Ruf der Sterne von Wolfsfeuer ================================================================================ Kapitel 49: Weg mit Hinderinssen -------------------------------- Schwarzstreif sah zur Wiese. Neben ihm stand Spechtfeder und war leicht angespannt. Sie hatte sich wie erwartet durch den Schmutzplatz geschummelt und gemeinsam sind sie den Weg zur Grenze getrabt. Die Beiden wollten sich nicht von irgendeiner Patrouille aufhalten lassen, deswegen hatten sie es eilig. Spechtfeder hob vorsichtig ihre Pfote und machte einen unsicheren Schritt über die Grenze. Der Kater lief selbstsicherer über die Geruchslinie und suchte das neue Territorium, das er schon so viele mal beim Patrouillieren gesehen hatte, auf ein Zwischenziel ab. Er entdeckte in einiger Entfernung einige Büsche, die ihnen in der Nacht etwas Schutz bieten würden. Er beschleunigte seine Schritte, damit sie möglichst bald nicht mehr von ihrem Territorium aus zu sehen wären und Spechtfeder passte sich seinem raschen Tempo an. Sie hatten in etwa den halben Weg hinter sich, als von hinten ein Schrei erklang. Jemand rief Spechtfeders Namen und als die Königin herum wirbelte, sah sie entsetzt das lange, graue Fell ihres Gefährten. Schwarzstreif blieb genervt stehen und schielte zu der Katze. "Du hast ihm nichts gesagt, oder? Soll ich etwa schon vor gehen und ein Nest für die Nacht machen? Ich will keine Zeit verlieren." Doch Spechtfeder schüttelte nur ihren Kopf und starrte weiter auf Federpfote, der schnell näher kam. Als der Kater bei den Zwei ankam, plusterte dieser wütend sein Fell auf. "Spechtfeder, was machst du bitte?!" Die Königin plusterte ebenfalls ihr Fell auf und stellte sich etwas breitbeiniger hin, doch ihr Blick verriet ihre Unsicherheit. "Federpfote, ich gehe mit Schwarzstreif Weizenpelz suchen." Federpfote funkelte sie immer noch wütend an und bohrte seine Krallen in die Erde. "Und dafür lässt du Rauchjunges alleine?! Er könnte jeden Moment die Augen öffnen und was soll ich machen, wenn du nirgends bist und er dich dann nicht als seine Mutter ansieht! Was ist wenn du stirbst! Was soll ich denn ohne dich machen?" Spechtfeder sah zu Boden, ehe sie entschlossener auf blickte. "Rauchjunges wird es gut gehen. Farnfuß und Blitzfell haben gesagt, dass sie sich um ihn kümmern." "Du hast es den beiden gesagt aber mir nicht! Weißt du, wie ich mich gerade fühle? Verraten, ausgegrenzt, allein. Ich hatte die Hoffnung, dass wenigstens du zu mir hältst, aber ich habe mich anscheinend geirrt." Spechtfeder zuckte bei den barschen Worten zusammen, ehe sie einen Schritt näher zu ihren Gefährten trat. "Ich habe dich nicht verraten, Federpfote. Es war eher eine spontane Entscheidung und ich hätte es dir gesagt, wenn du im Lager gewesen wärst. Aber ich musste mich beeilen. Ich habe nur Farnfuß und Blitzfell um Hilfe gebeten, damit sie sich derweil um Rauchjunges kümmern." Federpfote wich einige Mäuselängen zurück und mied ihren Blick. "Ich kann mich auch um ihn kümmern. Traust du mir so wenig zu? Bedeute ich dir wirklich so wenig?" Spechtfeders Augen weiteten sich vor entsetzen. "Nein, so ist es nicht!" Federpfote sträubte sein Fell noch weiter und funkelte sie erneut an. "Wie ist es dann? Du verlässt deine Familie um gemeinsam mit Schwarzstreif ein Abenteuer zu erleben? Willst du uns im Stich lassen?" Die Königin wich einen Schritt zurück und starrte ihn ungläubig an. Sie schüttelte ihren Kopf, ehe sie ihn wütend anfunkelte. "Hörst du mir überhaupt zu? Ich gehe mit Schwarzstreif um Weizenpelz zu suchen damit ich mich von ihm noch einmal verabschieden kann. Ich konnte mich nicht von meinem Bruder verabschieden, weißt du wie schlimm das für mich ist?!" "Denkst du für mich war es einfach meinen Clan zu verlassen?" Ein lautes knurren ertönte hinter den beiden und Schwarzstreif sprang zwischen die streitenden Katzen. "Ich hab genug. Federpfote, es ist nicht das gleiche wenn man jemanden verlässt wie von jemandem verlassen zu werden. Außerdem wusstest du schon davor dass du den Clan verlassen wirst und konntest dich darauf vorbereiten. Bei dir kommt auch noch dazu, dass du deine Familie bei Großen Versammlungen sehen kannst, Spechtfeder hat keine Ahnung, ob sie ihren Bruder danach überhaupt noch einmal sehen wird. Du kannst auch nicht mit uns mitgehen, falls du mit diesem Gedanken gespielt hast. Zwei Katzen wirken nicht so bedrohlich wie drei und außerdem bist du immer noch ein Schüler und ich nehme keine Schüler auf eine solche Reise mit. Der Clan würde auch unterschiedlich reagieren, wenn du jetzt verschwindest. Und was dich angeht Spechtfeder, dich habe ich eben am Hals. Mit einigen Sachen hast du recht, aber du hast auch nicht über alles nachgedacht. Das du Rauchjunges in so einem Jungen Alter allein lässt ist einfach unverantwortlich. Auch wenn Farnfuß und Blitzfell auf ihn aufpassen, Farnfuß hat erst gerade geworfen und Blitzfell ist schon alt. Allein wären sie überfordert, vor allem wenn Rauchjunges die Augen aufmacht. Und nicht nur die werden Probleme haben. Wie willst du deine Milch loswerden? Ich habe schon gehört wie sich Königinnen darüber aufregen, wenn ihre Jungen die Milch nicht trinken, aus welchem Grund auch immer. Ich selbst werde dieses Problem nie haben, aber du garantiert. Ihr seid beide dumm und denkt nicht lang nach. Wir einigen uns jetzt einfach darauf, dass Spechtfeder mit mir kommt und du mit Wolkenflug, die übrigens gerade über die Wiese kommt, zurück gehst." Der graue Schüler starrte Schwarzstreif kurz irritiert an, ehe er herum wirbelte und seine Mentorin sah, die schnell näher kam. Die grau - weiße Katze blieb vor Federpfote stehen und funkelte ihn wütend an. "Warum läufst du einfach so über die Grenze!" Der Angesprochene machte sich instinktiv klein. "Entschuldige, aber Spechtfeder und Schwarzstreif-" "Kein aber! Schieb deine Fehler doch nicht auf andere," sie sah nun zu den anderen beiden und legte fragend ihren Kopf schief. Schwarzstreif seufzte genervt, ehe er ihre stumme Frage beantwortete: "Wir suchen nach Weizenpelz. Wenn wir ihn finden, reden wir nur mit ihm und schleppen ihn nicht zurück. In spätestens vier Tagen sind wir zurück. Sturmstern weiß Bescheid, was jedenfalls mich angeht." Spechtfeder sah peinlich berührt zu Boden, doch Wolkenflug schnurrte entgegen aller Erwartungen. "Ist schon in Ordnung, Spechtfeder. Ich weiß wie sehr du deinen Bruder vermisst, das sieht so ziemlich jeder. Ich werde Federpfote als Bestrafung dazu verdonnern, sich solange ihr weg seid um die Königinnen zu kümmern. Dann kann er nebenbei auf Rauchjunges aufpassen." Federpfote sah seine Mentorin entsetzt an. "Du unterstützt sie auch noch dabei!?" Wolkenflug drehte sich zu ihrem Schüler um und musterte ihn. "Als ihr Gefährte solltest du sie eher unterstützen. Willst du dass sie immer traurig sein wird? Aber jetzt komm, Schwarzstreif schaut uns schon die ganze Zeit so ungeduldig an. Wir gehen besser, oder willst du dich mit ihm anlegen?" Die Kriegerin drängte Federpfote von den Katzen weg, schaute jedoch noch einmal über ihre Schulter zu den Beiden. "Spechtfeder, wenn die Schmerzen zu schlimm werden iss Petersilie. Die stoppt den Milchfluss, aber dann kannst du Rauchjunges nicht mehr säugen. Denk daran!" Mit diesen Worten lief sie los und schubste Federpfote immer weiter zurück. Sie konnten noch sein Protestgejaule hören, doch dann drehte sich Schwarzstreif um und lief in die andere Richtung. Spechtfeder blieb noch einen Moment lang stehen und schaute den Katzen hinterher. Sie wirbelte herum und raste hinter dem Krieger hinterher. Es dauerte etwas bis sie ihn eingeholt hatte und bereits da war sie schon fix und fertig, doch Schwarzstreif hielt sein rasches Tempo bei und rannte auf die Büsche zu, die immer noch eine ziemliche Strecke entfernt waren. Als Spechtfeder immer mehr an Tempo verlor, wurde er leicht langsamer und schaute während dem Rennen über seine Schulter zurück. "Du bist selbst schuld, wenn du solange reden musst. Ich habe dir gesagt, dass ich vor Einbruch der Dunkelheit bei den Büschen da drüben sein will und es dämmert bereits. Wenn du nicht mithalten kannst ist das dein Problem." Spechtfeder sah ihn entgeistert an und versuchte das Stechen in ihrer Brust zu ignorieren und ein gleichmäßiges Tempo zu finden, bei dem sie nicht zu weit zurück fiel. Aber es klappte nicht ganz und sie lief mehr schlecht als recht hinter dem Kater hinterher und nicht selten stolperte sie. Nach einer gefühlten Ewigkeit war sie beim Busch angekommen und ließ sich in ein kleines Nest fallen, das Schwarzstreif grob für sie hergerichtet hatte. Spechtfeder atmete heftig ein und aus um ihre Organe wieder mit Sauerstoff zu versorgen während Schwarzstreif um das Gestrüpp herum schlich und mit offenem Maul nach Beute suchte. So hatte sie sich den ersten Tag nicht vorgestellt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)