Ruf der Sterne von Wolfsfeuer ================================================================================ Kapitel 9: Rot auf Grün ----------------------- Schwarzstreif humpelte durch den Wald. Seine Muskeln brannten wie Feuer. Einige Wunden, die über die Zeit eine Kruste gebildet hatten, gingen auf. Frisches Blut ran auf den Waldboden. Nun meldete sich auch noch sein Magen zu Wort. Erschöpft brach er zusammen. Die Schwarzbeeren, auf die er fiel, stachen in seine Wunden. Er kämpfte um sein Bewusstsein. "Die Hälfte habe ich schon. Ich muss-" Er erstarrte, als er ein graues Wesen vor sich sah, dass sich über die letzten Schwarzbeeren dieses Jahres hermachte. Nun bemerkte es auch den verwundeten Kater und ging neugierig auf ihn zu. Schwarzstreif sah in die schwarzen Augen des Tieres. Es schien eine Maske zu tragen und sein gestreifter, buschiger Schweif wedelte hin und her. Es beschnupperte ihn neugierig, ehe es inne hielt und eilig die Flucht ergriff. Schwarzstreif blickte ihm kurz nach, ehe er seine Ohren in die entgegengesetzte Richtung stellte und lauschte. Pfotenschritte kamen immer näher, sie behielten ein gleichmäßiges Tempo bei. Langsam, aber doch geschwind bewegten sich Katzen durch den Wald. Schwarzstreif schleppte sich mit Höllenqualen unter einen Farnstrauch und hoffte, er würde ihn vor den Blicken der Katzen schützen. Angestrengt horchte er wieder und erkannte einen bestimmten Rhythmus. Während einige Schritte leichtfüßig über den Boden sprangen, waren einige dabei, die plump auf dem Boden aufkamen. Er kannte diese Geräusche. Es gab nur eine Katze, die diese Laute beim Laufen von sich gab. Sturmkralle! Er musste eine Patrouille in seine Richtung geschickt haben. Nun, da er wusste, mit wem er es zu tun hatte, presste er sich noch mehr in den Boden und ignorierte die stechenden Schmerzen. "Nicht so schnell, Fleckenpfote!" Sturmkralle musste sich abmühen, halbwegs mit seinem aufgeregten Schüler mit zu halten. "Aber was ist, wenn er in Gefahr ist?!" Windpfote funkelte ihn amüsiert an. "Du dummer Fellball. Wenn wir so schnell laufen, übersehen wir ihn noch. Meinst du etwa das er hungrig und verletzt so schnell vorankommt?" "Guter Einwand, Windpfote. Wir könnten bereits an ihm vorbei gelaufen sein." Plötzlich hielt die kleine, braune Schülerin inne. "Was ist das für ein Geruch?" Sturmkralle prüfte ebenfalls die Luft, ehe er antwotete: "Waschbär. Nichts Besonderes, deren Geruch bei Beeren aufzufinden." Fleckenpfote trat unruhig von einer Pfote auf die andere, während seine Mitschülerin an den Pflanzen schnupperte. "Was jagen Wachbären denn?", fragte sie skeptisch. Fleckenpfote sah sie genervt an. "Beeren, Käfer und so etwas. Jagen kann man das wohl nicht nennen. Können wir jetzt weiter?" Er wurde immer ungeduldiger. Sturmkralle beachtete seinen Schüler nicht und musterte Windpfotes ängstlichen Blick. "Wachbären tun Katzen nichts. Warum die Sorge?" Sie sah auf und flüsterte: "Hier ist frisches Blut und der Geruch von Waschbär und Schwarzstreif." Die Beiden Kater erstarrten und sprangen zu ihr. "Seit leise, vielleicht ist hier etwas", befahl Sturmkralle. Die zwei Schüler folgten und gingen in eine Verteidigungshaltung. Schwarzstreif bemühte sich, möglichst leise zu sein, als er die Drei nicht mehr hörte. Sie hatten sein Blut entdeckt und fürchteten sich wohl, dass er angegriffen wurde. Wenn er sie in dem Glauben ließe, würde der zweite Anführer wohl seine Schülerin losschicken um Verstärkung anzufordern. Er war nicht kräftig genug um sich unbemerkt wegschleichen zu können und bald würden sie die Gegend absuchen. Er saß in der Falle. Während er scharf über eine Lösung nachdachte, erstarrte er vor Schreck. Sein Magen meldete sich langsam aber sicher zu Wort. Bald würden auch die anderen sein Magenknurren bemerken und wenn sie es nicht als solches erkannten, würden sie ihn wohl für einen Gegner halten. *Knurr* Sturmkralle wies die Schüler mit einen Schwanzzeichen auf, ruhig zu bleiben. Mit den Ohren zeigte er auf einen Farnstrauch in der Nähe und signalisierte Fleckenpfote, sich anzuschleichen. Er selbst wollte ihre Position mit seinem Humpeln nicht verraten, ebenso wollte er die unerfahrene Windpfote nicht ins Ungewisse schicken. Am liebsten hätte er noch einen Krieger bei sich gehabt. Er sah gebannt zu, wie sein Schüler zum Sprung ansetzte und kurz darauf zwischen den Wedeln verschwand. Wütende Kampfgeräusche erklangen und die zwei anderen liefen auf das Gesträuch zu und hörten kurz darauf, wie die Geräusche verstummten und nur noch ein wütendes knurren zu hören war. Als Sturmkralle durch die Farnwedel brach, stolperte er fast über seinen Schüler. Fleckenpfotes Augen waren mit einer Mischung aus Erleichterung und Schock weit aufgerissen und er sah den verletzten Kater an. Sturmkralle baute sich herrausfordernd über dem weißen Kater auf, der bewegungslos am Boden lag und tief knurrte. Schwarzstreif sah zu dem zweiten Anführer auf. Dieser hielt seinen Blick stand. "Windpfote, Fleckenpfote, geht jagen. Schwarzstreif wird hungrig sein und braucht Kraft für den Rückweg." Die zwei Schüler beeilten sich, erschrocken von Sturmkralles ungewohnten kühlen Ton. Als sie außer Hörweite waren, funkelten sich die beiden Krieger weiter an. "Was sollte das denn bitte!? Es ist schon Blattfall und du Mausehirn solltest besser bis zur Blattleere wieder gesund sein! Aber nein, du verschwindest einfach so aus den Lager und wir finden dich schon wieder schwer verletzt auf! Also noch einmal, Was sollte das!" Er sah Schwarzstreif wütend an und schnappte nach seiner Schimpftirade nach Luft. Dieser wich seinem Blick aus und murmelte etwas undeutlich vor sich hin. "Was hast du gesagt? Ich verstehe dich nicht!" Sturmkralle kochte inzwischen vor Wut. Nun sah ihm Schwarzstreif in die Augen. "Was ich hier mache, geht nur mich etwas an!", knurrte er. "Ach so, wenn sich ein Krieger in Lebensgefahr bringt, geht das also nur ihn etwas an. Ich verstehe, den Clan, den er versorgen muss und die Schülerin, die er eigentlich ausbilden sollte, geht das also nichts an!" "Wenn ich sterbe, geht es die anderen vielleicht etwas an. Warum ich verschwinde, ist meine Sache! Woher soll ich den bitte erahnen, das meine Wunden nach vier Tagen wieder aufgehen?! Sehe ich aus wie ein Heiler?" Darauf sah ihn der Stellvertreter zornig an. "Ich hohle Spinnenweben, du solltest nicht noch mehr Blut verlieren. Ich respektiere zwar deine Privatsphäre, aber das du dadurch fast draufgehst, ist etwas anderes. Mach dich auf eine Wache neben deinem Nest gefasst, solange du noch im Krankenstand bist." Mit diesen Worten sprang er außer Sichtweite. ***** Schwarzstreif schlang die Beute, die die Schüler gebracht haben, mit gierigen Bissen hinunter, während seine Wunden von der Patrouille mit Spinnenweben versorgt wurden. Wieder halbwegs bei Kräften hievte er sich mit aller Kraft auf und humpelte in die entgegengesetzte Richtung in die seine Eskorte wollte. "Schwarzstreif, was soll das! Bist du jetzt schon so verwirrt, das du nicht mehr weißt, wo das Lager ist?" Sturmkralle musste die größte Wut vor den Jungtieren unterdrücken. Er erfüllt immerhin eine Vorbildfunktion. Schwarzstreif blickte kurz über seine Schulter. "Ich weiß wohin ich will." Die zwei Krieger schauten sich einige Herzschläge lang an. Die Schüler blickten von einem Kater zum anderen. "Windpfote, Fleckenpfote, geht schon einmal vor." Sturmkralles Stimme hörte sich gequält ruhig an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)