Ruf der Sterne von Wolfsfeuer ================================================================================ Kapitel 12: Schüler weden zu Mentoren ------------------------------------- Inzwischen waren Schwarzstreifs Wunden zum größten Teil wieder halbwegs verheilt. Hin und wieder ging er in Begleitung einer seiner Wächter spazieren, um Muskeln aufzubauen, wie Weißpfote behauptete. Zu diesen Gängen nahm er oft Windpfote mit, damit er ihr wenigstens etwas beibringen konnte. Heute wollte er zusammen mit Weizenpfote und Windpfote zur Trainingskuhle um seiner Schülerin wenigstens ein paar Kampfzüge beizubringen. Schwarzstreif hatte extra gewartet, bis Weizenpfote an der Reihe war, da er am kooperativsten von allen war. "Weizenpfote, hol bitte Windpfote." Der Schüler nickte und trabte davon. Die zwei verstanden sich ohne große Worte. Der Krieger ging langsam in Richtung Lagerausgang, um dort auf die beiden Schüler zu warten. Sturmkralle kam ihm entgegen. "Wo willst du denn hin? Und wo ist Weizenpfote, er muss doch heute auf das kleine Junge aufpassen, dass sich ein paar Kratzer geholt hat." Seine Stimme hörte sich zwar fröhlich an, mit dem gewohnten sarkastischen Unterton, aber seine Augen sahen ihn misstrauisch und forschend an. "Ich muss doch Muskeln aufbauen," Schwarzstreif sprach in einer spöttischen Tonlage, "und Weizenpfote holt nur meine Schülerin, die ich doch ausbilden soll." Der zweite Anführer entspannte sich etwas. "In Ordnung. Ich werde später mit Amselschwinge und Weißpfote reden, wann du wieder deinen Pflichten nachgehen kannst. Heute Nacht ist immerhin die Große Versammlung." Schwarzstreif sah ihn leicht irritiert an. "Was hat das eine mit dem anderen zu tun?" Aber Sturmkralle trabte bereits davon. ***** "Schwarzstreif, warum gehen wir zur Trainingskuhle?" Weizenpfote sah den Krieger fragend an. "Ich bringe Windpfote wenigstens einen Kampfzug bei, damit sie nicht komplett nutzlos ist." Die kleine, braune Schülerin hörte auf. "Ich lerne endlich kämpfen?! Juhu!" Sie sprang voller Vorfreude vorraus und achtete nicht auf Schwarzstreifs kleine Beleidigung. Die zwei Kater sahen ihr hinterher, behielten aber ihr Tempo bei. "Sie kann noch nicht kämpfen?" "Nein, ich hatte nie Zeit um ihr etwas beizubringen. Ich habe ihr bis jetzt eigentlich nur etwas über die anderen Clans erzählt und ihr das Territorium gezeigt." Als sie am Ziel ankamen, wartete Windpfote bereits ungeduldig auf die Zwei. "Was lerne ich zuerst? Wie ich einen größeren Krieger austricksen kann, oder wie man richtig auf den Hinterpfoten kämpft? Oder-" "Ruhe jetzt, oder ich überlege es mir anders." Nach diesen bestimmten Worten von ihrem Mentor machte sie sich ganz klein und schaute entschuldigend zu ihm auf. Schwarzstreif sah sie einige Herzschläge lang an, ehe er den Blick von ihr riss und stattdessen Weizenpfote fokussierte. "Du stehst kurz vor deiner letzten Prüfung. Weist du schon, was du machen musst?" Der Schüler setzte sich nun aufrecht hin und Windpfote imitierte seine Bewegungen. "Fichtenpelz hat mir noch nichts genaueres gesagt. Spechtpfote hat aus Stachelherz auch noch nichts genaueres herausbekommen." Schwarzstreif nickte. "Wenn eure Mentoren bis jetzt noch nichts verraten haben, komme ich ihnen besser nicht zuvor. Ich sage nur etwas. Ihr zwei solltet an euren Techniken feilen, bis ihr sie im Schlaf beherrscht. Das gilt für die Jagt, aber auch für den Kampf. Also gehen wir jetzt nochmal die Grundlagen durch. Wir machen es so: Da Windpfote noch keine Techniken kann, bringst du sie ihr bei. Du beherrscht sie gut genug, wenn du sie jemand anderem erklären kannst, wie man sie ausführt. Ich schaue euch zu und ich sage dir, wenn du etwas falsch machst. Du musst selber herrausfinden, was." Die zwei Schüler nickten. Windpfotes Augen glänzten immer noch voller Vorfreude, während im Blick von Weizenpfote ein Funken Unsicherheit zu erkennen war. Schwarzstreif suchte sich einen kühlen Schattenplatz und legte sich in das weiche Moos. "Ok, Windpfote. Als Erstes lernen wir, äh…" Unbeholfen sah er zum Krieger. Dieser seufzte und antwortete: "Was denkst du, was wichtiger ist? Dass sie in einem Kampf richtig ausweichen kann, oder wie man angreift?" Weizenpfote sah ihn immer noch verwirrt an. "Und ich dachte, du wärst nicht so ein Mäusehirn wie der Rest des Clans. Einen Pfotenschlag kann jedes Junge landen. Die richtigen Techniken, die du kennst, bauen auf den Grundtechniken auf. Meiner Meinung nach ist es wichtiger auszuweichen. Dann wird der Gegner mit der Zeit müde und man selbst landet mehr Schläge. Natürlich sind die richtigen Angriffstechniken auch wichtig." Die Schüler hörten aufmerksam zu, ehe sich Weizenpfote wieder an Windpfote wandte. "Du hast ihn gehört, wir üben das Ausweichen. Also, ähm…" Er versuchte sich an sein erstes Kampftraining zu erinnern und wie ihn Fichtenpelz alles beigebracht hat. "Na gut, so machen wir es! Du greifst mich an, egal wie, und ich weiche aus. Du passt dabei auf und merkst dir, wie ich es gemacht habe. Danach tauschen wir und ich greife an und du weichst aus." Windpfote nickte und musterte Weizenpfote genau. Sie wollte den richtigen Zug machen und ihren Mentor beeindrucken. Sie lief auf den sandfarbenen Kater zu und sprang. Weizenpfote rührte sich nicht, ehe Windpfote mit ihrer Pfote ausholte, um ihn damit zu treffen. Plötzlich rollte er sich zur Seite und sie landete unbeholfen auf dem Boden, unfähig, ihr Gleichgewicht zu halten. Schwarzstreif setzte sich etwas auf und schaute die Schüler an. "Ein guter Zug, Weizenpfote. Aber es gibt auch noch andere Wege auszuweichen. Fichtenpelz hat dir sicherlich noch andere Arten beigebracht. Warum also das? Und Windpfote, er hat dir doch bereits gesagt, dass er ausweichen wird. Warum hast du trotzdem ohne nachzudenken angegriffen?" Die zwei jüngeren Katzen sahen sich betroffen an. "Also? Ich warte auf eine Antwort." Weizenpfote trat betreten auf eine Pfote auf die andere. "Es ist immer noch ihre erste Trainingseinheit. Ich wollte sie etwas schonen." Schwarzstreif nickte und sah nun Windpfote herrausfordernd an. "Naja, ich weiß ja noch nicht, wie man es richtig macht." Der Krieger setzte sich nun auf funkelte die Zwei an. "Ausreden, alle beide. Weizenpfote, was dich angeht, Windpfote ist kein hilfloses Junge mehr, das geschont werden muss. Ich will danach wissen, was dir Fichtenpelz bereits alles beigebracht hat. Es wäre schade, wenn du wegen ihn deine Prüfung nicht bestehst. Und nun zu dir Windpfote. Du musst dir angewöhnen, deinen Kopf zu verwenden. Aber du darfst auch nicht ewig über deinen nächsten Zug nachdenken, bis dahin kommt dir dein Gegner zuvor. Du musst dir ein gutes Mittelmaß aneignen, wie jeder." "Macht euch nichts daraus, ihr Zwei. Er war schon immer so." Die drei Katzen drehten sich überrascht um. Sturmkralle kam gemeinsam mit Stachelherz, Spechtpfote und Fleckenpfote in die Kuhle getreten. Der zweite Anführer kam auf Schwarzstreif zu, während sich Stachelherz bereits setzte und seine Schülerin zu den anderen lief. Fleckenpfote wollte zu den beiden Kriegern rennen, doch sein Mentor schickte ihn mit einem Schwanzschnipsen weg. "Was macht ihr hier?" Schwarzstreif sah ihn genervt an. "Ich trainiere meine Schülerin. Das hast du mir doch gesagt, oder nicht?" "Du idiotischer Fellball. Aber na gut, wenn du schon so weit bist, dass du wieder Kampfunterricht führen kannst, kannst du ja auch gleich zur Großen Versammlung mitkommen." Stachelherz fuhr wütend herum. "Das kann doch nicht dein ernst sein! Und außerdem bestimmt das ja wohl immer noch Pinienstern!" Sturmkralle seufzte. Warum muss er immer so anstrengend sein! "Pinienstern geht es nicht gut. Ich muss für ihn einspringen, also suche ich auch diejenigen aus, die mit zur Versammlung kommen." Nun spitzten auch die Schüler die Ohren. Begeistert kamen alle auf Sturmkralle zugelaufen. "Wer darf den mitkommen?" "Komme ich mit!" "Wirklich?" Der zweite Anführer wurde von den Schülern mit Fragen durchlöchert. "RUHE! Ich habe bereits entschieden, wer mitkommt!" Die Schüler sahen sich begeistert an. "Aber jetzt lasst uns endlich trainieren, dafür seit ihr ja hier." "Sieh an, sieh an. Den alten Pinienstern geht es wohl nicht gut und deswegen muss seine bessere Hälfte für ihn einspringen. Na hoffentlich blamierst du dich nicht zu sehr, wenn du auf den Vorsprung kletterst." Eine schildpattfarbene Katze trat selbstsicher zu der Katzenschar. Windpfote und Fleckenpfote plusterten sich auf, während Weizenpfote und Spechtpfote unsicher zu den Kriegern schauten. Fleckenpfote wollte gerade einen Schritt auf sie zu machen. Sein Schweif zuckte hin und her und er knurrte tief. Entschlossen fuhr er die Krallen aus, aber die Katze schien unbeeindruckt. "Aber, aber. Du willst doch nicht das Gesetzt der Krieger brechen, oder doch?" Sie setzte sich hin und fing an, sich provokant zu waschen. "Was weiß ein Eindringling schon vom Gesetz der Krieger?" Nun sah sie ihn mit ihren braunen Augen gelangweilt an. "Ich weiß anscheinend mehr als du, kleiner Frechdachs." Fleckenpfote machte sich zum Sprung bereit. "Nicht." Sturmkralles Stimme tönte leise über die Kuhle. Fleckenpfote sah ihn verwirrt an. "Sie hat recht, du darfst sie nicht angreifen." Stachelherz fauchte diese Worte herraus. "Was willst du hier, Luchsohr?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)