Ruf der Sterne von Wolfsfeuer ================================================================================ Prolog: Die Prophezeiung ------------------------ Amselschwinge schreckte auf. Eben war er noch im Heilerbau gewesen und hatte seine Kräuter sortiert. Er wollte sich auf die Suche nach mehr Bilsenkraut machen, da es langsam rar wurde. Und jetzt war er von einem Moment auf den anderen in einer unbekannten Gegend. Es war dunkel aber er konnte die Umrisse einer Felsformation erkennen, die er irgendwo schon einmal gesehen hatte. Das Gras unter seinen Pfoten fühlte sich ungewohnt an. Amselschwinge waren das Laub und die weichen Nadeln seiner Heimat lieber. "Könnte das eine Prophezeiung vom Sternenclan sein? Die letzte ist schon eine Weile her…" Plötzlich hörte er etwas neben sich. Er sah sich geschockt um, bereit sich mit seinen wenigen Kampftechniken, die er beherrschte, zu verteidigen. Angestrengt versuchte er, die Gestalt auszumachen. Während der schwarze Kater mit seinen blauen Augen die Gegend um sich herum musterte, bemühte er sich gleichzeitig einen Geruch zu wittern. Amselschwinge entspannte sich etwas, als er den Geruch erkannte. Nun, da ihm bewusst war, mit was er es zu tun hatte, wusste der kleine schwarze Kater auch, wo er suchen musste. Seine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit angepasst und so war es ein leichtes, den Verantwortlichen für das Geräusch ausfindig zu machen. "Da! Dieses schwarze Gefieder würde ich überall erkennen!" Eine Amsel, aber was hält sie im Schnabel? Er musterte seinen Namensgeber genauer. "Eine Pflanze? Nur welche?" Er ließ sich in ein ungeübtes Jagdkauern fallen und näherte sich langsam dem Vogel. Das Letzte was er wollte, war den Vogel aufzuschrecken. Amselschwinge sah nun die gelben Blüten und die zackigen Blätter, die er überall wiedererkennenwürde. Bilsenkraut! Auf einmal wurde er von einem hellen, weißen Licht geblendet. Die Amsel schreckte auf und ergriff die Flucht. Als er wieder etwas erkennen konnte, schreckte er zurück, als er vier weiße Flammen neben sich sah. Nur irgendetwas war eigenartig, außer der Tatsache, dass die Flammen weiß waren. Über so etwas wunderte er sich schon längst nicht mehr. Nein, das seltsame war, dass die Flammen weder Wärme ausstrahlten, noch das Gras Feuer fing. Plötzlich schnellten die Flammen nach vorne. Von dieser unerwarteten Bewegung aus, lief Amselschwinge reflexartig einige Fuchslängen nach hinten. Als er sich wieder gefangen hatte und die eigenartige Feuerbrunst erneut musterte, erkannte der schwarze Kater, das die Flammen sich ähnlich elegant wie die Pfoten einer Katze bewegten. Sie liefen der Amsel hinterher und diese schien sich an die Anwesenheit der weißen Feuersbrunst unter sich gewöhnt zu haben. Sie flog nun entspannt über ihre eigenartigen Begleiter her und blickte oft nach unten um sich zu vergewissern, dass diese ihr noch folgten. Amselschwinge sah dem Treiben noch einige Herzschläge lang hinterher, ehe er zu Fallen schien. Erstaunlicherweise landete er nicht. Es war, als würde er in der Luft schweben. Noch unsicher ob er sich bewegen sollte, erschienen vor ihm die Geister seiner Ahnen, deren Pelze leicht durchscheinend waren. Die Sterne in ihren Pelzen verleiten ihnen die typische Eleganz, Schönheit und Weisheit einer Sternenclan Katze. Sein Blick traf die erste Katze in der Reihe, die seinen Blick jedoch nicht erwiderte. Sie sah, wie jede der erschienenen Geisterkatzen, stur geradeaus und schien keine Notiz von dem Heiler zu nehmen. Amselschwinge musterte nun den Pelz der Katze genauer und versuchte ihren Namen zu erraten. Ihr Pelz war goldgelb mit einem kaum sichtbaren Tigermuster. Er konnte sich nicht an so eine Katze erinnern und sah sich den nächsten Ahnen in der langen Reihe an. Ein großer, roter Kater, dessen durchdringenden, gelben Augen ins Nichts zu starren schienen. Amselschwinge kam nicht darum herum, die Ähnlichkeit zu der vorherigen zu bemerken. "Sind die Zwei verwandt?" Nun musterte er die erste Katze noch genauer. In ihrem schönen Pelz fiel ihm schließlich ein einzelner, kleiner Makel auf. Ein Zeh ihrer linken Vorderpfote stach herraus. Er war vernarbt und war leicht verbogen. "Ich erinnere mich, dass die Ältesten von so einer Katze immer geschwärmt haben. Aber wie hieß sie? Ich weiß nur, dass sie einst Anführerin war." Amselschwinge versuchte sich an die Geschichten aus seiner Jungenzeit zu erinnern. Er grub in seinen Erinnerungen, bis er sich vage an einen Gesprächsfetzen klammerte. _______________ "Viele haben sich aufgeregt, Kleiner." "Und du hast wirklich noch nie was von diesem Skandal gehört?" "Nein?! Die Katzen von heute wissen nichts mehr über ihre Geschichte!" "Haselbart! Er ist gerademal 3 Monde alt! Er kann so etwas noch nicht wissen!" "Er hätte auch einfach seine Mutter fragen können!" "Haselbart!" "Entschuldige Amseljunges, ich vergaß. Jedenfalls wählte Abendstern seine Tochter, damals noch Sonnenschweif, als zweite Anführerin" _________________ "Abendstern! Dann muss die erste Katze Sonnenstern sein!" Nun sah er sich die anderen Katzen an und ihre Namen fielen ihm ein, ohne das er sie jemals gekannt hatte. "Dornenstern, Schattenstern, Lichtstern … Woher kenne ich ihre ganzen Namen? Moment! Das sind alle Anführer des Nachtclans! Nur welchen Sinn hat das alles?" Nun bildete sich eine weitere Silhouette vor den anderen. Langsam nahm sie Gestalt an, nur war sie noch nicht vollendet. Es fehlte nur noch ein kleines Bisschen. Neugierig schaute Amselschwinge den neuen Umriss an. Je länger er sie anstarrte, desto vertrauter wurde sie. Er erschauderte, als er den Neuankömmling erkannte. "Pinienstern!? Bedeutet das, dass er sein achtes Leben verloren hat?" Plötzlich wurde alles für den Bruchteil einer Sekunde schwarz und als er wieder etwas erkennen konnte, war Piniensterns Umriss genau so deutlich wie die anderen und vor dem alten Anführer hatte sich noch ein Kater eingereiht. "Sturmkralle!" Der derzeitige zweite Anführer war leicht an seiner bösartig verbogenen Vorderpfote und seinen Langen, grauen Fell zu erkennen. Es wurde immer schwärzer um ihn herum. Die Pelze der Sternenclan Krieger leuchteten noch etwas und Amselschwinge erkannte nun die durchdringenden, gelben Augen über den Anführern. Amselschwinge sprang zurück. Er befand sich wieder im Heilerbau. Der vertraute, festgetretene Boden und die weichen Nadeln unter seinen Pfoten beruhigten ihn langsam. Er trat aus seinem leeren Bau hinaus und trottete gedankenverloren umher. Er zuckte geschockt zusammen, als er in irgendetwas, oder besser gesagt, irgendjemanden hineinlief. "Pass doch auf wo du hinläufst, du dummer Fellball!", hörte er eine genervte, grimmige und schlechtgelaunte Stimme, die er nur in äußerst seltenen Fällen hörte. Amselschwinge blickte auf und sah vor sich einen riesigen, weißen Kater mit schwarzen Ohren, großen, schwarzen Pfoten und einem schwarzen Streif, der von seiner Stirn bis an sein Schweifende ging. Er brauchte eine Sekunde um zu realisieren, in wen er hineingerannt war, da der große Weiße nur in sehr seltenen Fällen und nur mit wenigen Katzen sprach. Amselschwinge war innerlich froh darüber, das er keiner derjenigen war. Der Kater drehte seinen großen Kopf zu ihm und der schwarze Kater sah in stechend gelbe Augen, als auch sein gegenüber ihn ebenfalls erkannte. "Amselschwinge! Ich habe dich bei deiner Größe für so ein nerviges, kleines Junge gehalten. Pass gefälligst besser auf, wo du hinläufst!", sprach der miesgelaunte Kater in einen genervten Tonfall. Er versuchte nicht einmal, seine schlechte Laune zu überspielen. "Wenn ich irgendwann einmal ein Kraut für gute Laune finde, wird Schwarzstreif als Erster davon probieren dürfen", dachte sich Amselschwinge belustigt. "Aber... Diese Augen …" Er wurde sofort aus diesem Gedankengang gerissen, als ein gehetzter, grauer Kater ins Lager stürmte und eine schlimmer Botschaft verkündete: "Wir wurden an der Grenze vom Bachclan angegriffen", er brauchte einen Moment um Luft zu holen und die richtigen Worte zu finden, "Pinienstern hat ein Leben verloren". Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)