Zeit der Kirschblüten von Hunter25 ================================================================================ Kapitel 2: Ein Funke Hoffnung ----------------------------- Sie wünschte, sie könnte behaupten, ihre Wochenenden würden wie die jedes anderen Studenten aussehen; Partys, Alkohol, ein bisschen Knutschen, ein bisschen Fummeln und jede Menge Spaß. Doch das genaue Gegenteil war wohl der Fall. Samstag. Ein herrlich sonniger Frühlingstag und ein Staubwedel, der bereit zum Einsatz war. Für Sakura war heute statt Party und lauter Musik, Putzen angesagt. Mit Wischlappen und Staubsauger bewaffnet, machte sich die junge Studentin daran, ihre Wohnung aufzuräumen. Alles musste sauber sein, die Luft musste frisch und nach Möbelpolitur riechen, ansonsten würde sie sich nicht zufrieden geben können. Im Hintergrund hatte sie die Musik auf ihrem Laptop auf volle Lautstärke aufgedreht, welche sie jedoch durch den Lärm, den der Staubsauger machte, nicht hören konnte. Trotzdem summte sie zu ihrem Lieblingslied mit und dachte in Gedanken bereits darüber nach, was sie sich später zu Essen kochen sollte. Gerade, als sie den Staubsauger ausschaltete, bemerkte sie, dass das Haustelefon klingelte. Wie lange sie es wohl überhört hatte? Eilig rannte sie in den Flur und zu der kleinen aber praktischen Kommode, auf der das Telefon stand, bevor sie schnell abnahm. „Ja, hallo?“, fragte sie hektisch und erkannte sogleich eine ihr bekannte Stimme am anderen Ende der Leitung. „Sakura! Ich bin's, Ino! Du musst sofort etwas anderes anziehen und zu uns kommen! Sofort!“, befahl die Blondine. Sakura starrte verwirrt die Wand vor sich an, bevor sie an sich herab sah. „Was stimmt mit meiner Kleidung nicht? Und woher willst du überhaupt wissen, was ich anhabe?“, fragte sie stattdessen gekränkt und neugierig zugleich, als sie Ino am anderen Ende der Leitung laut seufzen hörte. „Jetzt stell' keine Fragen, sondern mach', dass du her kommst! Heute ist Samstag und du bist mit Sicherheit wieder am Putzen. Und wenn du putzt, trägst du meistens deine langen Röcke und blumigen, schlabberigen Oberteile“, erklärte sie ihrer Freundin trocken, woraufhin diese erneut an sich herab sah und erstaunt feststellen musste, wie gut ihre Freundin sie doch kannte. Die Rosahaarige strich ihr blumiges Top zurecht, bevor sie seufzend in den Hörer sprach. „Was ist denn überhaupt los?“, fragte sie. „Es klingt so, als wäre es ein dringender Notfall aber so wie ich dich kenne, ist es vermutlich keiner.“ „Und wie es einer ist!“, rief Ino entgeistert. „Hinata ist auch hier und wir müssen dich unbedingt sprechen!“ „Wieso denn? Was ist los?“ „Jetzt komm' einfach her!“ „Wo seid ihr denn überhaupt?!“ Allmählich verlor Sakura die Geduld. Ino konnte manchmal wirklich anstrengend sein aber trotzdem liebte sie sie. Aber so wie sie die Blondine kannte, saß die gerade, der Geräuschkulisse im Hintergrund zu entnehmen, wahrscheinlich in irgendeinem Café und trank gemütlich ihren Espresso. Was also wollte sie dann von ihr? „Wir sind in dem kleinen Café nördlich der Stadt“, erklärte sie ihr. „Das, in dem wir neulich schon mal waren. Das Hübsche.“ „Wow“, meinte Sakura mit hochgezogener Augenbraue. „Wenn ich nicht wüsste, welches du meinst, hätten wir jetzt ein Problem. Du musst echt daran arbeiten, wie man Dinge und Orte richtig beschreibt.“ „Bla bla bla“, kommentierte Ino desinteressiert. „Also, komm! Wir warten auf dich.“ „Ist ja gut. Ich bin in einer halben Stunde da.“ Gleich darauf legte sie wieder auf und zog sich noch beim Laufen ihr Oberteil über den Kopf, um es anschließend auf ihr Bett zu schmeißen. Sie zog auch den Rest ihrer Sachen aus, um für fünf Minuten unter die Dusche zu springen und sich danach etwas Sauberes anzuziehen. Nach weiteren zehn Minuten verließ sie ihre Wohnung, sperrte ab und machte sich mit etwas Verspätung auf den Weg in die Innenstadt. Schließlich kam sie bei dem Café an, wo sie Ino schon von Weitem reden hören konnte. Ihre Stimme war wirklich einprägsam und kraftvoll. „Hey“, begrüßte sie die beiden Frauen knapp und setzte sich auf den freien Stuhl zwischen ihnen. „Hallo, Sakura-chan“, begrüßte Hinata ihre Freundin mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen, wohingegen Ino gleich zur Sache kam. „Na, endlich“, ertönte es von dieser. „Ich hab' dir einen Milchkaffee bestellt. Kommen wir gleich zum Wesentlichen.“ Sakura erwähnte ein beiläufiges „Dankeschön“ für den Milchkaffee, welches jedoch in Inos Geplapper unterging. „Du wirst es uns vielleicht nicht glauben und... ich garantiere für nichts aber... wir glauben, Sasuke ist wieder in der Stadt.“ Allein bei seinem Namen stockte der jungen Frau der Atem. „Was?“, fragte sie leise und starrte schockiert zu Ino, die sie mit aufgeregter Miene ansah. „Ja... Gestern nach der Arbeit kam Shikamaru zu mir in den Laden und erzählte mir, dass er mit Naruto gesprochen hat. Dieser sagte ihm, dass er Sasuke gestern gegen zwanzig Uhr etwas außerhalb der Stadt gesehen haben soll. Er ist sich zu hundert Prozent sicher aber bei Naruto weiß man ja nie“, erklärte Ino ruhig, woraufhin sich Hinata einmischte. „Er ist auch gleich zu mir gekommen und hat mir alles erzählt. Er war ganz aufgeregt und so... glücklich. So habe ich ihn schon lange nicht mehr erlebt. Ich glaube ihm, wenn er sagt, dass er Sasuke-kun gesehen hat.“ Sakura sah Hinata mit ernster Miene an. Sie wollte ihr glauben, sie wollte Naruto glauben. Doch hatte er sich da vielleicht nur geirrt? Hatte er sich in der Hoffnung, Sasuke eines Tages wieder zu sehen, bloß getäuscht und vermutlich nur jemanden mit ihm verwechselt? Doch was, wenn nicht? Was, wenn es stimmte? Ihr Herz raste und es fiel ihr schwer, gleichmäßig zu atmen. Sasuke... Er war ihre große Liebe und sechs Jahre lang untergetaucht... Und jetzt sollte er wieder hier sein? Hier, bei ihr? Einfach so? Es fiel ihr schwer, dies zu glauben oder es besser gesagt, zu akzeptieren. Denn was, wenn es tatsächlich stimmte? Was sollte sie dann tun? Doch... sie dachte schon wieder zu weit voraus. Es war mit Sicherheit nur eine Verwechslung gewesen. Sie sollte sich keine Hoffnungen machen. Nicht jetzt und nicht mehr. „Ich weiß ja nicht“, murmelte sie nun erschöpft. „Glaubt ihr wirklich, er würde nach all den Jahren einfach so hier auftauchen? Welchen Grund sollte er haben?“ „Welchen Grund hatte er überhaupt jemals gehabt von hier wegzugehen und das auch noch ohne ein Wort zu sagen?“, warf Ino ein. „Er ist vor gut sechs Jahren einfach abgehauen, hat die Schule geschmissen und seine Freunde im Stich gelassen. Wir wussten nie, wo er sich aufhielt und ob... es ihm überhaupt in all den Jahren gut ging. Und jetzt taucht er wieder hier auf. Ich denke... wir sollten ihn suchen. Ich meine, präzise nach ihm suchen, damit wir uns absolut sicher sein können.“ Ino sah entschlossen in die Runde. Sie schien es wirklich ernst damit zu meinen, nach Sasuke zu suchen. Sakura konnte sich gut vorstellen, dass dies noch mit ihren Gefühlen für ihn zu tun hatte. Sie und Ino waren früher schließlich deshalb Rivalinnen gewesen, da sie beide in Sasuke verliebt waren. In der Schule hatte es ständig Krieg zwischen ihnen gegeben, doch keine konnte sein Herz erobern. Während Ino sich zusätzlich noch für andere Jungs interessiert hatte, hatte es für Sakura immer nur Einen gegeben. Und zwar Sasuke. „Ino, ich-“, begann Sakura seufzend, doch Hinata kam ihr zuvor. „Wir sollten nach ihm suchen!“, rief sie entschlossen, woraufhin sie die beiden Mädchen neugierig ansahen. „Ich meine... er ist unser Freund, nicht wahr? Und er ist Narutos bester Freund! Wenn er sich sicher ist, dass er ihn gesehen hat, dann sollten wir nach ihm suchen! Für ihn und für uns! Um unseren Freund endlich wieder bei uns zu haben!“ Ihr Enthusiasmus und ihre Entschlossenheit waren nicht zu überhören. Sakura betrachtete die junge Frau mit angehenden Tränen in den Augen, bevor sie ihr in die Arme fiel. „Hinata!“, rief sie laut und drückte sich an ihre Freundin, die zu Anfang etwas überrascht schien, Sakura dann jedoch zärtlich in die Arme nahm. „Wir werden ihn finden. Da bin ich mir ganz sicher“, murmelte sie mit einem Lächeln auf den Lippen, wobei selbst Ino das Szenario lächelnd betrachtete, als auf einmal ein Kellner mit Sakuras Milchkaffee auftauchte. Die Studentin ließ peinlich berührt von Hinata ab und nahm einen kleinen Schluck von ihrem Getränk, bevor sie sich darüber unterhielten, wie sie es am besten anstellen konnten, Sasuke ausfindig zu machen. Sie trennten sich genau zweieinhalb Stunden später und machten sich alle drei auf den Heimweg. Sakura schlenderte mit einem verträumten Lächeln auf den Lippen die Straße zu ihrem Wohnort entlang, wobei sie daran dachte, dass sie ihre Liebe tatsächlich wieder sehen könnte. Vielleicht sogar schon recht bald. Es war wie ein wahr gewordener Traum, wenn sie darüber nachdachte, wie er vor ihr stand und sie ansah. Womöglich hatten sie, Ino und Hinata ja tatsächlich Erfolg mit ihrer Suche und könnten ihn ausfindig machen. Und dann... ja, was dann? Worüber sollten sie reden? Was würden sie einander sagen? Was würde geschehen? Sakura wusste nicht, was ihm zugestoßen war, was seine Beweggründe gewesen sind, von hier wegzugehen... doch das war auch nicht wichtig. Wichtig war nur, dass sie ihn endlich wieder sah und er diesmal bei ihr blieb. Sie wünschte es sich so sehr. Ihr Schmunzeln wurde breiter, als sie ihren Haustürschlüssel aus ihrer Jackentasche kramte und die Tür zu ihrem Wohngebäude aufsperrte. Mit leisen Schritten hüpfte sie die Treppe hinauf bis zu ihrer Wohnung, wo sie kurz davor stehen blieb, als sie plötzlich ein beunruhigendes Gefühl verspürte. Sie hielt inne und starrte fragend zu dem Schlüsselbund in ihrer Hand hinunter, bevor sie den Kopf schüttelte und die Haustür mit nur einem Dreh aufsperrte. Seltsam. Hatte sie vergessen, abzusperren? Sie legte den Bund in eine kleine Schale, welche auf einer breiten Kommode direkt neben ihrer Tür stand, und streifte sich ihre Jacke ab, als sie auf einmal das Gefühl hatte, eine weitere Präsenz in ihrer Wohnung zu verspüren. Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinab und eine heftige Gänsehaut machte sich auf ihrem Körper breit. Mit einem unguten Gefühl im Magen, trat sie zwei Schritte nach vorne in Richtung des Wohnzimmers, aus dem sie plötzlich etwas hörte. Schritte! Nein... jemand hatte sich auf der Stelle bewegt. Sie schluckte hart und schnappte sich instinktiv den Kugelschreiber, welcher auf der Kommode neben der Schale gelegen hatte, und ging noch einen weiteren Schritt nach vorne. Als sie dann auf leisen Sohlen das Wohnzimmer betrat, stockte ihr zum zweiten Mal an diesem Tag der Atem. Eine Gestalt stand mit dem Gesicht zu ihr vor dem Fenster und blickte Sakura direkt in ihre stechend grünen Augen, die sich von Sekunde zu Sekunde weiteten. „Willst du mich mit dem Ding da abstechen?“, fragte der Mann belustigt, ohne sich von der Stelle zu bewegen. „Sa... suke...“, flüsterte Sakura kaum hörbar und ließ entsetzt den Kugelschreiber aus ihrer Hand fallen. Sie hatte ihn wohl gefunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)