Warum ich es hasse ein Zwerg zu sein von REB ================================================================================ Kapitel 41: Das Buch der Familie -------------------------------- 41. Das Buch der Familie Nun trat Dáin auf mich zu. Dieser bot mir an mit ihn in die Eisenberge zu ziehen um dort zu leben. Am Anfang wollte ich gleich ablehnen, doch dann hielt ich inne. „Sollte Gandalf mich nicht nach Hause bringen können, würde ich gerne bei ihnen leben. Solange werde ich hier bei den Elben wohnen.“ „Und wann soll das sein?“ „Ich weiß es nicht so genau.“ Dáin runzelte die Stirn und ich folgte seinen Blick zu den Elbenzelten. Da ich von mir ablenken wollte erkundigte ich mich über sein Wohlbefinden. „Mir geht’s ausgezeichnet, trotz der Schlacht.“ Er wirkte dabei sehr grimmig. „Wir hätten im Nachhinein auf Gandalf und deine Warnung hören sollen aber nun kann man das nicht mehr ändern.“ „Aber beim nächsten mal hörst du auf uns, oder?“ Seine Augen weiteten sich überrascht ehe er dann zu schmunzeln begann. „Mal sehen...“ Das machte mich etwas wütend. „Ein hübscher Ring, den du da trägst“, machte er mir plötzlich ein Kompliment. „Ja der ist wirklich hübsch. Der ist von Fíli. Den hat er mir geschenkt und gemeint, ich solle ihn verwenden wenn ich unterwegs bin. Keine Ahnung was er damit genau meinte.“ Er legte die Hand auf meine Schulter und sagte: „Das wirst du schön früh genug bemerken“, äußerte er schmunzelnd. Am folgenden Tag gab man mir eine Unterkunft bei den Menschen, welche für mich hergerichtet wurde. Dáin hatte das mit den Menschenanführer für mich vereinbart. Ich betrachtete das Werk der Zwerge. Es war eine baufällige Hütte mit zwei Etagen. Diese Hütte hatten die Zwerge in kürzester Zeit bewohnbar gemacht. Hier zeigte es sich was sie für gute Handwerker waren. Die Zwerge hatten einen ganzen Tag ununterbrochen für mich gearbeitet um mir ein sicheres Heim zu schaffen. Im Erdgeschoß gab es einen Kamin und eine Speisekammer. Oben waren die Schlafzimmer, wo einige Zwergenbetten aufgestellt wurden. Es war bewundernswert, wie die Zwerge es geschafft hatten, diese Löcher in den Wänden weg zu bekommen. Man sah die Stellen noch, weil sie sich farblich von den umgebenen Wänden abhoben. Die Hütte sah jetzt ganz wohnlich und stabil aus. Das Dach war dicht und die Fußböden schienen fest zu sein. Der Kamin sah richtig gut aus. Besonders das viele Holz, welches daneben lag. Dies versprach mir warme Abende am prasselnden Feuer. Als ich mir alles angesehen hatte bedankte ich mich natürlich bei dem Zwergenkönig von den Eisenbergen ganz herzlich. Weil ich nicht alleine dort leben wollte fragte ich die Elben ob sie noch ein paar Tage bleiben könnten. Nenya willigte sofort ein. Wahrscheinlich weil sie wusste, dass wir uns danach nie wieder sehen würden. Das alte Elbenpaar beschloss auch noch ein paar Tage zu bleiben. Für sie hatte die Zeit eine andere Bedeutung als für uns Sterbliche. So zogen wir gemeinsam in dieses Haus. Da ich noch nicht ganz gesund war half man mir mein Gepäck zu transportieren. Nachdem die letzten Toten, sowie die Verletzten weg gebracht wurden teilte man den Schatz unter den Völkern auf. Auf diesem Wege erhielt Thranduil seine geliebten Juwelen. Auch erhielt Bard genügend Gold um seine neue Heimat Thal wieder aufzubauen. Dies wäre der Ort, wo die Menschen von nun an leben würden. Bis auf Thorin kamen die anderen Gefährten mich zu besuchen. So kam Balin und brachte ein Buch vorbei. Es zeigte den Stammbaum der Durin Familie. „Sag mal Balin. Wie kommt es, dass immer nur ein Name darinnen steht?“ Auch wenn ich die Schrift der Zwerge nicht lesen konnte erkannte ich, dass nur ein Name stand, wo üblicher weise zwei Namen nebeneinander stehen sollten. Den der Frau und den des Mannes. Hier war es nicht der Fall. „Das ist normal. Es werden in der Chronik nur die Männer erfasst.“ „Und was ist mit den Frauen?“ Unmut breitete sich aus. „Wie du sicher weißt vereisen Frauen nicht oder gehen auch nicht auf Abenteuer, so dass über diese nichts nennenswertes zu schreiben gibt. Wenn sie Kinder bekommen werden nur die männlichen Erben mit Namen festgehalten.“ „Steht da wirklich kein weiblicher Name drinnen?“, hakte ich ungläubig nach. „Es gibt da einen Namen. Da Thorin keinen Erben in die Welt gesetzt hat aber dafür seine jüngere Schwester zwei Söhne, hatte wurde sie in der Chronik erfasst“, führte er aus. Bedächtig fuhr meine Hand über die Buchseite, deren Pergament sehr alt aussah. Morgas und auch der Name ihrer Schwester Mara würden niemals in diesem Buch landen. Man würde höchstens den Namen ihres jüngeren Bruder darin notieren. Also selbst wenn Morga so wie Dís einen Sohn in die Welt setzen würde käme sie nicht rein. Das Einzige was von ihr zurückbleiben würde wäre ein Grab. Obwohl, vielleicht nicht einmal das. Hier wurden ja Feuerbestattungen gemacht, soweit ich weiß. Der Gedanke stimmte mich traurig. Mit der Zeit hatte ich Morga ein bisschen kennen gelernt. Sie erinnerte mich an meine erste Freundin aus Grundschultagen. Ihr Name war Silvia. Sie wurde oft wegen ihrer roten Haare geärgert, was ich nie verstand. Ich fand ihre Haare ganz in Ordnung und ich mochte sie wirklich sehr, weil sie so lieb war. Jahre später, ich war 18 Jahre alt, traf ich sie wieder. Sie hatte ihre Haare schwarz gefärbt, was ich als sehr schade empfand weil gerade dieses Rot sie sie zu etwas Besonderem gemacht hatte. Wut baute sich in mir auf. Wut auf die Menschen. Wut darauf, dass Morga niemals glücklich werden durfte und das sich niemand mehr an sie erinnern würde. Was könnte ich machen? Wie könnte ich das ändern? Ich fühlte mich irgendwie dazu verpflichtet ihr ein Denkmal zu hinterlassen. Wäre diese Zwergin nicht gewesen, wäre ich ganz sicher ein Grasbüschel geworden oder eine Eintagsfliege in dieser Welt. „Ich finde es nicht in Ordnung. Nur weil man als Frau geboren ist, so bestraft zu werden“, wütete ich los. Ich kam in Versuchung ihren Namen hinzuschreiben doch was würde es ändern? Am Ende würde man ihn übermalen. „So ist es Tradition“, erklärte er mir sanft. „Es ist eine bescheuerte Tradition.“ Verärgert klappte ich das Buch zu. Ich atmete tief durch um mich zu beruhigen. „Was müsste ich machen, damit Morgas Namen drinnen steht?“ „Einen Drachen kann man nun nicht mehr besiegen und eine weitere Schlacht ist erst einmal nicht mehr geplant.“ „Und wenn man einen Balrog besiegen würde um diesen Berg da für die Zwerge zu erobern? Du weißt doch, diesen Balrog in Moria“, schlug ich vor. „Selbst eine Armee von Zwergen hätte es wahrlich schwer gegen so eine Bestie“, beurteilte er meine Idee. „Aber mit Gandalf an der Seite müsste es doch klappen“, erwiderte ich optimistisch. „Lass es einfach sein. Wir haben doch den Erebor und sind erst einmal beschäftigt ihn zu beziehen.“ „Da hast du schon recht. Wie geht es Thorin?“, wechselte ich das Thema. „Ihm geht es langsam immer besser, auch wenn er noch nicht regieren kann und Dáin solange die Kontrolle über den Erebor hat. Was ist mit dir?“ „Geht so, obwohl ich lieber im Berg wohnen würde wegen der Kälte. Wenn es weiter so geht werde ich diese Erkältung erst los wenn der Winter vorbei ist“, beschwerte ich mich. „Reise mit Dáins Leuten. Innerhalb von einem Tagesmarsch wärst du schon im Warmen“, schlug er mir vor. „Ich will aber bleiben und mit Gandalf abreisen“, informierte ich ihn resolut. „Willst du wirklich gehen?“ In seiner Stimme vernahm ich starke Zweifel. „Bleiben kann ich nicht und in die Eisenberge will ich nicht solange es noch eine Möglichkeit gibt in meine wahre Heimat zurück zu reisen. Ich meine… Ich kenne in den Eisenbergen doch keinen und es ist bestimmt alles so anders als bei den Menschen. Außerdem kann ich weder zwergisch lesen, schreiben oder gar sprechen. Wie soll ich mich da zurechtfinden?“, offenbarte ich ihm einige meiner Zweifel. „Dáin, wie auch seinen Sohn kennst du schon und mach dir wegen der Sprache keine Sorgen. Ich bin mir sicher, dass sie für dich einen Lehrer holen würden, der dir alles beibringt was du über unser Volk wissen musst.“ Aufmerksam hörte ich ihm zu. Er hatte schon recht. Ich wäre nicht allein. Aber solange die Hoffnung bestand, wieder mit meiner wahren Familie vereint zu sein, wollte ich es versuchen. Er nahm das Buch und packte es in seine Tasche. „Denk einfach darüber nach.“ Damit ging er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)