Ruf der Sterne von Wolfsfeuer ================================================================================ Kapitel 37: Von Birken und Wellen --------------------------------- Windpfote senkte den Kopf. Schwarzstreif war mit ihr und Mohnpelz in den Wald gegangen, um über ihre Einstellung zu reden. Dass ihr Vater dabei sein musste, störte sie am meisten. Die Krieger blieben stehen und stellten sich vor ihr auf. Mohnpelz ergriff zuerst das Wort. "Also, über was möchtest du mit mir und Windpfote reden?" Schwarzstreif setzte sich und sah beide genau an. "Sie macht sich selbst zu viel Druck. Windpfote, es ist normal Fehler zu machen und du kannst es nicht verhindern." Mohnpelz seufzte. "Ist das alles? Ich dachte, sie würde sich keine Mühe mehr machen und ihr Training schleifen lasst. Aber was hast du dagegen, wenn sie sich anstrengt?" Windpfote schaute zwischen den Kriegern hin und her. Hatten die beiden vergessen, dass sie neben ihnen saß? "Keine Katze ist perfekt. Sie macht sich das Leben nur selbst schwerer als nötig, wenn sie so weiter macht. Sie kann nicht jeden Fehler verhindern und wir alle haben bereits Fehler gemacht." Windpfote horchte auf. "Wie kannst du das sagen! Ich bin die Schülerin des Zweiten Anführers, da muss ich mir doch Mühe geben! Du hättest durch meinen Fehler sterben können!" Die zwei Krieger sahen überrascht auf. Windpfote stiegen bereits Tränen in die Augen. Schwarzstreif schloss kurz die Augen, ehe er seine Schülerin ansah. "Ist das alles, worüber du dir Sorgen machst? Fleckenpfote war ebenfalls Schüler eines Zweiten Anführers, aber er hat auch Fehler gemacht. Ziemlich viele sogar, aber er hat aus ihnen gelernt. Und ich hätte bereits ziemlich oft sterben können, da war das von neulich nicht der rede Wert. Unkraut vergeht nun mal nicht. Außerdem warst du sogar ziemlich gut, ich kenne nämlich schlechtere Beispiele. Fichtenpelz hat mir zum Beispiel von Mohnpelz erster Patrouille erzählt. Das war eine Katastrophe." Mohnpelz starrte schockiert auf Schwarzstreif. "Das hat jetzt nichts mit dem zu tun! Also… Windpfote, überfordere dich nicht, hörst du? Schwarzstreif, pass weiterhin gut auf sie auf. Ich muss dann los und mit Rabenpfote trainieren. Bis später." Der rotbraune Kater lief schnell weg. Schwarzstreif sah ihm amüsiert hinterher. "Siehst du? Selbst Mohnpelz ist nicht perfekt." Windpfote starrte ihrem Vater verblüfft hinterher. "Was ist denn passiert?" Der Krieger musterte sie hämisch. "Sagen wir es so. Die Patrouille ist auseinander gefallen und er hat es nicht schnell genug gemerkt. Fichtenpelz war so wütend auf ihn, dass er ihn von seinem Posten verjagt hat und ihn selbst eingenommen hat. Er wird heute noch damit gehänselt, was meinst du, warum er alles versucht um nicht auf Nachtpatrouille gehen zu müssen?" Windpfote schnurrte amüsiert. "Komm, gehen wir noch ein bisschen trainieren, bis wir zur Großen Versammlung gehen." Schwarzstreif sah auf die noch leere Lichtung hinab. Sie warteten, bis Sturmstern endlich das Zeichen gab und kamen gleichzeitig mit dem Gewitterclan unten an. Die ersten Gruppen bildeten sich bereits und Schwarzstreif musste bemerken, dass er von einigen Schülern angestarrt wurde. Windpfote und Rabenpfote liefen zu der Schülergruppe, Graupfote und Natternpfote blieben jedoch zusammen und sahen sich ängstlich um. Es war ihre erst Große Versammlung und sie wussten nicht, was sie tun sollten. Ihre Schwester, Rabenpfote, war dagegen wie Feuer und Flamme und redete mit den anderen Schülern . Schwarzstreif begab sich in eine ruhigere Ecke wurde aber immer noch von einigen Katzen angestarrt. Eine braune Kätzin löste sich von der Menge und lief auf ihn zu. "Hallo Schwarzstreif, wie geht es deiner Pfote?" Birkenblatt sah ihn freundlich an. "Besser." Die Heilerin sah sich ein wenig in der Umgebung um. "Du weißt, was ich will, oder?" Der Krieger nickte nur. "Gut, also wann? Ich werde schon nervös." Inzwischen waren auch die anderen Clans eingetroffen und vermischten sich untereinander. Schwarzstreif sah sich in der Senke um, bis sein Blick bei einer anderen Katze hängen blieb. Er stand auf und schaute Birkenrinde noch einmal in die Augen. "In drei Nächten hier. Ich sorge dafür, dass Birkenrinde kommt, aber ich kann für nichts garantieren." Er ging weg und Birkenblatt ging zu Amselschwinge und Weißpfote. Unterwegs grüßten ihn mehrere Katzen und stellten ihm verschiedene Fragen. Er antwortete nur minimalistisch und ging in Richtung Birkenrinde. Er setzte sich mit einigen Schwanzlängen Abstand von ihr in eine dunkle Ecke und starrte sie an. Die Königin bemerkte seinen Blick natürlich und rutschte unbehaglich hin und her, ehe sie aufstand und auf Schwarzstreif zuging. "Was?" Der Kater streckte sich. "Ach nichts. Ich soll dir nur etwas ausrichten, aber wenn ich direkt zu dir gehe, bemerken es natürlich alle und Pantherstern wird sicher nicht begeistert sein." Birkenrinde zog die Lefzen zurück. "Deswegen musst du mich nicht so anstarren! Also, was sollst du mir sagen? Mach es schnell, dann kann ich dich wieder in Ruhe lassen." Schwarzstreif blinzelte sie verführerisch an. "In drei Nächten sollst du dich hier mit jemanden treffen." Er stand auf und ging an ihr vorbei. Sie blieb wie angewurzelt stehen, knurrte ihm jedoch hinterher. "Verlangst du von einer trächtigen Katze, die jederzeit ihre Jungen bekommen könnte, den Schutz des Clans zu verlassen und einen Nachtspaziergang durch das Territorium zu machen, um mich mit irgendjemanden hier zu treffen?!" Schwarzstreif blieb stehen und schaute über seine Schulter. "Hört sich an, als hättest du Angst. Keine Sorge, meine Dame, ich werde auch da sein und dich beschützen, wenn du es so willst." Er sprach diese Worte so provokant aus, wie nur möglich. Birkenrinde wirbelte herum und stand ihm Nase an Nase gegenüber. Sie starrte ihn in die gelben Augen. "Wage es nicht! Ich kann auf mich selbst aufpassen, das habe ich schon als Junges bewiesen!" Schwarzstreif trat ruhig einen Schritt zurück und sah sie mit einem schelmischen Funkeln in den Augen an. "Schön, dann kommst du also. Danke, das war leichter als gedacht. Bis in drei Tagen und wenn du nicht kommst, weiß ich, dass du doch ein Mäuseherz bist." Er ging gemütlich davon und Birkenrinde starrte ihm entsetzt hinterher. Flammenstern jaulte laut, um die Versammlung zu eröffnen. Sie trat vor und sah auf die Katzen hinab. "Die Beute läuft für Blattfallverhätnisse gut. Nussbart hat seinen Heilernamen erhalten." Sie trat nach ihrer kurzen Ansprache zurück und Krallenstern wurde nach vorne gedrängt. Der Kater sah unsicher in die Senke und holte tief Luft. "Wir ha-haben drei neue Schüler. Sch- Schlangenpfote, Blumenpfote u-und Igelpfote. Die Beu-Beute läuft gut." Er trat zurück und die Clans riefen die Namen der neuen Schüler in die Nacht hinaus. Pantherstern ging ohne Umschweife nach vorne und sah sich beiläufig die Menge an. "Ich komme gleich zur Sache. Luchsohr ist vor kurzem ihrem Alter erlegen. Sie ist im Schlaf gestorben, und jetzt stehen wir ohne Heiler da." Er drehte sich zu den anderen Anführern um. "Was denkt ihr, sollen wir jetzt machen?" Krallenstern fuhr nervös die Krallen aus und ein. "Also, ei-eigentlich dienen Heiler allen Clans." Panthersterns Augen leuchteten. "Sehr gute Idee, Krallenstern! Ein Clan, der zwei Heiler hat, kann doch einen entbehren!" Er funkelte Sturmstern und Flammenstern an. Der graue Kater sah ihm entschlossen in die Augen. "Wir können leider niemanden entbehren, da Weißpfote seine Ausbildung noch lange nicht abgeschlossen hat. Und Amselschwinge muss ihn noch ausbilden. Es tut mir Leid, Pantherstern, aber wir können dir jetzt nicht helfen." In seiner Stimme war ein Hauch von Verachtung und Hass. Pantherstern ignorierte diesen Unterton und grinste Flammenstern an. "Sieht so aus, als würde es auf den Himmelsclan hinauslaufen. Nussbart hat doch gerade seine Ausbildung abgeschlossen, da kann er doch gleich wieder in seinen Geburtsclan umsiedeln. Normalerweise würde ich so etwas nicht tolerieren, aber ich mache einmal eine Ausnahme." Flammenstern plusterte sich auf. "Ihr habt ihn doch erst aus eurem Clan vertrieben! Außerdem ist es seine Entscheidung, also frag ihn selbst." Sturmstern warf der Anführerin einen entschuldigenden Blick zu, aber sie ignorierte ihn und sah, wie auch Pantherstern, zu den Heilern. Spatzenherz baute sich schützend vor Nussbart auf und der braune Kater sah unsicher zu den Anführern. Sein Mentor zog die Lefzen zurück. "Eher gehe ich in den Bachclan, als wenn ich Nussbart wieder zurückschicke!" Nussbart zuckte zusammen, sprang aber geschmeidig über den Heiler drüber und sah ihm in die Augen. "Spatzenherz, es war nicht der Bachclan, der mich vertrieben hat, es war Luchsohr. Und außerdem habe ich bei meiner Ernennung ein Zeichen bekommen und jetzt bin ich mir sicher, was es bedeutet." Er drehte sich zu Pantherstern um und sah den schwarzen Kater in die orangen Augen. "Ich werde der neue Heiler des Bachclans, wenn du es so willst, Pantherstern." Der Anführer nickte bestimmt und trat zufrieden zurück. Sturmstern trat unsicher nach vorne, von der ganzen Szene überfordert. "Wir haben einen neuen Schüler, Federpfote. Spechtfeder hat Rauchjunges zur Welt gebracht, leider hat es sein Bruder Drosseljunges nicht geschafft." Er machte kurz eine Verschnaufpause und ordnete seine Gedanken. "Schwarzstreid geht es inzwischen wieder besser und er ist auch anwesend. Aber leider ist Fleckenpfote in einem Grenzkampf gestorben. Wir bedauern seinen Verlust sehr und hoffen, dass er es im Sternenclan gut hat." Er musste eine Träne unterdrücken, als er wieder an den jungen Kater denken musste. Die Katzen in der Senke miauten ihr Beileid. Langsam vermischten sie sich wieder in einzelne Gruppen und redeten wieder miteinander, bevor sie wieder zu Rivalen wurden. Schwarzstreif lag in einer Ecke und starrte den Kater an, der direkt auf ihn zukam. "Schwarzstreif, oder wie habe ich dich damals immer genannt? Riesenpfote? Aber das passt doch jetzt nicht mehr. Wie wäre es mit Riesenkater?" Der Getigerte umkreiste ihn inzwischen und Schwarzstreif stellte sich auf. "Nenn mich doch wie du willst, Wellenpelz. Mir doch egal." Der Zweite Anführer des Bachclans schnurrte amüsiert. "So direkt und unnahbar wie eh und jeh. Ich muss sagen, als ich gehört habe, dass Fleckenpfote gestorben ist, musste ich sofort an dich denken. Immerhin war er doch dein Sohn oder? Das muss schwer für dich sein. Ich weiß es aus eigener Erfahrung wie schlimm es ist, wenn eine geliebte Katze ihren letzten Atemzug macht." Schwarzstreif schnaubte genervt. "Hast du nichts besseres zu tun, Wellenpelz?" Der getigerte funkelte ihn beleidigt an. "Da will man einmal eine alte Freundschaft wieder aufleben lassen und dann das! Es wäre sicher besser, wenn wir uns, als zukünftige Anführer zweier Clans, verstehen würden und uns nicht ständig anschweigen und ignorieren!" Schwarzstreif starrte ihn direkt in die Augen. "Du bist nur vorübergehend Zweiter Anführer, lass dir das nicht zu Kopf steigen." "Schwarzstreif, wir gehen. Kommst du?" Der Krieger stand auf und würdigte Wellenpelz keines Blickes mehr. "Noch bin ich nur zeitweise der Zweite Anführer, aber du wirst schon sehen zu was ich es noch bringen werde, Schwarzstreif. Eigentlich sollte ich dir danken, da ich ohne dich nie die Katze wäre, die ich jetzt bin." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)