Trick in the forest von AliceNoWonder ================================================================================ Epilog: Epilog -------------- Als ich am nächsten Tag die Augen öffne kommen mir die Ereignisse aus dem vorigen vor wie ein Traum. Der Wecker klingelt unaufhaltsam ich nehme ihn kaum war, sondern starre nur die kahle weiße Decke an. Ich bin mir sicher, dass das was gestern passiert war die Realität war, doch fühlt es sich so unecht an. Auch wenn ich mir sicher bin, dass ich zur Schule gehe und dort Kaito nicht auf seinen Platz sitzen wird, so sehe ich ihn immer wieder in meinem Kopf Kino. Eine Weile bleibe ich noch im Bett liegen, Gefühlstaub und Regungslos. Schließlich drehe ich mich zur Seite, um meinen Wecker auszumachen, welcher gleichzeitig mein Handy ist. Als das Symbol verschwindet und den Titelbildschirm anzeigt wundere ich mich etwas. Deisuke hat mir eine Nachricht geschickt. Ganz langsam kommen die Erinnerungen zurück, dass wir gestern auf dem Weg nach Hause noch Nummern ausgetauscht haben. Komm in der Pause zu der Grenze. Lass uns reden. Schreibt er mir. Selbst die Tatsache dass ich mit Deisuke rede lässt mich kühl. Ich fühle nicht viel. Also schreibe ich ihm ein kurzes Ok zurück, ehe ich aufstehe und mich für die Schule fertig mache. Ich betrete das Gebäude wie in Trance oder ein Zombie. Beide Beschreibungen passen gut. Auf dem Weg in mein Klassenzimmer begegne ich Usui. Riku steht auch neben ihm er wendet seinen Blick von mir ab, als er mich sieht. Usui jedoch hat ein breites Grinsen auf dem Gesicht. "Du hast es also überlebt Herzlichen Glückwunsch", sagt er spöttisch. Ich möchte mich nicht mit ihm unterhalten, deshalb drehe ich mich weg und will in die Klasse gehen. Doch legt jemand seine Hand auf meine Schulter und dreht mich um. Usui wie ich es mir gedacht habe. "Nicht so schnell, Kumpel." Er schaut mir tief in die Augen, als er mit seinem Gesicht ein bisschen näher kommt. "Wie hast du das geschafft?" Plötzlich liegt Kälte in seinen Augen. "Es gibt noch eine Legende über den Wald, die du wohl nicht kanntest." Ich hebe meine Arme um seine von meinem Schultern zu bekommen und gehe einen Schritt zurück. Die gleiche Kälte, die er hat liegt auch in meinen Augen. Wut kommt in mir hoch, dass alles nur wegen ihm passiert ist. Hätte er mir gleich gesagt das er mich hasst und nicht so etwas getan wäre ich niemals mit ihm mitgegangen. Aber nein! Er will scheinbar Schuld an den Tod einer Person sein. Kaitos Worte, dass wir Usui dazu bringen sollen in den Wald zu gehen schwirren mir im Kopf. Ich hoffe nur, dass die ausgedachte weitere Legende ihn wirklich dazu bringt den Wald nochmal zu betreten: "Die Geister verfolgen einen so lange, bis man ihren versteckten Schatz entdeckt. Goldmünzen, die in einem holen Baum versteckt wurden. Wenn man sie findet lassen die Geister einen in Ruhe. Ich hatte nur Glück." Meine Hände balen sich zu Fäusten, ich drehe mich um und will gehen. Die Geschichte ist ähnlich wie die aus einem Anime, den ich letztes gesehen habe. Nur das es da um eine Hexe ging und nicht um Geister.* "Aha", macht Usui. "Da hätte ich noch eine Frage", ruft er mir hinterher. Auch wenn ich ein schlechtes Gefühl dabei habe bleibe ich stehen, ihm den Rücken zugewandt. "Hast du Kaito gesehen? Er sitzt nicht auf seinem Platz und an sein Handy geht er auch nicht." Kaum hat er den Namen ausgesprochen weiten sich meine Augen und eine Welle der Traurigkeit überkommt mich. Das ist der Beweis das Kaito doch nicht mehr am Leben ist. Um genau sicher zu gehen, werde ich es gleich in der Klasse selber sehen. Dennoch probiere ich die Traurigkeit runter zu schlucken und antworte mit halbwegs gefasster Stimme: "Keine Ahnung. Vielleicht schläft er und hat sein Handy auf stumm." Nach diesen Worten begebe ich mich weiter zur Klasse. Ich kann Usui noch: "Komisch. Er meinte das er zu Fuß gehen wollte", sagen hören. Doch antworte ich nicht mehr darauf. In der Klasse ist sein Stuhl wirklich leer. Die Tränen kommen in mir hoch, doch probiere ich sie zu unterdrücken. Ich stelle mich ans Fenster und schaue nach unten. Deisuke steht noch auf dem Hof und schaut zu unserer Schule hoch, doch bezweifele ich das er mich sehen kann. Reumütig erinnere ich mich an die Zeit von damals zurück, als wir noch zu viert waren. Vor meinem inneren Auge sehe ich die drei Jungs sich an die Scheibe quetschen und neugierig über die Brüste der Frauen zu reden. Ein trauriges Lächeln huscht mir über die Lippen. Es wird nie mehr so sein wie früher. Eine Person fehlt und ich wurde verstoßen. "Geht es dir wirklich gut?", will Deisuke in der Pause von mir wissen. Wir sitzen auf einer Bank, dass essen direkt vor mir, doch starre ich es einfach nur an. Mein Appetit ist vergangen schon den ganzen Tag. "Du musst aber was essen", bemerkt Deisuke besorgt und mustert mich. "Mhm", gebe ich nur von mir. Ich möchte darüber nicht nachdenken. "Was ist los?", fragt er weiter nach. Möchte er mir wirklich helfen oder hat er einfach ein schlechtes Gewissen. Ich möchte ihn vertrauen, doch bin ich mir nicht sicher ob ich das kann. So kühl wie er bei unserer ersten Begegnung war. "Höre zu, Haro", fängt er an und schaut ebenfalls an mir vorbei in den Himmel. "Es tut mir Leid was alles passiert ist. Ich hätte nicht so genervt sein sollen. Du bist ein netter Kerl und ich mag dich." Ich wende kurz meinem Blick auf ihn. Kann nicht richtig glauben, was er gerade gesagt hat. Leicht lächle ich auch, als er sich zu mir umdreht. Vielleicht kann ich ihm doch vertrauen. "Kaito war heute nicht in der Schule." Traurig starre ich wieder mein Essen an. Meine Stimme ist nicht lauter als ein Flüstern. "Mhm", macht Deisuke als hätte er nichts mehr zu sagen. "Das habe ich mir schon beinahe gedacht. Dann war das doch kein Traum." Deisuke macht den Eindruck, als wäre er Zwigespalten was den gestrigen Abend angeht. "Wie wäre es, wenn wir heute Abend nochmal zum Wald fahren und ihm eine Blume oder so was hinlegen. Du weißt schon um ihn die letzte Ehre zu erweisen." Ich schaue Deisuke an. Meint er es wirklich ernst? Er hat seinen Kopf von mir weggedreht, doch irgendwas sagt mir, dass Deisuke sich wirklich Sorgen macht. Also nicke ich. "Ja, das wäre schön." Am Abend holt Deisuke mich ab. Ich habe ihm noch meine Adresse gegeben und er hat ein Auto und einen Führerschein. Der Mond steht hell am Himmel. Schwarze Wolken ziehen über das Land. Die Reifen rollen über den Asphalt. Keiner von uns sagt etwas. Das einzige, was zu vernehmen ist sind leise Klänge, die aus dem Radio dringen. Ich habe eine kleine Kerze auf meinem Schoss, die mit einer roten Hülle, welche für Gräber geschaffen wurden. Eine Blume fand ich etwas kitschig. Wir parken auf dem Parkplatz, wo wir auch gestern gestanden haben. Doch ist unser Auto nicht das einzige direkt neben uns parkt ein dunkel blauer VW. Das Kennzeichen kommt mir bekannt vor. Usui ist hier in der Nähe. Ob er in den Wald gegangen ist? Dann hat sich Kaitos letzter Wunsch erfüllt. Langsam gehen wir beide zum Waldrand. "Kennst du den Wagen?", fragt Deisuke, welcher nicht entgangen ist, dass ich auf den Wagen starre. Ich nicke. "Das ist Usuis Wagen." "Stimmt mit dem hat er uns gestern mitgenommen." Scheinbar ist Deisuke für einen Moment entfallen, wie sein Wagen aussah. Wir zünden die Kerze an und bleiben noch eine Weile vor dieser stehen. Meine Gedanken kreisen um Kaito, dass ich ihm dankbar bin, dass er uns geholfen hat. Dass ich es bedauere ihm nicht helfen zu können. Dass ich es schön fand ihn als Freund gehabt zu haben. Irgendwann legt Deisuke seinen Arm um meine Schulter und ich sehe dies als Zeichen an, dass er gehen möchte. Also nicke ich ihm zu und wir begeben uns wieder zum Wagen. Ich mache die Tür auf und ehe ich mich versehe ist diese wieder zu geschlagen. Deisuke legt seine Hände auf den Wagen und stellt sich direkt vor mich. Sein Blick ist hungrig, wie die eines wilden Tieres. Einen Moment mustert er mich, ehe er: "du tust mir leid", murmelt, sich vor mich beugt und mich küsst. Ich bin so überrascht von seiner Tat, dass ich mich nicht wehre kann und mich ihn voll und ganz hingebe. Als ich wieder bei Verstand bin möchte ich mich auch gar nicht wehren. Ich genieße den Kuss mit ihm. Seine Lippen sind weich und schmecken nach Erdbeeren. Ob er vorher noch welche gegessen hat? Viel zu schnell vergeht die Zeit, als er sich von mir löst. Einen Moment mustert er mich noch, ehe er die Tür aufmacht und mir deutet anzusteigen. Ich tue, wie er von mir verlangt und Deisuke nimmt auf dem Fahrerplatz platz. "Weißt du Haro", fängt er an, als er den Rückwärtsgang rein macht und nach hinten fährt und schließlich auf der Straße vorwärts weiter. "Du bist wirklich niedlich. Ich würde es gerne mit dir probieren“, leicht lächelnd schaut Deisuke mich an. Ich merke, wie meine Wangen sich röten, als ich meinem Blick ebenfalls auf ihn wende. Hat er das gerade wirklich gesagt? Ich kann es kaum glauben. Augenblicklich nicke ich. „Ja, gerne“, rufe ich wahrscheinlich ein bisschen zu laut. Leicht lächelt Deisuke immer noch, während er den Blick auf die Straße wendet. Auch ich wende mich dem Seitenfenster zu. Die Bäumer, Strauche und Leitflanken fliegen regelrecht an uns vorbei. In diesem Moment bin ich mir sicher, dass morgen in der Schule zwei Plätze leer sein werden. In ein paar Tagen werden Vermisst Anzeigen ausgehangen, doch niemand wird die Wahrheit kennen. Niemand außer Deisuke und mir. Ein bisschen sehne ich mich nach der Zeit, als wir noch zu viert Spaß hatten. Diese Zeit ist nun vollkommen vorbei. Mein Blick fällt auf Deisuke. Leicht lächle ich. Dafür kann ich mir jetzt eine Zukunft mit ihm vorstellen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)