Touching Tomorrow von Varlet ================================================================================ Kapitel 27: 27.12. ------------------ Sota Shibungi sah sich in seinem Haus um. Er hatte es vor über 5 Jahren gekauft und lebte seitdem in diesem. Jetzt aber spürte er alles viel intensiver. Er war alleine. Und einsam. Seit Sayaka nicht mehr am Leben war, fühlte er diese Leere in sich. Alles war egal. Sein Leben war vorbei. Sein Glück war verschwunden. Auch wenn die Wunde frisch war, wusste er, dass er nie über seine Frau hinweg kommen würde. Nie wieder würde er eine andere lieben können. Sayaka war sein ein und alles. Sie war seine Seelenverwandte, seine große und einzige Liebe. Er vermisste sie, ihren Duft, das gemeinsame Zusammensitzen im Wohnzimmer, vor dem lodernden Kamin, kuschelnd und natürlich auch ihre Berührungen. Sie würde nicht mehr zurück kommen. Nie wieder. Er hatte das Glück und nun wurde es ihm wieder genommen. Einfach so und ohne Vorwarnung. Das Haus war nicht weihnachtlich geschmückt. Dieses Jahr wollten sie ein richtiges Fest ausrichten. Kitschig und übertrieben. Sayaka hatte verschiedene ausländische Magazine gewälzt, verschiedene Bilder gesehen und wollte unbedingt die gleiche Dekoration und den gleichen Brauch einführen. Natürlich wurde Weihnachten in Japan anders gefeiert als in den westlichen Ländern, aber da Sayaka in den Jahren vorher immer alleine war, wollte sie etwas völlig Neues kreieren. Sie freute sich schon auf das Essen mit der Familie - seiner Familie und den zwischenmenschlichen Kontakt. Alle Dekorationen –Lichterketten, Kugeln, Schmuck – waren bereits bestellt und wurden vor einigen Wochen geliefert. Mittlerweile befanden sie sich im Keller. Sayaka fand nie Zeit um das Haus vorzubereiten und schob es immer wieder auf. Und jetzt war es zu spät. Keiner würde sich je daran erfreuen. Sota ging in sein Arbeitszimmer. Er setzte sich an den Schreibtisch und sah auf das Bild ihrer Hochzeit. Er und Sayaka. In guten Zeiten. Sie war eine so wunderschöne Braut. Sie hatte alles Glück der Welt verdient. Und nun war es zu spät. Zärtlich strich der Geschäftsmann über den Rahmen. „Sayaka“, wisperte er leise. „Meine Sayaka.“ Eine Träne lief ihm über die Wange. Er vermisste sie. So unendlich. Sota blickte auf das Tagebuch herab. Er hatte es bereits einmal komplett gelesen und das Gefühl, sie nun viel besser zu verstehen. Sie gewährte ihm Einblick in ihre Gefühle, ihre Ängste und in ihr Inneres. Aber was brachte es ihm jetzt? Nichts. Gar nichts. Sayaka war fort. Für immer. Und er war noch da. *** Jodie streckte sich. So gut wie in der vorangegangenen Nacht hatte sie lange nicht mehr geschlafen. Der Albtraum war endlich zu Ende und sie konnte sich wieder den wichtigen Sachen im Leben widmen: Der Arbeit und der Suche nach weiteren Spuren von der Organisation. Es war, als hätten Shuichi, Camel und James sie mit einem Mal aus ihrem tiefen Loch geholt. Sie wussten genau, was sie tun mussten, welche Knöpfe sie bei ihr drücken mussten. Jodie war froh, dass sie solche Freunde hatte. Freunde, auf die sie sich immer verlassen konnte. Wenn sie ehrlich war, waren sie sogar viel mehr als Freunde. Sie waren ihre Familie. Eine, auf die sie nie wieder verzichten wollte. Langsam setzte sich die Agentin auf. Sie streckte sich erneut. Ihr Haar war ein wenig zerzaust, aber nach einer Haarwäsche wäre das Thema erledigt. Heute hatte sie sogar richtige Lust auf die Arbeit. Irgendwas tief in ihrem Inneren sagte ihr, dass es nun nicht mehr schlimmer kommen konnte. Was sollte auch passieren? Sayaka Shibungi war tot, die Organisation war noch auf freiem Fuß, die Presse berichtete nicht mehr über sie und sie stand nicht mehr im Fokus der Ermittlungen. Jodie wurde das Gefühl nicht los, dass sie heute einen Durchbruch erzielten. Gut gelaunt stand sie vom Bett auf, ging in das Badezimmer und machte sich fertig. Sie sah sich im Spiegel an und legte die Kette, die immer noch um ihren Hals hing und mit der sie eingeschlafen war, in ihr kleines Schmuckkästchen zurück. Da die Gefahr sie zu verlieren immer noch gegeben war, wollte sie sie nur zu besonderen Anlässen tragen. Glücklicherweise geriet die Kette nie in die Hand der Organisation. Dann hätte sie erst recht schlechte Karten. Würden sie diese irgendwo platzieren, konnte man sie sicherlich mit einem schrecklichen Verbrechen in Verbindung bringen. Einem, das sie nie beging, für das sie aber die Schuld zugeschoben bekäme. Auch wenn man manchmal ein anderes Gefühl hatte, legte Jodie viel Wert darauf, dass die Organisation ihre Privatsachen oder ihr Privatleben nicht in die Hand bekam. Man wusste schließlich nie, ob man am Ende überlebte oder nicht. Gut gelaunt machte sich Jodie auf den Weg in das Büro. Unten grüßte sie den Wachmann und fuhr mit dem Fahrstuhl nach oben. Im Großraumbüro angekommen, blickte sie sich um. Wieder war die Ausbeute an Agenten gering. Aber sie gönnte es jedem einzelnen von ihnen. Viele sahen ihre Familie nur sehr selten und wollten mit den Eltern, den Kindern oder den Lebenspartnern die Feiertage und das neue Jahr feiern. Jodie beneidete diese Agenten. Wie gern hätte sie auch deren Glück. Die Agenten hatten aber auch Glück, da James auf ihre Anwesenheit verzichten konnte und die kleine Auszeit gewährte. Es wunderte sie allerdings nicht, dass Shu und Camel das Angebot ausschlugen. Wieder merkte Jodie, dass sie über die genaue familiäre Situation der Beiden wenig wusste. Bei Camel war dies noch entschuldigbar. Bei Shu hingegen war es schon eine andere Sache. Sie kannten sich seit Jahren und trotzdem hielt er sie auf Abstand. Aber sie konnte ihn auch nicht zum Reden zwingen. Jodie schüttelte den Kopf und marschierte auf einen Schreibtisch zu. Sie stellte ihre Tasche ab, setzte sich und startete ihren Computer. „Dann wollen wir mal was finden“, sagte sie zu sich selbst. Die Tür von James‘ Büro ging auf. Er sah besorgt aus und runzelte die Stirn als er auf Jodie blickte. „Kommst du bitte in mein Büro?“ Sie nickte und folgte ihm rein. War doch etwas Passiert? „Geht es um meine Anwesenheit hier?“, wollte sie von ihrem Vorgesetzten wissen. „James, mir geht es wirklich gut…“ Erst jetzt sah sie Akai. „Shu“, murmelte sie überrascht. „Guten Morgen, was machst du schon so früh hier?“ „Morgen.“ Kurz musterte er sie. „Hast du heute schon die Zeitung gelesen oder dir die Nachrichten angehört?“ „Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich hatte heute Morgen keine Zeit für die Zeitung. Und auf dem Weg hierher war mein Radio aus.“ Jodie setzte sich auf den freien Platz neben ihrem Kollegen. „Was ist passiert? Ihr macht mir langsam Angst, wenn ihr mich so anguckt.“ „Sota Shibungi ist tot.“ Jodie sah ihn schockiert an. „Was? Das kann nicht…wie ist das passiert?“ Sie wurde bleich. „Sagt mir nicht, dass die Polizei nun denkt, dass ich etwas…“ „Nein, das denkt sie nicht“, sprach James ruhig. „Wir können einen Selbstmord nicht ausschließen.“ „Momentan sieht es so aus, als hätte er sein Haus angezündet und sei im Feuer darin umgekommen. Ich höre den Polizeifunk ab“, gestand Akai. „Deswegen weiß ich auch, was passiert ist. Das Feuer im Haus wurde mittlerweile gelöscht. Momentan sind sowohl Feuerwehr als auch Polizei vor Ort. Sie haben zwei Leichen geborgen.“ Jodie schluckte. „Zwei?“ „Shibungi und einer unserer Männer. Agent Combs.“ Akai sah wieder zu Jodie rüber. „Ich glaube nicht, dass das ein Zufall war. Es gibt zwei Möglichkeiten. Er wollte sich umbringen um bei seiner Frau zu sein. Oder die Organisation hat ihn ausgeschaltet und lässt es nach Selbstmord aussehen.“ „Und was denken Sie ist passiert?“ „Ich denke“, begann Akai. „…dass die Organisation dahinter steckt. Sie haben sein Geld und wollen keine Zeugen hinterlassen. Vielleicht waren sie sich nicht sicher, was Shibungi weiß und was nicht. Er war ein potentielles Risiko und musste eliminiert werden.“ Sein Ärgernis war zu spüren. „Wir konnten das doch nicht ahnen…“, warf Jodie ein. „Doch. Das konnten wir. Was meinst du, warum unsere Leute das Haus im Blick behielten. Aber irgendwie ist ihnen etwas durch die Lappen gegangen. Ich hätte die Observation selbst durchführen müssen.“ James schüttelte den Kopf. „Dann wären jetzt möglicherweise Sie tot, Akai.“ „Pff…“ „Moment“, schaltete sich Jodie ein. „Wie kam unser Agent in das Haus?“, wollte sie wissen. „Wir nehmen an, dass der Agent das Feuer bemerkte und helfen wollte. Er war es auch, der den Notruf absetzte. Er muss ins Haus gelaufen sein und wollte Shibungi retten, starb aber an den Folgen des Rauches.“ Jodie biss sich auf die Unterlippe. „Das darf doch nicht wahr sein“, murmelte sie leise. „Wir müssen unbedingt herausfinden, was wirklich passiert ist.“ James sah die beiden Agenten an. „Und ob der Selbstmord in Wahrheit Mord war. Die Polizei wird die Leiche sicherlich obduzieren lassen.“ James blickte nun Jodie direkt an. „Jodie, fühlst du dich in der Lage an dem Fall weiter zu arbeiten?“ Sie nickte sofort. „Natürlich. Mach dir keine Sorgen um mich, James“, antwortete Jodie ruhig. Es war nicht schön an ein Haus zu kommen, dass nun mehr oder weniger in Schutt und Asche lag – zumindest dann nicht, wenn es sie an ihr eigenes Elternhaus erinnerte. Jodie durfte sich der Vergangenheit nicht hingeben. Sie musste sich konzentrieren. Auf das Hier und Jetzt. Sota Shibungi musste Gerechtigkeit erfahren. „Gut“, nickte James. „Dann fahrt hin und bringt in Erfahrung was passiert ist. Sollte es eine Obduktion geben, wäre es gut, wenn ihr dabei sein könnt. Ich weiß, dass es bei der japanischen Polizei Regeln gibt, aber ich will, dass ihr alles menschenmögliche macht, damit wir die nötigen Informationen bekommen.“ Shuichi stand auf und sah zu Jodie. „Wir nehmen meinen Wagen.“ *** Shuichi parkte seinen Wagen in einer kleinen Seitenstraße. Den restlichen Weg gingen die beiden Agenten zu Fuß. „Bist du dir sicher, dass du das hinbekommst?“, wollte er von Jodie wissen. Sie nickte. „Ich werde nicht zusammenbrechen, Shu“, sagte sie ruhig. Dabei war sie sich selber gar nicht so sicher. „Sie können hier nicht weiter.“ Jodie musterte den Polizisten hinter dem Absperrband. „Wir müssen mit dem ermittelnden Inspektor sprechen“, sagte sie. Der Mann runzelte die Stirn. „Der Feuerwehrober….“ „Wir möchten nicht mit der Feuerwehr sprechen. Bitten Sie doch bitte Inspektor Takagi hier her.“ „Eh…“ „Hören Sie, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit. Ich weiß, dass Inspektor Takagi an dem Fall Sayaka Shibungi gearbeitet hat. Da es sich hier um das Haus von Sota Shibungi handelt und seine Leiche von Ihren Männern raus geschoben wurde, wird Inspektor Takagi sicher auch in diesem Fall ermitteln“, entgegnete Jodie. „Ähm…das…es handelt sich nicht um Mord“, konterte der Polizist. „Das weiß ich. Ich möchte trotzdem den Inspektor sprechen. Also was ist? Rufen Sie ihn jetzt? Oder soll ich ihn anrufen?“ Der Polizist räusperte sich. „Ich frage nach.“ Er nahm sein Funkgerät und hielt es sich vor dem Mund. „Inspektor? Hier sind zwei Herrschaften, die mit Ihnen reden möchte.“ „Sagen Sie ihnen, dass ich unterwegs bin. Lassen Sie sie aber nicht ins Haus.“ „Verstanden.“ Der Polizist sah die Agenten an. „Er ist unterwegs. Bitte warten Sie noch einen Moment.“ Jodie blickte zum Haus. Sie schluckte. Nun wurde es real. Sie machte einen Schritt nach hinten und erinnerte sich an die damalige Zeit. Es traf sie wie ein Schlag in die Magengegend. Sie war doch erst ein kleines Kind und durch Zufall der Flammenhölle entkommen. Im Vergleich zu dem Hause der Shibungis war ihr Elternhaus bis auf die Grundmauern herunter gebrannt. Erst später erfuhr sie, dass Brandbeschleuniger eingesetzt wurde. Es war alles zerstört. Die Zimmer, die Spielsachen, wichtige Unterlagen und natürlich die Körper ihrer Eltern. Mit einem Mal war alles ausgelöscht. Jodie atmete tief durch. Sie versuchte den Schmerz, den sie nun verspürte, beiseite zu schieben. Sie durfte sich nicht von der Vergangenheit ablenken lassen. Sie musste stark sein. Für die Gerechtigkeit. „Takagi“, murmelte Akai und stieß Jodie leicht an. „Hmm?“ Jodie sah sich um. Dann erblickte sie den Inspektor. „Inspektor Takagi, wie schön, dass Sie auch in diesem Fall unser Ansprechpartner sind“, sagte sie. „Wussten Sie es?“ „Was meinen Sie?“ Jodie stellte sich dumm. „Da ich weiß, dass Sie den Fall von Sayaka bearbeitet haben, habe ich mir bereits gedacht, dass Sie auch hier tätig sind. Halten Sie einen Mord für wahrscheinlich?“ „Aufgrund der Tatsache, dass wir eine zweite Leiche gefunden haben, sieht es so aus.“ „Nicht ganz“, warf Akai ein. „Der zweite Mann ist einer unserer Agenten. Wir fanden es sinnvoll Sota Shibungi nicht aus den Augen zu lassen. Gerade weil seine Firma Insolvenz anmeldete und seine Frau ermordet wurde, bestand für uns ein Verdacht, dass auch er Opfer von Gewalt werden würde. Der Agent wollte das Opfer möglicherweise retten und wurde damit selber zum Opfer.“ „Oh. Ich verstehe. Geben Sie mir nachher bitte die Informationen über Ihren Kollegen.“ „Natürlich“, nickte Akai. „Wo haben Sie ihn gefunden?“ Takagi zog sein Notizbuch heraus. „Die erste Leiche wurde oben vor dem Arbeitszimmer gefunden. Ihr Agent könnte versucht haben die Tür zu öffnen. Sota Shibungi selbst wurde im Arbeitszimmer gefunden.“ „Wissen Sie auch, wo das Feuer anfing?“ „Soweit sind wir in unseren Untersuchungen nicht. Wegen der Ausbreitungslage des Feuers besteht der Verdacht, dass es im Arbeitszimmer anfing. Außerdem fanden wir dort einen feuerfesten Save und einen handgeschriebenen Abschiedsbrief. Sota Shibungi gab an, dass er nicht mehr ohne seine Frau leben kann und ihr deswegen folgt“, entgegnete Takagi. „Also Selbstmord“, kam es von Akai. Takagi nickte. „Es spricht nichts dagegen.“ „Was machen Sie mit der Leiche?“, wollte Jodie dann wissen. „Wir bringen beide Leichen in die Gerichtsmedizin und lassen beide zur Sicherheit untersuchen.“ „Können wir dabei sein?“ „Eh…“, Takagi überlegte. „Normalerweise sind keine Zivilisten dabei.“ „Ach kommen Sie, Inspektor“, fing Jodie an. „So zivil sind wir ja nicht…“ Takagi grummelte. „Na schön…“ „Wann können wir mit den Ergebnissen rechnen?“, wollte Akai wissen. „Nicht vor Morgen.“ Takagi sah zu Shu. „Morgen früh gegen 10 Uhr frühestens. Der Forensiker wird diesen Fall mit hoher Priorität behandeln. Dennoch dauert es einige Stunden bis alle Ergebnisse vorliegen.“ „Gut“, sagte Jodie. „Dann treffen wir uns am besten Morgen früh um 10 Uhr und gehen dann gemeinsam in die Gerichtsmedizin. Ich denke, damit können wir alle Leben, oder Inspektor?“ „Von mir aus…“, murmelte er. *** Jodie und Shuichi gingen wieder zurück zum Wagen. Das Haus von innen durften sie nicht noch einmal begutachten. Die Einsturzgefahr an einigen Stellen war zu hoch. Die restlichen Räume mussten erst abgesichert werden. Aber sie hatten einen Durchbruch erzielt und konnten bei der Gerichtsmedizin vorbei schauen. Wenigstens etwas. Shuichi beobachtete seine Umgebung, während Jodie mit schnellen Schritten vor ihm her ging. „Und was denkst du?“, wollte sie wissen. „Es stinkt nach Mord. Vielleicht wurde Shibungi vom Feuer überrascht oder er hat irgendein Schlafmittel genommen. Die Ärzte haben ihn schon einmal ruhig gestellt. Wer weiß, vielleicht bekam er etwas verschrieben und wurde dann mit dem Feuer umgebracht. Oder sie brachten ihn vorher um und wollte es mit dem Feuer nach einem Unfall aussehen lassen“, erklärte er. „Aber ich lasse mich gern eines Besseren belehren. Und wenn der Mediziner herausfindet, dass bei Shibungi keine Auffälligkeiten vorlagen, reicht mir das.“ „Heute kommen wir wohl nicht an der Stelle weiter.“ „Das habe ich mir schon gedacht. Fälle, die sich wie im Schlaf lösen und binnen weniger Stunden gelöst werden können, existieren nur im Fernsehen. Richtige Fälle brauchen Tage, wenn nicht sogar Wochen um einen Durchbruch und einen Täter festzusetzen.“ Jodie nickte. „Aber es ist etwas an dem Fall, dass mich stört. Eine Komponente passt nicht zusammen. Aber ich weiß nicht was.“ „Mir geht’s genau so. Es gibt etwas, das wir übersehen.“ Er öffnete Jodie die Tür seines Wagens. „Wenn die Organisation dahinter steckt, müssen sie ihn so zum Schweigen gebracht haben. Es ist kein Hilferuf von ihm eingegangen. Und auch unser Agent hat keine komische Person gemeldet.“ „Vielleicht sollten wir in der Firma nachsehen?“ „Gut.“ Shuichi stieg nun auf der Fahrerseite an. Sobald Jodie einstieg und sich anschnallte, fuhr er los. Erneut parkte er seinen Wagen in einer Seitenstraße und ging die letzten Schritte zu Fuß. Über die Fenster im Erdgeschoss sah er in die einzelnen Büros rein. Keines war besetzt. Und in keinem fand er etwas, dass seine Aufmerksamkeit auf sich zu. „Ich musste meinen Schlüssel leider abgeben“, sprach Jodie. „Das macht nichts. James hat ihn nach machen lassen, damit wir im Notfall Zugang zum Gebäude haben.“ Shu holte diesen heraus. „Wir wissen, dass es Kameras in der Garage und am Eingang gibt. Wenn wir über den Lastenaufzug kommen, werden wir nicht aufgenommen.“ Shuichi ging hinten herum und trat dann in das Gebäude ein. Er wies Jodie an sich zu beeilen, da die Polizei jeden Moment kommen konnte. „Bin ja schon da“, flüsterte sie und folgte ihm unauffällig in die einzelnen Büros. Auch von innen sah alles vollkommen normal aus. Nach über 30 Minuten brachen die Beiden ab und gingen wieder nach draußen. „Nichts Verdächtiges“, sprach Shu. „Dann können wir an dieser Stelle mal wieder nichts tun und müssen auf Morgen warten.“ „So sieht es aus“, nickte Akai. „Du darfst auch einen Plan vorschlagen, wenn du einen hast.“ *** Vermouth sah auf die Kurznachricht. Sie lachte. Und sie ließ Gin extra lange zappeln. Erwartete er überhaupt eine Antwort auf die Nachricht, ob sie etwas mit Sayakas Tod zu tun hatte? Sie konnte auch spielen und drei Nachrichten verfassen. Ja. Nein. Vielleicht. Damit würde sie ihn zur Weißglut bringen. Es war kein schlechter Plan. Hatte das Organisationsmitglied wirklich geglaubt, sie hätte keinen Plan in der Hinterhand? Sie war niemand, der ohne Plan B und Plan C agierte. Das Leben war ihr immer noch etwas schuldig. Vermouth löschte die Nachricht und schwenkte das Glas mit ihrem Cocktail. Sie spielte eine Rolle. Eine neue Person die nicht einmal Gin zu Gesicht bekam. Ein junger Mann, Mitte 30, dem die Welt noch offen stand. „Du bist heute spät dran“, sprach sie mit männlicher Stimme. Langsam setzte sich die Frau. „Ich…“, sie schluckte. „Tut mir leid. Ich konnte keinen Babysitter finden.“ „Tja. Deswegen sollte man keine Kinder in die Welt setzen.“ Sie lächelte gezwungen und drückte ihre Handtasche dicht an ihren Körper. „Hast du getan, was ich dir aufgetragen habe?“, wollte Vermouth wissen. „Ja, natürlich“, nickte sie. „Sota Shibungi ist im Feuer gestorben.“ Vermouth nahm eine Haarsträhne der Frau und spielte damit. „Sehr schön. Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann“, sagte sie. „Brandstiftung steht dir gut.“ Sie schluckte. „Das war früher mal…aber jetzt…das war eine einmalige Sache.“ „Natürlich war es das.“ Das sagten sie immer. Und dann wurde aus einer einmaligen Sache eine zweimalige, dreimalige…. „Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe?“ „Mhm…so war der Deal.“ Sie lächelte erleichtert. „Danke“, wisperte sie und unterschrieb ihr Todesurteil. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)