Die Wahrheit..?Nein danke! von RinRainbow ================================================================================ Kapitel 3: Von Glück und Leid ----------------------------- Wo Leid ist, ist Irrtum - wo Schmerz ist, muss immer etwas falsch sein. (Prentice Mulford)     Wütend schlug Tai auf die Tastatur seines PC´s ein. „Hey was soll das? Du musst..“ „Schnauze!“ brüllte Tai in sein Headset und schaltete den nervigen Mitspieler in seinem Onlinespiel sofort auf stumm. Er brauchte niemanden der ihm sagte was er zu tun hatte! Apropos sagen was er zu tun hatte...„Du solltest wirklich etwas mehr Rücksicht auf die Gefühle anderer nehmen.“ Hatte Sora Recht? Hätte er mehr Rücksicht auf Karis Gefühle nehmen müssen? So wie die Dinge im Moment standen war es wahrscheinlich so. Zwar hatte Tai sich noch gestern wortgewandt bei Kari entschuldigt, doch ignorierte sie ihn immer noch. Zusätzlich ging sie ihm so gut es ging aus dem Weg. „Ach verdammt!“, rief Tai und richtete seinen Blick wieder auf den Bildschirm, nur um hilflos mitanzusehen wie sein Charakter von allen Seiten erschossen wurde. Ohne sich auszuloggen schaltete er den PC einfach aus. Das war doch alles Mist. Und wer war daran Schuld? Zum gefühlt tausendsten Mal zog er sein Handy aus der Hosentasche. Keine neuen Nachrichten. Natürlich. Einem plötzlichen Impuls folgend sprang er auf, schnappte sich seine Jacke und den Haustürschlüssel, schlüpfte in seine Schuhe und rannte aus der Wohnung. Er war gut eine halbe Stunde unterwegs ehe er sein Ziel erreicht hatte. An der Haustür angekommen atmete er ein paarmal tief durch ehe er auf die Klingel drückte. Die Tür öffnete sich. „Tai?“, fragte Mimi verwirrt. Sie trug eine schwarze Leggins, ein übergroßes altes T-Shirt und hatte ihre Haare zu einen unordentlichen Zopf gebunden. Daraus, und aus der Tatsache, dass sich hinter ihr die Umzugskartons stapelten schloss er, dass er sie wohl beim Packen gestört hatte. Aber das war ihm egal. „Was fällt dir eigentlich ein?“, blaffte er sie, ohne sich auch nur eine Sekunde mit irgendwelchen Höflichkeiten aufzuhalten, an. „Ich hab mich wohl verhört“, erwiderte Mimi trocken und lehnte sich an den Türrahmen. „Wie kommst du eigentlich dazu Kari so...solche..“ Er spürte wie er rot anlief und begann zu stottern. Amüsiert fuhr Mimi sich über die Lippen und grinste ihn keck an. „Kari...was?“, fragte sie unschuldig. „Na solche...solche....ahhh!“ Er raufte sich genervt die Haare. „Du weißt genau was ich meine!“ „Unterwäsche“, sagte Mimi schlicht. „Solltest du doch kennen oder? Ich hoffe zumindest das du auch hin und wieder mal welche trägst...“ „Haha!“, unterbrach Tai sie. „Ich finde es leider nicht so witzig wenn meine Schwester in so billigen Fetzen rum rennt!“ „Schön.“ Mimi warf ihm einen kalten Blick zu. „Wenn du nur gekommen bist um mich zu beleidigen, herzlichen Glückwunsch, du hast es geschafft. Also dann!“ Sie drehte sich um und wollte nach drinnen verschwinden, doch Tai griff nach ihrer Hand und hielt sie zurück. Sie zuckte unter seiner Berührung zusammen.   „Mimi“, sagte Tai leise. Seine Stimme hatte sich verändert. Es war keine Spur mehr von Feindseligkeit und Wut, stattdessen war sie sanft und ruhig. Mimi blieb stehen, drehte sich aber nicht um. „Du hast auf keine meiner SMS geantwortet.“ „Das..das ist nicht wahr“, flüsterte Mimi. „Als du mich gefragt hast was ich mache habe ich dir geschrieben, dass ich mit Kari einkaufen gehe. Und das sie und T.K ein Paar sind weißt du auch von mir....“ Sie sprach diese Worte ohne jegliche Gewissensbisse aus. Kari hatte sie zwar gebeten niemanden davon zu erzählen, aber schließlich hatte sie Tai schon vor Karis Bitte davon erzählt. Also hatte sie ihr Versprechen genau genommen nicht gebrochen. „Das zählt nicht.“ Tai schüttelte traurig den Kopf. „Ich weiß nicht was du meinst..“ Mimi biss sich auf die Unterlippe. „Bitte..Mimi..wir müssen reden..“ Abrupt drehte sie sich um. Ein paar Strähnen lösten sich aus ihren Zopf und fielen ihr ins Gesicht. „Nein Tai. Es gibt nichts – absolut nichts – zu bereden!“ „Aber...“ „Nein!“ Sie befreite sich aus seinem Griff und sah ihn kurz an. Er glaubte Tränen in ihren Augen zu sehen. „Ich werde gehen Tai. In ein paar Wochen bin ich mit meinen Eltern auf dem Weg nach Amerika, okay?“ Sie ging nach drinnen. Kurz bevor sie die Tür vor seiner Nase zuschlug hörte Tai sie noch murmeln: „Ich werde gehen.“ Völlig leer starrte Tai auf die geschlossene Tür. So hatte er sich das eigentlich nicht vorgestellt. Er wollte doch nur mit ihr reden...Tai seufzte und legte seine Hand auf das kalte Holz. „Warum...? Warum...“   Rückblick „Warum?“ Dieses kleine Wort schien das Einzige zu sein was in Tais Kopf Platz hatte. Zumindest seit Mimi ihnen eröffnet hatte das sie im nächsten Monat mit ihren Eltern nach Amerika ziehen würde. Einfach so. Von jetzt auf gleich. Die anderen löcherten Mimi mit Fragen und wünschten ihr alles Gute. Doch er war unfähig auch nur ein einziges Wort herauszubekommen. Dabei hatte er gedacht das es ein schöner Nachmittag werden würde. Sie hatten sich alle für ein gemeinsames Picknick am See getroffen um einen der letzten warmen Sommertage zu genießen. Und es war auch wirklich lustig gewesen bis...naja bis die Welt für ihn unterging. „Warum?“, fragte er sich immer wieder. „Warum?“„Tai?“ Ihre Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Verwirrt sah er sich um. Er hatte gar nicht gemerkt das es inzwischen dunkel geworden war. „Die anderen sind schon längst alle nach Hause gegangen“, sagte Mimi und ließ sich neben ihn ins Gras fallen. „Mh.“ Schweigend saßen sie einige Minuten nebeneinander. „Tai..was ist los?“, fragte Mimi schließlich. „Warum?“, flüsterte er. Sie sah ihn erstaunt an. „Was?“ „Warum musst du gehen?“ „Ich..was ist das denn für eine Frage.“ Lachend schüttelte Mimi den Kopf. „Und warum“, fuhr Tai fort. „Warum gerade jetzt?“ „Was meinst du?“ Mimi sah ihn verwirrt an. „Warum sollte ich nicht gehen? Ich wollte schon immer mal nach Amerika. Ich möchte mehr von der Welt sehen. Mehr als Japan. Ich möchte reisen. Ich möchte..“ Sie brach ab. „Die Frage ist..warum sollte ich nicht gehen?“ Er hob den Blick und sah ihr tief in die Augen. Ihr Gesicht war so wunderschön. Er fragte sich wie ihm das solange nicht aufgefallen sein konnte. Ihre großen Augen sahen ihn fragend an. Er wollte nicht das sie ging. Er wollte sie nicht verlieren. Nicht jetzt. Erst vor kurzem hatte er bemerkt wie wichtig sie ihm war. Wochenlang hatte er sich mit der Frage gequält ob er sie nach einen Date fragen konnte. Schließlich waren sie doch Freunde! Aber schlussendlich hatte er sich dazu entschlossen es zu wagen. Er wollte sie fragen. Wirklich. Aber jetzt... In Tais Kopf schwirrten ihre Worte. „Ich werde weggehen.“ Eigentlich wollte er ihr alles sagen. Wie wichtig sie ihm war. Das sie nicht gehen dürfte. Wie sehr er sie vermissen würde. Aber er brachte keinen Ton heraus. Stattdessen beugte er sich zu ihr und bevor er wirklich wusste was er tat zog er sie an sich und küsste sie. Einen kurzen Moment lang hatte er Angst sie würde ihn wegstoßen, doch, er konnte es kaum glauben!, sie erwiderte seinen Kuss. Es war ein wunderbares Gefühl. Ihr Lippen waren weich, sie schmeckten so süß. Sein Herz klopfte wie wild gegen seine Brust. Er hatte es gewusst! Da war etwas zwischen ihnen, Mimi schien es genauso zu gehen wie ihm! Er zog sie noch näher, wollte sie nie mehr loslassen. Doch gerade als er diesen Gedanken hatte, löste sie sich von ihm. „Tai..“ Ihr Stimme klang so traurig. Sie wandte den Kopf ab. „Ich..wir...“ Sie brach ab. Tai griff nach ihrer Hand. „Mimi? Was...?“ Noch bevor er seinen Satz beenden konnte sprang sie auf. „Warum jetzt?“, fragte sie ihn vorwurfsvoll. „Warum küsst du mich einfach...jetzt...jetzt wo..“ Sie schüttelte den Kopf, während eine einzelne Träne über ihre Wange lief. „Du bist echt ein Idiot!“ „Häh?“ Tai stand ebenfalls auf, verwirrt über ihre plötzliche Feindseligkeit. „Also, verbessere mich wenn ich mich täuschen sollte, aber zum Küssen gehören immer noch zwei.“ Sie biss sich auf die Lippe. „Tai. Ich habe es euch doch vorhin erklärt. Ich werde gehen.“ Er ging einen Schritt auf sie zu und legte ihr seine Hand auf die Schulter. „Ich weiß Mimi. Aber...das ändert nichts daran, dass ich...dass ich mich in dich..“ „Oh nein!“ Hektisch drückte Mimi seinen Arm zur Seite. „Nein nein nein! Sag es nicht! Wag es nicht es zu sagen!“, rief sie hysterisch. Tai konnte nicht mehr tun als ihr hinterher zu schauen, während sie, ohne sich noch einmal umzudrehen, davon lief.     „Gutes Training heute. Bis Montag.“ Shu einer seiner Teamkameraden klopfte ihm auf die Schulter und verließ den Umkleideraum. T.K warf einen Blick auf die Uhr und packte schnell seine Sporttasche zusammen. Als er die Schule über den Sportplatz verließ schlug ihm ein kalter Wind entgegen. Es wurde wirklich langsam Herbst. „T.K!“ Er drehte sich um. Hina, ein Mädchen aus seiner Klasse lief lächelnd auf ihn zu. „Hey“, begrüßte T.K sie freundlich. „Hattest du Basketball Training?“, fragte das Mädchen und strahlte ihn an. „Genau. Und du?“ Sie seufzte. „Samstags trifft sich unser Teezeremonie Club immer.“ Er sah sie erstaunt an. „Ich wusste gar nicht das unsere Schule so einen Club hat.“ „Aber klar. Er hat eine lange Tradition. Aber tatsächlich wissen nicht viele davon, er ist nicht so beliebt wie die vielen Sportclubs“, sagte sie mit einem kecken Lächeln. T.K lachte. „Das stimmt schon. Wobei der Basketball Club bei weitem nicht so beliebt ist wie der Fußball oder Baseball Club.“ „Richtig“, gab Hina ihm Recht. Sie drehte nervös ihre Tasche in der Hand und holte dann tief Luft. „T.K?“ Sie blieb stehen. „Ja? Was ist denn?“ T.K sah sie fragend an. „Du bist doch..du bist doch ziemlich gut mit Davis befreundet, oder?“ T.K blickte nachdenklich in den Himmel und dachte über ihre Frage nach. „Gut befreundet...“, wiederholte er. „Etwa nicht? Oh Gott es tut mir leid ich dachte nur weil...“, sagte Hina schnell und senkte entschuldigend den Kopf. „Nein nein“, beruhigte T.K sie. „Du hast schon Recht. Aber was...“ „Ich..also ich..ich habe mich gefragt ob du Davis das vielleicht geben könntest..“ Sie zog einen Zettel aus ihrer Tasche. T.K nahm ihn entgegen und sah ihn stirnrunzelnd an. „Ist das..“ „Meine Handynummer“, sagte Hina und lief rot an. „Ich traue mich einfach nicht sie ihm selbst zu geben. Würdest du mir den Gefallen tun? Bitte?“ Sie sah ihn mit großen Augen an. „Klar“, sagte T.K. „Mach dir keine Sorgen ich gebe sie ihm.“ Hina lächelte. „Vielen Dank T.K.“ Sie wandte sich zum Gehen. „Ich wünsche dir noch ein schönes Wochenende. Bis Montag.“ Sie lief summend davon. T.K sah ihr kopfschüttelnd hinterher. Wer hätte gedacht das die schüchterne Hina an Davis interessiert war? Aber ob sie wirklich eine Chance bei ihm hatte? So wie Davis an Kari klebte hatte T.K einige Zweifel. Gedankenverloren steckte er den Zettel in seine Jackentasche. Dann ging er langsam weiter, bog um die nächste Ecke und lief direkt in.. „Tai?“ Verwundert sah der Jüngere ihn an. „Was machst du denn hier?“ „Oh T.K“, sagte Tai überrascht. „Ich gehe nur spazieren und du?“ Entgeistert sah T.K ihn an. „Seit wann gehst du spazieren?“ „Seit heute“, erwiderte Tai. „Und du? Wer war denn das Mädchen mit dem du dich da gerade unterhalten hast?“ „Das hast du gesehen?“, fragte T.K irritiert. „Ja. Hübsches Ding.“ Er warf T.K einen vielsagenden Blick zu. „Kann sein“, erwiderte T.K. „Sie ist eine Klassenkameradin.“ „Eine Klassenkameradin, soso...“ Er ging an T.K vorbei. „Ich muss weiter. Wir sehen uns.“ T.K sah ihm sprachlos nach. Irgendwas war komisch an Tais Verhalten. Wenn er nur wüsste was los war...   Tai war kurz davor zurück zurennen und T.K eine reinzuhauen. Was fiel ihm ein mit einem anderen Mädchen durch die Stadt zu spazieren? Was bildete der Kerl sich eigentlich ein. Was war mit Kari? Wütend ballte er die Fäuste. Als er von Mimi gegangen war hatte er nicht gedacht das seine Laune noch schlechter werden könnte..aber hey, T.K hatte es geschafft. Er musste seiner Wut irgendwie Luft machen...nur wie..er hatte Sora ja versprochen sich nicht einzumischen...und da fiel es ihm plötzlich ein. Er konnte zwar nicht mit T.K sprechen, aber... „Matt!“, brüllte Tai während er gegen die Tür hämmerte. „Mach auf!“ Er gab sich nicht einmal Mühe leise zu sein, wusste er doch das Matts Vater zur Zeit auf Geschäftsreise war und sein Freund ganz alleine das Haus hütete. Langsam öffnete sich die Tür. „Tai?“, krächzte Matt, nur mit Boxershorts bekleidet, und blinzelte Tai müde an. „Wer sonst?“ Er schob sich an Matt vorbei nach drinnen und setzte sich an den Küchentisch. Matt folgte ihm langsam und ließ sich gegenüber von ihm auf einen Stuhl sinken. Erst jetzt bemerkte Tai wie fertig sein Freund aussah. Die sonst so sorgfältig gestylten blonden Haare standen wirr in alle Richtungen, seine Augen waren nicht mehr als kleine Schlitze mit dunklen Ringen darunter. Tai schüttelt den Kopf. Er hatte jetzt keine Zeit darüber nachzudenken was Matt letzte Nacht wohl getrieben hatte, es gab Wichtigeres zu besprechen. „Du weißt du bist mein bester Freund“, fing er an und stand wieder auf. „Aber ich muss dir sagen...“   Matt merkte wie sein Kopf immer schwerer und schwerer wurde. Seine Augen fielen ihm im Sekundentakt zu und hin und wieder hatte er sogar das Gefühl kurz weg zunicken. Dabei versuchte er wirklich Tais Monolog irgendwie zu folgen, doch kamen nur einzelne Wortfetzen bei ihm an. „T.K.“ „Respekt.“ „Zu jung.“ „Tai“, flüsterte er schließlich. „Bitte ich bin so müde...“ „Das merk ich!“ Vorwurfsvoll sah sein Freund ihn an. Dann hellte sich sein Gesicht auf. „Aber kein Problem, am besten schreibst du dir einfach auf was du T.K sagen sollst okay?“ Er schnappte sich einen Block und Stift von der Kommode hinter sich und schob Matt beides zu. „Na von mir aus...“ Matt griff nach dem Stift. „Moment mal..T.K?“ „Jaha..dein Bruder. T.K. Erinnerst du dich?“ Tai schnalzte ungeduldig mit der Zunge. „Also schreib auf....“ Ein paar Minuten später klopfte Tai ihm auf die Schulter und verabschiedete sich. „Ich finde schon alleine raus. Und“, er drehte sich nochmal um bevor er die Wohnung verließ. „Du solltest dich echt nochmal ins Bett legen!“ „Ach nee...“ Genervt riss Matt den Zettel vom Block und knallte ihn auf den Küchentisch. Er fragte sich immer noch was Tai ihm eigentlich mitteilen wollte, während er zurück in Richtung Schlafzimmer ging. Leise schloss er die Tür und kroch zurück ins warme Bett. Kaum hatte er sich hingelegt schlang sie ihre Arme um ihn. „War das Tai?“, flüsterte sie verschlafen. „Mh.“ Er griff nach ihrer Hand und streichelte sie sanft. „Und was wollte er?“ Matt dachte lange über ihre Frage nach. Als er antwortete war sie längst wieder eingeschlafen. „Wenn ich das nur wüsste Sora...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)