Merlin von LenaVanTionas (Das Schicksal von Camelot) ================================================================================ Kapitel 27: Zu Ehren eines Helden ---------------------------------     Kapitel 27 - Zu Ehren eines Helden       Es verging eine Woche. Eine Woche voller Tränen, Trauer, Wut und Verzweiflung, bevor der Tag kam, vor dem Arthur und seine Freunde so große Angst hatten. Merlins Beerdigung. Es waren trostlose Tage. Arthur, Gwen und die Ritter kämpften mit ihrer Trauer und dem Schmerz, die einen mehr als die anderen. Arthur hatte den Rittern über diese Zeit freie Tage eingeräumt. Sie waren dabei und mussten damals am See ihren König auffangen. Nun sollten sie die Tage Zeit bekommen, damit sie sich etwas um sich selbst kümmern konnten. Der Rat hatte bis dahin alle Entscheidungen getroffen und die Führung von Camelot übernommen. Bei wichtigen Fragen traten die Männer an Gwen heran. Arthur hatte über diese Tage seine Gemächer kaum verlassen, weder um sich die Beine zu vertreten, noch um zu trainieren. Selbst Schlaf fand er kaum. Als er aber am ersten Morgen nach den Ereignissen am See von Avalon aufwachte und George, sein zeitweiliger und (zu seinem Leidwesen) neuer Diener bereits die Gemächer aufräumte, hatte Arthur die Kontrolle verloren. Er hatte ihn angeschrieen, ihn mit Gegenständen beworfen wie früher Merlin und befohlen, dass er verschwinden solle, sonst würde er ihn in den Kerker werfen. Der Diener hatte sofort die Flucht ergriffen und sah so nicht, wie Arthur sich völlig fertig auf das Bett fallen ließ und das Gesicht in den Händen vergrub. George war geschockt, verständlicherweise, doch Gwen konnte ihn beruhigen und bat ihn, die nächsten Tage die Gemächer des Königs zu meiden oder nur in ihrer Begleitung diese zu betreten.   Die einzige Gelegenheit, in welcher Arthur seine Gemächer für längere Zeit verließ und George so die Chance gab, seine Arbeit zu verrichten war, als Arthur zu Gaius ging. Der König hatte den alten Hofarzt seit ihrem letzten Gespräch in seinen Gemächern nicht mehr gesehen. Er hatte sich nicht getraut zu Gaius zu gehen. Er wollte sein Leid nicht sehen. Doch irgendwann musste er sich dieser Aufgabe stellen. Und es gab einige Fragen, welche Arthur auf der Seele brannten. Antworten darauf erhoffte er sich von Gaius.           Flashback     Mit schleppenden Schritten begab sich der König von Camelot zu seinem Hofarzt. Er hatte ihn seit drei Tagen nicht mehr gesehen. Seit der Schlacht. Seit ihrem Gespräch. Noch nicht einmal bei der Rückkehr vom See von Avalon. Arthur konnte es nicht. Er konnte nicht einfach zu seinem Hofarzt gehen und ihm mitteilen, dass der junge Mann, welcher ihm wie ein Sohn geworden war… das Merlin fort war. Auch wenn seine Freunde sich angeboten hatten, diese Aufgabe zu übernehmen und Arthur ihnen mehr als dankbar war und das Angebot annahm, kam er sich schäbig vor, sich dieser Situation nicht schon früher gestellt zu haben. Die letzten drei Tage ging er dem alten Mann aus dem Weg. Doch länger konnte und wollte Arthur die Begegnung mit Gaius nicht aufschieben. Es war nicht seine Aufgabe als König, doch als Mensch und guter Freund von Gaius und Merlin sah Arthur es Pflicht an, dem Hofarzt Gehör zu schenken. Und ihm sein Bedauern mitzuteilen. Unbeweglich und wie erstarrt stand Arthur vor den Kammern von Gaius. Ein Teil von ihm wollte weg. Einfach nur weg. Zurück in seine Gemächer, in welchen er die letzten Tage verbracht hatte und mit Sicherheit nach diesem Gespräch wieder zurückkehren würde. Denn der König wollte nicht nur nach dem Befinden von Gaius sehen. Nein. Was Arthur noch wollte waren Antworten. Antworten auf seine Tausend Fragen, welche ihm im Kopf umherschwirrten. Antworten, welche ihm wohl nur noch Gaius geben konnte. So holte Arthur tief Luft, bevor er seine Hand hob und anklopfte. Es kam ihm wie ein lautes, durchdringendes Hämmern vor. Die Sekunden, welche er auf eine Antwort wartete, wirkten wie eine Ewigkeit. Beinahe wünschte sich Arthur, dass man ihn nicht hereinbeten würde, dass Gaius unterwegs wäre… „Herein.“ …doch dem war anscheinend nicht so. Ein Teil von Arthur wollte das alles endlich hinter sich bringen, ein anderer Teil wollte laufen. Laufen und nie wieder stehen bleiben…   Mit klopfendem Herzen betrat Arthur nun doch die kleine Kammer seines Hofarztes. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Die Räumlichkeiten des Hofarztes sahen noch immer so aus, wie bei seinem letzten Besuch. Der Duft von verschiedenen Kräutern wehte um seine Nase. Arthur erinnerte sich nicht mehr daran, zu welchem Anlass das war. Um seinen Diener zu wecken, um sich bei Gaius zu erkundigen, um einen Trank einzunehmen… Es kam ihm vor, als wäre er in seinem letzten Leben in diesen Räumlichkeiten gewesen. Die Tür zur hinteren Kammer war verschlossen. Arthur schluckte schwer. Er wusste, dass irgendwann ein neuer Lehrling bei Gaius anfangen würde. Und der würde in dieser Kammer leben. In der Kammer, in welcher Merlin… Arthur räusperte sich leise und schloss kurz die Augen, um sich zu sammeln.   Gaius drehte sich inzwischen zu seinem Gast um. Er hatte wieder ein wenig Ordnung herstellen wollen. Durch die Schlacht hatte er alles Nötige eingepackt und ein Chaos hinterlassen. Die letzten Tage hatte er kaum Zeit dafür gefunden, gab es noch immer Verletzte, die ihn brauchten. Und einen wirklichen Antrieb um Ordnung zu schaffen hatte Gaius nicht. Nicht mehr. Nicht seit die Ritter in seine Kammer traten und ihm vom Ableben Merlins erzählt hatten. Es war wie eine Hiobsbotschaft, und doch hatte der alte Mann damit gerechnet. Das Merlin eines Tages nicht mehr wiederkommen würde. Das er irgendwann wirklich sein Leben für die Erfüllung seines Schicksals und dem Schutz von Arthur geben würde. Dass er nun seinem König gegenüber stand, überraschte Gaius nicht. Er wusste, irgendwann musste es den König zu ihm verschlagen. „Mylord“, grüßte Gaius sein Gegenüber und verneigte sich leicht. Das gab Arthur Zeit, sich Gaius genauer anzusehen.   Gaius sah schrecklich aus. Als wäre er um Jahre gealtert. Noch nie hatte Arthur dem Hofarzt sein Alter so stark ansehen können wie in diesem Moment. Seine Augen waren leer, der Mund zu einem schmalen Strich zusammengekniffen. Seine Haare waren scheinbar noch stärker ergraut und matt. Und obwohl er es erwartet hatte, schien Gaius keinerlei Groll gegen Arthur zu hegen. Er konnte es weder in seinen Augen noch in seiner Stimme wahrnehmen. Diese Tatsache beunruhigte Arthur.   Gaius bat ihn Platz zu nehmen, dem Arthur zögernd nachkam. Gegenüber nahm Gaius auf einem Schemel Platz. Nun saßen sie beide an dem Tisch, an dem Lehrer und Lehrling oft zusammen saßen. So vergingen einige Momente, in denen Stille herrschte. Selten hatte sich Arthur so nervös gefühlt. Er knetete seine Hände und versuchte, sich an die Worte zu erinnern, welche er sich zuvor zu Recht gelegt hatte. Doch sein Kopf war wie leer gefegt. „Es…“ Arthur räusperte sich. „Es tut mir wirklich Leid, Gaius. Das ich Euch die Nachricht nicht selbst überbracht habe. Das es so lange gedauert hat, bis ich Euch aufsuchte. Und… Euer Verlust.“ Arthur schluckte, seine Kehle war plötzlich staubtrocken. „Merlin… war der Letzte, welcher den Tod verdient hat.“ Gaius schloss die Augen und atmete tief durch. Das gab Arthur die Zeit, den Schmerz in seiner Brust hinunter zu schlucken. Er musste durchhalten. Nun ging es nicht um ihn, sondern um Gaius. „Wenn ich irgendetwas für Euch tun kann… dann lasst es mich wissen.“ Es war nur wenig, was Arthur sagen konnte, doch ihm fiel nicht mehr ein. Er kam sich wie ein herzloser Idiot vor. Gaius öffnete seine Augen, welche schimmerten und nickte leicht. „Ich danke Euch, Sir. Doch seid Ihr gewiss auch aus einem anderen Grund hier.“ Arthur versteifte sich. Gaius hatte ihn also durchschaut. Natürlich. Er war einer der wenigen Menschen, die dies konnten. So sehr er sich meistens über diese Tatsache freute (sahen diese Menschen nicht nur den Prinz ihn ihm), so war es für ihn in diesem Fall wie ein Schlag in den Magen.   Arthur schluckte hart. Nun kam der Teil, welchen er am Liebsten streichen würde. Doch es ging nicht. Er wollte Antworten. Er brauchte Antworten. Und dafür musste er nun ganz König sein und kein Freund.     „Bitte erzählt mir, was Ihr wisst.“ Autorität schwang in Arthurs Stimme mit, die Müdigkeit darin konnte er allerdings nicht ganz verbannen. Gaius atmete tief ein und aus, um sich zu sammeln. „Merlin war ein Zauberer, das ist richtig. Aber er war nie ein Feind von Camelot.“ Arthur verschränkte die Arme vor der Brust. Das war ungefähr der Punkt, an dem sie in ihrem letzten Gespräch geendet haben, bevor sich Arthur auf den Weg zum See von Avalon machte, um seinen besten Freund nach Hause zu holen. Gequält atmete Arthur ein und aus. Wäre er nur schneller gewesen… Seinen Blick hatte Arthur zu Boden gesenkt. Er schien nachdenklich. „Ich weiß“, sagte er schließlich leise. „Er hat mich beschützt.“ Arthur erzählte Gaius die ganze Geschichte, was in Camlann passiert war und wie Merlin es geschaffte hatte, sie alle zu retten. Ihn zu retten. „Er war schwach und verletzt. Doch trotzdem war ihm sein eigenes Wohl vollkommen gleich. Er schien keinen Augenblick an sich selbst zu denken, sondern nur an unsere Sicherheit. Er hat es geschafft, den Sachsen, dem Roch und dem weißen Drachen entgegenzutreten und zu vernichten. Trotz seiner schweren Verletzung war er in der Lage, Morgana zu töten. Wir anderen konnten nur tatenlos zusehen. Er… war so mächtig. Mächtiger wahrscheinlich, als ich mir es je auch nur vorstellen könnte. Ich habe ihn immer nur als naiven, trotteligen Diener gesehen. Und doch… er war stets an meiner Seite, bei Gefahr oder nicht und hat mir gedient. Sogar mehr als das.“ Arthurs Blick fuhr zu Gaius Gesicht. Der alte Mann sah seinen König einfach nur an. Tränen schienen in seinen Augen zu schimmern. „Sagt mir warum, Gaius. Warum hat er das getan? Ich verstehe das einfach nicht!“ Der König hatte sich beinahe in Rage geredet und war während seiner Rede aufgestanden und hatte sich am Tisch abgestützt. Seine Hände ballten sich und er knirschte wütend mit den Zähnen. „Ihr sagtet damals, Merlin würde etwas in mir sehen! Aber was sah er in mir, Gaius? Warum hat er all das Leid auf sich genommen und letzten Endes sogar sein Leben für mich gegeben?!“ Zischend holte Arthur Luft, als sich sein Herz vor Schmerz zusammenzog. Nachsichtig und verständnisvoll sah Gaius Arthur an. „Könnt Ihr das wirklich nicht verstehen? Merlin hat Euch nie einen Anlass gegeben, ihm zu misstrauen. Und er hat auch Euch immer vertraut. Ihr wart Freunde, Arthur. Ich wiederhole meine Frage gerne noch einmal: Ändert denn die Tatsache, dass Merlin ein Zauberer ist, etwas an eurer Freundschaft?"   Beinahe wie erschlagen ließ sich Arthur wieder auf den Stuhl fallen. Er brauchte nicht darüber nachdenken, denn die Antwort lag auf der Hand. Nein. Nein, die Tatsache, dass Merlin ein Zauberer war änderte nichts an ihrer Freundschaft. Es war ein Schock, natürlich, und Arthur war enttäuscht, doch es änderte nichts daran, dass Merlin immer an seiner Seite war. Er hat immer loyal und treu zu ihm gehalten. Doch noch immer wusste Arthur nicht alles über seinen besten Freund. Und er wollte diese Lücke füllen. Und ein Blick zu Gaius verriet dem König, dass da noch etwas war. Etwas, was die Loyalität von Merlin erklären würde.   „Der Drache… Kilgharrah erwähnte… dass es Merlins Schicksal gewesen wäre, mich zu beschützen. Was… meinte er damit?“ Gaius holte tief Luft. Ihm war klar, dass Merlin Arthur schon seit langem die Wahrheit sagen wollte. Die ganze Wahrheit, damit dieser verstehen konnte, warum Merlin all das getan hatte. Doch der alte Hofarzt wünschte sich, dass es Merlin selber es gewesen wäre, der dem König alles berichtet hätte. Doch das war nicht möglich. So blieb Gaius nichts anderes übrig, als sowohl Merlin als auch Arthur zu helfen.   „Merlin und Ihr seit Teil einer uralten Prophezeiung, Mylord. Euch steht Großes bevor. Die Propheten haben vor langer Zeit verkündet, dass Ihr die Magie, welche in Eurem Reich verhasst war, zurückführen würdet und als größter König aller Zeiten die Länder einen würdet. Ihr, Arthur Pendragon, würdet Albion erschaffen und darüber herrschen, als einstiger und zukünftiger König.“ Eine kurze Erklärung. Und doch verwirrte sie Arthur noch mehr, als er bereits war. Er konnte Gaius nur fragend anstarren, worauf dieser fort fuhr. „Merlin… er hat Euch nie leichtfertig begleitet. Er wusste genau, was er tat. Merlin wurde als Euer Beschützer entsandt. Er würde Euch und Camelot vor Schaden bewahren und dafür sorgen, dass Ihr auf dem Pfade gelangen und bleiben würdet, den das Schicksal für Euch vorgesehen hat. Und Merlin würde Euch auf Eurem vorbestimmten Weg beiseite stehen. Durch die Alte Religion selbst mit einer Macht geboren, die niemand würde aufhalten können.“ Gaius richtete sich auf und sein Blick wurde eine Spur weicher. Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen, voller Stolz und Ehrfurcht. „Merlin tat immer alles in seiner Macht stehende, um Euch und seine Freunde zu schützen. Doch nicht nur das. Merlin war immer das, was Ihr am meisten brauchtet, Arthur.“ Nun war der König gänzlich verwirrt. Was sollte das heißen? „Was meint Ihr damit, Gaius?“ „Egal wann oder wo, Merlin war immer das, was Ihr zu welchem Zeitpunkt auch immer am Dringlichsten brauchtet. Freund, Zuhörer,… Beschützer. Er wollte für Euch da sein, Euch beschützen und retten. Den Druiden und Anhängern der Alten Religion… als Emrys bekannt. Der mächtigste Zauberer der Welt.“   Emrys. Dieser Name. Es war der Name, welchen auch Merlin nannte, als er sich dem Roch stellte. Und langsam begann Arthur zu begreifen.   Merlin war ein Zauberer. Und nicht irgendeiner. Merlin war Emrys. Doch nicht nur das. Emrys war Merlin. Emrys, der mächtige Zauberer, welcher durch die Alte Religion selbst geboren wurde, sollte also sein Beschützer sein und über Arthur wachen. Der Beschützer des Königs und zudem der Beschützer von Camelot. Es war seine Bestimmung, dafür Sorge zu tragen, dass Arthur kein Leid zu stieß. Egal, zu welchem Preis. Merlin, der tollpatschige, schlaksige, mutige junge Mann hingegen war sein Begleiter. Er war da, wenn Arthur im Begriff war, eine falsche Entscheidung zu treffen. Aber hauptsächlich war Merlin für Arthur da, wenn dieser jemanden zum Reden brauchte. Jemanden, der ihn aufmunterte, ihn aufbaute, wenn die Pflichten als Königs ihn beinahe erdrückten und auf den sich Arthur verlassen konnte, wenn der Verlust all jener, welche er seine Freunde nannte und ihn verraten hatten, zu groß wurde.   Arthur lehnte sich in dem Stuhl zurück. Es waren so viele Informationen auf einmal. Er konnte beinahe nicht begreifen, wie weit die Loyalität von Merlin ging. All diese Jahre trug Merlin diese Bürde. Diese Last, ein Geheimnis mit sich zu tragen, dass so groß ist. Und sich niemandem anvertrauen zu können, weil es den eigenen Tod bedeutet hätte. Arthur vermochte sich nicht vorzustellen, wie schmerzhaft und schwer es für seinen Freund war. Sein loyaler Freund, der nichts mehr hasste, als seine Freunde zu belügen.   Arthur erinnerte sich. In der Schlacht um Camelot hatte er Merlin gefragt, ob er wüsste, wie es ist, die Zukunft des Königreiches auf seinen Schultern lasten zu haben. Es war eine rhetorische Frage gewesen, auf die Arthur nie eine Antwort wollte oder überhaupt erwartet hätte. Dachte er doch immer, dass ihn in Camelot niemand verstehen würde, noch nicht einmal Merlin. Doch nun kannte er die Antwort. Ja. Ja, Merlin wusste sehr wohl wie es ist, diese Last zu tragen. Und das zu jeder Zeit. Jede Stunde, jede Minute, jeden Augenblick, seitdem er Camelot betreten und Arthur begegnet war. Er musste nicht nur die Zukunft von Camelot gewährleisten, er musste auch das Leben von Arthur beschützen und dafür sorgen, dass dieser ein guter König wird, damit Albion vereint werden kann. Auf Merlins Schultern lastete nicht nur die Zukunft von Camelot, sondern noch so viel mehr. Wie viel mehr, vermag sich Arthur nicht vorzustellen. Und dieses Wissen vermehrte seine Schuldgefühle noch mehr.   Gaius, welcher die wachsende Schuld in den Augen seines Königs sah, versuchte, ihn zu beruhigen. „Ihr müsst Euch keine Vorwürfe machen, Mylord.“ Arthur hob den Kopf und sah seinen Hofarzt beinahe ungläubig an. So viel hatte er falsch gemacht, als König und vor allem als Freund. Wie kam Gaius nur darauf, dass es nicht seine Schuld war? „Auch Ihr standet ihm zur richtigen Zeit zur Seite. Erinnert Euch nur an den Tod von Balinor.“ Arthur verzog das Gesicht. Wie könnte er sich daran nicht erinnern? Wie er Merlin keine Zeit gab, damit er um seinen Vater trauern konnte. Wie ein herzloses Monster kam sich der König vor. „Ich habe ihm damals gesagt, dass kein Mann seine Tränen wert wäre. Wenn ich es nur gewusst hätte, -“ „Dann hättet Ihr Euch gegen Euren Vater stellen müssen. Jeder Drachenmeister gehörte seiner Ansicht nach getötet. Und wenn Euer Vater erfahren hätte, dass Merlin der Sohn Balinors war, dann hätte er ihn ohne zu Zögern auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Er wollte Euch nicht in diesen Zwiespalt bringen, Arthur.“ Arthur schwieg darauf. Und die Schuld wurde größer. Merlin hatte sich der Trauer alleine hingegeben, um ihn nicht zwischen die Fronten zu ziehen. Arthur konnte wirklich nicht sagen, was er getan hätte. Hätte er sich auf Merlins Seite geschlagen? Oder hätte Arthur seinem Vater Bericht erstattet? Selbst wenn nicht, es hätte nur ein falsches Wort genügt und Uther hätte die Wahrheit erfahren. Und sein Vater war zu dickköpfig und stur, als das Arthur ihn hätte aufhalten können, wenn er Merlin hätte tot sehen wollen. Arthur erschauderte. Ihm kam wirklich keine bessere Lösung in den Sinn. Gewisserweise hatte Merlin für alle Beteiligten richtig gehandelt. Doch diese Erkenntnis verminderte das Gefühl der Schuld nicht, ganz im Gegenteil. Denn wieder war es Merlin, welcher zurückstecken musste. „Ihr wart für ihn da, Sir. In Momenten, in denen es Euch nicht bewusst war.“ Arthur sah verwirrt zu Gaius. „Ich verstehe nicht.“ Gaius schloss kurz die Augen. Was auch immer er seinem König erzählen wollte, es schien auch ihn mitzunehmen.   „Als ihr damals von der Mission mit Balinor zurückgekehrt seid, da war Merlin in sich gekehrt. Unglücklich. Verzweifelt.“ Arthur schluckte hart. Natürlich konnte er sich an die Niedergeschlagenheit seines Dieners noch mehr als gut erinnern. Und gleichzeitig rügte er sich in Gedanken dafür, nicht sensibler gewesen zu sein. „Ich habe ihn noch nie so voller Trauer erlebt.“ Gaius nickte. Es gab nur einen Moment, an den er sich erinnern konnte, in dem die Trauer Merlins ebenso groß, wenn nicht sogar noch größer war. Der Tag, an dem die Frau in Merlins Armen starb, welche er so sehr geliebt hatte. Freya. Gaius wusste, wie es war, die Liebe seines Lebens ziehen zu lassen, doch er konnte sich den Schmerz nicht vorstellen, den Merlin erleiden musste, als er seine Geliebte zu Grabe tragen musste. Aber Gaius hütete sich davor, Arthur davon zu erzählen. Der junge König würde alles wissen wollen und der alte Hofarzt wollte nicht, dass Arthur sich noch mehr Schuld auflud. Nicht jetzt, wenn Merlin ihm nicht sagen konnte, dass er ihm verzieh.   „Diese Trauer hätte Merlin beinahe zerstört. Der Tod seines Vaters und eines weiteren geliebten Menschen waren für Merlin so schmerzvoll, dass es ihn gebrochen hätte.“ Arthur sah ihn fragend an. Er wusste nicht, dass noch jemand in Merlin Umfeld verstorben war, der ihm sehr nahe stand. So wie Gaius sprach, vielleicht ebenso nah wie Arthur selbst. Das Kopfschütteln von Gaius sagte ihm allerdings, dass er ihm nicht sagen würde, wer es war. „In dieser Zeit der Trauer… als für ihn alles verloren schien… da fand Merlin etwas, was ihn dazu bewegte, weiter zu machen. Etwas, was ihn am Leben hielt, in Momenten der größten Hoffnungslosigkeit. Er klammerte sich daran, um weiterkämpfen zu können.“ Gaius machte eine Pause und schien Arthur erst einmal alles sacken zu lassen. Es war viel für Arthur, viel was er zu verstehen hatte und viel was er verarbeiten musste. Noch immer schwirrten ihm Gedanken und Fragen durch den Kopf, doch im Moment schien sein Kopf einfach nur bersten zu wollen. Doch diese eine Sache wollte der König noch wissen. „Was war es?“, fragte Arthur mit belegter Stimme wissen. Arthur konnte sich nicht vorstellen, dass Merlin jemals die Hoffnung verlor. Für ihn selbst war der Schwarzhaarige die Hoffnung selbst gewesen. Jedes Mal, wenn Arthur am Boden war, dann wusste er ganz genau, dass Merlin da sein würde, um ihm eine Hand zu reichen und wieder aufzuhelfen. Aber für ihn war niemand da. „Was hat Merlin geholfen, sich wieder aufzurappeln und sich all den Gefahren zu stellen?“ Seine Augen suchten die seines Hofarztes, als er ihn anblickte. Der Ausdruck darin und das Lächeln, welches sich auf Gaius` Lippen legte, ließen Arthur erstarren. „Ihr, Arthur.“       ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~       Nach diesem Gespräch hatte Arthur den Rat zusammenkommen lassen. Sein Kopf schmerzte und all das, was Gaius ihm erzählt hatte, nagte an ihm und machte ihn langsam kaputt. Arthur wusste sich nicht zu helfen. Aber er wusste, wie er Merlin helfen konnte. Damit sein Tod einen höheren Sinn bekam. Er würde nur einen Beschluss mitteilen. Egal, wie sehr sich die Mitglieder des Rates über seine Entscheidung aufregen oder vielleicht auslassen würden, es wäre ihm gleich. Denn der Entschluss sollte den Weg ebnen, den Merlin für ihn und Camelot vorgesehen hatte. Zudem… war es Merlins Wunsch. Sein größter und letzter Wunsch. Und diesem würde Arthur entsprechen.   Die Blicke des Rates lagen erwartungsvoll auf ihm, als Arthur in den Ratssaal eintrat. Seit er vom See von Avalon zurückgekehrt war, hatte niemand aus dem Rat den König gesehen. Umso gespannter waren sie nun, was er ihnen zu sagen hatte. Gwen stand neben ihm und nickte ihm aufmunternd zu. Sie wusste, was ihr Mann vorhatte, hatte er ihr in der Zwischenzeit sein Vorhaben in kurzen Worten erläutert und sie würde ihn in allen Belangen unterstützen. Arthur stützte sich auf dem Tisch ab. Er wusste, was er gleich sagen würde, hätte Konsequenzen und würde schwer zu erreichen sein, doch das würde ihn nicht aufhalten. Niemand würde das. Und so verkündete der König seinen Beschluss. „Die Gesetzte werden geändert. Magie wird in Camelot wieder erlaubt sein.“ Lautes Stimmengewirr war die Antwort auf diese Verkündung.     Flashback Ende           Ja, es waren etliche Probleme und Fragen, welche von dem Rat an ihn herangetragen wurde. Und so erzählte Arthur ihnen die Wahrheit. Wie Merlin die Sachsen bekämpft und besiegt hatte. Er hatte die Bestie Roch vernichtet. Das es Merlin war, der Morgana getötet hatte. Die Tatsache, dass der Schwarzhaarige Arthur all die Jahre beschützt hatte. Und diese heldenreiche Tat mit seinem Leben bezahlt hatte. Es war für die älteren Männer, welche lange unter Uther gedient hatten und dessen Abneigungen gegen Magie teils übernommen hatten, eine seltsame und unglaubliche Geschichte. Sie alle kannten den schlaksigen Diener des jungen Königs. Tollpatschig und naiv. Und keiner hätte ihm zugetraut, dass ihn so ein großes Geheimnis umwehen könnte. Doch sie sahen auch viel Gutes in der Magie und nach einigen Diskussionen - welche sie alleine führen mussten, da Arthur sich nicht von diesem Beschluss abbringen lassen würde - hatte der Rat von Camelot zugesagt und wollte die Gesetze ändern. Doch sie alle wussten, dass es Zeit brauchen würde und viel Arbeit auf sie zukam. Arthur jedoch hielt es für möglich und nötig. Nach dem, was er im Kampf gegen Morgana und den Roch gesehen hatte – vor allem, was Merlin geleistet hatte – da glaubte der König tatsächlich an eine Koexistenz zwischen den Menschen in Camelot und Zauberern. Es würde sicher holprig werden und lange dauern, aber dieser stille und letzte Wunsch von Merlin konnte nun wirklich klare Formen annehmen. Dieser Traum konnte wahr werden.       ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~       Boten wurden ausgesandt und hatten den Beschluss zur Gesetzesänderung an die anderen Königreiche überbracht. Vielleicht gab es bereits einige Zauberer, welche von den Geschehnissen gehört hatten und bei der Beisetzung dabei sein wollten. Dies würde der König niemanden verwehren. Er würde seinem Volk die Änderung an diesem Tage verkünden. Nun gab es vorher eine größere Hürde zu nehmen, vor welcher der König von Camelot Angst hatte. Merlins Beerdigung. Es war eine rein symbolische Geste.   Arthur hatte Merlins Körper dem See von Avalon übergeben, wie es der Drache damals gesagt hatte. Doch das hinderte ihn keineswegs daran, für Merlin hier eine angemessene Beerdigung abzuhalten. Nichts und niemand hätte den König davon abbringen können. Eine Beerdigung, welche allen Rittern Ehre gemacht hätte und für Camelots - und seinen - Retter angebracht war. So wurde ein Scheiterhaufen errichtet, auf dem traditionsgemäß ein roter Umhang und ein Schwert verbrannt wurden. Noch nie wurde einem Diener solch eine Beerdigung gewährt. Doch Merlin war kein einfacher Diener. Und das wollte Arthur seinem Volk begreiflich machen. Auch wenn Arthur Angst vor diesem Tag hatte. Denn die Beerdigung würde es endgültig machen. Merlin wäre fort. Für immer. Arthur hatte den leblosen Körper seines besten Freundes gesehen, doch die Beerdigung… Es war nötig. Es war richtig. Zudem… Merlin hatte diese Ehre mehr als jeder andere verdient.   Und deswegen standen nicht nur die Ritter auf dem Hauptplatz. Unzählige andere Menschen standen dort, Diener und Mägde, Damen vom Hof, Händler, der Wirt, die Stallburschen, Tyr, der Stallmeister und so viele mehr… In diesem Moment schienen die Schluchten, welche zwischen Adligen und einfachem Volk herrschten, verschwunden zu sein. Sie alle waren in Trauer vereint. Es rührte Arthur, dass Merlin anscheinend noch mehr Menschen verändert und in gewissem Sinne berührt hatte als nur ihn und seine Ritter. So viele Menschen waren gekommen, um dem Helden von Camelot die letzte Ehre zu erweisen. Auch wenn sie die Wahrheit nicht kannten.   Tief holte Arthur Luft. Er hatte keine Rede vorbereitet. Er war noch nie gut darin. Und jegliches geschriebene Wort wäre nicht annähernd an die Wahrheit herangekommen. Wie groß dieser Verlust war. Wie groß er für ihn war. Und auch, wenn er es nie zugeben würde, Arthur hörte in diesem Moment einfach auf sein Herz und sagte das, was er schon längst hätte sagen sollen.   „Wir sind heute hier… um Merlin die letzte Ehre zu erweisen.“ Stille herrschte bereits seit Arthur vor den Scheiterhaufen trat. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Trauer in jedem Gesicht. Sie alle wollten große Worte hören, Worte, die beschrieben, was für ein Held Merlin war.   Doch Arthur hatte nicht vor, das Geheimnis um seinen Diener zu lösen. Nur den Mitgliedern des Rates hatte Arthur die Wahrheit über Merlin erzählt und diese bat er um Stillschweigen. Arthur würde in seiner Rede nicht die Tatsache aussprechen, dass Merlin ein Zauberer war. Es kam ihm nicht richtig vor. Am Liebsten hätte Arthur ihnen alles gesagt, es herausgebrüllt, was Merlin alles für ihn und das Königreich getan hatte, obwohl Arthur wahrscheinlich noch nicht einmal die Hälfte davon wusste, was Merlin wirklich alles vollbracht hatte. Aber es ging nicht. Die Menschen hatten noch Angst vor der Zauberei. Und vielleicht würde auch das Bild von Merlin, welches sie hatten, sich verändern. Ins Negative. Und das wollte Arthur um jeden Preis verhindern. Wenn die Zauberei in Camelot angekommen war… wenn die Menschen sie akzeptierten und sie nicht mehr fürchteten, dann würde Arthur es dem Volk mitteilen. Er würde ihnen sagen, was für ein großer und mächtiger Mann Merlin war und das er sie alle mehr als einmal gerettet hatte. Die Menschen sollten nicht wissen, dass Merlin ein Zauberer war. Noch nicht. Aber die Welt sollte wissen, dass der König von Camelot seinen treuesten und besten Freund verloren hatte. Das Merlin für Arthur sein Leben gelassen hatte.   „Merlin war… ein treuer Diener. Mit Fehlern und Macken, aber immer da, wenn man ihn brauchte.“ Wenn er ihn brauchte. Immer und immer wieder, egal, wie oft Arthur den Schwarzhaarigen verflucht hatte. „Er war zu jederzeit bereit, sein Leben für seine Freunde zu geben.“ Vor allem für ihn, Arthur. „Wir alle haben ihm viel zu verdanken. Ohne Merlin würden wir vielleicht nicht mehr hier in Camelot verweilen können. Ohne Merlin… wäre ich längst nicht mehr am Leben. Er hat sein Leben gegeben, um Camelot zu beschützen und um mich zu beschützen. Und dafür werden wir ihn nie vergessen.“ Gwaine trat vor und gab Arthur die brennende Fackel. Der König selbst wollte das Feuer entzünden. Es war für Arthur eine Ehre und beinahe eine Pflicht. So warf er die Fackel auf das trockene Holz, welches sofort Feuer fing. Zischend schlängelten sich die Flammen auf dem Scheiterhaufen, fraßen das Holz und den Umhang. Kurz blickte Arthur auf sein Handgelenk. Dort hatte er das rote Halstuch von Merlin, welches er in seinen Gemächern fand, umgebunden. Es wäre ihm wie ein Verrat vorgekommen, dieses Markenzeichen seines besten Freundes zu verbrennen. Es war ein Geschenk und sollte bei ihm bleiben und ihn immer an Merlin erinnern. Beinahe wie von selbst wanderte seine Hand an den kleinen Lederbeutel, welcher an seinem Gürtel hing. Kurz drückte er den Inhalt. Es war ihm so, als würde das Siegel seiner Mutter und die kleine Drachenfigur ihm Kraft schenken. Diese beiden Gegenstände, Geschenke seines besten Freundes sollten ihn von nun an begleiten und ihn immer wieder an den Weg, den er gehen wollte, erinnern.   Gwaine, Percival, Elyan und sogar Leon traten plötzlich vor. Sie standen nun direkt vor dem Scheiterhaufen und blickten stur an Arthur vorbei auf das Holz. Gemeinsam gingen die Vier auf die Knie. Überraschtes Gemurmel war die Folge. Die obersten Ritter hatten den Tod von Merlin mit großer Trauer, doch mit noch größerem Respekt aufgenommen. In ihren Augen war Merlin der mutigste Mann, dem sie je begegnet waren und den sie je kennen werden. Jemand, der sich ohne einen Gedanken um das eigene Wohl zu scheren, für jeden Einzelnen von ihnen geopfert hätte. Merlin war ein Mensch, der Camelot und das Volk all die Jahre mit seiner Magie beschützt hatte. Trotz der Furcht der Menschen und den Gesetzen, welche ihm das Leben hätte kosten können. Aber Merlin hatte stets das Wohl seiner Freunde über sein eigenes Leben gestellt. Die vier Ritter wussten, dass Merlin ihre Hochachtung verdient hatte. Er war ihr Freund und war als ihr Freund gestorben. Und deswegen knieten sie nieder, aus Respekt und Achtung für diesen mutigen Mann, welcher viel zu früh sein Leben geben musste.   Arthur hatte die Aktion seiner Ritter mit Überraschung und Ehrfurcht beobachtet. Er wusste natürlich, dass seine Ritter ebenso um Merlin trauerten und ihn vermissten. Diese Haltung jedoch war normalerweise nur dem König vorbehalten. Und doch verstand es Arthur vollkommen, dass seine Freunde ihren Respekt zollten. Er spürte eine kleine Bewegung neben sich, als Gwen seine Hand ergriff. Aus dem Augenwinkel sah er, wie sie auf das Feuer starrte und Tränen ihre Wangen hinunterliefen. Fest und doch tröstend drückte er ihre Hand. Damals, als er Gwen fortschickte, da tat sein Herz ebenso weh und er dachte, er würde nie wieder froh werden können. Doch zu dieser Zeit war Merlin war an seiner Seite, stand ihm bei und brachte es sogar fertig, ihn tatsächlich zum Lachen zu bringen. Nun war es Merlin, der fort war. Er wurde ihm quasi entrissen. Und es war Arthurs eigene Schuld. Hätte er der Magie jemals eine reale Chance gegeben… hätte er Merlin jemals spüren lassen, wie wichtig dieser ihm war und das nichts - wirklich Nichts! - etwas an ihrer Freundschaft würde ändern können… dann wäre er jetzt nicht… Merlin wäre nicht… Arthur schloss die Augen und atmete tief durch. Sein Herz schrie vor Trauer und Verzweiflung. Und keiner, weder die Menschen von Camelot, seine Ritter, seine vier Freunde, ja noch nicht einmal Gwen schafften es, ihn irgendwie ein Fünkchen Freude zu entlocken. Wie sollte er sich auch freuen können. Sein bester Freund… Sein Seelenverwandter… Sein Bruder… Merlin… war tot…   Hart schluckte Arthur und versuchte, den Kloß in seinem Hals loszuwerden. „Merlin… war der treueste Diener, den man sich wünschen konnte, der mutigste Mann, dem ich je begegnen durfte und der beste Freund, den ich je hatte oder haben werde.“ Gwen neben ihm weinte haltlos und kniff die Augen zusammen, um ihre Tränen einzudämmen. Vergeblich. Kurz sah Arthur an den Flammen vorbei zu Gaius, welcher Huinith stützte. Arthur hatte sie ins Schloss eingeladen, damit sie Abschied nehmen konnte. Obwohl sie versuchte stark zu sein rannen ihr Tränen über die Wangen. Und es wunderte Arthur nicht. Schließlich hatte sie ihren einzigen Sohn verloren. Die Ritter hatten sich wieder erhoben und blickten mit betrüben Gesichtern zum Feuer. „Die Welt hätte ihn noch länger gebraucht. Camelot hätte ihn noch länger gebraucht…“ Der König schluckte, seine Kehle brannte und schmerzte. Hastig schluckte er, um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Denn er war noch nicht fertig. „Und auch ich hätte ihn noch länger an meiner Seite gebraucht.“ Es waren die letzten Worte, welche bei dieser Beisetzung gesprochen wurden.     Arthur bemerkte nicht, wie sich nach und nach der Platz leerte. Er starrte nur in die Flammen. Irgendwann waren nur noch er, Gwen, Elyan, Gwaine, Percival und Leon da und sie schwiegen in gemeinschaftlicher Trauer über den Verlust ihres Freundes. Doch schließlich wandten sich auch seine Ritter ab und gingen zurück in die Burg, um sich der Trauerfeier anzuschließen, welche vermutlich bereits im Gange war. Ein Fest, welches Arthur organisiert hatte. Sie alle und nicht nur Gwaine würden sich ohne jeden Zweifel an diesem Tag betrinken. So stark, dass sie die Schmerzen nicht mehr spürten.   Und zum ersten Mal erschien Arthur diese Möglichkeit wirklich verlockend. Doch noch konnte er nicht hinein. Arthur sah zu, wie das Holz abbrannte. Wie es alles verschlang, was im Weg war. Sein Kopf sagte ihm, dass er sich nun ebenfalls an den Feierlichkeiten beteiligen sollte, doch seine Beine gehorchten ihm nicht.   Gwen stand weiterhin neben ihm. Das Königspaar hatte die letzten Tage wenig miteinander gesprochen. Seit der Nacht, in der sie beide geweint hatten. Jeder von ihnen musste mit seiner Trauer anders umgehen. Sie hatten sich, doch sie brauchten auch Zeit für sich. Und in der nächsten Zeit brauchten sie vor allem einander.   Irgendwann war das Feuer beinahe erloschen und Arthur stieß die Luft aus, welche er immer und immer wieder tief ein gesogen und wieder ausgestoßen hatte. Dann zog er Gwen mit sich, welche fester seine Hand nahm, und sie gingen gemeinsam die Stufen hinauf ins Schloss. Vor der Tür drehte sich Arthur noch einmal um und blickte hinab zu dem Rest des Ehrenfeuers für den Helden von Camelot. Er atmete tief durch, schloss die Augen und Merlin erschien vor seinem geistigen Auge. Mit seinem breiten Grinsen und den vor Schalk blitzenden Augen. Ein leichtes Lächeln legte sich auf die Lippen des Königs. Eine Reaktion, welche ihm wirklich nur Merlin entlocken konnte. Diesen Merlin wollte Arthur in Erinnerung behalten. Und er würde sie sein Leben lang in Ehren halten. Die Erinnerung an seinen besten Freund.             Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)