Ruf der Sterne von Wolfsfeuer ================================================================================ Kapitel 47: Wind aus den Segeln ------------------------------- Weißpfote sammelte noch ein paar Kräuter, ehe sein Blick auf einige frische Kratzer an Schwarzstreif fielen. "Was hast du da gemacht? Komm dann in den Heilerbau, dann kann ich die behandeln, bevor sie sich entzünden." Der Krieger sah den Heilerschüler kurz an. "Brombeeren. Da passiert so etwas schon einmal." Er nahm sein Eichhörnchen und ging langsam zurück zum Lager. Die zwei Geschwister folgten, beide trugen Kräuterbündel im Maul. Der Heilerschüler musterte skeptisch Schwarzstreifs Wunden. Brombeerbüsche machten nicht solche Kratzer, aber er hielt sein Kommentar zurück. Auf halbem Weg verlangsamte der Krieger sein Tempo ein wenig um neben seiner Schülerin zu gehen. Er sah ihr in die grünen Augen und fragte durch das Fell der Beute hindurch: "Waf willfst du jetzt mafen? Auf jeden Fall müfen wir ef Sturmftern sagen." Windpfote, die die ganze Zeit sehr abwesend war, riss sich wieder in die Gegenwart zurück. "Ich- Ich weiß es nicht. Mich überrascht das alles. Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich eine Königin bin." Weißpfote rückte etwas näher an seine Schwester heran und sie gingen Seite an Seite ins Lager. Schwarzstreif warf seine Beute auf den Frischbeutehaufen, während die Schüler die Kräuter in den Heilerbau trugen. Er wartete etwas, bis die zwei wieder auftauchten und gemeinsam gingen die Drei zum Anführerbau. Wie immer trat der Stellvertreter ein, ohne um Erlaubnis zu fragen, was die Schüler leicht verwirrte. Der Anführer sah kurz überrascht auf, als die drei Katzen hinein kamen. Sturmstern richtete sich auf und sah den Krieger fragend an. "Was ist, Schwarzstreif? Wie ich dich kenne hat es sicherlich einen Grund, warum du mit den Zweien hier reinplatzt." Der Zweite Anführer neigte kurz seinen Kopf, ehe er Windpfote signalisierte, dass sie näher kommen soll. "Ich wollte dich nur über etwas informieren, was Windpfotes Trainig angeht. Den Rest könnt ihr zwei, oder drei, dann auch ohne mich ausreden. Ich richte mich ganz nach euch, was anderes wird mir eh nicht übrig bleiben." Sturmstern sah ihn neugierig wie verwirrt an. Sein Stellvertreter wechselte kurz einen Blick mit Windpfote, ehe er startete. "Windpfote ist trächtig. In spätestens einem Mond wird sie sich um ihre Jungen kümmern müssen." Der Kater stand auf und quetschte sich zum Eingang durch. Er schaute noch einmal über seine Schulter. "Beredet jetzt einfach die Details und sagt mir später, wie ihr euch entschieden habt." Schwarzstreif sah sich suchend auf der Lichtung um, ehe er zum Schülerbau ging. Er streckte seinen Kopf hinein und sah sich nach Natternpfote um. Die Schülerin lag weiter hinten und starrte ihn, wie Federpfote und Felsenpfote, überrascht an. "Natternpfote, wo ist Grauherz?" Natternpfote dachte kurz nach, ehe sie vorsichtig antwortete: "Ich glaube sie wollte der Kinderstube einen Besuch abstatten. Ansonsten ist sie wohl auf dem Schmutzplatz." Der Krieger nickte kurz und machte sich auf den Weg zur Kinderstube. Abermals steckte er seinen Kopf durch einen Eingang und suchte die Reihen der Kätzinnen nach der Kriegerin ab. Blitzfell starrte ihn einfach nur an, ohne dass man ihre Emotionen erahnen konnte, während Spechtfeder erfreut schnurrte. Farnfuß sah ihn ebenfalls fröhlich an und Grauherz, die neben ihr kauerte, schnurrte leicht. Der Kater sah sich in dem bereits vollen Bau um. "Ihr habt hier auch kaum noch Platz. Wenn das so weitergeht, müssen wir die Kinderstube noch ausbauen." Grauherz schnurrte amüsiert. "Kann schon sein, aber ich würde mir an deiner Stelle mehr Sorgen um den Schülerbau machen. Mausejunges und Schattenjunges sind auch bald soweit und dann sieht es hier auch schon leerer aus." Blitzfell schnurrte stolz und schielt nach draußen, wo die Zwei spielten. Schwarzstreif dagegen starrte weiterhin Grauherz an. "Das denkst du, aber rein zufällig weiß ich, dass in spätestens einem Mond neue Junge zur Welt kommen und dann wird es wieder enger." Die Kätzinnen sahen sich aufgeregt an. "Noch mehr Junge! Wenn das so weitergeht, gehen uns noch die Mentoren aus! Der Sternenclan muss uns gesegnet haben." Spechtfeder schnurrte fröhlich, doch Schwarzstreifs Blick verdüsterte sich nur. "Vergiss nicht, dass wir Blattleere haben und dadurch haben wir nur noch mehr Mäuler zu stopfen. Besonders du müsstest wissen, wie es ist jemanden zu verlieren." Spechtfeders Laune sank abrupt und Blitzfell fauchte wütend. "Du hast darin die Beste Erfahrung, Schwarzstreif und genau deshalb solltest du nicht über soetwas reden! Und Außerdem werden meine Jungen die Besten Jäger, die es jemals gegeben hat! Sie werden schon genug Beute fangen damit niemand stirbt." Schwarzstreif starrte die alte Königin wütend an. "Selbst die besten Jäger müssen zuerst ausgebildet werden und sind immer noch darauf angewiesen, dass die Beute aus ihren Bauen kommt." Die zwei Katzen funkelten sich an, ehe Grauherz schnell das Thema wechselte, damit sie sich nicht die Pelze zerfetzten. "Wer ist denn die Glückliche? Distelschweif?" Schwarzstreif sah zu ihr und grinste leicht schelmisch. "Grauherz, es ist nicht so wie du denkst. Um es kurz zu sagen ist es Windpfote, die bald werfen wird." Die Gesichter der Königinnen entglitten und sie starrten ihn ungläubig an, ehe Grauherz auf ihn zu sprang. "Was!? Aber sie ist doch noch eine Schülerin! Sie ist viel zu jung um Junge groß zu ziehen!" Schwarzstreif trat einen Schritt zurück und blockierte ihr gleichzeitig den Ausgang. "Genau deswegen braucht sie dich jetzt. Du solltest dich erst beruhigen, ehe du zu ihr gehst. Sie weiß es auch erst seit heute und wenn du selbst so aufgeregt bist, färbt das nur auf Windpfote über. Sie und Weißpfote sind gerade bei Sturmstern." Der Krieger trat zur Seite und ließ Grauherz durch. Er selbst wusste wem er es als nächstes sagen sollte und ihm wurde etwas bange, da er Mohnpelz Reaktion nicht einschätzen konnte. Doch zuerst musste er warten, bis der rote Kater von der Grenzpatrouille zurückkam. Schwarzstreif verzerrte eine magere Maus, seinen Blick immer auf den Eingang gerichtet. Er hörte jemanden näher kommen und musste nicht einmal aufschauen um zu wissen, um wen es sich handelte. Sturmstern setzte sich neben ihn hin und sah auf die fast verzerrte Maus. "Die Beute wird auch immer dünner." Schwarzstreif sah ebenfalls die Beute an, ehe er knurrte. "Das hat die Blattleere nunmal so an sich. Aber du bist sicher nicht gekommen um mit mir über offensichtliche Dinge zu reden, oder etwa doch?" Auffordernd starrte er Sturmstern in die Augen. Der Anführer sah kurz weg, ehe er seine Worte sammelte. "Windpfote würde am liebsten normal weiter machen bis die Jungen kommen und dann auch nur teilweise bei ihnen sein. Doch wir haben Blattleere, also haben Weißpfote und ich ihr eingeflößt, dass sie ihre Kraft für die Geburt braucht und ihre Jungen sie mindestens einen vollen Mond brauchen oder sie hätten nicht die besten Überlebenschancen. Sie wollte am Anfang überhaupt nicht hören, doch dann ist Grauherz herein geplatzt und hat sie eines Besseren belehrt. Windpfote war nicht sehr begeistert, aber ihr wird wohl nichts anderes übrig bleiben. Wir haben uns darauf geeinigt, dass sie wie Spechtfeder noch hin und wieder auf Patrouillen gehen darf bis die Jungen kommen." Schwarzstreif nickte langsam. Er starrte zur Kinderstube und legte seinen Kopf nachdenklich schief. "Ich werde ihr keine neuen Kampftechniken beibringen. Alle Arten von Nachtpatrouillen kann sie ebenfalls vergessen und Grenzpatrouillen wird sie nicht allzu häufig beim Bachclan durchführen. Jagen kann sie hin und wieder. Fichtenpelz kann sicher auch etwas Gesellschaft vertragen. Aber in einen Viertelmond stecke ich sie höchstpersönlich in die Kinderstube! Dort schlafen kann sie dann schon auf jeden Fall." Sturmstern nickte zustimmend. "Pass aber auf, dass du es gut durchmischt, ansonsten wird ihr langweilig und sie zieht auf eigene Kralle los. Du kennst trächtige Katzen ja, die sind immer so eigensinnig." Sturmstern schnurrte amüsiert und Schwarzstreif stimmte leise mit ein. Der Zweite Anführer verschlang schnell seine Maus, ehe er sich zu seiner Schülerin aufmachte. Nach einigen suchen fand er sie und Grauherz etwas außerhalb des Lagers. Windpfote durfte sich gerade einiges anhören, dementsprechend freute sie sich, dass ihr Mentor auftauchte und ihre Mutter verstummte. Windpfote lief auf Schwarzstreif zu und sah ihn eifrig an. "Was trainieren wir jetzt?" Doch der Kater schüttelte nur seinen Kopf. "Heute zahlt sich nichts mehr aus. Wenn du unbedingt etwas machen willst, dann kannst du dich um Fichtenpelz kümmern." Windpfotes Schweif schleifte über den Boden, als sie bedrückt wegging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)