Blue Eyes von abgemeldet (Was siehst du in meinen Augen?) ================================================================================ Kapitel 13: Sasuke - Wandel --------------------------- Es gibt Momente im Leben, die man nicht beschreiben kann. Die keine Worte brauchen. In denen man keine Worte findet. In denen man den Atem anhält und völlig im hier und jetzt aufgeht. Einfach nur spürt. Sekunden, in denen der Kopf nicht denkt, keine Blockade vorhanden ist, kein Körperteil juckt oder unkontrolliert zuckt. Kein zögern, kein zweifeln, keine Angst die aufkommt. Alles ist zeitlos und losgelöst. Ich nahm wahr. Fühlte den Sauerstoff durch meine Adern fließen und meine Muskeln, die sich spannten und arbeiteten. Tiefe Ruhe und Gelassenheit in meinem Inneren, geschmeidige Bewegungen im außen. Diesmal hatte ich Konohamaru gebeten ein paar Schritte mit mir zu tanzen und wieder ohne auch nur das geringste Nachfragen, hatte er eingewilligt. Augenblicke später schwitzten wir nebeneinander vor der verspiegelten Wand des Kellerraumes. Manchmal fragte ich mich woher der Braunhaarige diese Energie nahm. Er tanzte immer schon eine Weile wenn ich zu ihm fand, dass sah ich an den Schweißperlen auf seinem Körper. Aber seine Bewegungen oder Tanzschritte verloren nie an Kraft oder Präzision. Nie. Er tanzte zu jeder Zeit, als hätte er eben erst begonnen, auch nachdem ich ihm bereits 3 Stunden zugeschaut hatte. Er strahlte einfach weiterhin pure Energie und Vitalität aus, schien des Tanzes nie müde zu werden. Wenn ich an seiner Seite tanzte, mich seinen Schritten anpasste und eine gemeinsame Frequenz mit ihm gefunden hatte, bekam ich eine Kostprobe dieser Energie in ihm. Ein Teil von mir hatte die Hoffnung, dass diese Probe exklusiv für mich gedacht war, dass er mit keiner anderen Person einen so stimmigen Rhythmus finden konnte. Das ich so besonders für ihn war, wie er es für mich war. Ein anderer Teil von mir schnaubte empört und machte auf Naruto aufmerksam, der mit seinen Dämonen kämpfte und ein besserer Freund für mich sein wollte – während ich mir Gedanken machte ob ich für jemand anderen Besonders war. Lächerlich. Das grenzte an Heuchelei. Nach einer gefühlten Ewigkeit endete die Musik und auch unsere Bewegungen erstarben. Konohamaru erholte sich schneller als ich, aber für mich zählte gerade nur wie viel leichter ich mich fühlte. Als hätte ich tonnenschwere Steine von meinen Schultern abgeladen und mein braunhaariger Tanzpartner hatte mir dabei geholfen. Noch nach Atem ringend beobachtete ich, wie Konohamaru seine CD aus der Anlage entnahm, was für mich das Zeichen war das er gehen würde und genug für heute hatte. Sehr zu meinem gefallen. Ich war nämlich ziemlich ausgelaugt, nachdem ich ein solch emotionales tief hinter mir gelassen hatte. Der Tänzer steuerte seine Tasche auf dem Tisch an und auch ich zog mir meine schwarze Lederjacke über, war es doch draußen mittlerweile sicher etwas frischer geworden. Als ich mir gerade meine Tasche umgehangen hatte warf ich einen Blick auf die Uhr auf meinem Handy. 23:16 Uhr. Zeit für ein warmes Bett. Konohamaru, der an mich heran getreten war, wartete das ich die Türschwelle zum Flur übertrat, damit er den Raum abschließen konnte. Woher er auch immer den Schlüssel hatte. Vielleicht war das etwas, was ich lieber nicht wissen wollte. Denn so schelmisch er manchmal drein sah, war er sicher auch. Schweigend gingen wir gemeinsam zum Eingang der Universität und ich freute mich schon auf eine frische heimfahrt auf meinem Fahrrad. Nicht. Während der Braunhaarige auch den Haupteingang der Universität abschloss, zog ich den Reißverschluss meiner Jacke noch ein Stück höher und visierte mit einer Gänsehaut mein Fahrrad vorne am Tor an, als würde es sich dann schon einmal wie durch Zauberhand in Bewegung setzen und zu mir kommen. Das passierte natürlich nicht, sodass ich es wie gewohnt vom Fahrradschloss befreite und meine Tasche auf dem Gepäckträger befestigte. Das Konohamaru immer noch so still war wunderte mich nun doch, weil er sonst immer daher plapperte welche Seminare er in denen nächsten Tagen so haben und was ihn daran langweilen würde. Meinen Lenker umgreifend sah ich zu ihm und lächelte. „Na dann... bis demnächst.“, ich hatte mich wie üblich verabschiedet und suchte seinen Blick. Anders als üblich sah er vom Boden auf als hätte ich ihn aus seinen Gedanken gerissen und erwiderte meinen Blick unerwartet ernst. Ich spürte mich plötzlich nervös werden. Irgendetwas an seiner Stimmung war gerade... ungewöhnlich. „Ja...“, sagte er nur und klang rauer, sein Blick noch immer intensiv. Okay. Ich sollte gehen. Oder? Vielleicht machte er sich jetzt doch Sorgen, traute sich aber nicht zu fragen was mit mir los war? „Ich...“, setzte ich verlegen an, wandte den Blick auf mein Fahrrad und schluckte. Ich konnte ihm doch nicht einfach so sagen das ich schwul war und mein Partner... und … nein. Er würde aus allen Wolken fallen und überhaupt... das war absurd. Ich hatte den ganzen Abend nichts gesagt, es war in Ordnung so. „Danke für alles...“, sagte ich deshalb schließlich nur, warf ihm ein zaghaftes Lächeln zu und wandte mich ab. Ich lief noch ein paar Schritte bevor ich auf mein Fahrrad steigen wollte, spürte seinen Blick im Nacken und hatte das Gefühl das meine Knie gerade zu wackelig waren um zu fahren. Noch völlig in meiner eigenen Verwirrung bemerkte ich erst im letzten Moment Schritte hinter mir. Da wurde ich auch schon am rechten Arm zurück gezogen und umgedreht, konnte kaum erfassen was passierte, spürte nur plötzlich etwas weiches an meinen Lippen. Für einige Sekunden stand alles still. Konohamarus Geruch stieg mir intensiver denn je in die Nase, ich hörte den Wind durch die Blätter rauschen. Bebende Hände an meinen Schultern, ein zittriger Atemzug streifte meine Wange, da entfernte sich die Wärme von meinem Mund wieder allmählich. Dunkle Augen sahen mich Sehnsüchtig und funkelnd an, die Hände an meinen Schultern zogen sich zurück und mein eigener Körper drehte sich wie von selbst um, stieg auf das Fahrrad und fuhr los. Mein Herz hämmerte in einem ganz neuem Tempo und das obwohl ich nicht sonderlich schnell fuhr. Mein Kopf war leer, Satzfetzen huschten hindurch, kochendes Blut rauschte durch jede Ader meines Körpers. Was zum – wie – warum... warum.... Ich war unfähig etwas anderes zu tun als mich zu bewegen. Bilder von Naruto kamen auf, sogleich Konohamarus Gesichtsausdruck von eben. Ich bremste und hielt mir die Hand vor den Mund, fühlte meinen zitternden Körper, hatte Angst zu Atmen – wagte nicht einmal Luft zu holen. Ich konnte nicht erfassen ob mein Herz gerade nur zu heftig schlug oder zerriss. Was war das gerade gewesen?! Mit aller Macht krallte ich meine Hände um meinen Lenker, stieg wieder auf und fuhr so schnell ich konnte. Wohin wusste ich nicht mehr. Schließlich schaffte ich es – nachdem mir der Wind scheinbar ewig in mein erhitztes Gesicht gepeitscht hatte – mich zu beruhigen. Ich stellte mein Fahrrad vor meiner Haustür ab und schaffte es unbeschadet ins Wohnzimmer. Mir war schlecht. Ich war aufgewühlt. Ein paar tiefe Atemzüge ermöglichten mir, mich etwas zu fangen und zu erfassen was passiert war. Ein Blick auf die Uhr verriet mir das ich 2 Stunden gebraucht hatte um überhaupt wieder bewusst Atmen zu können. Erschöpft ließ ich mich auf die Couch sinken und vergrub das Gesicht in meinen Händen. Okay Uchiha, reiß dich zusammen. Es war nur ein Kuss. Ich presste fest die Lippen aufeinander, sah wieder diese dunklen Augen vor mir die ganze Bände gesprochen hatten. Mein Herz legte wieder einen Gang zu, wollte sich heute offenbar gar nicht mehr beruhigen, damit ich auch ja nicht vergessen würde was passiert war. Fuck. Ich hatte keine Ahnung was ich gerade denken oder fühlen sollte. Konohamaru hatte mich damit eiskalt erwischt, es war absolut zu plötzlich gekommen. Nie hätte ich gedacht das er... dass so etwas... wie auch... Mein Gesicht war heiß. Ich kniff die Augen zusammen, spürte meine Lippen kribbeln und meinen Magen herum poltern. Fuck. Hieß das er mochte mich? Was war das gewesen? Ein Mitleidskuss? Nein, dafür war Konohamaru nicht der Typ, schloss ich schnell. Abgesehen davon wusste er nicht was los war. Aber er wusste auch nichts von Naruto. Was ist mit Naruto? Die Frage schoss unweigerlich durch meinen Kopf, als ich meinen Blonden Freund vor meinem geistigen Auge sah. Mist. Naruto wusste nichts von Konohamaru und ich hatte beschlossen, nichts zu erzählen um ihn nicht unnötig zu verunsichern. Aber unnötig oder unwichtig konnte ich das alles mit Sicherheit spätestens jetzt nicht mehr nennen. Ich würde sowohl ihm als auch dem Braunhaarigen in nächster Zeit nicht unter die Augen treten können ohne mich unwohl dabei zu fühlen. „Wenn du jemanden kennen lernst und du vor der Wahl stehst, auf mich zu warten oder mit dem jemand eine nette Zeit zu haben, dann wähle ihn.“ Narutos damalige Worte waren plötzlich wie ein Schlag in den Magen. Nein verdammt, dass konnte nicht die Lösung sein! Das war nicht richtig! Wegen eines Kusses würde ich doch nicht einfach so das Handtuch schmeißen und es mir leicht mit den beiden machen! Die Küsse die ich mit Naruto geteilt hatte, waren viel besser und wertvoller gewesen! Überhaupt, nur weil mich Konohamaru an ihn erinnerte, hieß das noch lange nicht das er mich so schnell schwach machen könnte. Der Kuss war einfach nur sehr plötzlich gekommen und ich war nicht einmal in der Lage zu reagieren. Ich hätte nicht einmal sagen können ob es sich gut angefühlt hatte! Es war einfach nur eine Berührung gewesen die mich überrascht hatte. Seufzend raufte ich mir die Haare. Okay, es war nicht nur ein simples Lippen – aufdrücken gewesen, erinnerte mich mein schnell klopfendes Herz. Es war nicht so, dass mir Konohamaru missfiel oder mir egal war – dass wäre eine üble Lüge gewesen. Ich mochte sein Aussehen und seine Art und wie er mich vor einigen Stunden noch emotional aufgefangen hatte war unbeschreiblich gewesen. Aber ich war mit Naruto zusammen! Aber reicht das um keine ernsthaften Gefühle für ihn zu entwickeln? Was ist, wenn es das nächste mal nicht nur ein Lippen – aufdrücken ist? Ich verfluchte mich unweigerlich für meine Zweifel, sah den Braunhaarigen vor meinem geistigen Auge, wie er mich mit vor Lust verschleierter Miene an sich zog und seine Zunge- „Wuah, stopp, stopp, stopp!“, krächzte ich in meine Hände und spürte wie mir das Blut in die Wangen schoss und leider auch in andere Regionen. Okay. Ich brauchte mir nichts vormachen, ich fand ihn attraktiv und die Vorstellung das er ohne die geringste Angst über mich herfallen könnte machte mich eindeutig nervös. Aber der Knackpunkt war: Konohamaru war nicht mein Freund. Er war nicht Naruto, auch wenn er ihm in gewissen Punkten ähnelte. Aber vor allem war er nicht der Mann, in den ich mich verliebt hatte. Das Naruto im Moment nicht ganz er selbst war, war eine Sache. Aber er war zweifellos meine erste Liebe und die war ehrlich und stark. Mit einem erneuten durchatmen hob ich den Blick und ließ diesen nachdenklich durch den Raum schweifen. Was war jetzt die fairste und beste Art sich zu verhalten? Ich wollte Naruto nicht verunsichern und Konohamaru keine Hoffnung machen oder ihm die Fläche für mehr solcher „Angriffe“ bieten. Andererseits spürte ich meine eigene Neugier, was passieren würde wenn sich mein blonder Freund weiter entfernen würde, während der andere immer näher kam. Naruto hatte zu sehr mit sich zu tun und ein Ende war offen, was mir nicht unbedingt Mut machte. Es war also durchaus realistisch von ihm gewesen mir damals einen Freifahrtschein ausgesprochen zu haben – wenn auch die Umsetzung für mich absolut außer frage stand. Der erste Schritt war also, Narutos nähe zu erhalten, soweit es möglich war, um für Konohamaru weniger Schwäche zu haben. Mehr Naruto - weniger Konohamaru. Einfach. Theoretisch. Aber da mein Freund in Therapie war, lag es in seinen Händen wann wir Kontakt hatten und nachdem es das letzte Mal ein doch übles Ende gefunden hatte, war unklar ob er sich nicht noch länger zurück ziehen würde. Ich spürte Frust in mir und den dringenden Wunsch, meinen blonden Chaoten zu sehen. Wann hatten wir das letzte mal so richtig zusammen gelacht und gealbert? In den letzten Wochen, nein, Monaten, war es immer nur um Sex gegangen und warum wir einander nicht näher kamen. Aber in einer Beziehung ging es nicht nur um körperliche Nähe sondern auch um die Emotionale Verbindung und irgendwie war diese zwischen uns... verloren gegangen. Wir waren so fixiert darauf gewesen den jeweils anderen irgendwie glücklich zu machen, dass wir das wesentliche zwischen uns verloren hatten. Wir hatten die Verantwortung für uns selbst dem anderen aufgebürdet und uns gewundert, warum all die Versuche und Bemühungen nicht fruchteten. Aber es war weder meine Aufgabe gewesen Naruto glücklich zu machen, noch war es seine, mich mit Glück zu erfüllen. Glück konnte nur selbst aus einer Person heraus entstehen. Es kann den Partner anstecken, aber niemals ganz erfüllen. Unser beider Verantwortung lag darin, auch wenn wir getrennte Wege zu gehen hatten, ein gemeinsames Band zu weben. Vielleicht würde Naruto nicht immer an meiner Seite sein. Aber jetzt war er es und es war meine Aufgabe, ihn daran zu erinnern, dass ich genauso an seiner Seite war – wenn er das wollte. Als meine Augen neben einem meiner Sideboards einen etwas dreckigen, alten Basketball entdeckten, wusste ich auch schon genau, wie ich die Verbindung zwischen uns wieder auffrischen konnte und spürte mich breit lächeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)