Merlin von LenaVanTionas (Das Schicksal von Camelot) ================================================================================ Kapitel 17: Die Falle schnappt zu --------------------------------- Kapitel 17 : Die Falle schnappt zu     Arthur zog sein Schwert aus einem der Sachsen, wodurch dieser zu Boden fiel. Um ihn herum lagen seine Feinde am Boden und es griffen keine Neuen an, was ihn erlaubte, Luft zu holen. Sein Atem ging schnell, als er über die Situation nachdachte. Er und seine Ritter kämpften nur gegen die Sachsen. Noch immer war keine Spur von Morgana. Weder von ihr noch von ihrer Bestie. Wie lange wollte sie sich noch im Verborgenen halten? Langsam wurde Arthur unruhig. Es war einfach nicht Morganas Art, so lange abzuwarten, während ihre Männer kämpften. Vor allem dann nicht, wenn sie eine Kreatur auf ihrer Seite hatte, gegen die Arthur und seine Männer nur schwer ankommen würden. Worauf wartete sie also noch?   So in Gedanken versunken sah Arthur sich um. Und was er sah, gefiel ihm überhaupt nicht.   Er hatte es nicht bemerkt, doch beim Kämpfen hatte er sich verrannt, war in einen kleinen Teil der Schlucht gelangt, wo kaum Kämpfe stattfanden. Arthur runzelte die Stirn. Er war sonst so aufmerksam. Jedenfalls, wenn es um solche Schlachten und Kämpfe ging. War es Zufall, dass er hier gelandet war? Oder wurde er absichtlich hierher gelockt? Sollte es eine Falle sein? …Nein. Denn dann hätte sich Morgana schon längst gezeigt, gleich nachdem er den letzten Sachsen getötet hatte. Arthur hätte wahrscheinlich gar nicht so schnell schauen können, wie er schon am Boden liegen würde. Es konnte keine Falle sein, beruhigte sich der König selber.   Arthur atmete tief durch, packte sein Schwert fester in der Hand, wandte sich um, wollte sehen, wie er wieder zu seinen Männern kam, als er stockte. Sein Blick war geradeaus gerichtet, seine Augen weiteten sich und sein Mund klappte leicht auf. Er hätte nie gedacht, dass er ihn ausgerechnet hier wieder sehen würde. Was tat er hier? Warum war er hier?   Arthur konnte seinen Augen kaum trauen, doch sein fassungsloser Blick wurde stumm erwidert. Die blauen Augen blickten in ein paar grüner Seelenspiegel, welche ihn ansahen. Einfach nur ansahen.   Emotionslos blickte Mordred zu seinem ehemaligen Herrn. Mit einem Blick hatte der junge Druide die Situation erfasst. Arthur schien sich der Gefahr gar nicht wirklich bewusst zu sein. Sein Schwert hielt er einfach in der Hand. Zwar fest, aber nicht in der Bereitschaft, es auch einzusetzen. Ihm Schaden zuzufügen. Arthur sah in ihm keinen Feind. Nicht wirklich. „Mordred…“ Der König sagte den Namen einfach, als wären sie nicht im Streit auseinander gegangen, als hätte Arthur nicht seinen Lebensinhalt getötet, als läge es nicht in der Absicht von Mordred, den Blonden zu töten. Die Wut und der Hass züngelten in dem jungen Mann hoch. Oh, wie einfach wäre es, ihn hier und jetzt zu töten. Mordred ballte die Fäuste, er wollte seine Hand an sein eigenes Schwert legen, diesen verfluchten Bastard töten - `Nein!´, zischte eine kalte Stimme in seinem Kopf `Bring ihn her. Sofort!´, befahl die Stimme und seine Gedanken lagen mit einem Mal blank. Seine Muskeln lockerten sich und er machte keine Anstalten mehr, nach seinem Schwert zu greifen. Mordreds Augen wurden von einem seltsamen Schleier überzogen und waren nur noch halb geöffnet. Er verspürte keine Gefühle mehr, so als wären sie einfach ausgeschaltet worden. Er stand einfach nur da. Als wäre er in Trance.   Arthur blieb ruckartig stehen. Er war näher an den jungen Mann herangetreten, auch, wenn seine Sinne ihm etwas anderes rieten. Sie waren nicht im Besten auseinander gegangen, doch Arthur hoffte, dass Mordred irgendwann verstehen konnte, wieso er als König so handeln musste. Doch irgendetwas stimmte nicht. Vorsichtig legte er eine Hand auf sein Schwert. Er verstand nicht, was geschah. Was mit dem jungen Mann los war. Arthur hatte es gesehen. Diesen kleinen Schimmer des Hasses, welcher in den grünen Augen aufglomm und wachsen wollte. Er hatte das Zucken seiner Muskeln gesehen, konnte beinahe schon das Ziehen seines Schwertes erahnen… „Mordred?“ Doch was nun mit seinem ehemaligen Ritter los war, konnte der König beim besten Willen nicht sagen. Es schien, als wäre plötzlich ein ganz anderer Mensch vor ihm. Nein, kein Mensch. Eine leblose Puppe. Eine Marionette.   Der junge Druide antwortete nicht, stand einfach nur da, sah ihn aus ausdruckslosen grünen Augen an. Bis er seinen Arm hob und mit der Handfläche auf den Blonden zeigte. Zuerst verstand Arthur nicht, zu aufgewühlt war er durch die plötzliche Begegnung mit seinem ehemaligen Freund und zu alarmiert von dessen seltsamen Benehmen, doch dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen und diese weiteten sich, doch zu spät. Arthur flog bereits in hohen Bogen nach hinten und kam mit einem harten Aufprall, welcher ihm die Luft aus den Lungen presste, auf dem Boden auf. Sein Kopf knallte auf den harten Stein, sein Blickfeld verschwamm und es wurde schwarz um den König von Camelot. Er blieb einfach liegen. Ohne Bewusstsein.   Mit langsamen Schritten überbrückte Mordred den Abstand zwischen sich und seinem ehemaligen König, ging vor ihm in die Knie und starrte mit ausdruckslosen Gesicht auf den blonden Mann herab. Es lief alles nach Plan. `Jaaa´, krächzte die Stimme in seinem Kopf. `Er ist nur der Anfang. Hol die Anderen, dann kann unser Spiel beginnen! Hähähähä!´ Mordred widersprach nicht und sagte auch nicht zu. Er tat einfach nur, was das Wesen ihm befahl. Denn so war ihr Plan.   In einem Wirbel aus Staub und Wind verschwand Mordred und nahm den König von Camelot mit sich.       ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~       Die Ritter schlugen sich gut gegen die Sachsen. Die Männer Morganas kämpften verbissen, doch gegen die Ritter von Camelot, welche weitaus besser trainiert waren und ihr ganzes Herzblut in den Kampf legten, hatten sie nur wenige Chancen. Die Meisten von Arthurs Mannen erfreuten sich an ihren raschen Siegen, welche sie über ihre Gegner errangen. Die vier obersten Ritter allerdings waren nicht so euphorisch. Sie waren in Sorge. In großer Sorge. Nicht nur, dass sie Morgana noch nicht einmal zu Gesicht bekommen hatten oder auch nur eine Ahnung hatten, wo sie steckte. Nein, irgendwie hatte es auch noch ihr König geschafft, sich von ihnen abzukapseln und sonst wo hin zu verschwinden. „Verdammt!“, knurrte Gwaine, seine Miene war so ernst wie selten. „Wie konnte er so schnell verschwinden?“, wunderte sich Elyan und sah sich in der Umgebung um, in der Hoffnung, ein Zeichen seines König zu finden. „Es bringt nichts, wenn wir hier rum stehen und nichts tun“, sagte Percival und packte sein Schwert fester. „Wir müssen ihn suchen“, bestätigte Leon und erhielt ein Nicken von seinen Freunden. Ihre Feinde waren in der Überzahl, doch die übrigen Ritter wurden mit ihnen fertig. Doch solange Morgana ihre Finger im Spiel hatte und keiner wusste, wo sie war, mussten sie besonders achtsam sein.  Ihre oberste Pflicht bestand nun darin, ihren König zu finden und zu beschützen. Wenn nötig, mit ihrem Leben und das war jedem der Vier bewusst. „Los, suchen wir Arthur!“, sagte Gwaine laut und wollte bereits loslaufen, als er von einer anderen Stimme daran gehindert wurde. Ruckartig blieb er stehen, als er diese vertraute Stimme hörte, von der er nicht dachte, dass Gwaine sie so schnell wieder hören würde.   „Die Suche könnt ihr euch sparen.“   Die Ritter wirbelten herum, suchten den Sprecher und starrten fassungslos den jungen Mann an, den sie mehrere Meter von sich entfernt erblickten. „Mordred?“, fragte Leon nach, als ob er nicht glauben könnte, dass es wirklich ihr ehemaliger Kamerad und Freund war, welcher sich auf diesem Schlachtfeld aufhielt. Wie erstarrt standen die Ritter da und konnten Mordred einfach nur anstarren. Mehrere Sekunden vergingen, in denen keiner der beiden Parteien etwas tat oder auch nur sagte. Der Lärm der Schlacht schien sie völlig zu umgehen. „Was tust du hier?“, wollte Gwaine wissen. Er war einerseits froh, seinen alten Kameraden wohlbehalten zu sehen, doch gerade dort, mitten auf einem Schlachtfeld, inmitten von Blut und Leichen… Gwaine wusste, er konnte auf seine Instinkte hören, wenn sie ihn warnten und in diesem Moment schallten all seine Alarmglocken. Nicht nur, dass das gerade jetzige Auftauchen Mordreds seltsam war… auch die Umstände, mit denen sie auseinander gingen, waren mehr als schwierig. Gwaine wusste nicht so recht, wie er nun mit dieser Situation umgehen sollte. Percival und Elyan ging es nicht anders.   Sir Leon, der am Längsten von ihnen als Ritter diente und auch der Älteste von ihnen allen war, stutzte, als er sich die Worte von Mordred ins Gedächtnis rief. „Was meinst du damit, dass wir uns die Suche sparen können?“ Nun horchten auch die anderen Ritter auf. Nach einem kurzen Blick auf den Ranghöchsten griffen sie zu ihren Schwertern und zogen sie langsam. Sie wussten nicht, ob Mordred kämpfen wollte oder nicht, ob er gegen oder für sie war, was er dort tat oder sonst etwas. Aber anscheinend hatte er etwas mit dem Verschwinden von ihrem König zu tun. Und alleine das war ein Grund für sie, sich dem jungen Mann zu stellen. Wenn nötig, in einem Kampf.   Mordred erwiderte darauf nichts, sondern ging langsam auf die Ritter zu. Schritt für Schritt. Die Ritter wichen nur Zentimeter zurück, sie waren achtsam. Jeder von ihnen wusste, dass der Mann vor ihnen ein guter Ritter war, doch nicht nur das. Er war ein Zauberer. „Sag uns, wo Arthur ist“, verlangte Gwaine zu wissen. Langsam trat er wieder näher, wollte so schnell es ging eine Antwort auf seine Frage. Denn in ihnen allen ging ein schrecklicher Verdacht auf.   „Bei Morgana.“   Als wären diese Worte eine Bestätigung für ihre schlimmsten Befürchtungen konnten sich Gwaine und Elyan nicht mehr zurückhalten. Mit gezogenen Schwertern griffen sie Mordred an, ignorierten die Rufe von Leon und Percival hinter sich. Weiter stürmten sie auf den Druiden zu, welcher einfach nur seelenruhig da stand und es schien, als wolle er nichts unternehmen. Doch gerade, als sie die beiden Angreifer ihre Schwerter hoben und zuschlagen wollten, hob Mordred seine Arme, seine Augen glühten golden auf und er ließ seine ehemaligen Freunde in hohem Bogen nach hinten fliegen.   Leon und Percival rissen ihre Augen auf, als sie sahen, was passierte. Die beiden wollten ihre Freunde auffangen, doch sie wurden mit zu Boden gerissen. Keuchend kamen sie auf dem Boden auf. Stöhnend schoben sie Gwaine und Elyan, welche beide das Bewusstsein verloren hatten, von sich und sprangen schnell wieder auf die Beine, suchten mit den Augen den Boden nach ihren Schwertern ab. Sie hatten sie während des Falls losgelassen, um ihre Freunde nicht zu verletzen, doch die Ritter brauchten ihre Waffen, um gegen Mordred ankommen zu können.   Der junge Mann war verschwunden. Egal, wie sehr sie sich umsahen, sie konnten ihn nirgends entdecken. Sie standen Rücken an Rücken und wichen langsam an eine der Steinwände zurück, welche das Areal, in welchem sie sich befanden, abgrenzte, damit sie ihn sahen, wo auch immer er war. Doch das brachte ihnen nichts.   „Brecan!“   Ihr Stand war ungünstig. Steine regneten von oben auf sie herab und begruben Percival und Leon unter sich. Selbst der Stärkste Ritter aus Camelot war gegen die Macht der Natur wehrlos. Mordred trat näher an die beiden Ritter, welche von den Steinen bewusstlos geschlagen wurden. Sie waren am Leben, natürlich, ein paar Kratzer und Schrammen hier und da, doch ohne Bewusstsein. So sollte es ein. So musste es sein. `Bald ist es so weit´, frohlockte die kalte Stimme wieder in seinem Kopf, wodurch Mordred kurz das Gesicht verzog, bevor er die Ritter zusammentrug. Es schmerzte mit jedem Mal mehr, wenn der Roch zu ihm sprach. Er wusste, es war notwendig, doch es tat weh… Allerdings nicht so weh, wie es den Rittern und Arthur tun wird, wenn Morgana und er erst einmal mit ihnen fertig wären.   Mordred hatte die vier Ritter auf einen Haufen geschafft, damit er es einfacher hatte. Tief einatmend schloss er die Augen und schon wirbelte Staub und Dreck um ihn herum, verdeckten die Sicht auf die bewusstlosen Männer und den Zauberer. Kaum war der Wirbel wieder verschwunden, war es Mordred mitsamt den Rittern ebenso.         ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~       Gwen machte sich Sorgen. Sie war gerade dabei, einem der Ritter, welcher im Kampf verwundet wurde, einen Verband anzulegen. Sie konzentrierte sich auf ihre Arbeit, um keinen Fehler zu machen und dem Ritter nicht noch mehr Schmerz zu bereiten, doch trotzdem wanderten ihre Gedanken immer wieder zurück zu ihrem Gemahl und ihren Freunden. Ging es Percival, Gwaine und Leon gut? Ging es ihrem Bruder gut? Aber die wichtigste Frage von allen: Ging es Arthur gut? Guinevere kannte ihren Mann, sie wusste, dass er alles tun würde, um sein Königreich und seine Männer zu beschützen. Er würde alles Leid, allen Schmerz auf sich nehmen, wenn es auch nur einen seiner Männer retten würde. Es war eine der vielen Eigenschaften, welche sie so sehr an ihm liebte, doch in solchen Situationen wie diesen… da hatte sie Angst um ihn. Große Angst. Und sie hatte so ein merkwürdiges Gefühl. Als wenn irgendetwas passiert wäre… oder noch passieren würde…   „Du sorgst dich um sie, nicht wahr?“   Gwen sprang auf, wirbelte erschrocken herum, doch bevor sie die Situation überhaupt begreifen konnte, wurde ihr der Arm schmerzhaft verdreht. Gwen keuchte, und der Mann, der hinter ihr stand, trat näher. „Zu Recht, wie ich sagen muss“, hauchte er ihr ins Ohr. Seine Stimme, welche sonst immer einen freundlichen Klang hatte, war nun dunkel und emotionslos. Sie ließ der Königin einen Schauer über den Rücken jagen. Gwen wusste, was Mordred durch gemacht hatte, wusste, dass er eine geliebte Person verloren hatte, und doch… Er war so anders…   Nun hatten auch noch andere den Eindringling bemerkt. Schreie ertönten, als klar wurde, wer aufgetaucht war und was gerade mit der Königin geschah. Aufgerissene Augen wurden auf das ungleiche Paar gerichtet, welche sich langsam dem Ausgang des Zeltes näherte.   Mordred zerrte sie nach draußen, weg von den Anderen, welche wie erstarrt da standen und sich nicht trauten, näher zu kommen, wussten sie nicht, wie sie reagieren sollte. Vor ihnen stand ein ehemaliger Ritter aus Camelot, welcher sich als Flüchtling und, noch viel schlimmer, als Zauberer, entpuppt hatte. Und nun hatte er auch noch die Königin als Geisel!   Gaius war nicht wie die Anderen, er trat näher. Mit blassem Gesicht sah er den jungen Mann an, welcher die Königin im Griff hatte. Er konnte sich den Grund dafür nicht erklären, doch er konnte es nicht noch schlimmer werden lassen. „Mordred“, versuchte Gaius auf den jungen Druiden einzureden „Bitte. Mach die Situation nicht noch schlimmer, als sie ist.“   „Nicht Ihr seid unser Ziel, Gaius“, sagte Mordred und seine Stimme war noch immer ohne Emotion. „Wir wollen ein Publikum für das große Finale. Nur ausgewählte Gäste. Und ich werde die Plätze zuweisen.“ `Endlich.´ Wieder hörte Mordred den Roch in seinem Kopf. `Nur noch sie. Dann haben wir alle, die wir brauchen. Und unser Spiel beginnt! Hähähähä!´   „Mordred!“ Der Name des jungen Mannes kam knurrend, als sich Merlin seinen Weg durch die Menschen bahnte, welche vor dem Zelt standen und versuchten, zu helfen. Doch keiner von ihnen fand den Mut dazu. Der schlaksige Diener scherte sich nicht um die Menschen um sich herum, er schubste sie zur Seite, wenn nötig. Endlich kam er neben Gaius zum Stehen und seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als er die Situation vor sich erfasste. Mordred war hier im Lazarett aufgetaucht und bedrohte Gwen. Hielt sie gefangen. Merlins Körper bebte. Seine Wut stieg. „Du hast dich ihr also wirklich angeschlossen, Mordred.“ Die Wut in der Stimme von Merlin war kaum zu überhören. Natürlich wusste er, dass mit der Hinrichtung von Kara der Grundstein gelegt wurde, doch wenn sich die Kreatur von Morgana, der Roch, nicht eingemischt hätte, dann wäre vielleicht alles gut ausgegangen. Diese Hexe war an diesem Unglück Schuld. Sie alleine. Und sie sollte dafür büßen. Doch wenn sich Merlin die momentane Situation so ansah, dann würde er nicht nur sie zur Rechenschaft ziehen. „Dein Misstrauen in mich schien wohl letzten Endes doch berechtigt gewesen zu sein“, war Mordreds einzige Erwiderung. Merlin zischte. „Ich hätte dich damals töten sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte!“ Gwen riss die Augen auf, als sie die Worte von ihrem besten Freund hörte und seine Mimik dazu, welche Wut und einen Hauch Verzweiflung zeigte. Was war mit ihm los? So hatte sie Merlin noch nie gesehen. Und seine Worte. Niemals hätte sie gedacht, dass Merlin, der gutherzige und liebenswürdige Merlin, jemanden mit dem Tode drohen könnte. Mordred schien darauf jedoch nicht weiter eingehen zu wollen. „Du gehörst zum finalen Akt, Merlin. Enttäusche uns nicht,… sonst enttäuschst du auch deine Freunde.“ Sein Griff um Gwens Arm wurde fester. Seine Augen glühten golden, worauf Merlin seine Augen aufriss. Gwen erzitterte. „MERLIN!“, schrie Gwen, doch zu spät. Staub und Wind umgab den Druiden, bevor er mit der Königin zusammen verschwand, sein Gesicht ausdruckslos.  „NEIN!“, brüllte Merlin und rannte zu der Stelle, an welcher seine beste Freundin und sein Feind vor wenigen Sekunden verschwunden waren. Merlin atmete heftig ein und aus, als er stand, konnte nicht glauben, dass seine beste Freunden vor seinen Augen entführt werden konnte. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, er knirschte mit den Zähnen. Der Zorn und die Wut auf seine Feinde in seinem Inneren wuchs, vermischte sich mit seiner Angst vor dem Ausgang dieser Schlacht und… der mögliche Reaktion Arthurs. Alles staute sich in ihm, kochte hoch… …bis er alles in einem einzigen Schrei ausstieß. Ein Schrei, welcher an den steinernen Wänden widerhallte und den Anwesenden in den Ohren schmerzte. Gaius starrte den Schwarzhaarigen erschrocken an. Sie konnten von Glück sagen, dass die Magie von Merlin nicht nach außen drang, obwohl sie brodeln musste. Aber… war es wirklich Glück? Oder war Merlin doch bereits weiter, als Gaius gedacht hätte? Konnte der Jüngere seine Magie bereits so gut im Zaum halten?   Abrupt verstummte Merlin. Er kniff die Augen zusammen und biss sich auf die Unterlippe, bis er Blut schmeckte. Vor seinem inneren Auge sah er Gwen, mit diesem verzweifelten Gesichtsausdruck, als Mordred sie packte und mit sich nahm. Seine Fingernägel gruben sich tief in seine Handflächen. Merlin hätte es verstanden, wenn er Mordred in diesem Leben nie wieder gesehen hätte. Er hätte es verstanden, wenn er gegen die Ritter und ihn kämpfen wollte, um sich für den Tod seiner Geliebten zu rächen. Selbst wenn er Arthur in einem Mann-gegen-Mann Kampf heraufgefordert hätte, ohne Tricks, ohne Magie. All dies hätte Merlin verstehen können, auch wenn es auf einen Kampf gegeneinander hinausgelaufen wäre. Nie hätte er zugelassen, dass sich Arthur alleine gegen den jungen Mann stellte, welcher zu allem bereit war. Denn er konnte sich vorstellen, dass Mordred in seiner Verzweiflung zu allen Mitteln greifen würde. Doch DAS! Er hatte die Königin entführt! Er hatte GWEN entführt! Das war etwas, was er Mordred niemals durchgehen lassen würde!     Helle Aufregung herrschte im Lazarett, nachdem die Königin offenkundig entführt wurde, doch es kümmerte Merlin nicht. Er hatte nun etwas anderes zu tun. Er musste sie finden. Mit der einzigen Möglichkeit, welche ihm im Moment zur Verfügung stand.   Merlin schloss die Augen, holte tief Luft. Er blendete die Umgebung aus, ließ die Geräusche verstummen. Die Aufregung, welche hinter ihm herrschte, die Aufgebrachtheit, welche in ihm tobte. Er war sich der Blicke seines Mentors, welcher noch immer neben ihm stand, mehr als bewusst, doch sie waren nun unwichtig. Merlin musste sich nun auf seine Magie verlassen, auf sein inneres Auge, nicht auf seine Sinne. Er suchte die Schlucht ab, tastete sich durch Abgründe und Berge. Sein Kopf ruckte leicht hin und her, als er die Umgebung in sich aufnahm und versuchte, sie zu finden. `Warum?´, fragte er sich, als er seinen Geist immer weiter ausschickte, die Gegend immer weiter absuchte. `Warum Gwen?´ Es machte für Merlin keinen Sinn. Arthur und er selbst waren für Morgana das Ziel, sie waren diejenigen, welche die größte Bedrohung für die Hexe darstellten, auch wenn sie es in seinem Fall noch nicht wusste. Warum also sollte sie Gwen haben wollen? Sie war keine Bedrohung, könnte Morgana nie das Wasser reichen, sie war eine Frau, eine… Merlins Kopf ruckte hoch, seine Augen blieben jedoch geschlossen. Natürlich! Arthur hatte Gwen geheiratet und sie zu seiner Königin genommen. Sie zu der wichtigsten Person in Camelot gemacht, gleich nach ihm. Alleine durch diese Demütigung, dass ein ehemaliges Dienstmädchen an ihrer Stelle auf dem Thron saß, war für Morgana ein Antrieb, das Gwen den Tod verdiente. Selbst wenn Morgana es schaffen würde, Arthur zu töten, wäre da noch immer Gwen. Arthur würde nach seinem Tod Camelot an Gwen weiterreichen. Sie war seine Frau. Seine Königin. Niemand sonst würde er sein geliebtes Königreich übergeben. Sollte Morgana ihren Plan verwirklichen können und Arthur würde sterben… dann müsste sie trotzdem Gwen töten, um den Thron von Camelot endlich für sich alleine haben zu können.   Merlins Körper verkrampfte sich. Er musste sich beeilen, musste Gwen finden und sie in Sicherheit bringen, damit er Arthur helfen konnte. Seine Magie floss schneller, legte sich über ganz Camlann, versuchte zu finden, was ihr Gebieter erfahren wollte. Er dachte schon, sie wären verschwunden, als - Merlin riss seine Augen auf, welche für einen Moment in Gold getaucht waren, bevor sie ihre blaue Farbe zurückerlangten. Er hatte gefunden, wonach er gesucht hatte. Doch das Ergebnis war nicht gut, ganz und gar nicht gut! So, wie es aussah, war nicht nur Gwen gefangen worden.   „Merlin?“ Gaius trat näher, schien bemerkt zu haben, dass sein Schützling nun wieder ansprechbar war. Er wusste nicht genau, was Merlin zuvor getan hatte, obwohl er eine Vermutung hatte. „Ich weiß, wo sie sind, Gaius“, beantwortete Merlin die unausgesprochene Frage seines Mentors. „Und es ist nicht nur Gwen“, sagte Merlin und seine Stimme klang bitter. Er ahnte, worauf das alles hinauslief. Und er hatte Angst davor. Große Angst. Gaius Augen weiteten sich. „Du meinst - ?!“ „Ich werde sie retten, Gaius“, unterbrach Merlin den Älteren, bevor er die furchtbare Tatsache aussprechen konnte. Es brauchte keiner aussprechen. Denn sie wussten es beide. Morgana hatte sie in ihrer Gewalt. Sie alle. Leon. Gwaine. Percival. Elyan. Gwen. Arthur.   Merlin erschauderte. Sie waren in der Gewalt der Hexe. Der Bestie. Von Mordred. Erst verstand er nicht, was das alles sollte, doch seine Gedanken ordneten sich sehr schnell… Und langsam dämmerte es Merlin, welchen Plan diese Kreatur verfolgte. Verzweiflung nährte den Roch, gab ihm Kraft. Und es war ihm gleich, wessen Verzweiflung er heraufbeschwor, sie stärkte ihn. Ohne Ausnahme. Wie der Roch es voraussagte, wenn er die Identität von Merlin aufdeckte, dann würden auf beiden Seiten die Gefühle kippen. Sobald der Roch verkündete, dass Mordred davon wusste, dann würde es Morgana in ein Loch stürzen, dass wusste Merlin, auch wenn sie es sich nie eingestehen würde. Und auch gleich, dass der Roch es war, der Mordred diese Tatsache vorerst vergessen ließ, sie würde nicht hören wollen, es wäre ein Verrat. Ein Verrat von Mordred an Morgana. Der Verrat einer Person, welcher Morgana vertraut hatte und welcher sie brechen lassen würde.   Wenn seine Freunde sein Geheimnis erfahren sollten… Merlin konnte noch nicht einmal ahnen, wie groß der Hass von Arthur und den Anderen auf ihn sein würde. Die Wut. Die Verachtung. Die Verzweiflung. Er konnte es nicht erahnen. Und er wollte es auch nicht wissen.  Oh, der Roch hatte sich den schrecklichsten Plan von allen ausgesucht, um sie alle zu vernichten…   Kalte Schauer rannen Merlin über den Rücken, ebenso wie heiße Wellen der Magie. Tief atmete Merlin ein und aus. Egal, welche Reaktionen ihn seitens seiner Freunde erwarten würden… Auch wenn er Angst hatte… entsetzliche Angst… Er war bereit für den Kampf. Und Merlin würde kämpfen.   „Macht`s gut, Gaius“, sagte Merlin noch, bevor er seine Beine in die Hand nahm und loslief. Er wollte seinem Mentor und Ersatzvater noch so viel sagen, doch dazu hatte er nun weder die Zeit, noch den Mut. Vielleicht würde Merlin es später bereuen, doch es ließ sich nicht ändern. Denn er hatte eine Aufgabe. Er wusste, wo er hinmusste. Er kannte sein Ziel. Nun musste es der junge Zauberer nur noch erreichen.   „Merlin!“, rief Gaius, doch vergebens. Merlin lief weiter, ließ sich nicht aufhalten. Niemand konnte ihn aufhalten, wenn es um sein Schicksal ging. Und um seine Freunde.     Gaius seufzte leise, als er Merlin in der Dunkelheit verschwinden sah. Die Fackeln in ihrem Lager konnten nicht die Nacht oder das Böse vertreiben, welches in Camlann wütete. Das konnte nur er. „Viel Glück, mein Junge“, murmelte Gaius noch, bevor er sich abwandte und ins Lazarett zurückkehrte.   Der alte Hofarzt konnte nun nichts mehr zun. Nun lag es alleine in der Hand von Merlin. Sein eigenes Schicksal. Das Schicksal von Arthur. Und das Schicksal von Camelot.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)