Ruf der Sterne von Wolfsfeuer ================================================================================ Kapitel 10: Plätschern des Wassers ---------------------------------- "Also, was soll das?" Die zwei Krieger gingen langsam durch den Nadelwald. Sturmkralle musterte ihn argwöhnisch. Schwarzstreif schaute ihn nicht an. Er ging immer weiter geradeaus, ohne den Blick vom Weg abzuwenden. "Ich will nur etwas herrausfinden." Nun schnitt der zweite Anführer ihm den Weg ab. "Schwarzstreif, du sagst mir jetzt, was das alles soll!" "Du willst wissen, was das alles soll? Warum?" Sturmkralle knurrte vor sich hin. Er suchte noch die richtigen Worte, ehe Schwarzstreif weiter humpelte. Der zweite Anführer hielt mit ihm Schritt, ehe er antwortete: "Ich will wissen für was du dein Leben riskierst. Was ist dir so wichtig?" Entschlossen humpelte der schwarz-weiße Kater weiter und ließ sich nichts anmerken. Sturmkralle wartete geduldig, wurde aber immer unruhiger. "Wenn du so fragst, hört sich meine Antwort absurd an." Nun sah er ihn in die Augen. Sturmkralle schluckte und musste sich zwingen zuversichtlich zu klingen. "Ich will es trotzdem wissen." Schwarzstreif zuckte kurz zusammen und Sturmkralle musste ihn stützen. "Wenn du es so wissen willst, dann riskiere ich mein Leben wohl für ein Fellbüschel." Der zweite Anführer sah ihn verwirrt an, ehe er sprach: "Dieses Fellbüschel muss ja sehr wertvoll sein!. Bleib hier, du schaffst es ja kaum wenige Fuchslängen weit. Ich schaue für dich nach diesem geheiligten Stück ausgerissenem Pelz." Schwarzstreif sah ihn überrascht an. Dieser erwiderte seinen Blick mit einem freundlichen funkeln in den Augen, dass gleichzeitig sehr sarkastisch war. "Danke… Es sollte bei den Brombeersträuchern sein. Du weißt schon, dort wo der Bach durchfließt. Wenn du es findest, stecke es bitte in die Brombeeren, damit es nicht fortgeweht wird." Sturmkralle nickte verstehend, ehe er über das Gesagte nachdachte und fragte: "Welche Farbe hat es denn? Dort könnten auch noch Büschel von dem Kampf sein." Schwarzstreif sah ihm tief in die grünen Augen und er fühlte sich, als würde ihn der Blick des Katers durchbohren. "Hellbraun. Der Geruch ist sehr fahl, kaum noch zu erkennen. Du könntest dich an ihn erinnern" Sturmkralle wusste gleich, wessen Fell er dort im besten Fall vorfinden würde. "Das Fell von -" "Genau," unterbrach er ihn. "All die Blattwechsel hast du darauf aufgepasst… Ich schaue nach, ob es noch da ist. Du wartest hier und ruhst dich aus." Auf den restlichen Weg gingen ihm noch viele Gedanken durch den Kopf. "Vor wenigen Tagen hat es wieder gestürmt. Windig war es auch häufiger. Heute geht es wieder, aber es würde an ein Wunder grenzen, wenn es noch da wäre." Inzwischen stand er vor den Brombeeren und fürchtete sich vor dem Anblick. Als Schüler war er einmal hier gewesen, als er Schwarzstreif nach jenem Tag zurück ins Lager bringen sollte. Er war seiner Geruchspur bis hierher gefolgt. _______________ "Schwarzpfote? Bist du hier?" "Verschwinde Sturmpfote." "Komm schon, du sollst ins Lager zurück kommen." "Du hast leicht reden, du weist, was heute passieren sollte! Sie wird es nie miterleben!" “Ich weiß, mir tut es ja auch Leid. Du hast das alles nicht verdient." "Toll, dass bringt mir jetzt viel. Sie werden nie zurückkommen! Niemand kommt je zu mir zurück!" "Heute ist wirklich ein schwarzer Tag. Durch diesen sinnlosen Kampf sind so viele gestorben…" "Noch mehr? Reicht sie etwa nicht?!" "Anscheinend nicht. Du kennst den Bachclan ja." "Wer ist sonst noch…" "Außer ihr sind Funkenpelz, Silberflügel und Apfeljunges gestorben. Es gibt auch einige verletzte." "Warum hasst der Sternenclan mich nur so sehr!" ______________ Auf der Lichtung angekommen untersuchte er alles sehr genau. Er will Schwarzstreif wenigstens diesen kleinen Trost gönnen! Aber auf dem Moos war nichts außer zusammengetretenen Blumen und Moos. Der Fuchsgeruch hing in der Luft, aber er ist inzwischen fahl. Er suchte auch die Sträucher genau ab, aber da war nichts. Er suchte noch einmal den ganzen Boden ab, prüfte mehrmals die Luft. Immer und immer wieder. Sturmkralle versuchte seine Gedanken an die vergangene Zeit abzuschütteln, wollte sich nur auf die Suche konzentrieren. Ganz gelang es ihm nicht. "Er hat bereits so viele verloren. Schwarzstreif hat es nicht verdient, dass jetzt sein einziges Andenken an seine halbwegs schönen Zeiten verschwunden ist. Der Bachclan hat uns damals beschuldigt, dass wir eine seiner Königinnen getötet haben." Er starrte auf das rauschende Wasser des Baches. "Damals wurde ein Junges verwaist. Ein Junges, das sich hier und jetzt nach Rache sehnt. Pantherstern könnte jederzeit angreifen. Vermutlich plant er schon etwas. Der Tod von Streifenschweif ist schon lange her, aber so etwas vergisst kein Junges. Es kommt ihm wahrscheinlich sehr gelegen, das sich Pinienstern bald dem Sternenclan anschließt und ich darf dann den Clan gegen ihn verteidigen." Langsam ging er nun auf die Lücke zwischen den Sträuchern zu. Ein letztes mal schaute Sturmkralle auf die Lichtung zurück. Inzwischen glaubte er nicht mehr an das Wunder. *Sturmkralle, hier. Hier* Der zweite Anführer zuckte vor Schreck zusammen. "Was?!" Er drehte sich noch einmal um und rannte zurück auf die Lichtung. "Diese Stimme. Ich kenne diese Stimme. Es ist schon etwas länger her, aber dennoch!" Angestrengt suchte er die Lichtung ganz genau mit seinen Augen ab. *Schau, hier.* Eine leichte Brise schien ihm den Weg zu zeigen. Sein langes Fell wehte auf den Bach zu und er folgte. *Hier, Sturmkralle!* Es führte ihn tatsächlich zum Bach. Der Wind flaute ab und er stand mit den Vorderpfoten im kalten Wasser. Sturmkralle hasste es, wenn sein Pelz nass wurde, aber er nahm es diesmal in Kauf. Nun, da er so ungefähr wusste, wo das Fellbüschel sein könnte, suchte er den Bachlauf sehr genau ab. "Da!" Auf dem anderen Ufer hing ein abgebrochener Zweig ins Wasser. Zwischen den Ästen hatte sich etwas kleines, braunes verfangen. Sturmkralle bereitete sich mental auf den Weg durch das Wasser vor. "Sollte ich versuchen hindurch zu waten oder einfach springen? Wenn ich springe, könnte ich ausrutschen und dadurch noch nasser werden. Außerdem könnte ich mich verletzen und mein Clan braucht mich jetzt gesund. Ich sollte besser hindurch waten, aber …" Unsicher ging er auf und ab. Gedankengänge rasten in seine Kopf hin und her. *Er wartet auf dich, Sturmkralle* "Ich weiß, ich weiß! Ich mach ja schon!" Sturmkralle watete schnell in das kalte Nass und versuchte, vorsichtig den Bach zu durchqueren. Schritt für Schritt tastete er sich vor, übervorsichtig nicht auszurutschen. Als er nach einer gefühlten Ewigkeit am Zweig angekommen war, reckte er sich so sehr, das er fast das Gleichgewicht verlor. Endlich erreichte er das Fellbüschel und nahm es behutsam ins Maul. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)