert?“, fragte Ronald fassungslos, woraufhin der Silberhaarige liebevoll das Schneideblatt seiner Sense berührte. „Nach allem, was wir zusammen erlebt haben, konnte ich mich nicht von ihr trennen und hab alles riskiert, um sie mitzunehmen.“ Er hob die riesige Waffe über den Kopf, ein schelmischer Ausdruck huschte über sein Gesicht. „Also. Wie wär’s, wenn ich jetzt zur Abwechslung mal Euch jage? Wie erbärmliche kleine Karnickel bei einer Hasenjagd!“ „In Deckung“, schrie Carina, als die Waffe zuerst die Luft und dann eine der Säulen in der Lounge durchschnitt. Was zur Folge hatte, dass der halbe Raum in sich zusammen stürzte.
 

„Der spinnt wohl“, dachte sie und fasste einen Entschluss. Sie konnte ihn so nicht weitermachen lassen, nachher brach noch der ganze Saal zusammen und das wollte Carina auf keinen Fall. Mit einem gezielten Sprung beförderte die 18-Jährige sich über den Bestatter und holte mit aller Kraft, die sie in ihrem Körper hatte, zum Schlag mit ihrer Death Scythe aus. Kurz war dem Undertaker anzusehen, dass er mit so einer Aktion ihrerseits nicht gerechnet hatte, doch dann erklang ein hohes Kreischen, als die beiden Klingen aufeinander trafen. Ein Anflug von Schweiß trat ihr auf die Stirn, als sie versuchte dem Druck seiner Waffe standzuhalten. Das Grinsen des Undertakers wurde breiter. „Lange nicht gesehen, Carina. Willst du mich wieder zum Lachen bringen oder was soll diese Aktion bewirken?“ „Halt den Mund“, zischte sie, während ihr gleichzeitig die Zornesröte ins Gesicht stieg. Sollte dieser Mistkerl doch an seinem breiten Grinsen ersticken!
 

Wenn es überhaupt noch möglich war, grinste der Totengräber nun noch breiter. Sie mochte vielleicht selbstbewusster geworden sein, aber ihr Temperament war zweifellos das Gleiche geblieben. „Auch wenn ich nur zu gerne dieses Gespräch mit dir fortführen würde, momentan scheint ein denkbar ungünstigster Zeitpunkt dafür zu sein. Aber später werde ich ganz bestimmt an diese Unterhaltung anknüpfen.“ „Später? Was meint der mit später?“, konnte Carina gerade noch denken, da verstärkte sich plötzlich der Druck seiner Sense um das Doppelte. Ihre gelbgrünen Augen weiteten sich erschrocken und obwohl sie so schnell es ging nach hinten wich, erwischte die Spitze seiner Klinge sie am linken Oberarm. Sofort breitete sich ein Brennen an der getroffenen Stelle aus und der Stoff ihrer weißen Bluse verfärbte sich blutrot. Ein Zischen entfuhr ihren Lippen und reflexartig packte sie sich an die Wunde. Es war nicht so, dass sie während ihrer Ausbildung noch nie von einer Klinge verletzt worden war, aber das waren keine Death Scythes gewesen. Vielleicht hätte ihr mal jemand sagen sollen, dass das um eine ganze Ecke mehr wehtat.
 

Der Undertaker war inzwischen wieder mit Sebastian beschäftigt, der mit Leichtigkeit mehrere Tische auf ihn schleuderte. Der Shinigami jedoch zerteilte die Möbel sauber in der Mitte. „Das nützt dir auch nichts. Tische durchschneidet meine Sense wie Plätzchen.“ Der Butler lächelte und tauchte plötzlich hinter dem Silberhaarigen auf. „Eure Sense hat eine große Reichweite. Ich wollte nur in den Kreis zwischen Euch und der Klinge gelangen.“ Der Undertaker musste rückwärts in die Luft springen, um dem folgenden Tritt auszuweichen. „Du kommst wirklich auf ausgefuchste Ideen, Butler. Aber…“, begann er und landete hinter Ciel, die Hand an dessen Kragen, „…ich auch!“ Ciel wirkte mehr erschrocken als ängstlich und starrte seinen ehemaligen Auskunftsgeber an, als dieser ihn näher zu sich zog. „Jetzt kommst du endlich in den Sarg, den ich extra für dich angefertigt habe, Earl.“
 

Sebastian schien angesichts der Tatsache, dass sein Meister bedroht wurde, jegliche Fassung zu verlieren. Sein Gesicht wurde zu einer bedrohlichen Fratze, die Hände waren plötzlich wie Klauen gekrümmt und in einer enormen Geschwindigkeit stürzte er auf den Undertaker und Ciel zu. Doch als er sie gerade erreicht hatte, ließ der Undertaker den Jungen los und schleuderte ihn quer durch den Raum, direkt an Sebastian vorbei. „Ich dachte mir schon, dass du kommst“, sagte er monoton und sah dabei zu, wie der Dämon sich umdrehte und versuchte nach seinem Herrn zu greifen. Aber der Shinigami ließ ihm keine Gelegenheit dazu. Das Sensenblatt des Bestatters drang bis zum Heft in den Bauch des Dämons ein, Blut spritzte in alle Richtungen und sogar von ihrer Position aus konnte Carina sehen, wie sehr Sebastian dieser Angriff zusetzte. „So schwach und zerbrechlich die Menschen auch sind, ihnen das Leben zu entreißen ist ein hartes Stück Arbeit, Butler. Ich hab mich schon immer gefragt, wieso eine Bestie wie du sich einen Frack überzieht und den Butler spielt. Jetzt werde ich es erfahren…aus deinem Cinematic Record.“ Und wie aufs Stichwort, schossen die Filmaufnahmen aus dem Körper des Dämons hervor. Carina konnte nicht alle Bilder erkennen, aber den Großteil der Geschichte kannte sie ja bereits. Der Vorgang dauerte nicht sehr lange, denn als Ciel weiter in Richtung Boden fiel und den Namen seines Butlers schrie, schien dieser wieder zu sich zu kommen. Mit letzter Kraft und einem lauten Schmerzensschrei griff er nach seinem Vertragspartner und krachte mit ihm an seiner Brust zu Boden. Der Undertaker landete hinter ihnen, ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. „Ich dachte mir schon, dass du es irgendwie schaffst, den Earl zu retten. Schließlich bist du sein Butler.“
 

Es war ein unschöner Anblick wie Ciel, nun ebenfalls überall voller Blut, sich von Sebastian erhob und diesen geschockt anstarrte. „Natürlich. Wenn sein Schoßhündchen stirbt, sieht er ganz schön alt aus. Wobei man es ihm eigentlich nur wünschen könnte“, dachte Carina. „Sebastian? Hey! SEBASTIAN!“ „Müsst ihr so brüllen? Ich höre Euch doch“, gab Angebrüllter plötzlich von sich und richtete seinen Oberkörper keuchend auf. Mit einem finsteren Gesichtsausdruck spuckte er einen Schwall Blut zu Boden. Solche Verletzungen schien der Teufel nicht gewöhnt zu sein. „Dein Cinematic Record war wirklich interessant. Aber wie’s aussieht, bringst du dem Earl nur Unglück.“ Carina schaute den Silberhaarigen erstaunt an. Das hörte sich ja beinahe so an, als würde der Bestatter sich um den Wachhund der Königin sorgen. Erneut hob dieser seine Sense. „Darum werde ich dich jetzt vernichten.“ Doch leider sollte es so weit nicht kommen. Im nächsten Moment schwankte der ganze Raum und sackte gleich darauf nach unten. „Was denn, jetzt schon?“, schrie Grell, während Ronald ein überraschtes „Verdammt“ von sich gab. Der Undertaker kicherte. „Hoppla. Ist es schon so weit?“ „Das Gewicht des Wassers zieht das Schiff nach unten“, erkannte Carina und schwang sich auf das - nun senkrecht stehende – Geländer. Auch ihre Kollegen und Sebastian fanden in dem Chaos Halt. Für Ryan jedoch kam jede Hilfe zu spät. Der Arzt rutschte mit einem Schrei über den Boden, ein widerliches „Platsch“ ertönte und ließ nun wirklich keinen Platz für Fantasie übrig. „Ryan Stoker“, begann Grell und grinste nun wieder selbstsicher, „geboren am 24.08.1854, gestorben am 20.04.1889 bei einem Sturz in die Tiefe. Besondere Anmerkungen: Keine.“ Er senkte seinen Kopf und schaute auf Sebastian hinab, der zusammen mit Ciel an einer Stange des ehemaligen Geländers baumelte.
 

„Hör zu, Sebas-chan. Wie du siehst, bleibt uns keine Zeit mehr. Und so leid es mir tut, der Undertaker gehört mir. Also bleib du einfach da und sieh zu.“ „Wie bitte?“, rief der Schwarzhaarige empört, musste sich aber nun wieder mit Ronald und seinem Rasenmäher herumschlagen. Dieser schien wirklich Spaß daran zu haben, den Dämon zu attackieren. „Deine Death Scythe ist stärker, Kollege, also überlasse ich den Undertaker dir. Ich erledige lieber diesen völlig geschwächten Kerl hier und bekomme als Dankeschön ein Date mit Carina.“ „Hat dich was am Kopf getroffen oder warum behauptest du so einen Schwachsinn?“ rief Carina genervt zu ihm herüber, doch der Anzugträger ignorierte sie. „Pah“, meinte Ciel auf einmal und zog somit alle Aufmerksamkeit der Drei auf sich. „Du solltest meinen Butler nicht unterschätzen. Geschwächt, sagst du? Du denkst, du hättest ihn schon besiegt? Das ist ja geradezu lächerlich. Nicht wahr, Sebastian?“ Der Dämon lächelte. „Allerdings Herr“, antwortete er, musste aber gleich darauf wieder Blut husten.
 

Ronald sah beinahe so aus, als hätte er ein wenig Mitleid. „Haaach“, seufzte er und schaute augenverdrehend nach oben. „Ich fühle mich, als würde ich ein wehrloses Kätzchen quälen…“ Doch dieser Satz sollte den Shinigami teuer zu stehen kommen. Sebastians Faust traf ihn mitten ins Gesicht. Ronald konnte gerade noch ein verwirrtes „Häh?“ ausstoßen, da kickte der Butler ihn mit mehreren Tritten gezielt nach unten und packte ihn anschließend am Kragen. „Habt Ihr gerade wehrloses Kätzchen gesagt?“, fragte der Teufel mit einem beunruhigend gelassenen Lächeln und verpasste dem Shinigami immer wieder neue Schläge. Carina, die sich die Situation angesehen hatte, wurde plötzlich von Ciel angesprochen, der zuvor von Sebastian abgesetzt worden war.
 

„Gegen Sebastian habt ihr keine Chance.“ Carina konnte einfach nicht anders, sie grinste. Der Junge war einfach zu vorlaut für sein Alter. „Weißt du, es ist gar nicht so schwer einen Dämon zu töten, wie du vielleicht denkst. Abgesehen davon sind nicht wir diejenigen, die sich Sorgen machen müssen.“ „Was soll das heißen?“, fragte Ciel und zuckte zusammen, als die 18-Jährige ihm einen kühlen Blick zuwarf. „Wir sind nicht diejenigen, die ihre Seele verkauft haben.“ Der junge Adelige wurde bleich, hatte ihm das doch nie jemand einfach so an den Kopf geworfen. Kommentarlos, aber nicht ohne ihr noch einen bösen Blick zuzuwerfen, humpelte Ciel in die Richtung seines Butlers und ließ Carina stehen, die ihm belustigt hinterher sah. Der Junge schien wirklich noch nicht zu begreifen, worauf er sich damals eingelassen hatte…
 

In der Zwischenzeit hatte Grell mit dem Undertaker gekämpft. Immer wieder krachten ihre beiden Death Scythe gegeneinander und jedes Mal endete es in einem Unentschieden. „Seine Bewegungen erinnern mich an die von Carina. Also wird er ihr Mentor gewesen sein“, dachte der Silberhaarige und wehrte erneut die Kettensäge ab. Dabei lag sein Blick auf Grells rotem Mantel. „Wusst ich’s doch, dass ich dich schon mal gesehen hab. Du bist der Shinigami, der Madame Red’s Butler gespielt hat. Das heißt, du hast auch einige Menschenleben gewaltsam beendet.“ „Weißt du“, fing Grell an und holte erneut mit seiner Säge aus, „naseweise Typen wie du sind alles andere als sexy.“ Der Undertaker wich lachend aus. „Wird es für Euch Schnitter nicht langsam Zeit zu verschwinden?“ Der Rothaarige grinste spöttisch, während er dem Bestatter hinterher schoss. „Solange dieser gut aussehende Kerl hier ist, kann ich doch nicht einfach nach Hause gehen wie Cinderella.“ Im nächsten Moment krachte ein ziemlich verbeulter Ronald seitlich in ihn hinein und beide Shinigami stürzten zu Boden. Sebastian stand breit lächelnd auf den Rasenmäher gestützt da, neben ihm Ciel. „Die jungen Leute heutzutage sind ja so was von verweichlicht. Ist es nicht out, sich nur auf seine Sense zu verlassen? Bleibt nur noch…“, meinte der Butler schadenfroh und wandte seinen Blick dem Undertaker zu. Doch erneut wackelte und schwankte das ganze Schiff und Carina war sich sicher, nun sank die Campania wirklich komplett. Und sie sollte Recht behalten, denn im nächsten Moment barsten ein paar der Fenster und Unmengen von Wasser strömten in den Raum. Während Sebastian seinen Herrn wieder hoch auf seinen Arm hob, keuchte dieser erschrocken auf, denn natürlich war das Wasser eiskalt. „Also dann, Zeit Adieu zu sagen“, meinte der Undertaker plötzlich und richtete sich auf. „Es war wieder äußerst interessant mit Euch.“
 

Sebastian und Grell bekamen mit einem Mal den gleichen verbissenen Gesichtsausdruck. Beide machten gleichzeitig einen Satz nach vorne und dieses Mal war der Undertaker nicht schnell genug. Er konnte zwar sowohl Sebastians Tritt, als auch Grells Kettensäge ausweichen, verlor dabei jedoch die lange Kette mit den Medaillons, die er um seinen Körper trug. Carina traf es fast wie ein Schlag, als sie das Entsetzen auf seinem Gesicht sah. Wie viel mochten ihm diese Anhänger wohl bedeuten, dass er solch eine Reaktion zeigte? Wie es der Zufall wollte, fing Ciel die Kette auf. Der Undertaker starrte ihn an und plötzlich bildete sich ein erneutes Lächeln auf seinem Gesicht. Plötzlich schien ihm der Verlust seiner Kette nicht mehr so viel auszumachen. „Earl. Das überlasse ich fürs Erste dir. Pass gut darauf auf!“ Er strich sich seine langen, nassen Haare aus dem Gesicht und schaute bei seinen folgenden Worten plötzlich so hingebungsvoll auf, dass sich Carinas Herzschlag beschleunigte. „Das ist mein Schatz.“
 

„Warte Undertaker“, schrie Ciel, doch der Undertaker zückte bereits seine Sense. „Also dann, Earl. Auf ein Wiedersehen.“ Carina drehte sich zu Grell um, als ihr klar wurde was als Nächstes passieren würde. „Grell“, schrie sie und streckte ihre Hand nach ihm aus. Der Rothaarige verstand und tat es ihr gleich. Der Sensenhieb spaltete die komplette Lounge und vermutlich auch das Schiff gleich mit. Es fehlten nur noch wenige Zentimeter zwischen Grell und ihr, gleich würde sie seine Hand… Die Welle aus eiskaltem Wasser traf sie wie ein Schock. Sie öffnete ihren Mund, doch nun war bereits ihr kompletter Körper unter Wasser. Wie tausende kleine Nadelstiche fühlte sich der Schmerz an, der nun über ihren Körper hereinbrach. Im Nachhinein konnte Carina nicht mehr sicher sagen, ob sie nun für kurze Zeit das Bewusstsein verloren hatte oder nicht. Aber als sie die Augen wieder aufschlug, befand sie sich unter Wasser und trieb langsam aus dem Schiffswrack heraus.
 

„Jetzt bloß keine Panik“, schoss es ihr durch den Kopf, wobei sie natürlich Panik hatte. Die Tatsache, dass sie durch so etwas nicht sterben konnte, beruhigte sie nämlich in keinster Weise. Mit schnellen Arm- und Beinbewegungen schwamm sie in Richtung Wasseroberfläche, die allerdings noch sehr weit entfernt war. Der Wasserdruck lag dabei unangenehm hart auf ihren Ohren und langsam aber sicher begann auch ihre Lunge wegen Sauerstoffmangel zu brennen. „Bitte lass mich jetzt nicht ohnmächtig werden, bitte lass mich jetzt nicht ohnmächtig werden“, dachte sie und Erleichterung machte sich in ihr breit, als die rettende Oberfläche und somit auch der Sauerstoff langsam näher kamen. Doch so weit sollte sie nicht kommen. Plötzlich schlang sich etwas Hartes um ihren rechten Stiefel und zog sie wieder ein Stückchen zurück in die Tiefe. Erschrocken drehte sie sich um und bekam beinahe einen Herzinfarkt, als sie sah was oder besser gesagt wer sie da festhielt. Der Undertaker grinste zu ihr hinauf, seine rechte Hand – die sie am Stiefel gepackt hatte – zog die 18-Jährige mit einem Ruck nach unten. „Mistkerl“, brüllte sie gedanklich und versuchte sich aus seinem unnachgiebigen Griff zu befreien. Doch der Bestatter hatte anscheinend anderes im Sinn, denn als sie mit ihm auf einer Augenhöhe war, schlang er seinen Arm um ihre Hüfte, um sie anschließend an seinen Oberkörper zu ziehen. Und dann – aus heiterem Himmel und ohne jegliche Vorwarnung – küsste er sie.
 

Was…was zum…WAS???
 

Mit einem Mal war es so, als hätte ihr Gehirn einen Kurzschluss erlitten. Ihr Kopf war leer, das wirbelnde Chaos ihrer Gedanken beseitigt. Wäre in diesem Moment ein Hai neben ihr aufgetaucht, Carina hätte es vermutlich nicht einmal bemerkt. Das Einzige, was sie wirklich bewusst wahrnahm, waren seine Lippen auf ihren. Sein Mund, der deutlich zu einem Grinsen verzogen war. Seine stechenden gelbgrünen Augen. Und das Brennen in ihrer Lunge, das genau jetzt seinen Höhepunkt erreichte. Panisch versuchte sie sich von ihm zu lösen, sich irgendwie loszureißen, sie brauchte Luft Luft LUFT. Doch der Silberhaarige hielt sie weiterhin unerbittlich fest, gab ihr keine Chance an die heiß ersehnte Wasseroberfläche vorzudringen.
 

Und dann versank die Welt in einem Meer aus Dunkelheit…



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Crazy-Butler
2016-10-23T14:56:26+00:00 23.10.2016 16:56
I ship it!
Ich kann gar nicht sagen wie sehr ich mich immer auf das nächste Kapitel freue. 😂
Danke!
Von:  Hebiken
2016-10-22T15:13:45+00:00 22.10.2016 17:13
Ich hab dieses Kapitel grade durch Zufall entdeckt und gelesen
Und ich finds echt cool XD
Du hast die Kampfszene auf dem Schiff gut beschrieben und Carina gut mit einfliesen lassen :D
Freue mich auf weitere Kapitel ;)


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