Ruf der Sterne von Wolfsfeuer ================================================================================ Kapitel 60: Launen der Natur ---------------------------- Schwarzstreif saß vor dem Heilerbau und passte auf, dass Amselschwinge seine Ruhe bei der Behandlung der Patienten hatte. Der Bau war ohnehin schon voll, deswegen behandelte Weißpfote die stark unterkühlten Jungen in der Kinderstube. Rabenpfote, Felsenpfote und Natternpfote sahen immer wieder besorgt zum Heilerbau, da sie um das Wohlergehen ihrer Schwester bangten. Die Stimmung war generell sehr gedrückt. Schwarzstreif saß noch eine Weile wie eine unüberwindbare Mauer am Eingang des Baues und beobachtete, wie die Katzen ein- und ausgingen. Die Jagdpatrouille kam mit fast leeren Pfoten zurück, was der Stimmung nicht half. Der Schneesturm hatte nur bedingt aufgehört, da immer noch vereinzelt Flocken auf sie niedergingen. Er bewegte sich etwas zur Seite, als er merkte, dass jemand aus dem Heilerbau heraus wollte. Windpfote tauchte kurz darauf neben ihm auf und sah ihn kurz schüchtern an. "Windpfote! Windpfote!" Die drei Schüler kamen auf sie zugerannt und kamen kurz vor ihr zum stehen. "Wie geht es Graupfote? Geht es ihr gut? Was hat sie? Warum dürfen wir nicht zu ihr? Was ist mit Wolkenflug?" Die Geschwister redeten wild durcheinander und die Königin hatte ihre Schwierigkeiten ruhig sitzen zu bleiben. Sie sah hilfesuchend zu Schwarzstreif, der sich vor seine Schülerin stellte. "Haltet mal die Luft an. Wie soll man euch denn verstehen, wenn ihr alle gleichzeitig redet." Die Drei sahen den Zweiten Anführer entschuldigend an. Nun kam auch noch eine Katze aus dem Heilerbau heraus. Wolkenflug sah ihre Jungen streng, aber auch voller Mitgefühl an. "Seid bitte nicht so laut. Amselschwinge braucht seine Ruhe, deswegen sitzt ja auch Schwarzstreif hier.2 Felsenpfote sah seine Mutter erleichtert an. "Dir geht es gut! Aber was ist mit Graupfote? Dürfen wir sie sehen?" Die Kriegerin schüttelte ihren Kopf. "Der Heilerbau ist im Moment zu voll. Außerdem ist Graupfote noch bewusstlos. Sie hat… viel Blut verloren." Natternpfote legte ihren Kopf fragend schief. "Das ist nicht alles, oder? Was willst du uns nicht sagen?" Nun sah Schwarzstreif die Kriegerin scharf an. "Sie wissen es nicht? Du weißt aber schon, dass das etwas ist, das man nicht verschweigen kann, oder? Wenn du es ihnen nicht sagst, dann tu ich es. So können sie sich wenigstens darauf vorbereiten." Er sah, wie Wolkenflug um die richtigen Worte rangte und die Schüler, wie sie ängstlich Blicke wechselten. Schwarzstreif seufzte genervt. "So schwierig ist das nicht, Wolkenflug. Ich sehe das Problem nicht. Graupfote hat ein Bein verloren." Die Kriegerin sah die geschockten Gesichter ihrer Jungen und funkelte den Zweiten Anführer wütend an. "Das wäre auch schonender gegangen," ihr Blick wurde weicher, als sie die drei Schüler ansah, "aber er hat recht. Ihr werdet Graupfote unterstützen müssen, wenn es ihr wieder besser geht. Ihr habt sicher noch einige Fragen, also kommt, suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen." Die vier Katzen gingen weg und Windpfote stellte sich vor ihren Mentor. Ihr Blick konnte ihre Wut nicht verbergen. "Musste das jetzt sein?" Schwarzstreif sah sie leicht verwirrt an. "Was habe ich denn bitte getan?" Die Schülerin schien nur noch wütender zu werden. "Als ob du das nicht weißt! Du kannst das doch nicht einfach so sagen als wäre es nichts!" Der Kater sah sie kurz an und setzte sich wieder vor dem Heilerbau. Windpfote starrte ihn ununterbrochen an und wartete auf eine Antwort. "Ich sehe dein Problem nicht. Es ändert nichts an der Tatsache, dass Graupfote nur noch 3 Beine hat, wenn ich um drum rum rede. Und außerdem, was machst du überhaupt hier draußen? Und dann führst du dich auch noch auf wie sonst wer." Windpfote funkelte ihn weiterhin wütend an und schnaubte empört nach Luft. "Wer bist du? Mein Vater?" Sie wirbelte herum und lief zum Schmutzplatz. Schwarzstreif sah ihr verdutzt hinterher. "Schwangere…" Er sah sich noch einmal im Lager um und bemerkte, dass er von einigen angestarrt wurde. Warnend starrte er zurück und beendete so den Blickkontakt. Nur Grauherz kam auf ihn zu. Er rollte genervt die Augen. "Was ist?" Die Kriegerin sah ihn ernst an. "Wir müssen irgendetwas wegen dem Grünen Husten unternehmen Er darf sich nicht ausbreiten." Schwarzstreif sah sie verwirrt an. "Welcher Grüne Husten? Und warum kommst du deswegen zu mir? Rede doch mit Weißpfote oder Amselschwinge darüber. Selbst Sturmstern wäre die bessere Wahl." Doch sie schüttelte nur bestimmt den Kopf. "Sturmstern ist auf Patrouille und die Heiler sind ohnehin beschäftigt. Und stell dich nicht dumm. Du bist doch sicher klug genug um zu wissen, dass die Ausreißer nicht gesund davonkommen. Mit Grünem Husten hätten sie noch Glück. Und wenn Windpfote bald wirft, werden sich die Jungen bestimmt anstecken, wenn sie sich den Bau teilen." "Woher weißt du, dass sie bald wirft? Wir wissen nicht, seit wann sie trächtig ist." Grauherz sah ihn an, als wäre er ein dummes Junges, das gar nichts verstehen würde. "Ich war selbst schon trächtig und selbst ein paar Kater sehen die Anzeichen dafür. Was meinst du wohl, warum sie so launisch ist und nicht still sitzen kann? Aber unsere Heiler sind im Moment viel zu überfordert. Es ist eine schwierige Zeit um Junge zu gebären." Der Zweite Anführer nickte kurz, sah sie aber gleich wieder zweifelnd an. "Und was soll ich jetzt mit den Kranken machen? Ich kann sie nicht einfach irgendwohin stellen und sagen dass sie da bleiben sollen und gefälligst niemanden anstecken sollen" Die Kriegerin sah sich im Lager um. "Sie bräuchten einen eigenen Bau. So könnten sich die anderen nicht so leicht anstecken." Schwarzstreif musterte nun ebenfalls nachdenklich das Lager und wägte verschiedene Möglichkeiten ab. "Wir können keinen neuen bauen, dafür ist es zu spät. Wir könnten sie höchstens ein paar Katzen in einen anderen Bau stecken, sodass einer frei wird." Grauherz schnurrte zufrieden. Sie hat sein Interesse geweckt und wie sie seinen Sturkopf kennt, würde er jetzt nicht einfach aufgeben. "Wir sollten die Baue ausräumen, in denen ohnehin nicht viele schlafen. Der Ältestenbau zum Beispiel." Schwarzstreif schüttelte leicht den Kopf. "Und wo sollen wir Fichtenpelz unterbringen? Im Kriegerbau wird er ständig geweckt, der Heilerbau ist voll und vom Schülerbau will ich gar nicht erst anfangen." Die Kriegerin sah sich nochmals nachdenklich im Lager um, ehe sie aufstand und einige Schritte wegging. "Das Planen überlasse ich am Besten dir. Ich sehe mal nach, wie es Windpfote geht." Mit diesen Worten war sie fort. Der Zweite Anführer blieb auf seinem Posten, grübelte aber noch weiterhin über das Problem. Es war inzwischen Abend und Sturmstern, Weißpfote, Amselschwinge, Grauherz und Schwarzstreif saßen in einer ruhigen Ecke des Lagers und besprachen die vorübergehende Bauverteilung. "Am Besten lassen wir die Jungen in der Kinderstube. Die Krankheit ist ohnehin schon drinnen. Wir müssten noch vor der Geburt das ganze Nestmaterial austauschen und selbst das garantiert für nichts." Die anderen dachten kurz über Weißpfotes Aussage nach, Amselschwinge dagegen nickte sofort zustimmend und sah seinen Schüler stolz an. Sturmstern sah die zwei Heiler direkt an. "Und was wäre, wenn wir Windpfote in den Ältestenbau verschieben?" Nun meldete sich auch Schwarzstreif zu Wort: "Und was wird dann aus Fichtenpelz, Blitzfell und den anderen beiden Jungen?" Grauherz schaute mit einem funkeln in den Augen auf. "Der Heilerbau wird bald wieder leerer werden, nicht wahr? Windpfote wird bald werfen, Distelschweif, Wolkenflug und Schwarzstreif könnten wieder in den Kriegerbau ziehen. Außerdem sind Schattenjunges und Mausjunges alt genug um Schüler zu werden, also sind sie nicht das Problem!" Weißpfote sah begeistert auf und beendete den Gedankengang seiner Mutter: "Und dann könnten Blitzfell und Fichtenpelz zu uns, jedenfalls solange wir Platz haben!" Die anderen schauten sie einen Moment lang an. Sturmstern erwiderte als erster wieder das Wort. "Das wäre vielleicht die beste Möglichkeit, die wir momentan haben. Dann müssen wir nur noch Blitzfell und Fichtenpelz fragen, ob sie damit einverstanden sind. Schwarzstreif, ich brauche inzwischen deine Hilfe." Als sie nur noch zu zweit waren, sah Schwarzstreif ihn fragend an. "Es geht wieder um die Mentoren für Schattenjunges und Mausejunges." Der Zweite Anführer rollte genervt mit den Augen. "Schon wieder? Ich dachte wir hätten das Thema bereits durch." Sturmstern sah nachdenklich zum Heilerbau. "Das war bevor Graupfote ein Bein verloren hat. Ich glaube, dass es das beste wäre, wenn ich ihre Ausbildung übernehme. Außerdem ist Stachelherz immer noch nicht komplett genesen." Schwarzstreif folgte seinem Blick und seufzte laut. "Du unterschätzt Stachelherz. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, gibt er nicht so schnell auf. Aber frag zur Sicherheit nach, ob er sich jetzt schon bereit fühlt. Und was dich und Graupfote angeht… Du wirst zuerst mit Distelschweif reden müssen." Sturmstern nickte langsam und sah ihn wieder an. "Meinst du, sie wird dafür die Ausbildung von Schattenpfote übernehmen?" Schwarzstreif stand auf und streckte sich ausgiebig. Die Wunde an seiner Schulter brannte leicht, aber nicht mehr so schlimm wie anfangs. "Was fragst du mich? Schaue ich wie jemand aus, der sich in andere hineinversetzen kann oder sowas?" Langsam ging der große Kater weg und ließ den Anführer allein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)