Ruf der Sterne von Wolfsfeuer ================================================================================ Kapitel 52: Revolte ------------------- Einen Herzschlag lang starrten sich die ganzen Katzen einfach nur an. Niemand wusste, was er sagen sollte. Schwarzstreif fühlte sich fehl am Platz. Sein Pelz kribbelte und sein Magen fühlte sich flau an. Wäre er doch nur draußen geblieben! Diese verdammten impulsiven Handlungen! Wenn sie auftraten, bereute Schwarzstreif diese immer sofort. "Ha- Hallo Schwarzstreif." Weizenpelz brach endlich die peinliche Stille. Schwarzstreif sah ihm direkt in die Augen und nickte langsam. Er hatte immer noch keine Ahnung, was er überhaupt sagen sollte! "Kann ich später mit dir reden? Allein." Schwarzstreif versuchte seine Stimme so kühl wie möglich zu halten, damit niemand seine Nervosität bemerkte. Als der Kater nickte drehte sich Schwarzstreif schnell um und quetschte sich diesmal vorsichtiger aus dem Bau nur um im nächsten Moment einem alten Kater gegenüberzustehen. Sein eines Auge war von Narben umgeben und milchig, das andere sah nicht viel besser aus. Ohne Zweifel konnte der grau-weiß-getigerte Kater auf dem einen nichts mehr sehen, bei dem anderen, das einen nicht ganz so starken Schimmer hatte, war sich Schwarzstreif nicht so sicher. "Du kennst also diesen Elsternpelz", krächzte der alte Kater. Schwarzstreif starrte ihn verwirrt an und ging einige Schritte vom Bau weg. Der Kopf des Katers folgte ihm unentwegt und sein Hals schien immer länger zu werden. Mit langsamen, schwachen Schritten ging der Kater Schwarzstreif hinterher. Sein Pelz sah mehr als nur ungepflegt aus. Einige Fellfetzen standen heraus und er roch nach Krankheit. Einzelne Flöhe versuchten ihren Wirt zu wechseln wobei Schwarzstreif angewidert noch weiter zurück wich. "Also? Ich warte auf eine Antwort." Der Krieger schüttelte kurz seinen Kopf um seine Gedanken zu ordnen. "Ja." Schwarzstreif konnte den Kater nicht einschätzen, also wollte er nur so viel wie nötig verraten, damit der Kater wieder wegging. "Woher. Wie stehst du zu ihm. Sag es mir!" Seine Stimme wurde lauter und die ersten Katzen starrten die zwei an. "Warum willst du das wissen? Ich sehe keinen Grund, dir irgendetwas zu verraten." Seine Stimme war so abweisend wie er nur konnte, in der Hoffnung den Kater so zu vertreiben. Doch er löste nur das Gegenteil damit aus. Der Kater kam noch näher, bis er direkt vor dem Krieger stand. "Siehst du meine Augen? Dieser verdammte Flohsack hat mir das angetan! Ich hätte diese Katzen in eine bessere Zukunft führen können, sie stark machen! Doch dank ihm geht das jetzt nicht mehr!" Schwarzstreif sah schnell weg, da ihm der Blick des Katers nicht geheuer war. "Na und. Das geht mich doch nichts an. Elsternpelz ist schon lange Tot. Er ist selbst Schuld daran." Die Miene des Getigerten hellte sich auf, jedoch nicht auf eine Art die Schwarzstreif gefiel. "Du kanntest ihn also, dass ist gut. Auch dass er meinen Angriff nicht überlebt hat ist gut. Aber wie steht ihr zueinander?" Schwarzstreifs Blick verdüsterte sich. Er hatte ihn also getötet. Vor ihm stand der Mörder seines Vaters. Wäre er nicht gewesen, wäre Elsternpelz wahrscheinlich nie weggegangen. Aber was hätte das schon verändert? Natürlich, sein Vater wäre bei ihm gewesen, doch ob er auch für ihn Zeit gehabt hätte? Was wäre wohl schlimmer gewesen, keinen Vater zu haben oder einen Vater zu haben der keine Zeit für einen hat? Schwarzstreif wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ihn der Kater antippte. Angewidert trat er einen Schritt zurück und starrte ihn an. "Was ist zwischen euch passiert, Junge? Du warst auf einmal weggetreten." Schwarzstreif zog seine Lefzen zurück und funkelte ihn an. "Das geht dich nichts an." Der Krieger sprang schnell zum "Frischbeutehaufen" und nahm sich eine Maus. Schwarzstreif suchte sich wieder eine ruhige Ecke und beobachtete den Kater argwöhnisch. Er war so auf den Kater fokussiert, dass er Ratte nicht bemerkte, der auf einmal neben ihm stand und seinem Blick folgte. "Warum starrst du den alten Jack so an? Ich weiß, er ist nicht gerade der gutaussehendste Kater im Lager, aber deswegen musst du ihn nicht anglotzen. Auch wenn er dich nicht sieht, merkt man das dennoch." Schwarzstreif funkelte den Anführer an. "Was ist? Bin ich dir irgendwie auf den Schweif getreten? Wenn ja tut es mir Leid, Schwarzstreif. Aber du bist hier zu Gast, also sei doch bitte zu den anderen… nicht zu unhöflich, wenn das geht." Der Krieger grunzte nur vor sich hin, ehe er den Rest seiner Maus verschlang. Als er immer noch nicht antworten wollte, seufzte Ratte leicht verzweifelt und setzte sich neben ihn hin. "Um was geht es überhaupt? Willst du es mir verraten oder soll ich einfach weggehen. Du musst schon mit mir reden, wenn du was willst. Ich kann deine Gedanken leider nicht lesen, Schwarzstreif." Der überwiegend weiße Kater starrte auf die Überreste der Beute und überlegte, was er eigentlich selbst wollte. "Ich bin hier um mit Weizenpelz zu reden und nicht um den Mörder meines Vaters zur Rede zu stellen." Diese Worte kamen lauter über seine Lefzen als geplant, doch Ratte ging nicht auf das Gesagte ein. "Ich glaube du brauchst etwas Zeit für dich. Willst du einen Spaziergang machen? In der Nähe ist ein Bach, da kannst du trinken, wenn du Durst hast. Aber das ist auch nur deine Entscheidung." Der sandfarbene Kater ging weg und lies Schwarzstreif alleine. Dieser sah ihn nach und bemerkte, dass Jack viel näher als davor war und ihn unverwandt mit seinen milchigen Augen anstarrte. Plötzlich raste Jack auf Schwarzstreif zu und blieb vor ihm stehen. Nicht nur der Krieger war über das Tempo des Katers überrascht, auch viele andere Katzen starten Jack überrascht an. Die Beiden standen sich jetzt Nase an Nase gegenüber und Schwarzstreif hatte nun ganz andere Sorgen als die Flöhe des alten Katers. Tief aus der Kehle des Katers drang ein Knurren an Schwarzstreifs Ohr. "Du bist also sein Sohn. Gut, gut, dann kann ich mich durch dich an ihm rächen. Ich fordere dich zu einem Zweikampf auf Leben und Tod heraus!" Schwarzstreif starrte den Kater einfach nur ungläubig an. Alles schien im Moment zu eskalieren und ihm schien alles zu entgleiten. Alles ging schief, was nur schief gehen konnte. Erleichtert sah er, wie Ratte auf die beiden zulief. "Jack, was soll das! Du bist zu alt für einen Kampf und diese Art von Kampf machen wir schon lange nicht mehr! Das kommt gar nicht in frage, dass ihr zwei kämpft!" Jack knurrte seinen Anführer wütend an und hob eine Pfote in die Luft. Er fuhr die Krallen aus und schlug nach Ratte. "Ich hätte Anführer sein sollen und nicht du! Du hast alle verweichlicht! Wenn es nach dir gingen würde, würden wir die ganze Zeit nur herum liegen und schlafen! Für was haben wir Krallen, wenn wir sie nicht im Kampf einsetzen!" Der alte Kater hatte Ratte an der Wange gestreift und nun quoll etwas Blut aus den Kratzern. Die Rotte starrte ungläubig auf das Geschehen. Ihr Anführer hatte sich inzwischen wieder gefangen und peitschte wütend mit seinem Schweif. "Ich weiß, dass ich es nicht jedem Recht machen kann und genau deswegen verlange ich auch von keinem dass sie hier bleiben. Dir steht es frei zu gehen, wenn dir meine Art wie ich die Gruppe führe nicht gefällt. Ich habe keinen Grund, dich hier gefangen zu halten. Aber ich würde dir raten hier zu bleiben. Hier können wir dich schützen und du hast genug Nahrung." Jack schloss langsam seine Augen und dachte über das Gesagte nach. "Du hast Recht Ratte, ich werde bleiben. Aber du wirst gehen! Nimm dir deinen Gefährten und verschwinde! Das hier sind jetzt meine Katzen! Wenn es dir nicht gefällt dann kämpfe doch mir mir um sie!" Jack Lefzen verzogen sich zu einem heimtückischen Grinsen. Ratte starrte ihn nur entsetzt an. "Ich kämpfe doch nicht gegen dich! Du gehörst zu meinen Gefährten! Außerdem ist du schon zu alt, ich möchte nicht gegen dich kämpfen, das wäre unfair! Ich weiß doch, dass du von deiner Krankheit zu geschwächt bist!" Jack grinste nur noch mehr, als sich seine Vermutung bestätigte. "Dann hätte sich das wohl erledigt. Du bist schwach. Sogar so schwach, dass du deine Katzen nicht verteidigen würdest." Er holte nochmals aus und nahm diesmal mehr Kraft in seinen Schlag, verlor dadurch aber das Gleichgewicht und stolperte etwas. Weizenpelz lief entsetzt zu Ratte, da er dennoch etwas abbekommen hatte. Jack sah ihn nur angewidert an. "Du kannst genausogut verschwinden. Dich braucht hier doch so oder so keiner. Jetzt verschwindet aus meinem Territorium!" Weizenpelz knurrte Jack wütend an und fur die Krallen aus, doch Ratte stellte sich ihm in den Weg. "Ich weiß dass das meine dümmste Entscheidung ist, die ich bis jetzt je gemacht habe, doch ich werde nicht gegen einen alten, kranken Kater kämpfen. Ich will keine unfairen Kämpfe. Wir mögen zwar nicht solche strengen Regeln wie die Clans haben, aber wir sind dennoch keine räudigen Streuner. Wir besitzen Ehre. Damit meine ich uns alle. Jack, ich bin mir sicher dass auch du einmal ein ehrenhafter Kater warst, aber dein Alter muss wohl deinen Verstand benebelt haben." Jack knurrte wütend und fauchte den Kater herablassend an. "Ehre war mir immer schon im weg! Du siehst ja, was dir deine schöne Ehre gebracht hat!" Aus den Reihen der zu sehenden Katzen trat nun auch eine dunkelbraune Kätzin vor. "Wenn Ratte geht, werde ich auch gehen. Mir gefällt es unter ihm und dadurch das er dich nicht angreift, Jack, beweist das meiner Meinung nach Rattes wahre Stärke." Jack wirbelte ungeschickt zu ihr herum und starrte sie wütend an. "Wenn das so ist, bist du auch verbannt, Schoko." Schoko sah Jack kalt an und trat mit hoch erhobenem Kopf zu Ratte. Nun lösten sich auch andere Katzen aus der Menge und taten es Schoko nach, bis Jack alleine war. Wütend fauchte der Alte die Katzenschar an. "Dann seid ihr eben alle verbannt!" Nun trat Ratte vor und sah ihm direkt in die Augen. "Jack, sieh dich um. Du bist alleine, wie willst du uns alle verjagen? Wie gesagt, wenn es dir hier nicht gefällt, dann geh." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)