Ruf der Sterne von Wolfsfeuer ================================================================================ Kapitel 18: Vielsagende Blicke ------------------------------ Fleckenpfote spähte in die Kinderstube. Blitzfell döste in ihrem Nest, ihre zwei Junge wollten sich gerade nach draußen schleichen. "Ich hoffe doch, ihr geht nur zu eurem Vater." Schattenjunges und Mausejunges schrien überrascht auf. "N- Natürlich, Blitzfell." Nun rannten sie schnell hinaus und liefen beinahe in die zwei Schüler hinein. Windpfote machte einen Schritt zur Seite, um sie vorbei zu lassen. "Und was wollt ihr hier? Unsere Nester müssen noch nicht gewechselt werden und Fichtenpelz hat uns gerade erst Frischbeute gebracht." Fleckenpfote schüttelte den Kopf. "Wir wollen mit Wolkenflug reden. Wo ist sie denn?" Blitzfell, die ihre Augen immer noch geschlossen hatte, streckte sich etwas. "Hinter der Kinderstube und verrichtet ihr Geschäft. Stört sie jetzt bloß nicht, sie braucht wenigstens dort ihre Ruhe." Die zwei nickten und entfernten sich von der Kinderstube. Windpfote drehte sich zu ihrem Mitschüler um. "Dann müssen wir wohl warten. Was weißt du eigentlich über seine Vergangenheit?" Fleckenpfote vermied den Blickkontakt und fing laut an zu denken. "Ich habe ihn einmal gefragt, wie lange er Schüler war. Er hat gesagt, dass er nicht mehr mitgezählt habe, weil es ihn nicht interessierte. Aber so um die acht bis neun Monde müssten es wohl gewesen sein. Vielleicht sogar zehn. Ich habe ihn gefragt, warum er so lange gebraucht hat. Sein Mentor ist gestorben und sein neuer kam mit ihm nicht zurecht. Er hat sein Training auch einige Monde lang schleifen lassen und sich einfach nicht mehr dafür interessiert. Ebenfalls hat er mir einmal erzählt, dass er zwei Mütter hatte. Seine leibliche und eine Ziehmutter. Ich weiß gerade ihre Namen nicht, aber beide sind schon lange Tot. Viel mehr weiß ich auch nicht." Windpfote nickte. "Das ist immer noch ziemlich viel, ich weiß nur, dass er mich nicht mag." Fleckenpfote deutete mit seinem Schweif auf eine Ecke des Lagers. Windpfote folgte seinem Blick und sah Wolkenflug. "Wolkenflug! Wolkenflug!" Sie sah verwirrt auf, als jemand anderes als ihre Jungen ihren Namen riefen. "Windpfote, Fleckenpfote, was ist denn?" Die zwei kamen vor ihr zum Stehen und sahen sie sogleich flehend an. "Wir würden dich gerne etwas fragen." Sie nickte die Schüler auffordernd an, damit sie weiter redeten. "Stimmt es, dass du mit Schwarzstreif zusammen trainiert hast?" Windpfote sah sie nach ihrer Frage schüchtern an. "Ja, aber warum ist das so wichtig? Außerdem kann man zusammen trainiert schlecht sagen, da wir lediglich im selben Bau geschlafen haben, trainiert haben wir nur einmal zusammen." Fleckenpfote sah Windpfote begeistert an. "Weißt du, warum er Windpfote immer so anschaut?" Die Königin zuckte zusammen. Hilfe suchend sah sie sich um. "Naja, vielleicht, aber ich muss jetzt wieder zu meinen Jungen, ich will sie nicht so lange allein lassen, ihr versteht?" Sie wollte gerade weggehen, als sich ihr Fleckenpfote in den Weg stellte. "Du weißt etwas, willst es uns aber nicht sagen, oder?" Blitzfell sah um die Ecke, als sie die drei Katzen erblickte. Mit aufgeplusterten Schweif kam sie auf die Katzen zu getrottet. "Was macht ihr denn da mit der armen Wolkenflug! Lasst sie ja in Ruhe!" Das Trio sah erschrocken zurück und Die Königin senkte beschämt ihren Kopf. "Blitzfell, es ist schon in Ordnung. Sie machen ja nichts falsch." Doch die schwarz - weiße Königin ließ nicht locker. "Um was geht es denn überhaupt?" "Um Schwarzstreifs Vergangenheit", antwortete die vierfache Mutter. "Was gibt es da schon schönes zu erzählen", redete Blitzfell einfach vor sich hin, "Zwei seiner Geschwister waren Totgeburten, seine Eltern und Geschwister sind gestorben, als er noch ein Junges war, sein Mentor und seine Ziehmutter sind im Kampf gegen den Bachclan gefallen und mit der Liebe hatte er auch kein Glück. Und dann bist auch noch du seine Schülerin geworden. Ich hätte ja gedacht, dass er den Clan verlassen wird." Wütend stapfte die Königin davon. Die zwei Schüler sahen sich verstört an. Zu viele Informationen in zu kurzer Zeit! "Entschuldigt sie. Blitzfell ist nicht sehr sensibel, wenn es um so etwas geht. Aber sie hat schon recht." Windpfote sah sie mit Tränen in den Augen an. "Was meinen eigentlich alle, dass ich nicht seine Schülerin sein sollte? Ich habe es mir doch nicht ausgesucht!" Wolkenflug sah sie mitleidig an. "Ach, das ist nicht deine Schuld. Weißt du, Schwarzstreif liebte als Schüler eine andere Schülerin. Und sie ihn. Ich bin mir sicher, dass sie Gefährten geworden wären, wenn sie länger gelebt hätte. Vielleicht hätten sie auch gemeinsame Jungen gehabt. Wer weiß, aber sie starb viel zu jung. Sie hatte gerade ihre letzte Prüfung bestanden, als der Bachclan angriff. Sie wurde in der Schlacht getötet, genauso wie Silberflügel, seine Ziehmutter und Funkenpelz, sein Mentor." Windpfote schaute immer noch zu Boden. Fleckenpfote dagegen schnaubte nur. "Schwarzstreif redet oft über sie. Er sagt mir immer wieder, das aus Schülern nicht immer Krieger werden und meinte wohl sie damit. Aber was hat das jetzt mit Windpfote zu tun?" Wolkenflug sah die Schüler bestürzt an. "Ich erinnere mich nur vage an sie, aber sie war wirklich nett und mitfühlend. Sie ist auch deine Tante, Fleckenpfote. Die Schwester deiner Mutter. Als Grauherz sagte, dass sie ihre Tochter Windjunges nennen wird, waren viele besorgt. Schwarzstreif würde dich wohl verachten, dachten wir alle." Windpfote schaute auf. "Ich weiß, aber warum? Was kann ich dafür!" Die Königin zuckte kurz zusammen. "Na schön, ich komme zum Punkt. Sie sah dir sehr ähnlich, die dunkelbraunen Flecken auf hellbraunen Pelz. So ganz kann ich mich nicht an sie erinnern, aber sie hatte auch grüne Augen. Du bist wirklich ihr Ebenbild. Ebenfalls hieß sie Windpfote. Stell dir nur einmal vor, wie es für ihn ist, seine verstorbene große Liebe jeden Tag in die Augen sehen zu müssen! Er weiß, dass du es nicht bist, das hat er auch zu Grauherz gesagt, aber der Gedanke bleibt schließlich doch." Fleckenpfote stand auf und ging ohne ein weiteres Wort weg. Die zwei Kätzinnen sahen ihn hinterher, ehe Wolkenflug ihre Jungen hörte. "Wetten, dass ich weiter aus dem Lager komme!" "Niemals, Rabenpfote! Ich werde gewinnen!" "Ihr wisst schon, dass es jetzt wahrscheinlich das ganze Lager weiß?" "Ach Graujunges, sei kein Spielverderber! Das bedeutet nur, dass wir erschwerte Bedingungen haben!" "Ich glaube nicht, dass es so funktioniert, Felsenjunges. Sie werden uns nicht mal in die Nähe des Ausgangs lassen. Wolkenflug starrt uns eh schon wieder an." Die drei Rabauken wirbelten herum, und sahen, dass ihr Mutter direkt auf sie zu gerannt kam. Sie zerstreuten sich schnell, nur Graujunges blieb sitzten und aus der Kinderstube kam Blitzfell zur Unterstützung. Windpfote trottete zum Bau der Schüler. Sie wollte sich nur noch in ihr Nest legen und nachdenken. Sie bemerkte nicht einmal, wie sehr ihr Magen in der Zwischenzeit knurrte, oder wie Spechtpfote aufgeregt zu ihr rannte. Sie ließ die verwirrte Schülerin zurück und ging in ihr Nest und legte sich mit dem Rücken zum Eingang hin. Schwarzstreif kam mit Distelschweif ins Lager und weichten den Jungen aus. Sie wollten noch etwas essen und schlafen, ehe es losging. Distelschweif nahm sich zwei fette Mäuse und winkte den Kater zu sich. Sie ließen sich in eine ruhige Ecke nieder, um noch einmal ihre Strategie zu besprechen. Besonders achteten sie darauf, dass keine Katze hören konnten, über was sie redeten. Fleckenpfote saß im Schatten der Silbertanne und funkelte wütend zu den beiden Katzen hinüber. Was sollte das? Warum verlassen sie gemeinsam das Lager, kommen gemeinsam zurück und essen dann gemeinsam? Er knurrte tief, als er sah, wie beide zusammen in den Kriegerbau gingen und Distelschweif Schwarzstreif noch einmal vielsagende Blicke zuwarf. Die beiden werden doch nicht etwa! Die beiden sind doch nicht etwa! Nein, nicht Schwarzstreif, von allen Katzen, nicht er! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)