Touching Tomorrow von Varlet ================================================================================ Kapitel 9: 09.12. ----------------- Shuichi saß alleine im Büro von James. Er gähnte. Die Müdigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben. Kaum dass die Observation abgeschlossen war, fuhr er zum Büro. Shuichi war ein wenig angespannt. Es gefiel ihm immer noch nicht, dass Jodie den ganzen Tag über alleine in der Firma von Sota Shibungi war. Auch wenn einige Agenten vor den Ausgängen des Gebäudes parkten, war Jodie schutzlos. Keiner wusste, was im Gebäude vor sich ging. Sie hätten niemals auf ein Abhörgerät verzichten dürfen. Sie hätten nie auf das Abhörgerät verzichten dürfen. Aber es hätte sie möglicherweise auffliegen lassen und damit war keinem geholfen. Und er konnte sie auch nicht beschützen. Durch seine eigene Tätigkeit war er auf längeren Zeitraum nicht für eine weitere Aktivität einsatzfähig. Eine 24-Stunden-Überwachung war nur für wenige Tage möglich. Wann das FBI allerdings Ergebnisse erhielt, stand in den Sternen. Deswegen ärgerte er sich auch im Allgemeinen sah es Shu nicht gern, wenn Personen die ihm was bedeuteten und ihm nahe standen für solche Aufträge eingesetzt wurden. Natürlich sollte er über den Dingen stehen. Und nach außen hin, war dies auch der Fall. Im Inneren hingegen… brodelte es. Bei seinen nächtlichen Observationen schob er die Gedanken um Jodie bei Seite. Nachts war sie in Sicherheit. Während des Tages hingegen – Zeiten wo er schlafen musste - schreckte er schon mal aus einem Albtraum hervor. Dass Jodie es nach all der Zeit immer noch schaffte, dass er sich sorgte, zeigte ihm immer noch wie viel sie ihm bedeutete. Und nun war sie wieder in der Firma, auf sich allein gestellt und musste sehen, wie sie klar kam. Natürlich vertraute er ihr. Sie war eine der wenigen Personen denen er bedingungslos vertraute. Das machte die Sache aber nicht besser. Shuichi kannte Jodie. Sehr gut sogar. Er konnte sie nicht einfach so zu Hause einsperren und dafür sorgen, dass sie sich nicht in Gefahr brachte. Shu kannte auch ihre Intention gut. Hätte die Organisation ihren Vater damals nicht erschossen, wäre Jodie nie in dessen Fußstapfen getreten. Sie hätte ein anderes Leben und vielleicht wären sie sich nicht einmal begegnet. Aber es kam nicht dazu. Jodie war allein auf der Welt und wollte die Person, die dafür verantwortlich war, finden und verhaften. Nichts und niemand konnte sie von ihren Plänen abbringen. Ihre Sturheit war etwas, was er schon immer an ihr mochte, aber gleichzeitig auch hasste. Sie setzte sich selbst der Gefahr aus und dann konnte ihr keiner mehr helfen. James betrat sein Büro. „Da sind Sie ja schon“, sagte er. „Wollen Sie einen Kaffee?“ „Gern“, nickte der Agent und wartete erneut. Ungeduldig tippte er mit dem Finger auf die Stuhllehne. Die wenigen Minuten die James draußen war, kamen ihm wie Stunden vor. Als er anschließend seinen Kaffee in den Händen hielt, blickte er in die schwarze Flüssigkeit. „Neuigkeiten von Jodie?“ James nahm nun Platz und nickte. „Sie hat ihren ersten Arbeitstag gut überstanden“, erzählte er. „Haben Sie gestern nicht mit ihr telefoniert?“ „Doch. Hätte sein können, dass es wieder was Neues gibt“, entgegnete er. „Was hat sie Ihnen alles erzählt?“ „Die Firma ist nicht spektakulär. Sie hat sich aber einen gewissen Ruf erarbeitet und scheint – von dem was Jodie erfahren hat – keine Geschäfte mit der Organisation zu machen. Aber es ist noch zu früh um irgendwas dazu zu sagen.“ Shuichi nickte. „Erzählen Sie mir von Jodies Tag.“ Er schloss die Augen und versuchte sich alles vorzustellen. „Wie gesagt. Es war keine große Sache. Sie wurde von ihrer Kollegin nett empfangen. Anschließend wurde ihr von einem anderen Kollegen die Firma gezeigt. Direkt danach wurde Jodie in ihre neuen Aufgabengebiete eingearbeitet.“ Akai überlegte. „Was soll sie dort machen?“ „Sie ist hauptsächlich für die unterschiedlichen Kundenanfragen zuständig. Das bedeutet, dass sie unter anderem Reklamationen bearbeitet und entsprechend auch Änderungen des Produktes weiter nach oben gibt. Außerdem ist sie nun dafür zuständig, dass die Produkte auch in den Markt kommen.“ „Ich dachte, die sind schon im Markt.“ „Ja und nein. Das Produkt ist zwar auf dem Markt, aber jedes Mal wenn das Produkt nachproduziert wird, muss es neu freigegeben werden. Mit den vorliegenden Materialien wird immer nur in einer bestimmten Größe eine Menge an Produkt hergestellt. Sagen wir es handelt sich um 20.000 Packungen. Irgendwann sind die Packungen aufgebraucht und es muss nachgelegt werden. Die nächsten Packungen müssen dann erst von Jodie freigegeben werden. Sie prüft dabei außerdem, dass die ganzen Anforderungen an das Produkt erfüllt sind“, erklärte James. „Verstehe“, murmelte Akai. „Also hat sie eine Stelle gefunden bei der wir uns keine Sorgen machen müssen, dass sie es aufgrund ihres nicht Pharmaziewissens nicht schafft.“ „So ist es“, nickte James. „Wir hatten wirklich viel Glück gehabt, dass ausgerechnet diese Stelle besetzt werden musste. Das haben wir Ihnen zu verdanken. Hätten Sie nicht erfahren, dass eine Stelle frei ist, hätten wir nie handeln können.“ „Schon gut“, entgegnete Shu ruhig. „Wie viel Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen?“ „Rund 15-20 unten in den ganzen regulatorischen Abteilungen und nochmal 20-25 Mitarbeiter oben in der Produktion.“ Akai dachte nach. „Wie sieht es dort oben aus?“ „Das wissen wir nicht. Jodie hatte bislang noch keinen Zugang zur Produktion. Da sie dort auch neu ist, wollte sie nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.“ „Also wissen wir nichts über die Mitarbeiter dort.“ „Nein. Jodie hat mir eine Liste mit den Namen aller Mitarbeiter der ersten Etage aufgestellt. Im Laufe des Tages wird die Überprüfung abgeschlossen sein und wir können erahnen, ob unter ihnen ein Mitglied der Organisation ist.“ „Ich dachte, die Mitarbeiter wurden bereits überprüft.“ „Natürlich“, kam es von James. „Wir überprüfen sie erneut. Doppelt hält besser. Es kann immer dazu kommen, dass sich die Aktenlage verändert. Vielleicht wird gerade jetzt einer unvorsichtig. Selbst wenn wir kein weiteres Mitglied ausmachen können, können wir sehen, dass Jodie in Sicherheit ist. In Produktion aber…Jodie konnte nicht verifizieren wer dort arbeitet. Wir haben eine Liste und die Namen darauf bereits überprüft.“ „Was uns trotzdem wenig nützt, sollte dieses Mitglied in der Produktion sitzen…mit Zugang zu Chemikalien. Und Sie wissen ja, dass man mit Chemikalien einiges anstellen kann“, warf Akai ein. „Natürlich. Aber es wäre von Jodie nicht ratsam, wenn sie sich direkt Einblick nach oben holt. Wie gesagt, es wäre viel zu auffällig wenn sie direkt am ersten oder am zweiten Tag die Produktion sehen will und wieder und wieder deswegen nachfragt.“ „Kann sich Jodie Zutritt zum Büro des Geschäftsführers verschaffen?“, wollte Akai dann wissen. „Theoretisch ja. Die Tür ist immer offen und bleibt auch offen, selbst wenn der Geschäftsführer nicht da ist. Problematisch ist es allerdings, weil das Büro in der oberen Etage liegt. Um dorthin zukommen muss sie an der Empfangsdame vorbei. Die Empfangsdame geht in der Regel um 17:15 Uhr nach Hause. Jodie könnte sich danach Zugang verschaffen, aber da die Türen immer geöffnet sind, glaube ich nicht, dass wir Beweismaterial finden“ James runzelte die Stirn. „Wir haben noch keinen Überblick über mögliche Überwachungskameras. Jodie konnte bislang nur eine im Eingangsbereich ausmachen. Aber das heißt nichts. Mittlerweile ist die Technik so klein, dass wir vieles nicht mit bloßem Auge erkennen.“ „Wenn Jodie dabei erwischt wird, wie sie nach Unterlagen im Büro des Geschäftsführers sucht, könnte das das Aus für diese Mission sein“, nickte Akai. „Wie sinnvoll ist Jodies Einsatz dort? Wenn sie den ganzen Tag in einem Büro sitzt, bekommt sie wohl kaum was mit.“ „Wir haben Glück. Jodies Büro ist eines der ersten. Jeder muss an ihrer Tür vorbei laufen. Jodie wird ab und an gezielt einen Blick auf die Besucher werfen. Die Türen seien oft einfach geöffnet, da die Kollegen sich kein Gefühl der Trennung geben wollen…oder so was in der Art.“ „Mhmm…“, murmelte Shuichi. „Ich glaube zwar nicht, dass jemand wie Gin oder Vermouth dort auftaucht, aber man weiß ja nie.“ James nickte. „Geben wir Jodie einfach Zeit.“ „Finden Sie es richtig, dass wir Jodie nicht abhören?“, wollte er dann wissen. „Jodie hat schon Schlimmeres geschafft. Vergessen Sie nicht ihren Einsatz in der Schule als sie oft mit Vermouth zu tun hatte“, warf er ein. „Da war sie auch in der Öffentlichkeit und die Chance, dass noch ein weiteres Mitglied vor Ort ist, war sehr gering. In der Firma ist die Öffentlichkeit weitestgehend nicht vorhanden. Und wie Sie schon sagten, wir wissen nicht, ob nicht noch einer für die Organisation arbeitet. Ich halte es für gefährlich dort. Mein Gefühl sagt mir dass irgendwas nicht stimmt.“ James seufzte leise. „Das Problem bei Abhörgeräten besteht darin, dass sie auf einer bestimmten Frequenz senden. Wir wissen nicht, ob die Firma nicht ein Gerät hat, mit dem sie unser Abhörgerät aufspüren können. Damit würde Jodie nur in Gefahr bringen. Außerdem können Kopfhörer sehr leicht von Kollegen entdeckt werden. Und jeder der Krimis im Fernsehen sieht, könnte Knopfkameras oder Kamerakugelschreiber leicht entdecken. In diesem Fall möchte ich kein Risiko eingehen.“ Akai nickte. „Was ist mit den Agenten, die draußen positioniert sind?“ „Sie befinden sich in Zivilfahrzeugen. Immer zwei Agenten die die Ausgänge im Blick haben. Sollte Jodie ihre Hilfe benötigen, kann sie über die Wahl der Schnelltasten sofort einen von ihnen anrufen. Wenn Jodie wirklich in Gefahr ist, bekommen sie es am ehesten mit. Der Vorteil an Jodies Büro besteht auch darin, dass ihres in der Nähe eines Ausganges liegt. Unsere Agenten können immer mal wieder einen kleinen Blick ins Büro erhaschen.“ Shuichi schien nicht wirklich überzeugt. „Wie geht es Camel?“ „Viel besser. Er wird morgen entlassen, muss sich aber noch schonen. Ich möchte ihn nicht so schnell für eine solche Mission einsetzen.“ Akai verengte die Augen. „Es wäre mir lieber wenn Camel auf sie aufpasst.“ James überlegte. „Camel ist nicht einsatzfähig. Ich weiß, er würde sofort in den Dienst zurück kehren, wenn er hört, dass es um Jodie geht. Wir können aber nicht riskieren, dass er sich gleich wieder in Gefahr bringt. Allein dafür würde Jodie uns ziemlich lautstark anmeckern. Und wenn sie es zu früh bemerkt, wird sie sich nicht mehr auf den Auftrag konzentrieren.“ Shu knurrte missmutig. „Sorgen Sie dann dafür, dass ein guter Agent auf die Sachen angesetzt wird. Ich will nicht, dass Jodie in einigen Tagen im Krankenhaus liegt.“ „Glauben Sie mir, Akai, das gleiche möchte ich auch nicht“, sprach James. Er seufzte. „Gerade in dieser Zeit ist es so schwer für sie. Alles was passiert ist, fand im Winter statt…“ „Jodies Eltern sind im Winter gestorben.“ James nickte. „Ich weiß es noch als wäre es erst gestern gewesen.“ James schloss die Augen. „Wir waren jung und erst seit einigen Jahren beim FBI. Wir haben damals Streichhölzer gezogen um zu bestimmen, wer für den Dienst außerhalb zuständig ist und wer mit Vermouth Kontakt aufnimmt. Damals hab ich angenommen, dass ich verloren habe, aber in Wahrheit war er es. Wir trafen uns in regelmäßigen Abständen um über den aktuellen Stand zu sprechen“, begann James ruhig. „Er hat damals mit Vermouth Kontakt aufgenommen als diese einen neuen Bodyguard gesucht hat. Sie fing an ihm zu vertrauen. Das nutzte er aus und sammelte viele Informationen gegen sie. Obwohl das FBI schon damals ein sehr gutes Aktenarchiv besaß, hatte er die Sorge, dass sie uns infiltrierten. Er schrieb die Akten, füllte sie und versteckte sie bei sich zu Hause. Bei jedem Treffen holte er sie heraus und wir füllten sie zusammen mit den Neuigkeiten. Als wir uns dann an jenem Abend wieder treffen wollten, stand das Haus im Flammen. Wir legten den Zeitpunkt immer so, dass Jodie nichts bekam. Sie schlief immer friedlich in ihrem Bett. Und jedes Mal wenn ich sie sah, wurde ich wieder daran erinnert, warum ich FBI Agent wurde. Und dann sah ich Jodie draußen auf der Straße. Sie hielt zwei Packungen Saft in der Hand. Sie hätten sie damals sehen müssen. Sie war stolz, weil sie es selbst geschafft hatte, einkaufen zu gehen. Sie dachte nicht einmal an den Ärger der ihr noch blühte, wenn ihr Vater davon wusste.“ „Jodie war schon immer ein stures und schlaues Mädchen“, murmelte Shu. „Oh ja, das war sie. Wir wussten gar nicht, dass sie sich den Weg gemerkt hatte. Ich ging zu ihr und sprach sie an. Sie war damals doch noch so unschuldig und dann erzählte sie mir, dass ihr Vater Besuch hatte. Ich wusste natürlich, dass für den Abend kein Besuch angesetzt war, außer meiner natürlich. Als ich beim Haus ankam, brannte es lichterloh. Ich konnte es nicht fassen…und dann war da auf einmal Jodie. Sie war mir hinterhergelaufen und hielt sich an meinem Hosenbein fest. Ich werde nie vergessen wie bitter sie weinte. Ihre Stimme, die nach ihren Eltern ruft, verfolgt mich noch immer in meinen tiefsten Albträumen“, erzählte James. Akai senkte den Kopf. Jodie hatte ihm die Geschichte genau so erzählt. Allerdings ging es viel eher über ihre Emotionen und ihren Schmerz. Nun hörte er die andere Seite von James. Und auch hier spiegelte sich ein gewisser Schmerz wieder. Jodie war dem Tod nur knapp entkommen. Sie hätte zu Hause sein sollen und ihrem Bett liegen müssen. Im Schlaf hätte sie nichts mitbekommen. Aber stattdessen stand sie im Schlafanzug im Arbeitszimmer ihres Vaters und sah Vermouth direkt in die Augen. In ihrer kindlichen Unschuld glaubte sie, dass er noch schlief und wollte ein braves Mädchen sein. Vermouth hätte sie auf der Stelle umbringen können, aber sie verschonte ihr Leben und hoffte, dass die Flammen den schmutzigen Auftrag beendeten. Keiner rechnete damit, dass Jodie zwar bei der Leiche ihres Vaters saß, aber Durst bekam und deswegen Trinken holte. Da entdeckte sie, dass sie keinen Saft mehr im Haus hatten. Und nur weil sie für ihren Vater neuen kaufen wollte, überlebte sie. „Ich dachte, es könnte nicht schlimmer kommen. Aber wissen Sie was dann war? Ein Kollege fragte mich, ob Jodie die Person gesehen hat, die für das Feuer verantwortlich war. Und das war der Moment an dem ich wusste, dass Jodies Leben für immer ruiniert sein würde.“ „Sie musste ins Zeugenschutzprogramm…“ „Ja…und da sie ein Kind war, brauchte sie eine Familie. Aber niemand war gut genug für sie, deswegen kam sie zu mir. Zu ihrem eigenen Schutz musste ich sie damals auf ein Internat schicken. Das Schulgeld tat mir nicht weh. Es war eher die Vorstellung, dass Jodie ganz weit weg ist und ich nicht auf sie aufpassen konnte. Letzten Endes fanden das FBI und ich einen Kompromiss. Die Schule wurde rund um die Uhr von Agenten überwacht. Jodie hatte ein ruhiges Leben. Keiner war hinter ihr her. Und was macht sie? Sie geht zum FBI. Sie hat es mir damals als Kind erzählt und von da an hab ich daran gearbeitet, dass sie diesen Weg nicht einschlägt. Ich dachte die ganze Zeit wirklich, dass Jodie andere Berufswünsche hatte. Ich glaube sogar, sie hat mich absichtlich angelogen und mir das über ihre Zukunft erzählt, was ich hören wollte.“ James seufzte. „Und ich war so dumm und glaubte es auch noch. Die Quittung bekam ich später. Einer der Ausbildungsleiter in Quantico hielt mir Jodies Bewerbung vor die Nase. Sie hat die ganzen Jahre heimlich trainiert und Kurse belegt, die sie brauchte um für das FBI eine interessante Bewerberin zu sein. Was bin ich eigentlich für ein Agent gewesen? Jodie hat quasi bei mir gelebt und ich habe nicht einmal bemerkt, was sie die ganze Zeit über geplant hatte.“ Shu sah James an. „Machen Sie sich keine Vorwürfe. Ich kenne Jodie, wenn sie sich etwas vorgenommen hat, macht sie es auch. Das gilt auch, wenn sie alles heimlich vorbereiten muss. Jodies Ziel stand bereits in ihrer Jugend fest. Sie hätte auch in Timbuktu studieren können oder am Nordpol. Sie wäre so oder so FBI Agentin geworden. Und daran hätten Sie nichts ändern können. Hätten Sie ihr nur Steine in den Weg gelegt, wären Sie möglicherweise ihr Feind geworden oder sie hätte kein Wort mehr mit Ihnen gewechselt. Seien Sie froh, dass Sie in Ihrer Nähe war, auch wenn Sie nichts bemerkten. Aber sind wir da anders? Vergessen Sie nicht, dass wir mein Überleben vor ihr geheim hielten.“ „Wahrscheinlich haben Sie recht. Jodie ist nicht auf den Kopf gefallen. Sie ist intelligent und sie hat Ziele im Leben. Ich will aber nicht, dass diese Ziele sie ihr Leben kosten. Es war schon damals knapp gewesen, als sie mit Vermouth am Hafen war. Hätten Sie nicht rechtzeitig eingegriffen…“ „Ich hätte Jodie nie sterben lassen. Nicht so“, sprach Shu ruhig. „Ich habe mittlerweile gelernt, dass ich Jodie nicht im Weg stehen kann. Ich muss sie ihre eigenen Fehler machen lassen. Nur so kann sie voran kommen. Ich vertraue Jodie. Sie sollten das auch machen. Sie wissen, dass sie den Auftrag erledigen wird.“ Akai nickte. „Mir macht es eher Sorgen, was passiert, wenn die Organisation erfährt, dass Jodie weiter gegen sie ermittelt.“ „Das Risiko müssen wir eingehen. Jodie wird sich zu wehren wissen und uns informieren können. Daran müssen sie glauben.“ „Glauben ist etwas, was mir nicht reicht.“ Akai musterte seinen Vorgesetzten. „Sie haben erwähnt, dass Jodie mehrere schlimme Dinge im Winter widerfahren sind. Was noch?“ „Was?“ James sah ihn überrascht an. „Der Tod ihrer Eltern war schlimm“, entgegnete er. „Und nicht zu vergessen, dass Agent Camel vor einigen Wochen angeschossen wurde. Und wir haben einige Agenten in den Wintermonaten verloren.“ Shuichi schüttelte den Kopf. „Dann sagen Sie es mir eben nicht.“ Er stand auf. „Rufen Sie mich, wenn etwas ist.“ James sah ihm nach. Er seufzte. James erinnerte sich nur zu gut an den 13. Januar. Ein Freitag der Jodies Leben veränderte. Freitag, der 13. Januar war Shus offizielles Todesdatum. Und er hatte den Plan gebilligt. Die ganze Zeit wusste er, dass der Agent noch am Leben war und trotzdem spielte er Jodie etwas ganz anderes vor. Es tat ihm so weh zu sehen, wie sie darunter litt. Nicht nur Jodies Rufe und ihr Weinen hielten ihn nachts wach, es war auch ihr trauriger Blick, wenn sie durch die Straßen ging und an Akai dachte. Der Winter war definitiv nicht Jodies Jahreszeit. Und auch wenn James wusste, dass sie die Sache gut machte, die Sorge um Jodie war einfach zu groß. James sah zu der Tür. Akai war wieder gegangen. So war er eben. Wenn es nichts mit dem Auftrag zu tun hatte, bohrte er nicht weiter nach. *** Sota krabbelte ins Bett. Er legte den Arm um seine Frau und drückte sie an sich. „Und wie macht sich die Neue?“, wollte Sayaka wissen. Sie schmiegte sich an ihn und schloss die Augen. „Besser als gedacht“, antwortete er. „Kasumi findet, dass sie sich nicht gerade schlecht anstellt. Auf jeden Fall besteht Potential nach oben“, fügte er an. „Dann denkst du wirklich daran, sie ab Januar zu übernehmen?“ „Wenn sie es nicht versaut, dann ja.“ Er sah sie an. „Ich komm am Montag auch wieder in die Firma.“ Er lächelte. „Dann kannst du dir ja auch selbst einen Einblick über sie machen“, sprach er. Sayaka nickte. „Komm, lass uns jetzt schlafen. Wir haben uns ein freies Wochenende verdient.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)