Ruf der Sterne von Wolfsfeuer ================================================================================ Kapitel 74: Wahrheit -------------------- Spechtfeder sah nachdenklich zum Himmel. Er klarte gerade auf, da es gerade erst aufgehört hatte zu regnen.. In letzter Zeit ging es immer stressiger zu. Die Zweibeiner, die inzwischen teilweise nicht einmal mehr aus ihren Löchern herauskamen und die Fallen waren nicht das einzige Problem. Seit dem großen Kampf, wie der Zusammenstoß aller Clans genannt wird, sind alle Clans auf Kriegsfuß. Der Gewitterclan und der Nachtclan trauten niemanden mehr und auch zwischen dem Bachclan und dem Himmelsclan schien es Spannungen zu geben. Wenn sich Grenzpatrouillen trafen waren mörderische Blicke noch das glinpfligste, mit dem man davon kommen konnte. Nicht selten kam es zu kleineren Auseinandersetzungen. Spechtfeder wollte gar nicht erst wissen wie die nächste Große Versammlung ablaufen würde. Am liebsten würde sie im Lager bleiben. Nur der Sternenclan wusste, ob sich die Clans jemals wieder beruhigten. Noch waren die Kampfwunden frisch. Gerade erst einige Tage alt. Aber Spechtfeder hatte auch eigene Sorgen. Sie stand Amselpfote so gut es ging zur Seite. Die Schülerin machte sich immer wieder Vorwürfe wegen Stachelpfote. Farnfuß, Stachelherz und Streifenpfote waren nicht einmal wütend auf sie. Jede Katze musste es akzeptieren, dass es aus den Fallen keinen Ausweg mehr gab. Es hatte schon viel zu viele Katzen erwischt. Wenn sie zurück dachte fielen ihr allein aus den anderen Clans spontan bereits Steinkralle, Schlangenzahn, Silberpfote und Blütenregen ein. Dabei waren es weitaus mehr. Sie sah auf, als Federsturm zu ihr trat. "Du wolltest mit mir reden?" Der Krieger sah seine Gefährtin wie immer mit einem liebevollen Lächeln an. "Ja, aber können wir außerhalb des Lagers reden?" Spechtfeder sah ihn bittend an. Federsturm schaute kurz über seine Schulter nach hinten, wo Ampferpfote ungeduldig wartete. "Ich wollte eigentlich Ampferpfote trainieren. Aber das kann wohl warten, wenn es etwas Dringendes ist." Er drehte sich nun ganz um und bedeutete seiner Schülerin mit einer einfachen Geste, dass sie warten sollte. Diese sah alles andere als begeistert aus. "Na schön, gehen wir. Die Zwei gingen gemütlich aus dem Lager hinaus und suchten sich einen ruhigeren Platz. Spechtfeder wollte gerade etwas sagen, als eine Maus vorbei huschte. Federsturm richtete seinen Blick auf den Nager. "Ich weiß, dass du mir etwas sagen willst, was für dich wichtig ist, aber fangen wir zuerst die Maus?" Spechtfeder war zwar ein wenig enttäuscht, aber sie verstand ihn ja. Ihr Gefährte bemühte sich immer mehr als alle anderen bei seinen Aufgaben. Dafür bewunderte sie ihn. "Natürlich. Der Clan braucht immerhin Frischbeute." Ohne ein weiteres Wort teilten sie sich auf. Diese Jagdtechnik beherrschten die Zwei im Schlaf. Während sich Federsturm eine Fuchslänge hinter die Beute schlich bezog Spechtfeder ihre eigene Stellung und wartete, bis Federsturm die Beute entweder fing oder verscheuchte. Die Kriegerin trat noch einen Schritt nach hinten, damit sie sich im Schatten des Busches verstecken konnte, als sie etwas bemerkte. Die Blätter des Busches fühlten sich nicht natürlich an. Sie brauchte nicht lange um zu realisieren, was es war. Die Maus war direkt vor der Falle. Spechtfeder wollte ihren Gefährten warnen, doch der sprang bereits. Sie sah, wie er auf die Maus und somit auch auf die Falle zuflog. Instinktiv sprang Spechtfeder auf und warf sich gegen Federsturm, um seine Flugbahn zu ändern. Durch den Gegenschwung wurde sie etwas zurück geworfen und landete auf dem nassen Boden. Ohne es verhindern zu können rutschte sie ungeschickt nach hinten. Direkt in die Falle. Als sie sich wieder fing und nach vorne sah, blickte sie in Federsturms erschrockenes Gesicht. Der Kater stand ungeschickt auf und lief zu ihr. "Spechtfeder! Spechtfeder!" Er blieb dicht vor der Falle stehen und versuchte verzweifelt einen Weg zu finden, wie er sie retten könnte. Spechtfeder trat kraftlos zu ihm. Sie sahen sich einen Moment lang in die Augen, ehe sie sich beide an das Gitter drückten um sich zu berühren. "Warum?" Seine Stimme klang nicht vorwurfsvoll oder wütend. Nur kraftlos und besorgt. "Ich wollte nicht, dass es dich trifft. Ich weiß, es ist selbstsüchtig von mir." In der Ferne konnte man die schweren Schritte eines Zweibeiners hören. Unglücklicherweise war anscheinend gerade einer in der Nähe gewesen. "Was soll ich nur ohne dich tun? Ich habe so viel aufgegeben für dich. Natürlich bereue ich nichts. Jederzeit würde ich mich gleich entscheiden, aber jetzt werden wir so getrennt." Schluchzend drückte er sich noch mehr gegen Spechtfeder. Sie erwiderte es und dachte angestrengt darüber nach was ihre letzten Worte an ihn wären. Spechtfeder war sich nicht sicher, ob sie es ihm sagen sollte. Das, warum sie eigentlich hier waren. Ihre Gedanken schweiften zu den ungeborenen Jungen, die sie in ihrem Bauch trug. Nein. Das würde seine Trauer nur vergrößern. Lieber sollte er in Ungewissheit nur um sie trauern, als wenn er sich auch noch um ihren zweiten Wurf, den er niemals kennenlernen würde, sorgt. Die Schritte wurden immer lauter. "Federsturm, bitte, lebe. Kümmer dich weiterhin so gut um unsere Jungen. Rauchpfote und Amselpfote werden dich brauchen." Sie entzog sich nun der Berührung und Federsturm sah ihr in die Augen. "Sie brauchen dich noch mehr. Ich kann dich nicht ersetzen." Spechtfeder versuchte verzweifelt mit fester Stimme zu reden und halbwegs zu lächeln. Er sollte sie mit keinem traurigem Gesicht in Erinnerung behalten. "Das musst du auch nicht. Sei ihnen einfach weiterhin ein guter Vater. Und jetzt geh, bitte. Geh, bevor du auch noch gefangen wirst. Tu es bitte für mich." Federsturm musste seine Beine dazu zwingen, sich zu Bewegen. Alles sträubte sich, jetzt wegzugehen. Aber er musste. Völlig verzweifelt sprang er in einen Busch und kauerte da, den Blick auf Spechtfeder gerichtet. Ein Zweibeiner kam und hob die Falle mit seiner Geliebten darin auf und ging weg. Spechtfeder sah ihn bis zum letzten Moment lang an. Er konnte sehen, dass sie versuchte stark zu sein. So etwas konnte er nicht. Aber nun musste er es versuchen. Mit zittrigen Schritten lief er zum Lager zurück und verfluchte seinen Ehrgeiz. Hätte er nicht darauf bestanden, die Maus zu jagen, wäre Spechtfeder jetzt noch bei ihm. Weißflamme streifte durch den Wald auf der Suche nach Kräutern. Falkenpfote tappte hinter ihm her, war aber mit seinen Gedanken nicht bei der Sache. Der Heiler war das inzwischen bereits gewohnt, ärgerte sich aber dennoch darüber. Allerdings wusste er, dass es keinen Unterschied machen würde, wenn er etwas sagte. Nach kurzer Zeit wäre er schon wieder in seiner eigenen Gedankenwelt. Der Heiler sah über die Grenze und entdeckte in der Nähe des aufgerissenen Bodens einen Strauch Beinwell. Er bedeutete seinem Schüler, dass er warten solle, obwohl er nicht wusste, ob er das überhaupt mitbekam. Er schlich vorsichtig über die Wiese und blieb bei dem Strauch stehen. Aus Neugier heraus schielte er in den Graben hinein, den die Zweibeiner gemacht hatten. Darin liefen ein paar Zweibeiner geduckt auf und ab. Plötzlich merkte er, wie ihn etwas von hinten anrempelte. Durch die Wucht rutschte er den Graben hinab. Einen Herzschlag lang trafen sich die Blicke von Falkenpfote und ihm. Sein Schüler sah allerdings nicht erschrocken aus. Seinen Gesichtsausdruck konnte der Heiler in der kurzen Zeit nicht deuten. Er versuchte sich verzweifelt am Rand festzuhalten, konnte den Sturz jedoch nicht verhindern. Mit einem Hinterlauf schlug er auf einem Stein auf. Der Schmerz fuhr durch seinen Körper und er miaute erschrocken. Falkenpfote sah nun vom Grubenrand aus ängstlich zu ihm hinunter. Mit schweren Schritten näherte sich nun ein Zweibeiner und sah den verwundeten Kater mit etwas Abstand an. Weißflamme wollte weglaufen, aber sein Bein wollte sich nicht Bewegen. Der Zweibeiner stupste ihn mit einer eigenartigen Art von Stock an. Der Heiler war aber immer noch zu benommen um richtig zu reagieren. Heftig schnaufte er und sah seinen Schüler an. "Falkenpfote, lauf!" Der Gefleckte ging ein paar Schritte Rückwärts konnte sich aber nicht richtig zurückziehen. Der Zweibeiner richtete das Ende seines Stockes auf den Heiler. Ein lautes Geräusch schreckte die Katzen auf und im nächsten Moment fühlte Weißflamme nur noch Schmerz bis alles schwarz wurde. Er spürte keinen Schmerz mehr und sah sich um. Sein Körper lag neben ihm und regte sich nicht mehr. Nun erst realisierte er, dass er gestorben war. Erschrocken sprang er zurück und sah, wie der Zweibeiner seinen Körper nahm und wegwarf. Mit neuer Leichtigkeit sprang er aus dem Graben raus und sah wie Falkenpfote total aufgelöst im Gras kauerte. "Weißflamme, hier sind wir." Als er sich umdrehte, sah er die Geister von Amselschwinge und von Pinienstern. Die Schwäche, die der Anführer in seinen letzten Monden gezeigt hatte, war verschwunden. "Komm, wir geleiten dich in den Sternenclan." Weißflammes Herz wurde für einen kurzen Moment leichter, ehe er wieder auf seinen Schüler sah. "Zuerst erklärt ihr mir, warum der Sternenclan einen jungen Kater so etwas antut." Die zwei Katzen wechselten einen kurzen Blick, ehe Pinienstern wieder das Wort ergriff. "Uns war klar, dass du das fragen würdestt. Aber ihr habt euch geirrt. Der Sternenclan spricht nicht zu Falkenpfote. Er hört diese Stimmen von alleine." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)