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Selbstmord ist keine Lösung......oder?

von

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Der Abschluss

„Wann geht diese verdammte Tür endlich auf?“, sagte Carina jetzt schon zum zweiten Mal, obwohl sie wusste, dass ihr keiner antworten würde. Ihre Klassenkameraden und sie saßen nun schon seit gut einer Stunde vor dem Raum, in dem sie ihre Prüfungsergebnisse bekommen sollten. Immer wieder wurden in unregelmäßigen Abständen zwei Leute hineingerufen und bekamen zusammen ihre Noten mitgeteilt. Mittlerweile saßen sie nur noch zu viert vor der weißen Tür, also konnte es nicht mehr sehr lange dauern. Ihre praktische Prüfung war nun 3 Tage her und seit dieser Nacht hatte Carina kaum noch geschlafen. In ihren Träumen stand sie vor Mr. Crow und Mr. Jones, die ihr beide mit einem fiesen Grinsen mitteilten, dass sie durchgefallen war. Und dann tauchten ihre Mitschüler auf, allen voran natürlich Ronald, die sie umkreisten und immer wieder „Versager“ oder „Wir wussten doch, dass du es nicht schaffst“ riefen.
 

„Das waren die längsten 3 Tage meines Lebens“, dachte sie erschöpft und starrte weiterhin die Tür an. Ronald, der zwei Plätze von ihr entfernt saß, sah fast genauso müde aus. Anscheinend war nicht einmal er gegen die Aufregung und ständige Nervosität immun. Obwohl Carina wie immer ziemlich neugierig war und den jungen Mann am liebsten über seine Erfahrungen bei der praktischen Prüfung ausgefragt hätte, hatte sie sich doch dagegen entschieden. Immerhin konnte sie im Gegenzug auch ihre Erlebnisse für sich behalten. Irgendwie kam es ihr noch zu früh vor, um darüber zu reden was sie in dieser Nacht gefühlt hatte. Wie sich die Seele angefühlt hatte. Nicht einmal mit Grell oder Alice hatte sie darüber gesprochen.
 

Ihre Gedanken wurden jäh unterbrochen, als sich die Tür – endlich – öffnete und Mr. Crow hinaustrat. Er schaute sich kurz die restlich verbliebenen Anwärter an, bevor er schließlich Carinas und Ronalds Namen aufrief.
 

Carina war so aufgeregt, dass es ihr sogar egal war zusammen mit ihrem selbsternannten Erzfeind in diesen Raum gehen zu müssen. Wie lange hatte sie auf diesen Moment gewartet, ihn herbeigesehnt? Im Rückblick waren die letzten beiden Jahre zwar schnell herumgegangen, aber währenddessen hatte es sich wie ein Marathon angefühlt, dessen Ziellinie noch lange nicht in Sichtweite war. Mittlerweile war sie so nervös, dass ihr das Ergebnis fast schon egal war. Hauptsache, diese Ungewissheit würde endlich aufhören.
 

Der 18-Jährigen bot sich dasselbe Bild wie schon bei der theoretischen Prüfung. Mr. Crow und Mr. Jones saßen hinter dem Lehrerpult, neben ihnen…“Oh“, dachte Carina überrascht und kam nicht umhin, den dritten Shinigami ein wenig erschrocken anzustarren. Sie hatte William T. Spears in den letzten beiden Jahren nur wenige Male gesehen und zu keinem Zeitpunkt hatten sie miteinander gesprochen. „Nein, nur bei meiner damaligen Entscheidung die Ausbildung zum Seelensammler zu machen“, erinnerte sie sich und stellte sich zusammen mit Ronald vor den Schreibtisch. Anscheinend sollte William die Ergebnisse verkünden, denn er schaute sie nun Beide an und fragte: „Möchte jemand von Ihnen zuerst verlesen werden?“
 

Bevor die Blondine Zeit hatte zu antworten, ergriff Ronald bereits das Wort. „Lady’s First“, sagte er mit einem charmanten Lächeln in Carinas Richtung, woraufhin diese die Augen verdrehte. Das war ja mal wieder typisch…
 

William räusperte sich kurz und wandte sich nun ganz ihr zu. „Nun schön, dann werden wir mit Ihnen beginnen“, sagte er und die junge Frau nickte lediglich, denn ihr Hals war mit einem Mal staubtrocken. Williams Blick richtete sich wieder auf die Unterlagen, die sich vor ihm auf dem Pult befanden. „Nun, zu der theoretischen Prüfung gibt es nicht viel zu sagen. Sie haben 95 von 100 Punkten erreicht, was schon seit einiger Zeit nicht mehr vorgekommen ist.“ Carina konnte nicht verhindern, dass ihre Wangen ein wenig heiß wurden. Natürlich hatte sie gewusst, dass ihr die Theorie gut gelungen war, aber mit so einem guten Ergebnis hatte sie dann doch nicht gerechnet. Alice hatte also auf jeden Fall schon mal einen Grund zur Freude.
 

„Laut den Aufzeichnungen, die während der praktischen Prüfung gemacht wurden, haben Sie für den kompletten Vorgang des Einsammelns genau 3 Minuten und 45 Sekunden gebraucht.“ Er schaute Carina auffordernd an, diese schaute allerdings nur verdutzt zurück. „Aufzeichnungen? Was für Aufzeichnungen? Wurden wir etwa alle bei der Prüfung beobachtet?“, dachte sie und bemerkte erst jetzt, dass anscheinend eine Antwort von ihr erwartet wurde. „Ähm, ist das schlecht?“, fragte sie unsicher nach, weil ihr keine andere Antwort einfiel. „Die Zeit liegt gerade noch im durchschnittlichen Bereich, aber ich gehe aufgrund ihrer Noten davon aus, dass sie das Ganze mit etwas Übung auch noch besser könnten. Allerdings kommen Sie zusammengerechnet auf ein solides B und haben die Prüfung somit bestanden.“
 

Carina blinzelte. Nur langsam drangen die soeben gesprochenen Worte in ihr Gehirn vor. Als es endlich soweit war, wurden ihre Augen groß wie Untertassen. „Ich…ich hab bestanden?“, fragte sie und ihr ungläubiger Unterton veranlasste selbst den sonst so kühlen Mr. Crow zu einem schmalen Grinsen. William hingegen verzog natürlich keine Miene. „Ich muss zugeben, ich hatte das Eintreten dieses Umstandes nicht erwartet. Anscheinend habe ich Sie unterschätzt. Auf gute Zusammenarbeit.“ Er streckte ihr die Hand entgegen, die sie zögerlich ergriff. Mit einem Mal verspürte sie pure Euphorie. Wahrscheinlich war ihr Körper mit den ganzen Glückshormonen, die nun ihr Gehirn überfluteten, überfordert. Überschwänglich schüttelte sie ihrem neuen Vorgesetzten die Hand, der sie ein wenig entsetzt anstarrte. „Vielen Dank Sir“, rief sie laut, überschwänglich und voller Freude. Es kam so gut wie nie vor, dass sie ihre Gefühle so offen zeigte, aber momentan konnte sie sich einfach nicht beherrschen. „Man merkt, dass Sutcliff ihr Mentor ist“, seufzte William genervt, während Ronald leise im Hintergrund kicherte.
 

„Und nun zu Ihnen, Mr. Knox“, sagte der schwarzhaarige Aufsichtsbeamte, woraufhin der junge Shinigami sofort verstummte. „Sie stehen sozusagen im genauen Gegensatz zu ihrer Kollegin. In der theoretischen Prüfung haben Sie 68 von 100 Punkten, was nicht gerade ein großartiges Ergebnis ist, aber immerhin noch im durchschnittlichen Bereich. Ihre praktische Prüfung hingegen ist erwähnenswert. 1 Minute und 10 Sekunden ist eine überdurchschnittlich gute Zeit. Somit kann ich auch Ihnen mitteilen, dass Sie bestanden haben.“ Er reichte Ronald die Hand, der ebenfalls sehr erleichtert wirkte. Selbst Carina konnte ihm in diesem Moment die bestandene Prüfung und das wesentlich bessere Ergebnis bei der praktischen Prüfung nicht missgönnen. Dafür war sie einfach zu gut gelaunt. „Hier sind ihre Lizenzen. Wenn Sie ihre Death Scythe abholen, dann zeigen Sie sie vor und bewahren Sie sie danach sorgfältig auf.“ Carina unterdrückte das Bedürfnis die Augen zu verdrehen. William und seine Bürokratie…
 

„Ich erwarte Sie morgen pünktlich zu Ihrem ersten Arbeitstag in meinem Büro. Sie dürfen nun gehen.“ Ronald und Carina nickten synchron und verließen den Raum, während nun die beiden letzten Prüflinge reingerufen wurden. „Wir haben es echt geschafft, was?“, fragte Ronald und Carina nickte. Ihr war noch immer ganz schwindelig vor lauter Erleichterung. „Ja, scheint so. Da hat sich die Arbeit der letzten Jahre wenigstens gelohnt“, fügte sie noch hinzu. „Tja, vielleicht sehen wir uns ja später noch“, verabschiedete der Shinigami sich, wobei er mit seinen letzten Worten auf den bevorstehenden Erhalt ihrer Death Scythe’s anspielte. Carina nickte und wollte sich gerade ebenfalls zum Gehen aufmachen, als hinter ihr laute Schritte ertönten. Verwundert drehte sie sich um und keine 5 Sekunden später kam Grell um die Ecke gerannt. Er erkannte sie sofort und blieb schlagartig stehen. Der Rothaarige schien für seine Verhältnisse ziemlich außer Atem zu sein. „Und?“, keuchte er und Carina wurde nun endlich klar, warum ihr Mentor sich so beeilt hatte. Anscheinend war er genauso aufgeregt gewesen, wie sie selbst. Einen Moment lang geschah gar nichts. Sie schauten sich nur gegenseitig stumm an. Dann – kurz bevor Grell erneut zum Sprechen ansetzen wollte – schenkte ihm seine Schülerin ein strahlendes Lächeln, das ihr ganzes Gesicht erhellte und ihre Augen zum Leuchten brachte. Und mehr brauchte Grell nicht.
 

Seine spitzen Zähne verzogen sich zu einem überdimensionalen Grinsen und in der nächsten Sekunde sprang er freudestrahlend in die Luft. „Ich wusste, dass du es schaffst“, jauchzte er und umarmte sie überschwänglich. Carina lachte. „Dafür, dass du dir so sicher warst, hast du gerade aber ziemlich erleichtert gewirkt.“ Grell bemerkte ihren spielerischen Unterton und grinste nun noch breiter. „Als ob du nicht erleichtert gewesen bist“, antwortete er. „Was dachtest du denn?“, stellte sie ihm die Gegenfrage und schaute ihm nun erneut in die Augen.
 

„Danke“, sagte sie und versuchte all ihre Gefühle in dieses eine Wort zu legen, um ihm zu zeigen, wie dankbar sie ihm war. „Ohne dich hätte ich das nicht geschafft, Grell.“ Der Rothaarige wirkte mit einem Mal ein wenig verlegen. „Nun ja, irgendwer musste dir ja ab und zu mal ein wenig in den Hintern treten“, sagte er in einem brüderlichen Tonfall und klatschte nun die Hände zusammen. „Hach, ich weiß gar nicht, was wir zuerst erledigen sollen. Deine Death Scythe abholen? Die Tapete kaufen? Oder shoppen?“
 

Carina runzelte verwirrt die Stirn. „Tapete? Shoppen? Wovon sprichst du?“ Grell sah sie daraufhin mit einer solchen Empörung an, dass die Blondine schlucken musste. „Na hör mal, du glaubst doch nicht, dass ich dich noch einen Tag länger in diesem Schund herumlaufen lasse? Und die Tapete ist für die neue Wohnung, die du ab morgen beziehen kannst.“ „Oh man“, dachte Carina. Wenn sie mit Grell Klamotten einkaufen ging, dann musste sie genau dies auch mit Alice tun, sonst wäre die Schwarzhaarige ziemlich beleidigt. Das würde noch anstrengend werden…
 

„Ich würde sagen, ich hole meine Death Scythe und danach auch gleich meine neue Brille ab. Währenddessen besorgst du die Tapete und danach können wir von mir aus shoppen gehen.“ Der letzte Teil ihres Satzes glich mehr einem Seufzen, doch ihrem Mentor schien das gar nicht aufzufallen. „Fabelhaft“, trällerte er in seiner besten Mädchenstimme und keine 10 Sekunden später war er auch schon wieder um die nächste Ecke verschwunden.
 

„Manchmal ist er einfach zu gut für diese Welt“, murmelte Carina grinsend und schaute auf die Uhr. Alice arbeitete noch, also musste sie ihr nicht sofort Bescheid sagen. Am besten erledigte sie das auf dem Rückweg. Jetzt würde sie erst mal ihre Death Scythe auswählen. Oder wie Mr. Crow es ausgedrückt hatte, sie würde ganz genau wissen, welche es sein würde. „Keine Ahnung, was er damit gemeint hat, aber ich hoffe doch, dass er Recht hatte. Solch wichtige Entscheidungen würde ich am liebsten jemand anderem überlassen“, dachte sie.
 

Ja, große Entscheidungen waren noch nie ihre Stärke gewesen. Damals, als es darum ging welche Schule sie besuchen sollte…Oder welche Frisur sie wollte. Manchmal hatte sie schon Stunden gebraucht, wenn es lediglich darum ging auszusuchen, wo etwas zu Essen bestellt wurde. Meistens stellten sich ihre Entscheidungen als gut getroffen heraus, aber dafür dachte sie auch doppelt so lange darüber nach, wie normale Menschen. Und jetzt ging es auch noch um eine Entscheidung, die sie ihr Leben lang betreffen würde. Tja, und für einen Shinigami war das eine verdammt lange Zeit, wenn nicht sogar die ganze Ewigkeit.
 

Sie erreichte die Personalabteilung mit zügigen Schritten, diese war schon seit jeher für die Verwaltung und Herausgabe der Death Scythe’s zuständig. Von da an ging alles recht schnell. Keine 10 Minuten später war sie bereits mit einem der Mitarbeiter auf dem Weg in das Lagerhaus, wo sich alle Todessensen befanden, die noch keinen Besitzer hatten. Der Mann war für einen Shinigami recht alt, wenn Carina sein graues Haar und das faltige Gesicht richtig einordnete. Während ihrer Jahre in der Shinigami Welt hatte sie festgestellt, dass die Meisten ihrer Art zwischen Anfang und Ende 30 waren. Dabei waren die Männer im Durchschnitt älter als die Frauen. Sie, Ronald und Alice gehörten mit ihrem Alter also schon zu den Außenseitern. Eigentlich nicht verwunderlich, die wenigsten Menschen begingen schon so früh in ihrem Leben Selbstmord, jedenfalls nicht im 19. Jahrhundert.
 

„Ähm, entschuldigen Sie die Frage, aber…“, begann Carina zögernd, „wie wird das jetzt gleich vonstattengehen? Muss ich irgendetwas beachten?“ „Sie müssen wissen, dass das Lagerhaus über die Jahre hinweg stetig vergrößert worden ist. Es ist ein Raum mit sehr vielen Regalen und Tischen, unserem System nach werden dort momentan 865 Death Scythe’s gelagert.“ Carina schluckte. Wie zu Teufel sollte sie sich bei der großen Menge denn nur entscheiden? „Ich werde vor der Tür auf Sie warten. Nehmen Sie sich ruhig so viel Zeit, wie sie brauchen. Es ist je nach Shinigami sehr unterschiedlich, wie lange Sie für die Auswahl brauchen.“ Carina beschloss in Gedanken, dass sie diesen Typen mochte. „Ach tatsächlich?“, fragte sie und ihr Gegenüber lächelte kurz, während er sich anscheinend zurückerinnerte.
 

„Nun, bei ihrem Mentor hat es keine 5 Minuten gedauert, da war er schon wieder aus dem Lagerhaus raus. Mr. Spears hingegen war ganze 2 Stunden dort drin!“ „Warum überrascht mich das jetzt nicht?“, dachte Carina und lachte leise. „Das kann ich mir gut vorstellen“, antwortete sie und ließ ihren Blick zu dem Gebäude schweifen, das nun vor ihnen auftauchte. Es sah tatsächlich aus wie eine einfache Lagerhalle. Jedoch nicht wie in der Zukunft dreckig und heruntergekommen, sondern strahlend weiß und modern.
 

„Nun, ich werde dann hier auf Sie warten. Viel Glück“, meinte der ältere Mann. Carina nickte, murmelte ein kurzes „Danke“ und trat durch die Tür. Gleich darauf weiteten sich ihre Augen. Natürlich klang allein die Zahl 865 schon nach einer ganzen Menge, aber wie diese Menge dann aussah war etwas komplett anderes. Überall standen Tische, Regale, Stühle und ab und an sogar kleine Boxen aus Holz. Alle waren sie in verschiedenen Größen und Formen; sie füllten somit den kompletten Raum aus. Und die Möbel waren beladen mit Death Scythe. Es war in etwa so, als wäre der Personalabteilung irgendwann der Platz ausgegangen und sie hatten wahllos neue Einrichtungsgegenstände herangeschafft, auf denen die Todessensen platziert werden konnten. „Wie soll ich denn hier jemals die richtige Waffe für mich finden?“, stöhnte Carina auf und sah sich etwas orientierungslos um.
 

Erneut erinnerte sie sich an die Worte von Mr. Crow. „Nun schön, dann finde ich mal heraus, was er damit gemeint hat.“ Mit langsamen Schritten ging sie durch die sehr engen Durchgänge, die die Personalabteilung zum Passieren frei gelassen hatten.
 

Von vielen Death Scythe schien es mehrere Exemplare zu geben. Zum Beispiel konnte sie auf einem Tisch gleich 20 Mal die kleine Sichel ausmachen, mit der sie auch ihre Abschlussprüfung durchgeführt hatte.
 

Ihre Augen huschten von Regal zu Regal. Ast- und Heckenscheren, Schaufeln und Spaten, Äxte, Hacken, Rechen, Sägen, ja sogar einen Rasenmäher konnte sie entdecken. „Für Gärtner wäre das hier wohl das reinste Paradies“, murmelte Carina und ging weiter durch den Raum. Die 18-Jährige hob eine Augenbraue. Auf einer kleinen Kommode lagen Dolche, gleich daneben befanden sich mehrere kleine Streitkolben, eine ziemlich lange Lanze und schlussendlich sogar eine Armbrust. „Was haben die Sachen denn hier zu suchen? Das sind doch überhaupt keine Gartengeräte“, dachte sie ein wenig verwirrt, bevor sie im nächsten Moment die Augen weitete.
 

Plötzlich hatte sie ein ganz komisches Gefühl im Bauch. Ihr Blick wanderte automatisch nach rechts, es war als würden sich ihre Beine wie von selbst nach vorne bewegen. Sie trat an einem voll bepacktem Kleiderschrank mit Bögen vorbei und dann konnte sie es sehen.
 

Es lag auf einem länglichen Tisch, der aufgrund seiner Position zwischen all den anderen Möbeln leicht übersehen werden konnte. Wie hypnotisiert trat sie näher und betrachtete es. Das Griffband war dunkelrot, die Einlage unter dem Band weiß. Das runde Stichblatt war schwarz, auf beiden Seiten waren kleine, goldene Lilien in das Eisen eingelassen worden. Auch die Klingenzwinge, die das Stichblatt mit der eigentlichen Waffe – nämlich der Klinge selbst - verband, war golden. Carina hatte genug Mangas gelesen und Animes gesehen, um zu wissen was sie hier vor sich hatte.
 

„Ein Katana“, entfuhr es ihr ehrfürchtig und erneut wanderten ihre Augen über die Waffe. Die Klinge war silbern, der Schliff wellenartig. Wie oft hatte sie sich gewünscht, so eine Waffe mal in die Hand zu nehmen? Vorsichtig streckte sie ihre rechte Hand aus und umfasste das Katana am Griff. Es war, als würde sie ein elektrischer Schlag treffen. Erschrocken keuchte sie auf und nun gab es für sie keinen Zweifel mehr. Das hier musste Mr. Crow gemeint haben, genau dieses Gefühl.
 

Das hier musste sie sein. Ihre Death Scythe.
 

„Und sie könnte nicht besser zu mir passen“, dachte Carina glücklich, während sie die linke Hand nach dem zweiten Teil ihrer Waffe ausstreckte. Die Schwertscheide war tiefschwarz, allerdings befand sich oben, kurz vor der Öffnung, eine Kordel in Farbe des Griffbandes. Langsam ließ sie das Katana in die Schwertscheide gleiten und befestigte es mithilfe der Schlaufe, die sich an der Kordel befand, an ihrem Gürtel. „Bianca wäre jetzt richtig neidisch“, grinste die 18-Jährige in sich hinein und trat nun den Rückweg an. Was Grell und Alice wohl von ihrer Entscheidung halten würden?
 

Als sie durch die Tür hinaustrat, starrte der Angestellte der Personalabteilung sie einen Moment lang an. „20 Minuten, das ging ja noch“, sagte er und noch währenddessen huschten seine Augen zu dem Schwert an ihrer Hüfte. Carina registrierte, dass er ziemlich überrascht wirkte. „Nun, dass Sie sich diese Death Scythe aussuchen hätte ich jetzt nicht gedacht“, bestätigte er sogleich auch ihre Vermutung. Die Blondine hob eine Augenbraue. „Wieso nicht? Und warum gibt es überhaupt normale Waffen dort drin? Ich dachte, Death Scythe seien ausschließlich Gartengeräte.“ Nun wurde sein Blick ein wenig spöttisch. „Glauben Sie ernsthaft, die Shinigami von vor 1000 Jahren seien mit Gartengeräten herumgelaufen? Damals war unsere Entwicklungsabteilung noch nicht so weit fortgeschritten und es wurden auch ganz normale Waffen benutzt. Dieses Schwert zum Beispiel befand sich sicherlich schon seit 200 Jahren da drin, aber es wurde bisher von niemandem ausgewählt.“ Er blätterte in seinen Unterlagen und machte bei dem Feld mit der passenden Inventarnummer ein Häkchen.
 

„Nun, Sie sind hier fertig. Gehen Sie pfleglich mit ihrer Death Scythe um, Sie haben schließlich nur die Eine.“ Carina nickte, reichte ihrem Gegenüber die Hand und schlug nun den Weg in Richtung Brillenabteilung ein. Diese Entscheidung zu treffen konnte ja nur halb so schwer sein.
 

„Oder auch nicht“, dachte Carina und schluckte beim Anblick der vielen Gestelle. Mussten die denn immer so viel Auswahl haben? „Was würde Alice wohl machen?“, fragte sie sich und kam auch sogleich auf die Antwort. „Such dir eine aus, die zu dir passt“, murmelte sie und konnte sich bildlich vorstellen, wie Alice genau das sagte. „Die zu mir passt…hmm“, überlegte sie laut und ging die Reihen durch. „Ich werde meine Death Scythe von jetzt an immer bei mir tragen. Also sollte es entweder eine Farbe sein, die zu Rot passt oder…“ Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie eine passende Brille ausmachte. Und keine 5 Minuten später verließ sie Brillenabteilung wieder, nun mit ihrer neuesten Errungenschaft auf der Nase.
 

Die Brillengläser waren rechteckig und mit einem schwarzen Rahmen umrandet. Die Bügel hingegen waren genauso rot wie der Griff ihres Katanas. Gleichzeitig waren sie auch etwas breiter, nicht so dünn wie die Bügel von Grells Brille. Sie passte perfekt in ihr Gesicht und Carina war froh, dass sie nun auch das erledigt hatte. „Jetzt kann jeder sehen, dass ich die Prüfung bestanden habe“, dachte sie glücklich und schlenderte in Richtung Institut. Wie sie ihren Mentor kannte, wartete dieser schon auf sie und konnte es gar nicht abwarten, ihre neue Wohnung einzurichten. Und Carina sollte Recht behalten. Als sie das Institut erreichte, stand der Rothaarige bereits vor der Tür.
 

„Na endlich“, sagte er ein wenig genervt und scannte seine Schülerin von oben bis unten. Ein entzückter Laut entfuhr ihm. „Hach, dieses Rot gefällt mir ausgesprochen gut“, flötete er und Carina konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Was für eine Überraschung“, erwiderte sie und nun deutete Grell auf ihr Schwert. „Aber warum denn ausgerechnet eins von diesen Urzeitmodellen? Da gab es doch wirklich viel schönere, mein Baby natürlich außen vorgenommen. Da kommt sowieso keine Death Scythe heran.“ „Ich finde, ich habe eine gute Wahl getroffen, mir gefällt das Katana“, antwortete sie und Grell zuckte mit den Schultern. „Nun ja, jedenfalls siehst du bis auf diese schrecklichen Klamotten schon einmal ganz passabel aus.“ „Ich bin mir sicher, dass du das heute noch ändern wirst, nicht wahr?“, sagte Carina mit einem leisen Seufzer, war aber innerlich mehr als froh, dass sie ihn als Unterstützung hatte. Grell grinste.
 

„Du kennst mich, natürlich werde ich das.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2016-07-26T19:42:19+00:00 26.07.2016 21:42
Typisch Grell!
Spitzen Kapitel.
Freu mich schon wenn's weiter geht und Undertaker vieleicht mal wieder auftaucht.:)

Von:  Crazy-Butler
2016-07-19T13:42:52+00:00 19.07.2016 15:42
Ahhh grell ist so cute X-D
Ich freue mich jedes Mal wenn ein neues Kapitel kommt, du machst das sehr gut! 💚
Von:  nicole889177122
2016-07-18T21:36:53+00:00 18.07.2016 23:36
Schreib auf jedenfall weiter :DD die Geschichte ist einfach megaa cool :3
Ich freu mich Schon auus nächste Kapitel xD
Lg Nici


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