Ruf der Sterne von Wolfsfeuer ================================================================================ Kapitel 4: Morgenstund hat Pfote im Mund ---------------------------------------- Schwarzstreif wartete am Lagerausgang auf Stachelherz. Sie mussten so früh auf Patrouille, dass noch nicht einmal die Vögel ihr Morgenlied zwitscherten. Pinienstern hatte darauf bestanden, dass sie noch vor den ersten Sonnenstrahlen bei der Grenze sein mussten. Er hatte Stachelherz bereits geweckt, aber der brauchte wie immer etwas, um aus seinem Nest herraus zu kommen.   Der graue Kater trat nun aus dem Kriegerbau und stolperte benommen auf Schwarzstreif zu. "Als ob die Morgenpatrouille nicht schon schlimm genug wäre. Nein, wir müssen die Grenze zum Gewitterclan anscheinend ohne Grund in aller Frühe abgehen. Anzeichen auf irgendetwas hat es ja auch nicht gegeben. Für was ist das alles gut!" fluchte der stachlige Kater vor sich hin. "Wir haben noch etwas Zeit, ich frage Pinienstern auf was wir Ausschau halten sollen, während du dich bemühst etwas wacher zu werden." Mit diesen Worten trottete der weiße Kater zum Anführerbau. Er trat ohne Worte ein und stieß den Anführer grob in die Seite. Dieser schreckte auf und bekam sogleich das Maul gestopft. "Ich bin es. Der Krieger den du zu dieser Zeit auf Patrouille schicken willst. Sei leise oder der ganze Clan wacht auf", sprach der Krieger unfreundlich. Pinienstern blinzelte ein paar mal verwirrt, ehe er begriff und nickte.   Schwarzstreif nahm seine Pfote aus seinen Maul und fragte sogleich empört: "Also sag schon, warum schickt man mich und Stachelherz so früh zur Grenze des Gewitterclans?" "Das würde ich auch gerne wissen! Welcher idiotische Fellball hatte diese grenzgeniale Idee euch beide zu so einer Zeit auf so eine sinnlose Patrouille zu schicken!" Das Fell des Anführers sträubte sich vor Wut. Schwarzstreif knurrte nur vor sich hin. "Frage ich mich auch. Was würdest du denn mit diesem Scherzbold tun?", fragte der weiße Kater genervt, aber mit gewissen Hintergedanken. "Na auf jeden Fall sollte sich derjenige vor dem ganzen Clan bei euch für diesen schlechten Scherz entschuldigen. Und danach sollte er am besten … ähm… ein paar Mal hintereinander Nachtwache halten und sich um die Ältesten kümmern. Und die Große Versammlung kann er auch einmal vergessen." Schwarzstreif lachte bei diesen Worten leise in sich hinein. "Nanu? Dich habe ich ja schon lange nicht mehr Lachen gesehen. Das letzte mal war glaube ich als du Schüler warst, bis dann-" Pinienstern unterbrach sich schnell selbst und Schwarzstreif hörte sofort mit dem Lachen auf und blickte betrübt zur Seite. "Entschuldigung. Ich wollte nicht, dass alte Erinnerungen hochkommen. Ähm… Also wer ist nun der Schuldige für dieses Dilemma?" Schwarzstreif drehte sich um und ging langsam aus den Bau hinaus und drehte kurz den Kopf zurück. "Du warst das. Und du kannst Stachelherz jetzt auch erklären, warum er umsonst aufgestanden ist." Der weiße Kater lief mit gesenkten Kopf durch das Lager, direkt an Stachelherz vorbei, der seine Wäsche unterbrach und ihn verdutzt hinterherschaute.   Pinienstern versuchte ihm noch zu folgen, aber seine alten Knochen und seine Müdigkeit erlaubten es ihm nicht weiter als ein paar Fuchslängen zu laufen. Stachelherz rannte nun an die Seite des erschöpften Anführers und stützte ihn. "Pinienstern! Was ist da drinnen passiert?! So fassungslos habe ich Schwarzstreif lange nicht mehr gesehen! Er wollte doch nur nach dem Grund für die Patrouille fragen!" Überfordert von der frühen Stunde und den Geschehnissen wartete er auf eine Antwort. Pinienstern sah ihn nicht in die Augen. "Geh’ wieder schlafen. Die Patrouille war ein Irrtum", sprach er und trottete mit hängendem Schweif zurück in seinen Bau. Stachelherz sah nur verwirrt seinem Anführer hinterher, bis er einen Schritt aus dem Lager machte und in den Nadelwald starrte. __________ "Komm schon Schwarzjunges, bald wirst du Schüler! Lächle doch mal." "Ich glaube nicht, dass ich das noch kann, Silberflügel." "Ich weiß, dass die letzten Monde nicht einfach waren, doch das Leben geht weiter, mein Kleiner." "Silberflügel? Apfelpelz? Schwarzjunges? Schwalbenpfote und ich haben eure Frischbeute!" "Na endlich, kommt nur rein ihr beide, dann muss ich wenigstens nicht mehr dieses Geplapper der Beiden hier hören." "Apfelpelz, das ist nicht nett. Wisst ihr zufällig, wie es Sonnenstern geht?" "Immer noch nicht besser, fürchte ich. Sie ist immer noch nicht aus ihrem Bau gekommen und Buchenstreif weicht nicht von ihrer Seite. Pinienpelz fürchtet schon das schlimmste." __________   Die Morgenpatrouille verließ gerade das Lager. Einige Krieger sahen verwirrt über ihre Schulter. Der zweite Anführer und eine braun getigerte Katze huschten von einer Seite zur anderen. Sturmkralle suchte das ganze Lager ab. Farnfuß unterstützte ihn so gut wie sie konnte. "Weiß wirklich keiner wo er ist? Gestern ging er doch noch früher schlafen!", knurrte der zweite Anführer besorgt. "Was ist, wenn er abgehauen ist? Es war nun wirklich nicht nett von Pinienstern, ihm Windpfote als Schülerin zu geben. Hast du gesehen, wie wütend er geschaut hat?" Bei Farnfuß’ Worten drehte sich Sturmkralle wütend um. "Das würde er doch niemals machen! Du weißt, das er Fleckenpfote niemals alleine lassen würde."   "Wer lässt mich niemals alleine? Und was sucht ihr so früh den?" Fleckenpfotes Stimme ließ die zwei Krieger erstarren. "Ähm… Warum bist du den so früh schon auf den Pfoten, Fleckenpfote?", fragte Sturmkralle seinen Schüler. "Ihr seit nicht gerade Leise und außerdem sind wir zwei, Schwawrzstreif und Windpfote für die Jagt eingeteilt", sprach der kleine Kater unsicher. "Genau, gut das du schon wach bist, nur leider, ähm, fühlt sich Schwarzstreif nicht so gut. Deswegen gehen wir drei jetzt schnell auf Patrouille. Farnfuß, du sagst bitte Pinienstern Bescheid." Sturmkralle blickte sie bittend an und die Kriegerin nickte knapp.   Sie lief auf die Silbertanne zu und schaute sich noch einmal unsicher um, ehe sie ihren Kopf in den Bau streckte. "Pinienstern? Psst, Pinienstern, darf ich herein kommen?", zischte sie in den Anführerbau. Der alte Kater murmelte etwas vor sich hin, bis er ihr Einlass gewährte. "Was ist denn. Das ist schon das heute schon das zweite mal, dass ich geweckt wurde. Also sprich", krächzte er. "Schwarzstreif ist verschwunden. Sturmkralle und ich haben das ganze Lager abgesucht, aber er ist nicht aufzufinden!" Farnfuß versuchte nicht, ihre Verzweiflung und Sorgen zu unterdrücken. Pinienstern sah schuldbewusst an der Kriegerin vorbei. "Ich dachte, er würde gleich wieder kommen…" "Du weißt es bereits?" Sie sah ihren Anführer verdutzt an. "Beruhige dich Farnfuß, er ist ein erwachsener Kater." ________________ "Schwarzpfote! Schwarzpfote! Schwarzpfote!" "Glückwunsch zu deinem ersten Schüler, Funkenpelz. Der wird eine Herrausforderung. Hoffen wir, dass deine gute Laune auf ihn abfärbt. Ich weiß nicht mal mehr, wann er das letzte mal gelacht hat"   "Glückwunsch Schwarzpfote! Jetzt bist du endlich ein Schüler und wir können jetzt zusammen trainieren!" __________________   "Pinienstern! Weißt du etwa, wo er ist?! Wir müssen ihn finden! Fleckenpfote ist schon ganz krank vor Sorge!" Sturmkralle knurrte Pinienstern vor dem aufgewühlten Clan an. Schwarzstreifs plötzliches Verschwinden ließ viele Besorgt umherlaufen. "Nein, ich weiß es nicht, woher denn auch!", knurrte der Anführer zurück. "Was ist, wenn ein Fuchs im Lager war!" "Oder ein Dachs!" "Bitte nicht! Meine Jungen!" Sturmkralle brachte die Zwischenrufe des Clans mit einen Schwanzschnipsen zum schweigen. "Was ist denn hier los? Ist irgendetwas passiert?" hallte Stachelherz’ laute Stimme durch das Lager. "Schwarzstreif ist verschwunden!", klärte Farnfuß ihn mit zittriger Stimme auf. "Er ist noch nicht zurück?! Das ist nicht gut", jaulte der graue Kater. "Weißt du etwas, was wir nicht wissen, Stachelherz?" Er wurde nun von einigen Katzen umringt. "Pinienstern wollte uns heute auf Patrouille schicken. Noch vor den ersten Sonnenstrahlen sollten wir bei der Grenze zum Gewitterclan sein. Ich weiß nur noch, wie er in Pinensterns Bau gegangen ist und danach total aufgewühlt aus den Lager gerannt ist." "Pinienstern, was ist denn passiert?" "Was hast du gemacht?" "Das ist kein gutes Zeichen" ______________ "Hallo Wellenpfote! Schön dich wieder zu sehen! Das ist Schwarzpfote." "Schwarzpfote? Wohl eher Riesenpfote! So groß wie der ist. Warum ist er mir noch nie auf einer Großen Versammlung aufgefallen?" "Das ist seine erste. Er ist vor kurzen erst zum Schüler ernannt worden." "Wirklich? wie alt ist er denn bitte? Und kann er auch reden?" "Sechs Monde." "Du kannst ja reden! Und mit sechs Monden schon so groß! Du solltest dich wirklich in Riesenpfote umbenennen lassen!" ________________   Der alte Kater drückte sich auf den Boden. Er wollte am liebsten im Boden versinken. "Pinienstern. Ich frage dich jetzt noch einmal. Also, was ist passiert." Sturmkralle wurde langsam ungeduldig. Der alte Anführer wurde immer unberechenbarer. Das wusste bereits fast jeder im Clan. Sie hätten ein Problem, wenn das ein anderer Clan erfahren würde. "Mir ist vielleicht etwas herrausgerutscht, was ihn eventuell an seine Vergangenheit erinnert hat." Der braune Kater blickte beschämt zur Seite, während der Clan noch unruhiger wurde. "Wir müssen ihn finden! Wer weiß, auf welche Gedanken er kommt! Schwarzstreif ist alles zu zutrauen wenn er wieder eine solche Phase haben sollte!" Sturmkralle teilte schnell Suchtrupps ein. "Grauherz?", fragte die kleine braune Katze ihre Mutter. "Ja, Windpfote". Sie sah ihre Tochter besorgt an. "Was ist so schlimm an seiner Vergangenheit. Und welche Phasen?" "Ach Windpfote. Ich weiß nicht alles über seine Vergangenheit, keiner redet gern darüber." ______________ "Wie konntet ihr es nur wagen, Streifenschweif zu töten! Sie hatte Junge!" "Wir haben eure Königin nicht getötet!" "Lügner! An ihr haftete der Geruch des Nachtclans! Versucht gar nicht erst, es zu leugnen!" "Wir wissen nichts davon!" "Das ist nicht wahr! Bachclan, zum Angriff!" "Was zum -! Na gut, wenn du es so haben willst, Nachtclan, Angriff!" ______________   Das rauschende Wasser des Baches beruhigte ihn ungemein. Er ließ sich auf das weiche Moos fallen. Die Siebensterne wogen rhythmisch im Wind. Sein Zufluchtsort. Er stand wieder kurz auf und holte etwas braunes Fell aus den Brombeersträuchern, dass sich dort verfangen hatte. "Ach meine Liebe, wärst wenigstens du noch hier." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)