Touching Tomorrow von Varlet ================================================================================ Kapitel 4: 04.12. ----------------- Jodie lag in ihrem Bett. Sie war wach und wälzte sich hin und her. Irgendwann gab sie schließlich auf und sah zu ihrer Uhr. 0:50 Uhr. Warum konnte die Zeit nicht schneller vergehen? Die Agentin drehte sich auf die linke Seite. Sie schloss die Augen und versuchte wieder einzuschlafen. Zwei Minuten später drehte sie sich auf die rechte Seite und das Spiel ging von vorne los. Egal was Jodie tat, sie konnte einfach nicht einschlafen. Sie war blockiert. Ihre Gedanken fuhren Achterbahn. Es war nicht einmal der Fall über den sie nachdachte. Es war alles. Sie sprang von einem Aspekt zum nächsten. Total wirr. Die FBI Agentin seufzte. Was war nur los mit ihr? Warum ausgerechnet jetzt? Eigentlich konnte sie selten nicht gut schlafen. Oft lag es an ihrem Kollegen. Aber diesmal gab es nichts, was sie sich selbst hätte vorwerfen können. Alles war in Ordnung. Und doch war da dieser leichte Hauch. Ein kleiner Zweifel. Es war etwas, das sie tief im Inneren so sehr beunruhigte, dass sie nicht abschalten und sich regenerieren konnte. Langsam setzte sich Jodie auf. Sie strich sich durchs Haar und atmete tief durch. Damit war die Nacht zu Ende. Sie stand auf und ging an ihr Fenster. Sie öffnete es und spürte den kalten Lufthauch während sie in die Dunkelheit blickte. Irgendwo da draußen war er. Shu. Irgendwo beobachtete er nun das Haus der Shibungis und wartete auf neue Erkenntnisse. Aber Jodie machte sich keine Sorgen um ihn. Sie kannte ihn, wusste wozu er fähig war. Die Organisation sollte sich fürchten, nicht aber sie. Dazu stellten die Shibungis – von dem was sie wusste – keine Gefahr dar. Ihm würde nichts geschehen. Jodie rieb sich den Arm und schloss kurz darauf das Fenster. Wie gern wäre sie trotz allem nun bei ihm. In seinem Wagen sitzen und reden. Stattdessen war sie hier. Allein. Und wartete auf den nächsten Morgen. *** Jodie fühlte sich wie gerädert. Stunden später war sie erneut in ihr Bett gekrochen und tatsächlich eingeschlafen. Gefühlt kam es ihr aber nicht so vor. Sie hasste es, wenn die Unruhe sie einfach nicht in Ruhe ließ. Und sie konnte ihr komisches Gefühl einfach nicht los werden. Irgendwas stimmte nicht. Sie war sich nun ganz sicher, dass es nichts Direktes mit dem Auftrag zu tun hatte. Aber es gab etwas, das nicht ins Bild passte. Eine Komponente, die sie ausfindig machen musste. Jodie stand vom Bett auf. Sie ging, wie auch in der Nacht, an das Fenster und öffnete dieses. Mit geschlossenen Augen sog sie die kalte Luft ein. Dann ging sie in die Küche und setzte frischen Kaffee auf. Anschließend belegte sie sich ein Sandwich, legte dieses auf einen Teller und nahm die Tasse Kaffee mit ins Schlafzimmer. Sie setzte sich wieder auf das Bett und zog ihre Handtasche – die am Bettende lag – nach oben. Aus ihr holte sie schließlich ihr Notizbuch heraus und ging die Geschehnisse des vorherigen Tages durch. Vom Professor erfuhr sie nicht wirklich viel – die Freundschaft zwischen ihm und Kaito Shibungi würde bei der Bearbeitung des Falles nicht in den Vordergrund rücken. Aber wenigstens konnte das FBI nun ausschließen den Professor weiterhin in den Fall zu involvieren. Damit stimmte nun wieder die Aussage von James. Unglücklicherweise hieß das aber auch, dass sie keine Eintrittskarte für das Pharmaunternehmen Medipharm besaßen – zumindest nicht über den Professor. Wenigstens hatte Jodie neue Erkenntnisse gesammelt. Sie zog ihr Handy ebenfalls aus der Handtasche und sah auf das Display. Upps. Mit zwei verpassten Anrufen rechnete sie. Nummer 1 kam von Camel. Nummer 2 hingegen war James. Jodie wollte nicht wissen, wie ihr Vorgesetzter nun reagierte. Sie wählte seine Nummer. „Guten Morgen“, sprach sie in das Telefon. „Guten Morgen, ich habe deinen Anruf bereits gestern erwartet.“ Jodie seufzte innerlich. „Ja…ich weiß…ich hab nach dem Treffen mit dem Professor noch etwas recherchiert…danach wurde es einfach zu spät und ich wollte dich nicht mehr wecken“, antwortete sie. „Gut. Was hast du heraus gefunden?“ „Naja…“, kam es von Jodie. „Es ist nicht wirklich viel. Professor Agasa ist seit dem Studium mit Kaito Shibungi befreundet und nicht mit Sota Shibungi. Kaito ist allerdings der Vater von Sota und war selber jahrelang für einen Chemiekonzern tätig. Mittlerweile ist er in Rente gegangen. Der Professor hat Sota Shibungi nur sehr selten gesehen. Er kennt ihn mehr oder weniger aus dessen Kindertagen. Aber kurz nachdem Professor Agasa seinen Abschluss machte, verlief sich der Kontakt. Hier und da wurde er zu Geburtstagen eingeladen oder verschickte Karten…das war es dann aber auch. Außerdem war Professor Agasa bei der Abschiedsfeier von Kaito Shibungi und sah diesen nach über 30 Jahren wieder. Dort traf er auch auf Sota Shibungi. Wie es sich anhörte, waren sie nicht wirklich ins Gespräch gekommen.“ „Ich verstehe“, entgegnete James. „Dann brauchen wir uns wegen dem Professor keine Gedanken zu machen und müssen ihn nicht um Hilfe bitten.“ „Genau. Er bot zwar an, dass er sich für uns umhört, aber ich habe sofort abgelehnt.“ Jodie dachte nach. „Wie ist unser weiteres Vorgehen?“ „Ich treffe mich nachher mit Akai zum Austausch über die Neuigkeiten von der Observation. Ich werde ihm auch deine Ergebnisse mitteilen. Danach sehen wir weiter.“ „Soll ich dabei sein?“, fragte Jodie. „Nein, das musst du nicht. Wenn es wirklich wichtig ist, werden wir dich direkt anrufen“, antwortete er. „Ruh dich für heute aus…versuch dir einfach einen freien Tag zu machen, schließlich haben wir Sonntag.“ Jodie seufzte. Als ob ich nicht genug freie Tage hatte. „Ich seh was ich machen kann“, murmelte sie leise. James merkte ihr den Unmut an. „Ansonsten recherchier doch ein wenig über das Unternehmen und über die Vergangenheit von Sota und Sayaka Shibungi.“ Sie biss sich auf die Unterlippe. Was dachte James von ihr? „Okay…“, sprach sie leise. „Bis später dann…“ Sie legte auf und warf das Handy auf das Bett. Dann seufzte sie laut auf. Als ob sie sich nicht schon die Unternehmensgeschichte ansah. Und auch Sota überprüfte sie. Sayaka Shibungi hingegen suchte sie kaum. Als Zielperson wurde sie bereits von den anderen Agenten überprüft. Warum sollte sie ausgerechnet etwas finden, was die anderen nicht fanden? Es war lächerlich. Na komm, konzentrier dich. Sie sah sich die Notizen vom Vortag erneut an und schüttelte den Kopf. Was brachte es, wenn sie sie erneut durch ging? Sie schloss die Augen und ließ das gestrige Gespräch noch einmal Revue passieren. Sie überlegte und überlegte. Alles war wie immer. Der Professor erzählte was er wusste und dann kamen Conan und Ai hinzu. Jodie stockte. Es waren die Kinder. Diesmal drehte sich alles um sie. Beide waren schon von Anfang an sehr seltsam. Dieses Mal war es aber noch viel seltsamer. Vorher wollte sie das alles nicht sehen und ignorierte die kleinen Indizien. Aber jetzt…jetzt änderte es sich schlagartig. Die Kinder wussten von der Organisation und sie kannten ihre Mitglieder. Gehörten sie selbst zu ihnen? Hastig schüttelte Jodie den Kopf. Das konnte nicht sein. Sie waren Kinder. Wieder und wieder rief sie sich dies in Erinnerung. Und Kinder arbeiteten sicher nicht für die Organisation. Auch dann nicht, wenn sie intelligenter als manch Erwachsener waren. Jodie biss sich auf die Unterlippe. Ein leiser Hauch eines Zweifels blieb bestehen. Jodie erinnerte sich wieder an die erste Begegnung zwischen Ai und Vermouth. Als Ai vor Ort war, wurde Conan betäubt. Sie begrüßte sie mit Sherry und sprach über ihre Eltern. Danach wollte sie das Mädchen erschießen. Und Ai? Sie wollte es zulassen. Sie wollte sterben um alle anderen zu retten. „Verdammt“, murmelte sie leise. Sie wollte das nicht. Conan war ihr Lieblingsdetektiv. Er war schlau und aufgeweckt. Er hatte die Gabe, dass er sich auch aus den schwierigsten Situationen befreien konnte. Und ihm machten Leichen nichts aus. Statt sich zu verkriechen, half er beim Lösen der Fälle. Die besondere Beziehung zwischen Ai war ihr auch früh aufgefallen. Immer wenn Ai Angst hatte und sich zurück zog, war Conan da. Er ermutigte sie, beschützte sie und munterte sie auf. Es beruhte auf Gegenseitigkeit, auch wenn es Ai manchmal Spaß machte Conan ein wenig zu ärgern. Jodie würde nie den Tag vergessen an dem sie Vermouth fast gestellt hatte. Der Tag hätte alles verändern sollen. Sie hätte ein hohes Mitglied der Organisation verhaften können. Stattdessen lief alles aus dem Ruder. Fast wäre sie dabei erschossen worden. Conan war es zu verdanken, dass sie überhaupt überlebte. Conan, der sich als Ai verkleidet hatte und Vermouth in Schach hielt…bis die richtige Ai auftauchte und wiederrum Conan retten wollte. Bis heute war sich Jodie nicht sicher welche Verbindung Ai zur Organisation hatte. Vermouth besaß ein Bild. Ein Bild von einer Frau, die Ai sehr ähnlich sah, aber bei weitem eine Erwachsene darstellte. Vielleicht war sie mit ihr verwandt. Und dann war da noch Shuichi. Auch er spielte in dieser komischen Konstellation eine Rolle. Er blieb im Verborgenen und wollte nicht, dass Ai ihn erkannte. Als Subaru Okiya verstand er sich einigermaßen mit dem Mädchen und trotzdem wollte er sich ihr nicht offenbaren. Warum? Welche Vergangenheit hatte er mit Ai? Sie spürte, dass irgendwas im Busch war. Etwas, das ihr nicht Geheuer war. Scheinbar wusste James darüber Bescheid. Und wie immer schlossen sie sie davon aus. Sie sollte lieber recherchieren – etwas, das zig Agenten vor ihr auch gemacht hatten. Heute wollte sie das Gesamtbild zusammen setzen. Sie stand auf. James wollte dass sie recherchierte, also würde sie recherchieren. „Komm schon, Jodie“, spornte sie sich selbst an. Jodie nahm einen Zettel sowie einen Stift hervor. Sie musste schreiben. Schreiben und nachdenken. Was kam ihr alles verdächtig vor? Und was hatte es mit Conan oder Ai zu tun? Unbewusst schrieb sie bereits los. Überrascht sah sie auf ihre eigenen Worte: keine Angst vor Leichen, Intelligent, kann mit kniffligen Themen umgehen, großes Allgemeinwissen, spricht gut Englisch, wird manchmal Shin-Conan genannt. Jodie verengte die Augen. Shin-Conan. Ja, es stimmte. Die Frau – Yukiko Kudo - die sich um Shuichis Verkleidung kümmerte, nannte den Grundschüler Shin. Aber wo lag die Verbindung zu der Organisation? Die Agentin massierte sich die Schläfen. „Du bist nah dran“, sagte sie zu sich selbst. Shuichi kannte bestimmt die Wahrheit. Aber sie konnte ihn nicht fragen. Jodie kannte ihn gut genug und sie wusste, wenn es ein großes Geheimnis war, schwieg er bis zum bitteren Ende. Sie musste etwas übersehen haben. Die Indizien waren da. Sie musste sie nur noch entschlüsseln und die Puzzleteile zusammensetzen. Sie konnte es. Shuichi hatte es auch gekonnt. Und Jodie wusste, dass er dafür weniger Informationen hatte. Jodie ging die Fakten noch einmal durch. Conan wohnte bei Kogoro und Ran Mori. Mori wurde als schlafender Detektiv bekannt. Vorher arbeitete Mori auch schon als Privatdetektiv, war aber nicht berühmt. Davor arbeitete er als Polizist, musste aber den Dienst quittieren. Conans richtige Eltern lebten im Ausland, weswegen sie ihn bei den Moris ließen. Jodie runzelte die Stirn. Welche Eltern ließen ihr Kind alleine im Ausland und dann noch in dem Alter? Ihre hätten das nie getan. Eigentlich hätte Jodie damals auch nicht einmal alleine Saft kaufen gehen dürfen. Damals hatte sie allerdings nicht mehr an das Verbot ihrer Eltern gedacht. Sie war eben noch ein Kind. Konsequenzen wurden erst real, wenn sie bestraft wurde. Oder wie es in dem Fall gewesen war, auf dem Rückweg. Voller Stolz hatte sie damals die Saftpackungen gekauft und wollte dann nach Hause. Ihr wurde mulmig zumute als sie James sah. Sie kannte ihn und sie wusste, dass er ihrem Vater alles erzählen würde. Wie sollte sie ihren Eltern diesen Alleingang erklären? Eltern, schrieb sie auf den Zettel und kreiste das Wort ein. Über seine Eltern wusste sie nichts. Nachdenklich tippte Jodie mit dem Stift auf dem Papier rum. Conan war oft beim Professor zu Besuch. Und der Professor nahm Ai, die angeblich eine entfernte Verwandte von ihm war, bei sich auf. Conan und Ai freundeten sich an und bildeten mit den anderen Kindern die Detective Boys. Als Shuichi eine neue Bleibe brauchte, zog er beim Nachbarn ein. Welcher Nachbar ließ einfach so einen fremden Mann bei sich wohnen? Nachbar…Nachbar…Nachbar… Jodie schrieb den Namen auf. Yusaku und Yukiko Kudo. Daneben tauchte der Name Shinichi Kudo auf, der Sohn des Ehepaars. Und es war auch Yukiko gewesen, die Conan zuerst mit Shin ansprach. Shin…Shin…Shin…ichi. Jodie musste über sich selbst lachen. Sie hatte einen Verbindungspfeil von Conan zu Shinichi gezogen. Sie kannten einander, zumindest wurde das erzählt. Conan telefonierte öfters mit dem Oberschüler und fragte ihn um Rat. Aber warum beschwerte sich Sonoko damals bei ihr, dass Shinichi Ran selten anrief? Wieso rief der Oberschüler dann bei Conan an und nicht bei Ran? Jodie holte ihren Laptop und schaltete ihn an. Es ließ sie nicht mehr los. Jodie gab den Namen Kogoro Mori in das Suchfeld ein und ging die einzelnen Artikel durch. Es waren nicht gerade wenige und auf jedem Foto posierte Mori voller Stolz. Irgendwann klickte sich Jodie zum aller ersten Artikel über den schlafenden Mori durch. Er war wenig spektakulär, enthielt aber ein Foto von Ran und von Conan. Jodie notierte sich das Datum an dem der Artikel erschien. Als nächstes gab Jodie den Namen Conan Edogawa in das Suchfeld ein. Die Artikel wurden schon weniger. Jodie klickte sich durch einige durch, bemerkte aber nichts Merkwürdiges. Im Anschluss versuchte Jodie noch einmal die Suche mit Shinichi Kudo. Die vielen Artikel überrollten sie. Aber irgendwann hörte der Zeitpunkt seiner Fallaufklärung auf und stattdessen stand Mori im Mittelpunkt. Lag da eine Verbindung? Löste in Wahrheit Shinichi Kudo die Fälle und Kogoro Mori tat nur so? Jodie dachte an ihre zahlreichen Begegnung mit Mori. Er würde sicherlich nichts von seinem Ruhm abgeben. Zumindest nicht freiwillig. Und soweit Jodie wusste, mochte Kogoro Mori den Oberschüler nicht. Jodie streckte sich. Sie schloss die Augen und ging noch einmal jedes kleinste Detail durch. Wieder einmal sprachen die Indizien für sich. Shinichi Kudo verschwand und Kogoro Mori wurde berühmt. Und dann war da noch Conan, der von Yukiko Kudo mit Shin angesprochen wurde. Also musste sie noch heraus finden, wann Conan zu den Moris kam. Aber wie? Die Unterlagen von Minderjährigen waren streng vertraulich und nicht einmal das FBI konnte diese bekommen. Jodie wusste nur, dass Conan von seinen Eltern bei den Moris gelassen wurde. Auf Nachfrage verstrickte sich der Professor damals in zahlreiche Familienverwandschaften. Er war der Sohn des Sohnes der Tante der Schwägerin des Freundes…bei ihrer zweiten Frage waren die Verhältnisse schon anders. Aber es war nicht nur Conan der ihr Sorgen machte. Selbst Shinichis Eltern hatten mit dem Verschwinden ihres Sohnes keine Probleme – nicht einmal die Schule rollte dieses Thema auf. Bei den vielen Konferenzen denen sie beiwohnen konnte, wurden seine Fehlzeiten nur kurz angeschnitten, aber wieder verworfen. Die Lehrer waren sich sicher, dass Kudo den Stoff schnell aufholte und mit Bestnoten jede Prüfung bestand. Jodie klickte sich wieder durch einige Artikel und blieb dann bei einem Mord während einer Theateraufführung hängen. Sie selbst war auch vor Ort gewesen und konnte aus der ersten Reihe der Fallaufklärung bei wohnen. Aber warum wurde nie die Anwesenheit des Oberschülers erwähnt? Absicht? Zufall? Jodie massierte sich die Schläfe. Jemand wollte nicht, dass Kudos Anwesenheit bekannt wurde. Aber warum? Shinichi nahm seine Maske ab und löste anschließend auf sehr spektakuläre Weise den Fall. Und selbst Conan war vor Ort. Jodie seufzte. Natürlich war Conan da. Wieso hatte Jodie auch nur eine Sekunde daran gedacht, dass es sich bei Shinichi und Conan um die gleiche Person handelte. Sie schüttelte den Kopf. Sie war dumm. Jodie wollte das Fenster gerade zu klicken, als ihr Heiji Hattori auf dem Bild auffiel. Sie stockte und musste schlucken. Heiji hatte sich als Shinichi verkleidet. Wieso? Sie dachte nach. Entgegen Conans eigentlicher Art war er nun still. Er war nicht er selbst. Irgendwas war passiert. Conan konnte nie im Leben Shinichi sein. Wie sollte es gehen? Wie? Menschen konnten nicht einfach jünger werden. Das ging einfach nicht. Jodie biss sich auf die Unterlippe. Es war die Organisation. Nur so konnte es sein. Und es erklärte mehr als sie für möglich hielt. Vermouth hätte nun eine alte Frau sein müssen. Stattdessen war sie jung. Jung und schön . Aber wie konnten sie derartiges erreichen ohne aufzufallen? Jodie merkte, dass sie der Wahrheit um einiges näher gekommen war. Ob Shu und James so etwas ahnten? Eher nicht. Oder doch? Shu schien Conan ein großes Vertrauen entgegen zu bringen. Die Beiden hatten den gleichen Feind und arbeiteten gelegentlich auch zusammen. Shu musste die Wahrheit kennen. Aber die Wahrheit machte die ganze Situation nur noch komplizierter. Jetzt konnte sie die Augen nicht mehr davor verschließen. Und selbst wenn Conan weiterhin versuchte der Organisation auf der Spur zu sein, durfte sie nicht zulassen, dass er sich noch mehr in Gefahr brachte. Jodie wusste, dass sie unbedingt mit Shu und James darüber sprechen musste. Und wenn es soweit war, brauchte sie genügend Indizien, damit beide ihr auch glaubten. Jodie schloss die Fenster auf ihrem Laptop und sah sich den beschrieben Zettel an. Sie konnte es irgendwie nicht glauben. Ihr Bauchgefühl war aber auf ihrer Seite und manchmal musste man sich auch selbst vertrauen. Jodie zog das Handy hervor und sah auf den Bildschirm. Anfangs tippte sie auf der Tastatur herum. Ihre Finger juckten. Sie musste das, was sie heraus fand unbedingt los werden. Schnell tippte sie die Nummer von Shuichi ein und wartete. „Was gibt es?“, fragte der Agent. „Hey…Was machst du?“ „Observation der Shibungis.“ Jodie blickte auf die Uhr. Sie hatte den halben Tag darüber recherchiert und gar nicht die Uhrzeit im Auge behalten. „Oh…stimmt ja“, murmelte sie. „Gibt es schon etwas Neues?“ Shuichi lehnte sich nach hinten. „Alles normal“, entgegnete er. „Sie waren den ganzen Tag zu Hause. Einige Gespräche, aber nichts was auf die Organisation hinweist. Abwarten.“ „Ach so…tut mir leid, dass du da jede Nacht festsitzt.“ „Das ist der Job“, kam es dann von Akai. „Entweder wir finden was oder wir finden nichts. Früher oder später werden wir sicher etwas Belastendes vorliegen haben.“ „Ja…du hast recht…“ Jodie dachte nach. „Du hattest doch viel Kontakt mit Conan, nicht wahr?“ „Ja. Warum?“ „Ist dir bei dem Jungen nichts Merkwürdiges aufgefallen?“ Akai verengte die Augen. „Was meinst du?“ „Naja…er liest Bücher, die andere Kinder in seinem Alter nicht lesen. Er ist hoch intelligent, hat keine Probleme mit Leichen und hilft sehr oft bei der Fallaufklärung…“ „Und?“, wiegelte der Agent ab. „Ich war in seinem Alter so ähnlich.“ „Wirklich?“, fragte Jodie. Über seine Kindheit und die Familie wusste sie so gut wie nichts. „Du solltest dich lieber auf den Auftrag konzentrieren, Jodie. Mach dir über Conan keine Gedanken. Oder weiß er, woran wir arbeiten?“ „Natürlich nicht. Und ich wies den Professor auch an, dass er ihm nichts erzählt.“ „Gut.“ *** Conan sah den Professor misstrauisch an. Er musterte ihn und blickte dann auf die Erfindungen im Labor. Ai saß wie immer am Computer und versuchte die Daten über das APTX 4869 weiter zu entschlüsseln und ein Gegenmittel zu kreieren, dessen Wirkung nicht verging. Oft sah ihr der Professor zu, seltener war auch Conan im Labor. „Was hast du, Shinichi?“, wollte der Professor von dem Jungen wissen. „Mir geht die Sache mit Miss Jodie nicht aus dem Kopf.“ „Was meinst du?“, fragte er dann. „Ich frage mich, warum sie gestern bei Ihnen war.“ „Das sagte sie doch“, warf er gleich ein. „Sie musste ein wenig recherchieren und bat mich um Hilfe.“ „Sind Sie sich sicher?“, wollte der Junge wissen. „Ich würde denken, dass das FBI ihre eigenen Leute dafür hat. Soweit ich weiß, wollen sie keine Zivilisten in ihre Fälle mit einbeziehen.“ „Was willst du damit sagen?“ „Ich glaube, dass sie hier war, weil Sie von Ihnen Hilfe brauchte. Vielleicht stimmt es ja, dass sie Informationen über Erfindungen brauchte…aber wenn Sie mich fragen, steht das in Zusammenhang mit der Organisation. Haben Sie versprochen, dass Sie mir nichts sagen?“ Der Professor schwieg. „Ich hab also Recht.“ Conan sah ihn nachdenklich an. Dann blickte er zu Ai. „Sie müssen uns sagen um was es ging. Professor, bitte.“ Agasa seufzte leise. „Ich kann nicht, Shinichi.“ „Jetzt sagen Sie es ihm, Professor“, meinte Ai ruhig. „Sonst lässt er sie den ganzen Abend nicht mehr in Ruhe.“ „Sie wollen uns schützen. Aber Sie wissen auch, dass wir so oder so irgendwann von den Machenschaften der Organisation erfahren werden. Ist ein neues Mitglied aufgetaucht? Rum? Weiß das FBI wie Rum aussieht?“ „Nein.“ Agasa schüttelte den Kopf. „Das FBI hat eine Spur zu dem Sohn eines alten Freundes. Es besteht wohl die Möglichkeit, dass die Organisation mit seiner Firma in Verbindung steht.“ Conan dachte nach. „Mhmm…“ „Sie hat nicht mehr gesagt. Sie recherchieren gerade.“ „Dann sollten wir das auch machen.“ „Das lässt du bleiben, Kudo“, sprach Ai. „Lass das FBI die Sache übernehmen. Wenn sich nachher herausstellt, dass die Person gar nicht für die Organisation tätig ist, hast du uns alle unnötig verrückt gemacht.“ „Was soll denn das heißen?“ „Du weißt, was ich mein“, kam es von dem Mädchen. „Professor? 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