Die Wahrheit..?Nein danke! von RinRainbow ================================================================================ Kapitel 11: Von Träumen und Wünschen ------------------------------------ Die Sehnsucht ist es, die unsere Seele nährt, und nicht die Erfüllung (Arthur Schnitzler)   „Und wie fandest du den Film?“, fragte Mimi aufgeregt. „Äh...“ Tai überlegte fieberhaft. Ehrlich gesagt hatte er kaum etwas mitbekommen. Er hatte die letzten Stunden damit verbracht Mimi aus seinen Augenwinkel heraus heimlich zu beobachten. Schon lange war er ihr nicht mehr so nah gewesen. Auch wenn sie während des Filmes kein einziges Wort gewechselt hatten, hatte er jede Sekunden neben ihr genossen. Jedes Mal wenn sie ausgelassen lachte hatte sein Herz einen kleinen Sprung gemacht. „Tai?“ Mimis Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Ja?“ Sie schüttelte lächelnd den Kopf. „Schon gut.“ Unschlüssig standen sie vor dem Kino und sahen sich an. Ein leichter Wind zog auf. Tai spürte, dass auch Mimi noch nicht bereit war den Tag mit ihm zu beenden. Verlegen strich sie ihren Mantel glatt. „Gehen wir noch etwas essen?“, fragte Tai auf einmal. „Ich bin so hungrig!“ „Wie immer“, bemerkt Mimi und musste lachen. Und so schlenderten sie langsam die Straße entlang. Inzwischen war es dunkel geworden. Tai seufzte. Er hatte Mimi zwar versprochen diesen Tag als Freunde zu verbringen, aber die Stimmung zwischen ihnen war nicht die von Freunden. Es war anders. Etwas zwischen ihnen hatte sich verändert. Schon vor langer Zeit und er wusste, dass sie es nicht mehr rückgängig machen konnte. Ob sie nun wollten oder nicht. Sein Blick fiel plötzlich auf ihre Hand. Er unterdrückte den Impuls nach ihr zu greifen und steckte seine Hände in seine Hosentaschen. Um nicht auf dumme Gedanken zu kommen. Sicherheitshalber. „Was möchtest du denn?“, fragte Mimi und sah sich suchend um. Tai überlegte kurz. „Also ich hätte gerne..“ „Ramen!“ Mimi lief auf ein kleines Restaurant zu und sah mit glänzenden Augen auf die Speisekarte die vor der Tür hing. Tai folgte ihr lächelnd. „Also Ramen..“ „Oh.“ Mimi sah ihn besorgt an. „Nur wenn du auch..“ „Na komm schon Prinzessin.“ Er griff nach ihrem Arm und zog sie mit nach drinnen.   Zehn Minuten später hatten sie beide zwei dampfende Schüsseln mit der köstlichen Nudelsuppe vor sich stehen. „Ahh“, sagte Mimi glücklich als sie sich mit ihren Stäbchen den ersten Bissen in den Mund geschoben hatte. „Ich wusste gar nicht, dass du so auf Ramen stehst“, bemerkte Tai, während er sich die Nudeln in den Mund schaufelte. „Bin ich auch nicht“, erwiderte Mimi. „Nur..“ Sie seufzte. „Ich möchte die Zeit die ich noch in Japan bin nutzen. Wer weiß wann ich wieder Ramen bekomme...“ „Aber du kommst doch in einem Jahr wieder zurück, oder?“, fragte Tai besorgt. Die Möglichkeit, dass Mimi in Amerika bleiben würde war ihm noch nie in den Sinn gekommen! Immer wenn sie davon gesprochen hatte war es nur um zwölf Monate gegangen! Und selbst die kamen ihm unglaublich lang vor. „Klar!“ Mimi nickte heftig. „In einem Jahr bin ich wieder hier...“ Erleichtert atmete Tai aus. „Ein Jahr..“, wiederholte er nachdenklich. Je länger er darüber nachdachte desto kürzer kam es ihn vor. Ein Jahr war nichts. Ein Wimpernschlag, mehr nicht. Bestimmt. „Ja.“ Mimi griff nach ihrer Schüssel und schlürfte den Rest der Suppe. Als sie die Schüssel lautlos wieder hinstellte sagte sie leise: „Ich werde das vermissen.“ „Ramen?“, fragte Tai verwirrt. „Ich bin mir sicher in Amerika wirst du..“ „Nein.“ Mimi verdrehte die Augen. „Nicht Ramen. Das hier.“ Sie deutete auf Tai. „Uns.“ Er schwieg, da er nicht wusste was er darauf sagen sollte. Von welchen „uns“ sprach sie da gerade? Das freundschaftliche „uns“? Oder etwa...„Naja“, Mimi versuchte zu lächeln. „Tut mir leid, ich wollte nicht die Stimmung verderben.“ „Nein Mimi du..“ „Komm!“ Sie stand auf und zog ihren Mantel an. „Lass uns gehen. Ich brauche noch etwas.“ Er rappelte sich auf und beeilte sich ihr zu folgen. „Was brauchst du denn noch?“, fragte er verwirrt. „Ein Andenken“, sagte sie ernst. „Etwas das mich an Japan erinnert. Etwas das mich daran erinnert warum ich wieder zurück kommen muss...“   Sie streiften gefühlte Stunden durch die Läden der Einkaufsstraße. Erfolglos. Tai wusste zwar, dass Mimi, als Shopping Profi, ziemlich wählerisch war, aber irgendwann musste ihr doch etwas gefallen! Allerdings lehnten sie jeden seiner Vorschläge ab. Sie wollte weder den Hello Kitty Schlüsselanhänger, noch einen Bildband über Odaiba. „Es wäre wirklich hilfreich“, sagte er irgendwann. „Wenn wir wüssten wonach wir suchen.“ Mimi zog eine Schnute. „Aber das ist es doch. Ich weiß erst wonach ich suche wenn ich es sehe!“ Tai sah sie verständnislos an. „Häh?“ „Das ist eben Frauenlogik, Taichi! Das verstehst du nicht!“ Tai schüttelte den Kopf. „Das versteh ich wirklich nicht“, stimmte er ihr zu. Frauen! Wer verstand die schon? „Wie wäre es denn mit etwas zum Anziehen?“, fragte Tai hoffnungsvoll und zeigte auf ein Bekleidungsgeschäft. „Mh.“ Mimi schien ernsthaft über diesen Vorschlag nachzudenken. „Hier.“ Tai schlenderte zu einem der Kleiderständer und zog den erstbesten Rock heraus. „Der ist doch klasse!“ Ungläubig starrt Mimi ihn an. „Sag mal spinnst du?“ „Warum?“ „Na weil...“ Mimi wurde rot. „Der ist viel zu kurz!“ „Häh? Gar nicht“, erwiderte Tai und betrachtete den Rock nochmal von allen Seiten. Na gut, jetzt wo sie es sagte, recht lang war er wirklich nicht, aber mal ehrlich, mit ihrer Figur konnte Mimi ihn doch problemlos tragen! „Das ist genau die richtige Länge!“, versuchte er sie zu überzeugen. „Du du...“ Mimi brach verlegen ab, drehte sich um und ging einfach weiter. „Mimi? Hey warte doch mal!“ Tai lief ihr hinterher. „Ich versteh gar nicht was dir an dem Rock nicht gepasst hat..“, murrte er. „Dazu sage ich jetzt besser nichts“, erwiderte Mimi. „Außerdem suche ich keinen Rock!“ „Ja aber was denn dann?“ Tai war schön langsam am Verzweifeln. Was wollte diese Frau bloß? Nach einer weiteren Stunde erfolglosen Suchens gab Mimi schließlich auf. Erschöpft ließen die Zwei sich auf eine Parkbank fallen. „Es tut mir leid, dass du nichts gefunden hast“, sagte Tai und streckte erleichtert seine Beine aus. Endlich.. „Ach“, Mimi winkte ab. „Nicht so schlimm.“ Sie sah ihn an. Dann hellte sich ihr Gesicht plötzlich auf. Sie griff in ihre Tasche und zog ihr Handy hervor. Bevor Tai wusste wie ihm geschah war sie ein Stück näher gerutscht und hielt das Handy vor sie. „Mimi was..?“ „Und lächeln!“, befahl sie während sie den Auslöser betätigte. „Das ist es“, murmelte sie dann und sah sich das Bild glücklich an. „Ich habe es gefunden.“ „Du hättest mich ruhig mal vorwarnen können! Ich hatte nicht mal Zeit für mein Fotogesicht!“, beschwerte sich Tai. „Lass mich mal sehen!“ Er beugte sich vor und warf einen Blick auf das Bild. „Naja“, sagte er dann besänftigt und lehnte sich wieder zurück. „Zum Glück sehe ich immer gut aus.“ Mimi lachte laut auf. „Wenn du meinst..“ Er streckte ihr die Zunge raus. „Was sollte das jetzt eigentlich?“, wollte er wissen. „Na das ist es“, wiederholte sie und sah ihn ungeduldig an. „Was „es“?“ Sie strich sanft über das Display ihres Handy ehe sie es wieder in ihrer Tasche verschwinden ließ. „Na mein Andenken“, sagte sie. „Mein Grund zum Zurückkommen“, fügte sie leise hinzu und errötete leicht. Tai sah sie an. „Mimi...“   Sie seufzte. Es war wohl Zeit. Es war offensichtlich worüber er jetzt sprechen wollte. Und wahrscheinlich hatte er Recht. Es musste sein, sie mussten es klären bevor sie ging. So konnten sie nicht auseinander gehen. Das hatte er nicht verdient. Das hatten sie Beide nicht verdient. Sie musste sich ihrer Angst stellen, so wie Sora es gesagt hatte. „Tai“, sagte sie mit klarer Stimme und sah in den dunklen Himmel. Die ersten Sterne waren schon zu sehen. Wunderschön. „Es geht nicht. Ich werde gehen.“ „Aber du kommst doch wieder und..“ „Natürlich. Aber ich kann nicht von dir erwarten solange zu warten...“ „Ich warte aber! Mimi ich verspreche dir..“ „Psst.“ Sie legte ihm eine Hand auf den Mund. „Versprich nichts was du nicht halten kannst“, sagte sie. „Mimi. Ich würde..“ „Ja“, sagte sie. „Das würdest du vielleicht. Aber wärst du damit glücklich?“ „Ich...“ Hilflos hob Tai die Hände und dachte über ihre Worte nach. „Ich weißt es nicht“, gab er dann schließlich geknickt zu. „Eben“, erwiderte Mimi. „Das ist unfair..“, flüsterte er und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ist es das wirklich?“ „Was meinst du?“, fragte Tai. „Wir hatten soviel Zeit Tai. Wir hatten soviele Chance, soviele Gelegenheiten. Aber es ist nichts passiert. Nichts.“ Er setzte sich abrupt auf. „Ja aber..“ „Kein aber“, schnitt sie ihm unbarmherzig die Worte ab. „Wir haben es nicht hingekriegt. Warum auch immer. Vielleicht sollte es einfach nicht sein, verstehst du?“ Es tat weh es auszusprechen, aber es war die Wahrheit. Nicht mehr und nicht weniger. „Nein“, rief Tai und sprang auf. „Nein, nein, nein.“ Sie sah ihn erschrocken an. „Ich weigere mich das zu glauben!“ Sie lächelte. „Ja..so bist du, Tai. Selbst in einer hoffnungslosen Situation kämpfst du weiter.“ Tai öffnete empört den Mund um zu widersprechen doch sie winkte ab. „Schon gut. Das ist einer der Gründe für den ich dich so lie..für den ich dich so gern habe“, verbessert sie sich schnell und wandte sich verlegen ab. Ihre Wangen überzog ein leichtes rot. Langsam setzte Tai sich wieder neben sie und biss sich auf die Lippe. „Das wars dann also“, sagte er verbittert. „Ja..“ Mimi rieb ihre kalten Hände aneinander. Nicht nur ihre Hände waren kalt. Ihr ganzer Körper fühlte sich kalt an. Dabei war es ein lauer Spätsommer Abend. Sie hatte auch nicht das Gefühl, dass die Kälte von außen kam, nein, sie breitete sich von innen langsam in ihr aus. Kroch unaufhaltsam in ihr hoch, bis sie ihr die Kehle zuschnürte. Tai hatte Recht. Das wars dann also. Das Ende von etwas das eigentlich nie angefangen hatte. Welch Ironie. Dabei wollte sie das alles doch gar nicht! Sie hasste es vernünftig sein zu müssen! Viel lieber würde sie sich jetzt an Tai schmiegen, seinen Körper und seine Wärme spüren. Aber es ging nicht. So sehr sie es sich auch wünschte. Schweigend saßen sie nebeneinander, hingen ihren Gedanken nach. Dann sprach Tai schließlich. „Aber wir sind Freunde.“ „Ja“, sagte Mimi und wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. „Ja das sind wir.“ „Freunde, die einfach nur ihre Chance verpasst haben“, sagte er. Sie nickte traurig. „Freunde die viele Chancen verpasst haben.“ „Mh.“ Tai sah betreten zu Boden. „Tut mir leid das ich nicht früher..“ „Mir auch“, sagte Mimi. Sie lächelten sich kurz an. So würde sie also enden. Eine Beziehung die es nie gegeben hatte. Die es nie geben würde. Trotzdem fühlte es sich für Mimi an als hätten sie gerade Schluss gemacht. Lächerlich. Dabei hatten sie sich doch nur einmal geküsst! Was war das schon? Wie war es möglich, dass sie sich Tai trotzdem so verbunden fühlte? Ihr fiel einfach keine Antwort darauf ein, egal wie lange sie darüber nachdachte.   Sie wusste nicht wie lange sie so nebeneinander saßen, es kam ihr wie ein paar Minuten und doch wie ein ganzes Leben vor. Irgendwann rutschte sie ein Stück näher zu Tai und lehnte erschöpft ihren Kopf an seine Schulter. Wie selbstverständlich legte er seinen Arm um sie. Sie ließ es geschehen. „Du Tai?“, fragte sie und schloss die Augen. „Mh?“ „Meinst du...meinst du wir wären ein gutes Paar?“ Er zögerte keine Sekunde. „Na klar.“ „Besser als Sora und Matt?“, fragte Mimi leise. „Ich mag Sora und Matt zwar wirklich gerne, aber...ja!“ Sie kicherte. „Wir wären das beste Paar, Prinzessin.“ Seine Stimme klang ernst. Sie konnte hören, dass er jedes Wort genau so meinte wie er es sagte. „Schade“, murmelte Mimi schläfrig. „Das ist wirklich schade...“ Er strich ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ja“, sagte er traurig. „Das ist es wirklich...“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)