Ruf der Sterne von Wolfsfeuer ================================================================================ Kapitel 56: Es wird Tote geben ------------------------------ Schwarzstreif kämpfte gegen die Pfoten an, die ihn zu Boden drückten. Er hatte nur Wellenpelz im Sinn. Er würde ihm so gerne die Krallen über den Pelz ziehen und ihn sein Grinsen austreiben. Der Kater war so außer sich, dass er seine brennenden Wunden und die Erschöpfung ignorierte. Wütend schlug er blind um sich. Er wusste nicht, wer ihn festhielt, aber sie sollten verschwinden. Schwarzstreif fauchte, als jemand etwas auf seine offenen Wunden tat. Er hörte eine Stimme, konnte aber nichts verstehen. Je schwächer er wurde, desto mehr stieg seine Wut an. Plötzlich hielt er inne, als er einen Geruch wahrnahm, der ihm seltsam vertraut vorkam. Irritiert sah sich der Kater um und langsam erkannte er vor sich eine Silhouette , die zunehmend mehr Gestalt annahm. Ihre grünen Augen sahen Schwarzstreif traurig an, während ihr mittellanges, silbergraues Fellkleid immer deutlicher zu erkennen war. "Schwarzstreif… Mein Kleiner, bitte schone dich. Du solltest dein Leben nicht wegwerfen." Der Zweite Anführer sah zu der Katze auf. Er vergaß vollkommen auf seine Gegenwehr, was seine Clankammeraden sofort ausnutzten um sich auf seine Wunden zu konzentrieren. "Silberflügel," flüsterte er leise. "Ruhig, mein Kleiner. Schone dich. Du brauchst deine Kraft noch. Versprichst du mir noch einmal etwas? Übernimm dich nicht. Ich will dich nicht noch einmal so sehen müssen. Das bricht mir und vielen anderen das Herz." Schwarzstreif nickte langsam. Wellenpelz starrte unzufrieden zu den Nachtclankatzen. Seine Chance, Schwarzstreif zu besiegen war damit wohl vorbei. Unzufrieden fluchte er leise vor sich hin, als er knackende Zweige hinter sich hörte. Als er seine Ohren nach hinten legte, erkannte er, dass sich eine Katze näherte. Wellenpelz drehte seinen Kopf auf die Stelle, an der Sturmpfote, seine Schülerin, keuchend stand. Ihre Blicke trafen sich und sogleich kam sie langsam zu ihm, die feindlichen Katzen immer im Auge behaltend. Langsam richtete sich der Kater auf. Seine geschwollenen Vorderpfoten konnte er fast nicht belasten, was sich als großes Problem herausstellte. Sturmpfote stütze ihn schnell. "Wenigstens bist du einmal nicht ganz nutzlos, Streunerin." Diese funkelte ihn wütend an. "Ich bin eine Bachclankatze, keine Streunerin. Und meine Mutter war eine Einzelläuferin, nur damit du das weißt." Wellenpelz fauchte herablassend. "Du zollst deinem Mentor und Zweiten Anführer nicht den nötigen Respekt? Das werde ich Pantherstern berichten, dann gibt es Ärger. Und du denkst doch nicht wirklich, dass du jemals ein Vollwertiges Mitglied des Clans sein wirst, oder? Aber jetzt bring mich zurück zum Lager und wehe du trödelst." Strumpfote zuckte bei den harschen Worten ihres Mentors zusammen und setzte sich langsam und gezwungen in Bewegung. Wellenpelz verlagerte fast sein ganzes Gewicht auf die kleinere Katze. Wolkenflug sah den Beiden hinterher, konzentrierte sich aber schnell wieder auf Schwarzstreif. Mohnpelz war inzwischen zu Windpelz gerannt, da sie ihn nicht mehr unbedingt brauchten, nachdem der Kater seine Gegenwehr fallen gelassen hatte. Nun hievte Mohnpelz sie mit der Hilfe von Natternpfote auf seinen Rücken und ging langsam ins Lager zurück. Schwarzstreif öffnete langsam die Augen und hob den Kopf. Schattenpelz sah ihn aus unsicheren Augen an. "Schwarzstreif?" Der Kater musste gähnen. "Ja? Was ist?" Die Kriegerin entspannte sich. Schattenpelz sah nun ebenfalls auf. Bisher galt ihre volle Aufmerksamkeit den Wunden des Katers. "Gut, du bist wieder bei Sinnen. Aber wir können nicht lange hier bleiben. Es ist schon fast Mondhoch. Je eher wir wieder im Lager sind, desto besser." Schattenpelz nickte zustimmend. "Kannst du laufen?" Schwarzstreif knurrte missmutig. "Den ganzen Weg ins Lager? Niemals." Die schwarze Kriegerin musste sich beherrschen, ihn nicht einen kräftigen Schlag für seine Dummheit zu verpassen. "Ich meine ja auch wenn wir dich stützen." Der Kater sah sich müde um. "Einen Versuch wäre es Wert. Aber erwartet nicht zu viel von mir." Zitternd hievte er sich auf die Pfoten und wurde gleich von den Kriegerinnen gestützt. "Natternpfote, kannst du bitte vor uns herlaufen? Zu weit weg darfst du nicht, aber du kannst ja nach Hindernissen am Boden Ausschau halten und uns leiten." Die Schülerin nickte ernst und lief eine Fuchslänge weit nach vorne. Langsam traten sie einen anstrengenden Marsch an, der an ihren Kräften zerrte. Als sie im Lager ankamen, waren alle drei am Ende. Schwarzstreif hatte Mühe, seine Augen offen zu halten. Wolkenflug und Schattenpelz wurden sofort abgelöst und Distelschweif und Amselschwinge leiteten ihn zum Heilerbau. Er ließ sich in ein Nest fallen und schlief sofort ein. Der Heiler fing sofort an seine Wunden zu untersuchen und passende Kräuter herauszukramen. Neben ihm lagen Windpfote, Stachelherz und Fichtenpelz. In dem Bau war es mit all den Katzen sehr eng, deswegen hatte sich Weißpfote in den Schülerbau aufgemacht um sich dort auszuruhen und im Morgengrauen die Behandlung der Verletzten fortzusetzen, während Amselschwinge etwas Schlaf nachholen würde. Der schwarze Heiler sah während der Behandlung immer wieder besorgt zu seinem Kräutervorrat. Die Blattleere hat bereits angefangen, offene Stellen waren bereits von Frost bedeckt und sie hatten jetzt zu viele Verletzte. Die mit den schlimmsten Verletzungen schliefen in seinem Bau, damit er sie im Auge behalten konnte, aber es gab noch viele mehr. Der Bachclan war erbarmungslos gewesen, ohne Zweifel hat Nussbart gerade ähnliche Probleme. Das was ihm am meisten Sorgen bereitete, war allerdings, dass Sturmstern ein weiteres Leben verloren hatte. Es war nicht einmal drei Tage her, als er durch den Bachclan sein 2 Leben verlor. Das erste Leben hatte er kurz nach der Zeremonie verloren, da er auf dem Rückweg den Halt verloren und wieder zurück in die Mondhöhle gefallen war. Diese Tatsache nervte Sturmstern selbst am meisten. Amselschwinge hoffte, dass er seine restlichen 6 Leben nicht allzu bald verlieren würde. Es gab Anführer, die einige ihrer Leben an Altersschwäche verloren, so wie es bei Pinienstern der Fall war. Nur schlug ihm sein hohes Alter mit der Zeit auf den Verstand. Sein Blick richtete sich auf den Zweiten Anführer. So zäh wie dieser Kater war, hatte der Heiler keine Zweifel, dass er auch mindestens ein Leben an Altersschwäche verlieren würde. Nur ob er selbst dann noch da sein würde, bezweifelte er. Dennoch würde er vielleicht den Anfang seiner Karriere miterleben. Wie er sich wohl machen wird? Aber es war noch zu früh um über so etwas nachzudenken. Zuerst musste er die Wunden seiner Kameraden versorgen und morgen den Kräutervorrat auffüllen. Seine Schweifspitze zuckte und sein Körper fing langsam an zu zittern. Er kannte das Gefühl, aber warum schickt ihm der Sternenclan gerade jetzt eine Prophezeiung? Amselschwinge sah sich um. Er stand vor dem Mondkristall, doch er war nicht allein. Vor ihm lagen Schwarzstreif und eine Katze, die er nicht erkannte. Oder…? Als er sich dem kleineren Kater näherte, kam ihn der gefleckte Pelz immer bekannter vor. Aber wie konnte das sein? Er war doch schon tot! Das heftige Zucken von Schwarzstreif lenkte nun seine Aufmerksamkeit auf den schlafenden Kater. Mit geweiteten Augen erkannte er, dass er gerade seine neun Leben erhielt. Schwarzstreif würde es also tatsächlich zum Anführer schaffen! Plötzlich wurde es schwarz und er stand auf dem Versammlungsplatz. Der Morgen dämmerte und langsam erkannte er das schreckliche Bild um ihn herum. Überall lagen tote Katzen. Katzen aller Clans hatten ihr Leben anscheinend an einen einzigen Tag verloren. Was ihn aber am meisten beunruhigte war es, das in der Mitte der Leichen eine Katze noch am Leben war und auf die Gefallenen herab schaute. Schwarzstreif, oder besser gesagt Schwarzstern. Der schwarze Kater riss vor Schock seine Augen auf. Er atmete heftig aus und ein und starte den noch Zweiten Anführer an. Die Erinnerung an eine Prophezeiung, die er vor einiger Zeit erhalten hatte kam in ihn wieder hoch. Schwarzstreif, der auf die Reihe der Nachtclananführer hinab schaute. Er war sich immer noch nicht sicher, was sie bedeutet, aber nichts gutes, so viel war er sich nun sicher. Nur wie weit war diese Zukunft entfernt und was konnte er dagegen unternehmen? Zweifelnd sah er wieder auf den Kater. Gerade eben hatte er fast schon freudig über die Zukunft nachgedacht, jetzt hatte er jedoch Angst, was Schwarzstreif anstellen würde, das so viele Katzen sterben. Er war sich sicher, das er dann bereits im Sternenclan sein würde, aber was würde aus Weißpfote werden? Er wurde wieder in die Realität zurück gerissen, als sich Windpfote regte. Mit einen Seitenblick auf Schwarzstreif ging er auf sie zu und untersuchte sie noch einmal. Sie sah sich verwirrt um, entspannte sich aber, als sie ihren Mentor sah. "Zum Glück, er lebt. Während des Kampf hat es nicht gut ausgesehen," sie richtete ihren Blick auf den Heiler, "Wird er es schaffen?" Zögernd nickte er bejahend und die Königin schloss beruhigt ihre Augen. Amselschwinge sah wieder zu Schwarzstreif. Ob es wirklich so gut war, dass er es schaffte? Er ermahnte sich, dass er nicht so denken dürfte. Immerhin war er der Heiler und sollte niemanden den Tod wünschen, egal was in Zukunft passieren würde. Der Gedanke verschwand jedoch nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)