Kingdom Hearts - War of Light and Darkness von abgemeldet (Secret Section) ================================================================================ Kapitel 45: Alles eine Frage der Gewöhnung ------------------------------------------ Als er aufwachte, war es noch ziemlich früh am Morgen. Das wusste er auch ohne die Augen zu öffnen. Terra hatte das Gefühl nur ein paar wenige Stunden geschlafen zu haben. Nicht genug um ihm wirklich Erholung zu gönnen. Schwach erinnerte er sich, noch ziemlich lange wach gelegen zu haben. Vermutlich hatte er erst gegen zwei oder drei Uhr Schlaf gefunden. Er fühlte sich wie gerädert. Langsam öffnete er die Augen. Die Welt um ihn war noch nicht einmal richtig hell. Durch das Fenster konnte er eine graue Nebelwand erkennen, die alles in eine diesige Aura tauchte. Offenbar hatte noch nicht einmal die Sonnen ihren Weg in die Welt gefunden. Terra beschloss müde noch ein Weilchen liegen zu bleiben. Schlafen konnte er jetzt zwar eh nicht mehr, aber eventuell gelang es ihm noch ein wenig zu dösen. Ein kalter Luftzug wehte durch das Fenster herein und bibbernd zog Terra die Decke ein wenig enger um sich. Moment mal...Decke? Verwirrt schlug Terra die Augen wieder auf und starrte im Halbschlaf an sich herunter. Ja, Decke. Hatte er die nicht gestern Abend Naoko gegeben? Als wenn das nicht schon seltsam genug wäre, fing die Decke nun auch noch an sich hinter ihm zu bewegen. Terra rührte sich keinen Millimieter. Hatte sich etwa ein Tier bei ihm eingeschlichen? Nein, wohl kaum. Hier oben gab es keine Tiere mehr. Das Rascheln wurde immer aktiver. Teilweise wurde ihm die Decke weggezogen und das was auch immer es war, fing an komische Geräusche zu machen. Plötzlich spürte er, wie sich etwas Großes und stellenweise Weiches an seine Rückseite presste. Warmer Atem strich ihm über den Nacken. Klauen strichen über seine Schulterblätter. Flink schlug Terra die Decke zurück, sprang auf...und starrte auf Naoko herab. Diese hatte von seiner Aktion offenkundig wenig mitbekommen und schlief seelenruhig weiter. Was er im Halbschlaf für Klauen gehalten hatte, waren in Wirklichkeit ihre Finger gewesen. Auch noch im Schlaf tasteten sie zaghaft über den Boden, wo Terra eben noch gelegen hatte. Die seltsamen Geräusche entpuppten sich als Gemurmel. Das Große etwas, was sich an ihn gepresst hatte, war sie selbst gewesen. Offenbar hatte sie im Schlaf darauf reagiert, dass sich neben ihr ein Körper befand und sich dann an ihn heran gekuschelt. Darüber was genau die weichen Stellen an seinem Rücken gewesen waren, wollte er lieber nicht zu genau nachdenken. Zwar hatte er da eine Ahnung, aber es war ihm ein wenig peinlich. Viel wichtiger war jedoch die folgende Frage: was tat sie hier? Sie hatten sich gestern Abend jeder in ein anderes Zimmer verabschiedet. Dessen war er sich ziemlich sicher. Oder spielte sein Verstand ihm etwa einen Streich? Nein, das glaubte er eher weniger. Er kannte sich ziemlich gut und wusste, dass er dem hier nicht zugestimmt hätte. Naoko hörte auf zu Murmeln. Stattdessen atmete sie wieder tief und regelmäßig. Ihre Augenlider flatterten ein wenig. So als würde sie träumen. Terra seufzte. Besser er ließ sie einfach weiter schlafen. Er für seinen Teil war jetzt jedenfalls hellwach. Vorsichtig trat er zu ihr und legte zaghaft die Decke wieder über sie. Bei seinem abrupten Aufspringen war sie ziemlich verrutscht. Naoko entfuhr ein kleiner zufriedener Seufzer und sie kuschelte sich tiefer in die Decke. Für einen kurzen Moment stand Terra da und sah sie an. Und plötzlich, aus heiterem Himmel, verschwand Naoko vor seinen Augen und stattdessen sah er Ami dort liegen. Irritiert blinzelte er und das Bild verschwand. Doch ein sehnsüchtiges Gefühl in seiner Brust blieb. Kopfschüttelnd ging er ins Nebenzimmer und machte sich an seinem Rucksack zu schaffen. Terra musste sich nicht fragen, warum er plötzlich Ami gesehen hatte. Das wusste er nur zu genau. Nachdem er sich draußen beim Wasserrinnsal frisch gemacht hatte, setzte er sich mit dem Rücken an eine Säule im Hof und sah den Tag beim Erwachen zu. Es war noch ziemlich frisch und Terra zog die Jacke etwas enger um sich. Allzu lange auf Naoko warten musste er jedoch nicht. Grob geschätzt dauerte es vielleicht noch eine halbe Stunde, bis er von oben Geräusche vernahm. Wenig später stand sie schlaftrunken und in die Decke gewickelt in der Tür und sah sich um. "Guten Morgen!", sagte Terra, um auf sich aufmerksam zu machen. Naokos Blick wanderte in seine Richtung, doch es dauerte einen Moment bis sie ihn wirklich erkannte. "Morgen.", gähnte sie. "Gut geschlafen?", fragte er. "Naoko nickte. "Ja. Ziemlich gut. Besser als die letzten Tage jedenfalls. Und wesentlich entspannter. Möglicherweise weil ich nicht mehr alleine in einer wilden Umgebung bin." Wieder gähnte sie ausgebiebig, wirkte aber schon etwas wacher. "Verzeihung." "Macht nichts." Naoko kam zu ihm herüber und setzte sich mit angezogenen Beinen neben ihn. Ein Kälteschauer schüttelte sie kurz und sie wickelte die Decke noch etwas enger. "Bist du schon lange wach?" Terra schüttelte den Kopf. "Nicht sehr lange. Vielleicht eine halbe Stunde oder so." "Achso. Ich hatte mich nur gewundert, wo du bist. Ich kenne kaum jemanden, der freiwillig so früh aufsteht", sagte Naoko. Die kühle Luft ließ ihre Lebensgeister immer mehr erwachen. Terra sah sie prüfend an. "Und ich war ziemlich überrascht dich neben mir gefunden zu haben." Das altbekannte Grinsen breitete sich wieder auf Naokos Gesicht aus. "Warum denn das? Hat es dir etwa nicht gefallen?", fragte sie schelmisch und rückte ein Stück näher. "Nein...ja...darum gehts doch grad gar nicht.", murmelte Terra rot anlaufend. "Ich hatte einfach nicht erwartet, dass du bei mir sein würdest. Das ist alles. Und außerdem: ist das nicht ein wenig...ich weiß auch nicht...sollten ein Junge und ein Mädchen einfach so im selben `Bett` schlafen?" Naoko lachte auf. "Oh mann. Entspann dich Terra. Ich finds zwar süß, dass du so ein bisschen altmodisch eingestellt bist, aber ein wenig moderner sind die Zeiten durchaus schon geworden." Kichernd erklärte sie: "Schon richtig, dass viele auch heutzutage immer noch etwas zurückhaltend sind, aber es spricht prinzipiell nichts dagegen, wenn befreundete Jungs und Mädchen sich mal dieselbe Decke teilen. Da passiert schon nichts." "Na wenn du das sagst.", hüstelte Terra. Fragend sah er sie an. "Befreundete Jungs und Mädchen?" "Naja sind wir das jetzt etwa nicht? Freunde?" Nachdenlich sah Terra sie an. Eigentlich kannte er sie noch gar nicht wirklich. Dennoch war da ein gewisses Gefühl der Verbundenheit. Schließlich nickte er und sagte: "Freunde." Zufrieden nickte nun auch Naoko. "Aber trotzdem: ist das nicht dennoch zu gewagt?" Jetzt seufzte Naoko. "Ich hatte ja gestern schon den Eindruck, dass du noch nicht so viele Erfahrungen auf diesen Gebieten hast. Weder was Freundschaften angeht, noch das Verhältnis zwischen Mann und Frau. Aber du scheinst ja so überhaupt keine Erfahrungen zu haben.", überlegte Naoko laut. Ihre Heiterkeit hatte sich wieder ein wenig beruhigt. "Wie sollte ich auch. Ich habe in meinem Leben, soweit ich mich jedenfalls erinnern kann, noch nie mit Menschen in meinem Alter zu tun gehabt. Eine Freundin hatte ich auch noch nie. Und ansonsten war in meinem Leben auch nicht viel Platz für andere Themen, als das eigene Überleben und die ständigen Kämpfe. Etwas anderes als das habe ich nie kennen gelernt.", erklärte Terra düster. "Entschuldige Terra. Das hatte ich vergessen.", sagte Naoko bedauernd. Terra nickte. "Du solltest zusehen, dass du deine Erfahrungen ein wenig erweiterst. Vielleicht kann ich dir da ja behilflich sein.", bot Naoko an. Da war es wieder. Dieses zweideutige Grinsen. Terra zog es vor, darauf nicht zu reagieren. Vermutlich würde es noch eine Weile dauern, bis er sich an ihre Art gewöhnt hatte. Und an ihre Offenheit zu solchen Themen besonders. "Jetzt aber mal im Ernst. Warum bist du heute Nacht zu mir gekommen? Selbst wenn Freunde so etwas ab und wann machen, so sind wir beide und prinzipiell immer noch zu fremd dafür oder nicht? Ich meine ich find´s schön, dass du uns offenbar schon als Freunde ansiehst, aber..." Den Rest des Satzes ließ er einfach in der Luft hängen. Da er jetzt im ernsten Tonfall sprach, wurde Naoko ebenfalls wieder etwas ernster. "Schon. Aber es war ziemlich kalt heute Nacht. Du hast mir einfach Leid getan. Schließlich warst du so nett mir die Decke zu überlassen. Dadurch hattest du aber selbst nicht mehr als eine Jacke. Nun ja, da wollte ich mich einfach ein bisschen revanchieren." Terra sah sie an. "Danke." Lächelnd nickte Naoko. "Gerne." Aber Naoko wäre nicht Naoko, wenn sie nicht doch noch etwas fallen lassen würde. "Nun komm schon, gibt´s endlich zu: es hat dir gefallen, neben einem hübschen Mädchen aufzuwachen." Erneut wurde Terra rot und sah zur Seite. Rot wurde er momentan viel zu oft. Hoffentlich wurde das nicht noch ein Dauerzustand. "Vielleicht ein wenig.", murmelte er leise. "Ts, ts, ts. Also wirklich." Gespielt verärgert schnippte sie ihm an die Stirn. "Lektion Nummer 1: sei ruhig mal ehrlich und nicht so verkniffen. Sag auch mal was du denkst. Niemand wird dir dafür den Kopf abreißen. Und sehr wahrscheinlich müsstest du sogar zugeben, dass du dir innerlich gewünscht hast, diese Ami würde da neben dir liegen. Richtig?" Terra zuckte kurz zusammen, aber das reichte Naoko schon als Antwort. Diese Frau war definitiv zu scharfsinnig, dachte Terra sich. "Ich kenne zwar diese Ami nicht, aber es erhöht deine Chancen nicht gerade, wenn ein Mädchen dich sowas fragt und du nur sagst `Vielleicht ein wenig´. Das ist sicherlich nicht das, was besagtes Mädchen dann hören möchte. Also wir üben das nochmal. Hat es dir gefallen neben einem hübschen Mädchen aufzuwachen oder nicht?" Terra brummelte etwas, was Naoko nicht verstehen konnte. "Bitte was? Ich habe dich nicht richtig verstanden.", sagte sie übertrieben gut gelaunt. "Ja ok. Es hat mir wohl gefallen. Zufrieden?", sagte Terra etwas lauter. "Klingt zwar noch nicht ganz so wies klingen soll, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung.", grinste Naoko. "Vermutlich wirst du aber anders und offener reagieren, wenn das richtige Mädchen vor dir sitzt.", sagte sie plötzlich unerwartet sanft und einfühlsam. "Ja vielleicht. Das hoffe ich.", stimmte Terra zu. "Bestimmt. Aber genug davon. Es macht zwar Spaß dich aufzuziehen, aber es soll ja nicht zu schnell langweilig werden, richtig?" "Na toll. Du machst das also tatsächlich aus purer Absicht." Terra wollte ihr ebenfalls gegen die Stirn schnippsen, doch sie wich lachend aus. "Nein, im Ernst. Belassen wir es dabei. Mit der Zeit wirst du schon noch offener werden, wenn du mit den richtigen Leuten zusammen bist. Sofern du es zulässt, helfe ich dir gerne dabei. Wir könnten uns mal treffen. Ins Kino gehen oder so. Und was die Liebe und alles was dazu gehört betrifft: auch das wirst du mit der Zeit sicherlich lernen. Spätestens wenn die Richtige dir über den Weg läuft. Und ich glaube mit dieser Ami bist du schon auf dem richtigen Weg.", sagte Naoko und sah ihm lächelnd in die Augen. Terra wandte den Blick in Richtung Boden. Warum hatte erplötzlich einen Kloß im Hals? "Danke.", flüsterte er. Inzwischen war auch die Sonne aufgewacht und ihre warmen Strahlen fanden ihren Weg durch das Blätterwerk. Naoko stand auf. "Ich glaube es wird Zeit für das Frühstück." Nun war es an Terra ein Grinsen aufzusetzen. "Aha? Und was genau gedenkst du zu essen?" "Naja...also..." Rumdrucksend trat Naoko von einem Bein aufs andere. "Jetzt sei du mal ehrlich und sag was du denkst.", neckte Terra sie. "Also wenn ich ehrlich sein soll...ich habe ja nicht zu essen und daher dachte ich...deine Vorräte.", murmelte sie. "Ahja. Ich dachte mir schon, dass du das im Sinn hast. Aber dürfte ich dich an eine Kleinigkeit erinnern?" Fragend und abwartend sah sie ihn an. "Wir haben gestern Abend sämtliche Reste aufgegessen." Schweigen. Keiner bewegte sich. Ein Windhauch pfiff über sie hinweg. Stille schwebte wie ein Unheil in der Luft. Plötzlich sackte Naoko auf die Knie und sprach mit unheilvoller Stimme: "Es ist nichts mehr da? Das darf nicht wahr sein. Das ist das Ende. Wir werden elendig verhungern!" "Äh...Naoko?", fragte Terra vorsichtig. "Mein Magen ist leer. Die Taschen sind leer. Es gibt nichts mehr womit ich meinen unstillbaren Hunger stillen könnte. Welchen Sinn hat das alles denn dann noch?", hauchte sie mit leerem Blick dem Boden zu. Sie benahm sich als wäre Terra gar nicht mehr vorhanden. "Übertreibst du jetzt nicht etwas? Nebenbei, wenn dein Hunger wirklich unstillbar wäre, könnte man dir sowieso nie genug zu essen auftischen um dich satt zu kriegen. Dementsprechend wärest du Dauer-Hungrig.", versuchte Terra einen kleinen Scherz zu machen. Keine Wirkung. Sie schien seine Worte nicht mal gehört zu haben. Terra ging in die Hocke und wedelte mit er Hand vor ihrem Gesicht. Die Augen folgten der Bewegung nicht einmal. "Scheinar steht sie komplett neben sich, wenn sie Hunger hat, es aber nichts zu essen gibt.", überlegte Terra. Er fand diese Szene ziemlich melodramatisch, war sich aber nicht ganz sicher, ob das jetzt echt war oder einer ihrer Scherze. "Wäre das hier einer dieser Mangas, welche Bunny mir mal ausgeliehen hat, dann würde jetzt ihre Seele in Form einer Blase aus ihrem Mund kommen und über ihrem Kopf baumeln." Währenddessen murmelte Naoko weiter vor sich hin. Seufzend lud Terra sie sich auf die Schulter und ging ins Haus. "Jetzt reiß dich mal zusammen. Das Ganze ist doch kein Weltuntergang. Wir müssen lediglich runter in die Stadt und was kaufen. Ganz einfach.", sagte er, während er die Treppe hochstieg. "Zu hungrig zum Laufen. Zu schwach zum Bewegen.", brabbelte Naoko. Irgendwie musste Terra an einen ganz speziellen Manga von Bunny denken. Er konnte sich nicht mehr an den Titel erinnern. Aber er wusste noch, dass es irgendwie um einen Drachen und seltsamen Kugeln mit Sternen ging. Jedenfalls benahm der Hauptcharakter der Story sich ähnlich wie Naoko gerade, wenn er Hunger hatte. "Tja. Dann werde ich wohl alleine in die Stadt gehen müssen. Ich kann dann aber nicht garantieren, wieviel der Einkäufe hier oben tatsächlich ankommen. Vielleicht bekommt ich unterwegs ja auch Hunger. Oder ich Brunche einfach in einem der Cafés." Das saß. Ruckartig fing Naoko an zu strampeln und Terra ließ sie los. Naoko fing den Fall auf und vollführte einen halben Radschlag, in dem sie den Körper so weit bog, bis sie wieder Boden unter den Füßen hatte. Dann richtete sie sich auf. Terra war beeindruckt von ihrer Gelenkigkeit. Diese Bewegung hatte sehr anmutig ausgesehen. Er bzweifelte, dass er sie überhaupt hätte durchführen können. "Ich ziehe mich schnell um und dann können wir los." Mit diesen Worten flitzte Naoko in ihr Zimmer. Kopfschüttelnd sah Terra ihr nach. Die Ähnlichkeit zu Bunny und ChibiUsa in Punkto Verfressenheit nahm immer mehr zu. Das konnte ja heiter werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)