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Selbstmord ist keine Lösung......oder?

von

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Traum oder Wirklichkeit?

Hey :)

Ich wünsche Euch auf diesem Wege schon einmal einen guten Rutsch und ein frohes neues Jahr 2016.

Viel Spaß mit dem neuen Kapitel^^

LG LadyShihoin
 


 

Langsam machte Carina sich mit den Werkzeugen vertraut, schaute sich auf dem Friedhof um, entdeckte die Wasserstelle und fing bald darauf mit ihrer neuen Arbeit an. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so viele Gräber gibt, um die sich niemand kümmert. Irgendwie schon traurig.“ Mit beiden Händen schleppte sie den Eimer, der nun fast randvoll mit Wasser gefüllt war, zu dem ersten Grab und stellte ihn daneben ab. Neugierig lass sie die Inschrift auf dem dunklen Grabstein.
 

Jessica Conners

18.06.1870 – 05.09.1884
 

Für einen Moment zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen. Dieses Mädchen war nur 14 Jahre alt geworden und obwohl sie erst 2 Jahre tot war, kümmerte sich bereits niemand mehr darum. „Vielleicht haben ihre Eltern es nicht ertragen“, dachte sie und begann mit einem Lappen den Stein sauber zu wischen. Erneut musste sie an ihre eigenen Eltern denken. Es brach ihr das Herz, wenn sie daran dachte, dass ihre Eltern denken würden, sie wäre tot. „Lass es nicht an dich ran“, murmelte sie sich selbst zu und holte nun die Schaufel, um das Grab richtig zu bepflanzen.
 

Die Zeit verging wie im Fluge und Carina war froh darüber, denn so konnte sie ihre unangenehmen Gedanken ignorieren. Der Blumenhändler war ein großer, stämmiger Mann mit Kinnbart und sehr nett. Geduldig zeigte er der 16-Jährigen seine Ware und erklärte ihr die verschiedenen Bedeutungen der Blumen und Pflanzen. Als Carina mit dem dritten Grab fertig wurde, tat die Glocke der Kirche 16 Schläge. „Doch schon so spät“, sagte sie und wischte sich kurz mit dem Handrücken über die Stirn. Das Ganze war doch anstrengender als sie gedacht hatte. Gerade, als sie sich die Hände mit klarem Wasser abwusch, betrat der Undertaker den Friedhof und kam mit seinem altbekannten Grinsen auf sie zu. „Nicht schlecht“, sagte er anerkennend und betrachtete die bepflanzten Gräber. Carina lächelte ganz leicht und half dem Bestatter dabei die Materialien wieder in den Schuppen zu räumen. Gemeinsam machten sie sich danach auf den Rückweg.
 

Der Himmel färbte sich bereits rot und orange, als sie den Laden endlich erreichten. „Ich werde dich nicht jedes Mal abholen können, also solltest du dir die Uhrzeit merken. Es wird bald dunkel und wie ich dir gestern bereits sagte ist es keine gute Idee, um diese Zeit noch draußen zu sein. Wir wollen doch nicht, dass ich dich in einen meiner Särge betten muss, oder?“ Ein Schauder lief ihr unwillkürlich über den Rücken. Selbst so ein ernstes Thema verpackte er in einen Witz. „Ja“, antwortete sie lediglich und hoffte, dass man ihre Beklommenheit nicht hören konnte. Ihre Augenlieder waren plötzlich verdammt schwer. „Eigentlich kein Wunder“, dachte sie sich. Die letzte Nacht hatte sie nicht geschlafen und heute hatte sie fast den halben Tag lang gearbeitet. Das war schon etwas anderes, als in der Schule herumzusitzen und dem Lehrer zuzuhören.
 

Sie zog den Mantel aus und hängte ihn an den Kleiderständer, der an der Eingangstür stand. „Du solltest etwas essen“, schlug der Undertaker vor und wie aufs Stichwort knurrte der Magen der 16-Jährigen. Während der Undertaker belustigt auflachte, wurden Carinas Wangen heiß. Schnell ging sie in die Küche, in der festen Erwartung erneut Kekse essen zu müssen. Jedoch hielt sie gleich darauf verwundert inne, als sie Brot und verschiedene Aufstriche auf der Anrichte stehen sah. „Das war heute Morgen definitiv noch nicht da“, dachte sie. „Ich dachte mir, es könnte dir auf Dauer langweilig werden nur Kekse zu essen“, sagte er dicht hinter ihr. Für einige wenige Sekunden, die sich allerdings absurd in die Länge zogen, herrschte Schweigen. Ohne es verhindern zu können – oder zu wollen – drehte sie sich um und lächelte. „Danke“, murmelte sie leise, aber vollkommen aufrichtig. Für einen kurzen, wirklich kurzen Moment wirkte der Undertaker verdutzt. Doch so schnell wie es gekommen war, war es auch schon wieder vorbei. Grinsend deutete er eine leichte Verbeugung an und ging dann die Treppe hinab, die - wie Carina vermutete - zu seinem eigentlichen Arbeitsplatz führte.
 

Das Mädchen aß drei Brotscheiben mit Erdbeermarmelade und stieg dann die Treppen zum Badezimmer herauf. Sie schloss die Tür ab und lies ein wenig Wasser in die Badewanne einlaufen. Schnell wusch sie ihre Anziehsachen und hängte sie über einen Handtuchhalter zum Trocknen auf. Nun ließ sie deutlich mehr Wasser in die Wanne und 5 Minuten später setzte sie sich selbst hinein. Ein wohliger Seufzer entfuhr ihr. „Wenn das nicht der Himmel ist, dann weiß ich auch nicht“, dachte sie und tauchte einmal komplett unter. Sie konnte richtig spüren wie der ganze Dreck und ein wenig von dem Stress der letzten zwei Tage von ihr abfiel. Natürlich war das auf Dauer keine Lösung. „Gehen wir das Ganze doch mal logisch an“, flüsterte sie und verdrehte sogleich die Augen. „Sofern man in dieser Sache von Logik sprechen kann“, fügte sie hinzu und griff nach einer der Flaschen neben der Badewanne, um sich einzuseifen.
 

„Es gibt einen Grund warum ich hierhergekommen bin. Wenn ich herausfinde was das für ein Grund ist, dann kann ich vielleicht nach Hause zurück. Aber wie mache ich das? Wo soll ich anfangen?“ Während sie die nächsten 30 Minuten im Wasser trieb, zerbrach sie sich den Kopf darüber, kam allerdings zu keinem richtigen Ergebnis. Als ihre Finger bereits ganz schrumpelig waren und sie vom Denken Kopfschmerzen bekam, stieg sie aus dem Wasser und trocknete sich gründlich ab. Wie immer war sie eine gefühlte Ewigkeit mit dem Kämmen ihrer Haare beschäftigt. Es war bereits stockdunkel draußen, als sie endlich in ihr Schlafzimmer ging.
 

„Was ist das denn?“ Carina runzelte die Stirn und hob das unbekannte Objekt von ihrem Bett auf. Gleich darauf glotzte sie es mit der gleichen Ungläubigkeit an, wie am frühen Morgen das Kleid. Es war ein schneeweißes, langärmliges Nachthemd. Aber das war nicht das Schlimmste. „Rüschen. Es hat verdammt noch mal Rüschen“, sagte sie zu sich selbst und besah sich die Falten am Saum und an den Ärmeln. „Ach du Scheiße“, dachte sie und musste unwillkürlich grinsen, als sie sich Biancas Reaktion auf dieses Kleidungsstück vorstellte. Die Braunhaarige würde ihr die tief in die Augen sehen, den Kopf ein wenig senken und dann mit ungläubiger Stimme „Dein Ernst?“ sagen. „Jetzt grinse ich bestimmt mindestens so breit wie der Undertaker“, dachte die Blauäugige und lachte in sich hinein. Bianca und sie hatten schon immer eine Menge Unsinn veranstaltet. Aber zumindest war es bei ihnen immer lustig zugegangen. „Nicht so wie bei diesen ganzen anderen Spießern, die sich immer über uns lustig gemacht haben.“
 

Sie waren nie die besten Schüler gewesen oder die besten Sportler. Besonders hübsch oder cool auch nicht. Irgendwie hatten sie in keine der Gruppen hinein gepasst. Aber sie hatten zumindest einander gehabt. Jetzt war Carina ganz auf sich alleine gestellt. Seufzend zog sie das Nachthemd an. Wie schon ihre übrigen neuen Klamotten passte es perfekt. Es endete knapp über ihren Füßen und der Stoff fühlte sich angenehm auf der Haut an. Das Alles war bestimmt nicht billig gewesen. Irgendwie wurde sie aus diesem Mann nicht schlau. Er kannte sie nicht und trotzdem half er ihr, kaufte ihr sogar etwas zum Essen und zum Anziehen. So jemanden hätte Carina in ihrer Zeit nur schwerlich gefunden.
 

Sie gähnte. „Diese Nacht werde ich mit dem Schlafen definitiv keine Probleme haben“, dachte sie und stieg vollkommen übermüdet ins Bett. Sie warf sich lediglich noch die Decke über und keine 10 Sekunden später fielen ihr bereits die Augen zu.
 

Carina träumte. Das war ihr relativ schnell klar. Zum einen war sie wieder in der Zukunft. Das erkannte sie sowohl an den Autos, als auch daran, dass sie auf dem Dorfspielplatz war, auf dem sie früher immer viel Zeit verbracht hatte. Zum anderen – und das war nun wirklich der ausschlaggebende Grund – schien sie wieder 6 Jahre alt zu sein. Das kleine Mädchen schaute an sich herunter. Sie trug eine blaue Hose, ein hellgrünes T-Shirt und äh, rosafarbene Schuhe? „Wie konnte ich diese Farbe damals nur gut finden?“, dachte Carina etwas angewidert. Im nächsten Moment wurde ihr bewusst, dass sie keinerlei Kontrolle über ihren Körper hatte, denn plötzlich lief sie los ohne es wirklich zu wollen. „Was zum Teufel…“, dachte sie und schaute sich selbst dabei zu, wie sie vom Spielplatz runterlief und sich der Hauptstraße näherte. Schon von weitem sah die Blondine von rechts ein blaues Auto kommen, doch das Mädchen blieb nicht stehen. Jede Zelle ihres Körpers, die einen Selbsterhaltungstrieb besaß, schrie in schierer Panik auf. „Bleib stehen, verdammt noch mal. Bleib stehen“, schrie sie ihr jüngeres Ich an, doch es nützte nichts. „Warum bleibe ich nicht stehen?“
 

Und mit einem Mal traf sie die Erkenntnis mit voller Wucht. Sie konnte das Auto vielleicht sehen, aber ihr 6-jähriges Ich nicht. Kinder in diesem Alter achteten nicht so auf ihre Umgebung wie Jugendliche oder Erwachsene. War das Ganze hier mehr als nur ein Traum? War das vielleicht…eine Erinnerung? Irgendwie hatte sie plötzlich das Gefühl, sich dunkel zu erinnern. Ganz dunkel in ihrem Unterbewusstsein und da war auch dieses Déjà-vu Empfinden. „Aber meine Eltern hätten mir doch gesagt, wenn ich irgendwann einmal von einem Auto angefahren worden wäre“, dachte sie in dem Moment, in dem ihre kleinen Füße die Straße berührten. Ihr Kopf drehte sich in Richtung des Autos und nun schien das Auto auch der kleinen Carina aufzufallen. Wie angewurzelt blieb das Kind stehen und schaute in einer Art Schockstarre das Fahrzeug an, das nur noch wenige Meter von ihr entfernt war. „Großartig, jetzt bleibst du stehen“, stöhnte die 16-Jährige und realisierte kaum, dass sie mit sich selbst schimpfte. Innerlich machte sie sich bereits auf den Aufprall gefasst, jedoch überschlugen sich gleichzeitig ihre Gedanken. Das Auto fuhr bestimmt mindestens 50 km/h. Wenn es sie wirklich frontal treffen würde…Nein, das wollte sie sich lieber nicht vorstellen.
 

Das hier war zwar immer noch ein Traum, aber trotzdem hatte sie Angst davor die Schmerzen zu spüren. Carina hätte am liebsten die Augen geschlossen, aber immer noch war sie lediglich die stille, zur Untätigkeit verdammte, Beobachterin. Genau eine Sekunde – wenn überhaupt, vielleicht waren es auch nur Millisekunden – vor dem Aufprall schlossen sich zwei Arme um ihren kleinen Körper und bereits im nächsten Moment war sie nicht mehr auf der Straße, sondern wieder auf dem Spielplatz. Plötzlich sah sie nichts mehr. Es war, als hätte plötzlich jemand das Licht ausgeknipst. Dennoch konnte sie weiterhin spüren, wie sie hochgehoben wurde. Vermutlich hatte ihr jüngeres Ich durch den Schock das Bewusstsein verloren. „Das war ganz schön knapp“, hörte sie über sich eine Stimme sagen. Es war unverkennbar eine Männerstimme. Sie war tief, aber gleichzeitig samtweich und ruhig. Carina kannte die Stimme nicht, aber irgendwie war ihr seltsam zumute. Ihre Sinne waren plötzlich alle bis zum Zerbersten angespannt, gleichzeitig aber fühlte sie sich auf einmal so…so sicher. Eine Hand strich ihr durchs Haar. „Ich stehe zu meinem Versprechen. Ich werde Euch für immer beschützen.“
 

Carina fuhr aus dem Schlaf hoch und stand einen Moment später senkrecht im Bett. Kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn und sie zitterte am ganzen Körper. Während sie versuchte ihre Atmung zu beruhigen und nicht schmerzhaft oft einzuatmen, hämmerte ihr Herz hart gegen ihren Brustkorb. Für einen ganz kurzen Moment wurde ihr schlecht und sie ließ sich wieder zurück ins Bett fallen. Die Übelkeit verflog nach wenigen Sekunden, was blieb waren dröhnende Kopfschmerzen in ihren Schläfen. Komplett aufgelöst brach sie in Tränen aus.
 

Was, um alles in der Welt, hatte das nur zu bedeuten?



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